Fronleichnam: Unterschied zwischen den Versionen

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Das im Volksmund '''Fronleichnam''' genannte [[Hochfest]] führt [[Liturgie|liturgisch]] die Bezeichnung: '''Hochfest des Leibes und Blutes Christi'''. Es wird am Donnerstag der 2.Woche nach [[Pfingsten]] gefeiert.
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'''[[Datei:In-Festo-Ssmi-CORPORIS-CHRISTI.JPG|thumb|right|]]'''
  
== Der Name und seine Bedeutung ==
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'''Fronleichnam''' ist die im Deutschen übliche Bezeichnung für das '''[[Hochfest]] des Leibes und Blutes Christi''' (''Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi''), mit dem die [[Realpräsenz|leibliche Gegenwart]] [[Jesus Christus|Jesu Christi]] im Sakrament der [[Eucharistie]] gefeiert wird. Es wird am Donnerstag der 2. Woche nach [[Pfingsten]] begangen.  
Der Name Fronleichnam bedeutet wörtlich übersetzt: Leib des Herrn, als wörtliche Übersetzung des damals gebräuchlichen lateinischen Titels festum corporis Christi
 
; ''Fron'' oder ''Vron'' : mhd. Herr
 
; ''Lichnam'' : mhd. lebendiger Leib
 
  
== Inhaltlicher Hintergrund ==
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Die Bezeichnung ist abgeleitet von dem mittelhochdeutschen ''vrône lîcham'' "des Herren Leib".
  
Inhaltlich ist Fronleichnam ein [[Ostern|österliches]] Fest, das an den [[Gründonnerstag]] anknüpft. Die irdische [[Inkarnation|Menschwerdung]] des [[Jesus Christus|Sohnes Gottes]] findet in der eucharistischen Gegenwart (zugleich mit den anderen [[Sakrament]]en) ihre Fortsetzung. Als Gabe der Liebe bietet Jesus seine eucharistische Gegenwart jedem an, der Hunger nach [[Gott]] hat.
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== Theologischer Hintergrund ==
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[[Datei:Fronleichnamsprozession_2007.JPG|thumb|right|Beginn einer Fronleichnamsprozession]]  
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[[Datei: Fronleichnamsprozession.JPG|thumb|right| Fronleichanmsprozession Rottweil-Altstadt 2007]]
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[[Datei:Fronleichnamsaltar_mit_Blumenteppich_Stetten_1986.JPG|thumb|right|Fronleichnamsaltar mit Blumenteppich]]
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[[Datei: Fronleichanmsprozession_zu_Wasser.JPG|thumb|right|Fronleichanmsprozession zu Wasser]]
  
Ursprünglich hatte die Verehrung der [[Eucharistie]] primär ihren Sitz in der Feier der Hl. Messe sowie beim [[Kommunion]]empfang. Außerhalb der Messfeier ist eine Eucharistieverehrung erst seit dem [[13. Jahrhundert]] bezeugt. In dieser Zeit vertiefte sich das theologische Verständnis von der [[Realpr%C3%A4senz_Jesu_Christi_in_der_Eucharistie|Realpräsenz]] Jesu Christi in den Gestalten des Brotes und Weines, Theologen formulierten die Lehre der [[Transsubstantiation]]. Die [[Gotik|gotische]] Frömmigkeit verlangte nach geistiger und sinnlicher Schau ("Augenkommunion").
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Der Donnerstag als Festtermin für Fronleichnam steht in enger Verbindung zur Einsetzung der [[Eucharistie]] durch Jesus Christus selbst beim letzten Abendmahl, dem Festgeheimnis des [[Gründonnerstag]]s. Wegen des stillen Charakters der [[Karwoche]] erlaubt der Gründonnerstag keine prunkvolle Entfaltung der Festlichkeit. Aus diesem Grund wurde das Fest Fronleichnam bei seiner Einführung auf den ersten Donnerstag nach der Oktav des Pfingstfestes gelegt.
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Die [[Inkarnation|Menschwerdung]] des [[Jesus Christus|Gottessohnes]] findet in der eucharistischen Gegenwart ihre Fortsetzung: Beim Abendmahl mit seinen  Jüngern teilte Jesus Brot aus und einen Kelch mit Wein und stiftete mit dem Auftrag „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ {{Bibel|1 Kor|11|24.25}} das gemeinsame Mahl als Zeichen seiner bleibenden Gegenwart. Das Christentum erfüllt diesen Auftrag in jeder [[Heilige Messe|heiligen Messe]].
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Die Verehrung der [[Eucharistie]] hat primär ihren Sitz in der Feier der [[Heilige Messe|heiligen Messe]] mit dem [[Sakramentale Kommunion|Kommunionempfang]]. Außerhalb der Messfeier ist eine Eucharistieverehrung erst seit dem [[13. Jahrhundert]] bezeugt, abgesehen von der [[Wegzehrung]] für Sterbende, die auch schon vorher außerhalb der heiligen Messe stattfinden konnte. Im Hochmittelalter vertiefte sich das theologische Verständnis von der [[Realpr%C3%A4senz_Jesu_Christi_in_der_Eucharistie|Realpräsenz]] Jesu Christi in den Gestalten des Brotes und Weines, Theologen formulierten die Lehre der [[Transsubstantiation]]. Gleichzeitig führte das [[Hochmittelalter|hochmittelalterliche]] Schauverlangen zu neuen Frömmigkeitsformen, die als wichtiger angesehen wurden als der Empfang der Kommunion. Erstmals um 1200 wird die [[Elevation]] der eucharistischen Gaben während der heiligen Messe erwähnt. Die [[Aussetzung]] des [[Allerheiligstes (Christentum)|Allerheiligsten]] und seine Verehrung in [[Ziborium]] oder [[Monstranz]] ist als Verlängerung der Elevation der Messe und [[Epiphanie]] des Erlösers zu verstehen.<ref>Andreas Heinz: Art. ''Aussetzung'' in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Aufl., Bd. 1, Sp. 1271f.</ref> 
  
