Horum temporum (Wortlaut)

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Apostolischer Brief
Horum temporum

von Papst
Paul VI.
an die Bischöfe der Welt
über die Gründe zur Fortsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils
14. September 1963

(Offizieller lateinischer Text: AAS 55 [1963] 734-735)

(Quelle: Herder-Korrespondenz 1963/64, S. 27-28).
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Hintergrund

Am 14. September 1963 richtete Papst Paul VI. ein Schreiben an alle Bischöfe der Welt und "an die übrigen Väter des Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzils", in dem er die Gründe darlegt, die ihn zur Fortsetzung des von seinem Vorgänger einberufenen Konzils veranlasst haben und in dem er das große Werk des verstorbenen Papstes Johannes würdigt. Der lateinische Text des Briefes wurde im "Osservatore Romano" (16./17.9.63) veröffentlicht.

Wortlaut des Textes

Ehrwürdiger, Uns sehr lieber Bruder!

Unser Vorgänger, den Wir und die ganze Familie der Christen noch sehr lebhaft in Erinnerung haben, hat sehr wohl die Zeichen und Nöte unserer Zeit verstanden. Er hat mit unerschütterlichem Eifer und mit großem Vertrauen das große Werk des Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzils begonnen. Man darf mit gutem Recht glauben, dass er sich dabei von einer besonderen Eingebung der göttlichen Vorsehung, die "das All vortrefflich leitet" (Weish. 8, 1) und durch weise Fügung für das Wohl der Kirche ihren Bedürfnissen entsprechend Sorge trägt, hat leiten lassen.

Es ist allen bekannt, welches Interesse und welche Hoffnungen dieses Ökumenische Konzil als ein Ereignis von solchen Ausmaßen bei den Menschen geweckt hat und welch großes Lob dafür Papst Johannes XXIII., dem Begründer eines so großen Werkes, zuteil wurde. Er, der alle seine Kräfte diesem Werk gewidmet und die erste Phase des Konzils selbst geleitet hat, wurde durch einen unerforschlichen Ratschluss Gottes vom Tode überrascht. Die Gläubigen, aber auch die Nichtkatholiken, haben seinen Tod sehr betrauert. Es besteht allerdings kein Zweifel darüber, dass er in demütiger Ergebung in den Willen Gottes durch seinen Tod reiche Gnadengaben des Himmels für die Kirche erlangt hat, da er sein Leben für einen glücklichen Ausgang des Konzils angeboten hatte.

Wir, der Wir ihm auf Grund geheimer göttlicher Fügung nachgefolgt sind, haben im Namen Gottes sein Erbe angetreten. Wir vertrauen auf das Werk und die Hilfe der Konzilsväter. Da Wir fortzusetzen wünschen, was mit soviel Eifer begonnen wurde, rufen Wir Dich, ehrwürdiger Bruder, auf, an dem Ökumenischen Konzil, dessen Zweite Sitzungsperiode am 29. September beginnen wird, weiterhin teilzunehmen.

Das Ziel dieses Ökumenischen Konzils, des größten aller Zeiten, kennst Du. Es ist, wie Unser Vorgänger gesagt hat, notwendig, dass die Katholische Kirche in ihrer immerwährenden Lebenskraft für alle als Instrument des Heils sichtbar werde. Ihr wurde von unserem Herrn Jesus Christus das Glaubensgut anvertraut. Sie hat die Pflicht, es unverletzt zu erhalten und es durch ihr eifriges Wirken allen Menschen in geziemender und passender Weise zu verkünden. Diese Lebenskraft der Kirche, die die Menschen erleuchtet, anzieht und bewegt, möge durch das Konzil, das am Grabe des heiligen Petrus abgehalten wird, neu gestärkt werden. Damit das möglich wird, müssen die vielerlei Formen des Apostolates mit den richtigen Mitteln entfaltet und in der rechten Weise dem einzigen obersten Ziel zugeordnet werden. Auch die Laien müssen vertrauensvoll eingeladen werden, an diesem Heilswerk teilzunehmen. Hierauf beziehen sich auch die Bestrebungen der Kirche zur Förderung der Einheit unter den Menschen, in erster Linie zwischen denen, die an Christus glauben. Ein Bestreben, das seinen wirksamen Ausdruck findet in den Worten des Erlösers: "Es wird nur ein Schafstall und ein Hirte sein" (Joh. 10, 16).

Im Bewusstsein der großen Verantwortung, die auf sie auf dem Konzil wartet, sollen sich die Konzilsväter auf die kommenden Sitzungen durch inständiges Gebet und durch andere geistliche Übungen vorbereiten. Die Gläubigen, die Deiner Sorge anvertraut sind, mögen durch Ermahnungen Deinerseits dazu angeleitet werden, dasselbe zu tun, in erster Linie die Priester, die Ordensleute und Ordensfrauen, die Kranken und alle, die in irgendeiner Weise zu leiden haben, indem sie ihre Leiden zu diesem Zwecke aufopfern, und die Kinder, die in ihrer Unschuld Gott besonders gefallen.

Der Heilige Geist, der den Leib der Kirche belebt, möge auf Grund Deines Gebetes und des Gebetes der Gläubigen durch seine Gegenwart den Arbeiten des Konzils beistehen. Wir beten inständig zu ihm, dass schließlich "in allen Christus" (Kol. 3, 11) sei.

In diesem großen Vertrauen grüßen Wir Dich, ehrwürdiger Bruder. Unterpfand und Zeichen dafür sei Unser Apostolischer Segen, den Wir Dir und allen, die Deiner Hirtensorge anvertraut sind, von Herzen erteilen.

Gegeben zu Rom, bei St. Peter, am 14. September 1963, am Feste der Kreuzerhöhung,

im ersten Jahre Unseres Pontifikates.

PAULUS PP. VI

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