Basler Katholischer Katechismus (1947): Unterschied zwischen den Versionen

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Mahnung. Dein Leben ist eine Wanderschaft. Der Himmel wartet auf dich. «Bei allen deinen Werken denk an die letzten Dinge, und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen» (Sir 7,40). Die letzten Dinge sind Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Tod und Gericht sind die Pforte zur Ewigkeit. Folge dem Licht des Glaubens. Es leuchtet dir auf dem Wege zum Himmel.  
 
Mahnung. Dein Leben ist eine Wanderschaft. Der Himmel wartet auf dich. «Bei allen deinen Werken denk an die letzten Dinge, und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen» (Sir 7,40). Die letzten Dinge sind Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Tod und Gericht sind die Pforte zur Ewigkeit. Folge dem Licht des Glaubens. Es leuchtet dir auf dem Wege zum Himmel.  
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== Zehnter Glaubenssatz: Nachlass der Sünden ==
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Im zehnten Glaubenssatz bekennen wir, dass Gott seiner Kirche die Gewalt verliehen hat, Sünden nachzulassen. In seiner unermesslichen Barmherzigkeit streckt Gott dem reumütigen Sünder seine Hand entgegen, verzeiht ihm und richtet ihn auf. «Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe» (Ez 33, 11).
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'''129. Was heißt «Nachlass der Sünden» ?
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«Nachlass der Sünden» heißt: In der katholischen Kirche können uns im Namen Gottes alle Sünden und Sündenstrafen nachgelassen werden.
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Der Prophet Isaias versprach dem Volke Gottes Verzeihung und Erbarmen: «Sind eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen doch weiß werden wie Schnee» (Is 1,18). Dieses trostreiche Versprechen ist im Neuen Bund volle Wahrheit geworden in der Kirche Jesu Christi.
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'''130. Warum können in der katholischen Kirche alle Sünden und Sündenstrafen nachgelassen werden?
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In der katholischen Kirche können alle Sünden und Sündenstrafen nachgelassen werden, weil Jesus Christus ihr die Vollmacht gegeben hat.
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Die Apostel bekamen die Gewalt zu binden und zu lösen. Jesus sprach: «Alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein» (Mt 18,18). Am Osterabend gab er ihnen ausdrücklich die Gewalt der Sündenvergebung mit den Worten: «Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen» (Joh 20, 23).
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'''131. Wodurch werden die Sünden nachgelassen?
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Die Sünden werden nachgelassen besonders durch die Sakramente der Taufe und der Buße.
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Auch bei der Krankenölung werden Sünden nachgelassen, besonders, wenn der Kranke nicht mehr beichten kann. Er muss aber seine Sünden bereuen.
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Die ewige Sündenstrafe wird zugleich mit der Todsünde nachgelassen. Zeitliche Sündenstrafen werden durch das Bußsakrament, durch gute Werke und Ablässe getilgt.
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Mahnung: Nicht umsonst beten wir: «Vergib uns unsere Schulden!» Das gibt unserer Seele Trost und Frieden: Unsere Sünden werden wirklich nachgelassen. Froh dürfen wir beten: «Gott ist es, der dir alle deine Sünden vergibt, der all dein Gebrechen heilt ... Barmherzig ist der Herr und gnädig, langmütig und von großer Huld» (Ps 102).
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== Elfter Glaubenssatz: Auferstehung des Fleisches ==
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Im elften Glaubenssatz bekennen wir unsern Glauben an die Auferstehung des Leibes nach dem Tode. Es ist also kein leerer Wunsch, wenn wir auf vielen Grabsteinen lesen: «Wir werden auferstehen» oder «Auf Wiedersehen». Es ist eine Wahrheit, die Gott selbst uns geoffenbart hat.
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=== Der Tod ===
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'''132. Warum müssen wir sterben?
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Wir müssen sterben wegen der Sünde, denn «durch die Sünde ist der Tod in die Welt gekommen» (Röm 5,12).
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«Gott hat den Tod nicht gemacht» (Weish 1,13). Nach dem Plane Gottes sollten die Stammeltern nicht sterben. Sie haben gesündigt, und so ist der Tod der Lohn der Sünde geworden. Schrecklich ist in den Augen Gottes die Sünde.
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'''133. Was geschieht beim Tode des Menschen?
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Beim Tode des Menschen scheidet die Seele vom Leib.
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Verwesen kann nur der Leib; die Seele lebt ewig.
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«Der Staub kehrt zurück zur Erde, der Geist geht zu Gott, der ihn gegeben hat» (Pred 12, 7).
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'''134. Was wissen wir vom Tode?
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Wir wissen vom Tode, dass er sicher kommt, aber nicht wann, wo und wie.
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Der Tod ist uns sicher. «Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben» (Hbr 9,27).
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Die Zeit, der Ort und die Art unseres Todes sind uns verborgen. «Wachet also, denn ihr wißt weder den Tag noch die Stunde» (Mt 25,13).
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'''135. Welche Bestattung schreibt die katholische Kirche vor?
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Die katholische Kirche schreibt ein christliches Begräbnis vor.
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Beim christlichen Begräbnis segnet der Priester den Leichnam und das Grab. Unser Glaube sagt uns: Der Leib ist wie ein Samenkorn, das in die Erde gesenkt wird und zu neuem Leben aufersteht.
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Nach katholischem Brauch wird am Begräbnistag, am Siebten und am Dreißigsten und an den Jahrestagen eine Totenmesse mit Libera für die Verstorbenen gefeiert.
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Die Leichenverbrennung ist eine heidnische Sitte. Die Feinde der Kirche suchen sie wieder einzuführen, weil sie nicht an die Auferstehung des Leibes glauben. Darum ist sie von der Kirche verboten. Wenn ein Katholik einem Leichenverbrennungsverein angehört, kann er die heiligen Sakramente nicht empfangen. Wir wollen begraben werden wie Christus, unser Vorbild, begraben wurde.
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=== Die Auferstehung ===
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'''136. Was lehrt Christus von den Toten?
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Christus lehrt: Die Toten werden auferstehen, die einen zur ewigen Seligkeit, die andern zur ewigen Verdammnis.
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«Es kommt die Stunde, in der alle, welche in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Es werden hervorgehen, die Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben zur Auferstehung des Gerichtes» (Joh 5,28 f). Dann ist der Sieg Christi über den Tod vollständig, wenn alle Menschen durch seine Allmacht vom Tode erweckt sind. Der Dulder Job tröstete sich: «Ich weiß, dass mein Erlöser lebt und ich am Jüngsten Tage aus der Erde auferstehen werde» (Job 19,25).
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'''137. Warum wird der Leib vom Tode auferweckt?
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Der Leib wird vom Tode auferweckt, damit auch er beseligt oder verdammt werde, weil er der Seele zum Guten oder zum Bösen geholfen hat.
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'''138. Wie werden die Leiber der Auferstandenen sein?
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Die Leiber der Bösen werden hässlich sein, die Leiber der Guten aber herrlich, ähnlich dem verklärten Leib Christi.
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Christus wird den Leib der Guten verklären. «Er wird unsern armseligen Leib umgestalten, dass er gleichförmig wird dem Leib seiner Herrlichkeit» (Phil 3, 21l. Aus vergänglichem Samen wird unvergängliches Leben: «Verwesliches wird gesät, Unverwesliches wird auferstehen» (1 Kor 15,42l.
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Die Kirche weiht die Friedhöfe und ehrt die Überreste der Heiligen aus Ehrfurcht vor dem Leib; denn dieser soll zum ewigen Leben auferweckt werden.
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Mahnung. Bewahre deinen Leib keusch und rein! Empfange oft die heilige Kommunion! Sie ist «das Heilmittel für die Unsterblichkeit und das Gegengift gegen den Tod» (Ignatius von Antiochien). Dadurch sicherst du dir eine herrliche Auferstehung.
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== Zwölfter Glaubenssatz: Und ein [[ewiges Leben]]. Amen. ==
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Freudig bekennen wir im letzten Glaubenssatz: Es gibt ein ewiges Leben_ Mit dem Tod ist nicht alles aus. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Wir werden nicht bloß auferstehen, sondern wir werden ewig leben. Großer Trost, unermessliche Hoffnung und sieghafte Kraft liegen in diesem Glauben.
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=== Das besondere Gericht ===
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'''139. Wohin kommt die Seele nach dem Tod?
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Nach dem Tod kommt die Seele sogleich vor Gottes Gericht.
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Das bezeugt uns die Heilige Schrift: «Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, und darauf folgt das Gericht» (Hbr 9, 27).
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'''140. Wie heißt dieses Gericht?
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Dieses Gericht heißt das besondere Gericht, weil jeder Mensch besonders gerichtet wird.
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Es ist wohl zu unterscheiden von dem allgemeinen oder Weltgericht am Jüngsten Tag. Dann werden alle Menschen miteinander gerichtet. Siehe Fragen 86-89!
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Vor das besondere Gericht muss jeder selbst hintreten. Jeder steht allein vor Gott und hört von ihm die Worte: «Gib Rechenschaft von deiner Verwaltung!»
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'''141. Über was werden wir gerichtet?
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Wir werden gerichtet über alles, was wir gedacht, geredet, getan oder unterlassen haben.
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«Ich sage euch: Von jedem unnützen Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tage des Gerichts Rechenschaft ablegen» (Mt 12,36).
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Der Richter ist Jesus Christus, allwissend, gerecht, heilig. Nichts kann ihm entgehen, weder Gutes noch Böses.
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'''142. Wohin kommt die Seele nach dem Gericht?
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Nach dem Gericht kommt die Seele in den Himmel, in die Hölle oder in das Fegfeuer.
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Im besondern Gericht wird das ewige Schicksal der Seele offenbar. «Gott wird jedem vergelten nach seinen Werken» (Röm 2,6J. Dieses Urteil Ist endgültig und unabänderlich. Wohin der Baum fällt, da bleibt er liegen.
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=== Das Fegfeuer ===
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'''143. Welche Seelen kommen in das Fegfeuer?
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In das Fegfeuer kommen die Seelen jener, die in der Gnade Gottes sterben, aber noch nicht frei sind von allen lässlichen Sünden und zeitlichen Strafen.
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«Nichts Unreines kann in das Himmelreich eingehen» (Offb 21,27). «Du wirst von da nicht herauskommen. bis du den letzten Heller bezahlt hast» (Mt 5,26).
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Das Wort «Fegfeuer» bedeutet Reinigungsort oder Reinigungsfeuer.
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'''144. Was leiden die Seelen im Fegfeuer?
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Die Seelen im Fegfeuer sehnen sich nach der Herrlichkeit Gottes und leiden große Schmerzen.
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Das ist die eigentliche Strafe und bitterste Pein der Seelen im Fegfeuer, dass sie Gott nicht schauen dürfen. Der heilige Augustinus sagt, dass die Leiden des Fegfeuers schwerer sind als alle Leiden in diesem Leben. Die Strafe ist gerecht, und ihre Größe richtet sich nach der Zahl und Schwere der Sünden, die noch nicht abgebüßt sind.
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145. Woher wissen wir, dass es ein Fegfeuer gibt?
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Dass es ein Fegfeuer gibt, wissen wir aus der Heiligen Schrift und aus dem beständigen Glauben der Kirche.
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Nach einer siegreichen Schlacht sandte Judas der Makkabäer Geld nach Jerusalem, damit für die Gefallenen geopfert werde. Er glaubte also, sie seien an einem Ort, wo Opfer und Gebet ihnen helfen können. Dazu sagt die Heilige Schrift: «Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden» (2 Makk 12,46).
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Seit der ältesten christlichen Zeit betet die Kirche nach der Wandlung für die Verstorbenen. Besonders gedenkt sie ihrer an Allerseelen (2. November).
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Viele Menschen sterben ohne Todsünde, kommen also nicht in die Hölle. Sie sind aber noch nicht ganz rein und würdig für den Himmel. Für diese Seelen hat Gottes Gerechtigkeit und Güte das Fegfeuer oder den Reinigungwrt geschaffen.
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=== Die Hölle ===
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'''146. Wer kommt in die Hölle?
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In die Hölle kommen alle, die in einer Todsünde sterben.
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Der Todsünder hat die heiligmachende Gnade nicht. In seinem Leben auf Erden hat er sich freiwillig von Gott getrennt.
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'''147. Was haben die Verdammten in der Hölle zu leiden?
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Die Verdammten in der Hölle sind für immer von der Herrlichkeit Gottes ausgeschlossen und leiden entsetzliche Qualen im ewigen Feuer.
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Zu ihnen hat der göttliche Richter gesprochen: «Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!» (Mt 25,41). «Ich kenne euch nicht» (Mt 25,12).
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Christus nennt die Hölle einen Ort der Qual, eine ewige Pein, ein unauslöschliches Feuer, die äußerste Finsternis, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird.
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Im Gleichnis vom reichen Prasser spricht Abraham: «Es besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, so dass keiner von hier zu euch kommen kann und keiner von dort zu uns, seihst wenn er wollte» (Lk 16,26). Die Verdammten sind also für alle Ewigkeit vom Himmel ausgeschlossen.
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Die Strafen der Hölle sind nicht für alle Verdammten gleich groß. Wer mehr und schwerer gesündigt und mehr Gnade missbraucht hat, wird mehr leiden. Der gerechte Gott wird «einem jeden vergelten nach seinen Werken» (Röm 2,6).
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=== Der Himmel ===
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'''148. Wer kommt in den Himmel?
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In den Himmel kommen alle, die in der heiligmachenden Gnade sterben und frei sind von allen Sünden und Strafen.
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Wer in der Gnade Gottes gelebt hat und in ihr gestorben ist, darf in Ewigkeit bei Gott bleiben. Wer seine Liebe auf Erden Gott geschenkt hat, dem schenkt Gott seine Liebe in Ewigkeit. Auch vom Himmel gilt: «Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herz ist es gekommen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben» (1 Kor 2, 9).
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'''149. Welches Glück haben die Seligen im Himmel?
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Die Seligen im Himmel schauen Gottes Herrlichkeit, sind frei von allen Übeln und genießen ewige Freude.
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Es ist das größte und eigentliche Himmelsglück, Gott zu schauen und ihn ewig zu besitzen.
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«Jetzt schauen wir (Gott) wie durch einen Spiegel, rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht» (1 Kor 13, 12).
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Keine menschliche Kraft vermag Gottes Schönheit zu fassen. Gott schenkt den Seligen im Himmel ein neues Auge des Geistes, das Licht der Glorie. In diesem Licht schauen wir Gott, wie er ist. In Gott ist alles Glück und alle Seligkeit. «Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Klage noch Schmerz» (Offb 21,4).
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Die Seligkeit im Himmel ist nicht für alle gleich groß. Jene Seelen werden mehr Seligkeit empfangen, die auf Erden Gott mehr geliebt und mehr Gutes getan haben. «Wer reichlich sät, wird auch reichlich ernten» (2 Kor 9, 6).
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Im Himmel gibt es keinen Neid. Jeder freut sich über seine und der andern Seligkeit.
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'''150. Was bedeutet das «Amen» am Schluss des Glaubensbekenntnisses?
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Das «Amen» am Schluss des Glaubensbekenntnisses bedeutet: Alles in diesen zwölf Glaubenssätzen ist wahr; wir glauben es fest.
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«Amen» heißt: So ist es! Es geschehe!
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Mahnung. Dein Leben ist eine Wanderschaft. Der Himmel wartet auf dich. «Bei allen deinen Werken denk an die letzten Dinge, und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen» (Sir 7,40). Die letzten Dinge sind Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Tod und Gericht sind die Pforte zur Ewigkeit. Folge dem Licht des Glaubens. Es leuchtet dir auf dem Wege zum Himmel.
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= II. HAUPTTElL: Von der Gnade =
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Gottes Güte will uns das ewige Leben schenken. Aber niemand kann es aus eigener Kraft gewinnen. Darum gibt uns Gott ein neues, übernatürliches Leben und übernatürliche Lebenskräfte: Gnade und Gnadenmittel. «Ich werde euch ein neues Herz schenken und meinen Geist in euer Inneres legen» (Ez 36,26).
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Nur mit Gottes Gnade können wir glauben, die Gebote halten, heilig leben und einst selig werden in der Ewigkeit.
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== I. Die Gnade ==
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'''151. Was ist die Gnade?
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Die Gnade ist eine innere, übernatürliche Gabe Gottes zur Rettung unserer Seele.
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Natürliche, äußere Gaben für den Leib sind Gesundheit, Nahrung, Wohnung, Kleidung usw.
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Natürliche innere Gaben für die Seele sind Verstand, Wille, Gedächtnis, Talente usw.
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Gnade aber gehört nicht zu unserer Natur. Sie kommt zu ihr, über sie hinzu. Sie überragt an Güte und Kraft die Natur. Deshalb wird sie übernatürlich genannt. Gnade kann nur von Gott kommen. Niemand kann sie von sich aus erwerben.
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Es gibt zwei Hauptarten der Gnade:
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1. Die helfende Gnade,
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2. Die heiligmachende Gnade.
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Die helfende Gnade heißt auch «Gnade des Beistandes», die heiligmachende Gnade auch «Gnade der Rechtfertigung».
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=== Die helfende Gnade ===
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'''152. Wozu hilft uns die helfende Gnade?
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Die helfende Gnade hilft uns das, was zum Himmel führt, erkennen, wollen und tun.
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Gott erleuchtet unsern Verstand: Erleuchtende Gnade. Gott bewegt unsern Willen: Bewegende Gnade. Gott treibt uns zum Guten an, begleitet und vollendet es: Antreibende und vollendende Gnade.
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So lebt und wirkt Gott in uns. «Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt» (PhiI 2, 13).
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'''153. Ist die helfende Gnade notwendig?
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Die helfende Gnade ist uns unbedingt notwendig; ohne sie können wir nichts zur Rettung unserer Seele tun.
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Denken, reden, arbeiten, uns bewegen usw. können wir auch ohne übernatürliche Hilfe. Aber um in den Himmel zu kommen, können wir nichts tun ohne die Gnade Gottes.
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Der Heiland versichert uns: «Ohne mich könnt ihr nichts tun» (Joh 15,5). Ohne Gnade sind wir für das ewige Leben wie ein Mühlrad ohne Wasser, eine Stadt ohne Licht, eine Maschine ohne Kraft.
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'''154. Gibt Gott allen Menschen genug Gnade?
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Gott gibt allen Menschen genug Gnade, dass sie in den Himmel kommen können.
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Wie furchtbar wäre es, wenn Gott uns nicht genug Hilfe gäbe, um selig zu werden. Er hat uns aber durch den heiligen Paulus sagen lassen: «Gott will, dass alle Menschen selig werden» (1 Tim 2, 4). Auch die Verdammten in der Hölle hatten genug Gnade.
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'''155. Was muss der Mensch tun, dass ihm die Gnade hilft?
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Der Mensch muss die Gnade bereitwillig aufnehmen und mit ihr wirken.
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Bereitwillig aufnehmen: «Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!» (Ps 94).
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Mitwirken: «Wir ermahnen euch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfanget» (2 Kor 6, 1).
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Von Judas, der so viele Gnaden verscherzt hat, sagt der Heiland: «Wehe ... es wäre ihm besser, wenn er nicht geboren wäre!» (Mk 14,21).
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Reiche Gnade hält dir Gott bereit. Nimm sie dankbar auf im Gebet, in öfterer Beichte und Kommunion, im Gottesdienst und gebrauche sie in treuer Erfüllung deiner Pflichten. Jesus weinte über Jerusalem, weil es der Gnade Gottes widerstand.
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=== Die heiligmachende Gnade ===
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Das Ziel unseres Lebens ist die Herrlichkeit Gottes, die ewige Glückseligkeit. Diese ist so hoch über allen irdischen Dingen und Kräften, dass wir sie aus uns niemals erreichen können. Damit wir zu diesem unendlich hohen Ziel gelangen, hebt Gott unsere Seele hinauf in die übernatürliche Welt, in sein eigenes göttliches Leben. Er gibt uns zum Leben des Leibes und der Seele sein göttliches Leben der Gnade, die heiligmachende Gnade.
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Vielen Menschen ist die Gnade wie eine Münze ohne Wert: vor Gott aber gilt sie alles: «Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Reich Gottes nicht schauen» (Joh 3, 3).
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'''156. Wie macht uns die heiligmachende Gnade?
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Die heiligmachende Gnade macht uns heilig, zu Kindern Gottes und Erben des Himmels.
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Die heiligmachende Gnade ist das übernatürliche Leben der Seele, eine Anteilnahme am Leben Gottes.
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Heilig: «Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesu Christi» (1 Kor 6,11). Durch die heiligmachende Gnade sind wir von der Erbschuld und von jeder schweren Sünde gereinigt. Die schwere Sünde ist weggenommen, «abgewaschen», nicht nur zugedeckt.
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Kinder Gottes: «Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, dass wir Kinder Gottes heißen und sind» (1 Joh 3,1). Also ist Christus unser Bruder, und wir gehören zur Familie Gottes.
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Erben des Himmels: «Wir sind Kinder Gottes. Wenn aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi» (Röm 8,16f). Wer in der heiligmachenden Gnade stirbt, dem ist der Himmel sicher.
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'''157. Wer ist heilig?
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Heilig ist, wer die heiligmachende Gnade besitzt.
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 +
Durch die heiligmachende Gnade wird der Mensch Kind Gottes und ist darum heilig. In diesem Sinne hat der heilige Paulus die Christen Heilige genannt. Wir nennen aber vor allem jene heilig, die sich von freiwilliger lässlicher Sünde freihalten und bewähren durch heldenhafte (heroische) Tugend. Viele dieser Heiligen hat die Kirche ausdrücklich als Heilige anerkannt oder heiliggesprochen. Zu ihrer Verehrung darf man Altäre und Kirchen errichten und sie als Namenspatrone anrufen.
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'''158. Wie ist ein Mensch ohne die heiIigmachende Gnade?
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Ohne die heiligmachende Gnade ist ein Mensch ganz arm: nicht heilig, kein Kind Gottes, kein Erbe des Himmels.
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 +
Der Reichste ohne die heiligmachende Gnade ist vor Gott der Ärmste. Für den Himmel kann er sich keine Verdienste sammeln. Die Himmelstür ist ihm verschlossen. Gott sagt zu solchen: «Ich kenne euch nicht» (Mt 25, 12).
 +
 +
'''159. Wann haben wir die heiligmachende Gnade bekommen?
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 +
Wir haben die heiligmachende Gnade bekommen bei der Taufe.
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 +
Der Tauftag war der größte Glückstag, ein wahrer «Sonntag» für unsere Seele. Jesus stand an Ostern zum neuen Leben auf. Dein erster Auferstehungstag war der Tauftag.
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 +
'''160. Wer verliert die heiligmachende Gnade?
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 +
Die heiligmachende Gnade verliert, wer eine schwere Sünde begeht.
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 +
Die schwere Sünde heißt auch Todsünde, weil sie das Leben der heiligmachenden Gnade tötet. Es ist deine eigene Schuld, wenn du die heiligmachende Gnade verlierst. Der Todsünder raubt sich selbst das übernatürliche Leben. Die Todsünde ist das größte Unglück.
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'''161. Wie bekommt der Sünder die verlorene heiligmachende Gnade wieder?
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Der Sünder bekommt die verlorene heiligmachende Gnade wieder, wenn er beichtet, oder schon vorher, wenn er vollkommene Reue hat.
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Die so bereute schwere Sünde muss er das nächste Mal beichten, jedenfalls vor dem Empfang der heiligen Kommunion. Da darf er sich nicht mit der vollkommenen Reue begnügen.
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 +
Erwecke die vollkommene Reue jeden Abend, in Todesgefahr, wenn du in schwere Sünde gefallen bist.
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'''162. Wie wird die heiligmachende Gnade vermehrt?
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 +
Die heiligmachende Gnade wird vermehrt, wenn wir beten, die heiligen Sakramente empfangen und gute Werke tun.
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 +
Je größer die heiligmachende Gnade in uns ist, um so herrlicher wird unsere Seele in den Augen Gottes. Wir werden heiliger, und unser Erbe im Himmel wird größer.
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 +
Schätze und schütze in dir und andern das Licht der Gnade! Fliehe und fürchte die Mörderin der Gnade, die schwere Sünde!
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=== Die guten Werke ===
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 +
«So leuchte euer Licht vor den Menschen, dass sie eure guten Werke sehen und euern Vater preisen, der im Himmel ist» (Mt 5,16). Der lebendige Glaube bringt als Frucht gute Werke hervor. Ohne sie ist unser Glaube tot, und ein toter Glaube kann unmöglich selig machen. Ohne gute Werke sind wir «böse und faule Knechte, die hinausgeworfen werden in die äußerste Finsternis» (Mt 25,26 u. 30). «Wie der Leib ohne die Seele tot ist, so ist auch der Glaube ohne die Werke tot» (Jak 2,26).
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'''163. Was bringt der lebendige Glaube hervor?
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Der lebendige Glaube bringt gute Werke hervor.
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Jesus sagt: «Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen» (Mt 3,10).
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Als gute Werke empfiehlt die Heilige Schrift:
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 +
:Beten: Werke der Frömmigkeit.
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:Fasten: Werke der Abtötung.
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:Almosen: Werke der Wohltätigkeit.
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Auch gottfrohe Arbeit und gottergebenes Leiden sind gute Werke.
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'''164. Wann sind unsere Werke gut?
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Unsere Werke sind gut, wenn wir die Absicht haben zu tun, was Gott will.
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 +
Wenn du denkst und betest: «Ich tue das, wie Gott will, ihm zulieb, zu seiner Ehre», dann machst du die «Gute Meinung».
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 +
'''165. Wann sollen wir die «Gute Meinung» machen?
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 +
Wir sollen die «Gute Meinung» jeden Morgen machen; sie ist das beste Morgengebet.
 +
 +
So ist der ganze Tag geheiligt. Unser Tagewerk bekommt vor Gott Wert und ist ihm wohlgefällig.
 +
 +
Mit welchen Worten kannst du die «Gute Meinung» beten? Siehe Seite 243.
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 +
'''166. Was verdienen wir, wenn wir gute Werke im Stande der Gnade tun?
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 +
Wenn wir gute Werke im Stande der Gnade tun, verdienen wir mehr Gnade auf Erden und größere Seligkeit im Himmel. Darum heißen solche Werke verdienstliche Werke.
 +
 +
Ein gutes Werk ist nur dann verdienstlich und erhält einen Lohn in der Ewigkeit, wenn wir es im Stande der heiligmachenden Gnade tun.
 +
 +
Den verdienstlichen Werken hat Christus ewigen Lohn verdient und versprochen: «Wer einem von diesen Geringsten nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil er mein Jünger ist, der wird seinen Lohn nicht verlieren» (Mt 10,42). «Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß im Himmel» (Mt 5, 12).
 +
 +
Christus gibt auch der kleinsten guten Tat seinen Lohn.
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 +
'''167. Wie sind die guten Werke, die man im Stande der Todsünde tut?
 +
 +
Die guten Werke, die man im Stande der Todsünde tut, sind nicht verdienstlich, aber nicht wertlos: Sie können dem Sünder die Bekehrung und zeitlichen Segen bringen.
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Der zeitliche Segen kann darin bestehen, dass Gott den Sünder vor zeitlichen Strafen bewahrt und ihm Wohltaten spendet.
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 +
Wie arm ist der Todsünder! Was er bisher verdient hat, hat er verloren; neue Verdienste kann er nicht sammeln. Trotzdem soll er fortfahren mit guten Werken, mit Beten und Almosen. So erhielt der Hauptmann von Cäsarea wegen seiner Wohltätigkeit die Gnade des Glaubens (Apg 10,2).
 +
 +
Wenn der Todsünder sich bekehrt, leben die verlorenen guten Werke mit der heiligmachenden Gnade wieder auf.
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 +
Sei nicht ein fruchtloser Baum! Wenn alles vergeht, bleiben doch die guten Werke. Die Heilige Schrift sagt von denen, die im Herrn sterben: «Ihre Werke folgen ihnen nach» (Offb 14,13). Vergiss nie: Der Glaube allein macht nicht selig. Er muss gute Werke hervorbringen. Aber auch die guten Werke allein machen nicht selig. Sie müssen hervorgehen aus dem Glauben. «Der Gerechte lebt aus dem Glauben» (Röm 1,17).
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== II. Die Sakramente ==
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«Aus des Heilands Wunden fließen sieben Ströme wunderbar.» Das sind die sieben heiligen Sakramente. Am Kreuz hat uns Jesus alle Gnaden verdient; durch die Sakramente fließen sie jedem Menschen zu. Die Sakramente sind also Gnadenmittel. Sie sind die kostbarsten und heiligsten Gaben der Kirche.
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'''168. Was ist ein Sakrament?
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Ein Sakrament ist ein äußeres Zeichen, das Jesus eingesetzt hat, um uns innere Gnade zu geben.
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Drei Dinge gehören also zu einem Sakrament. Das äußere Zeichen deutet die innere Gnade an und bewirkt sie auch, denn dazu hat sie Christus eingesetzt. So weiß der Christ die selige Stunde der Begnadigung.
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'''169. Wie viele Sakramente hat Christus eingesetzt?
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Christus hat sieben Sakramente eingesetzt: 1. die Taufe, 2. die Firmung, 3. das allerheiligste Sakrament des Altares, 4. die Buße, 5. die Krankenölung, 6. die Priesterweihe und 7. die Ehe.
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In der Taufe erhalten wir das übernatürliche Leben. Die Firmung stärkt uns zum Bekenntnis des Glaubens. Im Altarsakrament finden wir die Nahrung für das übernatürliche Leben. Das Bußsakrament stellt das verlorene übernatürliche Leben wieder her oder vermehrt es. Die Krankenölung hilft dem Kranken an Leib und Seele. Die beiden letzten Sakramente sind für die zwei wichtigsten Stände: Die Priesterweihe gibt die Priestergewalt weiter. Die Ehe als Elternweihe heiligt die Eheleute und das Familienleben.
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'''170. Was wirken die Sakramente?
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1. Die Sakramente geben oder vermehren die heiligmachende Gnade.
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2. Jedes Sakrament gibt eigene, besondere Gnaden.
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Sie geben die heiligmachende Gnade, wenn man sie noch nicht hat: Taufe, Buße - Sakramente der Toten.
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Sie vermehren die heiligmachende Gnade, wenn man sie hat:
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Alle andern Sakramente - Sakramente der Lebendigen.
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Man kann die Sakramente einteilen:
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1. in Sakramente der Toten und der Lebendigen,
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2. in solche, die man nur einmal und in solche, die man öfters im Leben empfangen kann.
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'''171. Welche Sakramente prägen der Seele ein unauslöschliches Merkmal ein?
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Drei Sakramente prägen der Seele ein unauslöschliches Merkmal ein, die Taufe, die Firmung und die Priesterweihe.
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Wegen ihres unauslöschlichen Merkmals behalten diese Sakramente ihre Wirksamkeit für das ganze Leben.
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'''172. Wie müssen wir die Sakramente empfangen?
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Wir müssen die Sakramente würdig, das heißt mit rechter Vorbereitung empfangen.
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Wer ein Sakrament unwürdig empfängt, begeht eine schwere Sünde, einen Gottesraub. Die Sakramente der Lebendigen darf man nur im Stande der Gnade empfangen.
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'''173. Von wem haben die Sakramente ihre Kraft?
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Die Sakramente haben ihre Kraft von Jesus Christus, der sie eingesetzt hat.
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Von Christus kommt die Gnade in jedem Sakrament. Der Priester ist nur Diener und Werkzeug. Die Gültigkeit hängt also nicht von der Würdigkeit des Priesters ab. Frisches Quellwasser verliert nichts, ob es durch goldene, silberne oder hölzerne Röhren fließt.
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Die Quelle der Sakramente ist das Erlöserherz Christi. Aus ihm strömt dir durch die Sakramente Gottes Gnade zu. Empfange sie immer würdig und mit Ehrfurcht! Missbrauche den Namen «Sakrament» nie im Zorn! Danke Gott, dass du in der katholischen Kirche noch alle Sakramente hast, die Jesus Christus eingesetzt hat.
  
