Heiliges Jahr

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Heiliges Jahr oder Jubiläumsjahr oder Jubeljahr der Erlösung. Das Heilige Jahr erinnert an das Jubeljahr der Israeliten, das alle 50 Jahre zu feiern war.

Bedeutung

Das Wesentliche des Heiligen Jahres ist der Jubiläumsablass, d.h. ein besonders feierlich ausgeschriebener vollkommener Ablass unter der Bedingung, dass nach dem würdigen Empfang des Sakramentes der Buße und der Eucharistie die vom Papst bestimmten römischen Kirchen besucht und dort besondere Gebete oder Tätigkeiten nach Anweisung des Papstes getätigt werden. Die Beichtväter haben in diesem Jahr besondere Vollmachten, von vorbehaltenen Sünden und Kirchenstrafen loszusprechen.

Das Heilige Jahr wird gewöhnlich am Vorabend von Weihnachten durch die Öffnung der Heiligen Pforte an den Hauptkirchen (Patriarchalkirchen) Roms eröffnet. Dies geschieht in der Peterskirche durch den Papst selbst. Nach Schluss des Heiligen Jahres wurde die Heilige Pforte (bis 1975) wieder zugemauert. Während des folgenden halben Jahres wird der Jubiläumsablass meist auf die ganze Kirche außerhalb Roms ausgedehnt. Von dieser "Gewohnheit" ging Papst Pius XI´. 1925 wegen großem "Mangel an Welt- und Ordensgeistlichen" 1925 ab.<ref>vgl. Apostolische Konstitution Servatoris Iesu Christi und Franziskusjahr</ref> Aus besonderen Anlässen werden von den Päpsten außerdem "rangniedrigere", Außerordentliche Heilige Jahre und andere Jubiläen ausgeschrieben.

Papst Leo XIII. erinnert bereits im Apostolischen Schreiben Pontifices maximi praedecessores nostri vom 15. Februar 1879, dass die Päpste gewöhnlich am Anfang ihres Pontifikates ein Jubiläumsjahr ausriefen.

Geschichte

Pilgerfahrten zu den römischen Apostel- und Heiligengräbern beginnen früh und werden auch bereits im Mittelalter betreut und genutzt. Das erste förmliche Heilige Jahr wurde 1300 von Bonifatius VIII. eingeführt und sollte dann alle 100 Jahre gefeiert werden. Der Papst folgte einer "Basisbewegung", die unter Bezugnahme auf ein (nicht belegtes) Jubiläum 1200 das Jubeljahr forderte. Im Jahr 1342 wandten sich die Römer an den im Exil von Avignon befindlichen Papst Clemens VI.: Wunschgemäß verkürzte er, unter Hinweis auf die jüdische Tradition (nach 7 x 7 Jahren ist das 50. ein "Jobel"-Jahr). Außerdem gab er für die neue Praxis die Kürze des menschlichen Lebens an. Urban VI. beschloss, die Zeit zwischen den Jubeljahren von 50 Jahren auf 33 Jahre zu reduzieren. Der Tradition gemäß hatte der Herr 33 Jahre auf Erden geweilt, daher die Wahl dieses Zeitintervalls. Papst Paul II. legte 1470 durch die Bulle "Ineffabilis providentia" den Abstand auf 25 Jahre fest, der mit Ausnahme von 1800 und 1850 seit 1475 eingehalten wurde.

Das Heilige Jahr 1500 sollte Berühmtheit erlangen durch die Einführung besonderer liturgischer Zeremonien, die noch heute untrennbar mit der Feier eines Jubeljahres in Verbindung gebracht werden. Der Päpstliche Zeremonienmeister Johannes Burckard hatte für die Öffnung und Schließung der Heiligen Pforten einen eindrucksvollen Ritus entworfen.<ref>Beschreibung des Ritus durch Ulrich Nersinger, OR am 13. November 2015, S. 11.</ref>

Pius IX. erteilte 1875 den Bischöfen die Vollmacht, in ihren Diözesen Gotteshäuser zu bestimmen, in denen die Gläubigen den Jubiläumsablass erlangen konnten. In der Ewigen Stadt selber sah man wegen der politischen Situation von jeder größeren Feierlichkeit ab. Eine Öffnung der Heiligen Pforten der vier Erz­basiliken unterblieb.

Am 6. Januar 1933 berief Papst Pius XI. ein Außerordentliches Heiliges Jahr ein – zur Erinnerung an das 1900. Todesjahr des Erlösers der Welt. Erstmals übertrug der zwei Jahre zuvor gegründete päpstliche Rundfunksender Radio Vatikan die Hammerschläge Pius’ XI. zur Öffnung der Heiligen Pforte in die ganze Welt. Das italienische Fernsehen übertrug im Jahre mehr als 400 Stunden live von den Feierlichkeiten in der Ewigen Stadt. Die Bitte des Heiligen Vaters, armen Ländern ihre Schulden zu erlassen, fiel nicht auf taube Ohren: 12,5 Milliarden Euro erließen internationale Finanzinstitute Staaten in Afrika und Lateinamerika.

1975 wurde erstmals wurde die Öffnung einer Heiligen Pforte durch das Fernsehen weltweit übertragen; 40 Stationen sendeten die Zeremonie live.