 
== Geschichte des Fronleichnamsfestes ==
 
== Geschichte des Fronleichnamsfestes ==
Im [[Augustiner]]kloster der Bischofsstadt [[Lüttich]], einem Zentrum der eucharistischen Lehre und Verehrung, erhielt die Ordensfrau [[Juliana von Lüttich|Juliana]] (+ [[1258]]) seit dem Jahre [[1209]] Visionen, die ihr nach langem Gebet als Wunsch des Himmels nach einer liturgischen Feier zur Einsetzung der Eucharistie gedeutet wurden.  
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In der Bischofsstadt [[Lüttich]] entwickelte sich im 13. Jahrhundert ein Zentrum der eucharistischen Lehre und Verehrung. Die Ordensfrau [[Juliana von Lüttich|Juliana]] (&dagger; [[5. April]] [[1258]]) erhielt seit dem Jahre [[1209]] wiederholt Visionen, die sie nach langem Gebet als Wunsch des Himmels nach einer liturgischen Feier zur Einsetzung der Eucharistie deutete.  
Die Art, wie sie auf den Gedanken des neuen Festes kam, beschreibt ihr Biograph als Vision folgendermaßen: ''Als sich Juliane in ihrer Jugend dem Gebete hingab, erschien ihr ein großes  und wunderbares Zeichen. Sie sah den Mond in seinem Glanze, aber auf seiner Scheibe war ein kleiner Bruch. Lange schaute sie hin und wußte gar nicht, was das bedeuten sollte. So bat sie inständig den Herrn, ihr die Bedeutung zu offenbaren. Er eröffnete ihr, in dem Mond sei die Kirche dargestellt, die dunkle Stelle aber in der Scheibe deute an, dass noch ein Fest fehle, das er von den Gläubigen gefeiert sehen wolle. Es sei sein Wille, dass zur Mehrung des Glaubens, der jetzt am Ende der Welt so abnehme, und zum gnadenvollen Fortschritt der Auserwählten die Einsetzung seines heiligsten Sakramentes eigens gefeiert werde und zwar mehr als am Kardonnerstag, wo ja die Kirche nur mit der Fußwaschung und dem Gedächtnis seines Leidens beschäftigt sei. An diesem Tage solle das ergänzt werden, was an den gewöhnlichen Tagen durch zu wenig Andacht und durch Nachlässigkeit unterlassen werde. Als Christus dies der Jungfrau geoffenbart hatte, trug er ihr auf, selbst mit dieser Feier zu beginnen und der Welt seinen Befehl zu verkünden.''
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Juliana erzählte schließlich ihre Vision ihrem Beichtvater und einigen Mitschwestern. Im Jahre [[1247]] ordnete der Bischof von Lüttich ein Eucharistiefest für seine Diözese an. Papst [[Urban IV.]], als Jacques Pantaléon vor seiner Wahl zum Papst [[Erzdiakon]] in Lüttich, schrieb es [[1264]], bestärkt durch das [[Hostienwunder]] von [[Bolsena]], in der Bulle ''[[Transiturus de hoc mundo]]'' für die Gesamtkirche vor:
  
Juliana erzählte schließlich ihre Vision ihrem Beichtvater Jakob Pantaleon, dem späteren Papst [[Urban IV.]] Im Jahre 1247 ordnete der Bischof von Lüttich ein Eucharistiefest für seine Diözese an; Urban IV. schrieb es 1264, bestärkt durch das [[Hostienwunder]] von [[Bolsena]], für die Gesamtkirche vor.
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"Wenngleich die Eucharistie jeden Tag gefeiert wird, so halten wir dafür, sie wenigstens einmal im Jahr ehrwürdiger und feierlicher zu begehen. Die anderen Dinge nämlich, derer wir gedenken, begreifen wir mit dem Geist und mit dem Verstand, erhalten aber deshalb nicht ihre Realpräsenz. In dieser sakramentalen Gedächtnisfeier Christi dagegen ist Jesus Christus, wenngleich unter anderer Gestalt, in seiner eigenen Substanz bei uns gegenwärtig. Denn bevor er in den Himmel aufgenommen wurde, sagte er: 'Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt' (Mt 28,20)."<ref>Zitiert von Papst Benedikt XVI. in einer Katechese bei der Generalaudienz am Mittwoch, 17. November 2010 ([http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/audiences/2010/documents/hf_ben-xvi_aud_20101117_ge.html ])</ref>
  
