Krise durch sexuellen Missbrauch

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
#default =bibleserver.com">EU }})

Zu einer Krise für die katholische Kirche wurde der massenhafte sexuelle Missbrauch von Kindern und schutzbefohlenen Erwachsenen durch Priester, Bischöfe und kirchliche Mitarbeiter, der seit Anfang der 2000er-Jahre in zahlreichen Ländern bekannt wurde.

Der Problemkomplex erstreckt sich auf sexuelle Handlungen an Kindern vor der Pubertät ("Pädophilie", von griech. παῖς pais „Knabe, Kind“ und φιλία philia „Freundschaft, Neigung“), auf homosexuelle Handlungen an pubertären Jungen ("Ephebophilie", von griech έφηβος éphebos „Jüngling, junger Mann“ und -philie) wie auch an pubertären Mädchen ("Parthenophilie", von gr. παρθένος parthénos „Jungfrau“ und -philie), darüberhinaus aber auch an schutzbefohlenen Erwachsenen, wie behinderten, gebrechlichen oder kranken Personen.

Zunehmend als Skandal erweist es sich, dass offenbar in zahlreichen Ortskirchen und im Vatikan die Fälle sexuellen Missbrauchs von hohen Kirchenführern verharmlost oder sogar vertuscht wurden. Papst Franziskus verurteilte dies 2014 scharf und bezeichnete solches Verhalten als "Mittäterschaft"; Personen werfen ihm allerdings vor, er habe selbst ähnlich gehandelt und handele erst bei medialem Druck.<ref>Schock: Nuntius sagt, Franziskus hat bei Kardinal McCarrick vertuscht! Kath.net am 26 August 2018; Botschafterwitwe erhebt schwere Vorwürfe gegen Kardinal Maradiaga Kath.net am 13. April 2019.</ref> Auch seine beiden Vorgänger waren möglicherweise in Vertuschungsprozesse verwickelt.

Reichweite des Missbrauchs

Bereits seit den 1980er-Jahren waren in verschiedenen Ländern Fälle sexuellen Missbrauchs im Bereich katholischer Diözesen und Orden bekannt geworden, in größerem Umfang in Irland und den USA. Die Rechtslage in den einzelnen Staaten und die Reaktionen der örtlichen Kirchenleitung waren uneinheitlich. In mehreren Fällen waren missbrauchte Kinder zu Schweigegelübden verpflichtet worden; Priester, die als Täter bekanntgeworden waren, wurden lediglich an einen anderen Ort versetzt oder mit einer seelsorglichen Aufgabe betraut, bei der sie keinen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen hatten. In zahlreichen Fällen wurden Täter von Bischöfen oder Ordensoberen gedeckt, wie der irische Prämonstratenser P. Brendan Smyth, der innerhalb von 40 Jahren rund 90 Kinder missbrauchte.

Maßgeblich ist seit 2001 das Motu proprio Sacramentorum sanctitatis tutela von Papst Johannes Paul II. vom 30. April 2001 als allgemeinkirchliche Regelung. Die Verantwortlichkeit für entsprechende Delikte von Priestern ging in der römischen Kirchenleitung von der Kleruskongregation auf die Glaubenskongregation über.

Der mexikanische Priester Marcial Maciel, Gründer der Legionäre Christi, legte nach einer kirchlichen Untersuchung wegen Vorwürfen des langjährigen sexuellen Missbrauchs im Mai 2006 auf Anweisung der Glaubenskongregation alle Ämter nieder und zog sich zu einem Leben des Gebetes und der Buße zurück. Er genoss die besondere Wertschätzung von Papst Johannes Paul II.. Das Treffen des Papstes mit Maciel im Jahr 2004 bezeichnete der frühere Privatsekretär von Johannes Paul II., Erzbischof Stanislaw Dziwisz, als einen Fehler und ein Beispiel für schwere Kommunikationsmängel in der römischen Kurie.

Während der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. als Erzbischof von München und Freising wurde ein pädophiler Priester jahrelang im Erzbistum in der Seelsorge eingesetzt. Der damalige Generalvikar Kardinal Ratzingers, Gerhard Gruber, übernahm später dafür die volle Verantwortung; gegenüber Vertrauten erklärte er jedoch, er sei dazu vom Ordinariat eindringlich "gebeten" worden, um den inzwischen zum Papst gewählten Erzbischof "aus der Schusslinie zu nehmen".<ref>spiegel.de: Missbrauchssklandal in der Kirche: Papst sollte aqus der Schusslinie genommen werden, 17. April 2010.</ref>

Der Vatikan hat 2014 den polnischen Erzbischof und Nuntius Józef Wesolowski wegen Kindesmissbrauchs aus dem Klerikerstand entlassen. Im November 2015 wurde öffentlich bekannt, dass der frühere Bischof von Hildesheim, Heinrich Maria Janssen († 1988) zwischen 1958 und 1963 einen anfangs 10-jährigen Ministranten „regelmäßig“ und "unter Ausnutzung der bischöflichen Autorität und Stellung" sexuell missbraucht haben soll.<ref>Erstmals Missbrauchsvorwurf gegen katholischen deutschen Bischof. kath.net vom 6. November 2015</ref> Die Vorwürfe wurden jedoch später von einer Arbeitsgruppe untersucht und für unglaubwürdig befunden.<ref>Ein Schritt zurück ins rechte Licht, rp-online, 26. November 2016, abgerufen am 12. April 2017.</ref>

Im März 2018 entzog ein päpstliches Tribunal nach entsprechender Untersuchung in einem kanonischen Gerichtsverfahren dem Erzbischof von Agaña auf der US-amerikanischen Südseeinsel Guam, dem Kapuziner Anthony Sablan Apuron wegen Kindesmissbrauchs sein Amt und verbot ihm, auf dem Gebiet seines früheren Erzbistums zu leben.<ref>vaticannews.va:Vatikan/USA: Christine Seuss: Kirchengericht entlässt Erzbischof wegen Kindesmissbrauchs. 16. März 2018.</ref> Der australische Kurienkardinal George Pell muss sich seit 2017 in Melbourne wegen Missbrauchsvorwürfen vor Gericht verantworten; sein Amt als Vatikan-Finanzchef lässt er vorerst ruhen.

Besonders weitreichend war der Fall des emeritierten Erzbischofs von Washington (Vereinigte Staaten), Theodore Edgar McCarrick (* 1930). Nach dem Vorwurf, er habe ihm untergebene Seminaristen und Priesteranwärter sexuell ausgebeutet, untersagte ihm Papst Franziskus im Juni 2018, öffentlich priesterliche Aufgaben wahrzunehmen. McCarrick, der am 21. Februar 2001 von Papst Johannes Paul II. im selben Konsistorium wie Jorge Mario Bergoglio, dem späteren Papst Franziskus, zum Kardinal kreiert worden war, gab diese Würde am 27. Juli 2018 zurück; Papst Franziskus gab dem schon am nächsten Tag statt und entzog ihm das Kardinalat.

An zwei vom Benediktinerorden geführten Schulen in Großbritannien (Ampleforth, Grafschaft North Yorkshire und Downside, Somerset) wurden über 40 Jahre hinweg Kinder sexuell missbraucht, wie am 9. August 2018 bekannt wurde. Die jüngsten der Opfer waren sieben Jahre alt. An den Vorfällen waren auch Ordensmitglieder beteiligt. Nach Aussagen von Betroffenen habe es zudem eine „Kultur der Akzeptanz" und eine „eklatante Offenheit" von missbräuchlichem Verhalten bis hin zu sadistischen Praktiken gegeben; die Täter hätten ihre sexuellen Interessen nicht versteckt und ihre Opfer zum Teil vor den Augen ihrer Mitschüler missbraucht. Nach außern hin sei das Treiben systematisch vertuscht worden; der Ruf der Schule habe stets Vorrang vor dem Schutz der Kinder gehabt.<ref>vaticannews.va: Großbritannien: Missbrauch Ordensschulen Ampleforth Downside, 10. AQugust 2018.</ref>

Am 15. August 2018 wurde bekannt, dass im US-Staat Pennsylvania die Ermittlungsbehörden sexuellen Missbrauch an rund 1000 Kindern aufdeckten, der während eines Zeitraums von 70 Jahren von mehr als 300 namentlich genannten katholischen, zölibatär lebenden Priestern begangen wurde. Die Delikte seien durch ranghohe Kirchenobere in Pennsylvania und bis in den Vatikan hinein jahrzehntelang vertuscht worden, so dass für die Mehrzahl der Taten die Täter nicht mehr belangt werden können. Das Kölner domradio nannte Einzelheiten: "In der Diözese Pittsburgh habe sich eine Gruppe von vier Priestern gemeinsam an Jungen vergangen - einen sollen sie gezwungen haben, in einem Pfarrhaus nackt die Pose Jesu am Kreuz einzunehmen. Dem Bericht zufolge vergewaltigten und schwängerten Priester junge Mädchen. In einem Fall sei eine Abtreibung arrangiert worden. Der zuständige Bischof habe anschließend sein Mitgefühl ausgedrückt - nicht mit dem Opfer, sondern mit dem Priester."<ref>domradio.de: Erschütternde Missbrauchsvorwürfe katholischer US-Kirche, 15. August 2018.</ref>

In einer von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen und im September 2018 veröffentlichten Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" wurden 38.156 Personalakten aus den 27 deutschen Bistümern für die Zeit zwischen 1946 und 2014 ausgewertet. Demnach gab es bei 1.670 Klerikern (4,4, Prozent) Hinweise auf Beschuldigungen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Darunter waren 1.429 Diözesanpriester (5,1 Prozent aller Diözesanpriester), 159 Ordenspriester (2,1 Prozent) und 24 hauptamtliche Diakone (1,0 Prozent). Bei 54 Prozent der Beschuldigten lagen Hinweise auf ein einziges Opfer vor, bei 42,3 Prozent Hinweise auf mehrere Betroffene zwischen 2 und 44, der Durchschnitt lag bei 2,5. 3.677 Kinder und Jugendliche sind als Opfer dieser Taten dokumentiert; 62,8 Prozent von ihnen waren männlich, 34,9 Prozent weiblich, bei 2,3 Prozent fehlten Angaben zum Geschlecht.

