Exorzismus

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Exorzismus (griech. exorkizein = Dämonen vertreiben) ist ein liturgisches Gebet, mit dem ein Mensch durch einen Teufelsaustreiber von einem Dämon befreit wird. Papst Paul V. hatte 1614 dazu einen Großen Exorzismus im "Rituale Romanum" veröffentlicht.

Der Exorzismus reicht bis ins Paradies zurück (Gen 3). Er befreit von der Knechtschaft des Teufels (captivitas diaboli) im strengen Sinne. In der Anwendung des Exorzismus besteht der christliche Befreiungsdienst.

Ein Exorzist ist ein von der Kirche beauftragte Person, die offiziell einen Exorzismus durchführen darf. Einer der bekanntes Exorzisten weltweit ist P. Gabriele Amorth.

Grundlagen des Exorzismus

Codex Iuris Canonici (CIC)

Can. 1172 - §1. Niemand kann rechtmäßig Exorzismen über Besessene aussprechen, wenn er nicht vom Ortsordinarius eine besondere und ausdrückliche Erlaubnis erhalten hat.

§2. Diese Erlaubnis darf der Ortsordinarius nur einem Priester geben, der sich durch Frömmigkeit, Wissen, Klugheit und untadeligen Lebenswandel auszeichnet.

Katechismus der Katholischen Kirche (KKK)

550 Das Kommen des Gottesreiches ist die Niederlage des Reiches Satans [Vgl. Mt 12,36.]:

,,Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen" (Mt 12,28). Die von Jesus vorgenommenen Exorzismen befreien die Menschen aus der Macht der Dämonen [Vgl. Lk 8,26—39.]. Sie nehmen den großen Sieg Jesu über den ,,Herrscher dieser Welt" (Joh 12,31) vorweg. Das Reich Gottes wird durch das Kreuz Christi endgültig errichtet: ,,Vom Holz herab herrscht unser Gott" (LH, Hymnus ,,Vexilla Regis").

1237 Weil die Taufe Zeichen der Befreiung von der Sünde und deren Anstifter, dem Teufel, ist, spricht man über den Täufling einen Exorzismus (oder mehrere). Der Zelebrant salbt den Täufling oder legt ihm die Hand auf; danach widersagt der Täufling ausdrücklich dem Satan. So vorbereitet, kann er den Glauben der Kirche bekennen, dem er durch die Taufe „anvertraut" wird [Vgl. Röm 6,17].

1673 Wenn die Kirche öffentlich und autoritativ im Namen Jesu Christi darum betet, dass eine Person oder ein Gegenstand vor der Macht des bösen Feindes beschützt und seiner Herrschaft entrissen wird, spricht man von einem Exorzismus. Jesus hat solche Gebete vollzogen [Vgl. Mk 1,25—26]; von ihm hat die Kirche Vollmacht und Auftrag, Exorzismen vorzunehmen [Vgl. Mk 3,15; 6,7.13; 16,17.]. In einfacher Form wird der Exorzismus bei der Feier der Taufe vollzogen. Der feierliche, so genannte Große Exorzismus darf nur von einem Priester und nur mit Erlaubnis des Bischofs vorgenommen werden. Man muss dabei klug vorgehen und sich streng an die von der Kirche aufgestellten Regeln halten. Der Exorzismus dient dazu, Dämonen auszutreiben oder vom Einfluss von Dämonen zu befreien und zwar kraft der geistigen Autorität, die Jesus seiner Kirche anvertraut hat. Etwas ganz anderes sind Krankheiten, vor allem psychischer Art; solche zu behandeln ist Sache der ärztlichen Heilkunde. Folglich ist es wichtig, dass man, bevor man einen Exorzismus feiert, sich Gewissheit darüber verschafft, dass es sich wirklich um die Gegenwart des bösen Feindes und nicht um eine Krankheit handelt [Vgl. CIC, can. 1172].

