Iubilaeum maximum (Wortlaut)

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Apostolisches Schreiben
Iubilaeum maximum

von Papst
Pius XII.
Verkündigung de Heiligen Jahres 1950
26. Mai 1949

(Offizieller lateinischer Text AAS 41 [1950] 257-261)

(Quelle: Herder-Korrespondenz Herder Verlag Freiburg im Breisgau, 3. Jahrgang, Heft 10, Juli 1949, S. 452-453. Die lateinische Fassung

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Papst Pius, Diener der Diener Gottes,

entbietet allen Christgläubigen, die von diesem Brief Kenntnis nehmen,

Gruß und Apostolischen Segen.

Das große Jubiläum, das im Laufe, des kommenden Jahres in der Heilgen Stadt gefeiert werden soll, hat vor allem den Zweck, die Christen nicht nur zur Sühne für begangene Schuld und zur inneren Umkehr aufzufordern, sondern auch zur Tugend und zu einem heiligen Leben anzueifern nach dem Wort der Hl. Schrift: "Heiligt euch und seid Heilige, weil ich der Herr euer Gott bin" (Lev. 10,7; vgl. 1. Per. 1,16). Schon hieraus ergibt sich deutlich die Art und Fülle des Segens dieses altehrwürdigen Brauches. Denn wenn die Menschen auf diese Stimme der Kirche hören und sich von den irdischen und vergänglichen Dingen zu den ewigen und unvergänglichen wenden, dann wird zweifellos die so ersehnte Erneuerung der Menschheit ,anheben, durch die allein sich das private und öffentliche Leben den Geboten und dem Geiste des Christentums, angleichen. Wenn ein so richtig geordnetes Leben die einzelnen anregt und wirkungsvoll antreibt, dann folgt naturnotwendig, dass eine neue drängende Kraft die Gesamtheit erfasst, die menschliche Gemeinschaft durchdringt und ihr eine bessere und glücklichere Ordnung schenkt. Wenn irgendwann, dann ist es heute notwendig, alles in der Wahrheit und der Kraft des Evangeliums zu erneuern. Menschliches Bemühen, mag es auch noch so lobenswert sein und nicht von falschen Beweggründen geleitet werden, ist niemals einer solchen Aufgabe, gewachsen; nur die heilige Religion, die sich auf die Hilfe von oben und die göttliche Gnade stützt, kann sich an eine so große Aufgabe heranwagen und sie mit der wirksamen Hilfe aller glücklich lösen.

Darum ist es Unser dringender Wunsch, dass die Btschöfe der ganzen Welt mit ihrem Klerus die ihnen Anvertrauten Gläubigen sorgfältig über dieses wichtige Jubiläum belehren; sie sollen sie unterweisen, wie sie es am besten begehen können, sei es in Rom, wenn sie können, sei es in der Heimat. Inniger sollen sie zu Gott beten, die Werke der Buße und der Nächstenliebe vermehren und nach Kräften all die Dinge zur Durchführung bringen, die Wir schon als Anliegen des Heiligen Jahres verkündeten.

Im Gedenken 'an die reichen und heilsamen Wirkungen, um die Wir den göttlichen Erlöser demütig bitten, folgen Wjr dem Beispiel Unserer Vorgänger, der Römischen Päpste, und dem Rat Unserer Ehrwürdigen Brüder, der Kardinäle der Heiligen Römischen Kirche und verkünden dieses allgemeine und große Jubiläum, das in dieser Heiligen Stadt am Feste der Geburt Unseres Herrn Jesus Christus im Jahre neunzehnhundertneunundvierzig beginnen und bis Weihnachten neunzehnhurndertfünzig dauern soll - und zwar nach der Vorschrift des Cañons 923 - in der Autorität des allmächtigen Gottes, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen; zur Ehre Gottes, zum Heile der Seelen und zur größeren Blüte der Katholischen Kirche sagen Wir es an, verkündigen es und wollen seine Ansage und Verkündigung rechtskräftig wissen.