Das deutliche Überwiegen männlicher Betroffener unterscheidet sich nach Angaben der Forscher vom sexuellen Missbrauch an Minderjährigen in nicht-kirchlichen Zusammenhängen. Die in der Studie ermittelte Zahl von 3.677 Betroffenen spiegelt, so die Forscher, nur das sogenannte "Hellfeld" wider; aus der Dunkelfeldforschung des sexuellen Missbrauchs sei bekannt, dass die Zahl der tatsächlich betroffenen Personen deutlich höher liege.<ref>Deutschland: 3.677 Opfer von Geistlichen missbraucht Katholisch.de am 12. September 2018; domradio.de: Ergebnisse der Studie über Missbrauch in der katholischen Kirche (nach kna, 25. September 2018); dbk.de: MGH-Studie gesamt, S. 252 und 255.</ref>

Der Psychiater, Theologe und Mitglied im Päpstlichen Dikasterium für Familie und Laien Manfred Lütz übte Ende September 2018 scharfe Kritik an der Studie zu Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche in Deutschland: Die Studie sei "leider spektakulär misslungen!", man gewinne den Eindruck, "dass nicht die Wissenschaftler, sondern andere Kräfte beauftragt worden sind, alle nicht datengestützten, aber medienwirksamen Aussagen der Studie plakativ zusammenzufassen." Wer die ganze Studie liest, ist befremdet vom unwissenschaftlichen Stil weiter Passagen, von feuilletonistischen und anekdotischen Bemerkungen und vom fast vollständigen Mangel an wissenschaftlich-kritischer Diskussion der Ergebnisse. Er erhellte dabei die Problematik des Zustandekommens der Studie.<ref>"Leider spektakulär misslungen!" Kath.net am 25. September 2018</ref>Er erneuerte seine Kritik kurz vor Weihnachten 2018 und forderte Konsequenzen. Er sagte wörtlich: „Es ist in Teilen der schlechteste wissenschaftliche Text, den ich je gelesen habe.“ „Zwei der sieben Teile sind sehr gut, aber die fünf anderen Teile sind völlig schiefgegangen“, so Lütz. „Ich bin inzwischen der Meinung, es wäre tatsächlich besser, es würde eine staatliche Untersuchung stattfinden, ähnlich wie in Australien: Objektiv, auf gutem, wissenschaftlichen Niveau, auch transparenter.“ Man müsste mit führenden Forschern klären, was jetzt wirklich seriös ist an der Studie – und was nicht. Und dann echte Konsequenzen ziehen. Außerdem klagten Opfer darüber, dass jetzt wieder dauernd über Zölibat, Frauenpriestertum und diese üblichen Kirchenthemen geredet werde. „Davon haben die Opfer nichts!“ Es gebe inzwischen „eine zweite Opfergruppe, und das sind unschuldig Beschuldigte“. „Das ist auch ganz schrecklich für diese Menschen. Man müsste die Aussagepsychologie bei unklaren Beschuldigungen einbeziehen.“ Lobend hebt er hervor, dass in Deutschland mehr als in anderen gesellschaftlichen Bereichen und mehr als in vielen Teilen der Weltkirche getan wurde, vor allem in der Prävention.<ref>Deutschland: Lütz für eine staatliche Missbrauchs-Untersuchung Vatican News am 21. Dezember 2018</ref>

382 Kinder und Jugendliche seien in Polen laut den Akten zwischen 1990 und Juni 2018 von sexuellen Übergriffen betroffen gewesen, teilte die Bischofskonferenz am 14. März 2019 in Warschau zum Abschluss ihrer Frühjahrsvollversammlung mit. 198 der Betroffenen waren demnach unter 15 Jahre alt. Zudem gebe es 243 „unbestätigte Opfer". 58,4 Prozent aller 625 in der Studie erwähnten Minderjährigen sind den Angaben zufolge männlich, 41,6 Prozent weiblich. In drei Vierteln der Fälle, deren absolute Zahl nicht mitgeteilt wurde, seien die kirchlichen Prozesse gegen die Geistlichen bereits abgeschlossen. Dabei sei jeder vierte Priester aus dem Klerikerstand entlassen worden. Weitere 40 Prozent wurden nach Angaben der Bischofskonferenz suspendiert, ermahnt oder ihnen wurde verboten, mit Minderjährigen zu arbeiten. Zehn Prozent der Geistlichen seien freigesprochen worden.<ref>382 Fälle: Polens Kirche legt Zahlen zu Missbrauch vor Vatican News am 15. März 2019</ref>

Ursache für den sexuellen Missbrauch

Papst Benedikt XVI. diagnostierte in der Weihnachtsansprache an Kardinalskollegium 2010 den kirchlichen Missbrauchsskandals so: "In den 70er Jahren wurde Pädophilie als etwas durchaus dem Menschen und auch dem Kind Gemäßes theoretisiert. Dies aber war Teil einer grundlegenden Perversion des Konzepts von Ethos. Es wurde – auch bis in die katholische Theologie hinein – behauptet, das in sich Böse gebe es so wenig, wie es das an sich Gute gebe. Es gebe nur ‘besser als’ und ‘schlechter als’. Nichts sei in sich gut oder schlecht. Alles hänge von den Umständen und von der Zwecksetzung ab. Je nach den Zwecken und Umständen könne alles gut oder auch schlecht sein. Moral wird durch ein Kalkül der Folgen ersetzt und hört damit auf, als solche zu bestehen. Die Folgen dieser Theorien sind heute offenkundig.”<ref>ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI. BEIM WEIHNACHTSEMPFANG FÜR DAS KARDINALSKOLLEGIUM UND DIE MITGLIEDER DER RÖMISCHEN KURIE SOWIE DES GOVERNATORATS, "Sala Regia", Apostolischer Palast Montag, 20. Dezember 2010.</ref>

Kardinal Gerhard Müller erklärte am 5. Oktober 2018, dass das Problem des Missbrauchs in der Kirche nicht Klerikalismus oder Pädophilie sind, sondern Homosexualität: „Die überwiegende Mehrheit der Opfer von Missbräuchen durch Kleriker sind keine Kinder, sondern Teenager und ältere Menschen. Jeder Angriff gegen das sechste Gebot ist eine Todsünde. 80 Prozent und mehr der Opfer sind Jungen im Alter von 14 Jahren und älter, sie sind homosexuelle Anschläge, keine pädophile."<ref>Kardinal Müller: Papst soll Versöhnung mit Erzbischof Viganò suchen! Kath.net am 5. Oktober 2018</ref> Die Homophilen spielen sich als die zu Unrecht Beschuldigten auf ("den Homosexuellen wird die Schuld am Kindesmissbrauch in die Schuhe geschoben, wo es doch der Klerikalismus ist"), d.h. man will das sakramentale Priestertum mit der Missbrauchskrise aus den Angeln heben. Es ist klar, dass diese Verbrechen instrumentalisiert werden, um eine andere Agenda zu befördern.<ref>Aber zuerst müssen wir dem Willen Gottes gehorsam sein Kath.net am 22. Dezember 2018</ref> Im Interview mit Maike Hickson sagte er im November 2018: "Der Ursprung der gesamten Krise liegt in einer Verweltlichung der Kirche und in einer Reduktion des Priesters auf einen Funktionär. Wenn Bischöfe die Kirche säkularisieren wollen, damit sie nicht mehr als unbequeme Mahner und Leute von gestern dastehen wollen, dann müssen sie schnellstmöglich natürlich die Wahrheit des Dogmas und die Prinzipien der Moral zu unerreichbaren Ideen und Normen erklären, die nicht mehr mit ihrer Lebenswirklichkeit übereinstimmen. Letztlich ist es der Atheismus, der sich in der Kirche breitgemacht hat. In diesem Ungeist wird die Offenbarung in Glaube und Moral an die "Welt ohne Gott" angepasst, so dass sie einem Leben nach den eigen Lüsten und Bedürfnissen nicht mehr im Wege steht. Nur etwa 5% der Täter werden als krankhaft pädophil eingeschätzt, während die große Masse der Täter freiwillentlich aus Unmoral das 6. Gebot des Dekalogs mit Füßen getreten und sich so blasphemisch über den heiligen Willen Gottes hinweggesetzt haben."<ref>„In krisenhafter USA-Situation müssen wir einen klaren Kopf behalten“ Kath.net am 22. November 2018</ref>

Jordi Bertomeu Farnòs, ein spanischer Priester in der Abteilung der Glaubenskongregation die Fälle von Missbrauch durch Kleriker untersucht, schreibt im Dezember 2019: Es gebe keinen Beweis dafür, dass der Zölibat mit sexuellem Missbrauch durch Kleriker in Zusammenhang stehe. Der Zölibat sei für die moderne Gesellschaft oft nicht verständlich. In einer „hemmungslosen und erotisierten Gesellschaft“ würde der Zölibat als schädliche Lebensform erscheinen. Er erscheine als „dauernde Selbstzensur sexueller Wünsche“, der zu psychischen Problemen führe, die schließlich in die Pädophilie führten. Der Zölibat sei immer „gegenkulturell“ gewesen, in unserer Zeit sei er es ganz besonders. Auch gebe es keine wissenschaftliche Grundlage für die Behauptung, dass eine Ehe das abweichende Verhalten der im Verhältnis zur Gesamtzahl wenigen Priester verhindert hätte. Betrachte man die Missbrauchsfälle insgesamt, dann stelle sich heraus, dass die meisten Täter verheiratete Männer seien. Andere christliche und nichtchristliche Religionsgemeinschaften, die keine zölibatären, geweihten Priester hätten, würden zeigen, dass die ehelose Lebensform nichts mit dem Missbrauch zu tun habe. In seinem Artikel verweist er auf die Unity Church of Australia, eine Gemeinschaft mit 240.000 Mitgliedern. Sie habe keine Hierarchie, sondern wähle ihren Klerus auch aus verheirateten Männern und Frauen. Trotzdem sei sie in die Schlagzeilen gekommen, weil es 2.500 Fälle von Missbrauch gegeben habe.
Die Glaubenskongregation habe ungefähr 6.000 Fälle sexuellen Missbrauchs aus der ganzen Welt erhalten. Die Glaubenskongregation nehme zur Kenntnis, dass in 80 Prozent der Missbrauchsfällen Männer die Täter und Jungen oder junge Männer die Opfer gewesen seien. Trotzdem warne sie davor, in der Homosexualität per se eine Disposition zum Missbrauch zu sehen. Es gebe keinen direkten Zusammenhang zwischen Homosexualität und Pädophilie. Dennoch sei festzustellen, dass es bestimmte homosexuelle Subkulturen gebe, die typisch für bestimmte Gruppen von Klerikern sei und in manchen Seminaren und Noviziaten präsent gewesen sei. Diese Subkultur, die aktive Homosexualität toleriert habe, könne zu Pädophilie führen. Die Hirten der Kirche seien aufgerufen, wachsam zu sein und durch ihr Beispiel, aber auch mit disziplinären Maßnahmen die ihnen anvertrauten Kleriker zu einem keuschen Leben anzuhalten.<ref>Glaubenskongregation: Kein Zusammenhang Zölibat – Missbrauch Kath.net am 19. Dezember 2019</ref>

Es gibt nach dem Experten Hans Zollner keinen kausalen Zusammenhang zwischen Zölibat und sexuellen Missbrauch“. 95 Prozent der Missbrauchsfälle werden von Mitgliedern der eigenen Familie begangen und zu 99,9 Prozent von Menschen, die nicht zölibatär leben.<ref>Kein kausaler Zusammenhang zwischen Zölibat und Missbrauch“ Kath.net am 10. September 2018</ref>

Vertuschung, Verharmlosung und Täterschutz

Über den zahlenmäßigen Anteil echter Pädophilie unter den Fällen, die seit 2001 in Rom bearbeitet wurden, äußerte sich der vatikanische Strafverfolger Charles Scicluna auf Nachfrage, ob es 3.000 Fälle von pädophilen Priestern gebe: "So kann man das korrekterweise nicht sagen. Wir können sagen, dass es sich grosso modo in sechzig Prozent dieser Fälle vor allem um Akte von Ephebophilie handelt, das heißt: Akte, die mit dem sexuellen Hingezogensein zu Heranwachsenden desselben Geschlechts zusammenhängen.

