Martin de Azpilcueta: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Martin de Azpilcueta''' (Martinus Navarrus)
 
'''Martin de Azpilcueta''' (Martinus Navarrus)
(* [[13. Dezember]] [[1491]][?] in Barásoain (Navarra); † [[21. Juni]] [[1586]] in [[Rom]]) war ein spanischer Rechtsgelehrter und Augustiner-Eremit.
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(* [[13. Dezember]] [[1491]][?] in Barásoain (Navarra); † [[21. Juni]] [[1586]] in [[Rom]]) war ein spanischer Rechtsgelehrter und [[Augustiner]]-Eremit.
  
 
== Leben ==
 
== Leben ==
A. ist Sproß einer Bauernfamilie, die aus dem Baztán-Tal in den nördlichen Pyrenäen stammt; sein Vater war Martín de Azpilcueta, seine Mutter María de Jaureguízar. A. begann 1509 sein Studium in Alcalá, das er in Toulouse, wo er auch zu unterrichten begann und zum Priester geweiht wurde, sowie in Cahors fortsetzte. 1524 wird A. Professor für Kanonistik an der Universität von Salamanca. Dort unterrichtete er 14 Jahre lang; zu seinen Schülern zählten Diego de Covarrubias y Leyva, Arias Pinelo, Francisco Sarmiento und Pedro Deza. 1538 folgte A. dem Ruf König Johanns III. von Portugal an die Universität von Coimbra, wo er bis 1555 lehrte. Danach kehrte A. nach Navarra zurück. Als der Erzbischof von Toledo und Beichtvater Philipps II., Bartholomäus von Carranza, von der Inquisition wegen angeblicher protestantischer Positionen angeklagt wurde, übernahm A. 1577 in Rom dessen Verteidigung und konnte einen Freispruch erwirken. A. blieb bis zu seinem Tod in Rom, wo er neben umfangreichen Berater- und Gutachtertätigkeiten für verschiedene Tribunale der Inquisition und der Sacra Poenitentiaria Gewissensrat der Päpste Pius V., Gregor XIII. und Sixtus V. war. -
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Martin de Azpilcueta war Sproß einer Bauernfamilie, die aus dem Baztán-Tal in den nördlichen Pyrenäen stammt; sein Vater war Martín de Azpilcueta, seine Mutter María de Jaureguízar. Azpilcueta begann 1509 sein Studium in Alcalá, das er in Toulouse, wo er auch zu unterrichten begann und zum Priester geweiht wurde, sowie in Cahors fortsetzte. 1524 wird Azpilcueta Professor für Kanonistik an der Universität von [[Salamanca]]. Dort unterrichtete er 14 Jahre lang; zu seinen Schülern zählten [[Diego de Covarrubias y Leyva]], [[Arias Pinelo]], [[Francisco Sarmiento]] und [[Pedro Deza]]. 1538 folgte Azpilcueta dem Ruf König [[Johanns III.]] von Portugal an die Universität von [[Coimbra]], wo er bis 1555 lehrte. Danach kehrte er nach Navarra zurück. Als der [[Erzbischof]] von [[Toledo]] und [[Beichtvater]] [[Philipps II.]], [[Bartholomäus von Carranza]], von der [[Inquisition]] wegen angeblicher protestantischer Positionen angeklagt wurde, übernahm Azpilcueta 1577 in Rom dessen Verteidigung und konnte einen Freispruch erwirken. Azpilcueta blieb bis zu seinem Tod in Rom, wo er neben umfangreichen Berater- und Gutachtertätigkeiten für verschiedene Tribunale der Inquisition und der [[Sacra Poenitentiaria]] Gewissensrat der Päpste [[Pius V.]], [[Gregor XIII.]] und [[Sixtus V.]] war.
  
 
== Werk ==
 
== Werk ==
A. gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen seiner Zeit. Als Vertreter der spätscholastischen Schule von Salamanca ist dem Kanonisten an einer Transformation christlicher Glaubensdogmen in justiziable Rechtsprinzipien gelegen. So bereitet er die Idee einer Kopplung theologischer Schuld- mit weltlicher Straflehre vor, wie sie von seinem Schüler Covarrubias y Leyva später umfassend ausgearbeitet wurde. Große Bedeutung hatte er für die Praxis der Kirchengerichte (Consiliorum seu responsorum, 5 Bde.). Zudem hinterließ A. zahlreiche Kommentare zum kanonischen Recht (Strafrecht sowie Erb- und Familienrecht). A.s Comentario resolutorio de Cambios gilt als Beitrag zur Entwicklung der Geldmengentheorie, dem eine wichtige Rolle bei der Begründung der klassischen Nationalökonomie zukommt.
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Azpilcueta gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen seiner Zeit. Als Vertreter der spätscholastischen [[Schule von Salamanca]] ist dem Kanonisten an einer Transformation christlicher Glaubensdogmen in justiziable Rechtsprinzipien gelegen. So bereitet er die Idee einer Kopplung theologischer Schuld- mit weltlicher Straflehre vor, wie sie von seinem Schüler Covarrubias y Leyva später umfassend ausgearbeitet wurde. Große Bedeutung hatte er für die Praxis der Kirchengerichte (''Consiliorum seu responsorum'', 5 Bde.). Zudem hinterließ Azpilcueta zahlreiche Kommentare zum kanonischen Recht (Strafrecht sowie Erb- und Familienrecht). Azpilcuetas ''Comentario resolutorio de Cambios'' gilt als Beitrag zur Entwicklung der Geldmengentheorie, dem eine wichtige Rolle bei der Begründung der klassischen Nationalökonomie zukommt.
  
