Evangelii Nuntiandi

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Der Begriff '''Evangelisierung''' fand seine Verbreitung vor allem durch das Apostolische Schreiben ‘Evangelii nuntiandi’ von Papst Paul VI. im Jahre 1975. (Paul VI.: Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi Seiner Heiligkeit Papst Pauls VI. an den Episkopat, den Klerus und alle Gläubigen der Katholischen Kirche über die Evangelisierung in der Welt von heute. 8. Dezember 1975 (=Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 2), hg. v. Sekretariat der Deutschen Bischofs-konferenz, Bonn 1975.)

Dieses Dokument macht deutlich, daß von ‘missio’ die Rede ist, wenn eine bestimmte Form des Gesandtseins gemeint ist, Evangelisierung aber die Tätigkeit an sich benennt. 

Im weitesten Sinne bezeichnet Evangelisierung eine Aufgabe der Kirche in allen Bereichen und Situationen. Die Kirche evangelisiert, ”wenn sie sich bemüht, durch die göttliche Kraft der Botschaft, die sie verkündet, zugleich das persönliche und kollektive Bewußtsein der Menschen, die Tätigkeit, in der sie sich engagieren, ihr konkretes Leben und ihr jeweiliges Milieu umzuwandeln”. (EN 18)

Hatte die dritte Vollversammlung der Bischofssynode vom 1974 ‘Evangelisierung’ als jene Tätigkeit definiert, ”durch welche der wahre Glaube bei den Nichtchristen geweckt und bei den Christen vertieft wird” , so nimmt ‘Evangelii nuntiandi’ selbst keine genaue Definition von ‘Evangelisierung’ vor, um seiner reichen, vielschichtigen und dynamischen Wirklichkeit Rechnung zu tra-gen. Es bezeichnet ‘Evangelisierung’ global als ”Verkündigung Christi an diejenigen, die ihn noch nicht kennen, als Predigt, als Katechese, als Spendung der Taufe und anderer Sakramente.” (1.) Papst Paul VI. sieht in der Evangelisierung die Gnade und eigentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste Identität und erkennt ihre Pflicht dazu. Als Probe der Echtheit der Evangelisierung sagt der Papst: ”Es ist undenkbar, daß ein Mensch das Wort Gottes annimmt und in das Reich eintritt, ohne auch von sich aus Zeugnis zu geben und dieses Wort zu verkünden.”

Er weist außerdem darauf hin, das Evangelisierung ein Zusammenspiel verschiedener Elemente ist. Der aus dem Matthäus-Evangelium, “Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern.” und aus der Apostelgeschichte “Ihr werdet meine Zeu-gen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.” abgeleitete Auftrag Christi zur Evangelisierung ist Hauptaufgabe der Kirche in unserer Zeit.

Geschichtlich gesehen liegt in diesen Worten der Ursprung der Mission der Kirche. Sie sieht die Evangelisierung heute als ihre vorrangige Pflicht an, damit die Menschen glauben und gerettet werden können.

Es ist eine fundamentale Verantwortung, das als freies Geschenk erhaltene Wort auch als freies Geschenk weiterzugeben, daß die Menschen die vermittelte Botschaft verstehen können und sich so die Heilswirkung dieser Botschaft entfalten kann. Nur wenn das Evangelium in die konkreten Lebensumstände und -situationen des Menschen von heute hineingetragen wird und diese ihm in einem neuen Licht aufleuchten, im Lichte der Erlösung durch Jesus Christus, wird der Auftrag erfüllt sein.


Schon 1974 sprachen die Bischöfe von der Notwendigkeit, mit allen Kirchen und kirchli-chen Gemeinschaften auf der Grundlage der einen Taufe und des gemeinsamen Glaubensgutes intensiver zusammenzuarbeiten, um vor der Welt ein gemeinsames Zeugnis in der Evangelisierung für Christus abzulegen. Als Träger der Evangelisierung “dürfen wir den an Christus Glaubenden nicht das Bild von zerstrittenen und durch Fronten getrennten, keineswegs erbaulichen Menschen geben, sondern das Bild von Persönlichkeiten, die im Glauben gereift und fähig sind, einander jenseits aller konkreten Spannungen in der ge-meinsamen, aufrichtigen und lauteren Wahrheitssuche zu begegnen” . Der Dialog unter den Kirchen und Christen wird dann glaubwürdig sein, wenn sie ihn als etwas Normales und Selbstverständliches pflegen. Dabei ist entscheidend, inwieweit die Christen verschie-dener Konfessionen bereit sind, “ja oder nein, ihren Glauben und ihr Leben vor den Augen der andern gleichsam nackt auszuziehen, so daß in ihnen und durch sie das Evangelium die ihm eigene explosive Kraft entfalten kann.”

Die Evangelisierung richtet sich an alle Gruppen der Gesellschaft, d.h. an die Gläubigen, die für die eigene Entwicklung im Glaubensleben der Evangelisierung bedürfen, an Nichtchristen, Nichtglaubende, Nichtmehr-Christen und Nichtmehr-Glaubende.


Nützliche Literatur

Zur geschichtlichen Entwicklung dieses Begriffs Vgl. Rzepkowski, Horst: Der Welt verpflichtet. Text und Kommentar des Apostolischen Schreibens Evangelii nuntiandi über die Evangelisierung in der Welt von heute, Sankt Augustin 1976, 108ff. D. Bosch macht folgende Unterscheidung: Er versteht unter Evangelisation jene Aktivitäten, die mit der Ausbreitung des Evangeliums zusammenhängen und die theologi-sche Reflexion darüber, sowie unter Evangelisierung den Prozeß der Ausbreitung des Evangeliums bzw. das Ausmaß, in welchem es verbreitet wurde. Vgl. Bosch, David J., Evangelisation, Evangelisierung, in: Lexikon missionstheologischer Grundbegriffe, hg. v. Karl Müller/Th. Sundermeier, Berlin 1987, 102-105, 102.