Botschaft vom 26. Juni 1988 zur Familienplanung

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Botschaft

von Papst
Johannes Paul II.
an die 22. Konferenz der CIOMS
Eine eindeutige Ethik der Familienplanung, die auf den Rechten von Mann und Frau beruht und kulturelle und religiöse Werte achtet
26. Juni 1988

(Quelle: Der Apostolische Stuhl 1988, S. 1834-1849)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Einleitend

Es gibt keine "wertfreien" Methoden in der Familienplanung. In der Forschung tätige Wissenschaftler, ärztliches Personal, Regierungsbeamte und Sozialarbeiter sollten ernsthaft über die Folgen ihrer Arbeit nachdenken, über die Hypothesen, auf denen sie aufbauen, und über die Ziele, die sie sich in der Familienplanung stecken.

Die Katholische Kirche interessiert sich auf der ganzen Welt für die Familienplanung. Tausende katholischer Männer und Frauen und auch Menschen anderer Religionen fördern heute die natürlichen, von der Kirche anerkannten und empfohlenen, Methoden der Familienplanung oder wenden sie an. Aufgrund der menschlichen Erfahrung dieser Mitglieder so vieler verschiedener Gesellschaften, Nationen und Kulturen trägt die Katholische Kirche ihren einzigartigen Beitrag an eine Konferenz über die Ethik und die menschlichen Werte der Familienplanung heran. Sie tritt als die größte religiöse Gemeinschaft auf der Erde in einen Dialog ein, der die Rechte und Verantwortlichkeiten von Einzelpersonen und Gesellschaften behandelt.

Die Lehre der Kirche gegen Abtreibung, Sterilisation und Empfängnisverhütung ist von Papst Paul VI. im Juli 1968 in seiner Enzyklia Humanae vitae klar ausgesprochen worden. Von Papst Johannes Paul II. wurde diese Lehre 1981 in seinem Apostolischen Schreiben über die Familie Familiaris consortio und in der Folgezeit in Ansprachen bestätigt. Diese maßgebende Lehre wird keine Veränderung erfahren, obschon sie oft missverstanden oder falsch ausgelegt wird.

Wie dem auch sei, die Kirche hat durch eine eindeutige Ethik in Bezug auf Fragen, die den Wert des menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod und die natürliche Weitergabe des menschlichen Lebens betreffen, die Entwicklung und Forschung im Bereich der natürlichen Familienplanung angeregt. Nicht nur in ihrer Lehre, sondern auch in den Jahren der pastoralen Erfahrung in diesem Bereich hegt die Kirche ein tiefes Interesse für die Ethik und die menschlichen Werte in der Familienplanung.

Diese Sorge der Kirche würde vielleicht in einem " internationalen Dialog über die Rechte und Verantwortlichkeiten von Einzelpersonen und Gesellschaften" nicht klar genug zur Geltung kommen, wenn sie allein auf ihr theologisches und religiöses Erbe zurückgreifen würde. Obschon sie ihre Verkündigung des göttlichen Gesetzes und die Auslegung seiner Grundsätze bestätigt, kann die Kirche wirkungsvoller zu dieser Konferenz beitragen, wenn sie in einem ethischen Rahmen spricht, in welchem praktisch alle Nationen zu einer gemeinsamen Übereinstimmung gelangen können, oder aber in Begriffen der Rechte und Verantwortlichkeiten von Einzelpersonen und Gesellschaften.

Ihre Soziallehre bestätigt ausserdem, dass die Familie der Punkt ist, in welchem die Rechte von Einzelpersonen und Gesellschaften zusammentreffen, wie es in der am 23. Oktober 1983 vom Heiligen Stuhl veröffentlichen Charta der Familienrechte dargestellt wird. Um einen Beitrag zu diesem wichtigen Dialog zu leisten, werden sechs Schlüsselpunkte vorgeschlagen, die zu einer gemeinsamen ethischen Übereinstimmung führen könnten. Diese Punkte beziehen sich auf folgende Argumente, die heute kritische Probleme in der Familienplanung aufwerfen.

1. Die abtreibende Wirkung einiger Verhütungsmittel;

2. Die negative Nebenwirkung einiger Verhütungsmittel;

3. die langfristig zur Sterilität führende Wirkung einiger Verhütungsmittel;

4. Der Mythos einer weltweiten Bevölkerungskrise;

5. Ethik und menschliche Werte in der Familienplanung;

6. AIDS und Empfängnisverhütung.

Aus dem praktischen Inhalt dieser Herausforderungen geht klar hervor, dass Ethik und menschliche Werte in der Familienplanung die Rechte und die Gesundheit der Frau und des Mannes, die Rechte und das Wohl der Familie, die ethnischen, kulturellen und religiösen Werte der Völker, das wirtschaftliche Wohlergehen vieler in der Dritten WeIt und schließlich den Wert des menschlichen Lebens umfassen.

Sechs Herausforderungen

1. Die abtreibende Wirkung einiger Verhütungsmittel

Das Recht auf Gewissensfreiheit und das Recht auf Information verlangen, dass den Menschen die primäre und die sekundäre abtreibende Wirkung einer Substanz oder eines mechanischen Verhütungsmittels zur Kenntnis gebracht wird, die eine solche Substanz oder ein solches mechanisches Mittel benutzen, verschreiben oder liefern möchten.

Dieses schwerwiegende ethische Problem stellt sich da, wo gezeigt werden kann, dass wahrscheinlich manche intrauterinen Verhütungsmittel oder Spiralen (Iud) oder auch manchen "Impfstoffe", die von den Frauen angewendet werden, tatsächlich eine Fehlgeburt auslösen. Die Frauen haben das Recht, zu wissen, ob sie durch die Anwendung dieser Substanzen oder mechanischen Mittel Fehlgeburten herbeiführen. Und ebenso haben ihre Ehemänner das Recht, zu wissen, ob das neue Leben, das sie gezeugt haben, vor oder nach der Einnistung zerstört wird. Die Ärzte und das Pflegepersonal haben das Recht, zu wissen, ob sie direkte Mittelspersonen bei der Herbeiführung einer Fehlgeburt sind.

Ein Mittel der Abtreibung einfach als ein Mittel mit sterilisierender Wirkung darzustellen, ist eine Lüge, und dies besonders da, wo viele Verbraucher und Lieferanten es ablehnen würden, stillschweigend mit einer Abtreibung einverstanden zu sein. Wenn sie die primäre und sekundäre abtreibende Wirkung einer Substanz oder eines mechanischen Verhütungsmittels verschweigen würden, so würden die Forscher und Förderer der Empfängsnisverhütung das Gewissen von Frauen und Männern verletzen sowie ihre Religionsfreiheit und ihr Recht darauf, den Traditionen einer Kultur, einer Nation oder einer ethnischen Gruppe treu zu sein. Wenn man schließlich die Auswirkungen wiederholter Fehlgeburten auf die Fortpflanzungsorgane einer Frau bedenkt, so taucht auch das moralische Problem ihres Rechtes auf künftige Fruchtbarkeit und auf physisches und physiologisches Wohl auf.

