Encomienda

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen

Die Encomiendas (von span. encomendar: „anvertrauen“) waren die Verwaltungseinheiten in den spanischen Kolonien Amerikas während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Beginn

1503 unterzeichnete Königin Isabel I. von Kastilien das erste Encomienda-Gesetz, das die „Neue Welt“ in kleine Verwaltungseinheiten unterteilte. Jede dieser Einheiten war einem Conquistador unterstellt. In diesem Encomienda-System hatten die Conquistadores – meist verarmte, ungebildete Adlige aus Andalusien, die auf Abenteuer und schnellen Profit aus waren – auf ihren Höfen de facto das absolute Herrschaftsrecht, von dem sie oft auf grausame Art Gebrauch machten. Die brutale Explorationspolitik wurde von einigen Dominikanern wie Antonio Montesino und Bartolomé de Las Casas, die seit 1510 in Amerika waren, scharf kritisiert.

Kritik

Das Encomienda-System ist Dreh- und Angelpunkt kolonialkritischer Positionen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Las Casas meinte, die spanische Besetzung großer Teile Amerikas sei „zugunsten der Indios eingeführt“, nämlich zu ihrer Bekehrung und damit ihrem Seelenheil, jedoch durch das Encomienda-System „zum Nachteil der Indios verdreht“ worden. In seiner Schrift Octavo remedio („Achtes Heilmittel“), verfasst im Jahre 1542, publiziert 1552, versucht Las Casas, die Nachteile des Encomienda-Systems in 20 Argumentationsschritten, so genannten razones („Vernunftgründen“), deutlich zu machen, um ein Ende dieser Organisationsform in den Kolonien und die Inkorporation der Indios unter die Herrschaft der Krone zu erwirken.

Ende

Das Encomienda-System bestand formal bis 1791. De facto wurde es jedoch unter dem Druck des Widerstands (nicht nur der Dominikaner, sondern der katholischen Kirche insgesamt) zu Beginn der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch das Repartimiento-System (von span. repartir: „zuteilen“) abgelöst.