Zuvor hatte Papst [[Urban IV.]] [[Thomas von Aquin]] mit der Abfassung der liturgischen Texte des Fronleichnamsoffiziums betraut. Erst seit dem [[14. Jahrhundert]] wird dieses Fest allgemein begangen.
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Zuvor hatte Papst [[Urban IV.]] den [[Dominikaner]] [[Thomas von Aquin]] mit der Abfassung der liturgischen Texte des Fronleichnamsoffiziums betraut. Thomas dichtete die [[Sequenz]] ''[[Lauda Sion Salvatorem]]'' und für das [[Stundengebet]] die [[Hymnus|Hymnen]] ''[[Adoro Te devote]]'', ''[[Pange lingua]]'' und ''[[Verbum supernum prodiens]]''.  
  
Die bischöfliche Urkunde von der Einführung des Festes in Lüttich ist die älteste Urkunde über das Fronleichnamsfest. Es gibt als Begründung die Widerlegung der [[Ketzer]] an und dass durch diese Feier wieder gutgemacht werden soll, was täglich an Verehrung versäumt und durch Nachlässigkeit gesündigt wird. Die Einführungsbulle ''Transiturus de hoc mundo'' Papst Urbans IV. bekundet seine innige Liebe zum Sakrament. In der Einführungsbulle läßt sich aber deutlich erkennen, dass Urban als Einführungsgrund den siegreichen Triumph über die Ketzerei favorisiert, weshalb das Fest in erster Linie ein Fest der Freude und des Jubels sein solle. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine kleine Auffälligkeit: Urban IV. hatte in der Einführungsbulle Wert darauf gelegt, dass die Gläubigen nicht nur an diesem Tage sondern auch am Sonntag, der ihm vorangeht, die Eucharistie empfangen sollten, was insofern überrascht, da es das einzige Mal ist, dass ein Papst des Mittelalters öffentlich zu einer Kommunion außerhalb der Osterzeit aufgefordert hat.
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Die bischöfliche Urkunde von der Einführung des Festes in Lüttich ist die älteste Urkunde über das Fronleichnamsfest. Es gibt als Begründung die Widerlegung der [[Ketzer]] an und dass durch diese Feier wieder gutgemacht werden soll, was täglich an Verehrung versäumt und durch Nachlässigkeit gesündigt wird. Urban IV. hatte in der Einführungsbulle ''[[Transiturus de hoc mundo]]'' Wert darauf gelegt, dass die Gläubigen nicht nur an diesem Tage sondern auch am Sonntag, der ihm vorangeht, die Eucharistie empfangen sollten, was insofern überrascht, da es das einzige Mal ist, dass ein Papst des Mittelalters öffentlich zu einer [[Eucharistische Kommunion|eucharistischen Kommunion]] außerhalb der Osterzeit aufgefordert hat.
  
[[Klemens V.]] und das [[Konzil von Vienne]] haben die Bulle 1311/12 wiederholt und ihre Ausführung streng befohlen. So wurde das Dekret auch in die Gesetzessammlung aufgenommen, die Klemens veranlaßt und [[Johannes XXII.]] im Jahre 1317 offiziell veröffentlicht hat.
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Papst [[Klemens V.]] und das [[Konzil von Vienne]] haben die Bulle [[1311]] / [[1312]] wiederholt und ihre Ausführung streng befohlen. So wurde das Dekret auch in die Gesetzessammlung aufgenommen, die Klemens veranlasst und [[Johannes XXII.]] im Jahre [[1317]] offiziell veröffentlicht hat.
  