Die Gewissensfrage ist keine direkte Bestätigung des "Rechts auf Leben", sondern hebt vielmehr das Recht eines jeden hervor, in voller Freiheit das Recht auf Leben je nach den Entscheidungen des einen oder anderen zu verfechten oder in die Praxis umzusetzen. Die Gewissensfreiheit, die als das Recht eines jeden verstanden wird, nach einem bestimmten ethischen Kodex zu leben, sollte auch von den Forschern und den Befürwortern der Abtreibungsmittel akzeptiert werden. Viele Männer und Frauen könnten, wenn die Abtreibungsmittel richtig und eindeutig etikettiert würden, entscheiden, sie aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen nicht zu benutzen. Dies würde auch bedeuten, dass die Abtreibungsmittel nicht dazu dienen, im Sozialgefüge wirksam zur Familienplanung beizusteuern.

Beispiele:

a) Das Abtreibungsmittel RU 486, das auch "Mifepriston" genannt wird, wird von der Roussel-Uclaf hergestellt und erforscht. Obschon es vom Komitee für Ethik der Academie Française approbiert wurde, ist über den Gebrauch des RU 486 als Abtreibungsmittel nach der Einnistung, über seine Wirkung auch auf den Körper der Frau sowie über Neugeborene, die seine Wirkung überleben (Teratogenizität), eine große Kontroverse entstanden.

b) Der fruchtbarkeitshemmende Impfstoff der Oms ist als abtreibungsfördernd erkannt worden. "Das aktive Prinzip dieses Impfstoffs ist ein immunogenes Peptid, das gegen das kryonische menschliche Keimdrüsenhormon (hCG) immunisieren soll ... , das beim Einsetzen und bei der Erhaltung einer verfrühten Schwangerschaft eine erstrangige Rolle spieIt (Progress Nr. 1 Seite 5, Zeitschrift für die Forschung in der menschlichen Fortpflanzung über das Spezialprogramm der Oms - Forschung - und Formationsentwicklung (Who/Sprdrthr). Die Forscher beteuern, dass dieser als Injektion angewandte Impfstoff gegen die "Krankheit Schwangerschaft" eine einjährige Wirkung hat. Klinische Experimente werden in Adelaide, Australien, durchgeführt. Doch kann dieser "Impfstoff", der die Einnistung verhindert und spontan eine Fehlgeburt herbeiführt, wirklich als ein solcher bezeichnet werden?

c) Der mit Levonorgestrel imprägnierte Scheidenring aus Gummi gibt für 90 Tage ein Steroid in den Blutkreislauf ab. Er ist seitens der Who/Sprdrthr noch in der Experimentierungsphase und hinsichtlich seiner Lage im Körper könnte er einem Verhütungsmittel mit Sperrfunktion gleichgesetzt werden. Doch fragt man sich, wie beim Triphasil - einer auf Levonorgestrel aufbauenden Pille, bei der sich eine abtreibende Wirkung herausgestellt hat - ob nicht auch der Gummiring eher ein Abtreibungsmittel ist als ein "Steroid".

d) Das lud (Intrauterin - Pessar) hat in seinen verschiedenartigen Formen Polemiken und viele Kontroversen ausgelöst. Die genaue Wirkung einer lud wird im "Progress" (Nr. 1 Februar 1987, Seite 2) zum Teil verschwiegen. Es wird nur gesagt, dass die Empfängnisverhütung eine primäre Wirkung des lud ist: "infolge von biochemischen und histologischen Veränderungen wird durch das Intrauterinpessar verhindert, dass sich das befruchtete Ei in die Gebärmutterschleimhaut einnistet"; der abtreibende Effekt wird jedoch nicht besonders erwähnt. Der Who/Sprdrthr geht nicht auf den Einwand ein, nach welchem Intrauterin-Pessare schon für sich genommen Fehlgeburten auslösen, da sich Gebärmutterschwangerschaften auch bei eingesetzter Spirale einstellen.

Leider geben die Politik und die derzeitigen Forschungsprogramme des Who/ Sprdrthr keinerlei Garantie für ethische Sensibilität in Bezug auf das grundlegende Problem des Rechts eines jeden, sich für die Bejahung des Rechtes auf Leben zu entscheiden, oder implizit auch für sein Recht auf Information in Bezug auf die primären und sekundären abtreibenden Wirkungen. Die ersten vier Arbeitsgruppen des Who/ Sprdrthr sind beispielsweise:

I. Arbeitsgruppe über mechanische Mittel zur Fruchtbarkeitsregelung;

2. Arbeitsgruppe über Stoffe mit Langzeitwirkung zur Fruchtbarkeitsregelung;

3. Arbeitsgruppe über Methoden zur Fruchtbarkeitsregelung, die nach dem Eisprung eingesetzt werden;

4. Arbeitsgruppe über Impfstoffe zur Fruchtbarkeitsregelung.

Die dritte Arbeitsgruppe widmet sich, verblümt gesagt, ausschließlich Mitteln, die der Abtreibung dienen. Wie bereits oben erwähnt, beschäftigt sich die vierte Gruppe mit "abtreibenden" Impfstoffen. Die vierte Arbeitsgruppe schließt Abtreibungsmittel ein, und die erste Arbeitsgruppe kann Abtreibungsmittel einschließen.

Die von Oms gesponserte Forschung für eine wirksame Empfängnisverhütung ist ganz allmählich zu abtreibungsfordernden Methoden abgeglitten. Zutiefst bedauert die Katholische Kirche, dass auf diese Weise die Empfängnisverhütung unmerklich zur Abtreibung mit all ihren schweren moralischen Verflechtungen geworden ist.

Das Problem des Rechts auf Information über die Möglichkeit, dass eine Substanz oder ein mechanisches Verhütungsmittel eine Fehlgeburt auslöst, kann an der wahrheitsgetreuen Beschreibung der Wirkungsweise der Pille Triphasil veranschaulicht werden, die die "Bildung einer Gebärmutterschleimhaut bewirkt, die weniger empfänglich ist für die Einnistung". Doch diese technische Beschreibung informiert eine Frau mit einem weniger hohen Bildungsniveau nicht darüber, dass diese Pille eine abtreibende Wirkung hat. Eine ähnlich technische Sprache, die nur indirekt die abtreibende Wirkung beschreibt, wird für folgende in Südafrika im Handel befindlichen Substanzen angewandt: Ovral 28, Minovlar 21,28 und ED, Micro-Norum, Nordette, Brevinor, Nur-Isterate, Depo-Provera.

