Gerhard Müller
Gerhard Kardinal Müller (* 31. Dezember 1947 in Mainz-Finthen) war vom 2. Juli 2012 bis 1. Juli 2017 Präfekt der Glaubenskongregation, seit dem 22. Februar 2014 ist er Kardinal.
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Biografie
Gerhard Ludwig Müller war nach dem Abitur am Willigis-Gymnasium in Mainz mehrere Jahre in der Jugendarbeit seiner Heimatpfarrei St. Martin Mainz-Finthen tätig. Anschließend ging er zum Studium der Philosophie und Theologie nach Mainz, München und Freiburg im Breisgau. Müller wurde Assistent an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Mainz und im Jahre 1978 in Mainz von Kardinal Hermann Volk zum Priester geweiht. Anschließend war er bis zur Habilitation im Jahr 1985 in drei Pfarreien als Kaplan aktiv.
Im Jahr 1977 promovierte Gerhard Ludwig Müller bei Kardinal Karl Lehmann mit einer Arbeit über den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer zum Doktor der Theologie. Auch die Habilitation im Fach Dogmatik und ökumenische Theologie über die "Gemeinschaft und Verehrung der Heiligen" im Jahr 1985 erfolgte bei Lehmann, der zu diesem Zeitpunkt bereits Bischof von Mainz war.
Gerhard Ludwig Müller wurde im Jahr 1986 mit 38 Jahren auf den Lehrstuhl für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München berufen und war damit einer der jüngsten Professoren der Münchner Hochschule. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Themen Ökumene, Neuzeit und Offenbarungsverständnis, theologische Hermeneutik, Priestertum und Diakonat.
Gerhard Ludwig Müller war 1999 bei der vatikanischen Europasynode im Jahr und 2001 bei der Weltbischofssynode im Jahr 2001 als theologischer Berater (Peritus) berufen. Es folgten mehrere Gastprofessuren an den Universitäten in Cusco (Peru), Rom, Philadelphia (USA), Kerala (Indien), Madrid, Santiago de Compostela, Salamanca, Lugano und Sao Paulo (Brasilien). Im September 2004 erhielt er von der Katholischen Universität Lublin die Ehrendoktorwürde.
Gerhard Ludwig Müller nahm seit dem Jahr 2003 im Rahmen der Deutschen Bischofskonferenz folgende Aufgaben wahr: Vorsitzender der Ökumenekommission, stellvertretender Vorsitzender der Glaubenskommission und Mitglied der Kommission Weltkirche. Außerdem ist er Mitglied in der Gemeinsamen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland.
Am 1. Oktober 2002 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum neuen Bischof von Regensburg ernannt. Im Jahr 2007 wurde Bischof Gerhard Ludwig Müller zum 60. Geburtstag eine Festschrift gewidmet, zu der Papst Benedikt XVI. ein Vorwort schrieb, das u.a. die Dogmatik des Jubilars würdigt.
Kongregation für die Glaubenslehre und Kardinal
Am 2. Juli 2012 wurde bekannt, dass Papst Benedikt XVI. den bisherigen Bischof von Regensburg, Prof. Dr. Gerhard Ludwig Müller zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt hat. Mit der Entscheidung des Papstes wurde der Bischofsstuhl von Regensburg mit sofortiger Wirkung vakant. Als Diözesanadministrator, der die Diözese bis zur Ernennung eines neuen Bischofs leitet, wurde Dompropst Dr. Wilhelm Gegenfurtner am 3. Juli 2012 gewählt. Papst Franziskus hatte Müller nach seiner Wahl wie alle anderen Leiter der Kurienbehörden zunächst nur vorläufig im Amt bestätigt. Am 21. September 2013 wurde er dann von Papst Franziskus in seinem Amt als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation bestätigt.[1] Am 22. Februar 2014 wurde Müller von Papst Franziskus zum Kardinal kreiert, [2] mit der Diakonie ""Sant´Agnese in Agone".