Weitere dreißig Prozent beziehen sich auf heterosexuelle Beziehungen; und zehn Prozent sind tatsächlich Akte der Pädophilie, also bestimmt durch das sexuelle Hingezogensein zu Kindern im vorpubertären Alter. Die Fälle von Priestern, die der Pädophilie im strengen Sinn des Wortes beschuldigt werden, sind also etwa dreihundert binnen neun Jahren."<ref>Scicluna (Link, dt.) auf der Vatikanseite</ref>

Damit wird suggeriert, dass von Priestern begangene Ephebophilie ein geringfügigeres Laster sei als Pädophilie; Ephebophilie bei Priestern wird somit verharmlost. Die Deutsche Bischofskonferenz weitete inzwischen den Kreis von vor Missbrauch zu schützender Personen auf "erwachsene Schutzbefohlene" aus: "behinderte, gebrechliche oder kranke Personen, gegenüber denen Kleriker, Ordensangehörige und andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine besondere Sorgepflicht haben, weil sie ihrer Fürsorge oder Obhut anvertraut sind und bei denen aufgrund ihrer Schutz- und Hilfebedürftigkeit eine besondere Gefährdung besteht". (Leitlinien A.3., 16. September 2013)

Die Katholische Enzyklopädie kathpedia.com behandelte das Thema "Kindesmissbrauch" von 2010 bis 2014 unter dem irreführenden Titel "Medienkrise 2010" ("vulgo Missbrauchsskandal").<ref>[1]</ref> Solche Versuche kirchlicher Kreise, die Krise der Berichterstattung säkularer Nachrichtenorgane anzulasten mit der Behauptung, diese wollten durch Skandalisierung und einseitige Berichterstattung die Katholische Kirche und den Papst schädigen, verurteilte Papst Franziskus am 7. Juni 2014 scharf. Bei einer heiligen Messe mit Missbrauchsopfern im Vatikan sagte der Papst: "Ich bitte auch dafür um Vergebung, dass Kirchenverantwortliche es unterlassen haben, angemessen auf Berichte über Missbrauch zu reagieren." Dieses Verhalten habe zu noch mehr Leid geführt und das Risiko für andere Minderjährige vergrößert.<ref>Franziskus trifft Missbrauchsopfer Kath.net am 7. Juli 2014</ref> Die Verbrechen seien lange "verheimlicht und vertuscht worden, durch eine Mittäterschaft, die nicht zu erklären ist". Kurienkardinal Walter Kasper sprach von einem innerkirchlichen „Paradigmenwechsel“: „Es gab mal eine Zeit, in der Priester gedeckt wurden; jetzt sieht man die Dinge von der Perspektive der Opfer her. Das müssen wir so halten - das ist ein Wandel der Kirche.“<ref>Corriere della sera, 25. September 2014.</ref>

Priester, die wegen sexuellen Missbrauchs in der Kirche verurteilt wurden, kamen in einem möglichen kanonischen Berufungsverfahren offensichtlich in den Genuß einer deutlichen Strafreduzierung. Dies berichtet das "Wallstreet Journal" (WSJ) vor Weihnachten 2018. Laut der Zeitung ist Papst Franziskus für die milden Strafen verantwortlich und hat dies völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit angeordnet. Dadurch zog sich Franziskus Kritik von einigen anderen Bischöfen zu, die eine harte Linie fahren wollten. Laut dem WSJ wird dadurch derzeit bei mindestens ein Drittel der Fälle die Strafe reduziert. Laut der Zeitung hat im Jahr 2017 Kardinal Sean Patrick O’Malley, der Vorsitzende der Päpstlichen Kinderschutzkommission, dies deutlich kritisiert, möglicherweise ein Grund, warum er als Hauptverantwortlicher des Vatikans zum Thema "Missbrauch" beim Vorbereitungstreffen für den Missbrauchsgipfel im Februar 2019 völlig übergangen wurde. Scharfe Kritik an Franziskus gibt es in der Zeitung auch von Marie Collins, dem bekanntesten Missbrauchsopfer Irlands. Sie meinte gegenüber der Zeitung, dass diese Maßnahmen von Franziskus allem widersprechen, was er versprochen habe.<ref>Missbrauch: Umstrittene Anordnung von Franziskus Kath.net am 27. Dezember 2018</ref>

In Zusammenhang mit einem Missbrauchsskandal nahm Papst Franziskus den angegriffenen chilenischen Bischof Juan Barros in Schutz. Diesem wurde vorgeworfen, von dem sexuellen Missbrauch des Priesters Fernando Karadimas gewusst zu haben. Der Papst ernannte Barros Anfang 2015 vom Militärbischof zum Oberhirten derDiözese Osorno in Chiles. Es gebe "keinen einzigen Beweis" gegen den Bischof, sagte Franziskus am 22. Januar 2018 in Chile. "Alles ist Verleumdung. Ist das klar?", sagte der Papst.<ref>Papst nennt Vorwürfe gegen chilenischen Bischof "Verleumdung" Kath.net am 18. Januar 2018</ref> Kardinal Seán Patrick O’Malley, der Vorsitzende der päpstlichen Kinderschutzkommission, kritisierte den Papst dafür.<ref>katholisch.de: Die schlimmste Papstreise von allen Katholisch.de am 25. Januar 2018.</ref> Papst Franziskus hat in einem Brief an die Bischöfe von Chile vom 8. April 2018 eigene Fehler im Umgang mit den sexuellen Missbrauchsfällen bei chilenischen Klerikern eingeräumt.<ref>'Ernste Fehler' und 'Traurigkeit und Schande' Kath.net am 12. April 2018</ref> Nach Gesprächen mit dem Papst im Mai 2018 boten am 18. Mai 2018 alle chilenischen Bischöfe, Papst Franziskus ihren Amtsverzicht an.<ref>Alle Bischöfe von Chile reichen geschlossen ihren Rücktritt ein Kath.net am 18. Mai 2018</ref> Der Rücktritt von Juan Barroso wurde vom Papst angenommen.<ref>Vertuschung: Papst nimmt Rücktritt von acht Bischöfen Chiles an Kath.net am 11. Juni 2018,</ref> Der Erzbischof Francisco Cox Huneeus und Bischof Marco Antonio Ordenes Fernandez wurden wegen sexuellen Missbrauchs aus dem Klerikerstand entlassen.<ref>Papst laisiert zwei Bischöfe wegen Missbrauchs! Kath.net am 13. Oktober 2018</ref>

Der Jesuit P. Hans Zollner, Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, beklagte im Februar 2018, dass viele ost- und südeuropäische Ortskirchen dem Thema des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche auswichen.<ref>Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin, 68. Jahrgang, Nr. 7, 18. Februar 2018, S. 8.</ref> Die Mitglieder der Chilenischen Bischofskonferenz boten im Mai 2018 Papst Franziskus ihren Rücktritt an, nachdem er ihnen wegen des Umgangs mit einem Missbrauchsskandal schwere Vorwürfe gemacht hatte.<ref>zeit.de: Sexueller Missbrauch Chile, 18. Mai 2018.</ref>

Erzbischof Carlo Maria Viganò, der von 2011 bis 2016 Nuntius in Washington D.C. gewesen war. schreibt In einem elfseitigen Statement, das er für den 25. August 2018 an mehrere Medien gegeben hatte, dass bereits Papst Benedikt XVI. Ende der ersten Dekade des neuen Jahrtausends „Kardinal McCarrick ähnliche Sanktionen auferlegt hatte, wie sie ihm jetzt durch Papst Franziskus auferlegt wurden“. Viganò berichtete, dass er Papst Franziskus über diese Sanktionen 2013 persönlich informiert („gesagt“] habe. Trotzdem habe Papst Franziskus die Sanktionen gegen den Kardinal wieder aufgehoben. Obendrein habe Franziskus Theodore McCarrick zu seinem Ratgeber erhoben, dem er vertraute [„trusted councelor“] und der ihm zu einer Reihe von Bischofsernennungen in den USA geraten habe.<ref>Schock: Nuntius sagt, Franziskus hat bei Kardinal McCarrick vertuscht! Kath.net am 26. August 2018; Übersetzung des Statements Kath.net am 2. September 2018.</ref>

"Was Viganò sagt, treffe im Prinzip zu, behaupten Stimmen aus dem Vatikan hinter vorgehaltener Hand, es sei aber in Wirklichkeit noch schlimmer." Dies schreibt Benjamin Leven in einem, umfassenden Beitrag über die Missbrauchskrise in der katholischen Kirche in der Monatszeitschrift „Herder-Korrespondenz“ im September 2018. Laut Leven fühlt man sich noch an das „Päpstliche Geheimnis“ gebunden. Die Zahl der Unzufriedenen und Kaltgestellten in der Kurie sei aber groß. Entschiede sich jemand aus dieser Fraktion dazu, „auszupacken“, bliebe im Vatikan wohl kein Stein auf dem anderen.<ref>"Was Viganò sagt, treffe im Prinzip zu..." Kath.net am 27. September 2018</ref>

"LifeSiteNews" berichtet unter Berufung eines Vatikanmitarbeiters, dass durch die Betonung des Papstes Franziskus auf "Barmherzigkeit" ein Klima geschaffen wurde, das es ermöglicht hat, dass Priester, die wegen Missbrauchsfällen sanktioniert wurden, deutlich leichter wieder ins Amt kamen, dies war ein klarer Unterschied zur Benedikt XVI., bei dem mehr als 800 Priester dauerhaft von ihren Ämtern entfernt wurden. Hochrangige Kurienmitarbeiter wussten über die Sanktionen gegenüber den US-Missbrauchs-"Kardinal" Theodore McCarrick Bescheid. "Wenn diese das wussten, musste auch Papst Franziskus das gewusst haben", so der Vatikanmitarbeiter<ref>Neue, schwere Vorwürfe gegenüber Papst Franziskus Kath.net 30. August 2018</ref>

