https://www.kathpedia.de/api.php?action=feedcontributions&user=Claravallis&feedformat=atomkathPedia - Benutzerbeiträge [de]2024-03-29T13:40:30ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.32.6https://www.kathpedia.de/index.php?title=Z%F6libat&diff=1340312015-06-24T10:50:27Z<p>Claravallis: </p>
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<div>'''[[Bild:Ars0.jpg|thumb|right|Ehelos - um des Himmelreiches willen]]'''<br />
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'''Zölibat''', der (lat. Coelibatus, von ''coelebs'' = unvermählt) – ist die vom katholischen [[Priester]] oder [[Ordensleute|Ordensangehörigen]], sowie bisweilen auch von Laien freiwillig übernommene Verpflichtung, die [[Keuschheit]] in Form der lebenslangen Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, zu bewahren. Die lateinische Kirche hat den Zölibat auch kirchenrechtlich seit [[Papst]] [[Gregor VII.]] im 11. Jahrhundert zur Bedingung für das [[Priesteramt]] gemacht.<br />
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Im Zölibat ist das Zeugnis einer besonderen Radikalität in der Nachfolge Christi, denn "jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen verlassen hat, wird Hundertfältiges empfangen und ewiges Leben erben" {{Bibel|Mt|19|29}}.<br />
<br />
Der Zölibat schafft Freiheit, denn in diesem Stand können "die geweihten Diener Christus mit ungeteiltem Herzen leichter anhangen und sich freier dem Dienst für Gott und für die Menschen widmen" ([[Dives ecclesia|DE]] 58). Für den priesterlichen Dienst ist es von großem Vorteil, durch keine Gatten- oder Vaterpflichten gebunden zu sein und frei von irdischen Sorgen über die Zeit verfügen zu können. <br />
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Der Zölibat ist [[Zeichen]] einer [[Letzte Dinge|eschatologischen]] Realität [vgI. [[Dives ecclesia|DE]] 58], denn "bei der [[Auferstehung]] wird weder geheiratet noch verheiratet, sondern sie sind wie die [[Engel]] [[Gott]]es im [[Himmel]]" {{Bibel|Mt|22|30}}.<br />
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== Biblische Grundlagen ==<br />
Im Neuen Testament ([[Evangelium nach Matthäus|Matthäus]] 19, 12) wird von [[Christus]] eine dreifache Ehelosigkeit unterschieden: „Denn es gibt Ehelose, die vom Mutterleib so geboren sind, und es gibt Ehelose, die von Menschen eheunfähig gemacht wurden, und es gibt Ehelose, die um des Himmelreiches willen sich der Ehe enthalten“. Letztere Form der Ehelosigkeit gilt als Merkmal besonderer Christusnachfolge in der katholischen Kirche. Christus empfiehlt einigen die Ehelosigkeit: „Wer es fassen kann, der fasse es!“ (Matthäus 19, 12). Ferner sagt [[Jesus]]: "Amen, ich sage euch: Jeder, der um des Reiches Gottes willen Haus oder Frau, Brüder, Eltern oder [[Kind]]er verlassen hat, wird dafür schon in dieser Welt das Vielfache erhalten und in der kommenden Welt das ewige Leben." {{B|Lk|18|29f}}. Die umfangreichsten Ausführungen zu Ehe und [[Jungfräulichkeit]] finden sich im ersten Paulus-Brief an die Korinther (7, 1–40). Paulus stellt seine eigene Ehelosigkeit als Beispiel hin: „Den Unverheirateten und den Verwitweten aber sage ich: Es ist gut für sie, wenn sie so bleiben wie auch ich. Können sie aber nicht enthaltsam sein, so sollen sie heiraten. Denn besser ist es, zu heiraten als zu brennen.“ (7, 8f.) Nur der Unverheiratete sei ganz frei für den Dienst Gottes (7, 32-35). Die [[Apostel]] waren, bevor sie Christus folgten und alles verließen, mit Ausnahme des [[Johannes (Apostel)|Johannes]] verheiratet. So heilt Jesus die Schwiegermutter des [[Petrus (Apostel)|Petrus]] (Mk 1, 29-31). Einige Apostel reisten später auch in Begleitung einer Frau. Paulus berichtet im Ersten [[Brief an die Korinther]] (9, 4-6): „Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie [[Kephas]]?“ Der Verfasser des ersten Timotheus-Briefes nennt als eine Voraussetzung für einen Bewerber um das Amt des "Bischofs" (des Gemeindevorstehers, gr. ''episkopos''), er solle "nur einmal verheiratet" und "ein guter Familienvater" sein (3, 1-5).<br />
<br />
== Ehelosigkeit Jesu==<br />
Zu der Frage, ob Jesus verheiratet war, schweigt das Neue Testament. Die kirchliche Tradition geht aber stets davon aus, das Jesus unverheiratet geblieben ist. Aus seinen Worten und Taten spricht einerseits eine hohe Wertschätzung der Ehe. So heiligt er die Ehe durch seine Teilnahme an der [[Hochzeit zu Kana]] und stellt die Würde der Ehe heraus, indem er das Verbot seine Frau zu entlassen mit der Schöpfungsordnung begründet (Mk 10, 6-9). Andererseits relativiert er die Bedeutung der Ehe angesichts der kommenden Gottesherrschaft (s. o.: Mt 19, 12; Lk 18, 29). <br />
In jüngster Zeit wurde die Ehelosigkeit Jesu Christi im Roman „[[Sakrileg]]“ (engl. „The Da Vinci Code“) von Dan Brown in Abrede gestellt. Die These einer Heirat Jesu mit [[Maria Magdalena]] kann aus den Evangelien nicht belegt werden. Die Thesen in „Sakrileg“ sind reine Erfindung oder Fiktion. Sie sind genährt von Gedanken der [[Gnosis]], die auf nicht-belegten Erleuchtungen einzelner aufbaut.<br />
<br />
==Der Zölibat in der Kirchengeschichte==<br />
Die Synode von Elvira (Spanien), die um 306 den verheirateten [[Priester]]n und [[Diakon]]en die Enthaltsamkeit in der [[Ehe]] zur Pflicht gemacht hatte, erließ eine Bestimmung, die im Abendlande allgemein zur Geltung kam ([[DH]] 118+119) und von [[Leo der Große]]n (440-461) und [[Gregor der Große]]n (590-604) auf die [[Subdiakon]]e ausgedehnt wurde. Schon im 5.-7. Jahrhundert mussten die [[Weihesakrament|Weihekandidaten]] sich vielfach durch ein Keuschheitsgelübde für immer zum Zölibat verpflichten, wie es im Abendland bei der [[Subdiakonat]]sweihe der Fall ist. Das [[Erstes Konzil von Nizäa|Konzil von Nicäa]] (325) hat die Bestimmungen der Synode von Elvira über den Zölibat für die morgenländische Kirche ausdrücklich abgelehnt. Aber die 2. trullanische Synode von [[692]], hat nur den Subdiakonen, Diakonen und Priestern die Fortsetzung der vor der Weihe geschlossenen Ehe gestattet, dagegen die [[Bischöfe]] zum Zölibat verpflichtet,<ref>[[Gregor der Große]] [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel4170.htm Brief an den Subdiakon Petrus in Sicilien]: "Vor drei Jahren ist es den Subdiakonen der asiatischen Kirche geboten worden, nach der Sitte der römischen Kirche sich des ehelichen Umgangs zu enthalten. Es scheint mir hart und ungebührlich, Jene zur Trennung von ihren Frauen zu zwingen, welche sich in die Enthaltsamkett noch nicht hineingefunden und auch früher die Keuschheit nicht gelobt hatten; sie könnten, was fern bleiben möge, gerade in Folge dieser Strenge noch tiefer fallen. Darum dünkt es mir gut, dass vom heutigen Tage an alle Bischöfe verpflichtet werden, keinen zum Subdiakon zu weihen, der nicht keusch zu leben versprochen hat."</ref> eine Regelung, die in der morgenländischen Kirche, auch bei den Unierten, gilt. Papst [[Benedikt VIII.]] ordnete im Jahre [[1022]] an, dass alle Geistlichen nicht mehr heiraten dürfen. Das Jahr [[1078]] gilt als Datum der generellen Einführung des Zölibates. Es wurde jedoch noch nicht überall eingehalten. <br><br />
Das [[Zweites Laterankonzil|II. Laterankonzil]] im Jahr [[1139]] legte endgültig fest, dass sexuelle Beziehungen oder Ehen dazu führen, dass ein [[Priester]] sein Amt verliert. Man will nicht, dass Fürsten und Grafen, Banken und Großgrundbesitzer mitbestimmen was kirchliche Lehre und kirchliches Leben ist. Das Evangelium selber soll die Richtschnur sein (P. [[Bernd Hagenkord]] in [[Radio Vatikan]] am 30. November 2010).<br />
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==Papst Pius IX. 1846==<br />
[[Papst]] [[Pius IX.]] schreibt in seiner [[Antrittsenzyklika]] [[Qui pluribus]] vom [[9. November]] [[1846]], dass es Irrtümer und Betrügereien gibt. "Hierher gehört jene unlautere Verschwörung gegen den Zölibat der Geistlichen, welche leider auch von einigen Geistlichen begünstigt wird, die, der eigenen Würde in jämmerlicher Weise vergessend, durch die Schmeicheleien und Lockungen der Lüste sich haben besiegen und einfangen lassen."<br />
<br />
== [[Papst]] [[Johannes XXIII.]] über den Zölibat ==<br />
"Vor allem betrübt es Uns, dass ... manche irrtümlich wähnen, die [[Katholische Kirche]] habe vor oder halte es für angebracht, das Gesetz des kirchlichen Zölibats abzuschaffen, das Jahrhunderte hindurch der herrliche und strahlende Schmuck des Priestertums war und ist. Das Gesetz des Zölibats und die Sorge um seine treue Beobachtung erinnern immer wieder an die denkwürdigen und berühmten Auseinandersetzungen jener Zeiten, in denen die [[Kirche]] Gottes hart zu kämpfen hatte und einen dreifachen Sieg davontrug; denn es ist das Kennzeichen für den '''Sieg der Kirche Christi''', alle Kräfte aufzubieten, '''um frei, rein und katholisch''' zu sein." (Ansprache an die Römische Synode, 26. Januar 1960; cfr. AAS (52), 1960, S. 226; Vgl. auch [[Sacerdotalis coelibatus]] Nr. 37 (Fn. 76).)<br />
<br />
== Das II. Vatikanische Konzil über den Zölibat ==<br />
'''Dekret über die Ausbildung der Priester “OPTATAM TOTIUS” vom 28.10.1965 Nr. 10.''' Die Alumnen, die gemäß den heiligen und festen Gesetzen ihres eigenen Ritus die verehrungswürdige Tradition des priesterlichen Zölibats auf sich nehmen, sollen mit großer Sorgfalt auf diesen Stand hin erzogen werden: sie verzichten darin um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12) auf die eheliche Gemeinschaft, hangen dem Herrn mit ungeteilter Liebe an (Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Sacra virginitas]], 25. März 1954: AAS 46 (1954), 165 ff.), wie sie dem Neuen Bund in besonderer Weise entspricht; sie geben Zeugnis für die Auferstehung in der künftigen Welt (vgl. Lk 20,36; [[Cyprian]], De habitu virginum) und gewinnen besonders wirksame Hilfe zur ständigen Übung jener vollkommenen Liebe, die sie in ihrer priesterlichen Arbeit allen alles werden lässt (PL 4, 475; [[Ambrosius]], De virginibus l, 8, 52: PL 16, 202f; Vgl. Pius XII., Adhort. Apost. [[Menti nostræ]]: AAS 42 (1950), 663). Sie sollen tief davon durchdrungen sein, wie dankbar sie diesen Stand entgegennehmen sollen, nicht etwa bloß als eine Vorschrift kirchlicher Gesetzgebung, sondern als ein kostbares Geschenk Gottes, das sie in Demut erbitten und dem sie mit der erweckenden und helfenden Gnade des Heiligen Geistes frei und großherzig zu entsprechen suchen sollen. Um die Pflichten und die Würde der christlichen Ehe, die ein Bild der Liebe zwischen Christus und seiner Kirche ist (vgl. Eph 5,32 f.), sollen die Alumnen gebührend wissen; sie sollen aber klar den Vorrang der Christus geweihten Jungfräulichkeit erkennen (Vgl. Pius XII., Enz. Sacra virginitas, a.a.O. 170-174), so dass sie nach reiflich überlegter Wahl und mit Hochherzigkeit sich in ganzer Hingabe von Leib und Seele dem Herrn weihen. Auf die Gefahren, die ihrer Keuschheit besonders in der gegenwärtigen Gesellschaft drohen, sollen sie hingewiesen werden (Vgl. Pius XII., Adhort. Apost. Menti nostræ, a.a.O. 664.690 f.). Sie müssen lernen, sich durch geeignete göttliche und menschliche Hilfsmittel zu schützen und den Verzicht auf die Ehe so in ihr Dasein zu integrieren, dass sie in ihrem Leben und in ihrer Wirksamkeit vom Zölibat her nicht nur keinen Schaden nehmen, vielmehr eine vollkommenere Herrschaft über Leib und Seele und eine höhere menschliche Reife gewinnen und die [[Seligkeit]] des Evangeliums tiefer erfahren. <br />
<br />
'''Dekret über Dienst und Leben der Priester “PRESBYTERORUM ORDINIS” vom 7.12.1965 Nr. 16:''' Die Kirche hat die vollkommene und ständige Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen, die von Christus dem Herrn empfohlen (vgl. Mt 19,12), in allen Jahrhunderten bis heute von nicht wenigen Gläubigen gern angenommen und lobenswert geübt worden ist, besonders im Hinblick auf das priesterliche Leben immer hoch eingeschätzt. Ist sie doch ein Zeichen und zugleich ein Antrieb der Hirtenliebe und ein besonderer Quell geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt. (Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 42: AAS 57 (1965), 47-49) Zwar ist sie nicht vom Wesen des Priestertums selbst gefordert, wie die Praxis der frühesten Kirche (vgl. 1 Tim 3,2-5; Tit 1,6.) und die Tradition der Ostkirchen zeigt, wo es neben solchen, die aus gnadenhafter Berufung zusammen mit allen Bischöfen das ehelose Leben erwählen, auch hochverdiente Priester im Ehestand gibt. Wenn diese Heilige Synode dennoch den kirchlichen Zölibat empfiehlt, will sie in keiner Weise jene andere Ordnung ändern, die in den Ostkirchen rechtmäßig Geltung hat; vielmehr ermahnt sie voll Liebe diejenigen, die als Verheiratete das Priestertum empfingen, sie möchten in ihrer heiligen Berufung ausharren und weiterhin mit ganzer Hingabe ihr Leben für die ihnen anvertraute Herde einsetzen (vgl. [[Pius XI.]], Enz. [[Ad catholici sacerdotii]], 20. Dez. 1935: AAS 28 (1936), 28). Der Zölibat ist jedoch in vielfacher Hinsicht dem Priestertum angemessen. Die priesterliche Sendung ist nämlich gänzlich dem Dienst an der neuen Menschheit geweiht, die Christus, der Überwinder des Todes, durch seinen Geist in der Welt erweckt, die ihren Ursprung "nicht aus dem Blut, nicht aus dem Wollen des Fleisches noch aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott" (Joh 1,13) hat. Durch die Jungfräulichkeit und die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12) werden die Priester in neuer und vorzüglicher Weise Christus geweiht; sie hangen ihm leichter ungeteilten Herzens an (vgl. 1 Kor 7,32-34), schenken sich freier in ihm und durch ihn dem Dienst für Gott und die Menschen, dienen ungehinderter seinem Reich und dem Werk der Wiedergeburt aus Gott und werden so noch mehr befähigt, die Vaterschaft in Christus tiefer zu verstehen. Auf diese Weise bezeugen sie also vor den Menschen, dass sie sich in ungeteilter Hingabe der ihnen anvertrauten Aufgabe widmen wollen, nämlich die Gläubigen einem Mann zu vermählen und sie als keusche Jungfrau Christus zuzuführen (vgl. 2 Kor 11,2); so weisen sie auf jenen geheimnisvollen [[Ehebund]] hin, der von Gott begründet ist und im anderen Leben ins volle Licht treten wird, in welchem die Kirche Christus zum einzigen Bräutigam hat (Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 42.44; Dekret über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens [[Perfectæ caritatis]], Nr. 12). Darüber hinaus sind sie ein lebendiges Zeichen der zukünftigen, schon jetzt in Glaube und Liebe anwesenden Welt, in der die Auferstandenen weder freien noch gefreit werden (vgl. Lk 20,35-36; Pius XI., Enz. Ad catholici sacerdotii, 20. Dez. 1935; Pius XII., Enz. Sacra virginitas, 25. März 1954). Der so im Geheimnis Christi und seiner Sendung begründete Zölibat wurde zunächst den Priestern empfohlen und schließlich in der lateinischen Kirche allen, die die heilige Weihe empfangen sollten, als Gesetz auferlegt. Diese Heilige Synode billigt und bekräftigt von neuem das Gesetz für jene, die zum Priestertum ausersehen sind, wobei ihr der Geist das Vertrauen gibt, dass der Vater die Berufung zum ehelosen Leben, das ja dem neutestamentlichen Priestertum so angemessen ist, großzügig geben wird, wenn nur diejenigen, die durch das Sakrament der Weihe am Priestertum Christi teilhaben, zusammen mit der ganzen Kirche demütig und inständig darum bitten. Das Konzil mahnt daher alle Priester, die im Vertrauen auf Gottes Gnade in freier Entscheidung nach Christi Vorbild den Zölibat auf sich genommen haben, ihm großmütig und mit ganzem Herzen anzuhangen und treu in diesem Stand auszuhalten in der Erkenntnis der hohen Gnadengabe, die ihnen vom Vater gegeben wurde und die der Herr so offenkundig gepriesen hat (vgl. Mt 19,11.). Sie sollen dabei immer jene Geheimnisse vor Augen haben, die durch sie bezeichnet werden und ihre Erfüllung finden. Und je mehr in der heutigen Welt viele Menschen ein Leben in vollkommener Enthaltsamkeit für unmöglich halten, um so demütiger und beharrlicher werden die Priester und mit ihnen die ganze Kirche die Gabe der Beständigkeit und Treue erflehen, die denen niemals verweigert wird, die um sie bitten. Zugleich werden sie alle übernatürlichen und natürlichen Hilfen anwenden, die jedem zur Verfügung stehen; sie sollen vor allem die durch die Erfahrung der Kirche bewährten aszetischen Verhaltensweisen, die in der modernen Welt nicht weniger notwendig sind, befolgen. So bittet diese Heilige Synode nicht nur die Priester, sondern alle Gläubigen, sie möchten sich die kostbare Gabe des priesterlichen Zölibates ein wirkliches Anliegen sein lassen, und alle mögen Gott bitten, dass er dieses Geschenk seiner Kirche stets in Fülle zukommen lasse. <br />
<br />
'''17.''' Im freundschaftlichen und brüderlichen Verkehr untereinander und mit den übrigen Menschen haben die Priester Gelegenheit, die menschlichen Werte zu pflegen und die irdischen Güter als Geschenke Gottes zu würdigen. Mitten in der Welt sollen sie dennoch immer wissen, dass sie nach dem Wort unseres Herrn und Meisters nicht von der Welt sind (vgl. Joh 17,14-16.). Wenn sie also die Dinge der Welt so gebrauchen, als gebrauchten sie sie nicht (vgl. 1 Kor 7,31), dann werden sie zu jener Freiheit von aller ungeordneten Anhänglichkeit und Sorge gelangen, durch die sie gelehrig für die Stimme Gottes im täglichen Leben werden. Aus solcher Freiheit und Gelehrigkeit erwächst das geistliche Unterscheidungsvermögen, durch das man die rechte Haltung zur Welt und ihren Gütern findet. Diese Haltung ist deshalb von großer Bedeutung für die Priester, weil sich ja die Sendung der Kirche inmitten der Welt vollzieht und die geschaffenen Güter zum Reifen der menschlichen Persönlichkeit unerläßlich sind. So seien sie also dankbar für alles, was ihnen der himmlische Vater für eine rechte Lebensführung in die Hand gibt. Doch sollen sie alles, was ihnen begegnet, im Licht des Glaubens prüfen, damit sie es richtig gebrauchen lernen, wie es dem Willen Gottes entspricht, und ablehnen, was ihrer Sendung im Weg steht. Denn die Priester, deren "Anteil und Erbe" der Herr ist (Num 18,20), dürfen die zeitlichen Güter nur in dem Rahmen gebrauchen, der ihnen durch die Lehre Christi des Herrn und von der Weisung der Kirche gesteckt ist.<br />
<br />
== Papst [[Paul VI.]] über den Zölibat ==<br />
Papst [[Paul VI.]] nutzte die '''Enzyklika''' ''[[Sacerdotalis coelibatus]]'' (Über den Priester-Zölibat) vom 24. Juni 1967 erneut für ein Festhalten am Zölibats. Er riet den Amtsträgern ferner die ehelose Enthaltsamkeit;<br />
<br />
Nr. 77: "''Mit ängstlicher Sorgfalt auf die Ganzhingabe an Christus bedacht, soll sich der Priester vor Gefühlserregungen hüten, die einen Zustand auslösen, der vom Geist nicht mehr genügend erleuchtet und geleitet wird; und er soll solche '''wirklich gefährliche''' Neigungen des Herzens '''nicht unter dem Vorwand''' geistlicher und seelsorglicher Verpflichtungen rechtfertigen.''" Es folgt ein Abschnitt über ''mannhafte Aszese'' (Wortlaut: siehe unten). <br />
<br />
Also: [[Unzucht]] – verstanden als Geschlechtsverkehr zwischen Personen, die nicht verheiratet sind – ist nicht mit Ehelosigkeit zu vereinbaren, wie bisweilen argumentiert wird. Diese Deutung der Ehelosigkeit, verstanden als „Ehe ohne Trauschein“ widerspricht dem kirchlichen Verständnis der Ehelosigkeit. Vielmehr ist Unzucht als Verstoß gegen die guten Sitten von zölibatär lebenden Menschen ein besonderes Ärgernis in der Kirche.<br />
<br />
== Zölibat des Priesters im Kirchenrecht ==<br />
Die Ehelosigkeit oder der Zölibat ist im [[Kirchenrecht]] der katholischen Kirche, dem [[Codex Iuris Canonici]] von 1983, für Kleriker (Bischöfe, Priester) verpflichtend vorgeschrieben. Personen, die das [[Weihesakrament]] erhalten haben, können deshalb nicht heiraten. Die Verletzung des Keuschheitsgebots ist eine Entweihung und gilt als Sakrileg (Gottesraub). Die Vorschriften des Kirchenrechts zum Zölibat könnten theoretisch geändert werden, weil sie nicht göttlichen Rechts sind.<br />
<br />
[[CIC]] 599: Der um des Himmelreiches willen übernommene evangelische Rat der Keuschheit, der ein Zeichen der künftigen Welt und eine Quelle reicherer Fruchtbarkeit eines ungeteilten Herzens ist, bringt die Verpflichtung zu vollkommener Enthaltsamkeit im Zölibat mit sich.<br />
<br />
CIC 244 § 1: Die Kleriker sind gehalten, vollkommene und immerwährende Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen zu wahren; deshalb sind sie zum Zölibat verpflichtet, der eine besondere Gabe Gottes ist, durch welche die geistlichen Amtsträger leichter mit ungeteiltem Herzen Christus anhangen und sich freier dem Dienst an Gott und den Menschen widmen können.<br />
<br />
CIC 247 § 1: Auf die Einhaltung des zölibatären Standes sind sie durch eine entsprechende Erziehung vorzubereiten; sie haben zu lernen, ihn als eine besondere Gabe Gottes in Ehren zu halten.<br />
<br />
[[CIC]] 1037: Ein unverheirateter Weihebewerber für den ständigen Diakonat und ebenso ein Weihebewerber für den Presbyterat dürfen zur Diakonenweihe erst zugelassen werden, wenn sie nach dem vorgeschriebenen Ritus öffentlich vor Gott und der Kirche die Zölibatsverpflichtung übernommen haben.<br />
<br />
CIC 291 § 1: Außer den in can. 290, n. 1 genannten Fällen bringt der Verlust des klerikalen Standes nicht die Dispens von der Zölibatsverpflichtung mit sich; diese wird einzig und allein vom Papst gewährt.<br />
<br />
Die Ehelosigkeit ist zum Beispiel in der Ostkirche bei Amtsträgern nicht geboten (außer bei Bischöfen), ist aber hoch angesehen. Im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] (KKK) ist festgehalten:<br />
„In den Ostkirchen gilt seit Jahrhunderten eine andere Ordnung: Während die Bischöfe ausschließlich unter Unverheirateten ausgewählt werden, können verheiratete Männer zu Diakonen und Priestern geweiht werden. ... Übrigens steht der Priesterzölibat in den Ostkirchen sehr in Ehren, und zahlreiche Priester haben ihn um des Gottesreiches willen freiwillig gewählt. Im Osten wie im Westen kann, wer das [[Weihesakrament|Sakrament der Weihe]] empfangen hat, nicht mehr heiraten.“ (KKK Nr. 1580)<br />
In der lateinischen Kirche gilt Canon 277 Paragraph 1 des neuen Kirchenrechts, das von Papst Johannes Paul II. erlassen worden ist: "Die Kleriker sind verpflichtet, wegen des Himmelreichs eine vollkommene und ewige Enthaltsamkeit zu bewahren, sind also zum Zölibat angehalten, der ein besonderes Geschenk Gottes ist."<br />
<br />
== Papst [[Johannes Paul II.]] über den Zölibat ==<br />
<br />
In ''[[Pastores dabo vobis]]'' schreibt Papst [[Johannes Paul II.]] über die [[Priesterausbildung]]. Der Zölibat spielt darin eine wichtige Rolle. Als innere Haltung erfordert die Ehelosigkeit auch Keuschheit, ebenso wie diese Tugend für die christlichen Ehe gilt. Begrifflich ist die Keuschheit von der Jungfräulichkeit zu unterscheiden, die lebenslängliche Enthaltsamkeit bedeutet. Lebenslange Jungfräulichkeit gilt als besonderes Gnadengeschenk Gottes. Sie wurde zum Beispiel [[Maria|Maria, der Mutter Jesu]] verliehen. Durch ein besonderes Wunder war in ihr immerwährende [[Jungfräulichkeit]] und Mutterschaft verbunden.<br />
<br />
== Der Zölibat im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] ==<br />
'''1579''' Mit Ausnahme der ständigen Diakone werden alle geweihten Amtsträger der lateinischen Kirche normalerweise aus den gläubigen Männern gewählt, die zölibatär leben und den Willen haben, den Zölibat „um des Himmelreiches willen“ (Mt 19,12) beizubehalten. Dazu berufen, sich ungeteilt dem Herrn und seiner „Sache“ zu widmen [Vgl. 1 Kor 7,32], geben sie sich ganz Gott und den Menschen hin. Der Zölibat ist ein Zeichen des neuen Lebens, zu dessen Dienst der Diener der Kirche geweiht wird; mit freudigem Herzen auf sich genommen, kündigt er strahlend das Reich Gottes an [Vgl. PO 16] (Vgl. dazu auch 1618, 2233).<br />
<br />
'''1580''' In den Ostkirchen gilt seit Jahrhunderten eine andere Ordnung: Während die Bischöfe ausschließlich unter Unverheirateten ausgewählt werden, können verheiratete Männer zu Diakonen und Priestern geweiht werden. Diese Praxis wird schon seit langem als rechtmäßig erachtet; diese Priester üben im Schoß ihrer Gemeinden ein fruchtbares Dienstamt aus [Vgl. PO 16]. Übrigens steht der Priesterzölibat in den Ostkirchen sehr in Ehren, und zahlreiche Priester haben ihn um des Gottesreiches willen freiwillig gewählt. Im Osten wie im Westen kann, wer das Sakrament der Weihe empfangen hat, nicht mehr heiraten.<br />
<br />
'''1599''' In der lateinischen Kirche wird die Weihe zum Presbyterat normalerweise nur solchen Kandidaten gespendet, die bereit sind, freiwillig den Zölibat auf sich zu nehmen, und die öffentlich ihren Willen bekunden, an ihm festzuhalten aus Liebe zum Reich Gottes und um den Menschen zu dienen.<br />
<br />
==Papst [[Benedikt XVI.]] über den Zölibat==<br />
Es ist wichtig, dass wir uns immer von neuem von dieser Identifikation des »Ichs« Christi mit uns durchdringen lassen, von diesem »Hinausgezogen werden« in die Welt der Auferstehung. In dieser Hinsicht ist der Zölibat eine Vorwegnahme. Wir übersteigen diese Zeit und gehen weiter, und so »ziehen« wir uns selbst und unsere Zeit auf die Welt der Auferstehung hin, auf die Neuheit Christi, das neue und wahre Leben zu. Das heißt, der Zölibat ist eine Vorwegnahme, die möglich wird durch die Gnade des Herrn, der uns zu sich »zieht«, zur Welt der Auferstehung hin; er lädt uns immer von neuem ein, uns selbst zu übersteigen, diese Gegenwart, hin auf die wahre Gegenwart der Zukunft, die heute Gegenwart wird. Und hier sind wir an einem sehr wichtigen Punkt angelangt. Ein großes Problem des Christentums der heutigen Welt ist, dass man nicht mehr an die Zukunft Gottes denkt: die bloße Gegenwart dieser Welt scheint ausreichend zu sein. Wir wollen nur diese Welt haben, nur in dieser Welt leben. So schließen wir die Tür für die wahre Größe unseres Lebens. Der Sinn des Zölibats als Vorwegnahme der Zukunft ist gerade das Öffnen dieser Türen, die Welt größer werden zu lassen, die Wirklichkeit der Zukunft zu zeigen, die von uns schon jetzt als Gegenwart gelebt werden muß. So leben wir im Zeugnis des Glaubens: Wir glauben wirklich, dass es Gott gibt, dass Gott in meinem Leben eine Rolle spielt, dass ich mein Leben auf Christus bauen kann, auf das zukünftige Leben.<br />
<br />
Und jetzt erkennen wir die weltliche Kritik, von der Sie gesprochen haben. Es ist wahr, dass für die agnostische Welt, die Welt, in der Gott keine Rolle spielt, der Zölibat etwas ist, das großen Anstoß erregt, weil gerade er zeigt, dass Gott als Wirklichkeit betrachtet und erlebt wird. Mit dem eschatologischen Leben des Zölibats tritt die zukünftige Welt Gottes in die Wirklichkeiten unserer Zeit. Und das soll beseitigt werden! In gewisser Hinsicht mag diese beständige Kritik am Zölibat überraschen, in einer Zeit, in der es immer mehr Mode wird, nicht zu heiraten. Aber dieses Nicht-Heiraten ist etwas vollständig und grundlegend anderes als der Zölibat, denn das Nicht-Heiraten ist auf den Willen gegründet, nur für sich selbst zu leben, keine endgültige Bindung zu akzeptieren, das Leben zu jedem Zeitpunkt in vollkommener Autonomie zu leben, jeden Augenblick zu entscheiden, was zu tun ist, was man vom Leben nimmt; es ist daher ein »Nein« zur Bindung, ein »Nein« zur Endgültigkeit, es bedeutet, das Leben nur für sich allein zu haben. Der Zölibat dagegen ist genau das Gegenteil: er ist ein endgültiges »Ja«, ein sich von den Händen Gottes Ergreifenlassen, ein sich in die Hände Gottes, in sein »Ich« Hineinlegen, das heißt es ist ein Akt der Treue und des Vertrauens, ein Akt, der auch Voraussetzung ist für die Treue in der Ehe. Es ist genau das Gegenteil dieses »Nein«, dieser Autonomie, die sich nicht verpflichten will, die keine Bindung eingehen will. Es ist das endgültige »Ja«, das das endgültige »Ja« der Ehe voraussetzt und bestätigt. Und diese Ehe ist die biblische Form, die natürliche Form des Mann- und Frau-Seins, die Grundlage der großen christlichen Kultur und großer Kulturen der Welt. Und wenn das verschwindet, wird die Wurzel unserer Kultur zerstört. Deshalb bestätigt der Zölibat das »Ja« der Ehe mit seinem »Ja« zur zukünftigen Welt, und so wollen wir weitergehen und diesen Anstoß eines Glaubens gegenwärtig machen, der sein ganzes Leben auf Gott setzt. Wir wissen, dass es neben diesem großen Ärgernis, das die Welt nicht sehen will, auch die zweitrangigen Skandale unserer Unzulänglichkeiten, unserer Sünden gibt, die das große Ärgernis verdunkeln und denken lassen: »Aber sie gründen ihr Leben nicht wirklich auf Gott!« Aber es gibt sehr viel Treue! Der Zölibat, das zeigt gerade die Kritik, ist ein großes Zeichen des Glaubens, der Gegenwart Gottes in der Welt. Bitten wir den Herrn, dass er uns hilft, uns von den zweitrangigen Skandalen zu befreien, dass er das große »Ärgernis« unseres Glaubens gegenwärtig macht: das Vertrauen, die Kraft unseres Lebens, das auf Gott und Jesus Christus gegründet ist! <ref> [http://www.clerus.org/clerus/dati/2010-06/24-13/Veglia_de.html GEBETSWACHE ANLÄSSLICH DES INTERNATIONALEN PRIESTERTREFFENS, GESPRÄCH VON PAPST BENEDIKT XVI. MIT DEN PRIESTERN, Petersplatz, Donnerstag 10. Juni 2010] </ref><br />