Es sollten einfach und explizite Erklärungen über eine abtreibende Wirkung gegeben werden, genauso wie einige Regierungen fordern, dass man über die moralisch weniger spürbaren Wirkungen des Tabaks informieren sollte. Die Lieferanten und Förderer von Abtreibungsmitteln müssten ihr Produkt auf ehrliche Weise etikettieren. Sie haben entschieden, das Recht auf Leben zu negieren. Doch sollten sie zumindest den anderen erlauben, ihre Gewissensfreiheit ausüben zu können. Sie können allen Frauen auf der WeIt diese freie Wahl dadurch lassen, dass sie einfach nur auf ehrliche Weise die Wirkung ihres Produkts angeben.

2. Negative Nebenwirkungen einiger Verhütungsmittel

Das Recht eines jeden auf gute Gesundheit und auf körperliches Wohl erlegt den Forschern, Förderern und Lieferanten die Pflicht auf, der Frau oder dem Mann, die es benutzen wollen, jegliche negative Nebenwirkung einer Substanz oder eines mechanischen Verhütungsmittels mitzuteilen.

Die "Nebenwirkungen" bei der Empfängnisverhütung werfen ein ernstes ethisches Problem auf. Die Pflicht, das Recht auf Gesundheit zu respektieren, müsste die Ausschaltung aller gesundheitsbedrohenden Substanzen oder mechanischen Verhütungsmittel verlangen. Die Forscher und Lieferanten fordern, indem sie den Männern und Frauen physischen und physiologischen Schaden zufügen, nicht die Familienplanung, die die Rechte und die Verantwortungen der Einzelpersonen oder der Gesellschaft achtet.

Das Prinzip der allgemeinen Gerechtigkeit, das sich im Recht auf die körperliche Gesundheit ausdrückt, umfasst auch die Aufrechterhaltung des Rechts auf Information im therapeutischen Bereich, um was für eine potentielle Bedrohung der physischen oder physiologischen Gesundheit auch immer es sich handeln möge. Es geht insbesondere um das Recht der Frau auf Gesundheit während ihrer fruchtbaren Jahre und der folgenden Jahre ihres Lebens, wenn man die Nebenwirkungen der Empfängnisverhütung in Betracht zieht. Auch ihre Kinder können im Mutterleib und auch nach der Geburt diesen Nebenwirkungen ausgesetzt werden. Nicht nur die Frau, die sie benutzt, sondern auch der Mann hat das Recht, über eventuelle Nebenwirkungen von Substanzen und mechanischen Verhütungsmitteln informiert zu werden, so dass er seiner ehelichen Pflicht nachkommen kann, die darin besteht, die Frau zu beschützen.

Beispiele:

der Who/Sprdrthr hat bereits eine finanzierte Forschung zur Entdeckung von negativen Nebenwirkungen der verschiedenen Verhütungsmittel begonnen, eine Forschung, die er genau umreisst und fordert. Dies ist eine lobenswerte Initiative. Dennoch werden in einem Artikel seiner Zeitschrift "Progress" (Nr. 1, Seite 2 und 3) eine Menge von Intrauterin-Pessaren gelobt. Dabei werden allseits bekannte Probleme verschwiegen, die im Anschluss an den Gebrauch der lud in den Vereinigten Staaten ans Licht getreten sind und in der Vergangenheit und auch jetzt noch für Kontroversen über die "schädigenden Nebenwirkungen" einiger lud gesorgt haben. Dieser Artikel beruht auf einem scheinbar positiven Urteil in Bezug auf die lud, das von einer Wissenschaftsgruppe der Oms über die Wirkungsweise, die Sicherheit und die Wirksamkeit der Intrauterin-Pessare geäußert worden ist.

Vor einem ethischen Hintergrund müssen die Probleme, die mit der Anwendung der lud zusammenhängen, mit Aufrichtigkeit angegangen werden. Die "geringeren" Probleme beziehen sich vor allem auf den Bereich der entzündlichen Krankheiten des Beckens (PID), die ihrerseits wiederum zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen führen. Schwerwiegender erscheint die Veröffentlichung des "Journal of Reproductive Medicine" (Mai 1983), nach der 49 % der Frauen, die lud benutzten unter Eileiterentzündung litten, während dies nur auf 1 % der Frauen zutraf, die keinen Gebrauch von lud machten. Selbst "People", die Zeitschrift der "International Planned Paranthood Federation" (Internationale Vereinigung für die geplante Elternschaft IPPF, Bd, Nr. 1, 1986), zitierte eine Studie aus Snowden (British Medical Journal, 26. Mai 1984), die "bewiesen hat, dass Beckenentzündungen bei Iud-Benutzerinnen auftreten, dass aber kein lud-Modell besser oder schlechter ist als ein anderes". Diese Information hat die IPPF dennoch nicht davon abgebracht, den Gebrauch von lud weltweit zu fordern. Wenn ein lud keine sichere Methode zur Empfängnisverhütung ist, so darf sie niemals als "wirksame" Methode zur Empfängnisverhütung bezeichnet werden.

Die Depo-Provera ruft weiterhin Beanstandungen in der Dritten Welt hervor. Dieses Verhütungsmittel darf den Frauen der Vereinigten Staaten nicht eingespritzt werden, doch in der Dritten WeIt wird es weiterhin eingeimpft. Warum? Es darf keinerlei ethische Ungleichheit zwischen der Ersten und der Dritten Welt im Gebrauch der Depo-Provera und anderer Substanzen und auch der lud geben. Es gibt nur ein einziges Prinzip des körperlichen Wohlbefindens und des Rechts auf Information zur Erhaltung und zum Schutz der Gesundheit. Ehrliche, präzise Informationen über die Nebenwirkungen verschiedener Pillensorten, wie zum Beispiel über die, die bei der Benutzung von Triphasil in Südafrika auftreten, sollten auch über Substanzen wie die Depo-Proveral geliefert werden.

Es gibt keine zwei verschiedenen "Gesetze" der Ethik, eins, das die Männer und Frauen der Ersten Welt schützt und ein anderes, das den unter dem Preis liegenden Absatz von schädlichen Substanzen und mechanischen Verhütungsmitteln in der Dritten Welt erlaubt. Jeder Mensch hat das Recht darauf, zu wissen, welche Wirkung eine Substanz oder ein mechanisches Verhütungsmittel auf seinen Körper ausübt. Die Kirche fordert daher die Regierungen auf, die Gesundheit ihres Volkes zu schützen, indem sie eine strenge Kontrolle über schädliche Verhütungsmittel verlangt. Die Regierungen sollten jeglichem Druck zur Genehmigung und Förderung von schädlichen Verhütungsmitteln Widerstand leisten, indem sie darauf aufmerksam machen, dass dieser Druck von streitigen Ideologien der Bevölkerungskontrolle oder von kommerziellen Interessen oder einer verderblichen Einstellung in der Gesundheitsfürsorge ausgeht, die die Gesundheit von Frauen und Männern opfern wollen, um eine wirtschaftlich vorteilhafte Empfängnisverhütung zu erreichen.

