Allgemeines Direktorium für die Katechese 2020

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Direktorium

Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung
Allgemeines Direktorium für die Katechese
23. März 2020

(Quelle: Arbeitsübersetzung des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz).
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Inhaltsverzeichnis

Geleitwort

Der Weg der Katechese der letzten Jahrzehnte war von dem Apostolischen Schreiben Catechesi tradendae geprägt. Dieser Text stellt nicht nur den seit der Erneuerung des Zweiten Vatikanischen Konzils zurückgelegten Weg dar, sondern ist eine Zusammenfassung des Beitrags zahlreicher Bischöfe der Welt, die sich 1977 zur Synode versammelt haben. Wie das Dokument besagt, verfolgt die Katechese „das doppelte Ziel, den anfänglichen Glauben reifen zu lassen und den wahren Jünger Christi durch eine vertiefte und mehr systematische Kenntnis der Person und Botschaft unseres Herrn Jesus Christus weiterzubilden“.<ref>CT 19.</ref> Eine anspruchsvolle Aufgabe, die es nicht erlaubt, die verschiedenen Phasen, die der katechetische Prozess mit sich bringt, zu streng und detailgenau festzulegen. Mag dieses Ziel auch Mühe erfordern, so bleibt es doch vor allem im kulturellen Kontext dieser Jahrzehnte unverändert bestehen. Absicht der Katechese ist es, sich immer auf die Ausführungen Johannes Pauls II. beziehend, „mit der Hilfe Gottes einen noch anfanghaften Glauben zu entwickeln, das christliche Leben der Gläubigen jeden Alters zur Fülle zu bringen und es täglich zu nähren. Es geht tatsächlich darum, auf der Ebene des Bewusstseins und im Leben den Samen des Glaubens zum Wachsen zu bringen, den der Heilige Geist bei der Erstverkündigung gesät hat, bevor er dann durch die Taufe endgültig übertragen wurde“.<ref>CT 20.</ref> Auf diese Weise bleibt die Katechese in der soliden Tradition verhaftet, von der die Geschichte des Christentums seit ihren Ursprüngen geprägt ist. Sie bleibt: als besondere Bildungstätigkeit der Kirche, die sich unter Berücksichtigung der verschiedenen Altersgruppen von Gläubigen bemüht, das Evangelium Jesu Christi immer aktuell zu halten, damit es eine Stütze für ein folgerichtiges Zeugnis sein möge.

Dieses Direktorium für die Katechese stellt die dynamische Fortsetzung der beiden vorherigen Fassungen dar. Am 18. März 1971 genehmigte Paul VI. das von der Kongregation für den Klerus verfasste Allgemeine Katechetische Direktorium. Anspruch dieses Direktorium war es, eine erste Systematisierung der aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgegangenen Lehre vorzunehmen (vgl. CD 44). Nicht zu vergessen ist, dass Paul VI. die gesamte Konzilslehre als „großen Katechismus der Neuzeit“ betrachtete.<ref>Paul VI., Ansprache an die Teilnehmer der Generalversammlung der italienischen Bischofskonferenz (23. Juni 1966).</ref> Mit dem Dekret Christus Dominus wurden dann immerhin punktuelle, weitsichtige Hinweise zum Thema Katechese aufgezeigt. Die Konzilsväter sagten: „Die christliche Lehre sollen sie auf eine Weise vortragen, die den Erfordernissen der Zeit angepasst ist, das heißt, die den Schwierigkeiten und Fragen, von denen die Menschen so sehr bedrängt und geängstigt werden, entspricht. [...] [sie] seien bemüht, die verschiedenen Mittel anzuwenden, die in der heutigen Zeit zur Verfügung stehen, und zwar zunächst die Predigt und die katechetische Unterweisung, die ja immer den ersten Platz einnehmen [...] Die Bischöfe sollen darüber wachen, dass dieser Unterricht sowohl den Kindern und Heranwachsenden als auch den Jugendlichen und ebenso den Erwachsenen mit Eifer und Sorgfalt erteilt wird; dass bei dieser Unterweisung eine geeignete Ordnung und eine Methode eingehalten werden, die nicht nur dem zu behandelnden Stoff, sondern auch der Eigenart, den Fähigkeiten, dem Alter und den Lebensbedingungen der Zuhörer entsprechen; dass diese Unterweisung auf der Heiligen Schrift, der Überlieferung, der Liturgie, dem Lehramt und dem Leben der Kirche aufbaut. Ferner mögen sie dafür sorgen, dass die Katecheten für ihre Aufgabe gebührend vorbereitet werden, indem sie die Lehre der Kirche gründlich kennenlernen und auch die psychologischen Gesetze und pädagogischen Fächer theoretisch und praktisch erlernen. Sie seien auch bemüht, dass der Unterricht für erwachsene Katechumenen wieder eingeführt oder besser angepasst wird." (CD 13–14)

Hier wird deutlich, dass diese Lehre normative Kriterien für die ständige Erneuerung der Katechese enthält. Sie darf keine Tätigkeit bleiben, die aus dem historischen und kulturellen Kontext, in dem sie stattfindet, herausgerissen wird. Ein greifbares Zeichen dafür ist, dass in erster Konsequenz am 7. Juni 1973 der Internationale Rat für die Katechese eingerichtet wurde, ein Gremium, mit dem unterschiedliche Fachleute aus der ganzen Welt das zuständige Dikasterium dabei unterstützen, die in den verschiedenen Kirchen bestehenden Anliegen bekannt zu machen, um die Katechese immer mehr mit dem kirchlichen, kulturellen und historischen Gefüge in Einklang zu bringen.

Am 11. Oktober 1992, dem 30. Jahrestag des Konzils, veröffentlichte Johannes Paul II. den Katechismus der Katholischen Kirche. Seinem Wort ist zu entnehmen: „Dieser Katechismus ist nicht dazu bestimmt, die [...] örtlichen Katechismen zu ersetzen, [...]. Er ist dazu bestimmt, zur Abfassung neuer örtlicher Katechismen zu ermuntern und die zu unterstützen, die den verschiedenen Situationen und Kulturen Rechnung tragen“.<ref> Johannes Paul II., Apostolische Konstitution Fidei depositum (11. Oktober 1992), IV. </ref> Infolgedessen erschien am 15. August 1997 das Allgemeine Direktorium für Katechese. Vor uns liegt nun die große Arbeit, die im Anschluss an diese Veröffentlichung geleistet wurde. Die weite, vielgestaltige Welt der Katechese hat eine weitere positive Herausforderung gefunden, um neue Studien ins Leben zu rufen, die insbesondere im Licht einer erneuerten Auslegung des Katechumenats ein besseres Verständnis des pädagogischen Anspruchs der Katechese und ihrer Bildung ermöglichen sollten. Viele Bischofskonferenzen haben durch die daraus entstandenen Anliegen neue Wege der Katechese für die verschiedenen Altersgruppen ins Leben gerufen. Für Kinder und Erwachsene, für Heranwachsende und Familien konnte so eine weitere Erneuerung der Katechese erfolgen.

Dieser kurze geschichtliche Überblick zeigt, dass jedes Direktorium im Anschluss an wichtige Dokumente des Lehramts erstellt wurde. Das erste sah die Lehre des Konzils als Bezugspunkt, das zweite den Katechismus der Katholischen Kirche und unseres die Synode über Die Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens nebst dem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium von Papst Franziskus. In den drei Texten stellen sich weiter gemeinsame Forderungen, die Zweck und Aufgaben der Katechese darstellen, während jeder einzelne von dem veränderten historischen Kontext und der Aktualisierung des Lehramtes geprägt ist. Vom ersten bis zum zweiten Direktorium vergingen 26 Jahre, vom zweiten bis zu unserem 23 Jahre. In gewisser Weise zeigt die chronologische Entwicklung den Anspruch der historischen Dynamik, dem man sich stellen muss. Bei einem genaueren Blick auf den kulturellen Kontext können neue Herausforderungen ans Tageslicht treten, und die Kirche ist gerufen, sich ihnen zu stellen. Insbesondere sind dies zwei: Das erste ist das Phänomen der digitalen Kultur, und als Begleiterscheinung bringt es das zweite, die Globalisierung der Kultur, mit sich. Beide sind so miteinander verbunden, dass sie sich gegenseitig bedingen und zu Phänomenen führen, die eine radikale Veränderung im Leben der Menschen deutlich machen. Die Forderung nach einer Bildung, die das Augenmerk auf den Einzelnen zu richtet, scheint oft überschattet von globalen Trends, die sich durchsetzen. Die Versuchung, sich Formen internationaler Vereinheitlichung anzupassen, ist besonders im Zusammenhang mit der Bildung für das Leben im Glauben ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Denn Glauben wird durch zwischenmenschliche Begegnung weitergegeben und im Kreise der Gemeinschaft genährt. Das Bedürfnis, den Glauben im liturgischen Gebet zum Ausdruck zu bringen und ihn durch die Kraft der Nächstenliebe zu bezeugen, verlangt, dass man über die Bruchstückhaftigkeit der Angebote hinauszugehen weiß, um die ursprüngliche Einheit des Christseins wiederherzustellen. Diese findet ihr Fundament im Wort Gottes, das von der Kirche in lebendiger Überlieferung verkündet und weitergegeben wird, die das Alte und das Neue (vgl. Mt 13,52) der in allen Teilen der Welt verstreuten Generationen von Gläubigen in sich aufzunehmen weiß.

Am 23. März 2020 genehmigte Papst Franziskus das neue Direktorium für die Katechese, und so haben wir die Ehre und Verantwortung, es der Kirche vorzulegen. Es stellt einen weiteren Schritt innerhalb der dynamischen Erneuerung dar, die sich in der Katechese vollzieht. Katechetische Studien und der kontinuierliche Einsatz zahlreicher Bischofskonferenzen bedeutsame Ziele für das Leben der Kirche und den Reifungsprozess der Gläubigen zu erreichen, die haben es im Übrigen ermöglicht, höchst eine neue Systematisierung erfordern.

Die Kirche hatte in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil Gelegenheit, mehrmals die Auseinandersetzung mit jener großen Sendung wiederaufzunehmen, die Christus ihr übertragen hat. Zwei Dokumente sind es insbesondere, die diese Forderung nach Evangelisierung kennzeichnen. Paul VI. zeichnete mit Evangelii nuntiandi und Papst Franziskus mit Evangelii gaudium den Weg vor, der im täglichen Bemühen der Gläubigen um Evangelisierung keine Entschuldigung finden darf. „Sie [die Kirche] ist da, um zu evangelisieren“,<ref>EN 14.</ref> machte Paul VI. mit Nachdruck geltend, und „Ich bin eine Mission“,<ref>EG 273.</ref> bekräftigte Papst Franziskus mit ebensolcher Klarheit. Es gibt kein Alibi, das den Blick von einer Verantwortung ablenken darf, die jeden einzelnen Gläubigen und die gesamte Kirche eint. Die enge Verbindung zwischen Evangelisierung und Katechese wird daher zur Besonderheit dieses Direktoriums. Es möchte einen Weg aufzeigen, der die Verkündung des Kerygmas und seine Reifung zutiefst miteinander vereint sieht.

Das Kriterium, von dem die Überlegungen zu diesem Direktorium und seine Abfassung geleitet sind, findet seinen Ausgangspunkt in den Worten von Papst Franziskus: „Wir haben von neuem entdeckt, dass auch in der Katechese die Erstverkündigung bzw. das ‚Kerygma‘ eine wesentliche Rolle spielt. Es muss die Mitte der Evangelisierungstätigkeit und jedes Bemühens um kirchliche Erneuerung bilden. [...] Wenn diese Verkündigung die ,erste‘ genannt wird, dann nicht, weil sie am Anfang steht und dann vergessen oder durch andere Inhalte, die sie übertreffen, ersetzt wird. Sie ist die ,erste‘ im qualitativen Sinn, denn sie ist die hauptsächliche Verkündigung, die man immer wieder auf verschiedene Weisen neu hören muss und die man in der einen oder anderen Form im Lauf der Katechese auf allen ihren Etappen und in allen ihren Momenten immer wieder verkünden muss. [...] Man darf nicht meinen, dass das Kerygma in der Katechese später zugunsten einer angeblich ,solideren‘ Bildung aufgegeben wird. Es gibt nichts Solideres, nichts Tieferes, nichts Sichereres, nichts Dichteres und nichts Weiseres als diese Verkündigung. Die ganze christliche Bildung ist in erster Linie Vertiefung des Kerygmas, das immer mehr und besser assimiliert wird, das nie aufhört, das katechetische Wirken zu erhellen, und das hilft, jedes Thema, das in der Katechese entfaltet wird, angemessen zu begreifen. Diese Verkündigung entspricht dem Verlangen nach dem Unendlichen, das es in jedem menschlichen Herzen gibt“.<ref>EG 164–165.</ref>

Mag uns das Primat des Kerygmas auch noch so dazu bewegt haben, eine kerygmatische Katechese anzubieten, so schmälert es doch weder den Wert der Mystagogie noch das Zeugnis der Nächstenliebe. Nur eine extrinsische Sicht könnte dazu veranlassen, die Erstverkündigung als gegliederten Diskurs zu sehen, mit dem der Gesprächspartner überzeugt werden soll. Die Verkündigung des Evangeliums ist Zeugnis einer Begegnung, die es ermöglicht, den Blick fest auf Jesus Christus, den in der Geschichte der Menschen fleischgewordenen Sohn Gottes, zu richten, um die Offenbarung der heilbringenden Liebe des Vaters zur Vollendung zu führen. Von diesem Kern des Glaubens aus gibt sich die Lex credendi der Lex orandi hin, und gemeinsam lassen sie die Lebensweise des Gläubigen als Zeugnis der Liebe Wirklichkeit werden, das die Verkündigung glaubhaft macht. Denn jeder fühlt sich in einen Prozess der Selbstverwirklichung eingebunden, der schließlich zu einer letzten, endgültigen Antwort auf die Frage nach dem Sinn führt.

In den drei Teilen dieses Direktoriums für die Katechese ist daher der katechetische Weg unter dem Primat der Evangelisierung ausgearbeitet. Die Bischöfe haben als erste Adressaten dieses Dokuments gemeinsam mit den Bischofskonferenzen, den Kommissionen für die Katechese und den zahlreichen Katechetinnen und Katecheten Gelegenheit, die systematische Ausarbeitung zu überprüfen, die bewusst so angelegt ist, dass das Ziel der Katechese, die lebendige, das Leben verwandelnde Begegnung mit dem Herrn, deutlicher wird. Bei der Beschreibung des katechetischen Prozesses wurde der Schwerpunkt auf das existenzielle Gefüge gelegt, in das die verschiedenen Gruppen von Menschen in ihrem Lebensumfeld eingebunden sind. Umfassender Raum nimmt die Bildung der Katecheten ein, weil die Wiederherstellung ihres Dienstes in der christlichen Gemeinschaft dringend geboten erscheint. Im Übrigen tragen nur Katecheten, die ihren Dienst als Berufung leben, zur Wirkkraft der Katechese bei.

Und schließlich trägt die Katechese, gerade weil sie im Licht der Begegnung erfolgt, die große Verantwortung, an der Inkulturation des Glaubens mitzuwirken. Durch diesen Prozess entsteht Raum für die Schaffung neuer Sprachen und Methoden, die in ihren vielfältigen Ausdrucksformen den Reichtum der universellen Kirche noch deutlicher machen.

Der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, der seit dem 16. Januar 2013 mit der Veröffentlichung des Motu proprio Fides per doctrinam für die Katechese zuständig ist, ist sich bewusst, dass das Direktorium für die Katechese ein verbesserungsfähiges Werkzeug ist. Es erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, da es seinem Wesen nach für die Teilkirchen bestimmt ist, damit diese zur Anfertigung ihres eigenen Direktoriums herausgefordert und dabei unterstützt werden. Als Ausdruck der Universalität der Kirche waren an der Erstellung dieses Direktoriums verschiedene Fachleute beteiligt. Zudem wurde es während der einzelnen redaktionellen Phasen verschiedenen Bischöfen, Priestern und Katecheten zur Beurteilung vorgelegt. Männer und Frauen waren an diesem aufwändigen Werk beteiligt, von dem wir hoffen, dass es ein guter Beitrag zum jetzigen Zeitpunkt sein möge. Ihnen allen gilt unumwunden unser persönlicher Dank und unsere Anerkennung für die großartige Arbeit, die fachkundig, begeistert und unentgeltlich geleistet wurde.

Rein zufällig erfolgte die Genehmigung dieses Direktoriums während des Gedenkgottesdienstes für den heiligen Turibius von Mogrovejo (1538–1606), der als Heiliger nicht sonderlich bekannt sein mag, aber dennoch für die Evangelisierung und Katechese einen starken Impuls versetzte. Auf den Spuren des Heiligen Ambrosius wandelnd, wurde dieser Laie und angesehene Jurist, der auf Mallorca als Spross einer Adelsfamilie geboren wurde und seine Ausbildung an den Universitäten von Valladolid und Salamanca absolvierte, an denen er später auch dozierte, als Gerichtspräsident von Granada zum Bischof geweiht und von Papst Gregor XIII. in das peruanische Lima entsandt. In seinem bischöflichen Amt verstand er sich als Missionar und Katechet und pflegte in Anlehnung an Tertullian gerne zu wiederholen: „Christus ist Wahrheit, nicht Sitte“. Dies betonte er insbesondere gegenüber den Konquistadoren, welche die Indios unter dem Deckmantel einer kulturellen Überlegenheit unterdrückten, sowie gegenüber Priestern, die nicht den Mut hatten, das Schicksal der Ärmsten zu verteidigen. Als unermüdlicher Missionar bereiste er die Gebiete seiner Kirche, vor allem auf der Suche nach den Ureinwohnern, um ihnen das Wort Gottes in einfacher und leicht verständlicher Sprache zu überbringen. Während seines 25-jährigen Bischofsamtes veranstaltete er Diözesan- und Provinzsynoden, betätigte sich als Katechet und brachte die ersten Katechismen für die indigene Bevölkerung Südamerikas auf Spanisch, Quéchua und Aymara heraus. Sein Evangelisierungswerk trug unverhoffte Früchte und ließ Tausende von Ureinwohnern, die Christus in der Nächstenliebe des Bischofs begegneten, zum Glauben gelangen. Er war es, der zwei Heiligen jener Kirche, Martin von Porres und Rosa von Lima, das Sakrament der Firmung spendete. Papst Johannes Paul II. erklärte ihn 1983 zum Schutzpatron der lateinamerikanischen Bischöfe. Unter den Schutz dieses großen Katecheten stellen wir daher auch das neue Direktorium für die Katechese.

Papst Franziskus hat geschrieben: „Der Heilige Geist verströmt Heiligkeit überall, in das ganze heilige gläubige Gottesvolk hinein [...]. Es gefällt mir, die Heiligkeit im geduldigen Volk Gottes zu sehen: in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln. In dieser Beständigkeit eines tagtäglichen Voranschreitens sehe ich die Heiligkeit der streitenden Kirche. Oft ist das die Heiligkeit ,von nebenan‘, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind [...] Wir sind alle berufen, heilig zu sein, indem wir in der Liebe leben und im täglichen Tun unser persönliches Zeugnis ablegen, jeder an dem Platz, an dem er sich befindet. Bist du ein Gottgeweihter oder eine Gottgeweihte? Sei heilig, indem du deine Hingabe freudig lebst. Bist du verheiratet? Sei heilig, indem du deinen Mann oder deine Frau liebst und umsorgst, wie Christus es mit der Kirche getan hat. Bist du ein Arbeiter? Sei heilig, indem du deine Arbeit im Dienst an den Brüdern und Schwestern mit Redlichkeit und Sachverstand verrichtest. Bist du Vater oder Mutter, Großvater oder Großmutter? Sei heilig, indem du den Kindern geduldig beibringst, Jesus zu folgen. Hast du eine Verantwortungsposition inne? Sei heilig, indem du für das Gemeinwohl kämpfst und auf deine persönlichen Interessen verzichtest.“<ref>FRANZISKUS, Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate (19. März 2018), 6–7.14. 11.</ref>

Heiligkeit ist das entscheidende Wort, das man zur Vorstellung eines neuen Direktoriums für die Katechese sprechen kann. Sie kündet von einem Lebensplan, dessen Ruf auch die Katecheten beständig und treu folgen sollen. Auf diesem anspruchsvollen Weg sind sie nicht allein. Die Kirche kann in allen Teilen der Erde auf Vorbilder in der Gestalt von Katechetinnen und Katecheten verweisen, die in ihrem tagtäglich gelebten Dienst Heiligkeit und sogar Märtyrertum erlangt haben. Ihr Zeugnis ist fruchtbar und lässt uns noch bis in unsere Tage hinein glauben, dass jeder von uns dieses Abenteuer in der stillen, mühevollen und zuweilen undankbaren Hingabe an das Katechetensein verfolgen kann.

Im Vatikan, den 23. März 2020

Gedenkgottesdienst für den Heiligen Turibius von Mogrovejo

† Salvatore Fisichella Titularerzbischof von Voghenza, Vorsitzender

† Octavio Ruiz Arenas Erzbischof emeritus von Villavicencio, Segretario

ABKÜRZUNGEN DER BIBLISCHEN BÜCHER UND KIRCHLICHEN DOKUMENTE

(Zusätzlich zu den Abkürzungen der Bücher aus der Heiligen Schrift und der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, die im Text dieses Direktoriums zitiert werden, gibt es weitere Abkürzungen und Kürzel von den in den Anmerkungen am häufigsten zitierten Dokumenten. Eine vollständige Übersicht über alle Dokumente finden Sie im Verzeichnis der Dokumente)

HEILIGE SCHRIFT

Am Das Buch Amos

Apg Apostelgeschichte

Bar Das Buch Baruch

Dtn Das Buch Deuteronomium

Eph Der Brief an die Epheser

Ex Das Buch Exodus

Gal Der Brief an die Galater

Gen Das Buch Genesis

Hebr Der Brief an die Hebräer

Hos Der Prophet Hosea

Jer Das Buch Jeremia

Jes Das Buch Jesaja

Joh Das Evangelium nach Johannes

1 Joh Der erste Brief des Johannes

Jos Das Buch Josua

Kol Der Brief an die Kolosser

1 Kön Das erste Buch der Könige

1 Kor Der erste Brief an die Korinther

Lk Das Evangelium nach Lukas

Mk Das Evangelium nach Markus

Mt Das Evangelium nach Matthäus

Offb Die Offenbarung des Johannes

1 Petr Der erste Brief des Petrus

2 Petr Der zweite Brief des Petrus

Phil Der Brief an die Philipper

Ps Die Psalmen

Röm Der Brief an die Römer

Spr Das Buch der Sprichwörter

1 Tim Der erste Brief an Timotheus

2 Tim Der zweite Brief an Timotheus

Weish Das Buch der Weisheit

Zef Der Prophet Zefanja

1 Thess Der erste Brief an die Thessalonicher

DOKUMENTE DES ZWEITEN VATIKANISCHEN KONZILS

AA Apostolicam actuositatem

AG Ad gentes

CD Christus Dominus

DV Dei Verbum

GE Gravissimum educationis

GS Gaudium et spes

LG Lumen gentium

NA Nostra aetate

OE Orientalium ecclesiarum

OT Optatam totius

PO Presbyterorum ordinis

SC Sacrosanctum concilium

UR Unitatis redintegratio

ANDERE ABKÜRZUNGEN

AAS Akten des Apostolischen Stuhls

ADK Allgemeines Direktorium für die Katechese (1997)

AL Amoris laetitia (Franziskus)

ASS Akten des Heiligen Stuhls

c. Canon

cc. Canones

CCEO Codex Canonum Ecclesiarum Orientalum

CCL Corpus Christianorum, Series Latina

ChV Christus vivit (Franziskus)

CIC Codex des kanonischen Rechtes

EG Evangelii gaudium (Franziskus)

EN Evangelii nuntiandi (Paul VI.)

Id. Idem (Ebd.)

KKK Katechismus der Katholischen Kirche

Nr. Nummer

OICA Die Feier der Eingliederung Erwachsener in die Kirche

Op. cit. opera citata

PG Patrologia graeca (J.P. Migne)

PL Patrologia latina (J.P. Migne)

EINLEITUNG

1. Die Katechese gehört vollumfänglich zu dem umfassendsten Erneuerungsprozess, zu dem die Kirche aufgerufen ist, getreu dem Befehl Jesu Christi, sein Evangelium immer und überall zu verkünden (vgl. Mt 28,19). Die Katechese ist von Natur aus an der Verpflichtung zur Evangelisierung beteiligt, damit der Glaube durch ständige Reifung gestützt werden kann und so in einer Lebensweise Ausdruck findet, wie sie die Existenz der Jünger Christi prägen muss. Aus diesem Grund setzt sie sich in Beziehung zur Liturgie und Nächstenliebe, um die konstitutive Einheit des aus der Taufe erwachsenden neuen Lebens zu verdeutlichen.

2. Unter Berücksichtigung dieser Erneuerung hat Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium einige Besonderheiten der Katechese aufgezeigt, die diese ganz unmittelbar mit der Verkündigung des Evangeliums in der heutigen Welt verbinden. Die kerygmatische Katechese,<ref>Vgl. EG 164–165. </ref> die zum Herzen des Glaubens vordringt und das Wesentliche der christlichen Botschaft erfasst, ist eine Katechese, in der sich das Wirken des Heiligen Geistes manifestiert, der die heilbringende Liebe Gottes in Jesus Christus vermittelt und sich weiter hingibt, um dem Leben eines jeden Menschen Fülle zu spenden. Die verschiedenen Ausdrucksformen des Kerygmas, die infolgedessen Wege der Vertiefung eröffnen, stellen ebenso existentielle Tore dar, die zum Mysterium führen.

Die Katechese als mystagogische Initiation<ref>Vgl. EG 166.</ref> führt den Gläubigen in das lebendige Erleben der christlichen Gemeinschaft als wahren Ort des Glaubenslebens ein. Diese prägende Erfahrung erfolgt schrittweise und dynamisch, ist reich an Zeichen und Sprachen und günstig für eine Integration aller Dimensionen des Menschen. All dies verweist direkt auf die bekannte, in der katechetischen Reflexion und der kirchlichen Pastoral fest verwurzelte Intuition der immer dringlicher werdenden katechumenalen Inspiration der Katechese.

3. Im Lichte dieser Merkmale, die die Katechese aus missionarischer Sicht prägen, ist auch die Zielsetzung des katechetischen Prozesses neu zu lesen. Das gegenwärtige Verständnis von der prägenden Bildungsdynamik der Person verlangt, dass die innige Gemeinschaft mit Christus, die bereits im vorhergehenden Lehramt als höchstes Ziel des katechetischen Angebots aufgezeigt wurde, nicht nur als Wert aufgezeigt, sondern auch durch einen Begleitprozess verwirklicht wird.<ref>Vgl. EG 169–173.</ref> Tatsächlich bezieht der komplexe Prozess der Verinnerlichung des Evangeliums den ganzen Menschen mit seiner einzigartigen Lebenserfahrung ein. Nur eine Katechese, die sich darum bemüht, dass jeder seine ureigene Glaubensantwort reifen lässt, kann die aufgezeigte Zielsetzung erreichen. Dies ist der Grund, weshalb das vorliegende Direktorium erneut betont, wie wichtig es ist, dass die Katechese die Reifung einer Glaubensmentalität in Form eines dynamischen Wandels begleitet, der letztlich eine spirituelle Handlung ist. Dies ist eine ureigene und notwendige Form der Inkulturation des Glaubens.

4. Als Folge der neuen Lesart von Natur und Zielsetzung der Katechese zeigt das Direktorium als Ergebnis der im kirchlichen Kontext der letzten Jahrzehnte erfolgten Unterscheidung einige Perspektiven auf, die sich sozusagen als roter Faden durch das gesamte Dokument ziehen.

- Es wird das feste Vertrauen in den Heiligen Geist betont, der in der Kirche, der Welt und den Herzen der Menschen gegenwärtig ist und wirkt. Dies verleiht dem katechetischen Engagement einen Grundton der Freude, Gelassenheit und Verantwortung.

- Der Glaubensakt wird aus der Liebe geboren, die immer mehr über den Herrn Jesus erfahren will, der in der Kirche lebt, weshalb die Initiation der Gläubigen für das christliche Leben gleichbedeutend mit ihrer Einführung in die lebendige Begegnung mit ihm ist.

- Die Kirche ist als gemeinschaftliches Mysterium vom Geist beseelt und wird fruchtbar gemacht, um neues Leben zu erschaffen. Aus diesem Blickwinkel des Glaubens wird die Rolle der christlichen Gemeinschaft als natürlicher Ort der Entstehung und Reifung christlichen Lebens bestätigt.

- Der Prozess der Evangelisierung, und in ihm die Katechese, ist vor allem eine geistliche Handlung. Dies verlangt nach Katecheten, die echte „Evangelisierende mit Geist" und treue Mitarbeiter der Hirten sind.

- Die grundlegende Rolle der Getauften wird anerkannt. In ihrer Würde als Kinder Gottes sind alle Gläubigen aktive Träger des katechetischen Angebots und keine passiven Nutznießer oder Empfänger eines Dienstes und aus diesem Grund dazu gerufen, authentische missionarische Jünger zu werden.

- Das Geheimnis des Glaubens im Sinne der Beziehung zum Herrn zu leben hat Auswirkungen auf die Verkündigung des Evangeliums. Es fordert daher, dass alle Gegenüberstellungen von Inhalt und Methode, von Glaube und Leben überwunden werden.

5. Das Kriterium, an dem sich diese Ausgabe des Direktoriums für die Katechese orientiert, besteht darin, dass die Rolle der Katechese in der Dynamik der Evangelisierung vertieft werden soll. Die theologische Erneuerung in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts hatte aufgezeigt, dass ein missionarisches Verständnis der Katechese notwendig ist. Das Zweite Vatikanische Konzil und das nachfolgende Lehramt haben die wesentliche Verbindung zwischen Evangelisierung und Katechese aufgenommen, neu eingeordnet und Zug um Zug an die historischen Bedürfnisse angepasst. Daher steht die Kirche, die „ihrem Wesen nach missionarisch“ (AG 2) ist, noch immer im Auftrag, um diese neue Etappe der Evangelisierung, zu der sie durch den Heiligen Geist gerufen wird, vertrauensvoll zu vollziehen. Dies erfordert Engagement und Verantwortung, um jene neuen Sprachen herauszuarbeiten, durch die der Glaube vermittelt werden soll. In einer Zeit, in der sich die Formen der Weitergabe des Glaubens verändert haben, ist die Kirche bestrebt, jene Zeichen der Zeit zu entziffern, mit denen der Herr ihr den Weg weist, dem sie folgen soll. Unter diesen vielfältigen Zeichen können wir erkennen: die zentrale Rolle der Gläubigen und seiner Lebenserfahrung; die relevante Rolle von Beziehungen und Liebe; das Interesse an dem, was wahre Bedeutungen aufzeigt; die Wiederentdeckung dessen, was schön und seelisch erbaulich ist. In diesen und anderen Bewegungen der heutigen Kultur ergreift die Kirche Möglichkeiten zur Begegnung mit der Neuheit des Glaubens und dessen Verkündigung. Dies ist der Eckpfeiler ihres missionarischen Wandels und Motivation zur pastoralen Umkehr.

6. So wie das Allgemeine Direktorium für die Katechese (1997) sich als Fortsetzung des Allgemeinen Katechetischen Direktoriums (1971) verstand, ordnet sich auch das vorliegende Direktorium für die Katechese in dieselbe Dynamik der Kontinuität und Entwicklung wie die vorausgehenden Dokumente ein. Man darf nicht vergessen, dass die Kirche in den beiden letzten Jahrzehnten einige wichtige Ereignisse erlebt hat, die, wenn auch mit unterschiedlichen Akzenten, zu bedeutenden Momenten für den Weg der Kirche sowie für ein tieferes Verständnis der Geheimnisse des Glaubens und der Evangelisierung geworden sind.

Hier ist vor allem ein Verweis auf das fruchtbare Pontifikat des heiligen Johannes Paul II. lohnenswert, der mit seinem Apostolischen Schreiben Catechesi tradendae (1979) der Katechese einen echten Innovationsschub verliehen hat. Benedikt XVI. hat mehrmals die Bedeutung der Katechese im Prozess der Neuevangelisierung betont und diese Verpflichtung mit dem Apostolischen Schreiben Fides per doctrinam (2013) konkret umgesetzt. Als letztem war es Papst Franziskus mit seinem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium (2013) ein Anliegen, die unauflösliche Verbindung zwischen Evangelisierung und Katechese im Licht der Kultur der Begegnung zu betonen.

Andere große Ereignisse haben die Erneuerung der Katechese geprägt. Vergessen werden dürfen hier u. a. nicht das Große Jubiläum des Jahres 2000, das Jahr des Glaubens (2012–2013), das Heilige Jahr der Barmherzigkeit (2015–2016) und die jüngsten Bischofssynoden zu einigen für das Leben der Kirche wichtigen Inhalten. Besonders hervorzuheben sind folgende Synoden: Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche (2008); Die Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens (2012); Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute (2015); und Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung (2018). Erwähnenswert ist schließlich auch die Veröffentlichung des Kompendiums des Katechismus der Katholischen Kirche (2005) als einfache und direkte Möglichkeit, den Glauben kennenzulernen.

7. Das Direktorium für die Katechese ist inhaltlich und systematisch neu aufgebaut. Bei der Strukturierung der Themen wurde versucht, die verschiedenen legitimen Befindlichkeiten der Kirche zu berücksichtigen. Der erste Teil (Die Katechese in der evangelisierenden Sendung der Kirche) stellt die Grundlage für die gesamte Abhandlung dar. Die Offenbarung Gottes und ihre Weitergabe in der Kirche bilden den Auftakt zur Auseinandersetzung mit der Dynamik der Evangelisierung in der heutigen Welt und stellen sich der Herausforderung der missionarischen Umkehr, welche die Katechese beeinflusst (Kapitel I). Dargestellt wird sie durch einen Abriss ihrer Natur, ihrer Ziele, Aufgaben und Quellen (Kapitel II). Der Katechet – dessen Identität (Kapitel III) und Ausbildung (Kapitel IV) vorgestellt werden – macht das kirchliche Amt der Katechese sichtbar und setzt es um. In diesem ersten Teil sei neben der Aktualisierung der bereits angesprochenen grundlegenden Fragestellungen auf das Kapitel zur Ausbildung hingewiesen, das wichtige Perspektiven zur Erneuerung der Katechese enthält.

8. Im zweiten Teil (Der Prozess der Katechese) gehen wir auf die katechetische Dynamik ein. Es wird zunächst das diesbezügliche Paradigma vorgestellt, das in der Pädagogik Gottes in der Heilsgeschichte besteht, an der sich die Pädagogik der Kirche und die Katechese als erzieherische Maßnahme orientieren (Kapitel V). Im Lichte dieses Paradigmas werden die theologischen Kriterien für die Verkündigung der Botschaft des Evangeliums neu geordnet und an die Bedürfnisse der heutigen Kultur angepasst. Darüber hinaus wird der Katechismus der katholischen Kirche in seiner theologisch- katechetischen Bedeutung vorgestellt (Kapitel VI). Kapitel VII befasst sich mit Fragen zur Methodik der Katechese und verweist unter anderem auf das Thema der Sprachen. Der zweite Teil schließt mit einer Darstellung der Katechese mit verschiedenen Gesprächspartnern (Kapitel VIII). Obwohl wir uns der äußerst unterschiedlichen kulturellen Bedingungen in der Welt bewusst sind, weshalb ein vertiefenden Betrachten auf lokaler Ebene notwendig sind, wollten wir doch eine Analyse der allgemeinen Besonderheiten dieser umfassenden Thematik aufzeigen und das Echo der Synoden auf Familie und Jugend aufnehmen. Abschließend fordert das Direktorium die Teilkirchen auf, der Katechese für Menschen mit Behinderungen, Migranten, Emigranten und Häftlinge Aufmerksamkeit zu schenken.

9. Der dritte Teil (Die Katechese in den Teilkirchen) zeigt, wie sich das Amt des Wortes Gottes im konkreten Leben der Kirche gestaltet. Die Teilkirchen in all ihren Ausprägungen erfüllen die Aufgabe der Verkündigung des Evangeliums in den verschiedenen Kontexten, in denen sie verwurzelt sind (Kapitel IX). In diesem Teil findet die Besonderheit der Ostkirchen mit ihrer eigenen katechetischen Tradition Berücksichtigung. Jede christliche Gemeinschaft ist zur Auseinandersetzung mit der Komplexität der heutigen Welt eingeladen, in welcher ganz unterschiedliche Elemente miteinander verschmelzen (Kapitel X). Unterschiedliche geographische Kontexte, religiös bedingte Szenarien und kulturelle Tendenzen machen – auch wenn sie die kirchliche Katechese nicht direkt betreffen – die innere Physiognomie unserer heutigen Welt aus, in deren Dienst sich die Kirche stellt, und müssen daher im Hinblick auf das katechetische Angebot unbedingt Gegenstand des Erkenntnisprozesses sein. Erwähnenswert ist auch die Auseinandersetzung mit der digitalen Kultur und bioethischen Fragen als wichtigen Diskussionsthemen unserer Zeit. Kapitel XI kehrt zum Handeln der Teilkirche zurück und zeigt die Natur und theologischen Kriterien der Inkulturation des Glaubens auf, wie sie auch in der Abfassung der nationalen Katechismen zum Ausdruck kommt. Das Direktorium schließt mit einer Vorstellung der Gremien, die auf verschiedenen Ebenen im Dienste der Katechese stehen (Kapitel XII).

10. Das neue Direktorium für die Katechese zeigt grundlegende theologisch-pastorale Grundsätze sowie einige allgemeine Richtlinien auf, die für die Praxis der Katechese in unserer Zeit relevant sind. Selbstverständlich stellen ihre Umsetzung sowie die praxisbezogenen Hinweise eine Verpflichtung für die Teilkirchen dar. Diese sind zur Ausarbeitung dieser gemeinsamen Grundsätze aufgerufen, damit diese in ihrem eigenen kirchlichen Kontext inkulturiert werden. Dieses Direktorium ist daher ein Instrument für die Ausarbeitung des nationalen oder diözesanen Direktoriums, das von der zuständigen Stellen herausgegeben wird und in der Lage ist, die allgemeinen Hinweise in die Sprache der jeweiligen kirchlichen Gemeinschaften zu übersetzen. Daher steht dieses Direktorium im Dienst der Bischöfe, der Bischofskonferenzen und der in Katechese und Evangelisierung tätigen pastoralen und akademischen Gremien. Katecheten können hier in ihrem täglichen Dienst Unterstützung und Anregung finden, um im Glauben ihrer Brüder und Schwestern zu reifen.

ERSTER TEIL: Die Katechese in der evangelisierenden Sendung der Kirche

Die Offenbarung und ihre Weitergabe

JESUS CHRISTUS, OFFENBARER UND OFFENBARUNG DES VATERS

Die Offenbarung des göttlichen Vorsehungsplans

11. Die höchste Grundlage all dessen, was die Kirche ist und was die Kirche tut, besteht darin, dass Gott in seiner Güte und Weisheit das Geheimnis seines Willens offenbaren wollte, indem er sich den Menschen mitgeteilt hat. Der heilige Paulus beschreibt dieses Geheimnis mit folgenden Worten: „Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor ihm. Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus“ (Eph 1,4– 5). Von Anbeginn der Schöpfung hat Gott nie aufgehört, dem Menschen diesen Heilsplan zu vermitteln und ihm die Zeichen seiner Liebe zu zeigen. Denn: „Mag auch der Mensch Gott vergessen oder zurückweisen, hört Gott doch nicht auf, jeden Menschen zu rufen, damit dieser ihn suche und dadurch lebe und sein Glück finde.“<ref>KKK 30.</ref>

12. Gott manifestiert und verwirklicht seinen Plan auf neue, endgültige Weise in der Person seines in unser Fleisch gesandten Sohnes, durch den die Menschen „im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben und teilhaftig werden der göttlichen Natur“ (DV 2). Die Offenbarung ist eine Initiative der Liebe Gottes und auf Gemeinschaft ausgerichtet: „In dieser Offenbarung redet der unsichtbare Gott (vgl. Kol 1,15; 1 Tim 1,17) aus überströmender Liebe die Menschen an wie Freunde (vgl. Ex 33,11; Joh 15,14–15) und verkehrt mit ihnen (vgl. Bar 3,38), um sie in seine Gemeinschaft einzuladen und aufzunehmen.“ (DV 2) Das Offenbarungsgeschehen „ereignet sich in Tat und Wort, die innerlich miteinander verknüpft sind: die Werke nämlich, die Gott im Verlauf der Heilsgeschichte wirkt, offenbaren und bekräftigen die Lehre und die durch die Worte bezeichneten Wirklichkeiten; die Worte verkündigen die Werke und lassen das Geheimnis, das sie enthalten, ans Licht treten“ (DV 2). Indem Jesus als Mensch unter Menschen wohnt, offenbart er nicht nur die Geheimnisse Gottes, sondern vollendet auch das Heilswerk. Denn: „Wer ihn sieht, sieht auch den Vater (vgl. Joh 14,9). Er ist es, der durch sein ganzes Dasein und seine ganze Erscheinung, durch Worte und Werke, durch Zeichen und Wunder, vor allem aber durch seinen Tod und seine herrliche Auferstehung von den Toten, schließlich durch die Sendung des Geistes der Wahrheit die Offenbarung erfüllt und abschließt und durch göttliches Zeugnis bekräftigt, dass Gott mit uns ist, um uns aus der Finsternis von Sünde und Tod zu befreien und zu ewigem Leben zu erwecken“ (DV 4).

13. Gott hat seine Liebe offenbart, und aus den Tiefen des göttlichen Plans entspringt die Neuheit der christlichen Verkündigung. „Das Neue der christlichen Verkündigung ist, dass sie nun allen Völkern sagen darf: ‚Er hat sich gezeigt. Er selbst. Und nun ist der Weg zu ihm offen.“<ref>BENEDIKT XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 92.</ref> Gerade weil sie neues Leben aufschließt – Leben ohne Sünde, Leben als Kinder (Gottes), Leben in Fülle, ewiges Leben – ist diese Verkündigung schön, denn sie verheißt „den Nachlass der Sünde, die Gerechtigkeit, die Heiligkeit, die Erlösung, die Gotteskindschaft, das Erbe des Himmels und die Stammesverwandtschaft mit dem Sohne Gottes. Was könnte also solcher Frohbotschaft noch irgendwie gleichkommen? Gott auf der Erde, der Mensch im Himmel!“<ref>JOHANNES CHRYSOSTOMUS, In Matthaeum, homiliae I, 2.</ref>

14. Die christliche Verkündigung vermittelt den göttlichen Plan der ist:

- das Geheimnis der Liebe: als von Gott geliebt sind die Menschen gerufen, ihm zu antworten und werden so zum Zeichen der Liebe für Brüder und Schwestern;

- die Offenbarung der innigen Wahrheit Gottes als Dreifaltigkeit und der Berufung des Menschen zu einem kindlichen Leben in Christus als Quelle seiner Würde;

- das Heilsangebot an alle Menschen durch das österliche Geheimnis Jesu Christi als Geschenk der Gnade und Barmherzigkeit Gottes, das die Befreiung von allem Bösen, Sünde und Tod bedeutet;

- der endgültige Aufruf, die zersprengte Menschheit in der Kirche wieder zu vereinen und die Gemeinschaft mit Gott und brüderliche Vereinigung unter den Menschen, die am Ende der Zeiten in Gänze vollzogen wird, schon heute zu verwirklichen.

Jesus verkündet das Evangelium der Erlösung

15. Zu Beginn seines Wirkens kündigt Jesus das Kommen des Reiches Gottes an und begleitet es mit Zeichen; und so „verkündete Jesus, dass er gesandt sei, den Armen die Frohe Botschaft zu bringen (vgl. Lk 4,18); er lehrt es und bestätigt es dann mit seinem Leben, dass das Reich Gottes für alle bestimmt ist“,<ref>ADK163.</ref> angefangen bei den Ärmsten und Sündern, und er ruft zur Umkehr (vgl. Mk 1,15). Er eröffnet und verkündet das Reich Gottes für jeden Menschen. Jesus Christus ist mit seinem Leben die Fülle der Offenbarung: Er ist die volle Manifestation der Barmherzigkeit Gottes und zugleich der Aufruf zur Liebe, die im Herzen des Menschen liegt. „Er offenbart uns, ‚dass Gott die Liebe ist‘ (1 Joh 4,8), und belehrt uns zugleich, dass das Grundgesetz der menschlichen Vervollkommnung und deshalb auch der Umwandlung der Welt das neue Gebot der Liebe ist“ (GS 38). Mit ihm in Gemeinschaft zu treten und ihm nachzufolgen verleiht dem menschlichen Leben Fülle und Wahrheit: „Wer Christus, dem vollkommenen Menschen folgt, wird auch selbst mehr Mensch“.

16. Nach seinem Tod und seiner Auferstehung schenkte der Herr den Heiligen Geist, um das Heilswerk zu vollbringen, und sandte seine Jünger aus, um seine Sendung in der Welt fortzusetzen. Aus dem missionarischen Auftrag des Auferstandenen gehen die Worte der Evangelisierung hervor, die eng miteinander verknüpften sind: „Verkündet" (Mk 16,15), „macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie ...und lehrt sie " (Mt 28,19–20), „ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg 1,8), „tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19), „dass ihr einander liebt“ (Joh 15,12). So gestalten sich die Merkmale einer Verkündigungsdynamik, in der die Anerkennung von Gottes Wirken im Herzen eines jeden Menschen, die Vorherrschaft des Heiligen Geistes und die universelle Offenheit für jeden Menschen eng miteinander verbunden sind. Die Evangelisierung entspricht daher einer „reichen, vielschichtigen und dynamischen Wirklichkeit“<ref>EN 17.</ref> und schließt in ihrer Entwicklung verschiedene Möglichkeiten ein: Zeugnis und Verkündigung, Wort und Sakrament, innere Veränderung und gesellschaftlichen Wandel. All diese Maßnahmen ergänzen und bereichern sich gegenseitig. Die Kirche erfüllt diese Aufgabe weiterhin mit einer unermesslichen Vielfalt an Verkündigungserfahrungen, die ständig durch den Heiligen Geist gespeist werden.

DER GLAUBE AN JESUS CHRISTUS: DIE ANTWORT AUF GOTT, DER SICH OFFENBART

17. Jeder Mensch, der sich von der in seinem Herzen wohnenden Unruhe zur aufrichtigen Suche nach dem Sinn seines Lebens bewegen lässt, kann sich selbst in Christus voll begreifen; in der Vertrautheit mit ihm spürt er, dass er auf den Pfaden der Wahrheit wandelt. Das Wort Gottes offenbart die Beziehungsnatur eines jeden Menschen und seine kindhafte Berufung, Christus gleich zu werden: „Denn geschaffen hast du uns im Hinblick auf dich, und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir.“<ref>AUGSTINUS VON HIPPO, Confessiones, 1, 1, 1: CCL 27, 1 (PL 32, 661).</ref> Wenn der Mensch von Gott erreicht wird, ist er aufgerufen, im Gehorsam des Glaubens zu antworten und sich ihm mit der vollen Zustimmung von Willen und Verstand anzuschließen, indem er das „Evangelium von der Gnade Gottes“ (Apg 20,24) freimütig annimmt. Der Gläubige „findet das, wonach er stets gesucht hat, und findet es in Fülle. Der Glaube entspricht jener oft unbewussten und stets begrenzten Erwartung, die Wahrheit über Gott, den Menschen und sein Schicksal zu kennen“.<ref>ADK 55.</ref>

18. Christlicher Glaube ist vor allem die Annahme der in Jesus Christus offenbarten Liebe Gottes, die aufrichtige Zustimmung zu seiner Person und die freie Entscheidung, in seine Nachfolge einzutreten. Dieses Ja zu Jesus Christus schließt zwei Dimensionen ein: sich vertrauensvoll Gott hinzugeben (fides qua) und liebevoll allem zuzustimmen, was er uns offenbart hat (fides quae). „Der heilige Johannes hat die Bedeutung der persönlichen Beziehung zu Jesus für unseren Glauben durch einen unterschiedlichen Gebrauch des Verbs glauben ausgedrückt. Zusammen mit der Rede von „glauben, dass" wahr ist, was Jesus uns sagt (vgl. Joh 14,10; 20,31), spricht Johannes auch von „ihm [Jesus] glauben“ und „an ihn glauben“: Wir „glauben Jesus", wenn wir sein Wort und sein Zeugnis annehmen, weil er glaubhaft ist (vgl. Joh 6,30). Wir „glauben an Jesus“, wenn wir ihn persönlich in unser Leben aufnehmen und uns ihm anvertrauen, indem wir ihm zustimmen in der Liebe und unterwegs seinen Spuren folgen (vgl. Joh 2,11; 6,47; 12,44)“,<ref>FRANZISKUS, Enzyklika Lumen fidei (29. Juni 2013), 18; vgl. THOMAS VON AQUIN, Summa theologiae, II–II, q. 2, a. 2. </ref> auf einem dynamischen, lebenslangen Weg. Glauben hat also einen doppelten Bezug: „den zur Person und den zur Wahrheit; der Glaubensakt bezieht sich auf die Wahrheit durch das Vertrauen in die Person, die sie bezeugt“<ref>KKK 177.</ref> und auf die Person, weil diese selbst die bezeugte Wahrheit ist. Es ist eine Zustimmung von Herz, Verstand und Handeln.

19. Der Glaube ist eine Gabe Gottes und übernatürliche Tugend, die im Innersten als Frucht der Gnade und als freie Antwort auf den Heiligen Geist entstehen kann, der das Herz zur Umkehr bewegt und es Gott zuwendet, indem er „es jedem leicht machen muss, der Wahrheit zuzustimmen und zu glauben“ (DV 5). Vom Glauben geleitet kommt der Mensch dazu, Gott als die Liebe anzubeten und zu schmecken (vgl. 1 Joh 4,7–16). Der Glaube als persönliche Annahme des Geschenks Gottes ist nicht irrational oder blind. „Das Licht der Vernunft und das Licht des Glaubens kommen beide von Gott, [...] sie können daher einander nicht widersprechen.“<ref>JOHANNES PAUL II., Enzyklika Fides et ratio (14. September 1998), 43.</ref> Und in der Tat ergänzen Glaube und Vernunft sich: Während die Vernunft es nicht zulässt, dass der Glaube in Fideismus oder Fundamentalismus verfällt, gilt: „Einzig und allein der Glaube gestattet es, in das Innere des Geheimnisses einzutreten, dessen Verständnis er in angemessener Weise begünstigt.“<ref>Ebd., 13.</ref>

20. Glaube impliziert eine tiefgreifende, durch den Heiligen Geist erwirkte existentielle Verwandlung, eine metànoia. „Diese Lebensänderung zeigt sich auf allen Daseinsebenen des Christen: in seinem Inneren durch Anbetung und Annahme des göttlichen Willens; in seiner aktiven Beteiligung an der Sendung der Kirche; in seinem Ehe- und Familienleben; im Berufsleben; im Wirken auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet.“<ref>ADK 55.</ref> Der Gläubige nimmt die Gabe des Glaubens an. Daraus folgt: „Er empfängt ein neues Sein, ein Sein als Kind Gottes, er wird Sohn im Sohn.“<ref>FRANZISKUS, Enzyklika Lumen fidei (29. Juni 2013), 19. </ref>

21. Der Glaube ist gewiss ein persönlicher Akt und dennoch keine individuelle und private Entscheidung; er setzt sich in Beziehung und hat einen gemeinschaftlichen Charakter. Der Christ wird aus dem mütterlichen Schoß der Kirche geboren; sein Glaube ist die Teilnahme am Glauben der Kirche, der ihm immer vorausgeht. Daher stellt sein persönlicher Glaubensakt eine Antwort auf die lebendige Erinnerung an ein Ereignis dar, das die Kirche an ihn weitergegeben hat. Deshalb wird der Glaube des Jüngers Christi nur in der Gemeinschaft des kirchlichen Glaubens entzündet, erhalten und weitergegeben, in der das „Ich glaube“ aus der Taufe mit dem „Wir glauben“ der ganzen Kirche vermählt wird.<ref>Vgl. KKK 166–167.</ref> Jeder Gläubige schließt sich daher der Gemeinschaft der Jünger an und macht sich den Glauben der Kirche zu eigen. Mit der Kirche, dem Volk Gottes, das in der Geschichte auf dem Weg ist, und dem universellen Sakrament des Heils nimmt er an seiner Sendung teil.

DIE WEITERGABE DER OFFENBARUNG IM GLAUBEN DER KIRCHE

22. Die Offenbarung richtet sich an die ganze Menschheit: „Er [Gott] will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1Tim 2,4). Aufgrund dieses universellen, heilbringenden Willens gilt: „Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte so hat er in Güte verfügt – für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben und allen Geschlechtern weitergegeben werden“ (DV 7). Aus stilistischen Gründen: Deshalb gründete Jesus Christus die Kirche auf dem Fundament der Apostel. Sie erfüllt in der Geschichte dieselbe Sendung, wie Jesus sie vom Vater empfangen hatte. Die Kirche ist untrennbar verbunden mit der Sendung des Sohnes (vgl. AG 3) und der Sendung des Heiligen Geistes (vgl. AG 4), weil sie ein und dieselbe Heilsgeschichte darstellen.

23. Der Heilige Geist wirkt als wahrer Protagonist der gesamten kirchlichen Sendung, und zwar sowohl in der Kirche als auch in jenen, die diese erreichen muss und von denen sie in gewisser Weise ebenfalls erreicht werden muss, da Gott ja im Herzen eines jeden Menschen wirkt. Der Heilige Geist befruchtet die Kirche, die gemäß dem Wort Gottes lebt, auch weiterhin und lässt sie in der Klugheit des Evangeliums stets weiter wachsen, indem er sie in das Evangelisierungswerk der Welt entsendet und sie unterstützt. Eben jener Heilige Geist sät den Samen des Wortes in das Innere des Menschseins; er weckt Sehnsucht und regt gute Werke an; er bereitet den Empfang des Evangeliums vor und schenkt Glauben, damit die Menschen durch das Zeugnis der Kirche die liebevolle Gegenwart und Mitteilung Gottes erkennen können. Die Kirche nimmt dieses geheimnisvolle Wirken des Heiligen Geistes gehorsam und dankbar auf; sie wirkt als sein lebendiges, fügsames Werkzeug, um uns zur ganzen Wahrheit zu führen (vgl. Joh 16,13), und wird selbst reicher in der Begegnung mit jenen, denen sie das Evangelium schenkt.

24. Die Apostel haben, getreu dem göttlichen Auftrag, durch ihr Zeugnis und ihre Werke, ihre mündlichen Predigten, ihre vom Heiligen Geist inspirierten Gründungen und Schriften das weitergegeben, was sie empfangen hatten. „Damit das Evangelium in der Kirche für immer unversehrt und lebendig bewahrt werde, haben die Apostel die Bischöfe als ihre Nachfolger zurückgelassen und ihnen ihr eigenes Lehramt überliefert“ (DV 7). Diese apostolische Überlieferung „kennt in der Kirche unter dem Beistand des Heiligen Geistes einen Fortschritt: es wächst das Verständnis der überlieferten Dinge und Worte durch das Nachsinnen und Studium der Gläubigen, die sie in ihrem Herzen erwägen (vgl. Lk 2,19.51), durch innere Einsicht, die aus geistlicher Erfahrung stammt, durch die Verkündigung.“ (DV 8)

25. Die Weitergabe des Evangeliums gemäß dem Gebot des Herrn geschieht auf zwei Weisen: „durch die lebendige Weitergabe des Wortes Gottes (auch einfach Überlieferung genannt) und durch die Heilige Schrift, in der dieselbe Verkündigung des Heils schriftlich festgehalten wurde.“<ref> KOMPENDIUM DES KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE, 13.</ref> Daher sind Tradition und Heilige Schrift eng miteinander verbunden; sie durchdringen einander und entstammen derselben Quelle, der Offenbarung Jesu Christi. Sie vereinigen sich zu einem einzigen Strom, dem kirchlichen Glaubensleben, und haben an demselben Ziel teil, d. h. sie sollen das gesamte Geheimnis Jesu Christi in der Kirche wirksam und lebendig zu machen.

26. Die Tradition ist nicht in erster Linie eine Gesamtheit von Lehren, sondern ein sich täglich erneuerndes Glaubensleben. Sie reift weiter, „dass sie mit den Jahren gefestigt, mit der Zeit erweitert und mit dem Alter verfeinert werde“.<ref> VINCENZO DI LERINO, Commonitorium primum, 23, 9: CCL 64, 178 (PL 50, 668).</ref> Getragen vom Heiligen Geist und ausgestattet mit dem Charisma der Wahrheit erfüllt das Lehramt der Kirche seinen Auftrag, der darin besteht, das Wort Gottes, in dessen Dienst es steht, authentisch auszulegen. Das Lehramt hat daher den Auftrag, die Offenbarung, das in der Tradition und in der Heiligen Schrift enthaltene Wort Gottes und seine fortwährende Weitergabe in ihrer Unversehrtheit zu bewahren. Dieses lebendige Lehramt legt sie konsequent aus – und ist ihr unterworfen (vgl. DV 10).

27. „Letztlich gibt die Kirche durch das Wirken des Heiligen Geistes und unter der Führung des Lehramts an alle Generationen das weiter, was in Christus offenbart wurde. Die Kirche lebt in der Gewissheit, dass ihr Herr, der in der Vergangenheit gesprochen hat, auch heute noch sein Wort in der lebendigen Überlieferung der Kirche und in der Heiligen Schrift mitteilt. Das Wort Gottes schenkt sich uns in der Heiligen Schrift als inspiriertes Zeugnis der Offenbarung, die mit der lebendigen Überlieferung der Kirche die höchste Richtschnur des Glaubens darstellt“<ref> BENEDIKT XVI, Postsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 18.</ref> und die wichtigste Quelle für die Evangelisierung. Zum Wort Gottes sind alle anderen Quellen hin geordnet.

Offenbarung und Evangelisierung

28. Die Kirche gehorcht als universales Heilssakrament den Hinweisen des Heiligen Geistes und hört auf die Offenbarung, gibt sie weiter und unterstützt die Antwort des Glaubens. „So führt die Kirche in Lehre, Leben und Kult durch die Zeiten weiter und übermittelt allen Geschlechtern alles, was sie selber ist, alles, was sie glaubt“ (DV 8). Aus diesem Grund ist der Auftrag, alle Menschen zu evangelisieren, ihre wesentliche Sendung. „Evangelisieren ist in der Tat die Gnade und eigentliche Berufung der Kirche, ihre ‚tiefste Identität. Sie ist da, um zu evangelisieren.“<ref> EN 14.</ref> In dieser ihrer Sendung gilt auf jeden Fall: „Die Kirche beginnt damit, sich selbst zu evangelisieren. Als Gemeinschaft von Gläubigen, als Gemeinschaft gelebter und gepredigter Hoffnung, als Gemeinschaft brüderlicher Liebe muss die Kirche unablässig selbst vernehmen, was sie glauben muss, welches die Gründe ihrer Hoffnung sind und was das neue Gebot der Liebe ist. [...] Sie muss immer evangelisiert werden, wenn sie ihre Lebendigkeit, ihren Schwung und ihre Stärke bewahren will, um das Evangelium zu verkünden.“<ref> EN 15.</ref>

29. Evangelisieren heißt in erster Linie nicht, eine Lehre zu überbringen, sondern vielmehr, Jesus Christus gegenwärtig zu machen und zu verkünden. Der Evangelisierungssendung der Kirche bringt die Offenbarungsökonomie auf bestmögliche Weise zum Ausdruck; denn der Sohn Gottes wird zu Fleisch, tritt in die Geschichte ein und wird Mensch unter Menschen. Die Evangelisierung konkretisiert diese immerwährende Gegenwart Christi, damit der, „wer sein Leben retten will“ (Mt 16,25) und sich der Kirche nähert, in seiner Person dem Weg begegnen und sich für einen neuen Horizont öffnen kann.

30. Das höchste Ziel der Evangelisierung ist die Erfüllung des menschlichen Lebens. Zur Darstellung dieser Lehre hat der christliche Westen die Kategorie des Heils eingeführt, während der christliche Osten lieber von Vergöttlichung sprechen wollte. Warum ist Gott Mensch geworden? „Um uns zu retten“, wiederholt der Westen.<ref>Vgl. zum Beispiel ANSELM VON AOSTA, Cur Deus homo, 2, 18: PL 158, 425: „Gott ist Mensch geworden, um den Menschen zu retten”.</ref> „Damit der Mensch Gott werde“, behauptet der Osten.<ref>Vgl. z. B. GREGOR VON NYSSA, Oratio catechetica, 37: Gregorii Nysseni Opera 3/4, 97–98 (PG 45, 97): „Gott hat sich in seiner Manifestierung mit der sterblichen Natur vereint, damit die Menschheit zusammen mit ihm unter Beteiligung der Göttlichkeit vergöttlicht werde.“</ref> Beide Ausdrucksweisen ergänzen sich aber eigentlich: Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch wirklich so Mensch werde, wie Gott ihn gewollt und erschaffen hat; Mensch, dessen Ebenbild der Sohn ist; Mensch, der vor dem Bösen und dem Tod gerettet wird, um an derselben göttlichen Natur teilzuhaben. Gläubige können diese Erlösung bereits hier und jetzt erfahren, aber sie wird ihre Fülle erst in der Auferstehung finden.

Der Prozess der Evangelisierung

31. Evangelisierung ist ein vom Heiligen Geist inspirierter und getragener kirchlicher Prozess, durch den das Evangelium in der ganzen Welt verkündet und verbreitet wird. Im Prozess der Evangelisierung:

- durchdringt und verändert die Kirche, angespornt von der Nächstenliebe, die gesamte zeitliche Ordnung, nimmt Kulturen auf und bietet des Evangeliums an, um sie von innen heraus zu erneuern;

- nähert sie sich allen aus einer Haltung der Solidarität, des Teilens und des Dialogs heraus und legt so Zeugnis von der Neuheit des christlichen Lebens ab, so dass diejenigen, die ihnen begegnen, dazu angeregt werden, den Sinn des Lebens und die Gründe für ihre Brüderlichkeit und Hoffnung zu hinterfragen;

- verkündet sie das Evangelium ausdrücklich durch die Erstverkündigung und ruft zur Umkehr auf;

- führt sie durch den katechumenalen Weg (Katechese, Sakramente, Zeugnis der Nächstenliebe, brüderliche Erfahrung) jene in den Glauben und das christliche Leben ein, die sich zu Jesus Christus bekehren, oder jene, die den Weg der Nachfolge Jesu Christi wieder aufnehmen, indem die einen aufgenommen und die anderen in die christliche Gemeinschaft wiederaufgenommen werden;

- nährt sie durch die ständige Erziehung des Glaubens, die Feier der Sakramente und die Ausübung der Nächstenliebe in den Gläubigen das Geschenk der Gemeinschaft und erweckt die Sendung, indem alle Jünger Christi ausgesandt werden, das Evangelium in Worten und Taten in der Welt zu verkünden.

32. Die Evangelisierung umfasst verschiedene Etappen und Momente, die bei Bedarf wiederholt werden können, um diejenige Nahrung des Evangeliums bereitzustellen, die für das spirituelle Wachstum des Betreffenden oder der Gemeinschaft am besten geeignet ist. Dabei ist zu bedenken, dass es sich nicht nur um aufeinander folgende Phasen, sondern auch um Dimensionen des Prozesses handelt.

33. Missionarisches Handeln als erster Moment der Evangelisierung

a. Zeugnis abzulegen<ref> Vgl. EN 21.</ref> heißt, sein Herz zu öffnen, dialog- und beziehungsfähig und bereit zu sein, die Zeichen des Guten und die Gegenwart Gottes in den Menschen, denen man begegnet, zu erkennen. Gott kommt aus dem Handeln, im Tun aus dem Herzen der Menschen zu uns, denen wir das Evangelium vermitteln wollen: Er kommt immer zuerst. Die Anerkennung des Primats der Gnade ist in der Evangelisierung vom ersten Augenblick an maßgeblich. Die Jünger Jesu legen also, indem sie ihr Leben mit allen teilen, auch ohne Worte Zeugnis ab von der Freude des Evangeliums, das Fragen aufwirft. Dieses Zeugnis, das auch in einem respektvollen Dialog zum Ausdruck kommt, wird im passenden Augenblick zur Verkündung.

b. Die Sensibilisierung für den Glauben und die anfängliche Umkehr setzt sich zum Ziel, durch die Erstverkündigung Interesse für das Evangelium zu wecken. Sie ist die Vermittlung, derer der Geist sich bedient, um die Herzen der Menschen zu berühren: Gottsuchende, Ungläubige, Gleichgültige, Angehörige anderer Religionen, Menschen, die oberflächliches oder verzerrtes Wissen über den christlichen Glauben haben, Christen mit geschwächtem Glauben oder solche, die sich von der Kirche entfernt haben. So gewecktes Interesse, das noch kein fester Entschluss ist, schafft die Voraussetzungen für die Annahme des Glaubens. „Diese erste Hinbewegung des menschlichen Geistes zum Glauben, die schon Frucht der Gnade ist, wird verschieden bezeichnet: als „Hingezogenwerden zum Glauben“, „Vorbereitung auf das Evangelium“, Neigung zum Glauben, „Suche nach religiösen Werten“. Die Kirche nennt Personen, die von dieser Unruhe beseelt sind, „Sympathisanten“.<ref> ADK 56a; vgl. auch OICA 12 und 111. </ref>

Die Zeit der Suche und Reifung<ref> Vgl. ADK 56b.</ref> ist notwendig, um das erste Interesse am Evangelium in eine bewusste Entscheidung verwandeln zu können. Dem Wirken des Heiligen Geistes folgend nimmt die christliche Gemeinschaft die Bitte derer an, die den Herrn suchen, und verwirklicht während der notwendigen Zeit durch die diejenigen, die sie dazu bestimmt, eine erste Form der Evangelisierung und Unterscheidung durch die Begleitung und Veranschaulichung des Kerygmas. Diese Zeit, die auf dem katechumenalen Weg auch Präkatechumenat<ref> Vgl. OICA 7. 9–13.</ref> genannt wird, ist wichtig für die Annahme der Verkündigung und für eine Antwort und erste Umkehr. Und in der Tat überbringt dieses bereits den Wunsch, sich von der Sünde zu entfernen und auf den Spuren Christi zu wandeln.

34. Katechetisches Initiationshandeln steht im Dienste des Glaubensbekenntnisses. Diejenigen, die Jesus Christus bereits begegnet sind, verspüren ein wachsendes Verlangen, ihn noch tiefer kennen zu lernen, wodurch eine erste Option für das Evangelium deutlich wird. In der christlichen Gemeinschaft gilt zusammen mit liturgischen Riten, Werken der Nächstenliebe und der Erfahrung der Brüderlichkeit: „Die Katechese führt sie in die Kenntnis des Glaubens und in das Einüben des christlichen Lebens ein; sie begünstigt einen geistlichen Weg, der „einen fortschreitenden Wandel des Empfindens und Verhaltens“ (AG 13) hervorruft in Entsagungen und Kämpfen, aber auch in Freuden, die Gott maßlos gewährt.“<ref> ADK 56 c.</ref> Der Jünger Jesu Christi ist dann imstande, durch die Feier der Initiationssakramente ein Glaubensbekenntnis abzulegen, er wird in Christus eingeführt. Diese Etappe entspricht der Zeit des Katechumenats und der Reinigung und Erleuchtung auf dem katechumenalen Weg.<ref> Vgl. OICA 7. 14–36.</ref>

35. Pastorales Handeln nährt den Glauben der Getauften und hilft ihnen im ständigen Prozess der Umkehr im christlichen Leben. „Stets vom Geist angetrieben, von den Sakramenten, dem Gebet und der Ausübung der Nächstenliebe genährt und von den vielfältigen Formen ständiger Glaubenserziehung unterstützt, sucht der Getaufte sich das Verlangen Christi zu eigen zu machen: „Ihr sollt vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48).<ref> ADK 56 d.</ref> Darin besteht der Ruf zur Heiligkeit, in das ewige Leben einzutreten. Der Beginn dieser Etappe entspricht der Zeit der Mystagogie auf dem katechumenalen Weg.<ref> Vgl. OICA 7. 37–40. </ref>

36. Im Laufe dieses Evangelisierungsprozesses verwirklicht sich das Amt des Wortes Gottes, damit die Botschaft des Evangeliums alle Menschen erreichen kann. Dieses Amt bzw. dieser Dienst des Wortes (vgl. Apg 6,4) gibt die Offenbarung weiter: Gott, der „durch Menschen nach Menschenart“ (DV 12) spricht, bedient sich des Wortes der Kirche. Durch sie erreicht der Heilige Geist die gesamte Menschheit; er ist derjenige, für den „die lebendige Stimme des Evangeliums in der Kirche und durch sie in der Welt widerhallt“ (DV 8).

37. Denn „es gibt keine wirkliche Evangelisierung, wenn nicht der Name, die Lehre, das Leben, die Verheißungen, das Reich, das Geheimnis von Jesus von Nazaret, des Sohnes Gottes, verkündet werden.“<ref> EN 22.</ref> So hat die Kirche seit der Zeit der Apostel in ihrem Bestreben, das Wort Gottes unter den Nichtgläubigen zu verbreiten und den Gläubigen ein tieferes Verständnis davon zu vermitteln, verschiedene Formen genutzt, damit dieses Amt in verschiedenen Bereichen und Ausdrucksweisen des Lebens verwirklicht werden konnte. Zu diesen Formen zählen insbesondere:

- die Erstverkündigung;

- die verschiedenen Arten von Katechese;

- die Homelie und die Predigt;

- die Lesung in Gebetsform, auch als lectio divina;

- die Volksfrömmigkeit;

- das biblische Apostolat;

- die Lehre der Theologie;

- der schulische Religionsunterricht;

- Studien und Begegnungen, die Wort Gottes und zeitgenössische Kultur auch in der interreligiösen und interkulturellen Auseinandersetzung zueinander in Beziehung setzen.

EVANGELISIERUNG IN DER HEUTIGEN WELT

Eine neue Etappe der Evangelisierung

38. Die Kirche steht vor einer „neuen Etappe der Evangelisierung“,<ref> EG 1.17.</ref> da der auferstandene Herr auch während dieses epochalen Wandels weiterhin alles neu macht (vgl. Offb 21,5). Unsere Zeit ist komplex, von tiefgreifenden Veränderungen geprägt, und in den Kirchen alter Tradition sind häufig Phänomene wie eine Loslösung von Glaubenserfahrung und kirchlichem Erleben anzutreffen. Auf dem Weg der Kirche selbst zeigen sich Herausforderungen und Forderungen nach spiritueller, moralischer und pastoraler Erneuerung. Dennoch lässt der Heilige Geist die Menschen weiterhin nach Gott dürsten und setzt in der Kirche neuen Eifer, neue Methoden und neue Ausdrucksformen für die Verkündigung der frohen Botschaft Jesu Christi frei.