 
[Forsetzung folgt]
 
[Forsetzung folgt]

Version vom 14. November 2020, 06:55 Uhr

Katholischer Katechismus

herausgegeben 1947 von Bischof Franziskus für das Bistum Basel

Donau Druck GmbH Regensburg 2000 (256 Seiten; auch im Sarto Verlag 2004, 256 Seiten, ISBN 978-3932691485).

Unter dem Titel: Katechismus der katholischen Religion gab das Bischöfliche Ordinariat Chur (Buchdruckerei Jos. Casanovas Erben 1945) ihren diözesanen Katechismus heraus, der diesem Katechismus sehr stark ähnelt und beinah gleich aufgebaut ist.

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Dieses Buch trägt den Namen Katechismus. Das Wort Katechismus stammt aus der griechischen Sprache und heißt «Belehrung», «Lehrbuch».

Die Christen der Urkirche bezeichneten mit diesem Worte die religiöse Belehrung, den Religionsunterricht. Schon der heilige Evangelist Lukas gebraucht es in der Vorrede seines Evangeliums (Lk 1,4) und in der Apostelgeschichte (Apg 18,25). Ebenso der heilige Paulus (Röm 2,18; 1 Kor 14,19; Gal 6,6). Erwachsene, die sich auf den Empfang der heiligen Taufe vorbereiteten, wurden «Katechumenen» genannt, d. h. die im Glauben unterrichtet werden.

Heute werden mit dem Wort «Katechismus» jene Bücher bezeichnet, die zum Religionsunterricht gebraucht werden und alle christlichen Glaubens- und Sittenlehren in kurzen Fragen und Antworten enthalten. Als Vorbild gilt der «Römische Katechismus», der nach Beschluss des Konzils von Trient, unter Papst Pius V. 1566, zum Lehrbuch für die Pfarreiseelsorge herausgegeben wurde. Für die Diözese Basel verordnete Bischof Christoph Blarer von Wartensee im 16. Jahrhundert den Katechismus des heiligen Petrus Canisius. Daher wird das Buch im Volksmund auch «Canisi» genannt.

Die Lehre der Kirche bleibt immer die gleiche. Aber die Zeiten, Menschen und die Art der Belehrung ändern. Deshalb gibt jede Diözese von Zeit zu Zeit einen neuen Katechismus heraus.

Dieser Katechismus ist für die 5. bis 7. Klasse der Volksschüler des Bistums Basel bestimmt und vorgeschrieben. Allen jenen, die mitgeholfen haben, ihn zu verfassen und herauszugeben, sagen wir besondern Dank.

Der Religionsunterricht ist der wichtigste und notwendigste, aber auch der nützlichste und heilsamste Unterricht. Allen jenen, die aus diesem Katechismus lernen, Kindern und Erwachsenen, wünschen wir Gott reichsten Segen, Gnade und Glück.

Jesus Christus nannte seine Lehre die «Frohbotschaft» vom Reich Gottes, die in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker gepredigt werden wird (Mt 24,14). So sei dieser Katechismus für die Diözese Basel einer der vielen Künder der Frohbotschaft Jesu Christi, des Gottessohnes und Welterlösers.

Solothurn, Ostern 1947
Franziskus Bischof von Basel und Lugano

EINLEITUNG

Das ist unser Leben auf Erden: Wir werden geboren, leben eine Reihe von Jahren und werden wieder von der Erde hinweggenommen. Wir fragen uns: Warum ist das so? Wozu leben wir? Auf diese Frage gibt uns Gott allein die rechte Antwort. Denn von Gott haben wir das Leben; er gibt dem Leben auch das Ziel.

1. Wozu sind wir auf Erden?

Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihm zu dienen, ihn zu lieben und einst in den Himmel zu kommen.

Alles, was es gibt, hat Gott für sich erschaffen. Die ganze Schöpfung ist da zu Gottes Lob und Ehre. Die Menschen hat Gott nicht für die Erde, sondern für den Himmel erschaffen.

Unser Leben soll also eine Reise zum Himmel sein. «Wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern wir suchen die zukünftige» (Hbr-13,14).«Du hast uns für Dich erschaffen, o Gott, und unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Dir» (Augustinus).

2. Was müssen wir tun, um in den Himmel zu kommen?

Um in den Himmel zu kommen müssen wir

1. an Gott glauben,

2. seine Gnadenmittel gebrauchen,

3. seine Gebote halten.

1. Was Gott lehrt, das ist der christliche Glaube. Er ist der rechte Weg zu Gott. «Wer nicht glaubt, wird verdammt werden» (Mk 16,16).

2. Die Gnadenmittel - Sakramente und Gebet - geben uns Nahrung und Kraft auf dem Weg zum Himmel. Jesus sagt: «Ohne mich könnt ihr nichts tun» (Joh 15, 5).

3. Die Gebote sind die Wegweiser. Wer sie beachtet, geht keinen Irrweg. «Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote» (Mt 19,17).

Die Lehre vom christlichen Glauben, von den Gnadenmitteln und von den Geboten ist enthalten im Katechismus. Er wird im Religionsunterricht erklärt.

Der Religionsunterricht ist dein wichtigster Unterricht. Er zeigt dir den Weg zum Himmel.

«Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt aber an seiner Seele Schaden leidet?» (Mt 16,26).

Erster Hauptteil: Vom Glauben

Über die wichtigsten Dinge unseres Lebens hat Gott selbst zu uns gesprochen. Was er sagt, wollen wir gern annehmen; wir wollen ihm glauben.

3. Was heißt christlich glauben?

Christlich glauben heißt, alles für wahr halten, was Gott gesagt hat.

Glaube ist nicht Wissen. Er ist auch nicht das gleiche wie Meinen oder Vermuten. Alles müssen wir glauben, das Freudige und das Ernste, was wir begreifen und die Geheimnisse. Der Heiland tadelte zwei Jünger: «O ihr Unverständigen! Wie schwer wird es euch, alles zu glauben, was die Propheten geredet haben!» (Lk 24,25 - NT 92),

Etwas mitteilen, etwas Unbekanntes bekannt machen heißt offenbaren. Alles zusammen, was Gott gesagt hat, ist also die göttliche Offenbarung.

4. Warum müssen wir alles glauben, was Gott geoffenbart hat?

Wir müssen alles glauben, was Gott geoffenbart hat, weil Gott nicht irren und nicht lügen kann.

Gott kann nicht irren, denn er ist allwissend. Er kann nicht lügen, denn er ist wahrhaft und heilig. Nichts ist so sicher wahr, als was Gott geoffenbart hat. Wer die Wahrheit liebt, findet sie in Gottes Wort voll und ganz.

Wer nicht glaubt, lehnt sich gegen Gott auf. Daher ist der Unglaube eine sehr schwere Sünde. Wer auch nur eine Wahrheit Gottes nicht glaubt, sündigt schwer.

«O mein Gott, ich glaube an Dich, weil Du die ewige Wahrheit bist.»

5. Durch wen hat uns Gott geoffenbart, was wir glauben müssen?

Was wir glauben müssen hat uns Gott geoffenbart

1. im Alten Bund durch die Patriarchen und Propheten,

2. im Neuen Bund durch seinen Sohn Jesus Christus und die Apostel.

Der heilige Paulus schreibt: «Mehrmals und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern durch die Propheten geredet. Zuletzt aber in diesen Tagen hat er zu uns geredet durch seinen Sohn» (Hbr 1,1 f.l. Was Gott durch seine Gesandten und seinen eigenen Sohn uns sagen lässt, ist übernatürliche Offenbarung. Was er uns zu erkennen gibt aus der sichtbaren Welt und aus dem Gewissen, ist natürliche Offenbarung.

6. Wo finden wir alles, was Gott geoffenbart hat?

Alles, was Gott geoffenbart hat, finden wir in der Heiligen Schrift und in der mündlichen Überlieferung.

Das sind die beiden Quellen, aus denen die Kirche die Glaubenswahrheiten schöpft, um sie den Menschen zu verkünden.

7 . Was enthält die Heilige Schrift?

Die Heilige Schrift enthält jene Bücher, die unter Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben wurden.

Die ganze Bibel unlfasst 72 Bücher: 45 aus dem Alten und 27 aus dem Neuen Bund.

Der Heilige Geist hat die Verfasser angetrieben, dass sie schreiben sollten, was und wie sie schreiben sollten. Er hat sie durch seine Erleuchtung vor dem Irrtum bewahrt. Die Heilige Schrift enthält also das Wort Gottes. Sie ist ein Brief Gottes an die Menschen.

Die Bücher der Heiligen Schrift werden eingeteilt in geschichtliche Bücher, Lehrbücher und prophetische Bücher.

Ein Verzeichnis aller Bücher der Heiligen Schrift ist auf Seite 253.

8. Was enthält die mündliche Überlieferung?

Die mündliche Überlieferung enthält die Wahrheiten, die Christus und die Apostel der Kirche geoffenbart und zu lehren befohlen haben.

Am Anfang steht die mündliche Überlieferung. Der Heiland und seine Apostel haben in Gespräch und Predigt das Wort Gottes verkündet. Es gab Christen, bevor die Heilige Schrift des Neuen Bundes geschrieben war.

Der Heiland befahl seinen Aposteln zu lehren und zu predigen. «Geht hinaus in alle Welt und predigt die frohe Botschaft allen Geschöpfen» (Mk 16,15),

Der heilige Johannes schreibt am Schluss seines Evangeliums: «Es gibt noch vieles, was Jesus getan hat. Wollte man das im einzelnen niederschreiben, so würde, glaube ich, die Welt die Bücher nicht fassen können, welche da zu schreiben wären» (Joh 21,25). Und Paulus mahnt die Christen von Thessalonich: «Stehet fest, Brüder, haltet euch an die Überlieferungen, die ihr mündlich oder schriftlich von uns kennengelernt habt» (2 Thess 2, 14).

Nur aus der mündlichen Überlieferung wissen wir z, B., welche Bücher zur Heiligen Schrift gehören, und dass auch kleine Kinder getauft werden können.

Was die Apostel mündlich gelehrt haben, wurde später von andern aufgeschrieben.

9. Wer lehrt uns, was Gott geoffenbart hat?

Was Gott geoffenbart hat, lehrt uns die katholische Kirche.

Die katholische Kirche allein ist die von Gott bestellte Hüterin und Lehrerin des Glaubens. Der Apostel Paulus nennt die Kirche die Säule und Grundfeste der Wahrheit, und der heilige Bischof Irenäus sagt: «Die Kirche führt niemand in Irrtum.»

Als Hüterin wacht die Kirche, dass keine Glaubenswahrheit verlorengeht und keine Irrlehre eindringt. Als Lehrerin des Glaubens lehrt sie uns alles, was Gott geoffenbart hat. Für dieses Lehramt hat Gott sie mit der Unfehlbarkeit ausgestattet. Sie kann uns sicher den wahren Sinn der Heiligen Schrift und der mündlichen Überlieferung erklären.

Wir schöpfen also unsern Glauben nicht selbst aus den Glaubensquellen, sondern empfangen ihn aus der Hand der Kirche.

Die Gläubigen dürfen nur solche Bibeln benützen, die von der Kirche genehmigt sind [«Approbation»].

10. Können wir ohne Glauben selig werden?

Wir können ohne Glauben nicht selig werden, weil wir allein unser ewiges Glück nicht finden und ohne Glauben Gott nicht gefallen können.

Der Heiland spricht den Ungläubigen das Urteil: «Wer nicht glaubt, wird verdammt werden» (Mk 16,16), und Paulus schreibt an die Juden: «Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen» (Hbr 1l,6).

Mit unserem menschlichen Verstand können wir die ewigen Wahrheiten nicht oder nur zum Teil und jedenfalls nur schwer erkennen. Immer wieder fallen wir in Täuschungen und Irrtümer. Wie gut ist es, dass Gott zu uns gesprochen hat!

Es ist also falsch und gotteslästerlich zu sagen: Es kommt auf den Glauben nicht an, wenn man nur recht lebt. Nur der lebt recht, der zu allererst Gott Glauben und Ehrfurcht entgegen bringt.

Äußere Zeichen für die Wahrheit unseres Glaubens sind die Wunder und Prophezeiungen. Jesus sagte: «Wenn ihr auch mir selbst nicht glaubt, so glaubt doch meinen Werken!» (Joh 10,38).

Mahnung. Welche Liebe Gottes und welche Ehre für die Menschen, dass Gott zu uns gesprochen hat! Was für ein Glück, dass seine heilige katholische Kirche, erleuchtet und geleitet vom Heiligen Geist, uns die unverfälschte Wahrheit lehrt! So können wir mit dem Apostel Paulus sagen: «Ich weiß, wem ich glaube, und ich bin sicher» (2 Tim 1, 12)'

Das apostolische Glaubensbekenntnis

Aus den Zeiten der Apostel haben wir ein Gebet, in welchem unser christlicher Glaube kurz enthalten ist: Das apostolische Glaubensbekenntnis. Seine zwölf Sätze sind wie zwölf Säulen, auf denen alle Glaubenswahrheiten ruhen. - Später entstanden noch andere Glaubensbekenntnisse. In ihnen wurde die Glaubenslehre weiter ausgeführt und gegen Irrlehrer klar ausgesprochen. Ein solches erweitertes Glaubensbekenntnis wurde auf den Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) aufgestellt. Wir beten es in der heiligen Messe.

Das apostolische Glaubensbekenntnis:

1. Ich glaube an Gott Vater, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde.

2. Und an Jesus Christus, seinen eingebornen Sohn, unsern Herrn,

3. der empfangen ist vom Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau,

4. gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben worden.

5. Abgestiegen zu der Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten,

6. aufgefahren in den Himmel, sitzet zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters,

7. von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten.

8. Ich glaube an den Heiligen Geist,

9. eine heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen,

10. Nachlass der Sünden,

11. Auferstehung des Fleisches

12. und ein ewiges Leben. Amen.

Erster Glaubenssatz: Ich glaube an Gott Vater, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde

Wir bekennen: Es gibt nur einen Gott. - In ihm sind drei Personen. - Er hat Himmel und Erde erschaffen.

Von Gott und seinen Eigenschaften

In keiner Sprache der Welt fehlt das Wort «Gott». Es ist das schönste und tiefste Wort, das Menschenzungen aussprechen können. In ihm liegt alles Große und Mächtige, Edle und Heilige. Es umschließt aber auch gewaltige Geheimnisse. Denn Gott ist der Urgrund aller Dinge.

11. Woher wissen wir, dass es einen Gott gibt?

Dass es einen Gott gibt, wissen wir

1. aus der sichtbaren Welt,

2. aus der Stimme des Gewissens,

3. aus der Offenbarung.

1. Nichts kann aus sich selbst entstanden sein; nichts kann sich ohne treibende Kraft bewegen. Das gewaltige Weltgebäude kann nicht von selbst geworden, und das Heer der Sterne kann nicht von selbst in Bewegung gekommen sein. Gott ist es, der den Gestirnen ihre Bahnen gewiesen hat. «Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, das Firmament kündet seiner Hände Werk» (Ps 19).