In einem auf den 29. September 2018 datierten Schreiben ergänzt und bekräftigt Carlo Maria Viganò seine Aussagen, „dass der Papst seit mindestens dem 23. Juni 2013 von mir wusste, wie pervers und wie böse McCarrick in seinen Absichten und Handlungen war, und anstatt dass er die Maßnahmen ergriffen hätte, die jeder gute Hirte ergreifen würde, machte der Papst McCarrick zu einem seiner Hauptverantwortlichen in der Leitung der Kirche – für die Vereinigten Staaten, für die Kurie und sogar für China, wie wir diesen Tagen mit großer Besorgnis und Angst um diese Märtyrerkirche sehen.“ Er spricht Kardinal Marc Ouellet, den Präfekten der Bischofskongregation, direkt an: „Eminenz, bevor ich nach Washington aufbrach, waren Sie derjenige, der mir von den Sanktionen von Papst Benedikt gegen McCarrick erzählt hat. Sie haben zu Ihrer vollen Verfügung Schlüsseldokumente, die McCarrick und viele in der Kurie für ihre Vertuschungen belasten. Eminenz, ich bitte Sie, die Wahrheit zu bezeugen.“<ref>Ist Christus vielleicht für seinen Stellvertreter unsichtbar geworden? Kath.net am 28. September 2018</ref> Kardinal Gerhard Müller sagte, es seien keinerlei Sanktionen gegen US-Kardinal Theodore McCarrick bekannt.<ref>Kardinal Müller: Keine Sanktionen gegen McCarrick bekannt Katholisch.de am 5. Oktober 2018</ref> Auch Kardinal Marc Ouellet, der Leiter der vatikanischen Bischofskongregation, reagierte in einem offenen Brief, der am am 7. Oktober 2018 veröffentlicht wurde, auf die Vorwürfe des Ex-Diplomaten Erzbischof Viganó. Er sagte, auch wenn er Fehleinschätzungen der Kurie in Sachen Theodore McCarrick nicht ausschließt, weist er in seinem dreiseitigen Schreiben sämtliche Vorwürfe zurück. Es habe Anweisungen an McCarrick nach seiner Emeritierung gegeben, er solle wegen Vorwürfen früheren sexuellen Fehlverhaltens gegenüber erwachsenen Seminaristen ein zurückgezogenes Leben führen. Dies seien aber keine "Sanktionen" durch Papst Benedikt XVI. gewesen, die Franziskus dann aufgehoben hätte. In den Unterlagen der Kongregation fänden sich auch keine entsprechende Dokumente mit Unterschriften des einen oder des anderen Papstes. Anders als heute habe es damals nicht genügend Beweise gegeben, die eine offizielle Sanktion gerechtfertigt hätten. Auch sei in den Unterlagen, die Viganò bei seinem Amtsantritt in Washington von der Bischofskongregation mitbekommen habe, der Name McCarrick gar nicht erwähnt. Ouellet räumte ein, er frage sich heute, warum McCarrick trotz umlaufender Gerüchte in der Kirchenhierarchie so hoch habe aufsteigen können. Man müssen aber verstehen, dass päpstliche Entscheidungen stets von den Informationen abhängen, die jeweils vorlegt werden.<ref>Vatikan ruft ehemaligen Nuntius Erzbischof Viganò zur Ordnung [Kath.net]] am 7. Oktober 2018</ref> Erzbischof Carlo Maria Viganò reagierte am 19. Oktober 2018 auf das Schreiben von Kardinal Marc Ouellet, gab ein weiteres und detaillierteres Zeugnis. Wörtlich sagt er: "Kardinal Ouellet räumt die wichtigen Aussagen ein, die ich gemacht habe und auch weiterhin mache, und er bestreitet die Aussagen, die ich nicht gemacht habe." Und weiter: "Bei dem, was Kardinal Ouellet geschrieben hat, gibt es einen Punkt, den ich absolut widerlegen möchte. Der Kardinal behauptet, dass der Heilige Stuhl nur von "Gerüchten" Kenntnis hatte, die nicht ausreichend waren, um Disziplinarmaßnahmen gegen McCarrick zu rechtfertigen. Ich behaupte hingegen, dass der Heilige Stuhl von einer Vielzahl konkreter Tatsachen Kenntnis hatte und im Besitz von Beweisen ist, und dass die Verantwortlichen sich trotzdem entschieden haben, nicht einzugreifen oder daran gehindert wurden. Entschädigung der Erzdiözese Newark und der Diözese Metuchen an die Opfer des sexuellen Missbrauchs von McCarrick, die Briefe von Pater Ramsey, von Nuntius Montalvo im Jahr 2000 und von Nunitus Sambi im Jahr 2006, von Dr. Sipe im Jahr 2008, meine beiden Memoranden an die Vorgesetzten des Staatssekretariats, welche die konkreten Vorwürfe gegen McCarrick ausführlich beschrieben haben." Viganó fordert alle im Vatikan auf das Schweigen und Vertuschung zu brechen: "darüber nachzudenken, welche Entscheidung Ihr auf Eurem Sterbebett und dann vor dem gerechten Richter nicht bereuen werdet, getroffen zu haben." Ebenfalls erwähnt er "den eigentlichen Grund, warum es so viele Opfer gibt, nämlich den korrumpierenden Einfluss der Homosexualität im Klerus und in der Hierarchie" Es sei "keine Übertreibung zu sagen, dass Homosexualität zu einer Plage im Klerus geworden ist. Diese kann nur mit spirituellen Waffen ausgemerzt werden. Es ist eine enorme Heuchelei, den Missbrauch zu verurteilen und zu behaupten, man weine um die Opfer, und sich dennoch weigere, die Grundursache für so viel sexuellen Missbrauch anzugeben: die Homosexualität. Es ist Heuchelei, sich zu weigern, zuzugeben, dass diese Geißel auf eine schwere Krise im spirituellen Leben des Klerus zurückzuführen ist, und nicht die notwendigen Schritte zu unternehmen, diese zu beseitigen."<ref>Die ewige Erlösung vieler Seelen steht auf dem Spiel! Kath.net 20. Oktober 2018</ref>

Der Vatikanist des italienischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens, Aldo Valli, interpretiert auf seinem Meinungs-Blog das gegenwärtige Verhalten von Papst Franziskus angesichts der Missbrauchs- und Vertuschungsskandale, die in den USA, Chile und weiteren Länder "maximal hochgekocht" seien, indem er behauptet: „Wer nicht linientreu ist, wer nicht dem Team Franziskus beitritt, ist automatisch derjenige, der nicht die Wahrheit sucht, sondern auf Skandal und Spaltung aus ist.“<ref>Journalist: Schweigen statt Antwort, die Taktik von Papst Franziskus Kath.net am 6. September 2018</ref> Die Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin hingegen zitiert den deutschen katholischen Journalisten und Vatikankenner Jürgen Erbacher mit seiner Aussage, der Papst zeige "mit seiner gelassenen Reaktion, dass er sich durch derartige Äußerungen nicht provozieren lässt".<ref>Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin, 2. September 2018, S. 1.</ref>

Papst Franziskus lud am 12. September 2018 die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen der Welt zu einem Krisengipfel vom 21. bis 24. Februar 2019 nach Rom ein. Damit erfüllte er einen Wunsch von nicht wenigen US-Bischöfen.<ref>Franziskus lädt zum Krisengipfel nach Rom Kath.net am 12. September 2018</ref> Die US-Bischöfe wollten im Herbst 2018 eine Laienkommission schaffen, die die Aufklärungsarbeit der Bischöfe mit Missbrauchsfällen untersuchen sollte. Zudem wollten die Bischöfe der 196 US-Diözesen in Baltimore demnach auch über einen neuen Verhaltenskodex für sich selbst beraten. Auf Bitten von Papst Franziskus vom 11. November 2018, das im Februar 2019 geplante Welttreffen der Bischöfe im Vatikan (die Führung hat der Heilige Stuhl mit dem Staatssekretariat<ref>Was die Vatikan-Konferenz zur Missbrauchsaufarbeitung bringen soll Domradio im Interview mit Hans Zollner am 29. November 2018</ref>) abzuwarten, verschoben die Bischöfe den eigenen fertig vorbereiteten, energischen Maßnahmenplan gegen Missbrauch und Vertuschung (auch durch Kardinäle und Bischöfe) die Verabschiedung von regionalen Maßnahmen. Anne Barrett Doyle von der Organisation "BishopAccountability.org", die Missbrauchsopfer vertritt, erklärte, die Intervention des Vatikan sei "wirklich unglaublich". Sie wertete den Eingriff als "Versuch, selbst bescheidenen Fortschritt der US-Bischöfe zu unterdrücken".<ref>Papst bremst Maßnahmenkatalog der US-Bischöfe zu Missbrauch Katholisch.de am 12. November 2018; „Im Februar gilt es, ein weiteres römisches Fiasko zu vermeiden“ Kath.net am 6. Dezember 2018 von George Weigel</ref>

Laut der Nachrichtenagentur AP (und des ZDF ca. im September 2018) habe Papst Franziskus im Jahr 2010 als damaliger Erzbischof Bergoglio eine 2000-Seite-umfassende forensische Untersuchung finanzieren lassen, um den pädophilen Priester Julio Grassi vor dem Gefängnis zu bewahren. In der Studie wird behauptet, der Priester sei unschuldig und die Opfer würden lügen. Grassi wurde später zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, 2017 wurde das Urteil vom Obersten Gerichtshof des Landes noch einmal bestätigt. Die Agentur selbst habe beim Vatikan eine Anfrage um einen Kommentar zu der Causa gestellt, aber keine Antworten bekommen.<ref>Missbrauchsopfer von Grassi: "Ich habe gelitten und leide noch immer!" Kath.net am 19. September 2018; ZDF: Das Schweigen der Hirten </ref>

„LifeSiteNews“ erhielt, in einem Bericht vom 3. Oktober 2018, vom früheren Präfekten der Glaubenskongregation, Gerhard Kardinal Müller, ein „Ja“ auf die Frage, ob Papst Franziskus tatsächlich die Untersuchungen gegen Kardinal Cormac Murphy-O'Connor wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauch vorzeitig gestoppt habe.<ref>Medienbericht: Müller bestätigt, dass Papst Untersuchungen stoppte Kath.net am 4. Oktober 2018</ref>

Charles Morerod, der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, verfügte im Jahr 2016 die Suspendierung eines Priesters, da dieser "unerlaubte Berührungen und Slipkontrollen" tätigte. Die Glaubenskongregation nahm im Herbst 2018 die Suspendierung zurück und lässt den Geistlichen weiter als Priester aktiv sein. Begründet habe die Glaubenskongregation den Vorgang damit, dass man bei einem so alten Priester (er ist 84 Jahre alt) bei lang zurückliegenden Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs die Verjährung nicht aufhebe. Der Priester soll sich finanziell an einem Opferfond beteiligen und er darf nicht mehr mit Jugendlichen arbeiten. Die „Basler Zeitung“ kommentierte den Vorgang folgendermaßen: Papst Franziskus, „aktuell wegen Missbrauchsvertuschung unter Beschuss, fordert immer wieder eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Missbrauchspriestern. Die Zeitung fragt: Blosse Lippenbekenntnisse?“ Die Opfer seien fassungslos.<ref>Rom schont Schweizer Priester bazonline.ch am 24. November 2018</ref>

Papst Franziskus soll auf Wunsch hochrangiger Kurienmitarbeiter mehrfach Priester rehabilitiert haben, die in Zusammenhang mit Missbrauchsfälle standen. In einem speziellen Fall geht es um die Wiedereinsetzung von Don Mauro Inzoli, der Burschen missbraucht haben soll. Dieser soll 2014 mutmaßlich von Papst Franziskus nach Intervention von Kurienfreunden des Priesters (Kardinal [[Francesco Coccopalmerio] und Monsignore Vito Pinto) bei Papst Franziskus wieder in sein Amt eingesetzt worden sein. 2015 nahm Inzoli wieder an einer Familienkonferenz in der Lombardei teil. Öffentlich bekannt wurde die Sache allerdings erst, weil Inzoli 2016 von einem italienischen Gericht zu einer jahrelangen Strafe verurteilt wurde. In einem anderen Fall wollte Papst Franziskus, dass der inzwischen berüchtigten Monsignore Luigi Capozzi, ein Sekretär von Kardinal Coccoplamerio, eine Wohnung in der Glaubenskongregation bekommt. Dieses Appartement wurde nach Beschwerden von Nachbarn 2017 von der Polizei gestürmt. Dabei ist eine Homo-Party mit Kokain aufgeflogen, die von Capozzi und seinen homosexuellen Freunden durchgeführt wurde.<ref>Neue, schwere Vorwürfe gegenüber Papst Franziskus Kath.net 30. August 2018</ref>

Maßnahmen

Der Präfekt der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger hat die Frage des Missbrauchs und die Verurteilung der Täter "überhaupt als erster konsequent angegangen". Er hat Papst Johannes Paul II. "davon überzeugt, die Aufklärung dieser Fälle an der Glaubenskongregation und nicht in den Ortskirchen anzusiedeln". Zudem hat er eine kirchenrechtliche Grundlage für die Entlassung von Priestern gelegt (Hans Zollner im November 2019).<ref>Missbrauch: Jesuit Zollner nimmt Benedikt XVI. in Schutz Katholisch.de am 21. November 2019</ref>

Zahlreiche Bischofskonferenzen haben seit Bekanntwerden der Übergriffe Massnahmen zu einer schonungslosen Aufklärung und einer kritischen Überarbeitung geltender Vorschriften ergriffen. Die Deutsche Bischofskonferenz bestimmte am 25. Februar 2010 den Trierer Bischof Stephan Ackermann zum "Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger". Die seit 2002 bestehende Leitlinie "Zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" wurde im August 2010 und noch einmal im September 2013 geändert und verschärft.<ref>Pressemitteilung zu den "Leitlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker, Ordensangehörige und andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz", 16. September 2013</ref>

In den Diözesen wurden Missbrauchsbeauftragte ernannt, an die sich Opfer wenden können. Außerdem gibt es Schulungen zur Prävention gegen Kindesmissbrauch sowie zum Erkennen von Missbrauchsfällen für Seelsorger sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in kirchlichen Kindergärten, Schulen und in der Jugendarbeit.