Am 5. Mai 2014 wurde bekannt, dass Gerhard Ludwig Müller als Kardinal ab nur noch seinen Vornamen Gerhard führt, da doppelte Vornamen unter Kardinälen unüblich seien.[3] Am 22. Mai 2014 wurde der Kardinal zum Mitglied der Kongregationen für die Ostkirchen, für die Orden und für das katholische Bildungswesen ernannt. Außerdem zählt Müller zum päpstlichen Einheitsrat und zum Kulturrat.[4]
Papst Franziskus entschied, die Amtszeit von Kardinal Müller als Leiter der Römischen Glaubenskongregation nicht zu verlängern. Sie endete fristgerecht am 2. Juli 2017, sein Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer SJ.[5] Müller soll von Papst Franziskus gemeinsam mit drei weiteren Mitarbeitern der Glaubenskongregation entlassen worden sein, weil er sich an die kirchlichen Regeln in Zusammenhang mit sexuellen Missbrauchsfällen gehalten habe.[6]
Gerhard Ludwig Müller erklärte, er werde im Vatikan bleiben, theologisch-wissenschaftlich arbeiten und als Seelsorger tätig sein. Er wolle sich nicht „vor den Karren einer papstkritischen Bewegung spannen“ lassen und könne sich vorstellen, als „Vermittler zwischen den Fronten“ in Fragen der Ehelehre nach dem nachsynodalen päpstlichen Schreiben Amoris laetitia tätig zu werden.[7]
Er wurde durch Papst Franziskus am 21. Juni 2021 für fünf Jahre an den Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur berufen.[8]
Werke (Auswahl)
- Martin Lohmann ; Gerhard Kardinal Müller: Wahrheit - Die DNA der Kirche, Fe Medienverlag 2020 (Hardcover, 344 Seiten, ISBN 978-3-86357-277-8).
- Der Papst – Sendung und Auftrag. Herder Verlag 2017 (1. Auflage; geb.; 608 Seiten; ISBN: 978-3-451-37758-7).
- Gerhard Ludwig Müller/Carlos Granadas: Die Botschaft der Hoffnung. Gedanken über den Kern der christlichen Botschaft; Übersetzt von Franziska Dörr, Herder Verlag Freiburg 2016 (Hardcover, 288 Seiten; ISBN 978-3-451-38888-0).
- Benedikt XVI./Gerhard Ludwig Müller: Die Liebe Gottes lehren und lernen. Priestersein heute. Mit einem Vorwort von Papst Franziskus Herder Verlag Freiburg 2016 (Hardcover; 312 Seiten; ISBN 978-3-451-37880-5).
- Gott und seine Geschichte. Der Präfekt der Glaubenskongregation über Bibel und Glaube. Herder Verlag (240 Seiten).
- Katholische Dogmatik. Für Studium und Praxis der Theologie', 6. Auflage 2005.
- John Henry Newman begegnen Sankt Ulrich Verlag (160 Seiten; ISBN 978-3-929246-54-4 ).
- John Henry Newman begegnen, Vorzugsausgabe zur Seligsprechung Sankt Ulrich Verlag (192 Seiten; ISBN 978-3-86744-143-8).
- Dietrich Bonhoeffer begegnen Sankt Ulrich Verlag (176 Seiten; ISBN 978-3-86744-131-5 ).
- Gustavo Gutiérrez/ Müller: An der Seite der Armen Sankt Ulrich Verlag (192 Seiten; ISBN 978-3-936484-40-3).
- Die Messe, Quelle christlichen Glaubens Sankt Ulrich Verlag (208 Seiten; ISBN 978-3-929246-90-2 ).
- Mit der Kirche denken. Bausteine und Skizzen zu einer Ekklesiologie der Gegenwart Johann Wilhelm Naumann Verlag (362 Seiten; ISBN 3-88567-086-0).
- "Der Empfänger des Weihesakraments. Quellen zur Lehre und Praxis der Kirche, nur Männern das Weihesakrament zu spenden", Echter Verlag Würzburg 1999 (512 Seiten, ISBN 978-3429021382).
- Priestertum und Diakonat. Der Empfänger des Weihesakramentes in schöpfungstheologischer und christologischer Perspektive, Johannes Verlag Einsiedeln Freiburg im Breisgau 2003 (192 Seiten; 2. Auflage; ISBN 978-3-89411-360-5).
- Den Horizont der Vernunft erweitern. Zur Theologie von Benedikt XVI.. Herder Verlag (160 Seiten).