2. Du hörst die Stimme deines Gewissens: Es lobt, mahnt, tadelt oder quält dich. Diese Stimme kannst du nicht los werden. Sie weist dich hin auf Gott, den unsichtbaren Gesetzgeber.

3. Auch Gott selbst gibt uns Sicherheit über sein Dasein: Er erschien den Menschen, sprach mit ihnen, sandte seinen Sohn, schickte die Apostel in alle Welt. So offenbarte er, dass er ist und wie er ist.

Gott offenbart sich den Menschen also durch die Natur und durch den Glauben. Jeder Mensch, der Gott sucht, wird ihn auch finden.

12. Was ist Gott?

Gott ist der unendlich vollkommene Geist, der Herr des Himmels und der Erde.

13. Warum nennen wir Gott einen Geist?

Wir nennen Gott einen Geist, weil er Verstand und freien Willen, aber keinen Leib hat.

Die ganze Schöpfung ist das Werk Gottes. Sein Verstand hat den Lauf der Gestirne, die feinen Organe des Leibes, die Pracht der Blumen und die edlen Formen der Kristalle zuerst gedacht. Sein Schöpferwille hat diese Dinge mit einem Schöpferwort ins Dasein gerufen. - Wenn die Heilige Schrift von Augen, Ohren und Händen Gottes redet, dann ist das bildlich gemeint. Gott hat keinen Leib, er ist ein Geist. Hätte er einen Leib, dann wäre er sterblich und vergänglich. Will er uns erscheinen, dann nimmt er eine sichtbare Gestalt an, z. B. eines Menschen, einer Taube, eines Feuers. (Dornbusch, Pfingsten).

14. Warum nennen wir Gott den unendlich vollkommenen Geist?

Wir nennen Gott den unendlich vollkommenen Geist, weil er alle guten Eigenschaften in unendlichem Maße hat.

Alle Geschöpfe haben gute Eigenschaften. Gott allein aber hat alle guten Eigenschaften. Die guten Eigenschaften der Geschöpfe haben ihre Grenzen, Grade, Unterschiede. Gott allein besitzt alles Gute ohne Grenzen und ohne Maß und Zahl. Er ist also das höchste Gut: Niemand ist so gut wie Gott, und er könnte nicht mehr besser sein.

Mahnung. Es gibt einen Gott! Lass dir diesen Glauben nie aus dem Herzen reißen! Bleibe in Liebe und Treue Gott verbunden und werde nie gottlos! «Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass er ist» (Hbr 11,6). «Nur der Tor spricht in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott» (Ps 113).

Die Heilige Schrift lässt uns oft einen Blick tun in das Leben Gottes. Sie zeigt uns, wie Gott ist. So dürfen wir Gottes unbegreifliche Güte, Macht. und Herrlichkeit erkennen und ahnen. Es sind besonders zwölf Eigenschaften, welche wir an ihm bewundern: Gott ist ewig und unveränderlich - allgegenwärtig und allwissend - allmächtig und allweise - heilig und gerecht - wahrhaft und treu - gütig und barmherzig.

15. Was heißt: Gott ist ewig?

Gott ist ewig heißt: Gott ist immer gewesen und wird immer sein.

Gott hat weder Anfang noch Ende. In ihm ist keine Vergangenheit und keine Zukunft, nur immerwährende Gegenwart. Bei Gott gibt es keine Zeit, nur Ewigkeit. «Bevor die Berge wurden und die Erde gebildet war und ihr Umkreis, bist Du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit» (Ps 89).

16. Was heißt: Gott ist unveränderlich?

Gott ist unveränderlich heißt: Gott ist immer gleich und ändert seine Pläne nicht.

In Gott gibt es keinen Wechsel und keine Veränderung. Er ist immer der Gleiche und bleibt immer gleich gut. Seine Gedanken und Pläne muss er nie ändern. Sie sind ewig wahr und ewig gut.

Wie Du warst vor aller Zeit,
So bleibst Du in Ewigkeit.

17. Was heißt: Gott ist allgegenwärtig?

Gott ist allgegenwärtig heißt: Gott ist überall, im Himmel und auf Erden.

Es gibt keinen Ort, wo Gott nicht ist. Gott ist bei dir und in dir. Du kannst ihm nicht entfliehen, kannst dich nicht vor ihm verbergen.

«Stiege ich zum Himmel, so wärest Du da. Stiege ich in die Hölle, so wärest Du da … und wohnte ich am äußersten Ende des Meeres, so würde auch da Deine Hand mich führen» (Ps 138). Jesus kannte die Gedanken der Pharisäer und die Sünden der Samariterin.

Gedenke, wo du immer bist,
Dass Gott dein Vater bei dir ist.

18. Was heißt: Gott ist allwissend?

Gott ist allwissend heißt: Gott weiß alles, auch was wir denken und wollen.

Gott weiß, was war, was ist und was sein wird. Ihm ist nichts unbekannt. Es ist für uns ein Trost im Leiden und eine Kraft in der Versuchung, dass Gott immer bei uns ist und alles weiß. «Gottes Augen durchschauen die tiefsten Abgründe in den Herzen der Menschen» (Sir 23,28). Kennst du Beispiele aus der Bibel?

Ein Auge ist, das alles sieht,
Auch was bei finstrer Nacht geschieht.

19. Was heißt: Gott ist allmächtig?

Gott ist allmächtig heißt: Gott kann alles machen, was er will.

Gottes Allmacht erschuf die Welt. Das Wort des Heilandes heilte Kranke, erweckte Tote und gebot den Elementen. «Alles, was er will, macht der Herr im Himmel und auf Erden» (Ps 134). «Bei Gott ist kein Ding unmöglich» (Lk 1,37). Denke an die Führung der Israeliten durch die Wüste!

Es ist kein Ding so groß und schwer,
das Gott dem Herrn nicht möglich wär.

20. Was heißt: Gott ist allweise ?

Gott ist allweise heißt: Gott versteht alles so zu fügen und zu lenken, wie es am besten ist.

Wie weise ist die Welt eingerichtet und zusammengefügt! Sie ist ein Wunderwerk im großen und im kleinen. Je mehr wir sie erforschen, um so größer wird unser Staunen. «Wie groß sind Deine Werke, Herr! Alles hast Du mit Weisheit gemacht!» (Ps 103). Wie wunderbar hat Gott Joseph von Ägypten geführt!

Was Gott tut, das ist wohl getan.

21. Was heißt: Gott ist heilig?

Gott ist heilig heißt: Gott liebt das Gute und hasst das Böse.

Gott ist unaussprechlich gut. In ihm wohnt und von ihm kommt alle Heiligkeit und Güte. Gut ist, was Gott will, und böse ist. was gegen seinen Willen ist. Zu seinem Volk ließ er sagen: «Seid heilig, wie ich heilig bin» (3 Mos 11,44). «Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Heerscharen» (Sanctus der heiligen Messe),

Möcht' ich doch von Sünden rein
Mehr und mehr Gott ähnlich sein!

22. Was heißt: Gott ist gerecht?

Gott ist gerecht heißt: Gott belohnt die Guten und bestraft die Bösen, wie es jeder verdient.

Gott ist der Vergelter alles Guten und Bösen: Nichts Gutes bleibt unbelohnt und nichts Böses unbestraft. Jeder empfängt von ihm, was er verdient. So strafte er die gefallenen Engel und Stammeltern, die sündigen Städte Sodoma und Gomorrha. So wird er auch über jeden von uns gerechtes Gericht halten. «Er wird jedem vergelten nach seinen Werken» (Röm 2,6),

Die Gerechtigkeit Gottes ist für die Guten ein großer Trost und für die Bösen eine schreckliche Rache. Kennst du Beispiele aus den Gleichnissen der Bibel?

Fürchte den gerechten Gott,
Halte treulich sein Gebot!

23. Was heißt: Gott ist wahrhaft?

Gott ist wahrhaft heißt: Gott spricht nur die Wahrheit; er kann nicht irren und nicht lügen.

Gott kann nicht irren, weil er allwissend ist. Er kann nicht lügen, weil er heilig ist. Die Menschen können sich täuschen durch Irrtum oder andere täuschen durch Lüge. Gott aber ist der reine Quell der Wahrheit. Der Sohn Gottes konnte von sich sagen: «Ich bin die Wahrheit» (Joh 14,6).

Wahr ist alles, was Gott spricht.
Glaube fest, er täuscht dich nicht.

24. Was heißt: Gott ist treu?

Gott ist treu heißt: Gott hält, was er verspricht und führt aus, was er androht.

Auf Gott können wir uns immer verlassen. Er versagt nie. Er versprach den Erlöser und sandte ihn. Er drohte mit der Sündflut, mit der Zerstörung von Jerusalem, und er führte die Drohung aus. «Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen» (Mt 24,35). Wie hat Gott seine Versprechungen und Drohungen gehalten bei Abraham, Zacharias, Sodoma und Gomorrha?

Wer auf Gott vertraut,
Hat nicht auf Sand gebaut.

25. Was heißt: Gott ist gütig?

Gott ist gütig heißt; Gott ist voll Liebe zu uns und schenkt uns unzählige Wohltaten.

Alles Gute kommt von Gott. Was wir sind, und was wir haben an Leib und Seele, ist Gottes Gabe. Besonders zeigt er seine Güte dann, wenn er uns die Sünden verzeiht, uns zum Himmel beruft und für das ewige Leben begnadet.

«Gott ist die Liebe» (1 loh 4,8)' «Preiset den Herrn, denn er ist gütig und seine Gnade währt ewig» (1 Chr 16,34).

Wie zeigte sich Gottes Güte gegen das auserwählte Volk? Wie im Leben des Heilandes?

Was ich habe, kommt von Dir,
Alles Gute gibst Du mir.
Wie ein Vater liebst Du mich,
Höchstes Gut, ich liebe Dich!

26. Was heißt: Gott ist barmherzig?

Gott ist barmherzig heißt; Gott hat Erbarmen mit unserer Not und verzeiht dem Sünder, wenn er sich bekehrt.

Gott verzieh dem reumütigen Petrus, der büßenden Magdalena und dem rechten Schächer. Kein reumütiger Sünder geht verloren. Die Barmherzigkeit Gottes ist größer als die größte Sünde. (So wahr ich lebe, spricht der Herr, ich will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre von seinem Weg und lebe» (Ez 33, 11).

Hast du vor Gott gefehlt,
Bekenne deine Sünden.
An seinem Gnadenthron
Wirst du Verzeihung finden.

Gott wartet oft lange, bis er den Sünder straft, um ihm zur Buße Zeit zu lassen. Daher nennen wir ihn auch langmütig. Aber nicht immer wartet Gott lange. Sofort strafte er die gefallenen Engel und die jungen Verspötter des Elisäus. Lange wartete er vor der Sündflut und bei den zehn Plagen Ägyptens. Wenn Gott nicht langmütig wäre, würden die wenigsten Menschen gerettet. «Der Herr ist gütig und barmherzig, langmütig und von großer Erbarmung» (Ps 102).

Mahnung. Wie glücklich sind wir, den allwissenden, allmächtigen und barmherzigen Gott zu kennen! Wie stark wird unser Vertrauen, wenn wir hören, dass er weise, heilig und gerecht ist! Denn über dir steht der ewige und unveränderliche Gott. Sein Blick ist allgegenwärtig und sein Herz ist überaus gütig. Hüte dich vor jeder Sünde. Werde nicht müde im Guten; denn der treue, wahrhafte Gott wird es dir vergelten. Bist du aber in Sünde gefallen, so kehre zum barmherzigen Vater zurück!

Von einem Gott in drei Personen

Viele Heiden haben die Kräfte der Natur, Sonne, Feuer, Wasser, Tiere, zu Göttern gemacht und sie angebetet. Sie sind in den Irrtum der Vielgötterei gefallen. Wir haben das Glück, den wahren Gott zu kennen. Er selbst ließ uns durch den Propheten sagen: «Ich bin Gott, und es ist sonst kein Gott, und keiner ist mir gleich» (Is 46,9).

27. Gibt es mehr als einen Gott?

Es gibt nur einen Gott. Er ist der allerhöchste Herr.

Nur einer kann der Allerhöchste sein. Daher lehrte Gott eindringlich und Jesus wiederholte: «Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist einzig und allein der Herr» (Mk 12, 29) .

Gott hat uns aber noch mehr von sich gesagt. Er offenbarte uns sein Innerstes: Dass in ihm drei Personen sind, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Kein Mensch vermag das von sich aus zu erkennen, und keiner kann dieses Geheimnis begreifen.

28. Wie viele Personen sind in Gott?

In Gott sind drei Personen, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Im Alten Bund wurden die drei Personen in Gott nur angedeutet. Klarer ließ Gott dieses Geheimnis durch den Erzengel Gabriel der Muttergottes verkünden. Tatsächlich offenbarten sich die drei göttlichen Personen bei der Taufe Jesu im Jordan. Christus gab den Befehl zur Taufe «im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes» (Mt 28,19).

Dieses Geheimnis heißt die heiligste Dreieinigkeit oder Dreifaltigkeit.

29. Ist jede dieser drei Personen wahrer Gott?

Jede dieser drei Personen ist wahrer Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist; und doch gibt es nur einen Gott.

Darum werden diese Personen göttliche Personen genannt. Wir sagen «Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist». Keine dieser göttlichen Personen ist älter oder größer; alle drei sind gleich ewig und gleich unendlich, jede der drei Personen hat die gleiche göttliche Natur. Deshalb wird jede der drei Personen in Gott angebetet.

30. Können wir begreifen, wie in Gott drei Personen sind?

Wir können nicht begreifen, wie in Gott drei Personen sind: Es ist ein Geheimnis Gottes.

Es gibt schon in den Geschöpfen viel Unbegreifliches, um so mehr im Schöpfer. Das Geheimnis ist also unbegreiflich, aber nicht unvernünftig. Wir sagen nicht, es gebe einen Gott und zugleich drei Götter, sondern wir sagen: Es gibt nur einen Gott, aber in Gott sind drei Personen. Drei Personen sind also in der einen göttlichen Natur.

31. Mit welchem Zeichen bekennen wir unsern Glauben an die heiligste Dreifaltigkeit?

Wir bekennen unsern Glauben an die heiligste Dreifaltigkeit mit dem Kreuzzeichen.

Jedes Sakrament und jeder Segen des Priesters wird mit dem Kreuzzeichen im Namen der heiligsten Dreifaltigkeit gespendet. Gebete zu Ehren der heiligsten Dreifaltigkeit sind: Ehre sei dem Vater, das apostolische Glaubensbekenntnis, das Kyrie, das Sanctus, der Anfang aller Litaneien.

32. Wofür danken wir den drei göttlichen Personen?

Wir danken Gott Vater, dass er uns erschaffen, Gott Sohn, dass er uns erlöst hat und Gott dem Heiligen Geist, dass er uns heilig macht.

Mahnung. Du bist auf den Namen der heiligsten Dreifaltigkeit getauft. Als das Taufwasser über deine Stirne floss, nannte der Priester zuerst deinen Namen und dann sofort den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. So bist du durch die Taufe verbunden mit dem Schöpfer, dem Erlöser und dem Heiligmacher. Sie wohnen in dir durch die heiligmachende Gnade. Vergiss deine Würde nie! Du bist ein Kind Gottes, ein Getaufter! Gott der Dreieine ist in dir und du in ihm.

Wir können das Kreuzzeichen auch so beten: «Im Namen des Vaters, der mich erschaffen, und des Sohnes, der mich erlöst, und des Heiligen Geistes, der mich geheiligt hat. Amen.»

Von der Erschaffung und Regierung der Welt

Schon immer haben die Menschen über die Größe, Schönheit und weise Einrichtung der Welt gestaunt. Seitdem es Menschen gibt, suchen sie die Welt zu erforschen. Und immer fragen sie sich: Wer hat das alles geschaffen? Die Heilige Schrift gibt uns darauf Antwort: «Schau auf und betrachte den Himmel und die Erde und alles was darin ist und bedenke, dass Gott dies alles aus nichts gemacht hat); (2 Mak 7,28).

33. Warum nennen wir Gott «Schöpfer Himmels und der Erde»?

Wir nennen Gott «Schöpfer Himmels und der Erde», weil er Himmel und Erde erschaffen hat.

Erschaffen heißt, etwas aus nichts hervorbringen, d. h. nur durch einen Befehl des Willens. Das kann nur der allmächtige Gott.

Gott sprach ein Wort: «Es werde!» Da wurden Himmel und Erde.

Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Sie war noch wüst und leer. In sie legte er Naturkräfte und Naturgesetze. Durch diese entwickelte sich in ungeheuren Zeiträumen die Schöpfung zu der Pracht und Schönheit, wie sie jetzt vor uns steht. Kein Sandkorn, keine Blume, kein Tier ist anders geworden, als der Schöpfer wollte.

34. Wozu hat Gott die Welt erschaffen?

Gott hat die Welt erschaffen zu seiner Ehre und zu unserem Wohl.

Aus der Schöpfung soll der Mensch erkennen, wie herrlich der Schöpfer ist.

Im schönen Tempel der Natur
Siehst du des großen Schöpfers Spur.

«Ich war es, der die Erde machte und die Menschen erschuf. Meine Hände haben den Himmel ausgespannt und all sein Heer aufgeboten» (Is 45,12). So spricht die Stimme des Schöpfers aus der herrlichen Natur. Und das vernünftige Geschöpf antwortet: «Ihm, dem König der Ewigkeit, dem Unvergänglichen, Unsichtbaren, dem alleinigen Gott, sei Preis und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit» (1 Tim 1,17).

Die ganze sichtbare Schöpfung dient dem Menschen. Aus dem Mineralreich, Pflanzenreich und Tierreich strömt uns unermesslich er Segen zu. Welche Wohltaten spendet uns die Sonne, das Wasser, das Feuer! Die ganze geschaffene Welt soll uns eine Hilfe sein zum zeitlichen und ewigen Glück.

35. Wie sorgt Gott für die Welt?

Gott erhält die Welt und regiert sie.

Würde Gott die Welt nicht im Dasein erhalten, dann müsste sie ins Nichts zurücksinken. «Wie könnte etwas bestehen, wenn Du nicht wolltest, oder erhalten bleiben, was Du nicht ins Dasein gerufen» (Weish 11,25).

Gott regiert die Welt, indem er für sie sorgt und alles zum Besten leitet. Er hält Himmel und Erde in seiner Hand und nichts entgeht seiner Regierung. Nach den Worten der Heiligen Schrift reicht seine Macht «von einem Ende der Welt zum andern und ordnet alles in Milde» (Weish 8,1).

36. Wie heißt die göttliche Erhaltung und Regierung der Welt?

Die göttliche Erhaltung und Regierung der Welt heißt die göttliche Vorsehung.

Gott sieht alles vor. Er weiß, was geschieht und warum etwas geschieht. Nichts gibt es, ohne dass Gott es zulässt oder will. Gott sorgt für die Menschen, wie ein Vater für seine Kinder, wie ein König für seine Untertanen. Weil Gott uns liebt, sorgt er sich um alles. Der Heiland schildert diese Sorge: «Kauft man nicht zwei Sperlinge um ein paar Rappen? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne euern Vater. Bei euch aber sind alle Haare eures Hauptes gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge» (Mt 10,29f).

37. Warum lässt Gott die Leiden zu?

Gott lässt die Leiden zu:

1. um uns zu strafen und zu bessern,

2. um uns zu prüfen und im Himmel reicher zu belohnen.

Die Leiden sind die Folgen der Erbsünde. Sie sind untrennbare Weggefährten des Menschen bis zu seiner Todesstunde. Viele Leiden fügen sich die Menschen selbst zu. Dann sind sie die Folgen eines lasterhaften, gottwidrigen Lebens.

1. Im Leiden kann der Sünder seine Schuld abbüßen. Viele Sünder wären ohne Leiden nie gerettet worden, z. B. Ignatius von Loyola, Johannes von Gott, Kamillus von Lellis.

2. Im Leiden prüft Gott die Tugend, wie man das edle Metall im Feuer prüft. Dafür vermehrt er die Seligkeit im Himmel. Beispiele: Job, Tobias, alle heiligen Märtyrer. Die Gott lieb hat, sucht er heim. Petrus von Alcantara rief aus: «O glückliche Buße, die mir einen solchen Himmel verdient hat!»

38. Warum lässt Gott die Sünde zu?

Gott lässt die Sünde zu

1. weil er dem Menschen den freien Willen lässt, auch wenn er ihn missbraucht,

2. weil er auch Böses zum Guten lenken kann.

Gott mahnt uns zum Guten, er zwingt uns aber nicht dazu. Frei soll der Mensch Gott dienen. Das Böse entsteht dann, wenn der Mensch seine Freiheit missbraucht. «Ihr sannet Böses gegen mich, Gott aber wandte es zum Guten» (1 Mos 50,20). So sprach der ägyptische Joseph zu seinen Brüdern. Sogar die Ursünde im Paradies hat Gott zum Guten gewendet. Daher wagt die Kirche am Karsamstag zu singen: «O glückliche Schuld, die einen solchen und so großen Erlöser verdient hat!»

Mahnung. Auf der gefahrvollen Fahrt unseres Lebens gibt es keinen größeren Trost als die Vorsehung Gottes. Wir wissen ja: Wir sind in der Hand Gottes. Gott kennt uns; Gott liebt uns. Wenn er uns prüft, weiß er warum. Bleibe immer in seiner Liebe! «Denen, die Gott liebt, gereicht alles zum Besten» (Röm 8,28).

Von den Engeln

In der ganzen Schöpfung finden wir die Spur Gottes. Wunderbar strahlt er uns schon aus den vernunftlosen Geschöpfen entgegen. Wunderbarer noch zeigt er sich im Menschen, dessen Geist Gott herrlicher verkündet als die vernunftlose Natur. Doch im Menschen ist der gottähnliche Geist an den Leib gebunden. Soll Gottes Größe aber noch herrlicher erstrahlen, dann muss es noch ein drittes Reich geben: Geister, die nicht mehr an einen sterblichen Leib gebunden sind. Dieses Reich der reinen Geister ist die Engelwelt.

39. Was sind die Engel?

Die Engel sind reine Geister mit großem Verstand und großer Kraft.

Reine Geister sind sie, denn sie haben keinen Leib. Sie stehen also auf der höchsten Stufe der Schöpfung und sind dadurch Gott am ähnlichsten. Wenn sie den Menschen erscheinen, dann machen sie sich durch einen Scheinleib sichtbar.

Sie wissen mehr als wir Menschen und sie haben große Kraft. Der Erzengel Michael besiegte die abtrünnigen Engel. Ein Engel befreite Petrus aus dem Gefängnis.

Unzählige Engel hat Gott erschaffen. «Tausendmal tausend dienten ihm und zehntausendmal hunderttausend standen vor ihm» (Dan 7, 10). Am Ölberg sprach Jesus von mehr als zwölf Legionen Engeln. Man unterscheidet neun Chöre der Engel. Am meisten werden in der Heiligen Schrift genannt: Engel, Erzengel, Cherubim, Seraphim. Drei Erzengel werden mit Namen genannt: Michael («Wer ist wie Gott?»), Gabriel («Kraft Gottes»), Raphael («Arznei Gottes»).

40. Wie waren am Anfang alle Engel?

Am Anfang waren alle Engel gut und glücklich und hatten die heiligmachende Gnade.

Alle Engel waren von Gott für die ewige Seligkeit bestimmt. Diese sollten sie durch eine Prüfung verdienen. Wir wissen nicht, worin diese Prüfung bestand.