Der Jubiläumsablass

Im Laufe dieses Jahres heiliger Sühne gewähren und erteilen Wir allen Christgläubigen beiden Geschlechtes, die gültig gebeichtet und die heililige Kommunion empfangen haben und an einem oder verschiedenen Tagen, in beliebiger Reihenfolge die Basiliken des hl. Johannes im Lateran, des hl. Petrus im Vatikan, des hl. Paulus an der Straße nach Ostia und die Liberianische auf dem Esquilinischen Hügel (S. Maria Maggiore) besuchen und dreimal das Vaterunser, den englischen Gruß und das Ehre sei dem Vater, außerdem nach Unserer Meinung einmal das Vaterunser, den englischen Gruß, das Ehre sei dem Vater und das Glaubensbekenntnis in jeder Basilika beten, einen Vollkommenen Ablass ihrer Sündenstrafen, Vergebung und Verzeihung im Herrn.

Wir schränken die erwähnten Bedingungen für die Erlangung des Jubiläumsablasses aber so ein für alle, die durch Krankheit oder einen anderen rechtmäßigen Grund in der Heiligen Stadt, auf der Reise selbst oder durch ihren Tod daran gehindert wurden, die vorgeschriebene Anzahl Besuche durchzuführen oder auch nur antuen, dass sie nach gültiger Beichte und Kommunion den Jubiläumsablass genau so gewinnen, wie wenn sie die vier Basiliken wirklich besucht hätten.

Wir bestimmen ferner, dass die Christgläubigen diesen Ablass sowohl für sich wie auch für die Verstorbenen sooft gewinnen können, wie sie die vorgeschriebenen Bedingungen erfüllen.

Die Anliegen für das Heilige Jahr

Was, geliebte Söhne, im allgemeinen die, Absicht der Römischen Päpste ist, wißt ihr genau; was aber im besonderen Unser Anliegen für das kommende Heilige Jahr ist, wollen Wir euch noch tiefer begründen und deutlicher erklären.

Darum vor allem soll Gott angefleht werden, dass alle Menschen durch Gebet und Buße ihre Vergehen sühnen und die Besserung ihres christlichen Lebens und die Erlangung christlicher Tugenden darauf ausrichten, dass durch dieses große Jubiläum in glücklicher Weise eine allgemeine Rückkehr aller zu Christus heranreife. Außerdem soll es der Gegenstand demütigen Gebetes sein, dass alle unerschütterlichen Mutes und festen Willens dem göttlichen Erlöser und der von ihm gegründeten Gemeinschaft die gebotene Treue halten; dass die heiligen Rechte der Kirche gegen die Hinterlist, die Falschheit und die Verfolgungen der Feinde unversehrt und unverletzt bewahrt werden, dass alle, die die katholische Wahrheit noch nicht besitzen, die vom rechten Wege abirren, ja selbst die Gottesleugner und Gotteshasser vom Lichte Gottes erleuchtet und von seiner mächtigen Gnade angetrieben zum Gehorsam gegen die Gebote des Evangeliums gebracht werden, dass eine wohlüberlegte und ungetrübte Ruhe auf der ganzen Welt, besonders aber an den heiligen Stätten Palästinas gesichert werde, dass die Völker allen Hass und alle Zwietracht beseitigen, sich in Gerechtigkeit und brüderlicher Eintracht einander verbinden; dass endlich die darbenden Massen genügeng Lohn für ihre Arbeit empfangen, um ehrbar leben zu können, und durch die Freigebigkeit und Nächstenliebe der Wohlhabenden die notwendige und geeignete Hilfe erfahren.