3. Die sterilisierende Wirkung einiger Verhütungsmittel

Das unveräußerliche Recht der Eheleute, eine Familie zu gründen und über die Zeitspanne zwischen den Geburten sowie über die Zahl der Kinder zu entscheiden, die gezeugt werden sollen (vgl. Il. Vatikanisches Konzil, Gaudium et spes, Nrn. 50, 87; Charta der Familienrechte, Art. 3), erlegt den Forschern, Förderern und Lieferanten von Verhütungsmitteln die Pflicht auf, über jede mögliche langfristige oder ständige sterilisierende Wirkung einer Substanz oder eines mechanischen Verhütungsmittels auf den Mann oder die Frau, die Gebrauch davon machen wollen, zu informieren.

Die Katholische Kirche widersetzt sich der Sterilisation von Männern und Frauen, und auch den Versuchen, sie den Menschen aufzuerlegen. Diese Versuche können auch als Kontrast zum ethischen Empfinden einer religiösen Kultur, wie z. B. der indischen, angesehen werden.

Diejenigen, die im Hinblick auf das Problem der Sterilisation nicht mit der Kirche übereinstimmen, sollten zumindest auf der Basis des allgemeinen Menschenrechts damit einverstanden sein, dass

a) die Eheleute das Recht auf die Fruchtbarkeit haben und in Bezug auf ihre Kinder Entscheidungen treffen können, und dass

b) jeder Mensch in allem, was seine Gesundheit angeht, ein Recht auf genaue Informationen hat.

Es wäre daher eine Verletzung der allgemeinen Gerechtigkeit, eine zeitweise verhütende Sterilisation vorzuschlagen, wenn eindeutig die Möglichkeit besteht, dass diese Art der Verhütung eine ständige Sterilität bewirkt. Es ist etwas ganz anderes, die Fruchtbarkeit zu kontrollieren, als sie vollständig zu entziehen.

Wo immer es möglich ist, müssen eventuelle langzeitig oder bleibend sterilisierende Wirkungen auf eindeutige und einfache Weise bei der Lieferung von Empfängnisverhütungsmitteln angezeigt werden.

Beispiele:

Die Forscher haben die schwierige Aufgabe, die Langzeitwirkungen eines in den Körper der Frau oder des Mannes eingeführten Mittels abzuwägen. Doch wenn die Ethik und die menschlichen Werte der Familienplanung respektiert werden sollen, muss in der Forschung den Experimentierungsphasen oder den zur Zeit vom Who/Sprdrthr durchgeführten klinischen Experimenten hinsichtlich der Auswirkungen von Substanzen oder mechanischen Verhütungsmitteln, die langfristige oder ständige Sterilität zur Folge haben, Vorrang eingeräumt werden.

Die durch die Pille verursachte Unfruchtbarkeit ist einige Jahre lang Grund zur Sorge gewesen. In einem Leitartikel des British Medical Journal (14. Oktober 1972, S. 59, 60) wurde bestätigt: "Ein besorgniserregender Aspekt der Behandlung mit oralen Verhütungsmitteln weckt bei den Gynäkologen wachsende Aufmerksamkeit. Bei einigen Frauen tritt nämlich nach der Beendigung der Einnahme oraler Verhütungsmittel die Menstruation nicht auf normale Weise wieder ein, und sie leiden jahrelang unter Amenorrhöe. Eine Perfektionierung der oralen Verhütungsmittel wird dieses Problem nicht unbedingt lösen. Die Eierstöcke können infolge kontinuierlicher und lang andauernder Untätigkeit atrophisch werden. Die Gebärmutterschleimhaut, die kontinuierlich der Wirkweise synthetischer Steroide ausgesetzt war, kann nicht mehr auf den Einfluss von Östrogen und Progesteron antworten."

Vor allem in der Dritten Welt muss über den Gebrauch von Substanzen oder mechanischen Mitteln, die zur Sterilität führen können, medizinische Beratung gegeben werden. Besondere Besorgnis erregen heute die Depo-Provera, die weiterhin in Teilen Afrikas in Gebrauch sind, sowie das Net-en(Neton), Nuritisteron Denantat, eine Progestinspritze, die in Indien auch dank "möglicher Nebenwirkungen" für Polemik gesorgt hat. Das, was bereits in Bezug auf die "Nebenwirkungen" und eine einheitliche Ethik für die Erste und die Dritte Welt gesagt wurde, trifft auch auf das ethische Problem der langfristigen oder ständigen Sterilität zu.

Wenn die öffentlichen Autoritäten entscheiden, die Sterilisation in einem kulturellen Umfeld zu fördern, das diese ablehnt, so müssen sie auch die sozialen Folgen daraus ziehen. Es bleibt dennoch die Tatsache bestehen, dass die Förderung oder Auferlegung der Sterilisation durch den Rückgriff auf starke Verhütungsmittel eine Täuschung ist, die die allgemeine Gerechtigkeit verletzt. Die objektive moralische Ordnung, die Würde des Menschen und die Freiheit der Verlobten, eine Familie zu gründen, müssen stets den Vorrang haben vor den unverantwortlichen Versuchen, Verhütungsmittel zu fordern, die die Fruchtbarkeit zerstören können.

4. Der Mythos einer weltweiten Bevölkerungskrise

Im Wandel begriffene wirtschaftliche und soziale Bedingungen werfen die dringende moralische Frage auf, ob eine weltweite Politik einer radikalen Herabsetzung der Bevölkerung den Völkern auch wirklich zum wirtschaftlichen und sozialen Vorteil gereicht. Obschon es Länder gibt, die auf allgemeiner oder regionaler Ebene von großen Bevölkerungskrisen heimgesucht werden, entpuppt sich der Ausdruck Bevölkerungsexplosion doch ganz allmählich als Mythos. Dieser Mythos bleibt jedoch die Basis der Ideologie dessen, was man den "Imperialismus" der Empfängnisverhütung nennen könnte. Die Ideologie kann auf die Vorstellung zurückgeführt werden, eine geringere Bevölkerungszahl bringe eine bessere Wirtschaft mit sich. Die "International Planned Parenthood Federation" und ähnliche Organisationen, die weltweit tätig sind, scheinen derart mit dieser Ideologie beschäftigt zu sein, dass sie sie mit Mitteln auferlegen wollen, die ethische Grundsätze und Werte vieler verschiedener Kulturen übergehen. Da es ihnen nicht gelungen ist, die Bevölkerung in einigen Teilen der Dritten Welt auf angemessene Weise zu reduzieren oder in der Ersten Welt ein "Bevölkerungswachstum Null" zu erreichen, fördern die Befürworter dieser Ideologie nunmehr eine weitverbreitete Sterilisation oder die Abtreibung als Verhütungsmittel.