Die ursprüngliche Festbezeichnung lautete ''Festum sanctissimi corporis Domini nostri Jesu Christi''. Diese Bezeichnung wurde auch in das [[Meßbuch]] von 1570 übernommen, wo es mit dem Titel ''In festo corporis Christi'' versehen war. Dies blieb in den modernen Sprachen bestehen, wie die Bezeichnung ''Corpus Domini'' bzw. ''Christi'' als Festbezeichnung in Italien und England zeigte. Auch bildete der Begriff sich volkssprachlich um, so im deutschen Fronleichnam als Herrenleib, während das Fest im Französischen einfach ''Fête-Dieu'' oder im Niederländischen ''Sacramentsdag'' heißt. Die erwähnte Bezeichnung des Meßbuches von 1570 zeugt von der eingeschränkten Eucharistiefrömmigkeit, die ganz auf die anschaubare Brotsgestalt konzentriert ist, während der eucharistische Wein, wie eben bei der Entwicklung zur alleinigen Brotkommunion gänzlich vernachlässigt wurde. Die eine Eucharistie unter beiderlei Gestalt nennt die Bezeichnung des Fronleichnamsfestes im Meßbuch von 1970: ''Sanctissimi Corporis et sanguinis Christi sollemnitas''.
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Die ursprüngliche Festbezeichnung lautete ''Festum sanctissimi corporis Domini nostri Jesu Christi''. Diese Bezeichnung wurde auch in das [[Messbuch]] von [[1570]] übernommen, wo es den Titel ''In festo corporis Christi'' trug. Dies wurde als Festbezeichnung ''Corpus Domini'' bzw. ''Corpus Christi'' in einige moderne Sprachen (u.a. englisch, italienisch, spanisch) übernommen. Im deutschen Sprachraum bildete sich der Begriff volkssprachlich als ''vrône lîcham'' "Herrenleib" um, während das Fest im Französischen einfach ''Fête-Dieu'' ("Gottesfest") oder im Niederländischen ''Sacramentsdag'' heißt.  
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Die Bezeichnung des Festes im Messbuch von 1570 deutet auf eine eingeschränkte Eucharistiefrömmigkeit hin, die ganz auf die anschaubare Brotsgestalt der Eucharistie konzentriert ist, während der eucharistische Wein, genau wie bei der Entwicklung zur alleinigen Brotkommunion, gänzlich vernachlässigt wurde. Das nach dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konziel]] reformierte Messbuch von [[1970]] nennt das Fronleichnamsfest ''Sanctissimi corporis et sanguinis Christi sollemnitas'', "Hochfest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi".
  
 
== Fronleichnamsprozession ==
 
== Fronleichnamsprozession ==
[[Bild: Fronleichnamsprozession.JPG|thumb|right| Fronleichanmsprozession Rottweil-Altstadt 2007]]
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Kennzeichnend für das Fronleichnamsfest ist die eucharistische [[Prozession]]. Die Fronleichnamsprozession gehört nicht zur Liturgie der Kirche, sondern zu den  ''[[Pia exercitia]]'' ("fromme Übungen"), die von den Bischöfen geregelt werden.<ref>Römische Ritenkongregation, [[1959]].</ref> Sie schließt sich in der Regel an die heilige Messe an. Die Gläubigen begleiten die vom [[Priester]] oder [[Diakon]] getragene [[Monstranz]] mit dem [[Allerheiligstes (Christentum)|Allerheiligsten]] (einer [[Konsekration|konsekrierten]] [[Hostie]]) in einem Festzug unter Gebet und Gesang durch die Straßen. Die Monstranz wird dabei von einem „Himmel“ genannten Stoffbaldachin beschirmt. Die [[theophor]]e“ Prozession wird regional auch „Gottestracht“ (von mhd. ''trahte'', Substantiv zu „tragen“)<ref>Kluge, Friedrich: ''Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache'', 23. Auflage, Berlin 1999, ISBN 3-11-016392-6, 830</ref> genannt.  
Anfänglich wurde das Fronleichnamsfest ohne ''Prozession'' gefeiert, Die erste sichere Bezeugung der Festprozession stammt aus der St. Gereonskirche in Köln, wo das Kapitel sie zwischen 1264 und 1279 zugleich mit dem Feste annahm. Dabei wurde der Leib Christi an der Spitze des Zuges in einer [[Pyxis]] mitgetragen. Andere Zeugnisse aus Deutschland sind aus der Zeit vor 1317 nur aus Aschaffenburg (1307) und Hildesheim erhalten.
 
Aber es war die Sehnsucht des Volkes, die unverhüllte Hostie zu sehen. Diesem Druck des Volkes wurde bald nachgegeben. Die [[Monstranz]], die im 16. Jh. ihre allmähliche Verbreitung fand, war als offenes Gefäß für die Prozession bestens geeignet.
 
  
Diese ursprüngliche Form, der ununterbrochene Umgang mit sakramentalem Segen zum Schluß, verband sich im 15. Jh. besonders im deutschsprachigen Gebiet mit den Prozessionstypen der Flurumgänge, wo man an '''vier Stationsaltären''' Halt machte, die Initien der vier [[Evangelium|Evangelien]] sang, [[Fürbitte|Fürbitten]] sprach und den [[sakramentaler Segen|sakramentalen Segen]] in alle 4 Himmelsrichtungen spendete, gefolgt von einem fünften Segen zum Abschluß. Für das Hochstift Paderborn sind mancherorts 5 Stationsaltäre belegt, wobei bei der 5. Station ein ''Segen gegen die Hessen'' (Hessen war protestantisch) gespendet wurde. Offizielle Aufnahme fand die Fronleichnamsprozession erst im [[Caeremoniale Episcoporum]] von 1600 und im [[Rituale Romanum]] von 1614.
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Die heutige Sinngebung der Prozession geht in der Regel vom Bild des [[Wanderndes Gottesvolk|wandernden Gottesvolks]] aus<ref>„Die Kirche als pilgerndes Gottesvolk könnte ein gültiges Motiv der Gestaltung [sc. der Fronleichnamsprozession] sein.“ (Karl Suso Frank: Art. ''Fronleichnam'' in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 3. Aufl., Bd.4)</ref>, dessen Mitte Christus, „das Brot des Lebens“, ist. Die Verbindung von Prozession und heiliger Messe wird stärker betont.
[[Bild: Fronleichanmsprozession_zu_Wasser.JPG|thumb|right| Fronleichanmsprozession zu Wasser]]
 