Päpstliches Schreiben

Heilige Schrift

Evangelium nach Matthäus (Beispiele):

Mt 4, 23-25: 23 Jesus zog nun in ganz Galiläa umher, lehrte in ihren Synagogen, verkündete die Frohbotschaft vom Reiche und heilte alle Krankheit und jedes Gebrechen unter dem Volke. 24 Und sein Ruf verbreitete sich über ganz Syrien, und man brachte zu ihm alle Leidenden mit allerlei Krankheiten und Plagen. Besessene, Mondsüchtige, Gelähmte, und er heilte sie. 25 Und es begleiteten ihn große Scharen aus Galiläa, aus den Zehn-Städten, aus Jerusalem, aus Judäa und aus der Gegend jenseits des Jordan.

Mt 8, 14-17: 14 Als Jesus in das Haus des Petrus kam, sah er dessen Schwiegermutter fieberkrank darniederliegen. 15 Er nahm sie bei der Hand, und das Fieber verließ sie, sie stand auf und bediente ihn. 16 Als es aber Abend geworden war, brachte man zu ihm viele Besessene, und er trieb die Geister aus durch sein Wort und machte alle Kranken gesund. 17 So sollte in Erfüllung gehen, was durch den Propheten Isaias gesagt ist: Er hat unsere Gebrechen auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen.

Mt 8, 28-34: 28 Als er über den See in das Gebiet der Gerasener gekommen war, liefen ihm zwei Besessene entgegen, die kamen aus den Grabhöhlen und waren überaus wild, so dass niemand auf jenem Wege vorbeigehen konnte. 29 Und siehe, sie schrien: [Jesus,] Sohn Gottes, was willst du von uns? Bist du hierher gekommen, uns vor der Zeit zu quälen? 30 Es war aber nicht weit von ihnen eine große Schweineherde auf der Weide. 31 Und die bösen Geister baten ihn: Wenn du uns von da austreibst, so laß uns in die Schweineherde fahren. 32 Er antwortete ihnen: Fahret hin! Sie fuhren aus und fuhren in die Schweine und siehe, die ganze Herde stürmte den Abhang hinab in den See und kam im Wasser um. 33 Die Hirten aber flohen und erzählten in der Stadt alles, auch das, was sich mit den Besessenen zugetragen hatte. 34 Und siehe, die ganze Stadt zog hinaus, Jesus entgegen; und als sie ihn sahen, baten sie ihn, er möge sich entfernen aus ihrem Gebiet.

Mt 9, 31-34: 31 Sie aber gingen hinaus und verbreiteten die Kunde von ihm in jener ganzen Gegend. 32 Nachdem sie fort waren, siehe, da brachte man zu ihm einen Stummen, der besessen war. 33 Und da der böse Geist ausgetrieben war, redete der Stumme. Die Volksscharen riefen voll Staunen: Noch nie ist so etwas vorgekommen in Israel! 34 Die Pharisäer aber sagten: Durch den obersten der Teufel treibt er die Teufel aus!

Mt 10, 5-8: 5 Diese Zwölf sandte Jesus aus mit dem Auftrag: Auf einen Weg zu den Heiden gehet nicht und eine Samariterstadt betretet nicht. 6 Vielmehr gehet zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 5-6: Später hat Jesus die Heidenmission ausdrücklich befohlen (Mt 28, 19). Zunächst sollte den Israeliten das Heil angeboten werden. 7 Gehet hin und predigt: Das Himmelreich ist nahe! 8 Heilet Kranke, wecket Tote auf, macht Aussätzige rein, treibet böse Geister aus. Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet!

Internationaler Zusammenschluss von Exorzisten

1991 wurde eine italienische Vereinigung von Exorzisten 
gegründet. Drei Jahre später entstand der internationale Zusammenschluss von Exorzisten auf Initiative von Gabriele Amorth.<ref>Exorzist: Interesse an Teufelsaustreibungen nimmt zu Kath.net am 6 Juli 2014</ref> Im Jahr 2014 hat die römische Kleruskongregation den Verband der Exorzisten offiziell anerkannt.