Die Kirche gibt zu, dass in einigen Ländern der Druck einer sehr hohen Bevölkerungsdichte besteht. Doch wird dieser oft mit Problemen verwechselt, die in wirtschaftlicher Ungerechtigkeit, in der Unterentwicklung der Rohstoffquellen oder einer schlechten Wirtschaftsplanung wurzeln. Eine hohe Bevölkerungsdichte geht nicht unbedingt mit Hunger oder Elend einher. Auch braucht eine Bevölkerung von 5 Milliarden nicht unbedingt als zu groß betrachtet zu werden, wenn man die außerordentlich großen Erfolge bedenkt, die im Bereich der Nahrungsproduktion und der Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Rohstoffe und der Technologie erreicht worden sind. Im wirtschaftlichen und demographischen Bereich muss auf andere Stimmen gehört werden, z. B. auf die von Pierre Chaunu und Fr. René Bel (Frankreich), von Prof. Julian Simon, Dr. Robert L. Sassone, Frau Prof. Jacqueline Kasun, Dr. Roger Revelle, Dr. David Hopper, Carl Anderson (Vereinigte Staaten), von Dr. Peter Bauer und Dr. Basil Yamey (Großbritannien) und von Dr. Colin Clarke (Australien). Diese Experten haben auf die eine oder andere Weise die Unhaltbarkeit des Mythos der Überbevölkerung bewiesen, der die Basis des Verhütungsimperialismus bildet.

Dieser "Imperialismus" ist nichts anderes, als dass den Völkern und Kulturen jedwede als wirksam geltende Form von Verhütung, Sterilisation oder Abtreibung auferlegt wird, ohne dabei die religiösen und ethnischen Traditionen sowie die Familientraditionen eines Volkes oder einer Kultur zu berücksichtigen. Von dieser unbarmherzigen Geringschätzung der ethischen und menschlichen Werte, in der Familienplanung könnte Abstand genommen werden,

a) durch Zurückweisen des verheerenden Mythos einer weltweiten Bevölkerungskrise,

b) durch die Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung vor dem Hintergrund des wirtschaftlichen Wachstums,

c) durch Hinweis auf die typischen Probleme nicht nur einer Überbevölkerung sondern auch einer Unterbevölkerung in einer bestimmten Region und

d) durch die Förderung einer wirtschaftlichen Gerechtigkeit, die durch Entwicklung und Dezentralisierung verwirklicht werden und diesen verschiedenen Problemen begegnen kann.

In seiner Enzyklika über die soziale Gerechtigkeit ist Papst Johannes Paul II. auf das Bevölkerungsproblem folgendermaßen eingegangen: "Unleugbar gibt es, vor allem im Süden unseres Planeten, ein derartiges demographisches Problem, dass es Schwierigkeiten für die Entwicklung bereitet. Es ist aber angebracht, gleich hinzuzufügen, dass sich dieses Problem im Norden mit umgekehrten Vorzeichen darstellt: Was hier Sorgen macht, ist der Abfall der Geburtenziffer mit Auswirkungen auf die Altersstruktur der Bevölkerung, die sogar unfähig wird, sich biologisch zu erneuern. Auch dieses Phänomen ist von sich aus geeignet, die Entwicklung zu behindern. Wie es ungenau ist zu behaupten, solche Schwierigkeiten kämen nur vom Bevölkerungswachstum her, so ist es auch nicht erwiesen, dass jegliches Bevölkerungswachstum unvereinbar sei mit einer geordneten Entwicklung.

Andererseits erscheint es sehr alarmierend, in vielen Ländern auf Initiative ihrer Regierungen die Propagierung von systmatischen Kampagnen zur Geburtenkontrolle festzustellen, und das im Gegensatz nicht nur zur kulturellen und religiösen Identität der Länder selbst, sondern auch zum Wesen einer echten Entwicklung. Oft geschieht es, dass diese Kampagnen unter Druck zustande kommen und durch Kapital aus dem Ausland finanziert werden, ja, dass wirtschaftliche und finanzielle Hilfe und Unterstützung ihnen manchmal sogar untergeordnet werden. In jedem Fall handelt es sich um einen absoluten Mangel an Respekt vor der Entscheidungsfreiheit der betroffenen Personen, Männer und Frauen, die nicht selten unerträglichem Druck, auch wirtschaftlicher Art, ausgesetzt sind, um sie für diese neue Form der Unterdrückung gefügig zu machen. Gerade die ärmsten Völker erleiden die Misshandlungen; und es endet mitunter damit, dass die Tendenz zu einem gewissen Rassismus geweckt oder die Anwendung gewisser Formen von Eugenetik gefördert werden, die gleichermaßen rassistisch sind.

Auch diese Vorgänge, die auf das energischste zu verurteilen sind, sind Zeichen eines irrigen und entarteten Begriffes von echter menschlicher Entwicklung." (Sollicitudo rei socialis, 30. Dezember 1987, Nr. 25).

Beispiele:

a) Zentraleuropa hat heute als Folge der Empfängnisverhütungspolitik der 60er Jahre eine Unterbevölkerung zu vermerken. In den meisten europäischen Ländern erreichen die Geburten nicht einmal das Ausgleichsniveau, bei dem 210 Geburten auf 100 Frauen kommen. Während die Anzahl der alten Leute proprotional wächst, nimmt die Zahl der jungen Leute, die arbeiten, ab, und es treten ernste wirtschaftliche und soziale Probleme auf, wie z. B. die Altenpflege, die Schaffung finanzieller Mittel für eine höhere Zahl an Pensionen, die Abnahme einiger Konsumgüterindustrien. Westdeutschland hat die niedrigste Geburtenrate der Welt: 1,4 Kinder auf eine Frau. Andererseits hat Frankreich im September 1986 mit einer Politik begonnen, die die Familie begünstigt, um auf diese Weise das Bevölkerungswachstum zu fördern.

b) Singapur und Bulgarien sind zwei Länder mit unterschiedlichen sozialen und wirtschaftlichen Systemen, doch haben beide die Ideologie abgelehnt, nach der eine kleinere Bevölkerung notwendigerweise die Voraussetzung für eine Verbesserung der Wirtschaft ist. In seinem Bemühen, den schweren Bevölkerungsrückgang wieder aufzuholen, hat Bulgarien auf eine Politik verzichtet, die die Abtreibung befürwortet, und unterstützt die Paare, die Kinder haben. Am 1. März 1987 ist in der in Singapur durchgeführten allseits bekannten Politik der Geburtenkontrolle eine überraschende Wende eingetreten. Singapur verzichtet nun auf die finanzielle Diskriminierung von Familien, die mehr als eine bestimmte Anzahl von Kindern haben. Diese beiden Länder haben ihre Politik geändert, weil sie erkennen, dass ein "Bevölkerungswachstum-Null" eine wirtschaftliche und soziale Katastrophe darstellt.