39. Der Heilige Geist ist die Seele der evangelisierenden Kirche. Aus diesem Grund fällt der Aufruf zur Neuevangelisierung<ref> Vgl. EN 2; JOHANNES PAUL II., Predigt während der Hl. Messe im Heiligtum von Santa Croce (9. Juni 1979); DERS., Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 34; PÄPSTLICHER RAT ZUR FÖRDERUNG DER NEUEVANGELISIERUNG, Enchiridion der Neuevangelisierung. Texte des päpstlichen Lehramts und Konzils 1939–2012 (2012); EG 14–18.</ref> weniger mit einer zeitlichen Dimension zusammen, sondern vielmehr damit, alle Aspekte des Evangelisierungsprozesses noch offener für das erneuernde Wirken des Heiligen Geistes des Auferstandenen zu gestalten. Den Herausforderungen, mit denen die neuen Zeiten die Kirche konfrontieren, kann man an erster Stelle mit einer Dynamik der Erneuerung begegnen; und ebenso ist diese Dynamik möglich, indem man entschlossenes Vertrauen in den Heiligen Geist bewahrt: „Es gibt aber keine größere Freiheit, als sich vom Heiligen Geist tragen zu lassen, darauf zu verzichten, alles berechnen und kontrollieren zu wollen, und zu erlauben, dass er uns erleuchtet, uns führt, uns Orientierung gibt und uns treibt, wohin er will. Er weiß gut, was zu jeder Zeit und in jedem Moment notwendig ist.“<ref> EG 280.</ref>

40. Auf besondere Weise verwirklicht sich die Spiritualität der Neuevangelisierung heute in einer pastoralen Umkehr, wodurch die Kirche dazu herausgefordert wird, sich im Aufbruch zu verwirklichen, in einer Dynamik, die sich durch die gesamte Offenbarung zieht, und sie versetzt sich in einen Zustand permanenter Mission.<ref> Vgl. EG 20–33.</ref> Dieser missionarische Impuls führt ebenfalls zu einer echten Reform der Strukturen und Dynamiken der Kirche, damit all diese missionarischer werden, d. h. fähig sind, kühn und kreativ sowohl das kulturelle und religiöse Leben als auch den persönlichen Horizont eines jeden Menschen zu beleben. Jeder getaufte Mensch ist als „missionarischer Jünger“<ref> EG 120; vgl. auch GENERALKONFERENZ DES EPISKOPATS VON LATEINAMERIKA UND DER KARIBIK, Schlussdokument von Aparecida (30. Mai 2007), 129–346.</ref> aktiver Träger dieser kirchlichen Mission.

41. Diese neue Etappe der Evangelisierung betrifft das gesamte Leben der Kirche und konkretisiert sich im Wesentlichen in drei Bereichen.

a. Da ist zunächst der Bereich der ordentlichen Pastoral, d.h. „christliche Gemeinden, die angemessene und solide kirchliche Strukturen besitzen, die eifrig sind im Glauben und im Leben, die mit ihrem Zeugnis vom Evangelium in ihre Umgebung ausstrahlen und die Verantwortung für die Weltmission spüren.“<ref> JOHNANES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 33.</ref> „In diesen Bereich sind ebenso die Gläubigen einzubeziehen, die einen festen und ehrlichen katholischen Glauben bewahren und ihn auf verschiedene Weise zum Ausdruck bringen, auch wenn sie nicht häufig am Gottesdienst teilnehmen. Diese Seelsorge ist auf das Wachstum der Gläubigen ausgerichtet, damit sie immer besser und mit ihrem ganzen Leben auf die Liebe Gottes antworten.“<ref> EG 14.</ref>

b. An zweiter Stelle stehen „die Getauften, die jedoch in ihrer Lebensweise den Ansprüchen der Taufe nicht gerecht werden, keine innere Zugehörigkeit zur Kirche haben und nicht mehr die Tröstung“ des Glaubens erfahren.<ref> EG 14.</ref> In dieser Gruppe gibt es viele, die den Weg der christlichen Initiation abgeschlossen haben und die bereits an den Wegen der Unterweisung oder der Katechese in der Schule teilgenommen haben. Für diese gilt: „Außer den nach wie vor wertvollen traditionellen pastoralen Methoden versucht die Kirche ebenso neue Methoden anzuwenden, indem sie sich auch neuer Sprachen bedient, die den verschiedenen Kulturen der Welt angepasst sind, und die Wahrheit Christi im Dialog und in einer Atmosphäre der Freundschaft anbietet, die in Gott, der die Liebe ist, ihr Fundament hat.“<ref> BENEDIKT XVI., Predigt in der heiligen Messe zum Abschluss der XIII. Bischofssynode (28. Oktober 2012).</ref>

c. Drittens gibt es „diejenigen, die Jesus Christus nicht kennen oder ihn immer abgelehnt haben. Viele von ihnen suchen Gott insgeheim, bewegt von der Sehnsucht nach seinem Angesicht, auch in Ländern alter christlicher Tradition. Alle haben das Recht, das Evangelium zu empfangen. Die Christen haben die Pflicht, es ausnahmslos allen zu verkünden, nicht wie jemand, der eine neue Verpflichtung auferlegt, sondern wie jemand, der eine Freude teilt, einen schönen Horizont aufzeigt, ein erstrebenswertes Festmahl anbietet. Die Kirche wächst nicht durch Proselytismus, sondern ,durch Anziehung‘.<ref> EG 14; vgl. auch BENEDIKT XVI., Predigt während der Eucharistiefeier zur Eröffnung der V. Gneralkonferenz des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik (13. Mai 2007).</ref> Dieser spontane missionarische Schwung sollte durch eine echte Erstverkündigungseelsorge unterstützt werden, die in der Lage ist, Initiativen zu ergreifen, um die gute Nachricht des Glaubens ausdrücklich nahezubringen, indem die Kraft der Barmherzigkeit als Kern des Evangeliums konkret manifestiert und die Eingliederung der ‚Bekehrten in die kirchliche Gemeinschaft gefördert wird.

Evangelisierung der Kulturen und Inkulturation des Glaubens

42. Um im Dienst der Offenbarung zu stehen, ist die Kirche gerufen, die Geschichte mit den Augen Gottes zu betrachten, um das Wirken des Heiligen Geistes zu erkennen, „Denn nicht selten erweckt der Geist Gottes, der ,weht, wo er will‘ (Joh 3,8), in der allgemeinen menschlichen Erfahrung trotz ihrer vielen Widersprüchlichkeiten Zeichen seiner Gegenwart, die selbst den Jüngern Christi helfen, die Botschaft, deren Überbringer sie sind, vollkommener zu verstehen“.<ref> JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), 56.</ref> So wird es möglich, dass die Kirche die Zeichen der Zeit (vgl. GS 4) im Herzen eines jeden Menschen und jeder Kultur erkennt, in allem, was authentisch menschlich ist und ihn fördert. „Auch wenn sie eine sorgfältige und wachsame Unterscheidung vornimmt, um die „wahren Zeichen der Gegenwart oder der Absicht Gottes“ (GS 11) zu erfassen, erkennt die Kirche nicht nur, dass sie etwas gegeben hat, sondern wieviel sie auch „der Geschichte und Entwicklung der Menschheit verdankt“.<ref> Ebd.</ref>

43. Evangelisieren bedeutet nicht, ein Gebiet zu besetzen, sondern spirituelle Prozesse im Leben von Menschen auszulösen, damit der Glaube Wurzeln schlägt und an Bedeutung gewinnt. Die Kultur zu evangelisieren erfordert, bis in deren Herz vorzudringen, dorthin, wo neue Themen und Paradigmen entstehen, sodass der innerste Kern des Einzelnen und der Gesellschaft erreicht wird, um diese von innen heraus mit dem Licht des Evangeliums zu erleuchten. Es ist dringend notwendig, die Kulturen zu evangelisieren, um das Evangelium zu inkulturieren. In den Ländern katholischer Tradition wird es sich darum handeln, den bereits bestehenden Reichtum zu begleiten, zu pflegen und zu stärken, und in den Ländern anderer religiöser Traditionen oder tiefgreifender Säkularisierung wird es darum gehen, neue Prozesse der Evangelisierung der Kultur zu fördern, auch wenn sie sehr langfristige Planungen verlangen“.<ref> EG 69.</ref>

44. Seit jeher ist die Beziehung zwischen Evangelium und Kultur eine Fragestellung im Leben der Kirche. Ihre Aufgabe ist es, den Glaubensbestand treu zu hüten, aber gleichzeitig „muss diese gewisse, unveränderliche Lehre, der treue Zustimmung entgegengebracht werden muss, vertieft und zeitgemäß dargelegt werden“.<ref> JOHANNES XXIII., Ansprache zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (11. Oktober 1962).</ref> In der heutigen Situation, die von einer großen Entfernung zwischen Glauben und Kultur geprägt ist, muss die Evangelisierungsarbeit unbedingt neu durchdacht werden, mit neuen Kategorien und neuer Sprache, die deren missionarische Dimension unterstreichen.

45. Jede Kultur hat ihre Besonderheiten, doch heute finden durch die Globalisierung viele kulturelle Ausdrucksformen Verbreitung. Sie wird durch Massenmedien und populäre Strömungen verstärkt. „Die gesellschaftlichen Veränderungen, die wir in den letzten Jahrzehnten miterlebt haben, haben komplexe Ursachen, deren Wurzeln zeitlich weit zurückreichen und die Wahrnehmung unserer Welt tiefgreifend verändert haben. Man denke an die gigantischen Fortschritte der Wissenschaft und der Technik, an die Ausweitung der Lebensmöglichkeiten und der Räume individueller Freiheit, an die tiefgreifenden Veränderungen auf wirtschaftlichem Gebiet, an den durch massive Migrationsbewegungen verursachten Vorgang der Mischung von Völkern und Kulturen, an die wachsende gegenseitige Abhängigkeit unter den Völkern.“<ref>BENEDIKT XVI, Apostolisches Schreiben Ubicumque et semper (21. September 2010).</ref>

46. Obwohl sich in diesem neuen globalen Szenario unterschiedliche Chancen abzeichnen, kann man nicht umhin, die mit den laufenden Veränderungen einhergehenden Ambiguitäten und häufig auch Schwierigkeiten auf jeden Fall zur Kenntnis zu nehmen. Neben einer beunruhigenden sozialen Ungleichheit, die oft in alarmierende weltweite Spannungen mündet, ist der Bedeutungshorizont der menschlichen Erfahrung in einer tiefgreifenden Veränderung begriffen. „In der herrschenden Kultur ist der erste Platz besetzt von dem, was äußerlich, unmittelbar, sichtbar, schnell, oberflächlich und provisorisch ist“.<ref> EG 62.</ref> Eine zentrale Rolle kommt heute Wissenschaft und Technik zu, so als könnten sie allein Antworten auf die tiefsten Fragen geben. Manche Ausbildungsprozesse sind auf diesen Prämissen aufgebaut, was auf Kosten einer ganzheitlichen Ausbildung geht, die der ureigenen Bestrebungen der menschlichen Seele Rechnung trägt. Es ist eine regelrechte anthropologische Revolution im Gange, die auch Konsequenzen für die religiöse Erfahrung nach sich zieht und die kirchliche Gemeinschaft lebhaft herausfordert.

47. In der Entstehung dieses kulturellen Kontextes kann die Rolle der Massenmedien nicht geleugnet werden; sie haben die grundlegenden menschlichen Koordinaten weit jenseits der eigentlich mit den Erfordernissen der Kommunikation verbundenen Ziele neu definiert. Papst Benedikt XVI. sagt dazu: „dass die neuen Technologien nicht nur die Art der Kommunikation verändern, sondern eine gewaltige kulturelle Umgestaltung bewirken. Es entwickelt sich eine neue Weise des Lernens und Denkens, mit neuartigen Gelegenheiten, Beziehungen herzustellen und Gemeinschaft aufzubauen.“<ref> BENEDIKT XVI, Ansprache von Papst Benedikt XVI. an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rats für die sozialen Kommunikationsmittel (28. Februar 2011).</ref> Die Transformation berührt also die Identitätssphäre und Freiheit der Person wie auch kognitive Fähigkeiten und Lernsysteme; sie betrifft unweigerlich ihre Beziehungsmodalitäten und verändert schließlich auch den Zugang zur Glaubenserfahrung selbst. Für die Kirche ist daher „die Revolution der Kommunikationsmittel und der Information eine große und begeisternde Herausforderung, die frische Energien und eine neue Vorstellungskraft verlangt, um den Menschen die Schönheit Gottes zu vermitteln.“<ref> FRANZISKUS, Botschaft zum 48. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel (24. Januar 2014).</ref>

Katechese im Dienst der Neuevangelisierung

48. Im Kontext der erneuten Verkündigung des Evangeliums angesichts der veränderten Gegebenheiten der zeitgenössischen Kultur ist es der Kirche ein Anliegen, all ihren Aktivitäten eine immanent evangelisierende und missionarische Konnotation zu verleihen. Denn da „das missionarische Handeln das Paradigma für alles Wirken der Kirche“<ref> EG 15.</ref> ist, muss notwendigerweise auch die Katechese im Dienst der Neuevangelisierung stehen, und es müssen daraus einige grundlegende Schwerpunkte entwickelt werden, damit jedem Menschen das Tor zur persönlichen Begegnung mit Christus geöffnet wird. In verschiedenen kirchlichen Kontexten sollen, wenn auch in unterschiedlicher Sprache, katechetische Akzente als Zeugnis einer gemeinsamen Haltung gesetzt werden, in dem das Handeln des Herrn anerkannt wird.

Katechese im „missionarischen Aufbruch“

49. Einzigartig ist die Sendung, die der auferstandene Jesus seiner Kirche anvertraut hat, aber vielgestaltig ist sie in ihrer Ausübung, je nach den Personen und Bereichen, an die sie sich richtet. Die Missio ad gentes ist das Paradigma des seelsorgerischen Handelns der Kirche; sie richtet sich an „Völker, Menschengruppen, soziokulturelle Zusammenhänge, in denen Christus und sein Evangelium nicht bekannt sind oder in denen es an genügend reifen christlichen Gemeinden fehlt, um den Glauben in ihrer eigenen Umgebung Fuß fassen zu lassen und anderen Menschengruppen verkündigen zu können.“<ref> JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 33.</ref> Anhand dieses Paradigmas ist die Kirche heute gerufen, sich in einen Zustand der ständigen Sendung in die ganze Welt zu versetzen und all ihr Handeln in eine missionarische Perspektive zu verwandeln.

50. In diesem erneuerten Bewusstsein um ihre Berufung überdenkt die Kirche auch die Katechese als eines ihrer Werke im missionarischen Aufbruch. Aus diesem Grund ist sie bereit, sich auf die Suche nach den Rufen der Wahrheit zu machen, die bereits in Verschiedenem menschlichen Tun gegenwärtig werden, in dem Vertrauen, dass Gott geheimnisvoll im Herzen des Menschen wirkt, noch bevor dieser explizit vom Evangelium erreicht wird. In diesem Sinne wird sie es verstehen, den Menschen unserer Zeit nah zu sein und sie auf ihrem Weg dort zu begleiten, wo sie stehen. Katechese bildet überdies für die Sendung aus, indem sie die Christen bei der Reifung ihrer Glaubenshaltung begleitet und ihnen bewusst macht, dass sie als missionarische Jünger gerufen sind, sich aktiv an der Verkündigung des Evangeliums zu beteiligen und das Reich Gottes in der Welt gegenwärtig zu machen: „Die innige Verbundenheit der Kirche mit Jesus ist eine Verbundenheit auf dem Weg, und die Gemeinschaft ,stellt sich wesentlich als missionarische Communio dar‘.“<ref> EG 23; vgl. auch JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 32.</ref>

Katechese im Zeichen der Barmherzigkeit

51. Das Geheimnis des christlichen Glaubens findet seine Synthese in der Barmherzigkeit, die in Jesus von Nazareth sichtbar geworden ist. Barmherzigkeit als Zentrum der Offenbarung Jesu Christi offenbart das eigentliche Geheimnis der Dreifaltigkeit. Sie ist das Lebensideal nach dem Evangelium als wahres Kriterium der Glaubwürdigkeit des Glaubens, dem tiefsten Geflecht kirchlichen Erlebens. Die Kirche ist gerufen, ihre erste Wahrheit, die Liebe Christi, zu verkünden.<ref> Vgl. FRANZISKUS, Verkündigungsbulle des außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit Misericordiae vultus (11. April 2015), 12.</ref> Man versteht immer besser, dass es keine Glaubensverkündigung geben kann, wenn diese nicht Zeichen der Barmherzigkeit Gottes ist. Barmherzigkeit zu praktizieren ist bereits authentische Katechese; sie ist Katechese in Aktion, ein beredtes Zeugnis für Gläubige und Nichtglaubende, Manifestation der Verbindung zwischen Orthodoxie und Orthopraxie: „Aus diesem Grund muss sich die Neuevangelisierung der Sprache der Barmherzigkeit bedienen, die zuerst aus Gesten und Haltungen besteht und erst dann aus Worten.“<ref> FRANZISKUS, Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung (14. Oktober 2013).</ref>

52. Katechese kann überdies als Verwirklichung spirituell barmherziger Werke gelten, um „diejenigen zu lehren, die nicht wissen“. Katechetisches Handeln besteht nämlich darin, die Möglichkeit anzubieten, aus der größten Unwissenheit herauszutreten, die Menschen daran hindert, ihre Identität und Berufung zu erkennen. Und in der Tat bekräftigt der heilige Augustinus in De catechizandis rudibus, dem ersten christlichen Werk zur katechetischen Pädagogik, dass die Katechese zu einer „Gelegenheit für Werke der Barmherzigkeit“ werden soll, da sie „mit dem Wort Gottes die Intelligenz derer, die danach hungern“, sättige. <ref> AUGUSTINUS VON HIPPO, De catechizandis rudibus, 1, 14, 22: CCL 46, 146 (PL 40, 327).</ref> Für den heiligen Bischof wird jedes katechetische Handeln von der Barmherzigkeit getragen, die Gott in Christus für das Elend der Menschheit empfunden hat. Wenn die Barmherzigkeit der Kern der Offenbarung ist, dann soll sie zudem auch die Bedingung für die Verkündigung und den Stil ihrer Pädagogik sein. Und schließlich soll die Katechese die Menschen dazu erziehen, barmherzig zu sein, „wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36), indem sie sowohl das Wissen um die geistlichen und leiblichen Werke der Barmherzigkeit und deren Praxis fördert als auch zur Suche nach neuen Werken einlädt, die den aktuellen Bedürfnissen entsprechen.

Katechese als „Laboratorium“ für Dialog

53. In der Schule des wundersamen Heilsdialogs, der Offenbarung, begreift sich die Kirche immer mehr als zum Dialog mit den Menschen ihrer Zeit aufgerufen. „Die Kirche muss zu einem Dialog mit der Welt kommen, in der sie nun einmal lebt. Die Kirche macht sich selbst zum Wort, zur Botschaft, zum Dialog.“<ref> PAUL VI., Enzyklika Ecclesiam suam (6. August 1964), 67.</ref> Diese Berufung, die im Geheimnis Gottes wurzelt, der in Jesus in einen innigen Dialog mit dem Menschen eintritt, nimmt gerade aus diesem Dialog heraus Gestalt und dessen Merkmale an. Es ist eine freie, unentgeltliche Initiative, von der Liebe bewegt, die sich nicht an den Verdiensten der Gesprächspartner misst, die nicht verpflichtet, unterschiedslos für alle gilt und schrittweise wächst.<ref> Vgl. ebd., 73–79.</ref> In der heutigen Zeit ist dieser Dialog – mit der Gesellschaft, den Kulturen und Wissenschaften, mit jedem anderen Gläubigen – als wertvoller Beitrag zum Frieden besonders gefragt.<ref> Vgl. EG 238–258.</ref>

54. In der Zeit der Neuevangelisierung wünscht sich die Kirche, dass auch die Katechese diesen Dialogstil hervorheben möge, damit das Antlitz des Sohnes leichter sichtbar werde, der wie bei der Samariterin am Brunnen zum Dialog mit jedem Menschen anhält, um ihn sanft zur Entdeckung des lebendigen Wassers zu führen (vgl. Joh 4,5–42). In diesem Sinne ist die kirchliche Katechese ein echtes „Laboratorium“ des Dialogs, weil sie in der Tiefe eines jeden Menschen der Lebendigkeit und Komplexität, den Wünschen und der Suche, den Grenzen und zuweilen auch den Irrtümern der Gesellschaft und Kulturen der heutigen Welt begegnet. Auch für die Katechese gilt: „Wir müssen uns also einen pastoralen Dialog ohne Relativismus zu eigen machen, in dem die christliche Identität nicht verhandelbar ist, sondern der vielmehr das Herz des anderen – der anderen, die anders sind als wir – erreichen will, um dort den Samen des Evangeliums zu pflanzen.“<ref>FRANZISKUS, Ansprache an die Teilnehmer des internationalen Kongresses der Großstadtpastoral (27. November 2014).</ref>

Die Identität der Katechese

DAS WESEN DER KATECHESE

55. Die Katechese ist ein aus dem Missionsauftrag des Herrn (vgl. Mt 28,19–20) geborener Akt kirchlicher Natur und, wie ihr Name besagt,<ref> Das griechische Verb katechein bedeutet „erklingen", „erklingen lassen“.</ref> darauf ausgerichtet, die Verkündigung seines Osterfestes im Herzen eines jeden Menschen ständig erklingen zu lassen, damit sein Leben verwandelt werde. Als dynamische, komplexe Realität im Dienst des Wortes Gottes, begleitet, erzieht und formt sie im Glauben und für den Glauben, führt in die Feier des Geheimnisses ein und erleuchtet und deutet Leben und Geschichte der Menschen. Durch die harmonische Einbeziehung dieser Merkmale bringt die Katechese ihren essenziellen Reichtum zum Ausdruck und bietet ihren besonderen Beitrag zur pastoralen Sendung der Kirche an.

56. Als herausgehobene Etappe des Evangelisierungsprozesses wendet sich die Katechese sich im Allgemeinen an Menschen, die bereits die Erstverkündigung empfangen haben und in deren Innerstem sie Initiations-, Wachstums- und Reifeprozesse im Glauben fördert. Richtig ist jedoch, dass es im derzeitigen Kontext, sofern begrifflich noch zwischen Prä-Evangelisierung, Erstverkündigung, Katechese und Weiterbildung unterschieden wird, nicht mehr möglich ist, auf diesen Unterschied abzuheben. Denn einerseits haben jene, die heute um die Gnade der Sakramente bitten oder sie bereits empfangen haben, oft keine explizite Glaubenserfahrung oder kennen deren Kraft und Wärme nicht in der Tiefe, und andererseits ermöglicht eine formale, auf die bloße Darlegung der Glaubenskonzepte beschränkte Verkündigung kein eigentliches Glaubensverständnis, das ja als neuer Lebenshorizont, ausgehend von der Begegnung mit dem Herrn Jesus Christus, eröffnet wird.

Enge Beziehung zwischen Kerygma und Katechese

57. Dieses Bedürfnis, auf das die Kirche in der heutigen Zeit eingehen muss, hebt hervor, wie notwendig eine Katechese ist, die konsequent als kerygmatisch bezeichnet werden kann, d. h. die eine Katechese sein soll, die eine „Vertiefung des Kerygmas immer mehr und immer besser assimiliert",<ref> EG 165.</ref> sein soll. Eine Katechese, die nicht immer von der Erstverkündigung unterschieden werden kann, ist dazu gerufen, vor allem Glaubensverkündigung zu sein und darf die Aufgabe, die Schönheit des Evangeliums zu entdecken, nicht anderen Handlungen der Kirche übertragen. Wichtig ist, dass jeder Mensch gerade durch die Katechese entdeckt, dass es sich lohnt zu glauben. So ist sie nicht mehr nur ein bloßer Moment harmonischeren Glaubenswachstums, sondern trägt dazu bei, den Glauben selbst zu erzeugen und kann es ermöglichen, seine Größe und Glaubwürdigkeit zu entdecken. Verkündigung darf daher nicht nur einfach als erste Etappe des Glaubens im Vorfeld der Katechese gelten, sondern muss vielmehr konstitutive Dimension jedes einzelnen Moments der Katechese sein.

58. Das Kerygma als „Feuer des Geistes, der sich in der Gestalt von Zungen schenkt und uns an Christus glauben lässt, der uns durch seinen Tod und seine Auferstehung die unendliche Barmherzigkeit des Vaters offenbart und mitteilt“,<ref> EG 164.</ref> ist zugleich ein Akt der Verkündigung und der eigentliche Inhalt der Verkündigung, die das Evangelium<ref> Zu dem Begriff „Evangelium" vgl. BENEDIKT XVI., Meditation bei der Ersten Generalkongregation der Bischofssynode (8. Oktober 2012): „Evangelium bedeutet: Gott hat sein Schweigen gebrochen, Gott hat gesprochen, Gott ist da. Diese Tatsache als solche ist Heil: Gott kennt uns, Gott liebt uns, er ist in die Geschichte eingetreten. Jesus ist sein Wort, der Gott mit uns, der Gott, der uns zeigt, dass er uns liebt, der er mit uns leidet bis zum Tod und aufersteht. Das ist das Evangelium. Gott hat gesprochen, er ist nicht mehr der große Unbekannte, sondern er hat sich gezeigt, und das ist das Heil“.</ref> offenbart und gegenwärtig macht. Im Kerygma ist Jesus der Handelnde, der sich im Zeugnis des Verkündenden manifestiert; das Leben des Zeugen, der Heil erfahren hat, wird damit zu dem, was den Gesprächspartner berührt und bewegt. Im Neuen Testament sind verschiedene Formulierungen von Kerygma<ref> Unter den zahlreichen Formeln des Kerygmas finden sich beispielsweise folgende: „Jesus ist der Sohn Gottes, der Immanuel, der Gott mit uns“. (vgl. Mt 1,23); „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15); „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat" (Joh 3,16); „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10); „Jesus von Nazaret (...), wie dieser herumzog, Gutes tat und alle heilte.“ (Apg 10,38); „wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt“ (Röm 4,25); „Jesus ist der Herr“ (1 Kor 12,3); „Christus ist für unsere Sünden gestorben“ (1 Kor 15,3); „an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat”. (Gal 2,20)</ref> enthalten, die auf die unterschiedlichen Formen des Heilsverständnisses eingehen, das in diversen Kulturen und für verschiedene Menschen mit besonderen Akzenten erklingt. Auf dieselbe Weise muss die Kirche das Kerygma für die Bedürfnisse ihrer Zeitgenossen verkörpern, indem sie sich dafür einsetzt und dazu ermutigt, dass auf den Lippen der Katecheten (vgl. Röm 10,8–10) aus der Fülle ihres Herzens (vgl. Mt 12,34) aus einer gegenseitigen Dynamik des Zuhörens und Dialogs heraus (vgl. Lk 24,13–35) glaubwürdige Verkündigungen, lebendige Glaubensbekenntnisse und neue christologische Hymnen erblühen, um jedem die frohe Botschaft zu verkünden: „Jesus Christus liebt dich, er hat sein Leben hingegeben, um dich zu retten, und jetzt ist er jeden Tag lebendig an deiner Seite, um dich zu erleuchten, zu stärken und zu befreien.“<ref> EG 164.</ref>

59. Aus dieser Zentralität des Kerygmas für die Verkündigung ergeben sich einige Aspekte, die auch für die Katechese hervorgehoben werden müssen: „Sie muss die erlösende Liebe Gottes zum Ausdruck bringen, die jeder moralischen und religiösen Pflicht vorausgeht, sie darf die Wahrheit nicht aufzwingen und muss an die Freiheit appellieren, sie muss freudig, anspornend und lebendig sein und eine harmonische Gesamtsicht bieten, in der die Predigt nicht auf ein paar Lehren manchmal mehr philosophischen als evangeliumsgemäßen Charakters verkürzt wird.“<ref> EG 165. </ref> Die Elemente, deren Wert die Katechese als Echo des Kerygmas in den Mittelpunkt stellen soll, sind: der Angebotscharakter; die narrative, affektive und existentielle Qualität; die Dimension des Glaubenszeugnisses; die Beziehungshaltung; der heilbringende Grundton. In Wahrheit sind all dies Fragen an die Kirche selbst, die dazu aufgerufen ist, zuerst das Evangelium wiederzuentdecken, das sie verkündet: Die neue Verkündigung des Evangeliums fordert die Kirche auf, zusammen mit ihren Gesprächspartnern wieder auf das Evangelium zu hören.

60. „Das Kerygma besitzt einen unausweichlich sozialen Inhalt“.<ref> EG 177. </ref> Daher ist es wichtig, dass die soziale Dimension der Evangelisierung explizit dargelegt wird, um ihre Offenheit für die gesamte Existenz zu erfassen. Das bedeutet, dass die Wirksamkeit der Katechese nicht nur durch die direkte Verkündigung des Osterfestes des Herrn sichtbar wird, sondern auch dadurch, dass gezeigt wird, welch neue Vision des Lebens, des Menschen, der Gerechtigkeit, des sozialen Lebens und des ganzen Kosmos auch durch die Verwirklichung konkreter Zeichen aus dem Glauben hervorgeht. Deshalb ist die Darstellung des Lichts, mit dem das Evangelium die Gesellschaft erhellt, kein zweiter Moment, der zeitlich von der Verkündigung des Glaubens getrennt wäre. Die Katechese ist eine Glaubensverkündigung und muss als solche einfach alle Dimensionen des menschlichen Lebens betreffen.

Der Katechumenat als Inspirationsquelle für die Katechese

61. Die Forderung, „nicht davon auszugehen, dass unsere Gesprächspartner den vollkommenen Hintergrund dessen kennen, was wir sagen, oder dass sie unsere Worte mit dem wesentlichen Kern des Evangeliums verbinden können“,<ref> EG 34.</ref> ist der Grund dafür, weshalb sowohl der kerygmatische Charakter der Katechese bekräftigen als auch ihre katechumenale Inspiration berücksichtigt werden. Der Katechumenat ist eine alte, nach dem Vatikanischen Konzil wiedereingeführte kirchliche Praxis (vgl. SC 64–66; CD 14; AG 14), die nicht getauften Konvertiten angeboten wird. Er hat daher eine ausdrücklich missionarische Intention und ist als zusammenhängender, schrittweiser Komplex zur Initiation des Glaubens und Christenlebens aufgebaut. Gerade wegen seines missionarischen Charakters kann der Katechumenat auch Inspiration für die Katechese derer sein, die die Gabe der Taufgnade zwar bereits empfangen haben, aber ihren Reichtum nicht wirklich auskosten:<ref> Diese Menschen kann man als Quasi-Katechumenen bezeichnen: vgl. CT 44.</ref> In diesem Sinne spricht man von der katechumenalen Inspiration der Katechese oder der nach der Taufe erteilten Katechese oder Katechese zur Einführung in das Christenleben.<ref> Vgl. KKK 1231 und V. GENERALKONFERENZ DES EPISKOPATS VON LATEINAMERIKA UND DER KARIBIK, Schlussdokument von Aparecida (30. Mai 2007), 286–288.</ref> Diese Inspiration lässt nicht außer Acht, dass die Getauften „bereits in die Kirche eingeführt und durch die Taufe zu Kindern Gottes geworden sind“. Daher ist das Fundament für ihre Umkehr die bereits empfangene Taufe, deren Kraft sie entfalten müssen“.<ref> OICA 295.</ref>

62. Thematisch kann von drei katechumenalen Angeboten gesprochen werden:

- ein Katechumenat im eigentlichen Sinne für Nichtgetaufte, d. h. für Jugendliche und Erwachsene, Schulkinder und Heranwachsende;

- ein Katechumenat im analogen Sinne für Getaufte, die noch nicht alle Sakramente der christlichen Initiation vollzogen haben;

- eine katechumenal inspirierte Katechese für jene, die die Initiationssakramente empfangen haben, aber noch nicht ausreichend evangelisiert oder katechisiert sind, bzw. jene, die den Glaubensweg wiederaufnehmen möchten.

63. Die vom Zweiten Vatikanischen Konzil befürwortete Wiederaufnahme des Katechumenats erfolgte mit der Veröffentlichung des Ritus der christlichen Initiation Erwachsener. Der Katechumenat ist eine „wahre Schule der Bildung für das christliche Leben“ (AG 14), ein Prozess, der in vier Zeitabschnitte oder Perioden strukturiert ist und darauf abzielt, den Katechumen zur vollständigen Begegnung mit dem Geheimnis Christi im Leben der Gemeinschaft zu führen – daher ist das Katechumenat als typischer Ort der Initiation, Katechese und Mystagogie anzusehen. Die Übergangsriten zwischen den Epochen verdeutlichen den stufenweisen Aufbau des Ausbildungsweges des Katechumenen:

- Im Präkatechumenat erfolgt die Erstevangelisierung im Hinblick auf die Umkehr und die Darlegung des Kerygmas der Erstverkündigung;

- die Zeit des Katechumenats im eigentlichen Sinne ist für die gesamte Katechese bestimmt; den Zutritt dazu erhält man über eine Feier der Aufnahme in den Katechumenat, in dem die „Überreichung der Heiligen Schrift“<ref> Diese Zeit umfasst Wortgottesdienste, Exorzismen, Segnungen und andere Riten. Vgl. OICA 68–132.</ref> stattfinden kann;

- die Zeit der Läuterung und Erleuchtung bietet eine intensivere Vorbereitung auf die Initiationssakramente; diese Zeit, in die man mit der Zulassungsfeier zu den Initiationssakramenten eintritt, sieht die „Übergabe des Glaubensbekenntnisses“ und die „Übergabe des Vaterunsers“ vor;<ref> In dieser Zeit erlebt der Katechumene neben den erwähnten Übergaben Stärkungsriten (Skrutinien) und andere Riten als unmittelbare Vorbereitung auf die Feier der Sakramente. Vgl. OICA 133–207.</ref>

- Mit der Feier der Initiationssakramente in der Osternacht beginnt die Zeit der Mystagogie, die sich durch eine immer tiefer werdende Erfahrung der Glaubensgeheimnisse und Einbeziehung in das Leben der Gemeinschaft auszeichnet.<ref> Vgl. OICA 208–239.</ref>

64. Katechumenale Inspiration der Katechese bedeutet nicht, den Katechumenat Wort für Wort zu wiederholen, sondern dessen Stil und prägende Dynamik zu übernehmen und damit auf „die Notwendigkeit einer solchen mystagogischen Erneuerung, [...] die je nach dem Urteil der einzelnen Erziehungseinheiten sehr verschiedene Formen annehmen könnte“,zu antworten.<ref> EG 166.</ref> Der Katechumenat besitzt einen wesenseigenen missionarischen Grundton, der in der Katechese mit der Zeit schwächer geworden ist. Die tragenden Elemente des Katechumenats werden wieder angeboten und nach der notwendigen Unterscheidung nun mutig und kreativ im Bemühen um eine echte Inkulturation neu verstanden, aufgewertet und aktualisiert. Diese Elemente sind:

a. der österliche Charakter: Im Katechumenat ist alles auf das Geheimnis von Christi Leiden, Tod und Auferstehung ausgerichtet. Die Katechese vermittelt auf wesentliche und lebenspraktisch nachvollziehbare Weise das Herz des Glaubens, indem sie jeden in Verbindung mit dem Auferstandenen bringt und ihm hilft, die intensivsten Augenblicke seines Lebens als österlichen Übergang neu zu deuten und zu erleben;

b. der Initiationscharakter: Der Katechumenat ist eine Einführung in den Glauben und führt als solche die Katechumenen zur Entdeckung des Geheimnisses Christi und der Kirche hin. Die Katechese führt in alle Dimensionen des christlichen Lebens ein und hilft jedem Einzelnen, in der Gemeinschaft seinen persönlichen Weg einzuschlagen, als Antwort auf Gott, der ihn gesucht hat;

c. der liturgische, rituelle und symbolische Charakter: Der Katechumenat ist von Symbolen, Riten und Feiern durchwoben, die Sinne und Gefühle ansprechen. Gerade durch die „Verwendung von sprechenden Symbolen“ und eine „erneuerte Wertschätzung der liturgischen Zeichen“<ref> EG 166.</ref> kann die Katechese auf die Bedürfnisse des modernen Menschen eingehen, der für gewöhnlich nur solche Erfahrungen für bedeutsam hält, die ihn in seiner Körperlichkeit und Gefühlswelt berühren;

d. der gemeinschaftliche Charakter: Der Katechumenat versteht sich als Prozess, der in einer konkreten Gemeinschaft stattfindet, welche die von Gott geschenkte Gemeinschaft erfährt und sich daher ihrer Verantwortung für die Verkündigung des Glaubens bewusst ist. Die vom Katechumenat geleitete Katechese bezieht den Beitrag verschiedener Charismen und Ämter (Katecheten, Mitarbeiter in Liturgie und Caritas, Leiter kirchlicher Gruppen, zusammen mit geweihten Priestern ...) ein und enthüllt so, dass die ganze Gemeinschaft der Schoß ist, der den Glauben wieder neu hervorbringt;

e. der Charakter der ständigen Umkehr und des Zeugnisablegens: Der Katechumenat sieht sich in seiner Gesamtheit als Weg der Umkehr und schrittweisen Läuterung und ist reich an Riten für zur Erlangung einer neuen Lebens- und Denkweise. In dem Bewusstsein, dass Umkehr nie vollständig abgeschlossen ist, sondern ein Leben lang andauert, leitet und die Katechese dazu, an, dass wir uns als Sünder entdecken, denen vergeben wird, und durch die Erschließung des reichen Erbes der Kirche ebnet sie spezielle Buß- und Ausbildungswege, die die Umkehr von Herz und Verstand im Rahmen einer auch von außen wahrnehmbaren, neuen Lebensweise fördern;

f. die stufenweise Entwicklung des Bildungsgeschehens:<ref> EG 166. Vgl. auch OICA 4–6.</ref> Der Katechumenat ist als dynamischer Prozess in stufen- und schrittweise aufeinanderfolgende Phasen untergliedert. Dieses Aufeinanderaufbauen entspricht der Lebensgeschichte eines jeden Menschen, der mit der Zeit wächst und reift. In diesem besonderen Aufbau lebt die Kirche ihre Mutterrolle, die ihre Kinder geduldig begleitet und die Zeit, die sie tatsächlich reifen, respektiert.

65. Kerygmatisch und missionarisch gesehen fordert die Katechese eine Initiationspädagogik, die sich am katechumenalen Weg orientiert und in pastoraler Weisheit auf die Vielfalt der Situationen eingeht. Mit anderen Worten handelt es sich einer in den verschiedenen Kirchen gereiften Bedeutung zufolge um eine Katechese der Initiation in das christliche Leben. Dieser pädagogische Weg wird in der kirchlichen Gemeinschaft angeboten, die den Gläubigen durch das Wort Gottes, die liturgische Handlung und die Nächstenliebe zu einer persönlichen Begegnung mit Jesus Christus führt, wobei alle Dimensionen der Person einbezogen werden, damit diese in der Haltung des Glaubens wächst und Zeuge neuen Lebens in der Welt wird.

KATECHESE IM PROZESS DER EVANGELISIERUNG

Erste Verkündigung und Katechese

66. Mit der Erstverkündigung verkündet die Kirche das Evangelium und ruft zur Umkehr auf. In der gängigen pastoralen Praxis ist dieser Zeitpunkt des Evangelisierungsprozesses ausschlaggebend. In der Missio ad gentes findet er in der Zeit statt, die Präkatechumenat genannt wird. Aktuell spricht man in der Neuevangelisierung lieber, wie bereits erläutert, von kerygmatischer Katechese.

67. Im Zusammenhang mit der Missio ad gentes ist die erste Verkündigung hauptsächlich in chronologischer Hinsicht zu verstehen. Denn „Jesus Christus und sein Evangelium denen zu verkünden, die ihn noch nicht kennen, ist seit dem ersten Pfingsttag das grundlegende Programm, welches die Kirche, als von ihrem Gründer empfangen, sich zu eigen gemacht hat“. „Diese erste Verkündigung Jesu Christi geschieht in vielfältiger und unterschiedlicher Weise, die man gelegentlich Prä-Evangelisierung nennt. Dabei handelt es sich indes schon um wirkliche Evangelisierung, wenn auch noch anfanghaft und sehr unvollkommen“.<ref> EN 51.</ref> Die Katechese entwickelt diesen Anfangsmoment weiter und bringt ihn zur Reife. Daher ergänzen sich erste Verkündigung und Katechese, auch wenn sie verschieden sind.

68. In vielen kirchlichen Kontexten besitzt die erste Verkündigung noch eine zweite Bedeutung. „Wenn diese Verkündigung die ,erste‘ genannt wird, dann nicht, weil sie am Anfang steht und dann vergessen oder durch andere Inhalte, die sie übertreffen, ersetzt wird. Sie ist die ,erste‘ im qualitativen Sinn, denn sie ist die hauptsächliche Verkündigung, die man immer wieder auf verschiedene Weisen neu hören muss und die man in der einen oder anderen Form im Lauf der Katechese auf allen ihren Etappen und in allen ihren Momenten immer wieder verkünden muss.“<ref> EG 164.</ref> Die erste Verkündigung beruht als Aufgabe eines jeden Christen auf jenem „Geht hinaus“ (Mk 16,15; Mt 28,19), das Jesus seinen Jüngern weist, womit er meint, aufzubrechen, sich zu beeilen, einander zu begleiten und so zu wahren missionarischen Jüngern zu werden. Sie kann daher nicht auf die reine Vermittlung einer Botschaft reduziert werden, sondern ist in erster Linie geteiltes Leben, das von Gott kommt, und teilt die Freude, dem Herrn begegnet zu sein. „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluß oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt.“<ref> BENEDIKT XVI., Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005), 1.</ref>

Katechese und Einführung in das christliche Leben

69. Die Katechese der christlichen Initiation verbindet missionarisches Handeln, das zum Glauben aufruft, mit pastoralem Handeln, das diesen fortwährend speist. Die Katechese ist als grundlegender Bestandteil der christlichen Initiation eng mit den Sakramenten der Initiation und insbesondere der Taufe verbunden. „Das Band, das die Katechese mit der Taufe verbindet, ist das Glaubensbekenntnis, das zugleich ein Element ist, das zu diesem Sakrament gehört, und Ziel der Katechese ist.“<ref> ADK 66.</ref> „Die Sendung zu taufen – und damit die sakramentale Sendung – ist inbegriffen in der Sendung zu evangelisieren“.<ref> KKK 1122.</ref> Deshalb lässt sich der sakramentale Auftrag nicht vom Evangelisierungsprozess trennen. Der rituelle Weg der christlichen Initiation ist nämlich eine abgeschlossene Form der Lehre, die sich nicht nur in der Kirche verwirklicht, sondern diese konstituiert. In der christlichen Initiation beschränkt man sich nicht auf eine Formulierung, sondern man vollzieht das Evangelium.

70. Die Sakramente der christlichen Initiation bilden eine Einheit, weil sie „die Grundlagen des christlichen Lebens legen: Durch die Taufe werden die Gläubigen wiedergeboren, durch das Sakrament der Firmung gestärkt und durch die Eucharistie genährt“.<ref> KOMPENDIUM DES KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE, 251.</ref> Es muss daher bekräftigt werden, dass „dass wir im Hinblick auf die Eucharistie getauft und gefirmt werden. Das bringt die Verpflichtung mit sich, in der pastoralen Praxis ein Verständnis zu fördern, das mehr die Einheit des gesamten christlichen Initiationsweges im Auge hat“.<ref> BENEDIKT XVI., Apostolisches Schreiben Sacramentum caritatis (22. Februar 2007), 17.</ref> Daher ist es angebracht, die theologische Ordnung der Sakramente – Taufe, Firmung, Eucharistie – zu bewerten und zu überdenken, um „zu klären, welche Praxis den Gläubigen tatsächlich am besten helfen kann, das Sakrament der Eucharistie als die Wirklichkeit, auf die die gesamte Initiation zustrebt, in den Mittelpunkt zu stellen“.<ref> Ebd., 18.</ref> Es ist wünschenswert, dass Experimente dort, wo sie durchgeführt werden, keine Einzelfälle sind, sondern das Ergebnis einer Reflexion der gesamten Bischofskonferenz, die die praxisrelevanten Entscheidungen für ihr gesamtes Zuständigkeitsgebiet bestätigt.

71. Die Katechese der christlichen Initiation ist eine grundlegende, wesentliche, zusammenhängende, systematische und vollständige Glaubensausbildung:

a. grundlegend und wesentlich als anfängliche Vertiefung des Kerygmas, die die fundamentalen Glaubensgeheimnisse und Grundwerte des Evangeliums explizit darstellt. „Die Katechese legt das Fundament zum geistlichen Gebä ude des Christen, nä hrt die Wurzeln seines Glaubenslebens, und befähigt ihn, die feste Speise im alltäglichen Leben der christlichen Gemeinde zu empfangen“<ref> ADK 67.</ref>

b. zusammenhängend, da sie konsequent und wohl geordnet ist; systematisch, d.h. nicht improvisiert oder gelegentlich. Die zusammenhängende und systematische Darlegung des christlichen Geheimnisses unterscheidet die Katechese von anderen Formen der Verkündigung des Wortes Gottes;

c. vollständig als offenes Erlernen aller Komponenten des christlichen Lebens. Schritt für Schritt fördert die Katechese die Verinnerlichung und Einbeziehung dieser Komponenten und bewirkt so die Verwandlung des alten Menschen und die Entstehung einer christlichen Haltung.

72. Diese Merkmale der Initiationskatechese kommen exemplarisch in den Glaubenssynthesen zum Ausdruck, die bereits in der Heiligen Schrift (als Dreiheit von Glaube, Hoffnung und Liebe) und dann in der Überlieferung (geglaubter, gefeierter, gelebter und gebeteter Glaube) ausgearbeitet sind. Diese Synthesen sind eine Möglichkeit, Leben und Geschichte harmonisch zu verstehen, da sie keine interessanten theologischen Positionen darlegen, sondern immer partiell sind, obwohl sie den eigentlichen Glauben der Kirche verkünden.

Katechese und ständige Weiterbildung im christlichen Leben

73. Katechese stellt sich in den Dienst einer treuen Glaubensantwort des Gläubigen, indem sie ihn befähigt, sein christliches Leben in Umkehr zu leben. Im Wesentlichen geht es darum, die Verinnerlichung der christlichen Botschaft durch jene katechetische Dynamik zu fördern, die im Verlaufe Zuhören, Unterscheidung und Läuterung zu integrieren weiß. Eine solche katechetische Handlung beschränkt sich nicht auf den einzelnen Gläubigen, sondern ist für die gesamte christliche Gemeinschaft bestimmt, um das missionarische Anliegen der Evangelisierung zu unterstützen. Die Katechese ermutigt ebenfalls zur Eingliederung des Einzelnen und der Gemeinschaft in den gesellschaftlichen und kulturellen Kontext, indem sie hilft, die Geschichte aus christlicher Sicht zu deuten und soziales Christenengagement zu fördern.

74. Katechese steht im Dienst der fortwährenden Glaubenserziehung und somit in Bezug zu den verschiedenen Dimensionen des christlichen Lebens.

a. Katechese und Heilige Schrift: Die Heilige Schrift ist maßgeblich für das Wachsen im Glaubensleben; ihre Zentralität in der Katechese ermöglicht es, die Heilsgeschichte auf lebendige Weise weiterzugeben und „die Kenntnis der Gestalten, der Ereignisse und der grundlegenden Stellen des heiligen Textes fördern“<ref> BENEDIKT XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 74. Hier sind alle Initiativen, die der Heiligen Schrift ihre pastorale Vorrangstellung verleihen wie der Sonntag des Wortes Gottes: vgl. FRANZISKUS, Apostolisches Schreiben Aperuit illis (30. September 2019).</ref>

b. Katechese, Liturgie und Sakramente: Die Katechese ist auf die liturgische Feier ausgerichtet. Sowohl eine Katechese, die auf die Sakramente vorbereitet, als auch eine mystagogische Katechese, die ein tieferes Verständnis und eine tiefere Erfahrung der Liturgie fördert, sind notwendig.

c. Katechese, Liebe (caritas) und Zeugnis: Während die Katechese als Widerhall des Evangeliums die Liebe gestaltet, ist karitatives Handeln integraler Bestandteil der katechetischen Verkündigung. Die Liebe ist nicht nur ein Zeichen für die Annahme des Evangeliums, sondern auch ein privilegierter Weg für den Zugang zum Evangelium: „Der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott“ (1 Joh 4,7).

DER ZWECK DER KATECHESE

75. Im Zentrum jedes katechetischen Prozesses steht die lebendige Begegnung mit Christus. „In diesem Sinn ist es das Endziel der Katechese, jemanden nicht nur in Kontakt, sondern in Gemeinschaft, in Lebenseinheit mit Jesus Christus zu bringen: er allein kann zur Liebe des Vaters im Heiligen Geiste hinführen und uns Anteil am Leben der Heiligsten Dreifaltigkeit geben.“<ref> CT 5.</ref> Die Gemeinschaft mit Christus ist das Zentrum des christlichen Lebens und folglich das Zentrum katechetischen Handelns. Die Katechese ist darauf ausgerichtet, Menschen zu formen, die Jesus Christus und sein Evangelium des befreiendes Heils immer besser kennen lernen; sie sollen eine tiefe Begegnung mit ihm erleben und sich für seine Lebensweise und seine eigenen Gefühle entscheiden (vgl. Phil 2,5), indem sie sich bemühen, die Sendung Christi, sprich die Verkündigung des Reiches Gottes, in den geschichtlichen Situationen, die sie erleben, zu verwirklichen.

76. Die Begegnung mit Christus bezieht den Menschen in seiner Ganzheit ein, d. h. Herz, Verstand und Sinne. Sie betrifft nicht nur den Verstand, sondern auch den Körper und vor allem das Herz. In diesem Sinne fördert die Katechese, die bei der Verinnerlichung des Glaubens hilft und damit einen unersetzlichen Beitrag zur Begegnung mit Christus leistet, die Verfolgung dieses Ziels nicht allein. Sie trägt dazu mit den anderen Dimensionen des Glaubenslebens bei: In der liturgisch-sakramentalen Erfahrung, in Gefühlsbeziehungen, im Gemeinschaftsleben und im Dienst an den Brüdern und Schwestern geschieht etwas Wesentliches für die Schaffung des neuen Menschen (vgl. Eph 4,24) und für die persönliche geistliche Verwandlung (vgl. Röm 12,2).

77. Die Katechese lässt die anfängliche Umkehr reifen und hilft den Christen, ihrem Leben seine volle Bedeutung zu verleihen, indem sie zu einer Mentalität des Glaubens gemäß dem Evangelium<ref> Gemäß EN 44 besteht der Zweck der Katechese darin, „christliche Lebensgewohnheiten zu formen“.</ref> erzieht, bis man schließlich wie Christus fühlt, denkt und handelt. Auf diesem Weg, in den der Überbringer selbst mit seiner Persönlichkeit entscheidend eingreift, wird die Fähigkeit, das Evangelium anzunehmen, an der Lebenssituation und Wachstumsphase des Menschen bemessen.<ref> Zum Prozess der persönlichen Glaubensrezeption vgl. Nr. 396 des vorliegenden Direktoriums.</ref> Es wird jedoch bekräftigt: „Da sich die Katechese für Erwachsene an Menschen wendet, die zu einer vollen verantwortlichen Glaubensentscheidung fähig sind, ist sie die vorzügliche Form der Katechese, auf die alle anderen Formen, die sicher immer notwendig sind, gewissermaßen hingeordnet sind. Darum muss die Katechese der anderen Altersstufen sie zum Bezugspunkt haben.<ref> ADK 59; vgl. auch KONGREGATION FÜR DEN KLERUS, Allgemeines Katechetisches Direktorium (11. April 1971), 20 und CT 43.</ref>

78. Gemeinschaft mit Christus impliziert, seinen Glauben an den einen Gott, an Vater, Sohn und Heiligen Geist zu bekennen. „Das Glaubensbekenntnis bei der Taufe ist ausdrücklich trinitarisch. Die Kirche tauft ,im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes‘ (Mt 28,19), des dreieinigen Gottes, dem der Christ sein Leben anvertraut. [...]. Es ist wichtig, dass die Katechese das christologische Glaubensbekenntnis ,Jesus ist der Herr‘ gut mit dem trinitarischen Bekenntnis ,Ich glaube an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist‘ zu verbinden weiß, denn es sind nur zwei Weisen, um ein und denselben christlichen Glauben zum Ausdruck zu bringen. Wer sich durch die Erstverkündigung zu Jesus Christus bekehrt und ihn als Herrn anerkennt, beginnt einen von der Katechese unterstützten Prozess, der notwendigerweise in das ausdrückliche Bekenntnis der Dreifaltigkeit mündet“.<ref>ADK 82.</ref> Ein solches Bekenntnis ist gewiss ein persönlicher Akt des Einzelnen, gelangt jedoch nur zu seiner Fülle, wenn es in der Kirche abgelegt wird.

DIE AUFGABEN DER KATECHESE

79. Um ihren Zweck zu erreichen, verfolgt die Katechese einige miteinander verbundene Aufgaben, die davon geleitet sind, wie Jesus seine Jünger bildete: Er wies sie in die Geheimnisse des Reiches Gottes ein, lehrte zu beten, schlug evangeliumsgemäße Haltungen vor und führte sie in das Leben der Gemeinschaft mit ihm und untereinander sowie in die Mission ein. Diese Pädagogik Jesu gestaltete dann das Leben der Christengemeinschaft: „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten“ (Apg 2,42). Denn Glaube muss gekannt, gefeiert, gelebt und gebetet werden. Als Ausbildung zu einem vollständigen christlichen Leben verfolgt die Katechese daher folgende Aufgaben: Sie führt zur Kenntnis des Glaubens; sie weist in die Feier des Geheimnisses ein; sie bildet aus für das Leben in Christus; sie lehrt beten und führt in das Gemeinschaftsleben ein.

Zur Glaubensfindung führen

80. Die Katechese hat die Aufgabe, die Kenntnis und Vertiefung der christlichen Botschaft zu fördern. Auf diese Weise hilft sie, die Wahrheiten des christlichen Glaubens kennenzulernen, führt in die Kenntnis der Heiligen Schrift und der lebendigen Überlieferung der Kirche ein, fördert die Kenntnis des Glaubensbekenntnisses (als Symbol des Glaubens) und die Schaffung einer konsequenten, lehramtsgetreuen Sicht, auf die im Leben Bezug genommen werden kann. Es ist wichtig, diese erkenntnisspezifische Dimension des Glaubens nicht zu unterschätzen und darauf zu achten, sie in den Prozess der Erziehung zu einer vollständigen christlichen Reife zu integrieren. Eine Katechese, in der sich Glaubensinhalte und -erfahrungen entgegenstehen, wäre nämlich zum Scheitern verurteilt. Ohne diese Glaubenserfahrung – bliebe man ohne eine echte Begegnung mit Gott und den Brüdern und Schwestern; ohne Inhalte würde das Reifen im Glauben verhindert, das in den Sinn der Kirche einführen und die Begegnung und Auseinandersetzung mit anderen erlebbar machen soll.

Einweisen in die Feier des Geheimnisses

81. Die Katechese fördert nicht nur die lebendige Kenntnis des Geheimnisses Christi, sondern hat auch die Aufgabe zu helfen, das Erleben und Feiern der Liturgie zu verstehen. Durch diese Aufgabe hilft die Katechese, die Bedeutung der Liturgie im Leben der Kirche zu verstehen und die Sakramente und das sakramentale Leben sowie insbesondere das Sakrament der Eucharistie als Quelle und Höhepunkt von Leben und Sendung der Kirche kennenzulernen. Die in der Liturgie gefeierten Sakramente sind ein besonderes Medium, um Ihn, den von der Kirche Verkündeten, voll und ganz zu kommunizieren.

82. Die Katechese erzieht zudem zu Haltungen, wie sie die Feiern der Kirche erfordern: Freude über den festlichen Charakter der Feiern, Gemeinschaftssinn, aufmerksames Hören auf das Wort Gottes, vertrauensvolles Gebet, Lobpreis und Danksagung und Empfänglichkeit für Symbole und Zeichen. Durch die bewusste und aktive Teilnahme an der Feier der Liturgie erzieht die Katechese den Gläubigen zum Verständnis des liturgischen Jahres als wahrem Meister des Glaubens sowie der Bedeutung des Sonntags, dem Tag des Herrn und der christlichen Gemeinschaft. Die Katechese trägt auch dazu bei, die die Ausdrucksformen des Glaubens in der Volksfrömmigkeit zu vertiefen.

Formen für das Leben in Christus

83. Die Katechese hat die Aufgabe, im Herzen eines jeden Christen den Ruf erklingen zu lassen, ein neues Leben zu führen, wie es der Würde der in der Taufe empfangenen Gotteskindschaft und dem durch die Sakramente geschenkten Leben des Auferstandenen entspricht. Diese Aufgabe besteht darin zu zeigen, dass der höchste Ruf zur Heiligkeit (vgl. LG 40) mit einer (gottes-)kindlichen Lebensweise103 <ref>Zum Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute siehe: FRANZISKUS, Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate (19. März 2018).</ref> beantwortet werden muss, die in jeder Situation auf den Weg der Wahrheit und des Glücks, den Weg Christi, zurückführen kann. In diesem Sinne erzieht die Katechese zur Nachfolge des Herrn gemäß jenen Weisungen, wie sie in den Seligpreisungen (Mt 5,1–12) beschriebenen sind und sein Leben ausmachen. „Jesus erklärte mit aller Einfachheit, was es heißt, heilig zu sein, und er tat dies, als er uns die Seligpreisungen hinterließ (vgl. Mt 5,3–12; Lk 6,20–23). Sie sind gleichsam der Personalausweis des Christen.“<ref> Ebd., 63.</ref>

84. ‚Auf die gleiche Art umfasst die katechetische Aufgabe der Erziehung zu einem guten evangeliumsgetreuen Leben die christliche Bildung des moralischen Gewissens, damit der Gläubige unter jedweden Umständen den Willen des Vaters erhört, um unter der Führung des Heiligen Geistes und im Einklang mit dem Gesetz Christi (vgl. Gal 6,2) durch tätige Nächstenliebe das Böse erkennt, das zu unterlassen ist, und das Gute, da zu tun ist. Deshalb ist es wichtig zu lehren, wie sich aus dem Gebot der Nächstenliebe, das im Dekalog (vgl. Ex 20,1–17; Dtn 5,6–21) dargelegt wird, und den menschlichen und christlichen Tugenden Hinweise für christliches Handeln in den verschiedenen Lebensbereichen ableiten lassen. Die Katechese sollte, ohne dabei zu vergessen, dass der Herr gekommen ist, um Leben in Fülle zu schenken (vgl. Joh 10,10), in der Lage sein, „das erstrebenswerte Gute aufzuzeigen, den Entwurf des Lebens, der Reife, der Erfüllung, der Fruchtbarkeit“ aufzuzeigen, um die Gläubigen zu „frohen Boten, die befreiende Lösungen vorschlagen, und Hütern des Guten und der Schönheit, die in einem Leben, das dem Evangelium treu ist, erstrahlen“ werden zu lassen.<ref> EG 168.</ref>

85. Darüber hinaus sollten wir berücksichtigen, dass die Antwort auf die gemeinsame christliche Berufung Fleisch geworden ist, denn jedes Kind Gottes hat nach dem Maß seiner eigenen Freiheit durch das Hören auf Gott und die Erkennung der Charismen, die dieser ihm anvertraut hat, die Verantwortung, seine eigene Rolle im Heilsplan zu entdecken. Moralische Erziehung in der Katechese erfolgt daher immer vor dem Hintergrund der Berufung, wobei das Leben als erste, grundlegende Berufung gilt. Jede Form der Katechese opfert sich dafür auf, die Würde der christlichen Berufung zu veranschaulichen, in der Unterscheidung der spezifischen Berufung zu begleiten und dabei zu helfen, den eigenen Stand im Leben zu festigen. Aufgabe der Katechese ist es zu zeigen, dass der Glaube, wenn er in ein Leben übersetzt wird, das sich verpflichtet, wie Christus zu lieben, der Weg ist, um das Kommen des Reiches Gottes in die Welt zu fördern und auf die Verheißung der ewigen Seligkeit zu hoffen.

Unterweisung im Gebet

86. Das Gebet ist zuallererst ein Geschenk Gottes. Für jeden Getauften gilt: „Der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern“ (Röm 8,26). Die Katechese hat die Aufgabe, zum Gebet und im Gebet zu erziehen und die kontemplative Dimension der christlichen Erfahrung auszugestalten. Daher muss dazu angeleitet werden, mit und wie Jesus Christus zu beten: „Mit Jesus beten zu lernen heißt, mit den gleichen Gefühlen beten, mit denen er sich an seinen Vater wandte: in Anbetung, Lob, Danksagung, kindlichem Vertrauen, Bitte, Ehrfurcht vor seiner Herrlichkeit. Diese Gefühle spiegeln sich im Vaterunser wider, dem Gebet, das Jesus seine Jünger lehrte und das Modell jedes christlichen Gebetes ist. [...] Wenn die Katechese von einer Gebetsatmosphäre durchdrungen ist, erhält das Erlernen des ganzen christlichen Lebens seine Tiefe.<ref> ADK 85.</ref>

87. Diese Aufgabe beinhaltet sowohl die Erziehung zum persönlichen als auch zum liturgischen und gemeinschaftlichen Gebet, angefangen von den ständigen Formen des Gebets wie Segnung und Anbetung, Bitte, Fürbitte, Danksagung und Lobpreis.<ref> Vgl. KKK 2626–2649.</ref> Zur Erreichung dieser Zeile gibt es einige bewährte Wege: die betende Lektüre der Heiligen Schrift, insbesondere durch das Stundengebet und die lectio divina; das Herzensgebet, auch Jesusgebet genannt<ref> KKK 435: „Das ostkirchliche Herzensgebet, das sogenannte Jesusgebet, lautet: ‚Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, hab’ Erbarmen mit mir Sünder!‘“. Die mündlich aufgesagte Formel wird nach und nach vom Verstand aufgenommen und steigt dann in das Herz hinab und schafft ein intelligentes Herz, das den inneren Menschen eint und ihn ganz macht.</ref> und die Verehrung der Seligen Jungfrau Maria durch Frömmigkeitspraktiken wie das Rosenkranzgebet, Anrufungen, Prozessionen usw.

Einführung in das Gemeinschaftsleben

88. Glaube wird vor allem in der Gemeinschaft bekannt, gefeiert, geäußert und gelebt: „Die gemeinschaftliche Dimension ist nicht nur ein ,Rahmen‘, eine ,Beigabe‘, sondern sie ist ein wesentlicher Teil des christlichen Lebens, des Zeugnisses und der Evangelisierung.“<ref> FRANZISKUS, Generalaudienz (15. Januar 2014).</ref> Sie kommt gut in dem klassischen Prinzip zum Ausdruck: „Idem velle atque idem nolle – dasselbe wollen und dasselbe abweisen – das haben die Alten als eigentlichen Inhalt der Liebe definiert: das Einander-ähnlich- Werden, das zur Gemeinsamkeit des Wollens und des Denkens führt.“<ref> BENEDIKT XVI., Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005), 17. </ref> Dies wird durch die Kultivierung gemeinschaftlicher Spiritualität möglich. Sie lässt uns das Licht der Dreifaltigkeit auch auf dem Gesicht unseres Bruders erblicken, indem wir ihn in der tiefen Einheit des mystischen Leibes als Teil seiner selbst spüren, Freud und Leid mit ihm teilen, um seine Wünsche zu erahnen, uns um seine Bedürfnisse kümmern und ihm wahre, tiefe Freundschaft anbieten. In dem Anderen vor allem das Positive zu sehen, um es als Geschenk Gottes zu wertschätzen, hilft, egoistischen Versuchungen zu widerstehen, die Konkurrenz- und Karrieredenken, Misstrauen und Eifersucht erzeugen.

89. Katechese hat daher in der Erziehung zum Gemeinschaftsleben die Aufgabe, ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Kirche zu entwickeln; sie soll einen Sinn für kirchliche Gemeinschaft vermitteln, die Annahme des Lehramtes, die Gemeinschaft mit den Hirten und den brüderlichen Dialog fördern und einen Sinn für kirchliche Mitverantwortung schaffen, indem aktive Subjekte ihren Beitrag zum Aufbau der Gemeinschaft leisten und missionarische Jünger zu ihrem Wachstum beitragen.

DIE QUELLEN DER KATECHESE

90. Die Quellen, aus denen die Katechese schöpft, stehen in Korrelation zueinander: Sie verweisen aufeinander, sind jedoch alle auf das Wort Gottes zurückzuführen, dessen Ausdruck sie sind. Je nach Thema und Kontext kann die Katechese den Schwerpunkt auf die eine oder andere Quelle legen. Dies sollte ausgewogen geschehen, ohne die Katechese einseitig zu praktizieren (z. B. nur in Bezug auf die Bibel, nur auf die Liturgie oder nur auf die Erfahrung ...). Von allen Quellen nimmt die Heilige Schrift wegen ihrer besonderen Beziehung zum Wort Gottes eine Vorrangstellung ein. Die Quellen können in gewissem Sinne auch Wege der Katechese sein.

Das Wort Gottes in der Heiligen Schrift und in der Heiligen Tradition

91. Die Katechese schöpft ihre Botschaft aus dem Wort Gottes, das ihre Hauptquelle ist. Daher lässt sich sagen: „Es ist grundlegend, dass das geoffenbarte Wort die Katechese und alle Bemühungen zur Weitergabe des Glaubens tief greifend befruchtet.“<ref> EG 175.</ref> Die von Gott inspirierte Heilige Schrift reicht mehr als jedes andere Wort in die Tiefe der menschlichen Seele hinab. Das Wort Gottes erschöpft sich nicht in der Heiligen Schrift, denn es ist eine lebendige, tätige, wirksame Wirklichkeit (vgl. Jes 55,10–11; Hebr 4,12–13). Gott spricht und sein Wort manifestiert sich in der Schöpfung (vgl. Gen 1,3 ff.; Ps 33,6.9; Weisheit 9,1) und in der Geschichte. Am Ende dieser Tage „hat er zu uns gesprochen durch den Sohn" (Hebr 1,2). Der Eingeborene Sohn des Vaters ist das endgültige Wort Gottes, der im Anfang bei Gott war, der Gott war, alles ist durch das Wort geworden (vgl. Joh 1,1 ff.) und Fleisch geworden (vgl. Joh 1,14), geboren von einer Frau (vgl. Gal 4,35), durch die Kraft des Heiligen Geistes (vgl. Lk 1,35), und er hat unter uns gewohnt (vgl. Joh 1,14). Indem er zum Vater zurückkehrt (vgl. Apg 1,9), nimmt er die Schöpfung mit, die er erlöst hat und die für ihn erschaffen wurde (vgl. Kol 1,18–20).

92. Die Kirche lebt ihre Sendung in der Erwartung des eschatologischen Erscheinens des Herrn. „Dieses Warten ist niemals passiv, sondern missionarisches Streben einer Verkündigung des Wortes Gottes, das jeden Menschen heilt und erlöst: Auch heute noch sagt der auferstandene Jesus zu uns: ,Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!‘ (Mk 16,15).“<ref> BENEDIKT XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 121.</ref> Denn „so gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft aber im Wort Christi“ (Röm 10,17). Durch Predigt und Katechese lehrt der Heilige Geist selbst und bewirkt so eine lebendige und wirksame Begegnung mit dem Wort Gottes (vgl. Hebr 4,12). Im Gefolge der Überlieferung spielen die Lehre und Schriften der Kirchenväter eine wichtige Rolle. Als Ausdruck der kirchlichen Erfahrung der Vergangenheit und der dynamischen Kontinuität, die zwischen der Verkündigung der ersten Jünger und unserer eigenen besteht,<ref> Vgl. BENEDIKT XVI., Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung (30. Mai 2011).</ref> ist es gut, dass das Leben und die Werke der Väter einen angemessenen Platz in den Inhalten der Katechese finden.

Das Lehramt

93. Christus erteilte den Aposteln und ihren Nachfolgern den dauerhaften Auftrag, das Evangelium bis ans Ende der Erde zu verkünden, und versprach ihnen dabei den Beistand des Heiligen Geistes (vgl. Mt 28,20; Mk 16,15; Joh 20,21–22; Apg 1,8), der sie durch die mündliche (Tradition) und schriftliche (Heilige Schrift) Überlieferung des Wortes Gottes zu Lehrern des Heils für die Menschheit machen würde. Das Lehramt bewahrt das Glaubensgut bzw. den Inhalt der Offenbarung, es legt ihn aus und gibt ihn weiter. Grundsätzlich ist das ganze Volk Gottes verpflichtet, das Glaubensgut zu hüten und zu verbreiten, da es Aufgabe der gesamten Kirche ist, das Evangelium allen Völkern zu verkünden. Doch die Autorität, die heilbringende Botschaft im Namen Jesu Christi offiziell und souverän zu lehren, obliegt dem Bischofskollegium. Daher sind der Römische Papst und die mit ihm in Gemeinschaft stehenden Bischöfe die Träger des kirchlichen Lehramtes. Sie sind hauptverantwortlich dafür, das Volk Gottes in den Inhalten des christlichen Glaubens und der christlichen Moral zu unterweisen und ihre Verkündigung in der ganzen Welt zu fördern (vgl. LG 25).

'94. Die rettende Wahrheit bleibt in sich selbst immer gleich und unveränderlich. Dennoch lernt die Kirche den Schatz der Offenbarung im Laufe der Zeit immer besser kennen. So ist eine homogene Vertiefung und Entwicklung in der Kontinuität des Wortes Gottes festzustellen. Deshalb leistet das Lehramt einen Dienst am Wort und Volk Gottes, indem es die erlösenden Wahrheiten Christi in Erinnerung ruft, sie klärt und angesichts der neuen Herausforderungen der verschiedenen Epochen und Situationen zur Anwendung bringt und so als Brücke zwischen Schrift und Tradition dient. Das Lehramt ist eine Institution, die Christus als konstitutives Element der Kirche bewusst positiv angelegt hat. Schrift, Überlieferung und Lehramt sind daher eng miteinander verbunden und können nicht ohne einander existieren. Gemeinsam tragen sie auf ihre jeweilige Art wirksam zum Heil der Menschen (vgl. DV 10). Die Katechese ist unter anderem eine Vermittlung der Äußerungen des Lehramtes.