Die Deutsche Bischofskonferenz schaltete zwischen 2010 und 2012 eine Telefonhotline. In diesem Zeitraum wurden rund 8.500 Gespräche geführt. Die Einstellung des Angebots erfolgte, da es kaum noch Anrufe gab. Eine erneute Hotline für Betroffene von sexuellem Missbrauch wird ab dem 25. September bis zum 28. September 2018 freigeschaltet sein, mit Blick auf die Präsentation der von den Bischöfen in Auftrag gegebenen Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz".<ref>Bischöfe schalten Hotline für Missbrauchsopfer frei Katholisch.de am 21. September 2018</ref> Zusätzlich zu der Telefonberatung ist im gleichen Zeitraum auch eine Internetberatung unter www.hilfe-nach-missbrauch.de.<ref>Bischöfe schalten Hotline für Missbrauchsopfer frei Katholisch.de am 21. September 2018</ref>

Anlässlich der Vorstellung der Studie im Rahmen der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 25. September 2018 wiesen die Forscher, die die Studie erstellt hatten, darauf hin, dass es naheliegend sei, "dass Merkmale und Strukturen der katholischen Kirche sexuellen Missbrauch durch Geistliche zumindest begünstigen können". "Dazu gehören der Missbrauch klerikaler Macht, aber auch der Zölibat und der Umgang mit Sexualität, insbesondere mit Homosexualität, aber auch das Sakrament der Beichte", sagte der Koordinator des Forschungskonsortiums. Die Forscher rieten dazu, den Klerikalismus - "das Bestreben, einer Religion über die religiös-geistige Einflusssphäre hinaus weltliche Macht zu verleihen und religiösen Dogmen politische Geltung und politisches Gewicht zu verschaffen" - zu überdenken. Auch solle über den Zölibat sowie die Einstellung der Kirche zur Homosexualität nachgedacht werden.<ref>domradio.de: Wie die Forscher die Zahlen der Missbrauchsstudie interpretieren, 25. September 2018.</ref> Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln, Manfred Lütz, hält die Studie jedoch für "spektakulär misslungen". Offensichtlich sei "man der Versuchung erlegen, eine Studie mit schwacher Datenbasis dadurch öffentlich zu platzieren, dass man – ohne Datenbasis – die üblichen kirchenkritischen Themen raunend oder dezidiert anspricht, was sofort für öffentliche Aufmerksamkeit sorgt." Und bilanzierend: "Wer die ganze Studie liest, ist befremdet vom unwissenschaftlichen Stil weiter Passagen, von feuilletonistischen und anekdotischen Bemerkungen und vom fast vollständigen Mangel an wissenschaftlich-kritischer Diskussion der Ergebnisse." Diese "mangelhafte Studie ist für die weitere Entwicklung deswegen kontraproduktiv, weil man befürchten muss, dass damit die Hilfe der Wissenschaft diskreditiert " werde.<ref>Leider spektakulär misslungen! Kath.net am 25. September 2018</ref>

Der Bischof von Passau, Stefan Oster, sagte am 26. September 2018 im ZDF-Morgenmagazin, der Zölibat sei in der Missbrauchsfrage "nicht das eigentliche Problem"; das Problem liege vielmehr darin, dass die Lebensform und das System der katholischen Kirche immer wieder Menschen angezogen habe, die "womöglich sexuell unreif sind und ein Problem haben und hoffen, es in der Kirche in einer solchen Struktur verdrängen zu können, sich dem nicht stellen zu müssen". Diese "unreife Disposition" in Kombination mit dem Zölibat habe womöglich Übergriffe begünstigt. Allerdings, so betonte Oster, müsse es einen "Systemwandel innerhalb der Kirche" geben. In der Vergangenheit sei es zu oft darum gegangen, die Institution Kirche zu schützen, die zum Teil als "geschlossene Männergesellschaft" agiere, und dies habe Missbrauchstaten begünstigt. Er betonte: "Wir haben nicht oder viel zu wenig auf die Betroffenen geschaut." Jetzt müsse es einen "Kulturwandel" geben und die von Missbrauch Betroffenen müssten in den Mittelpunkt gestellt werden. Bei der weiteren Aufarbeitung des Skandals setze die Deutsche Bischofskonferenz weiterhin auf unabhängige Unterstützung.<ref>domradio.de: Bischof Oster zu Missbrauchsgründen in der katholischen Kirche, 26. September 2018.</ref>

Papst Franziskus lud im Jahre 2018, alle Gläubigen auf der ganzen Welt ein, während des gesamten Marienmonats Oktober täglich den Rosenkranz zu beten; so vereinen sie sich als Volk Gottes zu gemeinschaftlicher Buße, um die heilige Gottesmutter (im Gebet Sub tuum praesidium) und den heiligen Erzengel Michael (Sancte Míchael Archángele) zu bitten, die Kirche vor dem Teufel zu beschützen, der immer danach trachtet, uns mit Gott und untereinander zu entzweien. Dies geschehe, um vor den Angriffen des bösen Feindes, des großen Anklägers, zu bewahren und zugleich immer mehr der Schuld, der Irrtümer und der in der Gegenwart und der Vergangenheit verübten sexuellen Missbräuche bewusst werden zu lassen. Die Kirche möge entschlossen kämpfen, damit das Böse sie nicht überwältige (OR 12. Oktober 2018, S. 3).

Die Bundeskonferenz der deutschen Diözesanen Präventionsbeauftragten gaben im Januar 2021 ein Positionspapier zur Gestaltung der Schnittstelle von Prävention sexualisierter Gewalt und sexueller Bildung heraus.<ref>Positionspapier zur Gestaltung der Schnittstelle von Prävention sexualisierter Gewalt und sexueller Bildung www.praevention-kirche.de </ref>

Weltweites Bischofstreffen im Februar 2019 (mit Weblinksdokumentation)

Papst Franziskus ernannte ein Komitee, um ein weltweites Bischofstreffen vom 21. bis 24. Februar 2019 in Rom, mit Kurienleitern und Spitzenvertretern von Orden zum Umgang mit Missbrauch in der katholischen Kirche vorzubereiten. Ziel des Treffens sei, dass Verantwortliche in der Kirche »ein umfassendes Bewusstsein für die verheerenden Folgen entwickeln, die sexueller Missbrauch durch Kleriker für Heranwachsende hat«. Dem Vorbereitungskomitee gehören die Kardinäle Blase Cupich, Oswald Gracias, Charles Scicluna und Hans Zollner, Vertreter von Missbrauchsopfern, die Päpstliche Kinderschutzkommission sowie die Untersekretärinnen der Vatikanbehörde für Laien, Familie und Leben, Gabriella Gambino und Linda Ghisoni. Auch externe Fachleute, Frauen und Männer, sollen zur Gestaltung der Konferenz beitragen. Sie sollen demnach vor allem verdeutlichen, was für mehr Transparenz und Rechenschaft getan werden muss (OR 30. November 2018, S. 1). Erzbischof Charles Scicluna erklärte, dass das Treffen weltweit alle Bischöfe auf einen einheitlichen Stand in puncto eigener Verantwortlichkeit bringen soll. Bislang sei das Bewusstsein dafür noch unterschiedlich stark entwickelt, sagte er am 23. Dezember 2018. Man dürfe keinen weltweit einheitlichen Weg erwarten, das Problem anzugehen; sehr wohl aber grundlegende Werte, die umzusetzen seien. Da das Treffen sehr kurz sei, setze das Vorbereitungskomitee vor allem auf mittel- und langfristige Maßnahmen. Bislang habe man sich auf die Opfer und die Täter konzentriert und wie sich Missbrauch verhindern lasse. Jetzt aber brauche die Kirche ein stärkeres Bewusstsein für Verantwortlichkeit und Rechenschaft.<ref>Scicluna: Darum geht es beim Missbrauchsgipfel im Vatikan Katholisch.de am 24. Dezember 2018</ref> Papst Franziskus sagte in der Weihnachtsansprache 2018 an die Römische Kurie, dass im "kommenden Februar die Kirche ihren festen Willen bekräftigen" werde, "den Weg der Reinigung mit all ihrer Kraft fortzusetzen. Die Kirche wird sich, auch unter Hinzuziehung von Experten, darüber beraten, wie die Kinder zu schützen sind; wie solche Katastrophen vermieden werden können, auf welche Weise man sich der Opfer annehmen und sie reintegrieren kann; wie man die Ausbildung in den Seminaren verbessert. Man wird versuchen, die begangenen Fehler in Chancen zu verwandeln, um dieses Übel nicht nur aus dem Leib der Kirche, sondern auch aus dem der Gesellschaft zu beseitigen."<ref>Weihnachtsansprache an die Römische Kurie 2018</ref> Am 10. Januar 2019 hat sich das Vorbereitungskomitee in Rom getroffen. Geplant seien im Spitzentreffen Vollversammlungen und Arbeitsgruppen, „Momente des gemeinsamen Gebets und des Hörens auf Zeugenberichte“, eine „Bußliturgie“ sowie eine abschließende Eucharistiefeieresehen. Die Plenarsitzungen wird auf Wunsch des Papstes Jesuitenpater Federico Lombardi moderieren. Papst Franziskus werde die ganze Zeit dabei sein. <ref>Vatikan bereitet Kinderschutz-Konferenz vor Vatican News am 16. Januar 2019,</ref>

Hans Zollner erwartet, dass der Anti-Missbrauchsgipfel "eine Lawine auslöse, die man nicht mehr stoppen kann". "Was in Rom verhandelt wird, wird seinen Weg in die Ortskirchen finden", sagte der "Süddeutschen Zeitung" am 15. Februar 2015. "Der Schutz vor Missbrauch, die Aufarbeitung des Missbrauchs ist für die Kirche existenziell." Zollner räumte ein, dass es weltweit in der Kirche große Unterschiede beim Problembewusstsein und beim Stellenwert des Themas gebe. Es bestünden ganz unterschiedliche Erfahrungen und Traditionen, etwa im Umgang mit Sexualität, bei den Erfahrungen von täglicher Gewalt oder bei der Rolle der Priester. "Wir dürfen nicht einfach unsere Maßstäbe allen überstülpen", betonte der Jesuit. "Es muss aber auch klar sein, dass es keine Toleranz gegenüber Missbrauch geben darf." Eines der Ziele des Treffens sei es, Task Forces zu bilden, die dort eingesetzt werden, wo Hilfe nötig ist.<ref>Zollner: Anti-Missbrauchsgipfel soll Lawine auslösen Katholisch.de am 16. Februar 2019</ref> Die geplanten Teams sollen etwa Informationen über Leitlinien zum Umgang mit Missbrauch und Prävention in den Ortskirchen einholen. Es gehe darum, zu klären, an welchem Punkt der Prozess stehe und was nun nötig sei,. Zudem könnten die Teams Beispiele und Erfahrungen anderer Bischofskonferenzen weitergeben. "Diese Task Force soll ein Mittel werden, um auch in Zukunft den Erfolg der Maßnahmen zu messen und sich der eigenen Verantwortung, auch auf weltweiter Ebene und angesichts der öffentlichen Erwartungen, bewusst zu sein".<ref>Vatikan plant Task-Force gegen Missbrauch Kath.net am 23. Januar 2019; UPDATE mit vollem Wortlaut: Pater Zollner exklusiv im EWTN-Interview zum Krisengipfel CNA am 28. Februar 2019</ref>

Ex-Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò fragt am 10. Februar 2019 im "National-Catholic-Register" zum geplanten Gipfel:

1) Warum konzentriert sich das Treffen ausschließlich auf den Missbrauch von Minderjährigen? Diese Verbrechen sind in der Tat die schrecklichsten, aber die Krisen in den Vereinigten Staaten und in Chile, die den bevorstehenden Gipfel weitgehend ausgelöst haben, haben mit Missbrauch junger Erwachsener, einschließlich Seminaristen, zu tun, nicht nur mit Missbrauch Minderjähriger. Über sexuelles Fehlverhalten bei Erwachsenen ist fast nichts gesagt worden, was selbst ein schwerer Missbrauch der pastoralen Autorität ist, unabhängig davon, ob die Beziehung ‚einvernehmlich‘ war oder nicht.
2) „Warum erscheint das Wort ‚Homosexualität‘ in den letzten offiziellen Dokumenten des Heiligen Stuhls niemals? Zwar sei es keineswegs so, dass die meisten Menschen mit homosexueller Neigung Missbrauchstäter wären – aber es ist Tatsache, dass die überwältigende Mehrheit der Missbrauchsopfer von homosexuellen Klerikern Burschen nach der Pubertät sind. Es ist nur Heuchelei, den Missbrauch zu verurteilen und zu behaupten, man möchte mit den Opfern sympathisieren, ohne sich jedoch dieser Tatsache ehrlich zu stellen. Eine geistige Revitalisierung des Klerus ist notwendig, wird jedoch letztlich wirkungslos sein, wenn man dieses Problem nicht anspricht.
3) Warum behält Papst Franziskus berüchtigte Homosexuelle als seine engen Mitarbeiter, ja, ernennt sie sogar? Warum hat er sich geweigert, legitime und aufrichtige Fragen zu diesen Punkten zu beantworten? Damit hat sein echter Wille, die Kurie zu reformieren und die Korruption zu bekämpfen, an Glaubwürdigkeit verloren.<ref>Vigano: „Keine Bereitschaft, nach wahren Ursachen der Krise zu fragen“ Kath.net am 16. Februar 2019</ref>

Alessandro Gisotti, kommissarischer Leiter der Pressestelle des Heiligen Stuhl sagte, dass erst nach Abschluss des dreitägigen Gipfels weitere Treffen dann der Schlüssel zu praktischen Reformen sein würden.<ref>Vatikan-Sprecher verlagert den Schwerpunkt auf die Nachbereitung des Gipfels CNA am 21. Februar 2019</ref>

Bischof Marian Eleganti machte vor dem Gipfel darauf aufmerksam, dass die Verbindung zur Homosexualität in dem bevorstehenden Gipfel "offensichtlich interessengeleitet und systemisch" verschleiert werde. "Mit der Klerikalismus-Machtmissbrauch-Theorie als monokausale Totalerklärung für die in allen Missbrauchsstudien (jüngst auch in Belgien) weltweit statistisch erwiesenen, mehrheitlich homosexuellen Akte von Klerikern könnte man absurder Weise auch behaupten, Pornographie hätte nichts mit Lust, Sex und sexuellen Präferenzen zu tun, sondern nur mit Missbrauch von Macht und Geld, die zweifellos in diesem Geschäft eine große Rolle spielen. ... In jedem anderen Kontext würde man das «Wirklichkeitsverweigerung» nennen."<ref>„Kirchliche Missbrauchsdebatte leugnet Link zur Homosexualität“ Kath.net am 20 Februar 2019</ref>

1. Tag des Treffens am 21. Februar 2019: Thema »Verantwortung«

Mit den Zeugnissen von fünf Opfern sexuellen Missbrauchs begann die Konferenz. Vier Männer und eine Frau berichteten per Videoaufzeichnungen über ihr Leid und ihre Forderungen an die Kirche. Als besonders verletzend und traumatisch – neben dem Missbrauch an sich – schilderten alle die Tatsache, dass Bischöfe und Ordensobere ihnen nicht geglaubt hätten (OR 1. März 2019, S. 7).<ref>Dokumentation des weltweiten Treffens zum Kinderschutz im Vatikan vom 21. - 24 Februar 2019, OR 1. März 2019, S. 7-12.</ref>

Papst Franziskus hat den Teilnehmern des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan, zum Auftakt des Treffens am 21. Februar 2019, 21 "Denkanstöße" zum 'Kinderschutz in der Kirche' (Roadmap für Handeln gegen Missbrauch) übergeben, über die sie bei dem viertägigen Gipfel diskutieren sollen. Die Vorschläge stammen von Bischofskonferenzen und Kommissionen aus aller Welt. Sie sind:

1. Erarbeiten eines praktischen 'Vademecum', in dem Schritte spezifiziert werden, die von kirchlichen Autoritäten in sämtlichen Schlüsselmomenten von Missbrauchsfällen zu unternehmen sind.

2. Schaffung von Strukturen zur Anhörung, bestehend aus qualifizierten Experten, in denen auch eine erste Unterscheidung der Fälle der mutmaßlichen Opfer erfolgt.

3. Festlegen von Kriterien zur direkten Einbindung des Bischofs oder Ordensoberen.

4. Schaffung gemeinsamer Vorgehensweisen, um Anschuldigungen zu prüfen, zum Opferschutz und zum Recht auf Verteidigung der Beschuldigten.

5. Information der übergeordneten zivilen und kirchlichen Autoritäten mit Blick auf zivil- und kirchenrechtliche Normen.

6. Ausführen periodischer Überarbeitungen der Protokolle und Normen zum Kinderschutz in sämtlichen pastoralen Strukturen; Protokolle und Normen, die auf den Prinzipien von Gerechtigkeit und Nächstenliebe basieren und die integriert werden müssen, damit das Handeln der Kirche auch in diesem Bereich ihrer Mission entspricht.

7. Festlegen spezifischer Protokolle zum Umgang mit Anschuldigungen gegenüber Bischöfen.

8. Begleitung, Schutz und Sorge für die Opfer, indem diesen sämtliche Unterstützung angeboten wird, die für eine völlige Heilung nötig ist.

9. Schärfung des Bewusstseins für Ursachen und Folgen sexuellen Missbrauchs mit Hilfe ständiger Bildungsinitiativen für Bischöfe, Ordensobere, Kleriker und Pastoralreferenten.

10. Schaffung von seelsorglichen Wegen, durch Missbrauch verletzte Gemeinschaften zu heilen, sowie von Wegen der Buße und möglichen Wiedereingliederung für Schuldige.

11. Stärkung der Zusammenarbeit mit allen Menschen guten Willens und Mitarbeitern von Medien, um tatsächliche Fälle zu erkennen und von falschen zu unterscheiden: Anschuldigungen von Verleumdungen, Groll von Unterstellungen, das Gerede von übler Nachrede (vgl. Papstansprache an die römische Kurie, 21. Dezember 2018).

12. Erhöhung des Mindestalters für Eheschließungen auf 16 Jahre [Anm. d. Red.: im allgemeinen Kirchenrecht für beide Geschlechter].

13. Festlegen von Vorschriften, die die Mitwirkung von Laien als Experten bei Untersuchungen erleichtern und regeln sowie in den verschiedenen Stufen kirchenrechtlicher Verfahren zu sexuellem Missbrauch und/oder Machtmissbrauch.

14. Recht auf Verteidigung: Zu schützen ist auch das natürliche und kirchliche Recht auf Unschuldsvermutung, bis ein Beweis der Schuld des Beschuldigten erbracht ist. Daher muss vermieden werden, Listen von Beschuldigten zu veröffentlichen - auch von Seiten der Diözesen -, bevor Vorermittlungen laufen und ein endgültiges Urteil gefällt ist.

15. Einhaltung des traditionellen Prinzips der Verhältnismäßigkeit der Strafe zum verübten Vergehen. Beschluss, dass Priester und Bischöfe, die des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen schuldig sind, ihre öffentlichen Ämter aufgeben.

16. Einführung von Regelungen für Seminaristen, Priesteramts- und Ordenskandidaten. Anfängliche und ständige Programme für diese zur Stärkung der menschlichen, geistigen und psychosexuellen Reife sowie interpersoneller Beziehungen und Verhaltensweisen.

17. Bei Ordens- und Priesteramtskandidaten Durchführung psychologischer Einschätzungen durch qualifizierte und renommierte Experten.

18. Festlegung von Normen, um den Wechsel von Ordens- oder Priesteramtsanwärtern von einem Seminar zum anderen ebenso zu regeln wie den von Priestern oder Ordensleuten von einer Diözese oder Kongregation in eine andere.

19. Formulierung obligatorischer Verhaltenskodizes für alle Kleriker, Ordensleute, Hilfspersonal und Freiwillige, um angemessenen Grenzen im Verhältnis persönlicher Beziehungen festzulegen. Spezifizierung nötiger Voraussetzungen für Personal und Freiwillige und Prüfung ihrer Strafregisterauszüge.

20. Bekanntmachung sämtlicher Informationen und Daten über die Gefahr von Missbrauch und seine Folgen sowie darüber, wie Anzeichen von Missbrauch erkannt werden können und wie sexuellen Missbrauchs Verdächtige angezeigt werden können. All dies muss in Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrern, Fachleuten und zivilen Autoritäten erfolgen.

21. Es ist nötig, wo dies noch nicht geschehen ist, leicht zugängliche Einrichtungen zu schaffen, damit Opfer mutmaßlicher Delikte diesen anzeigen können: Einrichtungen, die unabhängig sind, auch von den örtlichen kirchlichen Autoritäten, und aus Experten bestehen (Laien wie Geistliche), die in der Lage sind, die Sorge der Kirche gegenüber allen zu vertreten, die sich durch unangemessene Verhaltensweisen von Klerikern verletzt fühlen."<ref>21 Punkte gegen Missbrauch: "Gemeinsame Verfahren verwirklichen" Kath.net am 22. Februar 2019</ref>

2. Tag des Treffens am 22. Februar 2019: Thema »Rechenschaftspflicht«

Am 2, Tag wurde nach konkreten Antworten gesucht, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um durch allgemein geregelte Vorgehensweisen sowie gesetzliche und institutionelle Strukturen ein wirksames und gerechtes Vorgehen im Kampf gegen den Missbrauch von Minderjährigen zu garantieren. Allen Teilnehmern des Treffens wurden in mehreren Sprachen Informationen der Vereinten Nationen und eine Broschüre des Kinderhilfswerks Unicef zum Thema »Gewalt gegen Minderjährige« zur Verfügung gestellt (OR 1. März 2019, S. 8).

Im ersten Vortrag forderte der Erzbischof von Bombay, Kardinal Oswald Gracias, zu mehr Kollegialität der Bischöfe im Kampf gegen sexuellen Missbrauch auf. »Kein Bischof darf sagen: ›Dieses Problem gehe ich allein an.‹« »Führen wir tatsächlich offene Gespräche und weisen ehrlich darauf hin, wenn wir bei unseren Bischofsbrüdern oder Priestern problematisches Verhalten beobachten?«, fragte er weiter. Bischöfe sollten Fehler offen zugeben und ehrlich um Hilfe bitten, wenn sie solche brauchen. Keiner dürfe so tun, als sei er perfekt. Der Hinweis, jeder Bischof sei allein dem Papst Rechenschaft schuldig, habe dazu geführt, dass eine notwendige offene »brüderliche Zurechtweisung« vernachlässigt wurde, kritisierte Gracias. Umgekehrt gebe es einen »römischen Zentralismus, der die Verschiedenheit der Bischöfe und die Kompetenzen der Ortskirchen nicht genügend berücksichtigt«. Eine offene und kontinuierliche Kommunikation zwischen der römischen Kurie und den Bischofskonferenzen sei notwendig.<ref>Eröffnungsgebet zweiter Tag und Kardinal Oswald Gracias Erste Relatio (engl.); Statement von US-Kardinal Cupich (engl.).</ref>

Kardinal Blase Cupich schlug im zweiten Vortrag vor, dass Metropolitan-Erzbischöfe gegen jeden Bischof seiner Provinz ermitteln könne, wenn dieser im Umgang mit Missbrauchsfällen in seinem Bistum versagt hat oder selbst Missbrauchstäter war. Voraussetzung ist, dass glaubwürdige Beschuldigungen vorliegen und die Bischofskongregation im Vatikan der Ermittlung zustimmt.<ref>Kardinal Cupich schlägt Verfahren zu Absetzung von Bischöfen vor Katholisch.de am 22. Februar 2019</ref>