Die Haupttage für die Prozessionen waren neben dem eigentlichem Festtag der Freitag, der Sonntag und der [[Oktavtag]]. Diese Prozessionen an einem der Oktavtage waren hauptsächlich in den nordischen Ländern, vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz üblich. Sie kamen gegen 1350 auf und fanden bis ins 15. Jh. weite Verbreitung. In den romanischen Ländern war fast nur die Prozession am Fest selbst bekannt.
 
  
Nach dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|2. Vatikanischen Konzil]] hat vieles an volkstümlichem Brauchtum, das sich rund um dieses Fest angesammelt hatte, an Bedeutung verloren. Man sollte jedoch in Dankbarkeit auf die Frömmigkeit vergangener Generationen schauen, auch wenn wir zu manchen Formen heute schwer Zugang finden.
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Anfänglich wurde das Fronleichnamsfest ohne ''Prozession'' gefeiert, Die erste sichere Bezeugung der Festprozession stammt aus der St.-Gereons-Kirche in Köln, wo das Kapitel sie zwischen [[1264]] und [[1279]] zugleich mit dem Fest annahm. Dabei wurde der Leib Christi an der Spitze des Zuges in einer [[Pyxis]] mitgetragen. Andere Zeugnisse aus Deutschland sind aus der Zeit vor [[1317]] nur aus Aschaffenburg ([[1307]]) und Hildesheim erhalten.
  
Nur wenigen ist bekannt, was die römische Ritenkongregation bereits 1959 erklärt hat. Danach ist die Fronleichnamsprozession nicht als Liturgie römischen Rechtes zu betrachten, sondern sie fällt als "pium exercitium" (fromme Übung) in die Zuständigkeit der Bischöfe.
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Aber es war die Sehnsucht des Volkes, die unverhüllte [[Hostie]] zu sehen. Diesem Druck des Volkes wurde bald nachgegeben. Die [[Monstranz]], die seit dem Hochmittelalter der Verehrung von Reliquien diente, fand seit dem 14. Jahrhundert allmählich Verbreitung als Schaugefäß für die Eucharistie bei der Prozession.
  
== Brauchtum rund um die Feier von Fronleichnam ==
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Diese ursprüngliche Form, der ununterbrochene Umgang mit sakramentalem Segen zum Schluss, verband sich im 15. Jahrhundert besonders im deutschsprachigen Gebiet mit den Prozessionstypen der Flurumgänge, wo man an vier Stationsaltären Halt machte, die Initien der vier [[Evangelium|Evangelien]] sang, [[Fürbitte|Fürbitten]] sprach und den [[sakramentaler Segen|sakramentalen Segen]] in alle vier Himmelsrichtungen spendete, gefolgt von einem fünften Segen zum Abschluss. Für das Hochstift Paderborn sind mancherorts fünf Stationsaltäre belegt, wobei bei der 5. Station ein ''Segen gegen die Hessen'' (Hessen war protestantisch) gespendet wurde. Offizielle Aufnahme fand die Fronleichnamsprozession erst im [[Caeremoniale Episcoporum]] von [[1600]] und im [[Rituale Romanum]] von [[1614]].
  
Im Brixental (Tirol) gibt es am Fronleichnamstag den Brauch des Antlaßrittes. An die hundert Reiter aus den Gemeinden Kirchberg, Brixen und Westendorf reiten mit geschmückten Pferden von Brixen im Thale bis zur Kapelle von Klausen bei Kirchberg. Dort wird nach einer kurzen Andacht und Jause kehrt gemacht. Obwohl die Prozession viele Schaulustige anlockt, hat sie auch heute noch einen primär religiösen Sinn: Der Priester reitet mit dem Allerheiligsten mit, die Reiter beten teilweise laut den Rosenkranz.
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Die Haupttage für die Prozessionen waren neben dem eigentlichem Festtag der Freitag, der Sonntag und der [[Oktavtag]]. Diese Prozessionen an einem der Oktavtage waren hauptsächlich in den nordischen Ländern, vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz üblich. Sie kamen gegen [[1350]] auf und fanden bis ins 15. Jahrhundert weite Verbreitung. In den romanischen Ländern war fast nur die Prozession am Fest selbst bekannt.
  