- (Hsgr.): Gerhard Ludwig Müller und Massimo Serretti: Einzigkeit und Universalität Jesu Christi im Dialog mit den Religionen (Reihe: Horizonte Neue Folge 35), Mit Beiträgen von Walter Kardinal Kasper, Erzbischof Angelo Scola, Marcello Bordoni, Horst Bürkle, Bruno Forte, Karl-Heinz Menke, Michael Schulz, Massimo Serretti; Johannes Verlag Einsiedeln 2001 (294 Seiten, gebunden; ISBN 978 3 89411 368 1).
- (Hsgr.): Maria - Die Frau im Heilsplan Gottes (Mariologische Studien BandXV), Friedrich Pustet Verlag Regensburg 2002 (278 Seiten, ISBN 3-7917-1803-7).
- (Hsgr.): Die Heilsuniversalität Christi und der Kirche Originaltexte und Studien der römischen Glaubenskongregation zur Erklärung Dominus Iesus (Römische Texte und Studien / Glaubenskongregation Band 1), Echter Verlag 2003 (154 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-429-02503-8).
- (Hsgr.): Der Diakonat - Entwicklung und Perspektiven, Studien der Internationalen Theologischen Kommission zum sakramentalen Diakonat) Römische Texte und Studien / Glaubenskongregation Band 2), Echter Verlag 2004 (104 Seiten, Paperback, ISBN 978-3-429-02599-1).
- (Hsgr.): Von Inter insigniores bis Ordinatio sacerdotalis (Dokumente und Studien der Glaubenskongregation Band 3:), Echter Verlag 2006 (203 Seiten, ISBN 978-3-429-02791-9).
- (Hsgr.): Der Primat des Nachfolgers Petri im Geheimnis der Kirche (Studien der Kongregation für die Glaubenslehre Band 4:), Echter Verlag 2010 (208 Seiten, Broschur, ISBN 978-3-429-03092-6).
- (Hsgr.) Die Instruktion Donum veritatis über die kirchliche Berufung des Theologen. Dokumente und Studien der Kongregation für die Glaubenslehre (Römische Texte und Studien / Glaubenskongregation Band 5), Echter Verlag 2011 (173 Seiten, Broschur, ISBN 978-3-429-03446-7).
- Römische Begegnungen, Herder Verlag 2019 (160 Seiten, geb., ISBN978-3-451-38565-0).
- Gerhard Kardinal Müller / Athanasius Schneider: Verteidigung der Sieben Sakramente. Heinrich VIII. König, Grignion Verlag 2019 (200 Seiten, 1. Edition, ISBN 3932085956).
- Was ist katholisch?, Herder Verlag Freiburg 2021 (320 Seiten, ISBN 978-3-451-39074-6, Hardcover).
- Das Wunder der Unsterblichkeit. Was kommt nach dem irdischen Leben?, Herder Verlag 2022 (392 Seiten, ISBN 978-3-451-39168-2).
Weblinks
- Literatur von und über Gerhard Müller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Datenbankeintrag bei Catholic-Hierarchy.org (engl.)
- Kardinal Müller: Wir erleben eine Bekehrung zur Welt anstatt zu Gott“ Kath.net am 28. Juni 2018
- Glaubensmanifest 'Euer Herz lasse sich nicht verwirren!' (Joh 14,1) Kath.net am 10. Februar 2019
Vorgänger Manfred Müller |
† Bischof von Regensburg 2002-2012 |
Nachfolger Rudolf Voderholzer |
Vorgänger William Levada |
Präfekt der Glaubenskongregation 2012-2017 |
Nachfolger Luis Francisco Ladaria Ferrer |
Anmerkungen
- ↑ Papst bestätigt Müller als Präfekt der Glaubenskongregation Kath.net am 21. September 2013
- ↑ Nicht nur Ratzingers Erbe Kath.net am 21. Februar 2014
- ↑ Kardinal Müller ab sofort ohne zweiten Vornamen Kath.net am 5. Mai 2014
- ↑ Kardinal Müller in weitere Vatikanbehörden berufen Kath.net am 23. Mai 2014.
- ↑ domradio.de: Ladaria wird Nachfolger von Kardinal Müller, 1. Juli 2017.
- ↑ Neue, schwere Vorwürfe gegenüber Papst Franziskus Kath.net am 30. August 2018
- ↑ radiovatican.va: Kardinal Müller will in Fragen der Ehelehre vermitteln, 5. Juli 2017,
- ↑ https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2021/06/21/0397/00873.html