<br />
== [[Bischofssynode]]n zum Zölibat ==<br />
*30. September- 6. November 1971 '''II. Ordentliche Generalversammlung''' der [[Weltbischofssynode]] in Rom. Die Mehrheit der Bischöfe plädiert für die Beibehaltung des Zölibats, auch die Weihe von "bewährten verheirateten Männern" (''"viri probati"'') in Notlagen wird abschlägig beschieden (vgl. [[Ultimis temporibus]] [[Ultimis temporibus (Wortlaut)#Der priesterliche Zölibat|Nr. 20]]). <br />
* 30. September- 28. Oktober 1990 '''VIII. Ordentliche Generalversammlung''' der [[Weltbischofssynode]] zum Thema „Die [[Priesterausbildung|Priesterbildung]] im Kontext der Gegenwart" vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben [[Pastores dabo vobis]] vom 25. März 1992.<br />
*2.- 23. Oktober 2005 '''XI. Ordentliche Generalversammlung''' der [[Weltbischofssynode]] in Rom zum Thema „Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche" vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben [[Sacramentum caritatis]] vom 22. Februar 2007. Ca. 4/5 der Bischöfe sprach sich erneut für den Zölibat der Priester aus.<br />
<br />
== Ehelosigkeit als Lebensstil ==<br />
Nicht nur Personen, die das [[Weihesakrament]] empfangen haben, auch [[Ordensleute]] und bisweilen Laien, etwa in katholischen Vereinigungen, entschließen sich freiwillig zur Ehelosigkeit. Der Sonderfall einer dauernden freiwilligen Enthaltsamkeit beider Ehepartner innerhalb der [[Ehe]] wird [[Josephsehe]] genannt, weil die Beziehung von [[Maria]] und [[Joseph]] als Vorbild gilt. Sie wird von der Kirche aber nicht als Lebensform empfohlen, da die dauerhafte Verweigerung der Geschlechtlichkeit in einer Ehe im Normalfall Ausdruck eine schweren Beziehungsstörung ist.<br />
Der Mensch ist auch nach kirchlichem Verständnis vom Zustand gelebter [[Keuschheit]] "per se" überfordert. „Wer argumentiert, das [[Jungfräulichkeit]]sgelübde sei eine unmenschliche Forderung hat im Grunde genommen Recht. Dass dieser Zustand unnatürlich ist, heißt jedoch nicht, dass er auch widernatürlich sein muss. Ich nenne ihn übernatürlich“ (Henri Boulad). Übernatürlich bedeutet, dass nach dem Verständnis der [[Kirche]] ein göttliches Wirken in Form von [[Gnade]] oder gar eine göttliche Berufung zur Ehelosigkeit vorausgesetzt wird.<br />
Eine Aufhebung der Zölibatsverpflichtung für das Priesteramt würde an der freiwilligen Verpflichtung zur Ehelosigkeit der Ordensleute oder Ordenspriester nichts ändern.<br />
<br />
== Zölibat und Geschichte ==<br />
Die Ehelosigkeit war im Alten Testament unbekannt. Für einen gläubigen Juden, ist es ein Verpflichtung den Auftrag: "Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde" (Gen 1, 28) zu erfüllen. Außerdem wäre eine freiwillige Ehelosigkeit einer Frau, als Ablehnung der Mutterschaft eines kommenden [[Messias]]´ verstanden worden.<br />
<br />
In kirchlichen Dokumenten taucht die Verpflichtung erstmals im Jahr 306 nach Christus in Texten der [[Synode von Elvira]] (bei Granada/Spanien) auf. Ein Synodentext schrieb den im Dienst stehenden Klerikern vor, „sich von ihren Gattinnen zu enthalten und keine Kinder mehr zu zeugen“. Diese Vorschrift wurde von Papst [[Siricius]] im Jahr 385 auf die ganz Kirche ausgedehnt. Die Synode von Neucäsare im Jahre 314 beschloss bereits die Absetzung dessen, der als Priester heiratete. <br />
<br />
Im vierten Jahrhundert schreibt der Heilige [[Hieronymus]] in der bekannten Stelle gegen Vigilantius: "Was tun die Kirchen des Orients, was die von Ägypten oder was tut der Apostolische Stuhl? Diese akzeptieren nur Jungfräuliche oder Enthaltsame als Priester, oder wenn sie Ehefrauen haben, hören sie doch auf, ein eheliches Leben zu führen." (Vgl. Hieronymus, Contra Vigilantium, PL 23.)<br />
<br />
Im Mittelalter war der Zölibat bei der Besetzung von Fürstenämtern durch Bischöfe von großer Bedeutung ([[Ottonisches Reichskirchensystem]]). Der König sicherte sich durch Besetzung der Fürstentümer mit Zölibatären weitgehende Einflussmöglichkeiten beim Tod des Amtsinhabers.<br />
Das [[Konzil von Trient]] verteidigt im 16. Jahrhundert den Zölibat gegen die Reformatoren. [[Martin Luther]], zuvor Mönch und Priester, heiratete 41-jährig am 13. Juni 1525 die 26 Jahre alte frühere Zisterzienser-Nonne [[Katharina von Bora]]. Hierdurch wurde die Frage der Ehelosigkeit der Priester zu einem Streitpunkt und Unterscheidungsmerkmal der beiden christlichen Konfessionen.<br />
<br />
Viele Kirchenfeinde haben wie [[Adolf Hitler]] erkannt, dass der Zölibat der [[Kirche]] eine innere Stärke und Widerstandskraft gibt, die sie brechen wollten.<br />
<br />
== Diskussion über die Zölibatsverpflichtung ==<br />
Diskutiert wird in der katholischen Kirche, ob nicht durch Zulassung Verheirateter zum Priesteramt und damit durch Abänderung der Zölibatspflicht für [[Diözesanpriester]] zumindest der [[Priestermangel]] verringert werden kann. Das Beispiel der evangelischen Kirche, in der die Amtsträger heiraten können, zeigt aber, dass sich dadurch keine entscheidende Wende in der Pastoral einstellt. Den vermuteten Problemen mit der Ehelosigkeit von Interessenten am [[Priesteramt]] in der katholischen Kirche entsprechen offenbar in Art und Umfang die Ehe-Schwierigkeiten der Amtsträger anderer Konfessionen, weil auch die Ehe nicht vor Abwegen und Entgleisungen schützt. „''Daher zögern nichtkatholische Kirchenleitungen, ihre Regelungen als Ideal zu empfehlen, mit dem alle Probleme gelöst wären''“ (Heinz-Joachim Fischer). Auch eine [[Bischofssynode]] der Kirche von 1971 kam zu dem Schluss, dass der priesterliche Dienst am besten durch Unverheiratete ausgeübt werde. So gen. "Opportunitätsargumente" wie Wahrung von Eigentumsrechten, Freiheit der Kirche bei der Ämtervergabe, Verfügbarkeit für seelsorgliche Zwecke sind ebenfalls von Bedeutung.<br />
<br />
== Fehlverhalten von zölibatär lebenden Menschen ==<br />
<br />
Der Skandal von Übergriffen auf Minderjährige oder gleichgeschlechtliche Beziehungen von Priestern in den Vereinigten Staaten haben zu der Vermutungen geführt, das Gebot der ehelosen Enthaltsamkeit habe sie auf derartige Abwege gebracht. „In offenen westlichen Gesellschaften, wo Geschlechtlichkeit allgegenwärtig ist, nähren solche Vorkommnisse den Verdacht der unkontrollierbaren Verklemmtheit und den Zweifel über einen Personenkreis, der sich dieser allgemeinen Tendenz des öffentlichen Lebens entziehen, gar verweigern will.“ (Heinz-Joachim Fischer) Dieser Generalverdacht erweist sich aber als ungerechtfertigt angesichts von Zehn- und Hunderttausenden von Männern und Frauen, die trotz oder gerade wegen der Enthaltsamkeit im Pastoraldienst oder der Seelsorge „eine ausgereifte Persönlichkeit entwickelt haben“ (Johannes B. Torello). Zudem steht die öffentliche Diskussion von unzüchtigem Fehlverhalten der Amtsträger der Kirche in einer unguten Tradition, die im Nationalsozialismus als Teil einer Strategie gegen die katholische Kirche in Deutschland geschichtlich bereits einen Höhepunkt gefunden hatte. Angriffe gegen den Zölibat kamen in dieser Zeit auch durch die Überbetonung eugenischer Werte zustande. Dessen ungeachtet sind die Bischöfe aufgefordert, in allen Fällen mit berechtigtem Fehlverhalten die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, einschließlich einer Einschaltung der zivilen Gerichtsbarkeit. Besondere Vorsicht muss in diesen Fragen deshalb walten, weil auch Fälle von ungerechtfertigten Vorwürfen bereits beträchtlichen Schaden angerichtet haben (Kampagne des US-Senders CNN gegen [[Joseph Kardinal Bernardin]], Erzbischof von Chicago, aufgrund einer falschen Zeugenaussage) .<br />
Ehe und Ehelosigkeit stehen sich als Lebensstile wegen der dazu erforderlichen Treue zu einer einmal getroffenen Entscheidung im Prinzip näher als unverbindliche oder ausschweifende Lebensformen.<br />
<br />
==Schafft Deutschland den Zölibat und das [[Priestertum]] faktisch ab ? ==<br />
Nach Ansicht mancher sei die Entpriesterlichung der [[Kirche]] zu Gunsten einer Laienkirche zu begrüßen und als Übergangsform das Nebeneinander von zölibatären und verheirateten [[Priester]]n akzeptabel. In der Mitte der ersten Dekade des [[21. Jahrhundert]]s hatten einige Bistümer [[Deutschland]]s genau so viele Pastoralreferenten/Gemeindereferenten wie [[Priester]], da sie Laien förderten und den Priesterberuf in eine Reihe mit jedwedem kirchlichen Beruf (der auch "gemacht" werden muss) stellten. Dies ist eine deutliche Abwertung des Priesterberufes und des [[Priestertum|Priesterbildes]]. Dies mag bewusst oder unbewusst geschehen sein. Jener deutsche Bischof, der dem nigerianischen [[Priesterseminar]] keine finanzielle Hilfe gab (als darum gebeten wurde) aus dem Grund, dass dies "keine pastorale Priorität" sei, hat es bewusst getan.<br />
<br />
Deutsche Bistümer, die besonders tendieren, die Pastoral von (verheirateten) Diakonen oder den Laien (Gemeindereferentinnen, Pastoralreferentinnen) zu übertragen - im prozentualen Vergleich zu Priestern (aus [[Katholisch.de]] 2005): <br><br />
[[Bistum Rottenburg-Stuttgart]]: Priester 600, Diakone 137, Pastorale Mitarbeiter 600.<br><br />
[[Bistum Würzburg]]: Priester 144, Diakone 144, GemeinderefentInnen 138, PastoralreferentInnen 141.<br><br />
[[Bistum Mainz]]: Priester 413, Diakone 81, GemeindereferentInnen 269, PastoralreferentInnen 139.<br><br />
[[Bistum Speyer]]: Priester 214, Diakone 48, Pastorale Laienmitarbeiter 241.<br><br />
[[Bistum Limburg]]: Priester 399, Diakone 61, GemeindereferentInnen 178, PastoralreferentInnen 188.<br><br />
[[Bistum Osnabrück]]: Priester 235, Diakone 40, Laien im pastoralen Dienst 227.<br><br />
<br />
Eine Weihe von verheirateten "Viri probati" zu Priestern, wäre genauso "ein zum Verschwinden bringen des westkirchlichen Zölibates", wie eine frei wählbare Zölibatverpflichtung der Priesteramtskandidaten in der [[Katholische Kirche|Katholischen Kirche]].<br><br />
<br />
Dem sexuellen Missbrauchsunwesen von einigen [[Priester]]n, mit der Lockerung des Zölibats begegnen zu wollen, also mit vermehrter [[Sexualität]] zu bekämpfen, würde ein Feuer mit Benzin zu löschen bedeuten.[http://www.kath.net/detail.php?id=26710]<br />
<br />
== Lehramtliche Schreiben ==<br />
'''[[Paul VI.]]'''<br />
* 28. Oktober 1965: [[Zweites Vatikanisches Konzil]], [[Dekret]] [[Optatam totius]] Nr. 10.<br />
* 7. Dezember 1965: [[Zweites Vatikanisches Konzil]]: [[Dekret]] [[Presbyterorum ordinis]].<br />
* [[24. Juni]] [[1967]] [[Enzyklika]] '''[[Sacerdotalis coelibatus]]''' (über den Zölibat des Priesters).<br />
* [[30. November]] [[1969]] [[Deutsche Bischofskonferenz]]: [[Zehn Thesen über den Zölibat]].<br />
* [[30. September]] bis [[6. November]] [[1971]] II. Ordentliche [[Bischofssynode]], Dokument [[Ultimis temporibus]] [[Ultimis temporibus (Wortlaut)#Der priesterliche Zölibat|Nr. 20]]).<br />
* [[11. April]] [[1974]] [[Kongregation für das katholische Bildungswesen]], [[Erziehungsrichtlinien für die Ausbildung zum Priesterzölibat]].<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]'''<br />
* [[25. März]] [[1980]] [[Kongregation für den Klerus]], Instruktion [[Postquam apostoli]] für die Förderung der gegenseitigen Zusammenarbeit der Teilkirchen und insbesondere für die geeignete Verteilung de [[Klerus]].<br />
* 14. Oktober 1980 [[Kongregation für die Glaubenslehre]], Normen zur Dispens vom priesterlichen Zölibat (ad instantiam partis Normae substantiales).<br />
* 7. April 1992: Apostolisches [[Pastores dabo vobis]] über die Priester-Ausbildung (Hirten werde ich euch geben).<br />
* [[31. Januar]] [[1994]]: [[Kongregation für den Klerus]]: [[Direktorium für Dienst und Leben der Priester]]. Nn: 57. Fester Wille der Kirche, 58. Theologisch-spirituelle Begründung des Zölibats, 59. Das Beispiel Jesu, 60. Schwierigkeiten und Einwände.<br />
<br />
'''[[Benedikt XVI.]]'''<br />
* 22. Februar 2007 Nachsynodales Apostolisches Schreiben [[Sacramentum caritatis]].<br />
*24. bis 26. Januar 2011 [[Mauro Piacenza|Mauro Kardinal Piacenza]]: [[Der Priesterzölibat – Grundlagen, Freuden und Herausforderungen]]. Die Lehre der Päpste von Pius XI. bis Benedikt XVI.<br />
* [[11. Februar]] [[2013]]: [[Kongregation für den Klerus]]: [[Direktorium für Dienst und Leben der Priester]], Neuausgabe, erweitert und aktualisiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Klaus Berger]]: Zölibat, Eine theologische Begründung, [[St. Benno Verlag]] Leipzig 2009 (120 Seiten).<br />
* [[Mario Marini]]: Der priesterliche Zölibat, Die apostolische Form des Lebens [[Fe-Medienverlag]] 2009 (128 Seiten).[http://www.fe-medien.de/index.htm?d_00448_Der_priesterliche_Zolibat_von_Pralat_Mario_Marini1098.htm]<br />
* [[Johann Adam Möhler]], [[Dieter Hattrup]] (Hrsg): ''Vom Geist des Zölibates''. Bonifatius, <sup>2</sup>2001, ISBN 3-87088-720-6<br />
* Klaus M. Becker, Jürgen Eberle (Hrsg): ''Der Zölibat des Priesters'': [[EOS Verlag St. Ottilien]] 1995, ISBN 978-3880968790<br />
* [[Stefan Heid]]: ''Zölibat in der frühen Kirche''. [[Schöningh Verlag]] Paderborn <sup>3</sup>2003, ISBN 978-3506739261<br />
* Marc Tremeau: Der gottgeweihte Zölibat - Ehelos um des Himmelreiches Willen. Sein geschichtlicher Ursprung und seine lehrmäßige Rechtfertigung. Aus dem Französischen (Le Celibat Consacre; 1979) von Franz Burger. Vorwort von [[Rudolf Graber]]. [[Miriam Verlag]] 1981 (ISBN 3-900378-01-0; 123 S.).<br />
* [[Wunibald Müller]]: ''Liebe und Zölibat. Wie ehelos leben gelingen kann''. Topos Plus, 2000, ISBN 978-3786783527<br />
* [[Alvaro del Portillo]]: ''Der Zölibat des Priesters''. [[Adamas Verlag]] 1973, ISBN 978-3920007120<br />
* [[Dietrich von Hildebrand]]: „Zölibat und Glaubenskrise“, [[Josef Habbel Verlag]] 1970 [http://www.kathtube.com/player.php?id=8804 als Word-Dokument]<br />
* [[Johannes B. Torelló]]: ''Zölibat und Persönlichkeit oder: die affektive Reife des Priesters''. Adamas, Köln 1975, ISBN 978-3920007090<br />
* [[Hans Conrad Zander]]: ''Zehn Argumente für den Zölibat''. Patmos, 2006, ISBN 978-3491694316<br />
* [[Anselm Grün]]: ''Ehelos – des Lebens wegen''. Vier-Türme, <sup>9</sup>2003, ISBN 978-3878683988<br />
* [[Alfons Maria Stickler|Alfons Maria Kardinal Stickler]]: ''Der Klerikerzölibat. Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen''. Kirche heute. [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1993 (1. Auflage; 84 Seiten; ISBN 978-3930309085).<br />
* Klaus Demmer: ''Zumutungen aus dem Ewigen. Gedanken zum priesterlichen Zölibat''. Herder, Freiburg, 1991, ISBN 978-3451223594<br />
* [[Isa Vermehren]]:/[[Hans Urs von Balthasar]]: Ehelosigkeit - aktuell oder überholt? [[Paulinus Verlag]] Trier 2007 (59 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-7902-2159-6; ISBN 3-7902-2159-7).<br />
<br />
'''Publikationen in Zeitungen'''<br />
* [[Henri Boulad]] SJ: ''Der Glanz des priesterlichen Zölibats''. In: [http://www.kirche-heute.de/khframe.html KIRCHE heute], 2006, Nr. 2, S. 8 ff.<br />
* Thomas Mc Govern: ''Der priesterliche Zölibat in historischer Perspektive''. In: Forum Katholische Theologie 14 (1998), Seiten 18-40 und 99-123<br />
* Libero Gerosa: '' Jungfräulichkeit und kanonisches Recht. Zur kirchlichen Bedeutung des Standes der Jungfrauen''. In: Internationale katholische Zeitschrift Communio 25 (1996), Seiten 23-33<br />
* Heinz Kruse: ''Eheverzicht im Neuen Testament und in der Frühkirche''. In: Forum Katholische Theologie 1 (1985), Seiten 94-116<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kathtube.com/mediadetails.php?key=dc363c65499ee942ab8c KATHTUBE: Berufungsvideo der US-Bischofskonferenz]<br />
* [http://www.kath.net/detail.php?id=26667 Raphael Bonelli über Sexualität und Zölibat]<br />
* [http://www.opusdei.de/art.php?p=38280 Der Zölibat in den Ostkirchen]<br />
* [http://www.kath-info.de/zoelibat.html Der Zölibat auf Kath-info]<br />
* [http://www.kath.net/detail.php?id=22305 Wer den Zölibat nicht erfasst]<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=29894 Das Lehramt Benedikts XVI. zum Zölibat]<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=30060 Der Priestermangel ist nur der Vorwand der Zölibatsablehnung] [[Kath.net]] am 8. Februar 2011<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=30263 Der Zölibat für heute leicht verständlich erklärt] von Pfarrer [[Richard Kocher]]<br />
* {{Kathtube|Zölibat und Normalität |23516|Autor=von [[Karl Wallner]]|Datum=17. Oktober 2011|size=42:51 Min.}}<br />
*[http://www.opusdei.de/art.php?p=42225 Über den Priesterzölibat. Antworten auf Kritiken am Priesterzölibat] von Arturo Cattaneo am 4. Februar 2011<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=30769 Erzbischof [[Ludwig Schick]]: Zölibat, Armut und Gehorsam gehören beim Priester zusammen] März 2011<br />
*[http://www.kath.net/news/27365 Überzeugend gelebt ist der Zölibat der schlagendste Gottesbeweis] [[Kath.net]] am 11. Juli 2010, Interview mit Kardinal [[Joachim Meisner]]<br />
* [http://www.kath.net/news/41900 Voderholzer: 'Zölibat - geistliche Fruchtbarkeit und Vaterschaft'] [[Kath.net]] am 2. Juli 2013<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Eschatologie]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Z%F6libat&diff=1340222015-06-23T16:32:05Z<p>Claravallis: Bibelstelle ergänzt</p>
<hr />
<div>'''[[Bild:Ars0.jpg|thumb|right|Ehelos - um des Himmelreiches willen]]'''<br />
<br />
'''Zölibat''', der (lat. Coelibatus, von ''coelebs'' = unvermählt) – ist die vom katholischen [[Priester]] oder [[Ordensleute|Ordensangehörigen]], sowie bisweilen auch von Laien freiwillig übernommene Verpflichtung, die [[Keuschheit]] in Form der lebenslangen Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, zu bewahren. Die lateinische Kirche hat den Zölibat auch kirchenrechtlich seit [[Papst]] [[Gregor VII.]] im 11. Jahrhundert zur Bedingung für das [[Priesteramt]] gemacht.<br />
<br />
Im Zölibat ist das Zeugnis einer besonderen Radikalität in der Nachfolge Christi, denn "jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen verlassen hat, wird Hundertfältiges empfangen und ewiges Leben erben" {{Bibel|Mt|19|29}}.<br />
<br />
Der Zölibat schafft Freiheit, denn in diesem Stand können "die geweihten Diener Christus mit ungeteiltem Herzen leichter anhangen und sich freier dem Dienst für Gott und für die Menschen widmen" ([[Dives ecclesia|DE]] 58). Für den priesterlichen Dienst ist es von großem Vorteil, durch keine Gatten- oder Vaterpflichten gebunden zu sein und frei von irdischen Sorgen über die Zeit verfügen zu können. <br />
<br />
Der Zölibat ist [[Zeichen]] einer [[Letzte Dinge|eschatologischen]] Realität [vgI. [[Dives ecclesia|DE]] 58], denn "bei der [[Auferstehung]] wird weder geheiratet noch verheiratet, sondern sie sind wie die [[Engel]] [[Gott]]es im [[Himmel]]" {{Bibel|Mt|22|30}}.<br />
<br />
== Biblische Grundlagen ==<br />
Im Neuen Testament ([[Evangelium nach Matthäus|Matthäus]] 19, 12) wird von [[Christus]] eine dreifache Ehelosigkeit unterschieden: „Denn es gibt Ehelose, die vom Mutterleib so geboren sind, und es gibt Ehelose, die von Menschen eheunfähig gemacht wurden, und es gibt Ehelose, die um des Himmelreiches willen sich der Ehe enthalten“. Letztere Form der Ehelosigkeit gilt als Merkmal besonderer Christusnachfolge in der katholischen Kirche. Christus empfiehlt einigen die Ehelosigkeit: „Wer es fassen kann, der fasse es!“ (Matthäus 19, 12). Ferner sagt [[Jesus]]: "Amen, ich sage euch: Jeder, der um des Reiches Gottes willen Haus oder Frau, Brüder, Eltern oder [[Kind]]er verlassen hat, wird dafür schon in dieser Welt das Vielfache erhalten und in der kommenden Welt das ewige Leben." {{B|Lk|18|29f}}. Die umfangreichsten Ausführungen zu Ehe und [[Jungfräulichkeit]] finden sich im ersten Paulus-Brief an die Korinther (7, 1–40). Paulus stellt seine eigene Ehelosigkeit als Beispiel hin: „Den Unverheirateten und den Verwitweten aber sage ich: Es ist gut für sie, wenn sie so bleiben wie auch ich. Können sie aber nicht enthaltsam sein, so sollen sie heiraten. Denn besser ist es, zu heiraten als zu brennen.“ (7, 8f.) Nur der Unverheiratete sei ganz frei für den Dienst Gottes (7, 32-35). Die [[Apostel]] waren, bevor sie Christus folgten und alles verließen, mit Ausnahme des [[Johannes (Apostel)|Johannes]] verheiratet. So heilt Jesus die Schwiegermutter des [[Petrus (Apostel)|Petrus]] (Mk 1, 29-31). Einige Apostel reisten später auch in Begleitung einer Frau. Paulus berichtet im Ersten [[Brief an die Korinther]] (9, 4-6): „Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie [[Kephas]]?“ Der Verfasser des ersten Timotheus-Briefes nennt als eine Voraussetzung für einen Bewerber um das Amt des "Bischofs" (des Gemeindevorstehers, gr. ''episkopos''), er solle "nur einmal verheiratet" und "ein guter Familienvater" sein (3, 1-5).<br />
<br />
== Ehelosigkeit Jesu==<br />
Zu der Frage, ob Jesus verheiratet war, schweigt das Neue Testament. Die kirchliche Tradition geht aber stets davon aus, das Jesus unverheiratet geblieben ist. Aus seinen Worten und Taten spricht einerseits eine hohe Wertschätzung der Ehe. So heiligt er die Ehe aber durch seine Teilnahme an der [[Hochzeit zu Kana]] und stellt die Würde der Ehe heraus, indem er das Verbot seine Frau zu entlassen mit der Schöpfungsordnung begründet (Mk 10, 6-9). Andererseits relativiert er die Bedeutung der Ehe angesichts der kommenden Gottesherrschaft (s. o.: Mt 19, 12; Lk 18, 29). <br />
In jüngster Zeit wurde die Ehelosigkeit Jesu Christi im Roman „[[Sakrileg]]“ (engl. „The Da Vinci Code“) von Dan Brown in Abrede gestellt. Die These einer Heirat Jesu mit [[Maria Magdalena]] kann aus den Evangelien nicht belegt werden. Die Thesen in „Sakrileg“ sind reine Erfindung oder Fiktion. Sie sind genährt von Gedanken der [[Gnosis]], die auf nicht-belegten Erleuchtungen einzelner aufbaut.<br />
<br />
==Der Zölibat in der Kirchengeschichte==<br />
Die Synode von Elvira (Spanien), die um 306 den verheirateten [[Priester]]n und [[Diakon]]en die Enthaltsamkeit in der [[Ehe]] zur Pflicht gemacht hatte, erließ eine Bestimmung, die im Abendlande allgemein zur Geltung kam ([[DH]] 118+119) und von [[Leo der Große]]n (440-461) und [[Gregor der Große]]n (590-604) auf die [[Subdiakon]]e ausgedehnt wurde. Schon im 5.-7. Jahrhundert mussten die [[Weihesakrament|Weihekandidaten]] sich vielfach durch ein Keuschheitsgelübde für immer zum Zölibat verpflichten, wie es im Abendland bei der [[Subdiakonat]]sweihe der Fall ist. Das [[Erstes Konzil von Nizäa|Konzil von Nicäa]] (325) hat die Bestimmungen der Synode von Elvira über den Zölibat für die morgenländische Kirche ausdrücklich abgelehnt. Aber die 2. trullanische Synode von [[692]], hat nur den Subdiakonen, Diakonen und Priestern die Fortsetzung der vor der Weihe geschlossenen Ehe gestattet, dagegen die [[Bischöfe]] zum Zölibat verpflichtet,<ref>[[Gregor der Große]] [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel4170.htm Brief an den Subdiakon Petrus in Sicilien]: "Vor drei Jahren ist es den Subdiakonen der asiatischen Kirche geboten worden, nach der Sitte der römischen Kirche sich des ehelichen Umgangs zu enthalten. Es scheint mir hart und ungebührlich, Jene zur Trennung von ihren Frauen zu zwingen, welche sich in die Enthaltsamkett noch nicht hineingefunden und auch früher die Keuschheit nicht gelobt hatten; sie könnten, was fern bleiben möge, gerade in Folge dieser Strenge noch tiefer fallen. Darum dünkt es mir gut, dass vom heutigen Tage an alle Bischöfe verpflichtet werden, keinen zum Subdiakon zu weihen, der nicht keusch zu leben versprochen hat."</ref> eine Regelung, die in der morgenländischen Kirche, auch bei den Unierten, gilt. Papst [[Benedikt VIII.]] ordnete im Jahre [[1022]] an, dass alle Geistlichen nicht mehr heiraten dürfen. Das Jahr [[1078]] gilt als Datum der generellen Einführung des Zölibates. Es wurde jedoch noch nicht überall eingehalten. <br><br />
Das [[Zweites Laterankonzil|II. Laterankonzil]] im Jahr [[1139]] legte endgültig fest, dass sexuelle Beziehungen oder Ehen dazu führen, dass ein [[Priester]] sein Amt verliert. Man will nicht, dass Fürsten und Grafen, Banken und Großgrundbesitzer mitbestimmen was kirchliche Lehre und kirchliches Leben ist. Das Evangelium selber soll die Richtschnur sein (P. [[Bernd Hagenkord]] in [[Radio Vatikan]] am 30. November 2010).<br />
<br />
==Papst Pius IX. 1846==<br />
[[Papst]] [[Pius IX.]] schreibt in seiner [[Antrittsenzyklika]] [[Qui pluribus]] vom [[9. November]] [[1846]], dass es Irrtümer und Betrügereien gibt. "Hierher gehört jene unlautere Verschwörung gegen den Zölibat der Geistlichen, welche leider auch von einigen Geistlichen begünstigt wird, die, der eigenen Würde in jämmerlicher Weise vergessend, durch die Schmeicheleien und Lockungen der Lüste sich haben besiegen und einfangen lassen."<br />
<br />
== [[Papst]] [[Johannes XXIII.]] über den Zölibat ==<br />
"Vor allem betrübt es Uns, dass ... manche irrtümlich wähnen, die [[Katholische Kirche]] habe vor oder halte es für angebracht, das Gesetz des kirchlichen Zölibats abzuschaffen, das Jahrhunderte hindurch der herrliche und strahlende Schmuck des Priestertums war und ist. Das Gesetz des Zölibats und die Sorge um seine treue Beobachtung erinnern immer wieder an die denkwürdigen und berühmten Auseinandersetzungen jener Zeiten, in denen die [[Kirche]] Gottes hart zu kämpfen hatte und einen dreifachen Sieg davontrug; denn es ist das Kennzeichen für den '''Sieg der Kirche Christi''', alle Kräfte aufzubieten, '''um frei, rein und katholisch''' zu sein." (Ansprache an die Römische Synode, 26. Januar 1960; cfr. AAS (52), 1960, S. 226; Vgl. auch [[Sacerdotalis coelibatus]] Nr. 37 (Fn. 76).)<br />
<br />
== Das II. Vatikanische Konzil über den Zölibat ==<br />
'''Dekret über die Ausbildung der Priester “OPTATAM TOTIUS” vom 28.10.1965 Nr. 10.''' Die Alumnen, die gemäß den heiligen und festen Gesetzen ihres eigenen Ritus die verehrungswürdige Tradition des priesterlichen Zölibats auf sich nehmen, sollen mit großer Sorgfalt auf diesen Stand hin erzogen werden: sie verzichten darin um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12) auf die eheliche Gemeinschaft, hangen dem Herrn mit ungeteilter Liebe an (Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Sacra virginitas]], 25. März 1954: AAS 46 (1954), 165 ff.), wie sie dem Neuen Bund in besonderer Weise entspricht; sie geben Zeugnis für die Auferstehung in der künftigen Welt (vgl. Lk 20,36; [[Cyprian]], De habitu virginum) und gewinnen besonders wirksame Hilfe zur ständigen Übung jener vollkommenen Liebe, die sie in ihrer priesterlichen Arbeit allen alles werden lässt (PL 4, 475; [[Ambrosius]], De virginibus l, 8, 52: PL 16, 202f; Vgl. Pius XII., Adhort. Apost. [[Menti nostræ]]: AAS 42 (1950), 663). Sie sollen tief davon durchdrungen sein, wie dankbar sie diesen Stand entgegennehmen sollen, nicht etwa bloß als eine Vorschrift kirchlicher Gesetzgebung, sondern als ein kostbares Geschenk Gottes, das sie in Demut erbitten und dem sie mit der erweckenden und helfenden Gnade des Heiligen Geistes frei und großherzig zu entsprechen suchen sollen. Um die Pflichten und die Würde der christlichen Ehe, die ein Bild der Liebe zwischen Christus und seiner Kirche ist (vgl. Eph 5,32 f.), sollen die Alumnen gebührend wissen; sie sollen aber klar den Vorrang der Christus geweihten Jungfräulichkeit erkennen (Vgl. Pius XII., Enz. Sacra virginitas, a.a.O. 170-174), so dass sie nach reiflich überlegter Wahl und mit Hochherzigkeit sich in ganzer Hingabe von Leib und Seele dem Herrn weihen. Auf die Gefahren, die ihrer Keuschheit besonders in der gegenwärtigen Gesellschaft drohen, sollen sie hingewiesen werden (Vgl. Pius XII., Adhort. Apost. Menti nostræ, a.a.O. 664.690 f.). Sie müssen lernen, sich durch geeignete göttliche und menschliche Hilfsmittel zu schützen und den Verzicht auf die Ehe so in ihr Dasein zu integrieren, dass sie in ihrem Leben und in ihrer Wirksamkeit vom Zölibat her nicht nur keinen Schaden nehmen, vielmehr eine vollkommenere Herrschaft über Leib und Seele und eine höhere menschliche Reife gewinnen und die [[Seligkeit]] des Evangeliums tiefer erfahren. <br />
