Ancora una volta, con

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
Apostolisches Schreiben

von Papst
Johannes Paul II.
an alle Bischöfe der Katholische Kirche
über die Lage im Libanon
7. September 1989, veröffentlicht am 10. März

(Quelle: Der Apostolische Stuhl 1989, S. 1045-1048)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Libanon - Freiheit und Pluralismus für Ost und West

1. Noch einmal möchte ich mit derselben Zuversicht, aber in noch größerer Betrübnis um eure brüderliche Solidarität für unsere Brüder im Libanon bitten, die weiterhin Opfer einer erbarmungslosen, in keiner Weise gerechtfertigten Gewalt sind.

Angesichts der wiederholten dramatischen Ereignisse, die jeder Bewohner dieses Landes erfährt, werden wir uns der äußersten Gefahr bewusst, welche letztlich die Existenz des Landes selbst bedroht: der Libanon darf nicht sich selbst überlassen und damit preisgegeben werden.

2. Seit 1975 haben Papst Paul VI., Papst Johannes Paul I. und ich selbst vom Beginn meines Pontifikats an alle Anstrengungen unternommen, um die Weltmeinung aufzurütteln und auf den einzigartigen Wert des Libanon und seines menschlichen und geistig - geistlichen Erbes hinzuweisen, seine Bewohner, die Gewalttaten jeder Art ausgesetzt sind, aufzurichten und zu ermutigen, eine auf dem Verhandlungsweg zu erzielende Lösung der Gegensätze, die die Konfliktparteien trennen, zu fördern und den Herrn um die Gnade eines geduldig auferbauten, dauerhaften Friedens anzurufen.

3. Tief erschüttert von der Verschlechterung der Lage und von dem erneuten Anwachsen der mörderischen Kämpfe habe ich in den letzten Monaten in mehreren Appellen unterstrichen, dass es unser aller Pflicht ist, den Libanon nicht zu vergessen und uns nicht an die grausamen Leiden zu gewöhnen, die er schon allzu lange erträgt. Auch habe ich nicht gezögert, an alle Türen zu klopfen, damit dem ein Ende gemacht werde, was man mit Recht als Massaker eines ganzen Volkes bezeichnen muss. Es ist gut, dass die ganze Kirche von den Anstrengungen weiß, die zur Rettung eines in höchster Not befindlichen Landes unternommen wurden.

Am 15. Mai d. J. habe ich also eine Botschaft an zahlreiche Staatschefs und an die Verantwortlichen internationaler Organisationen gerichtet. Es schien mir nämlich notwendig, gewisse ethische Forderungen in Erinnerung zu rufen, zu deren Einhaltung die internationale Gemeinschaft gegenüber einem rechtmäßigen Partner, der Gründungsmitglied der Organisation der Vereinten Nationen und der Liga der Arabischen Staaten ist, verpflichtet ist. Zu diesem Schritt kamen noch mehrfache bilaterale Kontakte zwischen dem Hl. Stuhl und den Regierungen der Länder hinzu, die sich als Freunde des Libanon zu erkennen geben oder in traditioneller Weise enge Beziehungen zu ihm unterhalten. Im einen oder anderen Fall wird dieser Gedankenaustausch noch jetzt weitergeführt.

4. Sicher ist es nicht Sache des Papstes, technische Lösungen vorzuschlagen, doch in dem Bemühen um das geistliche und materielle Wohl jedes Menschen ohne Unterschied empfindet er es als gebotene Pflicht, nachdrücklich auf bestimmte Verpflichtungen hinzuweisen, die den Verantwortlichen der Nationen obliegen. Die Missachtung dieser Verpflichtungen kann ganz einfach dazu führen, dass die Ordnung der internationalen Beziehungen erschüttert und wieder einmal der Mensch der bloßen Macht des Menschen ausgeliefert wird. Man kann die Rechte, die Pflichten und die Mechanismen, welche die Verantwortlichen des internationalen Lebens erarbeitet und gutgeheißen haben, nicht ungestraft missachten, ohne dass die Beziehungen zwischen den Völkern darunter leiden, ohne dass der Friede dadurch bedroht wird, ohne dass schließlich der Mensch zur Geisel der Leidenschaften und Interessen der Stärkeren wird. Deshalb habe ich immer wieder gesagt - und ich wiederhole es heute für die ganze Kirche -, dass das Völkerrecht und die Institutionen, die dieses Recht garantieren, unersetzliche Grundlagen darstellen und die Gleichheit der Würde der Völker und der einzelnen Personen verteidigen.

5. Vor allem aber habe ich als Bischof der Gesamtkirche für die Christen und natürlich ganz besonders für die Katholiken gesprochen, die im Libanon neben ihren muslimischen Brüdern leben und von ihrem Glauben Zeugnis geben.

Wir, liebe Brüder im Bischofsamt, können nicht die Bande geistlicher Gemeinschaft vergessen, die uns mit diesen Brüdern verbinden, welche sich in der weiter zurückliegenden und in der jüngsten Geschichte oft um den Preis heroischer Opfer als Christen bestätigen mussten. Für sie, die heute von der Gewalt der Waffen und des Wortes bedrängt werden, muss sich die ganze Kirche - das ist ihre Pflicht - "in Bewegung setzen".