 
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* [http://www.kirchenlexikon.de/a/azpilcueta_m.shtml] in: ''[[Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon]]'' (BBKL)
  
 
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Version vom 28. Dezember 2009, 08:53 Uhr

Martin de Azpilcueta (Martinus Navarrus) (* 13. Dezember 1491[?] in Barásoain (Navarra); † 21. Juni 1586 in Rom) war ein spanischer Rechtsgelehrter und Augustiner-Eremit.

Leben

Martin de Azpilcueta war Sproß einer Bauernfamilie, die aus dem Baztán-Tal in den nördlichen Pyrenäen stammt; sein Vater war Martín de Azpilcueta, seine Mutter María de Jaureguízar. Azpilcueta begann 1509 sein Studium in Alcalá, das er in Toulouse, wo er auch zu unterrichten begann und zum Priester geweiht wurde, sowie in Cahors fortsetzte. 1524 wird Azpilcueta Professor für Kanonistik an der Universität von Salamanca. Dort unterrichtete er 14 Jahre lang; zu seinen Schülern zählten Diego de Covarrubias y Leyva, Arias Pinelo, Francisco Sarmiento und Pedro Deza. 1538 folgte Azpilcueta dem Ruf König Johanns III. von Portugal an die Universität von Coimbra, wo er bis 1555 lehrte. Danach kehrte er nach Navarra zurück. Als der Erzbischof von Toledo und Beichtvater Philipps II., Bartholomäus von Carranza, von der Inquisition wegen angeblicher protestantischer Positionen angeklagt wurde, übernahm Azpilcueta 1577 in Rom dessen Verteidigung und konnte einen Freispruch erwirken. Azpilcueta blieb bis zu seinem Tod in Rom, wo er neben umfangreichen Berater- und Gutachtertätigkeiten für verschiedene Tribunale der Inquisition und der Sacra Poenitentiaria Gewissensrat der Päpste Pius V., Gregor XIII. und Sixtus V. war.

Werk

Azpilcueta gilt als einer der wichtigsten Intellektuellen seiner Zeit. Als Vertreter der spätscholastischen Schule von Salamanca ist dem Kanonisten an einer Transformation christlicher Glaubensdogmen in justiziable Rechtsprinzipien gelegen. So bereitet er die Idee einer Kopplung theologischer Schuld- mit weltlicher Straflehre vor, wie sie von seinem Schüler Covarrubias y Leyva später umfassend ausgearbeitet wurde. Große Bedeutung hatte er für die Praxis der Kirchengerichte (Consiliorum seu responsorum, 5 Bde.). Zudem hinterließ Azpilcueta zahlreiche Kommentare zum kanonischen Recht (Strafrecht sowie Erb- und Familienrecht). Azpilcuetas Comentario resolutorio de Cambios gilt als Beitrag zur Entwicklung der Geldmengentheorie, dem eine wichtige Rolle bei der Begründung der klassischen Nationalökonomie zukommt.

Einzelausgaben

  • Manual de Confesores y Penitentes (1553)
  • Comentario resolutorio de Cambios (1556)
  • De redditibus beneficiorum Ecclesiaticorum (1566)
  • De Usura et Simonia (1569)
  • Additiones al Manual de Confesores y Penitentes (1569)

Gesamtausgaben

  • Compendium horum omnium Navarri operum. Venedig 1598.

Literatur

M. Arigita y Lasa, El doctor navarro don M. d. A. y sus obras: estudio histórico crítico. Pamplona 1998 A. S. Brett, Liberty, Right and Nature: Individual Rights in later Scholastic Thought. Cambridge 1997

  • M. Grice-Hutchinson, Early Economic Thought in Spain. 1177-1740. London 1978
  • M. Kaufmann / R. Schnepf (Hg.), Politische Metaphysik. Die Entstehung moderner Rechtskonzeptionen in der spanischen Scholastik. Frankfurt am Main 2007
  • H. Maihold, Strafe für fremde Schuld? Die Systematisierung des Strafbegriffs in der Spanischen Spätscholastik und Naturrechtslehre. Köln 2005
  • R. Martínez Tapia, Filosofía política y derecho en el pensamiento del siglo XVI: el canonista M. d. A. Granada 1997
  • F. Merzbacher, A. und Covarruvias, in: G. Köbler et al. (Hg.): Recht, Staat, Kirche. Ausgewählte Aufsätze. Wien 1989
  • A. P. Monahan, From Personal Duties Towards Personal Rights: Late Medieval and Early Modern Political Thought, 1300-1600. Montreal 1994
  • R. Muñoz de Juana, Moral y economía en la obra de M. d. A. Navarra 1998
  • H. de Olóriz Azparre, Nueva biografía del doctor D. M. d. A. y enumeración de sus obras. Pamplona 1998
  • J. M. Recondo, El Doctor navarro don M. d. A. Pamplona 1987
  • F. Schaffstein, Die Europäische Strafrechtswissenschaft im Zeitalter des Humanismus. Göttingen 1954
  • K. Seelmann, Theologie und Jurisprudenz an der Schwelle zur Moderne. Die Geburt des neuzeitlichen Naturrechts in der iberischen Spätscholastik. Baden-Baden 1997
  • E. Tejero, Martín de Azpilcueta y Erasmo de Rotterdam, in: AHI 1.1992, S. 237-256.
  • B. Tierney, The Idea of Natural Rights: Studies on Natural Rights, Natural Law, and Curch Law 1150-1625. Cambridge 1997

Weblinks