Grande munus (Wortlaut)

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Enzyklika
Grande munus

von Papst
Leo XIII.
an alle Ehrwürdigen Brüder, Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe
der katholischen Welt, welche in Gnade und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle stehen
über die Slawenapostel Cyrill und Methodius
30. September 1880

(Offizieller lateinischer Text: ASS XIII [1880] 145-153; Leonis XlII Pont. Max. Acta, II, S. 125-137)

(Quelle: Rundschreiben Leo XIII., Herder & Co. G.m.b.H.Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1904, Erste Sammlung S. 158-179, Lateinischer und deutscher Text, übersetzt durch den päpstlichen Hausprälaten Professor Hettinger; Die Nummerierung folgt der englischen Fassung; in deutscher Sprache auch in: Leo XIII., Lumen de coelo I, - Bezeugt in seinen Allocutionen, Rundschreiben, Constitutionen, öffentlichen Briefen und Akten, Buch und Verlag Rudolf Brzezowsky & Söhne Wien 1889, S. 205-215, beide deutsche Texte in Fraktur abgedruckt)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Ehrwürdige Brüder !
Gruß und apostolischen Segen

Cyrill und Methodius, Missionare des Slawen

1 Der erhabene Beruf, den christlichen Glauben zu verbreiten, welchen der heilige Petrus, der Fürst der Apostel und seine Nachfolger in ganz besonderer Weise empfingen, war den Römischen Päpsten ein Antrieb, für die Aussendung von Boten des heiligen Evangeliums an die mannigfaltigen Völker des Erdkreises zu verschiedenen Zeiten Sorge zu tragen, wie es die Sache und die Ratschläge des barmherzigen Gottes zu fordern schienen. Wie darum einen Augustinus zu den Briten zur Pflege ihres Seelenheils, so standen sie einen Patritius zu den Irländern, Bonifatius zu den Deutschen, Willebrord zu den Friesen, Batavern und Belgiern und so andere sehr häufig zu andern. Ebenso erteilten sie auch den hochheilgen Männern Cyrillus und Methodius die Vollmacht, das apostolische Amt bei den slawischen Völkern auszuüben. Durch die Ausdauer und äußersten Mühen derselben gelang es, dass jene das Licht des Evangeliums erblickten und aus ihrer rohen Lebensweise zu menschlicher und bürgerlicher Gesittung herangebildet wurden.

Ausdehnung des Festes der heiligen Cyrill und Methodius

2 Wenn seit Menschengedenken in Erinnerung an die empfangenen Wohltaten das ganze Slavenland niemals aufhörte, die heiligen Cyrillus und Methodius, dieses edle Apostelpaar, zu feiern, so pflegte die Römische Kirche sicherlich sie mit nicht geringem Eifer zu ehren, da sie beide zu Lebzeiten vielfach auszeichnete und die Asche des einen von beiden nach seinem Tode nicht entbehren wollte. Schon seit dem Jahre 1863 ward den dem Slawenstamme angehörenden Böhmen, Mähren und Kroaten, welche die Feier zu Ehren der heiligen Cyrillus und Methodius jährlich am neunten März zu begehen gewöhnt waren, durch die Huld Unseres Vorgängers Pius´IX. unsterblichen Andenkens, gestattet, in Zukunft am fünften Juli ihr Fest zu feiern und die Tagzeiten zum Gedächtnis der heiligen Cyrillus und Methodius zu beten. Nicht lange darauf, zur Zeit, da die große Kirchenversammlung vom Vatikan abgehalten wurde, stellten sehr viele Bischöfe die Bitte an diesen Apostolischen Stuhl, es möge deren Verehrung und bestimmte Feier auf die ganze Kirche ausgedehnt werden. Da jedoch bis auf den heutigen Tag die Angelegenheit nicht erledigt und im Laufe der Zeit in jenen Gegenden eine Veränderung der staatlichen Verhältnisse eingetreten ist, so scheint sich Uns jetzt der geeignete Zeitpunkt darzubieten, den slawischen Völkern Uns hilfreich zu erweisen, für deren Wohlergehen und Heil Wir so große Sorge tragen. Wie Wir darum nicht zugeben, dass jenen in irgend etwas Unsere väterliche Liebe entgehe, so wollen Wir auch, dass die Verehrung jener hochheiligen Männer immer weiter sich ausbreite und zunehme, welche ehedem die slawischen Völker durch die Aussaat des katholischen Glaubens aus dem Verderben zum Heile zurückführten und auch jetzt durch ihren himmlischen Schutz stets mächtig verteidigen. Damit es aber noch mehr erhelle, welcher Art jene waren, die Wir dem katholischen Erdkreis zur feierlichen Verehrung vorstellen, wollen Wir kurz die Geschichte ihrer Taten herrühren.