Zunächst um zu reden. Angesichts einer oft voreingenommenen oder oberflächlichen Information müssen wir die reichen und jahrhundertealten Traditionen der Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen in diesem Land bekanntmachen. Es handelt sich dabei um einen der Wesenszüge der libanesischen Gesellschaft, die noch vor nicht langer Zeit ein Musterbeispiel darstellte. Eine bessere Kenntnis voneinander und die Pflege eines wechselseitigen Dialogs für den Dienst am Menschen sind unerläßliche Vorbedingungen der Freiheit, des Friedens und der Achtung der Würde der Person. Dieser bejahte und gelebte Pluralismus ist ein Grundwert, der die lange Geschichte des Libanon bestimmt hat. Deshalb würde, käme es zum Untergang dieses Landes, die Sache der Freiheit selbst eine dramatische Niederlage erleiden.

Dann um zu beten. Wir Gläubigen haben keine andere "Waffe" als die flehentliche Bitte, die wir aus der Tiefe unseres Elends an den richten, der uns "aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat" (1 Petr 2,9). Gott, dem Vater aller Menschen, können wir in diesen tragischen Augenblicken, wo ein Teil der menschlichen und christlichen Familie bedroht und Opfer nicht zu rechtfertigender Gewalttaten ist, nur die Angst- und Verzweiflungsschreie dieser Brüder vorlegen, die nur allzu oft das Gefühl haben, gerade in dem Moment im Stich gelassen worden zu sein, wo ihr Land von der Vernichtung bedroht ist.

6. Darum möchte ich euch, liebe Brüder, - und durch eure Vermittlung in gleicher Weise alle Söhne und Töchter der Katholischen Kirche - zu einem weltweiten Gebetstag für den Frieden im Libanon einladen. In Italien wird er am kommenden 4. Oktober, dem Fest des hl. Franz von Assisi, abgehalten werden: dieser waffenlose Heilige und Friedensstifter fordert noch immer alle Menschen dazu auf, zum "Werkzeug des Friedens" zu werden, damit "wir dort, wo der Hass zu finden ist, den Frieden stiften". Jede Ortskirche wird dafür sorgen, den geeignetsten Tag für dieses gemeinsame Gebet zu wählen, im Wissen darum, dass am 22. November der Nationalfeiertag des Libanon begangen wird.

So wird die ganze Kirche - und alle, die sich unserer Initiative anschließen wollen - eine Kirche im Gebet, den Vater im Himmel um den Frieden und die Rettung für den Libanon anrufen. Ich selbst will auch weiterhin dem Herrn die Verwirklichung des Pastoralbesuches in diesem Land anvertrauen, den durchzuführen ich fest entschlossen bin, wie ich am 15. August angekündigt habe.

Mit der Durchführung dieser geistlichen Initiative will die Kirche der Welt offenkundig machen, dass der Libanon mehr als ein Land ist: er ist eine Botschaft der Freiheit und ein Beispiel des Pluralismus für Ost und West!

7. Ich möchte den Söhnen und Töchtern der Katholischen Kirche, denen es bestimmt ist, in einem von so grausamen Prüfungen heimgesuchten Land ihren Glauben zu leben und Zeugnis zu geben, die Solidarität aller ihrer Brüder im Gebet bekunden. Für sie und mit ihnen ersuchen wir um keinerlei Privileg; wir bitten darum, dass ihnen weiterhin das Recht sichergestellt wird, nicht nur zu glauben, wie es der Stimme ihres Gewissens entspricht, sondern ebenso wie ihre muslimischen Brüder ihren Glauben auch praktisch und ihren kulturellen Traditionen getreu zu leben, ohne im selben Vaterland Ausschluss oder Diskriminierung befürchten zu müssen.

Mögen sich alle Katholiken an meinem Gebet beteiligen und den Herrn bitten, die verschiedenen Parteien in diesem Konflikt zu aufrichtigen Friedensgedanken zu inspirieren!

Liebe Brüder im Bischofsamt, ich vertraue eurer pastoralen Sorge die Vorbereitung und Organisation dieses großen Gebetstages für den Libanon an. Die Kirche wird nicht in Schweigen verharrt haben: der Papst und die Gläubigen werden gebetet, geredet und gehandelt haben, damit die Wurzeln des sozialen Lebens und der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gruppen des Libanon nicht abgeschnitten werden.

Der Untergang des Libanon wäre ohne jeden Zweifel eines der großen Schuldgefühle der Welt. Seine Rettung ist eine der dringendsten und edelsten Aufgaben, die die heutige Welt auf sich nehmen muss.

8. Noch einmal vertrauen wir Unserer Lieben Frau von Harissa unsere Ängste und unsere Hoffnungen an. Möge sie den Betrübten beistehen! Möge sie jene ermutigen, die für den Frieden arbeiten! Möge sie bei ihrem Sohn Fürbitte einlegen, damit gerechte, angemessene Lösungen für die Probleme der anderen Völker des Nahen Ostens gefunden werden, die auch auf der Suche nach einem sicheren, ihren Bestrebungen entsprechenden Leben sind!

Während ich mit euch, liebe Brüder im Bischofsamt, sowie mit den eurer pastoralen Sorge anvertrauten Gläubigen das gemeinsame Gebet für den Libanon und alle seine Söhne und Töchter verabrede, bete ich flehentlich zu dem "Gott allen Trostes, der uns alle in unserer Not tröstet, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden" (2 Kor 1,3-4).

Mit meinem Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 7. September 1989

Johannes Paul II. PP.

Weblink