<br />
'''Dekret über Dienst und Leben der Priester “PRESBYTERORUM ORDINIS” vom 7.12.1965 Nr. 16:''' Die Kirche hat die vollkommene und ständige Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen, die von Christus dem Herrn empfohlen (vgl. Mt 19,12), in allen Jahrhunderten bis heute von nicht wenigen Gläubigen gern angenommen und lobenswert geübt worden ist, besonders im Hinblick auf das priesterliche Leben immer hoch eingeschätzt. Ist sie doch ein Zeichen und zugleich ein Antrieb der Hirtenliebe und ein besonderer Quell geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt. (Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 42: AAS 57 (1965), 47-49) Zwar ist sie nicht vom Wesen des Priestertums selbst gefordert, wie die Praxis der frühesten Kirche (vgl. 1 Tim 3,2-5; Tit 1,6.) und die Tradition der Ostkirchen zeigt, wo es neben solchen, die aus gnadenhafter Berufung zusammen mit allen Bischöfen das ehelose Leben erwählen, auch hochverdiente Priester im Ehestand gibt. Wenn diese Heilige Synode dennoch den kirchlichen Zölibat empfiehlt, will sie in keiner Weise jene andere Ordnung ändern, die in den Ostkirchen rechtmäßig Geltung hat; vielmehr ermahnt sie voll Liebe diejenigen, die als Verheiratete das Priestertum empfingen, sie möchten in ihrer heiligen Berufung ausharren und weiterhin mit ganzer Hingabe ihr Leben für die ihnen anvertraute Herde einsetzen (vgl. [[Pius XI.]], Enz. [[Ad catholici sacerdotii]], 20. Dez. 1935: AAS 28 (1936), 28). Der Zölibat ist jedoch in vielfacher Hinsicht dem Priestertum angemessen. Die priesterliche Sendung ist nämlich gänzlich dem Dienst an der neuen Menschheit geweiht, die Christus, der Überwinder des Todes, durch seinen Geist in der Welt erweckt, die ihren Ursprung "nicht aus dem Blut, nicht aus dem Wollen des Fleisches noch aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott" (Joh 1,13) hat. Durch die Jungfräulichkeit und die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12) werden die Priester in neuer und vorzüglicher Weise Christus geweiht; sie hangen ihm leichter ungeteilten Herzens an (vgl. 1 Kor 7,32-34), schenken sich freier in ihm und durch ihn dem Dienst für Gott und die Menschen, dienen ungehinderter seinem Reich und dem Werk der Wiedergeburt aus Gott und werden so noch mehr befähigt, die Vaterschaft in Christus tiefer zu verstehen. Auf diese Weise bezeugen sie also vor den Menschen, dass sie sich in ungeteilter Hingabe der ihnen anvertrauten Aufgabe widmen wollen, nämlich die Gläubigen einem Mann zu vermählen und sie als keusche Jungfrau Christus zuzuführen (vgl. 2 Kor 11,2); so weisen sie auf jenen geheimnisvollen [[Ehebund]] hin, der von Gott begründet ist und im anderen Leben ins volle Licht treten wird, in welchem die Kirche Christus zum einzigen Bräutigam hat (Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 42.44; Dekret über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens [[Perfectæ caritatis]], Nr. 12). Darüber hinaus sind sie ein lebendiges Zeichen der zukünftigen, schon jetzt in Glaube und Liebe anwesenden Welt, in der die Auferstandenen weder freien noch gefreit werden (vgl. Lk 20,35-36; Pius XI., Enz. Ad catholici sacerdotii, 20. Dez. 1935; Pius XII., Enz. Sacra virginitas, 25. März 1954). Der so im Geheimnis Christi und seiner Sendung begründete Zölibat wurde zunächst den Priestern empfohlen und schließlich in der lateinischen Kirche allen, die die heilige Weihe empfangen sollten, als Gesetz auferlegt. Diese Heilige Synode billigt und bekräftigt von neuem das Gesetz für jene, die zum Priestertum ausersehen sind, wobei ihr der Geist das Vertrauen gibt, dass der Vater die Berufung zum ehelosen Leben, das ja dem neutestamentlichen Priestertum so angemessen ist, großzügig geben wird, wenn nur diejenigen, die durch das Sakrament der Weihe am Priestertum Christi teilhaben, zusammen mit der ganzen Kirche demütig und inständig darum bitten. Das Konzil mahnt daher alle Priester, die im Vertrauen auf Gottes Gnade in freier Entscheidung nach Christi Vorbild den Zölibat auf sich genommen haben, ihm großmütig und mit ganzem Herzen anzuhangen und treu in diesem Stand auszuhalten in der Erkenntnis der hohen Gnadengabe, die ihnen vom Vater gegeben wurde und die der Herr so offenkundig gepriesen hat (vgl. Mt 19,11.). Sie sollen dabei immer jene Geheimnisse vor Augen haben, die durch sie bezeichnet werden und ihre Erfüllung finden. Und je mehr in der heutigen Welt viele Menschen ein Leben in vollkommener Enthaltsamkeit für unmöglich halten, um so demütiger und beharrlicher werden die Priester und mit ihnen die ganze Kirche die Gabe der Beständigkeit und Treue erflehen, die denen niemals verweigert wird, die um sie bitten. Zugleich werden sie alle übernatürlichen und natürlichen Hilfen anwenden, die jedem zur Verfügung stehen; sie sollen vor allem die durch die Erfahrung der Kirche bewährten aszetischen Verhaltensweisen, die in der modernen Welt nicht weniger notwendig sind, befolgen. So bittet diese Heilige Synode nicht nur die Priester, sondern alle Gläubigen, sie möchten sich die kostbare Gabe des priesterlichen Zölibates ein wirkliches Anliegen sein lassen, und alle mögen Gott bitten, dass er dieses Geschenk seiner Kirche stets in Fülle zukommen lasse. <br />
<br />
'''17.''' Im freundschaftlichen und brüderlichen Verkehr untereinander und mit den übrigen Menschen haben die Priester Gelegenheit, die menschlichen Werte zu pflegen und die irdischen Güter als Geschenke Gottes zu würdigen. Mitten in der Welt sollen sie dennoch immer wissen, dass sie nach dem Wort unseres Herrn und Meisters nicht von der Welt sind (vgl. Joh 17,14-16.). Wenn sie also die Dinge der Welt so gebrauchen, als gebrauchten sie sie nicht (vgl. 1 Kor 7,31), dann werden sie zu jener Freiheit von aller ungeordneten Anhänglichkeit und Sorge gelangen, durch die sie gelehrig für die Stimme Gottes im täglichen Leben werden. Aus solcher Freiheit und Gelehrigkeit erwächst das geistliche Unterscheidungsvermögen, durch das man die rechte Haltung zur Welt und ihren Gütern findet. Diese Haltung ist deshalb von großer Bedeutung für die Priester, weil sich ja die Sendung der Kirche inmitten der Welt vollzieht und die geschaffenen Güter zum Reifen der menschlichen Persönlichkeit unerläßlich sind. So seien sie also dankbar für alles, was ihnen der himmlische Vater für eine rechte Lebensführung in die Hand gibt. Doch sollen sie alles, was ihnen begegnet, im Licht des Glaubens prüfen, damit sie es richtig gebrauchen lernen, wie es dem Willen Gottes entspricht, und ablehnen, was ihrer Sendung im Weg steht. Denn die Priester, deren "Anteil und Erbe" der Herr ist (Num 18,20), dürfen die zeitlichen Güter nur in dem Rahmen gebrauchen, der ihnen durch die Lehre Christi des Herrn und von der Weisung der Kirche gesteckt ist.<br />
<br />
== Papst [[Paul VI.]] über den Zölibat ==<br />
Papst [[Paul VI.]] nutzte die '''Enzyklika''' ''[[Sacerdotalis coelibatus]]'' (Über den Priester-Zölibat) vom 24. Juni 1967 erneut für ein Festhalten am Zölibats. Er riet den Amtsträgern ferner die ehelose Enthaltsamkeit;<br />
<br />
Nr. 77: "''Mit ängstlicher Sorgfalt auf die Ganzhingabe an Christus bedacht, soll sich der Priester vor Gefühlserregungen hüten, die einen Zustand auslösen, der vom Geist nicht mehr genügend erleuchtet und geleitet wird; und er soll solche '''wirklich gefährliche''' Neigungen des Herzens '''nicht unter dem Vorwand''' geistlicher und seelsorglicher Verpflichtungen rechtfertigen.''" Es folgt ein Abschnitt über ''mannhafte Aszese'' (Wortlaut: siehe unten). <br />
<br />
Also: [[Unzucht]] – verstanden als Geschlechtsverkehr zwischen Personen, die nicht verheiratet sind – ist nicht mit Ehelosigkeit zu vereinbaren, wie bisweilen argumentiert wird. Diese Deutung der Ehelosigkeit, verstanden als „Ehe ohne Trauschein“ widerspricht dem kirchlichen Verständnis der Ehelosigkeit. Vielmehr ist Unzucht als Verstoß gegen die guten Sitten von zölibatär lebenden Menschen ein besonderes Ärgernis in der Kirche.<br />
<br />
== Zölibat des Priesters im Kirchenrecht ==<br />
Die Ehelosigkeit oder der Zölibat ist im [[Kirchenrecht]] der katholischen Kirche, dem [[Codex Iuris Canonici]] von 1983, für Kleriker (Bischöfe, Priester) verpflichtend vorgeschrieben. Personen, die das [[Weihesakrament]] erhalten haben, können deshalb nicht heiraten. Die Verletzung des Keuschheitsgebots ist eine Entweihung und gilt als Sakrileg (Gottesraub). Die Vorschriften des Kirchenrechts zum Zölibat könnten theoretisch geändert werden, weil sie nicht göttlichen Rechts sind.<br />
<br />
[[CIC]] 599: Der um des Himmelreiches willen übernommene evangelische Rat der Keuschheit, der ein Zeichen der künftigen Welt und eine Quelle reicherer Fruchtbarkeit eines ungeteilten Herzens ist, bringt die Verpflichtung zu vollkommener Enthaltsamkeit im Zölibat mit sich.<br />
<br />
CIC 244 § 1: Die Kleriker sind gehalten, vollkommene und immerwährende Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen zu wahren; deshalb sind sie zum Zölibat verpflichtet, der eine besondere Gabe Gottes ist, durch welche die geistlichen Amtsträger leichter mit ungeteiltem Herzen Christus anhangen und sich freier dem Dienst an Gott und den Menschen widmen können.<br />
<br />
CIC 247 § 1: Auf die Einhaltung des zölibatären Standes sind sie durch eine entsprechende Erziehung vorzubereiten; sie haben zu lernen, ihn als eine besondere Gabe Gottes in Ehren zu halten.<br />
<br />
[[CIC]] 1037: Ein unverheirateter Weihebewerber für den ständigen Diakonat und ebenso ein Weihebewerber für den Presbyterat dürfen zur Diakonenweihe erst zugelassen werden, wenn sie nach dem vorgeschriebenen Ritus öffentlich vor Gott und der Kirche die Zölibatsverpflichtung übernommen haben.<br />
<br />
CIC 291 § 1: Außer den in can. 290, n. 1 genannten Fällen bringt der Verlust des klerikalen Standes nicht die Dispens von der Zölibatsverpflichtung mit sich; diese wird einzig und allein vom Papst gewährt.<br />
<br />
Die Ehelosigkeit ist zum Beispiel in der Ostkirche bei Amtsträgern nicht geboten (außer bei Bischöfen), ist aber hoch angesehen. Im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] (KKK) ist festgehalten:<br />
„In den Ostkirchen gilt seit Jahrhunderten eine andere Ordnung: Während die Bischöfe ausschließlich unter Unverheirateten ausgewählt werden, können verheiratete Männer zu Diakonen und Priestern geweiht werden. ... Übrigens steht der Priesterzölibat in den Ostkirchen sehr in Ehren, und zahlreiche Priester haben ihn um des Gottesreiches willen freiwillig gewählt. Im Osten wie im Westen kann, wer das [[Weihesakrament|Sakrament der Weihe]] empfangen hat, nicht mehr heiraten.“ (KKK Nr. 1580)<br />
In der lateinischen Kirche gilt Canon 277 Paragraph 1 des neuen Kirchenrechts, das von Papst Johannes Paul II. erlassen worden ist: "Die Kleriker sind verpflichtet, wegen des Himmelreichs eine vollkommene und ewige Enthaltsamkeit zu bewahren, sind also zum Zölibat angehalten, der ein besonderes Geschenk Gottes ist."<br />
<br />
== Papst [[Johannes Paul II.]] über den Zölibat ==<br />
<br />
In ''[[Pastores dabo vobis]]'' schreibt Papst [[Johannes Paul II.]] über die [[Priesterausbildung]]. Der Zölibat spielt darin eine wichtige Rolle. Als innere Haltung erfordert die Ehelosigkeit auch Keuschheit, ebenso wie diese Tugend für die christlichen Ehe gilt. Begrifflich ist die Keuschheit von der Jungfräulichkeit zu unterscheiden, die lebenslängliche Enthaltsamkeit bedeutet. Lebenslange Jungfräulichkeit gilt als besonderes Gnadengeschenk Gottes. Sie wurde zum Beispiel [[Maria|Maria, der Mutter Jesu]] verliehen. Durch ein besonderes Wunder war in ihr immerwährende [[Jungfräulichkeit]] und Mutterschaft verbunden.<br />
<br />
== Der Zölibat im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] ==<br />
'''1579''' Mit Ausnahme der ständigen Diakone werden alle geweihten Amtsträger der lateinischen Kirche normalerweise aus den gläubigen Männern gewählt, die zölibatär leben und den Willen haben, den Zölibat „um des Himmelreiches willen“ (Mt 19,12) beizubehalten. Dazu berufen, sich ungeteilt dem Herrn und seiner „Sache“ zu widmen [Vgl. 1 Kor 7,32], geben sie sich ganz Gott und den Menschen hin. Der Zölibat ist ein Zeichen des neuen Lebens, zu dessen Dienst der Diener der Kirche geweiht wird; mit freudigem Herzen auf sich genommen, kündigt er strahlend das Reich Gottes an [Vgl. PO 16] (Vgl. dazu auch 1618, 2233).<br />
<br />
'''1580''' In den Ostkirchen gilt seit Jahrhunderten eine andere Ordnung: Während die Bischöfe ausschließlich unter Unverheirateten ausgewählt werden, können verheiratete Männer zu Diakonen und Priestern geweiht werden. Diese Praxis wird schon seit langem als rechtmäßig erachtet; diese Priester üben im Schoß ihrer Gemeinden ein fruchtbares Dienstamt aus [Vgl. PO 16]. Übrigens steht der Priesterzölibat in den Ostkirchen sehr in Ehren, und zahlreiche Priester haben ihn um des Gottesreiches willen freiwillig gewählt. Im Osten wie im Westen kann, wer das Sakrament der Weihe empfangen hat, nicht mehr heiraten.<br />
<br />
'''1599''' In der lateinischen Kirche wird die Weihe zum Presbyterat normalerweise nur solchen Kandidaten gespendet, die bereit sind, freiwillig den Zölibat auf sich zu nehmen, und die öffentlich ihren Willen bekunden, an ihm festzuhalten aus Liebe zum Reich Gottes und um den Menschen zu dienen.<br />
<br />
==Papst [[Benedikt XVI.]] über den Zölibat==<br />
Es ist wichtig, dass wir uns immer von neuem von dieser Identifikation des »Ichs« Christi mit uns durchdringen lassen, von diesem »Hinausgezogen werden« in die Welt der Auferstehung. In dieser Hinsicht ist der Zölibat eine Vorwegnahme. Wir übersteigen diese Zeit und gehen weiter, und so »ziehen« wir uns selbst und unsere Zeit auf die Welt der Auferstehung hin, auf die Neuheit Christi, das neue und wahre Leben zu. Das heißt, der Zölibat ist eine Vorwegnahme, die möglich wird durch die Gnade des Herrn, der uns zu sich »zieht«, zur Welt der Auferstehung hin; er lädt uns immer von neuem ein, uns selbst zu übersteigen, diese Gegenwart, hin auf die wahre Gegenwart der Zukunft, die heute Gegenwart wird. Und hier sind wir an einem sehr wichtigen Punkt angelangt. Ein großes Problem des Christentums der heutigen Welt ist, dass man nicht mehr an die Zukunft Gottes denkt: die bloße Gegenwart dieser Welt scheint ausreichend zu sein. Wir wollen nur diese Welt haben, nur in dieser Welt leben. So schließen wir die Tür für die wahre Größe unseres Lebens. Der Sinn des Zölibats als Vorwegnahme der Zukunft ist gerade das Öffnen dieser Türen, die Welt größer werden zu lassen, die Wirklichkeit der Zukunft zu zeigen, die von uns schon jetzt als Gegenwart gelebt werden muß. So leben wir im Zeugnis des Glaubens: Wir glauben wirklich, dass es Gott gibt, dass Gott in meinem Leben eine Rolle spielt, dass ich mein Leben auf Christus bauen kann, auf das zukünftige Leben.<br />
<br />
Und jetzt erkennen wir die weltliche Kritik, von der Sie gesprochen haben. Es ist wahr, dass für die agnostische Welt, die Welt, in der Gott keine Rolle spielt, der Zölibat etwas ist, das großen Anstoß erregt, weil gerade er zeigt, dass Gott als Wirklichkeit betrachtet und erlebt wird. Mit dem eschatologischen Leben des Zölibats tritt die zukünftige Welt Gottes in die Wirklichkeiten unserer Zeit. Und das soll beseitigt werden! In gewisser Hinsicht mag diese beständige Kritik am Zölibat überraschen, in einer Zeit, in der es immer mehr Mode wird, nicht zu heiraten. Aber dieses Nicht-Heiraten ist etwas vollständig und grundlegend anderes als der Zölibat, denn das Nicht-Heiraten ist auf den Willen gegründet, nur für sich selbst zu leben, keine endgültige Bindung zu akzeptieren, das Leben zu jedem Zeitpunkt in vollkommener Autonomie zu leben, jeden Augenblick zu entscheiden, was zu tun ist, was man vom Leben nimmt; es ist daher ein »Nein« zur Bindung, ein »Nein« zur Endgültigkeit, es bedeutet, das Leben nur für sich allein zu haben. Der Zölibat dagegen ist genau das Gegenteil: er ist ein endgültiges »Ja«, ein sich von den Händen Gottes Ergreifenlassen, ein sich in die Hände Gottes, in sein »Ich« Hineinlegen, das heißt es ist ein Akt der Treue und des Vertrauens, ein Akt, der auch Voraussetzung ist für die Treue in der Ehe. Es ist genau das Gegenteil dieses »Nein«, dieser Autonomie, die sich nicht verpflichten will, die keine Bindung eingehen will. Es ist das endgültige »Ja«, das das endgültige »Ja« der Ehe voraussetzt und bestätigt. Und diese Ehe ist die biblische Form, die natürliche Form des Mann- und Frau-Seins, die Grundlage der großen christlichen Kultur und großer Kulturen der Welt. Und wenn das verschwindet, wird die Wurzel unserer Kultur zerstört. Deshalb bestätigt der Zölibat das »Ja« der Ehe mit seinem »Ja« zur zukünftigen Welt, und so wollen wir weitergehen und diesen Anstoß eines Glaubens gegenwärtig machen, der sein ganzes Leben auf Gott setzt. Wir wissen, dass es neben diesem großen Ärgernis, das die Welt nicht sehen will, auch die zweitrangigen Skandale unserer Unzulänglichkeiten, unserer Sünden gibt, die das große Ärgernis verdunkeln und denken lassen: »Aber sie gründen ihr Leben nicht wirklich auf Gott!« Aber es gibt sehr viel Treue! Der Zölibat, das zeigt gerade die Kritik, ist ein großes Zeichen des Glaubens, der Gegenwart Gottes in der Welt. Bitten wir den Herrn, dass er uns hilft, uns von den zweitrangigen Skandalen zu befreien, dass er das große »Ärgernis« unseres Glaubens gegenwärtig macht: das Vertrauen, die Kraft unseres Lebens, das auf Gott und Jesus Christus gegründet ist! <ref> [http://www.clerus.org/clerus/dati/2010-06/24-13/Veglia_de.html GEBETSWACHE ANLÄSSLICH DES INTERNATIONALEN PRIESTERTREFFENS, GESPRÄCH VON PAPST BENEDIKT XVI. MIT DEN PRIESTERN, Petersplatz, Donnerstag 10. Juni 2010] </ref><br />
<br />
== [[Bischofssynode]]n zum Zölibat ==<br />
*30. September- 6. November 1971 '''II. Ordentliche Generalversammlung''' der [[Weltbischofssynode]] in Rom. Die Mehrheit der Bischöfe plädiert für die Beibehaltung des Zölibats, auch die Weihe von "bewährten verheirateten Männern" (''"viri probati"'') in Notlagen wird abschlägig beschieden (vgl. [[Ultimis temporibus]] [[Ultimis temporibus (Wortlaut)#Der priesterliche Zölibat|Nr. 20]]). <br />
* 30. September- 28. Oktober 1990 '''VIII. Ordentliche Generalversammlung''' der [[Weltbischofssynode]] zum Thema „Die [[Priesterausbildung|Priesterbildung]] im Kontext der Gegenwart" vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben [[Pastores dabo vobis]] vom 25. März 1992.<br />
*2.- 23. Oktober 2005 '''XI. Ordentliche Generalversammlung''' der [[Weltbischofssynode]] in Rom zum Thema „Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche" vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben [[Sacramentum caritatis]] vom 22. Februar 2007. Ca. 4/5 der Bischöfe sprach sich erneut für den Zölibat der Priester aus.<br />
<br />
== Ehelosigkeit als Lebensstil ==<br />
Nicht nur Personen, die das [[Weihesakrament]] empfangen haben, auch [[Ordensleute]] und bisweilen Laien, etwa in katholischen Vereinigungen, entschließen sich freiwillig zur Ehelosigkeit. Der Sonderfall einer dauernden freiwilligen Enthaltsamkeit beider Ehepartner innerhalb der [[Ehe]] wird [[Josephsehe]] genannt, weil die Beziehung von [[Maria]] und [[Joseph]] als Vorbild gilt. Sie wird von der Kirche aber nicht als Lebensform empfohlen, da die dauerhafte Verweigerung der Geschlechtlichkeit in einer Ehe im Normalfall Ausdruck eine schweren Beziehungsstörung ist.<br />
Der Mensch ist auch nach kirchlichem Verständnis vom Zustand gelebter [[Keuschheit]] "per se" überfordert. „Wer argumentiert, das [[Jungfräulichkeit]]sgelübde sei eine unmenschliche Forderung hat im Grunde genommen Recht. Dass dieser Zustand unnatürlich ist, heißt jedoch nicht, dass er auch widernatürlich sein muss. Ich nenne ihn übernatürlich“ (Henri Boulad). Übernatürlich bedeutet, dass nach dem Verständnis der [[Kirche]] ein göttliches Wirken in Form von [[Gnade]] oder gar eine göttliche Berufung zur Ehelosigkeit vorausgesetzt wird.<br />
Eine Aufhebung der Zölibatsverpflichtung für das Priesteramt würde an der freiwilligen Verpflichtung zur Ehelosigkeit der Ordensleute oder Ordenspriester nichts ändern.<br />
<br />
== Zölibat und Geschichte ==<br />
Die Ehelosigkeit war im Alten Testament unbekannt. Für einen gläubigen Juden, ist es ein Verpflichtung den Auftrag: "Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde" (Gen 1, 28) zu erfüllen. Außerdem wäre eine freiwillige Ehelosigkeit einer Frau, als Ablehnung der Mutterschaft eines kommenden [[Messias]]´ verstanden worden.<br />
<br />
In kirchlichen Dokumenten taucht die Verpflichtung erstmals im Jahr 306 nach Christus in Texten der [[Synode von Elvira]] (bei Granada/Spanien) auf. Ein Synodentext schrieb den im Dienst stehenden Klerikern vor, „sich von ihren Gattinnen zu enthalten und keine Kinder mehr zu zeugen“. Diese Vorschrift wurde von Papst [[Siricius]] im Jahr 385 auf die ganz Kirche ausgedehnt. Die Synode von Neucäsare im Jahre 314 beschloss bereits die Absetzung dessen, der als Priester heiratete. <br />
<br />
Im vierten Jahrhundert schreibt der Heilige [[Hieronymus]] in der bekannten Stelle gegen Vigilantius: "Was tun die Kirchen des Orients, was die von Ägypten oder was tut der Apostolische Stuhl? Diese akzeptieren nur Jungfräuliche oder Enthaltsame als Priester, oder wenn sie Ehefrauen haben, hören sie doch auf, ein eheliches Leben zu führen." (Vgl. Hieronymus, Contra Vigilantium, PL 23.)<br />
<br />
Im Mittelalter war der Zölibat bei der Besetzung von Fürstenämtern durch Bischöfe von großer Bedeutung ([[Ottonisches Reichskirchensystem]]). Der König sicherte sich durch Besetzung der Fürstentümer mit Zölibatären weitgehende Einflussmöglichkeiten beim Tod des Amtsinhabers.<br />
Das [[Konzil von Trient]] verteidigt im 16. Jahrhundert den Zölibat gegen die Reformatoren. [[Martin Luther]], zuvor Mönch und Priester, heiratete 41-jährig am 13. Juni 1525 die 26 Jahre alte frühere Zisterzienser-Nonne [[Katharina von Bora]]. Hierdurch wurde die Frage der Ehelosigkeit der Priester zu einem Streitpunkt und Unterscheidungsmerkmal der beiden christlichen Konfessionen.<br />
<br />
Viele Kirchenfeinde haben wie [[Adolf Hitler]] erkannt, dass der Zölibat der [[Kirche]] eine innere Stärke und Widerstandskraft gibt, die sie brechen wollten.<br />
<br />
== Diskussion über die Zölibatsverpflichtung ==<br />
Diskutiert wird in der katholischen Kirche, ob nicht durch Zulassung Verheirateter zum Priesteramt und damit durch Abänderung der Zölibatspflicht für [[Diözesanpriester]] zumindest der [[Priestermangel]] verringert werden kann. Das Beispiel der evangelischen Kirche, in der die Amtsträger heiraten können, zeigt aber, dass sich dadurch keine entscheidende Wende in der Pastoral einstellt. Den vermuteten Problemen mit der Ehelosigkeit von Interessenten am [[Priesteramt]] in der katholischen Kirche entsprechen offenbar in Art und Umfang die Ehe-Schwierigkeiten der Amtsträger anderer Konfessionen, weil auch die Ehe nicht vor Abwegen und Entgleisungen schützt. „''Daher zögern nichtkatholische Kirchenleitungen, ihre Regelungen als Ideal zu empfehlen, mit dem alle Probleme gelöst wären''“ (Heinz-Joachim Fischer). Auch eine [[Bischofssynode]] der Kirche von 1971 kam zu dem Schluss, dass der priesterliche Dienst am besten durch Unverheiratete ausgeübt werde. So gen. "Opportunitätsargumente" wie Wahrung von Eigentumsrechten, Freiheit der Kirche bei der Ämtervergabe, Verfügbarkeit für seelsorgliche Zwecke sind ebenfalls von Bedeutung.<br />
<br />
== Fehlverhalten von zölibatär lebenden Menschen ==<br />
<br />
Der Skandal von Übergriffen auf Minderjährige oder gleichgeschlechtliche Beziehungen von Priestern in den Vereinigten Staaten haben zu der Vermutungen geführt, das Gebot der ehelosen Enthaltsamkeit habe sie auf derartige Abwege gebracht. „In offenen westlichen Gesellschaften, wo Geschlechtlichkeit allgegenwärtig ist, nähren solche Vorkommnisse den Verdacht der unkontrollierbaren Verklemmtheit und den Zweifel über einen Personenkreis, der sich dieser allgemeinen Tendenz des öffentlichen Lebens entziehen, gar verweigern will.“ (Heinz-Joachim Fischer) Dieser Generalverdacht erweist sich aber als ungerechtfertigt angesichts von Zehn- und Hunderttausenden von Männern und Frauen, die trotz oder gerade wegen der Enthaltsamkeit im Pastoraldienst oder der Seelsorge „eine ausgereifte Persönlichkeit entwickelt haben“ (Johannes B. Torello). Zudem steht die öffentliche Diskussion von unzüchtigem Fehlverhalten der Amtsträger der Kirche in einer unguten Tradition, die im Nationalsozialismus als Teil einer Strategie gegen die katholische Kirche in Deutschland geschichtlich bereits einen Höhepunkt gefunden hatte. Angriffe gegen den Zölibat kamen in dieser Zeit auch durch die Überbetonung eugenischer Werte zustande. Dessen ungeachtet sind die Bischöfe aufgefordert, in allen Fällen mit berechtigtem Fehlverhalten die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, einschließlich einer Einschaltung der zivilen Gerichtsbarkeit. Besondere Vorsicht muss in diesen Fragen deshalb walten, weil auch Fälle von ungerechtfertigten Vorwürfen bereits beträchtlichen Schaden angerichtet haben (Kampagne des US-Senders CNN gegen [[Joseph Kardinal Bernardin]], Erzbischof von Chicago, aufgrund einer falschen Zeugenaussage) .<br />
Ehe und Ehelosigkeit stehen sich als Lebensstile wegen der dazu erforderlichen Treue zu einer einmal getroffenen Entscheidung im Prinzip näher als unverbindliche oder ausschweifende Lebensformen.<br />
<br />
==Schafft Deutschland den Zölibat und das [[Priestertum]] faktisch ab ? ==<br />
Nach Ansicht mancher sei die Entpriesterlichung der [[Kirche]] zu Gunsten einer Laienkirche zu begrüßen und als Übergangsform das Nebeneinander von zölibatären und verheirateten [[Priester]]n akzeptabel. In der Mitte der ersten Dekade des [[21. Jahrhundert]]s hatten einige Bistümer [[Deutschland]]s genau so viele Pastoralreferenten/Gemeindereferenten wie [[Priester]], da sie Laien förderten und den Priesterberuf in eine Reihe mit jedwedem kirchlichen Beruf (der auch "gemacht" werden muss) stellten. Dies ist eine deutliche Abwertung des Priesterberufes und des [[Priestertum|Priesterbildes]]. Dies mag bewusst oder unbewusst geschehen sein. Jener deutsche Bischof, der dem nigerianischen [[Priesterseminar]] keine finanzielle Hilfe gab (als darum gebeten wurde) aus dem Grund, dass dies "keine pastorale Priorität" sei, hat es bewusst getan.<br />
<br />
Deutsche Bistümer, die besonders tendieren, die Pastoral von (verheirateten) Diakonen oder den Laien (Gemeindereferentinnen, Pastoralreferentinnen) zu übertragen - im prozentualen Vergleich zu Priestern (aus [[Katholisch.de]] 2005): <br><br />
[[Bistum Rottenburg-Stuttgart]]: Priester 600, Diakone 137, Pastorale Mitarbeiter 600.<br><br />
[[Bistum Würzburg]]: Priester 144, Diakone 144, GemeinderefentInnen 138, PastoralreferentInnen 141.<br><br />
[[Bistum Mainz]]: Priester 413, Diakone 81, GemeindereferentInnen 269, PastoralreferentInnen 139.<br><br />
[[Bistum Speyer]]: Priester 214, Diakone 48, Pastorale Laienmitarbeiter 241.<br><br />