41. Sind alle Engel gut und glücklich geblieben ?

Nicht alle Engel sind gut und glücklich geblieben. Viele haben gesündigt und sind dafür in die Hölle gestürzt worden.

«Gott schonte die sündigen Engel nicht, sondern stürzte sie in die finstern Abgründe der Hölle» (2 Petr 2,4). Der Anführer der bösen Engel war Luzifer. An der Spitze der guten Engel stand Michael.

Die gefallenen Engel heißen Teufel oder böse Geister. Ihr Anführer ist Satan, d. h. Feind, Widersacher. Böse Geister heißen sie, weil sie verstockt sind im Bösen und immer nur Böses wollen.

Die guten Engel wurden mit der Anschauung Gottes, mit der ewigen Seligkeit belohnt. Dadurch sind sie für alle Ewigkeit gut und selig.

42. Was tun die guten Engel für uns?

1. Die guten Engel beschützen uns an Leib und Seele,

2. sie mahnen uns zum Guten,

3. sie beten für uns bei Gott.

1. Die guten Engel lieben uns, weil wir Kinder Gottes sind. Sie beschützen uns, weil sie stark und glücklich, wir aber schwach und gefährdet sind.

2. Die Engel sind uns Ratgeber und Mahner auf dem Lebensweg.

3. Die Engel tragen unsere Gebete zu Gott. Raphael sprach zu Tobias: «Als du in Tränen betetest, brachte ich deine Gebete vor den Herrn» (Tob 12,12).

Es gibt Engel, welche Gott den Menschen zum besonderen Schutz gegeben hat. Es sind die Schutzengel.

43. Woher wissen wir, dass jeder Mensch einen Schutzengel hat?

Dass jeder Mensch einen Schutzengel hat, wissen wir aus der Heiligen Schrift, besonders aus den Worten des Heilandes.

Der Prophet David betete: «Seinen Engeln hat Gott deinetwegen befohlen, dich zu behüten auf allen deinen Wegen» (Ps 91). Vom Schutzengel der Kinder sagt der Heiland das ernste Wort: «Sehet zu, dass ihr keines von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch: Ihre Engel schauen immerdar das Angesicht meines himmlischen Vaters» (Mt 18,10 - NT 44).

Sicher wird der Schutzengel seinen Schützling nicht verlassen, wenn dieser erwachsen sein wird und damit auch die Gefahren und Versuchungen größer werden.

44. Was erwartet der Schutzengel von uns?

Der Schutzengel erwartet von uns, dass wir an ihn denken, zu ihm beten und ihm folgen.

An jedem Orte, wo du bist,
Denk, dass dein Engel bei dir ist.

Gott hat dem Schutzengel befohlen, unser ständiger Begleiter und Beschützer zu sein. Es wäre undankbar, des Engels Dienst und Schutz zu vergessen. Gott mahnte Moses: «Siehe, ich sende meinen Engel, dass er vor dir her gehe. Habe acht auf ihn und höre seine Stimme!» (2 Mos 23,20f.). Schutzengelgebet siehe S. 243.

Am 2. Oktober ist das Schutzengelfest. In unserem Bistum wird es am Sonntag nach der Oktav von Peter und Paul gefeiert.

45. Was tun die bösen Geister gegen uns?

Die bösen Geister suchen uns an Leib und Seele zu schaden und in die Hölle zu bringen.

Die bösen Geister hassen uns und beneiden uns. «Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge», (1 Petr 5, 8).

Am Leib schaden uns die bösen Geister, um uns mutlos zu machen und uns das Vertrauen auf Gott zu rauben. So versuchten sie Job. Sie lassen kein Mittel unversucht, uns an der Seele zu schaden: Sie verführten Eva und sogar einen der Apostel, Judas, Sie können uns jedoch nur so viel schaden, als es Gott zulässt.

46. Wie schützen wir uns gegen die bösen Geister?

Wir schützen uns gegen die bösen Geister durch Wachsamkeit und Gebet.

Damit wir nicht in die Netze Satans fallen, müssen wir wachsam sein. Menschen, die beten, fürchtet der Teufel. Es ist wichtig, dass wir regelmäßig beten, besonders aber in der Versuchung und Gefahr. Wer nicht betet, ist wehrlos. Der Satan schreckt zurück vor den heiligen Namen Jesu und Mariä, vor dem Kreuzzeichen und dem Weihwasser.

Mahnung. Halte treue Freundschaft mit den heiligen Engeln des Himmels, besonders mit deinem Schutzengel! Dann bist du sicher vor den bösen Engeln. Bewache deine Gedanken und Sinne! Halte fern von dir verführerische Kameraden und Bücher. Bete mit froher Zuversicht nach der heiligen Messe: «Heiliger Erzengel Michael, beschirme uns im Kampfe, beschütze uns gegen die Bosheit und die Nachstellungen des bösen Feindes!»

Von den Menschen

Von allen Geschöpfen auf Erden ist der Mensch das edelste. Er ist das Meisterwerk Gottes, der König und die Krone der sichtbaren Schöpfung. «Du hast ihn nur wenig unter die Engel gestellt. Mit Herrlichkeit und Ehre hast Du ihn gekrönt und ihn gesetzt über die Werke Deiner Hände» (Ps 8). Nachdem Himmel und Erde geschaffen waren, rief Gott feierlich den Menschen ins Leben: «Lasset uns den Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis!» (1 Mos 1,26 - AT 3).

47. Wie hat Gott den Menschen erschaffen?

Gott schuf aus Erde den Leib und hauchte ihm eine unsterbliche Seele ein.

Gott erschuf den menschlichen Leib nicht einfach durch sein Schöpferwort: «Es werde!» wie die übrigen Geschöpfe. Die Bibel zeigt uns, dass er mit besonderer Liebe zu Werke ging. Damit gibt sie uns zu bedenken: Dein Leib ist ein edles Gotteswerk !

Die Seele ist nicht wie der Leib aus Stoff gebildet. Die Bibel berichtet uns: Gott hat sie unmittelbar erschaffen und dem Leib eingehaucht, Gott gibt uns zu bedenken: Wie kostbar ist deine Seele!

48. Woraus besteht der Mensch?

Der Mensch besteht aus Körper und Geist.

In der Schöpfung Gottes gibt es zwei große Reiche: Das Reich der körperlichen Dinge und das Reich der Geister. Der Mensch steht in der Mitte. Er nimmt an beiden teil. Er ist zusammengesetzt aus Leib und Seele. Seine Seele ist ein geistiges Wesen.

Die Stammeltern, von denen alle andern Menschen abstammen, waren Adam und Eva.

49. Woraus erkennen wir, dass der Mensch eine geistige Seele hat?

Dass der Mensch eine geistige Seele hat erkennen wir daraus, dass er denken und frei wollen kann.

Der Mensch kann denken, erfinden, planen und berechnen. Ein Tier ist dazu nicht fähig. Also besitzt der Mensch etwas, das ihn über das Tier erhebt: Geist, Vernunft. - Der Mensch kann frei wollen. Er kann sich entschließen, ob er etwas tun will und was er tun will. Man kann ihn zwar zu etwas zwingen; doch innerlich, dem Willen nach, bleibt er frei. Das Tier ist nicht frei. Es gehorcht notwendig den Trieben seiner Natur. Durch die Freiheit des Willens steht der Mensch hoch über dem Tier.

50. Wer sagt uns, dass die geistige Seele unsterblich ist?

Dass die geistige Seele unsterblich ist, sagt uns Gott und unser Verstand.

Mit unzweideutigen Worten spricht der Heiland von der Unsterblichkeit der Menschenseele. Er spricht vom ewigen Glück der Guten und von der ewigen Pein der Bösen: «Die Bösen werden in die ewige Pein eingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben» (Mt 25,46). «Fürchtet euch nicht vor denen, die wohl den Leib, nicht aber die Seele töten können» (Mt 10,28).

Das eigene Nachdenken sagt uns: Sterben bedeutet zerfallen, zerstört werden. Das kann nur an einem Körper geschehen. Der Geist, der unkörperlich und ungreifbar ist, hat nichts, das zerfallen oder sterben kann.

Die Menschen suchen mit allen Kräften ihr Glück. Können sie es auf Erden finden? Sie verlangen strenge und volle Gerechtigkeit in Lohn und Strafe. Gibt es sie auf Erden? Die Menschen würden umsonst Glück und Gerechtigkeit suchen, wenn ihre Seele nicht unsterblich wäre.

«Der Staub kehrt zurück zur Erde, von der er genommen ist; der Geist kehrt zurück zu Gott, der ihn gegeben hat» (Prd 12,7). So verschieden die Religionen der Völker waren, so hatten doch alle den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele. Viele opferten für ihre Verstorbenen, andere gaben ihnen Speise mit ins Grab zur Reise in die Ewigkeit.

Gott hätte wahrlich seinen geliebten Sohn nicht am Kreuz leiden und sterben lassen, wenn mit dem Tod alles aus wäre.

51. Wie waren die ersten Menschen vor dem Sündenfall ?

Die ersten Menschen waren vor dem Sündenfall

1. heilig und Erben des Himmels,

2. vollkommen an Körper und Geist,

3. glücklich im Paradies ohne Leiden und Tod,

4. ohne Neigung zum Bösen.

1. Die ersten Menschen hatten die heiligmachende Gnade. Sie waren Freunde und Kinder Gottes. Deshalb war ihnen der Himmel als Erbteil bestimmt.

2. Ihr Körper war stark und schön, und ihr Geist war klar und gescheit. Dadurch besaßen sie die volle Herrschaft über die ganze Natur.

3. Sie waren im Paradies frei von körperlichen und seelischen Leiden, voll Freude und Glück. Am Ende ihres Lebens hätten sie ins himmlische Paradies eingehen sollen ohne Schmerzen und Tod.

4. Sie wurden nie von der bösen Begierlichkeit versucht.

Hätten Adam und Eva nicht gesündigt, dann wären diese Gaben als glückliches Erbe auf alle Menschen übergegangen.

52. Wodurch ist der Mensch Gott ähnlich?

Der Mensch ist Gott ähnlich durch seine geistige Seele und durch die göttliche Gnade.

«Nach Gottes Bild hat Gott den Menschen geschaffen» (1 Mos 9,6).

1. Die Seele eines jeden Menschen ist Gott ähnlich. Gott ist ein Geist; die Seele ist auch ein Geist. Gott ist unsterblich; die Seele ist auch unsterblich. Gott hat Verstand und freien Willen die Menschenseele ebenfalls. So ist der Mensch ein natürliches Ebenbild Gottes.

2. Die Seele des gerechten Menschen, also eines Gotteskindes, ist auf eine neue, herrliche Weise Gott ähnlich durch die heiligmachende Gnade. Dadurch ist sie heilig; Gott ist auch heilig. So ist der, Mensch ein übernatürliches Ebenbild Gottes.

Mahnung. Wir staunen über die große Güte Gottes bei der Erschaffung des Menschen. Wie lieb waren ihm die Menschen, dass er sie glücklich und selig erschuf! Das war das Morgenglück der Menschheit. Bewundere aber auch die große Heiligkeit Gottes! Als Heilige und Gerechte erschuf Gott die ersten Menschen. Nicht nur als Menschenkinder, sondern als Gotteskinder gingen Adam und Eva aus der Hand Gottes hervor. «Seid heilig, denn auch ich bin heilig» (3 Mos 11,44).

Vom Sündenfall

Gott hat seinen Engeln eine Prüfung auferlegt. Eine solche Prüfung verlangte er auch von den Menschen. Durch Glauben an Gottes Wort und Gehorsam gegen sein Gebot sollen sie sich als Diener Gottes bewähren und dadurch ihr eigenes Glück und das Glück der ganzen Menschheit sicherstellen. «Von allen Bäumen darfst du essen, nur von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen» (1 Mos 2, 16 f). An diesem Gebot der Prüfung kamen die Stammeltern zum Fall und verdarben so unser erstes Glück. Sie wollten sein wie Gott (AT 4).

53. Sind die ersten Menschen so geblieben, wie Gott sie erschaffen hat?

Die ersten Menschen sind nicht so geblieben, wie Gott sie erschaffen hat. Sie haben gesündigt und sind von Gott dafür gestraft worden.

Ihre Sünde, das Essen vom verbotenen Baum, war Ungehorsam und geschah aus Stolz. Sie kannten genau das Gebot und die schweren Folgen. wenn sie es übertraten.

54. Wie waren die ersten Menschen nach dem Sündenfall?

1. Die ersten Menschen waren nicht mehr heilig und vom Himmel ausgeschlossen.

2. Körper und Geist waren geschwächt.

3. Sie mussten das Paradies verlassen, viel leiden und einst sterben.

4. Ihr Herz war zum Bösen geneigt.

Verloren gingen also die übernatürlichen Gaben; geschwächt wurden die natürlichen Gaben.

Mit dieser ersten Sünde hat aber Adam nicht nur den ersten Menschen geschadet, sondern allen seinen Nachkommen.

55. Hat die Sünde Adams allen Menschen geschadet?

Die Sünde Adams hat allen Menschen geschadet, weil die Schuld mit ihren bösen Folgen auf alle Menschen übergegangen ist.

Adam handelte als Vertreter der ganzen Menschheit und als Vater für alle seine Kinder. So ist seine Schuld auf die ganze Menschheitsfamilie übergegangen, weil alle Menschen von ihm abstammen. Daher schrieb der heilige Paulus, dass in Adam alle Menschen gesündigt haben. Seine Sünde vergiftete die Wurzel der Menschheit und teilt sich allen Zweigen und Ästen mit.

56. Wie heißt diese Sünde, die von Adam auf alle Menschen übergegangen ist?

Diese Sünde heißt Erbsünde, weil wir sie nicht selbst begangen, sondern von Adam geerbt haben.

Die Erbsünde ist also keine persönliche Sünde, sondern eine gemeinsame Familienschuld aller Menschen. Deswegen lastet diese Schuld auf allen Menschen, die zur Welt kommen.

Die Schuld der Erbsünde wird bei der Taufe ausgelöscht. Einige Folgen der Erbsünde bleiben aber auch im Getauften zurück: Krankheit und Tod, die böse Begierlichkeit und viele andere Mühsal.

57. Wer allein ist vor der Erbsünde bewahrt worden?

Maria allein ist vor der Erbsünde bewahrt worden, weil sie die Mutter Gottes war.

Maria hatte schon vom ersten Augenblick des Lebens an die heiligmachende Gnade. Sie war von der Erbsünde frei. Das nennt man die Unbefleckte Empfängnis. Diese besondere Gnade verdankt Maria dem Erlösungswerk ihres göttlichen Sohnes. Sie ist vom Heiland erlöst, jedoch herrlicher als wir: Wir sind von der Sünde befreit, sie aber ist vor der Sünde bewahrt worden. Maria ist auch frei geblieben von jeder andern Sünde und von jeder Neigung dazu. Sie war, wie der Engel sagte, «voll der Gnade».

Das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariä feiern wir am 8. Dezember.

58. Ging durch den Sündenfall alle Hoffnung auf den Himmel verloren?

Durch den Sündenfall ging nicht alle Hoffnung auf den Himmel verloren. Gott versprach und sandte den Erlöser Jesus Christus.

Schon im Paradies verhieß Gott den Menschen den Erlöser. Er sprach zur Schlange: «Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft. Sie wird dir den Kopf zertreten und du wirst ihrer Ferse nachstellen» (1 Mos 3,15 - AT 4). Das war die erste frohe Botschaft. Später hat Gott durch die Propheten und Vorbilder die Sehnsucht nach dem Erlöser wachgehalten. Erst nach mehreren tausend Jahren hat er ihn wirklich gesandt. An diesen langen Welt-Advent erinnert uns jedes Jahr die Adventszeit.

Mahnung. Ohne dieses Erbarmen Gottes, ohne den Erlöser, könnte niemand selig werden. Unmöglich wäre es, dass uns Sünden vergeben und Gnade geschenkt und dass wir selig würden. Daher singt am Weihnachtstag die Kirche an der Krippe: «Beim Herrn ist Erbarmen und bei ihm ist überreiche Erlösung» (Ps 129).

Zweiter Glaubenssatz: Und an Jesus Christus, seinen eingebornen Sohn, unsern Herrn

Im zweiten Glaubenssatz bekennen wir, dass Jesus Christus wahrer Gott ist. Der Glaube an die Gottheit Jesu Christi steht im Mittelpunkt der ganzen christlichen Religion. Christus ist nicht bloß der größte Gelehrte, der größte Menschenfreund und der größte Heilige; er ist unendlich mehr: Er ist «Gottes wesensgleicher Sohn, Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott» (Credo der heiligen Messe).

Jesus wahrer Gott

59. Wer ist Jesus Christus?

Jesus Christus ist der wahre Sohn Gottes, unser Erlöser und Heiland.

Der Name Jesus bedeutet Heiland, Erlöser. Gott selbst ließ durch den Engel dem heiligen Josef sagen: «Du sollst ihm den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen» (Mt 1, 21). Das Fest dieses heiligsten Namens feiern wir am Anfang jedes neuen Jahres.

Der Name Christus oder Messias bedeutet Gesalbter. Gesalbt wurden im Alten Bund Propheten, Priester und Könige. Jesus ist der größte Prophet, der göttliche Hohepriester und der König der Könige. Wir tragen den Ehrennamen «Christen» oder «Gesalbte», weil auch wir bei der Taufe und bei der Firmung zu Königskindem Gottes gesalbt wurden.

Jesus heißt Eingeborner Sohn Gottes, weil er die gleiche Natur hat wie der Vater und die zweite Person in Gott ist. Auch wir sind Kinder Gottes, aber angenommene aus Liebe Gottes.

60. Wer sagt uns, dass Jesus Christus wahrer Gott ist?

Dass Jesus Christus wahrer Gott ist, sagen uns die Propheten und Apostel, der himmlische Vater und Jesus selbst.

1. Der Prophet Isaias sagt: «Gott selbst wird kommen und euch erlösen» (Is 35, 4).

2. Die Apostel: Petrus bekannte: «Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes» (Mt 16, 16). Thomas rief aus: «Mein Herr und mein Gott!» (Joh 20, 28).

3. Gott Vater rief bei der Taufe Jesu im Jordan vom Himmel: «Dieser ist mein vielgeliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe» (Mt 3, 17).

4. Jesus selbst bezeugte seine Gottheit durch seine Worte und seine Wundertaten.

61. Vor wem hat Jesus Christus bekannt, dass er wahre .. Gott ist?

Dass Jesus Christus wahrer Gott ist, hat er bekannt

1. vor seinen Aposteln,

2. vor dem jüdischen Volk,

3. vor seinen Richtern.

1. Jesus hat von seinen Aposteln göttliche Verehrung angenommen. Er lobte Petrus, als er ihn Gottes Sohn nannte: «Nicht Fleisch und Blut hat dir das geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist» (Mt 16,17).

2. Die Juden fragten den Heiland: «Bist Du der Messias, so sage es uns offen heraus.» Darauf wies der Heiland auf seine Wunder hin und sagte: «Ich und der Vater sind eins» (Joh 10,30).

3. Kaiphas verlangte von Jesus unter einem Eid: «Ich beschwöre Dich bei dem lebendigen Gott: Sage uns, ob Du Christus, der Sohn Gottes bist» (Mt 26, 63). Jesus antwortete: «Ich bin es» (Mk 14, 62).

62. Wie hat Jesus bewiesen, dass er wahrer Gott ist?

Dass Jesus wahrer Gott ist, hat er bewiesen

1. durch seine Wunder,

2. durch seine Weissagungen,

3. durch sein heiliges Leben.

1. Jesus hat sehr viele Wunder gewirkt, und zwar aus eigener Kraft. So zeigte er sich als Herr über die Natur (Brotvermehrung, wunderbarer Fischfang), als Herr über die Krankheiten (Heilung von Blinden, Lahmen, Aussätzigen), als Herr über den Tod (Jüngling von Naim, Töchterchen des Jairus, Lazarus) und als Herr über die bösen Geister.

2. Jesus waren die dunkelsten Geheimnisse bekannt. Aus eigenem Wissen sagte er z.B. voraus die Verleugnung des Petrus, den Verrat des Judas, sein Leiden und seine Auferstehung, die Zerstörung von Jerusalem. Er kannte die Herzensgeheimnisse der Menschen und alle ihre Gedanken.

3. Er konnte seinen Feinden sagen: «Wer von euch kann mich einer Sünde beschuldigen?» (Joh 8, 46). Wir finden nichts in seinem Leben, was nicht heilig und göttlich ist.

63. Welches ist der größte Beweis für die Gottheit Jesu?

Der größte Beweis für die Gottheit Jesu ist seine glorreiche Auferstehung von den Toten.

Die Auferstehung Jesu ist durch zuverlässige Zeugen einwandfrei bewiesen. Die Apostel waren Augen- und Ohrenzeugen. Sie besiegelten ihr Zeugnis mit ihrem Blut, sie sind Blutzeugen. Die Auferstehung Jesu ist also eine geschichtliche Tatsache. Es wäre unvernünftig und ungerecht, solchen Zeugen nicht zu glauben.

Mahnung. Von jeher hat die katholische Kirche gelehrt, dass Jesus Christus wahrer Gott ist. Für diesen Glauben haben die Märtyrer ihr Blut vergossen. Halte auch du dich immer an die Lehre der heiligen Kirche! Bekenne diesen Glauben freudig im Gloria der heiligen Messe: «Du allein bist der Heilige! Du allein der Herr! Du allein der Allerhöchste, Jesus Christus.»

Dritter Glaubenssatz: Der empfangen ist vom Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau

Jesus wahrer Mensch

Im dritten Glaubenssatz bekennen wir, dass unser Erlöser wahrer Mensch ist. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden. Er hat zu seiner Gottheit noch eine zweite Natur angenommen, die Menschheit. Nur so konnte er leidend und sterbend die Welt erlösen.

64. Wozu ist der Sohn Gottes Mensch geworden?

Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, um uns zu erlösen.

65. Was heißt das: Der Sohn Gottes ist Mensch geworden?

Der Sohn Gottes ist Mensch geworden heißt: Er hat einen Leib und eine Seele angenommen, wie wir Menschen haben.

Wir beten im Englischen Gruß: «Und das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt» (Joh 1, 14). Der Sohn Gottes ist Fleisch, d. h. Mensch geworden, als Maria ihn empfing und an Weihnachten der Welt schenkte. So ist er unser Bruder geworden und hat die Leiden und Mühen des menschlichen Lebens auf sich genommen. So groß war seine Liebe zu uns.

66. Wer ist also Jesus Christus?

Jesus Christus ist also der Gott-Mensch, wahrer Gott und wahrer Mensch.

Wahrer Gott ist er von Ewigkeit her, wahrer Mensch seit der Menschwerdung. An die Menschwerdung des Gottessohnes erinnern uns die Feste Mariä Verkündigung am 25. März und Weihnachten am 25. Dezember.

Jesus Christus hat also zwei Naturen, die göttliche, weil er Gott ist, die menschliche, weil er Mensch ist. In Christus ist aber nur eine Person, die zweite Person Gottes. Leib und Blut, Herz und Seele des Erlösers gehören dieser göttlichen Person. Darum beten wir das göttliche Herz Jesu an, feiern sein Fest am Freitag nach der Fronleichnams-Oktav und erinnern uns daran am ersten Freitag jedes Monats. Herz Jesu, in welchem die ganze Fülle der Gottheit wohnt, erbarme Dich unser! (Herz-Jesu-Litanei). Am 1. Juli feiern wir das Fest des kostbaren Blutes Christi.