Für eine stärkere Beteiligung von Laien bei der Beurteilung der Rechenschaftspflicht von Bischöfen plädierte die vatikanische Kirchenrechtlerin Linda Ghisoni, Untersekretärin am Dikasterium für Laien, Familie und Leben, in ihrem Vortrag am Nachmittag. Der Idee reiner Laiengremien, die über Priester oder Bischöfe urteilen, erteilte Ghisoni indes eine Absage. Gleichwohl müssten die Kompetenzen und Erfahrungen von Laien in entsprechenden Gremien vorhanden sein. So schlug sie unter anderem für das Gebiet jeder Bischofskonferenz unabhängige Gremien – besetzt mit Laien und Klerikern – vor, die Bischöfe wie Ordensoberen beraten und ihnen zur Seite stehen sollen. Außerdem sollten diese beratenden Gremien von einer weiteren externen Stelle begleitet werden.<ref>Laien-Vertreterin: Würde der Missbrauchsopfer achten, Linda Ghisoni, Untersekretärin des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben am 22. Februar 2019</ref>

3. Tag des Treffens am 23. Februar 2019: Thema »Transparenz«

Die nigerianische Ordensfrau Veronica Openibo, Generaloberin der Kongregation der Schwestern des Heiligen Kindes, hat kirchliche Verantwortungsträger aus allen Erdteilen aufgerufen, die Ausbildung von Priestern und Ordensleuten grundlegend zu überdenken. Angesichts des sexuellen Missbrauchs müssten die Studien- und Priesterseminare sowie andere kirchliche Ausbildungshäuser, die bei künftigen Geistlichen ein »falsches Gefühl von Überlegenheit« förderten, ernsthaft in Frage gestellt werden.<ref>Oberin bei Kinderschutz-Gipfel: „Dieser Sturm wird nicht vorübergehen“; Kinderschutz: Ordensobere für Reform der Ausbildung Geistlicher</ref>

4. Tag des Treffens am 24. Februar 2019

Das erste Folgetreffen der Organisatoren des Krisengipfels war eine vierstündige Sitzung am 25. Februar 2019. Die Gruppe einigte sich darauf, weitere "interdikasteriale" Treffen abzuhalten "im Namen der Synodalität und Synergie", um die "Fortschritte" bei den auf dem Gipfel eingegangenen Verpflichtungen zu begleiten. Drei "konkrete Maßnahmen", als Ergebnis des Krisengipfels, wurden von Pater Federico Lombardi mitgeteilt:

  • Die Veröffentlichung eines neuen Motu proprio von Papst Franziskus "zum Schutz von Minderjährigen und gefährdeten Personen".
  • Ein Vademecum - oder Handbuch – das die Kongregation für die Glaubenslehre erarbeitet, welches die Aufgaben und Pflichten der Bischöfe beschreibt.
  • Arbeitsgruppen, die in den kommenden Monaten eingeführt werden sollen, die hilfsbedürftige Ortskirchen unterstützen sollen bei der Problemlösung und der Entwicklung von Initiativen in ihren Bischofskonferenzen und Bistümern.

Außerdem wurde bekanntgegeben, dass der Vatikanstaat in den kommenden Wochen auch ein eigenes neues Kinderschutzgesetz erhalten werde.<ref>Erstes Folgetreffen des Krisengipfels vereinbart weitere Folgetreffen CNA am 25. Februar 2019</ref>

Der Ständige Rat der deutschen Bischofskonferenz hat am 24. November 2020 die "Weiterentwicklung des Verfahrens zur Anerkennung des Leids" abgeschlossen. Das Modell, welches unter anderem die Höhe der Anerkennungszahlungen (Einmalzahlung von bis zu 50.000 Euro) an Missbrauchsopfer regelt, tritt somit wie geplant zum 1. Januar 2021 in allen deutschen Bistümern in Kraft und löst das bisherige, seit 2011 praktizierte Verfahren zur materiellen Anerkennung erlittenen Leids ab. Das Verfahren zur Anerkennung des Leids gliedert sich in fünf Schritte: 1. Personen, die als minderjährige oder erwachsene Schutzbefohlene sexuellen Missbrauch erlebt haben, wenden sich an die unabhängigen Ansprechpersonen einer (Erz-)Diözese. 2. Die unabhängigen Ansprechpersonen führen ein Gespräch und können beim Ausfüllen des Antragsformulars unterstützen. 3. Der Antrag wird von der Ansprechperson oder der Diözese an die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) weitergeleitet. 4. Die Unabhängige Kommission legt eine Leistungshöhe fest und weist die Auszahlung an Betroffene an. 5. Die Geschäftsstelle der Unabhängigen Kommission informiert die betroffene Person sowie die zuständige Diözese und zahlt die festgelegte Summe direkt aus.<ref>Missbrauch: Neue Verfahrensordnung zu Anerkennungszahlungen ab Januar 2021 gültig CNA am 27. November 2020</ref>

Entwicklung der Missbrauchskrise

Die Krise wurde in Deutschland dadurch öffentlich, dass der Jesuit P. Klaus Mertes (damals Direktor des Canisius-Kollegs in Berlin) sexuelle Übergriffe von Jesuiten an deren Internat "Aloisiuskolleg" in Bonn-Bad Godesberg bekannt machte - eine Tatsache, die im Orden selbst bereits bekannt war, aber zu keinen Konsequenzen geführt hatte.

Im Januar 2010 richtete P. Mertes einen Brief an rund 600 ehemalige Schüler des Canisius-Kollegs, von denen mehrere in den 1970er- und 1980er-Jahren mit Gewalt oder sexuell belästigt oder missbraucht worden waren. Die vom Jesuitenorden mit der Untersuchung beauftragte Anwältin Ursula Raue sprach Anfang Februar 2010 von etwa 30 Opfern. Über die Motive und Kriterien seiner Entscheidung gab Mertes in mehreren Interviews Auskunft, unter anderem im Berliner Tagesspiegel vom 3. Februar 2010. Auf den Einwand, sein Vorgehen könne gegen die Unschuldsvermutung (zugunsten der Beschuldigten) verstoßen, antwortete er, man müsse erst einmal die Missbrauchsopfer ermutigen, überhaupt zu sprechen.

Bischof Stephan Ackermann dankte als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich P. Mertes am 30. März 2010 für sein Vorgehen; er habe „eine Tür geöffnet und eine bisher vorherrschende Sprachlosigkeit überwunden“.<ref>Daniel Deckers: Katholische Beratungsstelle für Missbrauchsopfer. In: FAZ vom 31. März 2010, S. 4.</ref> P. Mertes erfuhr allerdings auch Kritik und Missbilligung innerhalb der Kirche.

Instrumentalisierung der Missbrauchsskandals

Bischof Rudolf Voderholzer nennt zu Jahresbeginn 2019, das durchsichtige Vorhaben völlig kontraproduktiv, "den Missbrauch nun zu instrumentalisieren, um lange schon verfolgte kirchenpolitische Ziele jetzt durchzudrücken." Er sagt: "Es war doch nicht die katholische Sexualmoral, die zu den zu beklagenden Verbrechen führte, sondern deren notorische Missachtung."<ref> "Es war doch nicht die katholische Sexualmoral, die zu den zu beklagenden Verbrechen führte, sondern deren notorische Missachtung." Bischof Rudolf Voderholzer, CNA am 1. Januar 2019</ref> Ebenfalls kritisiert der Dogmatiker Helmut Hoping in einem Interview mit dem Kölnern „Domradio“ am 4. Februar 2019 die Forderung von acht Unterzeichnern eines offenen Briefes an Kardinal Reinhard Marx, die Lehre der Kirche zu ignorieren. Er wirft den Unterzeichnern<ref> vgl. "Offener Brief" an Kardinal Marx fordert Abkehr von Lehre der Kirche CNA am am 3. Februar 2019</ref> vor, den Missbrauchsskandal für eine "Reform-Agenda" zu instrumentalisieren. Der Professor für Dogmatik an der Universität Freiburg im Breisgau kritisierte, dass dies eine Agenda sei, die mit dem Missbrauchsskandal und seiner skandalösen Vertuschung zunächst einmal gar nichts zu tun habe. "Zu erwarten, dass bei dem Treffen der Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen am 21. bis 24. Februar 2019 in Rom Fragen wie Frauenpriestertum, Aufhebung des Verbots der Weihe von homosexuellen Männern oder gar Aufhebung des Zölibats thematisiert werden, ist reichlich illusorisch", so Hoping.<ref>Wucherpfennig, Mertes & Co instrumentalisieren den Missbrauchsskandal Kath.net am 5 Februar 2019</ref>

Bewertung des Kindesmissbrauchs in der Gesellschaft

Empirische Untersuchungen belegen, dass katholische Priester nicht häufiger Täter sexualisierter Gewalt sind als andere Gesellschaftsgruppen. <ref> Godehard Brüntrup SJ, Eine kopernikanische Wende?, in der Tagespost vom 2. März [2] </ref>

Durch das Presseecho auf die Veröffentlichungen von Pater Mertes und die Diskussion in der Gesellschaft meldeten sich auch Schüler, die Schulen anderer Träger besucht und dort sexuellen Missbrauch erlebt hatten. Mehrere Fälle waren bereits bekannt und sogar in Pressemeldungen dargestellt worden, waren aber nicht weiterverfolgt worden.

Es war in Deutschland bald nicht mehr in erster Linie die katholische Kirche, die im Brennpunkt der öffentlichen Missbrauchsdebatte stand. Besonderes Aufsehen erregte die private, nicht kirchliche Odenwald-Schule in Heppenheim an der Bergstraße; dort wurden Übergriffe seitens des Schulleiters und mehrerer Lehrer bekannt, die sich von den 1960er- bis in die 1990er-Jahre ereignet hatten.

In der deutschen Gesellschaft setzte eine breite Diskussion ein, die zu einer Neubewertung des Deliktes führte. Bagatellisierungen wurden verurteilt, und der Schutz der Opfer - einschließlich einer eventuellen Entschädigung - bekam einen hohen Stellenwert. Die Partei Bündnis 90/Die Grünen beauftragte 2013 die Universität Göttingen mit der Erforschung von Positionen zur Straffreiheit pädophiler Handlungen, wie sie auch von Teilen der Partei in ihrer Frühphase in den 1960er- und 1970er-Jahren vertreten worden waren. Nach Vorlage des Forschungsberichts erklärte die Partei auf ihrem Parteitag am 23. November 2014: "Einvernehmliche Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern kann es nicht geben" und bat "alle Opfer sexuellen Missbrauchs um Entschuldigung, die sich durch unsere Positionen und Debatten in den 1980er-Jahren in ihrem Schmerz und ihrem Leid verhöhnt fühlen".<ref>stern.de, 22. November 2014, abgerufen am 25. November 2014</ref>

Papstworte und päpstliche Schreiben

Geschichtliches zum Sexuellen Missbrauch, Frühe Synodalakten zum Zölibat der Kleriker)

Papst Benedikt XV.

Papst Pius XI. 1922 und Johannes XXIII. 1962

Papst Paul VI.

  • 3. April 1969 Apostolische Konstitution Missale Romanum - Wegfall der liturgischen Bitte des Priesters und Keuschheit.<ref>cf. Ad cingulum, dum se cingit: "Praecinge me, Domine, cingulo puritatis, et extingue in lumbis meis humorem libidinis; ut maneat in me virtus continentiae et castitatis." </ref>

Papst Johannes Paul II.

Papst Benedikt XVI.

