Der Katholische Deutsche Frauenbund (1952) (Wortlaut)

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Ansprache
Der Katholische Deutsche Frauenbund

an die Vorsitzende, Frau Dr. Gerta Krabbel,
unseres Heiligen Vaters
Pius XII.
die Aufgaben und die Stellung der Frau im öffentlichen Leben
17. Juli 1952

(Offizieller deutscher Text: AAS 44 [1952] 717-720)

(Quelle: Pius XII., Ruf an die Frau, Aus den Rundschreiben, Ansprachen, Briefen und Konstitutionen des Heiligen Vaters, Zusammengestellt von Dr. Käthe Seibel-Royer, Mit kirchlicher Druckgenehmigung des bischöflichen Seckauer Ordinariates zu Graz am 20. August 1956, Zl. 4082, und Segen Pius XII., Styria Verlag Österreich 1956, S. 216-219; 2. Auflage)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Hintergrund

Vom 25. bis 27. Juli 1952 fand in Bonn die 13. Generalversammlung des Katholischen Deutschen Frauenbundes statt. Aus diesem Anlass sandte der Papst an die Vorsitzende, Frau Dr. Gerta Krabbel, ein Handschreiben:

Die Ansprache

Der Katholische Deutsche Frauenbund, den Sie in den langen Jahren Ihres Präsidiums in selbstloser Hingabe, ruhiger Zielsicherheit und kluger Anpassung, den Blick auf Gott, seinen heiligen Willen und seine hilfreiche Gnade gerichtet, durch stürmische Zeiten geleitet haben, hält gegen Ende dieses Monats in Bonn seine 13. Generalversammlung ab und hat Uns wegen der Wichtigkeit der Tagung um ein Wort an die Versammelten und um Unseren Segen gebeten. Gerne entsprechen Wir dem von Ihrer Seite geäußerten Wunsche.

Sie haben als Thema Ihrer Generalversammlung ,Die katholische Frauenbewegtmg in der sich wandelnden Welt' genommen. Ihr Bund steht vor Vollendung seiner ersten fünfzig Jahre. Während dieses Zeitraums hat sich in der Frauenbewegung überhaupt und auch in der katholischen Frauenbewegung wahrlich vieles gewandelt. Um von der letzteren zu sprechen, so sind die Ziele, die sie sich zu Beginn des Jahrhunderts steckte, die damals neu klangen und überraschten, ja nicht wenigen zu gewagt und überspannt schienen, erreicht und längst fester Besitz, sogar bereits Tradition geworden, schon aus dem einfachen Grund, weil die zwangsläufige Hineinführung der Frau in alle Berufe und in sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens jeweils noch schneller vor sich ging als die Anpassung der katholischen Frauenbewegung an die neue Lage.

Immerhin sind die übernommenen Aufgaben und erworbenen Rechte weiterzureichen, mit den Inhalten, die ihnen Natur und Offenbarung nach katholischer Überzeugung verleihen, unter Wahrung des rechten Verhältnisses von Freiheit und Verantwortung, von eigenem Recht und eigener Pflicht gegen die Mitmenschen, von Gleichberechtigung und Unterordnung. Die Frauenbildung, die soziale Schulung und soziale Tat werden also ihren Weg wie bisher weitergehen. Aber auch nach der persönlichen Seite hat sich der Zweck des Bundes wesentlich kaum geändert: die Schichten der Frauenwelt, die der Katholische Deutsche Frauenbund seinerzeit in erster Linie zu sammeln suchte, sind auch heute, vielleicht noch mehr als damals, auf seine Führung, seinen Schutz und seine Hilfe angewiesen.