Jubeljahre

seit 1300

seit 1800

  • Leo XII. 20. Öffentlich gefeiertes Ordentliches Heiliges Jahr 1825 (Hl. Pforte blieb seither bis 1899 vermauert; nur 1% nichtitalienische Pilger). Am Vorabend der Schließung der Heiligen Pforten dehnte der Papst den Jubiläumsablass für ein halbes Jahr auf den ganzen katholischen Erdkreis aus.
  • Pius IX., (Nicht gefeiertes) Heiliges Jahr 1850.
  • Pius IX., Außerordentliches Jubiläumsjahr 1854 (Immakulata).
  • Pius IX., Außerordentliches Jubiläumsjahr 1858.
  • Pius IX., Gedenken der 1800. Wiederkehr des Martyriums Petri u. Pauli, 1867.
  • Pius IX., Außerordentliches Jubiläum 1869/1870 (I. Vatikanum)
  • Pius IX., 21. (Ordentliches) Heiliges Jahr 1875 (ohne Pilgerzüge; die Jubiläen Pius IX. wurden aus kirchenpolitischen Gründen nur eingeschränkt zelebriert, teilweise auch unter Leo XIII.).
  • Leo XIII., Außerordentliches Heiliges Jahr vom 2.3.-1.6.1879 anlässlich des Pontifikatsbeginns.
  • Leo XIII., Außerordentliches Heiliges Jahr vom 19.3.-1.11.1881.
  • Leo XIII., Quod auctoritate, Außerordentliches Heiliges Jahr vom 19.3.-1.11. (bzw. 31.12.) 1886.
  • Leo XIII., 22. Öffentlich gefeiertes Ordentliches Heiliges Jahr 1900, ankündigt am 11. Mai 1899. Weihe der Welt an das Herz Jesu; ca. 300.000 Pilger.
  • Pius X., Außerordentliches Jubiläumsjahr vom Weißen Sonntag, dem 30. März – 8. Dezember 1913 zum Gedächtnis des Friedens, den Kaiser Konstantin der Große der Kirche gegeben hat (vgl. Magni faustique).
  • Pius XI., 23. Ordentliches Heiliges Jahr 1925 (Einrichtung des Christkönigsfestes; vgl. Quas primas; um 900.000 Pilger), verlängert bis Ende 1926.
  • Pius XI., Außerordentliches Jubiläumsjahr 1929, anlässlich seines fünfzigsten Priesterjubiläums und der Lateranverträge: in der Apostolischen Konstitution Auspicantibus nobis verkündigt - ab 6. Januar; verlängert bis 30. Juni 1930: (vgl.)
  • Pius XI., I. Außerordentliches Heiliges Jahr der Erlösung 1933/1934 (2. April bis 2. April; angekündigt: Quod nuper), anlässlich des 1900-jährigen Ostergedächtnisses (Gutachten Augustin Bea: Auch wenn das Todesjahr Jesu nicht genau feststehe, könne man seiner doch immer gedenken; cfr. Inglessis, s.u., S. 256)
  • Pius XII., 25. Dezember 1949-25. Dezember 1950: 24. Ordentliches Heiliges Jahr 1950 vgl. Iubilaeum maximum (3 Mio. Pilger).
  • Paul VI., Außerordentliches Jubiläumsjahr vom 1.1.1966 bis Pfingsten (29.5.), um reiche Früchte aus dem II. Vatikanum zu schöpfen.
  • Paul VI., 25. Ordentliches Heiliges Jahr. 25. Mai 1974 Apostolisches Schreiben Apostolorum limina zur Proklamation des Heiligen Jahres 1975. (Jahr der Versöhnung; vgl. Paterna cum benevolentiae) 1975 (9 Mio. Pilger).
  • Johannes Paul II., II. Außerordentliches Heiliges Jahr der Erlösung, 25. März 1983 Fest der Verkündigung des Herrn bis Ostersonntag 22. April 1984, anlässlich des 1950-jährigen kalendarischen Ostergedächtnisses; vgl. Aperite portas redemptori, 20. April 1984 Apostolisches Schreiben Redemptionis anno über Jerusalem, heiliges Erbe aller Gläubigen, zum Abschluß des Heiligen Jahres 1983.
  • Johannes Paul II., [26.] Ordentliches Heiliges Jahr vom 24. Dezember 1999 – 6. Januar 2001; I. Jubiläum zu einem Millennium (25 bis 30 Mio. Pilger); vgl. Tertio millennio adveniente
  • Papst Franziskus, Außerordentlichen Heiliges Jahr: Jubiläum der Barmherzigkeit vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016

Literatur

  • Eva Maria Jung-Inglessis, Das Heilige Jahr in Rom. Geschichte und Gegenwart, Libreria Editrice Vaticana, Rom 1997.
  • Georg May: Die Katholiken im Heiligen Jahr 1975. Kreuz Verlag Wien 1977 (80 Seiten).
  • Leopold Maria Jäger: Das heilige Jahr 1950, Mitfeier des Heiligen Jahres auf der Romreise und in der Heimat, mit dem offiziellen Text des Römischen Pilgerbuches, Butzon & Bercker Verlag 1949 (167 Seiten).
  • Ulrich Nersinger in: L´Osservatore Roman Nr. 35 vom 28. August 2015 und Nr. 36 vom 4. September 2015.

Weblinks

  • Rundbrief der Benediktinerabtei St-Joseph de Clairval von Flavigny

Anmerkungen

<references />