[[Bistum Limburg]]: Priester 399, Diakone 61, GemeindereferentInnen 178, PastoralreferentInnen 188.<br><br />
[[Bistum Osnabrück]]: Priester 235, Diakone 40, Laien im pastoralen Dienst 227.<br><br />
<br />
Eine Weihe von verheirateten "Viri probati" zu Priestern, wäre genauso "ein zum Verschwinden bringen des westkirchlichen Zölibates", wie eine frei wählbare Zölibatverpflichtung der Priesteramtskandidaten in der [[Katholische Kirche|Katholischen Kirche]].<br><br />
<br />
Dem sexuellen Missbrauchsunwesen von einigen [[Priester]]n, mit der Lockerung des Zölibats begegnen zu wollen, also mit vermehrter [[Sexualität]] zu bekämpfen, würde ein Feuer mit Benzin zu löschen bedeuten.[http://www.kath.net/detail.php?id=26710]<br />
<br />
== Lehramtliche Schreiben ==<br />
'''[[Paul VI.]]'''<br />
* 28. Oktober 1965: [[Zweites Vatikanisches Konzil]], [[Dekret]] [[Optatam totius]] Nr. 10.<br />
* 7. Dezember 1965: [[Zweites Vatikanisches Konzil]]: [[Dekret]] [[Presbyterorum ordinis]].<br />
* [[24. Juni]] [[1967]] [[Enzyklika]] '''[[Sacerdotalis coelibatus]]''' (über den Zölibat des Priesters).<br />
* [[30. November]] [[1969]] [[Deutsche Bischofskonferenz]]: [[Zehn Thesen über den Zölibat]].<br />
* [[30. September]] bis [[6. November]] [[1971]] II. Ordentliche [[Bischofssynode]], Dokument [[Ultimis temporibus]] [[Ultimis temporibus (Wortlaut)#Der priesterliche Zölibat|Nr. 20]]).<br />
* [[11. April]] [[1974]] [[Kongregation für das katholische Bildungswesen]], [[Erziehungsrichtlinien für die Ausbildung zum Priesterzölibat]].<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]'''<br />
* [[25. März]] [[1980]] [[Kongregation für den Klerus]], Instruktion [[Postquam apostoli]] für die Förderung der gegenseitigen Zusammenarbeit der Teilkirchen und insbesondere für die geeignete Verteilung de [[Klerus]].<br />
* 14. Oktober 1980 [[Kongregation für die Glaubenslehre]], Normen zur Dispens vom priesterlichen Zölibat (ad instantiam partis Normae substantiales).<br />
* 7. April 1992: Apostolisches [[Pastores dabo vobis]] über die Priester-Ausbildung (Hirten werde ich euch geben).<br />
* [[31. Januar]] [[1994]]: [[Kongregation für den Klerus]]: [[Direktorium für Dienst und Leben der Priester]]. Nn: 57. Fester Wille der Kirche, 58. Theologisch-spirituelle Begründung des Zölibats, 59. Das Beispiel Jesu, 60. Schwierigkeiten und Einwände.<br />
<br />
'''[[Benedikt XVI.]]'''<br />
* 22. Februar 2007 Nachsynodales Apostolisches Schreiben [[Sacramentum caritatis]].<br />
*24. bis 26. Januar 2011 [[Mauro Piacenza|Mauro Kardinal Piacenza]]: [[Der Priesterzölibat – Grundlagen, Freuden und Herausforderungen]]. Die Lehre der Päpste von Pius XI. bis Benedikt XVI.<br />
* [[11. Februar]] [[2013]]: [[Kongregation für den Klerus]]: [[Direktorium für Dienst und Leben der Priester]], Neuausgabe, erweitert und aktualisiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Klaus Berger]]: Zölibat, Eine theologische Begründung, [[St. Benno Verlag]] Leipzig 2009 (120 Seiten).<br />
* [[Mario Marini]]: Der priesterliche Zölibat, Die apostolische Form des Lebens [[Fe-Medienverlag]] 2009 (128 Seiten).[http://www.fe-medien.de/index.htm?d_00448_Der_priesterliche_Zolibat_von_Pralat_Mario_Marini1098.htm]<br />
* [[Johann Adam Möhler]], [[Dieter Hattrup]] (Hrsg): ''Vom Geist des Zölibates''. Bonifatius, <sup>2</sup>2001, ISBN 3-87088-720-6<br />
* Klaus M. Becker, Jürgen Eberle (Hrsg): ''Der Zölibat des Priesters'': [[EOS Verlag St. Ottilien]] 1995, ISBN 978-3880968790<br />
* [[Stefan Heid]]: ''Zölibat in der frühen Kirche''. [[Schöningh Verlag]] Paderborn <sup>3</sup>2003, ISBN 978-3506739261<br />
* Marc Tremeau: Der gottgeweihte Zölibat - Ehelos um des Himmelreiches Willen. Sein geschichtlicher Ursprung und seine lehrmäßige Rechtfertigung. Aus dem Französischen (Le Celibat Consacre; 1979) von Franz Burger. Vorwort von [[Rudolf Graber]]. [[Miriam Verlag]] 1981 (ISBN 3-900378-01-0; 123 S.).<br />
* [[Wunibald Müller]]: ''Liebe und Zölibat. Wie ehelos leben gelingen kann''. Topos Plus, 2000, ISBN 978-3786783527<br />
* [[Alvaro del Portillo]]: ''Der Zölibat des Priesters''. [[Adamas Verlag]] 1973, ISBN 978-3920007120<br />
* [[Dietrich von Hildebrand]]: „Zölibat und Glaubenskrise“, [[Josef Habbel Verlag]] 1970 [http://www.kathtube.com/player.php?id=8804 als Word-Dokument]<br />
* [[Johannes B. Torelló]]: ''Zölibat und Persönlichkeit oder: die affektive Reife des Priesters''. Adamas, Köln 1975, ISBN 978-3920007090<br />
* [[Hans Conrad Zander]]: ''Zehn Argumente für den Zölibat''. Patmos, 2006, ISBN 978-3491694316<br />
* [[Anselm Grün]]: ''Ehelos – des Lebens wegen''. Vier-Türme, <sup>9</sup>2003, ISBN 978-3878683988<br />
* [[Alfons Maria Stickler|Alfons Maria Kardinal Stickler]]: ''Der Klerikerzölibat. Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen''. Kirche heute. [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1993 (1. Auflage; 84 Seiten; ISBN 978-3930309085).<br />
* Klaus Demmer: ''Zumutungen aus dem Ewigen. Gedanken zum priesterlichen Zölibat''. Herder, Freiburg, 1991, ISBN 978-3451223594<br />
* [[Isa Vermehren]]:/[[Hans Urs von Balthasar]]: Ehelosigkeit - aktuell oder überholt? [[Paulinus Verlag]] Trier 2007 (59 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-7902-2159-6; ISBN 3-7902-2159-7).<br />
<br />
'''Publikationen in Zeitungen'''<br />
* [[Henri Boulad]] SJ: ''Der Glanz des priesterlichen Zölibats''. In: [http://www.kirche-heute.de/khframe.html KIRCHE heute], 2006, Nr. 2, S. 8 ff.<br />
* Thomas Mc Govern: ''Der priesterliche Zölibat in historischer Perspektive''. In: Forum Katholische Theologie 14 (1998), Seiten 18-40 und 99-123<br />
* Libero Gerosa: '' Jungfräulichkeit und kanonisches Recht. Zur kirchlichen Bedeutung des Standes der Jungfrauen''. In: Internationale katholische Zeitschrift Communio 25 (1996), Seiten 23-33<br />
* Heinz Kruse: ''Eheverzicht im Neuen Testament und in der Frühkirche''. In: Forum Katholische Theologie 1 (1985), Seiten 94-116<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kathtube.com/mediadetails.php?key=dc363c65499ee942ab8c KATHTUBE: Berufungsvideo der US-Bischofskonferenz]<br />
* [http://www.kath.net/detail.php?id=26667 Raphael Bonelli über Sexualität und Zölibat]<br />
* [http://www.opusdei.de/art.php?p=38280 Der Zölibat in den Ostkirchen]<br />
* [http://www.kath-info.de/zoelibat.html Der Zölibat auf Kath-info]<br />
* [http://www.kath.net/detail.php?id=22305 Wer den Zölibat nicht erfasst]<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=29894 Das Lehramt Benedikts XVI. zum Zölibat]<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=30060 Der Priestermangel ist nur der Vorwand der Zölibatsablehnung] [[Kath.net]] am 8. Februar 2011<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=30263 Der Zölibat für heute leicht verständlich erklärt] von Pfarrer [[Richard Kocher]]<br />
* {{Kathtube|Zölibat und Normalität |23516|Autor=von [[Karl Wallner]]|Datum=17. Oktober 2011|size=42:51 Min.}}<br />
*[http://www.opusdei.de/art.php?p=42225 Über den Priesterzölibat. Antworten auf Kritiken am Priesterzölibat] von Arturo Cattaneo am 4. Februar 2011<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=30769 Erzbischof [[Ludwig Schick]]: Zölibat, Armut und Gehorsam gehören beim Priester zusammen] März 2011<br />
*[http://www.kath.net/news/27365 Überzeugend gelebt ist der Zölibat der schlagendste Gottesbeweis] [[Kath.net]] am 11. Juli 2010, Interview mit Kardinal [[Joachim Meisner]]<br />
* [http://www.kath.net/news/41900 Voderholzer: 'Zölibat - geistliche Fruchtbarkeit und Vaterschaft'] [[Kath.net]] am 2. Juli 2013<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Eschatologie]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Z%F6libat&diff=1340212015-06-23T16:25:17Z<p>Claravallis: Aussagen zum NT korrigiert und umstrukturiert</p>
<hr />
<div>'''[[Bild:Ars0.jpg|thumb|right|Ehelos - um des Himmelreiches willen]]'''<br />
<br />
'''Zölibat''', der (lat. Coelibatus, von ''coelebs'' = unvermählt) – ist die vom katholischen [[Priester]] oder [[Ordensleute|Ordensangehörigen]], sowie bisweilen auch von Laien freiwillig übernommene Verpflichtung, die [[Keuschheit]] in Form der lebenslangen Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen, zu bewahren. Die lateinische Kirche hat den Zölibat auch kirchenrechtlich seit [[Papst]] [[Gregor VII.]] im 11. Jahrhundert zur Bedingung für das [[Priesteramt]] gemacht.<br />
<br />
Im Zölibat ist das Zeugnis einer besonderen Radikalität in der Nachfolge Christi, denn "jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen verlassen hat, wird Hundertfältiges empfangen und ewiges Leben erben" {{Bibel|Mt|19|29}}.<br />
<br />
Der Zölibat schafft Freiheit, denn in diesem Stand können "die geweihten Diener Christus mit ungeteiltem Herzen leichter anhangen und sich freier dem Dienst für Gott und für die Menschen widmen" ([[Dives ecclesia|DE]] 58). Für den priesterlichen Dienst ist es von großem Vorteil, durch keine Gatten- oder Vaterpflichten gebunden zu sein und frei von irdischen Sorgen über die Zeit verfügen zu können. <br />
<br />
Der Zölibat ist [[Zeichen]] einer [[Letzte Dinge|eschatologischen]] Realität [vgI. [[Dives ecclesia|DE]] 58], denn "bei der [[Auferstehung]] wird weder geheiratet noch verheiratet, sondern sie sind wie die [[Engel]] [[Gott]]es im [[Himmel]]" {{Bibel|Mt|22|30}}.<br />
<br />
== Biblische Grundlagen ==<br />
Im Neuen Testament ([[Evangelium nach Matthäus|Matthäus]] 19, 12) wird von [[Christus]] eine dreifache Ehelosigkeit unterschieden: „Denn es gibt Ehelose, die vom Mutterleib so geboren sind, und es gibt Ehelose, die von Menschen eheunfähig gemacht wurden, und es gibt Ehelose, die um des Himmelreiches willen sich der Ehe enthalten“. Letztere Form der Ehelosigkeit gilt als Merkmal besonderer Christusnachfolge in der katholischen Kirche. Christus empfiehlt einigen die Ehelosigkeit: „Wer es fassen kann, der fasse es!“ (Matthäus 19, 12). Ferner sagt [[Jesus]]: "Amen, ich sage euch: Jeder, der um des Reiches Gottes willen Haus oder Frau, Brüder, Eltern oder [[Kind]]er verlassen hat, wird dafür schon in dieser Welt das Vielfache erhalten und in der kommenden Welt das ewige Leben." {{B|Lk|18|29f}}. Die umfangreichsten Ausführungen zu Ehe und [[Jungfräulichkeit]] finden sich im ersten Paulus-Brief an die Korinther (7, 1–40). Paulus stellt seine eigene Ehelosigkeit als Beispiel hin: „Den Unverheirateten und den Verwitweten aber sage ich: Es ist gut für sie, wenn sie so bleiben wie auch ich. Können sie aber nicht enthaltsam sein, so sollen sie heiraten. Denn besser ist es, zu heiraten als zu brennen.“ (7, 8f.) Nur der Unverheiratete sei ganz frei für den Dienst Gottes (7, 32-35). Die [[Apostel]] waren, bevor sie Christus folgten und alles verließen, mit Ausnahme des [[Johannes (Apostel)|Johannes]] verheiratet. So ist zum Beispiel von der Schwiegermutter des [[Petrus (Apostel)|Petrus]] in den biblischen Texten die Rede. Einige Apostel reisten später auch in Begleitung einer Frau. Paulus berichtet im Ersten [[Brief an die Korinther]] (9, 4-6): „Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie [[Kephas]]?“ Der Verfasser des ersten Timotheus-Briefes nennt als eine Voraussetzung für einen Bewerber um das Amt des "Bischofs" (des Gemeindevorstehers, gr. ''episkopos''), er solle "nur einmal verheiratet" und "ein guter Familienvater" sein (3, 1-5).<br />
<br />
== Ehelosigkeit Jesu==<br />
Zu der Frage, ob Jesus verheiratet war, schweigt das Neue Testament. Die kirchliche Tradition geht aber stets davon aus, das Jesus unverheiratet geblieben ist. Aus seinen Worten und Taten spricht einerseits eine hohe Wertschätzung der Ehe. So heiligt er die Ehe aber durch seine Teilnahme an der [[Hochzeit zu Kana]] und stellt die Würde der Ehe heraus, indem er das Verbot seine Frau zu entlassen mit der Schöpfungsordnung begründet (Mk 10, 6-9). Andererseits relativiert er die Bedeutung der Ehe angesichts der kommenden Gottesherrschaft (s. o.: Mt 19, 12; Lk 18, 29). <br />
In jüngster Zeit wurde die Ehelosigkeit Jesu Christi im Roman „[[Sakrileg]]“ (engl. „The Da Vinci Code“) von Dan Brown in Abrede gestellt. Die These einer Heirat Jesu mit [[Maria Magdalena]] kann aus den Evangelien nicht belegt werden. Die Thesen in „Sakrileg“ sind reine Erfindung oder Fiktion. Sie sind genährt von Gedanken der [[Gnosis]], die auf nicht-belegten Erleuchtungen einzelner aufbaut.<br />
<br />
==Der Zölibat in der Kirchengeschichte==<br />
Die Synode von Elvira (Spanien), die um 306 den verheirateten [[Priester]]n und [[Diakon]]en die Enthaltsamkeit in der [[Ehe]] zur Pflicht gemacht hatte, erließ eine Bestimmung, die im Abendlande allgemein zur Geltung kam ([[DH]] 118+119) und von [[Leo der Große]]n (440-461) und [[Gregor der Große]]n (590-604) auf die [[Subdiakon]]e ausgedehnt wurde. Schon im 5.-7. Jahrhundert mussten die [[Weihesakrament|Weihekandidaten]] sich vielfach durch ein Keuschheitsgelübde für immer zum Zölibat verpflichten, wie es im Abendland bei der [[Subdiakonat]]sweihe der Fall ist. Das [[Erstes Konzil von Nizäa|Konzil von Nicäa]] (325) hat die Bestimmungen der Synode von Elvira über den Zölibat für die morgenländische Kirche ausdrücklich abgelehnt. Aber die 2. trullanische Synode von [[692]], hat nur den Subdiakonen, Diakonen und Priestern die Fortsetzung der vor der Weihe geschlossenen Ehe gestattet, dagegen die [[Bischöfe]] zum Zölibat verpflichtet,<ref>[[Gregor der Große]] [http://www.unifr.ch/bkv/kapitel4170.htm Brief an den Subdiakon Petrus in Sicilien]: "Vor drei Jahren ist es den Subdiakonen der asiatischen Kirche geboten worden, nach der Sitte der römischen Kirche sich des ehelichen Umgangs zu enthalten. Es scheint mir hart und ungebührlich, Jene zur Trennung von ihren Frauen zu zwingen, welche sich in die Enthaltsamkett noch nicht hineingefunden und auch früher die Keuschheit nicht gelobt hatten; sie könnten, was fern bleiben möge, gerade in Folge dieser Strenge noch tiefer fallen. Darum dünkt es mir gut, dass vom heutigen Tage an alle Bischöfe verpflichtet werden, keinen zum Subdiakon zu weihen, der nicht keusch zu leben versprochen hat."</ref> eine Regelung, die in der morgenländischen Kirche, auch bei den Unierten, gilt. Papst [[Benedikt VIII.]] ordnete im Jahre [[1022]] an, dass alle Geistlichen nicht mehr heiraten dürfen. Das Jahr [[1078]] gilt als Datum der generellen Einführung des Zölibates. Es wurde jedoch noch nicht überall eingehalten. <br><br />
Das [[Zweites Laterankonzil|II. Laterankonzil]] im Jahr [[1139]] legte endgültig fest, dass sexuelle Beziehungen oder Ehen dazu führen, dass ein [[Priester]] sein Amt verliert. Man will nicht, dass Fürsten und Grafen, Banken und Großgrundbesitzer mitbestimmen was kirchliche Lehre und kirchliches Leben ist. Das Evangelium selber soll die Richtschnur sein (P. [[Bernd Hagenkord]] in [[Radio Vatikan]] am 30. November 2010).<br />
<br />
==Papst Pius IX. 1846==<br />
[[Papst]] [[Pius IX.]] schreibt in seiner [[Antrittsenzyklika]] [[Qui pluribus]] vom [[9. November]] [[1846]], dass es Irrtümer und Betrügereien gibt. "Hierher gehört jene unlautere Verschwörung gegen den Zölibat der Geistlichen, welche leider auch von einigen Geistlichen begünstigt wird, die, der eigenen Würde in jämmerlicher Weise vergessend, durch die Schmeicheleien und Lockungen der Lüste sich haben besiegen und einfangen lassen."<br />
<br />
== [[Papst]] [[Johannes XXIII.]] über den Zölibat ==<br />
"Vor allem betrübt es Uns, dass ... manche irrtümlich wähnen, die [[Katholische Kirche]] habe vor oder halte es für angebracht, das Gesetz des kirchlichen Zölibats abzuschaffen, das Jahrhunderte hindurch der herrliche und strahlende Schmuck des Priestertums war und ist. Das Gesetz des Zölibats und die Sorge um seine treue Beobachtung erinnern immer wieder an die denkwürdigen und berühmten Auseinandersetzungen jener Zeiten, in denen die [[Kirche]] Gottes hart zu kämpfen hatte und einen dreifachen Sieg davontrug; denn es ist das Kennzeichen für den '''Sieg der Kirche Christi''', alle Kräfte aufzubieten, '''um frei, rein und katholisch''' zu sein." (Ansprache an die Römische Synode, 26. Januar 1960; cfr. AAS (52), 1960, S. 226; Vgl. auch [[Sacerdotalis coelibatus]] Nr. 37 (Fn. 76).)<br />
<br />
== Das II. Vatikanische Konzil über den Zölibat ==<br />
'''Dekret über die Ausbildung der Priester “OPTATAM TOTIUS” vom 28.10.1965 Nr. 10.''' Die Alumnen, die gemäß den heiligen und festen Gesetzen ihres eigenen Ritus die verehrungswürdige Tradition des priesterlichen Zölibats auf sich nehmen, sollen mit großer Sorgfalt auf diesen Stand hin erzogen werden: sie verzichten darin um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12) auf die eheliche Gemeinschaft, hangen dem Herrn mit ungeteilter Liebe an (Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Sacra virginitas]], 25. März 1954: AAS 46 (1954), 165 ff.), wie sie dem Neuen Bund in besonderer Weise entspricht; sie geben Zeugnis für die Auferstehung in der künftigen Welt (vgl. Lk 20,36; [[Cyprian]], De habitu virginum) und gewinnen besonders wirksame Hilfe zur ständigen Übung jener vollkommenen Liebe, die sie in ihrer priesterlichen Arbeit allen alles werden lässt (PL 4, 475; [[Ambrosius]], De virginibus l, 8, 52: PL 16, 202f; Vgl. Pius XII., Adhort. Apost. [[Menti nostræ]]: AAS 42 (1950), 663). Sie sollen tief davon durchdrungen sein, wie dankbar sie diesen Stand entgegennehmen sollen, nicht etwa bloß als eine Vorschrift kirchlicher Gesetzgebung, sondern als ein kostbares Geschenk Gottes, das sie in Demut erbitten und dem sie mit der erweckenden und helfenden Gnade des Heiligen Geistes frei und großherzig zu entsprechen suchen sollen. Um die Pflichten und die Würde der christlichen Ehe, die ein Bild der Liebe zwischen Christus und seiner Kirche ist (vgl. Eph 5,32 f.), sollen die Alumnen gebührend wissen; sie sollen aber klar den Vorrang der Christus geweihten Jungfräulichkeit erkennen (Vgl. Pius XII., Enz. Sacra virginitas, a.a.O. 170-174), so dass sie nach reiflich überlegter Wahl und mit Hochherzigkeit sich in ganzer Hingabe von Leib und Seele dem Herrn weihen. Auf die Gefahren, die ihrer Keuschheit besonders in der gegenwärtigen Gesellschaft drohen, sollen sie hingewiesen werden (Vgl. Pius XII., Adhort. Apost. Menti nostræ, a.a.O. 664.690 f.). Sie müssen lernen, sich durch geeignete göttliche und menschliche Hilfsmittel zu schützen und den Verzicht auf die Ehe so in ihr Dasein zu integrieren, dass sie in ihrem Leben und in ihrer Wirksamkeit vom Zölibat her nicht nur keinen Schaden nehmen, vielmehr eine vollkommenere Herrschaft über Leib und Seele und eine höhere menschliche Reife gewinnen und die [[Seligkeit]] des Evangeliums tiefer erfahren. <br />
<br />
'''Dekret über Dienst und Leben der Priester “PRESBYTERORUM ORDINIS” vom 7.12.1965 Nr. 16:''' Die Kirche hat die vollkommene und ständige Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen, die von Christus dem Herrn empfohlen (vgl. Mt 19,12), in allen Jahrhunderten bis heute von nicht wenigen Gläubigen gern angenommen und lobenswert geübt worden ist, besonders im Hinblick auf das priesterliche Leben immer hoch eingeschätzt. Ist sie doch ein Zeichen und zugleich ein Antrieb der Hirtenliebe und ein besonderer Quell geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt. (Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 42: AAS 57 (1965), 47-49) Zwar ist sie nicht vom Wesen des Priestertums selbst gefordert, wie die Praxis der frühesten Kirche (vgl. 1 Tim 3,2-5; Tit 1,6.) und die Tradition der Ostkirchen zeigt, wo es neben solchen, die aus gnadenhafter Berufung zusammen mit allen Bischöfen das ehelose Leben erwählen, auch hochverdiente Priester im Ehestand gibt. Wenn diese Heilige Synode dennoch den kirchlichen Zölibat empfiehlt, will sie in keiner Weise jene andere Ordnung ändern, die in den Ostkirchen rechtmäßig Geltung hat; vielmehr ermahnt sie voll Liebe diejenigen, die als Verheiratete das Priestertum empfingen, sie möchten in ihrer heiligen Berufung ausharren und weiterhin mit ganzer Hingabe ihr Leben für die ihnen anvertraute Herde einsetzen (vgl. [[Pius XI.]], Enz. [[Ad catholici sacerdotii]], 20. Dez. 1935: AAS 28 (1936), 28). Der Zölibat ist jedoch in vielfacher Hinsicht dem Priestertum angemessen. Die priesterliche Sendung ist nämlich gänzlich dem Dienst an der neuen Menschheit geweiht, die Christus, der Überwinder des Todes, durch seinen Geist in der Welt erweckt, die ihren Ursprung "nicht aus dem Blut, nicht aus dem Wollen des Fleisches noch aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott" (Joh 1,13) hat. Durch die Jungfräulichkeit und die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12) werden die Priester in neuer und vorzüglicher Weise Christus geweiht; sie hangen ihm leichter ungeteilten Herzens an (vgl. 1 Kor 7,32-34), schenken sich freier in ihm und durch ihn dem Dienst für Gott und die Menschen, dienen ungehinderter seinem Reich und dem Werk der Wiedergeburt aus Gott und werden so noch mehr befähigt, die Vaterschaft in Christus tiefer zu verstehen. Auf diese Weise bezeugen sie also vor den Menschen, dass sie sich in ungeteilter Hingabe der ihnen anvertrauten Aufgabe widmen wollen, nämlich die Gläubigen einem Mann zu vermählen und sie als keusche Jungfrau Christus zuzuführen (vgl. 2 Kor 11,2); so weisen sie auf jenen geheimnisvollen [[Ehebund]] hin, der von Gott begründet ist und im anderen Leben ins volle Licht treten wird, in welchem die Kirche Christus zum einzigen Bräutigam hat (Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 42.44; Dekret über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens [[Perfectæ caritatis]], Nr. 12). Darüber hinaus sind sie ein lebendiges Zeichen der zukünftigen, schon jetzt in Glaube und Liebe anwesenden Welt, in der die Auferstandenen weder freien noch gefreit werden (vgl. Lk 20,35-36; Pius XI., Enz. Ad catholici sacerdotii, 20. Dez. 1935; Pius XII., Enz. Sacra virginitas, 25. März 1954). Der so im Geheimnis Christi und seiner Sendung begründete Zölibat wurde zunächst den Priestern empfohlen und schließlich in der lateinischen Kirche allen, die die heilige Weihe empfangen sollten, als Gesetz auferlegt. Diese Heilige Synode billigt und bekräftigt von neuem das Gesetz für jene, die zum Priestertum ausersehen sind, wobei ihr der Geist das Vertrauen gibt, dass der Vater die Berufung zum ehelosen Leben, das ja dem neutestamentlichen Priestertum so angemessen ist, großzügig geben wird, wenn nur diejenigen, die durch das Sakrament der Weihe am Priestertum Christi teilhaben, zusammen mit der ganzen Kirche demütig und inständig darum bitten. Das Konzil mahnt daher alle Priester, die im Vertrauen auf Gottes Gnade in freier Entscheidung nach Christi Vorbild den Zölibat auf sich genommen haben, ihm großmütig und mit ganzem Herzen anzuhangen und treu in diesem Stand auszuhalten in der Erkenntnis der hohen Gnadengabe, die ihnen vom Vater gegeben wurde und die der Herr so offenkundig gepriesen hat (vgl. Mt 19,11.). Sie sollen dabei immer jene Geheimnisse vor Augen haben, die durch sie bezeichnet werden und ihre Erfüllung finden. Und je mehr in der heutigen Welt viele Menschen ein Leben in vollkommener Enthaltsamkeit für unmöglich halten, um so demütiger und beharrlicher werden die Priester und mit ihnen die ganze Kirche die Gabe der Beständigkeit und Treue erflehen, die denen niemals verweigert wird, die um sie bitten. Zugleich werden sie alle übernatürlichen und natürlichen Hilfen anwenden, die jedem zur Verfügung stehen; sie sollen vor allem die durch die Erfahrung der Kirche bewährten aszetischen Verhaltensweisen, die in der modernen Welt nicht weniger notwendig sind, befolgen. So bittet diese Heilige Synode nicht nur die Priester, sondern alle Gläubigen, sie möchten sich die kostbare Gabe des priesterlichen Zölibates ein wirkliches Anliegen sein lassen, und alle mögen Gott bitten, dass er dieses Geschenk seiner Kirche stets in Fülle zukommen lasse. <br />
<br />
'''17.''' Im freundschaftlichen und brüderlichen Verkehr untereinander und mit den übrigen Menschen haben die Priester Gelegenheit, die menschlichen Werte zu pflegen und die irdischen Güter als Geschenke Gottes zu würdigen. Mitten in der Welt sollen sie dennoch immer wissen, dass sie nach dem Wort unseres Herrn und Meisters nicht von der Welt sind (vgl. Joh 17,14-16.). Wenn sie also die Dinge der Welt so gebrauchen, als gebrauchten sie sie nicht (vgl. 1 Kor 7,31), dann werden sie zu jener Freiheit von aller ungeordneten Anhänglichkeit und Sorge gelangen, durch die sie gelehrig für die Stimme Gottes im täglichen Leben werden. Aus solcher Freiheit und Gelehrigkeit erwächst das geistliche Unterscheidungsvermögen, durch das man die rechte Haltung zur Welt und ihren Gütern findet. Diese Haltung ist deshalb von großer Bedeutung für die Priester, weil sich ja die Sendung der Kirche inmitten der Welt vollzieht und die geschaffenen Güter zum Reifen der menschlichen Persönlichkeit unerläßlich sind. So seien sie also dankbar für alles, was ihnen der himmlische Vater für eine rechte Lebensführung in die Hand gibt. Doch sollen sie alles, was ihnen begegnet, im Licht des Glaubens prüfen, damit sie es richtig gebrauchen lernen, wie es dem Willen Gottes entspricht, und ablehnen, was ihrer Sendung im Weg steht. Denn die Priester, deren "Anteil und Erbe" der Herr ist (Num 18,20), dürfen die zeitlichen Güter nur in dem Rahmen gebrauchen, der ihnen durch die Lehre Christi des Herrn und von der Weisung der Kirche gesteckt ist.<br />
<br />
== Papst [[Paul VI.]] über den Zölibat ==<br />
Papst [[Paul VI.]] nutzte die '''Enzyklika''' ''[[Sacerdotalis coelibatus]]'' (Über den Priester-Zölibat) vom 24. Juni 1967 erneut für ein Festhalten am Zölibats. Er riet den Amtsträgern ferner die ehelose Enthaltsamkeit;<br />
<br />
Nr. 77: "''Mit ängstlicher Sorgfalt auf die Ganzhingabe an Christus bedacht, soll sich der Priester vor Gefühlserregungen hüten, die einen Zustand auslösen, der vom Geist nicht mehr genügend erleuchtet und geleitet wird; und er soll solche '''wirklich gefährliche''' Neigungen des Herzens '''nicht unter dem Vorwand''' geistlicher und seelsorglicher Verpflichtungen rechtfertigen.''" Es folgt ein Abschnitt über ''mannhafte Aszese'' (Wortlaut: siehe unten). <br />
<br />
Also: [[Unzucht]] – verstanden als Geschlechtsverkehr zwischen Personen, die nicht verheiratet sind – ist nicht mit Ehelosigkeit zu vereinbaren, wie bisweilen argumentiert wird. Diese Deutung der Ehelosigkeit, verstanden als „Ehe ohne Trauschein“ widerspricht dem kirchlichen Verständnis der Ehelosigkeit. Vielmehr ist Unzucht als Verstoß gegen die guten Sitten von zölibatär lebenden Menschen ein besonderes Ärgernis in der Kirche.<br />
<br />
== Zölibat des Priesters im Kirchenrecht ==<br />
Die Ehelosigkeit oder der Zölibat ist im [[Kirchenrecht]] der katholischen Kirche, dem [[Codex Iuris Canonici]] von 1983, für Kleriker (Bischöfe, Priester) verpflichtend vorgeschrieben. Personen, die das [[Weihesakrament]] erhalten haben, können deshalb nicht heiraten. Die Verletzung des Keuschheitsgebots ist eine Entweihung und gilt als Sakrileg (Gottesraub). Die Vorschriften des Kirchenrechts zum Zölibat könnten theoretisch geändert werden, weil sie nicht göttlichen Rechts sind.<br />
<br />
[[CIC]] 599: Der um des Himmelreiches willen übernommene evangelische Rat der Keuschheit, der ein Zeichen der künftigen Welt und eine Quelle reicherer Fruchtbarkeit eines ungeteilten Herzens ist, bringt die Verpflichtung zu vollkommener Enthaltsamkeit im Zölibat mit sich.<br />
<br />
CIC 244 § 1: Die Kleriker sind gehalten, vollkommene und immerwährende Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen zu wahren; deshalb sind sie zum Zölibat verpflichtet, der eine besondere Gabe Gottes ist, durch welche die geistlichen Amtsträger leichter mit ungeteiltem Herzen Christus anhangen und sich freier dem Dienst an Gott und den Menschen widmen können.<br />
<br />
CIC 247 § 1: Auf die Einhaltung des zölibatären Standes sind sie durch eine entsprechende Erziehung vorzubereiten; sie haben zu lernen, ihn als eine besondere Gabe Gottes in Ehren zu halten.<br />