Die Liturgie

95. Die Liturgie ist eine der wesentlichen und unverzichtbaren Quellen der Katechese der Kirche, und zwar nicht nur, weil die Katechese aus der Liturgie Inhalte, Sprachen, Gesten und Worte des Glaubens schöpfen kann, sondern vor allem, weil diese im eigentlichen Akt des Glaubens zusammengehören. Liturgie und Katechese sind, wenn sie trotz ihrer jeweiligen Besonderheiten im Licht der Überlieferung der Kirche begriffen werden, nicht nebeneinander zu stellen, sondern im Kontext des christlichen und kirchlichen Lebens zu verstehen und beide auf das Erleben der Liebe Gottes ausgerichtet. Denn das alte Prinzip lex credendi lex orandi verweist auf die Liturgie als konstitutives Element der Überlieferung.

96. Die Liturgie ist „somit der vorzüglichste Ort der Katechese des Gottesvolkes.“<ref> KKK 1074.</ref> Dies sollte nicht in dem Sinne verstanden werden, dass die Liturgie ihren feierlichen Charakter verlieren und in eine Katechese umgewandelt werden solle oder dass die Katechese überflüssig sei. Obwohl es stimmt, dass beide Beiträge ihren spezifischen Charakter behalten müssen, muss anerkannt werden, dass die Liturgie Höhepunkt und Quelle des christlichen Lebens ist. Die Katechese nimmt in der Tat ihren Anfang von einer ersten wirksamen Begegnung des Glaubensschülers mit der Gemeinschaft, die das Mysterium feiert, und dies bedeutet, dass die Katechese in Gänze vollzogen wird, wenn sie am liturgischen Leben der Gemeinschaft teilnimmt. Man darf die Katechese daher nicht nur als Vorbereitung auf die Sakramente sehen, sondern muss sie im Zusammenhang mit der liturgischen Erfahrung verstehen. „Die Katechese ist von ihrem Wesen her mit dem gesamten liturgischen und sakramentalen Handeln verbunden; denn gerade in den Sakramenten und zumal in der Eucharistie wirkt Jesus Christus aus der Fülle seiner Person, um die Menschen umzuwandeln.“<ref> CT 23.</ref> Daher sind Liturgie und Katechese nicht voneinander zu trennen und nähren sich gegenseitig.

97. Der Ausbildungsweg des Christen war so, wie er in der Mystagogischen Katechese der Kirchenväter bezeugt wird, immer auf die Erfahrung bezogen, ohne jedoch das Glaubensverständnis zu vernachlässigen. Die von authentischen Zeugen verkündete lebendige, überzeugende Begegnung mit Christus war entscheidend. Deshalb ist jener, der in die Geheimnisse einführt, vor allem ein Zeuge. Diese Begegnung findet ihren Ursprung und Höhepunkt in der Eucharistiefeier und wird in der Katechese vertieft.

98. Die Forderung nach einem mystagogischen Weg beginnt mit dieser Grundstruktur der christlichen Erfahrung, aus der sich drei wesentliche Elemente ergeben:<ref> Vgl. BENEDIKT XVI., Apostolisches Schreiben Sacramentum caritatis (22. Februar 2007), 64. </ref>

a. die Auslegung der Riten im Licht der Heilsereignisse nach der kirchlichen Überlieferung, wobei die Geheimnisse des Lebens Jesu und insbesondere sein Ostergeheimnis neu in Bezug zu dem gesamten alttestamentlichen Weg gelesen werden müssen;

b. eine Einführung in die Bedeutung der liturgischen Zeichen, damit die mystagogische Katechese die Empfänglichkeit der Gläubigen für die Sprache der Zeichen und Gesten, die zusammen mit dem Wort den Ritus ausmachen, wecken und schulen kann;

c. die Darstellung der Bedeutung der Riten für das gesamte christliche Leben, um die Verbindung der Liturgie mit der missionarischen Verantwortung der Gläubigen hervorzuheben und das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass das Leben der Gläubigen durch die gefeierten Geheimnisse schrittweise verwandelt wird.

Die mystagogische Dimension der Katechese darf jedoch nicht nur auf eine bloße Vertiefung der christlichen Initiation nach dem Empfang der Sakramente beschränkt werden, sondern umfasst auch die Einbeziehung in die Sonntagsliturgie und die Feste des liturgischen Jahres, mit denen die Kirche die Katechumenen und getauften Kinder bereits nährt, noch bevor diese die Eucharistie empfangen oder zu einer zusammenhängenden, strukturierten Katechese Zugang finden können. Das Zeugnis von Heiligen und Märtyrern 99. Bereits in den ersten Jahrhunderten dienten die Jungfrau Maria und das Leben von Heiligen und Märtyrern als Beispiel für den grundlegenden und wirksamen Bestandteil der Katechese: von den Acta martyrum bis zu den Passiones, von Kirchenfresken und Ikonen bis hin zu erbaulichen Geschichten für Kinder und Analphabeten. Die Zeugnisse, die Heilige und Märtyrer in ihrem Leben und Tod für den Herrn ablegten, waren authentische sequentiae sancti Evangelii, Auszüge aus dem Evangelium, die Christus verkünden und den Glauben an ihn erwecken und nähren konnten.

100. Die Kirche sieht die Märtyrer als illustre Meister des Glaubens, die durch die Mühen und Leiden ihres Apostolats eine erste Verbreitung und Ausgestaltung des Glaubens ermöglicht haben. In den Märtyrern findet die Kirche ihren Lebenssamen, den „semen est sanguis Christianorum“.<ref> TERTULLIAN, Apologeticum, 50, 13: CCL 1, 171 (PL 1, 603).</ref> Dieses Gesetz gehört nicht nur in die Zeit der Ursprünge des Christentums, sondern besitzt für die gesamte Kirchengeschichte bis in unsere Tage Gültigkeit. Gerade das auch als Jahrhundert des Martyriums bezeichnete 20. Jahrhundert war besonders reich an Zeugen, die es verstanden haben, das Evangelium bis zur höchsten Prüfung der Liebe zu leben. Ihr Glaubenszeugnis verlangt es, in Predigt und Katechese bewahrt und weitergegeben zu werden, um die Jünger Christi in ihrem Wachstum zu nähren. Die von der Kirche anerkannten Marienerscheinungen, die Viten und Schriften der Heiligen und Märtyrer aller Kulturen und Völker – sind eine wahre Quelle der Unterweisung.

Die Theologie

101. Die Offenbarung Gottes, welche die Erkenntnisfähigkeit des Menschen übersteigt, steht deswegen der menschlichen Vernunft nicht etwa entgegen, sondern sie durchdringt und erhebt sie. Die gläubige Suche nach dem Glaubensverständnis – bzw. der Theologie – ist daher eine unverzichtbare Forderung der Kirche. Die theologische Arbeit in der Kirche steht zuallererst im Dienst der Glaubensverkündigung „und der Katechese.“<ref> JOHANNES PAUL II., Enzyklika Fides et ratio (14. September 1998), 99.</ref> Mit kritischem Verstand durchdringt sie die Glaubensinhalte, vertieft sie und ordnet sie systematisch unter Einbeziehung der Vernunft. Christus ist jedoch nicht nur durch systematische Reflexion allein durch die Ratio zu erforschen, sondern ist als lebendige Wahrheit und „Gottes Weisheit“ (1 Kor 1,24) erleuchtende Gegenwart. Dieser der Weisheit geltende Ansatz ermöglicht es der Theologie, verschiedene Aspekte des Glaubens einzubeziehen. Darüberhinaus ist zu sagen: „Die Theologie leistet ihren Beitrag dazu, dass der Glaube mittelbar wird und der Verstand jener Menschen, die Christus noch nicht kennen, den Glauben suchen und finden kann“.<ref> KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE, Katechese Donum veritatis (24. Mai 1990) 7. </ref> Die Theologie trägt zur Erziehung und katechetischen Praxis ganz allgemein durch die verschiedenen Disziplinen bei, die sie ausmachen, d.h. durch Fundamentaltheologie, biblische Theologie, dogmatische Theologie, Moraltheologie, Theologie der Spiritualität ...; und im Besonderen durch die Katechetik, die Pastoraltheologie, die Theologie der Evangelisierung, die Religionspädagogik und Kommunikation.

Die christliche Kultur

102. Die christliche Kultur entspringt dem Bewusstsein um die Zentralität Jesu Christi und seines Evangeliums, das das Leben der Menschen verwandelt. Der christliche Glaube hat die verschiedenen Kulturen langsam durchdrungen und sie übernommen, geläutert und von innen heraus verwandelt, indem er den Stil des Evangeliums zu ihrem wesentlichen Merkmal gemacht und so zur Schaffung einer neuen, ursprünglichen, eben jener christlichen Kultur beigetragen hat, die im Laufe der Jahrhunderte in allen Wissenszweigen wahre Meisterwerke hervorgebracht hat. Sie hat als Stütze und Werkzeug für die Verkündigung des Evangeliums gedient, und im Laufe der zuweilen von ideologischen und kulturellen Konflikten geprägten geschichtlichen Veränderungen ist es ihr gelungen, echte Werte des Evangeliums zu bewahren wie etwa. die Ursprünglichkeit der menschlichen Person, die Würde des Lebens, die Freiheit als Bedingung für menschliches Leben, die Gleichheit von Mann und Frau, die Notwendigkeit, „das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen“ (Jes 7,15), die Bedeutung von Mitgefühl und Solidarität, die Relevanz von Vergebung und Barmherzigkeit und die Notwendigkeit der Offenheit für Transzendenz.

103. Im Laufe der Jahrhunderte ist jedoch vor allem in den von einer christlicher Kultur geformten Gesellschaften eine kulturelle Krise entstanden, die als Ergebnis eines verzweifelten Säkularismus zu einer falschen Vorstellung von Unabhängigkeit geführt hat. Nur solche Kriterien, die auf gesellschaftlichem Konsens oder subjektiven Meinungen beruhen und oft im Widerspruch zur natürlichen Ethik stehen, wurden übernommen. Dieser „Bruch zwischen Evangelium und Kultur ist ohne Zweifel das Drama unserer Zeitepoche“.<ref> EN 20.</ref> Die Forderung nach einem Neuverständnis von der Einigungskraft der christlichen Kultur,<ref> Vgl. JOHANNES PAUL II., Enzyklika Fides et ratio (14. September 1998), 85.</ref> die es dem Evangelium erlaubt, Energien wahrer Menschlichkeit, des Friedens, der Gerechtigkeit und der Begegnungskultur freizusetzen, ist daher offensichtlich. Diese Energien machen als Grundlage der christlichen Kultur den Glauben verständlicher und erstrebenswerter.

104. Die christliche Kultur hat für die Bewahrung früherer Kulturen und die Weiterentwicklung der internationalen Kultur eine entscheidende Rolle gespielt. So konnte sie beispielsweise die großen Errungenschaften der griechischen Philosophie und römischen Rechtsprechung in einem neuen Geist interpretieren und zum Erbe der gesamten Menschheit machen. Auch die Wahrnehmung des Guten, Gerechten, Wahren und Schönen hat sie geprägt und war Inspiration für die Schaffung von Werken – literarischen und wissenschaftlichen Texten, Musikkompositionen, Meisterwerken der Architektur und Malerei –, die den Beitrag des christlichen Glaubens weiterhin in der Zeit bezeugen werden und dessen intellektuelles, moralisches und ästhetisches Erbe bilden.

105. Dieses historisch und künstlerisch äußerst wertvolle Erbe ist eine Quelle und inspiriert und befruchtet die Katechese insofern, als es die christliche Weltsicht mit der schöpferischen Kraft der Schönheit vermittelt. Die Katechese wird es verstehen, sich des christlichen kulturellen Erbes zu bedienen in ihrem Bemühen, „dem Menschen die Fähigkeit zu jener Kontemplation und zu jenem Staunen zu wahren, die zur Weisheit führen“ (GS 56). Sie kann in Zeiten der Zersplitterung erziehen zu einer Sicht der „menschlichen Person [...], die vor allem durch die Werte der Vernunft, des Willens, des Gewissens und der Brüderlichkeit bestimmt ist, Werte, die alle in Gott dem Schöpfer ihren Grund haben und in Christus wunderbar geheilt und erhoben sind“ (GS 61). Das beachtliche kulturelle christliche Erbe kann, so dargestellt, wie seine Urheber es gedacht haben, die Verinnerlichung der zentralen Elemente der Botschaft des Evangeliums wirksam vermitteln.

Der „Weg der Schönheit“

106. Die Heilige Schrift stellt Gott unmissverständlich als Quelle allen Glanzes und aller Schönheit dar. Das Alte Testament zeigt die Schöpfung, an deren Spitze der Mensch steht, als etwas Gutes und Schönes, und zwar weniger im Sinne von Ordnung und Harmonie, sondern vielmehr als etwas Unentgeltliches, das frei von Funktionalismus ist. Im Angesicht der Schöpfung, die um ihrer selbst willen bewundert und betrachtet werden muss, verspürt man Erstaunen und Ekstase, reagiert emotional und gefühlsbetont. Die Werke des Menschen verdienen wie der prächtige Tempel Salomons (vgl. 1 Kön 7–8) Bewunderung, da sie mit dem Schöpfer verbunden sind.

107. Im Neuen Testament konzentriert sich alle Schönheit in der Person Jesu Christi; er ist der Offenbarer Gottes und „der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens“ (Hebr 1,3). Sein Evangelium ist faszinierend, denn es ist eine schöne, gute, freudige und hoffnungsvolle Botschaft. Er hat „voll Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14) die Menschheit auf sich genommen und in Gleichnissen die Schönheit von Gottes Werken erzählt. In seiner Beziehung zu den Menschen sprach er schöne Worte, die durch ihre Wirksamkeit die Tiefen der Seele heilen: „Deine Sünden sind dir vergeben“ (Mk 2,5), „Auch ich verurteile dich nicht“ (Joh 8,11), „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt“ (Joh 3,16), „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28) Er hat schöne Dinge gewirkt: er hat geheilt, hat befreit, hat begleitet und dabei die Wunden der Menschheit berührt. Er hat die Grausamkeit des Todesurteils ertragen wie er, und „er keine schöne und edle Gestalt hatte“. Er wurde als „der Schönste von allen Menschen“ (Ps 45,3) anerkannt. So führte er die Menschheit gereinigt in die Herrlichkeit des Vaters, dorthin, wo er sich selbst „zur Rechten der Majestät in der Höhe“ (Hebr 1,3) setzte und so die ganze verwandelnde Kraft seines Osterfestes offenbarte.

108. Deshalb gibt die Kirche zu bedenken, dass die Verkündigung des Auferstandenen in Güte, Wahrheit und Schönheit erstrahlen muss, um das menschliche Herz zu erreichen. In diesem Sinne gilt: „Es ist gut, dass jede Katechese dem ,Weg der Schönheit‘ (via pulchritudinis) besondere Aufmerksamkeit schenkt.“ <ref>EG 167. Vgl. PÄPSTLICHER RAT FÜR DIE KULTUR, Die Via pulchritudinis, privigelisierter Weg der Evangelisierung und des Dialogs (2006).</ref> Jede Schönheit kann ein Weg sein, der zur Begegnung mit Gott beiträgt; doch das Kriterium ihrer Authentizität kann nicht nur ästhetischer Natur sein. Unterschieden werden muss zwischen wahrer Schönheit und scheinbar schönen, jedoch leeren oder gar schädlichen Formen wie die verbotene Frucht im irdischen Paradies (vgl. Gen 3,6). Die Kriterien stehen im Paulus-Brief: „Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht“ (Phil 4,8).

109. Schönheit ist immer und untrennbar von Güte und Wahrheit durchdrungen. Deshalb ruft die Kontemplation der Schönheit im Menschen Gefühle wie Freude, Vergnügen, Zärtlichkeit, Fülle und Sinnlichkeit hervor und öffnet ihn so für das Transzendente. Der Weg der Evangelisierung ist der Weg der Schönheit, und deshalb ist jede Form von Schönheit Quelle der Katechese. Indem die Katechese den Primat der Gnade zeigt, der besonders in der Seligen Jungfrau Maria Gestalt annimmt, indem sie das Leben der Heiligen als wahre Zeugen der Schönheit des Glaubens lehrt, die Schönheit und das Geheimnisvolle der Schöpfung hervorhebt, indem sie das unglaubliche und unermessliche liturgische und künstlerische Erbe der Kirche entdeckt und schätzt und die höchsten Formen der zeitgenössischen Kunst zur Geltung bringt, zeigt sie konkret die unendliche Schönheit Gottes, die auch in den Werken des Menschen zum Ausdruck kommt (vgl. SC 122), und führt die Glaubensschüler zu dem schönen Geschenk, das der Vater in seinem Sohn gemacht hat.

Die Katecheten

Das Wesen und die Berufung der Katecheten

110. „Auch bei der Auferbauung des Leibes Christi waltet die Verschiedenheit der Glieder und der Aufgaben. Der eine Geist ist es, der seine vielfältigen Gaben gemäß seinem Reichtum und den Erfordernissen der Dienste zum Nutzen der Kirche austeilt“ (LG 7). Durch die Taufe und die Firmung sind die Christen Christus eingegliedert und seines priesterlichen, prophetischen und königlichen Amtes teilhaftig (vgl. LG 31, AA 2); durch ihr Wort und ihr Beispiel christlichen Lebens sind sie Zeugen des Evangeliums; einige „können auch zur Mitarbeit mit dem Bischof und den Priestern bei der Ausübung des Dienstes am Wort berufen werden“.<ref> CIC c. 759; vgl. auch CCEO (Kodex der Kanones der Katholischen Ostkirchen) c. 624 § 3.</ref> In allen Diensten und Ämtern, mit denen die Kirche ihren Evangelisierungsauftrag erfüllt, nimmt der „katechetische Dienst“<ref> CT 13.</ref> einen bedeutenden, für das Wachstum des Glaubens unverzichtbaren Platz ein. Dieser Dienst führt in den Glauben ein und bringt zusammen mit dem liturgischen Dienst die Kinder Gottes im Schoß der Kirche hervor. Die besondere Berufung des Katecheten hat daher ihre Wurzel in der gemeinsamen Berufung des Gottesvolkes, das gerufen ist, Gottes Heilsplan für die Menschheit zu dienen.

111. Für den katechetischen Dienst ist die gesamte christliche Gemeinschaft verantwortlich, aber ein jeder gemäß seiner besonderen Stellung in der Kirche: geweihte Amtsträger, Personen des geweihten Lebens, Christgläubige. „Durch sie bietet, bei aller Unterschiedlichkeit der Funktionen, der katechetische Dienst das Wort und das Zeugnis der kirchlichen Wirklichkeit in ihrer Vollständigkeit an. Wenn eine dieser Formen fehlte, würde die Katechese einen Teil ihres Reichtums und ihrer Bedeutung verlieren“.<ref> ADK 219.</ref> Der Katechet gehört einer christlichen Gemeinschaft an und ist deren Ausdruck. Sein Dienst wird in einer Gemeinschaft gelebt, die an erster Stelle im Glauben begleitet werden muss.

112. Der Katechet ist ein Christ, der den besonderen Ruf Gottes empfängt, der ihn, im Glauben angenommen, für den Dienst an der Weitergabe des Glaubens und die Aufgabe der Einführung in das christliche Leben befähigt. Die unmittelbaren Gründe für die Berufung eines Katecheten im Dienst am Wort Gottes sind sehr vielfältig, aber sie alle sind Vermittlungsformen, die Gott durch die Kirche nutzt, um zu seinem Dienst zu rufen. Durch diesen Ruf erhält der Katechet Anteil an der Sendung Jesu, die Jünger in seine Beziehung als Sohn zum Vater einzubinden. Wahrer Protagonist jeder authentischen Katechese ist jedoch der Heilige Geist, der durch die tiefe Verbundenheit mit Jesus Christus, die der Katechet nährt, die Bemühungen des Menschen in der katechetischen Tätigkeit wirksam macht. Diese Tätigkeit verwirklicht sich im Schoß der Kirche: Der Katechet ist Zeuge ihrer lebendigen Tradition und Vermittler, der die Einbeziehung der neuen Jünger Christi in den Leib der Kirche erleichtert.

113. Kraft des Glaubens und der Salbung in der Taufe ist der Katechet, in Zusammenarbeit mit dem Lehramt Christi und als Diener des Wirkens des Heiligen Geistes,

a. Zeuge des Glaubens und Bewahrer der Erinnerung an Gott; durch die Erfahrung der Güte und Wahrheit des Evangeliums in seiner Begegnung mit der Person Jesu bewahrt, nährt und bezeugt der Katechet das neue, daraus entstehende Leben und wird zum Zeichen für die anderen. Der Glaube birgt die Erinnerung an die Geschichte Gottes mit den Menschen. Diese Erinnerung zu bewahren, sie in anderen wachzurufen und in den Dienst der Verkündigung zu stellen, ist die besondere Berufung des Katecheten. Das Zeugnis des Lebens ist notwendig für die Glaubwürdigkeit des Auftrags. In Anerkennung seiner eigenen Zerbrechlichkeit vor Gottes Barmherzigkeit lässt der Katechet nie davon ab, ein Zeichen der Hoffnung für seine Brüder und Schwestern zu sein;<ref> Vgl. FRANZISKUS, Predigt in der Heiligen Messe zum Katechistentag anlässlich des Glaubensjahres (29. September 2013).</ref>

b. Meister und Mystagoge, der in das Geheimnis Gottes einführt, das an Ostern, der Auferstehung Jesu Christi, offenbart wurde; als Ikone des Meisters Jesus hat der Katechet die zweifache Aufgabe, den Inhalt des Glaubens zu vermitteln und in das Geheimnis des Glaubens selbst einzuführen. Der Katechet ist gerufen, die Wahrheit über den Menschen und seine höchste Berufung offenzulegen, indem er die Kenntnis Christi vermittelt und gleichzeitig in die verschiedenen Dimensionen des christlichen Lebens einführt, wobei er die Heilsmysterien offenbart, die im Glaubensschatz enthalten sind und in der Liturgie der Kirche erneuert werden;

c. Begleiter und Erzieher derer, die ihm von der Kirche anvertraut sind; der Katechet ist erfahren in der Kunst der Begleitung,<ref> Vgl. EG 169–173: Der Ausbildungsprozess, d. h. die persönliche Begleitung der Wachstumsprozesse, erleichtert die Reifung des Glaubensaktes und die Verinnerlichung der christlichen Tugenden.</ref> er hat erzieherische Fähigkeiten, er versteht es, zuzuhören und in die Dynamik der menschlichen Reifung einzutreten, er wird zum geduldigen Wegbegleiter mit einem Sinn für das Allmähliche, fügsam dem Wirken des Geistes gegenüber, in einem Bildungsprozess, in dem er den Brüdern und Schwestern hilft, im christlichen Leben zu reifen und auf Gott zuzugehen. Der Katechet kennt die Menschen, ihre Freude und Hoffnung, Trauer und Angst (vgl. GS 1) und versteht es, diese mit dem Evangelium Jesu in Beziehung zu bringen.

Der Bischof als erster Katechet

114. „Der Bischof ist durch sein Wort und durch das Zeugnis seines Lebens der erste Verkünder des Evangeliums“<ref> JOHANNES PAUL II., Postsynodales Apostolisches Schreiben Pastores gregis (16. Oktober 2003), 26. Vgl. ADK 222.</ref> und hat als Erstverantwortlicher für die Katechese in der Diözese neben dem Predigen die Hauptaufgabe, die Katechese zu fördern und die verschiedenen Formen der Katechese vorzubereiten, welche die Gläubigen gemäß den vom Apostolischen Stuhl erlassenen Grundsätzen und Normen benötigen. Neben der wertvollen Zusammenarbeit der bischöflichen Ordinariate kann der Bischof die Hilfe von Fachleuten für Theologie, Katechese und die Geisteswissenschaften sowie von katechetischen Ausbildungs- und Forschungszentren in Anspruch nehmen. Die Sorge des Bischofs für das katechetische Wirken veranlasst ihn,

a. die Katechese wahrzunehmen, indem er sich unmittelbar mit der Weitergabe des Evangeliums befasst und am Schatz des Glaubens festhält;

b. die flächendeckende Inkulturation des Glaubens sicherzustellen, indem er einer wirksamen Katechese Vorrang einräumt;

c. ein umfassendes Projekt der Katechese auszuarbeiten, das den Bedürfnissen des Gottesvolkes dienen und im Einklang mit den Pastoralplänen der Diözese und der Bischofskonferenz stehen soll;

d. „eine echte und tiefe Liebe zur Katechese zu wecken und zu pflegen, eine Liebe, die in einer angemessenen und wirksamen Organisation konkrete Gestalt annimmt und Menschen, Mittel und Werkzeuge, natürlich auch das notwendige Geld zur Verfügung stellt“<ref> CT63; vgl.auch CIC c. 775 § 1; CCEO c. 623 § 1.</ref>

e. dafür zu sorgen, dass „die Katecheten für ihre Aufgabe gebührend vorbereitet werden, indem sie die Lehre der Kirche gründlich kennenlernen und auch die psychologischen Gesetze und pädagogischen Fächer theoretisch und praktisch erlernen“ (CD 14);<ref> Vgl. auch CIC c. 780.</ref>

f. die Qualität der Texte und Mittel für die Katechese sorgfältig zu überwachen. Der Bischof soll die Dringlichkeit spüren, das Volk Gottes zumindest in den intensiven Zeiten des liturgischen Jahres, insbesondere in der Fastenzeit, in seine Kathedrale einzuladen, um seine Katechese durchzuführen.

Der Priester in der Katechese

115. Der Priester trägt als erster Mitarbeiter und Beauftragter des Bischofs und als Erzieher im Glauben (vgl. PO 6) die Verantwortung dafür, die katechetischen Aktivitäten der ihm anvertrauten Gemeinde anzuregen, zu koordinieren und zu leiten.<ref> Vgl. KONGREGATION FÜR DEN KLERUS, Direktorium für Dienst und Leben der Priester (11. Februar 2013), 65. Vgl. ADK 224.</ref> „Der Bezug auf das bischöfliche Lehramt im einzigen Diözesanpresbyterium und der Gehorsam den Richtlinien gegenüber, die jeder Hirte und die Bischofskonferenzen für die Katechese zum Wohle der Gläubigen herausgeben, sind für den Priester klare Hinweise, die es im katechetischen Wirken aufzuwerten gilt.“<ref> JOHANNES PAUL II., An die Teilnehmer des Kongresses „Il compito dei Presbiteri nella Catechesi in Europa“ („Die Aufgabe der Priester in der Katechese in Europa") (8. Mai 2003), 3.</ref> Die Priester unterscheiden und fördern die Berufung und den Dienst der Katecheten.

116. Der Pfarrer ist der erste Katechet in der Pfarrgemeinde. Die eigentlichen Aufgaben des Pfarrers in der Katechese und des Priesters im Allgemeinen sind Folgende:

a. Er soll sich mit fachkundigem, großherzigem Einsatz der Katechese der Gläubigen widmen, die seiner Seelsorge anvertraut sind, und jede Gelegenheit nutzen, die ihm vom Pfarrleben und dem soziokulturellen Umfeld geboten werden, um das Evangelium zu verkünden.

b. Er soll die Verbindung zwischen Katechese, Liturgie und Nächstenliebe pflegen und dabei den Sonntag als Tag des Herrn und der christlichen Gemeinde besonders würdigen.

c. Er soll in der Gemeinde Verantwortungsgefühl für die Katechese wecken und die besonderen Berufungen in dieser Hinsicht unterscheiden; dabei soll er Dankbarkeit zum Ausdruck bringen und den von den Katecheten angebotenen Dienst fördern.

d. Er soll die Katechese dergestalt ausrichten, dass sie in das pastorale Projekt der Gemeinde eingebunden ist, und sich dabei auf die Mitarbeit der Katecheten stützen. Es ist gut, die verschiedenen Phasen der Analyse, der Planung, der Wahl der Mittel, der Umsetzung und der Bewertung zu leben.

e. Er soll die Verbindung zwischen der Katechese in der eigenen Gemeinde und dem Pastoralplan der Diözese sicherstellen und jede Form von Subjektivismus bei der Ausübung des geistlichen Amtes vermeiden.

f. Er soll als Katechet der Katecheten für deren Ausbildung Sorge tragen, sich dieser Aufgabe mit größter Sorgfalt widmen und sie in der Reifung des Glaubens begleiten; darüber hinaus soll er die Gruppe der Katecheten als gemeinschaftlichen Kontext in Mitverantwortung stärken, der für eine authentische Ausbildung notwendig ist.

Der Diakon in der Katechese

117. Neben der Liturgie und der Nächstenliebe ist die Diakonie des Wortes Gottes ein Dienst, den die Diakone ausüben, um Christus, der sich aus Liebe zum Diener gemacht hat, in der Gemeinschaft gegenwärtig zu machen (vgl. Lk 22,27; Phil 2,5–11). Die Diakone sind nicht nur zur homiletischen Verkündigung zugelassen, sondern auch wie folgt aufgerufen: „Eifer und Sorgfalt müssen sie auch auf die katechetische Unterweisung der Gläubigen in den verschiedenen Abschnitten des christlichen Daseins verwenden, um ihnen so zu helfen, den Glauben an Christus kennenzulernen, ihn durch den Empfang der Sakramente zu stärken und ihm in ihrem persönlichen, familiären, beruflichen und sozialen Leben Ausdruck zu verleihen“.<ref> KONGREGATION FÜR DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN – KONGREGATION FÜR DEN KLERUS, Direktorium für den Dienst und das Leben der ständigen Diakone (22. Februar 1998), 25.</ref> Die Diakone werden in die katechetischen Pläne der Diözesen und Pfarrgemeinden eingebunden, insbesondere im Hinblick auf Initiativen im Zusammenhang mit der Erstverkündigung. Sie müssen ebenso „das Wort Gottes in ihr etwaiges berufliches Umfeld übertragen, sei es durch ein klares Wort, sei es allein durch ihre aktive Präsenz an den Orten, wo öffentliche Meinungsbildung stattfindet oder wo die sittlichen Normen zur Anwendung kommen (wie die sozialen Dienste, die Dienste zu Gunsten der Rechte der Familie, des Lebens usw.“).<ref> Ebd. 26.</ref>

118. In einigen Bereichen ist die Katechese der Diakone besonders wertvoll: im Leben der Nächstenliebe und der Familie. Das Wirken der Diakone kann sich unter Gefangenen, Kranken, älteren Menschen, vom Weg abgekommenen Jugendlichen, Immigranten usw. entfalten. Die Diakone haben die Aufgabe, diese Formen der Armut in die katechetische Tätigkeit der kirchlichen Gemeinschaften einzubringen, um alle Gläubigen zu einer wahren Erziehung zur Nächstenliebe zu ermuntern. Darüber hinaus sind die ständigen Diakone, die aufgrund ihrer außergewöhnlichen Lebenssituation die Ehe leben, in besonderer Weise aufgerufen, glaubwürdige Zeugen der Schönheit dieses Sakramentes zu sein. Sie können sich mit Hilfe ihrer Ehefrauen und möglicherweise ihrer Kinder für die Katechese der Familien und für die Begleitung in allen Situationen einsetzen, die besondere Aufmerksamkeit und Feinfühligkeit erfordern.

Die Personen des geweihten Lebens im Dienst der Katechese

119. Die Katechese ist ein bevorzugtes Terrain für das Apostolat der Personen des geweihten Lebens. In der Geschichte der Kirche gehören sie tatsächlich zu den Personen, die sich der katechetischen Anregung am stärksten widmen. Die Kirche beruft in besonderer Weise Personen des geweihten Lebens zu katechetischer Tätigkeit, bei der ihr ursprünglicher und besonderer Beitrag nicht durch Priester oder Laien ersetzt werden kann. „Vorrangige Aufgabe des geweihten Lebens ist das Sichtbarmachen der Wunder, die Gott in der schwachen Menschlichkeit derer wirkt, die er berufen hat. Mehr als mit Worten bezeugen sie diese Wunder in der beredten Sprache einer verklärten Existenz, die in der Lage ist, die Welt zu überraschen“.<ref> JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata (25. März 1996), 20.</ref> Die erste Katechese, die auf den Plan gerufen wird, ist das Leben der Personen des geweihten Lebens selbst, die in ihrer evangelischen Radikalität Zeugen der Fülle sind, die das Leben in Christus ermöglicht.

120. Die Besonderheiten des eigenen Charismas der Zugehörigkeit werden verstärkt, wenn einige Personen des geweihten Lebens die Aufgabe der Katechese übernehmen. „Während sie am Eigencharakter der Katechese festhalten, versehen die Charismen der verschiedenen Ordensgemeinschaften diese gemeinsame Aufgabe mit je eigenen Akzenten von oft großer religiöser, sozialer und pädagogischer Tiefe. Die Geschichte der Katechese beweist die Lebenskraft, die diese Charismen dem erzieherischen Wirken der Kirche gebracht haben.“<ref> ADK 229.</ref> Das gilt insbesondere für diejenigen, die ihr Lebensideal in der Katechese geprägt haben. Die Kirche setzt sich weiterhin stark für deren Dienst ein und erwartet hoffnungsvoll einen neuen Einsatz im Dienste der Katechese.

Die Laienkatecheten

121. Durch ihre Einbindung in die Welt leisten die Laien einen wertvollen Dienst in der Evangelisierung: Ihr Leben als Jünger Christi ist selbst eine Form der Verkündigung des Evangeliums. Sie teilen alle Formen des Engagements mit anderen Menschen, indem sie die zeitlichen Gegebenheiten mit dem Geist des Evangeliums durchdringen: Die Evangelisierung „bekommt eine eigentümliche Prägung und besondere Wirksamkeit von da her, dass sie in den gewöhnlichen Verhältnissen der Welt erfüllt wird“ (LG 35). Die Laien legen in den verschiedenen Kontexten ein Zeugnis des Evangeliums ab und können daher die Situationen des Lebens christlich deuten, über Christus und die christlichen Werte sprechen und ihre Entscheidungen begründen. Diese sozusagen spontane und gelegentliche Katechese ist von großer Bedeutung, weil sie mit dem Zeugnis des Lebens unmittelbar verbunden ist.

122. Die Berufung zum Dienst der Katechese entspringt aus dem Sakrament der Taufe und wird durch die Firmung gestärkt. Durch diese Sakramente enthält der Laie Anteil am priesterlichen, prophetischen und königlichen Amt Christi. Neben der gemeinsamen Berufung zum Apostolat fühlen sich einige Gläubige von Gott berufen, im Dienste einer organischeren und strukturierteren Katechese die Aufgabe der Katecheten in der christlichen Gemeinschaft zu übernehmen. Dieser persönliche Ruf Jesu Christi und die Beziehung zu ihm sind die wahre Triebkraft für das Wirken des Katecheten: „Diese liebende Erkenntnis Christi weckt das Verlangen, zu verkünden, ,zu evangelisieren‘ und andere zum Ja des Glaubens an Jesus Christus zu führen.“<ref> KKK 429.</ref> Die Kirche weckt und unterscheidet diese göttliche Berufung und erteilt den Auftrag zur Katechese.

123. „Sich zum Katecheten berufen zu fühlen und von der Kirche dazu beauftragt zu werden, kann, je nach der Eigenart eines jeden, zu verschiedenen Formen des Einsatzes führen. Bisweilen kann der Katechet für nur eine bestimmte Zeit in der Katechese mitarbeiten oder auch einfach gelegentlich; auch das bleibt stets ein wichtiger Dienst und eine wertvolle Mitarbeit. Die Bedeutung des katechetischen Dienstes rät jedoch dazu, dass es in der Diözese eine gewisse Anzahl von Ordensleuten und Laien gibt, die sich auf Dauer der Katechese widmen und, öffentlich anerkannt, – in Gemeinschaft mit den Priestern und dem Bischof – dazu beitragen, diesem diözesanen Dienst das kirchliche Erscheinungsbild zu geben, das zu ihm gehört“.<ref> ADK 231.</ref>

Eltern, aktive Teilnehmer der Katechese

124. „Für die christlichen Eltern hat der Erziehungsauftrag, der, wie schon gesagt, in ihrer Teilnahme am Schöpfungswerk Gottes gründet, eine neue und spezifische Quelle im Ehesakrament, das sie für eine wahrhaft christliche Erziehung der Kinder weiht, ...“.<ref> JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Familiaris consortio (22. November 1981), 38.</ref> Durch ihr tägliches Lebensbeispiel haben gläubige Eltern die besonders mitreißende Fähigkeit, ihren Kindern die Schönheit des christlichen Glaubens zu vermitteln. „Damit die Familien immer stärker aktive Subjekte der Familienpastoral sein können, bedarf es eines ,evangelisierenden und katechetischen Bemühens, das auf das Innere der Familie gerichtet ist‘ und ihnen in diesem Sinn Orientierung bietet“.<ref>AL 200.</ref> Die größte Herausforderung besteht in diesem Fall darin, dass jene Paare, Mütter und Väter, die aktive Träger der Katechese sind, die weit verbreitete Einstellung überwinden, den Glauben an Fachleute für religiöse Erziehung zu delegieren, die sie dafür zuständig halten. Diese Mentalität wird bisweilen von der Gemeinschaft selbst begünstigt, die sich schwertut, die Katechese im familiären Stil ausgehend von den Familien selbst zu gestalten. „Die Kirche ist berufen, durch einen geeigneten pastoralen Einsatz daran mitzuarbeiten, dass die Eltern ihre Erziehungsaufgabe erfüllen können.“<ref> AL 85.</ref> So werden die Eltern vor allem zu den ersten Katecheten für ihre Kinder.

Taufpatinnen und -paten, Mitarbeiter der Eltern

125. Auf dem Weg der Einführung in das christliche Leben fordert die Kirche auf, die Identität und den Auftrag des Taufpaten und der Taufpatin als Unterstützer des erzieherischen Einsatzes der Eltern neu zu bewerten. Die Aufgabe des Paten wird wie folgt beschrieben: „Er soll den Bewerber freundlich dazu anregen, sich im privaten und gesellschaftlichen Leben nach dem Evangelium zu richten, er soll ihm in Zweifel und Ängsten beistehen, er soll ihm Zeugnis geben und auf das Wachstum eines der Taufe entsprechenden Lebens bedacht sein.“<ref> OICA 43.</ref> Wir sind uns bewusst, dass die Wahl des Paten oftmals nicht im Glauben begründet ist, sondern auf familiären oder gesellschaftlichen Bräuchen beruht: Dies hat in nicht geringem Maße zur Herabwürdigung dieser Erziehungspersonen beigetragen. Angesichts der Verantwortung, die diese Rolle mit sich bringt, soll die christliche Gemeinschaft den Taufpaten mit Unterscheidungsvermögen und schöpferischem Geist Wege der Katechese aufzeigen, die ihnen helfen, das Geschenk des Glaubens und der Zugehörigkeit zur Kirche wieder zu entdecken. Wer die Rolle als Taufpate übernehmen soll, fühlt sich oft veranlasst, seinen Taufglauben wieder zu erwecken und einen neuen Weg des Einsatzes und Zeugnisses einzuschlagen. Eine etwaige Weigerung, diese Aufgabe zu erfüllen, könnte für die betreffende Person Folgen haben, die mit großer seelsorgerlicher Sorgfalt bewertet werden müssen. In den Fällen, in denen die objektiven Voraussetzungen<ref> Vgl. CIC c. 874; CCEO c. 685.</ref> für die Übernahme des Patenamts fehlen, auf die im Übrigen im Gespräch, das der Wahl des Paten vorausgeht, gebührend hinzuweisen ist, können die Paten im Einvernehmen mit den Familien und nach dem Unterscheidungsvermögen der Pfarrer auch unter den Trägern der pastoralen Aufgabe (Katecheten, Erzieher, Begleiter) gefunden werden, so sie Zeugen des Glaubens und der Präsenz der Kirche sind.

Dienst der Großeltern zur Weitergabe des Glaubens

126. Zusammen mit den Eltern sind es die Großeltern, die insbesondere in bestimmten Kulturen eine besondere Rolle bei der Weitergabe des Glaubens an die Kinder spielen.<ref> Vgl. FRANZISKUS, Generalaudienz (4. und 11. März 2015).</ref> Auch die Schrift zitiert den Glauben der Großeltern als Zeugnis für ihre Enkel (vgl. 2 Tim 1,5). „Die Kirche hat den Großeltern stets dadurch besondere Aufmerksamkeit erwiesen, dass sie ihren großen Reichtum unter dem menschlichen und sozialen wie auch unter dem religiösen und spirituellen Gesichtspunkt anerkannte.“<ref> BENEDIKT XVI., Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates für die Familie (5. April 2008).</ref> Angesichts der Krise der Familien werden die Großeltern, die oft stärker im christlichen Glauben verwurzelt sind und eine erfahrungsreiche Vergangenheit haben, zu wichtigen Bezugspersonen. Tatsächlich verdanken viele Menschen ihre Einführung in das christliche Leben oft ihren Großeltern. Die Großeltern leisten einen wichtigen Beitrag in der Katechese, weil sie den Kindern mehr Zeit widmen und sie durch ihre tiefe Zuneigung ermutigen können. Ihre Weisheit ist oft entscheidend für das Wachstum des Glaubens. Das Bittgebet und der Lobgesang der Großeltern unterstützen die Gemeinschaft, die im Leben arbeitet und kämpft.

Die Frauen als eine große Ressource für die Katechese

127. Die Frauen spielen in den christlichen Familien und Gemeinschaften eine wertvolle Rolle, da sie ihren Dienst als Ehefrauen, Mütter, Katechetinnen und Berufstätige anbieten. Sie haben Maria als „Beispiel jener mütterlichen Liebe, von der alle beseelt sein müssen, die in der apostolischen Sendung der Kirche zur Wiedergeburt der Menschen mitwirken“ (LG 65). Jesus hat uns mit seinen Worten und Taten gelehrt, den Wert der Frauen anzuerkennen. Tatsächlich wollte er sie als Jünger bei sich haben (vgl. Mk 15,40–41), und er vertraute Maria Magdalena und anderen Frauen freudige Aufgabe an, den Aposteln die Verkündigung seiner Auferstehung zu überbringen (vgl. Mt 28,9–10; Mk 16,9–10; Lk 24,8– 9; Joh 20,18). Auch die frühe Gemeinde spürte die Notwendigkeit, sich die Lehre Jesu zu eigen zu machen, und betrachtete die Gegenwart von Frauen im Evangelisierungswerk als kostbares Geschenk (vgl. Lk 8,1–3; Joh 4,28–29).

128. Die christlichen Gemeinschaften sind ständig vom weiblichen Genius beseelt, so dass der Beitrag der Frauen zur Verwirklichung des pastoralen Lebens als wesentlich und unverzichtbar anzuerkennen ist. Die Katechese ist einer der Dienste, der zur Anerkennung des großen Beitrags der Katechetinnen führt, die sich diesem Dienst mit Hingabe, Leidenschaft und Sachverstand widmen. In ihrem Leben verkörpern sie das Bild der Mutterschaft und verstehen es, auch in schwierigen Momenten die Zärtlichkeit und Hingabe der Kirche zu bezeugen. Sie sind in der Lage, das Beispiel Jesu mit besonderer Feinfühligkeit zu begreifen: Im Kleinen wie im Großen zu dienen, das ist die Haltung derer, die Gottes Liebe zu den Menschen vollumfänglich begriffen haben und nichts anderes tun können, als diese Liebe in ihrem Kümmern um die Menschen und die Dinge der Welt ihren Nächsten zu schenken.

129. Die Würdigung der besonderen Feinfühligkeit der Frauen in der Katechese bedeutet nicht, die ebenso wichtige Präsenz der Männer in den Schatten zu stellen. Sie ist angesichts der anthropologischen Veränderungen sogar unverzichtbar. Für ein gesundes menschliches und spirituelles Wachstum sind beide, Frauen wie Männer, unabdingbar. Die christliche Gemeinschaft soll daher sowohl die Katechetinnen, deren Zahl für die Katechese von erheblicher Bedeutung ist, als auch die Katecheten, die heute, insbesondere für Jugendliche und Heranwachsende, eine unersetzliche Rolle spielen, zu schätzen wissen. Die Präsenz junger Katecheten, die mit ihrer Begeisterung, Kreativität und Hoffnung einen besonderen Beitrag leisten, sollte besonders wertgeschätzt werden. Sie sind aufgerufen, sich für der Weitergabe des Glaubens verantwortlich zu fühlen.

Die Ausbildung der Katecheten

Zielsetzung und Wesen der Katechetenausbildung

130. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Kirche es nie versäumt, der Katechetenausbildung Priorität einzuräumen. Zu Beginn des Christentums drehte sich die Ausbildung, die in einer erfahrbaren Form gelebt wurde, um die lebendige Begegnung mit Jesus Christus, die mit Glaubwürdigkeit verkündet und mit dem Leben bezeugt wurde. Der Charakter des Zeugnisses wurde zum kennzeichnenden Merkmal des gesamten Ausbildungsprozesses, der nach und nach in das Geheimnis des Glaubens der Kirche einführte. Gerade in einer Zeit wie der heutigen ist es wichtig, sich ernsthaft mit der Geschwindigkeit des gesellschaftlichen Wandels und der kulturellen Pluralität mit ihren Herausforderungen auseinanderzusetzen. All dies macht deutlich, dass die Ausbildung der Katecheten besondere Aufmerksamkeit erfordert, denn die Qualität der pastoralen Vorschläge hängt notwendigerweise von den Menschen ab, die sie in die Praxis umsetzen. Angesichts der Komplexität und der Erfordernisse der Zeit, in der wir leben, sind die Teilkirchen gehalten, angemessene Energie und Ressourcen für die Ausbildung der Katecheten aufzuwenden.

131. Die Bildung ist ein ständiger Prozess, der unter der Führung des Geistes und im lebendigen Schoß der christlichen Gemeinschaft dem Getauften hilft, Gestalt anzunehmen, d. h. seine innerste Identität als Kind Gottes in einer tiefen Gemeinschaft mit den anderen Brüdern und Schwestern zu offenbaren. Die Bildung wirkt als Verwandlung des Menschen, der die Botschaft des Evangeliums existentiell verinnerlicht, so dass sie Licht und Orientierung für sein Leben und seinen kirchlichen Auftrag sein kann. Es handelt sich um einen Prozess, der sich im Innersten des Katecheten vollzieht, seine Freiheit tief berührt und sich nicht allein auf Ausbildung, moralische Ermahnung oder die Aktualisierung der pastoralen „Techniken“ reduzieren lässt. Die Bildung macht auch von menschlichen Fähigkeiten Gebrauch und ist in erster Linie ein weises Werk der Öffnung dem Geist Gottes gegenüber, der durch die Bereitschaft der Einzelnen und die mütterliche Sorge der Gemeinschaft die Getauften auf Jesus Christus ausrichtet, indem er in ihren Herzen sein Antlitz als Sohn Gestalt annehmen lässt (vgl. Gal 4,19), der vom Vater gesandt wurde, um den Armen die Heilsbotschaft zu verkünden (vgl. Lk 4,18).

132. Die Bildung hat in erster Linie das Ziel, den Katecheten bewusst zu machen, dass sie als Getaufte wahre missionarische Jünger, d. h. aktive Träger der Evangelisierung sind und auf dieser Grundlage von der Kirche befähigt werden, das Evangelium zu kommunizieren und im Glauben zu begleiten und zu erziehen. Die Bildung der Katecheten trägt daher dazu bei, die notwendigen Fähigkeiten zur Kommunikation des Glaubens und zur Begleitung des Wachstums der Brüder und Schwestern zu entwickeln. Der christozentrische Zweck der Katechese prägt die gesamte Bildung der Katecheten und fordert sie auf, den katechetischen Weg so zu beleben, dass die Zentralität Jesu Christi in der Heilsgeschichte zum Vorschein kommt.

Die christliche Gemeinschaft als bevorzugter Ort der Ausbildung

133. „Die christliche Gemeinschaft ist Ursprung, Ort und Ziel der Katechese. Die Verkündigung des Evangeliums, welche die Menschen auffordert, umzukehren und Christus nachzufolgen, erwächst stets aus der christlichen Gemeinschaft. Und diese Gemeinschaft ist es auch, welche diejenigen aufnimmt, die den Herrn kennenlernen und sich auf ein neues Leben einlassen möchten.“<ref> ADK 254.</ref> Die christliche Gemeinschaft, der Schoß, in dem für einige ihrer Mitglieder die besondere Berufung zum Dienst der Katechese entsteht und wächst, ist eine echte Gemeinschaft, reich an Gaben und Möglichkeiten, aber nicht frei von Grenzen und Schwächen. In dieser Gemeinschaft, in der die Barmherzigkeit Gottes konkret erfahren wird, werden die Annahme des anderen Menschen und die Vergebung ermöglicht. Die Gemeinschaft, welche die Kraft des Glaubens erfährt und weiß, wie man Liebe lebt und bezeugt, verkündet und erzieht auf ganz natürliche Weise. Der Ort par excellence für die Ausbildung des Katecheten ist daher die christliche Gemeinschaft in der Vielfalt ihrer Charismen und Ämter als das gewöhnliche Umfeld, in dem der Glaube gelernt und gelebt wird.

134. Innerhalb der Gemeinschaft kommt der Gruppe der Katecheten eine besondere Rolle zu: In ihr werden zusammen mit den Priestern sowohl der Glaubensweg als auch die pastorale Erfahrung geteilt, die Identität als Katechet herausgebildet und das Bewusstsein für das Evangelisierungsprojekt entwickelt. Das Hören auf die Bedürfnisse der Menschen, die pastorale Unterscheidung, die konkrete Vorbereitung, Verwirklichung und Bewertung der Glaubenswege sind die Momente eines ständigen Ausbildungslaboratoriums für die einzelnen Katecheten. Die Gruppe der Katecheten ist der tatsächliche Kontext, in dem jeder Einzelne kontinuierlich evangelisiert werden kann und offen bleibt für neue Bildungsbeiträge.

Kriterien für die Ausbildung

135. Bei der Ausbildung der Katecheten sind einige Kriterien zu berücksichtigen, die als Anregung für Ausbildungsprojekte dienen. Da Katecheten für die Evangelisierung in der heutigen Welt ausgebildet werden müssen, ist es notwendig, die gebührende Aufmerksamkeit für die Menschen und die Glaubenswahrheiten, das persönliche Wachstum und die gemeinschaftliche Dimension, das Bemühen um die geistige Dynamik und den hingebungsvollen Einsatz für das Gemeinwohl weise in Einklang zu bringen. Einige Kriterien sind besonders zu bedenken.

a. Missionarische und evangelisierende Spiritualität: Im gesamten Ausbildungsprozess ist es von vitaler Bedeutung, den zentralen Stellenwert der spirituellen Erfahrung in einer missionarischen Perspektive atmen zu können. Um die Gefahr zu vermeiden, in fruchtlose pastorale Sorge zu verfallen, soll der Katechet zu einem missionarischen Jünger ausgebildet werden, der fähig ist, immer wieder neu von seiner eigenen Gotteserfahrung auszugehen, die ihn auffordert, seine Brüder und Schwestern auf ihrem Weg zu begleiten. Diese missionarische Spiritualität, die als Begegnung mit den anderen, als Einsatz in der Welt und als Leidenschaft für die Evangelisierung zu verstehen ist, nährt das Leben des Katecheten und bewahrt ihn vor Individualismus, Intimismus, Identitätskrise und nachlassendem Glaubenseifer.

b. Katechese als ganzheitliche Ausbildung: „Es gilt Katecheten so auszubilden, dass sie nicht nur eine Lehre, sondern durch Erfüllung von ,Aufgaben der Einführung, der Erziehung und der Unterweisung‘ auch eine umfassende christliche Bildung zu vermitteln vermögen. Es braucht Katecheten, die zugleich Lehrer, Erzieher und Glaubenszeugen sind.“<ref> ADK 237, vgl. auch KONGREGATION FÜR DEN KLERUS, Allgemeines Direktorium für die Katechese (11. April 1971), 31.</ref> Daher soll sich auch die Ausbildung der Katecheten von der katechumenalen Erfahrung inspirieren lassen, die neben anderen Elementen von ebendieser Gesamtvision des christlichen Lebens geprägt ist.

c. Stil der Begleitung: Die Kirche fühlt die Pflicht, ihre Katecheten in der Kunst der persönlichen Begleitung auszubilden. Dazu bietet sie ihnen die Erfahrung, selbst begleitet zu werden, um in der Nachfolge Christi zu wachsen, und befähigt und entsendet sie, ihre Brüder und Schwestern zu begleiten. Dieser Stil erfordert die demütige Bereitschaft, sich von den Fragen der Menschen berühren zu lassen und Fragen zu ihrer Lebenssituation zu stellen. Dabei gilt es, sich von Mitgefühl leiten zu lassen, aber auch die Freiheit des anderen zu respektieren. Das Neue, zu dem der Katechet berufen ist, liegt in der menschlichen Nähe, in der bedingungslosen Annahme des Nächsten und in der ungeschuldeten Bereitschaft, neben den anderen herzugehen, um ihnen zuzuhören und die Heilige Schrift zu erklären (vgl. Lk 24,13–35; Apg 8,26–39), ohne den Weg im Vorhinein festzulegen, ohne den Anspruch zu erheben, einen Nutzen zu erzielen, und ohne etwas für sich selbst zurückzubehalten.

d. Kohärenz zwischen den Ausbildungsstilen: „Als allgemeinen Grundsatz gilt es zu betonen, dass zwischen der Pädagogik der katechetischen Ausbildung als Ganzer und der Pädagogik eines katechetischen Prozesses unbedingt ein Zusammenhang bestehen muss. Für den Katecheten wäre es sehr schwierig, in seiner Tätigkeit einen Stil und eine Sensibilität zu entwickeln, zu denen er in seiner Ausbildung nicht angeleitet worden ist.“<ref> ADK 237. Vgl. EG 171: „Mehr denn je brauchen wir Männer und Frauen, die aus ihrer Erfahrung als Begleiter die Vorgehensweise kennen ...“.</ref>

e. Perspektive der Docibilitas und Selbstbildung: Die Bildungswissenschaften weisen auf bestimmte Haltungen als Voraussetzung für einen fruchtbaren Bildungsweg hin. Zunächst ist es notwendig, dass der Katechet den Geist der Docibilitas in sich reifen lässt, d. h. die Bereitschaft, sich von der Gnade, dem Leben und den Menschen in einer gelassenen und positiven Haltung der Realität gegenüber berühren zu lassen, um lernen zu lernen. Darüber hinaus ist es die Bereitschaft zur Selbstbildung, die den Katecheten befähigt, sich eine Bildungsmethode anzueignen und sie auf sich selbst und seinen kirchlichen Dienst anzuwenden. Konkret geht es darum, sich als Begleiter zu verstehen, die sich selbst in einem ständigen Bildungsprozess befinden, die stets offen sind für die Neuheit des Geistes, die das eigene Glaubensleben zu bewahren und zu bereichern wissen, die die Gruppe der Katecheten als eine Ressource für das Lernen begreifen und die darauf bedacht sind, stets auf dem Laufenden zu bleiben.

f. Dynamik des Laboratoriums des Glaubens<ref> Vgl. JOHANNES PAUL II., Ansprache bei der Gebetsvigil zum Abschluss des XV. Weltjugendtages (19. August 2000): Der Prozess des konkreten Erlebens einer Reifung des Glaubensaktes als Element der inneren Wandlung wurde von Johannes Paul II. als Laboratorium des Glaubens bezeichnet.</ref> im Gruppenkontext als Bildungspraxis, in welcher der Glaube durch das Tun gelernt wird, d. h. durch die Aufwertung der Lebenserfahrungen, der Beiträge und Neuformulierungen jedes Einzelnen im Hinblick auf ein transformatives Lernen.

Die Dimensionen der Ausbildung

136. Die Bildung des Katecheten umfasst verschiedene Dimensionen. Die tiefste Dimension bezieht sich darauf, Katechet zu sein, noch bevor man Katechet ist. Tatsächlich hilft die Bildung dem Katecheten, als Mensch, als Glaubender und als Apostel zu reifen. Diese Dimension wird heute auch als das Wissen, wie man mit jemandem zusammen sein kann (saper essere con), beschrieben. Damit wird hervorgehoben, dass persönliche Identität immer eine relationale Identität ist. Darüber hinaus muss die Bildung auch auf die Dimension des Wissens (sapere) achten, damit der Katechet seine Aufgabe angemessen erfüllen kann. Die Dimension des Wissens impliziert eine doppelte Treue gegenüber der Botschaft und dem Menschen in seinem Lebenskontext. Da die Katechese schließlich ein kommunikativer und erzieherischer Akt ist, darf die Dimension des praktischen Könnens (saper fare) in der Ausbildung nicht vernachlässigt werden.

137. Die Dimensionen der Katechetenbildung dürfen nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, weil sie als Aspekte der unteilbaren Einheit des Menschen eng miteinander verbunden sind. Für das harmonische Wachstum des Katecheten als Mensch ist in der Ausbildung darauf zu achten, dass nicht eine Dimension gegenüber einer anderen hervorgehoben wird. Es solle vielmehr versucht werden, eine ausgewogene Entwicklung zu fördern, indem bei den Aspekten mit den meisten Defiziten angesetzt wird.

138. Der Einsatz zum Erwerb dieser Fähigkeiten darf die Katecheten andererseits nicht dazu verleiten, sich als kompetente Akteure in verschiedenen Bereichen zu verstehen, sondern in erster Linie als Menschen, die Gottes Liebe erfahren haben und sich schon allein aus diesem Grund in den Dienst der Verkündigung des Reiches Gottes stellen. Das Bewusstsein der eigenen Grenzen kann den Katecheten nicht entmutigen, die Berufung zum Dienst anzunehmen; im Gegenteil, seine Antwort auf die Berufung kann vielmehr die sein, dass er sich auf eine lebendige Beziehung zum Herrn und auf den Wunsch einlässt, das christliche Leben authentisch zu leben, und er der Gemeinschaft die „fünf Brote und außerdem zwei Fische" (vgl. Mk 6,38) seiner persönlichen Charismen großzügig zur Verfügung stellt. „Zugleich bemühen wir uns um eine bessere Ausbildung [...]. Unsere Unvollkommenheit darf keine Entschuldigung sein; im Gegenteil, die Aufgabe ist ein ständiger Anreiz, sich nicht der Mittelmäßigkeit hinzugeben, sondern weiter zu wachsen.<ref> EG 121.</ref>

Sein und Zusammensein – Können mit: menschlicher und christlicher Reife und missionarischem Bewusstsein

139. In der Dimension des Seins wird der Katechet gebildet, um Zeuge des Glaubens und Hüter der Erinnerung an Gott zu werden. Die Bildung hilft dem Katecheten, sein eigenes katechetisches Wirken als eine Chance für sein Wachstum als Mensch und Christ zu überdenken. Auf der Grundlage einer anfanghaften menschlichen Reife ist der Katechet aufgerufen, ständig in einem emotionalen Gleichgewicht, in kritischem Bewusstsein, in innerer Einheit und Freiheit zu wachsen und Beziehungen zu leben, die den Glauben stützen und bereichern. „Darum stärkt eine solide Ausbildung vor allem die Spiritualität des Katecheten selbst, so dass seine Tätigkeit wirklich dem Zeugnis seines Lebens entspringt“.<ref> ADK 239.</ref> Die Bildung unterstützt daher das missionarische Bewusstsein des Katecheten durch die Verinnerlichung der Forderungen des Reiches Gottes, die Jesus verkündet hat. Die Bildungsarbeit, um menschliche, christliche und missionarische Reifung zu erzielen, erfordert eine gewisse zeitliche Begleitung, weil sie in den Kern eingreift, der das Handeln des Menschen begründet.

140. Ausgehend von dieser Ebene der Innerlichkeit keimt die Fähigkeit, mit anderen zusammen zu sein, als natürliche Fähigkeit, die für eine als erzieherischer und kommunikativer Akt verstandene Katechese erforderlich ist. Die kirchliche Gemeinschaft ist in die Relationalität eingefügt, die dem Wesen des Menschen selbst innewohnt (vgl. Gen 2,18). Die Bildung der Katecheten ist darauf bedacht, diese Beziehungsfähigkeit zu offenbaren und zu entwickeln, die sich in der Bereitschaft konkretisiert, die menschlichen und kirchlichen Beziehungen brüderlich und heiter zu leben.<ref> Zu diesem besonderen Aspekt vgl. Nr. 88–89 (Einführung in das Gemeinschaftsleben) des vorliegenden Direktoriums.</ref>

141. Die Kirche bekräftigt ihren Einsatz für die menschliche und christliche Reifung der Katecheten und erinnert in diesem Zusammenhang an ihre Aufgabe, entschlossen darüber zu wachen, dass bei der Erfüllung ihres Auftrags jedem Menschen, insbesondere jungen und schutzbedürftigen Menschen, absoluter Schutz vor allen Formen des Missbrauchs garantiert wird. „Damit solche Phänomene in all ihren Formen nicht mehr geschehen, braucht es eine ständige und tiefe Umkehr der Herzen, die durch konkrete und wirksame Handlungen bezeugt wird; diese beziehen alle in der Kirche mit ein, sodass die persönliche Heiligkeit und der moralische Einsatz dazu beitragen können, die volle Glaubwürdigkeit der Verkündigung des Evangeliums und die Wirksamkeit der Sendung der Kirche zu fördern.“<ref>FRANZISKUS, Apostolisches Schreiben Vos estis lux mundi (7. Mai 2019).</ref>

142. Aufgrund seines Dienstes spielt der Katechet gegenüber den Menschen eine Rolle, die er im Glauben begleitet und von denen er als Bezugsperson wahrgenommen wird, die eine bestimmte Form von Autorität ausübt. Es wird daher notwendig, dass diese Rolle in absoluter Achtung des Gewissens und des Nächsten gelebt wird, damit jede Art von Missbrauch – sei es Macht- oder Gewissensmissbrauch, wirtschaftlicher oder sexueller Missbrauch – vermieden wird. Auf ihrem Bildungsweg muss den Katecheten durch einen ehrlichen Dialog mit ihrem geistlichen Begleiter geholfen werden, die richtige Art und Weise zu finden, wie sie ihre Autorität ausschließlich als Dienst an ihren Brüdern und Schwestern leben können. Um das Vertrauen der ihnen anvertrauten Menschen nicht zu missbrauchen, müssen sie zudem zwischen forum externum und forum internum unterscheiden können und lernen, die heilige Freiheit des anderen zu respektieren, ohne sie zu verletzen oder in irgendeiner Weise zu manipulieren.

Wissen: biblisch-theologische Ausbildung und Kenntnis des Menschen und seines sozialen Umfelds

143. Der Katechet ist auch ein Lehrer, der den Glauben lehrt. Denn er, der das Zeugnis zu seiner ersten Tugend macht, vergisst nicht, dass er auch für die Weitergabe des kirchlichen Glaubens verantwortlich ist. In seiner Bildung wird daher der Vertiefung und dem Studium der zu vermittelnden Botschaft in Bezug auf den kulturellen, kirchlichen und existentiellen Kontext des Gesprächspartners Raum gegeben. Es wird erforderlich sein, die Notwendigkeit dieses Aspekts der Ausbildung nicht zu unterschätzen, der eng mit dem Wunsch verbunden ist, das Wissen über Ihn zu vertiefen, den der Katechet im Glauben bereits als seinen Herrn erkannt hat. Die Verinnerlichung des Glaubensinhalts als Glaubensweisheit erfolgt vor allem durch die Vertrautheit mit der Heiligen Schrift und das Studium des Katechismus der katholischen Kirche, der Katechismen der Teilkirche und der lehramtlichen Dokumente.

144. Deshalb muss der Katechet Folgendes kennen:

- die großen Etappen der Heilsgeschichte: Altes Testament, Neues Testament und Kirchengeschichte, im Lichte des Ostergeheimnisses Jesu Christi;

- die wesentlichen Kerne der christlichen Botschaft und Erfahrung: das Glaubensbekenntnis, die Liturgie und die Sakramente, das sittliche Leben und das Gebet;

- die Hauptelemente des kirchlichen Lehramtes in Bezug auf die Verkündigung des Evangeliums und die Katechese.

Darüber hinaus sollen die Katecheten in einigen Teilen der Welt, in denen Katholiken verschiedener kirchlicher Traditionen zusammenleben, über eine allgemeine Kenntnis der Theologie, Liturgie und sakramentalen Disziplin ihrer Brüder und Schwestern verfügen. Schließlich soll in ökumenischen Kontexten und in Kontexten des religiösen Pluralismus darauf geachtet werden, den Katecheten die wesentlichen Elemente des Lebens und der Theologie der anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften und der anderen Religionen zu vermitteln, damit der Dialog unter Achtung der Identität eines jeden Einzelnen authentisch und fruchtbar sein kann.

145. Bei der Darstellung der Botschaft muss jedoch sorgfältig darauf geachtet werden, wie dies geschieht, damit die Botschaft aktiv an- und aufgenommen werden kann. Es ist daher notwendig, Folgendes in Einklang zu bringen:

a. den synthetischen und kerygmatischen Charakter, so dass die verschiedenen Elemente des Glaubens in einer einheitlichen und organischen Sicht dargestellt werden und die menschliche Erfahrung nachdrücklich angesprochen wird;

b. die erzählerische Qualität der biblischen Erzählung: „Die katechetische Tätigkeit setzt immer voraus, dass man im Glauben und im Geist der Überlieferung der Kirche an die Schrift herangeht, damit jene Worte als lebendig wahrgenommen werden [...] damit jeder Gläubige erkennt, dass auch das eigene persönliche Leben Teil dieser Geschichte ist“<ref>BENEDIKT XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 74.</ref>

c. einen katechetischen Stil der theologischen Inhalte, der die Lebensbedingungen der Menschen bewertet;

d. eine Kenntnis apologetischer Natur, die zeigt, dass der Glaube nicht im Gegensatz zur Vernunft steht, und die Wahrheiten einer korrekten, von der natürlichen Vernunft erleuchteten Anthropologie hervorhebt; betont wird die Rolle der Präambula fidei: „Es geht um die Begegnung zwischen dem Glauben, der Vernunft und den Wissenschaften, die anstrebt, ein neues Gespräch über die Glaubwürdigkeit zu entwickeln, eine ursprüngliche Apologetik, die helfen soll, die Voraussetzungen zu schaffen, damit das Evangelium von allen gehört wird.“<ref>EG 132; vgl. auch BISCHOFSSYNODE, XIII. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG, Die neue Evangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens. Endgültige Liste der Propositionen (27. Oktober 2012), 17.</ref>

146. Neben der Treue zur Botschaft des Glaubens ist der Katechet aufgerufen, den konkreten Menschen und den soziokulturellen Kontext, in dem er lebt, zu kennen. Für alle Christen und noch mehr für Katecheten gilt Folgendes: „Die Gläubigen sollen also in engster Verbindung mit den anderen Menschen ihrer Zeit leben und sich bemühen, ihre Denk- und Urteilsweisen, die in der Geisteskultur zur Erscheinung kommen, vollkommen zu verstehen“(GS 62). Diese Erkenntnis rührt aus der Erfahrung und ihrem reflektierten Rückfluss, aber auch aus dem wertvollen Beitrag der Humanwissenschaften vor dem Hintergrund der Grundsätze der Soziallehre der Kirche. Unter den Humanwissenschaften müssen die Psychologie, Soziologie, Pädagogik, Erziehungs-, Bildungs- und Kommunikationswissenschaften angemessen berücksichtigt werden. Die Kirche fühlt sich zur Auseinandersetzung mit diesen Wissenschaften aufgefordert, da sie einen wertvollen Beitrag sowohl zur Ausbildung der Katecheten als auch zum katechetischen Handeln selbst leisten können. Die Theologie und die Geisteswissenschaften können sich tatsächlich gegenseitig bereichern.

147. Einige Kriterien sollen den Einsatz der Humanwissenschaften in der Katechetenausbildung leiten.<ref> Vgl. ADK 243.</ref> Dazu gehören:

- die Anerkennung der Autonomie der Wissenschaften: „Die Kirche bejaht die rechtmäßige Eigengesetzlichkeit der Kultur und vor allem der Wissenschaften“ (GS 59);

- die Unterscheidung und Bewertung der verschiedenen psychologischen, soziologischen und pädagogischen Theorien, um ihren Wert zu schätzen und ihre Grenzen zu erkennen;

- die Beiträge der Humanwissenschaften werden aus der Perspektive des Glaubens und auf der Grundlage der christlichen Anthropologie betrachtet.

Praktisches Können: pädagogische und methodologische Ausbildung

148. In der Dimension des praktischen Könnens wird der Katechet ausgebildet, um als Erzieher und Kommunikator zu wachsen. „Der Katechet ist ein Erzieher, der das Reifen des Glaubens erleichtert, das der Katechumene oder der Glaubensschüler mit der Hilfe des Heiligen Geistes vollzieht. In diesem entscheidenden Abschnitt der Ausbildung muss man als Erstes bewusst die Eigenart der Glaubenspädagogik respektieren.“<ref> ADK 244.</ref> Der Katechet, der anerkennt, dass sein Gesprächspartner ein aktives Gegenüber ist, in dem die Gnade Gottes dynamisch wirkt, wird sich als respektvoller Vermittler einer Glaubenserfahrung präsentieren, deren Protagonist er nicht ist.

149. Die pädagogische Ausbildung des Katecheten zielt darauf ab, in ihm bestimmte Fähigkeiten reifen zu lassen, darunter

a. die Fähigkeit zu innerer Freiheit und Unentgeltlichkeit, Hingabe und Konsequenz, um ein glaubwürdiger Zeuge des Glaubens zu sein;

b. die Kompetenz zur Kommunikation und Erzählung des Glaubens als Fähigkeit, die Heilsgeschichte so lebendig darzustellen, dass die Menschen sich als Teil von ihr fühlen können;

c. die Reifung eines pädagogischen Denkens, das die Bereitschaft zum Aufbau reifer Beziehungen zu den Menschen und die Fähigkeit, die Gruppendynamik zu lenken, impliziert und die Aktivierung sowohl individueller als auch gemeinschaftlicher Lernprozesse fördert;

d. der gelassene Umgang mit Erziehungsbeziehungen in ihrer emotionalen Qualität, indem er sich auf die innere Welt des anderen einstimmt und ihm die Möglichkeit gibt, seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen;

e. die Fähigkeit, einen Glaubensweg vorzubereiten, der darin besteht, soziokulturelle Umstände zu berücksichtigen; einen realistischen Aktionsplan auszuarbeiten; sprachliche Ausdrucksweisen, Techniken und Werkzeuge kreativ einzusetzen und die Überprüfung durchzuführen.