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== [[Volksfrömmigkeit]] rund um die Feier von Fronleichnam ==
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Im Brixental (Tirol) gibt es am Fronleichnamstag den [[Brauch]] des Antlaßrittes. An die hundert Reiter aus den Gemeinden Kirchberg, Brixen und Westendorf reiten mit geschmückten Pferden von Brixen im Thale bis zur Kapelle von Klausen bei Kirchberg. Dort wird nach einer kurzen [[Andacht]] und Zwischenmahlzeit umgekehrt. Obwohl die [[Prozession]] viele Schaulustige anlockt, hat sie auch heute noch einen primär religiösen Sinn: Der [[Priester]] reitet mit dem Allerheiligsten mit, die Reiter beten teilweise laut den [[Rosenkranz]].
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== Ablass ==
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Ein vollkommener [[Ablass]] wird unter den gewöhnlichen Bedingungen demjenigen Gläubigen gewährt, der an einer feierlichen eucharistischen [[Prozession]], von denen jener am Hochfest des Leibes und Blutes Christi die höchste Bedeutung zukommt, sei es innerhalb des Kirchengebäudes, sei es außerhalb, in frommer Gesinnung teilnimmt ([[Enchiridion indulgentiarum 1999#7 Eucharistische Anbetung und Prozession|vgl. Enchiridion indulgentiarum 1999]]).
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Schott Messbuch Lesejahr A, B, C
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* Joseph Meßner: Hymnen für die Prozession am Fronleichnams-Fest : Op. 25 (Inhalt: Am ersten Altar: [[Sacris solemniis]] .... - Am zweiten Altar: [[Verbum supernum prodiens]]. - Am dritten Altar: [[Salutis humanae sator]]. - Am vierten Altar: [[Aeterne rex altissime]]) Böhm & Sohn Augsburg 1950 (9 S.).
* "Wer glaubt betet an" - Fronleichnam, Verehrung der Eucharistie ISBN 3-7966-0977-5
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* "Wer glaubt betet an" - Fronleichnam, Verehrung der Eucharistie ISBN 3-7966-0977-5.
 
 
 
 
'''Siehe auch:''' [[Lauda Sion Salvatorem]]
 
  
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== Anmerkungen ==
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<references />
 
[[Kategorie:Kirchliches_Festjahr]]
 
[[Kategorie:Kirchliches_Festjahr]]
 +
[[Kategorie:Ablässe]]

Version vom 11. Juni 2017, 10:23 Uhr

In-Festo-Ssmi-CORPORIS-CHRISTI.JPG

Fronleichnam ist die im Deutschen übliche Bezeichnung für das Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi), mit dem die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. Es wird am Donnerstag der 2. Woche nach Pfingsten begangen.

Die Bezeichnung ist abgeleitet von dem mittelhochdeutschen vrône lîcham "des Herren Leib".

Theologischer Hintergrund

Beginn einer Fronleichnamsprozession
Fronleichanmsprozession Rottweil-Altstadt 2007
Fronleichnamsaltar mit Blumenteppich
Fronleichanmsprozession zu Wasser

Der Donnerstag als Festtermin für Fronleichnam steht in enger Verbindung zur Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus selbst beim letzten Abendmahl, dem Festgeheimnis des Gründonnerstags. Wegen des stillen Charakters der Karwoche erlaubt der Gründonnerstag keine prunkvolle Entfaltung der Festlichkeit. Aus diesem Grund wurde das Fest Fronleichnam bei seiner Einführung auf den ersten Donnerstag nach der Oktav des Pfingstfestes gelegt.

Die Menschwerdung des Gottessohnes findet in der eucharistischen Gegenwart ihre Fortsetzung: Beim Abendmahl mit seinen Jüngern teilte Jesus Brot aus und einen Kelch mit Wein und stiftete mit dem Auftrag „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ ({{#ifeq: 1. Brief des Paulus an die Korinther | Fronleichnam |{{#if: 1 Kor|1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}|{{#if: 1 Kor |1 Kor|1. Brief des Paulus an die Korinther}}}} 11{{#if:24.25|,24.25}} Kor%2011{{#if:24.25|,24.25}}/anzeige/context/#iv EU | BHS =bibelwissenschaft.de">Kor%2011{{#if:24.25|,24.25}}/anzeige/context/#iv EU | #default =bibleserver.com">EU }}) das gemeinsame Mahl als Zeichen seiner bleibenden Gegenwart. Das Christentum erfüllt diesen Auftrag in jeder heiligen Messe.

