Joseph Haydn

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Joseph Haydn (Franciscus Josephus Haydn) (* 31. März 1732 in Rohrau an der Leitha, Burgenland Österreich, † 31. Mai 1809 in Wien) war Kirchenmusiker und einer der populärsten Komponisten des 18. Jahrhunderts.

Biografie

Joseph Haydn stammte aus einer Wagenbauerfamilie. Sein Vater verstand »die Harfe zu klimpern«, wie ein Chronist festgehalten hat. 1740 wurde Joseph Sängerknabe am Stephansdom in Wien. Dann hatte er den Stimmbruch. Nun begann ein mühsames Leben in einem armseligen Wiener Dachstübchen. Der junge Mann brachte sich mit Stundengeben und der Mitwirkung bei Nachtmusiken über die Runden.

1759 wird Hadyn Kapellmeister beim Grafen Morzin auf Schloss Lukawitz bei Pilsen in Böhmen. Hier entsteht seine 1. Sinfonie.1759 wurde das Orchester aufgelöst. Haydn kehrte ohne Anstellung nach Wien zurück. Kapellmeister Nicola Antonio Porpora machte ihn zu seinem Schüler und Kammerdiener, und 1761 trat Haydn neben G.J. Werner als Vize-Kapellmeister in die Dienste des Fürsten Esterhazy von Eisenstadt. Dessen Nachfolger Fürst Nikolaus (ab 1762), vergrößert sogleich das Orchester. 1764-66 baut Fürst Nikolaus ein neues Schloss Eszterháza am Neusiedler See, welches der Rahmen für Haydns Musik und ein wesentlicher Zug ihres Charakters ist. Haydn vermischt dabei noch barocke und konzertante Elemente mit dem neuen, anmutigen Schwung seiner Zeit (ital. Melodik, Mannheimer Expressivität, böhm. Temperament). Sein galanter Stil der 50er Jahre erhält in den 60er Jahren Vertiefung und Glanz zugleich. 1766 stirbt Werner. Haydn wird Hauptkapellmeister. Der Fürst verlangte von Haydn gnadenlos immer neue Kompositionen und Inszenierungen im eigenen Opernhaus ab. Sein Arbeitspensum ist enorm: neben der Kirchenmusik sind in der Woche 2 Opernaufführungen und 2 Orchesterkonzerte zu bewältigen. Den Sommer und zunehmend den größten Teil des Jahres verbringt der Hof im Schloss Eszterhaza, den Winter in Wien (im Stadtpalais, der Winterresidenz).

In den 70er Jahren, der hohen Zeit des Empfindsamen Stils und des Sturm und Drang, zeigen auch Haydns Werke eine Welle von Expressivität und Leidenschaft (häufiges Moll, erregte Tremoli, Synkopen, Sforzati). Haydn entfernt sich weit vom alten Barockideal dicht gearbeiteter Musik: In den Sinfonien der 70er Jahre entwickelt er auch die Technik der sog. themat. Arbeit, die statt kp. Gewebes Motive des themat. Materials scheinpolyphon, aber charakteristisch über die Stimmen verteilt. Es ist die Zeit der Quartettpause, dafür entstehen viele Opern, auch zum Galabesuch der Kaiserin Maria Theresia (1773).

Die 80er Jahre gelten als Reifezeit. 1781 erscheinen die ross. Streichquartette op.33. Sie bilden in Gehalt und Technik einen ersten Höhepunkt der Klassik und üben starken Einfluss u. a. auch auf Mozart aus. Haydn lässt sich seinerseits von Mozarts kantabler Melodik und expressiver Chromatik beeinflussen. Haydns Ruf geht inzwischen weit über die Grenzen. Als Kompositionsauftrag schreibt er für die Concerts de la Loge Olympique die 6 sog. Pariser Sinfonien. Das Wirken in der Abgeschiedenheit barg auch Chancen: »Ich war von der Welt abgesondert«, zog er einmal selbst Bilanz, »so musste ich original werden«.

Ab den 90er Jahren entsteht das Spätwerk. Die musikalische Welt war gleichwohl längst auf den bescheidenen Kapellmeister aufmerksam geworden. Vor allem die Engländer nahmen seine Musik mit Enthusiasmus auf und diskutierten, den »Shakespeare der Musik« nach Großbritannien zu locken. Doch Haydn hielt den Esterhazys die Treue. Erst als Fürst Nicolaus 1790 starb und sein unmusikalischer Nachfolger das gesamte Orchester entließ, war er frei. Der Londoner Konzertagent und Geiger Salomon verpflichtete Haydn für eine Reihe von 20 Konzerten, für die er jeweils ein neues Werk zu komponieren hatte. Haydn reist Zwei Mal nach London:
- Im Dezember 1790-92 entstehen die ersten sechs Londoner Sinfonien. Haydn erhält den Ehrendoktor der Universität Oxford, wozu die Sinfonie Nr.92 erklingt.
- Im 1794-95 entstehen u. a. die Londoner Sinfonien 7-12.

Während der Kriegswirren 1797 schreibt Haydn in Wien das Lied Gott erhalte Franz den Kaiser, das ins Adagio des Streichquartetts op.76,3 einging. Es zeigt beispielhaft die hohen Melodiequalitäten Haydns: schlichte Intervalle, klassische Einfachheit und Ruhe, Ausgleich der Bewegung, inniger Ausdruck. Erlesen auch die Begleitung im Quartett (dt. Nationalhymne seit 1922, auf Text von Hoffmann von Fallersleben 1841).

In England erhielt Haydn durch Händels Oratorienaufführungen Anregung und Libretto zu seinem Oratorium Die Schöpfung (Wien 1798). Die Jahreszeiten folgen 1801. In Wien entstehen auch die sechs späten Messen. Das nur zwei-sätzige Streichquartett op.103 (1803) ist Haydns letztes Werk.

Komposition und Spiritualität

»Wenn es mit dem Komponieren nicht so recht fort will«, erzählte Haydn einem Freund, »so gehe ich im Zimmer auf und ab, den Rosenkranz in der Hand, bete einige Ave Maria, und dann kommen mir die Ideen wieder.«

Haydn ließ alle seine umfangreicheren Partituren mit den Worten »In nomine Domini« (»Im Namen des Herrn«) beginnen und zum Schluss malte er jedes Mal ein sauberes »Laus Deo« (»Gott Lob«) oder »Soli Deo gloria« (»Gott allein gebührt der Ruhm«) hin. Denn sein Gemüt war »aufs lebhafteste« von der katholischen Überzeugung durchdrungen, »dass alle Talente von oben kommen« (Biograf Griesinger).

Bei einer Gala-Aufführung der »Schöpfung«, an seinem 76. Geburtstag, trat Haydn zum letzten Mal an die Öffentlichkeit. Über seinem Grabstein in der Bergkirche von Eisenstadt, wo er seine letzten Messen dirigiert hat, ist der Vers aus dem Psalm 117 in die Mauernische gemeißelt: »Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn künden!«

Siehe auch: Kirchenmusiker in Deutschland