Der Bildungsprozess ist ein wertvoller Ort des Wachstums und Dialogs, in dem man jedoch auch Fehler macht und Einschränkungen erlebt. Daher erfordert er Geduld und Hingabe. Es ist gut, die Bereitschaft, sich erziehen zu lassen, zur Reife zu bringen, während man selbst erzieht; tatsächlich ist die Erfahrung selbst ein prägendes Laboratorium, in dem das Lernen vertieft wird.

150. Als Erzieher soll der Katechet auch die Funktion haben, Zugehörigkeit zur Gemeinschaft zu vermitteln und den katechetischen Dienst mit Gemeinschaftssinn zu leben. Tatsächlich führt der Katechet diesen Bildungsprozess nicht individuell, sondern gemeinsam mit der Gemeinschaft und in ihrem Namen durch. Aus diesem Grund versteht er es, in Gemeinschaft zu arbeiten und sucht die Auseinandersetzung mit der Gruppe der Katecheten und mit anderen pastoralen Mitarbeitern. Darüber hinaus ist er aufgerufen, die Qualität der Beziehungen zu pflegen und die Dynamik der katechetischen Gruppe zu beleben.

Katechetische Ausbildung von Kandidaten für den Ordensstand

151. In der Sorge der Kirche um die Katechese kommt jenen Verantwortung zu, die durch das Weihesakrament Diener des Wortes Gottes sind. Tatsächlich hängt die Qualität der Katechese einer Gemeinschaft auch von den Geiweihten Lebens ab, die sich um sie kümmern. Während des gesamten Ausbildungsprozesses der Kandidaten für den Ordensstand darf daher eine besondere Unterweisung in der Verkündigung und der Katechese nicht fehlen (vgl. OT 19). Eine angemessene Ausbildung künftiger Priester und ständiger Diakone in diesen Bereichen schlägt sich dann in konkreten Zeichen nieder: eine Leidenschaft für die Verkündigung des Evangeliums; die Fähigkeit zur Katechese der Gläubigen; Fähigkeit zum Dialog mit der Kultur; Unterscheidungsfähigkeit; Bereitschaft, ehrenamtliche Katecheten auszubilden und mit ihnen zusammenzuarbeiten; Fähigkeit, Wege der Erziehung zum Glauben kreativ zu gestalten. Auch für die Kandidaten für den Ordensstand gelten dieselben Bildungskriterien, wie sie bereits allgemein festgelegt wurden.

152. In den Seminaren und Ausbildungsstätten sollen die Kandidaten daher158 <ref> Vgl. KONGREGATION FÜR DEN KLERUS, Das Geschenk der priesterlichen Berufung. Ratio fundamentalis institutionis sacerdotalis (8. Dezember 2016), insbesondere Nr. 59, 72, 157b, 177, 181, 185.</ref>

a. durch die geistliche Ausbildung von einem Sendungsbewusstsein durchdrungen werden, das sie dazu drängt, das Evangelium ausdrücklich denen zu verkünden, die es nicht kennen, und die Erziehung zum Glauben aller Getauften nicht vernachlässigen;

b. Erfahrungen der Erstverkündigung sammeln und Übungen in verschiedenen Formen der Katechese durchführen;

c. in eine detaillierte und profunde Kenntnis des Katechismus der katholischen Kirche eingeführt werden;

d. das Ritual der christlichen Initiation Erwachsener als wertvolles Instrument für die Katechese und die Mystagogie vertiefen;

e. die Richtlinien für die Katechese der eigenen Teilkirche kennenlernen;

f. gemäß dem Lehrplan die Inhalte der Katechese, des Lehramtes in katechetischen Angelegenheiten, der Pädagogik und anderer Humanwissenschaften lernen.

153. Die Bischöfe sollen dafür Sorge tragen, die oben genannten Weisungen in die Ausbildungsprojekte ihrer Seminaristen und Kandidaten für den ständigen Diakonat aufzunehmen. Sie werden darüber hinaus der katechetischen Ausbildung der Priester angemessene Aufmerksamkeit schenken, insbesondere im Kontext ihrer ständigen Weiterbildung. Mit dieser Aufmerksamkeit soll die notwendige katechetisch-pastorale Aktualisierung gefördert werden, die bei den Priestern eine stärkere und direktere Verwurzelung im katechetischen Handeln begünstigt und ihnen gleichzeitig hilft, sich in die Ausbildungstätigkeit der Katecheten eingebunden zu fühlen.

Ausbildungszentren

Zentren für die Grundausbildung von Katecheten

154. Die Zentren für die Grundausbildung von Katecheten auf Ebene einer oder mehrerer Pfarrgemeinden oder der Diözese haben die Aufgabe, eine systematische Grundausbildung anzubieten. Es ist gut, eine Grundausbildung in den grundlegenden Inhalten anzubieten, die auf einfache Weise, aber mit einem an die aktuellen Bedürfnisse angepassten Bildungsstil durchgeführt wird. Diese Bildung, die den Stellenwert einer systematischen Bildung hat, weil sie ein allgemeines Gesamtbild sicherstellt, ist jedenfalls eine qualitätsvolle Bildung, da sie von spezialisierten Ausbildern mit gutem seelsorgerischen Einführungsvermögen und Erfahrung übernommen wird. Sie nährt die kirchliche Gemeinschaft, da sie es außerdem ermöglicht, andere Katecheten kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen.

Fachzentren für Führungskräfte und Verantwortliche

155. Die Fachzentren auf diözesaner, interdiözesaner oder nationaler Ebene haben das Ziel, die Ausbildung der Gruppenleiter und Verantwortlichen der Katechese bzw. Katecheten zu fördern, die sich spezialisieren möchten, um sich diesem Dienst beständiger widmen zu können. Das Ausbildungsniveau dieser Fachzentren ist anspruchsvoller, weshalb die Ausbildung hier intensiver ist und länger dauert. Ausgehend von einer gemeinsamen Bildungsgrundlage theologischer und anthropologischer Natur bis hin zu den stärker erfahrungsbezogenen Ausbildungslaboratorien betreuen diese Zentren die Katechesefachausbildungen, die für die besonderen Bedürfnisse des kirchlichen Raums als notwendig erachtet werden. Insbesondere sollte die Möglichkeit bestehen, die Ausbildung der Verantwortlichen zu fördern, die ihrerseits in der Lage sein sollen, die ständige Weiterbildung anderer Katecheten sicherzustellen, und aus diesem Grund sollte der Bedarf nach persönlicher Begleitung der Teilnehmer spürbar sein. Es kann angebracht sein, dass diese Zentren ihr Angebot in Zusammenarbeit mit anderen pastoralen Einrichtungen der Diözese oder der Teilkirche an die Verantwortlichen der verschiedenen pastoralen Bereiche richten und in Zentren für die Ausbildung von pastoralen Mitarbeitern umgewandelt werden.

Hochrangige Zentren für Katechese-Experten

156. Die hochrangigen Zentren für Katechese-Experten auf nationaler oder internationaler Ebene bieten Priestern, Diakonen, Personen des geweihten Lebens und Laien eine katechetische Ausbildung auf höherem Niveau an, um Katecheten auszubilden, die in der Lage sind, die Katechese auf diözesaner Ebene oder im Rahmen der Aktivitäten der Ordensgemeinschaften zu koordinieren. Darüber hinaus bilden diese hochrangigen Zentren Katechesedozenten für Seminare aus, für Ausbildungshäuser oder für Katechetenausbildungszentren und fördern die katechetische Forschung. In Bezug auf die Organisation des Studiums, die Dauer der Kurse und die Zulassungsbedingungen sind sie wie echte Universitätsinstitute gestaltet. Wegen ihrer Bedeutung für die Sendung der Kirche ist es wünschenswert, dass die bereits bestehenden Institute für die katechetische Ausbildung ausgebaut werden und neue Institute entstehen. Die Bischöfe mögen bei der Auswahl der Personen, die in diesen akademischen Zentren angeleitet und unterstützt werden sollen, besondere Sorgfalt walten lassen, damit es in ihren jeweiligen Diözesen nie an Katechese-Experten mangelt.

ZWEITER TEIL: Der Prozess der Katechese

Die Pädagogik des Glaubens

DIE GÖTTLICHE PÄDAGOGIK IN DER HEILSGESCHICHTE

157. Die Offenbarung ist das große erzieherische Werk Gottes. Daher kann sie auch in pädagogischer Hinsicht ausgelegt werden. In ihr finden wir die besonderen Merkmale, die uns bei dem Entwurf einer göttlichen Pädagogik, die das erzieherische Handeln der Kirche in der Tiefe inspirieren kann, leiten können. Auch die Katechese begibt sich auf die Spuren der Pädagogik Gottes. Seit Anbeginn der Heilsgeschichte manifestiert sich die Offenbarung Gottes als Initiative der Liebe, die in zahlreichen erzieherischen Schwerpunkten ihren Ausdruck findet. Gott hat den Menschen befragt und eine Antwort von ihm verlangt. Er hat Adam und Eva in Gehorsam gegenüber seinem Gebot zu einer Glaubensantwort aufgefordert; trotz ihres Ungehorsams hat Gott in seiner Liebe weiter, nach und nach, Schritt für Schritt, bis zur Fülle der Offenbarung in Jesus Christus, die Wahrheit seines Geheimnisses vermittelt.

158. Das Ziel der Offenbarung ist die Erlösung eines jedes Menschen, die durch eine ursprüngliche, wirksame Pädagogik Gottes im Laufe der Geschichte verwirklicht wird. Gott offenbart sich in der Heiligen Schrift als barmherziger Vater, als Lehrer und Weiser (vgl. Dt 8,5; Hos 11,3–4; Spr 3,11–12), der dem Menschen in jener Situation begegnet, in dem dieser sich befindet, und er befreit ihn von dem Bösen, indem er ihn mit den Banden der Liebe an sich zieht. Schrittweise und geduldig führt er das auserwählte Volk und in ihm jeden Einzelnen, der ihn erhört, zur Reife. Der Vater als genialer Erzieher verwandelt die Ereignisse seines Volkes in Lehren der Weisheit (vgl. Dtn 4,36–40; 11,2–7), indem er sich Alter und Situation, in dem es lebt, anpasst. Er übergibt Lehren, die von Generation zu Generation weitergegeben werden (vgl. Ex 12,25–27; Dtn 6,4–8; 6,20–25; 31,12–13; GS 4,20–24), er ermahnt und erzieht, auch durch Prüfungen und Leiden (vgl. Am 4,6; Hos 7,10; Jer 2,30; Hebr 12,4–11; Offb 3,19).

159. Diese göttliche Pädagogik wird auch im Geheimnis der Menschwerdung sichtbar, wenn der Engel Gabriel eine junge Frau aus Nazareth bittet, aktiv an der Kraft des Heiligen Geistes teilzuhaben: Das fiat Marias ist die vollständige Antwort des Glaubens (vgl. Lk 1,26–38). Jesus erfüllt seine Mission als Erlöser und macht Gottes Pädagogik sichtbar. Die Jünger haben die Pädagogik Jesu, von deren Merkmalen die Evangelien erzählen, erfahren: die Aufnahme der Armen, der Einfachen, der Sünder; die Verkündigung des Reiches Gottes als frohe Botschaft; den Stil der Liebe, der vom Bösen befreit und das Leben fördert. Wort und Schweigen, Gleichnis und Bild werden zu wahrhaftiger Pädagogik, um das Geheimnis seiner Liebe zu enthüllen.

160. Jesus bildete seine Jünger sorgfältig Hinsichtlich der Evagelisierung aus. Er stellte sich ihnen als einziger Lehrer und zugleich als geduldiger, treuer Freund vor (vgl. Joh 15,15; Mk 9,33–37; Mk 10,41– 45). Durch sein ganzes Leben lehrte er die Wahrheit. Er forderte sie mit Fragen heraus (vgl. Mk 8,14– 21.27). Das, was er der Menge verkündete, erklärte er ihnen mehr in der Tiefe (vgl. Mk 4,34; Lk 12,41). Er wies sie in das Gebet ein (vgl. Lk 11,1–2). Er sandte sie aus, nicht allein, sondern als kleine Gemeinschaft (vgl. Lk 10,1–20). Er verhieß ihnen den Heiligen Geist, der sie zur ganzen Wahrheit führen (vgl. Joh 16,13) und ihnen in schwierigen Zeiten beistehen sollte (vgl. Mt 10,20; Joh 15,26; Apg 4,31). Jesu Art, seine Beziehung zu ihnen zu gestalten, trägt daher erzieherische Züge. Jesus versteht es, die Samaritanerin auf ihrem Weg, auf dem sie die Gnade mehr und mehr annimmt und zur Umkehr bereit wird, anzunehmen und zugleich herauszufordern. Als Auferstandener gesellt er sich zu den beiden Jüngern von Emmaus, er geht mit ihnen, spricht mit ihnen, teilt ihren Schmerz. Gleichzeitig fordert heraus, ihre Herzen zu öffen, er führt zur Erfahrung der Eucharistie und zum Öffnen der Augen, damit sie ihn erkennen; und schließlich geht er von dannen, um der missionarischen Sendung der Jünger Platz zu machen.

161. Jesus Christus ist „der Meister, der rettet, heiligt und führt, der lebt, spricht, aufrüttelt und erschüttert, zurechtweist, richtet und verzeiht, der täglich den Weg durch die Geschichte mit uns geht; für den Meister, der kommt und kommen wird in Herrlichkeit.“<ref> CT 9.</ref> Mit all diesen verschiedenen Mitteln, die lehren sollten, wer er war, löste eine persönliche Antwort aus Jesus bei seinen Zuhörern eine persönliche Antwort und sprach sie an. Dies ist die Antwort des Glaubens und, tiefer noch, der Gehorsam des Glaubens. Diese durch die Sünde geschwächte Antwort braucht eine ständige Umkehr. Als im Leben des Menschen gegenwärtiger und tätiger Lehrer unterweist Jesus diesen in seinem Innersten und führt ihn so zur Wahrheit über sich selbst der Umkehr entgegen. „Die Freude des Evangeliums erfüllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen. Diejenigen, die sich von ihm retten lassen, sind befreit von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung. Mit Jesus Christus kommt immer – und immer wieder – die Freude.“<ref> EG 1.</ref>

162. Der Heilige Geist, der vom Sohn vor seiner österlichen Auferstehung angekündigt (vgl. Joh 16,13) und allen Jüngern verheißen wurde, ist Geschenk und Spender aller Gaben. Die Jünger wurden vom Parakleten zur Erkenntnis der Wahrheit geführt und legten „bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,8) Zeugnis ab von dem, was sie gehört, gesehen, betrachtet und berührt hatten (vgl. 1 Joh 1,1). Das Wirken des Heiligen Geistes im Menschen drängt diesen, sich dem wahrhaft Guten anzuschließen, der Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes, und es unterstützt ihn mit dem Wirken der Vorsehung, damit er dem Handeln Gottes entspreche. Indem er im Innersten des Menschen wirkt und wohnt, füllt der Heilige Geist diesen mit Leben, gestaltet ihn dem Sohn gleich, bringt ihm jedes Gnadengeschenk und durchdringt ihn mit Dankbarkeit, die zugleich Trost und der Wunsch ist, Christus immer tiefer gleich zu werden.

163. Die Übereinstimmung mit dem Wirken des Heiligen Geistes vollbringt eine echte Erneuerung des Gläubigen: Nachdem die Salbung empfangen (vgl. 1 Joh 2,27) und das Leben des Sohnes kommuniziert wurde, lässt der Geist ihn zu einem neuen Geschöpf werden. Als Kinder im Sohne empfangen Christen den Geist der Liebe und Annahme als Kinder Gottes, zu der sie sich als Kinder Gottes bekennen und Gott Vater nennen. Erneuert und zum Kind geworden ist der Mensch ein vom Geist Gottes getragenes, spirituelles, gemeinschaftliches Geschöpf, das sich vom Wind des Herrn treiben lässt (vgl. Jes 59,19), der in ihm „das Wollen und das Vollbringen“ (Phil 2,13) weckt und es ihm so ermöglicht, frei dem Guten zu entsprechen, das Gott will. „Der Heilige Geist verleiht außerdem die Kraft, die Neuheit des Evangeliums mit Freimut (parrhesía) zu verkünden, mit lauter Stimme, zu allen Zeiten und an allen Orten, auch gegen den Strom.“<ref> EG 259.</ref> Diese Aufrufe lassen begreifen, welchen Wert die göttliche Pädagogik für das Leben der Kirche besitzt und wie entscheidend sich ihre Beispielhaftigkeit auch in der Katechese zeigt, die gerufen ist, sich vom Geist Jesu leiten und beseelen zu lassen und mit seiner Gnade das Glaubensleben der Gläubigen zu gestalten.

DIE PÄDAGOGIK DES GLAUBENS IN DER KIRCHE

164. Die Berichte der Evangelien bezeugen die Merkmale der erzieherischen Beziehung Jesu und leiten das pädagogische Wirken der Kirche. Von Anfang an hat die Kirche ihre Sendung „als sichtbare und gegenwartsbezogene Weiterführung der Erziehungskunst des Vaters und des Sohnes gelebt. „Als unsere Mutter ist sie auch unsere Erzieherin im Glauben“. Das sind die tiefen Gründe, weshalb die christliche Gemeinde in sich selbst lebendige Katechese ist. Durch das, was sie ist, verkündet und feiert, bewirkt und bleibt sie stets der lebenswichtige und unerlässliche Hauptort der Katechese. Die Kirche hat im Lauf der Jahrhunderte einen unvergleichlichen Reichtum an Glaubenspädagogik hervorgebracht: vor allem das Zeugnis der Heiligen und Katecheten und Katechetinnen. Eine Vielfalt ursprünglicher Weisen und Formen religiöser Kommunikation wie der Katechumenat, die Katechismen, die Anleitungen zu einem christlichen Leben, ein kostbares Erbe an katechetischer Unterweisung, an Glaubenskultur, an katechetischen Einrichtungen und Diensten. Alle diese Aspekte machen die Geschichte der Katechese aus und gehen mit Recht in das Gedächtnis der Gemeinde und in die Praxis des Katecheten ein.“<ref> ADK 141; vgl. auch KKK 169.</ref>

165. Die Katechese ist von den soeben beschriebenen Merkmalen der göttlichen Erziehungskunst geleitet. Auf diese Weise wird sie zu pädagogischem Handeln im Dienste des Heilsdialogs zwischen Gott und Mensch. Es ist daher wichtig, dass folgende Merkmale zum Ausdruck kommen, um:

- die Initiative der unentgeltlichen Liebe Gottes gegenwärtig zu machen;

- die universelle Bestimmung der Erlösung hervorzuheben;

- die für den Glaubensgehorsam notwendige Umkehr zu bewirken;

- das Prinzip der schrittweisen Entwicklung der Offenbarung und die Transzendenz des Wortes Gottes sowie seine Inkulturation in den Kulturen des Menschen anzunehmen;

- die zentrale Stellung Jesu Christi, des menschgewordenen Wortes Gottes, das die Katechese als Pädagogik der Menschwerdung bestimmt, anzuerkennen;

- die gemeinschaftliche Glaubenserfahrung zur Geltung zu bringen, die dem Volk Gottes zu eigen ist;

- eine Pädagogik der Zeichen zu gestalten, in der Taten und Worte sich zueinander in Beziehung setzen;

- daran zu erinnern, dass Gottes unerschöpfliche Liebe der höchste Grund aller Dinge ist.

166. Der sich offenbarende, erlösende Weg Gottes wird in Verbindung mit der Glaubensantwort der Kirche in der Geschichte zu Quelle und Vorbild für die Glaubenspädagogik. Die Katechese gestaltet sich folglich als Prozess, der die Reifung des Glaubens durch den Respekt vor dem Weg jedes einzelnen Gläubigen möglich macht. Daher ist die Katechese eine Pädagogik, die im Glauben stattfindet und erfolgt als Gesamtwerk aus Initiation, Erziehung und Lehre, wobei die Einheit zwischen dem Inhalt und der Art und Weise, wie dieser vermittelt wird, stets klar und deutlich sein muss. Die Kirche ist sich bewusst, dass der Heilige Geist in der Katechese wirkungsvoll handelt: Diese Präsenz macht die Katechese zu einer ureigenen Glaubenspädagogik.

Kriterien für die Verkündigung der Botschaft des Evangeliums

167. Die Kirche trägt in ihrem katechetischen Wirken Sorge für die Treue zum Kern der Botschaft des Evangeliums. „Manchmal ist das, was die Gläubigen beim Hören einer vollkommen musterhaften Sprache empfangen, aufgrund ihres eigenen Sprachgebrauchs und -verständnisses etwas, was nicht dem wahren Evangelium Jesu Christi entspricht. In der heiligen Absicht, ihnen die Wahrheit über Gott und den Menschen zu vermitteln, geben wir ihnen manchmal einen falschen ,Gott‘ und ein menschliches Ideal, das nicht wirklich christlich ist. Auf diese Weise sind wir einer Formulierung treu, überbringen aber nicht die Substanz.“<ref> EG 41.</ref> Um diese Gefahr zu verhindern und damit das Werk der Verkündigung des Evangeliums von der Pädagogik Gottes geleitet wird, ist es richtig, dass die Katechese einige Kriterien berücksichtigt, die insoweit eng miteinander verbunden sind, als sie alle aus dem Wort Gottes stammen.

Das trinitarische und christologische Kriterium

168. Katechese ist in jedem Fall trinitarisch und christologisch. „Das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Es ist das Mysterium des inneren Lebens Gottes, der Urgrund aller anderen Glaubensmysterien und das Licht, das diese erhellt."<ref> KKK 234.</ref> Christus ist der Weg, der in das innerste Geheimnis Gottes führt. Jesus Christus übermittelt nicht nur das Wort Gottes: Er ist das Wort Gottes. Die Offenbarung Gottes als Dreifaltigkeit ist nicht nur für das Verständnis der Einzigartigkeit des Christentums und der Kirche entscheidend, sondern auch für das Bild vom Menschen als auf die Gemeinschaft ausgerichtetes Beziehungswesen. Ohne eine klar trinitarische Evangeliumsbotschaft durch Christus an den Vater im Heiligen Geist würde die Katechese ihre Besonderheit verraten.

169. Die Christozentrik ist das, was die über die Katechese übermittelte Botschaft im Wesentlichen ausmacht. An erster Stelle bedeutet dies, dass die Person Jesu Christi, der lebt, gegenwärtig ist und wirkt, im eigentlichen Zentrum der Katechese steht. Das Evangelium zu verkünden heißt, Christus und alles darzustellen, was sich auf ihn bezieht. Da Christus „der Schlüssel, der Mittelpunkt und das Ziel der ganzen Menschheitsgeschichte“ (GS 10) ist, hilft die Katechese dem Gläubigen überdies, sich aktiv in diese Geschichte einzureihen, indem Christus als deren Erfüllung und höchster Sinn gezeigt wird. Christozentrik bedeutet schließlich auch für die Katechese die Verpflichtung, „das zu übermitteln, was Jesus über Gott, den Menschen, die Glückseligkeit, das sittliche Leben, den Tod ... lehrt“,<ref> ADK 98.</ref> denn die Botschaft des Evangeliums kommt nicht vom Menschen, sondern ist das Wort Gottes. Den christozentrischen Charakter der Botschaft hervorzuheben fördert die Nachfolge Christi und die Gemeinschaft mit ihm.

170. Katechese und Liturgie haben als Sammlung des Glaubens der Kirchenväter eine besondere Art des Lesens und der Auslegung der Heiligen Schrift entstehen lassen, die ihren Aufklärungswert bis heute behalten hat. Sie ist von einer einheitlichen Darstellung der Person Jesu durch seine Mysterien geprägt,<ref> Vgl. KKK 512 ff. </ref> also gemäß den wichtigsten Ereignissen in seinem Leben, wie sie in ihrer immerwährenden theologischen und spirituellen Bedeutung zu verstehen sind. Diese Mysterien werden an den verschiedenen Festen des liturgischen Jahres gefeiert und sind auf den ikonographischen Zyklen dargestellt, die zahlreiche Kirchen schmücken. In dieser Darstellung der Person Jesu vereinen sich die biblischen Daten und die Überlieferung der Kirche: Diese Art, die Heilige Schrift zu lesen, ist in der Katechese von besonderem Wert. Katechese und Liturgie haben sich nie darauf beschränkt, die Bücher des Alten und Neuen Testaments getrennt zu lesen, sondern diese zusammen gelesen und dadurch gezeigt, dass die Bedeutung der Ereignisse und Texte, die eine einzige Heilsgeschichte erzählen, nur dann vollständig erfasst werden kann, wenn die Heilige Schrift typologisch gelesen wird. Ein solches Lesen zeigt der Katechese einen auch heute noch hochaktuellen dauerhaften Weg auf, der jedem, der im Glauben wächst, begreiflich macht, dass von dem alten Bund mit Christus nichts verloren geht, sondern alles in ihm seine Erfüllung findet.

Das historisch-heilbringende Kriterium

171. Die Bedeutung des Namens Jesu, „Gott rettet", erinnert daran, dass alles, was sich auf ihn bezieht, Heil bringt. Nie darf die Katechese das Ostergeheimnis außer Acht lassen, mit dem der Menschheit als Fundament aller Sakramente und Quell aller Gnade Heil gebracht wurde. Erlösung, Rechtfertigung, Befreiung, Umkehr und Gotteskindschaft sind wesentliche Aspekte des großen Heilsgeschenks. „Die „Heilsökonomie“ hat somit geschichtlichen Charakter, denn sie erfüllt sich in der Zeit: [...] Wenn die Kirche im lebendigen Wissen darum heute die christliche Botschaft weitergibt, „gedenkt“ sie deshalb beständig der Heilsereignisse der Vergangenheit und erzählt sie. Sie deutet in ihrem Licht die heutigen Ereignisse der Menschheitsgeschichte, worin der Geist Gottes das Antlitz der Erde immerzu erneuert, und verharrt in gläubiger Erwartung des Kommens des Herrn.“<ref> ADK 107.</ref> Die Darstellung des Glaubens soll daher jene Taten und Worte berücksichtigen, durch die Gott sich dem Menschen in den großen Etappen des Alten Testaments, im Leben Jesu, des Gottessohns, und in der Geschichte der Kirche offenbart hat.

172. In der Kraft des Heiligen Geistes ist auch die Geschichte der Menschen, in der die Kirche lebt, eine Heilsgeschichte, die in der Zeit fortbesteht. Denn Jesus offenbart, dass die Geschichte deshalb nicht ziellos ist, weil sie die Gegenwart Gottes in sich trägt. Die Kirche ist auf ihrer heutigen Pilgerfahrt zur Erfüllung des Reiches ein wirkungsvolles Zeichen für das Ende, auf das die Welt ausgerichtet ist. Als Prinzip der Hoffnung für die ganze Welt und die Menschheit aller Zeiten bietet das Evangelium eine Sichtweise an, die das Vertrauen in die Liebe Gottes einschließt. Die christliche Botschaft muss daher immer in Bezug auf den Sinn des Lebens, die Wahrheit und Würde der Person dargestellt werden. Christus ist zu unserer Rettung gekommen, damit wir das Leben in Fülle haben. „Tatsächlich klärt sich nur im Geheimnis des fleischgewordenen Wortes das Geheimnis des Menschen wahrhaft auf“ (GS 22). Das durch die Katechese vermittelte Wort Gottes erleuchtet das menschliche Leben, verleiht ihm seinen tiefsten Sinn und begleitet den Menschen auf den Wegen des Schönen, Wahren und Guten.

173. Die Verkündigung des Reiches Gottes enthält eine Botschaft, die den Menschen befreit und fördert und eng mit der Sorge um die Schöpfung und der Verantwortung für diese verbunden ist. Das vom Herrn gebrachte und von der Kirche verkündete Heil betrifft alle Fragen des gesellschaftlichen Lebens. Daher müssen die Komplexität der heutigen Welt und die innerste Verbindung zwischen Kultur, Politik, Wirtschaft, Arbeit, Umwelt, Lebensqualität, Armut, sozialen Unruhen und Kriegen unbedingt Berücksichtigung finden.<ref> Vgl. FRANZISKUS, Enzyklika Laudato si’ (24. Mai 2015), 17–52.</ref> „Das Evangelium besitzt ein ihm innewohnendes Kriterium der Vollständigkeit: Es hört nicht auf, Frohe Botschaft zu sein, solange es nicht allen verkündet ist, solange es nicht alle Dimensionen des Menschen befruchtet und heilt und solange es nicht alle Menschen beim Mahl des Gottesreiches vereint.“<ref> EG 237.</ref> Der höchste Horizont der Heilsverkündigung ist jedoch immer das ewige Leben. Nur in ihm finden der Einsatz für Gerechtigkeit und der Wunsch nach Befreiung vollständige Erfüllung.

Das Kriterium des Primats von Anmut und Schönheit

174. Ein weiteres Kriterium der christlichen Lebenssicht ist der Primat der Gnade. Die gesamte Katechese muss „eine Katechese der Gnade“ sein, „denn durch Gnade sind wir gerettet und nur durch Gnade können unsere Werke Frucht für das ewige Leben bringen“.<ref> KKK 1697.</ref> Die gelehrte Wahrheit beginnt daher mit der liebenden Initiative Gottes und fährt fort mit der menschlichen Antwort, die aus dem Erhören hervorgeht und immer die Frucht der Gnade ist. „Die evangelisierende Gemeinde spürt, dass der Herr die Initiative ergriffen hat, ihr in der Liebe zuvorgekommen ist (vgl. 1 Joh 4,10), und deshalb weiß sie voranzugehen.“<ref> EG 24.</ref> Trotz des Bewusstseins darum, dass die Früchte der Katechese nicht von der Fähigkeit abhängen, zu handeln und zu planen, ruft Gott auf jeden Fall zu einer echten Mitwirkung an seiner Gnade auf, und lädt uns deshalb ein, um des Reiches willen das gesamte Potenzial des Verstandes und Praxis einzubringen, das die katechetische Arbeit braucht.

175. „Christus zu verkündigen, bedeutet zu zeigen, dass an ihn glauben und ihm nachfolgen nicht nur etwas Wahres und Gerechtes, sondern etwas Schönes ist, das sogar inmitten von Prüfungen das Leben mit neuem Glanz und tiefem Glück erfüllen kann.“<ref> EG 167.</ref> Die Katechese muss immer die Schönheit des Evangeliums vermitteln, das auf Jesu Lippen für alle erklungen ist: für die Armen, Einfachen, Sünder, Zöllner und Prostituierten, die sich vom Herrn angenommen, verstanden und unterstützt, eingeladen und gelehrt fühlten. Denn die Verkündigung der barmherzigen, unentgeltlichen Liebe Gottes, die in Jesus Christus, dem Toten und Auferstandenen, vollständig Gestalt angenommen hat, ist der Kern des Kerygmas. Bei einigen Punkten der Botschaft des Evangeliums ist es gemeinhin schwierig, sie zu empfangen, insbesondere dort, wo das Evangelium zu Umkehr und Bekennung der Sünden aufruft. Katechese ist jedoch in erster Linie nicht die Darstellung einer Moral, sondern die Verkündigung der Schönheit Gottes, die man erfahren kann, die Herz und Verstand berührt und so das Leben verwandelt.<ref> In EG Nr. 165 werden einige „Merkmale der Verkündigung, die heute überall notwendig sind“, angesprochen.</ref>

Das Kriterium des ekklesiologischen Charakters

176. „Der Glaube hat eine notwendig kirchliche Gestalt; er wird vom Innern des Leibes Christi aus bekannt, als konkrete Gemeinsamkeit der Gläubigen.“<ref>FRANZISKUS, Enzyklika Lumen fidei (29. Juni 2013), 22.</ref> Denn „wenn die Katechese das Geheimnis Christi weitergibt, ist deshalb in ihrer Botschaft der Glaube des ganzen Gottesvolkes im Verlauf der Geschichte zu vernehmen: der Glaube der Apostel, den sie von Christus selbst und durch das Wirken des Heiligen Geistes erhalten haben; der Glaube der Märtyrer, die ihn mit ihrem Blut bekannten und bekennen; der Glaube der Heiligen, die ihn in seiner ganzen Tiefe gelebt haben und leben; der Glaube der Kirchenväter und Kirchenlehrer, die ihn in glanzvoller Weise lehrten; der Glaube der Missionare, die ihn unablässig verkünden; der Glaube der Theologen, die helfen, ihn besser zu verstehen; schließlich der Glaube der Hirten, die ihn voll Eifer und Liebe behüten und authentisch auslegen. In der Katechese ist tatsächlich der Glaube all derer zugegen, die glauben und sich vom Heiligen Geist leiten lassen“.<ref> ADK 105.</ref> Zudem weist die Katechese die Gläubigen nicht nur in ihrer Beziehung zum Vater durch Christus im Heiligen Geist, sondern auch in der Gemeinschaft der Gläubigen durch das Wirken des Heiligen Geistes in das Geheimnis der gelebten Gemeinschaft ein. Durch die Erziehung zur Gemeinschaft lehrt die Katechese, in der Kirche und als Kirche zu leben.

Das Kriterium der Einheit und Unversehrtheit des Glaubens

177. Von der Kirche wird nur ein einziger Glaube vermittelt. Christen sind über die ganze Welt verstreut und bilden dennoch ein Volk. Auch wenn die Katechese den Glauben in sehr unterschiedlichen kulturellen Sprachen erklärt, bekräftigt sie doch eine einzige Taufe, einen einzigen Glauben (vgl. Eph 4,5). So „hat jeder Jünger Christi das Recht, das Wort des Glaubens nicht verstümmelt, verfälscht oder verkürzt zu empfangen, sondern voll und ganz, in all seiner Macht und Kraft“.<ref> CT 30.</ref> Daher soll ein grundlegendes Kriterium der Katechese auch darin bestehen, die Botschaft unversehrt zum Ausdruck zu bringen und deren parzielle oder nicht getreue Darstellung zu vermeiden. Christus hat auch nicht irgendein Geheimwissen an wenige Auserwählte und Privilegierte (die sogenannte Gnosis) weitergegeben, sondern seine Lehre gilt jedem, soweit er in der Lage ist, sie zu empfangen.

178. Bei der Darstellung der Unversehrtheit der Glaubenswahrheiten ist der Grundsatz der Hierarchie der Wahrheiten zu berücksichtigen (vgl. UR 11): Denn „alle offenbarten Wahrheiten entspringen aus derselben göttlichen Quelle und werden mit ein und demselben Glauben geglaubt, doch einige von ihnen sind wichtiger, um unmittelbarer das Eigentliche des Evangeliums auszudrücken“.<ref> EG 36.</ref> Die organische Einheit des Glaubens bezeugt dessen höchste Essenz, wodurch er in seiner ganzen Unmittelbarkeit verkündet und gelehrt werden kann, ohne dass er geschmälert oder verkürzt würde. Auch wenn die Lehre stufenweise erfolgt und an Menschen und Umstände angepasst wird, so beeinträchtigt sie doch nicht seine Einheit und Einheitlichkeit.

KATECHETISCHE PÄDAGOGIK

179. Angesichts der heutigen Herausforderungen wird sowohl in der Evangelisierung als auch in der Erziehung das Bewusstsein um die wechselseitige Beziehung zwischen Inhalt und Methode immer wichtiger. Die ursprüngliche Pädagogik des Glaubens ist von Gottes Nachsicht geleitet, welche sich im Konkreten aus der zweifachen Treue – zu Gott und zum Menschen – und damit aus der Erarbeitung einer weisen Zusammenführung der theologischen und der anthropologischen Dimension des Glaubenslebens ergibt. Auf dem Weg der Katechese erinnert das Prinzip Durch Erziehung evangelisieren und durch Evangelisierung erziehen<ref> Vgl. ADK 147; GE 1–4; CT 58.</ref> unter anderem daran, dass die Arbeit des Katecheten darin besteht, die im Leben der Menschen bereits gegenwärtigen Zeichen von Gottes Handeln zu finden und aufzuzeigen und indem er an sie anknüpft, das Evangelium als die verwandelnde Kraft des gesamten Seins anzubieten, dem es seinen vollen Sinn gibt. Die Begleitung eines Menschen auf dem Weg des Wachstums und der Umkehr erfolgt in jedem Fall stufenweise, zumal der Akt des Glaubens impliziert, Gottes Geheimnis Schritt für Schritt zu entdecken und ihm mit der Zeit immer offener und vertrauensvoller gegenüber zu treten.

Die Beziehung zu den Geisteswissenschaften

180. Katechese ist im Wesentlichen eine erzieherische Tätigkeit. Sie ist immer schon in der Treue zum Wort Gottes und mit Augenmerk auf die erzieherische Praxis der Kultur und im Wechselspiel mit ihr erfolgt. Dank humanwissenschaftlicher Forschungen und Reflexionen sind Theorien, Ansätze und Modelle entstanden, welche die Erziehungspraxis von Grund auf erneuern und einen bedeutenden Beitrag leisten, um den Menschen, menschliche Beziehungen, die Gesellschaft und die Geschichte in der Tiefe kennen zu lernen. Ihr Beitrag ist unverzichtbar. Insbesondere Pädagogik und Didaktik bereichern die Erziehungsprozesse der Katechese. Neben diesen stellt auch die Psychologie einen wichtigen Wert dar, weil sie insbesondere hilft, die Motivationsdynamik, Persönlichkeitsstruktur, Unbehagen und Krankheitsbilder verursachende Elemente, die verschiedenen Entwicklungsstadien und entwicklungsspezifischen Aufgaben, die Dynamik der religiösen Reifung und Erfahrungen zu erfassen, die den Menschen für das Geheimnis des Heiligsten öffnen. Auch die Sozial- und Kommunikationswissenschaften öffnen sich für die Auseinandersetzung mit dem soziokulturellen Kontext, in dem man lebt und der den Einzelnen bestimmt.

181. Die Katechese muss verhindern, dass das heilbringende Handeln Gottes mit dem pädagogischen Handeln des Menschen gleichgesetzt wird; ebenso muss sie darauf achten, dass diese Prozesse nicht voneinander getrennt oder gegeneinander ausgespielt werden. In der Logik der Menschwerdung sind die Treue zu Gott und die Treue zum Menschen tief miteinander verwoben. Man bedenke daher, dass die Inspiration des Glaubens an sich bereits dazu beiträgt, dass der Beitrag der Humanwissenschaften richtig zur Geltung kommt. Von den Humanwissenschaften entwickelte Ansätze und Techniken haben insofern einen Wert, als sie sich in den Dienst der Weitergabe und Erziehung des Glaubens stellen. Der Glaube erkennt die Unabhängigkeit weltlicher Gegebenheiten sowie auch der Wissenschaften an (vgl. GS 36) und respektiert deren jeweilige Logik, die, sofern sie authentisch ist, offen für die Wahrheit des Menschen ist; gleichzeitig lässt er diesen Beitrag jedoch in den Horizont der Offenbarung einfließen.

Der Katechismus der Katholischen Kirche

DER KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE

Historische Anmerkung

182. Seit der Zeit der neutestamentlichen Schriften verwendet die Kirche kurze und knappe Formeln, mit denen sie ihren Glauben bekennt, feiert und bezeugt. Bereits im 4. Jahrhundert erhielten die Bischöfe weitreichendere Glaubenserläuterungen in Form von Synthesen und Kompendien. Nach dem Konzil von Trient und in den Jahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, zwei Zeitpunkten von historischer Bedeutung, hielt es die Kirche für geboten, eine organische Darlegung des Glaubens durch einen universell gestalteten Katechismus als Instrument der kirchlichen Gemeinschaft sowie als Bezugspunkt für die Erziehung anzubieten.<ref> Vgl. JOHANNES PAUL II., Apostolische Konstitution Fidei depositum (11. Oktober 1992), I; KKK 11.</ref>

183. 1985 äußerten zahlreiche Synodenväter während der Außerordentlichen Bischofssynode zur Feier des 20. Jahrestages des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils den Wunsch, es solle ein Katechismus oder Kompendium zur katholischen Glaubens- und Morallehre erstellt werden. Der Katechismus der Katholischen Kirche wurde am 11. Oktober 1992 von Johannes Paul II. verkündet und erschien am 15. August 1997 als editio typica in lateinischer Sprache. Er war das Ergebnis der Zusammenarbeit und Beratungen aller katholischen Bischöfe, zahlreicher theologischer und katechetischer Institutionen und ebenso vieler Experten und Fachleute aus verschiedenen Fachbereichen. Der Katechismus ist also ein kollegiales Werk und Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Wesen, Zielsetzung und Adressaten des Katechismus

184. Der Katechismus ist „ein offizieller Text des Lehramtes der Kirche, der mit Kompetenz und Genauigkeit in Form einer organischen Synthese die grundlegenden Heilsereignisse und Heilswahrheiten zusammenstellt, die den gemeinsamen Glauben des Gottesvolkes zum Ausdruck bringen und den unerlässlichen Grundbezug für die Katechese bilden“.<ref> ADK 124.</ref> Er ist Ausdruck der schon immer bestehenden Glaubenslehre, weicht jedoch von anderen Dokumenten des Lehramtes insofern ab, als er sich zum Ziel setzt, eine organische Synthese des Glaubensgutes, der Spiritualität und der Theologie der Kirchengeschichte anzubieten. Obwohl er sich von den lokalen Katechismen unterscheidet, die im Dienst eines bestimmten Teils des Gottesvolkes stehen, ist er dennoch der sichere, authentische Referenztext für deren Vorbereitung, denn er ist „ein Grundwerkzeug für jenes einheitliche Wirken, mit dem die Kirche den ganzen Inhalt des Glaubens übermittelt“.<ref> FRANZISKUS, Enzyklika Lumen fidei (29. Juni 2013), 46.</ref>

185. An erster Stelle wurde der Katechismus für die Hirten und Gläubige veröffentlicht und insbesondere für diejenigen unter ihnen, die innerhalb der Kirche im Amt der Katechese Verantwortung tragen. Sein Ziel ist es, eine „sichere Norm für die Lehre des Glaubens“<ref> JOHANNES PAUL II., Apostolische Konstitution Fidei depositum (11. Oktober 1992), IV.</ref> zu schaffen. Aus diesem Grund bietet er eine klare, zuverlässige Antwort auf den berechtigten Anspruch aller Getauften, in systematischer und verständlicher Form Zugang zur kirchlichen Glaubensdarstellung in ihrer Gesamtheit zu erhalten. Gerade weil der Katechismus der katholischen Überlieferung Rechnung trägt, kann er den ökumenischen Dialog fördern und all jenen sowie auch Nichtchristen dienlich sein, die den katholischen Glauben kennenlernen wollen. 186. Da die Einheit der Kirche in dem einzigen Glauben das oberste Anliegen des Katechismus ist, kann er keine spezifischen kulturellen Kontexte berücksichtigen. Auf jeden Fall gilt: „ Von diesem Werk wird jeder in der Katechese Tätige eine solide Hilfe erhalten, um im Bereich der Ortskirche das eine, ewige Glaubensgut vermitteln zu können, während er mit Hilfe des Heiligen Geistes die wunderbare Einheit des christlichen Geheimnisses mit den vielfältigen Bedürfnissen und Lebenssituationen der Adressaten der Botschaft zu verbinden versucht.“<ref> JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Laetamur magnopere (15. August 1997).</ref> Die Inkulturation soll ein wichtiger Schwerpunkt der Katechese in den verschiedenen Kontexten sein.

Quellen und Struktur des Katechismus

187. Der Katechismus wird der gesamten Kirche „für eine aus den lebendigen Quellen des Glaubens erneuerte Katechese“<ref> JOHANNES PAUL II., Apostolische Konstitution Fidei depositum (11. Oktober 1992), I. </ref> angeboten. Zu diesen Quellen gehören in erster Linie die von Gott eingegebenen Heiligen Schriften, die sich als ein einziges Buch verstehen, in dem Gott gemäß der patristischen Sicht „nur ein Wort: sein eingeborenes Wort, in dem er sich selbst ganz aussagt“, spricht:<ref> KKK 102.</ref> „Nur eine ist die Rede Gottes, die sich in der ganzen Heiligen Schrift entwickelt, und nur eines ist das Wort, das aus dem Munde aller heiligen Schreiber erklingt.“<ref> AUGUSTINUS VON HIPPO, Enarratio in Psalm 103, 4, 1: CCL 40, 1521 (PL 37, 1378).</ref>

188. Der Katechismus schöpft zudem aus der Quelle der Überlieferung, deren schriftliche Formen eine reiche Bandbreite an Schlüsselaussagen zum Glauben enthalten, die aus den Schriften der Väter, den verschiedenen Glaubensbekenntnissen, den Konzilen, dem Päpstlichen Lehramt, den östlichen und westlichen liturgischen Riten und dem kanonischen Recht übernommen wurden. Ebenso finden sich in der riesigen Schar kirchlicher Schreiber, Heiliger und Kirchenlehrer reiche Zitate. Weiterhin wird die auch durch die Ikonograpahie untermauerte Darlegung der Lehre von historischen Anmerkungen und hagiografischen Elementen bereichert.

189. Der Katechismus gliedert sich in vier Teile und somit in die grundlegenden Dimensionen des christlichen Lebens, deren Ursprung und Grundlage in der Erzählung der Apostelgeschichte liegen: „Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft, am Brechen des Brotes und an den Gebeten“ (Apg 2,42).<ref> Der Text von Apg 2,42 wird auch in Nr. 79 dieses Direktoriums zitiert: Aus den grundlegenden Dimensionen des christlichen Lebens leiten sich die Aufgaben der Katechese und somit die Struktur des Katechismus ab.</ref> Um diese Dimensionen herum gestaltete sich, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Modalitäten, die Erfahrung des altkirchlichen Katechumenats und sodann die Darstellung des Glaubens in den verschiedenen Katechismen im Laufe der Geschichte. Diese sind das Glaubensbekenntnis (Symbolon), die Liturgie (Sakramente des Glaubens), das Leben der Jüngerschaft (Gebote) und das christliche Gebet (das Vaterunser). Diese Dimensionen bilden die Säulen der Katechese und sind Paradigma für die Erziehung zum christlichen Leben. Denn die Katechese öffnet für den Glauben an den dreieinigen Gott und seinen Heilsplan; sie erzieht zum liturgischen Handeln und weist in das Sakramentsleben der Kirche ein; sie unterstützt die Antwort der Gläubigen auf Gottes Gnade; und sie führt in die Praxis des christlichen Gebets ein.

Theologisch-katechetische Bedeutung des Katechismus

190. Der Katechismus an sich ist weder ein methodisches Katecheseangebot, für das er auch keine Hinweise liefert, noch ist er mit dem Prozess der Katechese zu verwechseln, hinsichtlich dessen er immer vermittelt werden muss.<ref> Vgl. KKK 24.</ref> Nichtsdestotrotz zeigt sein Aufbau „die Entwicklung des Glaubens bis hin zur Erwähnung der großen Themen des täglichen Lebens. Seite für Seite entdeckt man, dass das Dargestellte nicht eine Theorie, sondern die Begegnung mit einer Person ist, die in der Kirche lebt“.<ref> BENEDIKT XVI., Apostolisches Schreiben Porta fidei (11. Oktober 2011), 11.</ref> Dadurch, dass sich der Katechismus auf die Gesamtheit des christlichen Lebens bezieht, unterstützt er den Prozess der Umkehr und Reifung. Er erfüllt sein Werk, wenn das Verständnis der Worte auf die Offenheit des Herzens verweist, aber auch, wenn die Gnade der Offenheit des Herzens umgekehrt den Wunsch weckt, Ihn, in den der Gläubige sein Vertrauen gesetzt hat, besser kennen zu lernen. Das Wissen, um das es im Katechismus geht, ist daher keineswegs abstrakt: Sein vierteiliger Aufbau bildet den bekennenden, gefeierten, gelebten und gebeteten Glauben daher harmonisch ab und hilft so, wenn auch in Schritten, Christus zu begegnen. Das Katecheseangebot folgt jedoch von der Reihenfolge her nicht zwangsläufig den Teilen des Katechismus.

191. Der symphonische Aufbau des Katechismus lässt sich an der theologischen Verbindung zwischen seinen Inhalten und Quellen sowie an dem Wechselspiel zwischen westlicher und östlicher Überlieferung erkennen. Er spiegelt überdies die Einheit des christlichen Mysteriums und das Kreislaufprinzip der theologischen Tugenden wider und ist Ausdruck der harmonischen Schönheit, die die katholische Wahrheit prägt ist. Zugleich verbindet er diese ewig gleiche Wahrheit mit der kirchlichen und gesellschaftlichen Aktualität. Offensichtlich ist, dass dieser so geordnete Katechismus die Bedeutung einer ausgewogenen und harmonischen Glaubensdarstellung fördert.

192. Inhaltlich wird der Katechismus so dargestellt, dass sich die Pädagogik Gottes manifestiert. Die Darlegung der Lehre respektiert die Wege Gottes und des Menschen in vollem Umfang und verkörpert gesunde Tendenzen in der katechetischen Erneuerung im 20. Jahrhundert. Die Erzählung des Glaubens im Katechismus räumt Gott und dem Werk der Gnade, das den größten Teil des Stoffs ausmacht, einen Platz von absoluter Bedeutung ein: Schon dies an sich ist eine katechetische Verkündigung. Ebenso werden auch alle übrigen bereits dargestellten Kriterien, die für eine fruchtbare Verkündigung des Evangeliums notwendig sind, feinteilig herausgearbeitet: die trinitarische und christologische Zentralität, die Erzählung der Heilsgeschichte, der ekklesiologische Charakter der Botschaft, die Hierarchie der Wahrheiten und die Bedeutung der Schönheit. Aus all dem lässt sich ablesen, dass die Zielsetzung des Katechismus darin besteht, durch die Darstellung jenes begehrenswerten Gottes die Sehnsucht nach Christus zu wecken, der das Wohl des Menschen will. Daher ist der Katechismus kein statischer Ausdruck der Lehre, sondern ein dynamisches Mittel, das den Glaubensweg für das Leben eines jeden Menschen inspirieren und nähren kann und als solches für die Erneuerung der Katechese Gültigkeit behält.

DAS KOMPENDIUM DES KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE

193. Das Kompendium ist ein Werkzeug, das den Reichtum des Katechismus in einer einfachen, unmittelbaren Form enthält, die allen zugänglich ist. Es verweist vom Aufbau her auf den Katechismus und seine Inhalte. De facto lässt sich sagen: Das Kompendium „ist eine getreue und sichere Zusammenfassung des Katechismus der Katholischen Kirche. Es enthält in knapper Form alle wesentlichen und grundlegenden Elemente des Glaubens der Kirche und bildet so (...) eine Art Vademecum, das den Menschen – ob sie gläubig sind oder nicht – ermöglicht, in einer Gesamtschau das ganze Panorama des katholischen Glaubens zu überblicken“.<ref> BENEDIKT XVI., Motu proprio zur Approbation und Veröffentlichung des Kompendiums des Katechismus der Katholischen Kirche (28. Juni 2005).</ref> Ein besonderes Merkmal des Kompendiums ist seine Dialogform. Denn es geht darum, eine „Art Dialog zwischen dem Meister und dem Jünger darzustellen. Die rasch aufeinander folgenden Fragen reißen den Leser mit und laden ihn ein, immer neue Aspekte der Wahrheit seines Glaubens zu entdecken“.<ref> KOMPENDIUM DES KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE, Einleitung von Kardinal Joseph Ratzinger (20. März 2005), 4.</ref> Es enthält kostbare Bilder, die den Text untergliedern. Aufgrund seiner Klarheit und Prägnanz ist das Kompendium auch eine wertvolle Hilfe, um sich die grundlegenden Glaubensinhalte einzuprägen.

KAPITEL: Die Methodik in der Katechese

INHALTLICH-METHODISCHE BEZIEHUNG

194. Die Pädagogik der Katechese ist vom Mysterium der Menschwerdung geleitet. Dies wirkt sich auch auf die Methodik der Katechese aus, die sich auf das Wort Gottes beziehen und gleichzeitig die echten Anliegen menschlicher Erfahrung aufgreifen muss. Es geht darum, in Treue zu Gott und zu den Menschen zu leben, um zu verhindern, dass Methode und Inhalt auch nur irgendwie als entgegengesetzt, voneinander getrennt oder neutral betrachtet werden. Als Glaubensgegenstand darf der Inhalt der Katechese nicht gleichgültig irgendeiner Methode unterworfen werden, sondern muss die Art der im Evangelium enthaltenen Botschaft mit ihren Quellen widerspiegeln und auch die konkreten Umstände der kirchlichen Gemeinschaft und der einzelnen Getauften berücksichtigen. Wichtig ist, sich bewusst zu sein, dass das erzieherische Ziel der Katechese die methodischen Entscheidungen bestimmt.

Die Vielfalt der Methoden

195. Obwohl die Kirche das Primat der Gnade lebendig hält, richtet sie ihr Augenmerk verantwortungsvoll und in ehrlicher erzieherischer Leidenschaft auf die katechetischen Prozesse und Methoden. Katechese verfügt nicht über eine einzige Methode, sondern ist dafür offen, durch die Auseinandersetzung mit Pädagogik und Didaktik verschiedene Methoden zur Geltung zu bringen und sich dabei vom Evangelium leiten zu lassen, um die Wahrheit des Menschlichen erkennen zu können. Im Laufe der Kirchengeschichte haben viele Charismen im Dienste des Wortes Gottes unterschiedliche methodische Wege geschaffen. Dies ist ein Zeichen von Vitalität und Reichtum. „Das Alter und die geistige Entwicklung der Christen, der Grad ihrer kirchlichen und religiösen Reife und viele andere persönliche Umstände machen es erforderlich, dass die Katechese sehr verschiedene Methoden verwenden muss.“<ref> CT 51.</ref> Glaubenskommunikation in der Katechese erfolgt zwar auch durch menschliche Vermittlungsformen, bleibt jedoch ein Ereignis der Gnade, das sich durch die Begegnung zwischen dem Wort Gottes und der Erfahrung des Menschen vollzieht. Der Apostel Paulus erklärt dazu: „Aber jeder von uns empfing die Gnade in dem Maß, wie Christus sie ihm geschenkt hat“ (Eph 4,7). Gnade drückt sich also sowohl durch spürbare Zeichen aus, die offen für das Geheimnis machen, als auch durch andere, dem Menschen verborgene Wege.

196. Da die Kirche nicht über eine eigene Methode zur Verkündigung des Evangeliums verfügt, ist eine Unterscheidung notwendig, um alles zu prüfen und das Gute zu behalten (vgl. 1 Thess 5,21). Wie in der Geschichte immer wieder geschehen, können in der Katechese methodische Wege erschlossen werden, die stärker auf die Dinge des Lebens konzentriert oder mehr auf die Glaubensbotschaft ausgerichtet sind. Dies hängt von der konkreten Situation der Katecheseschüler ab. Im einen wie im anderen Fall ist das Korrelationsprinzip, das beide Aspekte zueinander in Relation setzt, wichtig. Die persönlichen und gesellschaftlichen Begebenheiten in Leben und Geschichte werden im Lichte des Glaubensinhalts gedeutet; dieser muss andererseits immer so präsentiert werden, dass seine Auswirkungen auf das Leben zu erkennen sind. Dieser Vorgang setzt hermeneutische Fähigkeiten voraus: Wird das Dasein im Verhältnis zur christlichen Verkündigung ausgelegt, manifestiert es sich in seiner Wahrheit; das Kerygma hingegen hat immer eine Wertigkeit, die Heil und ein Leben in Fülle bringt.

DIE MENSCHLICHE ERFAHRUNG

197. Menschliche Erfahrung ist sowohl in ihrer Identität und seinem Prozess als auch inhaltlich und methodisch konstitutiv für die Katechese, denn es ist nicht nur der Ort, an dem das Wort Gottes erklingt, sondern auch der Raum, in dem Gott spricht. Die Erfahrung des Einzelnen bzw. der gesamten Gesellschaft muss aus einer Haltung der Liebe, der Akzeptanz und des Respekts begegnet werden. Gott handelt im Leben eines jeden Menschen und in der Geschichte, und der Katechet lässt sich, geleitet vom Stil Jesu, von dieser Gegenwart erreichen. Dies befreit davon, Person und Geschichte lediglich als Adressaten des Angebots zu sehen, und öffnet für eine wechselseitige Dialogbeziehung, in der das gehört wird, was der Heilige Geist bereits im Stillen wirkt.

198. In seiner Verkündigung des Reiches Gottes sucht und begegnet Jesus Menschen in ihren konkreten Lebenssituationen und nimmt sie in diesen an. Auch in seinen Lehren beobachtet er zunächst die Ereignisse in Leben und Geschichte und deutet sie dann aus dem Blickwinkel der Weisheit neu. Die Annahme der Erfahrung durch Jesus hat etwas Spontanes, das besonders in den Gleichnissen durchscheint. Diese provozieren die Gesprächspartner, ausgehend von der Feststellung von Tatsachen und Erfahrungen, die alle kennen, dazu, sich Fragen zu stellen und einen Prozess der inneren Auseinandersetzung anzustoßen. Gleichnisse sind nämlich nicht nur Beispiele, um eine Botschaft zu verstehen, sondern auch ein Aufruf, willig und im Einklang mit Gottes Werk im Leben seinen Platz einzunehmen. Jesus hat dabei geholfen, menschliche Erfahrungen zu leben, indem er in ihnen die Gegenwart und den Ruf Gottes erkannte.

199. Die Katechese nach dem Vorbild Jesu hilft, Lebenserfahrungen im Licht des Evangeliums zu erhellen und zu deuten. Der moderne Mensch macht bruchstückhafte Erfahrungen, deren zusammenhängende Bedeutung er selbst nur schwer zu erfassen vermag. Dies kann sogar dazu führen, dass der Glaube, zu dem man sich bekennt, und die als Mensch erlebten Erfahrungen als etwas voneinander Getrenntes erlebt werden. Das Dasein mit den Augen des Glaubens neu zu deuten, trägt dazu bei, es ganzheitlich aus dem Blickwinkel der Weisheit zu betrachten. Versäumt es die Katechese, die Erfahrungen des Menschen in Relation zur offenbarten Botschaft zu setzen, läuft sie Gefahr, die Wahrheit künstlich daneben zu stellen oder nicht zu begreifen.

200. Jesus greift menschliche Erfahrungen und Situationen auf, um transzendente Wahrheiten aufzuzeigen und auf die Haltung hinzuweisen, die man einnehmen soll. Zur Erklärung der Geheimnisse des Reiches Gottes nutzt er ganz gewöhnliche Situationen aus der Natur und menschlichen Tätigkeiten (wie etwa der wachsende Same, der Kaufmann, der den Schatz sucht, und der Vater, der das Hochzeitsmahl für seinen Sohn vorbereitet ...). Um die christliche Botschaft greifbar zu machen, muss die Katechese die menschliche Erfahrung erschließen, die weiterhin als vorrangige Vermittlung bleibt, um Zugang zur Wahrheit der Offenbarung zu finden.

ERINNERUNGSARBEIT

201. Das Erinnern ist eine konstitutive Dimension der Heilsgeschichte. Das Volk Israel ist beständig dazu gerufen, die Erinnerung lebendig zu halten und die Wohltaten des Herrn nicht zu vergessen. Es gilt, die durch Gottes Initiative bezeugten Geschehnisse, die zuweilen schwer zu verstehen sind, aber als heilbringend wahrgenommen werden, im Herzen zu bewahren. Maria weiß alles in ihrem Herzen zu bewahren (vgl. Lk 2,51). Das Erinnern führt also in seinem tiefsten Sinne zum Primat der Gnade zurück; zur Anerkennung der Gaben Gottes und zur Dankbarkeit dafür; zum inneren Erleben einer Überlieferung, ohne deren Wurzeln zu kappen. Die Katechese bringt das Feiern oder das Erinnern der großen Ereignisse der Heilsgeschichte zur Geltung, so dass dem Gläubigen geholfen wird, sich als Teil dieser Geschichte zu fühlen. Vor diesem Hintergrund versteht man den Wert des Erinnerns in der Katechese als wichtigen Schlüssel für die Weitergabe der Offenbarung. Der Apostel Petrus schreibt: „Darum will ich euch immer daran erinnern, auch wenn ihr es schon wisst und in der Wahrheit gefestigt seid, die jetzt gegenwärtig ist. Ich will aber dafür sorgen, dass ihr euch auch nach meinem Tod jederzeit daran erinnern könnt.“ (2 Petr 1,12.15) Katechese gehört zur Anamnese der Kirche und hält als solche die Gegenwart des Herrn lebendig. Das Erinnern bildet daher seit den Anfängen des Christentums einen konstitutiven Aspekt der Glaubenspädagogik.

202. Eine Tradition aus den ersten Jahrhunderten der Kirche verlangte von den Gläubigen, das Glaubensbekenntnis auswendig zu lernen. Es war nicht schriftlich niedergelegt, sondern blieb in Herz und Geist eines jedes Gläubigen lebendig, um es zum täglichen Brot zu machen. Wichtig ist, dass die Katechese nach einer Ausbildung, in welcher der Wert und die Erklärung des Glaubensbekenntnisses wie auch anderer Texte der Heiligen Schrift, der Liturgie und der Volksfrömmigkeit deutlich gemacht werden, auch dabei hilft, dass diese auswendig gelernt werden, um einen unmittelbaren Inhalt anzubieten, der zum gemeinsamen Erbe der Gläubigen gehört. „Die Blüten des Glaubens und der Frömmigkeit, wenn man so sagen darf, wachsen nicht in den Wüstengebieten einer Katechese ohne gedächtnismäßige Einprägung. Wesentlich ist natürlich, dass diese auswendig gelernten Texte zugleich innerlich angeeignet und allmählich in ihrer Tiefe verstanden werden, damit sie zur Quelle eines persönlichen und gemeinschaftlichen christlichen Lebens werden.“<ref> CT 55.</ref>

203. „Das Erlernen der Glaubensformeln und ihr gläubiges Bekenntnis sind noch tiefer zu verstehen im Kontext der herkömmlichen Riten der „traditio“ und „redditio“, wonach der Weitergabe des Glaubens in der Katechese (traditio) die Antwort des Glaubensschülers während des Weges der Katechese und dann im Leben (redditio) entspricht.“<ref> ADK 155.</ref> Diese Antwort erfolgt jedoch nicht von selbst, da der weitergegebene und erhörte Glaube entsprechend aufgenommen (receptio) und verinnerlicht werden muss. Um die Gefahren eines Auswendiglernens zu bannen, das fruchtlos oder um seiner selbst willen erfolgt, ist es gut, dass es im Verhältnis zu den anderen Elementen des katechetischen Prozesses betrachtet wird wie der Beziehung, dem Dialog, der Reflexion, dem Schweigen und der Begleitung.

DIE SPRACHE

204. Sprache mit ihren beziehungsmäßigen Bedeutungen gestaltet menschliche Erfahrung. Katechese wird an der Vielfalt der Menschen, an ihrer Kultur, Geschichte oder ihrem Umfeld, ihrer Art und Fähigkeit, die Realität zu verstehen, gemessen. Sie ist pädagogisches Handeln, das sich in den verschiedenen Sprachen der Beteiligten artikuliert und gleichzeitig eine bestimmte Sprache überbringt. Denn „wir glauben nicht an Formeln, sondern an die Wirklichkeiten, die diese ausdrücken und die der Glaube uns zu ,berühren‘ erlaubt. Doch wir nähern uns diesen Wirklichkeiten mit Hilfe der Glaubensformeln. Diese ermöglichen, den Glauben auszudrücken und weiterzugeben, ihn in Gemeinschaft zu feiern, ihn uns anzueignen und immer mehr aus ihm zu leben. Die Kirche lehrt uns die Sprache des Glaubens, um uns in das Verständnis des Glaubens und des Lebens einzuführen.“<ref> KKK 170–171.</ref>

205. Die Katechese drückt sich folglich in einer Sprache aus, die Ausdruck des Glaubens der Kirche ist. In ihrer Geschichte hat die Kirche den Glauben in der Heiligen Schrift (biblische Sprache), in Symbolen und liturgischen Riten (symbolisch-liturgische Sprache), den Schriften der Väter, Glaubenssymbolen, Aussagen des Lehramtes (Lehramtssprache) und im Zeugnis der Heiligen und Märtyrer (performative Sprache) vermittelt. Dies sind die Hauptsprachen des kirchlichen Glaubens, die es den Gläubigen ermöglichen, eine gemeinsame Sprache zu haben. Die Katechese bringt sie zur Geltung und erklärt ihre Bedeutung und Relevanz im Leben der Gläubigen.

206. Zugleich nimmt die Katechese die Sprachen der Kulturen der Völker, durch die der Glaube auf charakteristische Weise Ausdruck findet, schöpferisch auf und hilft den kirchlichen Gemeinschaften, neue Sprachen zu finden, die den Gesprächspartnern gerecht werden. So ist die Katechese ein Ort der Glaubensinkulturation. Denn „die Sendung ist immer gleich, aber die Sprache, mit der das Evangelium verkündigt wird, muss mit pastoraler Weisheit erneuert werden. Das ist wesentlich, damit wir von unseren Zeitgenossen verstanden werden und damit die katholische Überlieferung zu den Kulturen der heutigen Welt sprechen und ihnen helfen kann, sich für die immerwährende Fruchtbarkeit der Botschaft Christi zu öffnen.“<ref> FRANZISKUS, Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung (29. Mai 2015).</ref>

Die narrative Sprache

207. Die Katechese bringt alle Sprachen zur Geltung, die ihr bei der Erfüllung ihrer Aufgaben helfen; insbesondere richtet sie ihr Augenmerk auf die narrative, autobiografische Sprache. In den letzten Jahren beobachtet man in diversen kulturellen Bereichen, dass die Narration nicht nur als sprachliches Mittel wiederentdeckt wird, sondern vor allem als Weg, durch den der Mensch sich selbst und die Wirklichkeit, die ihn umgibt und seinem Erleben einen Sinn gibt, versteht. Auch die kirchliche Gemeinschaft entwickelt für die narrative Identität des Glaubens immer mehr Bewusstsein, wie die Heilige Schrift in den großen Erzählungen von den Anfängen, den Patriarchen und dem auserwählten Volk sowie in der Geschichte Jesu aus den Evangelien und in den Berichten aus der Frühzeit der Kirche bezeugt.

208. Im Laufe der Jahrhunderte war die Kirche wie eine familiäre Gemeinschaft; in verschiedenen Formen erzählte sie die Geschichte des Heils weiter und nahm jene auf, die sie annahmen. Narrative Sprache hat die ureigene Fähigkeit, alle Glaubenssprachen harmonisch um ihren Kern, das Ostergeheimnis, zu vereinen. Zudem fördert sie die erfahrungsbezogene Dynamik des Glaubens, weil sie den Menschen mit allen seinen Dimensionen einbezieht, d. h. affektiv, kognitiv und willensmäßig. Es ist daher gut, den Wert des Erzählens in der Katechese zu erkennen, weil es die historische Dimension des Glaubens und seine Bedeutsamkeit für das Sein hervorhebt und die Geschichte Jesu fruchtbar mit dem Glauben der Kirche und dem Leben jener, die ihn erzählen und erhören, verflicht. Narrative Sprache eignet sich besonders für die Übermittlung der Glaubensbotschaft in Kulturen, in denen tiefgründige, effiziente Kommunikationsmodelle immer rarer werden.

Die Sprache der Kunst

209.‚ Wenn sie authentisch sind, lassen die Bilder der christlichen Kunst durch die Wahrnehmung mit den Sinnen erahnen, dass der Herr in der Kirche und Geschichte lebt, gegenwärtig ist und wirkt.<ref> Vgl. JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Duodecimum saeculum (4. Dezember 1987), 11. </ref> Daher stellen sie eine echte Glaubenssprache dar. Berühmt ist der Ausspruch: „Wenn ein Heide dich fragt: ,Zeige mir deinen Glauben‘ [...], sollst du ihn in eine Kirche führen und vor die heiligen Ikonen stellen“.<ref> Adversus Constantinum Caballinum, 10: PG 95, 325.</ref> Trotz seiner berechtigterweise großen stilistischen Vielfalt spielte dieses ikonographische Repertoire im ersten Jahrtausend als gemeinsamer Schatz der ungeteilten Kirche eine wichtige Rolle für die Evangelisierung, weil es durch die Darstellung universeller Symbole die tiefsten Sehnsüchte und Gefühle berührte, die zum inneren Wandel befähigen konnten. In unserer Zeit können christliche Bilder daher dabei helfen, durch die Betrachtung ihrer Schönheit die Begegnung mit Gott zu erfahren. Es sind Bilder, die den Blick eines unsichtbaren Anderen auf den Betrachter richten und so den Zugang zur Wirklichkeit der spirituellen und eschatologischen Welt ermöglichen.

210.‚ Die wertvolle Nutzung von Bildern in der Katechese geht auf eine alte Weisheit der Kirche zurück. Bilder tragen unter anderem dazu bei, sich die heilsgeschichtlichen Ereignisse schneller und direkter anzueignen und einzuprägen. Die so genannte biblia pauperum, ein Reigen biblischer Episoden, der, für jedermann sichtbar, in verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen in Kathedralen und Kirchen dargestellt ist, gilt auch heute noch als echte Katechese. Mit Bedacht ausgewählte Kunstwerke können dazu beitragen, die vielfältigen Aspekte der Glaubenswahrheiten auf unmittelbare Weise zu zeigen. Sie berühren dabei das Herz und helfen, die Botschaft zu verinnerlichen.

211. Auch das musikalische Erbe der Kirche ist von unschätzbarem künstlerischem und geistigem Wert und ein Glaubensvermittler und wertvolles Gut für die Evangelisierung, da es in dem menschlichen Geist den Wunsch nach Unendlichkeit entfacht. Der heilige Augustinus fasst die Kraft geistlicher Musik gut in Worte: „Wieviel Tränen habe ich vergossen, wenn ich deinen Hymnen und Liedern lauschte, tief gerührt von den Worten, die deine Kirche so lieblich sang! Jene Worte strömten in meine Ohren, durch sie strömte deine Wahrheit in mein Herz, fromme Empfindungen wallten in ihm auf, meine Tränen flossen, und es war mir bei ihnen selig zu Mute.“<ref> AUGUSTINUS VON HIPPO, Confessiones, 9, 6, 14: CCL 27, 141 (PL 32, 769–770).</ref> Liturgische Gesänge besitzen auch Glaubensschatz, der, durch den Klang der Musik übertragen, leichter in den Geist eindringt und sich tiefer in die Herzen der Menschen einprägt.

212. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Kirche immer im Austausch mit den verschiedenen Künsten (Literatur, Theater, Film usw.) gestanden und ist dazu gerufen, sich mit dem rechten kritischen Gespür auch für die moderne Kunst zu öffnen. Dazu zählen auch „jene unkonventionellen Weisen der Schönheit, die für die Evangelisierenden vielleicht wenig bedeuten, für andere aber besonders attraktiv geworden sind.