67. Wer ist die Mutter Jesu?

Die Mutter Jesu ist die reinste Jungfrau Maria. Sie wird Mutter Gottes genannt.

Maria ist die wirkliche, wahre Mutter Jesu. Sie hat den Sohn Gottes vom Heiligen Geist empfangen und in Bethlehem geboren. Gottesmutter ist sie, weil ihr Sohn wahrer Gott ist.

68. Warum ist Maria auch unsere Mutter?

Maria ist auch unsere Mutter, weil wir als Kinder Gottes Brüder und Schwestern Christi sind und weil Jesus selbst sie uns zur Mutter gab.

Durch die Gnade sind wir Glieder des geheimnisvollen Leibes, dessen Haupt Christus ist. Maria, die Mutter des Hauptes, ist auch die Mutter der Glieder, also unsere Mutter. - Am Kreuz sprach Jesus zu Johannes: «Siehe da deine Mutter!» (Joh 19, 27). Daher liebt das christliche Volk seine himmlische Mutter so sehr, und selbst bei der heiligen Messe wird ihr Name dreimal genannt.

69. Wer ist der heilige Josef?

Der heilige Josef ist der Nähr- und Pflegevater Jesu.

Der heilige Josef ist also nicht der eigentliche Vater Jesu. Das ist der himmlische Vater. Als der zwölfjährige Jesus von Maria und Josef im Tempel wieder gefunden wurde, sagte er zu ihnen: «Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist?» (Lk 2, 49l.

Josef war vor Gott gerecht. Er wurde auserwählt, Pflegevater Jesu, Bräutigam der Gottesmutter und Haupt der Heiligen Familie zu sein. Welch hohe Würde! Sein Fest feiern wir am 19. März, sein Fest als Schutzherr der Kirche am Mittwoch nach dem zweiten Sonntag nach Ostern.

Jesus unser Erlöser

Der Gottessohn ist Mensch geworden, um uns zu erlösen. Deshalb verkündete der Engel dem heiligen Josef: «Er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen» (Mt 1,21). Die Pharisäer warfen ihm vor, dass er mit Sündern gehe und mit ihnen am Tische sitze. Er antwortete darauf: «Der Menschensohn ist gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren war» (Lk 19, 10).

70. Woher wissen wir, dass Jesus unser Erlöser ist?

Dass Jesus unser Erlöser ist, wissen wir

1. weil Gott es durch den Engel dem heiligen Josef verkündet hat,

2. weil Christus es selbst gesagt hat,

3. weil sich nur an ihm die Weissagungen und Vorbilder über die Erlösung erfüllt haben.

1. Zum heiligen Josef sprach der Engel: «Du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk erlösen von dessen Sünden» (Mt 1, 21).

2. Von sich selbst sagte Christus: «Der Menschensohn ist gekommen zu suchen und selig zu machen, was verloren war» (Lk 19, 10).

3. Weissagungen und Vorbilder: Die Propheten haben des Erlösers Geburt, seine Wunder, sein Leiden und Sterben und seine Auferstehung geweissagt.

Geburt: Seine Mutter wird eine Jungfrau sein: «Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären» (Is 7,14).

Ort: «Du Bethlehem bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas; denn aus dir wird hervorgehen der Herrscher in Israel» (Mich 5, 2).

Zeit: «Das Zepter wird nicht von Juda weichen, bis der kommt, auf den die Völker harren» (1 Mos 49, 10).

Wunder: «Gott selbst wird kommen und euch erlösen; dann öffnen sich der Blinden Augen, der Tauben Ohren tun sich auf; dann springet wie ein Hirsch der Lahme, der Stummen Zunge jauchzet auf» (Is 35, 5 f).

Leiden und Sterben: Die Propheten sagten bis ins einzelne voraus: Der Erlöser werde um 30 Silberlinge verraten, er werde geschlagen, angespien, mit Essig und Galle getränkt, seine Hände und Füße werden durchbohrt, seine Kleider verteilt, und um sein Gewand werde das Los geworfen.

Auferstehung: Isaias verkündete: «Sein Grab wird herrlich sein» (Is 11,10). «Du wirst, o Herr, meine' Seele nicht im Totenreich und Deinen Heiligen nicht die Verwesung schauen lassen» (Ps 15). Alle diese Weissagungen sind an Christus erfüllt worden.

Vorbilder: Isaak, der sein Holz auf den Opferberg Moria getragen hat. - Kreuzweg.

Joseph, der um 20 Silberlinge verkauft wurde. - Jesus, von Judas verraten.

Das Osterlamm, an dem kein Bein gebrochen wurde und durch dessen Blut die Israeliten vor dem Würgengel bewahrt wurden. Lamm Gottes am Kreuz.

Die eherne Schlange: Wer zu ihr hinaufschaute, wurde vom Schlangenbiss geheilt. - Im Kreuz ist Heil.

Melchisedech mit seinem Opfer von Brot und Wein. - Opfer des Abendmahles.

Jonas, der am dritten Tag aus dem Leib des Fisches hervorging - Auferstehung.

Mahnung. Nie werden wir imstande sein, Gott genug zu danken für die Wohltaten der Erlösung. Durch die Sünde stieß der Mensch die Gnade und Liebe Gottes von sich und geriet in die Gewalt des bösen Feindes. In diesem Elend hätte Gott uns lassen können. Doch er hat es nicht getan. «So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn dahin gab» (Joh 3, 16). Zum Dank für die Menschwerdung und Erlösung beten wir täglich dreimal den Englischen Gruß.

Vierter Glaubenssatz: Gelitten hat unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben worden

Der vierte Glaubenssatz erklärt uns, wie der Heiland uns erlöst hat. Er hat uns erlöst durch sein bitteres Leiden und seinen Kreuzestod, Krippe und Kreuz, Bethlehem und Golgotha sind die ergreifenden Denkmäler der Gottesliebe.

71. Was geschah durch den Tod Jesu am Kreuz?

Durch den Tod am Kreuz hat Jesus

1. die Welt erlöst,

2. dem himmlischen Vater ein vollkommenes Opfer dargebracht,

3. die Kirche des Neuen Bundes gestiftet.

Der Alte Bund wurde also aufgehoben. Den Neuen Bund schloss Jesus mit seinem göttlichen Opferblut. Über dieses Opfer Jesu siehe Fragen 220-230.

Papst Pius XII. lehrt in einem seiner Rundschreiben: «Die Kirche wurde am Kreuze aus der Seite des Erlösers geboren als neue Eva und Mutter aller Lebendigen.»

Jesus hat als Mensch gelitten und den Tod erduldet. Als Gott konnte er nicht leiden.

Er hat an Leib und Seele gelitten. Am Leib ertrug er unerhörte Qual; aber noch größer war das Leid und Weh seiner gepeinigten Seele.

Er hat freiwillig gelitten. Er begann sein Leiden wann er wollte und übergab sich freiwillig in die Hände seiner Henker. Leicht hätte er sich mit einem Wunder helfen können.

Die Opfer des Alten Bundes konnten uns nicht die Erlösung bringen. Sie waren nicht vollkommen. Das Opfer Jesu am Kreuz aber war vollkommen und hatte unendlichen Wert; denn Jesus ist Gott. Ein einziger Tropfen des Heilandsblutes hätte genügt, um tausend Welten zu erlösen. Aber Jesus hat all sein Blut in bittern Schmerzen vergießen wollen um zu zeigen, wie groß seine Liebe und wie groß unsere Sünde ist.

72. Wovon hat uns Jesus erlöst?

Jesus hat uns erlöst von Sünde und Strafe.

Von Sünde hat er uns erlöst: Er hat ihre unendliche Schuld bezahlt. Nun kann sie uns nachgelassen werden in den Sakramenten und durch die Reue. «Sehet das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünden der Welt» (Joh 1,29).

Von Strafe sind wir erlöst: Keiner kommt in die Hölle, der Christus treu bleibt. «Es gibt keine Verdammnis mehr für jene, welche in Christus Jesus sind» (Röm 8, 1).

73. Was hat uns Jesus am Kreuz verdient?

Jesus hat uns am Kreuz überreiche Gnaden verdient, durch die wir auf Erden heilig und im Himmel selig werden können.

Alle Menschen sind erlöst. Für alle Menschen ist Jesus gestorben. Der Himmel, der seit Adams Sünde verschlossen war, ist durch das Kreuz wieder geöffnet worden. Jeder kann in den Himmel eingehen, wenn er tut, was der Heiland befohlen hat. «Jetzt aber, da ihr von Sünde frei Gott dient, erhaltet ihr als eure Frucht die Heiligkeit, die schließlich zum ewigen Leben führt» (Röm 6,22).

74. Was zeigt uns das durchbohrte Herz Jesu?

Das durchbohrte Herz Jesu zeigt uns, dass der Heiland wirklich tot war und aus Liebe zu uns alles hingab.

Jesus ließ sein Herz mit der Lanze durchbohren zum Zeichen seines wirklichen Todes. Johannes, der unter dem Kreuze stand, ist uns dafür Zeuge: «Sogleich floss Blut und Wasser heraus» (Joh 19,34). So opferte der Herr sein kostbares Blut bis zum letzten Tropfen.

Mahnung. Jeder Freitag erinnert uns an den blutigen Karfreitag. Jeder Herz-Jesu-Freitag mahnt uns an die unergründliche Liebe Jesu. Deshalb bringen wir gern das Opfer des fleischlosen Tages. Das gläubige Volk zeigt die große Liebe zum gekreuzigten Heiland, indem es an Wegen, auf Alpen und Bergen Kreuze errichtet. In jeder Wohnung gehört dem Kreuz der Ehrenplatz. Wir lieben die Andachten zum Leiden Jesu: Den schmerzhaften Rosenkranz, die Kreuzweg-Andacht, die Andacht zu den heiligen fünf Wunden, die Herz-Jesu-Andacht. «Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus, und sagen Dir Dank; denn durch Dein heiliges Kreuz hast Du die ganze Welt erlöst!»

Fünfter Glaubenssatz: Abgestiegen zu der Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten

Wir bekennen: Jesus Christus hat die Seelen der Gerechten aus der Vorhölle befreit und ist an Ostern glorreich aus dem Grabe auferstanden, wie er es vorausgesagt hat. Er ist der Sieger über Tod und Sünde, und das Kreuz wurde zum Zeichen des Sieges für alle Erlösten.

75. Wohin ist nach dem Tode Jesu seine Seele gegangen?

Nach dem Tode Jesu ist seine Seele in die Vorhölle gegangen zu den Seelen der Gerechten.

Die Vorhölle ist nicht etwa der Ort der Verdammten und auch nicht das Fegfeuer. Sie ist jener Ort, wo die Seelen der verstorbenen Gerechten des Alten Bundes auf die Erlösung warteten. Sie konnten nicht zur Anschauung Gottes gelangen, bis der Himmel geöffnet war. Kennst du Namen dieser Gerechten des Alten Bundes?

76. Was hat Jesus am dritten Tage getan?

Am dritten Tage ist Jesus glorreich von den Toten auferstanden.

Der Leib wurde mit der Seele wieder vereinigt. So wurde er wieder lebendig.

Jesus stand aus dem verschlossenen Grabe auf. Ein Engel wälzte nachher den Stein weg zum Zeichen: Das Grab ist leer, der Herr ist auferstanden.

Glorreich heißt verklärt. Der Leib des Auferstandenen war strahlend wie die Sonne, fein und alles durchdringend, schnell wie der Gedanke, unfähig zu leiden und zu sterben. An diesem Leib behielt Jesus seine Wundmale bei. Sie sollten zeigen: Es ist der gleiche Leib, der am Kreuze hing und im Grabe lag.

77. Wer bezeugt uns, dass Jesus von den Toten auferstanden ist?

Dass Jesus von den Toten auferstanden ist, bezeugen uns

1. seine Apostel und Jünger,

2. seine Feinde.

1. Augen- und Ohrenzeugen gelten immer als die besten Zeugen. Solche waren die Apostel. Sie haben den Auferstandenen oft gesehen, gehört, ihn berührt, mit ihm gegessen.

Die Apostel und Jünger sind auch Blutzeugen. Sie verkündeten überall die Auferstehung Christi und gaben dafür ihr Leben hin.

2. Die Wachen am Grab Jesu bekamen von den Hohenpriestern Geld, damit sie nichts von seiner Auferstehung sagten. Sie logen, die Jünger hätten den Leichnam des Heilandes in der Nacht gestohlen.

78. Was zeigt uns Jesus Christus durch seine Auferstehung?

Jesus Christus zeigt uns durch seine Auferstehung,

1. dass er wahrhaft Gott ist,

2. dass auch wir einst von den Toten auferstehen.

1. Jesus ist aus eigener Kraft auferstanden, wie er aus eigener Kraft Tote erweckt hat.

2. Jesus ist das Haupt und wir sind die Glieder. Ist das Haupt auferstanden, so werden auch die Glieder auferstehen. «Wie sagen einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung? Wenn es keine Auferstehung von den Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferstanden» (1 Kor 15, 12 f).

79. Wie lange blieb Jesus nach der Auferstehung noch auf Erden?

Nach der Auferstehung blieb Jesus noch vierzig Tage auf Erden.

In dieser Zeit ist er oft den Aposteln und Jüngern erschienen. Der heilige Paulus berichtet, dass er einmal mehr als 500 Menschen erschien. Er belehrte sie über die Kirche, setzte das Sakrament der Buße ein, machte Petrus zum obersten Hirten und gab ihnen Verständnis für die Heilige Schrift.

Wir feiern die Auferstehung des Herrn am Ostersonntag. Die Osterkerze ist ein Sinnbild des Auferstandenen. Das Osterfest ist das größte aller Feste. Jeder Sonntag ist eine Erinnerung an Ostern.

Mahnung. Auch wir müssen auferstehen zu einem neuen, sündelosen Leben. «Gleich wie Christus von den Toten auferstanden ist, so sollen auch wir'in einem neuen Leben wandeln» (Röm 6,4).

«Ich sag', es hilft dir nichts, dass Christus auferstanden,
Wenn du noch liegen bleibst in Sünd' und Todesbanden.» Angelus Silesius

Sechster Glaubenssatz: Aufgefahren in den Himmel, sitzet zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters

Im sechsten Glaubenssatz bekennen wir unsern Glauben an die wunderbare Himmelfahrt und an die ewige Verherrlichung unseres Heilandes zur Rechten des Vaters. Herrlichkeit und Ehre hat ihm der Vater bereitet, Recht und Gerechtigkeit haben gesiegt. Mit großer Sehnsucht hat Jesus in der Nacht vor seinem Tod um diese Verherrlichung gefleht: «Und nun Vater, verherrliche Du mich bei Dir mit der Herrlichkeit, die ich bei Dir hatte, ehe die Welt war» (Joh 17,51.

80. Was hat Jesus vierzig Tage nach seiner Auferstehung getan?

Vierzig Tage nach seiner Auferstehung ist Jesus aus eigener Kraft mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren.

Der heilige Lukas schildert die Himmelfahrt: «Während er sie segnete, wurde er aufgenommen in den Himmel» (Lk 24,51 NT 95). Diese Tatsache feiern wir am Fest Christi Himmelfahrt. In der heiligen Messe nach dem Evangelium wird die Osterkerze ausgelöscht, zum Zeichen, dass der Auferstandene nicht mehr sichtbar unter uns weilt. Aus eigener Kraft stieg Jesus in den Himmel auf, also nicht wie Maria.

Mit Leib und Seele: Also ist Jesus auch als Mensch im Himmel verherrlicht und gegenwärtig. Als Gott ist er ja allgegenwärtig.

81. Wer ist mit Jesus in den Himmel eingegangen?

Mit Jesus sind auch die Gerechten aus der Vorhölle In den Himmel eingegangen.

Ein gewaltiger Chor von befreiten Seelen zog mit dem Auferstandenen in den Himmel ein. Was für ein Jubel erfüllte sie, als sie Gottes Herrlichkeit schauen durften und den Sieger über Sünde und Tod zum himmlischen Thron begleiteten. Jesus ist in den Himmel aufgefahren vom Ölberg aus, wo sein Leiden angefangen hat.

82. Wozu ist Jesus in den Himmel aufgefahren?

Jesus ist in den Himmel aufgefahren

1. um auch als Mensch verherrlicht zu werden,

2. um uns eine Wohnung zu bereiten,

3. um im Himmel unser Fürsprecher und Richter zu sein.

1. Wenn wir beten: «Sitzet zur Rechten Hand Gottes», dann heißt das: Jesus nimmt auch als Mensch teil an der göttlichen Macht und Herrlichkeit. Bis jetzt hatte er diese Verherrlichung als Mensch noch nicht. Er war erniedrigt durch Mühsal und Leiden, Anfeindung und Verhöhnung.

2. In seiner Abschiedsrede tröstete der Heiland die betrübten Apostel: «In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen ... Ich gehe hin, euch einen Ort zu bereiten» (Joh 14,2).

3. «Wir haben einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus» (1 Joh 2, 1).

Weil Jesus die Menschen von den Sünden erlöst hat, wird er auch über ihre Sünden richten. «Der Vater richtet niemand, sondern er hat alles Gericht dem Sohn übergeben» (Joh 5,22).

Mahnung. Sursum corda - Empor die Herzen! So mahnt uns Christi Himmelfahrt. Der Himmel ist der Ort, den der Herr dir bereitet hat. Verliere ihn nicht! Keine Mühe, kein Kampf, kein Opfer sei dir zu schwer. Höre die Mahnung des heiligen Paulus: «Suchet, was droben ist, wo Christus ist, der zur Rechten Gottes sitzt!» (Kol 3,1).

Siebenter Glaubenssatz: Von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten

Wir bekennen: Jesus Christus wird am Ende der Zeiten wieder kommen als Weltenrichter. «Wir alle müssen vor dem Richterstuhl Gottes erscheinen, damit jeder den Lohn empfange, je nachdem er in seinem Leben Gutes oder Böses getan hat» (2 Kor 5,10).

83. Wann wird Jesus wieder sichtbar auf die Erde kommen?

Jesus wird am Ende der Welt wieder sichtbar auf die Erde kommen.

Als die Apostel am Tage der Himmelfahrt ihren geliebten Heiland und Meister zum Himmel auffahren sahen, wurden sie von zwei Engeln getröstet mit dem Versprechen: «Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen ist, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen» (Apg 1,11).

«Von dannen» heißt «von woher», vom Himmel, wo Christus zur Rechten des Vaters thront. Vor der Wiederkunft des Herrn werden die Toten aus ihren Gräbern auferstehen.

84. Wozu wird Jesus wiederkommen?

Jesus wird wiederkommen, um die Menschen zu richten, die Lebendigen und die Toten, die Guten und die Bösen.

85. Wie wird Jesus wiederkommen?

Jesus wird wiederkommen mit großer Macht und Herrlichkeit.

Er wird kommen auf den Wolken des Himmels, mit strahlenden Wundmalen, umgeben von seinen Engeln, als majestätischer König.

86. Wie heißt dieses Gericht?

Dieses Gericht heißt das Jüngste Gericht, das allgemeine Gericht oder das Weltgericht.

Jüngstes Gericht heißt es, weil es am jüngsten, d. h. am letzten Tage stattfinden wird. Weil an diesem Tag der Richter in heiligem Zorn die Bösen verurteilt, heißt er «Tag des Zornes, dies irae». Allgemeines und Welt-Gericht wird es genannt, weil alle Menschen zusammen gerichtet werden, die ganze Welt.

Wann das Ende der Welt sein wird, wissen wir nicht. «Den Tag und die Stunde weiß niemand, auch die Engel des Himmels nicht, nur der Vater allein» (Mt 24, 36).

87. Warum wird das allgemeine Gericht gehalten?

Das allgemeine Gericht wird gehalten

1. damit Jesus vor aller Welt verherrlicht wird,

2. damit vor aller Welt die Guten ihren Lohn und die Bösen ihre Strafe erhalten.

1. An diesem Tage werden alle Menschen, auch die Gottlosen und Christusfeinde, dem Sohn Gottes huldigen und ihn anerkennen.

2. Dann stehen die Gerechten den Ungerechten gegenüber, die sie verfolgt und verspottet haben. «Die Gottlosen werden vor Angst seufzen: Sie sind es, die wir einst verachtet und mit schimpflichen Reden verhöhnt haben. Wir Toren hielten ihr Leben für Unsinn und ihr Ende für ehrlos. Siehe, wie sie unter die Kinder Gottes gezählt sind und ihr Anteil bei den Heiligen ist» (Weish 5, 1-5).

88. Was wird der Richter zu den Guten und zu den Bösen sagen?

1. Zu den Guten wird der Richter sagen: «Kommet ihr Gesegneten meines Vaters und besitzet das Reich, das euch seit Anfang der Welt bereitet ist.»

2. Zu den Bösen aber wird der Richter sagen: «Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.» (Mt 25-NT 73.)

Der Heiland hat vorausgesagt, dass wir beim Jüngsten Gericht vor allem nach den Werken der Barmherzigkeit gerichtet werden. Die Barmherzigen werden belohnt: «Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan» (Mt 25,40). Die Trägen und Unbarmherzigen werden bestraft: «Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan» (Mt 25, 45).

89. Was wird nach dem Weltgericht geschehen?

Nach dem Weltgericht werden die Bösen mit Leib und Seele in die Hölle geworfen, die Guten aber mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen.

Der Heiland schließt seine Rede vom letzten Gericht: «Und diese werden eingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben» (Mt 25, 46).

Vom Leib der Menschen beim Weltgericht siehe Fragen 137-138.

Mahnung:

Das Unkraut wirft man in das Feuer,
Den Weizen führt man in die Scheuer.
Die Bösen gehn zur Höllenpein,
Die Guten in den Himmel ein.

Achter Glaubenssatz: Ich glaube an den Heiligen Geist

Im achten Glaubenssatz bekennen wir unsern Glauben an die dritte Person in Gott, an Gott den Heiligen Geist. Er ist unser Herr und Lebendigmacher, «Der vom Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn zugleich angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten» (Credo der heiligen Messe).

Gott Vater hat uns zur Heiligung berufen durch die Gnade, Christus hat uns die Gnade verdient, der Heilige Geist teilt sie uns aus. Er reinigt und heiligt uns.

Wir sagen «Heiliger Geist» nicht nur, weil er Gott ist, sondern weil er uns heilig macht. Wir nennen ihn darum auch Heiligmacher, Gnadenspender.

90. Wer ist der Heilige Geist?

Der Heilige Geist ist die dritte Person in Gott, also wahrer Gott wie der Vater und der Sohn.

Deswegen muss man ihn «mit dem Vater und dem Sohn zugleich» anbeten.

Dargestellt wird der Heilige Geist gewöhnlich in der Gestalt einer Taube, weil er so bei der Taufe Jesu erschien.

91. Wann ist der Heilige Geist der Kirche gesandt worden?

Der Heilige Geist ist der Kirche am Pfingstfest gesandt worden.

Am Pfingstfest, dem fünfzigsten Tag nach Ostern, trat die Kirche zum ersten Mal sichtbar an die Öffentlichkeit.

Der Heilige Geist kam im Sturmwind: Er ist gewaltig. Er kam in Gestalt von Zungen: Er macht die Apostel zu Predigern und Verkündern des Gottesreiches. Er kam wie ein loderndes Feuer: Er erleuchtet und entzündet die Herzen mit der Glut der Liebe.

92. Was hat der Heilige Geist in den Aposteln gewirkt?

Der Heilige Geist hat die Apostel erleuchtet, gestärkt und ihnen besondere Gnaden gegeben.