Und dennoch gibt es in Ländern, die eine große Bevölkerungsdichte und eine begrenzte Entwicklung zu verzeichnen haben, auch weiterhin Organisationen zur Empfängnisverhütung auf Massenbasis, die weitgehend finanziert werden und an wirtschaftliche Interessen gebunden sind, und die sich um eine technologische Kontrolle der Geburtenrate als Schlüssel für die Entwicklung bemühen. Die Forscher, die "wirksamere" Verhütungsmittel vorbereiten, handeln weiterhin so, als sei der Mythos der Überbevölkerung Realität. In einigen Ländern unterstützen die Regierungen die Bevölkerungskontrolle oder erlegen sie auf, indem sie sich auf die Ideologie einer kleineren Bevölkerung als Mittel zur Entwicklung berufen, während die wahren Probleme auf lokaler Ebene die Ungerechtigkeit, die Korruption und eine unangemessene Wirtschaftsverwaltung ist.

Die Kirche wendet sich an die Forscher und die Lieferanten von Verhütungsmitteln, um sie zumindest dazu einzuladen, ihre demographischen und wirtschaftlichen Hypothesen in Frage zu stellen; zu überprüfen, ob sich durch diese Haltung die wirtschaftlichen und sozialen Probleme, anstatt gelöst zu werden, nicht eher noch verschlimmern. Sie lädt sie zum Nachdenken ein über den nunmehr bereits verbreiteten Groll und die Ablehnung der Bevölkerungskontrolle oder den unterschiedslosen Gebrauch von Abtreibungs- und Sterilisationsmitteln und das weitere Abgleiten in Abtreibungs- und Sterilisationsprogramme. Die Kirche bedauert diese Attentate auf das menschliche Leben und auf die Würde von Frauen und Männern, Attentate, die nicht zur gerechten Entwicklung der Welt beigetragen haben.

5. Ethische und menschliche Werte in der Familienplanung

Die einzige wirklich "wirksame" Form der Familienplanung ist die, die aufbaut a) auf der Achtung der Gesundheit von Frau und Mann, b) auf der Achtung ihrer ethischen, kulturellen und religiösen Werte und schließlich auf der Fähigkeit und Flexibilität der Anpassung an die Probleme, sei es der Überbevölkerung oder auch der Unterbevölkerung. Im Hinblick auf diese ethisch gesunden Grundsätze, die auf weitreichenden Beweisen beruhen, sind die natürlichen Methoden der Familienplanung wirklich wirksam, und die Forschung und die Finanzierungen müssten sich an diesen Methoden orientieren.

Wenn die Familienplanung erst einmal vor dem Hintergrund der ethischen und menschlichen Werte und der Rechte und Verantwortungen der Einzelpersonen und Gesellschaften gesehen wird, so ist die einzige wirklich menschliche Form der Familienplanung die, die vom Gebrauch natürlicher Methoden herrührt, um den Abstand von einer Geburt zur anderen zu vergrößern. Diese Behauptung kann von einer Reihe von Beobachtungen bewiesen werden, die auch die ethische und praktische Krise infolge von mechanischen Substanzen und Verhütungsmitteln unterstreichen.

a) Die Natürliche Familienplanung ist wissenschaftlich gültig. Die drei wichtigsten natürlichen Methoden sind: 1) Die Ovulationsmethode (Billings), 2) die Basaltemperaturmethode, 3) das Stillen an der Brust. Eine fortschrittliche Untersuchung über die Zervixschleim-Methode (1) verbunden mit der Basaltemperaturmethode (2) ist von Prof. James Brown der Universität Melbourne in Australien und von Prof. Eric Odelblad der Universität Ulmea in Schweden durchgeführt worden. Die Forschung über die Fruchtbarkeitsregelung durch das Stillen an der Brust ist von Prof. Roger Short der Universität Monash/Melbourne und von Dr. Bob Jackson in den Vereinigten Staaten durchgeführt worden. Es werden regelmäßig Studien über die Wirksamkeit der ersten beiden Methoden als Mittel zur Verzögerung der Schwangerschaften angestellt. Diese Methoden können unter dem Gesichtspunkt der Familienplanung als ebenso sicher angesehen werden wie die Pille.

b) Die natürlichen Methoden haben keinerlei primär oder sekundär abtreibenden Effekt.

Sie sind daher aus ethischer Sicht in allen kulturellen, ethnischen und religiösen Umfeldern annehmbar und erzeugen keines der moralischen und keines der gesundheitlichen Probleme, wie die existierenden und die neu hinzukommenden Abtreibungsmittel.

c) Die natürlichen Methoden haben keinerlei abtreibende (Neben-)Wirkung. Daher nehmen sie Rücksicht auf die Gesundheit der Frau und des Mannes und werfen keine moralischen Probleme in Bezug auf die körperliche Gesundheit und auf die wahrheitsgetreue Information im Bereich des Gesundheitswesens auf.

d) Die natürlichen Methoden können angewandt werden, um eine Schwangerschaft zu verzögern, oder aber, um eine solche herbeizuführen. Da die wichtigsten beiden Methoden in der Lage sind, den Eisprung im weiblichen Zyklus exakt zu bestimmen, können sie als Familienplanung angewandt werden, um eine Schwangerschaft mehr oder weniger lange hinauszuzögern, oder aber auch - insbesondere in Fällen begrenzter Fruchtbarkeit - herbeizuführen. Infolgedessen kommen die natürlichen Methoden den Bedürfnissen von Paaren entgegen, die in Gesellschaften leben, welche mit Problemen der Über- oder Unterbevölkerung zu kämpfen haben, verbunden mit der entsprechenden Bevölkerungspolitik der Regierungen in diesen unterschiedlichen Umfeldern.

e) Die natürlichen Methoden verringern aufgrund der Tatsache der Geburtenverzögerung ohne Nebenwirkungen für die Mutter und das Kind die Kindersterblichkeit. In Verbindung mit einer wirksamen Hygiene, einer guten Ernährung und der richtigen Gesundheitspflege, erlaubt die natürliche Geburtenverzögerung eine bessere Entwicklung des Embryos und eine Verbesserung der nachgeburtlichen Gesundheit. Die natürlichen Methoden haben im Kontext der Kindersterblichkeit den Vorteil, keine gefährlichen Nebenwirkungen mit sich zu bringen, die typisch sind für empfängnisverhütende Substanzen oder mechanische Mittel. Papst Johannes Paul II. hat die Aufmerksamkeit auf die Tragödie der Kindersterblichkeit in der heutigen Welt gelenkt.

f) Die natürlichen Methoden geben der Frau Würde. Die natürliche Familienplanung ist auf die Frau konzentriert. Beide Partner müssen den Fruchtbarkeitszyklus der Frau akzeptieren. Sie wird nicht auf ein bloßes Objekt reduziert, das je nach Lust und Laune benutzt werden kann.