“<ref> EG 167.</ref> Eine solche Kunst kann den Vorzug bieten, den Menschen für die Sprache der Sinne zu öffnen und ihm dabei zu helfen, nicht nur Zuschauer des Kunstwerks zu bleiben, sondern sich selbst einzubringen. Solche künstlerischen Erfahrungen sind oft von einer starken Suche nach Sinn und Spiritualität geprägt und können zur Umkehr der Sinne als Teil des Glaubensweges beitragen; sie laden dann dazu ein, einen gewissen Intellektualismus zu überwinden, in den die Katechese geraten kann.

Sprachen und digitale Medien

213. Die Sprache der Katechese überschneidet sich unausweichlich mit sämtlichen Dimensionen der Kommunikation und ihren Medien. Tiefgreifende, auf technischer Ebene sichtbare Veränderungen in der Kommunikation bewirken Veränderungen auf kultureller Ebene.<ref> Zur digitalen Kultur im Allgemeinen vgl. Nr. 359–372 (Bildung und digitale Kultur) dieses Direktoriums.</ref> Neue Technologien haben eine neue kulturelle Infrastruktur geschaffen, die Kommunikation und Leben der Menschen beeinflusst. Im virtuellen Raum, den viele für nicht weniger wichtig halten als die reale Welt, beschaffen Menschen sich Nachrichten und Informationen, bilden sich Meinungen und äußern diese, bringen sich in Diskussionen und Dialoge ein und suchen Antworten auf ihre Fragen. Diese Phänomene nicht richtig einzuschätzen hieße zu riskieren, dass viele Menschen sie für unbedeutend halten würden.

214. In der Kirche ist man häufig an eine monodirektionale Kommunikation gewöhnt: Es wird gepredigt und gelehrt und dogmatische Zusammenfassungen werden dargestellt. Außerdem ist es schwierig, mit jüngeren Menschen, die an eine Sprache gewöhnt sind, in der Schrift, Ton und Bild zusammentreffen, nur über schriftliche Texte zu sprechen. Digitale Kommunikationsformen bieten dagegen größere Möglichkeiten, da sie offen für Interaktion sind. Daher ist es notwendig, neben technologischen Kenntnissen auch effiziente Kommunikationsmöglichkeiten zu erlernen, um insgesamt eine Präsenz im Internet sicherzustellen, die die Werte des Evangeliums bezeugt.

215. Informations- und Kommunikationstechnologien, soziale Medien und digitale Geräte fördern die Bemühungen um Zusammenarbeit, gemeinsames Arbeiten, Erfahrungsaustausch und gegenseitiges Kennenlernen. „Die social networks können nicht nur ein Instrument der Evangelisierung, sondern auch ein Faktor menschlicher Entwicklung sein. Zum Beispiel können in einigen geographischen und kulturellen Kontexten, wo die Christen sich isoliert fühlen, die sozialen Netzwerke das Bewusstsein ihrer wirklichen Einheit mit der weltweiten Gemeinschaft der Gläubigen stärken.“<ref> BENEDIKT XVI., Botschaft zum 47. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel (24. Januar 2013).</ref>

216. Es ist gut, dass die Gemeinschaften sich verpflichten, diese neue kulturelle Herausforderung nicht nur in Angriff zu nehmen, sondern mit den neuen Generationen auch über Medien zu kommunizieren, die mittlerweile überall in der Didaktik verwendet werden. Auch für die Katechese ist es prioritär, zu einem guten Einsatz dieser Medien und tiefergehendem Verständnis der digitalen Kultur zu erziehen und dabei zu helfen, die positiven Aspekte von den zweideutigen zu unterscheiden. Der Katechet muss sich heute bewusst sein, welch tiefe Spuren die virtuelle Welt vor allem bei jüngeren oder schwächeren Menschen hinterlassen kann und wie viel Einfluss diese auf den Umgang mit Emotionen oder die Identitätsbildung ausüben können.

217. Virtuelle Realität kann jedoch spirituelle, sakramentale und kirchliche Realität, die in der direkten Begegnung unter Menschen erlebt wird, nicht ersetzen: „Dabei ist uns aber bewusst, dass wir Werkzeuge sind und dass das Grundproblem nicht der Erwerb ausgeklügelter Technologien ist, auch wenn sie für eine aktuelle und wirksame Präsenz notwendig sind. In uns muss die Vorstellung immer sehr klar sein, dass der Gott, an den wir glauben, ein Gott voll Leidenschaft für den Menschen ist, der sich durch unsere Werkzeuge, selbst wenn sie armselig sind, zeigen will. Denn Gott ist es, der am Werk ist, der verwandelt, der das Leben des Menschen rettet.“<ref> FRANZISKUS, Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates für soziale Kommunikationsmittel (21. September 2013).</ref> Um das Evangelium zu bezeugen, ist authentische Kommunikation nötig, die das Ergebnis echter Interaktion zwischen Menschen ist.

DIE GEMEINSCHAFT

218. Die christliche Gemeinschaft ist primäres Subjekt der Katechese. Deshalb muss die katechetische Pädagogik alle Anstrengungen darauf ausrichten, den Menschen die Bedeutung der Gemeinschaft als grundlegendem Raum für persönliches Wachstum verständlich zu machen. Die gemeinschaftliche Form wird auch in der Dynamik der Gemeinschaft sichtbar, dem konkreten Ort, an dem „neue, von Jesus Christus gebildete Beziehungen“ gelebt werden können, „die sich in eine wahre Erfahrung von Brüderlichkeit verwandeln“ können.<ref> EG 87.</ref> Die Pflege von Gemeinschaftsbeziehungen hat pädagogische Bedeutung: Sie entwickelt das Zugehörigkeitsgefühl zur Kirche und hilft, im Glauben zu wachsen.

219. Die Gemeinschaft ist wichtig für die Prozesse der Persönlichkeitsbildung. Dies gilt für alle Altersgruppen: für Kinder, die bei ihrer Sozialisierung unterstützt werden für Jugendliche, die ein großes Bedürfnis nach authentischen Beziehungen haben und für Erwachsene, die in Kirche und Gesellschaft Gemeinsamkeit und Mitverantwortung erfahren möchten. Der Katechet soll sich dafür einsetzen, dass die Gruppe Gemeinschaftserlebnisse als konsequenten Ausdruck des kirchlichen Lebens erfährt, das in der Eucharistiefeier seine sichtbarste Gestalt annimmt. Wenn die Gemeinschaft der authentische Ort für zwischenmenschliche Beziehungen ist, so ist das Erleben in der Gemeinschaft ein günstiger Boden, um die heilbringende Botschaft aufzunehmen und zu teilen. Neben der Verkündigung des Evangeliums in Gemeinschaftsform erfordert die Vermittlung des Glaubens auch den Kontakt von Mensch zu Mensch.

220. Durch konstruktive Interaktion zwischen verschiedenen Menschen wird die Gemeinschaft zu einem Ort, an dem Austausch und tiefe Kommunikation gedeihen können. Wenn diese intensiv und wirkungsvoll ist, erfüllt die Gemeinschaft ihre Funktion am besten, nämlich die Entwicklung ihrer Mitglieder zu unterstützen. Als kirchliche Realität wird die Gemeinschaft vom Heiligen Geist beseelt, dem wahren Urheber allen Fortschritts im Glauben. Diese Offenheit für die Gnade schmälert jedoch nicht den Einsatz der pädagogischen Disziplinen, die die Gemeinschaft auch als soziale Realität mit einer eigenen Dynamik und eigenen Entwicklungsgesetzen betrachten. Wenn diese Beiträge optimal genutzt werden, kann das eine gute Möglichkeit sein, um das Identitäts- und Zugehörigkeitsgefühl zu stärken, die aktive Teilnahme jedes Mitglieds zu fördern, Prozesse zur Verinnerlichung des Glaubens zu fördern und zwischenmenschliche Spannungen positiv zu bewältigen. Jede Gruppendynamik findet ihren Höhepunkt in der sonntäglichen Zusammenkunft, bei der die Gemeinschaft durch die Erfahrung der Begegnung mit dem Herrn und der Brüderlichkeit mit allen Christen in ihrer Bereitschaft reift, vor allem den Ärmsten zu dienen und in der Welt Zeugnis abzulegen.

DER RAUM

221. Kulturen, Gesellschaften oder Gemeinschaften verfügen nicht nur über ihre eigenen Sprachen in Worten, Ikonen und Gesten, sondern sie sprechen und kommunizieren auch über den Raum. Ebenso hat auch die Kirche ihren Räumen besondere Bedeutungen zugewiesen, indem sie Elemente aus der Architektur in Abhängigkeit von der christlichen Botschaft verwendet. Im Laufe der Jahrhunderte hat sie geeignete Räume geschaffen, um Menschen zu empfangen und ihre Arbeit zu leisten: mit der Feier der göttlichen Geheimnisse, geteilter Brüderlichkeit und der Lehre. In frühchristlichen Bauten war beispielsweise die zwischen Hauptfassade und Kirchenschiffen gelegene Vorhalle (Narthex) als Raum für den Aufenthalt von Büßern und Katechumenen gedacht. Die häufig mit biblischen Szenen oder Darstellungen der Glaubensgeheimnisse ausgeschmückte Vorhalle wurde durch diese Bilder auch zu einem Ort der Katechese. Im Leben einer Gemeinschaft sind neben dem rein für die Liturgie bestimmten Raum auch Orte für das Apostolat und die christliche Bildung, für die die Aufnahme in die Gemeinschaft und die Nächstenliebe von Bedeutung.

222. An Ort der Katechese bringt die Gemeinschaft ihren ganz eigenen Evangelisierungsweg zum Ausdruck. Im dem heutigen sozialen und kulturellen Kontext sollte über die Besonderheit von Orten der Katechese als Werkzeug der Verkündigung und zwischenmenschlichen Erziehung nachgedacht werden. Solche Räume sollten daher unbedingt einladend und gepflegt sein und ein familiäres Klima vermitteln, damit leichter und unbeschwert in die Gemeindearbeit einbezogen werden kann. Räume, die an Schulklassen erinnern, wie sie weit verbreitet sind, sind keine geeigneten Orte für die Katechese. Es ist daher gut, diese Räume für die tatsächliche Bedeutung der Katechese entsprechend zu gestalten.

223. Richtig ist allerdings, dass sich die Dynamik der Kirche im Aufbruch, die sich in der Katechese bemerkbar macht, auch auf den Raum auswirkt. Es sollte dazu ermutigt werden, Katechese an unterschiedlichen Orten auszuprobieren wie zu Hause, im Wohnhaus, im Bildungs-, Kultur- und Freizeitbereich, im Gefängnis usw. Diese oft abseits der christlichen Gemeinde gelegenen Orte sind für eine gelegentliche katechetische Arbeit geeignet, da hier vertrautere Beziehungen entstehen und die Katechese in diesem Umfeld, das sichtbar mit dem Alltag verwoben ist, einprägsamer sein kann.

Katechese im Leben der Menschen

224. Jeder Getaufte, der zur Glaubensreife gerufen ist, hat Anspruch auf eine angemessene Katechese. Aufgabe der Kirche ist es folglich, diesen zufriedenstellend zu erfüllen. Das Evangelium ist nicht für den abstrakten Menschen bestimmt, sondern für jeden Menschen – real, konkret, geschichtlich –, der in einer besonderen Situation verwurzelt und von psychischen, sozialen, kulturellen und religiösen Dynamiken geprägt ist, denn „jeder ist vom Geheimnis der Erlösung betroffen“.<ref> JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptor hominis (4. März 1979), 13.</ref> Der Glaube ist kein linearer Prozess und an der Persönlichkeitsentwicklung teil, und dies beeinflusst wiederum den Glaubensweg. Nicht zu vergessen ist, dass jede Lebensphase besondere Herausforderungen aufwirft und immer wieder eine neue Dynamik der christlichen Berufung zu bewältigten ist.

225. Es ist daher sinnvoll, für unterschiedliche Bedürfnisse, Altersgruppen und Lebenssituationen differenzierte katechetische Wege anzubieten. Daher ist es unerlässlich, unter Berücksichtigung erziehungswissenschaftlicher Erkenntnisse anthropologisch-evolutionäre und theologisch-pastorale Erkenntnisse zu respektieren. Aus diesem Grund ist es pädagogisch wichtig, innerhalb des katechetischen Prozesses jeder Stufe eine eigene Bedeutung und Besonderheit zuzuweisen. Dazu werden nur einige wenige allgemeine Punkte angeführt. Hinsichtlich weiterer Überlegungen wird auf die Katechetischen Direktorien der Teilkirchen und Bischofskonferenzen verwiesen.

KATECHESE UND FAMILIE

226. „Die Familie ist Gemeinschaft der Liebe und des Lebens; in ihr bilden sich „vielfältige interpersonale Beziehungen heraus - die bräutliche, die väterliche und mütterliche, die kindliche, die geschwisterliche - durch die jede menschliche Person in die ,Familie der Menschheit‘ und die ,Familie Gottes‘, die Kirche, eingeführt wird“.<ref> JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Familiaris consortio (22. November 1981), 15. </ref> Die Zukunft der Menschen, der menschlichen sowie der kirchlichen Gemeinschaft hängt zu einem guten Teil von der Familie als Keimzelle der Gesellschaft ab. Dank der Familie wird die Kirche zur Familie der Familien und vom Leben dieser „Hauskirchen“ bereichert. So lässt sich sagen: „Mit innerer Freude und tiefem Trost blickt die Kirche auf die Familien, die den Lehren des Evangeliums treu bleiben. Sie dankt ihnen für ihr Zeugnis und ermutigt sie darin. Durch sie werden die Schönheit der unauflöslichen Ehe und ihre immer dauernde Treue glaubwürdig.“<ref> AL 86.</ref>

Bereiche der Familienkatechese
Katechese in der Familie

227. Die Familie ist eine Glaubensverkündigung und ein selbstverständlicher Ort, an dem Glaube einfach und spontan gelebt werden kann. „Die Familie hat als ,Ort‘ der Katechese einen einzigartigen Vorzug: sie vermittelt das Evangelium, indem sie es im Umfeld tiefer menschlicher Werte verwurzelt. Auf dieser menschlichen Grundlage greift die Einführung in das christliche Leben tiefer: das Erwachen zu einem Gottesbewusstsein, die ersten Schritte im Gebet, die Erziehung des sittlichen Gewissens und die Erziehung in den christlichen Sinn der menschlichen Liebe als eines Widerscheins der Liebe Gottes, des Schöpfers und Vaters. Kurz, es handelt sich um eine christliche Erziehung, die mehr in Zeugnis als in Lehre besteht, mehr gelegenheitsbezogen als systematisch erfolgt, eher dauernd und täglich geschieht als in bestimmten Perioden.“<ref> ADK 255.</ref>

228. Ein nach dem Plan Gottes gelebtes Ehe- und Familienleben ist bereits an sich ein Evangelium, in dem sich Gottes unentgeltliche und geduldige Liebe zu den Menschen ablesen lässt. Christliche Eheleute haben kraft des Sakraments der Ehe am Geheimnis der Einheit und fruchtbaren Liebe zwischen Christus und der Kirche teil. Die Katechese in der Familie hat daher die Aufgabe, die Hauptpersonen des Familienlebens und vor allem die Ehegatten und Eltern das Geschenk entdecken zu lassen, das Gott ihnen im Sakrament der Ehe macht.

Katechese mit der Familie

229. Die Kirche verkündet der Familie das Evangelium. Die christliche Gemeinschaft ist als Familie der Familien selbst Familie Gottes. Gemeinschaft der Kirche und Familie sind füreinander ständiger gegenseitiger Gesprächspartner: Während die Gemeinschaft der Kirche von der Familie ein unmittelbares, wie selbstverständlich mit den Lebensereignissen verbundenes Glaubensverständnis empfängt, erhält die Familie wiederum von der Gemeinschaft der Kirche den expliziten Schlüssel, um ihre eigene Erfahrung im Glauben neu zu erschließen. In dem Bewusstsein um diese tiefe Verbindung verkündet die Kirche in ihrem Evangelisierungsbestreben den Familien das Evangelium und lässt sie erleben, dass dieses eine „Freude ist, die „das Herz und das gesamte Leben erfüllt“, weil wir in Christus

„von der Sünde, von der Traurigkeit, von der inneren Leere und von der Vereinsamung“ befreit sind.<ref> AL 200; siehe auch EG 1.</ref>

230. In der heutigen Zeit ist die Katechese mit den Familien vom Kerygma geprägt, denn auch „vor den Familien und in ihrer Mitte muss immer wieder die Erstverkündigung erklingen, das, was „am schönsten, am größten, am anziehendsten und zugleich am notwendigsten ist“, und „es muss die Mitte der Evangelisierungstätigkeit [...] bilden“.<ref> AL 58; siehe auch EG 35 und 164.</ref> Zudem zeichnet sich in der Dynamik der missionarischen Umkehr die Katechese mit den Familien vom Stil her durch ein demütiges Verständnis und eine konkrete Verkündigung aus, die nicht theoretisch und von den Problemen der Menschen losgelöst ist. In ihrem auf das Innere der Familien ausgerichtete Bemühen um Katechese und Evangelisierung schafft die christliche Gemeinschaft Glaubenswege, die den Familien zu einem klaren Bewusstsein für ihre Identität und Sendung verhelfen sollen: Sie begleitet und unterstützt sie somit in ihrer Aufgabe, das Leben weiterzugeben, hilft ihnen bei der Umsetzung ihres ureigenen Erziehungsauftrags und fördert authentische Familienspiritualität. Auf diese Weise wird in der Familie ein Bewusstsein für ihre Rolle geschaffen, und die Familie wird in der Gemeinschaft und mit ihr zusammen zur aktiven Trägerin der Evangelisierung.

Katechese der Familie

231. Die Familie verkündet das Evangelium. Als Hauskirche, die auf dem Sakrament der Ehe gründet und zudem eine missionarische Dimension besitzt, nimmt die christliche Familie am Evangelisierungsauftrag der Kirche teil und ist daher Trägerin der Katechese. „Wenn der Glaube den Kindern so vermittelt wird, dass sie ihn leichter ausdrücken und in ihm wachsen können, trägt das dazu bei, dass die Familie verkündend wird, und ganz von selbst beginnt sie, den Glauben an alle weiterzugeben, die mit ihr in Berührung kommen, auch außerhalb des eigenen Familienkreises.“<ref> AL 289.</ref> Die Familie ist daher gerufen, neben ihrem wesenseigenen Dienst der Kindererziehung zum Aufbau der christlichen Gemeinschaft beizutragen und in der Gesellschaft Zeugnis vom Evangelium abzulegen. „Die Verwurzelung und Begründung in der einen Sendung der Kirche und die Hinordnung auf die Erbauung des einen Leibes Christi macht es notwendig, dass der Verkündigungs- und Unterweisungsdienst der Hauskirche mit allen anderen entsprechenden Diensten in der kirchlichen Gemeinschaft der Pfarrei und des Bistums verantwortungsbewusst abgestimmt wird.“<ref> JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Familiaris consortio (22. November 1981), 53.</ref> Die Katechese der Familie ist daher jeder besondere Beitrag, den christliche Familien mit ihrer ganz eigenen Empfänglichkeit zu den verschiedenen, von der Gemeinschaft der Kirche angebotenen Glaubenswegen leisten.

Pastorale Hinweise

232. Die Kirche begleitet ihre Kinder in mütterlicher Sorge während ihres gesamten Lebenswegs. Sie erkennt jedoch an, dass einige Augenblicke entscheidende Phasen sind, in denen der Mensch sich leichter von Gottes Gnade berühren lässt und sich für den Glaubensweg bereit erklärt. Auf diesen Wegen bietet es sich an, die großzügige und kostbare Hilfe anderer Paare mit längerer Eheerfahrung positiv einzubringen. Die kirchliche Gemeinschaft soll größeres Augenmerk auf folgende Momente richten:

a. die Katechese für junge Menschen und Erwachsene, die sich auf die Ehe vorbereiten,<ref> Vgl. AL 205–216.</ref> in Form einer Bildung, die weit vor der Feier des Ehesakramentes, im Vorfeld und direkt davor erfolgt und als echte Berufung dargestellt wird. Auf diesen schrittweisen, kontinuierlichen Glaubenswegen, die vom Katechumenat inspiriert begleitet sind, gilt: „... zusammen mit einer erneuerten Verkündigung des Kerygmas – muss man jenen Inhalten den Vorrang geben, die in anziehender und herzlicher Form vermittelt ihnen helfen, sich ‚mit Großmut und Freigebigkeit‘ zu einem Weg für das ganze Leben zu verpflichten. Es handelt sich um eine Art Initiation in das Ehesakrament, die ihnen die notwendigen Elemente vermittelt, um es mit der besten inneren Bereitschaft empfangen zu können und das Familienleben mit einer gewissen Standfestigkeit zu beginnen“.<ref> AL 207.</ref> Es ist gut, dass die Bezeichnung Ehevorbereitungskurs dort, wo sie noch gebräuchlich ist, aufgeben wird, damit dieser Weg seine authentische Bedeutung für die Ausbildung und Katechese wiedererlangt.

b. die Katechese für junge Brautleute<ref> Vgl. AL 217–230. </ref> als in mystagogischer Form angebotene Katechese für Neuvermählte nach der Heirat, um diesen zu entdecken helfen, was sie durch das gefeierte Sakrament geworden sind. Es ist gut, dass diese Bildungswege das Leben frisch Verheirateter im Licht des Wortes Gottes so ausrichten, dass diese ein immer tieferes Bewusstsein für das Geschenk und die Sendung entwickeln, die sie empfangen haben.

c. die Katechese für Eltern, die um die Taufe ihrer Kinder bitten: Die Gemeinde soll in der Person des Katecheten dafür Sorge tragen, dass die Beweggründe für das Anlegen der Eltern angenommen, gehört und verstanden werden und ein geeigneter Weg bereitet wird, damit die Eltern die Gnade des empfangenen Glaubensgeschenk wieder wecken können. Es ist gut, dass auch die Paten in diesen Weg einbezogen werden und dieser in einem ausreichenden Zeitraum erfolgen kann.

d. die Katechese für Eltern, deren Kinder den Weg der christlichen Initiation gehen: Die Gemeinde fördert die Einbeziehung der Eltern in den Weg der Initiation ihrer Kinder, der für einige ein Zeitpunkt der Glaubensvertiefung, für andere ein authentischer Raum der Erstverkündigung ist.

e. die generationenübergreifende Katechese, die den Glaubensweg als Bildungserfahrung sieht, der sich nicht an eine bestimmte Altersgruppe richtet, sondern im Zuge des liturgischen Jahres von verschiedenen Generationen innerhalb einer Familie oder Gemeinschaft gemeinsam zurückgelegt wird. Dieses Angebot nutzt den generationenübergreifenden Austausch von Glaubenserfahrungen im positiven Sinne und lässt sich dabei von den ersten christlichen Gemeinden inspirieren.

f. die Katechese für Ehepaargruppen und Familiengruppen, deren Zielgruppe Ehepaare sind. Absicht dieser katechetischen Angebote (Orogramme) ist es, eine eheliche und familiäre Spiritualität zu entwickeln, die dem Eheleben neue Kraft und Schwung verleihen kann, damit die eheliche Dimension des Bundes zwischen Gott und den Menschen sowie die Rolle der Familie beim Aufbau des Reiches Gottes wieder entdeckt wird.

Neue Familienkonstellationen

233. Die Unsicherheit und Unberechenbarkeit der Prozesse in Kultur und Gesellschaft haben unter anderem auch das Konzept der Familie und ihre Realität verändert. Ehe- und Familienkrisen nehmen extrem zu, und aus ihnen „gehen so“ als Lösung „neue Beziehungen hervor, neue Paare, neue Verbindungen und neue Ehen; es entstehen schwierige familiäre Verhältnisse, die für das christliche Leben problematisch sind“.<ref> AL 41.</ref> Obwohl diese Verhältnisse von Verletzungen, Sinnentleerung auf transzendenter Ebene und Zerbrechlichkeit geprägt sind, existiert dennoch eine Art Sehnsucht nach Familie, denn viele ahnen ihren Wert, suchen nach ihr und sehnen sich danach, eine Familie zu gründen.

234. Fürsorglich, respektvoll und seelsorgerisch zugewandt will die Kirche jene Kinder begleiten, die in der Liebe verletzt wurden und deren Zustand nun fragiler ist, um ihnen neues Vertrauen und Hoffnung zu schenken. „In der Perspektive der göttlichen Pädagogik wendet sich die Kirche liebevoll denen zu, die auf unvollkommene Weise an ihrem Leben teilhaben: Sie bittet gemeinsam mit ihnen um die Gnade der Umkehr, ermutigt sie, Gutes zu tun, liebevoll füreinander zu sorgen und sich in den Dienst für die Gemeinschaft, in der sie leben und arbeiten, zu stellen.“<ref> AL 78.</ref> Es ist wichtig, dass jede christliche Gemeinschaft realistisch auf jene heterogenen Familienverhältnisse mit ihren Licht- und Schattenseiten schaut, um sie angemessen zu begleiten und die Komplexität der jeweiligen Situation zu erkennen, ohne dabei zu idealisieren oder in Pessimismus zu verfallen. Im Wesentlichen gilt hier: „Es geht darum, alle einzugliedern; man muss jedem Einzelnen helfen, seinen eigenen Weg zu finden, an der kirchlichen Gemeinschaft teilzuhaben, damit er sich als Empfänger einer unverdienten, bedingungslosen und gegenleistungsfreien Barmherzigkeit empfindet.“<ref> AL 297. </ref>

235. Im Glauben zu begleiten und in sogenannten nicht regulären Situationen in das Gemeinschaftsleben einzuführen bedeutet daher, im Stil der Nähe, des Zuhörens und Verstehens „jede einzelne Person und den Plan, den Gott für sie hat, sehr ernst zu nehmen“.<ref> EG 160. </ref> Neben der persönlichen geistlichen Begleitung sollten die Katecheten Mittel und Wege finden, damit auch diese Brüder und Schwestern besser an der Katechese teilnehmen können: in speziellen Gruppen, die aus Menschen mit denselben Ehe- oder Familienerfahrungen bestehen, oder in anderen bereits bestehenden Familien- oder Erwachsenengruppen. Auf diese Weise können Formen von Einsamkeit oder Diskriminierung vermieden und der Wunsch wiedererweckt werden, Gottes Liebe anzunehmen und auf sie zu antworten.

KATECHESE MIT KINDERN UND JUGENDLICHEN

236. „Dieser Altersgruppe, die herkömmlicherweise in Kleinkind- oder Vorschulalter und Kindheit unterschieden wird, ist in den Augen des Glaubens und auch der Vernunft die Gnade des Lebensanfangs eigen“,<ref> ADK 177.</ref> die von Einfachheit und Annahme geprägt ist, ohne dass dafür eine Gegenleistung erwarten würde. Bereits der heilige Augustinus bezeichnete das Kleinkind- und Kindesalter als jene Zeiträume, in denen man den Dialog mit dem Meister lernt, der im Innersten spricht. Bereits im frühesten Kindesalter muss Kindern dabei geholfen werden, ein Bewusstsein für Gott und ein natürliches Gespür für ihre Existenz wahrzunehmen und weiterzuentwickeln (vgl. GE 3). Anthropologie und Pädagogik bestätigen nämlich, dass Kinder gottesfähig sind und dass ihre Fragen nach dem Sinn des Lebens auch dort auftauchen, wo die Eltern der religiösen Erziehung wenig Beachtung schenken. Kinder haben die Fähigkeit, Fragen nach dem Sinn der Schöpfung, der Identität Gottes und dem Warum von Gut und Böse zu stellen und sind in der Lage, sich am Geheimnis des Lebens und der Liebe zu erfreuen.

237. Sozialpsychologisch-pädagogische und kommunikationswissenschaftliche Studien sind eine große Hilfe bei der Darstellung der konkreten Entwicklungsschritte von Kindern, deren Lebenssituation in den verschiedenen geografischen Kontexten äußerst unterschiedlich ist. Soziale und kulturelle Variablen üben nämlich großen Einfluss auf die Situation von Kindern und Jugendlichen, die Wahrnehmung ihrer Bedürfnisse durch Erwachsene, die Art, wie sie ihre Familiendynamik begreifen und leben, ihre schulischen Erfahrungen, ihre Beziehung zur Gesellschaft und ihr Verhältnis zum Glauben auf. Insbesondere sollte die Situation der Digital Natives berücksichtigt werden, die einen Großteil der Kinder in der Welt ausmachen. Ein Phänomen von globaler Tragweite, dessen Folgen noch nicht klar spürbar sind, das die kognitiven und beziehungsspezifischen Verhaltensweisen der neuen Generationen aber gewiss langsam verändert und so in gewisser Weise auch den natürlichen Antrieb zu religiöser Erfahrung beeinflusst.

238. Ebenso wichtig ist zu bedenken, dass viele Kinder und Jugendliche trotz wirtschaftlichen Wohlstands stark darunter leiden, dass Bindungen innerhalb der Familien schnell in die Brüche gehen können; andere wiederum leben auch heute noch unter äußeren Bedingungen, die stark von Armut, Gewalt und Instabilität geprägt sind. Diese Kinder, die aus diversen Gründen unter fehlenden sicheren Bezugspunkten in ihrem Leben leiden, haben oft auch wenig Möglichkeiten, Gott kennenzulernen und zu lieben. Wenn möglich, sollte die kirchliche Gemeinschaft versuchen, mit ihren Eltern ins Gespräch kommen, um sie in ihrer Erziehungsaufgabe zu unterstützen; sie sollte zudem präsent und bereit sein, stets mütterliche Sorge und konkrete Aufmerksamkeit zu bieten: Dies soll die erste und fundamentale Verkündigung der umsichtigen Güte Gottes sein.

239. Kindheit bzw. Vorschulalter sind eine entscheidende Zeit zur Entdeckung der religiösen Wirklichkeit, in der man von seinen Eltern und seinem Lebensumfeld Offenheit und Akzeptanz oder Abneigung und Verschlossenheit als Haltung gegenüber Gott erlernt. Ebenso werden erste Glaubenskenntnisse erworben: Zum ersten Mal entdeckt das Kind den Vater im Himmel, der gut und umsichtig ist, und schenkt ihm sein Herz sowie Gesten der Zuneigung und Verehrung; die Namen von Jesus und Maria und Erzählungen über die wichtigsten Ereignisse im Leben Jesu; Zeichen, Symbole und religiöse Gesten. In diesem Zusammenhang sollte man die wichtigsten Feste des Kirchenjahres nicht unterbewerten, die etwa mit dem Aufbau der Krippe in den Familien zur Vorbereitung auf das Weihnachtsfest<ref>Vgl. FRANZISKUS, Apostolisches Schreiben Admirabile signum (1. Dezember 2019).</ref> gut dazu genutzt werden können, dass das Kind durch die direkte Teilnahme am Geheimnis der Menschwerdung eine Form der Katechese erlebt. Wenn das Kind von klein auf in der Familie oder anderen Entwicklungsräumen mit den verschiedenen Aspekten des christlichen Lebens in Berührung kommt, erfährt und verinnerlicht es eine erste Form der religiösen Sozialisation, die es auf die Folgephasen und die Ausbildung eines christlichen sittlichen Gewissens vorbereitet. Mehr noch als um Katechese im eigentlichen Sinne geht es in diesem Alter um eine erste Evangelisierung und Glaubensverkündigung in vorwiegend erzieherischer Form, die darauf achtet, ein Gefühl des Vertrauens, der Unentgeltlichkeit, der Selbsthingabe, der Anrufung und der Teilhabe als Conditio humana zu entwickeln, in welche die heilbringende Kraft des Glaubens einmündet.

240. Das Grundschulalter (6–10 Jahre) ist gemäß einer in vielen Ländern bewährten Tradition jene Zeit, in der die mit der Taufe begonnene christliche Initiation in der Pfarrei abgeschlossen wird. Der Gesamtweg der christlichen Initiation zielt darauf ab, die wichtigsten Ereignisse der Heilsgeschichte zu vermitteln, mit denen man sich in den nächsten Lebensabschnitten eingehend auseinandersetzen soll, und schrittweise ein Bewusstsein für die eigene Identität als getaufter Mensch zu entwickeln. Mit der Katechese für die christliche Initiation zielen wir auf ein erstes Kennenlernen des Glaubens (Erstverkündigung) ab, und mit dem Initiationsprozess führen wir das Schulkind in das Leben der Kirche und die Feier der Sakramente ein. Die Katechese erfolgt nicht bruchstückhaft, sondern entwickelt sich im Laufe eines Weges, der in wesentlicher Form alle Geheimnisse des christlichen Lebens und ihre Auswirkungen auf das sittliche Gewissen behandelt, und sie geht ebenso auf die Lebensbedingungen der Schulkinder und ihre Fragen nach dem Sinn ein. Im Verlauf dieses Initiationsweges ist daher eine Unterweisung in den Glaubenswahrheiten geplant, die durch das Zeugnis der Gemeinschaft, die Teilnahme an der Liturgie, die Begegnung mit dem Wort Jesu in der Heiligen Schrift und den Beginn der gelebten Nächstenliebe unterstützt wird. Den Bischofskonferenzen obliegt es, die Dauer und Bedingungen für die Durchführung des Weges der Einführung in das christliche Leben und der Spendung der Sakramente festzulegen.

241. In diesem Kindesalter erfolgt auch der Eintritt in die Grundschulwelt. Als Grundschulkind tritt das Kind nun in eine größere Gemeinschaft als die Familie ein, wo es die Möglichkeit hat, seine intellektuellen, emotionalen und Beziehungsfähigkeiten zu entwickeln. In vielen Ländern der Welt wird daher in der Schule das Fach Religion unterrichtet, und in einigen Fällen besteht die Möglichkeit, die Katechese zur Einführung in das christliche Leben und die Sakramente in der Schule nach den Anweisungen und Vorgaben des Ortsbischofs durchzuführen. In solchen Kontexten wird die Zusammenarbeit zwischen Katecheten und Lehrkräften zu einem bedeutenden erzieherischen Potenzial und einer günstigen Gelegenheit, um die Gemeinschaft von Erwachsenen als Zeugen des Glaubens ins Blickfeld zu rücken.

242. Die Notwendigkeit, den Prozess der christlichen Initiation zu einer authentisch erlebten Einführung in die Gesamtheit des Glaubenslebens zu machen, lässt den Katechumenat als unverzichtbare Inspirationsquelle erscheinen. Eine gemäß dem Ausbildungsmodell des Katechumenats gestaltete, jedoch methodisch und inhaltlich schulkindgerechte christliche Initiation erweist sich als angemessen. Die am Katechumenat orientierte Gestaltung der Entwicklung des christlichen Initiationsprozesses für Schulkinder sieht Zeiten, Übergangsriten und die aktive Teilnahme am eucharistischen Mahl vor, das den Höhepunkt des Initiationsprozesses darstellt. In seinem Verlauf bemühen sich die Katechetinnen und Katecheten darum, die traditionelle Sicht, wonach die pastorale Fürsorge und Aufmerksamkeit vorwiegend von der Gemeinde auf das Schulkind gerichtet ist, umzukehren und eine Perspektive einzunehmen, aus der heraus das Kind Schritt für Schritt im Rahmen seiner Fähigkeiten zu einem aktiven Mitglied innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft erzogen wird. Die Inspiration durch den Katechumenat ermöglicht es, die vorrangige Rolle der Familie sowie der gesamten Gemeinde in Bezug auf die Kinder noch einmal zu überdenken, indem ein Prozess der gegenseitigen Evangelisierung unter den verschiedenen beteiligten Kirchengliedern in Gang gebracht wird.

243. Jede Ortskirche ist über ihre entsprechenden Ämter und Gremien dazu aufgefordert, die Lebenssituation von Schulkindern zu bewerten und sich mit den am besten geeigneten Initiations- sowie Wegen der Katechese und -methoden auseinanderzusetzen, um ihnen bewusst zu machen, dass sie Kinder Gottes und Mitglieder der Kirche sind, die sich als Familie Gottes am Tag des Herrn versammelt, um sein Ostern zu feiern.

KATECHESE IN DER WELT DER JUGENDLICHEN

244. Zwischen der Möglichkeit eines erneuerten Glaubensangebots für die Jugend und der Bereitschaft der Kirche, sich zu verjüngen, d. h. sich in einem Prozess der geistlichen, pastoralen und missionarischen Umkehr zu versetzen, besteht ein tiefer Zusammenhang. „Ihre Fähigkeit zur Erneuerung, zur Beschwerde, zur Forderung nach Zusammenhalt und Zeugnis, zum erneuten Träumen und zum Neuanfang“<ref> ChV 100.</ref> kann der kirchlichen Gemeinschaft der Kirche dabei helfen, die kulturellen Veränderungen unserer Zeit zu erfassen und Zuversicht und Hoffnung wachsen zu lassen. Die gesamte Gemeinschaft der Kirche hat die Aufgabe, den Glauben weiterzugeben und Zeugnis davon abzulegen, dass es möglich ist, im Leben mit Christus zu gehen. Die Nähe Jesu zu den beiden Emmaus-Jüngern, indem er mit ihnen geht und spricht sie begleitet und ihnen die Augen öffnet, inspiriert uns, mit den Jugendlichen zu gehen. Innerhalb dieser Dynamik muss das Evangelium den Jugendlichen mutig und kreativ verkündet werden, und es müssen sakramentales Leben und geistliche Begleitung angeboten werden. Durch die Vermittlung der Kirche können Jugendliche die persönliche Liebe des Vaters und die Gemeinschaft Jesu Christi entdecken und erleben, dass diese Phase des Lebens besonders „für große Ideale, großherziges Heldentum und konsequente gedankliche Forderungen und Taten geeignet“ ist.<ref> PAUL VI., Ansprache zur Seligsprechung von Nunzio Sulprizio (1. Dezember 1963).</ref>

245. Die Katechese in der Welt der Jugendlichen erfordert ständige Erneuerung, Stärkung und Umsetzung im weiteren Kontext der Jugendpastoral. Sie muss sich durch eine pastorale und beziehungsorientierte Dynamik des Zuhörens, der Gegenseitigkeit und der Mitverantwortung auszeichnen und das Bedürfnis der Jugendlichen nach Anerkennung sehen. Auch wenn es keine klaren Grenzen gibt und die typischen Ansätze der jeweiligen Kultur entscheidend sind, ist es sinnvoll, das Jugendalter in die Voradoleszenz, die Adoleszenz, die Jugend und das junge Erwachsenenalter zu untergliedern. Eine intensivere Auseinandersetzung mit der Welt der Jugend durch die Hinzuziehung von Beiträgen aus der wissenschaftlichen Forschung und unter Berücksichtigung der landesspezifischen Gegebenheiten ist entscheidend. Eine allgemeine Überlegung betrifft die Frage der Jugendsprache. Die neuen Generationen sind im Allgemeinen stark von den sozialen Medien und der so genannten virtuellen Welt geprägt. Dies bietet Chancen, die vorherige Generationen nicht hatten, birgt aber gleichzeitig auch Gefahren. Äußerst wichtig ist zu überlegen, wie Beziehungen, die über technologische Medien erlebt werden, die Vorstellung von der Welt, der Realität und zwischenmenschlichen Beziehungen gestalten. Es wird daher nachdrücklich darauf hingewiesen, dass die Jugendkatechese im Rahmen pastoraler Arbeit angepasst werden und man es dabei verstehen muss, die Botschaft Jesu in ihre Sprache zu übersetzen.

Katechese in der Voradoleszenz

246. Vieles weist darauf hin, die Voradoleszenz<ref> Der Begriff Präadoleszenz hat in den einzelnen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen. Hier steht er für die Zeit der beginnenden Pubertät zwischen etwa 10 und 14 Jahren. Woanders wird diese Zeit als frühe Adoleszenz bezeichnet, während der Begriff Voradoleszenz die letzte Phase des Grundschulalters (9–10 Jahre) bezeichnet.</ref> als Lebensabschnitt zu betrachten, der von dynamischen Übergangsphasen geprägt ist, in denen man sich aus einer bekannten, sicheren Situation heraus auf etwas Neues, Unerforschtes zubewegt. Dies kann einerseits Schwung und Begeisterung wecken, andererseits aber auch ein Gefühl der Desorientierung und Verwirrung hervorrufen. Gerade diese Mischung aus widersprüchlichen, schwankenden Gefühlen, die in Wirklichkeit aus dem Bedürfnis entstehen, sich zu messen, zu experimentieren und sich auf die Probe zu stellen, um – als eigenständige Persönlichkeit – seine Identität als eine Art Wiedergeburt neu zu definieren, kennzeichnet die Voradoleszenz. In dieser von einer starken Entwicklung der physischen und emotionalen Dimension begleiteten Zeit nimmt daher der langsame, mühsame Prozess der individuellen Persönlichkeitsbildung Gestalt an.

247. Die Voradoleszenz ist auch die Zeit, in der das in der Kindheit vermittelte Gottesbild weiterentwickelt wird: Deshalb ist es wichtig, dass die Katechese diesen für die potenzielle zukünftige Entwicklung heiklen Schritt auch unter Zuhilfenahme der Forschung und humanwissenschaftlichen Möglichkeiten sorgfältig begleitet. Ohne Furcht, auf das Wesentliche zu zeigen, kümmert sich das Glaubensangebot für Kinder in der Voradoleszenz darum, in ihren Herzen den Samen einer Gottessicht zu säen, der anschließend reifen kann: Das Kerygma soll vor allem von Jesus als liebendem Bruder und Freund erzählen, der hilft, Beziehungen optimal zu leben, der nicht urteilt und treu ist, der Potenzial und Träume nutzt und die Wünsche nach Schönem und Gutem erfüllt. Darüber hinaus ist die Katechese gerufen, das Bedürfnis von Kindern in der Voradoleszenz nach Anerkennung zu erkennen und einen Kontext für bedeutungsvolle Gruppenbeziehungen und Raum für Erfahrungen sowie für ein Klima zu schaffen, in dem Fragen willkommen sind und in Beziehung zum Evangelium gesetzt werden. In der Voradoleszenz kann das Kind leichter in die Welt der christlichen Erfahrung eintauchen und entdecken, dass das Evangelium genau jene Beziehungs- und Gefühlsdynamik berührt, für die es besonders empfänglich ist. Der Katechet ist fähig zu vertrauen und abzuwarten, er soll die Zweifel und Ängste des Kindes ernst nehmen, sich zu seinem unaufdringlichen Begleiter machen und für es da sein.

Katechese in der Adoleszenz

248. Die Adoleszenz ist ein Lebensabschnitt, der in etwa die Zeit von 14 bis 21 Jahren umfasst und manchmal sogar länger dauert. Sie ist von dem Drang zur Unabhängigkeit und der gleichzeitigen Angst gekennzeichnet, sich vom familiären Kontext zu lösen; diese führt zu ständiger Unruhe mit phasenweiser Begeisterung und Rückschlägen. „Jugendliche sind auf dem Weg, im Übergang. [...] Sie leben genau diese Spannung, vor allem im eigenen Inneren und dann gegenüber denen, die ihnen nahestehen“, aber die „Adoleszenz ist keine Krankheit, die wir bekämpfen müssen. Sie ist Teil des ganz normalen, natürlichen Wachstums im Leben unserer Kinder“.<ref> FRANZISKUS, Rede vor der Pastoralkonferenz der Diözese Rom (19. Juni 2017).</ref> Die Gemeinschaft und der Katechet sollen daher dafür sorgen, den inneren Raum zu entwickeln, um diese Suche der Jugendlichen nach Freiheit urteilsfrei und mit aufrichtiger erzieherischer Leidenschaft aufzugreifen und anzunehmen und sie in einen offenen und wagemutigen Lebensplan einmünden zu lassen.

249. Auf ihrem Glaubensweg müssen Heranwachsende von überzeugten, engagierten Zeugen begleitet werden. Eine Herausforderung der Katechese ist somit das geringe Glaubenszeugnis, das in den Herkunftsfamilien und jenen Bereichen gelebt wird, in denen sie sozialisiert werden. Darüber hinaus hängt die Loslösung, die häufig im Kirchenbesuch in der Adoleszenz erfolgt, nicht so sehr von der Qualität dessen ab, was in den Jahren der Kindheit angeboten wurde – mag es auch noch so bedeutend gewesen sein –, sondern vielmehr von der Existenz eines frohen und für das Jugendalter bedeutungsstarken Angebots. Gleichzeitig stellen Jugendliche die Authentizität des Erwachsenenbildes auf die Probe und brauchen Priester, Erwachsene und ältere Jugendliche, in denen sie einen freudig und konsequent gelebten Glauben sehen können. Aufgabe der Gemeinschaft soll es sein, für den Dienst der Katechese jene Menschen zu erwählen, die dazu bereit sind, sich optimal auf ihre Welt einzulassen und sie mit dem Licht und der Freude des Glaubens zu erleuchten. Es ist wichtig, dass die Katechese innerhalb der Jugendseelsorge erfolgt und einen starken Bezug zu Erziehung und Berufung im Kontext der christlichen Gemeinschaft und anderer Lebensbereiche Heranwachsender aufweist.

Katechese im Jugendalter

250. Der schnelle kulturelle und gesellschaftliche Wandel berührt auch junge Menschen. In einigen Teilen der Welt treibt die Konditionierung der Konsum- und Leistungsgesellschaft viele dazu, durch hochspezialisierte Ausbildungsgänge qualifizierte berufliche Ziele zu erreichen. Aus diesem Grund verspüren viele junge Menschen das Bedürfnis umzuziehen, um ganz besondere Berufs- und Studienerfahrungen machen zu können. Viele andere hingegen verfallen aufgrund fehlender Arbeitsmöglichkeiten in ein Gefühl der Unsicherheit, das leicht in Desillusionierung und Langeweile münden kann und zuweilen sogar zu Angst und Depression führt. In Ländern, die von anhaltender wirtschaftlicher Unterentwicklung und Konflikten betroffen sind, die große Migrationsbewegungen auslösen, verspüren junge Menschen hingegen generell wenig Hoffnung in Bezug auf ihre Zukunft und werden oft zu erniedrigenden Lebensbedingungen gezwungen.

251. Aus der Sicht der religiösen Erfahrung ist eine große Vielfalt zu beobachten. Viele junge Menschen fühlen sich angespornt zur Suche nach Sinn, zu Solidarität und sozialem Engagement. Sie sind häufig offen für religiöse Erfahrungen und empfänglich für unterschiedliche Arten von Spiritualität. Was das Erleben von Kirche anbelangt, so distanzieren sich viele in dieser Lebensphase von ihr oder stehen ihr gleichgültig oder misstrauisch gegenüber. Zu den Gründen gehört, dass es an Zeugnis, Glaubwürdigkeit und geistlicher und moralischer Unterstützung durch die Familie fehlt oder dass die Katechese unzureichend und die christliche Gemeinschaft wenig bedeutungsvoll ist. Ebenso richtig ist aber auch, dass viele junge Menschen aktiv und begeistert am kirchlichen Leben und an der Erfahrung ihrer Sendung und ihres Dienstes teilnehmen und ein authentisches, intensives Gebetsleben führen.

252. Der Herr Jesu „hat die Jugend dadurch geheiligt, dass er sie selbst gelebt hat“<ref> BISCHOFSSYNODE, XV. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG, Schlussdokument (27. Oktober 2018), 63.</ref> und jungen Menschen bei seinen Begegnungen im Laufe seines öffentlichen Wirkens das Wohlwollen des Vaters gezeigt, ihnen Fragen gestellt und sie zu einem erfüllten Leben eingeladen hat. Die Kirche will den Jugendlichen dadurch, dass sie dieselbe Fürsorge wie Jesus demonstriert, geduldig zuhören, ihre Ängste verstehen, mit wahrem Herzen mit ihnen ins Gespräch kommen und sie dabei begleiten, ihren Lebensplan zu erkennen Die Jugendseelsorge der Kirche soll daher zuallererst eine humanisierende und missionarische Animation sein und somit fähig, in der menschlichen Erfahrung die Zeichen der Liebe und des Rufes Gottes zu erkennen. Im Licht des Glaubens finden die Suche nach Wahrheit und Freiheit, der Wunsch zu lieben und geliebt zu werden, persönliche Ambitionen und leidenschaftliches Engagement für andere und die Welt ihren authentischen Sinn. Indem sie jungen Menschen hilft, ihren Lebensplan auf Gott hin zu entdecken, weiterzuentwickeln und zu leben, kann die Jugendpastoral einen neuen Stil und neue Strategien übernehmen. Jugendpastoral muss unbedingt „flexibler sein und die jungen Menschen zu Events und Veranstaltungen einladen, wo sie dann nicht nur eine Unterweisung erhalten, sondern ihnen ebenso die Gelegenheit geben wird, sich über das Leben auszutauschen, zu feiern, zu singen, konkrete Zeugnisse zu hören und als Gemeinschaft die Begegnung mit dem lebendigen Gott zu erfahren“.<ref> ChV 204.</ref> Auch die Katechese für junge Menschen wird durch den Ton dieses pastoralen Stils neu definiert werden.

253. Jedes Bildungsprojekt, das liturgische, spirituelle, sittliche und Glaubensinhalte vermittelnde Bildung miteinander verbindet, konzentriert sich auf „zwei große Dreh- und Angelpunkte: der eine ist die Vertiefung des Kerygmas, der grundlegenden Erfahrung der Gottesbegegnung im gekreuzigten und auferstandenen Christus; der andere ist das Wachstum in der geschwisterlichen Liebe, im gemeinschaftlichen Leben, im Dienst“.<ref> ChV 213.</ref> Die Katechese soll daher die Verkündigung des Osterfestes Jesu, die wahre Jugendzeit der Welt, als Bedeutungsschwerpunkt darstellen, auf den die Antwort auf die Berufung aufgebaut werden soll.<ref> Vgl. ChV, Achtes Kapitel.</ref> Die Berufungsdimension der Jugendkatechese macht die Ausgestaltung von Bildungswegen unter Bezugnahme auf Lebenserfahrungen erforderlich. Es ist anerkennenswert, dass der Glaubensweg junger Menschen oft auch durch die Mitgliedschaft in einem Verein oder einer kirchlichen Bewegung vermittelt wird. Durch Gruppendynamik kann die Katechese nämlich eng mit konkreten Erfahrungen verbunden bleiben.<ref> Vgl. ChV 219–220.</ref>

254. Zusätzlich zu den organischen und strukturierten Wegen der Katechese ist es wichtig, jene Katechese mehr zur Geltung zu bringen, die gelegentlich in den Lebensbereichen junger Menschen, d. h. in Schule, Universität, Kultur- und Freizeitvereinen stattfindet. Zu den Erfahrungen, die hier anzuführen wären, gehört neben den Veranstaltungen in Diözesen, Ländern und Kontinenten auch der Weltjugendtag als Gelegenheit, viele junge Menschen anzusprechen, die sonst nicht erreicht würden. Es ist gut, dass Priester und Katecheten als Vorbereitung auf den Weltjugendtag und für seine Durchführung Wege entwickeln, die es ermöglichen, diese Glaubenserfahrung in Fülle zu erleben. Nicht zu vergessen ist die Faszination, die von Pilgerfahrten auf viele junge Menschen ausgeht: Diese sollen sinnvollerweise als Moment der Katechese erlebt werden.

255. Dem kreativen und mitverantwortlichen Beitrag, den junge Menschen selbst zur Katechese leisten, muss mehr Wert zukommen. Der Dienst als Katechet für Kinder fordert junge Menschen dazu heraus, selbst im Glauben zu wachsen. Dies lädt die christliche Gemeinschaft dazu ein, die Bildung junger Katecheten besonders sorgfältig zu begleiten: „Es erweist sich auch als notwendig, sich um die Katecheten zu bemühen, denn dies sind oft junge Menschen, die sich in den Dienst anderer, etwa gleichaltriger junger Menschen, stellen. Es ist wichtig, ihre Ausbildung angemessen zu betreuen und dafür zu sorgen, dass ihr Dienst von der Gemeinschaft besser anerkannt wird.“<ref> BISCHOFSSYNODE, XV. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG, Abschlussdokument (27. Oktober 2018), 133.</ref>

256. Die Kirche schaut heute mit größerer Aufmerksamkeit auf den Schritt von der Jugend zum Erwachsenenalter. Im Vergleich zur jüngsten Vergangenheit verzögert sich vor allem in bestimmten gesellschaftlichen Kontexten der Eintritt in das Erwachsenenalter bei vielen jungen Menschen immer mehr. Dieser Übergang impliziert, dass wir oft vor Menschen stehen, die zwar alle Voraussetzungen für ein Erwachsenenleben mitbringen (Alter, Bildungsabschlüsse, Einsatzbereitschaft), aber keine günstigen Bedingungen vorfinden, um ihren Wunsch nach Selbstverwirklichung effektiv umzusetzen, da ihre berufliche und finanzielle Situation nicht stabil genug ist, um eine Familie gründen zu können. Natürlich wirkt sich diese Situation auf ihre innere und emotionale Welt aus. Deshalb soll über neue Wege pastoralen und katechetischen Handelns nachgedacht werden, die der christlichen Gemeinschaft helfen, mit jungen Erwachsenen zu interagieren und sie auf ihrem Weg zu unterstützen.

KATECHESE FÜR ERWACHSENE

257. Die Situation von Erwachsenen ist heute besonders komplex. Anders als früher wird dieses Lebensalter nicht mehr als Zustand verstanden, in dem Stabilität erreicht ist, sondern als kontinuierlicher Veränderungsprozess, in dem die Entwicklung der persönlichen Sensibilität, des Beziehungsgeflechts und der Verantwortung, zu der die Person gerufen ist, Berücksichtigung finden. In dieser lebendigen Dynamik, in die familiäre, kulturelle und soziale Faktoren einfließen, konstruiert der Erwachsene seine eigene Identität immer wieder neu und reagiert kreativ auf die verschiedenen Umbruchphasen, die er erlebt. Die Dynamik des Erwachsenwerdens betrifft zwangsläufig auch die religiöse Dimension, da der Glaubensakt ein eng mit der Persönlichkeit verbundener innerer Prozess ist. In den Stationen des Erwachsenenlebens ist der Glaube selbst dazu gerufen, unterschiedliche Gestalt anzunehmen, sich zu entwickeln und zu reifen, um zu einer authentischen und ständigen Antwort auf die Provokationen des Lebens zu werden. Deshalb erfordert jeder mögliche Glaubensweg für Erwachsene, dass Lebenserfahrungen nicht nur berücksichtigt werden, sondern im Licht des Glaubens als Chance neu gedeutet und somit in den Ausbildungsprozess integriert werden.

258. Die Verhältnis von Erwachsenen zur Frage des Glaubens ist äußerst vielschichtig, und es ist richtig, dass jeder Mensch mit seinen Besonderheiten angenommen und gehört wird. Ohne die Besonderheit der jeweiligen Situation zu schmälern, kann zwischen bestimmten Typen von Erwachsenen unterschieden werden, die den Glauben auf unterschiedliche Weise leben:

- gläubige Erwachsene, die ihren Glauben leben und ihn vertiefen wollen;

- Erwachsene, die zwar getauft, aber nicht richtig unterwiesen wurden oder die christliche Initiation nicht abgeschlossen haben und als Quasi-Katechumenen<ref> CT 44.</ref> bezeichnet werden können;

- getaufte Erwachsene, die ihren Glauben zwar gewöhnlich nicht leben, aber dennoch in besonderen Augenblicken des Lebens den Kontakt zur kirchlichen Gemeinschaft suchen;

- Erwachsene, die aus anderen christlichen Konfessionen oder religiösen Erfahrungen kommen;

- Erwachsene, die nach Erfahrungen in neuen religiösen Bewegungen zum katholischen Glauben zurückkehren;

- nicht getaufte Erwachsene, an die sich der eigentliche Katechumenat wendet.

259. Das Bemühen darum, den in der Taufe empfangenen Glaubens reifen zu lassen, ist eine persönliche Verantwortung, die man gerade als Erwachsener deshalb vorrangig empfinden muss, weil man sich in einem ständigen Prozess der Persönlichkeitsbildung befindet. Diese Aufgabe gilt für jeden Menschen und konfrontiert ihn im Erwachsenenalter mit der familiären und sozialen Verantwortung, zu der er gerufen ist, die zu tiefen Krisen führen kann. Deshalb sind Begleitung und Wachstum im Glauben auch in diesem Lebensalter und mit typischen Schwerpunkten notwendig, damit der Erwachsene zu jener spirituellen Weisheit reifen kann, welche die vielen Erfahrungen seines persönlichen, familiären und gesellschaftlichen Lebens erleuchtet und ihnen Einheit verleiht.

260. Katechese mit Erwachsenen gestaltet sich daher als persönlicher und gemeinschaftlicher Lernprozess mit dem Ziel, eine Glaubenshaltung zu erwerben, „die der Größe Christi entspricht“ (Eph 4,13). Ihr Hauptziel ist deshalb die Ausbildung und das Reifen des Lebens im Heiligen Geist, die grundsätzlich stufen- und schrittweise erfolgt, damit die Botschaft des Evangeliums in ihrer verwandelnden Dynamik angenommen wird und so auf das persönliche und gesellschaftliche Leben einwirken kann. Letztlich erreicht die Katechese für Erwachsene dann ihren Zweck, wenn sie die Erwachsenen selbst dazu befähigt, ihre Glaubenserfahrung in die Hand zu nehmen, und den Wunsch in ihnen weckt, weiter zu gehen und zu wachsen.

261. Die allgemeine Aufgabe der Katechese für Erwachsene muss in Bezug auf die verschiedenen Typen von Menschen und religiösen Erfahrungen gestaltet werden, auf die sie sich bezieht. Daher zeigen die nachfolgenden besonderen Aufgaben, die auch chronologisch so aufgebaut sein können, in Wahrheit den ständigen Versuch der kirchlichen Gemeinschaft, vor die Erwachsenen zu treten und zu versuchen, ihre konkreten Lebenssituationen zu erfassen und auf ihre wirklichen Bedürfnisse und Anforderungen einzugehen. Es sind daher besondere Aufgaben der Katechese für Erwachsene. Sie sollen:

a. den Glauben wecken, indem ein Neuanfang der Glaubenserfahrung gefördert und das menschliche und spirituelle Potential besser zur Geltung gebracht wird, das im Innersten eines jeden Menschen nie erloschen ist, mit Blick auf eine freie und persönliche Wiederaufnahme der ursprünglichen Motivation in Bezug auf Anziehungskraft, Stil und Willen;

b. den Glauben von partiellen, abwegigen oder irrigen religiösen Darstellungen reinigen und dem Menschen zunächst einmal helfen, Grenzen zu erkennen und sich dazu zu entschließen, mit Blick auf den Weg zur Fülle des Lebens, zu der das Evangelium ruft, nach authentischeren Glaubenszusammenhängen zu suchen;

c. den Glauben auch durch das Erleben bedeutungsvoller kirchlicher Beziehungen nähren, indem die Bildung eines reifen christlichen Bewusstseins gefördert wird, das fähig ist, von der eigenen Hoffnung Rechenschaft abzulegen, und bereit ist für einen unbeschwerten und intelligenten Dialog mit der heutigen Kultur;

d. helfen, den Glauben zu teilen und zu bezeugen, indem sie Räume für Gemeinsamkeit und für den Dienst in der Kirche und Welt bereitstellen und so die Aufgabe erfüllt, das Reich Gottes deutlich zu machen.

Die Katechese für Erwachsene hat kurzum die Aufgabe, die Formung der typischen Wesensmerkmale des im Glauben erwachsenen Christen und Jünger des Herrn zu begleiten und zu dieser zu erziehen, und dies innerhalb einer christlichen Gemeinschaft, die zum Aufbruch fähig ist, d.h. die in die gesellschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten eingebunden ist, um den Glauben zu bezeugen und das Reich Gottes zu verwirklichen.

262. Damit Katechese mit Erwachsenen sinnvoll und zielführend ist, müssen einige Kriterien berücksichtigt werden.

a. Es ist von grundlegender Bedeutung, dass diese Katechese sich von der missionarischen Erfahrung des Katechumenats leiten lässt und Ausdruck der kirchlichen Gemeinschaft in ihrer Gesamtheit ist, als Schoß, der den Glauben erzeugt. Da die christliche Gemeinschaft ein strukturelles Element des katechetischen Prozesses für Erwachsene ist und nicht nur in diesem verortet ist, muss sie auf jeden Fall zur Erneuerung fähig sein, sich von dem Empfinden der Erwachsenen in der heutigen Zeit erreichen und herausfordern lassen und zudem zur Aufnahme, Präsenz und Unterstützung fähig sein.

b. Da sich die Erwachsenenkatechese als Erziehungsprozess für das christliche Leben in seiner Ganzheit gestaltet, ist es wichtig, dass sie konkrete und qualifizierende Erfahrungen des Lebens, das aus dem Glauben heraus gestaltet wird, anbietet (Vertiefung der Heiligen Schrift und Glaubenslehre; Momente der Spiritualität, Liturgie und praktizierte Volksfrömmigkeit; Erfahrung kirchlicher Brüderlichkeit; missionarische Ausübung von Nächstenliebe und Zeugnis in der Welt ...), die auf die verschiedenen Bedürfnisse des Menschen mit seiner gesamten Gefühls-, Gedanken-, und Beziehungswelt eingehen.

c. Erwachsene sollten nicht als Adressaten von Katechese betrachtet werden, sondern als Protagonisten zusammen mit den Katecheten selbst. Notwendig ist daher, dass der Erwachsene respektvoll als Mensch angenommen wird, der auch auf der Ebene des Glaubens bereits Erfahrungen und Überzeugungen entwickelt hat und in der Lage ist, von seiner eigenen Freiheit Gebrauch zu machen und im Dialog neue Überzeugungen reifen zu lassen.

d. Die Katechese für Erwachsene sollte darauf achten, deren Situation als Männer und Frauen zu erkennen, wobei die Einzigartigkeit, wie jeder Einzelne seine Glaubenserfahrung lebt, zu berücksichtigen ist; zudem ist es wichtig, auf den weltlichen Stand der Erwachsenen zu achten, die mit der Taufe dazu gerufen sind, „in der Verwaltung und gottgemäßen Regelung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu suchen“ (LG 31).

e. Es ist wichtig, dafür zu sorgen, dass die Katechese für Erwachsene insbesondere mit der Familien- und Jugendpastoral und mit den anderen Dimensionen des Glaubenslebens – der liturgischen Erfahrung, dem Dienst der Nächstenliebe, der soziokulturelle Dimension –, koordiniert wird, um eine gewisse Einheitlichkeit in der kirchlichen Pastoral zu entwickeln.

263. In der Katechese für Erwachsene ist die Person des Katecheten entscheidend, der als Begleiter und Erzieher zugleich auftritt und sie auch in ihrem persönlichen Wachstumsprozess unterstützen kann. Der Begleiter Erwachsener erhält trotz seiner aufrichtig brüderlichen Beziehung seine erzieherische Funktion ihnen gegenüber bewusst aufrecht, in der Absicht, ihnen ein erwachsenes Verhältnis zum Herrn, bedeutungsvolle kirchliche Beziehungen und Entscheidungen für das christliche Zeugnis in der Welt zu erleichtern. Zur gegebenen Zeit ist der Begleiter in der Lage, zur Seite zu treten, um die Betreffenden auf diese Weise dabei zu unterstützen, ihren Glaubensweg eigenverantwortlich in die Hand zu nehmen Es ist daher wichtig, dass Erwachsenenkatecheten sorgfältig ausgewählt und über eine fachliche Qualifikation für die Ausübung dieses delikaten Amtes qualifiziert werden.

264. Die Katechese für Erwachsene weist eine große Vielfalt an Formen mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten auf:

- Katechese als echte Einführung in den Glauben, d. h. als Begleitung Bewerber auf dem Weg zur Taufe und den Initiationssakramenten durch Erfahrungen des Katechumenats;

- Katechese als neue Einführung in den Glauben, d. h. als Begleitung derer, die zwar getauft sind, aber die Einführung nicht abgeschlossen haben oder de facto nicht evangelisiert wurden;

- Katechese als Wiederentdeckung des Glaubens durch „Zentren des Zuhörens“ oder andere Möglichkeiten, bzw. ein Angebot in evangelisierender Form, das für die sogenannten Glaubensfernen bestimmt ist;

- Katechese zur Verkündigung des Glaubens im Lebens-, Arbeits- und Freizeitbereich oder im Rahmen von Veranstaltungen der Volksfrömmigkeit oder Wallfahrten zu Pilgerstätten;

- Katechese mit Paaren im Rahmen der Eheschließung oder Feier der Sakramente der Kinder, die oft zum Ausgangspunkt für weitere katechetische Erfahrungen wird;

- Katechese zur Vertiefung des Glaubens auf Grundlage der Heiligen Schrift oder lehramtlicher Texte oder des Lebens von Heiligen und Glaubenszeugen;

- liturgische Katechese, die auf eine bewusste Teilnahme an gemeinschaftlichen Feiern abzielt;

- Katechese zu ethischen, kulturellen oder gesellschaftspolitischen Themen mit dem Ziel einer aktiven und glaubensorientierten Teilnahme am Leben der Gesellschaft;

- Katechese in der fachlichen Ausbildung von Seelsorgehelfern als besondere Anlässe für Glaubenswege.

265. Zu guter Letzt ist der Beitrag von Verbänden, Bewegungen und kirchlichen Gruppen zur christlichen Bildung von Erwachsenen anzuerkennen, da diese eine dauerhafte, abwechslungsreiche Begleitung gewährleisten. Die Tatsache, dass diese Zusammenschlüsse christliches Leben oft als persönliche und existentielle Begegnung mit der lebendigen Person Jesu Christi im Kontext der Gruppenerfahrung und brüderlichen Beziehungen darstellen, ist von Bedeutung. Kleine Gruppen werden daher, gerade weil sie den Austausch von Lebenserfahrungen und den Aufbau brüderlicher und freundschaftlicher Beziehungen erleichtern, zu einer wertvollen Gelegenheit für die Weitergabe des Glaubens von Mensch zu Mensch.<ref> Vgl. EG 127–129.</ref>

KATECHESE FÜR ÄLTERE MENSCHEN

266. Ältere Menschen sind ein Schatz an Erinnerungen und häufig Hüter der Werte einer Gesellschaft. Gesellschaftliche und politische Entscheidungen, die ihre Würde als Personen nicht anerkennen, richten sich gegen die Gesellschaft selbst. „Die Kirche kann und will sich nicht einer Mentalität der Unduldsamkeit anpassen, und schon gar nicht der Gleichgültigkeit und der Verachtung gegenüber dem Alter.“<ref> FRANZISKUS, Generalaudienz (4. März 2015).</ref> Vielmehr sieht sie in älteren Menschen ein Geschenk Gottes, einen Reichtum für die Gemeinschaft, und betrachtet die Seelsorge für sie als wichtige Aufgabe.

267. Ältere Menschen müssen eine angemessene Katechese erhalten, die auf die besonderen Aspekte ihrer Glaubenssituation eingeht. „Der alte Mensch kann mit einem festen, reichen Glauben altgeworden sein: dann führt die Katechese den zurückgelegten Weg gewissermaßen zur Fülle, in einer Haltung der Dankbarkeit und der vertrauensvollen Erwartung. Andere leben in einem durch mangelnde christliche Praxis geschwächten Glauben: dann wird die Katechese zu einem Moment neuen Lichtes und neuer religiöser Erfahrung. Manchmal wird der Mensch mit tiefen Wunden an Seele und Leib alt: die Katechese kann ihm helfen, seine Situation in der Haltung des Gebets, der Vergebung, des inneren Friedens zu leben. In jedem Fall erfordert die Situation des alten Menschen eine Katechese der Hoffnung, die aus der Gewissheit der endgültigen Begegnung mit Gott erwächst.“<ref> ADK187.</ref> Entscheidend ist daher, dass die unterschiedlichen persönlichen und gesellschaftlichen Situationen berücksichtigt werden, die oft von Einsamkeit und einem Gefühl der Nutzlosigkeit geprägt sind, um eine Katechese zu beginnen, durch die sie sich in der Gemeinschaft angenommen und anerkannt fühlen.

268. Die Heilige Schrift stellt den älteren Gläubigen als ein Sinnbild für den Menschen dar, der reich an Weisheit und Gottesfurcht ist und damit Träger einer intensiven Lebenserfahrung, was ihn in gewisser Weise zu einem natürlichen Katecheten der Gemeinschaft macht. Das Alter ist eine Zeit der Gnade, in der der Herr seinen Ruf erneuert, den Glauben zu bewahren und weiterzugeben, besonders in Form des Bittgebets und der Nähe zu Bedürftigen. Alte Menschen vermitteln jungen Menschen durch ihr Zeugnis den Sinn des Lebens, den Wert der Tradition und bestimmter religiöser und kultureller Praktiken; sie verleihen der Erinnerung und den Opfern vergangener Generationen Würde; sie richten hoffnungsvoll den Blick über die Schwierigkeiten der Gegenwart hinaus. Die Kirche hilft älteren Menschen, indem sie ihren Wert anerkennt, sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen. Insbesondere können sie katechetische Aufgaben für Kinder, Jugendliche und Erwachsene übernehmen und das reiche Erbe an Weisheit und Glauben, das sie in sich tragen, in Einfachheit teilen. Die Gemeinschaft ihrerseits sollte sich für diese wertvolle Präsenz dankbar zeigen und den generationenübergreifenden Dialog zwischen Alten und Jungen fördern. Auf diese Weise bringt sie die Verbindung zwischen Erinnerung und Zukunft, zwischen Tradition und Erneuerung zum Ausdruck und schafft einen echten Kreislauf der Weitergabe des Glaubens von Generation zu Generation.