Joseph Ratzinger hatte bereits Mitte der 1980er Jahre die Missbrauchsproblematik gesehen. Die Missbrauchsfälle, die es auf der ganzen Welt und in den verschiedensten, auch nicht-kirchlichen Einrichtungen gegeben hat, wurden erstmals von der Kirche überhaupt als Problem wahrgenommen.<ref>Benedikt XVI.-Film von Christoph Röhl ist „tendenziös und manipulativ“ Kath.net am 31. Oktober 2019</ref>

Armin Schwibach verfasste im September 2011 eine Chronik über JosephRatzinger/Benedikt XVI. in Bezug zu den sexuellen Missbrauchsfällen, die bei Kath.net zu lesen ist (siehe Anmerkung).<ref>Dossier: der Papst und der Missbrauch in der Kirche 14. September 2011</ref>

Kreuzweg am Kolosseum am 25. März 2005: Josef Kardinal Ratzinger wird von Papst Johannes Paul II. beauftragt, die Meditationen zu den einzelnen Kreuzwegstationen zu verfassen. Besondere Aufmerksamkeit erweckt die Meditation zur 9. Station, in der der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre über den „Schmutz in der Kirche“ spricht und bedauert, dass die Kirche wie ein sinkendes Boot erscheint, das schon voll Wasser gelaufen und ganz und gar leck ist. Viele meinen, in den Worten des Kardinals einen expliziten Bezug auf den Jahren vorher in den Vereinigten Staaten und in Irland ans Licht gekommenen Missbrauchsskandal zu erkennen.

Papst Benedikt XVI. formulierte in der Predigt zum Abschluss des Anno sacerdotale am 11. Juni 2010:

"Daher ergab sich, dass eigens in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern ans Licht gekommen sind; vor allem der Abusus gegenüber den Kleinen, wodurch das Priestertum, als Auftrag der Sorge Gottes zugunsten des Menschen, in sein Gegenteil verkehrt wird. Auch Wir erflehen dringend die Vergebung von Gott und von den betroffenen Personen, überdies beabsichtigen Wir zu versprechen, dass Wir alles nur Mögliche tun, dass so ein Abusus nie wieder vorkommen kann; zu versprechen, dass Wir im Zugang zum priesterlichen Dienst und in der Bildung auf dem Vorbereitungsweg dahin alles, was Wir können, auch tun, um die Echthheit der Berufung zu beobachten und dass Wir überdies die Priester auf ihrem Weg noch mehr begleiten, auf dass Der Herr sie schütze und geleite in bedrängenden Situationen und den Gefahren des Lebens."

Pater Hans Zollner (Mitglied der Kinderschutzkommission, im Interview mit dem Regisseur Christoph Röhl im Herbst 2019: „Für mich war Papst Benedikt derjenige, der noch als Präfekt der Glaubenskongregation die Frage des Missbrauchs und die Verurteilung von Tätern überhaupt als erster konsequent angegangen ist. Er hatte Papst Johannes Paul II. davon überzeugt, die Aufklärung dieser Fälle an der Glaubenskongregation und nicht in den Ortskirchen anzusiedeln. Sehr zum Ärger vieler damaliger Bischöfe und Kardinäle hat der von Joseph Ratzinger eingesetzte ‚Oberstaatsanwalt‘ mit eiserner Hand diese Fälle behandelt. Dann hat Ratzinger für die Einführung einer kirchenrechtlichen Grundlage gesorgt, aufgrund derer Priester entlassen werden können. Dann hat er 2010 als Papst die Verjährungsfrist verlängert. Ich sehe nicht, dass Benedikt dieses Thema vernachlässigt hätte. 2012 hat er den ersten großen Kongress unterstützt, der wir an der Gregoriana durchgeführt haben. Das, was derzeit in manchen Filmen gesagt wird, ist sehr einseitig.“ (MZ vom 21. 11. 2019)<ref>Bischof Voderholzer zum Synodalen Weg Kath.net am 3. Dezember 2019</ref>

  • Die Tagespost (Dossier): Der Wegbereiter: Wie Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. zum Pionier im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche wurde,<ref>Dossiers zum Download</ref>

Papst Franziskus

Der Papst hatte bereits im März 2014 die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen ein gerichtet. Aufgabe der Diözesanbischöfe und Ordensoberen ist es, "zu überprüfen, dass die Sicherheit der Minderjährigen und der abhängigen Erwachsenen in ihren Pfarreien und den anderen Einrichtungen der Kirche garantiert wird". Er forderte von den Bischöfen und Leitern der geistlichen Gemeinschaften die Bereitschaft "zur Begegnung mit den Opfern und ihren Angehörigen: Es geht hier um wertvolle Gelegenheiten zum Zuhören, und um die, die viel gelitten haben, um Vergebung zu bitten".

  • 2013: Rechtliche Regeln im Vatikanstaat zum Thema sexuelle Gewalt gegen Minderjährige und Kinderpornografie u.a. (OR 5. April 2019, S. 5).
  • 7. Juli 2014, Predigt von Papst Franziskus während einer Messe mit Missbrauchsopfern im Vatikan: In der Ansprache an Missbrauchsopfer sprach Papst Franziskus von seiner Bestürzung und seinem Schmerz "über die Tatsache, dass einige Priester und Bischöfe die Unschuld von Minderjährigen und ihre eigene priesterliche Berufung geschändet haben, indem sie sich an ihnen sexuell vergingen. Es handelt sich um mehr als niederträchtige Taten. Es ist wie ein gotteslästerlicher Kult; denn diese Knaben und Mädchen waren dem priesterlichen Charisma anvertraut, damit sie zu Gott geführt würden, und jene haben sie dem Götzen ihrer Lüsternheit geopfert. Sie haben das Bild Gottes selbst beschmutzt, nach dessen Ähnlichkeit wir geschaffen worden sind."
  • 2. Februar 2015: In einem Brief an Bischofskonferenzen, Orden und kirchliche Gemeinschaften schrieb er: „Im (Weihe-) Amt ist absolut kein Platz für diejenigen, die Minderjährige missbrauchen.“ Es müsse "alles nur Mögliche getan werden, um in der Kirche die Plage sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen auszurotten und einen Weg der Versöhnung und Heilung zugunsten derer, die missbraucht worden sind, zu öffnen." Sie übe eine verheerende Wirkung auf den Glauben und auf die Hoffnung auf Gott aus. Die Verschleierung solcher Taten in der Kirche über lange Zeit kritisierte er scharf als Komplizenschaft, für die es keine Erklärung gibt.<ref>Brief an Bischofskonferenzen, Orden und kirchliche Gemeinschaften (englisch)</ref>
  • 21. bis 24. Februar 2019 in Rom: Papst Franziskus lud am 12. September 2018 die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen der Welt zu einem Krisengipfel über den sexuellen Missbrauch ein.<ref>Franziskus lädt zum Krisengipfel nach Rom Kath.net am 12. September 2018</ref>
  • 29. März 2019 (Veröffentlichung; Inkrafttreten zum 1. Juni 2019) Papst Franziskus verschärfte durch Normen den Kinderschutz im Bereich des Vatikanstaats und der Kurie. Für Amtsträger gilt eine Anzeigepflicht für Fälle von Missbrauch Minderjähriger. Kandidaten für eine Tätigkeit im Vatikan müssen künftig auf ihre Eignung zum Umgang mit schutzbedürftigen Personen geprüft werden. Auch werden verbindliche Fortbildungen zum Kinderschutz in den Einrichtungen der Kurie und des Vatikanstaats eingeführt. Nach den gesetzlichen Regelungen werden Übergriffe gegenüber Schutzbedürftigen im Vatikan als Offizialdelikte verfolgt, also auch ohne die Anzeige eines Geschädigten. Unterlässt ein kirchlicher Amtsträger eine Meldung an die Justiz, droht ihm eine Geldstrafe. Kirchliche Justizbeamte, die die Anzeige unterlassen, können mit einer Haftstrafe von ein bis sechs Monaten bestraft werden. Den Opfern werden das Recht auf Gehör sowie geistliche, psychologische und juristische Hilfe zugesichert. Zugleich betonen die Normen den Anspruch von Beschuldigten auf einen fairen Prozess und Rehabilitierung bei Falschanklage.<ref>Papst erlässt neue Normen für Kinderschutz im Vatikan Kath.net am 30. März 2019</ref> Weiter ist ein Kinderschutzbeauftragter vorgesehen. Bei Fällen die bei der Beichte bekannt werden, gilt allerdings das Beichtgeheimnis. Der Vatikan veröffentlichte das Maßnahmenpaket in drei unterschiedlichen von Papst Franziskus unterzeichneten Dokumenten – einem Gesetz für den Vatikanstaat, einem Erlass, der die Bestimmungen auf die Kurie ausdehnt, und Kinderschutz-Leitlinien für den kirchlichen Bereich innerhalb des Vatikanstaats. (OR 5. April 2019, S. 5).<ref>Vatikan: Modernste Standards für Kinder- und Jugendschutz Vatican News am 29. März 2019 von Andrea Tornielli</ref>
  • Der Vatikan stellte am 28. Februar 2020 eine Task-Force vor, die den Bischofskonferenzen, Orden und geistliche Gemeinschaften auf der ganzen Welt bei der Aufarbeitung und Bekämpfung von sexuellen Missbrauchsfällen (vorerst für zwei Jahre) helfen soll. Konkret geht es um die Erstellung und Anpassung von Leitlinien zum Kinderschutz vor Ort. Die Task-Force soll helfen, die Verfügungen Papst Franziskus` zum Kinderschutz umzusetzen, etwa sein Motu Proprio Vos estis lux mundi. Ebenso ist die Task-Force dafür da, die örtlichen Leitlinien ans Kirchenrecht und an die Vorgaben der vatikanischen Glaubenskongregation anzupassen. Die Task-Force ist ein Ergebnis des Kinderschutztreffens im Vatikan vom 21. bis 24. Februar 2019.<ref>Vatikan bildet Task-Force gegen Missbrauch Vatican News am 28. Februar 2020</ref>

Literatur

  • Papst Benedikt XVI. em.: Ja, es gibt Sünde in der Kirche. Zum Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche, Fe Medienverlag 2019 (bestellbar; auch Online lesbar).
  • Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.): Aufklärung und Vorbeugung – Dokumente zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz (2., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage). Bonn 2014. (Arbeitshilfen, Nr. 246)

Zitate

Notker Wolf: "Alle schiessen auf Papst Benedikt XVI. Es heisst immer, man kümmert sich nicht um die Opfer, sondern nur um die Täter. Jetzt zeigt wieder die ganze Medienschar auf Benedikt als angeblichen Täter. Die Opfer spielen wieder keine Rolle. Die Medien sollten weniger die Täter im Blick haben, sondern mehr die Opfer. ... Damals dachte man noch, dass solche Menschen therapierbar seien. Und man muss es immer aus der Zeit heraus sehen: In den 70er-Jahren wollten in Deutschland die Grünen Pädophilie legalisieren. Ich war damals höchst entsetzt."<ref>Notker Wolf: Alle schiessen gegen Papst Benedikt XVI. als angeblichen Täter [Kath.ch]] am 22. Februar 2022</ref> Wolf kritisiert Deutsche Bischofskonferenz: Auf die Krisensituation der katholischen Kirche wegen des sexuellen Missbrauchs angesprochen sagte Wolf: Was vorgefallen ist, sei schlimm. Aber: «Keiner redet mehr, was in der Kirche alles Gutes geschieht. Das ist Verblendung.» Die Vergebung komme zu kurz: «Wenn ich von Vergebung spreche, ist das keine Bagatellisierung. Doch die Leute wollen nicht verzeihen.»<ref>Notker Wolf: «Keiner redet mehr, was in der Kirche alles Gutes geschieht. Das ist Verblendung» Kath.ch am 21. Februar 2022</ref>

Bittadressen um geistliche Abhilfe

Weblinks

Anmerkungen

<references />