g) Die natürlichen Methoden festigen die Ehe und damit das Familienleben. Diese personenbezogene Dimension der natürlichen Familienplanung wird unter allen Methoden allmählich vielleicht als die angesehen, die den größten persönlichen und sozialen Nutzen mit sich bringt. Mann und Frau teilen auf einer Ebene der Gleichheit durch den Dialog und eine wechselseitige, liebevolle Sensibilität als "Lebensspender" Entscheidungen miteinander, die die Fortpflanzung betreffen.

h) Die natürlichen Methoden können jedem vermittelt werden und sind leicht anwendbar. Da die wesentlichen Symptome im Körper einer jeden Frau auftreten und leicht zu erkennen sind, ist es auch für Menschen, die nicht lesen oder schreiben können, oder die blind sind, möglich, die Methoden zu erlernen, die auf der Zervixschleim-Methode beruhen. Die Frauen können diese Methode anderen Frauen weitervermitteln. Auf diese Weise werden durch die rasche Verbreitung neue Strategien gefunden, sie den Menschen in der Dritten Welt durch eine klare Mitteilung nahezubringen.

i) Die natürlichen Methoden erlegen denjenigen, die sie anwenden, keinerlei wirtschaftliche Ausgaben auf. Der größte Aufwand ist in der natürlichen Familienplanung die Verantwortung, ihre Anwendung zu fördern, oder die, die mit der kontinuierlichen Forschung verbunden ist. Die Kosten beschränken sich für diejenigen, die diese Methoden anwenden, auf den Kauf eines Handbuchs oder eines Schemas. Andererseits ist keine größere Industrie entstanden, die sich auf die natürliche Methode stützt.

Aus einer Reihe ernsthafter Überlegungen in Bezug auf die einen oder anderen Vorteile der natürlichen Methoden geht eindeutig hervor, dass die natürliche Familienplanung im Gegensatz steht zu den Arzneimitteln und mechanischen Verhütungsmitteln. Die natürlichen Systeme sind für viele persönliche und soziale Probleme eine langfristige Lösung: die Verhütungssysteme sind für diese Probleme ein Kurzzeitversuch, eine Notlösung:

Beispiele:

Die nunmehr entlarvte Unfähigkeit, die Familienplanung im Rahmen der menschlichen Werte zu sehen, spiegelt sich in der Diskriminierung wider, der die natürlichen Methoden der Familienplanung ausgesetzt werden.

a) Die Bilanz des Who / Sprdrthr läßt den größten Teil der Finanzierungen der Forschung nach Substanzen und technologisch wirksamen mechanischen Verhütungsmitteln zukommen, und einen geringen Teil nur der Forschung für die natürliche Familienplanung und die Unfruchtbarkeit.

Bezeichnend ist, dass die dem Who/Sprdrthr zukommenden Finanzierungen hauptsächlich aus vier westlichen Nationen stammen, die Bekannterweise die Empfängnisverhütung befürworten: Großbritannien, Schweden, Norwegen und Dänemark. Die Empfängnisverhütung, die Sterilisation und die Abtreibung sind in diesen Gesellschaften Mittel, die für die Fruchtbarkeitsregelung akzeptiert werden. Die Regierungen dieser Nationen scheinen es als selbstverständlich anzunehmen, dass andere Nationen und andere Gesellschaften sich ihren Methoden zur technologischen Kontrolle der Bevölkerung anschließen.

b) Das Seminar der Oms zur Ausbildung von Lehrern mit natürlichen Methoden der Familienplanung in einem nicht religiösen Kontext auf der Ebene verschiedener Länder (Warschau 26. - 29. August 1986) hat in Wirklichkeit eine Diskriminierung der natürlichen Methoden zur Folge gehabt. Bei den Ergebnissen der widersprüchlichen Berichterstattung des Seminars wurde versucht, die Familienplanung neu zu definieren, wobei von den "Werten", wie "Methoden des Bewusstseins, fruchtbar zu sein" abgesehen wurde. Dies geschah, um eine Kombination von mechanischer Verhütung mit der Beachtung natürlicher Symptome zu rechtfertigen. Dies ist aber nicht mehr eine Form natürlicher Familienplanung. Das Seminar hat auch die groteske Behauptung übernommen, dass allein "das Stillen an der Brust" eine wirklich "natürliche" Methode sei.

Indem sie dem Anschein nach den Ausdruck "nicht religiös" als nicht ethisch umdefinieren, stellen die "Ergebnisse" des Seminars die persönliche und soziale Realität nicht in Rechnung, nach der jede Entscheidung und jede Methode, die mit der Fruchtbarkeitsregelung in Verbindung steht, ethische und menschliche Werte mit einschließt. Ein typisches Beispiel dieses nicht ethischen Ansatzes war die Charakterisierung der von der natürlichen Methode vorgesehenen sexuellen Enthaltsamkeit als nicht natürlich oder unnatürlich, jedoch "kulturabhängig". Diese kurzsichtige Einstellung spiegelt vielleicht die Hypothese der sexuellen Revolution der 60er und 70er Jahre wider, berücksichtigt jedoch nicht die Erfahrung vieler Paare in vielen verschiedenen Kulturen, die entdecken, dass eine zeitweilige sexuelle Enthaltsamkeit ihre eheliche Beziehung bereichert, unabhängig davon, ob diese Enthaltsamkeit mit der Verzögerung der Geburten zusammenhängt.

c) Die Unversehrtheit der natürlichen Familienplanung und das Recht von Frauen und Männern, sie zu lehren und anzuwenden, werden auf unterschiedliche Weise verletzt. Es gibt beispielsweise viele Fälle finanzieller Hilfe für die Familienplanung, die, wenn sie den natürlichen Methoden dienen, unter der Bedingung gegeben werden, dass die Lehrer bereit sind, ihre Ansprechpartner zu Verhütungsmethoden anzuleiten, die mit dem Gewissen der Lehrer und dem Wesen der natürlichen Familienplanung nicht übereinstimmen.

Das Seminar von Warschau lehnte die Anerkennung der zeitweiligen Enthaltsamkeit als natürliche Empfängnisverhütung ab, nahm indessen jedoch, was die mechanische Verhütung und das Masturbieren während der fruchtbaren Phase des Zyklus angeht, eine positive Haltung ein. An einigen Punkten werden "natürliche Methoden" veröffentlicht und gelehrt, die die mechanische Verhütung sowie die Masturbation mit einschließen.