KATECHESE FÜR MENSCHEN MIT BEHINDERUNGEN

269. Die Fürsorge der Kirche für Menschen mit Behinderungen entspringt dem Handeln Gottes. Gemäß dem Prinzip der Menschwerdung des Gottessohnes, der sich in jeder menschlichen Situation gegenwärtig macht, erkennt die Kirche in Menschen mit Behinderungen den Ruf zum Glauben und zu einem guten und sinnerfüllten Leben an. Das Thema Behinderung ist für die Evangelisierung und christliche Bildung von großer Bedeutung. Die Gemeinschaften sind gerufen, sich nicht nur um die Schwächsten zu kümmern, sondern die Gegenwart Jesu zu erkennen, die sich in ihnen auf besondere Weise manifestiert. Dies „erfordert zweifache Aufmerksamkeit: das Bewusstsein um die Möglichkeit der Glaubenserziehung von Menschen mit – auch schwerer und schwerster – Behinderung; und den Willen, ihn als aktives Subjekt in der Gemeinschaft, in der er lebt, zu betrachten“.<ref> FRANZISKUS, Ansprache an die Teilnehmer einer Tagung zur Katechese für Menschen mit Behinderung (11. Juni 2016).</ref> Auf kultureller Ebene ist leider eine oft narzisstische und utilitaristische Lebensauffassung verbreitet, die den vielgestaltigen menschlichen und spirituellen Reichtum von Menschen mit Behinderungen nicht erfasst und dabei vergisst, dass die Verletzlichkeit zum Wesen des Menschen gehört und ihn nicht daran hindert, glücklich zu sein und sich selbst zu verwirklichen.<ref> Vgl. FRANZISKUS, An die Teilnehmer der Tagung Die Katechesen und die Menschen mit Behinderung" (21. Oktober 2017).</ref>

270. Menschen mit Behinderungen sind eine Chance für die kirchliche Gemeinschaft zu wachsen, die durch deren Anwesenheit herausgefordert ist, kulturelle Vorurteile zu überwinden. Behinderung kann in der Tat zu Verlegenheit führen, weil sie die Schwierigkeit deutlich macht, Andersartigkeit zu akzeptieren, insbesondere, wenn sie von Dauerhaftigkeit gekennzeichnet ist, kann Behinderung auch Angst erzeugen, weil sie auf die radikale Verwundbarkeit eines jeden verweist, die im Leiden und schließlich im Tod besteht. Gerade weil Menschen mit Behinderungen Zeugen für die wesentlichen Wahrheiten des menschlichen Lebens sind, müssen sie als großes Geschenk angenommen werden. Durch ihre Gegenwart bereichert, entsteht in der Gemeinschaft ein größeres Bewusstsein für das heilbringende Mysterium des Kreuzes Christi, und im Erleben von gegenseitiger Annahme und Solidarität in den Beziehungen wird sie zum Spender guten Lebens und zu einem Ruf für die Welt. Die Katechese soll daher den Getauften helfen, das Geheimnis des menschlichen Schmerzes im Licht von Christi Tod und Auferstehung zu deuten.

271. Aufgabe der Ortskirchen ist es, sich innerhalb ihrer katechetischen Wege für die Annahme und normale Anwesenheit von Menschen mit Behinderungen zu öffnen und sich durch eine Inklusionskultur gegen die Logik der Ausgrenzung einzusetzen. Menschen mit geistigen Behinderungen erleben ihre Beziehung zu Gott als unmittelbar intuitiv, und so ist es notwendig und ihrer Würde angemessen, sie in ihrem Glaubensleben zu begleiten. Dies verlangt von den Katecheten, nach neuen Wegen der Kommunikation und passenderen Methoden zu suchen, um die Begegnung mit Jesus zu fördern. Daher erweist sich eine von Erfahrung geprägte Dynamik und Sprache als hilfreich, die alle fünf Sinne sowie narrative Wege einbezieht und in der Lage ist, alle Betreffenden persönlich und bedeutungsvoll einzubeziehen. Es ist gut, dass einige Katecheten fachlich für diesen Dienst ausgebildet werden. Katecheten sollen auch den Familien von Menschen mit Behinderungen nahe sein, indem sie sie begleiten und ihre volle Einbeziehung in die Gemeinschaft fördern. Die Offenheit für das Leben dieser Familien ist ein Zeugnis, das großen Respekt und Bewunderung verdient.<ref> Vgl. AL 47.</ref>

272. Menschen mit Behinderungen sind, auch wenn sie gravierende Beeinträchtigung aufweisen, zur Fülle des sakramentalen Lebens gerufen. Die Sakramente sind Gaben Gottes, und Liturgie muss gelebt werden, noch bevor sie rational verstanden wird: Niemand kann daher Menschen mit Behinderungen die Sakramente verweigern. Eine Gemeinschaft, die es versteht, die Schönheit und Freude des Glaubens zu entdecken, zu der diese Brüder und Schwestern fähig sind, wird reicher. Daher ist die pastorale Inklusion und Einbeziehung in die Liturgie insbesondere an Sonntagen wichtig.<ref> Vgl. BENEDIKT XVI., Apostolisches Schreiben Sacramentum caritatis (22. Februar 2007), 58.</ref> Menschen mit Behinderungen können die hohe Dimension des Glaubens verwirklichen, die sakramentales Leben, Gebet und Verkündigung des Wortes einschließt. Sie sind daher nicht nur Adressaten der Katechese, sondern Protagonisten der Evangelisierung. Es ist wünschenswert, dass sie selbst Katecheten sein können und durch ihr Zeugnis den Glauben wirksamer vermitteln.

KATECHESE FÜR MIGRANTEN

273. Migration ist ein weltweites Phänomen; sie betrifft Millionen von Menschen und Familien, die sich in einzelnen Ländern in der Binnenmigration befinden, die im Allgemeinen in Form von Urbanisierung erfolgt, oder die auf dem zuweilen gefährlichen Weg in neue Länder und Kontinente sind. Zu den Ursachen gehören Kriegskonflikte, Gewalt und Verfolgung, die Verletzung von Freiheiten und Menschenwürde, Verarmung, Klimawandel und die globalisierungsbedingte Mobilität von Arbeitnehmern. „Dieses Phänomen erschüttert einen wegen der Menge der betroffenen Personen, wegen der sozialen, wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und religiösen Probleme, die es aufwirft, wegen der dramatischen Herausforderungen, vor die es die Nationen und die internationale Gemeinschaft stellt .“<ref> BENEDIKT XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 62.</ref> Alle Teilkirchen sind davon betroffen, weil sie zu den Herkunfts-, Transit- oder Zielländern der Migranten gehören. In vielen Fällen führt der Migrationsprozess nicht nur zu gravierenden humanitären Problemen, sondern oft auch zur Aufgabe der religiösen Praxis und zu einer Krise der Glaubensüberzeugungen.

274. Als „Mutter ohne Grenzen und Barrieren“<ref> FRANZISKUS, Ansprache an die Teilnehmer des VII. Kongresses der Pastoral für die Migranten und Menschen unterwegs (21. November 2014), 6.</ref> nimmt die Kirche Migranten und Flüchtlinge auf und teilt mit ihnen das Geschenk des Glaubens. Die Kirche ist an Solidaritäts- und Aufnahmemaßnahmen beteiligt und kümmert sich auch in diesen Kontexten darum, das Evangelium zu bezeugen. „Sie unterstützt Projekte der Evangelisierung und der Begleitung der Migranten auf ihrer gesamten Reise vom Heimatland durch die Transitländer bis in das Aufnahmeland, mit besonderer Aufmerksamkeit für eine Antwort auf ihre geistlichen Bedürfnisse durch die Katechese, die Liturgie und die Spendung der Sakramente.“<ref> Ebd., vgl. auch JOHANNES PAUL II., Postsynodales Apostolisches Schreiben Pastores gregis (16. Oktober 2003), 72.</ref> Die Katechese für Migranten im Rahmen der Erstaufnahme hat die Aufgabe, das Vertrauen in die Nähe und Vorsehung des Vaters zu erhalten, damit die Ängste und Hoffnungen derer, die sich auf den Weg machen, vom Glauben erleuchtet werden. In der Katechese mit den aufnehmenden Gemeinschaften sollte darauf geachtet werden, dass zur Verpflichtung der Solidarität motiviert und negative Vorurteile bekämpft werden. „Eine solche Katechese kann dann gar nicht anders, als sich auf die schwerwiegenden Probleme zu beziehen, die dem Phänomen der Migration vorausgehen und es begleiten, wie die demographische Frage, die Arbeit und deren Bedingungen (Phänomen der Schwarzarbeit), die Sorge um die vielen Alten, das die Kriminalität,, die Ausbeutung von Menschen“<ref> PÄPSTLICHER RAT DER SEELSORGE FÜR DIE MIGRANTEN UND MENSCHEN UNTERWEGS, Erga migrantes charitas Christi (3. Mai 2004), 41. </ref> und der Menschenhandel. Es kann fruchtbar sein, die örtliche katholische Gemeinde mit einigen typischen Formen des Glaubens, der Liturgie und der Frömmigkeit von Migranten bekannt zu machen, durch die die Katholizität der Kirche erlebt werden kann.

275. Dort, wo dies möglich ist, stellt das Angebot der Katechese, das die für die Herkunftsländer typischen Glaubensverständnisse und -praktiken berücksichtigen soll, insbesondere für Migranten der ersten Generation eine wertvolle Unterstützung im christlichen Leben dar. Große Bedeutung hat die Verwendung der Muttersprache, da sie die erste Ausdrucksform der eigenen Identität ist. Die Kirche hat für Migranten eine spezielle Pastoral, die deren kulturelle und religiöse Eigenheiten berücksichtigt. Es wäre ungerecht, wenn Migranten neben der bereits erlebten Entwurzelung auch noch den Verlust ihrer Riten und religiösen Identität verkraften müssten.<ref> Vgl. ebd., 49.</ref> Darüber hinaus werden christliche Migranten, die ihren Glauben leben, zu Verkündern des Evangeliums in den Aufnahmeländern, bereichern so das geistliche Gefüge der Ortskirche und stärken deren Sendung mit ihrer eigenen kulturellen und religiösen Tradition.

276. Um im Bereich der Katechese eine Seelsorge sicherzustellen, die besser auf die besonderen Bedürfnisse von Migranten abgestimmt ist, die oft verschiedenen Kirchen sui iuris mit ihren eigenen theologischen, liturgischen und spirituellen Traditionen angehören, sind Dialog und eine möglichst enge Zusammenarbeit zwischen Herkunfts- und Aufnahmekirche unerlässlich. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, muttersprachliches katechetisches Material in der betreffenden Tradition zu erhalten und hilft bei der Vorbereitung von Katecheten, die für die Aufgabe, Migranten auf dem Glaubensweg zu begleiten, geeignet sind. Die Vorschriften des Codex des Kanonischen Rechtes und des Codex der Kanones der Ostkirchen sollen befolgt werden.

KATECHESE FÜR AUSWANDERER

Religiöse Unterstützung in Auswanderungsländern

277. Die Beziehungen der Herkunftskirchen zu ihren Kindern werden durch den Abschluss des Migrationsprozesses und die dauerhafte Niederlassung an einem anderen Ort innerhalb oder außerhalb der Landesgrenzen nicht unterbrochen. Sie bestehen auf verschiedene Weise durch die Einrichtung von muttersprachlichen Gemeinden, Missionen oder anderen Formen der geistlichen Unterstützung an den Aufnahmeorten fort. Um Auswanderern die Möglichkeit zu bieten, den in ihrem Herkunftsland gelebten Glauben weiter praktizieren zu können und ihnen geistliche und materielle Hilfe zukommen zu lassen, entsenden einige Diözesen vom missionarischen Geist getragene Priester, Ordensleute und Laien ins Ausland, um die Gläubigen aus ihrem Herkunftsland zu begleiten und zu versammeln. Diese Maßnahme wird je nach den rechtlichen Möglichkeiten auf verschiedene Weise durchgeführt.<ref> Im CIC: Missionen mit Seelsorge oder „Quasipfarreien" (c. 516); Personalpfarreien (c. 518); Kaplanstellen (c. 564 ff.); Personalprälaturen (c. 294 ff.); Priester und Bischofsvikare (c. 383 § 2). Im CCEO: cc. 16.38.147–148.193.588.916. Zu den katholischen Gläubigen östlicher Riten in den römisch-katholischen Gebieten vgl. FRANZISKUS, Apostolisches Schreiben De concordia inter codices (31. Mai 2016).</ref> Sie umfasst häufig das Angebot von Katechesekursen in Vorbereitung auf die christliche Initiation und Fortbildung, die in der Fremdsprache gemäß den Traditionen der Herkunftskirchen abgehalten werden. Dies erweist sich als wertvolles Instrument für das christliche Leben der Auswanderergemeinschaften und für den spirituellen Reichtum der aufnehmenden Kirchen. Die Katechese muss jedoch in absoluter Absprache mit dem Ortsbischof organisiert und geleitet werden, damit sie im Einklang mit dem Weg der jeweiligen Teilkirche erfolgt und den Respekt der Identität mit dem Bemühen um Integration zu verbinden weiß.

Katechese in den Herkunftsländern

278. Oft kehren Auswanderer für kurze Zeit zu den oft von lebendiger Volksfrömmigkeit geprägten traditionellen lokalen Festen an ihre Herkunftsorte zurück. Obwohl dies nur gelegentlich der Fall ist, sollte dieser Umstand als Glaubensangebot und zur Klärung von Problemen genutzt werden, die durch den Auswanderungsstatus eventuell in Bezug auf Glauben und Moral entstanden sein könnten. Häufig erfolgt bei solchen Gelegenheiten die Bitte der Sakramentsspendung für sich selbst oder die eigenen Kinder gebeten, weil der Wunsch besteht, diese Freude mit geliebten Menschen zu teilen. Es ist gut zu betonen, dass der Empfang der Sakramente eine katechetische Vorbereitung erfordert,<ref> Vgl. CIC, cc. 851.889.913–914.1063.</ref> die vorzugsweise in den Auswanderungsländern sicherzustellen ist und derer der Pfarrer sich auch durch die Anforderung von Nachweisen versichern muss. Andernfalls muss er für die notwendige Vorbereitung Sorge tragen.

KATECHESE FÜR MENSCHEN AM RANDE DER GESELLSCHAFT

279. Unter Menschen am Rande der Gesellschaft versteht man jene Menschen, die ausgegrenzt sind oder am Rande zur Ausgrenzung stehen. Zu diesen armen Menschen zählen Flüchtlinge, Umherziehende, Obdachlose, chronisch Kranke, Drogenabhängige, Gefangene, Sklavinnen der Prostitution usw. Die Kirche schaut „insbesondere auf jenen Teil der Menschheit, der leidet und weint, weil sie weiß, dass diese Menschen nach dem Recht des Evangeliums zu ihr gehören“.<ref> PAUL VI., Ansprache zu Beginn der zweiten Sitzung des Zweiten Vatikanischen Konzils (29. September 1963). Siehe EG 209- 212.</ref> „Deswegen muss die Kirche immer wachsam und bereit sein, neue Werke der Barmherzigkeit auszumachen und sie großzügig und begeistert in die Tat umzusetzen“,<ref> FRANZISKUS, Apostolisches Schreiben Misericordia et misera (20. November 2016), 19.</ref> denn sie ist sich bewusst, dass die Glaubwürdigkeit ihrer Botschaft stark vom Zeugnis der Werke abhängt. Das Wort Jesu (vgl. Mt 25,31–46) unterstützt und motiviert jene in ihrem Bemühen, die für den Herrn im Dienst an den Geringsten tätig sind.

280. Der Kirche erkennt darüber hinaus an, dass „die schlimmste Diskriminierung, unter der die Armen leiden, der Mangel an geistlicher Zuwendung ist.“ Daher gilt: „Die bevorzugte Option für die Armen muss sich hauptsächlich in einer außerordentlichen und vorrangigen religiösen Zuwendung zeigen.“<ref> EG 200.</ref> Menschen am Rande der Gesellschaft wird der Glaube fast immer situationsbezogen in informellen Kontexten und Bereichen verkündet, so dass die Fähigkeit, auf Menschen in der Situation, in der sie sich befinden, zuzugehen, die Bereitschaft, sie bedingungslos aufzunehmen und die Fähigkeit, ihnen realistisch und barmherzig gegenüber zu treten, eine entscheidende Rolle spielen. Im Hinblick auf die Erstverkündigung und Katechese ist es daher notwendig, die Vielfalt der Situationen zu berücksichtigen, indem die Bedürfnisse und Fragen eines jeden aufgegriffen werden und auf das zwischenmenschliche Verhältnis abgehoben wird. Die Gemeinschaft ist zur brüderlichen Unterstützung der Freiwilligen gerufen, die sich in diesen Dienst einbringen.

Katechese im Gefängnis

281. Gefängnisse gelten allgemein als sogenannte Grenzorte und sind als solche ein authentisches Feld für den Evangelisierungsauftrag, aber auch ein Laboratorium im Grenzbereich für eine Pastoral, die die Ausrichtung des kirchlichen Handelns vorwegnimmt. Mit den Augen des Glaubens lässt sich erkennen, wie Gott unter Häftlingen selbst in menschlich verzweifelten Situationen wirkt. Somit spricht er die Herzen der Menschen überall an und schenkt ihnen Freiheit, denn ihr Entzug „ist die schwerste Strafform, die man abbüßt, da sie die Person in ihrem innersten Kern trifft“.<ref> FRANZISKUS, Predigt während der Heiligen Messe anlässlich des Jubiläums der Strafgefangenen (6. November 2016).</ref> In den Herzen der Brüder und Schwestern „den Wunsch nach der wahren Freiheit zu wecken, ist eine Aufgabe, der die Kirche sich nicht entziehen kann“,<ref>Ebd.</ref> indem sie ohne zu zögern die Güte und unentgeltliche Barmherzigkeit Gottes vermittelt.

282. Der grundlegende Inhalt der Katechese unter Häftlingen, die oft situations- und erfahrungsbezogen erfolgt, ist das als Vergebung und Befreiung verstandene Kerygma des Heils in Christus. Der Glaube wird durch eine direkte Begegnung mit der Heiligen Schrift verkündet, deren Annahme sogar in von der Sünde völlig zerstörten Lebensentwürfen tröstend und heilend sein kann und Raum für Resozialisierung und Wiedereingliederung eröffnet. Daneben nehmen Häftlinge gerade durch die Beziehung, die sie zu den Seelsorgern aufbauen, Gottes Gegenwart in den Zeichen bedingungsloser Annahme und aufmerksamen Zuhörens wahr. Diese brüderlichen Beziehungen zeigen Häftlingen das mütterliche Gesicht der Kirche, die häufig gerade während der Inhaftierung die Umkehr oder Wiederentdeckung des Glaubens vieler ihrer Kinder geschenkt bekommt, die darum bitten, die Sakramente der christlichen Initiation zu empfangen. Die Sorge der Kirche begleitet auch jene, die ihre Haftzeit beenden, und ihre Familien.

DRITTER TEIL: Die Katechese in den Teilkirchen

Die christliche Gemeinschaft als Gegenstand der Katechese

DIE KIRCHE UND DER DIENST DES WORTES GOTTES

283. Gott wollte seine Kirche um sein Wort versammeln und sie mit dem Leib und Blut seines Sohnes nähren. Wer an Christus glaubt, wird nicht aus einem verderblichen, sondern aus einem unverderblichen Samen wiedergeboren, der Wort des lebendigen Gottes ist (vgl. 1 Petr 1,23). Eine solche Erneuerung ist jedoch nie etwas Abgeschlossenes. Das Wort Gottes ist das tägliche Brot, das den kirchlichen Weg ununterbrochen erneuert und nährt. „Die Kirche gründet in der Tat auf dem Wort Gottes, sie entsteht und lebt aus ihm. In allen Jahrhunderten seiner Geschichte hat das Volk Gottes stets in ihm seine Kraft gefunden, und die kirchliche Gemeinschaft wächst auch heute im Hören, in der Feier und im Studium des Wortes Gottes.“<ref> BENEDIKT XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 3.</ref> Dadurch, dass dieses Wort über allem steht, stellt sich die Kirche in ein „erfurchtsvolles Hören“ (DV 1). Das Vorbild des Gottesvolkes ist Maria, die Jungfrau des Zuhörens, denn sie „bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19). Der Dienst des Wortes wird also aus dem Zuhören geboren und erzieht in der Kunst des Zuhörens, denn nur, wer zuhört, kann auch verkünden. „Die gesamte Evangelisierung beruht [auf dem Wort], das vernommen, betrachtet, gelebt, gefeiert und bezeugt wird.“<ref> EG 174.</ref>

284. Das Wort Gottes ist dynamisch: Es wächst und verbreitet sich von allein (vgl. Apg 12,24) und „trägt in sich Anlagen, die wir nicht voraussehen können. Das Evangelium spricht von einem Samen, der, wenn er einmal ausgesät ist, von sich aus wächst, auch wenn der Bauer schläft (vgl. Mk 4,26–29). Die Kirche muss diese unfassbare Freiheit des Wortes akzeptieren, das auf seine Weise und in sehr verschiedenen Formen wirksam ist, die gewöhnlich unsere Prognosen übertreffen und unsere Schablonen sprengen“.<ref> EG 22.</ref> Ebenso wie Maria bekennt auch die Kirche: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38). So stellt sie sich in den Dienst der Verkündigung des Wortes des Herrn und wird seine treue Hüterin. Der Herr selbst hat es ihr anvertraut, nicht damit es verborgen bleibe, sondern damit es als Licht für alle leuchten möge. Das Wort Gottes steht also am Ursprung der Sendung der Kirche. „Das Wort selbst drängt uns, zu den Brüdern zu gehen: Das Wort ist es, das erleuchtet, reinigt, bekehrt; wir sind nichts weiter als Diener.“<ref> BENEDIKT XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 93. </ref>

285. In Bezug auf das Wort Gottes erfüllt die Kirche durch ihren Dienst eine Vermittlungsaufgabe: Sie verkündet es zu jeder Zeit an jedem Ort; sie bewahrt es und gibt es unversehrt an die verschiedenen Generationen weiter (vgl. 2 Tim 1,14); sie deutet es mit dem Charisma, das dem Lehramt zu eigen ist; sie verkündet es treu und vertrauensvoll, „damit die ganze Welt im Hören auf die Botschaft des Heiles glaubt, im Glauben hofft und in der Hoffnung liebt“ (DV 1); sie nimmt die neuen Gläubigen, die sich ihr durch die Annahme des Wortes und die Taufe anschließen (vgl. Apg 2,41), in sich auf. 286. „In der Dynamik der Evangelisierung bringt derjenige, der das Evangelium als das errettende Wort annimmt, diesen Schritt gewöhnlich in [...] sakramentalen Gesten zum Ausdruck“.<ref> EN 23.</ref> In dieser Hinsicht versteht man, nachdem die Gegenüberstellung zwischen Wort und Sakrament überwunden ist, dass der Dienst des Wortes auch für den Dienst der Sakramente unverzichtbar ist. Der heilige Augustinus schreibt dazu, „im Geiste werden wir geboren durch das Wort und das Sakrament“.<ref> AUGUSTINUS VON HIPPO, In Iohannis evangelium tractatus, 12, 5: CCL 36, 123 (PL 35, 1486).</ref> Ihre Verflechtung erreicht ihre höchste Wirkung in der Liturgie, insbesondere in der Eucharistiefeier, die die sakramentale Bedeutung des Wortes Gottes offenbart. „Wort und Eucharistie gehören so eng zueinander, dass eines nicht ohne das andere verstanden werden kann: Das Wort Gottes wird im eucharistischen Geschehen sakramentales Fleisch. Die Eucharistie öffnet uns für das Verständnis der Heiligen Schrift, ebenso wie die Heilige Schrift ihrerseits das eucharistische Geheimnis beleuchtet und erklärt.“<ref> BENEDIKT XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 55.</ref>

287. Einheitlicher Träger der Evangelisierung ist das Volk Gottes, „ein pilgerndes und evangelisierendes Volk“.<ref> EG 111.</ref> Das Zweite Vatikanische Konzil spricht vom messianischen Volk, das von Christus als Werkzeug der Erlösung angenommen und allen Menschen als Licht der Welt und Salz der Erde gesandt wurde (vgl. LG 9). Die Salbung des Geistes (1 Joh 2,20) lässt es am prophetischen Amt Christi teilhaben und stattet es mit Gaben wie dem sensus fidei aus, die es befähigen, das Wort Gottes zu erkennen, zu bezeugen und zu verkünden. „Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und sie verkündeten freimütig das Wort Gottes (parresía)“ (Apg 4,31). Ebenso wie die Evangelisierung ist auch die Katechese eine Handlung, für die sich die ganze Kirche verantwortlich fühlt.

288. Verantwortung geht jeden etwas an. „Kraft der empfangenen Taufe ist jedes Mitglied des Gottesvolkes ein missionarischer Jünger geworden (vgl. Mt 28,19). Jeder Getaufte ist, unabhängig von seiner Funktion in der Kirche und dem Bildungsniveau seines Glaubens, aktiver Träger der Evangelisierung, und es wäre unangemessen, an einen Evangelisierungsplan zu denken, der von qualifizierten Mitarbeitern umgesetzt würde, wobei der Rest des gläubigen Volkes nur Empfänger ihres Handelns wäre. Die neue Evangelisierung muss ein neues Verständnis der tragenden Rolle eines jeden Getauften einschließen.“<ref> EG 120.</ref> Zwar sind alle verantwortlich, jedoch nicht alle in demselben Maße. Verantwortung unterscheidet sich in charismatische und priesterliche Gaben, die für Leben und Sendung der Kirche beide gleichwesentlich sind.<ref> Vgl. KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE, Brief Iuvenescit Ecclesia (15. Mai 2016), 10.</ref> Jeder trägt entsprechend seinem Stand im Leben und der von Christus empfangenen Gnade dazu bei (vgl. Eph 4,11–12).

289. Eine konkrete Form auf dem Weg der Evangelisierung ist die synodale Praxis, die auf universaler und lokaler Ebene erfolgt und in den verschiedenen Synoden oder Räten zum Ausdruck kommt. Ein erneuertes Bewusstsein um die missionarische Identität erfordert heute eine größere Fähigkeit zum Austausch, zur Kommunikation und Begegnung, um gemeinsam und fügsam gegenüber dem Geist auf dem Weg Christi zu gehen. Das Anliegen der Synode umfasst wichtige Ziele für die Evangelisierung: Sie geleitet zur gemeinsamen Unterscheidung der zu beschreitenden Wege; sie führt zum Handeln in im Zusammenwirken der Gaben aller mit den Gaben aller; sie wirkt der Isolation der Betroffenen oder einzelnen Träger entgegen. „Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Zuhörens, in dem Bewusstsein, dass das Zuhören ,mehr ist als Hören‘. Es ist ein wechselseitiges Anhören, bei dem jeder etwas zu lernen hat: das gläubige Volk, das Bischofskollegium, der Bischof von Rom – jeder im Hinhören auf die anderen und alle im Hinhören auf den Heiligen Geist.“<ref> FRANZISKUS, Ansprache anlässlich der 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (17. Oktober 2015); vgl. auch EG 171. 95</ref>

Die Ausführungen über den Dienst des Wortes finden ihre konkrete Verwirklichung in den Kontexten der verschiedenen kirchlichen Traditionen und Teilkirchen in ihren verschiedenen Ausprägungen.

DIE OSTKIRCHEN

290. „Die Ostkirchen mit ihren Einrichtungen und liturgischen Bräuchen, ihren Überlieferungen und ihrer christlichen Lebensordnung sind in der katholischen Kirche hochgeschätzt. In diesen Werten von ehrwürdigem Alter leuchtet ja eine Überlieferung auf, die über die Kirchenväter bis zu den Aposteln zurückreicht. Sie bildet ein Stück des von Gott geoffenbarten und ungeteilten Erbgutes der Gesamtkirche“ (OE 1). Diese Schätze haben von Anfang an zur Evangelisierung beigetragen. Die Katholische Kirche bekräftigt immer wieder, dass „die Orientalen das Recht und die Pflicht haben, sie zu bewahren, sie zu kennen und zu leben“,<ref> KONGREGATION FÜR DIE OSTKIRCHEN, Instruktion zur Anwendung der liturgischen Vorschriften des Kanonischen Kodex der Orientalischen Kirchen (6. Januar 1996), 10.</ref> wobei ein Verlust der eigenen Identität auf jeden Fall zu vermeiden ist. Die Katechese spielt bei dieser Verpflichtung, den Glauben in der eigenen kirchlichen Überlieferung zu schützen und weiterzugeben, eine privilegierte Rolle. Im katechetischen Angebot ist es daher notwendig, dass „das biblische und liturgische Moment und die Traditionen der jeweiligen eigenberechtigten Kirche in der Patrologie, der Hagiographie und selbst in der Ikonographie aufstrahlen“.<ref> CCEO c. 621 § 2.</ref>

291. „Zu betonen ist, dass die Katechese im Osten, so wie heute auch in der westlichen Kirche empfohlen, nicht von der Liturgie angekoppelt werden darf, weil sie von ihr als in actu gefeiertes Mysterium Christi geleitet ist. Diese Methode wird von etlichen Kirchenvätern in der Ausbildung der Gläubigen zugrunde gelegt. Sie drückt sich aus in der Katechese für Katechumenen und der Mystagogie oder mystagogischen Katechese für jene, die in die göttlichen Mysterien eingewiesen werden. Auf diese Weise werden die Gläubigen fortlaufend zur frohen Wiederentdeckung des Wortes, des Todes und der Auferstehung ihres Herrn geführt, in den der Geist des Vaters sie eingeführt hat. Aus dem Verständnis dessen, was sie feiern, und aus der vollständigen Aneignung dessen, was sie gefeiert haben, gestalten sie einen Lebensplan: Mystagogie ist also der Inhalt ihrer erlösten, geheiligten Existenz auf dem Weg des Göttlichwerdens und als solche Fundament der Spiritualität und Sittlichkeit. Daher werden die besonderen liturgischen Feiern als konkreter Ausgangspunkt für den besonderen katechetischen Weg der einzelnen katholischen Ostkirchen empfohlen.“<ref> KONGREGATION FÜR DIE ORIENTALISCHEN KIRCHEN, Katechese für die Bewerbung, a. a. O., 30.</ref>

292. Alle Kleriker und Ordenskandidaten sowie Personen des geweihten Lebens und Laien, denen die katechetische Sendung anvertraut wird, sollen neben einer gesunden, soliden Vorbereitung, wie die allgemeinen Kirchenvorschriften sie vorsehen, auch gut in den Riten und ritusübergreifenden praktischen Vorschriften unterwiesen und ausgebildet werden, besonders wenn es in demselben Gebiet mehrere eigenständige Kirchen gibt (vgl. OE 4). Außerdem gilt: „Die Christgläubigen einer jeden eigenberechtigten Kirche, auch der lateinischen Kirche, die durch ein Amt, einen Dienst oder eine Aufgabe zahlreiche Beziehungen zu den Christgläubigen einer anderen eigenberechtigten Kirche haben, müssen in der Kenntnis und Pflege des Ritus dieser Kirche genau ausgebildet werden, entsprechend der Bedeutung ihres Amtes, Dienstes oder ihrer Aufgabe, die sie ausüben.“<ref> CCEO ca. 41.</ref>

DIE TEILKIRCHEN

293. „Die Verkündigung, Weitergabe und gelebte Erfahrung des Evangeliums erfolgen in der Teilkirche oder Diözese.“<ref> ADK 217. Im gesamten Dokument bezieht sich der Ausdruck Teilkirche auf die Diözese und ihre Gleichgestellten (CIC c. 368). Der Ausdruck Ortskirche bezieht sich auf Zusammenschlüsse von Teilkirchen, die in einer Region, einem Land oder auch einer Ländergruppe durch besondere Bindungen vereint sind.</ref> Die Teilkirche ist jener Teil des Volkes Gottes, der „im Heiligen Geist zusammengeführt wird, [...] in dem die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche wahrhaft wirkt und gegenwärtig ist“ (CD 11). Der Grund ist, dass in ihr die konstitutiven Strukturen der Kirche gegenwärtig sind: das Evangelium, die Sakramente und die Gesamtheit der Bischöfe, die die Seelsorge mit Hilfe der Priesterschaft leiten. Die Teilkirche ist „die Kirche, die in einem bestimmten Raum Gestalt annimmt, mit allen von Christus geschenkten Heilsmitteln versehen ist, zugleich jedoch ein lokales Angesicht trägt“.<ref> EG 30.</ref> Kirche in Fülle ist sie jedoch nicht allein, sondern in der Gemeinschaft aller Kirchen. Es ist also nur ein Volk, „ein Leib, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“ (Eph 4,4–5). Es findet ein intensiver gegenseitiger Austausch statt, und „nur die ständige Beachtung beider Aspekte der Kirche wird uns den Reichtum dieser Beziehung zwischen universaler Kirche und Teilkirchen erfassen lassen“.<ref> EN 62.</ref>

294. Wie die Weltkirche ist auch jede Teilkirche Trägerin der Evangelisierung. Das, was sie ausmacht, wird zur Quelle ihrer Sendung. Gerade durch ihre Vermittlung kommen Menschen mit einer Gemeinschaft in Berührung, hören das Wort Gottes, werden durch die Taufe Christen und versammeln sich zur eucharistischen Gemeinschaft als wichtigstem Ausdruck der Kirche unter der Leitung des Bischofs (vgl. SC 41).

295. Vom Heiligen Geist mit allen Mitteln versehen, obliegt es den Teilkirchen, das Werk der Evangelisierung fortzusetzen und zum Wohl der Weltkirche beizutragen. Versammelt durch das Wort Gottes, sind sie gerufen, es zu verkünden und zu verbreiten. Wenn wir die Herausforderung der Evangelisierung annehmen, verlangt das Wort Gottes, dass wir die entlegensten Gebiete erreichen und uns an allen Rändern öffnen. Da die Teilkirchen außerdem in einem bestimmten Raum leben, evangelisieren sie dadurch, dass sie in der Geschichte, Kultur, Überlieferung, Sprache und den Problemen ihres Volkes Wurzeln schlagen. „Vielmehr fördert und übernimmt es [das Wort Gottes] Anlagen, Fähigkeiten und Sitten der Völker, soweit sie gut sind. Bei dieser Übernahme reinigt, kräftigt und hebt es sie aber auch“ (LG 13). So erfüllt sich das Pfingstgeschenk, durch das die Kirche „in allen Sprachen spricht, in der Liebe alle Sprachen versteht und umfängt und so die babylonische Zerstreuung überwindet“ (AG 4).

296. Jede Teilkirche ist eingeladen, die Katechese bestmöglich als Ausdruck der Evangelisierung innerhalb ihres kulturellen und gesellschaftlichen Kontextes durchzuführen. Die gesamte christliche Gemeinschaft ist für die Katechese verantwortlich, auch wenn nur einige vom Bischof den Auftrag erhalten, Katecheten zu sein. Diese handeln und arbeiten formal im Namen der gesamten Kirche.

297. Das Angebot der Katechese erfolgt in Kontexten, die zuweilen die traditionellen Formen der Einführung und Erziehung im Glauben in Frage stellen. Daher haben sich verschiedene Teil- und Ortskirchen an Prozessen zur Überprüfung und Erneuerung der Seelsorge beteiligt und Ziele festgelegt, Projekte ausgearbeitet und Initiativen auf diözesaner, nationaler und kontinentaler Ebene gestartet. Diese Erneuerung fordert von den Gemeinschaften auch eine Reform ihrer Strukturen. Es existiert ein starker Bedarf, alles in evangelisierender Form zu gestalten, als Grundprinzip, an dem sich das gesamte kirchliche Handeln orientiert. Auch die Katechese beteiligt sich an diesem missionarischen Wandel, vor allem durch die Schaffung von Räumen und konkreten Angeboten für die erste Verkündigung und indem die christliche Initiation in katechumenaler Form überdacht wird. Durch eine organische Gestaltung zusammen mit den anderen Dimensionen der Seelsorge und eine realistische pastorale Unterscheidung sollen Aktivismus, Empirismus und die Zersplitterung des Angebots als Risiken vermieden werden.

DIE PFARREIEN

298. Die Pfarreien sind aus der missionarischen Expansion der Kirche entstanden und als Zellen der Teilkirche direkt mit diesen verbunden (vgl. AA 10). „Unter ihnen ragen die Pfarreien hervor, die räumlich verfasst sind unter einem Seelsorger, der den Bischof vertritt; denn sie stellen auf eine gewisse Weise die über den ganzen Erdkreis hin verbreitete Kirche dar“ (SC 42). Über sie werden die Gemeinschaften der Menschen sogar leibhaftig von den Mitteln der Erlösung erreicht, deren wichtigste das Wort Gottes, die Taufe und die Eucharistie sind. „Letztlich gründet die Pfarrei in einer theologischen Gegebenheit, weil sie eucharistische Gemeinschaft ist.“<ref> JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 26.</ref> Als Band der Nächstenliebe drängt die Eucharistie zur Fürsorge gegenüber den Ärmsten „und ihre Evangelisation ist zum Zeichen messianischen Wirkens gesetzt“ (PO 6).

299. Die Pfarrei ist auf den Säulen des Wortes Gottes, der Sakramente und der Nächstenliebe gegründet, die wiederum ein Netz an Diensten, Ämtern und Charismen voraussetzen, und ist „ein augenscheinliches Beispiel für das gemeinschaftliche Apostolat; was immer sie in ihrem Raum an menschlichen Unterschiedlichkeiten vorfindet, schließt sie zusammen und fügt es dem Ganzen der Kirche ein“ (AA 10). Die Pfarrei ist Ausdruck des Antlitzes des Volkes Gottes, das sich für alle unterschiedslos öffnet. Sie ist „zum andern der übliche Ort, an dem man im Glauben geboren wird und wächst. Sie bildet deshalb einen gemeinschaftlichen Raum, der sich sehr gut dazu eignet, dass der in ihr vollzogene Dienst am Wort gleichzeitig Unterweisung, Erziehung und lebendige Erfahrung ist“.<ref> ADK 257.</ref>

300. Die Relevanz der Pfarreien darf nicht über die heutigen Schwierigkeiten hinwegtäuschen, die durch die Veränderung der historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Räume diktiert werden, in denen sie entstanden sind. Phänomene wie Verstädterung, Nomadentum, Migrationsströme und eine sinkende Zahl an Geistlichen wirken sich aus. Es muss ein Prozess der missionarischen Umkehr angestoßen werden, der sich nicht darauf beschränkt, das Bestehende zu erhalten oder die Ausgabe der Sakramente sicherzustellen, sondern der nach vorne drängt, in Richtung der Evangelisierung. „Die Pfarrei ist keine hinfällige Struktur; gerade weil sie eine große Formbarkeit besitzt, kann sie ganz verschiedene Formen annehmen, die die innere Beweglichkeit und die missionarische Kreativität des Pfarrers und der Gemeinde erfordern. Obwohl sie sicherlich nicht die einzige evangelisierende Einrichtung ist, wird sie, wenn sie fähig ist, sich ständig zu erneuern und anzupassen, weiterhin ,die Kirche [sein], die inmitten der Häuser ihrer Söhne und Töchter lebt‘. Das setzt voraus, dass sie wirklich in Kontakt mit den Familien und dem Leben des Volkes steht und nicht eine weitschweifige, von den Leuten getrennte Struktur oder eine Gruppe von Auserwählten wird, die sich selbst betrachten.“<ref> EG 28; vgl. auch JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 26.</ref>

301. Pfarreien sind heute verpflichtet, die Beziehungsdynamik durch offenere und weniger bürokratische Strukturen neu zu gestalten. Mit ihrem Angebot, Gemeinschaft der Gemeinschaften<ref> JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Amerika (22. Januar 1999), 41.</ref> zu sein, sollen sie für Bewegungen und Kleingruppen Unterstützung und Bezugspunkt sein, um ihre evangelisierende Tätigkeit in der Gemeinschaft zu leben. In einigen Kirchen entstehen neue Organisationsformen innerhalb der Diözese, die so genannten Seelsorgeeinheiten, die eine Ausweitung der priesterlichen Beteiligung vorsehen. Davon gibt es unterschiedliche Typen, die darauf abzielen, Evangelisierung durch eine organische und umfassende, innovative und kreative Seelsorge zu praktizieren.

302. Die Dynamik der missionarischen Umkehr impliziert, dass die Pfarrei sich danach fragt, welche Art der Katechese sie insbesondere in neuen sozialen und kulturellen Kontexten anbieten will. Sie bleibt ein privilegierter Ort der Glaubensbildung, ist sich aber bewusst, dass sie nicht das Gravitationszentrum des gesamten des katechetischen Auftrags ist, da es andere Wege und kirchliche Angebote gibt, die nicht strikt an bestehende Strukturen gebunden sind. Die Pfarrgemeinde soll mit diesen Anbietern in einen Dialog treten können, ihren Wert erkennen und zu einer pastoralen Unterscheidung hinsichtlich neuer Wege der evangelisierenden, flächendeckenden Präsenz gelangen.

303. Die Tatsache, dass neuer evangelisierender Schwung nötig ist, motiviert zu der Entscheidung, alle pastoralen Maßnahmen der christlichen Gemeinschaft bis hin zu den ganz normalen und traditionellen missionarisch neu zu überdenken. Auch die Katechese ist von den Anforderungen der missionarischen Umkehr berührt, zu der die Pfarrei gerufen ist. Sie trägt sogar selbst dazu bei, wenn sie alle ihre Prozesse als erste Verkündigung innerviert. Um das katechetische Angebot der Pfarrei zu erneuern, ist es gut, einige Aspekte zu berücksichtigen.

a. die Gemeinschaft missionarischer Jünger: Im Mittelpunkt des Evangelisierungsangebots der Pfarrei steht nicht in erster Linie eine pastorale Strategie, geschweige denn eine elitäre, exklusive Gruppe von Vollkommenen und Experten, sondern eine Gemeinschaft missionarischer Jünger, Menschen, die den auferstandenen Christus lebhaft erfahren und neue, durch ihn erzeugte Beziehungen leben. Eine christliche Gemeinschaft, die auch in der Schwäche ihrer Glieder und Knappheit ihrer Ressourcen diese mystische Brüderlichkeit lebt, wird selbst zur ersten und natürlichen Verkündigung des Glaubens.

b. die missionarische Haltung: Zunächst geht es darum, eine neue Sicht der Wirklichkeit reifen zu lassen, ausgehend von einem pastoralen Angebot an Ideen, Projekten und zuvor gefertigten Schemata, hin zu einer Offenheit für das Handeln des Auferstandenen und seines Geistes, der den seinen immer vorausgeht. In diesem Zuge kann auch die Pfarrkatechese im Licht einer doppelten, wechselseitigen Bewegung zwischen sich und den Menschen gedeutet werden und ist dazu gerufen, neue Beziehungs- und Kommunikationsstile zu verinnerlichen: z. B. vom Aufnehmen bis zum Sich-aufnehmen-Lassen; vom Worthalten durch gestaltete Kommunikation bis zum Wortgeben, wobei Staunen mit Erstaunen die freie Initiative Gottes anerkannt wird. Diese missionarische Spannung lädt die Katechese dazu ein, sich dezentral zu verzweigen, zuzuhören und zu den Lebenserfahrungen der Menschen aufzubrechen und sie mit dem Licht des Evangeliums zu erleuchten. Dieses Dezentralisieren, das vor allem geistige Einstellungen betrifft, kann auch aus Sicht der physischen Räume zum Ausdruck kommen: Die Freude der Kirche, Jesus Christus zu verkünden, „findet ihren Ausdruck sowohl in ihrer Sorge, ihn an anderen, noch bedürftigeren Orten zu verkünden, als auch in einem beständigen Aufbruch zu den Peripherien des eigenen Territoriums oder zu den neuen soziokulturellen Umfeldern“.<ref> EG 30.</ref>

c. katechumenal inspirierte Ausbildungsangebote: Die Pfarrgemeinde soll besonders Jugendlichen und Erwachsenen vollständige Bildungsangebote anbieten können, durch die das Kerygma aufgenommen, existentiell vertieft und seine Schönheit genossen werden kann. Ein katechetisches Angebot, das nicht mit den anderen Maßnahmen der Pastoral im Einklang steht, läuft Gefahr, sich zwar als richtige, aber nicht besonders lebensrelevante Lehre zu präsentieren und kann das Gute des Evangeliums für die Menschen unserer Zeit nur schwer wirksam manifestieren.

VEREINIGUNGEN, BEWEGUNGEN UND GRUPPEN VON GLÄUBIGEN

304. Die Anerkennung der Pfarreien führt nicht dazu, dass die kirchliche Erfahrung in ihnen eingeschlossen wird. Vereinigungen, Bewegungen und verschiedene kirchliche Gruppen sind seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil neu erblüht. Sie sind in der Kirche eine Realität, die große Fähigkeit zur Evangelisierung mit sich bringt, und dringen in Bereiche vor, die traditionellen Strukturen oft fern sind. Die Gründung von Vereinen durch Gläubige zieht sich als Quelle der Erneuerung und des Apostolats durch die ganze christliche Geschichte. Sie muss daher gefördert werden, in der Erkenntnis, dass der Geist seine Charismen frei austeilt (vgl. 1 Kor 12,11), sodass „diese Bewegungen ein wahres Gottesgeschenk für die Neuevangelisierung und die Missionsarbeit“<ref> JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 72.</ref> bilden. Obwohl Ziele und Methoden sich sehr unterscheiden, lassen sich einige gemeinsame Elemente erkennen: die Wiederentdeckung der gemeinschaftlichen Dimension; die Stärkung von Aspekten des christlichen Lebens wie das Hören des Wortes, die Frömmigkeitspraxis, die Nächstenliebe und die Förderung der Laien in der kirchlichen und sozialen Mission.

305. Der Kirche hat das Recht der Gläubigen anerkannt, Vereinigungen zu bilden, und gründet es auf die soziale Dimension der menschlichen Natur und die Taufwürde. „Darüber hinaus ist es zutiefst eine theologische Gegebenheit, [...]: es handelt sich um ein ekklesiologisches Prinzip, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil ausdrücklich anerkannt wurde, wenn es im gemeinschaftlichen Apostolat ein „Zeichen der Gemeinschaft und der Einheit der Kirche in Christus“ (AA 18) sieht.<ref> JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 29.</ref> Zuweilen können Schwierigkeiten auftreten, die zumeist mit der Gefahr eines exklusiven Weges, eines übergroßen Identifikationsgefühls und einer unzureichenden Eingliederung in die Teilkirchen zu tun haben, mit denen sie stets Gemeinschaft pflegen müssen. Die Kriterien der Kirchlichkeit<ref> Ebd., 30. Die Kriterien der Ekklesialität sind: das Primat der Berufung eines jeden Christen zur Heiligkeit; die Verantwortung, für das Bekenntnis des katholischen Glaubens; das Zeugnis einer festen und überzeugten Gemeinschaft in kindlicher Beziehung zum Papst und zum Bischof; die Übereinstimmung mit der apostolischen Zielsetzung der Kirche; die Verpflichtung zu einer engagierten Präsenz in der menschlichen Gesellschaft.</ref> sind eine wichtige Hilfe, um Schwierigkeiten zu überwinden und Zeugnis von der Einheit abzulegen. Kirchliche Zusammenschlüsse „sind ein Reichtum der Kirche, den der Geist erweckt, um alle Umfelder und Bereiche zu evangelisieren. Oftmals bringen sie einen neuen Evangelisierungs-Eifer und eine Fähigkeit zum Dialog mit der Welt ein, die zur Erneuerung der Kirche beitragen. Aber es ist sehr nützlich, dass sie nicht den Kontakt mit dieser so wertvollen Wirklichkeit der örtlichen Pfarrei verlieren und dass sie sich gerne in die organische Seelsorge der Teilkirche einfügen“.<ref> EG 29.</ref>

306. Kirchliche Basisgemeinden haben inzwischen eine Reife erlangt, die von verschiedenen Bischofskonferenzen gefördert wird und in einigen Ländern sehr verbreitet ist. Sie haben die Erneuerung der Sendung gefördert: Dabei gehen sie aus vom Hören des Wortes Gottes; sie pflanzen das Evangelium besonders unter den Armen in der Kultur und der Situation der lokalen Bevölkerung ein;sie fördern Erfahrungen des Gemeinschaftslebens, die stärker einbinden; sie beziehen die Menschen in eine bewusstere Teilnahme an der Evangelisierung ein. „Sie sind Zeichen für die Lebendigkeit der Kirche, Hilfe für die Ausbildung und bei der Verkündigung des Evangeliums und wertvoller Ausgangspunkt für eine neue Gesellschaft, die gegründet ist auf die ,Zivilisation der Liebe‘. [...] Da die Kirche Gemeinschaft ist, sind [die neuen Basisgemeinden], die wirklich in Einheit mit der Kirche leben, ein wahrer Ausdruck der Gemeinschaft und Mittel, um eine noch tiefere Gemeinschaft zu bilden. Daher geben sie Grund zu großer Hoffnung für das Leben der Kirche.“<ref> JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 51; siehe auch EN 58.</ref>

307. Diese Verbände, Bewegungen und kirchlichen Gruppen messen dem Bildungsgedanken eine besondere Bedeutung bei, um alle grundlegenden Dimensionen des christlichen Lebens zu kultivieren. „Sie können, den jeweiligen Methoden entsprechend, ihren Mitgliedern eine Erziehung und Bildung anbieten, die in ihrer eigenen apostolischen Erfahrung verankert ist. Ferner ist ihnen die Chance gegeben, die Erziehung und Bildung, die ihre Mitglieder von anderen Menschen und Gemeinschaften empfangen, zu integrieren, zu konkretisieren und spezifisch anzuwenden.“<ref> JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles Laici (30. Dezember 1988), 62; vgl. ADK 261.</ref> Bildungswege, die das spezifische Charisma jeder dieser Realitäten vertiefen, können keine Alternative zur Katechese sein, die für die christliche Bildung nach wie vor wesentlich ist. Es ist daher entscheidend, dass Verbänden, Bewegungen oder Gruppen allgemein eine besondere Zeit für die Katechese vorsehen.

308. Im Hinblick auf die Katechese innerhalb dieser Zusammenschlüsse sind einige Aspekte zu berücksichtigen:

a. Katechese ist unveränderlich das Werk der Kirche, und daher muss das Prinzip der Kirchlichkeit der Katechese immer deutlich sein. Verbände, Bewegungen und besondere Gruppen sollen sich daher in Einklang mit den Pastoralplänen der Diözese stellen;

b. Das der Katechese eigene Wesen muss geachtet werden, indem ihr ganzer Reichtum entfaltet und in allen Dimensionen des christlichen Lebens entsprechend der Empfindsamkeit und dem Stil des Apostolats, die jedem Charisma eigen sind, unterwiesen wird;

Die Pfarrei ist gerufen, die in den Zusammenschlüssen durchgeführte Katechese zu schätzen, weil sie die Menschen oft umfassender einbezieht und über die Grenzen der Pfarrei hinausgeht.

DIE KATHOLISCHE SCHULE

309. Die Katholische Schule „verfolgt nicht weniger als andere Schulen die Bildungsziele und die menschliche Formung der Jugend. Ihre besondere Aufgabe aber ist es, einen Lebensraum zu schaffen, in dem der Geist der Freiheit und der Liebe des Evangeliums lebendig ist. [...] Ferner richtet sie die gesamte menschliche Bildung auf die Heilsbotschaft aus, so dass die Erkenntnis, welche die Schüler stufenweise von der Welt, vom Leben und vom Menschen gewinnen, durch den Glauben erleuchtet wird“ (GE 8). Folgende Merkmale sind, kurz gesagt, festzustellen: der Einklang mit den Bildungszielen der Schulen in öffentlicher Trägerschaft; die Authentizität der von den Werten des Evangeliums durchdrungenen Erziehergemeinschaft; die Aufmerksamkeit für die Jugend; das Bemühen, zu einer Zusammenführung von Glauben, Kultur und Leben zu erziehen.

310. „Einen entscheidenden Wandel in der Geschichte der Katholischen Schule [markiert]: der Übergang von der Schule als Institution zur Schule als Gemeinschaft. Mit der Dimension der Gemeinschaft ist nicht allein eine soziologische, sondern vor allem auch eine theologische Kategorie gemeint.“<ref> KONGREGATION FÜR DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN, Die religiöse Dimension der Erziehung in der Katholischen Schule. Merkmale zur Auseinandersetzung und Überarbeitung (7. April 1988), 31.</ref> Die Katholische Schule ist eine Glaubensgemeinschaft, die auf einem von evangeliumsgemäßen Werten geprägten Bildungsprojekt aufbaut. Die gemeinschaftliche Dimension muss konkret gelebt werden, indem ein sensibler und respektvoller Beziehungsstil geschmiedet wird. Dieses Projekt bringt die Einbeziehung der gesamten Schulgemeinschaft einschließlich der Eltern mit sich, wobei stets die Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt stehen sollen, die im Respekt vor dem Rhythmus eines Jeden zusammenwachsen. „Die Lehrer aber seien sich bewusst, dass es in höchstem Maße von ihnen abhängt, wieweit die katholische Schule ihre Absichten und Initiativen verwirklichen kann“ (GE 8).

311. Die katholische Schule macht als kirchlicher Träger die Sendung der Kirche vor allem in den Bereichen Bildung und Kultur sichtbar. Ihr Bezugspunkt ist die Teilkirche, für die sie kein Fremdkörper ist. Daher darf bei der Evangelisierung weder ihre katholische Identität noch ihre Rolle ausgeschlossen oder außen vorgelassen werden. „Denn aus der katholischen Identität ergeben sich die ureigenen Kennzeichen der Katholischen Schule, die sich als Handlungsträger in der Kirche ‚strukturiert‘, als Ort authentischen und spezifischen pastoralen Handelns. Sie hat teil am Evangelisierungsauftrag der Kirche und ist der privilegierte Ort, an dem christliche Erziehung Wirklichkeit wird.“<ref> KONGREGATION FÜR DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN, Die katholische Schule an der Schwelle zum dritten Jahrtausend (28. Dezember 1997), 11.</ref> Der Dienst des Wortes kann in der Katholischen Schule in vielfacher Form unter Berücksichtigung der verschiedenen geografischen Bereiche, der kulturellen Identität und der Adressaten ausgeübt werden. Von besonderer Bedeutung sind der katholische Religionsunterricht und die Katechese.

312. Die Gründe, weshalb Schüler oder ihre Familien sich für katholische Schulen entscheiden, können unterschiedlich sein. Die Pluralität der Entscheidungen muss respektiert werden. Aber selbst wenn der Grund für die Entscheidung in der Qualität des Bildungsansatzes liegt, sollten die Katechese und der katholische Religionsunterricht in ihrer ganzen kulturellen und pädagogischen Wertigkeit dargestellt werden. „Deshalb handelt die Katholische Schule, wenn sie sich um die Förderung des Menschen in seiner Ganzheit bemüht, im Gehorsam gegenüber der Sorge der Kirche und im Bewusstsein, dass alle menschlichen Werte ihre volle Verwirklichung und folglich ihre Einheit in Christus finden.“<ref> Ebd., 9.</ref> In einem kulturell und religiös pluralistischen Kontext ist es Aufgabe der Bischofskonferenzen und der einzelnen Bischöfe, darüber zu wachen, dass die Erteilung der Katechese oder des katholischen Religionsunterrichts vollständig und konsequent sichergestellt ist.

KATHOLISCHER RELIGIONSUNTERRICHT IN DER SCHULE

313. Der katholische Religionsunterricht in der Schule hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Seine Beziehung zur Katechese zeichnet sich durch Komplementarität aus. Dort, wo diese Unterscheidung nicht klar wird, besteht die Gefahr, dass beide ihre Identität verlieren. Während die Katechese „die persönliche Verbundenheit mit Christus und das Reifen des christlichen Lebens fördert, vermittelt der schulische Unterricht den Schülern Wissen über das Wesen des Christentums und das christliche Leben“.<ref> KONGREGATION FÜR DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN, Erziehung zum interkulturellen Dialog in der Katholischen Schule - Zusammenleben für eine Zivilisation der Liebe (28. Oktober 2013), 74.</ref> „Was dem Religionsunterricht in der Schule seine besondere evangelisierende Eigenart verleiht, ist der Umstand, dass er dazu berufen ist, in den Bereich der Kultur einzudringen und sich mit den anderen Wissensinhalten in Beziehung zu setzen. Denn als originäre Form des Dienstes am Wort lässt der Religionsunterricht das Evangelium im persönlichen Prozess der systematischen und kritischen Annäherung an die Kultur gegenwärtig werden.“<ref> ADK 73.</ref> Im gegenwärtigen Kontext ist zu sagen: „In vielen Fällen stellt er für die Schüler eine einzigartige Gelegenheit der Berührung mit der Botschaft des Glaubens dar.“<ref> BENEDIKT XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 111.</ref>

314. Dort, wo er durchgeführt wird, ist er ein Dienst am Menschen und wertvoller Beitrag zur schulischen Erziehung. „Die religiöse Dimension gehört in der Tat zum Wesen des kulturellen Faktors, sie trägt zur ganzheitlichen Bildung der Person bei und gestattet es, das Wissen in Lebensweisheit umzuwandeln.“<ref> BENEDIKT XVI., Ansprache an die Teilnehmer des Treffens für Lehrer der katholischen Religion (25. April 2009).</ref> Eltern und Schüler haben Anspruch auf eine vollständige Ausbildung, zumal die Religion eine Dimension der Existenz darstellt und in einem Kontext wie der Schule, die eine harmonische Persönlichkeitsentwicklung anbietet, nicht vernachlässigt werden darf. Der katholische Religionsunterricht hat in diesem Sinne einen großen erzieherischen Wert und dient der Weiterentwicklung der Gesellschaft.

315. Als Schulfach muss der katholische Religionsunterricht mit derselben Systematik und Strenge wie andere Fächer erteilt werden, da Improvisieren gerade in diesem Bereich schädlich und abzulehnen ist. Es ist geboten, seine Ziele in Übereinstimmung mit der schulischen Einrichtung zu erreichen. In Bezug auf andere Fächer ist der katholische Religionsunterricht insbesondere in dieser Zeit, in der sich Positionen leicht so verschärfen, dass sie in gewaltsame ideologische Auseinandersetzungen münden, dazu gerufen, die Bereitschaft zu einem respektvollen und offenen Dialog reifen zu lassen. „Die Religion bezeugt und verkündet einen ganzheitlichen Humanismus. Dieser von der religiösen Identität getragene Humanismus würdigt deren große Traditionen wie den Glauben, die Achtung vor dem Leben von seiner Empfängnis bis hin zu seinem natürlichen Ende, die Achtung der Familie, der Gemeinschaft, der Bildung und der Arbeit: Mittel und Wege, nicht um sich abzuschotten, sondern offen zu sein, auch für den Dialog mit jedem und über alles, was zum Guten und zur Wahrheit führt. Der Dialog bleibt die einzig mögliche Lösung, auch angesichts der Negation des Religiösen, des Atheismus und des Agnostizismus.“<ref>KONGREGATION FÜR DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN, Erziehung zum Dialog, a. a. O., 72.</ref>

316. „Es ist unmöglich, sämtliche Modelle des Religionsunterrichts in der Schule, die sich historisch im Zuge der Vereinbarungen mit den Staaten und der Beschlüsse der einzelnen Bischofskonferenzen entwickelt haben, auf eine einzige Form zurückführen. Man muss sich jedoch unbedingt darum bemühen, dass entsprechend den jeweiligen Voraussetzungen der Religionsunterricht an den Schulen seinen besonderen Zielsetzungen und Wesensmerkmalen entspricht.“<ref> ADK 74.</ref> Unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten werden die Bischofskonferenzen (und in besonderen Fällen die Diözesanbischöfe) in der Lage sein, die verschiedenen Ausrichtungen zu unterscheiden, um den katholischen Religionsunterricht zu aktualisieren. Darüber hinaus werden die Bischofskonferenzen gebeten, dafür zu sorgen, dass Lehrbücher und gegebenenfalls andere geeignete Instrumente und Hilfsmittel zur Verfügung stehen.

317. Es ist wünschenswert, dass die Bischofskonferenzen dem Religionsunterricht an Schulen mit Angehörigen verschiedener christlicher Konfessionen ähnlich große Aufmerksamkeit schenken, und zwar sowohl, wenn er Lehrern einer bestimmten Konfession übertragen ist, als auch bei nicht konfessionsgebundenen Lehrern. Ein solcher Unterricht hat auf jeden Fall einen ökumenischen Wert, wenn die christliche Lehre authentisch präsentiert wird. In diesem Sinne sollten die Beziehungen zu den in letzter Zeit entstandenen neuen, vom Evangelium inspirierten religiösen Bewegungen und solchen christlicher Herkunft von Dialogbereitschaft geleitet sein, auch wenn sie schwieriger umzusetzen ist.

318. Maßgeblich für den Erfolg des katholischen Religionsunterrichts an Schulen ist, dass die Lehrkräfte in der Lage sind, Glaube und Kultur, menschliche und religiöse Komponente, Wissenschaft und Religion sowie Schule und andere Bildungsträger miteinander in Korrelation zu bringen. Das Bemühen des Lehrers ist vornehmlich erzieherischer Natur und auf die menschliche Entwicklung seiner Schüler ausgerichtet. Gleichzeitig wird von den Lehrern verlangt, dass sie gläubig sind und sich um ein persönliches Wachstum im Glauben bemühen, dass sie sich in eine christliche Gemeinschaft eingliedern und bereit sind, auch durch eigene berufliche Kompetenzen Rechenschaft von ihrem Glauben abzulegen.<ref>Vgl. CIC c. 804 § 2 und c. 805.</ref>

Die Katechese im zeitgenössischen kulturellen Kontext

319. Die Katechese besitzt von ihrem Wesen her eine kulturelle und soziale Dimension, da sie im Rahmen einer Kirche stattfindet, die in die menschliche Gemeinschaft eingegliedert ist. In ihr teilen die Jünger des Herrn Jesus „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“ (GS 1). Die Aufgabe, die Zeichen der Zeit zu deuten, ist besonders in der jetzigen Zeit immer noch lebendig, die als epochale Wende empfunden wird und von Widersprüchen und zugleich von einer Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit, Begegnung und Solidarität geprägt ist. Auch die Katechese stellt sich der kirchlichen Herausforderung, sich gegen Prozesse zu wenden, in deren Mittelpunkt Ungerechtigkeit, die Ausgrenzung der Armen und die Vorrangstellung des Geldes stehen, und macht sich stattdessen zu einem prophetischen Zeichen der Förderung und des erfüllten Lebens für alle. Dies sind nicht nur Themen, denen Raum gegeben werden muss, sondern konstitutive Schwerpunkte der Katechese und kirchlichen Pastoral; es sind Zeichen einer Katechese, die ganz im Dienste der Inkulturation des Glaubens steht. Nachfolgend werden einige kulturelle, soziale und religiöse Fragen beleuchtet, die die Christen dazu einladen, sich daran zu erinnern, dass „Evangelisieren bedeutet, das Reich Gottes in der Welt gegenwärtig zu machen“.<ref> EG 176.</ref>

DIE KATECHESE IN EINER SITUATION VON PLURALISMUS UND KOMPLEXITÄT

320. Die moderne Kultur ist eine äußerst komplexe Realität, da aufgrund von Phänomenen wie der Globalisierung und der massiven Nutzung von Kommunikationsmedien immer mehr Themen und Bereiche, die sich in der Vergangenheit getrennt voneinander betrachten ließen, heute miteinander verbunden und voneinander abhängig sind und einen integrierten Ansatz erfordern. So verschmelzen in der aktuellen Welt Wissensfortschritte und kulturelle Tendenzen, die Globalisierung von Lebensmustern und Konditionierungen wirtschaftspolitischer Systeme, ethnische und religiöse Zugehörigkeiten und alte und neue soziale Fragen, wodurch konkrete Situation entstehen, die vielgestaltig und im Fluss sind. In dieser äußerst komplexen Lage begegnen die Menschen dem Leben und Glauben äußerst unterschiedlich, was einen besonders ausgeprägten kulturellen und religiösen Pluralismus nach sich zieht, der sich schwer systematisch erfassen lässt.

321. Diese sowohl in soziokultureller als auch religiöser Hinsicht so heterogene und unbeständige Realität muss so gedeutet werden, dass ihr polyedrischer Charakter<ref>Das Modell des Polyeders wird vor allem zur Erklärung der Beziehung zwischen Lokalisierung und Globalisierung herangezogen: vgl. EG 236 und FRANZISKUS, Botschaft zum 3. Festival der Soziallehre der Kirche (21. November 2013). Dieses Modell kann auch Licht in die Überlegungen zur Bedeutung der Charismen und Gaben in der kirchlichen Einheit bringen: vgl. DERS., Ansprache an die Bewegung der charismatischen Erneuerung (3. Juli 2015) und ChV 207. Schließlich begleitet es auch die Dynamik der pastoralen Unterscheidung komplexer Situationen: vgl. AL 4. Hier ist es in letzterem Sinne zu verstehen.</ref> abgebildet wird und jeder Aspekt auch in seiner vielfältigen Beziehung zur Gesamtheit seine Gültigkeit und Besonderheit behält. Dieser Interpretationsansatz ermöglicht es, die Phänomene aus verschiedenen Blickwinkeln zu deuten und sie dabei zueinander in Beziehung zu setzen. Es ist wichtig, dass die Kirche, die allen und jedem die Schönheit des Glaubens schenken will, sich dieser Komplexität bewusst ist und einen tieferen und weisen Blick auf die Wirklichkeit heranreifen lässt. Eine solche Lage verpflichtet umso mehr, die synodale Perspektive als jene Methodik zu übernehmen, die mit dem Weg, zu dem die Gemeinschaft gerufen ist, vereinbar ist. Es ist ein gemeinsamer Weg, in den verschiedene Präsenzen und Rollen einfließen, damit die Evangelisierung auf möglichst partizipative Weise verwirklicht werden kann.

322. In strengerer religiöser Hinsicht gibt es viele lokale Kontexte, in denen die Kirche in einem ökumenischen oder multireligiösen Umfeld lebt, in dem oft gerade unter Christen Formen religiöser Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit sowie Relativismus oder Synkretismus vor dem Hintergrund einer säkularistischen Sichtweise wachsen, die jede Offenheit für Transzendenz verneint. Angesichts der Herausforderungen, die eine bestimmte Kultur mit sich bringt, mag man sich in einer ersten Reaktion verwirrt, verloren und unfähig fühlen, sich mit den dahinterstehenden Phänomenen zu befassen und sie zu bewerten. Dies darf die christliche Gemeinschaft, die gerufen ist, das Evangelium nicht nur jenen zu verkünden, die es nicht kennen, sondern ihre Kinder auch im Bewusstsein um den eigenen Glauben zu unterstützen, nicht gleichgültig lassen. Der Wert, den die aktuelle Kultur der freiheitlichen Glaubensentscheidung beimisst, lässt sich als kostbare Chance begreifen, die Zugehörigkeit zum Herrn als zutiefst persönlichen und unentgeltlichen, reifen und bewussten Akt zu begreifen. Dadurch wird die tiefe Verbindung deutlich, die die Katechese zur Evangelisierung haben muss. Sie bildet in den Christen eine klare, sichere Identität heraus, die im Dialog mit der Welt unbeschwert Anlass zu christlicher Hoffnung in Sanftmut, Achtung und rechtem Gewissen geben kann (vgl. 1 Petr 3,15–16).

323. Vom soziokulturellen Standpunkt aus gesehen ist unbestreitbar, dass die Prozesse der Massenkommunikation sich erheblich beschleunigt und einiges zur Entstehung einer globalen Mentalität beigetragen haben, die zwar einerseits allen sofort die Möglichkeit bietet, sich durch gemeinsame Projekte und Potenziale als Mitglieder der großen Menschheitsfamilie zu fühlen, andererseits aber auch zu Verflachung und Gleichmacherei führt und Menschen schließlich zu Opfern einer häufig anonymen Macht werden lässt. „Wir leben in einer Informationsgesellschaft, die uns wahllos mit Daten überhäuft, alle auf derselben Ebene, und uns schließlich in eine erschreckende Oberflächlichkeit führt, wenn es darum geht, die moralischen Fragen anzugehen. Folglich wird eine Erziehung notwendig, die ein kritisches Denken lehrt und einen Weg der Reifung in den Werten bietet.“<ref> EG 64.</ref>

324. Die kirchliche Gemeinschaft ist gerufen, im Geiste des Glaubens auf die Gesellschaft zu schauen, in der sie lebt, und zu versuchen, „die Grundlage der Kulturen zu entdecken, die in ihrem innersten Kern doch stets offen sind und nach Gott dürsten“,<ref> FRANZISKUS, Ansprache an die Teilnehmer des Internationalen Kongresses der Großstadtpastoral (27. November 2014).</ref> die Bedeutungen der aktuellen kulturellen Veränderungen zu interpretieren, um ihnen das Evangelium der Freude zu bringen, das alles erneuert und mit Leben erfüllt. Aus diesem Grund wird sie sich nach Zugang zu jenen Schnittstellen des Lebens, anthropologischen Bereichen und modernen Areopagen sehnen, in denen kulturelle Trends entstehen und neue Mentalitäten geformt werden wie in der Schule, der wissenschaftlichen Forschung und im Arbeitsumfeld; in den sozialen Medien und der Kommunikation; im Engagement für Frieden und Entwicklung, den Schutz der Schöpfung und die Verteidigung der Rechte der Schwächsten; in der Welt der Freizeit, des Tourismus und des Wohlergehens; im Raum der Literatur, Musik und verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen.

325. Das vielgestaltige Gesicht der Wirklichkeit, das von ambivalenten, religiös und kulturell pluralistischen Elementen geprägt ist, zeigt sich letztlich in jedem einzelnen Menschen, dessen innere Physiognomie heute besonders dynamisch, komplex und polyedrisch ist. Der Dienst am konkreten Menschen ist der höchste Grund, weshalb die Kirche auf die menschlichen Kulturen schaut und aus einer Haltung des Hörens und Dialogs alles prüft und das Gute behält (vgl. 1 Thess 5,21). Die Teilkirche – und jede christliche Gemeinschaft oder kirchliche Gruppe in ihr – wird Trägerin dieser pastoralen Unterscheidung sein, die das Verständnis des Kerygmas formulieren soll, das am besten zu den verschiedenen Mentalitäten passt, damit der Prozess der Katechese tatsächlich in die zahlreichen Situationen inkulturiert wird und das Evangelium das Leben aller erleuchtet. In die pastorale Bewertung fließen zudem auch menschliche Räume ein, die typische Merkmale aufweisen, und zwar der Kontext in Großstädten, in ländlichen Gebieten und in traditionellen lokalen Kulturen.

Der städtische Kontext

326. Das Leben in der Stadt und insbesondere in großstädtischen Ballungsgebieten wird als globales Phänomen mit all seinen Facetten für die Menschheit immer entscheidender, weil es dadurch, dass es auf verschiedenste Weise die Konkretheit des täglichen Lebens berührt, das Verständnis des Menschen von sich selbst, von seinen gelebten Beziehungen und vom eigentlichen Sinn seines Lebens beeinflusst.