Die Jugend und Cyrill´s erste Mission

3 Cyrillus und Methodius, zwei leibliche Brüder von höchst angesehenen Eltern, zu Thessalonich geboren, begaben sich frühzeitig nach Konstantinopel, um in der Hauptstadt des Morgenlandes selbst die schönen Wissenschaften zu erlernen. Der Geistesfunke, der schon damals in den Jünglingen hervorleuchtete, blieb nicht verborgen, denn beide machten in kurzer Zeit sehr große Fortschritte. Am meisten aber Cyrilllus, der einen solchen Ruf in den Wissenschaften errang, dass man, um ihn besonders zu ehren, ihn den Philosophen nannte. Nicht lange nachher trat Methodius in den Mönchsstand. Cyrillus aber wurde von der Kaiserin Theodora auf den Rat des Patriarchen Ignatius für würdig befunden, in ihrem Auftrage die jenseits des Chersones wohnenden Chazaren, welche von Konstantinopel sich taugliche Priester erbeten hatten, im christlichen Glauben zu unterrichten, welches Amt er auch bereitwillig übernahm. Angekommen zu Chersona, in der jetzigen Krim, verlegte er sich, wie einige berichten, eine Zeitlang auf die Erlernung der Sprache jenes Volkes. Und zu dieser Zeit hatte er gleich zu Anfang das Glück, die heilige Asches des Papstes Clemens I. zu finden, die er leicht als solche erkannte sowohl auf Grund alter Überlieferung, als auch an dem Anker, mit dem, wie man allgemein wusste, der höchst mutige Märtyrer auf Befehl des Kaisers Trojan ins Meer gestürzt und sodann begraben worden war. Im Besitze dieses so kostbaren Schatzes drang er nun in die Städte und Wohnorte der Chazaren vor, die er durch seine Unterweisungen belehrte und unter dem Beistand der göttlichen Gnade nach Vernichtung vielfachen Aberglaubens für Jesus Christus gewann. Nachdem er so die junge Christengemeinde aufs beste geordnet hatte, gab es einen denkwürdigen Beweis sowohl seiner Entsagung als Nächstenliebe, indem er alle von den Eingeborenen ihm dargebotenen Geschenke zurückwies, mit Ausnahme der Freilassung jener Sklaven, welche sich zum christlichen Glauben bekannten. Bald darauf ging er eilends nach Konstantinopel zurück und begab sich gleichfalls in das Kloster des Polychron, in das Methodius sich bereits zurückgezogen hatte.

Mission in Mähren

4 Unterdessen war die Kunde von dem glücklichen Fortgange der Dinge bei den Chazaren zu Rastilaus, dem Fürsten der Mähren, gedrungen. Angeeifert durch das Beispiel der Chazaren, trat er in Unterhandlungen mit Kaiser Michael III. behufs Absendung einiger Missionare von Konstantinopel aus, was ihm ohne Schwierigkeit gewährt wurde. Die durch so viele Taten bereits bewährte Tugend des Cyrillus und Methodius, sowie ihr bekannter Seeleneifer haben Anlass, sie für die Sendung nach Mähren auszuwählen.