Die vorausgegangenen Beispiele der Diskriminierung von natürlichen Methoden könnten sogar den ungerechten und lügnerischen Gebrauch des Ausdrucks "Rhythmus" mit umfassen, um diese Methoden zu beschreiben, oder aber unehrliche Ratschläge, dass diese Methoden "religiös", oder gar schwierig anzuwenden seien. Die Kirche, weltweit die erste Befürworterin des Gebrauchs von natürlichen Methoden, sucht Gerechtigkeit und Unparteilichkeit gegenüber den Männern und Frauen, die diese Methoden zur Verzögerung von Geburten lehren und anwenden, sowie die Beendigung der expliziten oder impliziten Diskriminierung dieser Personen. Wie bereits oben erklärt wurde, erzeugt die natürliche Familienplanung keine ethischen Probleme. Sie stellt ein Milieu der alles umfassenden und angemessenen Gesundheitspflege für Mutter und Kind dar, ist frei von Nebenwirkungen, wissenschaftlich gültig, zugänglich, einfach anzuwenden, nicht teuer. Es ist eine wirklich auf die Person bezogene Weise, die Würde der Frau und die Bande der ehelichen Liebe sowie ein gesundes Familienleben in allen Kulturen zu schützen.

6. AIDS und Empfängnisverhütung

Die AIDS- Krise verlangt, dass nur solche Methoden zur Kontrolle der Fruchtbarkeit Gegenstand von Forschung und Finanzierungen werden, die keine geschlechtlich übertragbaren Krankheiten fördern.

Obschon das Ausmaß der AIDS-Krise in einigen Ländern vielleicht überbewertet worden ist, besteht in Afrika weiterhin eine rasche und tragische Ausbreitung dieser Krankheit. Die heterosexuelle Übertragung scheint die Hauptursache der Ausbreitung von AIDS in Afrika zu sein, und dies stellt eine ethische Herausforderung an die Lieferanten und Forscher auf dem Gebiet der Verhütungsmittel dar. Zumindest in risikoreichen sozialen Gefügen sollte von Methoden zur Familienplanung abgesehen werden, die die Übertragung von AIDS ermöglichen. Der Tod von Männern, Frauen und Kindern gehört nicht zur ethischen Familienplanung und ist nicht auf Werten aufgebaut.

Beispiele:

a) Die mechanischen Methoden garantieren keinen Schutz vor AIDS. Wenn man ihre Unsicherheitsrate bei der Verhinderung von Schwangerschaften bedenkt und ihre noch höhere Unsicherheitsrate beim Analverkehr, so werden Präservative nicht mehr als geeignet betrachtet, für einen "sicheren" sondern nur für "sichereren Geschlechtsverkehr" zu sorgen, oder besser, für eine weniger hohe Wahrscheinlichkeit, zum Tod zu führen.

b) Sterilisierende Substanzen, Pillen, Impfungen oder Intrauterin-Pessare bieten keinerlei Schutz gegen AIDS. Und doch widmet sich das Who/Sprdrthr hauptsächlich diesen Methoden und beweist damit ethische Unsensibilität und wenig Aufmerksamkeit für die AIDS - Krise.

c) Technologisch gesehen, bieten die natürlichen Methoden keinerlei Schutz gegen AIDS. Es ist dennoch beobachtet worden, dass sie zu festen geschlechtlichen Verbindungen anregen, sie aufrechterhalten oder sich neu entwickeln lassen. Infolgedessen fördern im Bereich der Familienplanung allein die natürlichen Methoden das Prinzip eines einzigen Partners, ein Prinzip, das die Regierungen heute als einzige sichere Methode zur Vermeidung von AIDS und anderen Geschlechtskrankheiten vorschlagen.

Schlussfolgeungen:

Die sechs Herausforderungen werden von der Kirche vorgeschlagen, um den Dialog und die Reform in der Familienplanung zu fördern. Die Rechte und Verantwortlichkeiten von Einzelpersonen und Gesellschaften sind zu lange vernachlässigt worden. Das, was heute als eine technologische Krise in der Empfängnisverhütung bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit eine ethische, von einem unsensiblen und erbarmungslosen Verhütungsimperialismus erzeugte Krise.

Hinter diesem Imperialismus steht nicht nur ein blindes Vertrauen in die "wirksame" Verhütungstechnologie, sondern auch eine Unfähigkeit, die Rolle der Religion in anderen Gesellschaften zu verstehen. Aus materialistischer, hedonistischer und egoistischer Sicht wird die Religion als ein Privatbereich im Leben betrachtet, als ein "Optional", das die Leute wählen oder auch nicht wählen können. Doch diese Definition darf der Dritten Welt nicht auferlegt werden, wo die Religion ins Alltagsleben eingegliedert ist, und wo sie von tief empfundenen menschlichen Werten untrennbar ist, wie dem Wertbewusstsein, furchtbare Männer und Frauen zu sein, oder dem Bewusstsein vom Wert des menschlichen Lebens selbst. Eine materialistische, hedonistische und egoistische Auffassung vom Leben kann die Ethik von der Religion trennen, und tut dies auch tatsächlich. Doch eine solche Trennung kann den Gesellschaften und Kulturen der Dritten Welt nicht ohne verheerende Folgen aufgezwungen werden.

Die Kirche ermahnt zur Ablehnung des Verhütungsimperialismus und seiner naiven Hypothesen, a) dass ein technologisch wirksames Verhütungsmittel aus sozialer und persönlicher Sicht "wirksam" sein muss; b) dass eine kleinere Bevölkerung zu einer besseren Wirtschaft führt. Die Kirche ermahnt dazu, die traditionellen Kulturen zu respektieren, in denen die Frauen keine Mittel mit abtreibender Wirkung wollen und die Männer nicht wollen, dass ihre potentiellen Kinder durch Abtreibung beseitigt werden, Kulturen, in denen die Sterilisation als Verletzung der Würde und der menschlichen Unversehrtheit angesehen wird, da sie in der Lage ist, die heilige Fruchtbarkeit von Mann und Frau zu zerstören. Die Kirche ermahnt dazu, die natürlichen Methoden der Geburtenverschiebung als einzigen Weg zu einer wirklich ethischen und die Würde der Person achtenden Familienplanung anzuerkennen.

Hier treffen die Worte Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika über die soziale Gerechtigkeit zu: "Auf dem Spiel steht ( ... ) die Würde der menschlichen Person, deren Verteidigung und Förderung uns vom Schöpfer anvertraut ist und deren verantwortliche Schuldner in strenger Weise alle Männer und Frauen in jeder Lage der Geschichte sind. Das heutige Weltbild scheint dieser Würde nicht zu entsprechen, wie bereits viele mehr oder weniger klar erkennen. Jeder ist aufgerufen, seinen Platz in diesem friedlichen Kampf einzunehmen, den es mit friedlichen Mitteln zu führen gilt, um die Entwicklung zusammen mit dem Frieden zu erreichen sowie auch die Natur selbst und unsere Umwelt zu retten. Auch die Kirche fühlt sich ganz und gar auf diesen Weg gesandt, auf dessen glücklichen Ausgang sie hofft." (Sollicitudo rei socialis, Nr. 47).