Die Verehrung der Eucharistie hat primär ihren Sitz in der Feier der heiligen Messe mit dem Kommunionempfang. Außerhalb der Messfeier ist eine Eucharistieverehrung erst seit dem 13. Jahrhundert bezeugt, abgesehen von der Wegzehrung für Sterbende, die auch schon vorher außerhalb der heiligen Messe stattfinden konnte. Im Hochmittelalter vertiefte sich das theologische Verständnis von der Realpräsenz Jesu Christi in den Gestalten des Brotes und Weines, Theologen formulierten die Lehre der Transsubstantiation. Gleichzeitig führte das hochmittelalterliche Schauverlangen zu neuen Frömmigkeitsformen, die als wichtiger angesehen wurden als der Empfang der Kommunion. Erstmals um 1200 wird die Elevation der eucharistischen Gaben während der heiligen Messe erwähnt. Die Aussetzung des Allerheiligsten und seine Verehrung in Ziborium oder Monstranz ist als Verlängerung der Elevation der Messe und Epiphanie des Erlösers zu verstehen.<ref>Andreas Heinz: Art. Aussetzung in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 1, Sp. 1271f.</ref>

Geschichte des Fronleichnamsfestes

In der Bischofsstadt Lüttich entwickelte sich im 13. Jahrhundert ein Zentrum der eucharistischen Lehre und Verehrung. Die Ordensfrau Juliana († 5. April 1258) erhielt seit dem Jahre 1209 wiederholt Visionen, die sie nach langem Gebet als Wunsch des Himmels nach einer liturgischen Feier zur Einsetzung der Eucharistie deutete.

Juliana erzählte schließlich ihre Vision ihrem Beichtvater und einigen Mitschwestern. Im Jahre 1247 ordnete der Bischof von Lüttich ein Eucharistiefest für seine Diözese an. Papst Urban IV., als Jacques Pantaléon vor seiner Wahl zum Papst Erzdiakon in Lüttich, schrieb es 1264, bestärkt durch das Hostienwunder von Bolsena, in der Bulle Transiturus de hoc mundo für die Gesamtkirche vor:

"Wenngleich die Eucharistie jeden Tag gefeiert wird, so halten wir dafür, sie wenigstens einmal im Jahr ehrwürdiger und feierlicher zu begehen. Die anderen Dinge nämlich, derer wir gedenken, begreifen wir mit dem Geist und mit dem Verstand, erhalten aber deshalb nicht ihre Realpräsenz. In dieser sakramentalen Gedächtnisfeier Christi dagegen ist Jesus Christus, wenngleich unter anderer Gestalt, in seiner eigenen Substanz bei uns gegenwärtig. Denn bevor er in den Himmel aufgenommen wurde, sagte er: 'Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt' (Mt 28,20)."<ref>Zitiert von Papst Benedikt XVI. in einer Katechese bei der Generalaudienz am Mittwoch, 17. November 2010 ([1])</ref>

Zuvor hatte Papst Urban IV. den Dominikaner Thomas von Aquin mit der Abfassung der liturgischen Texte des Fronleichnamsoffiziums betraut. Thomas dichtete die Sequenz Lauda Sion Salvatorem und für das Stundengebet die Hymnen Adoro Te devote, Pange lingua und Verbum supernum prodiens.

Die bischöfliche Urkunde von der Einführung des Festes in Lüttich ist die älteste Urkunde über das Fronleichnamsfest. Es gibt als Begründung die Widerlegung der Ketzer an und dass durch diese Feier wieder gutgemacht werden soll, was täglich an Verehrung versäumt und durch Nachlässigkeit gesündigt wird. Urban IV. hatte in der Einführungsbulle Transiturus de hoc mundo Wert darauf gelegt, dass die Gläubigen nicht nur an diesem Tage sondern auch am Sonntag, der ihm vorangeht, die Eucharistie empfangen sollten, was insofern überrascht, da es das einzige Mal ist, dass ein Papst des Mittelalters öffentlich zu einer eucharistischen Kommunion außerhalb der Osterzeit aufgefordert hat.

Papst Klemens V. und das Konzil von Vienne haben die Bulle 1311 / 1312 wiederholt und ihre Ausführung streng befohlen. So wurde das Dekret auch in die Gesetzessammlung aufgenommen, die Klemens veranlasst und Johannes XXII. im Jahre 1317 offiziell veröffentlicht hat.

Die ursprüngliche Festbezeichnung lautete Festum sanctissimi corporis Domini nostri Jesu Christi. Diese Bezeichnung wurde auch in das Messbuch von 1570 übernommen, wo es den Titel In festo corporis Christi trug. Dies wurde als Festbezeichnung Corpus Domini bzw. Corpus Christi in einige moderne Sprachen (u.a. englisch, italienisch, spanisch) übernommen. Im deutschen Sprachraum bildete sich der Begriff volkssprachlich als vrône lîcham "Herrenleib" um, während das Fest im Französischen einfach Fête-Dieu ("Gottesfest") oder im Niederländischen Sacramentsdag heißt.

Die Bezeichnung des Festes im Messbuch von 1570 deutet auf eine eingeschränkte Eucharistiefrömmigkeit hin, die ganz auf die anschaubare Brotsgestalt der Eucharistie konzentriert ist, während der eucharistische Wein, genau wie bei der Entwicklung zur alleinigen Brotkommunion, gänzlich vernachlässigt wurde. Das nach dem Zweiten Vatikanischen Konziel reformierte Messbuch von 1970 nennt das Fronleichnamsfest Sanctissimi corporis et sanguinis Christi sollemnitas, "Hochfest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi".