5 Auf der Durchreise durch Bulgarien, das schon zum Christentum bekehrt war, versäumten sie nirgends die Gelegenheit, das Gedeihen der Religion zu fördern. In Mähren selbst aber kam ihnen die Volksmenge bis zu de Grenzen des Reiches entgegen und wurden sie mit größter Bereitwilligkeit und allgemeiner Freude empfangen. Ohne Verzug gingen sie nun daran, die Bewohner in der christlichen Lehre zu unterrichten und zur Hoffnung der himmlischen Güter aufzumuntern und zwar in so nachdrücklicher Weise und so rastlosem Bemühen, dass nach kurzer Zeit das mährische Volk höchst bereitwillig den Namen Jesu Christi bekannte.

6 Nicht wenig trug zu diesem Erfolge die Kenntnis der slawischen Sprache bei, welche Cyrillus früher sich erworben hatte. Von so großer Bedeutung war auch die Übersetzung des Alten und Neues Testamentes in die Volkssprache. Darum schuldet das ganze slawische Volk den höchsten Dank diesem manne, da es durch ihn nicht nur die Wohltat des christlichen Glaubens, sondern auch von der bürgerlichen Gesittung empfangen hat. Denn Cyrillus und Methodius haben zuerst jene Buchstaben erfunden, welche die slawische Sprache zum schriftlichen Ausdrucke bringen und gelten daher nicht mit Unrecht als die Urheber dieser Sprache.

Reise nach Rom

7 Von diesen rühmlichen Taten war die frohe Nachricht aus so fernen und entlegenen Provinzen nach Rom gedrungen. Als nun Papst Nikolaus I. die vortrefflichen Brüder nach Rom kommen hieß, schickten diese ohne Verzug sich an, dem Befehle folge zu leisten; alsbald traten sie die Reise nach Rom an und brachten die Reliquien des heiligen Clemens mit sich. Auf diese Nachricht hin ging Hadrian II., welcher dem inzwischen verstorbenen Nikolaus nachgefolgt war, in Begleitung des Klerus und Volkes unter großen Ehrenbezeigungen den berühmten Ankömmlingen entgegen. Der Leib des heiligen Clemens, den alsbald große Wunder verherrlichten, wurde in feierlichem Aufzuge in die Basilika gebracht, welche zur Zeit Konstantins da errichtet worden war, wo das väterliche Haus des unbesiegbaren Martyrers gestanden.

8 Hierauf erstatteten Cyrillus und Methodius vor dem Papste in Gegenwart des Klerus Bericht über ihr apostolisches Amt, das sie heiligmäßig und unter Arbeit und Mühen verwaltet hatten. Und da sie angeklagt wurden, als hätten sie gegen die Satzungen der Vorfahren und hochheilige Verpflichtungen gehandelt, indem sie sich der slawischen Sprache beim heiligen Amte bedienten, so begründeten sie ihre Sache mit so starken und einleuchtenden Beweisen, dass der papst und gesamte Klerus sie lobten und ihnen Beifall zollten. Dann wurden beide, nachdem sie das katholische Glaubensbekenntnis abgelegt und geschworen, im Glauben des heiligen Petrus und der Römischen Päpste verharren zu wollen, von Hadrian selbst zu Bischöfen erwählt und geweiht, wie denn auch mehrere ihrer Schüler verschiedene Weihegrade empfingen.

Der Tod Cyrill´s

9 Es war aber im Rate Gottes beschlossen, dass Cyrillus zu Rom am 14. Februar des Jahres 869 sein Leben endete, mehr an Tugenden als an Jahren reif. Es wurde ihm ein öffentliches Leichenbegräbnis zuteil, mit feierlichem Aufzuge, wie es bei den Römischen Päpsten stattfindet und er selbst in ehrenvoller Weise in dem Grabmale beigesetzt, das Hadrian sich erbaut hatte. Da das römische Volk es nicht zugab, dass sein heiliger Leib nach Konstantinopel überführt wurde,wenngleich seine tieftrauernde Vaterstadt sehnsüchtig danach verlangte, so wurde er nach der Kirche des heiligen Clemens gebracht und neben dessen Asche bestattet, welche er selbst so viele Jahre lang in hoher Verehrung aufbewahrt hatte. Als sein Leib unter festlichen Psalmengesängen durch die Stadt getragen wurde, war es mehr ein Triumphzug al ein Leichenbegräbnis und das römische Volk erwies dem hochheiligen Manne Ehrenbezeigungen, wie sie den Himmlischen zukommen.