Quelle

Papst Johannes Paul II. hat im Jahre 1999 den neuen Exorzismus herausgegeben, der im Jahr 2004 in zweiter, leicht verbesserter Form veröffentlicht worden ist: Rituale Romanum, De Exorcismis et supplicationibus quibusdam, Editio Typica, Typis Vaticanis, MIM.

Literatur

  • Jean Pliya: Von der Finsternis zum Licht. Handbuch für den Befreiungsdienst in der Katholischen Kirche, Unio Verlag (403 Seiten; erhältlich beim Mediatrix Verlag).
  • Neal Lozano: Ein Leitfaden für den Dienst der Befreiung, dip3 Bildungsservice GmbH 2019 (1. Auflage, 268 Seiten, ISBN 978-3903028579).
  • Hans Buob: Befreiung ein Dienst der Kirche, Unio Verlag Hochaltingen, o. J. (48 Seiten; ISBN-Nr: 978-3-935189-20-0)
  • Georg Siegmund (Hsgr.+Vorwort): Der Exorzismus der katholischen Kirche: Authentischer lateinischer Text nach der von Papst Pius XII. erweiterten und genehmigten Fassung mit deutscher Übersetzung, Christiana Verlag Stein am Rhein 2016 (120 Seiten, broschiert, 4. veränderte Auflage, ISBN 978-3717107965).
  • Gabriele Amorth: Ein Exozist erzählt, Christiana Verlag Stein am Rhein 2006 (5. Auflage; ISBN 3-7171-1045-4).
  • Gabriele Amorth: Neue Bericht eines Exorzisten, Christiana Verlag Stein am Rhein 2000 (2. Auflage; ISBN 3-7170-1067-5).
  • Gabriele Amorth: Exorzisten oder Psychiater, Christiana Verlag Stein am Rhein 2006 (2. Auflage; ISBN 3-7171-1092-6).
  • Stephan Rosetti: Tagebuch eines amerikanischen Exorzisten. Dämonen, Besessenheit und der heutige Kampf gegen das Böse, Media Maria Verlag Illertissen 2024 (Geb., 306 Seiten, ISBN 9783947931576).
  • Matt Baglio: Die Schule der Exorzisten. Eine Reportage. Sankt Ulrich Verlag (352 Seiten; ISBN 978-3867441209).
  • Elisabeth Becker (Hsrg.): Der Exorzismus der Kirche unter Beschuß, Christiana Verlag Stein am Rhein 1995 (1. Auflage; ISBN 3-7171-0991-X)
  • Anton Beda: Plagegeister, Wie werde ich frei (160 Seiten; erhältlich bei Mediatrix-Verlag).
  • Lisl Gutwenger: Treibt Dämonen aus, Vom Wirken katholischer und evangelischer Exorzisten, Christiana Verlag 1992 (1. Auflage ISBN 7171-0956-1).
  • Manfred Hauke: Theologische Klärungen zum "Großen Exorzismus" , in: Forum Katholische Theologie 22 (2006), 186-218. (Standpunkt: Möglichkeit der Besessenheit ist Realität.)
  • Ulrich Niemann: Das Böse und die Psychiatrie. Zur Diskussion über Besessenheit und Exorzismus in: Herder Korrespondenz 60 (2006), 119-123. (Standpunkt: Besessenheit ist eine Form von Geisteskrankheit.)[1]
  • Georg Siegmund: Von Wemding nach Klingenberg, Vier Fälle von Teufelsaustreibungen, Christiana Verlag Stein am Rhein (177 Seiten)
  • Georges Schindelholz: Exorzismus - Ein Priester berichtet, Panorama Verlag Altstätten /SG - Schweiz, 1984.

Weblinks

Anmerkungen

<references />