Erleuchtung: Die ungelehrten Fischer konnten jetzt predigen, die Heilige Schrift richtig erklären und Gottes Wort niederschreiben.

Stärkung: Die furchtsamen Apostel wurden mit Mut erfüllt. Sie traten vor das feindselige, widersprechende Volk, verkündeten ihm unerschrocken die Wahrheit und ertrugen deshalb Geißeln, Kerker und, Martertod.

Besondere Gnaden: Die Apostel bekamen die Sprachen- und Wundergabe.

93. Wie wirkt der Heilige Geist in der Kirche?

Der Heilige Geist lehrt die Kirche alle Wahrheit bis ans Ende der Welt.

Jesus hat der jungen Kirche versprochen: «Wenn jener Geist der Wahrheit kommen wird, so wird, er euch alle Wahrheit lehren» (Joh 16,13). Deshalb ist die Kirche unfehlbar in der Verkündigung des Glaubens und der Gebote.

Weiter versprach Jesus: «Der Vater wird euch einen andern Tröster geben, der ewig bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit» (Joh 14, 16 f). Deshalb ist der Heilige Geist Beistand und Tröster der Kirche, und er verlässt sie nie.

94. Wie wirkt der Heilige Geist in uns?

Der Heilige Geist heiligt uns und hilft uns durch die Gnade.

Uns ist erstmais der Heilige Geist gesandt worden bei der Taufe, später in besonderer Weise bei der Firmung.

Er wohnt in uns durch die heiligmachende Gnade: «Wisst ihr nicht, dass ihr ein Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt?» (1 Kor 3, 16).

95. Was vertreibt den Heiligen Geist aus der Seele?

Die Todsünde vertreibt den Heiligen Geist aus der Seele.

Die Seele des Todsünders ist wie ein erbrochener Tabernakel aus dem das Allerheiligsten geraubt ist.

Paulus warnt: «Löscht den Heiligen Geist nicht aus!» (1 Thess 5, 19) und «Betrübt nicht den Heiligen Geist!» (Eph. 4, 30).

Mahnung: Wenn wir auf den Heiligen Geist nicht hören, ist unsere Seele in größter Gefahr, seine Gnade zu verlieren und zur Wohnung des bösen Geistes zu werden. Rufe daher den Heiligen Geist oft und inständig an! Bitte um seine Hilfe in allen wichtigen Dingen und in der Versuchung, in Verzagtheit und Mutlosigkeit. Er ist der Tröster. Unser Landesvater Bruder Klaus schrieb an die Berner: «Der Heilige Geist sei euer letzter Lohn.»

Neunter Glaubenssatz: Eine heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen

Im neunten Glaubenssatz bekennen wir zwei große Wahrheiten:

1. Die katholische Kirche ist unsere Mutter und Erzieherin.

2. Die katholische Kirche ist die Gemeinschaft aller Heiligen. In ihr finden wir Christus: Seine Lehre, seine Gnaden, seine Gewalten, sein Opfer und sein Fleisch und Blut. In der Kirche lebt Christus unter uns weiter. Dann bekennen wir: Die Glieder der Kirche gehören als große Familie zueinander und sind verbunden mit den Seelen im Fegfeuer und mit den Engeln und Heiligen im Himmel.

96. Wie hat Jesus Christus die Kirche gegründet?

Jesus Christus hat Gläubige um sich gesammelt und ihnen Hirten gegeben.

Aus der Schar der Gläubigen wählte der Heiland Jünger, aus den Jüngern Apostel, und über alle setzte er als Oberhaupt den heiligen Petrus ein. So ist die Kirche nach dem Gleichnis des Heilandes eine Herde Gottes. Sie hat Lämmer, Schafe und Hirten, und über diesen steht der oberste Hirte. Darüber berichten die Evangelisten: «Nach Tagesanbruch berief er seine Jünger zu sich und wählte zwölf aus ihnen aus, die er Apostel nannte» (Lk 6,13). Später machte er Petrus zum obersten Hirten: «Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!» (Joh 21,15f).

97 . Was ist die Kirche?

1. Die Kirche ist der geheimnisvolle Leib Christi.

2. Sie ist das sichtbare Reich Christi auf Erden mit Papst, Bischöfen, Priestern und Laien.

1. Der Heiland hat die Kirche verglichen mit dem Weinstock und den Rebzweigen. Er ist der Weinstock, und die Kirche ist mit ihm verbunden wie die Zweige, die vom Weinstock Leben und Kraft erhalten. Der heilige Paulus brauchte den Vergleich: Christus ist das Haupt und wir sind die Glieder eines geheimnisvollen Leibes. «Wir viele zusammen bilden einen Leib in Christus, einzeln sind wir aber untereinander Glieder» (Röm 12,5).

2. Die Kirche auf Erden ist das sichtbare Reich Christi mit Papst, Bischöfen, Priestern und Laien.

98. Wozu hat Christus die Kirche gegründet?

Christus hat die Kirche gegründet, damit sie alle Menschen lehre, heilige und in den Himmel führe.

99. Welche Ämter hat also Christus der Kirche übertragen?

Christus hat der Kirche das Lehramt, Priesteramt und das Hirtenamt übertragen.

Jesus Christus ist vom Vater in die Welt gesandt worden als der göttliche Lehrer, Priester und Hirte. Dieses dreifache Amt hat er dann seinen Aposteln und allen ihren Nachfolgern übertragen.

100. Mit welchen Worten hat Christus diese Ämter übertragen?

Christus sagte zu den Aposteln: «Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch» (Joh 20, 21).

Das Lehramt übertrug er ihnen, als er sprach: «Gehet hin und lehret alle Völker» (Mt 28,19).

Das Priesteramt: «Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes» (Mt 28,19). «Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen» (Joh 20,23). «Tut dies zu meinem Andenken» (Lk 22,19).

Das Hirtenamt: «Lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe» (Mt 28,20).

Gewaltige Aufgaben und eine unvergleichliche Würde hat der göttliche Meister den Aposteln übertragen: Sie wurden die Lehrer aller Völker, Vermittler zwischen Gott und den Menschen und Führer aller Gläubigen auf dem Weg zu Gott.

101. Wen hat Christus zum Fundament und Oberhaupt seiner Kirche gemacht?

Christus hat den heiligen Petrus zum Fundament und Oberhaupt der Kirche gemacht, zu ihrem obersten Gesetzgeber und Hirten.

Christus ist und bleibt das unsichtbare Oberhaupt der Kirche; Petrus ist das sichtbare.

1. Wie das Gebäude auf dem Fundament ruht, so ruht die Kirche auf Petrus. «Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen» (Mt 16, 18).

2, Wer die Schlüssel des Hauses hat, ist das Oberhaupt. Petrus erhielt die Schlüsselgewalt. «Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben» (Mt 16, 19). Weil Petrus von Jesus die Schlüssel des Himmelreiches erhielt, ist er Jesu Stellvertreter, Jesu Statthalter auf Erden.

3. «Alles, was du binden wirst auf Erden, das wird auch im Himmel gebunden sein. Und alles, was du lösen wirst auf Erden, wird auch im Himmel gelöst sein» (Mt 16,19). Binden heißt: Gesetze geben oder Strafen auferlegen. Lösen heißt: Gesetze wieder aufheben oder Strafen nachlassen. So hat der Papst Gesetzesgewalt und Strafgewalt.

4. «Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!» (Joh 21, 15 f). Mit diesen Worten erhielt Petrus die Hirtengewalt über die ganze Herde Christi.

Der heilige Petrus hat die oberste Gewalt über die Kirche wirklich ausgeübt. Die Apostelgeschichte berichtet: Petrus leitete die Wahl des Apostels Matthias, redete am Pfingstfest im Namen aller, leitete die Versammlung der Apostel in Jerusalem. Immer wird er in der Heiligen Schrift als erster genannt, trotzdem er nicht der Erstberufene war.

102. Wer ist der Nachfolger des heiligen Petrus?

Der Nachfolger des heiligen Petrus ist der Bischof von Rom, der Papst.

Weil die Kirche fortdauern soll bis an das Ende der Welt, muss auch ihr Fundament fortbestehen. Ferner braucht sie allezeit den Schlüsselträger und obersten Hirten. Petrus wirkte und starb als Bischof von Rom. Daher ist sein Nachfolger auf dem Bischofsstuhl von Rom der oberste Hirte der Kirche. Der erste Papst war also Petrus.

103. Was ist also der Papst?

Der Papst ist also das Fundament und Oberhaupt der Kirche, ihr oberster Gesetzgeber und Hirte.

Dieses Amt wird «Primat» genannt, das heißt «erste Stelle». Wir nennen den Papst auch «Heiligen Vater» und «Statthalter Christi». Papst bedeutet Vater. Die dreifache Krone (Tiara) bedeutet das dreifache Amt: das oberste Lehr-, Priester- und Hirtenamt. Die Würde des Papstes ist groß. Ebenso groß ist seine Verantwortung vor Gott. So ist die goldene Krone zugleich eine dreifache Dornenkrone.

104. Auf wen haben die Apostel ihr Amt übertragen?

Die Apostel haben ihr Amt auf die Bischöfe übertragen.

Paulus setzte Titus zum Bischof von Kreta ein. Timotheus machte er zum Bischof von Ephesus.

105. Was sind also die Bischöfe?

Die Bischöfe sind die Nachfolger der Apostel.

Sie sind die Träger des dreifachen Amtes, welches Jesus den Aposteln anvertraut hatte.

106. Welches sind die besondern Gewalten der Bischöfe?

Die Bischöfe leiten ihre Bistümer und spenden die Sakramente der Firmung und der Priesterweihe.

Das Bistum wird auch Diözese genannt.

Die Schweiz hat fünf Bistümer: Basel, Lausanne-Genf-Freiburg, Chur, St. Gallen, Sitten und die Apostolische Administratur Lugano.

Paulus mahnte die Bischöfe von Kleinasien : «Habt acht auf euch und auf die ganze Herde, worin euch der Heilige Geist zu Bischöfen gemacht hat, die Kirche Gottes zu regieren» (Apg 20, 28). Die Bischöfe nehmen auch die feierlichen Weihungen vor. Sie weihen Kirchen, Altäre, die heiligen Öle, Kelche, Patenen usw.

107. Welches sind die Gehilfen der Bischöfe?

Die Gehilfen der Bischöfe sind die Priester.

Der Bischof sendet Priester in die Gemeinden. In seinem Auftrag lehren und leiten sie die Gläubigen, bringen das heilige Opfer dar und spenden die Sakramente.

Die Diözese besteht aus Pfarreien. Mehrere Pfarreien bilden ein Dekanat. Der geistliche Vater der Pfarrei ist der Pfarrer.

Mahnung. Ein Werk der göttlichen Weisheit und Güte ist die katholische Kirche! Schon seit alter Zeit heißt sie die Mutter der Gläubigen. Die Gläubigen sind verbunden mit ihren Priestern, die Priester mit dem Bischof und der Bischof mit dem Papst, der Papst mit dem Hohenpriester Jesus Christus. Bete für Papst, Bischöfe und Priester! «Gedenket eurer Hirten, die euch das Wort Gottes verkündet haben und über die Seelen wachen, für die sie Gott Rechenschaft ablegen müssen» (Laudate).

Die göttliche Leitung der Kirche

108. Wer leitet unsere Kirche?

Christus leitet unsere Kirche durch den Heiligen Geist; er sagte: «Seht, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt» (Mt 28,20).

In seiner Abschiedsrede beim letzten Abendmahl versprach der Heiland den Aposteln seinen immerwährenden Beistand und seine bleibende Gegenwart. «Der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe» (Joh 14,26).

Am heiligen Pfingsttag ist dieses Versprechen in Erfüllung gegangen. Der Heilige Geist stieg auf die Apostel herab. Er erfüllte die Hirten der Kirche und ist seitdem unsichtbar gegenwärtig im Gottesreich auf Erden. Daher nennt der heilige Augustinus die Kirche das Reich des Heiligen Geistes.

109. Wie wirkt der Heilige Geist in der Kirche?

Der Heilige Geist macht die Kirche unfehlbar, das heißt: Sie kann in Sachen des Glaubens und der Sitten nichts Falsches lehren.

Die Kirche ist unfehlbar: 1. Weil Christus selbst allzeit bei der Kirche bleibt. 2. Weil Christus der Kirche den immerwährenden Beistand des Heiligen Geistes versprochen hat. 3. Ohne die Unfehlbarkeit könnte die Kirche ihre Aufgabe nicht erfüllen. «Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, damit er in Ewigkeit bei euch bleibe, den Geist der Wahrheit» (Joh 14,16 f.).

110. Durch wen gibt die Kirche ihre unfehlbaren Lehren?

Die Kirche gibt ihre unfehlbaren Lehren entweder durch den Papst und die Bischöfe gemeinsam oder durch den Papst allein.

Bei außerordentlichen Gelegenheiten versammeln sich Papst und Bischöfe zu einem allgemeinen Konzil. Ein Konzil ohne Bestätigung durch den Papst ist nicht allgemein und unfehlbar. Es wäre wie ein Leib ohne das Haupt.

111. Wann ist der Papst unfehlbar?

Der Papst ist unfehlbar, wenn er als oberster Hirte und Lehrer in Sachen des Glaubens und der Sitten etwas lehrt, das alle Gläubigen halten müssen.

112. Warum ist der Papst unfehlbar?

Der Papst ist unfehlbar, weil Christus ihn zum Fundament und zum obersten Lehrer seiner Kirche gemacht hat.

Der Heiland gab dem ersten Papst Sicherheit und Festigkeit im Glauben: «Sirnon ich habe für dich gebetet dass dein Glaube nicht wanke. Du aber stärke deine Brüder» (Lk 22, 32).

Könnte das Fundament wanken, so müsste die darauf gebaute Kirche zusammenstürzen. Könnte der oberste Lehrer irren, wie würde es den Gläubigen ergehen? Christus kann nicht zulassen, dass die ganze Herde durch den Papst in die Irre geführt wird. Hingegen ist es falsch zu sagen, der Papst könne nicht sündigen, oder er sei überhaupt in allen Dingen unfehlbar. Er ist nicht unfehlbar im Leben, sondern nur als oberster Lehrer der Kirche in Sachen des Glaubens und der Sitten.

Mahnung. Die Kirche wird von Christus geleitet! Welches Glück und welche Ruhe gibt uns dieser Glaube! Wäre die Kirche nur von Menschen geleitet, dann wäre sie und das Oberhaupt nicht unfehlbar; wir wären nicht sicher auf dem Weg zu Gott. So aber sind wir in unserem Glauben voll Ruhe und Sicherheit. Wir können mit Paulus sagen: «Ich weiß, wem ich glaube und bin sicher» (2 Tim 1, 12).

Die Kennzeichen der Kirche

Christus hat nur eine Kirche gestiftet. Es gibt aber viele Religionen und Bekenntnisse, die von sich sagen, sie seien die wahre Kirche. Deshalb muss die Kirche Christi aus allen hervorleuchten. Sie muss bestimmte Zeichen haben, an denen man sie als die einzig wahre erkennen kann.

113. An was für Kennzeichen erkennt man die wahre Kirche Christi?

Die wahre Kirche Christi erkennt man an vier Kennzeichen: Sie muss einig und heilig, allgemein und apostolisch sein.

Einig: Die Kirche muss überall die gleiche Lehre, die gleichen Mittel zur Heiligung und das gleiche Oberhaupt haben. «Ein Reich, das wider sich selbst uneins ist, kann nicht bestehen» (Mt 12, 25).

Heilig: Die Kirche muss eine heilige Lehre und die Mittel haben, die Menschen heilig zu machen. «Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung» (1 Thess 5, 21).

Allgemein oder katholisch: Sie muss für alle Menschen aller Orte und aller Zeiten da sein. «Geht hinaus in alle Welt und lehret alle Völker» (Mk 16, 15).

Apostolisch: Sie muss die gleiche Lehre haben wie die Apostel. Ihre Bischöfe müssen die rechtmäßigen Nachfolger der Apostel sein. «Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch» (Joh 20, 21).

114. Welche Kirche hat diese vier Kennzeichen?

Diese vier Kennzeichen hat nur die römisch-katholische Kirche.

«Römisch-katholisch» nennt man die wahre Kirche Christi, weil ihr Oberhaupt der Bischof von Rom ist.

115. Ist die katholische Kirche einig?

Die katholische Kirche ist einig, denn sie hat überall die gleiche Lehre, die gleichen Sakramente und das gleiche Oberhaupt.

Die katholische Kirche besteht aus vielen Millionen Gläubigen. Sie leben zerstreut in allen Erdteilen, und doch sind sie einig im Glauben, im Gottesdienst und im Gehorsam gegen den Stellvertreter Christi. Diese Einheit ist etwas Wunderbares und Einzigartiges.

116. Ist die katholische Kirche heilig?

Die katholische Kirche ist heilig, denn sie hat eine heilige Lehre, alle Mittel um heilig zu machen und viele Heilige.

Die Kirche streut nur guten Samen aus. Wer ihre Lehre annimmt und ihre Mittel gebraucht, kann heilig werden.

Zur Heiligkeit der Kirche gehört nicht die Heiligkeit aller ihrer Glieder. Jesus zeigte das in den Gleichnissen vom Fischernetz und von den klugen und törichten Jungfrauen.

Von ihren Mitteln zur Heiligung, die Christus ihr gab, hat die Kirche kein einziges verloren. Sie besitzt noch alle sieben Sakramente und das heilige Messopfer.

Zu allen Zeiten und aus allen Völkern und aus allen Ständen gingen Heilige hervor. Viele von ihnen sind von Gott durch Wunder verherrlicht worden. Sie waren die größten Wohltäter der Menschheit.

117. Ist die katholische Kirche allgemein?

Die katholische Kirche ist allgemein, denn sie ist für alle Zeiten und für alle Völker bestimmt.

Katholisch heißt allgemein. Die katholische Kirche ist eine Weltkirche, keine National- oder Landeskirche. Alle Menschen und Völker sind Gott gleich lieb und zur Erlösung und Heiligung berufen. Jesus hat ja sein Blut für alle Menschen vergossen.

118. Ist die katholische Kirche apostolisch?

Die katholische Kirche ist apostolisch, denn ihre Lehre ist die Lehre der Apostel und ihre Vorsteher sind die Nachfolger der Apostel.

Die katholische Kirche geht also auf die Apostel zurück. Von jedem unserer Bischöfe und Priester führt eine gerade Linie zurück bis zu den Aposteln und zu Jesus Christus.

119. Welches ist die wahre, von Christus gestiftete Kirche?

Die wahre, von Christus gestiftete Kirche ist also allein die römisch-katholische Kirche.

Keine andern Religionsgemeinschaften haben die vier Kennzeichen. Sie sind nicht einig in der Lehre, in den Sakramenten und im Oberhaupt. - Sie sind nicht heilig. Sie sind von der Kirche abgefallen und haben nicht alle Mittel zur Heiligung. - Sie sind nicht allgemein. Viele sind Nationalkirchen. - Sie sind nicht apostolisch. Sie entstanden erst nach der Zeit der Apostel, sie haben nicht mehr die ganze apostolische Lehre, und ihre Vorsteher sind nicht die rechtmäßigen Nachfolger der Apostel.

In der katholischen Kirche wird viel darum gebetet, dass sich jene andern religiösen Gemeinschaften wieder mit ihr vereinigen, die sich von ihr getrennt haben.

Von der wahren Kirche sagte Christus voraus, dass sie verfolgt werde. «Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen» (Joh 15, 20). Diese Voraussage hat sich an der katholischen Kirche erfüllt. Sie hat im Laufe der Jahrhunderte viele und schwere Verfolgungen erleiden müssen.

Mahnung: Sei stolz darauf und danke Gott, dass du zur wahren Kirche gehörst! Es ist nicht dein Verdienst sondern Gnade und Auserwählung Gottes. - «Wo Petrus, da ist die Kirche. Wo die Kirche, da ist Christus. Wo Christus, da ist Gott!» (Ambrosius).

Die alleinseligmachende Kirche

120. Wer gehört zur katholischen Kirche?

Zur katholischen Kirche gehört jeder Getaufte, der sich nicht freiwillig von ihr getrennt hat.

Es gibt nur eine Taufe. Die gültige Taufe ist der Eintritt in die Kirche. Wer aus eigener Schuld wissentlich an einer Irrlehre festhält, trennt sich von der Kirche. Abtrünnige und Ungetaufte gehören nicht zu ihr.

Wer ohne eigene Schuld in einer Irrlehre lebt, jedoch zur Gnade Gottes gelangt ist, gehört nicht zum «Leib», wohl aber zur «Seele» der Kirche.

121. Was heißt: Die katholische Kirche ist alleinseligmachend?

Die katholische Kirche ist alleinseligmachend heißt: Sie allein ist von Christus gestiftet, und sie allein hat alle Mittel, um heilig zu machen.

Christus hat nur eine Kirche gestiftet. Dieser und keiner andern hat er alle Mittel für die Gnaden und die Heiligung gegeben. Gnadenmittel, welche sich bei andern Religionsgemeinschaften vorfinden, sind hinübergenommen aus "der katholischen Kirche, von der sie sich getrennt haben.

122. Ist es gleichgültig, welcher Kirche man angehört?

Es ist notwendig und Gottes Wille, dass man der katholischen Kirche angehört.

Christus sagt: «Wer die Kirche nicht hört, gelte dir wie ein Heide und öffentlicher Sünder» (Mt 18, 17). Wer erkennt und überzeugt ist, dass die katholische Kirche die wahre Kirche ist und trotzdem nicht in sie eintritt, kann nicht selig werden.

123. Können Andersgläubige auch selig werden?

Andersgläubige können auch selig werden, wenn sie in der heiligmachenden Gnade sterben.

Um in der heiligmachenden Gnade zu sterben ist es nötig, dass man den Willen Gottes erfüllt, wenn man ihn kennt:

Solche Menschen werden nicht durch ihre Irrlehre selig, sondern durch die Gnade Christi. Doch fehlen ihnen viele Gnadenmittel.

Auch Katholiken können nur selig werden, wenn sie im Stand der Gnade als gehorsame Kinder der Kirche sterben.

Mahnung: «Nichts Ehrenvolleres, nichts Erhabeneres, nichts Ruhmreicheres kann je erdacht werden, als anzugehören der heiligen katholischen römischen Kirche» (Papst Pius XII.). Schön und wahr sagt der heilige Cyprian (gest. 258): «Der kann Gott nicht zum Vater haben, der die Kirche nicht zur Mutter hat.»

Gemeinschaft der Heiligen

124. Wer gehört zur Gemeinschaft der Heiligen?

Zur Gemeinschaft der Heiligen gehören die Glieder der Kirche auf Erden, im Fegfeuer und im Himmel.

Die Christen auf Erden sind die streitende, die Seelen im Fegfeuer die leidende und die Seligen im Himmel die triumphierende Kirche. Alle zusammen bilden eine innige Gemeinschaft, weil sie mit Christus verbunden sind wie die Glieder eines Leibes mit dem Haupt. Sie bilden das Gottesreich, den Neuen Bund, den Jesus am Kreuz gestiftet hat.

«Wir viele sind ein Leib in Christus, aber einzeln untereinander Glieder» (Röm 12,5).

125. Warum sagt man «Gemeinschaft der Heiligen» ?

Man sagt «Gemeinschaft der Heiligen», weil alle in dieser Gemeinschaft die heiligmachende Gnade haben sollen und mit Christus verbunden sind.

«Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt» (1 Kor 6,11). «Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht» (Joh 15,5).