Methodius kehrt nach Mähren zurück

10 Nachdem dies geschehen war, lehrte Methodius auf Befehl und von den Segenswwünschen des Papstes begleitet als Bischof zu den gewohnten Arbeiten des apostolischen Amtes in Mähren zurück. Zu dieser Provinz ward er von herzen ein Vorbild der Herde, von Tag zu Tag mit immer größere Eifer bestrebt, der katholischen Sache zu dienen. Den sektenstiftenden Urhebern von Neuerungen widerstand er mutig, damit nicht der katholische Glaube durch wahnsinnige Meinungen erschüttert werde. Den Fürsten Suentopic, der auf Rastilaus gefolgt war, unterrichtete er in der Religion. Und als derselbe seinen Pflichten untreu wurde, mahnte er ihn, wies ihn zurecht und strafte ihn zuletzt durch Entziehung der heiligen Geheimnisse. Aus diesen Gründen wurde er von diesem rohen und sittenlosen Tyrannen gehasst und in die Verbannung getrieben. Doch ward er nach einiger Zeit wieder zurückgerufen und er brachte durch rechtzeitige Ermahnungen es dahin, dass der Fürst Beweise von Sinnesänderung gab und erkannte, dass er durch eine neue Lebensweise für seine früheren Gewohnheiten Genugtuung leisten müsse.

11 Wunderbar aber ist des Methodius stets wachsamer Eifer, welcher die Grenzen Mährens überschritt, wie er zu Lebzeiten des Cyrillus sich der Liburnier und Serben angenommen hatte, so umfasste er jetzt die Pannonier, deren Fürsten mit Namen Cocelus er in der katholischen Religion unterrichtete und in der Pflicht erhielt. Ebenso bestärkte er die Bulgaren und deren König Bogoris im christlichen Glauben. Desgleiche die Dalmatiner, denen er die himmlischen Gnadengaben mitteilte, sowie der Kärthner, unter welchen er sehr viel arbeitete, um sie zur Erkenntnis und Verehrung des wahren Gottes zu belehren.

Methodius reist nach Rom

12 Aber gerade hierdurch entstanden für ihn Unannehmlichkeiten. Einige nämlich aus der neuen Christengemeinde, welche Methodius wegen seiner vortrefflichen Leistungen und Tugend beneideten, klagten ihn unschuldig bei Johann VIII., dem Nachfolger Hadrians an, als sei sein Glaube Verdacht erregend und habe er den Brauch der Vorfahren veletzt, die bei der heiligen Feier nur der griechischen oder lateinischen Sprache und keiner andern ausserdem sich zu bedienen pflegten. Da berief der Papst, angelegentlichst besorgt um die Reinheit des Glaubens und die alte Kirchenzucht, den Methodius nach Rom und befahl ihm, jene Anschuldigungen zu entkräften und sich zu reinigen. Dieser, immer bereit, zu gehorchen und auf das Zeugnis seines Gewissens gestützt, erschien im Jahre 880 vor Johannes und einigen Bischöfen, sowie dem Klerus der Stadt und erwies mit leichter Mühe, dass er sowohl standhaft den Glauben bewahrt als sorgfältig die übrigen gelehrt habe, den er in Gegenwart und mit Zustimmung Hadrians bekannt und am Grabe des Apostelfürsten durch einen Eidschwur bekräftigt hatte. Wenn er aber beim Gottesdienst der slawischen Sprache sich bedient, so habe er dies aus guten Gründen, mit Erlaubnis des Papstes Hadrian und nicht im Widerspruch mit der Heiligen Schrift, mit Recht getan. Durch diese seine Verteidigungsrede wälzte er derart jeden Verdacht von Schuld von sich, dass der Papst auf der Stelle ihn umarmte und von ganzen Herzen seine Gewalt als Erzbischof und Sendung in die slawischen Länder bestätigte. Außerdem wählte er einige Bischöfe aus, welche unter der Leitung des Methodius stehen und ihm in seinen apostolischen Arbeiten Beihilfe leisten sollten und sandte ihn mit äußerst ehrenvollen Empfehlungsschreiben und unbeschränkter Vollmacht nach Mähren zurück.