In modernen Städten werden kulturelle Modelle anders als in ländlichen Kulturen oder früher im städtischen Leben oft von anderen Institutionen und nicht mehr von der christlichen Gemeinschaft geschaffen. Dort gibt es „andere prachgebräuche, Symbole, Botschaften und Paradigmen [...], die neue Lebensorientierungen bieten, welche häufig im Gegensatz zum Evangelium Jesu stehen“.<ref> EG 73.</ref> Dies bedeutet nicht, dass es im städtischen Leben kein Gespür für Religion gäbe. Es wird nur durch andere Formen vermittelt und muss daher entdeckt und geschätzt werden. Die Kirche ist dazu gerufen, sich demütig und beherzt auf die Spuren der Gegenwart Gottes zu begeben und muss „die Stadt von einer kontemplativen Sicht her, das heißt mit einem Blick des Glaubens erkennen, der jenen Gott entdeckt, der in ihren Häusern, auf ihren Straßen und auf ihren Plätzen wohnt“.<ref> EG 71.</ref> Dadurch wird sie angesichts der Ambivalenzen und Widersprüche des gesellschaftlichen Lebens jene „prophetische Präsenz, die dann ihre Stimme erhebt, wenn es um Fragen der Werte und Grundsätze des Reiches Gottes geht“.<ref> V. GENERALKONFERENZ DES EPISKOPATS VON LATEINAMERIKA UND DER KARIBIK, Dokument von Aparecida (30. Mai 2007), 518.</ref>

327. Im Zuge einer pastoralen Präsenz, die das Herz der Stadt dort, „wo die neuen Geschichten und Paradigmen entstehen“<ref> EG 74.</ref> mit dem Wort des Herrn zu erhellen vermag, soll das katechetische Angebot eine transparente und humanisierende kerygmatische Verkündigung sein, die anders als Segregation, Unmenschlichkeit und Gewalt, die oft in großstädtischen Kontexten auftreten, voller Hoffnung ist. „Die Verkündigung des Evangeliums wird eine Grundlage sein, um in diesen Zusammenhängen die Würde des menschlichen Lebens wiederherzustellen, denn Jesus möchte in den Städten Leben in Fülle verbreiten (vgl. Joh 10,10)“.<ref> EG 75.</ref>

328. Zwar ist das Leben in der Stadt für viele eine einzigartige Gelegenheit, sich neuen Perspektiven zu öffnen, brüderlich zu teilen und sich selbst im Leben zu verwirklichen, doch wird es paradoxerweise nicht selten zum Ort, an dem die größte Einsamkeit, Desillusionierung und Misstrauen herrschen und mutiert zu einem Raum, in dem verschiedene soziale Schichten sich im Zusammenleben im Endeffekt gegenseitig ignorieren oder verachten. Dies ist Gelegenheit, eine vom Katechumenat geleitete Katechese auf kreative Art wiederanzubieten, die gemeinschaftliche Glaubenskontexte aufzeigen kann, in denen die Anonymität überwunden und so der Wert eines jeden anerkannt und jedem der Balsam des österlichen Glaubens zur Heilung seiner Wunden geschenkt wird. Im Rahmen des Prozesses der Katechese sind z. B. durch die Schaffung von Zeichen und Geschichten, die jenes Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinschaft wiederherstellen, das in der Stadt leicht abhanden kommen kann, „Räume für Gebet und Gemeinschaft zu erfinden, die für die Stadtbevölkerungen anziehender und bedeutungsvoller sind“.<ref> EG 73.</ref> Eine katechumenal geleitete städtische Katechese kann die Pfarrgemeinde in eine Gemeinschaft von Gemeinschaften verwandeln, die den mütterlichen Schutz der Kirche durch die Erfahrung echter brüderlicher Nähe offenbart und von der Barmherzigkeit und Zärtlichkeit ein konkretes Zeugnis ablegt, das Orientierung schafft und einen Sinn für das eigentliche Leben in der Stadt.

Der ländliche Kontext

329. Trotz der Relevanz des derzeit stattfindenden Verstädterungsprozesses dürfen die vielen ländlichen Kontexte, in denen verschiedene Völker leben und die Kirche durch ihre Präsenz Freud und Leid teilt, nicht vergessen werden. In unserer Zeit muss diese Nähe betont und neu hergestellt werden, um ländlichen Gemeinschaften dabei zu helfen, in Anbetracht der Veränderungen, die ihre Identität und Werte fortzureißen drohen, Orientierung zu finden. Die Erde ist der Raum, in dem Gott erfahren werden kann, der Ort, an dem er sich manifestiert (vgl. Ps 19,1–7). In ihr – die nicht Frucht des Zufalls, sondern Geschenk seiner Liebe ist (vgl. Gen 1–2) – lässt der Schöpfer seine Nähe, Vorsehung und Sorge für alle Lebewesen und besonders für die Menschheitsfamilie durchscheinen. Jesus selbst hat einige seiner schönsten Gleichnisse und Lehren aus der Abfolge der Jahreszeiten und den Dingen der bäuerlichen Welt abgeleitet. Von der Schöpfung bis zum Schöpfer hat die christliche Gemeinschaft immer Wege der Verkündigung und Katechese gefunden, die weise auf neue Art wiederaufzunehmen sind.

330. Die Bestellung der Felder, die Pflege von Pflanzen und Tieren, der Wechsel von Tag und Nacht, die Abfolge der Wochen, Monaten und Jahreszeiten sind Rufe, den Rhythmus der Schöpfung zu achten, ein gesundes, natürliches Alltagsleben zu führen und so Zeit für sich selbst und Gott zu finden. Das ist die Glaubensbotschaft, die die Katechese zu entdecken hilft und deren Vollendung sie im Kreislauf des liturgischen Jahres und den aus der Liturgie übernommenen Naturelementen zeigt. Darüber hinaus bewahrt die bäuerliche Kultur in besonders sichtbarer Weise jene Werte, zu denen in der heutigen Konsumgesellschaft nicht ermutigt wird – etwa einen einfachen und nüchternen Lebensstil, Annahme und Solidarität in sozialen Beziehungen, einen Sinn für das Arbeiten und Feiern und die Bewahrung der Schöpfung –, als Weg, der sich bereits für die Verkündigung des Evangeliums öffnet. Die Katechese vermag dieses Erbe besser zur Geltung zu bringen, indem sie seinen christlichen Sinn herausstellt. All dies ist eine Bereicherung für die gesamte Kirche, die geladen ist, die Auseinandersetzung mit der Sorge um die Schöpfung und ihre Lebensweisen durch ihre Bildungswege überall hinzutragen.

Traditionelle lokale Kulturen

331. Die Tendenz der globalen Kultur zur allgemeinen Vereinheitlichung, der Vorstoß der Massenmedien und die Migrationsströme auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen haben die traditionellen lokalen Kulturen stark beeinflusst. In vielen Fällen „hat die Globalisierung mit der Invasion von Tendenzen aus anderen, wirtschaftlich entwickelten, aber ethisch geschwächten Kulturen einen beschleunigten Verfall der kulturellen Wurzeln bedingt“.<ref> EG 62.</ref> Einige Widersprüche der gegenwärtigen Kultur sind bereits vom Konzil herausgestellt worden wie z. B. die Herausforderung, die globale Kultur und den typischen Charakter eines jeden Volkes in Einklang zu bringen und das Völkerverbindende und die Treue zu lokalen Traditionen zu fördern (vgl. GS 53–62). Diese Auseinandersetzung ist mit besonderer Dringlichkeit dort erforderlich, wo die Ergebnisse der technisch-wissenschaftlichen Entwicklung mit den traditionellen Kulturen überein gebracht werden müssen. Die Kirche hat stets die Notwendigkeit betont, lokalen Besonderheiten und kulturellen Unterschieden, die durch globale Wirtschafts- und Finanzprozesse in Gefahr zu raten drohen, besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

332. In diversen Ländern leben indigene Völker (auch Aborigines oder Ureinwohner genannt), die sich durch eigene Sprachen, Riten und Traditionen auszeichnen und ihr Familien- und Gemeinschaftsleben nach ihren eigenen Bräuchen gestalten. Einige dieser Gruppen haben den katholischen Glauben schon vor Zeiten als grundlegenden Bestandteil ihrer Kultur angenommen und ihm einen typischen rituellen Ausdruck verliehen. Seelsorger, die ihr Leben mit ihnen zu teilen wissen und sich bemühen, diese lokalen Kulturen kennen und lieben zu lernen, ohne sie als verirrt oder Frucht der Unwissenheit zu verurteilen, sollen „mit Freude und Ehrfurcht [...] die Saatkörner des Wortes aufspüren, die in ihnen verborgen sind“ (AG 11). Dadurch, dass die Kirche in den indigenen Völkern die Gegenwart des immer handelnden Heiligen Geistes entdeckt, führen sie diese Gegenwart zu ihrer vollständigen Entfaltung in Christus. „Was an Gutem in Herz und Sinn der Menschen oder auch in den jeweiligen Riten und Kulturen der Völker keimhaft angelegt sich findet, wird folglich nicht bloß nicht zerstört, sondern gesund gemacht, über sich hinausgehoben und vollendet zur Herrlichkeit Gottes“ (AG 9).

333. Eine im Kontext der traditionellen lokalen Kulturen stattfindende Katechese soll zuallererst darauf achten, die Menschen, mit denen sie einen aufrichtigen, geduldigen Dialog führt, kennen zu lernen und versuchen, diese Kulturen im Licht des Evangeliums zu erforschen, um das Wirken des Geistes zu entdecken: „Hier muss man viel mehr als ,Samen des Wortes‘ erkennen, angesichts der Tatsache, dass es sich um einen authentischen katholischen Glauben handelt mit eigenen Modalitäten des Ausdrucks und der Zugehörigkeit zur Kirche“.<ref>EG 68.</ref> Da jede kulturelle Ausdrucksform wie auch jede gesellschaftliche Gruppe gereinigt werden und reifen muss, vermag sie es schließlich auch, die Fülle und das Neue von Jesus Christus zu manifestieren, der von so manchen Schwächen und Verzerrungen heilt und befreit.

334. Katechet für indigene Völker zu sein verlangt, sich gegenüber Angehörigen anderer Kulturen demütig von einer Einstellung des Stolzes und der Verachtung loszusagen. Verschlossenheit oder vorherige Missbilligungen sind ebenso zu vermeiden wie oberflächliche Urteile oder Lobeshymnen. Ohne seinen Stand als missionarischer Jünger des Herrn zu vergessen, sollen beherzt Evangelisierungs- und Katecheseprozesse angeboten werden, die auf die Kultur der indigenen Völker abgestimmt sind, ohne jemals seine eigene aufzudrängen. „So verfügt das Christentum nicht über ein einziges kulturelles Modell [...] In den verschiedenen Völkern, die die Gabe Gottes entsprechend ihrer eigenen Kultur erfahren, drückt die Kirche ihre authentische Katholizität aus und zeigt die ,Schönheit dieses vielseitigen Gesichtes‘“.<ref> EG 116; vgl. auch JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001), 295.</ref>

335. Katecheten, die in indigenen Völkern arbeiten, sollen dafür Sorge tragen:

- dass sie nicht für sich selbst und allein gehen, sondern von der Ortskirche und besser noch in der Gruppe zusammen mit anderen missionarischen Jüngern entsandt werden;

- dass sie ihr Wirken als Fortführung der vorherigen Evangelisierungsarbeit darstellen, falls es eine solche gab;

- von Anfang an zu zeigen, dass sie nur vom Glauben und nicht von politischen oder wirtschaftlichen Absichten bewegt sind und dabei insbesondere die Nähe zu Kranken, den Ärmsten und Kindern zum Ausdruck bringen;

- sich zu bemühen, die Sprache, Riten und einheimischen Bräuche kennen zu lernen und stets großen Respekt vor diesen zeigen;

- dass sie an den Riten und Feiern teilnehmen und sich zum richtigen Zeitpunkt einbringen können, um gegebenenfalls Änderungen vorzuschlagen, insbesondere wenn die Gefahr eines religiösen Synkretismus besteht;

- eine Katechese für Altersgruppen zu veranstalten und die Sakramente zu feiern, und dabei die traditionellen Feste zur Geltung bringen.

Die Volksfrömmigkeit

336. Die Volksfrömmigkeit präsentiert sich als Frucht der Glaubensinkulturation des Gottesvolkes in einem bestimmten Kontext je nach den verschiedenen Befindlichkeiten und Kulturen in vielfältigster Form. In einigen christlichen Gemeinschaften gibt es „besondere Ausdrucksformen der Suche nach Gott und des religiösen Lebens, die voller Leidenschaftlichkeit und Reinheit der Absichten sind und die man zu Recht als ,Volksfrömmigkeit‘ bezeichnen kann“,<ref> ADK 195; vgl. KONGREGATION FÜR DEN GOTTESDIENST UND DIE SAKRAMENTENORDNUNG, Direktorium über Liturgie und Volksfrömmigkeit. Prinzipien und Orientierungshilfen (17. Dezember 2001).</ref> welche die Kirche wie einen kostbaren Schatz besitzt, aber auch eine „Volksspiritualität oder Volksmystik“. „Es handelt sich um eine wahre ,in der Kultur der Einfachen verkörperte Spiritualität‘. Sie ist nicht etwa ohne Inhalte, sondern sie entdeckt und drückt diese mehr auf symbolischem Wege als durch den Gebrauch des funktionellen Verstandes aus, und im Glaubensakt betont sie mehr das credere in Deum als das credere Deum.“<ref> EG 124; vgl. auch V. GENERALKONFERENZ DES EPISKOPATS VON LATEINAMERIKA UND DER KARIBIK, Schlussdokument von Aparecida (30. Mai 2007), 262–263.</ref> „Um diese Wirklichkeit zu verstehen, muss man sich ihr mit dem Blick des Guten Hirten nähern, der nicht darauf aus ist, zu urteilen, sondern zu lieben. Allein von der natürlichen Hinneigung her, die die Liebe schenkt, können wir das gottgefällige Leben würdigen, das in der Frömmigkeit der christlichen Völker, besonders bei den Armen, vorhanden ist.“<ref> EG 125.</ref>

337. Die Volksfrömmigkeit hat eine unzweifelhafte spirituelle Bedeutung. „In ihr kommt ein Hunger nach Gott zum Ausdruck, wie ihn nur die Einfachen und Armen kennen. Sie befähigt zur Großmut und zum Opfer, ja zum Heroismus, wenn es gilt, den Glauben zu bekunden. In ihr zeigt sich ein feines Gespür für tiefe Eigenschaften Gottes: seine Vaterschaft, seine Vorsehung, seine ständige, liebende Gegenwart. Sie führt zu inneren Haltungen, die man sonst kaum in diesem Maße findet: Geduld, das Wissen um die Notwendigkeit, das Kreuz im täglichen Leben zu tragen, Entsagung, Wohlwollen für andere, Respekt.“<ref> EN 48.</ref> Zudem besitzt die Volksfrömmigkeit auch eine soziale Bedeutung, da sie eine Möglichkeit ist, um zuweilen in Volkskulturen auftretende Schwächen – wie Machismus, Alkoholismus, häusliche Gewalt und Aberglaube – zu heilen.<ref> Siehe EG 69.</ref>

338. Die Volksfrömmigkeit feiert die Geheimnisse des Lebens Jesu Christi und insbesondere seine Leidensgeschichte. Zärtlich verehrt sie die Mutter Gottes, die Märtyrer und Heiligen und betet für die Verstorbenen. Sie findet ihren Ausdruck in der Verehrung von Reliquien, im Besuch von Heiligtümern, in Wallfahrten und Prozessionen, im Kreuzweg, in religiösen Tänzen, im Rosenkranz, in Devotionalien und anderen individuellen, familiären und gemeinschaftlichen Frömmigkeitspraktiken. „Im Kontext der Säkularisierung, den unsere Völker erleben, ist sie immer noch ein machtvolles Bekenntnis zum lebendigen, in der Geschichte wirkenden Gott und ein Mittel zur Weitergabe des Glaubens“<ref> V. GENERALKONFERENZ DES LATEINAMERIKANISCHEN UND KARIBISCHEN EPISKOPATS, Aparecida-Dokument (30. Mai 2007), 264. </ref> und damit sozusagen ein Vorrat an Glauben und Hoffnung für eine Gesellschaft, die ihren Bezug zu Gott allmählich verliert. In diesem Sinne ist die Volksfrömmigkeit als „authentischer Ausdruck des spontanen missionarischen Handelns des Gottesvolkes“, in dem „der Heilige Geist der Protagonist“ ist, der „authentische Ausdruck des spontanen missionarischen Handelns des Gottesvolkes“.<ref>EG 122.</ref> Sie ist „ein theologischer Ort. Diesem sollen wir Aufmerksamkeit schenken, besonders im Hinblick auf die neue Evangelisierung.“<ref> EG 126.</ref>

339. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass sie auch der Wachsamkeit und Reinigung bedarf, denn „oft ist sie dem Eindringen von so manchen religiösen Fehlformen ausgesetzt, auch dem Aberglauben. Häufig bleibt sie auf der Ebene kultischer Handlungen, ohne zu einem echten Akt des Glaubens zu führen“.<ref> EN 48.</ref> Sie kann sogar zur Sektenbildung führen und die echte kirchliche Gemeinschaft gefährden. Zudem nutzen sich Formen der Volksfrömmigkeit mit der Zeit ab, weshalb sie nicht selten aus Tradition von Menschen weiter praktiziert werden, die das Bewusstsein für ihre ursprüngliche Bedeutung hingegen verloren haben. Diese Risiken werden durch die Medienkultur verstärkt, die manchmal aus rein finanziellen Interessen dazu neigt, die emotionalen und sensationslüsternen Aspekte religiöser Phänomene zu betonen.

340. Die Katechese soll vor allem darauf achten, die evangelisierende Kraft der Ausdrucksformen der Volksfrömmigkeit zu würdigen, indem sie diese in ihre Bildungsprozess integriert und dort besser zur Geltung bringt und sich von der natürlichen Beredsamkeit der Riten und Zeichen des Volkes im Hinblick auf die Bewahrung des Glaubens und seine Weitergabe von einer Generation zur nächsten leiten lässt. In diesem Sinne sind viele Praktiken der Volksfrömmigkeit ein für die Katechese bereits vorgezeichneter Weg. Außerdem soll die Katechese versuchen, bestimmte Ausprägungen der Volksfrömmigkeit zu ihren trinitarischen, christologischen und kirchlichen Wurzeln nach dem Evangelium zurückzuführen, indem sie diese von Verzerrungen oder Fehleinschätzungen reinigt und sie zum Anlass für neues Engagement im christlichen Leben nimmt. Durch eine kluge Deutung der konstitutiven Elemente der Frömmigkeitspraktiken und die Anerkennung des Wertes ihrer kostbaren Aspekte demonstriert die Katechese insbesondere in der sonntäglichen Eucharistie ihre Verbindung zur Heiligen Schrift und Liturgie, damit diese Praktiken zu einer tiefer empfundenen kirchlichen Zugehörigkeit, einem authentischen alltäglichen Zeugnis und einer wirksamen Nächstenliebe gegenüber den Armen führen.

Die Pilgerfahrt und der Wallfahrtsort

341. Der Besuch von Wallfahrtsorten ist ein besonderer Ausdruck volkstümlicher Spiritualität. Wallfahrtsorte besitzen „in der Kirche einen hohen Symbolwert“ und „werden immer noch als sakrale Räume empfunden, zu denen man pilgert, um einen Augenblick der Einkehr, der Stille und der Betrachtung in dem oft hektischen Leben unserer Tage zu finden.“ Sie sind ein „echter Ort der Evangelisierung, wo von der ersten Verkündigung bis hin zur Feier der heiligen Geheimnisse das mächtige Wirken offenbar wird, mit dem die Barmherzigkeit Gottes im Leben der Menschen tätig ist“.<ref> FRANZISKUS, Heiligtum des Apostolischen Schreibens in Ecclesia (11. Februar 2017).</ref> Der pastorale Dienst an Wallfahrtsorten ist eine günstige Gelegenheit für die Verkündigung und Katechese, verbunden „mit dem Erinnern [...], mit der besonderen Botschaft, mit dem Charisma, das der Herr ihm anvertraut und die Kirche erkannt hat, und mit dem oft sehr reichen Erbe an Traditionen und Bräuchen, die sich dort etabliert haben“.<ref> Päpstlicher Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs, Der Wallfahrtsort: Erinnerung, Gegenwart und Prophezeiung des lebendigen Gottes (8. Mai 1999), 10.</ref>

342. Mit der Seelsorge an Wallfahrtsorten ist die Erfahrung der Pilgerfahrt verbunden, die als solche von großem Wert ist. Denn „die Entscheidung, sich auf den Weg zu einem Wallfahrtsort zu machen, ist bereits ein Glaubensbekenntnis; das Unterwegssein ist wirklich ein Lied der Hoffnung und die Ankunft eine Begegnung in Liebe“.<ref> V. GENERALKONFERENZ DES LATEINAMERIKANISCHEN UND KARIBISCHEN EPISKOPATS, Aparecida-Dokument (30. Mai 2007), 259.</ref> Indem die christliche Gemeinschaft die biblischen Wurzeln und die anthropologische Bedeutung des Weges wiederentdeckt und in die Fußstapfen der vielen heiligen Pilger tritt, soll sie die Pilgerfahrt als fruchtbares Instrument der Verkündigung und des Wachstums im Glauben anbieten können.

KATECHESE IM ÖKUMENISCHEN UND RELIGIÖS PLURALISTISCHEN KONTEXT

343. Das Phänomen der Mobilität von Menschen aus beruflichen Gründen, zu Ausbildungszwecken oder aufgrund von Flucht vor Gewalt- oder Kriegssituationen hat de facto die Begegnung von verschiedenen Völkern auch in neuen Gebieten möglich gemacht, in denen bisher noch keine anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften oder verschiedene Religionen vertreten waren. Das Zusammenleben an Schulen und Universitäten sowie in Lebensbereichen mit anderen Konfessionen bzw. die Zunahme von konfessionsverschiedenen Ehen drängen die Kirche dazu, ihre Seelsorge und ihr katechetisches Angebot in Bezug auf die konkreten Situationen, die dadurch entstehen, zu überdenken.

Katechese im ökumenischen Kontext

344. Die Kirche ist aufgrund ihrer von Natur aus dialogischen Realität<ref> Zur dialogischen Natur von Kirche vgl. Nr. 53–54 (Die Katechese als Laboratorium für Dialog) dieses Direktoriums.</ref> als Abbild der Dreifaltigkeit und beseelt durch den Heiligen Geist unumkehrbar dazu verpflichtet, die Einheit aller Jünger Christi zu fördern. Wie alle kirchlichen Maßnahmen ist auch die Katechese im Zuge der vom Heiligen Geist erweckten Bewegung ihrem Wesen nach von einer ökumenischen Dimension geprägt, welche die katholische Kirche dazu drängt, mit den anderen Kirchen oder christlichen Konfessionen jene vom Herrn gewollte vollkommene Einheit zu suchen, die auf der Taufe, der Heiligen Schrift, dem gemeinsamen Glaubenserbe und besonders heute der starken Erfahrung des gemeinsamen Martyriums beruht.<ref> Dies ist die sogenannte „Ökumene des Bluts“: vgl. JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Tertio millennio adveniente (10. November 1994), 37; FRANZISKUS, Predigt in der Vesper am Hochfest der Bekehrung des Heiligen Apostels Paulus (25. Januar 2016).</ref> Einerseits stehen die Verkündigung des Evangeliums und die Katechese im Dienst des Dialogs und der ökumenischen Bildung; andererseits ist das Engagement für die Einheit der Christen der glaubwürdige Weg und das Werkzeug für die Evangelisierung in der Welt.<ref> Vgl. EN 77 und EG 244.</ref>

345. Die Katechese soll insbesondere in Kontexten, in denen die Spaltungen unter Christen deutlicher sichtbar sind, dafür sorgen:

a. zu bekräftigen, dass die Spaltung eine schwere Wunde ist, die dem Willen des Herrn widerspricht, und dass Katholikinnen und Katholiken eingeladen sind, sich insbesondere durch das Gebet aktiv an der ökumenischen Bewegung zu beteiligen (vgl. UR 1 und 8);

b. dass die Lehre des katholischen Glaubens mit Klarheit und Nächstenliebe „unter besonderer Berücksichtigung der Ordnung und der Hierarchie der Wahrheiten [vgl. UR 11] und unter Vermeidung von Ausdrücken und Darstellungsweisen, die ein Hindernis für den Dialog darstellen würden“<ref> PÄPSTLICHER RAT ZUR FÖRDERUNG DER EINHEIT DER CHRISTEN, Direktorium für die Anwendung der Prinzipien und Normen zur Ökumene (25. März 1993), 61. Vgl. auch JOHANNES PAUL II., Enzyklika Ut unum sint (25. Mai 1995), 18–20.</ref> dargelegt wird;

c. dass die Lehre der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften richtig dargestellt und gezeigt wird, was die Christen eint, und u. a. durch kurze historische Hinweise erklärt wird, was sie trennt.

Darüber hinaus hat die Katechese aufgrund ihrer erzieherischen Wertigkeit die Aufgabe, bei den Glaubensschülern den Wunsch nach Einheit zu wecken, indem sie ihnen hilft, den Kontakt zu Menschen anderer Konfessionen zu leben und dabei ihre katholische Identität unter Achtung des Glaubens der anderen zu pflegen.

346. Da sich die gemeinsame Aufgabe der Evangelisierung nicht nur aus rein organisatorischen Gründen als notwendig erweist, ist es wichtig, „gewisse Versuche zur Zusammenarbeit zwischen Katholiken und anderen Christen auf dem Gebiet der Katechese zu machen, in Ergänzung der normalen Katechese, welche die Katholiken auf jeden Fall erhalten müssen“.<ref> CT 33.</ref> Dieses Zeugnis der katechetischen Zusammenarbeit zwischen Christen kann, auch wenn es vor allem aufgrund von Unterschieden speziell im sakramentalen Bereich begrenzt ist, dennoch fruchtbar sein: „Wenn wir uns auf die Überzeugungen konzentrieren, die uns verbinden, und uns an das Prinzip der Hierarchie der Wahrheiten erinnern, werden wir rasch auf gemeinsame Formen der Verkündigung, des Dienstes und des Zeugnisses zugehen können.“<ref> EG 246.</ref>

Katechese in Bezug auf das Judentum

347. „Indem die Kirche, das Gottesvolk im Neuen Bund, sich in ihr eigenes Mysterium vertieft, entdeckt sie ihren Zusammenhang mit dem jüdischen Volk, ‚zu dem Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat‘“,<ref> KKK 839. Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, Richtlinien und Hinweise für die Durchführung der Konzilserklärung Nostra aetate, Artikel 4 (1. Dezember 1974) Id., Hinweise für eine richtige Darstellung von Juden und Judentum in der Predigt und in der Katechese der katholischen Kirche (24. Juni 1985); Id., „Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt“ (Röm 11,29). Reflexionen zu theologischen Fragestellungen in den katholisch-jüdischen Beziehungen aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums von Nostra aetate (Nr. 4) (10. Dezember 2015). Vgl. auch EG 247–249.</ref> und fördert und empfiehlt in Anerkennung des reichen gemeinsamen Erbes gegenseitige Kenntnis, Freundschaft und Dialog (vgl. NA 4). Denn die Kirche ist dank ihrer jüdischen Wurzeln in der Heilsgeschichte verankert. Ein ehrlich und unvoreingenommen geführter jüdisch-christlicher Dialog kann der Kirche helfen, einige Aspekte ihres Lebens besser zu verstehen und den im Judentum bewahrten geistlichen Reichtum wieder ans Licht zu bringen. Ziel des Dialogs soll es zudem sein, entschieden Stellung gegen jede Form von Antisemitismus zu beziehen und sich gemeinsam für Frieden, Gerechtigkeit und die Entwicklung der Völker zu engagieren.

348. Aus diesen Gründen soll der jüdischen Religion und den Themen des Judentums auch in der Katechese besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Insbesondere soll auf die Darstellung einiger entscheidender Punkte geachtet werden:

a. Bei den Christen darf das Judentum nicht einfach als eine andere Religion betrachtet werden, denn das Christentum hat jüdische Wurzeln und die Beziehungen zwischen beiden Traditionen sind einzigartig: „Jesus war Jude, in der jüdischen Tradition seiner Zeit beheimatet und entscheidend geprägt von diesem religiösen Umfeld“;<ref> Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum, „Denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt“, op. cit., 14.</ref>

b. „Gottes Wort ist eine einzige und ungeteilte Wirklichkeit, die sich im jeweiligen geschichtlichen Kontext konkretisiert“:<ref> Ebd., 25.</ref> Es findet seine Erfüllung in Jesus Christus und seinen geschichtlichen Ausdruck in der Thora, die Gottes Eingreifen zugunsten seines Volkes schildert;

c. Das Alte Testament ist grundlegender Bestandteil der einen christlichen Bibel, und die Kirche bezeugt ihren Glauben an den einen Gott als Urheber beider Testamente und weist damit jeden vermeintlichen Gegensatz zwischen diesen beiden zurück;

d. Der Neue Bund tritt nicht an die Stelle von Gottes Bundes mit Israel, sondern er setzt ihn voraus: Jener erste Bund wurde niemals aufgehoben (vgl. Röm 11,28–29) und bleibt in seiner Gültigkeit, die ihre vollständige Erfüllung in dem findet, was Jesus mit seinem Heilsmysterium vollbracht hat, bestehen;

e. Kirche und Judentum können nicht als zwei Heilswege dargestellt werden: Aus dem Bekenntnis zur universellen, heilbringenden Vermittlung Jesu Christi, dem Herzen des christlichen Glaubens, leitet sich nicht ab, dass die Juden vom Heil ausgeschlossen sind. Tatsächlich „erwartet die Kirche den Tag, der nur Gott bekannt ist, an dem alle Völker mit einer Stimme den Herrn anrufen und ihm ,Schulter an Schulter dienen‘ (Soph 3,9)“ (NA 4).

Katechese in Bezug auf andere Religionen

349. Der religiöse Pluralismus betrifft als Phänomen nicht nur jene Länder, in denen das Christentum schon immer in der Minderheit war, sondern auch viele andere Gesellschaften, die in den letzten Jahrzehnten von Migrationsströmen geprägt waren. Trotz der zahlreichen kulturellen, ethnischen, wirtschaftlichen und sozialen Variablen muss anerkannt werden, dass die Begegnung mit unterschiedlichen Religionen neben anderen Gründen die Art der christlichen Glaubenserfahrung dadurch verändert hat, dass sie die Gläubigen für die Frage nach der Wahrheit der Glaubensinhalte und Entscheidungsfreiheit geöffnet hat. Diese relativ neue Situation fordert die Kirche neben der traditionellen Situation jener, die ihren christlichen Glauben als Minderheit leben, dazu heraus, über die Bedeutung der Beziehung zu anderen Religionen auch im Hinblick auf die katechetische Ausbildung ihrer Kinder nachzudenken. im Rahmen dieser Überlegung gilt für die Kirche: „Mit aufrichtigem Ernst betrachtet sie jene Handlungs- und Lebensweisen, jene Vorschriften und Lehren, die zwar in manchem von dem abweichen, was sie selber für wahr hält und lehrt, doch nicht selten einen Strahl jener Wahrheit erkennen lassen, die alle Menschen erleuchtet“ (NA 2).

350. Die Katechese für Christen, die in religiös pluralistischen Kontexten leben, soll einige Schwerpunkte haben:<ref> Vgl. EN 53; Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 55–57; Päpstlicher Rat für den Interreligiösen Dialog – Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Dialog und Verkündigung. Überlegungen und Orientierungen zum Interreligiösen Dialog und zur Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi (19. Mai 1991); Päpstlicher Rat für den Interreligiösen Dialog, Dialog in Wahrheit und Liebe: Pastorale Orientierungen für den interreligiösen Dialog (19. Mai 2014); Franziskus – Ahmad al-tayyeb, Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt (4. Februar 2019).</ref>

a. Die Identität der Gläubigen soll insbesondere in Minderheitensituationen durch die Kenntnis des Evangeliums und der Inhalte anderer Religionen über einen tiefgreifenden Prozess der Glaubensinkulturation vertieft und gestärkt werden;

b. Den Gläubigen soll geholfen werden, durch Unterscheidung von anderen Religionen zu wachsen, indem sie die darin vorhandenen Samenkörner des Wortes erkennen und wertschätzen und das auslassen, was nicht mit dem christlichen Glauben übereinstimmt;

c. In allen Gläubigen soll ein missionarischer Impuls gefördert werden, der aus dem Zeugnis des Glaubens, der Zusammenarbeit zur Verteidigung der Menschenwürde, dem freundschaftlichen und herzlichen Dialog und, wo möglich, der ausdrücklichen Verkündigung des Evangeliums besteht.

351. Besonders gepflegt werden soll die Beziehung zu den Gläubigen des Islam, die vor allem in zahlreichen Ländern der alten christlichen Tradition vertreten sind. In Anbetracht gewalttätiger fundamentalistischer Vorfälle soll die Kirche in ihrem katechetischen Angebot durch den Einsatz angemessen ausgebildeter Mitarbeiter das Wissen über Muslime und die Begegnung mit ihnen als geeignetes Instrument fördern, um oberflächliche und schädliche Verallgemeinerungen zu vermeiden.<ref>Siehe EG 252–254.</ref>

Katechese in Bezug auf neue religiöse Bewegungen

352. In den letzten Jahrzehnten steht die Kirche in immer größeren Teilen der Welt vor dem Phänomen der Ausbreitung neuer religiöser Bewegungen, die äußerst unterschiedliche Situationen umfasst, die sich nicht leicht einordnen lassen. Dabei handelt es sich um Gruppen unterschiedlichster Konfessionen und Herkunft: Einige nehmen auf verschiedene Weise auf das Christentum Bezug, nehmen jedoch aufgrund erheblicher Differenzen in der Lehre von ihm Abstand; andere kommen aus orientalischen Religionen oder traditionellen Kulten; in wieder anderen finden sich Elemente aus Magie, Aberglauben, Neuheidentum und Spiritualismus bis hin zum Satanismus; und schließlich gibt es weitere sogenannte Bewegungen des menschlichen Potentials, die sich in ein humanistisches und in einer therapeutisches Gestalt präsentieren. In etlichen Fällen verschmelzen verschiedene Elemente dieser neuen religiösen Bewegungen zu noch komplexeren synkretistischen Formen.<ref> PÄPSTLICHER RAT FÜR DIE KULTUR - PÄPSTLICHER RAT FÜR DEN INTERRELIGIÖSEN DIALOG, Jesus Christus, Bringer des Wassers des Lebens. Eine christliche Betrachtung zum New Age (2003).</ref> Während solche Bewegungen einerseits eine „menschliche Reaktion auf die materialistische, konsumorientierte und individualistische Gesellschaft“ sind und „eine Leere, die der laizistische Rationalismus hinterlassen hat“,<ref>EG 63.</ref> füllen, scheinen sie andererseits von den Bedürfnissen jener Menschen zu profitieren, die im Leben verschiedensten Formen von Armut oder Misserfolg ausgesetzt sind. Hier muss erkannt werden, dass die christliche Gemeinschaft nicht immer in der Lage ist, für jene Christen von Bedeutung zu sein, die aufgrund ihres wenig verwurzelten Glaubens mehr Fürsorge und Begleitung benötigen und dann in den neuen Bewegungen Befriedigung ihrer Bedürfnisse finden.

353. In Anbetracht dieses Phänomens, das sich als große Herausforderung für die Evangelisierung darstellt, ist die Teilkirche aufgerufen, sich Fragen zu stellen, um das zu deuten, was verschiedene Christen dazu antreibt, sich neuen religiösen Bewegungen zu nähern. Damit jeder Getaufte sich weiterhin der frohen Botschaft Jesu, dem „lebendigen Wasser gegen seinen Durst“ (vgl. Joh 4,5–15), öffnet und immer mehr in der christlichen Gemeinschaft verwurzelt wird, muss die katechetische Arbeit einige Punkte herausstellen:

a. Sie muss das Kerygma Jesu, der Weisheit Gottes, verkünden, der mit seinem Osterfest Frieden und wahre Freude schenkt, um dem Menschen, der gerade heute Wohlbefinden und Harmonie sucht, einen Sinn anzubieten;

b. sie muss sich dafür einzusetzen, dass die Kirche eine echte Lebens- und Glaubensgemeinschaft ist, frei von leerem und kaltem Formalismus, fähig zu Annahme und Nähe, tatkräftig auf jene Menschen bedacht, die Leid, Armut und Einsamkeit erleben, und bereit, den wertvollen Beitrag eines jeden besser zur Geltung zu bringen;

c. sie muss Grundkenntnisse über Bibel und Lehre sicherstellen, indem sie sowohl allen Zugang zur Heiligen Schrift verschafft und diese verständlich macht als auch geeignete populärwissenschaftliche Mittel für die Katechese bereitstellt;

d. sie muss den Symbolen, Gesten und Riten der Liturgie und Volksfrömmigkeit Aufmerksamkeit schenken, ohne deren emotionalen Gehalt zu schmälern, der das menschliche Herz am leichtesten berührt.

Besondere Aufmerksamkeit gebührt jenen, die in dieser Erfahrung enttäuscht oder verletzt wurden und das Bedürfnis empfinden, in die christliche Gemeinschaft zurückzukehren. Es ist wichtig, dass sie sich eher angenommen als verurteilt fühlen und der Katechet sie durch Aufklärungsarbeit und Verständnis zurückgewinnen und in die Gemeinschaft eingliedern kann.

KATECHESE IN SOZIO-KULTURELLEN KONTEXTEN

Katechese und wissenschaftliches Denken

354. Der kontinuierliche Fortschritt in den Wissenschaften, deren Ergebnisse in der Gesellschaft massiv zum Einsatz kommen, prägt die zeitgenössische Kultur stark. Menschen, die von ihrem Denken her wissenschaftlich ausgerichtet sind, fragen sich, wie wissenschaftliche Erkenntnisse mit der Tatsache des Glaubens vereinbar sind. So tauchen Fragen nach dem Ursprung der Welt und des Lebens auf, nach dem Auftreten des Menschen auf der Erde, der Geschichte der Völker, den Gesetzen, die die Natur regieren, der spirituellen Komponente, die menschliches Leben einzigartig unter allen Lebewesen macht, dem menschlichen Fortschritt und der Zukunft der Erde. Diese Fragen berühren als Ausdruck der Sinnsuche die Frage nach dem Glauben und rufen daher die Kirche auf den Plan. Verschiedene Lehrdokumente haben die Beziehung zwischen Wissenschaft und Glauben behandelt.<ref> Unter diesen nimmt die Enzyklika Fides et ratio von Johannes Paul II., die sich speziell mit diesem Thema beschäftigt, einen relevanten Platz ein. Vgl. auch mit einigen Abschnitten aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil wie GS 5, 36, 57, 62; OT 13, 15 und AA 7 sowie einigen Artikel aus dem KKK wie 31–34, 39, 159, 2292–2296, 2417. Die Päpste haben zudem zahlreiche Reden an Universitäten, vor Wissenschaftlern und Kulturschaffenden gehalten.</ref>

355. Obwohl die ideologisch abgedrifteten Strömungen des naturalistischen Reduktionismus und Szientismus,<ref> Der Szientismus reduziert den Menschen als komplexes Phänomen lediglich auf seine materiellen Komponenten. Demnach wären spirituelle, ethische und religiöse Realitäten, die nicht empirisch erfahrbar sind, nicht real und auf die subjektive Vorstellungskraft beschränkt. Vgl. JOHANNES PAUL II., Enzyklika Fides et ratio (14. September 1998), 88.</ref> die sich vom Wissenschaftsbetrieb als solchem deutlich unterscheiden, erkannt werden und ein Bewusstsein für die ethischen Probleme existiert, die infolge der Anwendung bestimmter wissenschaftlicher Erkenntnisse entstehen können, sieht das Urteil der Kirche die Kultur der Wissenschaften positiv, da es diese als Handeln betrachtet, durch die der Mensch an Gottes schöpferischem Plan und am Fortschritt der gesamten Menschheitsfamilie teilhat. Während einerseits gesagt wird: „Die Evangelisierung achtet auf die wissenschaftlichen Fortschritte, um sie mit dem Licht des Glaubens und des Naturrechts zu erleuchten“,<ref>EG 242.</ref> gilt andererseits auch: „Wenn einige Kategorien der Vernunft und der Wissenschaften in die Verkündigung der Botschaft aufgenommen werden, dann werden ebendiese Kategorien Werkzeuge der Evangelisierung“.<ref>EG 132.</ref> Die scheinbaren Konflikte zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und manchen Lehren der Kirche müssen in der Bibelexegese und theologischen Auseinandersetzung geklärt werden, indem die Offenbarung ausgelegt, eine korrekte wissenschaftliche Erkenntnistheorie zugrunde gelegt und historische Missverständnisse klargestellt und so Vorurteile und Ideologien herausgestellt werden.

356. Die Technik hat die Menschheitsgeschichte als Frucht des menschlichen Verstandes schon immer begleitet. Ihr Potenzial muss auf die Verbesserung der Lebensbedingungen und den Fortschritt der Menschheitsfamilie ausgerichtet werden. Doch während die Technik den Lebensstil begleitet und bedingt, scheint sie auch die Sicht des Menschseins selbst zu beeinflussen. Zudem können manche Anwendungen der technologischen Forschung eine Transformation des Menschen zu etwas ganz Neuem bewirken, ohne manchmal die Folgen angemessen zu bewerten. Von den zahlreichen Forschungsgebieten werfen die Bereiche der künstlichen Intelligenz und Neurowissenschaften relevante philosophische und ethische Fragen auf. Künstliche Intelligenz kann dem Menschen helfen und ihn manchmal ersetzen, aber sie kann keine Entscheidungen treffen, die nur ihm allein obliegen. Was die Neurowissenschaften anbelangt, so kann ein besseres Verstehen des menschlichen Körpers und der Kapazität und Funktionsweise des Gehirns trotz positiver Faktoren niemals vollständig die personale Identität erklären oder ihre Verantwortung gegenüber dem Schöpfer ausschließen. Zweck der Technologie ist es, dem Menschen zu dienen. Daher muss die menschliche Dimension, die dem Fortschritt innewohnt, zur Geltung kommen, die Dimension verbesserter Lebensbedingungen, des Dienstes an der Entwicklung der Völker und der Ehre Gottes, denen eine klug eingesetzte Technik Ehre erweist.<ref>Vgl. JOHANNES PAUL II., Ansprache an die Päpstliche Akademie der Wissenschaften (13. November 2000).</ref> Gleichzeitig nimmt die Kirche die aus dem wissenschaftlichen Fortschritt resultierenden anthropologischen Herausforderungen an und macht sie zum Grund für tiefe Unterscheidung.

357. In seinen gewohnten katechetischen Kursen wird der Katechet den Einfluss des wissenschaftlichen Denkens auf die Menschen berücksichtigen, die oft von oberflächlich präsentierten Theorien überzeugt sind, denen populärwissenschaftlich wenig genau und zuweilen durch eine unangemessene Pastoral Vorschub geleistet wird. Katechese sollte daher in der Lage sein, Fragen zu wecken und in besonders relevante Themen einzuführen wie etwa die Komplexität des Universums, die Schöpfung als Zeichen des Schöpfers und der Ursprung und das Ende von Mensch und Kosmos. Neben den Vereinfachungen in den Medien müssen einige wichtige historische Kernpunkte, deren Einfluss bis heute präsent ist, angesprochen und dargelegt werden. Davon, ob diese Fragen zufriedenstellend beantwortet werden oder zumindest der geeignete Weg dahin aufgezeigt wird, hängt nicht selten insbesondere bei Kindern und Jugendlichen die Offenheit für den Glauben ab. Aus diesem Grund muss das Zeugnis christlicher Wissenschaftler zur Geltung kommen, da diese durch ihre konsequente Lebensführung die Harmonie und Synthese von Glauben und Vernunft aufzeigen. Es ist notwendig, den Katecheten die wichtigsten Dokumente des Lehramtes zu vermitteln, die sich mit der Beziehung von Glauben und Vernunft sowie von Theologie und Wissenschaft beschäftigen. Es wird der Einsatz von Instrumenten und Hilfsmitteln empfohlen, um eine entsprechende Qualifikation darin zu erwerben.

358. Die Kirche ist gerufen, ihren Beitrag zur Evangelisierung der Menschen in der Wissenschaft zu leisten, die oft zahlreiche Qualitäten besitzen, die Seelsorger zu nutzen wissen. Der Mensch der Wissenschaften ist leidenschaftlicher Zeuge des Mysteriums; er sucht aufrichtig nach Wahrheit; er neigt von Natur aus zu Zusammenarbeit, Kommunikation und Dialog; er kultiviert gedankliche Tiefe, Strenge und Richtigkeit; er liebt intellektuelle Ehrlichkeit. Dies sind Veranlagungen, die die Begegnung mit dem Wort Gottes und die Annahme des Glaubens begünstigen. Im Grunde geht es darum, eine echte Glaubensinkulturation in der Welt der Wissenschaft zu fördern. Christen, die beruflich in der Welt der Wissenschaft arbeiten, erfüllen eine äußerst wichtige Rolle. Ihnen wird die Kirche die nötige pastorale Fürsorge entgegenbringen, damit ihr Zeugnis mehr Wirkung entfaltet.

Katechese und digitale Kultur
Allgemeine Merkmale

359. Die Einführung und der massive Einsatz digitaler Medien haben auf vielen Ebenen tiefgreifende und komplexe Veränderungen verursacht, deren kulturelle, sozialen und psychologischen Folgen noch überhaupt nicht klar sind. Mit digital sind nicht nur technologische Mittel gemeint, die die zeitgenössische Welt de facto prägen, sondern auch ihr Einfluss, der in kürzester Zeit zu etwas dauerhaft Normalem geworden ist und als selbstverständlich empfunden wird. Wir leben in einer „durch und durch digitalisierten Kultur, die sich stark auf die Vorstellung von Zeit und Raum auswirkt sowie auf die Wahrnehmung von sich selbst, von anderen und der Welt, auf die Art zu kommunizieren, zu lernen, sich zu informieren und Beziehungen zu anderen zu knüpfen“.<ref> ChV 86.</ref> Dieses Digitale gehört also nicht nur zu den bestehenden Kulturen, sondern setzt sich mehr und mehr als neue Kultur durch, indem es vor allem die Sprache verändert, das Denken prägt und neue Wertehierarchien schafft. Und all dies auf globaler Ebene, denn da geografische Entfernungen durch die massive Präsenz vernetzter Geräte bedeutungslos geworden sind, werden Menschen in allen Teilen der Erde einbezogen.

360. Das Internet und die sozialen Netzwerke schaffen „eine außerordentliche Chance für Gespräche, Begegnungen und den Austausch mit anderen Menschen und bieten überdies Zugang zu Informationen und Wissen. Darüber hinaus ermöglicht die digitale Welt gesellschaftspolitische Partizipation und bürgerschaftliches Engagement und unabhängige Informationen können leichter in Umlauf gebracht werden, wodurch die Schwächsten wirksam geschützt werden, weil die Verletzung ihrer Rechte aufgedeckt wird. In vielen Ländern sind das Internet und soziale Netzwerke heute als Medium unverzichtbar, um junge Menschen zu erreichen und unter anderem auch in pastorale Initiativen und Aktivitäten einzubeziehen“.<ref> ChV 87.</ref> Zu den weiteren positiven Aspekten der digitalen Welt gehören die Erweiterung und die Bereicherung der kognitiven Fähigkeiten des Menschen. Die digitale Technologie kann das Gedächtnis zum Beispiel durch Mittel zur Erfassung, Archivierung und Wiederherstellung von Daten unterstützen. Digitale Datenerfassung und Instrumente zur Entscheidungsunterstützung verbessern Entscheidungsmöglichkeiten und erlauben die Sammlung von mehr Daten, um Auswirkungen auf diverse Bereiche zu überprüfen. In verschiedener Hinsicht lässt sich hier positiv von einem digitalen Ausbau sprechen.

361. Mann muss jedoch erkennen, dass „die digitale Welt »auch ein Ort der Einsamkeit, Manipulation, Ausbeutung und Gewalt ist, die sich im Extremfall im Darknet manifestieren. Durch digitale Medien besteht die Gefahr, dass Nutzer abhängig werden, sich isolieren und immer stärker den Kontakt zur konkreten Wirklichkeit verlieren, wodurch die Entwicklung echter zwischenmenschlicher Beziehungen behindert wird. Neue Formen der Gewalt breiten sich über die Social Media aus, wie z. B. Cybermobbing; das Internet dient auch als Kanal zur Verbreitung von Pornografie und der sexuellen Ausbeutung von Menschen oder durch Glücksspiel“.<ref> ChV 88.</ref> Darüber hinaus wird in der digitalen Welt mit wirtschaftlichen Interessen operiert, „die ebenso subtil wie invasiv Kontrolle ausüben und Mechanismen schaffen, mit denen das Gewissen und demokratische Prozesse manipuliert werden“.<ref> ChV 89.</ref> Es muss bedacht werden, dass viele Plattformen oft so funktionieren, „dass sich im Endeffekt häufig nur Gleichgesinnte begegnen und eine Auseinandersetzung mit Andersartigem erschwert wird. Diese geschlossenen Kreise erleichtern die Verbreitung von Falschinformationen und -nachrichten und schüren Vorurteile und Hass“.<ref> ChV 89.</ref> Digitale Räume können ein verzerrtes Bild von der Realität schaffen und sogar dazu führen, dass man sich weniger um das Seelenleben kümmert, was sich im Verlust der Identität und der Wurzeln, in zynischen Reaktionen auf die Leere, in einer fortschreitenden Entmenschlichung und zunehmenden inneren Abschottung zeigt.

Anthropologischer Wandel

362. Die Auswirkungen der exponentiellen Digitalisierung in der Kommunikation und Gesellschaft führen zu einem echten anthropologischen Wandel. Die so genannten Digital Natives, d. h. Menschen, die mit digitalen Technologien in der sog. Multi-Screen-Gesellschaft geboren und aufgewachsen sind, betrachten Technologien als Selbstverständlichkeit und fühlen sich im Umgang und in der Interaktion mit ihnen keineswegs unwohl. Gleichzeitig gibt es insbesondere unter Erziehern, Lehrern und Katecheten die so genannten Digital Immigrants, die nicht in der digitalen Welt geboren und erst nach und nach in sie hineingewachsen sind. Der grundlegende Unterschied zwischen beiden Gruppen ist die entsprechend andere gedankliche Herangehensweise an neue Technologien und ihre Nutzung. Auch im Diskursstil, der bei ersteren spontaner, interaktiver und partizipatorischer ist, zeigen sich Unterschiede.

363. Digital Natives scheinen Bilder dem Hören vorzuziehen. Kognitiv und im Verhalten werden sie gewissermaßen durch den Medienkonsum geformt, dem sie ausgesetzt sind, wodurch eine eigene kritische Entwicklung leider eingeschränkt wird. Dieser Konsum digitaler Inhalte ist also nicht nur ein quantitativer, sondern auch ein qualitativer Prozess, der eine andere Sprache und eine neue Art der gedanklichen Organisation hervorbringt. Multitasking, Hypertextualität und Interaktivität sind nur einige Merkmale dieser offensichtlich neuen, bisher noch nicht dagewesenen Art des Verstehens und Kommunizierens, die bezeichnend für die digitalen Generationen ist. Es entsteht eine Fähigkeit, die mehr intuitiv und emotional als analytisch ist. Die Kunst des Geschichtenerzählens (Storytelling), die Grundlagen aus der Rhetorik und eine vom Marketing übernommene eigene Sprache verwendet, gilt bei jungen Menschen als überzeugender und mitreißender als traditionelle Diskursformen. Die Sprache, welche die digitale Generation am meisten fesselt, ist eher die des Geschichtenerzählens als die des Argumentierens.

364. Durch diese neue Sprache werden die Botschaften jedoch nur genutzt und nicht entschlüsselt: Das Erzählen von Grenz-Geschichten und Problemen droht die Auseinandersetzung mit komplexen Themen zu polarisieren, ohne argumentieren oder vermittelnde Lösungen einfließen lassen zu müssen. Wenn die Narration zum einzigen Kommunikationsmittel wird, besteht die Gefahr, dass nur noch subjektive Meinungen über die Realität entstehen. Dieser Subjektivismus droht politische und ethische Fragen in die persönliche und private Sphäre zu verlagern. Die sittliche Norm läuft Gefahr, als autoritär wahrgenommen zu werden, während die Erzählungen zu Wahrheiten werden, die die Suche nach dem Wahren und Guten verhindern. Darüber hinaus stellt sich das Universum der Narration als ein Experiment dar, in dem alles möglich ist und gesagt werden kann und die Wahrheit kein existenzielles Gewicht hat. Diese Grenzen zeigen auf, wie mächtig die digitale Welt und ihre Werkzeuge sind, durch die sich ganz neue Formen der Glaubensweitergabe finden lassen. Wahr ist aber auch, dass kirchliches Handeln die möglichen Doppeldeutigkeiten einer Sprache kenntlich machen muss, die suggestiv ist, aber die Wahrheit nur wenig kommuniziert.

Digitale Kultur als religiöses Phänomen

365. Die digitale Kultur stellt sich auch als Trägerin von Glaubensüberzeugungen mit religiösen Merkmalen dar. Die massive Präsenz digitaler Inhalte und die Verbreitung autonom funktionierender Maschinen, deren Algorithmen und Software immer ausgereifter werden, führt dazu, dass das gesamte Universum als Datenfluss wahrgenommen wird, Leben und lebende Organismen als kaum mehr als biochemische Algorithmen begriffen werden und in der radikalsten Version geglaubt wird, es bestehe eine kosmische Berufung für die Menschheit, ein allumfassendes Datenverarbeitungssystem zu schaffen.

366. Wir stehen vor einem völlig neuen, herausfordernden Modus, der die Bezugskoordinaten im Prozess des Vertrauens und der Zuweisung von Autorität verändert. Die Art und Weise, wie man eine Suchmaschine, Algorithmen der künstlichen Intelligenz oder einen Computer nach Antworten auf Fragen zum Privatleben fragt, zeigt, dass man sich aus einer fideistischen Haltung heraus in Relation zur Maschine und ihrer Antwort setzt. Es entsteht eine Art universelle Pseudoreligion, die eine neue Quelle der Autorität legitimiert und alle Komponenten religiöser Rituale aufweist: vom Opfer über die Angst vor dem Absoluten bis hin zur Unterwerfung unter einen neuen bewegungslosen Motor, der sich lieben lässt, aber nicht liebt.

367. Diese technischen und religiösen Komponenten könnten Anlass geben zu einer globalen Kultur, die vor allem die Denk- und Glaubensweise der nächsten Generationen junger Menschen formt. Diese werden immer stärker digital geprägt sein und dank der großen Austauschplattformen und ihrer Strahlkraft und starken Unmittelbarkeit globale Eigenschaften und Denkweisen aufweisen. Dies kann nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance sein. Die Entwicklung von Formen und Werkzeugen, welche die anthropologischen Anliegen, die diesen Phänomenen zugrunde liegen, entschlüsseln können, und die Ausarbeitung ganz neuer Möglichkeiten der Evangelisierung ermöglichen ein Angebot an pastoralen Maßnahmen, die ebenso global sind wie die digitale Kultur global ist.

Digitale Kultur und Erziehungsfragen

368. Die technologische Entwicklung im Bereich der digitalen Medien ermöglicht den sofortigen Zugriff auf alle Arten von Inhalten, losgelöst von jeglichen Bedeutungshierarchien, und schafft so eine Kultur, die oft von Unmittelbarkeit, vom Augenblick und einem kurzen Gedächtnis geprägt ist und der es an Perspektiven und einem Gesamtbild mangelt. Die Medien liefern naturgemäß eher selektive Versionen von der Welt als einen direkten Zugang zu ihr, indem sie verschiedene Sprachen zu einer sofort global verbreiteten Meldung kombinieren. Die neuen Generationen sind nicht immer ausgebildet und kulturell gewappnet, um die Herausforderungen der digitalen Gesellschaft zu bewältigen. Deshalb ist eine Medienerziehung dringend geboten, weil wir vor einer Form des digitalen Analphabetentums stehen. Angesichts der endlosen Produktion digitaler Informationen werden die modernen Analphabeten jene sein, die den qualitativen Unterschied und Wahrheitsgehalt der verschiedenen digitalen Inhalte, mit denen sie konfrontiert sind, nicht wahrnehmen können.

369. Man erkennt immer mehr, dass soziale und insbesondere digitale Medien de facto die Hauptakteure der Sozialisierung sind und traditionelle Medien wie Familie, Kirche und Schule so gut wie ersetzen. Intersubjektivität scheint sich immer mehr in sozialen Netzwerken und immer weniger in traditionellen sozialen Räumen zu entwickeln. Auf praktischer Ebene müssen die Grenzen impliziter Lerninhalte, die das digitale Zeitalter täglich liefert, geschätzt und verstanden werden. Viele persönliche Interaktionsformen sind virtuell geworden; sie haben vor allem bei den jüngeren Generationen das Bedürfnis nach traditionellen Beziehungsformen völlig verdrängt und hindern sie daran, „mit der Angst, mit dem Schaudern, mit der Freude des anderen und mit der Komplexität seiner persönlichen Erfahrung in direkten Kontakt zu kommen“.<ref> FRANZISKUS, Enzyklika Laudato si’ (24. Mai 2015), 47.</ref>

Verkündigung und Katechese im digitalen Zeitalter

370. Die Kirche ist gerufen, über die besondere Art der Glaubenssuche junger Digital Natives nachzudenken und dementsprechend ihre Art der Evangeliumsverkündigung an die Sprache der neuen Generationen anzugleichen, indem sie diese dazu einlädt, ein neues Gefühl gemeinschaftlicher Zugehörigkeit zu schaffen, das sich nicht in dem im Netz Erlebten erschöpft, sondern es mit einbezieht. Es scheint eine Zeit anzubrechen, in der die Katechese zur Trägerin von Anliegen wird, die immer weniger standardisierte Wege zur Annäherung an den Glauben schaffen, die der Einzigartigkeit eines jeden Rechnung tragen. Die seelsorgerische Herausforderung besteht darin, junge Menschen auf ihrer Suche nach Eigenständigkeit zu begleiten, die sie dann zur Entdeckung ihrer inneren Freiheit und des Rufs Gottes führt, der sie von der sozialen Gruppe, der sie angehören, unterscheidet. Eine weitere Herausforderung ist sicherlich die Klarstellung der im Netz verwendeten Sprache, die oft Anklänge an die religiöse Sprache aufweist. Man denke etwa an den Aufruf Jesu zum Jüngersein, ein Begriff, der erklärt werden will, um nicht mit der für das Internet typischen Dynamik verwechselt zu werden: Denn das Jüngersein hat nicht dieselbe Dynamik wie das Verhältnis zwischen einem Influencer und seinen virtuellen Followern. Dafür sind souveräne Persönlichkeiten erforderlich, die durch persönliche Begleitung jeden einzelnen Jugendlichen zur Neuentdeckung seines persönlichen Lebensentwurfs führen sollen. Dieser Weg erfordert den Schritt von der von den likes genährten Einsamkeit zur Verwirklichung persönlicher und sozialer Pläne, die in der Gemeinschaft realisiert werden.

371. Die eigentliche Frage im Prozess der Evangeliumsverkündigung ist nicht, wie die neuen Technologien für die Evangelisierung eingesetzt werden können, sondern wie man zu einer evangelisierenden Gegenwart auf dem digitalen Kontinent werden kann. Die Katechese, die sich nicht einfach so digitalisieren lässt, muss natürlich die Macht des Mediums kennen und all seine Potenziale und positiven Aspekte nutzen, allerdings in dem Bewusstsein, dass Katechese nicht allein durch den Einsatz digitaler Werkzeuge erfolgt, sondern durch das Anbieten von Räumen für Glaubenserfahrungen. Nur so wird eine Virtualisierung der Katechese vermieden, mit dem Risiko, dass katechetisches Handeln schwach würde und ohne Einfluss bliebe. Die Aufgabe der Erwachsenen, die den Glauben weitergeben will, ist es, Erfahrungen zu fördern. Nur eine Katechese, die sowohl religiöse Information als auch Begleitung und Gotteserfahrung umfasst, kann einen Sinn anbieten. Die Weitergabe des Glaubens beruht auf authentischen Erfahrungen, die keineswegs mit Experimenten zu verwechseln sind: Erfahrung verwandelt und liefert Schlüssel zur Deutung des Lebens, während sich das Experiment nur in gleicher Weise wiederholt. Die Katechese ist gerufen, geeignete Wege zu finden, um die großen Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Körperlichkeit, dem Gefühlsleben, der Geschlechtsidentität, Gerechtigkeit und dem Frieden zu beantworten, die im digitalen Zeitalter unterschiedlich interpretiert werden.

372. Katechese im digitalen Zeitalter wird individuell, jedoch nie als Einzelprozess gestaltet: Aus der individualistischen, isolierten Welt der sozialen Medien muss der Schritt in die kirchliche Gemeinschaft erfolgen, als Ort, an dem Gotteserfahrung zum gemeinschaftlichen, gemeinsam geteilten Erleben wird. Die Macht der Liturgie, den Glauben zu vermitteln und in die Gotteserfahrung einzuführen, ist nicht zu unterschätzen. Sie setzt sich aus einer Vielzahl an kommunikativen Codes zusammen, die sowohl auf die Interaktion der Sinne (Synästhesie) als auch auf die verbale Kommunikation abheben. Daher muss die Fähigkeit der Liturgie, aber auch der sakralen Kunst, die Geheimnisse des Glaubens zum Ausdruck zu bringen, wiederentdeckt werden. Die Herausforderung der Evangelisierung bringt die Inkulturation auf dem digitalen Kontinent mit sich. Es ist wichtig zu helfen, Mittel und Zweck nicht zu verwechseln, zu erkennen, wie man im Internet navigiert, um als Subjekt und nicht als Objekt zu wachsen, und über die Technik hinauszudenken, um zu neuer Menschlichkeit in der Beziehung zu Christus zu finden.

Katechese und Fragen der Bioethik

373. Das Leben und das Gute der Schöpfung sind auf Gottes ursprünglichen Segen gegründet: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (Gen 1,31). Dieser Segen schenkt der Menschheit eine geordnete Welt, verlangt aber von jedem Einzelnen einen Beitrag, um sie zu hüten und wachsen zu lassen. Im katholischen Bereich bewegt sich die Bioethik auf einer rationalen Ebene, wird dabei jedoch von den Gegebenheiten der göttlichen Offenbarung geleitet, die wiederum die christliche Anthropologie begründet. Wissenschaftliche Forschung und ihre Anwendungsgebiete sind daher nicht moralisch neutral, und die Orientierungskriterien lassen sich nicht allein aus technischer Effizienz, Nützlichkeit oder vorherrschenden Ideologien ableiten. Die in der Bioethik behandelten Hauptthemen beziehen sich auf den Lebensanfang (Status des menschlichen Embryos, medizinisch unterstützte Fortpflanzung ...), das Lebensende (Definition von Tod, Euthanasie, Palliativmedizin ...), die Gesundheit und Experimente am Menschen (Gentechnik, Biotechnologie ...).

374. Die wissenschaftliche Entwicklung und ihre technologischen Anwendungen im biologischen Bereich haben die Lebensbedingungen der Menschen verbessert. Die Genetik nimmt innerhalb dieser Entwicklung einen besonders relevanten Platz ein. Die Kirche unterstützt alle, die sich mit viel Mühe und großherzigem Einsatz der Forschung auf diesem Gebiet verschreiben, und ist ihnen dankbar. Ist der Wissenschaftler jedoch einerseits gefordert, das technisch Mögliche zu prüfen, so muss er sich andererseits dessen bewusst sein, dass nicht alles, was technisch möglich ist, moralisch zulässig ist. Hier muss die ethische Dimension der Forschung und ihrer Anwendungen berücksichtigt werden. Denn eine technisch wirkungsvolle Maßnahme könnte im Widerspruch zur Würde der Person stehen.

375. Es ist wichtig, sorgfältig zwischen therapeutischer Maßnahme und Manipulation zu unterscheiden. Eine Behandlung zur Behebung genetischer Anomalien ist rechtmäßig, sofern sie dem Wohl des Menschen dient, ohne seine Identität und Integrität zu beeinträchtigen; in diesem Fall wird die menschliche Natur nicht verändert. Der therapeutische Eingriff auf somatischer Ebene entspricht der Würde des Menschen, während ein Eingriff auf Ebene der Keimzelle, der die Identität der menschlichen Spezies verändert, nicht mit der Achtung vor dem Menschen vereinbar ist.

376. Die Biotechnologie ermöglicht nicht nur Eingriffe bei Defekten, sondern auch bei anderen genetischen Gegebenheiten. Große Aufmerksamkeit muss genetischen Experimenten und insbesondere dem Risiko der Eugenik gewidmet werden, die als Praxis faktisch Diskrimination zwischen Menschen bewirkt. Darüber hinaus treffen die technischen Möglichkeiten der so genannten Gentechnik die Anthropologie in ihrem Kern, mit der konkreten Möglichkeit der Selbstmanipulation und Selbstbestimmung gemäß der Philosophie des so genannten Transhumanismus, die Individuen mit verändertem, nach Belieben festgelegtem Erbgut erschafft.

377. Eine weit verbreitete Strömung dessen, was heute unter dem Begriff Gender präsentiert wird, stellt zur Diskussion, was offenbart ist: „Männlich und weiblich erschuf er sie“ (Gen 1,27). Geschlechtsidentität ist dieser Einstellung zufolge nicht mehr etwas Originäres, das der Mensch annehmen und mit Bedeutung füllen muss, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt, das völlig losgelöst vom biologischen Geschlecht eigenständig beschlossen wird. Der Mensch verleugnet seine eigene Natur und entscheidet, dass es an ihm selbst ist, sie zu schaffen. Der biblischen Schöpfungsgeschichte zufolge wurde der Mensch jedoch von Gott männlich und weiblich erschaffen. Die Kirche ist sich der Komplexität der persönlichen Situationen bewusst, die zuweilen als konfliktreich erlebt werden. Sie urteilt nicht über Menschen, sondern lädt ein, sie immer und in jeder Situation zu begleiten. Allerdings ist sie sich bewusst, dass Sexualität aus der Perspektive des Glaubens nicht nur eine physische Tatsache ist, sondern eine persönliche Realität, ein Wert, der in der Verantwortung der Person liegt. Auf diese Weise müssen sexuelle Identität und existentielles Erleben eine Antwort auf den ursprünglichen Ruf Gottes sein.

378. Fragen der Bioethik rufen die Katechese und ihre Bildungsfunktion auf den Plan. Wo es den Umständen entsprechend als richtig gilt, sollen Seelsorgemitarbeiter spezifische Wege der Erziehung im christlichen Glauben und in der christlichen Moral fördern, auf denen Themen wie das menschliche Leben als Geschenk Gottes, die Achtung der Person und ihre ganzheitliche Entwicklung sowie eine nach dem Wohl des Menschen geordnete Wissenschaft und Technik im Licht des Lehramtes der Kirche, das auch im Katechismus der Katholischen Kirche zum Ausdruck kommt, angemessenen Raum erhalten. Die Katechese erzieht die Katecheten zur Gewissensbildung in Fragen des Lebens, indem sie auf die Notwendigkeit verweist, den Herausforderungen, die sich aus den Entwicklungen in Wissenschaft und Technik ergeben, Aufmerksamkeit zu schenken, und die Grundelemente für die Verkündigung des Glaubens zur Geltung bringt:

- Gott ist von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod der erste und letzte Bezug im Leben.

- Der Mensch ist immer eine Einheit aus Körper und Geist.

- Die Wissenschaft steht im Dienst des Menschen.

Das Leben muss in jeder Lage angenommen werden, denn es ist erlöst durch das Ostergeheimnis Jesu Christi.

Katechese und Integrität der Person

379. Jeder nach dem Abbild und Gleichnis Gottes geschaffene Mensch ist einzigartig und besitzt eine ihm innewohnende unveräußerliche Würde. Ihr Fundament liegt in der offenbarten Wahrheit, die jene Prinzipien hervorbringt, die in der menschlichen Natur als immerwährende, universelle Anerkennung festgeschrieben sind, die von Gott, dem Schöpfer, geprägt ist. Die gesamte Offenbarung drängt zu dieser Wahrheit hin und bezeugt die Gleichheit aller Menschen vor Gott als einzigem Garanten und Richter des Lebens. Angesichts der verschiedenen Ausdrucksformen der Kultur des Todes, die in weiten Teilen der Gesellschaft in der Welt immer präsenter wird (vgl. GS 27), ist im heutigen Kontext dringend konkretes Engagement für die Verteidigung des Lebens und seiner Würde nötig. „Die Verteidigung der Würde des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod hat in der kirchlichen Lehre stets eine eindeutige und maßgebende Stimme gefunden.“<ref> FRANZISKUS, Ansprache an die Teilnehmer zum 25. Jahrestag der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche (11. Oktober 2017).</ref>

380. In ihrem Auftrag, menschliches Leben immer und überall zu fördern und zu schützen, wenn es bedroht ist, macht die Kirche deutlich, dass das persönliche Leben heilig und unantastbar ist. In diesem Sinne gilt in Anerkennung der Fortschritte, die mit der Lehre der letzten Päpste erwirkt wurden: „Stattdessen muss deutlich festgestellt werden, dass die Todesstrafe eine unmenschliche Maßnahme ist, die – wie auch immer sie ausgeführt wird – die Würde des Menschen herabsetzt. Sie widerspricht in ihrem Wesen dem Evangelium, weil sie willentlich entscheidet ein menschliches Leben zu beenden, das in den Augen des Schöpfers immer heilig ist“.<ref> Ebd.; siehe auch KKK 2267 (neue Ausgabe vom 1. August 2018).</ref> Die Katechese muss daher jede Anstrengung unternehmen, um die Lehre der Kirche in dieser Hinsicht verständlich zu machen und bei der Schaffung einer neuen Kultur zu unterstützen. Die Herausforderung, die Würde und Integrität der Person zu achten, bleibt daher ein aktuelles Szenario für die Verkündigung der barmherzigen Liebe Gottes in der heutigen Welt.

Katechese und ökologisches Engagement

381. Die Weiterentwicklung von Technik und Wissenschaft bringt zum einen die Größe des menschlichen Geistes zum Ausdruck, andererseits aber „ging [sie] nicht mit einer Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher“.<ref> FRANZISKUS, Enzyklika Laudato si’ (24. Mai 2015), 105.</ref> Ein Bereich, in dem die Folgen des anthropozentrischen Exzesses deutlich wahrnehmbar sind, ist die ökologische Krise, die Fragen aufwirft, die danach verlangen, gleichzeitig behandelt zu werden: Verschmutzung und Klimawandel, Rohstoffnutzung und aussterbende Artenvielfalt, weltweite Ungleichheit, Verschlechterung der menschlichen Lebensqualität und gesellschaftlicher Niedergang. Angesichts der Beschleunigung und Komplexität der Umweltproblematik haben die Päpste<ref> Vgl. insbesondere PAUL VI., Octogesima adveniens (14. Mai 1971); JOHANNES PAUL II., Centesimus annus (1. Mai 1991); BENEDIKT XVI., Caritas in veritate (29. Juni 2009). Die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus nimmt in diesem Bereich einen wichtigen Platz ein.</ref> ununterbrochen zu einer tiefgreifenden ökologischen Umkehr aufgerufen, die das Wesen des Menschlichen dort berühren kann, wo letzten Endes die Wurzel des Problems und seine Lösung angesiedelt sind.