Es möge doch endlich wieder der so sehr ersehnte Friede einkehren in die Herzen der Menschen, in die Familien, bei den einzelnen Nationen und der ganzen Völkergemeinschaft, es mögen alle, "die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen" (Matth. 5, 10), jene ungebrochene Tapferkeit besitzen, die im Blute iihrer Märtyrer eine Zierde der Kirche war von ihrem Anbeginn, dass die Flüchtigen, die Gefangenen, alle, die verbannt von ihrem Heim ferngehalten werden, baldmöglichst in ihre geliebte Heimat zurückkehren dürfen; dass die aber, die von Schmerz und Trauer bedrängt sind, von himmlischem Trost erfüllt werden. In christlicher Schamhaftigkeit und christlicher Tugend soll eine mutige Jugend blühen und stark werden, die Erwachsenen und das greise Alter sollen ihr ein leuchtendes Beispiel geben; schließlich mögen alle die himmlische Gnade besitzen, die eine sichere Hoffnung der ewigen Seligkeit bietet.

Der Weg nach Rom

Nun, geliebte Söhne, bleibt Uns nur noch zu sagen, dass Wir euch einladen, im Verlauf des Heiligen Jahres möglichst zahlreich nach Rom zu kommen, nach Rom sagten wir, das den Christen eines jeden Volkes wie ein zweites Vaterland ist, wo sie die Stätte verehren können, an der der Apostelfürst nach seinem Martyrium beigesetzt wurde, wo die heiligen Gräber der Blutzeugen sind, die herrlichsten Gotteshäuser, wo sie die Denkmäler des Glaubens und der Frömmigkeit der Väter schauen und den gemeinsamen Vater sehen können, der bereit ist, sie mit offenen Armen und einem Herzen voll Liebe zu empfangen.

Wir wissen, dass der Weg für viele Schwierigkeiten und Hindernisse hat, besonders für die Ärmeren und diejenigen, die in weit entfernten Ländern wohnen. Da aber in den Belangen des irdischen Lebens so große Anstrengungen gemacht werden, die Schwierigkeiten aller Art zu überwinden, soll es da ganz unmöglich sein, dass die unzählbaren Scharen aus aller Welt, die keine Mühe scheuen und sich durch kein Ungemach abschrecken lassen, zur Heiligen Stadt gelangen, um Schätze des Himmels zu erhalten?

Doch sollen diese Wallfahrten, geliebte Söhne, nicht Vergnügungsreisen sein, sondern in der Herzensfrömmigkeit unternommen werden, in der in früheren Zeiten die Christgläubigen jeden Standes und Volkes die zahlreichen Mühseligkeiten einer harten Reise, manchmal sogar zu Fuß, überwanden, um nach Rom zu eilen und dort mit den Tränen der Reue ihre Schuld zu tilgen, Verzeihung und den Frieden von Gott zu erflehen. Diesen Glauben der Väter und die tatbereite Glut göttlicher Liebe sollt ihr wieder aufwecken, vermehren und anderen einflößen. So wird es durch die Anregung und Hilfe der göttlichen Gnade geschehen, dass dieses kommende, große Jubiläum für den einzelnen und die gesamte Christenheit heilsame Frucht in reichem Maß bringt.

Damit aber dieses Unser Schreiben leichter zu aller Kenntnis gelangt, bestimmen Wir, dass jede Abschrift, auch die gedruckte, wenn sie nur von einem Notar unterzeichnet und mit einem kirchlichen Amtssiegel versehen ist, die gleiche Gültigkeit hat, wenn sie vorgewiesen oder gezeigt wird, wie das hier gegenwärtige.

Niemandem soll es gestattet sein, diese Unsere schriftliche Ankündigung, Bekanntgabe, Gewährung und Bestimmung anzufechten oder ihr verwegen entgegenzuhandeln. Sollte sich aber jemand einen solchen Versuch anmaßen, wisse er, dass er den Zorn des Allmächtigen und der heiligen Apostel Petrus und Paulus auf sich lädt.

Gegeben zu Rom, beim hI. Petrus, am 24. Mai 1949,

im elften Jahre Unseres Pontifikates

Pius XII.

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