Kreuzdebatte in Bayern

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Eine kontroverse Debatte über den Stellenwert des christlichen Kreuzes in öffentlichen Gebäuden entwickelte sich ab April 2018 in Bayern im Vorfeld zur Landtagswahl am 14. Oktober 2018.

Im Zusammenhang mit dem Beschluss der bayerischen Staatsregierung vom 24. April 2018, dass ab dem 1. Juni 2018 in jedem Dienstgebäude des Freistaats ein Kreuz anzubringen sei,<ref>Bericht aus der Kabinettssitzung vom 24. April 2018</ref><ref>Allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern</ref> erklärte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder: „Das Kreuz ist nicht ein Zeichen einer Religion“; im Kreuz spiegele sich vielmehr „unsere bayerische Identität und Lebensart“.

Der Beschluss löste deutschlandweit kirchlich und in der Gesellschaft eine kontroverse Diskussion aus. Vertreter der christlichen Kirchen widersprachen. Der Münchener Weihbischof Wolfgang Bischof erklärte, das Kreuz sei kein Symbol für Bayern „und erst recht kein Wahlkampflogo“; dem Ministerpräsidenten scheine die bayerische Identität wichtiger zu sein als das Kreuz. „Wer im Geist des Kreuzes handeln will, der muss die Menschen in den Mittelpunkt seines Handelns stellen, und zwar besonders die Menschen in Not.“ Im Sinne der Glaubwürdigkeit sei es angebracht, mit Taten zu überzeugen statt mit medienwirksamer Symbolpolitik. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte zunächst, diese Anordnung bringe „Spaltung, Unruhe und Gegeneinander“ in die Gesellschaft. Er widersprach der Aussage Söders, das Kreuz sei nicht ein Zeichen einer Religion, und erklärte, wer das Kreuz nur als kulturelles Symbol und einen Spiegel „unserer bayerischen Identität und Lebensart“ sehe, habe es nicht verstanden. „Dann würde das Kreuz im Namen des Staates enteignet.“ Es stehe dem Staat auch nicht zu, die Bedeutung des Kreuzes zu erklären, sagte Marx in der Süddeutschen Zeitung. Es sei ein „Zeichen des Widerspruchs gegen Gewalt, Ungerechtigkeit, Sünde und Tod, aber kein Zeichen gegen andere Menschen“.<ref>Reinhard Kardinal Marx in der Süddeutschen Zeitung</ref>

Außer in München begrüßten alle bayerischen Bischöfe die Initiative Söders, so die Tagespost im Mai 2018. Erzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., sagte zur herben Kritik von Kardinal Marx nach Angaben des „Stern" wörtlich: „Das hat der Erzbischof von München und Freising in einer ersten wenig erleuchteten Wortmeldung von sich gegeben“.<ref>Gänswein: Die „wenig erleuchtete Wortmeldung“ von Kardinal Marx Kath.net 16. Mai 2018</ref> Der bayrische Bischof von Passau Stefan Oster meinte zum Kreuz-Erlass "Ich freue mich über jedes Kreuz, das ich in Bayerns Ämtern, Behörden, staatlichen Stellen sehe – und zukünftig noch mehr sehe."<ref>Das Kreuz kann gar nicht „nur benutzt“ werden Kath.net am 16 Mai 2018</ref> Nach Angaben der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte Söder, Papst Emeritus Benedikt XVI., habe den Kreuzerlass ausdrücklich begrüßt.<ref>Söder: Papst ist „eine große moralische Instanz in der Welt“ Kath.net am 3. Juni 2018</ref> Die Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt und stellvertretende CSU-Vorsitzende Dorothee Bär gab sich gegenüber dem „Handelsblatt“ sehr verwundert über die Aussagen von Kardinal Marx, da er im Jahre 2015 "noch öffentlich für den Verbleib der Kreuze in Schulen und Gerichtssälen“ plädierte.<ref>Noch vor 3 Jahren wollte Marx Kreuze in Schulen und Gerichtssälen Kath.net 1. Mai 2018</ref>

Der Apostolische Nuntius in Österreich Peter Stephan Zurbriggen bezeichnete die Gegnerschaft deutscher Bischöfe zur Kreuzentscheidung der Regierung Bayerns als Schande: "Als Nuntius, als Vertreter des Heiligen Vaters, bin ich schon traurig und beschämt, dass, wenn in einem Nachbarland Kreuze errichtet werden, ausgerechnet Bischöfe und Priester kritisieren müssen. Das ist eine Schande, das darf man nicht annehmen!"<ref>CNA/EWTN 3. Mai 2018</ref>

Ministerpräsident Söder konkretisierte im Juni 2018 seine Aussage: das Kreuz sei natürlich ein religiöses Zeichen, zugleich sei es aber auch das Symbol für bayerische kulturelle Identität. Es stehe für Menschenwürde, Nächstenliebe und Toleranz. Auch in der Bayerischen Verfassung würde ausdrücklich auf Gott Bezug genommen. Die Ehrfurcht vor Gott sei sogar ein Auftragsziel in der Bildung. Daher wären in Klassenzimmern und Gerichtssälen Bayerns Kreuze schon heute präsent und spiegelten diese christlich-abendländische Tradition Bayerns wieder, so Markus Söder.

In einem TV-Duell im Bayerischen Fernsehen (BR) im Rahmen des bayerischen Wahlkampfes am 26. September 2018 zwischen Markus Söder und dem Spitzenkandidaten der bayerischen Grünen Ludwig Hartmann erklärte Hartmann zur Thematik Kreuzdebatte, er wolle alle Kreuze im öffentlichen Raum, auch Gipfelkreuze, abnehmen lassen, da das Kreuz die private Angelegenheit der christlichen Religionen sei. Söder bekräftigte hingegen, dass das Kreuz zuerst ein religiöses Symbol sei, aber zugleich auch ein Zeichen bayerischer Kultur und Identität.<ref>TV-Duell zwischen Markus Söder und Ludwig Hartmann</ref>

Anmerkungen

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