<br />
[[CIC]] 1037: Ein unverheirateter Weihebewerber für den ständigen Diakonat und ebenso ein Weihebewerber für den Presbyterat dürfen zur Diakonenweihe erst zugelassen werden, wenn sie nach dem vorgeschriebenen Ritus öffentlich vor Gott und der Kirche die Zölibatsverpflichtung übernommen haben.<br />
<br />
CIC 291 § 1: Außer den in can. 290, n. 1 genannten Fällen bringt der Verlust des klerikalen Standes nicht die Dispens von der Zölibatsverpflichtung mit sich; diese wird einzig und allein vom Papst gewährt.<br />
<br />
Die Ehelosigkeit ist zum Beispiel in der Ostkirche bei Amtsträgern nicht geboten (außer bei Bischöfen), ist aber hoch angesehen. Im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] (KKK) ist festgehalten:<br />
„In den Ostkirchen gilt seit Jahrhunderten eine andere Ordnung: Während die Bischöfe ausschließlich unter Unverheirateten ausgewählt werden, können verheiratete Männer zu Diakonen und Priestern geweiht werden. ... Übrigens steht der Priesterzölibat in den Ostkirchen sehr in Ehren, und zahlreiche Priester haben ihn um des Gottesreiches willen freiwillig gewählt. Im Osten wie im Westen kann, wer das [[Weihesakrament|Sakrament der Weihe]] empfangen hat, nicht mehr heiraten.“ (KKK Nr. 1580)<br />
In der lateinischen Kirche gilt Canon 277 Paragraph 1 des neuen Kirchenrechts, das von Papst Johannes Paul II. erlassen worden ist: "Die Kleriker sind verpflichtet, wegen des Himmelreichs eine vollkommene und ewige Enthaltsamkeit zu bewahren, sind also zum Zölibat angehalten, der ein besonderes Geschenk Gottes ist."<br />
<br />
== Papst [[Johannes Paul II.]] über den Zölibat ==<br />
<br />
In ''[[Pastores dabo vobis]]'' schreibt Papst [[Johannes Paul II.]] über die [[Priesterausbildung]]. Der Zölibat spielt darin eine wichtige Rolle. Als innere Haltung erfordert die Ehelosigkeit auch Keuschheit, ebenso wie diese Tugend für die christlichen Ehe gilt. Begrifflich ist die Keuschheit von der Jungfräulichkeit zu unterscheiden, die lebenslängliche Enthaltsamkeit bedeutet. Lebenslange Jungfräulichkeit gilt als besonderes Gnadengeschenk Gottes. Sie wurde zum Beispiel [[Maria|Maria, der Mutter Jesu]] verliehen. Durch ein besonderes Wunder war in ihr immerwährende [[Jungfräulichkeit]] und Mutterschaft verbunden.<br />
<br />
== Der Zölibat im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] ==<br />
'''1579''' Mit Ausnahme der ständigen Diakone werden alle geweihten Amtsträger der lateinischen Kirche normalerweise aus den gläubigen Männern gewählt, die zölibatär leben und den Willen haben, den Zölibat „um des Himmelreiches willen“ (Mt 19,12) beizubehalten. Dazu berufen, sich ungeteilt dem Herrn und seiner „Sache“ zu widmen [Vgl. 1 Kor 7,32], geben sie sich ganz Gott und den Menschen hin. Der Zölibat ist ein Zeichen des neuen Lebens, zu dessen Dienst der Diener der Kirche geweiht wird; mit freudigem Herzen auf sich genommen, kündigt er strahlend das Reich Gottes an [Vgl. PO 16] (Vgl. dazu auch 1618, 2233).<br />
<br />
'''1580''' In den Ostkirchen gilt seit Jahrhunderten eine andere Ordnung: Während die Bischöfe ausschließlich unter Unverheirateten ausgewählt werden, können verheiratete Männer zu Diakonen und Priestern geweiht werden. Diese Praxis wird schon seit langem als rechtmäßig erachtet; diese Priester üben im Schoß ihrer Gemeinden ein fruchtbares Dienstamt aus [Vgl. PO 16]. Übrigens steht der Priesterzölibat in den Ostkirchen sehr in Ehren, und zahlreiche Priester haben ihn um des Gottesreiches willen freiwillig gewählt. Im Osten wie im Westen kann, wer das Sakrament der Weihe empfangen hat, nicht mehr heiraten.<br />
<br />
'''1599''' In der lateinischen Kirche wird die Weihe zum Presbyterat normalerweise nur solchen Kandidaten gespendet, die bereit sind, freiwillig den Zölibat auf sich zu nehmen, und die öffentlich ihren Willen bekunden, an ihm festzuhalten aus Liebe zum Reich Gottes und um den Menschen zu dienen.<br />
<br />
==Papst [[Benedikt XVI.]] über den Zölibat==<br />
Es ist wichtig, dass wir uns immer von neuem von dieser Identifikation des »Ichs« Christi mit uns durchdringen lassen, von diesem »Hinausgezogen werden« in die Welt der Auferstehung. In dieser Hinsicht ist der Zölibat eine Vorwegnahme. Wir übersteigen diese Zeit und gehen weiter, und so »ziehen« wir uns selbst und unsere Zeit auf die Welt der Auferstehung hin, auf die Neuheit Christi, das neue und wahre Leben zu. Das heißt, der Zölibat ist eine Vorwegnahme, die möglich wird durch die Gnade des Herrn, der uns zu sich »zieht«, zur Welt der Auferstehung hin; er lädt uns immer von neuem ein, uns selbst zu übersteigen, diese Gegenwart, hin auf die wahre Gegenwart der Zukunft, die heute Gegenwart wird. Und hier sind wir an einem sehr wichtigen Punkt angelangt. Ein großes Problem des Christentums der heutigen Welt ist, dass man nicht mehr an die Zukunft Gottes denkt: die bloße Gegenwart dieser Welt scheint ausreichend zu sein. Wir wollen nur diese Welt haben, nur in dieser Welt leben. So schließen wir die Tür für die wahre Größe unseres Lebens. Der Sinn des Zölibats als Vorwegnahme der Zukunft ist gerade das Öffnen dieser Türen, die Welt größer werden zu lassen, die Wirklichkeit der Zukunft zu zeigen, die von uns schon jetzt als Gegenwart gelebt werden muß. So leben wir im Zeugnis des Glaubens: Wir glauben wirklich, dass es Gott gibt, dass Gott in meinem Leben eine Rolle spielt, dass ich mein Leben auf Christus bauen kann, auf das zukünftige Leben.<br />
<br />
Und jetzt erkennen wir die weltliche Kritik, von der Sie gesprochen haben. Es ist wahr, dass für die agnostische Welt, die Welt, in der Gott keine Rolle spielt, der Zölibat etwas ist, das großen Anstoß erregt, weil gerade er zeigt, dass Gott als Wirklichkeit betrachtet und erlebt wird. Mit dem eschatologischen Leben des Zölibats tritt die zukünftige Welt Gottes in die Wirklichkeiten unserer Zeit. Und das soll beseitigt werden! In gewisser Hinsicht mag diese beständige Kritik am Zölibat überraschen, in einer Zeit, in der es immer mehr Mode wird, nicht zu heiraten. Aber dieses Nicht-Heiraten ist etwas vollständig und grundlegend anderes als der Zölibat, denn das Nicht-Heiraten ist auf den Willen gegründet, nur für sich selbst zu leben, keine endgültige Bindung zu akzeptieren, das Leben zu jedem Zeitpunkt in vollkommener Autonomie zu leben, jeden Augenblick zu entscheiden, was zu tun ist, was man vom Leben nimmt; es ist daher ein »Nein« zur Bindung, ein »Nein« zur Endgültigkeit, es bedeutet, das Leben nur für sich allein zu haben. Der Zölibat dagegen ist genau das Gegenteil: er ist ein endgültiges »Ja«, ein sich von den Händen Gottes Ergreifenlassen, ein sich in die Hände Gottes, in sein »Ich« Hineinlegen, das heißt es ist ein Akt der Treue und des Vertrauens, ein Akt, der auch Voraussetzung ist für die Treue in der Ehe. Es ist genau das Gegenteil dieses »Nein«, dieser Autonomie, die sich nicht verpflichten will, die keine Bindung eingehen will. Es ist das endgültige »Ja«, das das endgültige »Ja« der Ehe voraussetzt und bestätigt. Und diese Ehe ist die biblische Form, die natürliche Form des Mann- und Frau-Seins, die Grundlage der großen christlichen Kultur und großer Kulturen der Welt. Und wenn das verschwindet, wird die Wurzel unserer Kultur zerstört. Deshalb bestätigt der Zölibat das »Ja« der Ehe mit seinem »Ja« zur zukünftigen Welt, und so wollen wir weitergehen und diesen Anstoß eines Glaubens gegenwärtig machen, der sein ganzes Leben auf Gott setzt. Wir wissen, dass es neben diesem großen Ärgernis, das die Welt nicht sehen will, auch die zweitrangigen Skandale unserer Unzulänglichkeiten, unserer Sünden gibt, die das große Ärgernis verdunkeln und denken lassen: »Aber sie gründen ihr Leben nicht wirklich auf Gott!« Aber es gibt sehr viel Treue! Der Zölibat, das zeigt gerade die Kritik, ist ein großes Zeichen des Glaubens, der Gegenwart Gottes in der Welt. Bitten wir den Herrn, dass er uns hilft, uns von den zweitrangigen Skandalen zu befreien, dass er das große »Ärgernis« unseres Glaubens gegenwärtig macht: das Vertrauen, die Kraft unseres Lebens, das auf Gott und Jesus Christus gegründet ist! <ref> [http://www.clerus.org/clerus/dati/2010-06/24-13/Veglia_de.html GEBETSWACHE ANLÄSSLICH DES INTERNATIONALEN PRIESTERTREFFENS, GESPRÄCH VON PAPST BENEDIKT XVI. MIT DEN PRIESTERN, Petersplatz, Donnerstag 10. Juni 2010] </ref><br />
<br />
== [[Bischofssynode]]n zum Zölibat ==<br />
*30. September- 6. November 1971 '''II. Ordentliche Generalversammlung''' der [[Weltbischofssynode]] in Rom. Die Mehrheit der Bischöfe plädiert für die Beibehaltung des Zölibats, auch die Weihe von "bewährten verheirateten Männern" (''"viri probati"'') in Notlagen wird abschlägig beschieden (vgl. [[Ultimis temporibus]] [[Ultimis temporibus (Wortlaut)#Der priesterliche Zölibat|Nr. 20]]). <br />
* 30. September- 28. Oktober 1990 '''VIII. Ordentliche Generalversammlung''' der [[Weltbischofssynode]] zum Thema „Die [[Priesterausbildung|Priesterbildung]] im Kontext der Gegenwart" vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben [[Pastores dabo vobis]] vom 25. März 1992.<br />
*2.- 23. Oktober 2005 '''XI. Ordentliche Generalversammlung''' der [[Weltbischofssynode]] in Rom zum Thema „Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche" vgl. Nachsynodales Apostolisches Schreiben [[Sacramentum caritatis]] vom 22. Februar 2007. Ca. 4/5 der Bischöfe sprach sich erneut für den Zölibat der Priester aus.<br />
<br />
== Ehelosigkeit als Lebensstil ==<br />
Nicht nur Personen, die das [[Weihesakrament]] empfangen haben, auch [[Ordensleute]] und bisweilen Laien, etwa in katholischen Vereinigungen, entschließen sich freiwillig zur Ehelosigkeit. Der Sonderfall einer dauernden freiwilligen Enthaltsamkeit beider Ehepartner innerhalb der [[Ehe]] wird [[Josephsehe]] genannt, weil die Beziehung von [[Maria]] und [[Joseph]] als Vorbild gilt. Sie wird von der Kirche aber nicht als Lebensform empfohlen, da die dauerhafte Verweigerung der Geschlechtlichkeit in einer Ehe im Normalfall Ausdruck eine schweren Beziehungsstörung ist.<br />
Der Mensch ist auch nach kirchlichem Verständnis vom Zustand gelebter [[Keuschheit]] "per se" überfordert. „Wer argumentiert, das [[Jungfräulichkeit]]sgelübde sei eine unmenschliche Forderung hat im Grunde genommen Recht. Dass dieser Zustand unnatürlich ist, heißt jedoch nicht, dass er auch widernatürlich sein muss. Ich nenne ihn übernatürlich“ (Henri Boulad). Übernatürlich bedeutet, dass nach dem Verständnis der [[Kirche]] ein göttliches Wirken in Form von [[Gnade]] oder gar eine göttliche Berufung zur Ehelosigkeit vorausgesetzt wird.<br />
Eine Aufhebung der Zölibatsverpflichtung für das Priesteramt würde an der freiwilligen Verpflichtung zur Ehelosigkeit der Ordensleute oder Ordenspriester nichts ändern.<br />
<br />
== Zölibat und Geschichte ==<br />
Die Ehelosigkeit war im Alten Testament unbekannt. Für einen gläubigen Juden, ist es ein Verpflichtung den Auftrag: "Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde" (Gen 1, 28) zu erfüllen. Außerdem wäre eine freiwillige Ehelosigkeit einer Frau, als Ablehnung der Mutterschaft eines kommenden [[Messias]]´ verstanden worden.<br />
<br />
In kirchlichen Dokumenten taucht die Verpflichtung erstmals im Jahr 306 nach Christus in Texten der [[Synode von Elvira]] (bei Granada/Spanien) auf. Ein Synodentext schrieb den im Dienst stehenden Klerikern vor, „sich von ihren Gattinnen zu enthalten und keine Kinder mehr zu zeugen“. Diese Vorschrift wurde von Papst [[Siricius]] im Jahr 385 auf die ganz Kirche ausgedehnt. Die Synode von Neucäsare im Jahre 314 beschloss bereits die Absetzung dessen, der als Priester heiratete. <br />
<br />
Im vierten Jahrhundert schreibt der Heilige [[Hieronymus]] in der bekannten Stelle gegen Vigilantius: "Was tun die Kirchen des Orients, was die von Ägypten oder was tut der Apostolische Stuhl? Diese akzeptieren nur Jungfräuliche oder Enthaltsame als Priester, oder wenn sie Ehefrauen haben, hören sie doch auf, ein eheliches Leben zu führen." (Vgl. Hieronymus, Contra Vigilantium, PL 23.)<br />
<br />
Im Mittelalter war der Zölibat bei der Besetzung von Fürstenämtern durch Bischöfe von großer Bedeutung ([[Ottonisches Reichskirchensystem]]). Der König sicherte sich durch Besetzung der Fürstentümer mit Zölibatären weitgehende Einflussmöglichkeiten beim Tod des Amtsinhabers.<br />
Das [[Konzil von Trient]] verteidigt im 16. Jahrhundert den Zölibat gegen die Reformatoren. [[Martin Luther]], zuvor Mönch und Priester, heiratete 41-jährig am 13. Juni 1525 die 26 Jahre alte frühere Zisterzienser-Nonne [[Katharina von Bora]]. Hierdurch wurde die Frage der Ehelosigkeit der Priester zu einem Streitpunkt und Unterscheidungsmerkmal der beiden christlichen Konfessionen.<br />
<br />
Viele Kirchenfeinde haben wie [[Adolf Hitler]] erkannt, dass der Zölibat der [[Kirche]] eine innere Stärke und Widerstandskraft gibt, die sie brechen wollten.<br />
<br />
== Diskussion über die Zölibatsverpflichtung ==<br />
Diskutiert wird in der katholischen Kirche, ob nicht durch Zulassung Verheirateter zum Priesteramt und damit durch Abänderung der Zölibatspflicht für [[Diözesanpriester]] zumindest der [[Priestermangel]] verringert werden kann. Das Beispiel der evangelischen Kirche, in der die Amtsträger heiraten können, zeigt aber, dass sich dadurch keine entscheidende Wende in der Pastoral einstellt. Den vermuteten Problemen mit der Ehelosigkeit von Interessenten am [[Priesteramt]] in der katholischen Kirche entsprechen offenbar in Art und Umfang die Ehe-Schwierigkeiten der Amtsträger anderer Konfessionen, weil auch die Ehe nicht vor Abwegen und Entgleisungen schützt. „''Daher zögern nichtkatholische Kirchenleitungen, ihre Regelungen als Ideal zu empfehlen, mit dem alle Probleme gelöst wären''“ (Heinz-Joachim Fischer). Auch eine [[Bischofssynode]] der Kirche von 1971 kam zu dem Schluss, dass der priesterliche Dienst am besten durch Unverheiratete ausgeübt werde. So gen. "Opportunitätsargumente" wie Wahrung von Eigentumsrechten, Freiheit der Kirche bei der Ämtervergabe, Verfügbarkeit für seelsorgliche Zwecke sind ebenfalls von Bedeutung.<br />
<br />
== Fehlverhalten von zölibatär lebenden Menschen ==<br />
<br />
Der Skandal von Übergriffen auf Minderjährige oder gleichgeschlechtliche Beziehungen von Priestern in den Vereinigten Staaten haben zu der Vermutungen geführt, das Gebot der ehelosen Enthaltsamkeit habe sie auf derartige Abwege gebracht. „In offenen westlichen Gesellschaften, wo Geschlechtlichkeit allgegenwärtig ist, nähren solche Vorkommnisse den Verdacht der unkontrollierbaren Verklemmtheit und den Zweifel über einen Personenkreis, der sich dieser allgemeinen Tendenz des öffentlichen Lebens entziehen, gar verweigern will.“ (Heinz-Joachim Fischer) Dieser Generalverdacht erweist sich aber als ungerechtfertigt angesichts von Zehn- und Hunderttausenden von Männern und Frauen, die trotz oder gerade wegen der Enthaltsamkeit im Pastoraldienst oder der Seelsorge „eine ausgereifte Persönlichkeit entwickelt haben“ (Johannes B. Torello). Zudem steht die öffentliche Diskussion von unzüchtigem Fehlverhalten der Amtsträger der Kirche in einer unguten Tradition, die im Nationalsozialismus als Teil einer Strategie gegen die katholische Kirche in Deutschland geschichtlich bereits einen Höhepunkt gefunden hatte. Angriffe gegen den Zölibat kamen in dieser Zeit auch durch die Überbetonung eugenischer Werte zustande. Dessen ungeachtet sind die Bischöfe aufgefordert, in allen Fällen mit berechtigtem Fehlverhalten die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, einschließlich einer Einschaltung der zivilen Gerichtsbarkeit. Besondere Vorsicht muss in diesen Fragen deshalb walten, weil auch Fälle von ungerechtfertigten Vorwürfen bereits beträchtlichen Schaden angerichtet haben (Kampagne des US-Senders CNN gegen [[Joseph Kardinal Bernardin]], Erzbischof von Chicago, aufgrund einer falschen Zeugenaussage) .<br />
Ehe und Ehelosigkeit stehen sich als Lebensstile wegen der dazu erforderlichen Treue zu einer einmal getroffenen Entscheidung im Prinzip näher als unverbindliche oder ausschweifende Lebensformen.<br />
<br />
==Schafft Deutschland den Zölibat und das [[Priestertum]] faktisch ab ? ==<br />
Nach Ansicht mancher sei die Entpriesterlichung der [[Kirche]] zu Gunsten einer Laienkirche zu begrüßen und als Übergangsform das Nebeneinander von zölibatären und verheirateten [[Priester]]n akzeptabel. In der Mitte der ersten Dekade des [[21. Jahrhundert]]s hatten einige Bistümer [[Deutschland]]s genau so viele Pastoralreferenten/Gemeindereferenten wie [[Priester]], da sie Laien förderten und den Priesterberuf in eine Reihe mit jedwedem kirchlichen Beruf (der auch "gemacht" werden muss) stellten. Dies ist eine deutliche Abwertung des Priesterberufes und des [[Priestertum|Priesterbildes]]. Dies mag bewusst oder unbewusst geschehen sein. Jener deutsche Bischof, der dem nigerianischen [[Priesterseminar]] keine finanzielle Hilfe gab (als darum gebeten wurde) aus dem Grund, dass dies "keine pastorale Priorität" sei, hat es bewusst getan.<br />
<br />
Deutsche Bistümer, die besonders tendieren, die Pastoral von (verheirateten) Diakonen oder den Laien (Gemeindereferentinnen, Pastoralreferentinnen) zu übertragen - im prozentualen Vergleich zu Priestern (aus [[Katholisch.de]] 2005): <br><br />
[[Bistum Rottenburg-Stuttgart]]: Priester 600, Diakone 137, Pastorale Mitarbeiter 600.<br><br />
[[Bistum Würzburg]]: Priester 144, Diakone 144, GemeinderefentInnen 138, PastoralreferentInnen 141.<br><br />
[[Bistum Mainz]]: Priester 413, Diakone 81, GemeindereferentInnen 269, PastoralreferentInnen 139.<br><br />
[[Bistum Speyer]]: Priester 214, Diakone 48, Pastorale Laienmitarbeiter 241.<br><br />
[[Bistum Limburg]]: Priester 399, Diakone 61, GemeindereferentInnen 178, PastoralreferentInnen 188.<br><br />
[[Bistum Osnabrück]]: Priester 235, Diakone 40, Laien im pastoralen Dienst 227.<br><br />
<br />
Eine Weihe von verheirateten "Viri probati" zu Priestern, wäre genauso "ein zum Verschwinden bringen des westkirchlichen Zölibates", wie eine frei wählbare Zölibatverpflichtung der Priesteramtskandidaten in der [[Katholische Kirche|Katholischen Kirche]].<br><br />
<br />
Dem sexuellen Missbrauchsunwesen von einigen [[Priester]]n, mit der Lockerung des Zölibats begegnen zu wollen, also mit vermehrter [[Sexualität]] zu bekämpfen, würde ein Feuer mit Benzin zu löschen bedeuten.[http://www.kath.net/detail.php?id=26710]<br />
<br />
== Lehramtliche Schreiben ==<br />
'''[[Paul VI.]]'''<br />
* 28. Oktober 1965: [[Zweites Vatikanisches Konzil]], [[Dekret]] [[Optatam totius]] Nr. 10.<br />
* 7. Dezember 1965: [[Zweites Vatikanisches Konzil]]: [[Dekret]] [[Presbyterorum ordinis]].<br />
* [[24. Juni]] [[1967]] [[Enzyklika]] '''[[Sacerdotalis coelibatus]]''' (über den Zölibat des Priesters).<br />
* [[30. November]] [[1969]] [[Deutsche Bischofskonferenz]]: [[Zehn Thesen über den Zölibat]].<br />
* [[30. September]] bis [[6. November]] [[1971]] II. Ordentliche [[Bischofssynode]], Dokument [[Ultimis temporibus]] [[Ultimis temporibus (Wortlaut)#Der priesterliche Zölibat|Nr. 20]]).<br />
* [[11. April]] [[1974]] [[Kongregation für das katholische Bildungswesen]], [[Erziehungsrichtlinien für die Ausbildung zum Priesterzölibat]].<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]'''<br />
* [[25. März]] [[1980]] [[Kongregation für den Klerus]], Instruktion [[Postquam apostoli]] für die Förderung der gegenseitigen Zusammenarbeit der Teilkirchen und insbesondere für die geeignete Verteilung de [[Klerus]].<br />
* 14. Oktober 1980 [[Kongregation für die Glaubenslehre]], Normen zur Dispens vom priesterlichen Zölibat (ad instantiam partis Normae substantiales).<br />
* 7. April 1992: Apostolisches [[Pastores dabo vobis]] über die Priester-Ausbildung (Hirten werde ich euch geben).<br />
* [[31. Januar]] [[1994]]: [[Kongregation für den Klerus]]: [[Direktorium für Dienst und Leben der Priester]]. Nn: 57. Fester Wille der Kirche, 58. Theologisch-spirituelle Begründung des Zölibats, 59. Das Beispiel Jesu, 60. Schwierigkeiten und Einwände.<br />
<br />
'''[[Benedikt XVI.]]'''<br />
* 22. Februar 2007 Nachsynodales Apostolisches Schreiben [[Sacramentum caritatis]].<br />
*24. bis 26. Januar 2011 [[Mauro Piacenza|Mauro Kardinal Piacenza]]: [[Der Priesterzölibat – Grundlagen, Freuden und Herausforderungen]]. Die Lehre der Päpste von Pius XI. bis Benedikt XVI.<br />
* [[11. Februar]] [[2013]]: [[Kongregation für den Klerus]]: [[Direktorium für Dienst und Leben der Priester]], Neuausgabe, erweitert und aktualisiert.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Klaus Berger]]: Zölibat, Eine theologische Begründung, [[St. Benno Verlag]] Leipzig 2009 (120 Seiten).<br />
* [[Mario Marini]]: Der priesterliche Zölibat, Die apostolische Form des Lebens [[Fe-Medienverlag]] 2009 (128 Seiten).[http://www.fe-medien.de/index.htm?d_00448_Der_priesterliche_Zolibat_von_Pralat_Mario_Marini1098.htm]<br />
* [[Johann Adam Möhler]], [[Dieter Hattrup]] (Hrsg): ''Vom Geist des Zölibates''. Bonifatius, <sup>2</sup>2001, ISBN 3-87088-720-6<br />
* Klaus M. Becker, Jürgen Eberle (Hrsg): ''Der Zölibat des Priesters'': [[EOS Verlag St. Ottilien]] 1995, ISBN 978-3880968790<br />
* [[Stefan Heid]]: ''Zölibat in der frühen Kirche''. [[Schöningh Verlag]] Paderborn <sup>3</sup>2003, ISBN 978-3506739261<br />
* Marc Tremeau: Der gottgeweihte Zölibat - Ehelos um des Himmelreiches Willen. Sein geschichtlicher Ursprung und seine lehrmäßige Rechtfertigung. Aus dem Französischen (Le Celibat Consacre; 1979) von Franz Burger. Vorwort von [[Rudolf Graber]]. [[Miriam Verlag]] 1981 (ISBN 3-900378-01-0; 123 S.).<br />
* [[Wunibald Müller]]: ''Liebe und Zölibat. Wie ehelos leben gelingen kann''. Topos Plus, 2000, ISBN 978-3786783527<br />
* [[Alvaro del Portillo]]: ''Der Zölibat des Priesters''. [[Adamas Verlag]] 1973, ISBN 978-3920007120<br />
* [[Dietrich von Hildebrand]]: „Zölibat und Glaubenskrise“, [[Josef Habbel Verlag]] 1970 [http://www.kathtube.com/player.php?id=8804 als Word-Dokument]<br />
* [[Johannes B. Torelló]]: ''Zölibat und Persönlichkeit oder: die affektive Reife des Priesters''. Adamas, Köln 1975, ISBN 978-3920007090<br />
* [[Hans Conrad Zander]]: ''Zehn Argumente für den Zölibat''. Patmos, 2006, ISBN 978-3491694316<br />
* [[Anselm Grün]]: ''Ehelos – des Lebens wegen''. Vier-Türme, <sup>9</sup>2003, ISBN 978-3878683988<br />
* [[Alfons Maria Stickler|Alfons Maria Kardinal Stickler]]: ''Der Klerikerzölibat. Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen''. Kirche heute. [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1993 (1. Auflage; 84 Seiten; ISBN 978-3930309085).<br />
* Klaus Demmer: ''Zumutungen aus dem Ewigen. Gedanken zum priesterlichen Zölibat''. Herder, Freiburg, 1991, ISBN 978-3451223594<br />
* [[Isa Vermehren]]:/[[Hans Urs von Balthasar]]: Ehelosigkeit - aktuell oder überholt? [[Paulinus Verlag]] Trier 2007 (59 Seiten; 1. Auflage; ISBN 978-3-7902-2159-6; ISBN 3-7902-2159-7).<br />
<br />
'''Publikationen in Zeitungen'''<br />
* [[Henri Boulad]] SJ: ''Der Glanz des priesterlichen Zölibats''. In: [http://www.kirche-heute.de/khframe.html KIRCHE heute], 2006, Nr. 2, S. 8 ff.<br />
* Thomas Mc Govern: ''Der priesterliche Zölibat in historischer Perspektive''. In: Forum Katholische Theologie 14 (1998), Seiten 18-40 und 99-123<br />
* Libero Gerosa: '' Jungfräulichkeit und kanonisches Recht. Zur kirchlichen Bedeutung des Standes der Jungfrauen''. In: Internationale katholische Zeitschrift Communio 25 (1996), Seiten 23-33<br />
* Heinz Kruse: ''Eheverzicht im Neuen Testament und in der Frühkirche''. In: Forum Katholische Theologie 1 (1985), Seiten 94-116<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.kathtube.com/mediadetails.php?key=dc363c65499ee942ab8c KATHTUBE: Berufungsvideo der US-Bischofskonferenz]<br />
* [http://www.kath.net/detail.php?id=26667 Raphael Bonelli über Sexualität und Zölibat]<br />
* [http://www.opusdei.de/art.php?p=38280 Der Zölibat in den Ostkirchen]<br />
* [http://www.kath-info.de/zoelibat.html Der Zölibat auf Kath-info]<br />
* [http://www.kath.net/detail.php?id=22305 Wer den Zölibat nicht erfasst]<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=29894 Das Lehramt Benedikts XVI. zum Zölibat]<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=30060 Der Priestermangel ist nur der Vorwand der Zölibatsablehnung] [[Kath.net]] am 8. Februar 2011<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=30263 Der Zölibat für heute leicht verständlich erklärt] von Pfarrer [[Richard Kocher]]<br />
* {{Kathtube|Zölibat und Normalität |23516|Autor=von [[Karl Wallner]]|Datum=17. Oktober 2011|size=42:51 Min.}}<br />
*[http://www.opusdei.de/art.php?p=42225 Über den Priesterzölibat. Antworten auf Kritiken am Priesterzölibat] von Arturo Cattaneo am 4. Februar 2011<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=30769 Erzbischof [[Ludwig Schick]]: Zölibat, Armut und Gehorsam gehören beim Priester zusammen] März 2011<br />
*[http://www.kath.net/news/27365 Überzeugend gelebt ist der Zölibat der schlagendste Gottesbeweis] [[Kath.net]] am 11. Juli 2010, Interview mit Kardinal [[Joachim Meisner]]<br />
* [http://www.kath.net/news/41900 Voderholzer: 'Zölibat - geistliche Fruchtbarkeit und Vaterschaft'] [[Kath.net]] am 2. Juli 2013<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Eschatologie]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Diskussion:Modernismus&diff=134020Diskussion:Modernismus2015-06-23T11:37:19Z<p>Claravallis: </p>
<hr />
<div>Opposition und Widerspruch sind zwei verschieden Dinge. Ich habe vor, Opposition, Gegensatz und Widerspruch in einem Artikel genau aufzuzeigen. --[[Benutzer:Albert|Albert]] 16:08, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
Na ja, aber das Wort "Widersprecher" klingt doch recht kurios??<br />
<br />
--[[Benutzer:Otterbeck|Otterbeck]] 19:48, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
Ja, das klingt ein bißchen out. Aber dann ... im Artikel. --[[Benutzer:Albert|Albert]] 20:06, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
<br />
----<br />
"Dies unternahmen sie jedoch kurzschlüssig, einseitig und voreilig zugunsten der Wissenschaft bzw. ihres damaligen (heute überholten) Erkenntnisstandes." Dieses Urteil scheint mir im Ton unangemessen und in der Sacht pauschalisierend. --Claravallis 11:36, 21. Jun. 2015 (CEST)<br />
<br />
<br />
'''Den Abschnitt:''' "Die Verwendung des Begriffs ist in wissenschaftlichem Kontext problematisch, da er undifferenziert und wertend ist. Als Sammelbezeichnung umfasst er Ideen, die sich gegenseitig ausschließen (etwa Kommunismus und Liberalismus) und deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie als Neuerungen wahrgenommen und darum abgelehnt werden." '''habe ich gestrichen.''' Er versucht nicht die [[Enzyklika]] [[Pascendi dominici gregis (Wortlaut)]] (den Modernismus) auszulegen, sondern das dort Gesagte zu negieren. Vor allem die Begründung "… und deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie als Neuerungen wahrgenommen und darum abgelehnt werden." wirft Papst Pius´ X. Wahrnehmungsschwierigkeiten und Angst vor Neuem vor, oder anders gesagt: "Papst Pius´. deine Enzyklika ist undifferenziert und wertend - so geht's´s natürlich nicht." --[[Benutzer:Oswald|Oswald]] ([[Benutzer Diskussion:Oswald|Diskussion]]) 10:13, 22. Jun. 2015 (CEST)<br />
:Meine Ergänzung klingt wohl in der Tat sehr besserwisserisch und hat die historische Situation, aus der heraus der Begriff seinerzeit entworfen wurde, nicht angemessen berücksichtigt. Danke für die Kritik! Dennoch sollte die Problematik des Begriffs M. in der heutigen theologischen Debatte m. E. stärker und gleich zu Beginn des Artikels herausgestellt werden. Vgl. etwa LThK zu M. (Bd. 3, Sp. 367): "Die Problematik der Enz. [sc. Pascendi] lag in der Fiktion (!) eines 'Systems' [...]". Ich denke, man liegt nicht falsch, wenn man in "M." von Anfang an einen Kampfbegriff sieht. Dass "Angst vor Neuem" zu den Triebfedern von Pius X. gehört haben mag, halte ich nicht für unwahrscheinlich, aber das gehört wohl nicht hierher.--Claravallis 00:11, 23. Jun. 2015 (CEST)<br />