Gott hat uns zur Heiligkeit berufen. «Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung» (1 Thess 4,3). In der Taufe ist unsere Heiligung begonnen worden. Die Seligen im Himmel sind alle in der Heiligkeit gefestigt. Um für die Heiligkeit des Himmels ganz rein zu werden, leiden die Seelen im Fegfeuer.

126. Welchen Wert hat die Gemeinschaft der Heiligen auf Erden?

Die Gemeinschaft der Heiligen auf Erden gibt uns Anteil an allen heiligen Messen, Gebeten und guten Werken.

Für besonders schwere Vergehen kann die Kirche einzelne Sünder von der Teilnahme an den Sakramenten ausschließen und ihnen die kirchliche Beerdigung verweigern. Das nennt man Exkommunikation. Schon der heilige Paulus schloss einen öffentlichen Sünder aus der Gemeinschaft der Gläubigen aus.

127 . Was bringt uns die Vereinigung mit den Heiligen im Himmel?

Die Vereinigung mit den Heiligen im Himmel bringt uns Anteil an ihren Verdiensten und Hilfe durch ihre Fürbitte bei Gott.

Wir sind glücklich, dass die Heiligen Gottes unsere Mitbrüder sind. «Ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes» (Eph 2,19). Da wir ihre Mitbürger im Reiche Gottes sind, wollen wir auch ihre Freunde sein. Wir machen sie zu unsern Freunden, wenn wir sie verehren, anrufen und nachahmen.

128. Was können wir für die Armen Seelen im Fegfeuer tun?

Wir können den Armen Seelen im Fegfeuer helfen durch Gebet, Ablässe und gute Werke, besonders durch das heilige Messopfer.

Die Armen Seelen können auch uns helfen. Sie werden es vor allem dann tun, wenn sie durch unsere Mithilfe vom Fegfeuer befreit und im Himmel selig geworden sind.

Mahnung. Bedenke: Wir stehen nicht allein. Unzählige sind mit uns in Liebe und Freundschaft verbunden. Wir alle scharen uns um Christus, unsern Erlöser. Er ist unser Haupt, wir seine Glieder. Alle Brüder und Schwestern der großen Gottesfamilie stehen einander bei, auch über den Tod hinaus. Eine Menschenmasse ist von der Gemeinschaft der Heiligen ausgeschlossen, die der Unheiligen, der Verworfenen in der Hölle. Darum beten wir in der Allerheiligen-Litanei: «Vom ewigen Tod erlöse uns o Herr!»

Zehnter Glaubenssatz: Nachlass der Sünden

Im zehnten Glaubenssatz bekennen wir, dass Gott seiner Kirche die Gewalt verliehen hat, Sünden nachzulassen. In seiner unermesslichen Barmherzigkeit streckt Gott dem reumütigen Sünder seine Hand entgegen, verzeiht ihm und richtet ihn auf. «Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe» (Ez 33, 11).

129. Was heißt «Nachlass der Sünden» ?

«Nachlass der Sünden» heißt: In der katholischen Kirche können uns im Namen Gottes alle Sünden und Sündenstrafen nachgelassen werden.

Der Prophet Isaias versprach dem Volke Gottes Verzeihung und Erbarmen: «Sind eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen doch weiß werden wie Schnee» (Is 1,18). Dieses trostreiche Versprechen ist im Neuen Bund volle Wahrheit geworden in der Kirche Jesu Christi.

130. Warum können in der katholischen Kirche alle Sünden und Sündenstrafen nachgelassen werden?

In der katholischen Kirche können alle Sünden und Sündenstrafen nachgelassen werden, weil Jesus Christus ihr die Vollmacht gegeben hat.

Die Apostel bekamen die Gewalt zu binden und zu lösen. Jesus sprach: «Alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein» (Mt 18,18). Am Osterabend gab er ihnen ausdrücklich die Gewalt der Sündenvergebung mit den Worten: «Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen» (Joh 20, 23).

131. Wodurch werden die Sünden nachgelassen?

Die Sünden werden nachgelassen besonders durch die Sakramente der Taufe und der Buße.

Auch bei der Krankenölung werden Sünden nachgelassen, besonders, wenn der Kranke nicht mehr beichten kann. Er muss aber seine Sünden bereuen.

Die ewige Sündenstrafe wird zugleich mit der Todsünde nachgelassen. Zeitliche Sündenstrafen werden durch das Bußsakrament, durch gute Werke und Ablässe getilgt.

Mahnung: Nicht umsonst beten wir: «Vergib uns unsere Schulden!» Das gibt unserer Seele Trost und Frieden: Unsere Sünden werden wirklich nachgelassen. Froh dürfen wir beten: «Gott ist es, der dir alle deine Sünden vergibt, der all dein Gebrechen heilt ... Barmherzig ist der Herr und gnädig, langmütig und von großer Huld» (Ps 102).

Elfter Glaubenssatz: Auferstehung des Fleisches

Im elften Glaubenssatz bekennen wir unsern Glauben an die Auferstehung des Leibes nach dem Tode. Es ist also kein leerer Wunsch, wenn wir auf vielen Grabsteinen lesen: «Wir werden auferstehen» oder «Auf Wiedersehen». Es ist eine Wahrheit, die Gott selbst uns geoffenbart hat.

Der Tod

132. Warum müssen wir sterben?

Wir müssen sterben wegen der Sünde, denn «durch die Sünde ist der Tod in die Welt gekommen» (Röm 5,12).

«Gott hat den Tod nicht gemacht» (Weish 1,13). Nach dem Plane Gottes sollten die Stammeltern nicht sterben. Sie haben gesündigt, und so ist der Tod der Lohn der Sünde geworden. Schrecklich ist in den Augen Gottes die Sünde.

133. Was geschieht beim Tode des Menschen?

Beim Tode des Menschen scheidet die Seele vom Leib.

Verwesen kann nur der Leib; die Seele lebt ewig.

«Der Staub kehrt zurück zur Erde, der Geist geht zu Gott, der ihn gegeben hat» (Pred 12, 7).

134. Was wissen wir vom Tode?

Wir wissen vom Tode, dass er sicher kommt, aber nicht wann, wo und wie.

Der Tod ist uns sicher. «Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben» (Hbr 9,27).

Die Zeit, der Ort und die Art unseres Todes sind uns verborgen. «Wachet also, denn ihr wißt weder den Tag noch die Stunde» (Mt 25,13).

135. Welche Bestattung schreibt die katholische Kirche vor?

Die katholische Kirche schreibt ein christliches Begräbnis vor.

Beim christlichen Begräbnis segnet der Priester den Leichnam und das Grab. Unser Glaube sagt uns: Der Leib ist wie ein Samenkorn, das in die Erde gesenkt wird und zu neuem Leben aufersteht.

Nach katholischem Brauch wird am Begräbnistag, am Siebten und am Dreißigsten und an den Jahrestagen eine Totenmesse mit Libera für die Verstorbenen gefeiert.

Die Leichenverbrennung ist eine heidnische Sitte. Die Feinde der Kirche suchen sie wieder einzuführen, weil sie nicht an die Auferstehung des Leibes glauben. Darum ist sie von der Kirche verboten. Wenn ein Katholik einem Leichenverbrennungsverein angehört, kann er die heiligen Sakramente nicht empfangen. Wir wollen begraben werden wie Christus, unser Vorbild, begraben wurde.

Die Auferstehung

136. Was lehrt Christus von den Toten?

Christus lehrt: Die Toten werden auferstehen, die einen zur ewigen Seligkeit, die andern zur ewigen Verdammnis.

«Es kommt die Stunde, in der alle, welche in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Es werden hervorgehen, die Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben zur Auferstehung des Gerichtes» (Joh 5,28 f). Dann ist der Sieg Christi über den Tod vollständig, wenn alle Menschen durch seine Allmacht vom Tode erweckt sind. Der Dulder Job tröstete sich: «Ich weiß, dass mein Erlöser lebt und ich am Jüngsten Tage aus der Erde auferstehen werde» (Job 19,25).

137. Warum wird der Leib vom Tode auferweckt?

Der Leib wird vom Tode auferweckt, damit auch er beseligt oder verdammt werde, weil er der Seele zum Guten oder zum Bösen geholfen hat.

138. Wie werden die Leiber der Auferstandenen sein?

Die Leiber der Bösen werden hässlich sein, die Leiber der Guten aber herrlich, ähnlich dem verklärten Leib Christi.

Christus wird den Leib der Guten verklären. «Er wird unsern armseligen Leib umgestalten, dass er gleichförmig wird dem Leib seiner Herrlichkeit» (Phil 3, 21l. Aus vergänglichem Samen wird unvergängliches Leben: «Verwesliches wird gesät, Unverwesliches wird auferstehen» (1 Kor 15,42l.

Die Kirche weiht die Friedhöfe und ehrt die Überreste der Heiligen aus Ehrfurcht vor dem Leib; denn dieser soll zum ewigen Leben auferweckt werden.

Mahnung. Bewahre deinen Leib keusch und rein! Empfange oft die heilige Kommunion! Sie ist «das Heilmittel für die Unsterblichkeit und das Gegengift gegen den Tod» (Ignatius von Antiochien). Dadurch sicherst du dir eine herrliche Auferstehung.

Zwölfter Glaubenssatz: Und ein ewiges Leben. Amen.

Freudig bekennen wir im letzten Glaubenssatz: Es gibt ein ewiges Leben_ Mit dem Tod ist nicht alles aus. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Wir werden nicht bloß auferstehen, sondern wir werden ewig leben. Großer Trost, unermessliche Hoffnung und sieghafte Kraft liegen in diesem Glauben.

Das besondere Gericht

139. Wohin kommt die Seele nach dem Tod?

Nach dem Tod kommt die Seele sogleich vor Gottes Gericht.

Das bezeugt uns die Heilige Schrift: «Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, und darauf folgt das Gericht» (Hbr 9, 27).

140. Wie heißt dieses Gericht?

Dieses Gericht heißt das besondere Gericht, weil jeder Mensch besonders gerichtet wird.

Es ist wohl zu unterscheiden von dem allgemeinen oder Weltgericht am Jüngsten Tag. Dann werden alle Menschen miteinander gerichtet. Siehe Fragen 86-89!

Vor das besondere Gericht muss jeder selbst hintreten. Jeder steht allein vor Gott und hört von ihm die Worte: «Gib Rechenschaft von deiner Verwaltung!»

141. Über was werden wir gerichtet?

Wir werden gerichtet über alles, was wir gedacht, geredet, getan oder unterlassen haben.

«Ich sage euch: Von jedem unnützen Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tage des Gerichts Rechenschaft ablegen» (Mt 12,36).

Der Richter ist Jesus Christus, allwissend, gerecht, heilig. Nichts kann ihm entgehen, weder Gutes noch Böses.

142. Wohin kommt die Seele nach dem Gericht?

Nach dem Gericht kommt die Seele in den Himmel, in die Hölle oder in das Fegfeuer.

Im besondern Gericht wird das ewige Schicksal der Seele offenbar. «Gott wird jedem vergelten nach seinen Werken» (Röm 2,6J. Dieses Urteil Ist endgültig und unabänderlich. Wohin der Baum fällt, da bleibt er liegen.

Das Fegfeuer

143. Welche Seelen kommen in das Fegfeuer?

In das Fegfeuer kommen die Seelen jener, die in der Gnade Gottes sterben, aber noch nicht frei sind von allen lässlichen Sünden und zeitlichen Strafen.

«Nichts Unreines kann in das Himmelreich eingehen» (Offb 21,27). «Du wirst von da nicht herauskommen. bis du den letzten Heller bezahlt hast» (Mt 5,26).

Das Wort «Fegfeuer» bedeutet Reinigungsort oder Reinigungsfeuer.

144. Was leiden die Seelen im Fegfeuer?

Die Seelen im Fegfeuer sehnen sich nach der Herrlichkeit Gottes und leiden große Schmerzen.

Das ist die eigentliche Strafe und bitterste Pein der Seelen im Fegfeuer, dass sie Gott nicht schauen dürfen. Der heilige Augustinus sagt, dass die Leiden des Fegfeuers schwerer sind als alle Leiden in diesem Leben. Die Strafe ist gerecht, und ihre Größe richtet sich nach der Zahl und Schwere der Sünden, die noch nicht abgebüßt sind.

145. Woher wissen wir, dass es ein Fegfeuer gibt?

Dass es ein Fegfeuer gibt, wissen wir aus der Heiligen Schrift und aus dem beständigen Glauben der Kirche.

Nach einer siegreichen Schlacht sandte Judas der Makkabäer Geld nach Jerusalem, damit für die Gefallenen geopfert werde. Er glaubte also, sie seien an einem Ort, wo Opfer und Gebet ihnen helfen können. Dazu sagt die Heilige Schrift: «Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden» (2 Makk 12,46).

Seit der ältesten christlichen Zeit betet die Kirche nach der Wandlung für die Verstorbenen. Besonders gedenkt sie ihrer an Allerseelen (2. November).

Viele Menschen sterben ohne Todsünde, kommen also nicht in die Hölle. Sie sind aber noch nicht ganz rein und würdig für den Himmel. Für diese Seelen hat Gottes Gerechtigkeit und Güte das Fegfeuer oder den Reinigungwrt geschaffen.

Die Hölle

146. Wer kommt in die Hölle?

In die Hölle kommen alle, die in einer Todsünde sterben.

Der Todsünder hat die heiligmachende Gnade nicht. In seinem Leben auf Erden hat er sich freiwillig von Gott getrennt.

147. Was haben die Verdammten in der Hölle zu leiden?

Die Verdammten in der Hölle sind für immer von der Herrlichkeit Gottes ausgeschlossen und leiden entsetzliche Qualen im ewigen Feuer.

Zu ihnen hat der göttliche Richter gesprochen: «Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!» (Mt 25,41). «Ich kenne euch nicht» (Mt 25,12).

Christus nennt die Hölle einen Ort der Qual, eine ewige Pein, ein unauslöschliches Feuer, die äußerste Finsternis, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird.

Im Gleichnis vom reichen Prasser spricht Abraham: «Es besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, so dass keiner von hier zu euch kommen kann und keiner von dort zu uns, seihst wenn er wollte» (Lk 16,26). Die Verdammten sind also für alle Ewigkeit vom Himmel ausgeschlossen.

Die Strafen der Hölle sind nicht für alle Verdammten gleich groß. Wer mehr und schwerer gesündigt und mehr Gnade missbraucht hat, wird mehr leiden. Der gerechte Gott wird «einem jeden vergelten nach seinen Werken» (Röm 2,6).

Der Himmel

148. Wer kommt in den Himmel?

In den Himmel kommen alle, die in der heiligmachenden Gnade sterben und frei sind von allen Sünden und Strafen.

Wer in der Gnade Gottes gelebt hat und in ihr gestorben ist, darf in Ewigkeit bei Gott bleiben. Wer seine Liebe auf Erden Gott geschenkt hat, dem schenkt Gott seine Liebe in Ewigkeit. Auch vom Himmel gilt: «Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herz ist es gekommen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben» (1 Kor 2, 9).

149. Welches Glück haben die Seligen im Himmel?

Die Seligen im Himmel schauen Gottes Herrlichkeit, sind frei von allen Übeln und genießen ewige Freude.

Es ist das größte und eigentliche Himmelsglück, Gott zu schauen und ihn ewig zu besitzen.

«Jetzt schauen wir (Gott) wie durch einen Spiegel, rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht» (1 Kor 13, 12).

Keine menschliche Kraft vermag Gottes Schönheit zu fassen. Gott schenkt den Seligen im Himmel ein neues Auge des Geistes, das Licht der Glorie. In diesem Licht schauen wir Gott, wie er ist. In Gott ist alles Glück und alle Seligkeit. «Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Klage noch Schmerz» (Offb 21,4).

Die Seligkeit im Himmel ist nicht für alle gleich groß. Jene Seelen werden mehr Seligkeit empfangen, die auf Erden Gott mehr geliebt und mehr Gutes getan haben. «Wer reichlich sät, wird auch reichlich ernten» (2 Kor 9, 6).

Im Himmel gibt es keinen Neid. Jeder freut sich über seine und der andern Seligkeit.

150. Was bedeutet das «Amen» am Schluss des Glaubensbekenntnisses?

Das «Amen» am Schluss des Glaubensbekenntnisses bedeutet: Alles in diesen zwölf Glaubenssätzen ist wahr; wir glauben es fest.

«Amen» heißt: So ist es! Es geschehe!

Mahnung. Dein Leben ist eine Wanderschaft. Der Himmel wartet auf dich. «Bei allen deinen Werken denk an die letzten Dinge, und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen» (Sir 7,40). Die letzten Dinge sind Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Tod und Gericht sind die Pforte zur Ewigkeit. Folge dem Licht des Glaubens. Es leuchtet dir auf dem Wege zum Himmel.

Zehnter Glaubenssatz: Nachlass der Sünden

Im zehnten Glaubenssatz bekennen wir, dass Gott seiner Kirche die Gewalt verliehen hat, Sünden nachzulassen. In seiner unermesslichen Barmherzigkeit streckt Gott dem reumütigen Sünder seine Hand entgegen, verzeiht ihm und richtet ihn auf. «Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe» (Ez 33, 11).

129. Was heißt «Nachlass der Sünden» ?

«Nachlass der Sünden» heißt: In der katholischen Kirche können uns im Namen Gottes alle Sünden und Sündenstrafen nachgelassen werden.

Der Prophet Isaias versprach dem Volke Gottes Verzeihung und Erbarmen: «Sind eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen doch weiß werden wie Schnee» (Is 1,18). Dieses trostreiche Versprechen ist im Neuen Bund volle Wahrheit geworden in der Kirche Jesu Christi.

130. Warum können in der katholischen Kirche alle Sünden und Sündenstrafen nachgelassen werden?

In der katholischen Kirche können alle Sünden und Sündenstrafen nachgelassen werden, weil Jesus Christus ihr die Vollmacht gegeben hat.

Die Apostel bekamen die Gewalt zu binden und zu lösen. Jesus sprach: «Alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein» (Mt 18,18). Am Osterabend gab er ihnen ausdrücklich die Gewalt der Sündenvergebung mit den Worten: «Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen» (Joh 20, 23).

131. Wodurch werden die Sünden nachgelassen?

Die Sünden werden nachgelassen besonders durch die Sakramente der Taufe und der Buße.

Auch bei der Krankenölung werden Sünden nachgelassen, besonders, wenn der Kranke nicht mehr beichten kann. Er muss aber seine Sünden bereuen.

Die ewige Sündenstrafe wird zugleich mit der Todsünde nachgelassen. Zeitliche Sündenstrafen werden durch das Bußsakrament, durch gute Werke und Ablässe getilgt.

Mahnung: Nicht umsonst beten wir: «Vergib uns unsere Schulden!» Das gibt unserer Seele Trost und Frieden: Unsere Sünden werden wirklich nachgelassen. Froh dürfen wir beten: «Gott ist es, der dir alle deine Sünden vergibt, der all dein Gebrechen heilt ... Barmherzig ist der Herr und gnädig, langmütig und von großer Huld» (Ps 102).

Elfter Glaubenssatz: Auferstehung des Fleisches

Im elften Glaubenssatz bekennen wir unsern Glauben an die Auferstehung des Leibes nach dem Tode. Es ist also kein leerer Wunsch, wenn wir auf vielen Grabsteinen lesen: «Wir werden auferstehen» oder «Auf Wiedersehen». Es ist eine Wahrheit, die Gott selbst uns geoffenbart hat.

Der Tod

132. Warum müssen wir sterben?

Wir müssen sterben wegen der Sünde, denn «durch die Sünde ist der Tod in die Welt gekommen» (Röm 5,12).

«Gott hat den Tod nicht gemacht» (Weish 1,13). Nach dem Plane Gottes sollten die Stammeltern nicht sterben. Sie haben gesündigt, und so ist der Tod der Lohn der Sünde geworden. Schrecklich ist in den Augen Gottes die Sünde.

133. Was geschieht beim Tode des Menschen?

Beim Tode des Menschen scheidet die Seele vom Leib.

Verwesen kann nur der Leib; die Seele lebt ewig.

«Der Staub kehrt zurück zur Erde, der Geist geht zu Gott, der ihn gegeben hat» (Pred 12, 7).

134. Was wissen wir vom Tode?

Wir wissen vom Tode, dass er sicher kommt, aber nicht wann, wo und wie.

Der Tod ist uns sicher. «Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben» (Hbr 9,27).

Die Zeit, der Ort und die Art unseres Todes sind uns verborgen. «Wachet also, denn ihr wißt weder den Tag noch die Stunde» (Mt 25,13).

135. Welche Bestattung schreibt die katholische Kirche vor?

Die katholische Kirche schreibt ein christliches Begräbnis vor.

Beim christlichen Begräbnis segnet der Priester den Leichnam und das Grab. Unser Glaube sagt uns: Der Leib ist wie ein Samenkorn, das in die Erde gesenkt wird und zu neuem Leben aufersteht.

Nach katholischem Brauch wird am Begräbnistag, am Siebten und am Dreißigsten und an den Jahrestagen eine Totenmesse mit Libera für die Verstorbenen gefeiert.

Die Leichenverbrennung ist eine heidnische Sitte. Die Feinde der Kirche suchen sie wieder einzuführen, weil sie nicht an die Auferstehung des Leibes glauben. Darum ist sie von der Kirche verboten. Wenn ein Katholik einem Leichenverbrennungsverein angehört, kann er die heiligen Sakramente nicht empfangen. Wir wollen begraben werden wie Christus, unser Vorbild, begraben wurde.

Die Auferstehung

136. Was lehrt Christus von den Toten?

Christus lehrt: Die Toten werden auferstehen, die einen zur ewigen Seligkeit, die andern zur ewigen Verdammnis.

«Es kommt die Stunde, in der alle, welche in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Es werden hervorgehen, die Gutes getan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben zur Auferstehung des Gerichtes» (Joh 5,28 f). Dann ist der Sieg Christi über den Tod vollständig, wenn alle Menschen durch seine Allmacht vom Tode erweckt sind. Der Dulder Job tröstete sich: «Ich weiß, dass mein Erlöser lebt und ich am Jüngsten Tage aus der Erde auferstehen werde» (Job 19,25).

137. Warum wird der Leib vom Tode auferweckt?

Der Leib wird vom Tode auferweckt, damit auch er beseligt oder verdammt werde, weil er der Seele zum Guten oder zum Bösen geholfen hat.

138. Wie werden die Leiber der Auferstandenen sein?

Die Leiber der Bösen werden hässlich sein, die Leiber der Guten aber herrlich, ähnlich dem verklärten Leib Christi.

Christus wird den Leib der Guten verklären. «Er wird unsern armseligen Leib umgestalten, dass er gleichförmig wird dem Leib seiner Herrlichkeit» (Phil 3, 21l. Aus vergänglichem Samen wird unvergängliches Leben: «Verwesliches wird gesät, Unverwesliches wird auferstehen» (1 Kor 15,42l.

Die Kirche weiht die Friedhöfe und ehrt die Überreste der Heiligen aus Ehrfurcht vor dem Leib; denn dieser soll zum ewigen Leben auferweckt werden.

Mahnung. Bewahre deinen Leib keusch und rein! Empfange oft die heilige Kommunion! Sie ist «das Heilmittel für die Unsterblichkeit und das Gegengift gegen den Tod» (Ignatius von Antiochien). Dadurch sicherst du dir eine herrliche Auferstehung.

Zwölfter Glaubenssatz: Und ein ewiges Leben. Amen.

