Marie-Joseph Lagrange

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Der Jurist und Theologe Albert Lagrange (1855-1938), als Dominkaner mit dem Ordensnamen Marie-Joseph bekannt geworden, gilt als Begründer der katholischen Bibelwissenschaft. Er gründete mit anderen zusammen 1890 die Ecole biblique in Jerusalem und wurde 1903 von Papst Leo XIII. zum Konsultor des neu gegründeten päpstlichen Bibelinstituts berufen. Im Jahr 1988 wurde für ihn das Seligsprechungsverfahren eröffnet.

P. Lagrange gehört überdies zu den wichtigsten Zeugen der Krise um den Modernismus und zu deren wichtigen Überwindern. Indem er die historisch-kritische Exegese erst auf eigentlich wissenschaftliche Grundlagen stellte, läuterte er einerseits ihre bis dahin allzu spekulative Herangehensweise an die biblische Frage. Andererseits eröffnete er auf der Grundlage gewissenhafter archäologischer, historischer und textkritischer Forschung der Versöhnung von Bibel und Dogma den Weg.

Während die exegese allemande, von einem bestimmten Weltbild des 18. Jahrhunderts ausgehend (Reimarus + 1768), den so gen. "historischen" Jesus aus dem Text der Bibel herauszufiltern versuchte (wodurch es heute so viele Jesusportraits wie "Exegeten" gibt), unterstellte Lagrange die Wahrheit des biblischen Berichts und suchte danach, diese Wahrheit vor Ort bestätigt zu finden. Die bisherigen Arbeitsergebnisse der von Lagrange begründeten Schule deuten darauf hin, dass nicht ein einzigfes historisches Faktum dem biblischen Bericht entgegensteht. Die Wissenschaft hat, zum Erstaunen der gesamten theologischen Öffentlichkeit, nichts gefunden, was die Evangelien der Lüge überführen könnte. Die Schlussfolgerung aber, auch dem Osterbericht zu glauben, wird zu keinem Zeitpunkt wissenschaftlich herzuleiten sein.

Literatur

M.-J. Lagange O.P., M. Loisy et le modernisme, Paris 1932.