::Der Artikel von Otto Weiss im [[LThK]] (3. Auflage - Bd. 7, Sp. 367-370) zum Modernismus ist, insgesamt betrachtet, abzulehnen. Dieser Artikel lässt die Diagnose Pius´X. zum Modernismus so gut wie nicht gelten. Die Problematik ist (nach seiner Meinung) eigentlich nur die, dass der Heilige Stuhl damals rückwärtsgewandt war. Davon handelt dieser Artikel. Da ist der Artikel von Robert Scherer (in der 2. Auflage des LThk Band 7, Sp. 513-515) ohne Oppositionshaltung. --[[Benutzer:Oswald|Oswald]] ([[Benutzer Diskussion:Oswald|Diskussion]]) 10:59, 23. Jun. 2015 (CEST)<br />
:::Sie sagen damit gewissermaßen, dass Otto Weiß nicht als katholischer Wissenschaftler gelten kann. Das ist, mit Verlaub, ein starkes Stück. "Oppositionshaltung" ist ein rasch gefälltes Verdikt, das alle Schattierungen kritischer Loyalität vom Tisch fegt. Zurück zum Thema: Pius X. behauptet in "Pascendi" der "Modernismus" sei ein System, "ein festgeschlossenes Ganzes" (was die "Modernisten" allerdings verschleierten!) und: "wer hier einen Punkt zugibt, hat mit innerer Folgerichtigkeit alles zugegeben" (Nr. 39), während Weiß sagt, diese Geschlossenheit sein eine "Fiktion". Weiß tut das als Historiker, weil er bei keinem Theologen die Summe der Behauptungen wiederfindet, die der Papst hier verurteilt. So weit ich sehe, ist das ''common sense'' der historischen Forschung. Wie gehen wir mit dieser Spannung um? Ignorieren? Falsch verstandene Romtreue darf doch nicht blind machen für historische Erkenntnis.--Claravallis 13:37, 23. Jun. 2015 (CEST)</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Modernismus&diff=134017Modernismus2015-06-23T10:02:58Z<p>Claravallis: Lit. ergänzt</p>
<hr />
<div>Im ''engeren Sinne'' hat den Begriff '''Modernismus''' [[Papst]] [[Pius X.]] in seiner [[Enzyklika]] [[Pascendi]] von 1907 geprägt. Er nennt ihn dort das ''Sammelbecken aller Irrtümer'' ('''omnia haereseon collectum'''). Der Modernismus entwickele sich aus dem [[Protestantismus]] des 16. Jahrhunderts und führe zum [[Atheismus]] (vgl. auch [[I. Vatikanum]] [[Dei filius]] 4). <br />
<br />
In ''allgemeinerem Sprachgebrauch'' wird der Begriff ''Modernismus'' unterschiedslos und breit verwendet; und schließt so jede Geisteshaltung in so gen. "Neuerungssucht" im [[Naturalismus]], [[Liberalismus]], [[Neo-Modernismus]], [[Geist des Konzils]], [[Kirchenvolksbegehren]] , "[[Wir sind Kirche]]", "[[Kirche von unten]]" etc. mit ein. Als 'Erzhäretiker' der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann man, aus dieser Sicht, [[Teilhard de Chardin]] betrachten, in der zweiten Hälfte und am Beginn des 21. Jahrhunderts etwa [[Hans Küng]].<br />
<br />
"''Extreme Meinungen traditionalistischer oder modernistischer Art an den Rändern der Kirche berühren sich oft. Statt Aggressivitäten gegen Papst und Bischöfe zu pflegen, wenn diese nicht den Eigenwilligkeiten von Randgruppen gefügig sind, soll für jeden katholischen Christen ein „sentire cum ecclesia“ Richtlinie sein, nämlich ein Denken, Fühlen und Handeln mit der Kirche.''" ([[Gerhard Ludwig Müller]])<ref>[http://www.kath.net/news/22060 'Es gibt kein Zurück hinter das II. Vatikanische Konzil!'] [[kath.net]] am 8 Februar 2009.</ref><br />
<br />
== Modernismusstreit (1907) ==<br />
<br />
Zurück zum Ausgangspunkt: Die von [[Pius X.]] so genannten Modernisten, von denen fast jeder jedoch behauptete, das päpstliche Verdikt habe ihn nur partiell betroffen, versuchten um 1900 die wissenschaftlichen Erkenntnisse des [[19. Jahrhundert]]s mit der religiösen Tradition zu vereinbaren. Dies unternahmen sie jedoch kurzschlüssig, einseitig und voreilig zugunsten der [[Wissenschaft]] bzw. ihres damaligen (heute überholten) Erkenntnisstandes.<br />
<br />
Während sich fast alle verdächtigten Theologen alsbald unterwarfen und die generelle Berechtigung des päpstlichen Eingreifens anerkannten, leisteten der Engländer [[George Tyrrell]], der Italiener [[Ernesto Buonauiti]] und vor allem der wirkungsmächtigste Vertreter des Modernismus, der frz. Priester [[Alfred Loisy]], erbitterten Widerstand. Weniger heftige Bestrebungen eines Ausgleichs mit der modernen Welt wurden im deutschen Sprachraum unter dem Stichwort "[[Reformkatholizismus]]" bekannt.<br />
<br />
Bereits im Jahr 1909 bekannte sich der (im Vorjahr) exkommunizierte Loisy als gescheitert und wandte sich weiterreichenden religionsphilosophischen Untersuchungen zu, beharrte aber zeitlebens auf der Richtigkeit seiner Position, die heute allgemein nicht mehr als wissenschaftlich beurteilt wird. Der optimistische [[Humanismus]], der die liberalen Vertreter des Modernismus kennzeichnete, erlebte mit dem I. Weltkrieg eine so tiefgreifende Erschütterung, dass der Gegenwart das heile Selbstbild der "guten alten Zeit" kaum noch vorstellbar ist. <br />
<br />
Eine Triebfeder für theologisch-wissenschaftliche Ausgleichsversuche übereilter Art war sicherlich auch, dem modernen Lebensgefühl gegenüber nicht abseits stehen zu wollen. Einige Anliegen des so gen. "Modernismus" wurden in nachfolgenden Jahrzehnten auch vom kirchlichen [[Lehramt]] aufgegriffen, insbesondere hinsichtlich der Bibelwissenschaft und der Dogmengeschichte.<br />
<br />
Hierfür ist von Bedeutung, dass Pius X. keineswegs verurteilt hat, dass die Kirche ''durch ihre Amtsträger'' zu Anpassungen an die Erfordernisse der Zeit befugt ist. Im Gegenteil: Er selbst hat die umfänglichsten Reformmaßnahmen seit dem [[Tridentinum]] veranlasst. Die Enzyklika ''Pascendi'' war auch, trotz mancher feuriger Aussprüche, nicht gegen die Wissenschaft gerichtet, sondern vielmehr gegen ''falsche'', scheinbare Wissenschaftlichkeit, die ihre veränderlichen Erkenntnisse zum Kriterium der Wahrheit macht.<br />
<br />
==Moralischer, rechtlicher und sozialer Modernismus==<br />
In der Ansprache [[Sollemnis conventus]] vom 24. Juni 1939 an die [[Kleriker]] von [[Rom]]<br />
(Nr. 9) sagte auch [[Pius XII.]], dass ein gewisser Relativismus (der von [[Pius XI.]] dem dogmatischen Modernismus gleichgestellt, streng verurteilt und als „moralischer, rechtlicher und sozialer Modernismus“ bezeichnet wurde), anerkenne nicht mehr die Norm des Wahren und Falschen, des Guten und Bösen als unveränderliches [[Sittengesetz]]. Er will vielmehr die ständig sich wandelnden Bedürfnisse der Individuen, der Klassen und Staaten zum obersten Prinzip erheben.<br />
<br />
== Modernismus und II. Vatikanum ==<br />
<br />
Kritiker des von Papst [[Johannes XXIII.]] einberufenen II. Vatikanischen Konzils behaupten, dieses habe aber den "Kampf" gegen neue Erscheinungsformen des Modernismus aufgegeben, damit die Identität der katholischen [[Religion]] preisgegeben und die Kirche massiv geschwächt. Demgegenüber findet sich in den Texten des II. Vatikanums (und auch im Lehramt der neueren Päpste) kein greifbarer Beleg für eine im Sinne des Modernismusstreits explizit "modernistische" Position. Die Botschaft des Konzils gestattet jedoch keine allein ''antimodern'' motivierte Definition katholischer Identität, da diese dem Missionsauftrag der Kirche widerstreiten würde. Die um ihres öffentlichen Auftrags willen erforderliche Selbstkorrektur des [[Katholizismus]] hat das Konzil, mitunter durch päpstliche Eingriffe seitens [[Paul VI.]], in den Kontext der Tradition der Kirche aller Jahrhunderte einzufügen gewusst. Heutige Leser der Dokumente können z.B., ohne Rückgriff auf wissenschaftliche Kommentierungen, kaum noch erkennen, welches die heftig umstrittenen Positionen waren, etwa in [[Dei Verbum]], [[Lumen Gentium]] oder [[Gaudium et spes]]. Den Konzilsaussagen fehlte allerdings ein Kriterium für Maß und Methode erforderlicher [[Traditionskritik]] ebenso wie Maßstäbe andererseits notwendiger [[Intransigenz]], so dass die Auslegung des Konzils zur wichtigsten Aufgabe für die nachkonziliaren Päpste wurde. Insbesondere die umfangreiche Lehr- und Reisetätigkeit von [[Johannes Paul II.]] hat hier zuvor vermisste Klarheit geschaffen. Bestimmte Projekte, die häufig mit dem ''Geist des Konzils'' in Verbindung gebracht wurden, fanden dadurch keine päpstliche Billigung (z.B. [[Priester]]ehe, [[Frauenordination]], [[Ehe]]scheidung). Die Hinwendung der Kirche zu einem ''integralen Humanismus'' ([[Jacques Maritain]], 1936) und zum ''interreligiösen Dialog'' wurde so aber weiter intensiviert. <br />
<br />
Nicht jede Annäherung an wissenschaftliche und gesellschaftliche Fortschritte ist aber zugleich [[Häresie]]. Selbst der [[Syllabus]] von 1864, der von Kritikern immer wieder zur Beweisführung angeführt wird, verurteilte ''Zeitirrtümer'' der Jahre um 1864, nicht ''ewige'' Irrtümer aller Zeiten. Unzulässig ist es auch, aus einem lehramtlich nachrangigen Dokument (hier der Enzyklika [[Quanta cura]] von Papst [[Pius IX.]] beigefügt), das methodisch die (stets interpretationsbedürftige) Verurteilung von ''irrtumsbehafteten Sätzen'' vollzog (ohne im gleichen Umfang eine Positionsbestimmung positiv vorzunehmen), einen allzeit verbindlichen Grundriss einer Art von katholischer [[Ideologie]] herzuleiten. Denn die aktuelle Missbilligung bestimmter Formulierungen enthält ''keine'' positiv verbindliche Definition der "Gegen-Sätze".<br />
<br />
== Lehramt und Traditionskritik ==<br />
<br />
Das kirchliche Lehramt spricht die Wahrheit der Religion notwendig anhand einzelner Konfliktfälle aus. Nicht jede Teilaussage innerhalb des Klärungsprozesses hat also das gleiche Gewicht. Trotzdem war die ''wesentliche'' Hauptrichtung der Position der Päpste schon des 19. Jahrhunderts, bis zu Pius X., von erstaunlichem Weitblick getragen. Keine andere Institution hat mit ähnlicher Deutlichkeit die Gefahren der [[Moderne]] vorhergesehen, die in den Verbrechen totalitärer Gewaltstaaten bald zum Durchbruch kamen. Da die päpstliche Perspektive immer eine pastorale ist, mussten theologische Konzepte, die einem falschen Bild vom Menschen und seines ''religiösen Bewusstseins'' (und damit letztlich der totalitären Versuchung) zuarbeiten, zurückgewiesen werden. Die Funktion des päpstlich-bischöflichen Lehramts ist ''nicht'' über jedwede Kritik erhaben, aber doch ist sie für den Weg der Kirche durch die Zeit völlig ''unverzichtbar'', wie es [[John Henry Newman]] anhand seines eigenen Lebensweges ('Apologia pro vita sua') wohl bis heute unübertroffen dargestellt hat. <br />
<br />
Die immer wieder erforderlichen Korrekturen des kirchlichen Lehramts zugunsten der Theologie betreffen also ''nur'' den (jeweils als kontraproduktiv erwiesenen) "Überschuss" an defensiver Haltung oder auch den "Überschuss" an als untauglich erwiesenen Innovationen. Keineswegs ist das Lehramt aber ''a priori'' in der Rolle des defensiven "Nachzüglers", der allmählich den autonomen Erkenntnisfortschritt der Theologie gutheißen muss. Nicht zuletzt der ''Schock der Moderne'' selbst (die humanitären Katastrophen des [[20. Jahrhundert]]s) haben gezeigt, dass die Kirche mit der Botschaft des Konzils von 1962 bis 1965 eine zeitgemäße Antwort auf die [[Krise des Humanismus]] geben konnte.<br />
<br />
== Konfession und Religionsfreiheit ==<br />
<br />
Da die heutige antimoderne Kritik (seitens kleiner Randgruppen der Christenheit) vor allem die Billigung der [[Religionsfreiheit]] im Staat durch Konzil und Päpste angreift, hat sogar sie zu einer weiteren Durchdringung dieses Grundproblems im ''Dialog mit der Moderne'' beigetragen. Provoziert durch die Folgen der frz. Revolution von 1789, die zunächst ein Konzept der [[Menschenrechte]] förderte, das auf ''dogmatischer Ebene'' mit der Religion in aggressive Konkurrenz trat, hat die Kirche seither, in mehreren Schritten, eine zunehmend klare Unterscheidung der ''beiden'' ihr zustehenden Wirkungsbereiche (geistlich und weltlich) geleistet.<br />
<br />
Der zunächst defensiv antimoderne Kurs im 19. Jh. hat das Papsttum zur Konzentration auf seine eigentlich geistliche, aber ''universale Sendung'' zurückgeführt. Diese kann aber nicht hinnehmen, dass die Moderne die Religionsausübung weithin als Privatsache auffasst, wie es mit der [[Reformation]] seinen Anfang nahm. ''Weil'' (nicht: obwohl!) die katholische Religion einen öffentlichen Anspruch erhebt, muss sie sich aber von der Konkurrenz um politische [[Macht]] im Staat freimachen. Solange die Kirche eine "Partei" unter vielen in der Gesellschaft ist, kann sie dem Wort und Sakrament Christi nämlich keine allgemeine Geltung verschaffen. Während der Modernismus im Ergebnis auf die Abschaffung der Kirche zielte (jedenfalls ihrer Amtsverfassung), zugunsten privater Religiosität in der Gesellschaft, befähigt die Lehre des II. Vatikanums (insb. in [[Lumen Gentium]] und [[Dei Verbum]]), ganz entgegengesetzt, zur besseren gesellschaftlichen Wirksamkeit der Religion, indem sie auf die Durchsetzungskraft ''der Wahrheit selber'' vertraut, ohne Zuhilfenahme von Machtmitteln oder Privilegien (in der politischen Ordnung). Soweit die Kirche der Geburtsort der menschlichen Person ist, mithin ihrer Freiheit, betont sie heute ein zentrales [[Dogma]]: Glaube und Taufe setzen ein persönliches Bekenntnis voraus. In einer Weise, die das [[Antlitz Christi]] deutlicher hervortreten lässt, soll das Glaubensleben, unverwechselbar mit allen anderen Religionen oder Weltanschauungen, glaubwürdig sein.<br />
<br />
== Ausblick ==<br />
<br />
Die weitere Fundierung dieser ''zugleich'' modernen und katholischen Einsichtenn könnte zum zentralen Thema für den öffentlichen Diskurs der Gegenwart werden, da die Gefahren der Moderne eine tragfähige Antwort fordern. Diese Antwort setzt ''Gewissheit'' voraus, also Wahrheit, aber auch ''Entscheidung'', also Freiheit. Im Ergebnis wird sich erweisen, dass der Katholizismus, vielleicht als einzige Konfession, zu einer dialogischen [[Toleranz]] in der offenen Gesellschaft befähigt ist. Diese Befähigung bildet keine falschen Synthesen (vgl. "[[Weltethos]]"), bringt aber den unverzichtbaren [[Absolutheitsanspruch]] der Religion einerseits mit der Achtung vor abweichenden Überzeugungen andererseits zum Ausgleich. Die Kirche der Zukunft wird also als eine Gemeinschaft freiwilliger [[Nachfolge Christi]] leben und wirken. <br />
<br />
Diesen vielleicht wichtigsten Erkenntnisfortschritt des 20. Jahrhunderts hat der Kampf gegen den Modernismus erst ermöglicht. Denn die zu kurzschlüssig konzipierte "Kapitulation" vor der Moderne um 1900 gefährdete die Religion insgesamt. Die wissenschaftliche Theologie deutscher Prägung geht mit diesem Erfolg aber noch zu defensiv um. Allerdings führt es am Problem vorbei, jedwede modernere Theologie schlicht dem Argwohn auszusetzen, dahinter verberge sich nichts anderes als ein [[Neo-Modernismus]]. Denn die heutige Problematik ist anders und tiefgreifender als die ''nur innertheologische'' "Modernismus-Krise" um 1900 (die kaum je die Frömmigkeit des Volkes berührte). Das hatte schon Papst [[Paul VI.]] in seiner Enzyklika [[Ecclesiam suam]] zum Ausdruck gebracht (1964).<br />
<br />
Denn Verfechter eines seinerseits ideologisch geprägten ''Toleranzdogmas'' sehen sich weiterhin außerstande, den Anspruch Jesu, so wie ''die Kirche'' ihn vertritt, in der Öffentlichkeit zu dulden. Die Überzeugungsarbeit hat hier wohl erst begonnen. Sie ist aber nach den komplementären Vorarbeiten sowohl der "Pius-Päpste" wie der Konzilspäpste und ihrer Nachfolger nicht aussichtslos. Neue Impulse gab hierzu auch die Vorlesung, die Papst [[Benedikt XVI.]] am 12. September 2006 in [[Regensburg]] hielt sowie seine [[Sapienza-Rede]], die für den 17. Januar 2008 vorbereitet war.<br />
<br />
== Päpstliche Schreiben ==<br />
'''[[Pius X.]]'''<br />
* 8. Juli 1907 [[Heiliges Offizium]] [[Dekret]] [[Lamentabili sane exitu]] (Der so gen. Kleine [[Syllabus]]) <br />
* [[8. September]] [[1907]] [[Enzyklika]] [[Pascendi dominici gregis]] über die Modernisten.<br />
* [[18. November]] [[1907]] [[Motu proprio]] [[Praestantia scripturae]] über die [[Exkommunikation]] modernistischer Widersprecher gegen seine o.g. beiden Erlasse;<br />
* [[21. April]] [[1909]] Enzyklika [[Communium rerum]] über den heiligen [[Anselm von Canterbury|Anselm, Erzbischof von Canterbury]] zum 800jährigen Jubiläum seines Todestages.<br />
* [[26. Mai]] [[1910]] Enzyklika [[Editae saepe]] zur Dreihundertjahrfeier der Heiligsprechung des [[Karl Borromäus]].<br />
<br />
'''[[Benedikt XV.]]'''<br />
*1. November 1914 Enzyklika [[Ad beatissimi apostolorum]], [[Ad beatissimi apostolorum (Wortlaut)#Irrtumsfrei und Gehorsam|Nr. 25]].<br />
<br />
'''[[Pius XI.]]'''<br />
* 23. Dezember 1922 Enzyklika [[Ubi arcano dei consilio]], [[Ubi arcano dei consilio (Wortlaut)#Warnung vor dem „rechtlichen und sozialen Modernismus|Nr. 59-62]].<br />
<br />
'''[[Pius XII.]]'''<br />
* 12. August 1950 Enzyklika [[Humani generis]] (Warnung vor falscher Philosophie, ohne Lehrverurteilungen)<br />
<br />
'''[[Johannes XXIII.]]'''<br />
* 29. Juni 1959 Enzyklika [[Ad petri cathedram]] (Bekräftigung der Mahnungen der Vorgänger)<br />
<br />
'''[[Paul VI.]]'''<br />
* 6. August 1964 Enzyklika [[Ecclesiam suam]] (Warnung vor größerer Krise)<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]'''<br />
* 14. September 1998 Enzyklika [[Fides et ratio]] (Bekräftigung der richtigen [[Philosophie]])<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Walter Lang]]: ''Der Modernismus als Gefährdung des christlichen [[Glaube]]ns''. [[Stella Maris Verlag]] Buttenwiesen 2004 (264 Seiten; ISBN 3-934225-34-9).<br />
* [[Henri de Lubac]]: ''Zwanzig Jahre danach. Ein Gespräch über Buchstabe und Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils'', München (Neue Stadt) 1985.<br />
* [[Rudolf Graber]]: ''Athanasius und die Kirche unserer Zeit, zu seinem 1600. Todestag'', [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1974.<br />
* [[Norbert Trippen]]: ''Theologie und Lehramt im Konflikt. Die kirchlichen Maßnahmen gegen den Modernismus im Jahre 1907 und ihre Auswirkungen in Deutschland'', Freiburg i.Br. 1977.<br />
* Claus Arnold: ''Kleine Geschichte des Modernismus'', Freiburg i.Br. (Herder), 2007.<br />
* Dr. Georg Reinhold: Der alte und der neue [[Glaube]]. [[Josef Habbel Verlag]] 1924 (Zwei Bände in einem Buche 396/420 Seiten).<br />
* Wilhelm Reinhard in: [[LThK]] 1. Auflage, Band 7, Sp. 249-254<br />
* Robert Scherer in: [[LThK]] 2. Auflage, Band 7, Sp. 513-515.<br />
* Otto Weiß in: [[LThK]] 3. Auflage, Band 7, Sp. 367-370.<br />
<br />
==Weblinks ==<br />
* [http://www.catholicapologetics.info/modernproblems/modernism/index.htm Die größte aller Häresien ]<br />
* "[[Kongress Freude am Glauben]]", Referent: [[Wilhelm Imkamp]]: [http://www.horeb.org/xyz/podcast/s_event/20130831s1100.mp3 :"Der Modernismus als Herausforderung im Jahr des Glaubens. Geschichtliche Anmerkungen zu einem bleibenden Problem"]<br />
* [http://www.kath-info.de/modernismus.html Modernismus] bei [[Kath-info]]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Irrlehren]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Antlitz_Christi&diff=134016Antlitz Christi2015-06-23T09:58:05Z<p>Claravallis: Frage der Authentiziät relativiert + Ratzinger-Zitat</p>
<hr />
<div>'''[[Image:Antlitz.jpg|thumb|right|''volto santo'']]'''<br />
<br />
Das '''Antlitz Christi''' (ital. "''volto santo''", hl. Angesicht) ist ein überaus häufiger Gegenstand der Darstellung sakraler [[Kunst]], weil es, wie etwa auch das [[Herz Jesu]], eine spezielle, christozentrische Verehrung prägt. <br />
<br />
==Das Heilige Angesicht des Erlösers==<br />
Das Heilige Angesicht des Erlösers wird überdies in der Gegenwart immer mehr zum "Gegenüber" religiöser Betrachtung. Ein Grund für diese Besinnung könnte die Entdeckung von 1898 sein, als das dreidimensionale Abbild auf dem [[Grabtuch von Turin]] im Fotonegativ überraschend als positive Ansicht hervortrat. Der Besuch von Papst [[Benedikt XVI.]] in [[Manoppello]] am 1. September 2006 hat weitere Aufmerksamkeit auf die Suche nach dem wahren Abbild Christi gelenkt. Die Begegung mit Christus in einem bzw. durch ein Bild muss nicht von dessen historischer Authentizität abhängen. J. Ratzinger: „Es gibt kein Portrait des Auferstandenen: Die Jünger erkennen ihn zuerst immer nicht. Sie müssen zu einem neuen Sehen geführt werden, bei dem ihnen allmählich von innen her die Augen aufgehen, sodass sie ihn von neuem erkennen.“<ref>J. Ratzinger: Der Geist der Liturgie. Freiburg 2000. S. 103.</ref> <br />
<br />
Für eine besondere Beziehung der Heiligen zum Antlitz Christi gibt es etliche Beispiele. So hat die Hl. [[Therese von Lisieux]] ihrem Ordensnamen (Theresia vom Kinde Jesu) 1889 "''et de la Sainte Face''" hinzufügt. Die dialogische Situation des modernen Menschen "von Angesicht zu Angesicht" könnte in der besonderen Verehrung des Antlitzes Christi ihre adäquate Antwort gefunden haben, so wie die Herz Jesu-Verehrung seit dem 17. Jahrhundert ein notwendiges Gegengewicht zum [[Rationalismus]] setzte.<br />
<br />
Die im 20. Jahrhundert neu ins Zentrum des Interesses gerückten Reliquien von Turin (und Manoppello), ihre Echtheit einmal unterstellt, geben der Aussage des Evangelisten Johannes (Joh 20,8) neues Gewicht ("er ''sah:'' und glaubte") und verschaffen der christlichen Kirchengeschichte ein plausibles Argument dafür, weshalb die frühe Gemeinde das jüdische [[Bilderverbot]] zu überwinden fähig war. Unaufgeklärt waren bislang auch die Gründe der zügigen Durchsetzung einer einheitlichen ikonographischen Physiognomie Jesu seit dem 4. Jahrhundert n.Chr. (vgl. [[Mandylion]]).<br />
<br />
==Versprechungen für alle Verehrer des Heiligsten Antlitzes==<br />
Versprechungen unseres Herrn Jesus Christus für alle Verehrer des Heiligsten Antlitzes (Auszüge aus dem Leben der hl. Gertrud, der hl. Mechthild und der gottseligen Schw. Maria vom hl. Petrus, Karmeliterin in Tours.)<br />
<br />
Durch das Abbild meiner Menschheit werden sie in ihrem Innern einen lebhaften Abglanz meiner Gottheit erhalten; sie werden bis in den Grund der Seele davon erleuchtet sein, so daß sie durch die Ähnlichkeit mit meinem Antlitz glänzender sein werden als viele andere im ewigen Leben. <br><br />
Bei ihrem Tode werde ich das durch die Sünde entstellte Bild Gottes in ihnen wieder herstellen.<br><br />
Mein heiligstes Antlitz im Geiste der Sühne verehrend, werden sie mir so angenehm sein wie die heilige Veronika; sie werden mir den gleichen Dienst erweisen wie sie, und ich werde meine göttlichen Züge ihrer Seele einprägen. <br><br />
Dieses anbetungswürdige Antlitz ist wie das Siegel der Gottheit, das die Eigenschaft besitzt, den Seelen, welche sich an dasselbe wenden, das Bild Gottes aufzudrücken. <br><br />
Je mehr sie Sorge tragen werden, mein durch die Gotteslästerungen entstelltes Antlitz wieder herzustellen, desto mehr werde auch ich für das ihrige sorgen, das durch die Sünden entstellt wurde. Ich werde ihm mein Bildnis wieder aufdrücken und es ebenso schön machen, wie es war, da man es aus der Taufe hob. <br><br />
Meinem Vater mein Heiligstes Antlitz aufopfernd, werden sie den göttlichen Zorn besänftigen und wie mit einer himmlischen Münze die Bekehrung der Sünder erkaufen. <br><br />
Bei Aufopferung meines Heiligsten Antlitzes wird ihnen nichts verweigert. Ich werde selbst meinen Mund öffnen, um meinem Vater alle ihre Anliegen vorzutragen. <br><br />
Durch mein Heiligstes Antlitz werden sie Wunder wirken. Ich werde sie mit meinem Licht erleuchten; ich werde sie mit meiner Liebe umfangen; ich werde sie im Guten beharrlich machen.<br><br />
Sie werden nie von mir verlassen sein. <br><br />
Alle jene, welche durch Worte, Gebete oder Schriften meine Sache in diesem Sühnewerk unterstützen, werde ich bei meinem Vater verteidigen. In ihrer Todesstunde werde ich das Antlitz ihrer Seele von allen Flecken der Sünde reinigen und ihnen ihre ursprüngliche Schönheit zurückgeben. <br />
<br />
== Weihe an das Hl. Angesicht Jesu (Auszug) ==<br />
<br />
(...) Liebes Antlitz Jesu, <br />
während wir den ewigen Tag erwarten,<br />
wo wir Ihre unendliche Herrlichkeit schauen werden,<br />
besteht unser einziger Wunsch darin, <br />
Ihre göttlichen Augen zu bezaubern,<br />
indem auch wir unser Gesicht verbergen, <br />
damit uns hier auf der Erde niemand erkennen kann ...<br />
Jesus, unser Himmel, ist ja Ihr verhüllter Blick! (...)<br />
<br />
''Thérèse de l'Enfant Jesus et de la Sainte Face'', 6. August 1896<br />
<br />
=== Kommentar ===<br />
"Meist ist die ''kleine Heilige'' ja nur mit ihrem 1. Adelsprädikat ''vom Kinde Jesu'' bekannt: Zum Lebensprogramm zahlreicher Menschen in allen Erdteilen wurde ihr Weg der geistlichen Kindheit. Freilich darf man bezweifeln, ob dieser Weg immer verstanden wurde. Bekanntlich haben [[André Combes]], [[Ida Friedericke Görres]] und [[Hans Urs von Balthasar]] die ''geistliche Kindheit'' erst einmal von so mancher kitschigen Verzerrung sowie von Nebeln der Verniedlichung befreien müssen. (...) Wenn es bei ihr um etwas nicht geht, dann ist es der Anbau noch einer Seitenkapelle an den ''katholischen Dom''. Vielmehr stehen wir bei Theresias 2. Adelstitel vor dem Zentralmysterium ihres Lebens wie ihres göttlichen Auftrages, (...). Vom Antlitz des Gottmenschen allein, das Theresia eben nicht nur verehrt, sondern in dessen Licht sie lebt (...), geht jenes stille klare Licht aus, das uns in der gegenwärtigen "Stunde der Finsternis und der Blitze" ([[Papst]] [[Paul VI.]]) den Weg erhellen kann." (Hanswerner Reißner, ''Von der Gerechtigkeit zur Liebe'' (1985), S. 73 f.)<br />
<br />
==Literatur==<br />
* [[Alfons Maria Weigl]], Dein Antlitz leuchte über uns, [[Grignion Verlag]] Altötting 1984 (167 Seiten; 5. Auflage).<br />
* [[Novene]] zum heiligen Antlitz [[Mediatrix-Verlag]] 2009 (16 Seiten; ISBN 9783854061946).<br />
* [[Ferdinand Baumann]]: Das heiligste Antlitz Jesu, [[Kanisius Verlag]] Fribourg 1961 (39 Seiten).<br />
* Maria Ildefonsa Rigamonti: Sendbotin des Heiligen Antlitzes: Schwester Maria Pierina de Micheli. Dt. Übertr. aus d. Italien. durch [[Hilde Firtel]] [[Kanisius Verlag]] Konstanz, München 1959 (252 Seiten).<br />
* [[Maria Pierina de Micheli]]: Sendbotin des Heiligen Antlitzes [[Kanisius Verlag]] Freiburg/Schweiz (252 Seiten).<br />
* Blandina Schlörner: Gesú - Jesus. Das Gesicht des Wortes. [[Fe Medienverlag]] 2010 (174 Seiten).<br />
<br />
=== Weblinks ===<br />
<br />
*[http://www.antlitz-christi.de/ Penuel e.V.]<br />
<br />
[[Kategorie:Spiritualität]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Diskussion:Antlitz_Christi&diff=134015Diskussion:Antlitz Christi2015-06-23T09:46:09Z<p>Claravallis: Die Seite wurde neu angelegt: „==Religiöse Bedeutung vs. Authentizitätsfrage== Zwischen beiden sollte klar unterschieden werden. Darum habe ich den Satz zu Manoppello herausgenommen; dort …“</p>
<hr />
<div>==Religiöse Bedeutung vs. Authentizitätsfrage==<br />
Zwischen beiden sollte klar unterschieden werden. Darum habe ich den Satz zu Manoppello herausgenommen; dort kann der Frage der Echtheit nachgegangen werden. Es nicht in Ordnung, J. Ratzinger/Benedikt XVI. als Gewährsmann für die Authentizitätsfrage heranzuziehen.<br />
(Die dortige Reliquie ist nach neuen Forschungen mutmaßlich als das bis ca. 1610 in Rom als "wahre Ikone" ("''vera ikon''") verehrte Bild Christi anzusehen (das so gen. [[Schweißtuch der Veronika]]).)</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Antlitz_Christi&diff=134014Antlitz Christi2015-06-23T09:40:36Z<p>Claravallis: Satz zu Manoppello gelöscht, da dort ausfürhlicher</p>
<hr />
<div>'''[[Image:Antlitz.jpg|thumb|right|''volto santo'']]'''<br />
<br />
Das '''Antlitz Christi''' (ital. "''volto santo''", hl. Angesicht) ist ein überaus häufiger Gegenstand der Darstellung sakraler [[Kunst]], weil es, wie etwa auch das [[Herz Jesu]], eine spezielle, christozentrische Verehrung prägt. <br />
<br />
==Das Heilige Angesicht des Erlösers==<br />
Das Heilige Angesicht des Erlösers wird überdies in der Gegenwart immer mehr zum "Gegenüber" religiöser Betrachtung. Ein Grund für diese Besinnung könnte die Entdeckung von 1898 sein, als das dreidimensionale Abbild auf dem [[Grabtuch von Turin]] im Fotonegativ überraschend als positive Ansicht hervortrat. Der Besuch von Papst [[Benedikt XVI.]] in [[Manoppello]] am 1. September 2006 hat weitere Aufmerksamkeit auf die Suche nach dem wahren Abbild Christi gelenken. <br />