Fronleichnamsprozession

Kennzeichnend für das Fronleichnamsfest ist die eucharistische Prozession. Die Fronleichnamsprozession gehört nicht zur Liturgie der Kirche, sondern zu den Pia exercitia ("fromme Übungen"), die von den Bischöfen geregelt werden.<ref>Römische Ritenkongregation, 1959.</ref> Sie schließt sich in der Regel an die heilige Messe an. Die Gläubigen begleiten die vom Priester oder Diakon getragene Monstranz mit dem Allerheiligsten (einer konsekrierten Hostie) in einem Festzug unter Gebet und Gesang durch die Straßen. Die Monstranz wird dabei von einem „Himmel“ genannten Stoffbaldachin beschirmt. Die „theophore“ Prozession wird regional auch „Gottestracht“ (von mhd. trahte, Substantiv zu „tragen“)<ref>Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 23. Auflage, Berlin 1999, ISBN 3-11-016392-6, 830</ref> genannt.

Die heutige Sinngebung der Prozession geht in der Regel vom Bild des wandernden Gottesvolks aus<ref>„Die Kirche als pilgerndes Gottesvolk könnte ein gültiges Motiv der Gestaltung [sc. der Fronleichnamsprozession] sein.“ (Karl Suso Frank: Art. Fronleichnam in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd.4)</ref>, dessen Mitte Christus, „das Brot des Lebens“, ist. Die Verbindung von Prozession und heiliger Messe wird stärker betont.

Anfänglich wurde das Fronleichnamsfest ohne Prozession gefeiert, Die erste sichere Bezeugung der Festprozession stammt aus der St.-Gereons-Kirche in Köln, wo das Kapitel sie zwischen 1264 und 1279 zugleich mit dem Fest annahm. Dabei wurde der Leib Christi an der Spitze des Zuges in einer Pyxis mitgetragen. Andere Zeugnisse aus Deutschland sind aus der Zeit vor 1317 nur aus Aschaffenburg (1307) und Hildesheim erhalten.

Aber es war die Sehnsucht des Volkes, die unverhüllte Hostie zu sehen. Diesem Druck des Volkes wurde bald nachgegeben. Die Monstranz, die seit dem Hochmittelalter der Verehrung von Reliquien diente, fand seit dem 14. Jahrhundert allmählich Verbreitung als Schaugefäß für die Eucharistie bei der Prozession.

Diese ursprüngliche Form, der ununterbrochene Umgang mit sakramentalem Segen zum Schluss, verband sich im 15. Jahrhundert besonders im deutschsprachigen Gebiet mit den Prozessionstypen der Flurumgänge, wo man an vier Stationsaltären Halt machte, die Initien der vier Evangelien sang, Fürbitten sprach und den sakramentalen Segen in alle vier Himmelsrichtungen spendete, gefolgt von einem fünften Segen zum Abschluss. Für das Hochstift Paderborn sind mancherorts fünf Stationsaltäre belegt, wobei bei der 5. Station ein Segen gegen die Hessen (Hessen war protestantisch) gespendet wurde. Offizielle Aufnahme fand die Fronleichnamsprozession erst im Caeremoniale Episcoporum von 1600 und im Rituale Romanum von 1614.

Die Haupttage für die Prozessionen waren neben dem eigentlichem Festtag der Freitag, der Sonntag und der Oktavtag. Diese Prozessionen an einem der Oktavtage waren hauptsächlich in den nordischen Ländern, vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz üblich. Sie kamen gegen 1350 auf und fanden bis ins 15. Jahrhundert weite Verbreitung. In den romanischen Ländern war fast nur die Prozession am Fest selbst bekannt.

Volksfrömmigkeit rund um die Feier von Fronleichnam

Im Brixental (Tirol) gibt es am Fronleichnamstag den Brauch des Antlaßrittes. An die hundert Reiter aus den Gemeinden Kirchberg, Brixen und Westendorf reiten mit geschmückten Pferden von Brixen im Thale bis zur Kapelle von Klausen bei Kirchberg. Dort wird nach einer kurzen Andacht und Zwischenmahlzeit umgekehrt. Obwohl die Prozession viele Schaulustige anlockt, hat sie auch heute noch einen primär religiösen Sinn: Der Priester reitet mit dem Allerheiligsten mit, die Reiter beten teilweise laut den Rosenkranz.

Ablass

Ein vollkommener Ablass wird unter den gewöhnlichen Bedingungen demjenigen Gläubigen gewährt, der an einer feierlichen eucharistischen Prozession, von denen jener am Hochfest des Leibes und Blutes Christi die höchste Bedeutung zukommt, sei es innerhalb des Kirchengebäudes, sei es außerhalb, in frommer Gesinnung teilnimmt (vgl. Enchiridion indulgentiarum 1999).

Literatur

Anmerkungen

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