382. Die Frage der Ökologie wird von Menschen und Organisationen mit unterschiedlichem kulturellen und philosophischen Hintergrund wahrgenommen. Gläubige aber sind gerufen, sich in dem Bewusstsein angesprochen zu fühlen, dass ihre Aufgaben im Bereich der Schöpfung, ihre Pflichten gegenüber der Natur und dem Schöpfer Bestandteil ihres Glaubens sind“.<ref> JOHANNES PAUL II., Botschaft zum Weltfriedenstag 1990 (8. Dezember 1989), 15.</ref> Die christliche Sicht von der Schöpfung und des menschlichem Handelns bietet „ den Christen und zum Teil auch anderen Glaubenden wichtige Motivationen für die Pflege der Natur und die Sorge für die schwächsten Brüder und Schwestern“,<ref> FRANZISKUS, Enzyklika Laudato si’ (24. Mai 2015), 64.</ref> neben alternativen Kriterien, nach denen die Beziehung von Wirtschaft, Bewahrung der Schöpfung, sozialer Gerechtigkeit und politischen Entscheidungen zu überdenken ist. Es ist daher notwendig, den Ruf der Erde zu hören, der eng mit dem Ruf der Armen verbunden ist. In diesem Ruf, in dem das Seufzen der Schöpfung erklingt (vgl. Röm 8,22), verbirgt sich ein Appell, der von Gott kommt.

383. Die Katechese weiß in diesen Zeichen die Stimme Gottes zu erkennen und wird aus diesem Grunde neben allen anderen kirchlichen Seelsorgemaßnahmen nicht ihre Aufgabe vernachlässigen, die Gläubigen zu einem ökologischen Bewusstsein und einer Spiritualität, die auf der Weisheit der biblischen Erzählungen und des sozialen Lehramtes der Kirche gegründet sind, zu motivieren und sie darin zu unterstützen. Eine für die Bewahrung der Schöpfung offene Katechese fördert eine Kultur der Achtsamkeit, die sowohl auf die Umwelt als auch auf die in ihr lebenden Menschen gerichtet ist. Dies bedeutet, eine respektvolle Haltung gegenüber allen zu fördern, eine wahre Auffassung von Umwelt und menschlicher Verantwortung zu lehren, zu einem tugendhaften Leben zu erziehen, das fähig ist, eine demütige, nüchterne Lebensweise frei von Konsumdenken anzunehmen und den symbolischen Wert des Erschaffenen insbesondere in den Zeichen der Liturgie hervorzuheben. Es geht also darum, sich dafür einzusetzen, dass Einstellungen und entsprechende Verhaltensweisen übernommen werden, die auf eine allumfassende Ökologie Acht geben, die die verschiedenen Facetten des Bildungsangebots der Soziallehre der Kirche beinhaltet: Ökologie in Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik; Ökologie in der Kultur und Ökologie im Alltag.

384. Die Katechese wird sich in erster Linie darum kümmern, den Gläubigen zu helfen, sich bewusst zu machen, dass Engagement für Umweltfragen ein grundlegender Bestandteil des Christenlebens ist. Zweitens wird sie die Glaubenswahrheiten verkünden, die das Fundament der Umweltthematik bilden: den allmächtigen Gottvater und Schöpfer, das Geheimnis der Schöpfung als Geschenk, das dem Menschen als deren Gipfel und Hüter vorausgeht, die Wechselbeziehung und Harmonie alles Erschaffenen und die Erlösung durch Christus, den Erstgeborenen der neuen Schöpfung.<ref> Vgl. ebd., Kapitel II und KKK 279–384.</ref> Schließlich wird sie die Christen aufgrund ihrer wesenseigenen erzieherischen Dimension dabei begleiten, die moralischen Forderungen des Glaubens zu leben, indem sie Haltungen aufzeigt, die Lösungswegen behindern, theologische und spirituelle Begründungen für eine ökologische Umkehr bietet und konkrete Maßnahmen zur Pflege des gemeinsamen Hauses unterstützt.<ref> Vgl. auch in der Enzyklika Laudato si’, Hinweise auf blockierende Haltungen: Nr. 14; zu Beweggründen: Nr. 62–64 und 216; und zu konkreten Maßnahmen: Kapitel V–VI.</ref>

Katechese und Option für die Armen

385. Die Option bzw. die bevorzugte Liebe zu den Armen ist eine besondere Form des Primats in der Ausübung der Nächstenliebe, die das Leben jedes Christen als Nachahmer Christi berührt.<ref> Vgl. JOHANNES PAUL II., Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987), 42.</ref> Die Liebe der Kirche zu den Armen und zu all jenen, die in Armut leben, gehört zu ihrer fortwährenden Tradition:<ref> Näheres aus dem Lehramt der letzten zwei Jahrhunderte zur Option für die Armen siehe LEO XIII., Rerum novarum (15. Mai 1891); PIUS XI., Quadragesimo anno (15. Mai 1931); JOHANNES XXIII., Mater et magistra (15. Mai 1961); Zweites VATIKANISCHES KONZIL , Gaudium et spes (7. Dezember 1965); PAUL VI., Populorum progressio (26. März 1967); JOHANNES PAUL II., Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987); DERS., Centesimus annus (1. Mai 1991); PÄPSTLICHER RAT FÜR GERECHTIGKEIT UND FRIEDEN, Kompendium der Soziallehre der Kirche (2. April 2004); BENEDIKT XVI., Caritas in Veritate (29. Juni 2009).</ref> „Für die Kirche ist die Option für die Armen in erster Linie eine theologische Kategorie und erst an zweiter Stelle eine kulturelle, soziologische, politische oder philosophische Frage.“<ref> EG 198.</ref> Denn die Grundlage dieser Option ist, wie die Heilige Schrift immer wieder berichtet, die Liebe Gottes zu den Verbannten, Enterbten, Verlassenen, Witwen, Waisen und Kranken.

386. Im eingeborenen Sohn hat Gott selbst sich arm gemacht, um die Menschheit zu bereichern (vgl. Phil 2,6–8). In der Verkündigung des Reiches Gottes wendet Jesus sich bevorzugt an die Armen (vgl. Lk 4,18–19; Mt 11,5). Er erklärt, dass die Armen selig sind (vgl. Lk 6,20–21), und lehrt so, dass die Annahme eines jeden in Armut lebenden Menschen und der Dienst an ihm bedeutet, Jesus selbst als so gegenwärtig zu erkennen, dass man ihn mit diesen identifiziert: „Das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). So verweist Jesus auf die starke Verbindung zwischen der Anbetung Gottes und der persönlichen Beziehung zu den Verletzten und Zurückgewiesenen und ruft seine Jünger nicht nur dazu auf, den Armen zu dienen, sondern ihn als tatsächlich in ihnen gegenwärtig zu entdecken und dem Vater durch sie zu begegnen. Für die Jünger Christi ist Armut vor allem eine Berufung, dem armen Jesus nachzufolgen, es ist eine Herzenshaltung, die sie daran hindert, an zufällige Gegebenheiten als Lebensziel und Bedingung für Glück zu denken. Auch die Kirche ist dazu gerufen, Armut als völlige Hingabe an Gott zu leben, ohne auf weltliche Mittel zu vertrauen.

387. Die Option für die Armen enthält eine missionarische Dynamik, die gegenseitige Bereicherung impliziert und darin besteht, sie zu befreien, aber auch von ihnen befreit zu werden, ihre Wunden zu heilen, aber auch von ihnen geheilt zu werden, sie zu evangelisieren und gleichzeitig von ihnen evangelisiert zu werden. "Sie haben uns vieles zu lehren. Sie haben nicht nur Teil am„ sensus fidei, sondern kennen außerdem dank ihrer eigenen Leiden den leidenden Christus. Es ist nötig, dass wir alle uns von ihnen evangelisieren lassen. Die neue Evangelisierung ist eine Einladung, die heilbringende Kraft ihrer Leben zu erkennen und sie in den Mittelpunkt des Weges der Kirche zu stellen.“<ref> EG 198.</ref> Die Begegnung mit Christus als Ziel jedes Glaubenswegs geschieht in besonderer Weise in der Begegnung mit den Armen durch die Erfahrungen von Solidarität und ehrenamtlicher Arbeit: „Wenn wir wirklich Christus begegnen wollen, dann müssen wir seinen Leib auch im gemarterten Leib der Armen berühren – gleichsam als Antwort auf die sakramentale Kommunion in der Eucharistie.“<ref> FRANZISKUS, Botschaft zum ersten Welttag der Armen (13. Juni 2017), 3.</ref>

388. Die Katechese lässt sich von der Armut provozieren, da sie der Botschaft des Evangeliums innewohnt. Weil sie ihren Wert anerkennt und mit Blick auf eine ganzheitliche Bildung der Christen in der Lage sein wird, zu einer dem Evangelium gemäßen Armut und einem nüchternen Lebensstil zu erziehen. Zudem wird sie einige Grundhaltungen in den Gläubigen fördern: Achtung vor der Würde der Person, Unterstützung für ihre Entwicklung, Förderung einer Kultur der Brüderlichkeit, Empörung über Elend und Ungerechtigkeit. Katechese erinnert zudem daran, dass Armut eine Tugend ist, die den richtigen Umgang mit materiellen Gütern ermöglicht und dazu beiträgt, auch Bindungen und Gefühle frei und gesund zu leben. Katecheten sind daher aufgefordert, insbesondere im Umfeld des Welttages der Armen dafür zu sensibilisieren, dass katechetisches Denken von konkretem und direktem Engagement mit greifbaren Zeichen der Aufmerksamkeit für die Armen und Ausgegrenzten begleitet wird.

Katechese und soziales Engagement

389. Die Komplexität der heutigen sozialen Probleme kann die Gläubigen zu Misstrauen und fehlendem Engagement in ihren Einstellungen veranlassen, während der Dienst am Nächsten doch im Mittelpunkt des Evangeliums steht, denn „sowohl die Verkündigung als auch die christliche Erfahrung neigen dazu, soziale Konsequenzen auszulösen“.<ref> EG 180; siehe auch EG 178–185.</ref> Die Kirche bekräftigt dadurch, dass sie die enge Verbindung zwischen Evangelisierung und ganzheitlicher menschlicher Entwicklung hervorhebt,<ref> Vgl. PAUL VI., Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967), 14.</ref> dass der Glaube nicht als individuelle Tatsache ohne konkrete Konsequenzen für das gesellschaftliche Leben gelebtwerden darf. „Ein authentischer Glaube – der niemals bequem und individualistisch ist – schließt immer den tiefen Wunsch ein, die Welt zu verändern, Werte zu übermitteln, nach unserer Erdenwanderung etwas Besseres zu hinterlassen.“<ref> EG 183.</ref> Grundlegender Bestandteil des Weges zur Vertiefung des Glaubens ist die Reifung einer sozialen und politischen Sichtweise, die auf die Beseitigung von Ungerechtigkeiten, die Schaffung von Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sowie die Förderung verschiedener Formen von Solidarität und Subsidiarität achtet.

390. Die Katechese ermöglicht mit Hilfe der Soziallehre der Kirche<ref> Eine zusammenfassende Darstellung der Soziallehre der Kirche findet sich in: PÄPSTLICHER RAT “JUSTITIA ET PAX”, Kompendium der Soziallehre der Kirche (2. April 2004).</ref> und durch die Anpassung ihres Angebots an die Lebenssituation des Einzelnen einen Blick auf die Wirklichkeit im Sinne des Evangeliums und schafft ein Bewusstsein für bestehende sündige Strukturen, die negative Auswirkungen auf das soziale Gefüge und die Umwelt haben. Zudem motiviert sie die Gläubigen, sich sowohl im Alltag als auch auf breiterer Ebene im direkteren sozialen und politischen Engagement für das Gemeinwohl einzusetzen. „Die Liebe zur Gesellschaft und das Engagement für das Gemeinwohl sind ein hervorragender Ausdruck der Nächstenliebe, die nicht nur die Beziehungen zwischen den einzelnen Menschen angeht, sondern auch die „Makro-Beziehungen – in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhängen."<ref> FRANZISKUS, Enzyklika Laudato si’ (24. Mai 2015), 231; vgl. auch BENEDIKT XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 2.</ref>

391. Den Gläubigen, die größere Verantwortung in Gesellschaft, Kultur, Medien, Wirtschaft und Politik tragen, muss besondere Aufmerksamkeit zugesichert werden. Aufgrund ihres Berufs oder ihres Dienstes in Institutionen haben sie zahlreiche Möglichkeiten, das Gemeinwohl zu beeinflussen. Durch Zusammenschlüsse von Laien aus dem Umfeld oder andere Formen des pastoralen Engagements muss eine Katechese angeboten werden, welche die lebenswichtige Verbundenheit mit der Person Christi, die Fähigkeit zur Unterscheidung nach dem Evangelium in komplexen Situationen, die Bereitschaft zum Dialog mit allen und moralische Rechtschaffenheit fördert, die eine Trennung von Glauben und Leben, von kirchlicher Zugehörigkeit und Engagement in der Welt abwenden soll.

Katechese und Arbeitswelt

392. Indem der Herr in Nazareth mit eigenen Händen arbeitete, hat er der Arbeit eine äußerst hohe Würde verliehen. Durch seine Gott dargebrachte Arbeit verbindet der Mensch sich mit dem Erlösungswerk Jesu Christi selbst. „Durch seine Arbeit erhält der Mensch sein und der Seinigen Leben, tritt in tätigen Verbund mit seinen Brüdern und dient ihnen; so kann er praktische Nächstenliebe üben und seinen Beitrag zur Vollendung des Schöpfungswerkes Gottes erbringen“ (GS 67). Jeder Mensch bringt in seiner freien, schöpferischen und solidarischen Arbeit die Würde seiner eigenen Existenz zum Ausdruck, denn „die Arbeit ist eines der Kennzeichen, die den Menschen von den anderen Geschöpfen unterscheiden“.<ref> JOHANNES PAUL II., Enzyklika Laborem exercens (14. September 1981), 1. 123</ref> Im Kontext der Globalisierung wirken sich zahlreiche komplexe Faktoren und Widersprüche auf die Arbeitswelt aus. Die Veränderungen in der Arbeitswelt erfordern evangelisierendes Handeln und christliche Ausbildung, die sich an jene richtet, die direkter beteiligt sind oder größere Verantwortung tragen.

393. In ihrem Dienst der Glaubenserziehung bietet die Katechese die Soziallehre der Kirche als Bezugspunkt für eine christliche Bildung an, als Motivation für die Evangelisierung der weltlichen Wirklichkeit und insbesondere der Arbeit. Dieser Schwerpunkt, der typisch für die Ausbildungswege der Arbeitervereinigungen und die Pastoral in der Arbeitswelt ist, findet sich auch in den normalen katechetischen Kursen mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wieder: Er trägt zu einer organischen Ausbildung von glaubenden Persönlichkeiten bei. Da es um menschliche Arbeit geht, muss Katechese die edle Bedeutung menschlichen Engagements in der Welt veranschaulichen; sie muss das christliche Zeugnis am Arbeitsplatz unterstützen und den Gläubigen helfen, in Konfliktsituationen ein Sauerteig der Versöhnung zu sein; sie muss zum Einsatz für die Humanisierung der Arbeit ermutigen und darauf drängen, die Rechte der Schwächsten zu schützen.

Die Katechese im Dienst der Inkulturation des Glaubens

394. „Die wahrhaft eingewurzelten Teilkirchen, die sich sozusagen verschmolzen haben mit den

Menschen, aber auch mit den Wünschen, Reichtümern und Grenzen, mit der Art zu beten, zu lieben, Leben und Welt zu betrachten, wie sie für eine bestimmte Menschengruppe charakteristisch sind, haben die Aufgabe, das Wesentliche der Botschaft des Evangeliums sich tief zu eigen zu machen und es ohne den geringsten Verrat an seiner wesentlichen Wahrheit in eine Sprache zu übersetzen, die diese Menschen verstehen, um es dann in dieser Sprache zu verkünden.“<ref> EN 63.</ref> Der Dienst der Inkulturation des Glaubens, zu dem jede einzelne Kirche gerufen ist, ist Zeichen der immerwährenden Fruchtbarkeit des

Heiligen Geistes, der die Weltkirche verschönert. „Jeder Teil des Gottesvolkes gibt, indem er die Gabe Gottes dem eigenen Geist entsprechend in sein Leben überträgt, Zeugnis für den empfangenen Glauben und bereichert ihn mit neuen, aussagekräftigen Ausdrucksformen. “<ref> EG 122.</ref> Die katechetischen Wege und die lokalen Katechismen stellen ein Zeichen dieses fruchtbaren Inkulturationsprozesses dar.

ZIELSETZUNG UND WESEN DER INKULTURATION DES GLAUBENS

395. Im Werk der Evangelisierung ist die Kirche gerufen, den „Antrieb, wie sich Christus selbst in der Menschwerdung von der konkreten sozialen und kulturellen Welt der Menschen einschließen ließ, unter denen er lebte“ (AG 10), nachzuahmen. Diese erste Form der Inkulturation des Wortes Gottes besteht als archetypische Form der gesamten Evangelisierung der Kirche fort. Inkulturation darf nicht als reine Anpassung an eine Kultur konzipiert sein. Vielmehr ist sie ein tiefer, umfassender und allmählicher Weg. Sie ist ein langsames Eindringen des Evangeliums in das Innerste der Menschen und Völker. „Letztlich ist eine Verkündigung des Evangeliums anzustreben, welche eine neue Synthese des

Evangeliums mit der Kultur, in der es mit deren Kategorien verkündet wird, hervorruft.“<ref> EG 129.</ref>

396. Die Katechese ist gerufen, dass „sie die Kraft des Evangeliums ins Herz der Kultur und der Kulturen einpflanzen soll“,<ref> CT 53. Zur Inkulturation des Glaubens in den verschiedenen geographischen Gebieten sind die apostolischen Schreiben nach den Kontinentalsynoden von Bedeutung: JOHANNES PAUL II., Ecclesia in Africa (14. September 1995); DERS., Ecclesia in America (22. Januar 1999); DERS., Ecclesia in Asia (6. November 1999); DERS., Ecclesia in Oceania (22. November 2001); DERS., Ecclesia in Europa (28. Juni 2003); BENEDIKT XVI., Africae munus (19. November 2011); DERS., Ecclesia in Medio Oriente (14. September 2012); FRANZISKUS, Querida Amazonia (2. Februar 2020).</ref> und trägt im Prozess der Inkulturation des Glaubens eine große Verantwortung. Das Verständnis der Kultur als hermeneutischem Ort des Glaubens eröffnet der Katechese größere Möglichkeiten, ihr Ziel, Erziehung zum Glauben im Glauben zu sein, bedeutungsvoll zu erreichen. Der ganz eigene Beitrag der Katechese zur Evangelisierung besteht in dem Versuch, in Beziehung zum Erleben der Menschen, ihrer Lebensweise und den persönlichen und gemeinschaftlichen Entwicklungsprozessen zu treten. Im Grunde zielt Inkulturation auf den Prozess der Verinnerlichung der Glaubenserfahrung ab. Dies ist umso dringlicher in der heutigen Zeit, in der die kulturellen Voraussetzungen für die Weitergabe des Evangeliums, die früher durch Familie und Gesellschaft sichergestellt wurden, nicht mehr vorhanden sind; die Schwächung dieser Prozesse hat den subjektiven Glaubenserwerb in eine Krise gestürzt. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Katechese nicht nur auf die Weitergabe der Glaubensinhalte konzentriert, sondern dass ihr der Prozess der persönlichen Glaubensempfängnis am Herzen liegt, so dass der Akt des Glaubens die Gründe für die Freiheit und Verantwortung, die der Glaube selbst mit sich bringt, bestmöglich zum Ausdruck bringt.

397. In Bezug auf die Inkulturation des Glaubens wird die Katechese folgende methodischen Hinweise berücksichtigen<ref> Vgl. ADK 203; vgl. auch CT 53.</ref> und somit:

a. die Kultur der Menschen eingehend kennenlernen und eine von Gegenseitigkeit geprägte Beziehungsdynamik schaffen, die ein neues Verständnis des Evangeliums fördern soll;

b. anerkennen, dass das Evangelium eine eigene kulturelle Dimension besitzt, durch die es sich im Laufe der Jahrhunderte in verschiedene Kulturen eingefügt hat;

c. wahre Umkehr vermitteln, die das Evangelium als verwandelnde und regenerierende Kraft in den Kulturen bewirkt;

d. begreiflich machen, dass das Evangelium bereits im Keim in den Kulturen gegenwärtig ist und dennoch über sie hinausgeht und sich nicht in ihnen erschöpft;

e. darauf achten, dass in der neuen Ausdrucksform des Evangeliums, je nach der evangelisierten Kultur, die Integrität der Glaubensinhalte als Faktor für kirchliche Gemeinschaft nicht verloren geht.

398. „Während die Katechese jede Manipulation einer Kultur vermeiden muss, kann sie sich doch nicht darauf beschränken, dass sie das Evangelium einfach „dekorativ“ neben sie stellt, sondern sie muss es „mit vitaler Kraft in die Tiefe und bis zu den Wurzeln der Kultur und der Kulturen des Menschen“ reichend vorstellen. „Das bestimmt einen dynamischen Prozess, der aus verschiedenen interaktiven Momenten besteht: sich bemühen, in der Kultur des Volkes gleichsam den Widerhall (die Vorahnung, den Anruf, das Zeichen ...) des Wortes Gottes zu hören; unterscheiden, was echter oder wenigstens für das Evangelium offener Wert ist; reinigen, was unter dem Zeichen der Sünde (Leidenschaften, Strukturen des Bösen ...) oder der menschlichen Anfälligkeit steht; auf die Menschen einwirken, indem man zu einer Haltung radikaler Umkehr zu Gott, des Dialogs mit anderen, des geduldigen inneren Reifens anregt“.<ref> ADK 204; vgl. auch EN 20.</ref>

399. Die den Teilkirchen wesenseigene Inkulturation des Glaubens „muss [...] das ganze Volk Gottes und nicht nur einige Experten einbeziehen, denn es ist bekannt, dass das Volk über den ursprünglichen Glaubenssinn nachdenkt, was nie aus dem Blick verloren werden soll. Diese muss [...] Ausdruck des gemeinschaftlichen Lebens und nicht ausschließliche Frucht gelehrter Forschung zu sein, muss also in der Gemeinschaft selber reifen“.<ref> JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 54.</ref> Ist das Evangelium in einem Volk inkulturiert, gibt es den Glauben auch über seine eigene Kultur so lebendig weiter, dass er immer wieder neu und anziehend wird.

400. Eine Katechese, die im Dienste der Inkulturation des Glaubens arbeitet, wird sich bemühen, alle kulturellen Tendenzen und Ausdrucksformen des Menschen zu bewerten, d.h. sowohl die traditionelleren und lokalen als auch die neueren und globalen,<ref> Zu den modernen kulturellen Szenarien vgl. auch 10. Kapitel dieses Direktoriums. </ref> und kommt dabei mit der abwechslungsreichen Konkretheit in Berührung, in der jedes Volk seine eigene Glaubenserfahrung manifestiert und lebt. Aus diesem Grund soll es die Katechese verstehen, jene Bereiche der kirchlichen Seelsorge besonders zur Geltung zu bringen, in denen sie ausdrücklich dazu gerufen ist, neue Sprachen und Ausdrucksformen zu finden, die einen heiteren und frohen missionarischen Stil ausstrahlen: zum Beispiel den Katechumenat, die christliche Initiation, die Bibelpastoral und die liturgische Katechese. Das Evangelium „wird in so verschiedenen Formen weitergegeben, dass es unmöglich wäre, sie zu beschreiben oder aufzulisten; in ihnen ist das Volk Gottes mit seinen unzähligen Gesten und Zeichen ein kollektives Subjekt. Folglich wird das Evangelium, wenn es in einer Kultur Gestalt angenommen hat, nicht mehr nur durch die Verkündigung von Mensch zu Mensch bekannt gemacht. Das muss uns daran denken lassen, dass die Teilkirchen in jenen Ländern, wo das Christentum eine Minderheit ist, nicht nur jeden Getauften zur Verkündigung des Evangeliums ermutigen, sondern darüber hinaus aktiv zumindest anfängliche Formen der Inkulturation fördern müssen”.<ref> EG 129.</ref>

ÖRTLICHE KATECHISMEN

401. Örtliche Katechismen sind Werkzeuge von unschätzbarem Wert für die Katechese, die dazu gerufen ist, die Neuheit des Evangeliums in die verschiedenen Kulturen der Völker zu tragen. In ihnen vermittelt die Kirche das Evangelium so, dass es für den Menschen verständlich wird, weil es ihm dort begegnet, wo er lebt, in seiner Kultur und seiner Welt. Katechismen sind als Frucht des von den Ortskirchen durchgeführten Inkulturationsprozesses des Glaubens ein Bezugspunkt für die Katechese in einem bestimmten Kontext. Sie manifestieren daher das Glaubensverständnis eines Volkes, sind aber auch sein authentischer kultureller Ausdruck. Örtliche Katechismen können einen diözesanen, regionalen oder nationalen Charakter haben. Der Katechismus der Diözese bedarf der Zustimmung durch den Diözesanbischof.<ref> Vgl. CIC c. 775 § 1.</ref> Regionale oder nationale Katechismen, die von den jeweiligen Bischofskonferenzen herausgegeben werden, bedürfen der Genehmigung durch den Apostolischen Stuhl.<ref> Vgl. CIC c. 775 § 2. </ref>

402. Katechismen zeichnen sich durch zwei Hauptmerkmale aus: Sie haben einen offiziellen Charakter und sie sind eine organische, grundlegende Zusammenfassung des Glaubens. Der örtliche Katechismus ist als Ausdruck eines Aktes des bischöflichen Lehramtes der offizielle Text der Kirche. Der offizielle Charakter dieser Katechismen unterscheidet diese qualitativ von anderen Arbeitsmitteln, die in der katechetischen Pädagogik nützlich sind, wie z. B. didaktische Texte, nicht offizielle Katechismen und katechetische Handbücher. Darüber hinaus ist jeder Katechismus eine organische, grundlegende Zusammenfassung des Glaubens, in dem die Hauptereignisse und Grundwahrheiten des christlichen Mysteriums dargestellt sind. Es handelt sich um eine pädagogisch sorgfältig zusammengestellte, strukturierte Sammlung von Dokumenten der Offenbarung und christlichen Überlieferung, die konkretere Situationen berücksichtigt. Er ist zwar ein erstklassiges Instrument, jedoch nicht das einzige: Daher sind weitere, direktere Arbeitsinstrumente vonnöten.

403. Der Katechismus der Katholischen Kirche ist der Text, der von seinem Wesen her als Bezugspunkt für den örtlichen Katechismus dient. Diese sind zwar miteinander verbunden, jedoch anders aufgebaut. Die örtlichen Katechismen beziehen sich inhaltlich auf den Katechismus der Katholischen Kirche, sprechen aber auch alle anderen Dimensionen des katechetischen Prozesses an. Sie setzen sich mit den Problemen des Umfeldes auseinander, indem sie sich um die Inkulturation der Botschaft bei den Trägern der Katechese kümmern, und sie enthalten Vorschläge, die bei der Vorbereitung der katechetischen Wege helfen sollen. Sie sind also nicht eine bloße Synthese des Katechismus der Katholischen Kirche.

404. Ein örtlicher Katechismus muss den Glauben in Bezug auf die Kultur darstellen, in die seine Adressanten eingetaucht sind. Wichtig ist, auf die konkrete Form zu achten, wie der Glaube in einer bestimmten Gesellschaft gelebt wird. Der Katechismus wird sich deshalb alle „originellen Ausdrucksformen christlichen Lebens, Feierns und Denkens“<ref> CT 53.</ref> zu eigen machen, die aus ihrer eigenen Kulturtradition hervorgegangen und Frucht der Arbeit und Inkulturation der Ortskirche sind. Ein örtlicher Katechismus muss darauf achten, dass das christliche Mysterium passend zur Mentalität und zum Alter des Adressaten dargestellt wird, wobei dessen grundlegende Lebenserfahrungen zu berücksichtigen sind und auf die ganz persönliche Entwicklungsdynamik eines jeden geachtet werden muss. Der Katechismus wird daher ein geeignetes Instrument sein, um Ausbildungswege zu fördern und die Katecheten in der Kunst der Begleitung der Gläubigen zur Reife im christlichen Leben zu unterstützen.

405. Es ist gut, dass die Ortskirche sich gerade wegen ihrer Verantwortung in der Inkulturation des Glaubens um die Veröffentlichung eines eigenen Katechismus kümmert. Der pastoralen Urteil der Ortskirche und ihrer Kreativität ist es anvertraut, die Darstellung der vier Dimensionen des christlichen Lebens zu gestalten,<ref> Zu den vier Dimensionen des christlichen Lebens vgl. Nr. 79–87 (Die Aufgaben der Katechese) und Nr. 189 (Quellen und Struktur des Katechismus) dieses Direktoriums. Einige Katechismen sind trinitarisch aufgebaut oder nach heilsgeschichtlichen Momenten oder biblischen oder theologischen Themen (z. B. Bund, Reich Gottes ...) untergliedert. Andere sind nach den theologalen Tugenden oder nach den Zeiten des liturgischen Jahres gestaltet. Wieder andere hingegen äußern sich zu den großen Sinnfragen oder zu den Phasen des menschlichen und spirituellen Wachstums oder zu einigen besonderen Lebenssituationen der Adressaten.</ref> sie inhaltlich zu strukturieren und ihre Teile nach besonderen Vorgaben in jener Form aufzubauen, die am besten zur Annahme und zum Wachstum des Glaubens ihrer Kinder beiträgt. Selbiges gilt für die verschiedenen Modalitäten, in denen die Glaubensbotschaft zum Ausdruck kommt, sowie für die Arbeitsinstrumente.

406. In der Zeit der Neuevangelisierung lädt der Heilige Geist die Christen ein, beherzt „die neuen Zeichen zu finden, die neuen Symbole, ein neues Fleisch für die Weitergabe des Wortes“.<ref> EG 167.</ref> Dies geschieht in heiterem Bewusstsein, denn „Christus ist das ,ewige Evangelium‘ (Offb 14,6), und er ist ,derselbe gestern, heute und in Ewigkeit‘ (Hebr 13,8), aber sein Reichtum und seine Schönheit sind unerschöpflich. Er ist immer jung und eine ständige Quelle von Neuem. [...] Jedes Mal, wenn wir versuchen, zur Quelle zurückzukehren und die ursprüngliche Frische des Evangeliums wiederzugewinnen, tauchen neue Wege, kreative Methoden, andere Ausdrucksformen, aussagekräftigere Zeichen und Worte reich an neuer Bedeutung für die Welt von heute auf“.<ref> EG 11.</ref>

Hinweise zum Erhalt der erforderlichen Genehmigung des Apostolischen Stuhls für Katechismen und andere Schriften, die sich auf die katechetische Unterweisung beziehen

407. Das Verfahren zum Erhalt der Approbation durch den Apostolischen Stuhl ist ein Dienst, der zwischen den Teilkirchen und der Weltkirche in beide Richtungen erfolgt. So bietet es einerseits dem Apostolischen Stuhl die Möglichkeit, Anregungen und Bemerkungen anzubringen, die seinem Urteil zufolge die allgemeine Qualität eines katechetischen Textes verbessern könnten, und ermöglicht es andererseits den Ortskirchen, den Apostolischen Stuhl über den katechetischen Kontext und die wichtigsten Punkte, die in einem bestimmten Gebiet von Interesse sind, zu informieren und aufzuklären. „Die vorherige Approbation durch den Heiligen Stuhl – die für die von den Bischofskonferenzen herausgegebenen Katechismen verlangt wird – macht deutlich, dass die Katechismen Dokumente sind, durch welche die Gesamtkirche in den verschiedenen sozio-kulturellen Räumen, in die sie gesandt ist, das Evangelium verkündet und weitergibt und „die Teilkirchen hervorbringt, indem sie in ihnen in Erscheinung tritt. Die Approbation eines Katechismus ist die faktische Anerkennung, dass er ein für eine bestimmte Situation und Kultur bestimmter Text der Gesamtkirche ist.“<ref> ADK 285.</ref>

408. Mit dem Apostolischen Schreiben Fides per doctrinam wird die Zuständigkeit für die Katechese dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung übertragen, der die vorgeschriebene Approbation des Apostolischen Stuhles für Katechismen und andere Schriften in Zusammenhang mit der katechetischen Unterweisung erteilt. Die Approbation des Apostolischen Stuhls ist für folgende Textarten erforderlich:

- die nationalen Katechismen;

- die nationalen Direktorien für die Katechese oder ähnliche Texte von gleichem Wert;

- die regionalen Katechismen und Direktorien;

- die Übersetzungen des Katechismus der Katholischen Kirche in die Landessprachen;

- nationale Schultexte in Gebieten, in denen der katholische Religionsunterricht katechetischen Wert hat oder in denen solche Texte in der Katechese genutzt werden.

Einrichtungen im Dienst der Katechese

DER HEILIGE STUHL

409. „Der Auftrag Christi, aller Kreatur das Evangelium zu predigen, gilt mit und unter Petrus zuerst und unmittelbar ihnen (den Bischöfen)“ (AG 38). Ihm erteilt der Herr den Auftrag, die Brüder im Glauben zu bestärken (vgl. Lk 22,32). Daher sind die Verkündigung und Weitergabe des Evangeliums zusammen mit dem Bischofskollegium die grundlegende Aufgabe des Nachfolger Petri. Der Papst von Rom übt diese Aufgabe zusätzlich zu seinen Lehren und Predigten auch durch seine Katechesen aus.

410. In Bezug auf die Katechese handelt der Papst von Rom üblicherweise über den Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, der die Aufgabe hat, „über das bedeutende Instrument der Evangelisierung, das die Katechese sowie der Katecheseunterricht in seinen verschiedenen Ausgestaltungen für die Kirche darstellen, zu wachen, um eine organischere und wirksamere pastorale Tätigkeit zu bewirken. [Er] kann den Ortskirchen und Diözesanbischöfen einen angemessenen Dienst in dieser Angelegenheit anbieten“.<ref> BENEDIKT XVI., Apostolisches Schreiben Fides per doctrinam (16. Januar 2013).</ref> Der Päpstliche Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, dem die Zuständigkeit für die Katechese übertragen wurde:

- trägt Sorge für die Förderung der religiösen Ausbildung der Gläubigen aller Altersstufen und in allen Situationen;

- hat die Befugnis, entsprechende Vorschriften zu erlassen, damit die Katechese gemäß der fortlaufenden Tradition der Kirche angemessen durchgeführt wird;

- hat die Aufgabe, darüber zu wachen, dass die katechetische Bildung unter Einhaltung der Methoden und Ziele nach den Vorgaben des Lehramtes richtig durchgeführt wird;

- erteilt die vorgeschriebene Approbation des Apostolischen Stuhls für Katechismen und andere Schriften, die sich auf die katechetische Unterweisung beziehen;

- unterstützt die katechetischen Dienste innerhalb der Bischofskonferenzen, verfolgt ihre Initiativen zur religiösen und internationalen Ausbildung, koordiniert deren Aktivitäten und bietet ihnen gegebenenfalls die notwendige Hilfe an.

DIE BISCHOFSSYNODEN ODER RÄTE DER HIERARCHEN DER OSTKIRCHEN

411. Aufgabe der Bischofssynode der jeweiligen Patriarchalkirchen oder der großen erzbischöflichen Kirchen oder des Rates der Hierarchen der eigenberechtigten Metropolitankirchen innerhalb ihrer eigenen Grenzen ist es, „geeignete Normen über die katechetische Unterweisung zu erlassen, die in einem katechetischen Direktorium zusammengestellt werden“.<ref> CCEO c. 621 § 1.</ref> Es ist wichtig, dass jede eigenständige katholische Ostkirche unter Wertschätzung ihrer eigenen Tradition die Abfassung ihres auf die verschiedenen Gruppen von Gläubigen abgestimmten und von Hilfsmitteln und Instrumenten begleiteten Katechismus in Angriff nimmt.<ref> Vgl. CCEO c. 621 § 3.</ref> Die Bischofssynode hat unter anderem über eine katechetische Kommission die Aufgabe, die verschiedenen katechetischen Initiativen zu fördern und zu koordinieren.<ref> Vgl. CCEO c. 622.</ref> Sie wird sich überdies um die Strukturen und Institutionen kümmern, die sich der Weitergabe des Glaubens widmen, und dabei das liturgische und theologische Erbe ihrer eigenen Kirche bewahren und die Lehre der Weltkirche berücksichtigen.

DIE BISCHOFSKONFERENZ

412. Der Codex des Kanonischen Rechtes legt fest: „Bei der Bischofskonferenz kann ein katechetisches Amt eingerichtet werden, dessen vornehmliche Aufgabe es ist, den einzelnen Diözesen in Fragen der Katechese Hilfe zu leisten.“<ref> CIC c. 775 § 3.</ref> Dieses ist inzwischen fast überall fest eingerichtet. „Zu berücksichtigen ist die wichtige Tatsache, dass die Bischofskonferenzen mit ihren Kommissionen und Büros dazu da sind, den Bischöfen zu helfen und nicht dazu, ihren Platz einzunehmen.“<ref> JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Apostolos suos (21. Mai 1998), 18.</ref> Der nationale katechetische Dienst (bzw. das nationale Katechesezentrum) ist also eine Stelle im Dienst der Diözesen ihres Territoriums.

413. Der nationale katechetische Dienst nimmt in erster Linie eine Bestandsaufnahme der Katechese auf seinem Gebiet vor, wobei er auch auf Forschungsarbeiten und Studien von akademischen oder wissenschaftlichen Zentren und Experten auf diesem Gebiet zurückgreift. Ziel dieser Analyse ist die Ausarbeitung eines nationalen Katecheseplans, für den eine Koordinierung der eigenen Aktivitäten mit denen anderer nationaler Stellen der Bischofskonferenz notwendig ist. Dieser nationale Plan kann vor allem die Abfassung katechetischer Richt- und Leitlinien betreffen, die der Auseinandersetzung und Orientierung dienen, und eine große Inspirationsquelle für die Katechese der Ortskirchen und zudem einen Bezugspunkt für die Ausbildung der Katecheten darstellen.<ref> Vgl. ADK 282. Diese Texte haben unterschiedliche Bezeichnungen: Katechetisches Direktorium, Katechetische Anleitungen, Basisdokument, Bezugstext ...</ref> Darüber hinaus wird sich der katechetische Dienst, ausgehend von den Leitlinien, mit der Vorbereitung regelrechter örtlicher Katechismen beschäftigen.

414. Auf Ebene der Diözesen wird der nationale katechetische Dienst je nach Bedarf und Möglichkeiten unter anderem in Form von Konferenzen, Studienseminaren und Veröffentlichungen Sorge für die Ausbildung der Leiter der Diözesandienste tragen. Darüber hinaus wird er Veranstaltungen organisieren, welche die Katechese auf nationaler Ebene betreffen, die Aktivitäten der Diözesandienste koordinieren und vor allem die im Bereich der Katechese weniger gut versorgten Diözesen unterstützen. Schließlich wird er die Beziehungen zu Verlegern und Autoren pflegen und dafür sorgen, dass das veröffentlichte Material dem Katechesebedarf im eigenen Land entspricht.

415. Auch auf internationaler und kontinentaler Ebene sind innerhalb der Räte der Bischofskonferenzen Gremien für Gemeinschaft und Zusammenarbeit entstanden, um die Reflexion und seelsorgerische Animation zu fördern. In diesen kirchlichen Gremien sind auch die Abteilungen für Katechese tätig mit dem Ziel, die Bischöfe und Bischofskonferenzen zu unterstützen.

DIE DIÖZESE

416. Die Teilkirche ist als konkrete Manifestation der einzigen Kirche an einem Ort in der Welt unter der Leitung ihres Bischofs Subjekt der Evangelisierung. Sie ist als solches „weit mehr als eine organische und hierarchische Institution, da es vor allem ein Volk auf dem Weg zu Gott ist [...] das immer jeden, wenn auch notwendigen institutionellen Ausdruck übersteigt“.<ref> EG 111.</ref> Im Dienst dieses evangelisierenden Volkes ist es die Diözesankurie mit ihren verschiedenen Ebenen (Ämtern, Räten, Kommissionen ...), die dazu beiträgt, pastorale Prioritäten zu erkennen und zu ordnen, Ziele zu teilen, Strategien für die Praxis auszuarbeiten und eine Zersplitterung der Angebote zu vermeiden.

Die Aufgaben des diözesan-katechetischen Dienstes

417. In der Diözesankurie ist die Pflege und Förderung der Katechese dem diözesan-katechestischen Dienst<ref> Der diözesan-katechetische Dienst (officium catecheticum) wurde mit dem Dekret Provido Sane eingerichtet: vgl. HEILIGE KONGREGATION DES KONZILS, Dekret Provido Sane (12. Januar 1935); vgl. CIC c. 775 § 1.</ref> anvertraut. Die Katechese ist eine solch grundlegende Aufgabe für das Leben einer Teilkirche, dass für jede Diözese ein eigener katechetischer Dienst erforderlich ist. Er wird von einer verantwortungsvollen, möglichst in der Katechese erfahrenen Kraft geleitet, die von kompetenten Mitarbeitern unterstützt wird, damit die verschiedenen Probleme mit der gebührenden Verantwortung bewältigt werden. Es ist angebracht, dass sich dieser Diözesandienst aus Priestern, Personen des geweihten Lebens und Laien zusammensetzt. Der diözesan-katechetische Dienst arbeitet mit dem nationalen katechetischen Dienst der Bischofskonferenz und anderen nationalen Gremien zusammen. Weiterhin pflegt er die Zusammenarbeit mit anderen Diözesen. Zu den Aufgaben des diözesan- katechetischen Dienstes gehören die Bestandsaufnahme, die Koordinierung mit der gesamten Diözesanseelsorge, die Ausarbeitung des katechetischen Rahmenplansund des zugehörigen Praxisprogramms und der Einsatz in der Ausbildung der Katecheten.

Analyse der Situation

418. Bei der Organisation der katechetischen Tätigkeit legt die katechetische Abteilung eine Analyse der Situation zugrunde. Diese Bewusstmachung der Gegebenheiten betrifft sozio-kulturelle und religiöse Aspekte im Hinblick auf eine pastorale Auslegung für die Inkulturation des Glaubens. Diese Bestandsaufnahme ist eine erste Hilfe informativer Art, die den Katecheten angeboten wird. Die Analyse des sozio-kulturellen Kontextes hilft, die in der Gesellschaft vor sich gehenden Veränderungen zu verstehen, die das Leben des Einzelnen bedingen. Die Analyse der religiösen Situation erforscht ebenfalls „den Sinn für das Heilige, d. h. jene menschlichen Erfahrungen, die wegen ihrer Tiefe geeignet sind, für das Mysterium zu öffnen; den religiösen Sinn, d. h. die konkreten Muster innerhalb einer Bevölkerung, sich Gott vorzustellen und zu ihm in Verbindung zu treten; und die Glaubenssituationen im Blick auf die verschiedenen Typen von Gläubigen“.<ref> ADK 279.</ref> Diese Analysen erlauben auch einen Einblick in die Werte, welche die Menschen als solche akzeptieren oder ablehnen. Für das Verständnis des soziokulturellen und religiösen Kontextes werden von wissenschaftlichen Institutionen und spezialisierten Forschungszentren durchgeführte Studien von Nutzen sein.

419. Diese Beiträge helfen dem Katechetischen Amt bei seiner Aufgabe, den Stand der Katechese innerhalb des Evangelisierungsprozesses zu bewerten. Konkret geht es darum, Ausgewogenheit und Aufbau der katechetischen Prozesse zu untersuchen und möglichst nachzuvollziehen, wie sie de facto (inhaltlich, stilistisch, methodisch, hinsichtlich der Arbeitsmittel usw.) ablaufen. Darüber hinaus ist es wichtig, die Situation der Katecheten und ihre Qualifizierung zu berücksichtigen. Man darf jedoch nicht abgleiten in einen „diagnostischen Überhang [...], der nicht immer von wirklich anwendbaren Lösungsvorschlägen begleitet ist. Andererseits würde uns auch eine rein soziologische Sicht nicht nützen“, sondern eine „Unterscheidung anhand des Evangeliums. Es ist die Sicht des missionarischen Jüngers“,<ref> EG 50. </ref> der im Geist des Glaubens und durch eine Haltung des Zuhörens und Dialogs in besonnener Würdigung des Bestehenden geduldig das Wachstum des Glaubens begleitet.

Koordination der Katechese

420. Es ist wichtig, dass die Katechese mit den anderen Seelsorgefeldern der Teilkirche koordiniert wird. Dies „ist nicht nur eine strategische Angelegenheit, um die Evangelisierungsarbeit wirkungsvoller zu machen, sondern sie besitzt eine theologische Grunddimension. Das evangelisierende Wirken muss gut abgestimmt sein, denn es bezieht sich auf die Einheit des Glaubens, die das gesamte Wirken der Kirche trägt“.<ref> ADK 272.</ref> Die Katechese hat eine enge Beziehung zur Familien-, Jugend- und Berufungspastoral sowie zur Schul- und Universitätspastoral. Mag das pastorale Wirken der Kirche auch über die Katechese hinausgehen, so füllt es sie doch – aufgrund seiner Initiationsfunktion – mit Leben und macht sie fruchtbar. Dass die Katechese den Schwerpunkt in der heutigen Zeit auf dem Kerygma und derSendung legt, fördert die pastorale Umkehr und damit den missionarischen Wandel der Kirche.

421. Da die Seelsorge organisch erfolgen soll, muss die Katechese mit anderen Aktivitäten der Evangelisierung koordiniert werden. Dazu könnte z.B. in der Teilkirche die Einrichtung einer Kommission für die Einweisung in das christliche Leben angebracht sein, in der eine Pastoral der Erstverkündigung und Katechese, liturgische Pastoral und Caritas, Verbände und Laienbewegungen gebündelt sind. Diese Kommission könnte der Diözesanpastoral gemeinsame Leitlinien für die Initiation in das christliche Leben in Form des Katechumenats für nicht Getaufte wie auch der katechumenalen Inspiration für die Katechese für Getaufte anbieten, da es wichtig ist, dass alle pastoralen Angebote von derselben Grundinspiration geleitet sind.

Der Diözesanplan für Katechese

422. Es ist erforderlich, dass die Diözese eine organische Pastoral entwickelt, damit die verschiedenen Charismen, Ämter, Dienste, Strukturen und Organisationen in demselben Evangelisierungsplan zu Wort kommen können. Im weiteren Kontext des diözesanen Pastoralplans gilt: „Der Diözesanplan für Katechese ist das globale katechetische Angebot einer Teilkirche, das auf gegliederte und kohärente Weise die verschiedenen katechetischen Programme integriert.“<ref> ADK 274.</ref> Die verschiedenen katechetischen Wege sollten nicht getrennt, sondern als wechselseitig komplementär organisiert werden. Berücksichtigt werden muss hier folgendes: „Wie schon früher ausgeführt, ist das organisatorische Prinzip, das den verschiedenen von einer Teilkirche angebotenen katechetischen Prozessen Zusammenhalt gibt, die Beachtung der Erwachsenenkatechese. Sie ist die tragende Achse, um die sich die Katechese“<ref> ADK 275.</ref> der anderen Altersgruppen dreht. Es geht also nicht darum, zu der Katechese für Kinder und Jugendliche noch einige Maßnahmen speziell für Erwachsene hinzuzufügen, sondern darum, die gesamte katechetische Arbeit neu zu verstehen.

423. Der Plan ist üblicherweise anhand von Altersgruppen aufgebaut. Sicherlich ist diese Art die Katechese zu organisieren immer noch gültig, doch müssen heute auch noch andere Kriterien berücksichtigt werden. Der Plan kann daher unter Berücksichtigung der Phasen des Wachstums im Glauben ausgearbeitet werden: Denn manche machen ihre ersten Schritte auf der Suche nach Gott; andere praktizieren ihren Glauben zwar, sind aber nicht ausreichend katechisiert; und wieder andere bitten um Begleitung bei der Vertiefung ihres Glaubens. Ein weiteres Kriterium kann die Berücksichtigung der lebensspezifischen Situation der Glaubensschüler sein, ob Verlobte, Menschen, die schwierige Situationen erleben, Berufstätige usw. Die diversifizierte Strukturierung des Bildungsangebots des katechetischen Amts soll die persönlichen Prozesse und den jeweiligen Rhythmus der Gemeinschaft respektieren. Mag der Diözesanplan für Katechese auch noch so wichtig sein, er ist niemals ein Ersatz für die persönliche Begleitung, sondern wird vielmehr im Dienst dieser Einzelsituationen stehen und die notwendigen Hinweise liefern, damit die Katecheten ihren Brüdern und Schwestern auf diesem Abschnitt des Weges, den sie zurücklegen, zur Seite stehen können.

Der Praxisplan

424. Während der Diözeseplan für die Katechese ein langfristig ausgelegter, organischer Rahmenplan ist, ist der Praxisplan seine konkrete Umsetzung in Bezug auf eine spezielle Situation und einen bestimmten Zeitraum. „Wie die Erfahrung zeigt, ist solch ein Aktionsprogramm für die Katechese von großem Nutzen, denn durch die Bestimmung einiger allgemeiner Ziele führt es unterschiedliche Interessen zur Zusammenarbeit unter gemeinsamer Zielsetzung. Deshalb muss es in erster Linie realistisch, einfach, knapp und klar sein.“<ref> ADK 281.</ref> Dieser Plan legt daher die Inhalte fest, gibt – klare, aufeinander aufbauende und bewertbare Zwischenziele vor –, stellt Maßnahmen und Techniken bereit, erarbeitet Hilfsmittel und Materialien oder gibt diese an und legt Zeiträume fest. Bei der Erstellung des Plans wird zudem dem Moment der Bewertung Bedeutung beigemessen, der es ermöglicht, den Weg in Erinnerung zu halten und offen für Veränderungen und Verbesserungen zu sein.

Ausbildung der Katecheten

425. Das Amt für Katechese der Diözese soll sich besonders um die Ausbildung der Katecheten kümmern,<ref> Zu den allgemeinen Grundsätze der Katechistenausbildung siehe Kapitel IV dieses Direktoriums.</ref> wohl wissend, dass der Heilige Geist sich ihrer wertvollen und kompetenten Mitarbeit bedient, damit das Evangelium von allen angenommen werden kann. Vor allem durch die Bewertung der tatsächlichen Bedürfnisse der Katecheten versucht das Amt in einem zeitgerechten, an die heutige Empfänglichkeit angepassten Stil ein Bildungsangebot bereit zu stellen, das den Dimensionen des Seins, des Wissens, wie man mit jemandem zusammen sein kann, des Wissens und des praktischen Könnens gerecht wird, wobei vermieden werden soll, dass eine Dimension übermäßig zum Nachteil einer anderen betont wird. Das Ziel, das in entsprechenden Bildungszentren am besten verfolgt werden kann, besteht je nach den Entscheidungen und Bedürfnissen der Teilkirche sowohl in einer Grund- und Fortbildung für Katecheten als auch in einer Fachausbildung für Katecheseverantwortliche und koordinatoren. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass das Amt für Katechese mit den anderen Abteilungen und diözesanen Stellen zusammenarbeitet und ein vertrauensvolles, unterstützendes und kooperatives Verhältnis zu den Laien und Priestern der Pfarrgemeinden pflegt, in denen die reguläre Katechetenbildung dann tatsächlich stattfindet.

SCHLUSS

426. Die Gemeinschaft mit Jesus Christus, der gestorbenen ist und auferstand, der lebendig und immer gegenwärtig ist, ist das höchste Ziel allen Wirkens der Kirche und somit auch der Katechese. Denn die Kirche gibt immer weiter, was sie selbst empfangen hat: „Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas und dann den Zwölf“ (1 Kor 15,3–5). Dieses erste Glaubensbekenntnis im Ostergeheimnis ist das Herz des Glaubens der Kirche. Und so erinnert der Apostel: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube“ (1 Kor 15,14). Aus dem österlichen Ereignis Christi, dem höchsten Zeugnis seines Evangeliums, entspringt eine Hoffnung, die uns über den sichtbaren Horizont des Immanenten hinausträgt, um die Ewigkeit zu bannen: „Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher daran als alle anderen Menschen“ (1 Kor 15,19). Als österlicher Widerhall im Herzen des Menschen lädt die Katechese unaufhörlich dazu ein, selbst aufzubrechen, um dem Lebenden zu begegnen, dem, der das Leben in Fülle schenkt.

427. Als Alpha und Omega ist Jesus Christus der Schlüssel zur gesamten Geschichte. Er macht sich jedem Menschen zum Begleiter, um die Liebe Gottes zu offenbaren. Der vom Kreuz Auferstandene steht im Zentrum der Zeitläufe, um die ganze Schöpfung und den Menschen in ihr zu erlösen. Aus der durchbohrten Seite des gekreuzigten Jesus ergießt sich der Heilige Geist auf die Welt herab, aus ihr wird die Kirche geboren. Mit der Unterstützung des Parakleten strebt die Evangelisierung danach, dass alle Menschen unterschiedslos dieses großen, lebensspendenden Geheimnisses teilhaftig werden. Als wesentliches Moment in diesem Prozess führt die Katechese zu der bewusstesten und innigsten Begegnung mit dem Erlöser des Menschen. Das Direktorium für die Katechese ist ein Beitrag zu dieser großen Sendung. Es möchte jene ermutigen und stützen, die die Weitergabe des Glaubens, die immer das Werk Gottes ist, im Herzen tragen. Mit ihm gemeinsam zu wirken, stimmt nicht nur tröstlich, heiter und hoffnungsvoll, sondern gibt ebenso Anlass zu großer Freude, denn der Herr aller Schöpfung erwählt seine Geschöpfe zu seinen Mitstreitern.

428. Über der freudigen Aufgabe, die Kirche zu evangelisieren, erstrahlt immer Maria, die Mutter des Herrn, die sich dem Wirken des Heiligen Geistes vollkommen fügte, die das Wort Gottes zu hören und zu empfangen wusste, wodurch sie zur „lautersten Glaubensgestalt" wurde.<ref> KKK 149.</ref> Indem Maria eine häusliche Atmosphäre der Demut, Zärtlichkeit, Kontemplation und Fürsorge für andere schuf, erzog sie Jesus, das fleischgewordene Wort, für den Weg der Gerechtigkeit und des Gehorsams vor dem Willen des Vaters. Als Mutter wiederum lernte sie, ihrem Sohn zu folgen und wurde so zur ersten und vollkommensten seiner Jüngerschar. Am Pfingstmorgen stand die Mutter der Kirche mit ihrem Gebet dem Beginn der Evangelisierung unter dem Wirken des Heiligen Geistes vor, und sie legt ihre Fürbitte auch heute noch ein, damit die Menschen der heutigen Zeit Christus begegnen mögen und durch den Glauben an ihn gerettet werden, indem sie das Leben der Kinder Gottes in Fülle empfangen. Maria, die Allerheiligste, strahlt als beispielhafte Katechese, als Pädagogin der Evangelisierung und Vorbild der Kirche, für die Weitergabe des Glaubens.

Dieses Direktorium für die Katechese hat Seine Heiligkeit Papst Franziskus in der Audienz, die dem Unterzeichner am 23. März 2020 im Rahmen des Gedenkgottesdienstes für den heiligen Turibius von Mogrovejo gewährt wurde, gebilligt und seine Veröffentlichung genehmigt.

† Salvatore Fisichella

Titularerzbischof von Voghenza Vorsitzender
† Octavio Ruiz Arenas
Erzbischof emeritus von Villavicencio

Sekretär

VERZEICHNIS DER DOKUMENTE

BENEDIKT XVI.

- Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates für die Sozialen Kommunikationsmittel (28. Februar 2011): AAS 103 (2011), 188–191

- Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates für die Familie (5. April 2008): AAS 100 (2008), 275–278

- Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung (30. Mai 2011): AAS 103 (2011), 400–402

- Ansprache an die Teilnehmer eines Treffens der Lehrer für katholische Religion (25. April 2009)

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Africae munus (19. November 2011): AAS 104 (2012), 239–314

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Medio Oriente (14. September 2012): AAS 104 (2012), 751–796

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum caritatis (22. Februar 2007): AAS 99 (2007), 105–180

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010): AAS 102 (2010), 681–787

- Apostolisches Schreiben in Form eines „Motu proprio“ Fides per doctrinam (16. Januar 2013): AAS 105 (2013), 136–139

- Apostolisches Schreiben in Form eines „Motu proprio“ Porta fidei (11. Oktober 2011): AAS 103 (2011), 723–734

- Apostolisches Schreiben in Form eines „Motu proprio“ Ubicumque et semper (21. September 2010): AAS 102 (2010), 788–792

- Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009): AAS 101 (2009), 641–709

- Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005): AAS 98 (2006), 217–252

- Meditation bei der ersten Generalversammlung der Bischofssynode (8. Oktober 2012): AAS 104 (2012), 895–900

- Botschaft zum 47. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel (24. Januar 2013): AAS 105 (2013), 181–185

- Motu Proprio zur Approbation und Veröffentlichung des Kompendiums des Katechismus der Katholischen Kirche (28. Juni 2005): AAS 97 (2005), 801–802

- Predigt in der Heiligen Messe zum Abschluss der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode (28. Oktober 2012): AAS 104 (2012), 888–891

- Predigt in der Eucharistiefeier zur Eröffnung der V. Generalversammlung der Bischöfe von Lateinamerika und der Karibik (13. Mai 2007): AAS 99 (2007), 433–438

KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE (11. Oktober 1992), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 1992

KODEX DES KANONISCHEN RECHTES (25. Januar 1983) 135

KODEX DER KANONES DER KATHOLISCHEN OSTKIRCHEN (18. Oktober 1990)

KOMMISSION FÜR DIE RELIGIÖSEN BEZIEHUNGEN ZUM JUDENTUM

- Richtlinien und Hinweise für die Durchführung der Konzilserklärung Nostra aetate, Artikel 4 (1. Dezember 1974): AAS 67 (1975), 73–79

- „Denn unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes“ (Röm 11,29) Reflexionen zu theologischen Fragestellungen in den katholisch-jüdischen Beziehungen aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums von Nostra aetate Nr. 4 (10. Dezember 2015), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2015

- Hinweise für eine richtige Darstellung von Juden und Judentum in der Predigt und in der Katechese der katholischen Kirche (24. Juni 1985)

KOMPENDIUM DES KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE (28. Juni 2005), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2005 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL

- Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium (21. November 1964)

- Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum (18. November 1965)

- Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes (7. Dezember 1965)

- Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium (4. Dezember 1963)

- Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum ordinis (7. Dezember 1965)

- Dekret über die Ausbildung der Priester Optatam totius (28. Oktober 1965)

- Dekret über das Laienapostolat Apostolicam actuositatem (18. November 1965)

- Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes (7. Dezember 1965)

- Dekret über die katholischen Ostkirchen Orientalium Ecclesiarum (21. November 1964)

- Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio (21. November 1964)

- Dekret über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen Nostra aetate (28. Oktober 1965)

- Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche Christus Dominus (28. Oktober 1965)

- Erklärung über die christliche Erziehung Gravissimum educationis (28. Oktober 1965) 136

V. GENERALVERSAMMLUNG DES EPISKOPATS VON LATEINAMERIKA UND DER KARIBIK

Schlussdokument von Aparecida (30. Mai 2007)

KONGREGATION FÜR DEN KLERUS

- Allgemeines Katechetisches Direktorium (11. April 1971): AAS 64 (1972), 97–176

- Allgemeines Direktorium für die Katechese (15. August 1997), Libreria Editrice Vaticana/ hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz 1998

- Direktorium für Dienst und Leben der Priester (11. Februar 2013), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2013

- Ratio Fundamentalis Institutionis Sacerdotalis – Das Geschenk der Berufung zum Priestertum (8. Dezember 2016), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2017

KONGREGATION FÜR DEN GOTTESDIENST UND DIE SAKRAMENTENORDNUNG

- Direktorium über Volksfrömmigkeit und Liturgie. Prinzipien und Orientierungen (17. Dezember 2001), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2002

KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE

- Instruktion Donum veritatis über die kirchliche Berufung des Theologen (24. Mai 1990): AAS 82 (1990), 1550–1570

- Schreiben Iuvenescit Ecclesia an die Bischöfe der katholischen Kirche über die Beziehung zwischen hierarchischen und charismatischen Gaben im Leben und in der Sendung der Kirche (15. Mai 2016), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2016

KONGREGATION FÜR DIE ORIENTALISCHEN KIRCHEN

- Instruktion zur Anwendung der liturgischen Vorschriften des Kanonischen Kodex der Orientalischen Kirchen (6. Januar 1996), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 1996

KONGREGATION FÜR DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN – KONGREGATION FÜR DEN KLERUS

- Direktorium für den Dienst und das Leben der ständigen Diakone (22. Februar 1998): AAS 90 (1998), 879–927

KONGREGATION FÜR DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN

- Die religiöse Dimension der Erziehung in der Katholischen Schule (7. April 1988), Libreria Editrice Vaticana/hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2010

- Erziehung zum interkulturellen Dialog in der Katholischen Schule – Zusammen leben für eine Zivilisation der Liebe (28. Oktober 2013)

- Die katholische Schule an der Schwelle zum dritten Jahrtausend (28. Dezember 1997), Libreria Editrice Vaticana/hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2010

FRANZISKUS

- Verkündigungsbulle des außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit Misericordiae vultus (11. April 2015): AAS 107 (2015), 399–420

- Ansprache an die Teilnehmer des internationalen Kongresses der Großstadtpastoral (27. November 2014)

- Ansprache an die Teilnehmer des VII. Weltkongresses der Pastoral für die Migranten und Menschen unterwegs (21. November 2014)

- Ansprache an die Teilnehmer der Tagung „Die Katechesen und die Menschen mit Behinderung“ (21. Oktober 2017): AAS 109 (2017), 1206–1208

- Ansprache an die Teilnehmer der Tagung zur Katechese für Menschen mit Behinderung (11. Juni 2016): AAS 108 (2016), 735–737

- Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rats für die sozialen Kommunikationsmittel (21. September 2013): AAS 105 (2013), 894–896

- Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rats zur Förderung der Neuevangelisierung (14. Oktober 2013): AAS 105 (2013), 965–967

- Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rats zur Förderung der Neuevangelisierung (29. Mai 2015): AAS 107 (2015), 542–544

- Ansprache an die Teilnehmer des Treffens zum 25. Jahrestag der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche (11. Oktober 2017): AAS 109 (2017), 1192–1197

- Ansprache zur Eröffnung des Pastoralkongresses der Diözese Rom (19. Juni 2017): AAS 109 (2017), 729–737

- Ansprache an die Bewegung der charismatischen Erneuerung (3. Juli 2015): AAS 107 (2015), 637–642

- Ansprache zur 50-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode (17. Oktober 2015): AAS 107 (2015), 1138–1144

- Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt [unterzeichnet mit Ahmad Al-Tayyeb, Großimam von Al-Azhar] (4. Februar 2019)

- Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium (24. November 2013): AAS 105 (2013), 1019–1137 - Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate (19. März 2018)

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Amoris laetitia (19. März 2016): AAS 108 (2016), 311–446

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christus vivit (25. März 2019

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Querida Amazonia (2. Februar 2020)

- Apostolisches Schreiben Admirabile signum (1. Dezember 2019)

- Apostolisches Schreiben Aperuit illis (30. September 2019)

- Apostolisches Schreiben De concordia inter codices (3. Mai 2016): AAS 108 (2016), 602–606

- Apostolisches Schreiben Misericordia et misera (20. November 2016): AAS 108 (2016), 1311–1327

- Apostolisches Schreiben Sanctuarium in Ecclesia (11. Februar 2017): AAS 109 (2017), 335–338

- Apostolisches Schreiben Vos estis lux mundi (7. Mai 2019)

- Enzyklika Laudato si’ (24. Mai 2015): AAS 107 (2015), 847–945

- Enzyklika Lumen fidei (29. Juni 2013): AAS 105 (2013), 555–596

- Botschaft zum dritten Festival der kirchlichen Soziallehre (21. November 2013): AAS 105 (2013), 1176–1178

- Botschaft zum 1. Welttag der Armen (13. Juni 2017): AAS 109 (2017), 768–773

- Botschaft zum 48. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel (24. Januar 2014): AAS 106 (2014), 113–116

- Predigt in der Vesper am Hochfest der Bekehrung des Heiligen Apostels Paulus (25. Januar 2016): AAS 108 (2016), 110–112

- Predigt zum Jubiläum der Strafgefangenen (6. November 2016): AAS 108 (2016), 1340– 1342

- Predigt in der Eucharistiefeier aus Anlass des Tags der Katechisten (29. September 2013): AAS 105 (2013), 880–882

- Generalaudienz (15. Januar 2014)

- Generalaudienz (4. März 2015)

- Generalaudienz (11. März 2015)

JOHANNES XXIII.

- Ansprache zur feierlichen Eröffnung des Heiligen Konzils (11. Oktober 1962): AAS 54 (1962), 786–796

- Enzyklika Mater et magistra (15. Mai 1961): AAS 53 (1961), 401–464

JOHANNES PAUL II.

- Apostolische Konstitution Fidei depositum (11. Oktober 1992): AAS 86 (1994), 113– 118

- Ansprache an die Teilnehmer des Kongresses „Il compito dei Presbiteri nella Catechesi in Europa“, (8. Mai 2003)

- Ansprache anlässlich der Vollversammlung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften (13. November 2000): AAS 93 (2001), 202–206

- Ansprache bei der Gebetsvigil zum Abschluss des XV. Weltjugendtags (19. August 2000)

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Catechesi tradendae (16. Oktober 1979): AAS 71 (1979), 1277–1340

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988): AAS 81 (1989), 393–521

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Africa (14. September 1995): AAS 88 (1996), 5–82

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in America (22. Januar 1999): AAS 91 (1999), 737–815

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Asia (6. November 1999): AAS 92 (2000), 449–528

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Europa (28. Juni 2003): AAS 95 (2003), 649–719

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Oceania (22. November 2001): AAS 94 (2002), 361–428

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Familiaris consortio (22. November 1981): AAS 73 (1981), 81–191

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Pastores gregis (16. Oktober 2003): AAS 96 (2004), 825–924

- Nachsynodales Apostolisches Schreiben Vita consecrata (25. März 1996): AAS 88 (1996), 377–486

- Apostolisches Schreiben Apostolos suos (21. Mai 1998): AAS 90 (1998), 641–658

- Apostolisches Schreiben Duodecimum saeculum (4. Dezember 1987): AAS 80 (1988), 241–252

- Apostolisches Schreiben Laetamur magnopere (15. August 1997): AAS 89 (1997), 819– 821

- Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte (6. Januar 2001): AAS 93 (2001), 266– 309

- Apostolisches Schreiben Tertio millennio adveniente (10. November 1994): AAS 87 (1995), 5–41

- Enzyklika Centesimus annus (1. Mai 1991): AAS 83 (1991), 793–867

- Enzyklia Fides et ratio (14. September 1998): AAS 91 (1999), 5–88

- Enzyklika Laborem exercens (14 settembre 1981): AAS 73 (1981), 577–647

- Enzyklika Redemptor hominis (4. März 1979): AAS 71 (1979), 257–324

- Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990): AAS 83 (1991), 249–340

- Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987): AAS 80 (1988), 513–586

- Enzyklika Ut unum sint (25. Mai 1995): AAS 87 (1995), 921–982

- Botschaft zum Weltfriedenstag 1990 (8. Dezember 1989): AAS 82 (1990), 147–156

- Predigt am Heilig–Kreuz-Heiligtum in Mogila (9. Juni 1979): AAS 71 (1979), 864–869 LEO XIII.

LEO XIII.

- Enzyklika (15. Mai 1891): ASS 23 (1891), 641–670

PAUL VI.

- Ansprache zu Beginn der Zweiten Sitzung des Zweiten Vatikanischen Konzils (29. September 1963): AAS 55 (1963), 841–859

- Ansprache anlässlich der Seligsprechung von Nunzio Sulprizio (1. Dezember 1963): AAS 56 (1964), 17–22

- Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975): AAS 68 (1976), 5–76

- Apostolisches Schreiben Octogesima adveniens (14. Mai 1971): AAS 63 (1971), 401– 441

- Enzyklika Ecclesiam suam (6. August 1964): AAS 56 (1964), 609–659

- Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967): AAS 59 (1967), 257–299

PIUS XI.

- Enzyklika Quadragesimo anno (15. Mai 1931): AAS 23 (1931), 177–228

PÄPSTLICHER RAT FÜR DIE KULTUR

- Die Via Pulchritudinis, privilegierter Weg der Evangelisierung und des Dialogs (2006)

PÄPSTLICHER RAT FÜR DIE KULTUR – PÄPSTLICHER RAT FÜR DEN INTERRELIGIÖSEN DIALOG

- Jesus Christus – Bringer des Wassers des Lebens. Eine christliche Betrachtung zum "New Age" (2003), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2003

PÄPSTLICHER RAT FÜR GERECHTIGKEIT UND FRIEDEN

- Kompendium der Soziallehre der Kirche (2. April 2004), Verlag Herder, Freiburg 2006

PÄPSTLICHER RAT DER SEELSORGE FÜR DIE MIGRANTEN UND MENSCHEN UNTERWEGS

- Erga migrantes caritas Christi (3. Mai 2004): hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz

- Heilige Stätten – Erinnerung, Gegenwart und Prophezeiung des lebendigen Gottes (8. Mai 1999), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 1999

PÄPSTLICHER RAT FÜR DEN INTERRELIGIÖSEN DIALOG

- Dialog in Wahrheit und Liebe: Pastorale Orientierungen für den interreligiösen Dialog (19. Mai 2014), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2014

PÄPSTLICHER RAT FÜR DEN INTERRELIGIÖSEN DIALOG – KONGREGATION FÜR DIE EVANGELISIERUNG DER VÖLKER

- Dialog und Verkündigung. Überlegungen und Orientierungen zum Interreligiösen Dialog und zur Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi (19. Mai 1991): hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz

PÄPSTLICHER RAT ZUR FÖRDERUNG DER NEUEVANGELISIERUNG

- Enchiridion der Neuevangelisierung. Texte des päpstlichen und konziliaren Lehramts. 1939–2012, Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2012

PÄPSTLICHER RAT ZUR FÖRDERUNG DER EINHEIT DER CHRISTEN

- Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus (25. März 1993): AAS 85 (1993), 1039–1119

DIE FEIER DER EINGLIEDERUNG ERWACHSENER IN DIE KIRCHE, Verlag Herder, Freiburg 1997

KONZILSKONGREGATION

- Dekret Provido Sane (12. Januar 1935): AAS 27 (1935), 145–154

BISCHOFSSYNODE

- XIII. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG, Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens, Endgültigen Liste der Propositiones (27. Oktober 2012), Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2017, 649–688 XV. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG, Abschlussdokument (27. Oktober 2018), 4–12.

Anmerkungen

<references />

Weblinks