Zürück nach Mähren

13 Alles das bestätigte in der Folge der Römische Papst von neuem durch ein Schreiben an Methodius, als dieser nämlich abermals Gegenstand des Neides Böswilliger wurde. Darum vollständig beruhigt, mit dem Papste und der gesamten römischen Kirche durch das engste Band der Liebe und des Glaubens geeint, fuhr dieser fort, noch viel wachsamer das ihm anvertraute Amt zu verwalten und die gute Frucht seines Wirkens ließ auch nicht lange auf sich warten. Denn nachdem er selbst zuerst den Fürsten der Böhmen, Borzivoi und sodann dessen Gemahlin Ludmilla durch Mitwirkung eines Priesters zum katholischen Glauben bekehrt hatte, brachte er es in kurzer Zeit dahin, dass in diesem Volke das Christentum weit und breit Eingang fand. Zu derselben Zeit war er besorgt, das Licht des Evangeliums nach Polen zu tragen und als er bis in die Mitte von Galizien vorgedrungen war, gründete er zu Lemberg einen Bischofssitz.

Tod des Methodius

14 Von da hinweg begab er sich, wie einige überliefert haben, nach Moskau und errichtete zu Kiew einen bischöflichen Stuhl. Mit diesen wahrlich unverwelklichen Lorbeeren kehrte Methodius zu den Seinen nach Mähren zurück. Da er das Ende seines Lebens herannahen fühlte, bezeichnete er selbst seinen Nachfolger, mahnte in seinen letzten Unterweisungen Klerus und Volk zur Tugend und schied in höchstem Frieden aus diesem Leben, das für ihn ein Weg zum Himmel gewesen war. Wie Rom den heiligen Cyrillus, so betrauerte Mähren den Hintritt des Methodius und vermisste den Entrissenen, der in höchst ehrenvoller Weise bestattet wurde.

Päpstliche Sorge um die Slawen

15 Mit großer Freude, Ehrwürdige Brüder, erinnern Wir Uns an diese Vorgänge und Wir werden tief bewegt, wenn Wir in weit entfernter Zeit die so glücklich begonen, herrliche Gemeinschaft der slawischen Völker mit der Römischen Kirche erblicken. Denn jene beiden von Uns genannten Verbreiter des christlichen Glaubens sind zwar von Konstantinopel zu den heidnischen Völkern ausgezogen. Aber ihre Sendung musste von diesem Apostolischen Stuhle, dem Mittelpunkt der katholischen Einheit, entweder geradezu befohlen oder was mehr als einmal geschehen ist, in gehöriger und rechtmäßiger Weise gutgeheißen werden. In der Tat haben sie hier in Rom Rechenschaft abgelegt über die Verwaltung ihres übernommenen Amtes und auf die Anklagen geantwortet. Hier am Grabe der Apostel Petrus und Paulus haben sie den katholischen Glauben beschworen und die bischöfliche Weihe empfangen zugleich mit der Volllmacht, die hierarchische Ordnung, mit Wahrung des Unterschiedes der Weihen, zu gründen. Von hier endlich erlangten sie die Erlaubnis, der slawischen Sprache bei der Feier der heiligen Geheimnisse sich zu bedienen und in diesem Jahr wird das zehnte Jahrhundert voll, seitdem Papst Johannes VIII. an Suentopolc, den Fürsten Mährens, also schriebe: Die slawische Sprache..., in welcher das Gott schuldige Lob ertönt, loben Wir mit Recht und befehlen, dass in derselben Sprache Christi, Unseres Herrn, Lob und Werke verkündet werden. Und es widerstreitet dem gesunden Gla�uben oder der Lehre keineswegs, dass in derselben Sprache slawischen Sprache die Messen gefeiert, noch dass das heilige Evangelium und die gut übersetzten und ausgelegten Lesestücke des Alten und Neuen Testamentes gelesen und die gesamten kirchlichen Tagzeiten gesungen werden. Diese Übung bestätigte nach vielen Wechselfällen Benedikt XIV. nach Apostolischen Schreiben vom 25. August 1754. So oft aber die Römischen Päpste von den Fürsten jener durch die Arbeiten des heiligen Cyrllus und Methodius zum Glauben bekehrten Völker um Hilfe angegangen wurden, haben sie es nie an ihrem gütigen Beistand, ihrer freundlichen Belehrung, ihren wohlwollenden Ratschlägen und am besten Willen in allen, was sie konnten, fehlen lassen. Vor allem aber haben Rastilaus, Suentoplc, Cocelus, die heilige Ludmilla, Bogoris, nach Zeit und Umständen, die ausgezeichnete Liebe Unserer Vorgänger erfahren.

