Exil von Avignon

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Das Exil von Avignon auch Babylonische Gefangenschaft der Kirche genannt, bezeichnet die Zeit von 1309 - 1377, in der die Päpste in Avignon, Frankreich residierten.

König Philipp der Schöne von Frankreich bereicherte sich an den Kirchengütern, um Geld für seinen Krieg gegen England zu besorgen. Unter seinem Druck wurden immer mehr Franzosen in das Kardinalskollegium aufgenommen und ein Franzose zum Papst gewählt. König Philipp der Schöne veranlasste diesen Papst, Klemens V., den Papstsitz nach Avignon zu verlegen, wo er schnell in die Abhängigkeit des Königshauses geriet. Der König benutzte Papst Klemens V., um sich am Vermögen des Templerordens zu bereichern, weil er bei den Templern erhebliche Schulden hatte. Er bewirkte schliesslich die Auflösung des Templerordens.

Der zweite Exilpapst, Johannes XXII., wurde unter klarer Einflussnahme der französischen Königsfamilie gewählt. Die hl. Birgitta von Schweden und die hl. Katharina von Siena beschworen den Papst, nach Rom zurückzukehren. Unter dem Drängen der hl. Katharina von Siena, und weil er erkannte, dass die Kirche Italien und den Kirchenstaat verlieren würde, wenn die Päpste noch länger in Avignon blieben, verlegte Papst Gregor XI. den Papstsitz wieder nach Rom, wo er im Januar 1377 einzog.

Die Folge des Exils von Avignon war das Abendländische Schisma. Die Kirchengeschichte beurteilt das Exil von Avignon mittlerweile freundlicher als noch im 19. Jahrhundert (aus römischer Warte). Die päpstliche Verwaltung blieb, außer in den Anfangsjahren, von der frz. Innenpolitik weitestgehend unbehelligt. In Avignon konnten die Päpste auch eine relativ moderne Zentralverwaltung der Kirche entwickeln, unabhängig von den römischen Oligarchien. Bei der Rückkehr nach Rom wurden wesentliche Innovationen aus Avignon mit eingeführt, einschließlich des Hofzeremoniells, die die heutige Struktur des Vatikan geprägt haben. (Vor dem Exil war vornehmlich der Lateran der Papstsitz.)