<br />
Für eine besondere Beziehung der Heiligen zum Antlitz Christi gibt es etliche Beispiele. So hat die Hl. [[Therese von Lisieux]] ihrem Ordensnamen (Theresia vom Kinde Jesu) 1889 "''et de la Sainte Face''" hinzufügt. Die dialogische Situation des modernen Menschen "von Angesicht zu Angesicht" könnte in der besonderen Verehrung des Antlitzes Christi ihre adäquate Antwort gefunden haben, so wie die Herz Jesu-Verehrung seit dem 17. Jahrhundert ein notwendiges Gegengewicht zum [[Rationalismus]] setzte.<br />
<br />
Die im 20. Jahrhundert neu ins Zentrum des Interesses gerückten Reliquien von Turin (und Manoppello), ihre Echtheit einmal unterstellt, geben der Aussage des Evangelisten Johannes (Joh 20,8) neues Gewicht ("er ''sah:'' und glaubte") und verschaffen der christlichen Kirchengeschichte ein plausibles Argument dafür, weshalb die frühe Gemeinde das jüdische [[Bilderverbot]] zu überwinden fähig war. Unaufgeklärt waren bislang auch die Gründe der zügigen Durchsetzung einer einheitlichen ikonographischen Physiognomie Jesu seit dem 4. Jahrhundert n.Chr. (vgl. [[Mandylion]]).<br />
<br />
==Versprechungen für alle Verehrer des Heiligsten Antlitzes==<br />
Versprechungen unseres Herrn Jesus Christus für alle Verehrer des Heiligsten Antlitzes (Auszüge aus dem Leben der hl. Gertrud, der hl. Mechthild und der gottseligen Schw. Maria vom hl. Petrus, Karmeliterin in Tours.)<br />
<br />
Durch das Abbild meiner Menschheit werden sie in ihrem Innern einen lebhaften Abglanz meiner Gottheit erhalten; sie werden bis in den Grund der Seele davon erleuchtet sein, so daß sie durch die Ähnlichkeit mit meinem Antlitz glänzender sein werden als viele andere im ewigen Leben. <br><br />
Bei ihrem Tode werde ich das durch die Sünde entstellte Bild Gottes in ihnen wieder herstellen.<br><br />
Mein heiligstes Antlitz im Geiste der Sühne verehrend, werden sie mir so angenehm sein wie die heilige Veronika; sie werden mir den gleichen Dienst erweisen wie sie, und ich werde meine göttlichen Züge ihrer Seele einprägen. <br><br />
Dieses anbetungswürdige Antlitz ist wie das Siegel der Gottheit, das die Eigenschaft besitzt, den Seelen, welche sich an dasselbe wenden, das Bild Gottes aufzudrücken. <br><br />
Je mehr sie Sorge tragen werden, mein durch die Gotteslästerungen entstelltes Antlitz wieder herzustellen, desto mehr werde auch ich für das ihrige sorgen, das durch die Sünden entstellt wurde. Ich werde ihm mein Bildnis wieder aufdrücken und es ebenso schön machen, wie es war, da man es aus der Taufe hob. <br><br />
Meinem Vater mein Heiligstes Antlitz aufopfernd, werden sie den göttlichen Zorn besänftigen und wie mit einer himmlischen Münze die Bekehrung der Sünder erkaufen. <br><br />
Bei Aufopferung meines Heiligsten Antlitzes wird ihnen nichts verweigert. Ich werde selbst meinen Mund öffnen, um meinem Vater alle ihre Anliegen vorzutragen. <br><br />
Durch mein Heiligstes Antlitz werden sie Wunder wirken. Ich werde sie mit meinem Licht erleuchten; ich werde sie mit meiner Liebe umfangen; ich werde sie im Guten beharrlich machen.<br><br />
Sie werden nie von mir verlassen sein. <br><br />
Alle jene, welche durch Worte, Gebete oder Schriften meine Sache in diesem Sühnewerk unterstützen, werde ich bei meinem Vater verteidigen. In ihrer Todesstunde werde ich das Antlitz ihrer Seele von allen Flecken der Sünde reinigen und ihnen ihre ursprüngliche Schönheit zurückgeben. <br />
<br />
== Weihe an das Hl. Angesicht Jesu (Auszug) ==<br />
<br />
(...) Liebes Antlitz Jesu, <br />
während wir den ewigen Tag erwarten,<br />
wo wir Ihre unendliche Herrlichkeit schauen werden,<br />
besteht unser einziger Wunsch darin, <br />
Ihre göttlichen Augen zu bezaubern,<br />
indem auch wir unser Gesicht verbergen, <br />
damit uns hier auf der Erde niemand erkennen kann ...<br />
Jesus, unser Himmel, ist ja Ihr verhüllter Blick! (...)<br />
<br />
''Thérèse de l'Enfant Jesus et de la Sainte Face'', 6. August 1896<br />
<br />
=== Kommentar ===<br />
"Meist ist die ''kleine Heilige'' ja nur mit ihrem 1. Adelsprädikat ''vom Kinde Jesu'' bekannt: Zum Lebensprogramm zahlreicher Menschen in allen Erdteilen wurde ihr Weg der geistlichen Kindheit. Freilich darf man bezweifeln, ob dieser Weg immer verstanden wurde. Bekanntlich haben [[André Combes]], [[Ida Friedericke Görres]] und [[Hans Urs von Balthasar]] die ''geistliche Kindheit'' erst einmal von so mancher kitschigen Verzerrung sowie von Nebeln der Verniedlichung befreien müssen. (...) Wenn es bei ihr um etwas nicht geht, dann ist es der Anbau noch einer Seitenkapelle an den ''katholischen Dom''. Vielmehr stehen wir bei Theresias 2. Adelstitel vor dem Zentralmysterium ihres Lebens wie ihres göttlichen Auftrages, (...). Vom Antlitz des Gottmenschen allein, das Theresia eben nicht nur verehrt, sondern in dessen Licht sie lebt (...), geht jenes stille klare Licht aus, das uns in der gegenwärtigen "Stunde der Finsternis und der Blitze" ([[Papst]] [[Paul VI.]]) den Weg erhellen kann." (Hanswerner Reißner, ''Von der Gerechtigkeit zur Liebe'' (1985), S. 73 f.)<br />
<br />
==Literatur==<br />
* [[Alfons Maria Weigl]], Dein Antlitz leuchte über uns, [[Grignion Verlag]] Altötting 1984 (167 Seiten; 5. Auflage).<br />
* [[Novene]] zum heiligen Antlitz [[Mediatrix-Verlag]] 2009 (16 Seiten; ISBN 9783854061946).<br />
* [[Ferdinand Baumann]]: Das heiligste Antlitz Jesu, [[Kanisius Verlag]] Fribourg 1961 (39 Seiten).<br />
* Maria Ildefonsa Rigamonti: Sendbotin des Heiligen Antlitzes: Schwester Maria Pierina de Micheli. Dt. Übertr. aus d. Italien. durch [[Hilde Firtel]] [[Kanisius Verlag]] Konstanz, München 1959 (252 Seiten).<br />
* [[Maria Pierina de Micheli]]: Sendbotin des Heiligen Antlitzes [[Kanisius Verlag]] Freiburg/Schweiz (252 Seiten).<br />
* Blandina Schlörner: Gesú - Jesus. Das Gesicht des Wortes. [[Fe Medienverlag]] 2010 (174 Seiten).<br />
<br />
=== Weblinks ===<br />
<br />
*[http://www.antlitz-christi.de/ Penuel e.V.]<br />
<br />
[[Kategorie:Spiritualität]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Turiner_Grabtuch&diff=134013Turiner Grabtuch2015-06-23T09:32:51Z<p>Claravallis: Offenheit der Authentizitätsfrage im ersten Satz verdeutlicht</p>
<hr />
<div><br />
{{Text oben rechts|Koordinaten: <geo>45 4 24 N 7 41 8 E</geo>}}<br />
'''[[Image:Kathpedia.Grabtuch.von.Turin2.jpg|thumb|right|Grabtuch von Turin]]'''<br />
<br />
Das '''Grabtuch von Turin''' (Ital.: »la Sacra Sindone«) wird als das Tuch verehrt, in welches [[Jesus Christus]] nach seinem [[Tod]] am [[Kreuz]] von [[Joseph von Arimathäa]] nach jüdisch-ägyt. Art eingewickelt ({{B|Mt|27|59}}, {{B|Mk|15|46}}, {{B|Lk|23|53}}) wurde, um [[Begräbnis|bestattet]] zu werden {{Bibel|Joh|20|6}}. Es zeigt den Doppelabdruck eines 1,81 Meter großen Mannes mit Bart und langem Haar, der alle Merkmale der in der [[Bibel]] beschriebenen Kreuzigung aufweist. Das Leinentuch im Fischgrätmuster, ist 4,37 Meter lang und 1,11 Meter breit. Es wird in einer Seitenkapelle des Turiner Doms unter Verschluss gehalten und nur zu besonderen Anlässen öffentlich ausgestellt. Die kugelsichere, schwenkbare Vitrine zur Ausstellung wiegt 2500 Kilogramm<ref name="start">Christa Langen-Peduto im [[Osservatore Romano]], 8. Mai 2015, S. 5.</ref><br />
<br />
In der [[Liturgie]] wird das Grabtuch symbolisiert durch das Altartuch und besonders durch das [[Korporale]].<ref>G. Schumann in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 1. Auflage, Band IV, Sp. 636</ref> Die [[Katholische Kirche]] spricht heutzutage nur vorsichtig von einer »zu verehrenden [[Ikone]]« und weniger von einer [[Reliquie]].<ref>jedoch spricht Papst [[Benedikt XVI.]] in seinem Buch: "Jesus von Nazareth" II, S. 252 von einer Reliquie: [http://www.kath.net/news/30543 Das Grabtuch von Turin – eine Reliquie] [[Kath.net]] am 11. März 2011</ref> Seit über 100 Jahren ist das Grabtuch Streitobjekt von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen. Es gibt Beweisführungsthesen für seine Echtheit ebenso wie für seine Fälschung. Nach wie vor ist es also ein Geheimnis der Geschichte und wohl gerade auch deshalb eine der größten spirituellen Attraktionen.<ref name="start" /><br />
'''[[Image:Grabtuch.Turin.Kopie.jpg|thumb|right|Grabtuch von Turin, Kopie in der Basilika ''Santa Croce in Gerusalemme'' in Rom]]'''<br />
<br />
== Geschichte und Echtheit==<br />
'''[[Image:Kathpedia.Grabtuch.von.Turin1.jpg|thumb|right|Grabtuch von Turin]]'''<br />
Einen ersten Indiz für das geschichtliche Auftauchen des berühmten Tuches gab es im vierten Jahrhundert. Bei der entscheidenden Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom im Jahre 312 soll Kaiser [[Konstantin]] sogar das gefaltete Grabtuch als "heiliges Zeichen" mitgeführt haben. Als Konstantin 330 die Hauptstadt nach Konstantinopel verlegte, ließ er dort im Palast einen besondere "Pharoskapelle" errichten. Das griechische Wort "Pharos" bedeutet Leichentuch.<br />
<br />
Im Jahr [[361]] kam Julian der Abtrünnige (''Apostata'') an die Herrschaft. Das Grabtuch wurde nach [[Edessa]] gebracht und dort in einer Nische der Stadtmauer über dem Westtor eingemauert. Im Jahr [[525]] entdeckte man das ganze, nach einer Flutkatastrophe, bei der Wiederherstellung der Stadtmauer. Evagrius berichtet um ca. 600, dass dieses "theóteukton" (gottgemachte), nicht von Menschenhand gemachte (acheiropoietón) Bild die Stadt im Jahre [[544]] aus großer Gefahr durch die Belagerung durch die Perser befreite. <br />
<br />
Vier Jahre nach der Rettung Edessas entstand am Sinai das Katharinenkloster. Dort findet man zwei Bilder Christi, die weitgehend deckungsgleich mit dem Bild Christi auf dem Grabtuch sind. Seit dieser Zeit verbreitet sich genau dieses Bild Christi überall. In [[Russland]] ist es auf unzähligen Mosaiken und [[Ikone]]n seit dem sechsten Jahrhundert nachweisbar. Es wird in den Jahren zwischen 692 und 695 sogar auf Goldmünzen von Kaiser Justinian II. geprägt (vgl. Waldstein, Grabtuch).<br />
<br />
Am [[15. August]] [[944]] kehrte das Bild von Edessa wiederum nach [[Konstantinopel]] zurück. Den Beweis dafür findet man in der Nationalbibliothek von Budapest. In der kostbaren, zwischen 1150 und 1195 zu datierenden Pergamenthandschrift ''Codex Pray'' findet man eine Miniatur, die das Grabtuch wiedergibt. [[1150]] wurde in Konstantinopel der ungarische Botschafter vom Kaiser Manuel II. Komnenos empfangen. Man wollte eine Hochzeit planen. Der Kaiser zeigte den Ungarn die kaiserlichen Schätze, darunter auch einen Gegenstand, der in der kaiserlichen Kapelle gehütet wurde. Byzantinische Historiker nannten diesen Gegenstand "Sindon" (Grabtuch). Ein Beobachter hatte diese Szenen auf der Miniatur des ''Codex Pray'' festgehalten. Auf einem Bild ist das ausgebreitete Tuch zu sehen, mit einer Hülle, wahrscheinlich aus Seide, die es damals schützte. Über die Jahrhunderte hinweg wird das Tuch bei mehreren Bränden beschädigt.<br />
<br />
1356 taucht das Tuch, ohne weitere Dokumentation, in einer Kirche in Lirey (Bistum Troyes) in [[Frankreich]] auf und wird gleich stark verehrt. 1453 wird es vom Herzog von Savoyen erworben und (zumeist) in Chambery aufbewahrt. Im Jahre 1578 wird das Tuch (dem heiligen [[Karl Borromäus]] zulieb),<ref>G. Schumann in: [[Lexikon für Theologie und Kirche]], 1. Auflage, Band IV, Sp. 636</ref> als das Haus Savoyen Turin zu seinem Hauptsitz machte, dorthin verlegt und fortan sehr selten an besonderen Feiertagen öffentlich ausgestellt.<ref name="start" /><br />
<br />
Im Jahre 1898 machte der italienische Amateurfotograf ''Secondo Pia'' die ersten Aufnahmen. Er entdeckt, dass das Bildnis im Negativ viel detailreicher wirkt als im Original. Das Turiner Grabtuch ist ein fotografisches Negativ. Bei der Entwicklung der Platte kam es zu dramatischen Erlebnissen. Als Pia die damals noch zum Fotografieren beschichtete Glasplatte bei schwachem Rotlicht in die Wanne mit der Entwicklerflüssigkeit tauchte, wurden zuerst die Umrisse des Altares sichtbar, vor dem das Tuch ausgespannt war. Das Abbild auf dem Tuch war vollkommen verändert. Es hatte plötzlich Form und Tiefe. Pia drehte die Platte gegen das Licht und betrachtete das Gesicht. Was er jetzt zu sehen bekam, erschütterte ihn. Er sah das Gesicht mit den (wahrscheinlich) geschlossenen Augen aufrüttelnd real. Pia meinte später zu den Erlebnissen: "Eingeschlossen in meiner Dunkelkammer, voll auf meine Arbeit konzentriert, fühlte ich eine sehr starke emotionale Bewegung, als ich bei der Entwicklung der Platte erstmals das Heilige Antlitz mit solcher Klarheit auf ihr erscheinen sah, dass ich vor Staunen sprachlos war" (vgl. [[Wolfgang Waldstein]], Grabtuch von Turin).<br />
<br />
Danach verstärken sich wissenschaftliche Nachforschungen. Ab 1969 werden zur Klärung Kommissionen gebildet und erste Tests gemacht: 1978 werden Faserproben entnommen. 1983 schenkt das Haus Savoyen das Grabtuch dem [[Papst]]. 1988 wird das Ergebnis der Stoffdatierung mittels Radiokarbontest bekanntgegeben, demnach sei es eine »mittelalterliche Fälschung« aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Danach gehen Forschungen verschiedenster Fachrichtungen weiter, die jenes Ergebnis wieder in Frage stellen (die Forscher hatten verunreinigte Proben ausgewertet). Im Jahre 2002 wurde das Grabtuch restauriert.<ref>[http://www.kath.net/news/3378 Das Grabtuch von Turin wurde restauriert] [[Kath.net]] am 22. September 2002</ref> <br />
==Aktueller Forschungsstand==<br />
Enrico Simonato vom Internationalen Zentrum für Sindonologie, also für die Grabtuch-Wissenschaft, erklärte kürzlich in Rom. Den aktuellen Status der Forschung könne man so zusammenfassen: Es gebe einige verbindliche Aussagen zur Negativität des Abbildes, auch zu Resultaten der Blutproben und der zu sehenden [[Wundmale]] sowie zur digitalen Analyse. Doch Alter und Ursprung des Stoffes sowie der darauf gefundenen Pollen seien noch zu klären. Und vor allem bleibe immer noch die fundamentale Frage, nämlich jene nach Natur und Zustandekommen des Abbildes. Simonato: »Sicher ist aber, dass dieses Tuch einen blutigen Leichnam eingehüllt hat«.<ref name="start" /> Karlheinz Dietz schreibt im [[LThK]] (3. Auflage 2001, Band 10, Turiner Grabtuch Sp. 310), dass die Pollenanalysen, Webart und Abmessungen auf Herkunft auf den Vorderen Orient hinwiesen. Versuche, es mit "nicht von Menschenhand gemachten" Christusbildern oder einem 1204 aus Konstantinopel verschwundenen Grabtuch Jesu zu identifizieren, bleiben Hypothesen.<br />
<br />
==Ausstellung==<br />
'''[[Image:Graal.jpg|thumb|right|Sindone, Detail]]''' <br />
Das Grabtuch gehört, neben dem Schleier von [[Manoppello]], zu den kostbarsten [[Reliquie]]n der Christenheit und wird in [[Heiliges Jahr|Heiligen Jahren]] den Gläubigen präsentiert.<br />
<br />
Öffentliche Ausstellungen fanden zeitweise jährlich (Festtag [[4. Mai]]), seit dem [[19. Jahrhundert]] nur noch selten statt.<ref>Karlheinz Dietz im [[LthK]] (3. Auflage 2001, Band 10, Turiner Grabtuch Sp. 309.</ref>Außerdem im Jahre [[1988]], [[2000]], vom 10. April bis 23. Mai 2010 (Es kamen 2,1 Millionen Menschen), [[2013]] (30. März<ref>nur für Delegationen mit insgesamt 300 kranken bzw. behinderten Turinern und 30 Jugendlichen; [http://www.kath.net/news/40712 Turin: Zum dritten Mal seit 2000 wird Grabtuch gezeigt] [[Kath.net]] am 28. März 2013</ref>) Vom 19. April bis 24. Juni 2015 ist, der in einer Seitenkapelle des Turiner Doms aufbewahrte Andachtsgegenstand, wieder ausgestellt.<ref> [http://www.kath.net/news/49959 Franziskus besucht in Turin als erster Papst eine Waldenserkirche] [[Kath.net]] am 26. März 2015</ref> <br />
<br />
==Papstworte und Papstbesuche==<br />
<br />
Da die Echtheit keine Glaubensangelegenheit, sondern Sache der [[Wissenschaft]] ist, hat die Kirche keine besondere Befugnis, zu diesen Fragen Stellung zu beziehen.« Warum das Grabtuch aus religiöser Sicht auch ohne Authentizitätsbeweis verehrungswürdig ist, das haben alle Päpste der letzten Jahrzehnte herausgestrichen. Das Tuch mit dem Antlitz eines leidenden bärtigen Mannes und den [[Wundmale]]n eines Gekreuzigten auf dem Körper sei »Spiegel des Evangeliums«, hatte Papst [[Johannes Paul II.]] erklärt, aber auch mit Blick auf die Wissenschaft von einer »Herausforderung für die Intelligenz« gesprochen.<ref name="start" /><br />
<br />
[[Papst]] [[Benedikt XVI.]] besuchte die Stätte des Turiner Grabtuches am Sonntag, den 2. Mai 2010.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=26574 'Passio Christi. Passio hominis'] [[Kath.net]] am 2. Mai 2010 mit Videos</ref> Er bezeichnete damals das Grabtuch als „Ikone des Geheimnisses des [[Karsamstag]]s“: „Das Grabtuch ist eine Ikone, die mit Blut gemalt wurde, mit dem Blut eines gegeißelten, dornengekrönten und gekreuzigten Mannes, dessen rechte Seite verwundet wurde“.<ref>[http://www.kath.net/news/30543 Das Grabtuch von Turin – eine Reliquie] [[Kath.net]] am 11. März 2011</ref> Das Tuch sei eine Hilfe für den Glauben. Derselbe gestattete - kurz vor seinem Rücktritt, dass am Karsamstag, 30. März 2013 das ''Sindone'' im Fernsehen gezeigt wird. Zu dieser "Sonderausstellung" neuer Art gab [[Papst Franziskus]] eine Video-Botschaft.<ref>[https://w2.vatican.va/content/francesco/de/messages/pont-messages/2013/documents/papa-francesco_20130330_videomessaggio-sindone.html VIDEO-BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS ZUR AUSSTELLUNG DES TURINER GRABTUCHS] am Karsamstag, 30. März 2013</ref> <br />
<br />
Am 21. Juni 2015 besucht [[Papst Franziskus|Franziskus]] die [[Kathedrale]] in Turin und betet vor dem ausgestellten Grabtuch. Anlass des Papstbesuchs in Piemont, der Heimatregion seiner Eltern, ist die Ausstellung des Turiner Grabtuchs zu Ehren des Ordensgründers [[Don Bosco]], dessen Jubiläum im Jahr 2015 gefeiert wird.<ref> [http://www.kath.net/news/49959 Franziskus besucht in Turin als erster Papst eine Waldenserkirche] [[Kath.net]] am 26. März 2015</ref> Bei seiner Ansprache vor dem [[Regina caeli]] am 19. April 2015, dem ersten Ausstellungstag, äußerte er sich schon zur »Sacra Sindone«. Er hoffe, dass die Grabtuchverehrung ihm und allen Menschen helfen werde, in Christus das barmherzige Antlitz Gottes zu erkennen und in ihm das Antlitz der Brüder und Schwestern, besonders der Leidenden.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Michael Hesemann]]: Auf den Spuren des Grabtuchs von Turin. Eine Entdeckungsreise zu einem der größten Rätsel des Christentums. [[Verlag Petra Kehl]] 2010 (48 Seiten; m. 90 Abb.; ISBN 978-3-930883-52-3).<br />
* [[Paul Badde]]: Das Grabtuch von Turin oder das Geheimnis der heiligen Bilder [[Pattloch-Verlag]] 2010 (160 Seiten; [http://www.kath.net/news/26241 Leseprobe 1]; [http://www.kath.net/news/26320 2]; [http://www.kath.net/news/26480 3]).<br />
* Bernd Kollmann: Das Grabtuch von Turin. Ein Porträt Jesu - Mythen und Fakten (95 Seiten; erhältlich beim [[Mediatrix Verlag]]).<br />
* [[Wolfgang Waldstein]]: Neueste Erkenntnisse über das Turiner Grabtuch, Auch Atomforschung erweist Echtheit. Farbreportage über die Turiner Brandkatastrophe. Vorwort von Georg Eder, Erzbischof von Salzburg. [[Christiana Verlag]] 2000 (109 S.; ISBN 3-7171-1029-2).<br />
* Maria Grazia Siliato: Und das Grabtuch ist doch echt, Die neuen Beweise, Heyne, ISBN 3-453-16501-2<br />
* Ian Wilson: Das Turiner Grabtuch, Die Wahrheit, Goldmann, ISBN 3-442-15010-8<br />
* Rudolf Bachinger: Das Leichentuch von Turin: alte und neue Beweise für seine Echtheit [[Christiana Verlag]] 1967 (98 S.)<br />
*Horst Huismans: Die heilige Reliquie von Turin. Vermächtnis des historischen Jesus von Nazareth. [[Bernardus Verlag]] ISBN 10: 3-937634-09-6.<br />
* W. Heinke: Das Antlitz Christi auf dem Turiner Linnen [[Kanisius Verlag]] Freiburg/Schweiz 1960 (48 Seiten).<br />
* Gertrud Wally: Er sah und glaubte. Grabtuch von Turin und Schweißtuch von Oviedo. Verlag Mainz<br />
<br />
'''siehe:''' [[Schweißtuch]], [[Schleier von Manoppello]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.sindone.org www.sindone.org]<br />
* [http://www.shroud.com www.shroud.com]<br />
* [http://www.volto-santo.com www.volto-santo.com]<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=26656 Bild, das von der Überlieferung als kostbarer Weg beglaubigt, das konkrete Gesicht Christi zu erahnen]<br />
*[http://www.kath.net/news/41634 Das Grabtuch von Turin und das Bluttuch von Oviedo] [[Kath.net]] am 12. Juni 2013 von [[Michael Hesemann]]<br />
*[http://www.katholisches.info/2014/02/25/das-turiner-grabtuch-ist-echt-drei-neue-datierungsmethoden-weisen-ins-1-jahrhundert/ Das Turiner Grabtuch ist echt! – Drei neue Datierungsmethoden weisen ins 1. Jahrhundert] Katholisches.info am 25. Februar 2014<br />
*[http://www.kath.net/news/47998 Das Bild, das Unbegreifliches greifbar machte] [[Kath.net]] am 21. Oktober 2014 von [[Michael Hesemann]] {{Kathtube|Grabtuch}}<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Wallfahrtsorte]]<br />
[[Kategorie:Italien]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Diskussion:Manoppello&diff=134012Diskussion:Manoppello2015-06-23T09:26:54Z<p>Claravallis: </p>
<hr />
<div>== Reliquie? ==<br />
Man sollte mit dieser "eindeutigen" Reliquien und ihren "unerklärlichen" Phänomenen vorsichtiger sein. Kirchenamtlich ist doch immer nur von "Ikone" die Rede (wie beim Turiner Grabtuch). Den folgenden Satz habe ich gestrichen, weil der Bezug zu Manoppello konstuiert ist: <br />
Bereits seine Antrittsvorlesung in Bonn 1959 stellte ''Joseph Ratzinger'' unter das abschließende Wort: ''Quaerite faciem eius semper''; "Suchet immerdar Sein Angesicht".<br />
<br />
== Ein oder zwei Schweißtücher ? ==<br />
Im Text steht noch ''Laut Untersuchungen von Paul Badde und einigen Wissenschaftlern steht eindeutig fest, dass es sich dabei um den sogenannten Schleier der Veronika handeln muss, der vom Jahr 705 bis zum Jahr 1600 im Petersdom in Rom verwahrt und verehrt wurde.'' --- Ich war immer davon ausgegangen, daß es zwei Schweißtücher gibt. Eines, daß gemäß Joh. 20,7 im Grab lag, und eines daß der Tradition zufolge die Hl. Veronika dem Herrn auf dem Kreuzweg gereicht hat. --[[Benutzer:Juergen|Juergen]] 18:20, 31. Aug 2006 (CEST)<br />
<br />
*Also im es ist wohl so (habe ich eben im BR gehört). Das es sich bei dem Tuch der VEronika um das Schweißtuch handelt was die Jünger im leeren Grab finden. Das ganze leitet sich vom dahmaligen Namen "vera ikon" ab - daraus hätte der Voksmund Veronika gemacht.<br />
<br />
tobias</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Manoppello&diff=134011Manoppello2015-06-23T09:18:35Z<p>Claravallis: Fragwürdigkeit als Reliquie deutlich gemacht</p>
<hr />
<div>{{Text oben rechts|Koordinaten: <geo>42 14 59 N 14 3 44 E</geo>}}<br />
[[Image:Manoppello1.jpg|thumb|right| Der Schleier von Manoppello]]<br />
<br />
Manoppello ist ein Ort in Italien in den Abbruzzen, wo das [[Antlitz Christi]] (it. ''Volto Santo'') verehrt wird. Das Tuch wird von vielen Gläubigen neben dem [[Grabtuch von Turin]] als eine der kostbarsten Reliquien der Christenheit angesehen. <br />
<br />
[[Image:Manoppello3.jpg|thumb|right|Das Antlitz Christi]]<br />
<br />
== Das Antlitz Christi ==<br />
Beim Antlitz Christi von Manoppello handelt es sich um ein kleines Tuch mit einem außerordentlich unerklärlichen und eindrucksvollen Abbild vom Angesicht Christi auf einem Stoff, der feiner ist als ein Nylonstrumpf. Laut Untersuchungen von [[Paul Badde]] und einzelnen Wissenschaftlern steht eindeutig fest, dass es sich dabei um den/die sogenannte(n) (Schleier der) [[Veronika]] handeln muss, der zumindest vom Jahr 705 bis zum Jahr 1600 im Petersdom in Rom verwahrt und verehrt wurde. <br />
<br />
Möglicherweise hat [[Dante]] diese Reliquie gemeint, als er Vers 130-32 im XXXIII. (letzten) Gesang des ''Paradiso'' schrieb: ''Dentro da sé del suo colore stesso: mi parve pinta de la nostra effige: per che 'l mio viso in lei tutto era messo.'' Der Schleier von Manoppello kann als eine Art "Reliquie der Auferstehung" gesehen werden und gilt als Gegenstück zum berühmten [[Grabtuch von Turin]]. Beide Tücher zeigen Paul Badde zufolge ein identisches Gesicht - das Grabtuch mehr als ein Schatten, der Schleier mehr wie in Diapositiv.<br />
<br />
[[Image:Manoppello2.jpg|thumb|right| Der Schleier von Manoppello]]<br />
<br />
== Der Schleier von Manoppello und die Wissenschaft ==<br />
Bei den wissenschaftlichen Untersuchungen habe sich Paul Badde zufolge herausgestellt, dass sich unter dem Mikroskop keine Farben auf dem hauchfeinen Tuch oder eine Grundierung befindet. Dennoch gibt es auf dem Bild zarteste Schattierungen, die selbst von [[Leonardo da Vinci]] nicht erreicht wurden. Da Vinci werden die sogenannten "sfumatura" in der Malerei zugeschrieben, d.h. der feinsten bis dahin bekannten Farbabstufungen. <br />
<br />
Ein anderes völlig rätselhaftes Phänomen besteht in der Tatsache, dass das Bild von zwei Seiten vollkommen sichtbar bleibt, von vorne und von hinten, nur seitenverkehrt, obwohl es in sich selbst so transparent ist, dass man eine Zeitung dadurch lesen kann. Im Gegenlicht verschwindet es hingegen vollkommen; dann wird es so durchsichtig wie eine Fensterscheibe. Neueste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass es sich bei dem Gewebe um Muschelseide handelt, dem teuersten und fast schon verschollenen Stoff der Antike - der sich allerdings nur leicht färben, jedoch nie bemalen lässt. Muschelseide nimmt überhaupt keine Farben an.<br />
<br />
== Kirchliche Stimmen zu Manoppello ==<br />
Papst [[Benedikt XVI.]] pilgerte am 1. September 2006 als erster Papst nach Manoppello.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=14284 kath.net:] Papst besucht am 1. September Manoppello</ref>. Dort ging er in seiner Ansprache allerdings nicht auf die Frage der Echtheit ein und sprach von der „Ikone des Heiligen Antlitzes“, nicht von einer Reliquie.<ref>Markus Nolte: Manoppello. Von Angesicht zu Angesicht. Münster 2008.</ref><br />
<br />
[[Padre Pio]] sagte 1963: "Das Volto Santo in Manoppello ist sicher das größe Wunder, das wir haben."<br />
<br />
[[Kardinal Meisner]] kommentierte seinen Besuch im April 2005 so: "Im Volto Santo wird das Herz Gottes sichtbar. ''Pax Vobis''. Er schaut uns nicht nur ins Gesicht, er schaut uns ins Herz. Doch nicht mit dem Blick eines Befehlshabers oder strengen Richters, es ist der Blick eines Bruders, eines Freundes. Es ist der Blick des guten Hirtens. In Köln feiern wir mit den Reliquien der Drei Könige in gewisser Weise das ganze Jahr über Weihnachten. Sie haben hier mit diesem Schleier immer Ostern. Zweifeln sie nur ja nicht daran, dass es echt ist!."<br />
<br />
Auch Kardinal [[Friedrich Wetter]] würdigte Manoppello am 27. September 2006 vor der Deutschen Bischofskonferenz. Möglicherweise stelle das ''Volto Santo'' "die kostbarste Reliquie der Christenheit" dar.<br />
<br />
[[Image:Manoppello.Kirche.jpg|thumb|right|Die Kirche von Manoppello]]<br />
<br />
== Der Ort Manoppello ==<br />
Der Ort Manoppello liegt in den italienischen Abbruzzen ca. 30 km westlich von Pescara (Ostküste). Die Entfernung zu Rom beträgt ca. 2 Autostunden. Im Oktober 2006 wurde das Heiligtum von Manoppello zur Basilika erhoben.<ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=14940 kath.net:] Papst erhebt Heiligtum von Manoppello zur Basilika</ref><br />
<br />
== Literaturangaben ==<br />
* Markus Nolte, Von Angesicht zu Angesicht, Bild-Botschaft Manoppello, Dialogverlag Münster 2008. ISBN 978-3-937961-75-0 <br />
* [[Paul Badde]]: Das Göttliche Gesicht. [[Pattloch Verlag]] 2006, ISBN 3629021492<br />
* Andreas Resch: Das Antlitz Christi, Innsbruck 2005<br />
* DVD Volto Santo di Manoppello <ref>[http://www.kath.net/detail.php?id=14241 kath.net:] Das Volto Santo von Manoppello</ref><br />
* Cornelia Schrader, Vor dem Angesicht, Betrachtungen und Erfahrungen vor dem Muschelseidenbild in Manoppello, Berlin 2006<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.voltosanto.com www.voltosanto.com]<br />