16 Aber auch mit dem Tode des heiligen Cyrillus und Methodius trat in der väterlichen Fürsorge der Römischen Päpste für die slawischen Völkerschaften kein Stillstand oder Nachlass ein, vielmehr leuchteten sie immer dadurch hervor, dass sie die Religion bei ihnen heilig bewahrten und die öffentliche Wohlfahrt schirmten. In der That sandte Nikolaus I. Priester zu den Bulgaren zum Unterricht des Volkes und die Bischöfe von Piombino und Ostia aus der Stadt Rom zur Ordnung der jungen Christengemeinde. Ebenso erteilte er bei häufigen unter den Bulgaren über das heilige Recht entstandenen Streitfragen in höchst liebvoller Weise Antworten, deren außerordentliche Weisheit auch jene loben und hochschätzen, welche der Römischen Kirche weniger günstig sind. Und nach dem beklagenswerten Unglück der Spaltung gereichte Innozenz II. zum Lobe, die Bulgaren wieder mit der Kirche auzusöhnen, Gregorius IX. aber, Innozenz IV., Nikolaus IV., Eugen IV., sie in der Gnade der Wiedervereinigung erhalten zu haben. Ebenso leuchtete die Liebe Unserer Vorfahren in besonderer Weise den Bewohnern von Bosnien und der Herzogowina gegenüber hervor, welche vom Gift verderblicher Meinungen angesteckt waren, nämlich Innozenz´ III. und Innozenz´ IV., die den Irrtum aus ihrem Herzen ausrotten, Gregorius´ IX., Clemens VI., Pius´ II., welche die Ordnung der Hierarchie in jenen Gegenden dauernd zu befestigen bemüht waren. Weder einen geringen nach den letzten Anteil an ihren Sorgen haben Innozenz III., Nikolaus IV., Benedikt XI., Klemens V. den Serben zugewendet, die sie vor arglistigen, zur Erschütterung ihrer Religion bestimmten Anschlägen höchst vorsichtig bewahrten. Auch die Dalmatiner und Liburnier standen wegen ihrer Standhaftigkeit im Glauben und ihrer gegenseitigen Hilfeleistung bei Johannes X., Gregorius VII., Gregorius IX., Urbanus IV. in ganz besonderer Gunst und haben bedeutsame Lobsprüche von ihnen erlangt. Endlich hat die Kirche von Sirmium selbst, welche durch die einfallenden Barbaren im sechsten Jahrhundert zerstört und nachher durch den frommen Eifer des heiligen Stephan I., Königs von Ungarn, wieder hergestellt wurde, viele Denkmale der Liebe Gregorius´IX. und Clemens´XIV.