Freudig bekennen wir im letzten Glaubenssatz: Es gibt ein ewiges Leben_ Mit dem Tod ist nicht alles aus. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Wir werden nicht bloß auferstehen, sondern wir werden ewig leben. Großer Trost, unermessliche Hoffnung und sieghafte Kraft liegen in diesem Glauben.

Das besondere Gericht

139. Wohin kommt die Seele nach dem Tod?

Nach dem Tod kommt die Seele sogleich vor Gottes Gericht.

Das bezeugt uns die Heilige Schrift: «Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, und darauf folgt das Gericht» (Hbr 9, 27).

140. Wie heißt dieses Gericht?

Dieses Gericht heißt das besondere Gericht, weil jeder Mensch besonders gerichtet wird.

Es ist wohl zu unterscheiden von dem allgemeinen oder Weltgericht am Jüngsten Tag. Dann werden alle Menschen miteinander gerichtet. Siehe Fragen 86-89!

Vor das besondere Gericht muss jeder selbst hintreten. Jeder steht allein vor Gott und hört von ihm die Worte: «Gib Rechenschaft von deiner Verwaltung!»

141. Über was werden wir gerichtet?

Wir werden gerichtet über alles, was wir gedacht, geredet, getan oder unterlassen haben.

«Ich sage euch: Von jedem unnützen Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tage des Gerichts Rechenschaft ablegen» (Mt 12,36).

Der Richter ist Jesus Christus, allwissend, gerecht, heilig. Nichts kann ihm entgehen, weder Gutes noch Böses.

142. Wohin kommt die Seele nach dem Gericht?

Nach dem Gericht kommt die Seele in den Himmel, in die Hölle oder in das Fegfeuer.

Im besondern Gericht wird das ewige Schicksal der Seele offenbar. «Gott wird jedem vergelten nach seinen Werken» (Röm 2,6J. Dieses Urteil Ist endgültig und unabänderlich. Wohin der Baum fällt, da bleibt er liegen.

Das Fegfeuer

143. Welche Seelen kommen in das Fegfeuer?

In das Fegfeuer kommen die Seelen jener, die in der Gnade Gottes sterben, aber noch nicht frei sind von allen lässlichen Sünden und zeitlichen Strafen.

«Nichts Unreines kann in das Himmelreich eingehen» (Offb 21,27). «Du wirst von da nicht herauskommen. bis du den letzten Heller bezahlt hast» (Mt 5,26).

Das Wort «Fegfeuer» bedeutet Reinigungsort oder Reinigungsfeuer.

144. Was leiden die Seelen im Fegfeuer?

Die Seelen im Fegfeuer sehnen sich nach der Herrlichkeit Gottes und leiden große Schmerzen.

Das ist die eigentliche Strafe und bitterste Pein der Seelen im Fegfeuer, dass sie Gott nicht schauen dürfen. Der heilige Augustinus sagt, dass die Leiden des Fegfeuers schwerer sind als alle Leiden in diesem Leben. Die Strafe ist gerecht, und ihre Größe richtet sich nach der Zahl und Schwere der Sünden, die noch nicht abgebüßt sind.

145. Woher wissen wir, dass es ein Fegfeuer gibt?

Dass es ein Fegfeuer gibt, wissen wir aus der Heiligen Schrift und aus dem beständigen Glauben der Kirche.

Nach einer siegreichen Schlacht sandte Judas der Makkabäer Geld nach Jerusalem, damit für die Gefallenen geopfert werde. Er glaubte also, sie seien an einem Ort, wo Opfer und Gebet ihnen helfen können. Dazu sagt die Heilige Schrift: «Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden» (2 Makk 12,46).

Seit der ältesten christlichen Zeit betet die Kirche nach der Wandlung für die Verstorbenen. Besonders gedenkt sie ihrer an Allerseelen (2. November).

Viele Menschen sterben ohne Todsünde, kommen also nicht in die Hölle. Sie sind aber noch nicht ganz rein und würdig für den Himmel. Für diese Seelen hat Gottes Gerechtigkeit und Güte das Fegfeuer oder den Reinigungwrt geschaffen.

Die Hölle

146. Wer kommt in die Hölle?

In die Hölle kommen alle, die in einer Todsünde sterben.

Der Todsünder hat die heiligmachende Gnade nicht. In seinem Leben auf Erden hat er sich freiwillig von Gott getrennt.

147. Was haben die Verdammten in der Hölle zu leiden?

Die Verdammten in der Hölle sind für immer von der Herrlichkeit Gottes ausgeschlossen und leiden entsetzliche Qualen im ewigen Feuer.

Zu ihnen hat der göttliche Richter gesprochen: «Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer!» (Mt 25,41). «Ich kenne euch nicht» (Mt 25,12).

Christus nennt die Hölle einen Ort der Qual, eine ewige Pein, ein unauslöschliches Feuer, die äußerste Finsternis, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird.

Im Gleichnis vom reichen Prasser spricht Abraham: «Es besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, so dass keiner von hier zu euch kommen kann und keiner von dort zu uns, seihst wenn er wollte» (Lk 16,26). Die Verdammten sind also für alle Ewigkeit vom Himmel ausgeschlossen.

Die Strafen der Hölle sind nicht für alle Verdammten gleich groß. Wer mehr und schwerer gesündigt und mehr Gnade missbraucht hat, wird mehr leiden. Der gerechte Gott wird «einem jeden vergelten nach seinen Werken» (Röm 2,6).

Der Himmel

148. Wer kommt in den Himmel?

In den Himmel kommen alle, die in der heiligmachenden Gnade sterben und frei sind von allen Sünden und Strafen.

Wer in der Gnade Gottes gelebt hat und in ihr gestorben ist, darf in Ewigkeit bei Gott bleiben. Wer seine Liebe auf Erden Gott geschenkt hat, dem schenkt Gott seine Liebe in Ewigkeit. Auch vom Himmel gilt: «Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört und in keines Menschen Herz ist es gekommen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben» (1 Kor 2, 9).

149. Welches Glück haben die Seligen im Himmel?

Die Seligen im Himmel schauen Gottes Herrlichkeit, sind frei von allen Übeln und genießen ewige Freude.

Es ist das größte und eigentliche Himmelsglück, Gott zu schauen und ihn ewig zu besitzen.

«Jetzt schauen wir (Gott) wie durch einen Spiegel, rätselhaft, dann aber von Angesicht zu Angesicht» (1 Kor 13, 12).

Keine menschliche Kraft vermag Gottes Schönheit zu fassen. Gott schenkt den Seligen im Himmel ein neues Auge des Geistes, das Licht der Glorie. In diesem Licht schauen wir Gott, wie er ist. In Gott ist alles Glück und alle Seligkeit. «Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Klage noch Schmerz» (Offb 21,4).

Die Seligkeit im Himmel ist nicht für alle gleich groß. Jene Seelen werden mehr Seligkeit empfangen, die auf Erden Gott mehr geliebt und mehr Gutes getan haben. «Wer reichlich sät, wird auch reichlich ernten» (2 Kor 9, 6).

Im Himmel gibt es keinen Neid. Jeder freut sich über seine und der andern Seligkeit.

150. Was bedeutet das «Amen» am Schluss des Glaubensbekenntnisses?

Das «Amen» am Schluss des Glaubensbekenntnisses bedeutet: Alles in diesen zwölf Glaubenssätzen ist wahr; wir glauben es fest.

«Amen» heißt: So ist es! Es geschehe!

Mahnung. Dein Leben ist eine Wanderschaft. Der Himmel wartet auf dich. «Bei allen deinen Werken denk an die letzten Dinge, und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen» (Sir 7,40). Die letzten Dinge sind Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Tod und Gericht sind die Pforte zur Ewigkeit. Folge dem Licht des Glaubens. Es leuchtet dir auf dem Wege zum Himmel.

II. HAUPTTElL: Von der Gnade

Gottes Güte will uns das ewige Leben schenken. Aber niemand kann es aus eigener Kraft gewinnen. Darum gibt uns Gott ein neues, übernatürliches Leben und übernatürliche Lebenskräfte: Gnade und Gnadenmittel. «Ich werde euch ein neues Herz schenken und meinen Geist in euer Inneres legen» (Ez 36,26).

Nur mit Gottes Gnade können wir glauben, die Gebote halten, heilig leben und einst selig werden in der Ewigkeit.

I. Die Gnade

151. Was ist die Gnade?

Die Gnade ist eine innere, übernatürliche Gabe Gottes zur Rettung unserer Seele.

Natürliche, äußere Gaben für den Leib sind Gesundheit, Nahrung, Wohnung, Kleidung usw.

Natürliche innere Gaben für die Seele sind Verstand, Wille, Gedächtnis, Talente usw.

Gnade aber gehört nicht zu unserer Natur. Sie kommt zu ihr, über sie hinzu. Sie überragt an Güte und Kraft die Natur. Deshalb wird sie übernatürlich genannt. Gnade kann nur von Gott kommen. Niemand kann sie von sich aus erwerben.

Es gibt zwei Hauptarten der Gnade:

1. Die helfende Gnade,

2. Die heiligmachende Gnade.

Die helfende Gnade heißt auch «Gnade des Beistandes», die heiligmachende Gnade auch «Gnade der Rechtfertigung».

Die helfende Gnade

152. Wozu hilft uns die helfende Gnade?

Die helfende Gnade hilft uns das, was zum Himmel führt, erkennen, wollen und tun.

Gott erleuchtet unsern Verstand: Erleuchtende Gnade. Gott bewegt unsern Willen: Bewegende Gnade. Gott treibt uns zum Guten an, begleitet und vollendet es: Antreibende und vollendende Gnade.

So lebt und wirkt Gott in uns. «Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt» (PhiI 2, 13).

153. Ist die helfende Gnade notwendig?

Die helfende Gnade ist uns unbedingt notwendig; ohne sie können wir nichts zur Rettung unserer Seele tun.

Denken, reden, arbeiten, uns bewegen usw. können wir auch ohne übernatürliche Hilfe. Aber um in den Himmel zu kommen, können wir nichts tun ohne die Gnade Gottes.

Der Heiland versichert uns: «Ohne mich könnt ihr nichts tun» (Joh 15,5). Ohne Gnade sind wir für das ewige Leben wie ein Mühlrad ohne Wasser, eine Stadt ohne Licht, eine Maschine ohne Kraft.

154. Gibt Gott allen Menschen genug Gnade?

Gott gibt allen Menschen genug Gnade, dass sie in den Himmel kommen können.

Wie furchtbar wäre es, wenn Gott uns nicht genug Hilfe gäbe, um selig zu werden. Er hat uns aber durch den heiligen Paulus sagen lassen: «Gott will, dass alle Menschen selig werden» (1 Tim 2, 4). Auch die Verdammten in der Hölle hatten genug Gnade.

155. Was muss der Mensch tun, dass ihm die Gnade hilft?

Der Mensch muss die Gnade bereitwillig aufnehmen und mit ihr wirken.

Bereitwillig aufnehmen: «Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!» (Ps 94).

Mitwirken: «Wir ermahnen euch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfanget» (2 Kor 6, 1).

Von Judas, der so viele Gnaden verscherzt hat, sagt der Heiland: «Wehe ... es wäre ihm besser, wenn er nicht geboren wäre!» (Mk 14,21).

Reiche Gnade hält dir Gott bereit. Nimm sie dankbar auf im Gebet, in öfterer Beichte und Kommunion, im Gottesdienst und gebrauche sie in treuer Erfüllung deiner Pflichten. Jesus weinte über Jerusalem, weil es der Gnade Gottes widerstand.

Die heiligmachende Gnade

Das Ziel unseres Lebens ist die Herrlichkeit Gottes, die ewige Glückseligkeit. Diese ist so hoch über allen irdischen Dingen und Kräften, dass wir sie aus uns niemals erreichen können. Damit wir zu diesem unendlich hohen Ziel gelangen, hebt Gott unsere Seele hinauf in die übernatürliche Welt, in sein eigenes göttliches Leben. Er gibt uns zum Leben des Leibes und der Seele sein göttliches Leben der Gnade, die heiligmachende Gnade.

Vielen Menschen ist die Gnade wie eine Münze ohne Wert: vor Gott aber gilt sie alles: «Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Reich Gottes nicht schauen» (Joh 3, 3).

156. Wie macht uns die heiligmachende Gnade?

Die heiligmachende Gnade macht uns heilig, zu Kindern Gottes und Erben des Himmels.

Die heiligmachende Gnade ist das übernatürliche Leben der Seele, eine Anteilnahme am Leben Gottes.

Heilig: «Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt im Namen unseres Herrn Jesu Christi» (1 Kor 6,11). Durch die heiligmachende Gnade sind wir von der Erbschuld und von jeder schweren Sünde gereinigt. Die schwere Sünde ist weggenommen, «abgewaschen», nicht nur zugedeckt.

Kinder Gottes: «Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, dass wir Kinder Gottes heißen und sind» (1 Joh 3,1). Also ist Christus unser Bruder, und wir gehören zur Familie Gottes.

Erben des Himmels: «Wir sind Kinder Gottes. Wenn aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi» (Röm 8,16f). Wer in der heiligmachenden Gnade stirbt, dem ist der Himmel sicher.

157. Wer ist heilig?

Heilig ist, wer die heiligmachende Gnade besitzt.

Durch die heiligmachende Gnade wird der Mensch Kind Gottes und ist darum heilig. In diesem Sinne hat der heilige Paulus die Christen Heilige genannt. Wir nennen aber vor allem jene heilig, die sich von freiwilliger lässlicher Sünde freihalten und bewähren durch heldenhafte (heroische) Tugend. Viele dieser Heiligen hat die Kirche ausdrücklich als Heilige anerkannt oder heiliggesprochen. Zu ihrer Verehrung darf man Altäre und Kirchen errichten und sie als Namenspatrone anrufen.

158. Wie ist ein Mensch ohne die heiIigmachende Gnade?

Ohne die heiligmachende Gnade ist ein Mensch ganz arm: nicht heilig, kein Kind Gottes, kein Erbe des Himmels.

Der Reichste ohne die heiligmachende Gnade ist vor Gott der Ärmste. Für den Himmel kann er sich keine Verdienste sammeln. Die Himmelstür ist ihm verschlossen. Gott sagt zu solchen: «Ich kenne euch nicht» (Mt 25, 12).

159. Wann haben wir die heiligmachende Gnade bekommen?

Wir haben die heiligmachende Gnade bekommen bei der Taufe.

Der Tauftag war der größte Glückstag, ein wahrer «Sonntag» für unsere Seele. Jesus stand an Ostern zum neuen Leben auf. Dein erster Auferstehungstag war der Tauftag.

160. Wer verliert die heiligmachende Gnade?

Die heiligmachende Gnade verliert, wer eine schwere Sünde begeht.

Die schwere Sünde heißt auch Todsünde, weil sie das Leben der heiligmachenden Gnade tötet. Es ist deine eigene Schuld, wenn du die heiligmachende Gnade verlierst. Der Todsünder raubt sich selbst das übernatürliche Leben. Die Todsünde ist das größte Unglück.

161. Wie bekommt der Sünder die verlorene heiligmachende Gnade wieder?

Der Sünder bekommt die verlorene heiligmachende Gnade wieder, wenn er beichtet, oder schon vorher, wenn er vollkommene Reue hat.

Die so bereute schwere Sünde muss er das nächste Mal beichten, jedenfalls vor dem Empfang der heiligen Kommunion. Da darf er sich nicht mit der vollkommenen Reue begnügen.

Erwecke die vollkommene Reue jeden Abend, in Todesgefahr, wenn du in schwere Sünde gefallen bist.

162. Wie wird die heiligmachende Gnade vermehrt?

Die heiligmachende Gnade wird vermehrt, wenn wir beten, die heiligen Sakramente empfangen und gute Werke tun.

Je größer die heiligmachende Gnade in uns ist, um so herrlicher wird unsere Seele in den Augen Gottes. Wir werden heiliger, und unser Erbe im Himmel wird größer.

Schätze und schütze in dir und andern das Licht der Gnade! Fliehe und fürchte die Mörderin der Gnade, die schwere Sünde!

Die guten Werke

«So leuchte euer Licht vor den Menschen, dass sie eure guten Werke sehen und euern Vater preisen, der im Himmel ist» (Mt 5,16). Der lebendige Glaube bringt als Frucht gute Werke hervor. Ohne sie ist unser Glaube tot, und ein toter Glaube kann unmöglich selig machen. Ohne gute Werke sind wir «böse und faule Knechte, die hinausgeworfen werden in die äußerste Finsternis» (Mt 25,26 u. 30). «Wie der Leib ohne die Seele tot ist, so ist auch der Glaube ohne die Werke tot» (Jak 2,26).

163. Was bringt der lebendige Glaube hervor?

Der lebendige Glaube bringt gute Werke hervor.

Jesus sagt: «Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen» (Mt 3,10).

Als gute Werke empfiehlt die Heilige Schrift:

Beten: Werke der Frömmigkeit.
Fasten: Werke der Abtötung.
Almosen: Werke der Wohltätigkeit.

Auch gottfrohe Arbeit und gottergebenes Leiden sind gute Werke.

164. Wann sind unsere Werke gut?

Unsere Werke sind gut, wenn wir die Absicht haben zu tun, was Gott will.

Wenn du denkst und betest: «Ich tue das, wie Gott will, ihm zulieb, zu seiner Ehre», dann machst du die «Gute Meinung».

165. Wann sollen wir die «Gute Meinung» machen?

Wir sollen die «Gute Meinung» jeden Morgen machen; sie ist das beste Morgengebet.

So ist der ganze Tag geheiligt. Unser Tagewerk bekommt vor Gott Wert und ist ihm wohlgefällig.

Mit welchen Worten kannst du die «Gute Meinung» beten? Siehe Seite 243.

166. Was verdienen wir, wenn wir gute Werke im Stande der Gnade tun?

Wenn wir gute Werke im Stande der Gnade tun, verdienen wir mehr Gnade auf Erden und größere Seligkeit im Himmel. Darum heißen solche Werke verdienstliche Werke.

Ein gutes Werk ist nur dann verdienstlich und erhält einen Lohn in der Ewigkeit, wenn wir es im Stande der heiligmachenden Gnade tun.

Den verdienstlichen Werken hat Christus ewigen Lohn verdient und versprochen: «Wer einem von diesen Geringsten nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil er mein Jünger ist, der wird seinen Lohn nicht verlieren» (Mt 10,42). «Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß im Himmel» (Mt 5, 12).

Christus gibt auch der kleinsten guten Tat seinen Lohn.

167. Wie sind die guten Werke, die man im Stande der Todsünde tut?

Die guten Werke, die man im Stande der Todsünde tut, sind nicht verdienstlich, aber nicht wertlos: Sie können dem Sünder die Bekehrung und zeitlichen Segen bringen.

Der zeitliche Segen kann darin bestehen, dass Gott den Sünder vor zeitlichen Strafen bewahrt und ihm Wohltaten spendet.

Wie arm ist der Todsünder! Was er bisher verdient hat, hat er verloren; neue Verdienste kann er nicht sammeln. Trotzdem soll er fortfahren mit guten Werken, mit Beten und Almosen. So erhielt der Hauptmann von Cäsarea wegen seiner Wohltätigkeit die Gnade des Glaubens (Apg 10,2).

Wenn der Todsünder sich bekehrt, leben die verlorenen guten Werke mit der heiligmachenden Gnade wieder auf.

Sei nicht ein fruchtloser Baum! Wenn alles vergeht, bleiben doch die guten Werke. Die Heilige Schrift sagt von denen, die im Herrn sterben: «Ihre Werke folgen ihnen nach» (Offb 14,13). Vergiss nie: Der Glaube allein macht nicht selig. Er muss gute Werke hervorbringen. Aber auch die guten Werke allein machen nicht selig. Sie müssen hervorgehen aus dem Glauben. «Der Gerechte lebt aus dem Glauben» (Röm 1,17).

II. Die Sakramente

«Aus des Heilands Wunden fließen sieben Ströme wunderbar.» Das sind die sieben heiligen Sakramente. Am Kreuz hat uns Jesus alle Gnaden verdient; durch die Sakramente fließen sie jedem Menschen zu. Die Sakramente sind also Gnadenmittel. Sie sind die kostbarsten und heiligsten Gaben der Kirche.

168. Was ist ein Sakrament?

Ein Sakrament ist ein äußeres Zeichen, das Jesus eingesetzt hat, um uns innere Gnade zu geben.

Drei Dinge gehören also zu einem Sakrament. Das äußere Zeichen deutet die innere Gnade an und bewirkt sie auch, denn dazu hat sie Christus eingesetzt. So weiß der Christ die selige Stunde der Begnadigung.

169. Wie viele Sakramente hat Christus eingesetzt?

Christus hat sieben Sakramente eingesetzt: 1. die Taufe, 2. die Firmung, 3. das allerheiligste Sakrament des Altares, 4. die Buße, 5. die Krankenölung, 6. die Priesterweihe und 7. die Ehe.

In der Taufe erhalten wir das übernatürliche Leben. Die Firmung stärkt uns zum Bekenntnis des Glaubens. Im Altarsakrament finden wir die Nahrung für das übernatürliche Leben. Das Bußsakrament stellt das verlorene übernatürliche Leben wieder her oder vermehrt es. Die Krankenölung hilft dem Kranken an Leib und Seele. Die beiden letzten Sakramente sind für die zwei wichtigsten Stände: Die Priesterweihe gibt die Priestergewalt weiter. Die Ehe als Elternweihe heiligt die Eheleute und das Familienleben.

170. Was wirken die Sakramente?

1. Die Sakramente geben oder vermehren die heiligmachende Gnade.

2. Jedes Sakrament gibt eigene, besondere Gnaden.

Sie geben die heiligmachende Gnade, wenn man sie noch nicht hat: Taufe, Buße - Sakramente der Toten.

Sie vermehren die heiligmachende Gnade, wenn man sie hat:

Alle andern Sakramente - Sakramente der Lebendigen.

Man kann die Sakramente einteilen:

1. in Sakramente der Toten und der Lebendigen,

2. in solche, die man nur einmal und in solche, die man öfters im Leben empfangen kann.

171. Welche Sakramente prägen der Seele ein unauslöschliches Merkmal ein?

Drei Sakramente prägen der Seele ein unauslöschliches Merkmal ein, die Taufe, die Firmung und die Priesterweihe.

Wegen ihres unauslöschlichen Merkmals behalten diese Sakramente ihre Wirksamkeit für das ganze Leben.

172. Wie müssen wir die Sakramente empfangen?

Wir müssen die Sakramente würdig, das heißt mit rechter Vorbereitung empfangen.

Wer ein Sakrament unwürdig empfängt, begeht eine schwere Sünde, einen Gottesraub. Die Sakramente der Lebendigen darf man nur im Stande der Gnade empfangen.

173. Von wem haben die Sakramente ihre Kraft?

Die Sakramente haben ihre Kraft von Jesus Christus, der sie eingesetzt hat.

Von Christus kommt die Gnade in jedem Sakrament. Der Priester ist nur Diener und Werkzeug. Die Gültigkeit hängt also nicht von der Würdigkeit des Priesters ab. Frisches Quellwasser verliert nichts, ob es durch goldene, silberne oder hölzerne Röhren fließt.

Die Quelle der Sakramente ist das Erlöserherz Christi. Aus ihm strömt dir durch die Sakramente Gottes Gnade zu. Empfange sie immer würdig und mit Ehrfurcht! Missbrauche den Namen «Sakrament» nie im Zorn! Danke Gott, dass du in der katholischen Kirche noch alle Sakramente hast, die Jesus Christus eingesetzt hat.

[Forsetzung folgt]