Unter anderer Rücksicht wird man freilich sagen dürfen, dass sich das Ziel der katholischen Frauenbewegung inzwischen nicht unmerklich verschoben hat. Ging es ihr vor fünfzig Jahren darum, die katholische Frau einzuführen in die Berufe und die öffentlichen Stellungen, in welche die Zeitumstände sie riefen und denen sie sich nicht mehr verschließen konnte, so ist heute vielleicht die vordringlichste Aufgabe, die Frau zu schützen und zu festigen, auf dass sie in den neuen Verhältnissen ihrer Persönlichkeitswürde als Frau und Christin nicht verlustig gehe. Gewiss hat die katholische Frauenbewegung immer auch zum Ziel gehabt, die Frau zur vollkommenen Persönlichkeit und echten Christin zu formen. Aber heute, so scheint Uns, ist dieses Ziel ganz in den Mittelpunkt gerückt. Es ist so sehr das Gebot der Stunde geworden, dass es die anderen Ziele zwar nicht verdrängt - ganz gewiss nicht -, sie aber doch betont in die zweite Linie stellt. Es ist, als ob sich alles verschworen hätte, dem Menschen und Christen die Wahrung seiner Persönlichkeitswürde zu erschweren, ja unmöglich zu machen. Die Technik und Betriebsamkeit der Reklame und Propaganda, des Senders und des Films lassen die Sinne kaum mehr zur Ruhe kommen und versperren so von vornherein den Zugang zur inneren Sammlung. Es wird der Menschentyp geschaffen, der es nicht erträgt, auch nur eine Stunde mit sich und seinem Gott allein zu sein. Die Industrialisierung, die den Einzelnen diesem Werk und Betrieb ausliefert, ist daran, ihre Art auch der Landwirtschaft aufzudrängen. Das gesellschaftliche Leben ist gekennzeichnet durch die vielverschlungene Abhängigkeit des Einzelnen und der Einzelfamilie von der öffentlichen Hand, von technischen, wirtschaftlichen, sozialen Kontrollen, Zentralen und Organisationen. Das Großstadtwesen bestimmt immer aufdringlicher die Form des menschlichen Daseins; der Einzelne wird unaufhaltsam aufgesogen von der Masse.

Die tiefe Tragik dieser Entwicklung liegt darin, dass sie sich auswirkt gerade in dem Augenblicke, da Weltanschauungen rein materialistischer Prägung die menschliche Persönlichkeit bewusst brechen und den Einzelnen zum Element der Masse machen wollen, wobei sie jene technische und wirtschaftlich-soziale Lage rücksichtslos für ihre Ziele ausnützen.

Wir brauchen Ihnen nicht auszuführen, welch verheerende Wirkung die Entwicklung zum Massendasein gerade auf die Frauenwelt und die Frauenseele hat. Die vergangenen zwanzig Jahre haben Sie erschütternde Erfahrungen machen lassen. Dabei ist das hinter Ihnen Liegende vielleicht nur erst die Generalprobe für eine noch schwerere Auseinandersetzung. Es geht um die Würde der christlichen Frau, des Jungmädchens und der Unverheirateten wie der Gattin und Mutter; es geht um die christliche Ehe und Familie, die eheliche Treue, das Kind und seine Erziehung. Alle diese heiligen Bezirke haben bereits feindlichen Ansturm und Einbrüche erlitten in einem Ausmaß, wie es die Erfahrung der Kirche bisher nicht gekannt hat. Das, was die Stunde heischt: alles daranzusetzen, um den Einzelnen und die Einzelne zu einer christlichen Persönlichkeit heranzubilden, die, auch auf sich allein gestellt, Gott und seiner Weltordnung im Natürlichen wie Übernatürlichen die Treue halten wird - das gilt auch für Ihren Bund. Wir hegen die feste Hoffnung, dass Sie bis in die innerpolitischen Auseinandersetzungen über Ehe, das Elternrecht, die Schule und die soziale Ordnung jenen Anruf vor Augen haben und für seine Erfüllung arbeiten und opfern werden.

Man spricht so viel von der europäischen Kultur, jener Kultur, die aus der Vergangenheit zu retten oder für das vereinte Europa der Zukunft zu schaffen ist. Man sei sich nur über eines klar: Diese europäische Kultur wird entweder unverfälscht christlich und katholisch sein, oder aber sie wird verzehrt werden vom Steppenbrand jener anderen materialistischen, der nur die Masse und rein physische Gewalt etwas gelten.

Der Christ, der Katholik ist nicht kleinmütig. Sein Glaube macht ihn immer zuversichtlich. Auch Sie, geliebte Tochter, sollen es sein. Sie haben die gesunde Menschennatur und Gottes Gnade auf Ihrer Seite. Auf sie bauend, mögen Sie ans Werk gehen, freilich mit dem Einsatz aller Kräfte, um Christus und der Kirche gläubige und starke Frauen zu schenken, die weltoffen und der Zeit gewachsen, die aber auch fähig sind, gegen den Strom zu schwimmen, bereit zum Verzicht, wo Gottes Gebot und das Gewissen klar sprechen und keinen Ausweg lassen.

Als Unterpfand der Erfüllung Ihres Hoffens und Strebens erteilen Wir der Leitung und den Mitgliedern Ihres Bundes, Sie alle der Liebe und dem Schutz Marias, der starken Jungfrau und reinsten Mutter empfehlend, in väterlichem Wohlwollen den Apostolischen Segen.