Päpstliche Verordnung

17 Darum fühlen wir uns Gott zu Dank verpflichtet, dass sie Uns eine günstige bietet, dem Volke der Slawen Gutes zu erzeigen und ihr allgemeines Wohl mit gewiss nicht geringem Eifer zu fördern, als ihm jederzeit Unsere Vorfahren bewiesen haben. Denn danach trachten Wir, das allein wünschen Wir, mit allen Mitteln dahin zu streben, dass die Völker slawischen Ursprungs durch eine größere Anzahl von Bischöfen und Priestern unterrichtet, im Bekenntnis des wahren Glaubens, im Gehorsam gegenüber der wahren Kirche Jesu Christi gestärkt werden und so durch eigene Erahrung täglich mehr erkenen, welche Fülle von Gütern aus den kirchlichen Institutionen über das häusliche Leben und alle Ordnungen des Staatswesens ausgeht. Denn jene Kirchen nehmen unsere Hirtensorge am meisten und in hervorragendster Weise in Anspruch und nichts wünschen Wir dringender als ihre Wohlfahrt und ihr Gedeihen fördern zu können und sie alle durch das bleibende Band der Eintracht mit Uns verbunden zu sehen, welches die größte und beste Befestigung ihres Wohles ist. Uns bleibt nur der Wunsch übrig, dass Gott, der reich ist an barmherzigkeit, Unserem Vorhaben gnädig sei und in dem, was wir begonnen, Uns beistehe. Inzwischen rufen Wir als Fürbitter bei ihm die heiligen Cyrillus und Methodius, die Lehrmeister der Slawen an. Und wie wir für die Ausbreitung ihrer Verehrung Sorge tragen, so werden sie Uns, so vertrauen Wir, durch ihre himmlische Fürsprache beistehen.

18 Deshalb befehlen Wir, dass für immer am fünften Juli, welchen Pius IX. höchstseligen Andenkens festgesetzt hat, in den Kalender der Römischen und Allgemeinen Kirche jährlich das Fest der heiligen Cyrillus und methodius eingefügt und gefeiert werde, mit den Tagzeiten ritus duplicis minoris und eigener Messe, welche die Kongregation der Riten gutgeheißen hat.

19 Euch alle aber, Ehrwürdige Brüder, gemahnen Wir, für die Veröffentlichung dieses Unseres Schreibens Sorge zu tragen und allen Geistlichen, welche die tagzeiten nach dem Brauch der Römischen Kirche beten, zu gebieten, die in denselben enthaltenen Vorschriften in ihren Kirchen, Provinzen, Städten, Diözesen und Ordenshäusern zuv beobachten. Endlich wollen Wir, dass auf Euren Rat und Eure Mahnung überall zu den heiligen Cyrill und Methodius inständig gebetet werde, auf dass mit der Macht, die sie bei Gott besitzen, sie den christlichen Glauben im ganzen Orient beschützen, den Katholiken Standhaftigkeit und den Getrennten den Willen erflehen, die Eintracht mit der wahren Kirche wieder zu gewinnen.

20 Das alles, wie es oben geschrieben ist, bestätigen und bekräftigen Wir, ohne dass dem entgegenständen die von dem heiligen Papst Pius V., Unserem Vorfahr, erlassenen und andere Apostolische Konstitutionen über die Verbesserungen des Breviers und Römischen Messbuches, Statuten und Gewohnheiten, auch unordentliche und alle übrigen irgendwie entgegengesetzten Bestimmungen.

21 Als Vorboten himmlischer Gaben und Unterpfand Unseres besonderen Wohlwollens erteilen Wir Euch allen, Ehrwürdige Brüder , und dem gesamten Klerus und einem jeden von Euch anvertrauten Volke von ganzem Herzen den Apostolischen Segen im Herrn.

Gegeben zu Rom bei St. Peter, den 30. September im Jahre 1880,

dem dritten Unseres Pontifikates

Leo XIII. PP.

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