Arme Seelen

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Die Verstorbenen im Angesicht Christi
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Die Bezeichnung Arme Seelen ist eine mythologische Vorstellung, die den Umstand veranschaulicht, dass die Verstorbenen im Endgericht, ihrer engültigen Läuterung (Purgatorium) im Angesicht Christi, die solidarische Hilfe anderer empfangen können. Die Kirche überwantwortet die Verstorbenen im fürbittenden Gebet der Barmherzigkeit Gottes, um die Leiden ihrer Reinigung zu mildern. In den neueren lehramtlichen Texten<ref>Katechismus der Katholischen Kirche; Enyzklika Spe salvi Papst Benedikts. XVI.</ref> wird der Ausdruck "Arme Seelen" nicht mehr verwendet, das Gemeinte aber sehr wohl zum Ausdruck gebracht.

Die Vorstellung von den "Armen Seelen" wird ebenso wie die traditionelle Fegefeuerlehre von der neueren Theologie neu gefasst. Papst Benedikt XVI. (Enzyklika Spe salvi, 2007, Nr. 47) betont, dass Christus selbst als Richter und Retter "das verbrennende und zugleich rettende Feuer" ist: "Das Begegnen mit ihm ist der entscheidende Akt des Gerichts. Vor seinem Anblick schmilzt alle Unwahrheit. Die Begegnung mit ihm ist es, die uns umbrennt und freibrennt zum Eigentlichen unserer selbst." Der Papst betont die Andersartigkeit einer Zeitvorstellung nach dem Tod gegenüber der raum-zeitlichen Bedingtheit des Menschen zu Lebzeiten: "Es ist klar, daß wir die 'Dauer' dieses Umbrennens nicht mit Zeitmaßen unserer Weltzeit messen können. Der verwandelnde 'Augenblick' dieser Begegnung entzieht sich irdischen Zeitmaßen – ist Zeit des Herzens, Zeit des 'Übergangs' in die Gemeinschaft mit Gott im Leibe Christi." Die Vorstellung, dass es eine Zeit nach der Zeit geben kann, die einen Entzug der seligen Gottesschau bis zum Jüngsten Gericht bedeutet, steht gegen die Barmherzigkeit Gottes im Läuterungsgeschehen.<ref>Enzyklika "Spe salvi" -http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/encyclicals/documents/hf_ben-xvi_enc_20071130_spe-salvi_ge.html </ref>

Die fürbittende Solidarität der Christen mit den Verstorbenen bringt der Papst in seiner Enzyklika (Nr. 4) zum Ausdruck: "Wenn das 'Fegefeuer' einfach das Reingebranntwerden in der Begegnung mit dem richtenden und rettenden Herrn ist, wie kann dann ein Dritter einwirken, selbst wenn er dem anderen noch so nahesteht? Bei solchem Fragen sollten wir uns klarmachen, daß kein Mensch eine geschlossene Monade ist. Unsere Existenzen greifen ineinander, sind durch vielfältige Interaktionen miteinander verbunden. Keiner lebt allein. Keiner sündigt allein. Keiner wird allein gerettet. In mein Leben reicht immerfort das Leben anderer hinein: in dem, was ich denke, rede, tue, wirke. Und umgekehrt reicht mein Leben in dasjenige anderer hinein: im Bösen wie im Guten. So ist meine Bitte für den anderen nichts ihm Fremdes, nichts Äußerliches, auch nach dem Tode nicht. In der Verflochtenheit des Seins kann mein Dank an ihn, mein Gebet für ihn ein Stück seines Reinwerdens bedeuten. Und dabei brauchen wir nicht Weltzeit auf Gotteszeit umzurechnen: In der Gemeinschaft der Seelen wird die bloße Weltzeit überschritten. An das Herz des anderen zu rühren, ist nie zu spät und nie vergebens. So wird ein wichtiges Element des christlichen Begriffs von Hoffnung nochmals deutlich. Unsere Hoffnung ist immer wesentlich auch Hoffnung für die anderen; nur so ist sie wirklich auch Hoffnung für mich selbst.[40] Als Christen sollten wir uns nie nur fragen: Wie kann ich mich selber retten? Sondern auch: Wie kann ich dienen, damit andere gerettet werden und daß anderen der Stern der Hoffnung aufgeht? Dann habe ich am meisten auch für meine eigene Rettung getan."

Literatur

Siehe auch: Litanei für die Verstorbenen

Weblinks

Anmerkungen

<references />