* [http://www.voltosanto.pl www.voltosanto.pl]<br />
* [http://www.volto-santo.com www.volto-santo.com]<br />
{{KathNet|Manoppello}}<br />
*[http://www.kath.net/detail.php?id=26656 Bild, das von der Überlieferung als kostbarer Weg beglaubigt, das konkrete Gesicht Christi zu erahnen]<br />
* [http://www.welt.de/data/2007/02/05/1200759.html Die Welt - 5. 2. 07 - Jesusporträt sorgt für Aufsehen]<br />
* [http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/3/0,4070,5260771-5,00.html ZDF vom 6.4.07 - Fernsehbericht über Manoppello]<br />
*[http://www.antlitz-christi.de Kreis der Freunde des wahren Antlitzes Jesu Christi - Penuel e.V.]<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Wallfahrtsorte]]<br />
[[Kategorie:Italien]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Diskussion:Modernismus&diff=134003Diskussion:Modernismus2015-06-22T22:11:59Z<p>Claravallis: Problematik des Begriffs</p>
<hr />
<div>Opposition und Widerspruch sind zwei verschieden Dinge. Ich habe vor, Opposition, Gegensatz und Widerspruch in einem Artikel genau aufzuzeigen. --[[Benutzer:Albert|Albert]] 16:08, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
Na ja, aber das Wort "Widersprecher" klingt doch recht kurios??<br />
<br />
--[[Benutzer:Otterbeck|Otterbeck]] 19:48, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
Ja, das klingt ein bißchen out. Aber dann ... im Artikel. --[[Benutzer:Albert|Albert]] 20:06, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
<br />
----<br />
"Dies unternahmen sie jedoch kurzschlüssig, einseitig und voreilig zugunsten der Wissenschaft bzw. ihres damaligen (heute überholten) Erkenntnisstandes." Dieses Urteil scheint mir im Ton unangemessen und in der Sacht pauschalisierend. --Claravallis 11:36, 21. Jun. 2015 (CEST)<br />
<br />
<br />
'''Den Abschnitt:''' "Die Verwendung des Begriffs ist in wissenschaftlichem Kontext problematisch, da er undifferenziert und wertend ist. Als Sammelbezeichnung umfasst er Ideen, die sich gegenseitig ausschließen (etwa Kommunismus und Liberalismus) und deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie als Neuerungen wahrgenommen und darum abgelehnt werden." '''habe ich gestrichen.''' Er versucht nicht die [[Enzyklika]] [[Pascendi dominici gregis (Wortlaut)]] (den Modernismus) auszulegen, sondern das dort Gesagte zu negieren. Vor allem die Begründung "… und deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie als Neuerungen wahrgenommen und darum abgelehnt werden." wirft Papst Pius´ X. Wahrnehmungsschwierigkeiten und Angst vor Neuem vor, oder anders gesagt: "Papst Pius´. deine Enzyklika ist undifferenziert und wertend - so geht's´s natürlich nicht." --[[Benutzer:Oswald|Oswald]] ([[Benutzer Diskussion:Oswald|Diskussion]]) 10:13, 22. Jun. 2015 (CEST)<br />
:Meine Ergänzung klingt wohl in der Tat sehr besserwisserisch und hat die historische Situation, aus der heraus der Begriff seinerzeit entworfen wurde, nicht angemessen berücksichtigt. Danke für die Kritik! Dennoch sollte die Problematik des Begriffs M. in der heutigen theologischen Debatte m. E. stärker und gleich zu Beginn des Artikels herausgestellt werden. Vgl. etwa LThK zu M. (Bd. 3, Sp. 367): "Die Problematik der Enz. [sc. Pascendi] lag in der Fiktion (!) eines 'Systems' [...]". Ich denke, man liegt nicht falsch, wenn man in "M." von Anfang an einen Kampfbegriff sieht. Dass "Angst vor Neuem" zu den Triebfedern von Pius X. gehört haben mag, halte ich nicht für unwahrscheinlich, aber das gehört wohl nicht hierher.--Claravallis 00:11, 23. Jun. 2015 (CEST)</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Diskussion:Modernismus&diff=134002Diskussion:Modernismus2015-06-22T22:06:17Z<p>Claravallis: </p>
<hr />
<div>Opposition und Widerspruch sind zwei verschieden Dinge. Ich habe vor, Opposition, Gegensatz und Widerspruch in einem Artikel genau aufzuzeigen. --[[Benutzer:Albert|Albert]] 16:08, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
Na ja, aber das Wort "Widersprecher" klingt doch recht kurios??<br />
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--[[Benutzer:Otterbeck|Otterbeck]] 19:48, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
Ja, das klingt ein bißchen out. Aber dann ... im Artikel. --[[Benutzer:Albert|Albert]] 20:06, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
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"Dies unternahmen sie jedoch kurzschlüssig, einseitig und voreilig zugunsten der Wissenschaft bzw. ihres damaligen (heute überholten) Erkenntnisstandes." Dieses Urteil scheint mir im Ton unangemessen und in der Sacht pauschalisierend. --Claravallis 11:36, 21. Jun. 2015 (CEST)<br />
<br />
<br />
'''Den Abschnitt:''' "Die Verwendung des Begriffs ist in wissenschaftlichem Kontext problematisch, da er undifferenziert und wertend ist. Als Sammelbezeichnung umfasst er Ideen, die sich gegenseitig ausschließen (etwa Kommunismus und Liberalismus) und deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie als Neuerungen wahrgenommen und darum abgelehnt werden." '''habe ich gestrichen.''' Er versucht nicht die [[Enzyklika]] [[Pascendi dominici gregis (Wortlaut)]] (den Modernismus) auszulegen, sondern das dort Gesagte zu negieren. Vor allem die Begründung "… und deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie als Neuerungen wahrgenommen und darum abgelehnt werden." wirft Papst Pius´ X. Wahrnehmungsschwierigkeiten und Angst vor Neuem vor, oder anders gesagt: "Papst Pius´. deine Enzyklika ist undifferenziert und wertend - so geht's´s natürlich nicht." --[[Benutzer:Oswald|Oswald]] ([[Benutzer Diskussion:Oswald|Diskussion]]) 10:13, 22. Jun. 2015 (CEST)<br />
:Meine Ergänzung klingt wohl in der Tat sehr besserwisserisch und hat die historische Situation, aus der heraus der Begriff seinerzeit entworfen wurde, nicht angemessen berücksichtigt. Danke für die Kritik! Dennoch sollte die Probelmatik des Begriffs M. in der heutigen theologischen Debatte m. E. stärker und gleich zu Beginn des Artikels herausgestellt werden (Vgl. etwa LThK zu M. (Bd. 3, Sp. 367): "Die Problematik der Enz. [sc. Pascendi] lag in der Fiktion (!) eines 'Systems' [...]"). Ich denke, man liegt nicht falsch, wenn man in "M." von Anfang an einen '''Kampfbegriff''' sieht. Dass "Angst vor Neuem" zu den Triebfedern von Pius X. gehört haben mag, halte ich nicht für unwahrscheinlich, aber das gehört wohl nicht hierher.</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Modernismus&diff=133974Modernismus2015-06-21T11:59:05Z<p>Claravallis: </p>
<hr />
<div>Im ''engeren Sinne'' hat den Begriff '''Modernismus''' [[Papst]] [[Pius X.]] in seiner [[Enzyklika]] [[Pascendi]] von 1907 geprägt. Er nennt ihn dort das ''Sammelbecken aller Irrtümer'' ('''omnia haereseon collectum'''). Der Modernismus entwickele sich aus dem [[Protestantismus]] des 16. Jahrhunderts und führe zum [[Atheismus]] (vgl. auch [[I. Vatikanum]] [[Dei filius]] 4). <br />
<br />
In ''allgemeinerem Sprachgebrauch'' wird der Begriff ''Modernismus'' unterschiedslos und breit verwendet; und schließt so jede Geisteshaltung in so gen. "Neuerungssucht" im [[Naturalismus]], [[Liberalismus]], [[Neo-Modernismus]], [[Geist des Konzils]], [[Kirchenvolksbegehren]] , "[[Wir sind Kirche]]", "[[Kirche von unten]]" etc. mit ein. Als 'Erzhäretiker' der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann man, aus dieser Sicht, [[Teilhard de Chardin]] betrachten, in der zweiten Hälfte und am Beginn des 21. Jahrhunderts etwa [[Hans Küng]].<br />
<br />
Die Verwendung des Begriffs ist in wissenschaftlichem Kontext problematisch, da er undifferenziert und wertend ist. Als Sammelbezeichnung umfasst er Ideen, die sich gegenseitig ausschließen (etwa Kommunismus und Liberalismus) und deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie als Neuerungen wahrgenommen und darum abgelehnt werden.<br />
<br />
"''Extreme Meinungen traditionalistischer oder modernistischer Art an den Rändern der Kirche berühren sich oft. Statt Aggressivitäten gegen Papst und Bischöfe zu pflegen, wenn diese nicht den Eigenwilligkeiten von Randgruppen gefügig sind, soll für jeden katholischen Christen ein „sentire cum ecclesia“ Richtlinie sein, nämlich ein Denken, Fühlen und Handeln mit der Kirche.''" ([[Bischof]] [[Gerhard Ludwig Müller]])<br />
<br />
== Modernismusstreit (1907) ==<br />
<br />
Zurück zum Ausgangspunkt: Die von [[Pius X.]] so genannten Modernisten, von denen fast jeder jedoch behauptete, das päpstliche Verdikt habe ihn nur partiell betroffen, versuchten um 1900 die wissenschaftlichen Erkenntnisse des [[19. Jahrhundert]]s mit der religiösen Tradition zu vereinbaren. Dies unternahmen sie jedoch kurzschlüssig, einseitig und voreilig zugunsten der [[Wissenschaft]] bzw. ihres damaligen (heute überholten) Erkenntnisstandes.<br />
<br />
Während sich fast alle verdächtigten Theologen alsbald unterwarfen und die generelle Berechtigung des päpstlichen Eingreifens anerkannten, leisteten der Engländer [[George Tyrrell]], der Italiener [[Ernesto Buonauiti]] und vor allem der wirkungsmächtigste Vertreter des Modernismus, der frz. Priester [[Alfred Loisy]], erbitterten Widerstand. Weniger heftige Bestrebungen eines Ausgleichs mit der modernen Welt wurden im deutschen Sprachraum unter dem Stichwort "[[Reformkatholizismus]]" bekannt.<br />
<br />
Bereits im Jahr 1909 bekannte sich der (im Vorjahr) exkommunizierte Loisy als gescheitert und wandte sich weiterreichenden religionsphilosophischen Untersuchungen zu, beharrte aber zeitlebens auf der Richtigkeit seiner Position, die heute allgemein nicht mehr als wissenschaftlich beurteilt wird. Der optimistische [[Humanismus]], der die liberalen Vertreter des Modernismus kennzeichnete, erlebte mit dem I. Weltkrieg eine so tiefgreifende Erschütterung, dass der Gegenwart das heile Selbstbild der "guten alten Zeit" kaum noch vorstellbar ist. <br />
<br />
Eine Triebfeder für theologisch-wissenschaftliche Ausgleichsversuche übereilter Art war sicherlich auch, dem modernen Lebensgefühl gegenüber nicht abseits stehen zu wollen. Einige Anliegen des so gen. "Modernismus" wurden in nachfolgenden Jahrzehnten auch vom kirchlichen [[Lehramt]] aufgegriffen, insbesondere hinsichtlich der Bibelwissenschaft und der Dogmengeschichte.<br />
<br />
Hierfür ist von Bedeutung, dass Pius X. keineswegs verurteilt hat, dass die Kirche ''durch ihre Amtsträger'' zu Anpassungen an die Erfordernisse der Zeit befugt ist. Im Gegenteil: Er selbst hat die umfänglichsten Reformmaßnahmen seit dem [[Tridentinum]] veranlasst. Die Enzyklika ''Pascendi'' war auch, trotz mancher feuriger Aussprüche, nicht gegen die Wissenschaft gerichtet, sondern vielmehr gegen ''falsche'', scheinbare Wissenschaftlichkeit, die ihre veränderlichen Erkenntnisse zum Kriterium der Wahrheit macht.<br />
<br />
==Moralischer, rechtlicher und sozialer Modernismus==<br />
In der Ansprache [[Sollemnis conventus]] vom 24. Juni 1939 an die [[Kleriker]] von [[Rom]]<br />
(Nr. 9) sagte auch [[Pius XII.]], dass ein gewisser Relativismus (der von [[Pius XI.]] dem dogmatischen Modernismus gleichgestellt, streng verurteilt und als „moralischer, rechtlicher und sozialer Modernismus“ bezeichnet wurde), anerkenne nicht mehr die Norm des Wahren und Falschen, des Guten und Bösen als unveränderliches [[Sittengesetz]]. Er will vielmehr die ständig sich wandelnden Bedürfnisse der Individuen, der Klassen und Staaten zum obersten Prinzip erheben.<br />
<br />
== Modernismus und II. Vatikanum ==<br />
<br />
Kritiker des von Papst [[Johannes XXIII.]] einberufenen II. Vatikanischen Konzils behaupten, dieses habe aber den "Kampf" gegen neue Erscheinungsformen des Modernismus aufgegeben, damit die Identität der katholischen [[Religion]] preisgegeben und die Kirche massiv geschwächt. Demgegenüber findet sich in den Texten des II. Vatikanums (und auch im Lehramt der neueren Päpste) kein greifbarer Beleg für eine im Sinne des Modernismusstreits explizit "modernistische" Position. Die Botschaft des Konzils gestattet jedoch keine allein ''antimodern'' motivierte Definition katholischer Identität, da diese dem Missionsauftrag der Kirche widerstreiten würde. Die um ihres öffentlichen Auftrags willen erforderliche Selbstkorrektur des [[Katholizismus]] hat das Konzil, mitunter durch päpstliche Eingriffe seitens [[Paul VI.]], in den Kontext der Tradition der Kirche aller Jahrhunderte einzufügen gewusst. Heutige Leser der Dokumente können z.B., ohne Rückgriff auf wissenschaftliche Kommentierungen, kaum noch erkennen, welches die heftig umstrittenen Positionen waren, etwa in [[Dei Verbum]], [[Lumen Gentium]] oder [[Gaudium et spes]]. Den Konzilsaussagen fehlte allerdings ein Kriterium für Maß und Methode erforderlicher [[Traditionskritik]] ebenso wie Maßstäbe andererseits notwendiger [[Intransigenz]], so dass die Auslegung des Konzils zur wichtigsten Aufgabe für die nachkonziliaren Päpste wurde. Insbesondere die umfangreiche Lehr- und Reisetätigkeit von [[Johannes Paul II.]] hat hier zuvor vermisste Klarheit geschaffen. Bestimmte Projekte, die häufig mit dem ''Geist des Konzils'' in Verbindung gebracht wurden, fanden dadurch keine päpstliche Billigung (z.B. [[Priester]]ehe, [[Frauenordination]], [[Ehe]]scheidung). Die Hinwendung der Kirche zu einem ''integralen Humanismus'' ([[Jacques Maritain]], 1936) und zum ''interreligiösen Dialog'' wurde so aber weiter intensiviert. <br />
<br />
Nicht jede Annäherung an wissenschaftliche und gesellschaftliche Fortschritte ist aber zugleich [[Häresie]]. Selbst der [[Syllabus]] von 1864, der von Kritikern immer wieder zur Beweisführung angeführt wird, verurteilte ''Zeitirrtümer'' der Jahre um 1864, nicht ''ewige'' Irrtümer aller Zeiten. Unzulässig ist es auch, aus einem lehramtlich nachrangigen Dokument (hier der Enzyklika [[Quanta cura]] von Papst [[Pius IX.]] beigefügt), das methodisch die (stets interpretationsbedürftige) Verurteilung von ''irrtumsbehafteten Sätzen'' vollzog (ohne im gleichen Umfang eine Positionsbestimmung positiv vorzunehmen), einen allzeit verbindlichen Grundriss einer Art von katholischer [[Ideologie]] herzuleiten. Denn die aktuelle Missbilligung bestimmter Formulierungen enthält ''keine'' positiv verbindliche Definition der "Gegen-Sätze".<br />
<br />
== Lehramt und Traditionskritik ==<br />
<br />
Das kirchliche Lehramt spricht die Wahrheit der Religion notwendig anhand einzelner Konfliktfälle aus. Nicht jede Teilaussage innerhalb des Klärungsprozesses hat also das gleiche Gewicht. Trotzdem war die ''wesentliche'' Hauptrichtung der Position der Päpste schon des 19. Jahrhunderts, bis zu Pius X., von erstaunlichem Weitblick getragen. Keine andere Institution hat mit ähnlicher Deutlichkeit die Gefahren der [[Moderne]] vorhergesehen, die in den Verbrechen totalitärer Gewaltstaaten bald zum Durchbruch kamen. Da die päpstliche Perspektive immer eine pastorale ist, mussten theologische Konzepte, die einem falschen Bild vom Menschen und seines ''religiösen Bewusstseins'' (und damit letztlich der totalitären Versuchung) zuarbeiten, zurückgewiesen werden. Die Funktion des päpstlich-bischöflichen Lehramts ist ''nicht'' über jedwede Kritik erhaben, aber doch ist sie für den Weg der Kirche durch die Zeit völlig ''unverzichtbar'', wie es [[John Henry Newman]] anhand seines eigenen Lebensweges ('Apologia pro vita sua') wohl bis heute unübertroffen dargestellt hat. <br />
<br />
Die immer wieder erforderlichen Korrekturen des kirchlichen Lehramts zugunsten der Theologie betreffen also ''nur'' den (jeweils als kontraproduktiv erwiesenen) "Überschuss" an defensiver Haltung oder auch den "Überschuss" an als untauglich erwiesenen Innovationen. Keineswegs ist das Lehramt aber ''a priori'' in der Rolle des defensiven "Nachzüglers", der allmählich den autonomen Erkenntnisfortschritt der Theologie gutheißen muss. Nicht zuletzt der ''Schock der Moderne'' selbst (die humanitären Katastrophen des [[20. Jahrhundert]]s) haben gezeigt, dass die Kirche mit der Botschaft des Konzils von 1962 bis 1965 eine zeitgemäße Antwort auf die [[Krise des Humanismus]] geben konnte.<br />
<br />
== Konfession und Religionsfreiheit ==<br />
<br />
Da die heutige antimoderne Kritik (seitens kleiner Randgruppen der Christenheit) vor allem die Billigung der [[Religionsfreiheit]] im Staat durch Konzil und Päpste angreift, hat sogar sie zu einer weiteren Durchdringung dieses Grundproblems im ''Dialog mit der Moderne'' beigetragen. Provoziert durch die Folgen der frz. Revolution von 1789, die zunächst ein Konzept der [[Menschenrechte]] förderte, das auf ''dogmatischer Ebene'' mit der Religion in aggressive Konkurrenz trat, hat die Kirche seither, in mehreren Schritten, eine zunehmend klare Unterscheidung der ''beiden'' ihr zustehenden Wirkungsbereiche (geistlich und weltlich) geleistet.<br />
<br />
Der zunächst defensiv antimoderne Kurs im 19. Jh. hat das Papsttum zur Konzentration auf seine eigentlich geistliche, aber ''universale Sendung'' zurückgeführt. Diese kann aber nicht hinnehmen, dass die Moderne die Religionsausübung weithin als Privatsache auffasst, wie es mit der [[Reformation]] seinen Anfang nahm. ''Weil'' (nicht: obwohl!) die katholische Religion einen öffentlichen Anspruch erhebt, muss sie sich aber von der Konkurrenz um politische [[Macht]] im Staat freimachen. Solange die Kirche eine "Partei" unter vielen in der Gesellschaft ist, kann sie dem Wort und Sakrament Christi nämlich keine allgemeine Geltung verschaffen. Während der Modernismus im Ergebnis auf die Abschaffung der Kirche zielte (jedenfalls ihrer Amtsverfassung), zugunsten privater Religiosität in der Gesellschaft, befähigt die Lehre des II. Vatikanums (insb. in [[Lumen Gentium]] und [[Dei Verbum]]), ganz entgegengesetzt, zur besseren gesellschaftlichen Wirksamkeit der Religion, indem sie auf die Durchsetzungskraft ''der Wahrheit selber'' vertraut, ohne Zuhilfenahme von Machtmitteln oder Privilegien (in der politischen Ordnung). Soweit die Kirche der Geburtsort der menschlichen Person ist, mithin ihrer Freiheit, betont sie heute ein zentrales [[Dogma]]: Glaube und Taufe setzen ein persönliches Bekenntnis voraus. In einer Weise, die das [[Antlitz Christi]] deutlicher hervortreten lässt, soll das Glaubensleben, unverwechselbar mit allen anderen Religionen oder Weltanschauungen, glaubwürdig sein.<br />
<br />
== Ausblick ==<br />
<br />
Die weitere Fundierung dieser ''zugleich'' modernen und katholischen Einsichtenn könnte zum zentralen Thema für den öffentlichen Diskurs der Gegenwart werden, da die Gefahren der Moderne eine tragfähige Antwort fordern. Diese Antwort setzt ''Gewissheit'' voraus, also Wahrheit, aber auch ''Entscheidung'', also Freiheit. Im Ergebnis wird sich erweisen, dass der Katholizismus, vielleicht als einzige Konfession, zu einer dialogischen [[Toleranz]] in der offenen Gesellschaft befähigt ist. Diese Befähigung bildet keine falschen Synthesen (vgl. "[[Weltethos]]"), bringt aber den unverzichtbaren [[Absolutheitsanspruch]] der Religion einerseits mit der Achtung vor abweichenden Überzeugungen andererseits zum Ausgleich. Die Kirche der Zukunft wird also als eine Gemeinschaft freiwilliger [[Nachfolge Christi]] leben und wirken. <br />
<br />
Diesen vielleicht wichtigsten Erkenntnisfortschritt des 20. Jahrhunderts hat der Kampf gegen den Modernismus erst ermöglicht. Denn die zu kurzschlüssig konzipierte "Kapitulation" vor der Moderne um 1900 gefährdete die Religion insgesamt. Die wissenschaftliche Theologie deutscher Prägung geht mit diesem Erfolg aber noch zu defensiv um. Allerdings führt es am Problem vorbei, jedwede modernere Theologie schlicht dem Argwohn auszusetzen, dahinter verberge sich nichts anderes als ein [[Neo-Modernismus]]. Denn die heutige Problematik ist anders und tiefgreifender als die ''nur innertheologische'' "Modernismus-Krise" um 1900 (die kaum je die Frömmigkeit des Volkes berührte). Das hatte schon Papst [[Paul VI.]] in seiner Enzyklika [[Ecclesiam suam]] zum Ausdruck gebracht (1964).<br />
<br />
Denn Verfechter eines seinerseits ideologisch geprägten ''Toleranzdogmas'' sehen sich weiterhin außerstande, den Anspruch Jesu, so wie ''die Kirche'' ihn vertritt, in der Öffentlichkeit zu dulden. Die Überzeugungsarbeit hat hier wohl erst begonnen. Sie ist aber nach den komplementären Vorarbeiten sowohl der "Pius-Päpste" wie der Konzilspäpste und ihrer Nachfolger nicht aussichtslos. Neue Impulse gab hierzu auch die Vorlesung, die Papst [[Benedikt XVI.]] am 12. September 2006 in [[Regensburg]] hielt sowie seine [[Sapienza-Rede]], die für den 17. Januar 2008 vorbereitet war.<br />
<br />
== Päpstliche Schreiben ==<br />
'''[[Pius X.]]'''<br />
* 8. Juli 1907 [[Heiliges Offizium]] [[Dekret]] [[Lamentabili sane exitu]] (Der so gen. Kleine [[Syllabus]]) <br />
* [[8. September]] [[1907]] [[Enzyklika]] [[Pascendi dominici gregis]] über die Modernisten.<br />
* [[18. November]] [[1907]] [[Motu proprio]] [[Praestantia scripturae]] über die [[Exkommunikation]] modernistischer Widersprecher gegen seine o.g. beiden Erlasse;<br />
* [[21. April]] [[1909]] Enzyklika [[Communium rerum]] über den heiligen [[Anselm von Canterbury|Anselm, Erzbischof von Canterbury]] zum 800jährigen Jubiläum seines Todestages.<br />
* [[26. Mai]] [[1910]] Enzyklika [[Editae saepe]] zur Dreihundertjahrfeier der Heiligsprechung des [[Karl Borromäus]].<br />
<br />
'''[[Benedikt XV.]]'''<br />
*1. November 1914 Enzyklika [[Ad beatissimi apostolorum]], [[Ad beatissimi apostolorum (Wortlaut)#Irrtumsfrei und Gehorsam|Nr. 25]].<br />
<br />
'''[[Pius XI.]]'''<br />
* 23. Dezember 1922 Enzyklika [[Ubi arcano dei consilio]], [[Ubi arcano dei consilio (Wortlaut)#Warnung vor dem „rechtlichen und sozialen Modernismus|Nr. 59-62]].<br />
<br />
'''[[Pius XII.]]'''<br />
* 12. August 1950 Enzyklika [[Humani generis]] (Warnung vor falscher Philosophie, ohne Lehrverurteilungen)<br />
<br />
'''[[Johannes XXIII.]]'''<br />
* 29. Juni 1959 Enzyklika [[Ad petri cathedram]] (Bekräftigung der Mahnungen der Vorgänger)<br />
<br />
'''[[Paul VI.]]'''<br />
* 6. August 1964 Enzyklika [[Ecclesiam suam]] (Warnung vor größerer Krise)<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]'''<br />
* 14. September 1998 Enzyklika [[Fides et ratio]] (Bekräftigung der richtigen [[Philosophie]])<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Walter Lang]]: ''Der Modernismus als Gefährdung des christlichen [[Glaube]]ns''. [[Stella Maris Verlag]] Buttenwiesen 2004 (264 Seiten; ISBN 3-934225-34-9).<br />
* [[Henri de Lubac]]: ''Zwanzig Jahre danach. Ein Gespräch über Buchstabe und Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils'', München (Neue Stadt) 1985.<br />
* [[Rudolf Graber]]: ''Athanasius und die Kirche unserer Zeit, zu seinem 1600. Todestag'', [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1974.<br />
*[[Norbert Trippen]]: ''Theologie und Lehramt im Konflikt. Die kirchlichen Maßnahmen gegen den Modernismus im Jahre 1907 und ihre Auswirkungen in Deutschland'', Freiburg i.Br. 1977.<br />
*Claus Arnold: ''Kleine Geschichte des Modernismus'', Freiburg i.Br. (Herder), 2007.<br />
* Dr. Georg Reinhold: Der alte und der neue [[Glaube]]. [[Josef Habbel Verlag]] 1924 (Zwei Bände in einem Buche 396/420 Seiten).<br />
<br />
==Weblinks ==<br />
* [http://www.catholicapologetics.info/modernproblems/modernism/index.htm Die größte aller Häresien ]<br />
* "[[Kongress Freude am Glauben]]", Referent: [[Wilhelm Imkamp]]: [http://www.horeb.org/xyz/podcast/s_event/20130831s1100.mp3 :"Der Modernismus als Herausforderung im Jahr des Glaubens. Geschichtliche Anmerkungen zu einem bleibenden Problem"]<br />
* [http://www.kath-info.de/modernismus.html Modernismus] bei [[Kath-info]]<br />
<br />
[[Kategorie:Irrlehren]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Bination_und_Trination&diff=133973Bination und Trination2015-06-21T11:55:58Z<p>Claravallis: </p>
<hr />
<div><br />
'''Bination''' (Verb: binieren) ist die zweimalige Feier der [[Heiligen Messe]] an einem Tage durch denselben [[Priester]].<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Hand[[lexikon]], [[Butzon & Bercker Verlag]] Kevelaer 1960, S. 42, Bination (2. Auflage; [[Imprimatur]] N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref> Trination (Verb: trinieren) ist die dreimalige Feier der [[Heiligen Messe]] an einem Tage durch denselben [[Priester]].<br />
<br />
==Zulässigkeit==<br />
"Eine zweimalige [[Zelebration]] der [[Heiligen Messe]] ist gewöhnlich unzulässig, außer bei [[Priestermangel]] nach Weisung des Ortsordinarius ([[CIC]] 1983 can. 905). Außerdem ist es aus einem besonderen Grund, und zwar wegen der Bedeutung der Feier oder wegen des Festes erlaubt, mehrmals am selben Tag zu zelebrieren beziehungsweise zu [[Konzelebration|konzelebrieren]]<ref>2002 [[Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch]] zur Konzelebration, [[Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch (Wortlaut)#II. DIE MESSE IN KONZELEBRATION|Nrn. 204]] ([[AEM]] 158).</ref> und zwar in folgenden Fällen:<br />
<br />
a) Wenn jemand am [[Donnerstag]] der [[Heilige Woche|Heiligen Woche]] ([[Gründonnerstag]]) bei der [[Chrisammesse]] Zelebrant oder Konzelebrant war, kann er auch die Messe vom [[Letztes Abendmahl|Letzten Abendmahl]] zelebrieren oder konzelebrieren;<br />
<br />
b) wenn jemand die Messe der [[Osternacht]] zelebriert oder konzelebriert hat, kann er auch die Messe am Ostertag zelebrieren oder konzelebrieren; <br />
<br />
c) am [[Weihnachten|Geburtsfest des Herrn]] können alle [[Priester]] drei Messen zelebrieren (Trination) oder konzelebrieren, sofern diese zu ihrer Zeit gefeiert werden;<br />
<br />
d) am Gedächtnistag aller verstorbenen Gläubigen ([[Allerseelen]]) können alle Priester drei Messen zelebrieren oder konzelebrieren, wenn die Messfeiern zu verschiedenen Zeiten stattfinden und beachtet wird, was bezüglich der [[Applikation]] der zweiten und dritten Messe festgelegt ist;<br />
<br />
e) wenn jemand bei einer [[Synode]] und bei einer Pastoralvisitation mit dem [[Bischof]] oder seinem Beauftragten oder anlässlich eines Priestertreffens konzelebriert, kann er zum Nutzen der Gläubigen abermals zelebrieren. Dasselbe gilt entsprechend für Zusammenkünfte von Ordensangehörigen."<br />
<br />
Wo viele Priester anwesend sind, können am selben Tag auch mehrere Messfeiern in <br />
Konzelebration stattfinden, wenn dies eine Notwendigkeit oder pastoraler Nutzen nahe legen; dies muss jedoch zu aufeinander folgenden Zeiten oder an verschiedenen Orten geschehen.<ref>[[Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch]], [[Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch (Wortlaut)#II. DIE MESSE IN KONZELEBRATION|Nrn. 201]]</ref><br />
<br />
Für eine als Konzelebrant gefeierte zweite [[Heilige Messe]] an einem Tag, darf ein [[Messstipendium|Stipendium]] jedoch nicht angenommen werden.<ref>Vgl. [[CIC]] 1983 can. 951 §2; Erklärung ''[[In celebratione missae]]'' vom [[7. August]] [[1972]]. </ref><br />
<br />
Ein Priester, der mehrere Messen am selben Tag feiert, kann jede einzelne nach der Meinung [[Applikation|applizieren]], für die ein [[Messstipendium|Stipendium]] gegeben worden ist; dabei gilt jedoch, dass er, außer an [[Weihnachten]], nur das Stipendium für eine einzige Messe zu eigen erwirbt, die übrigen aber den vom [[Ordinarius]] vorgeschriebenen Zwecken zuzuführen hat; irgendeine Vergütung aus einem außerhalb der Applikation liegenden Grund ist dagegen zulässig ([[CIC]] can 951 § 1).<br />
<br />
==Geschichtliches==<br />
<br />
Anfänglich wurde nur eine [[Heilige Messe]] in jeder Kirche an bestimmten Tagen der Woche gefeiert. Doch kennt die Kirche seit ihren Anfängen "Neben-Messen" im kleinen Kreis in Privathäusern und an den Gräbern der [[Blutzeuge]]n. Die zweimalige Zelebration der Messe an einem Tag durch denselben Priester aus liturgischen oder seelsorglichen Gründen, wird schon im [[4. Jahrhundert]] sicher bezeugt ([[PL]] 60, 567 f). Ebenfalls ist seitdem der Brauch der Gedächtniseucharistie beim Besuch der [[Bibel|biblischen]] Orte und an Herrengedenkstätten bezeugt (Egeria). Unter dem Einfluss des germanischen und keltischem Rechts, wurde die Wiederholung der Messe aus privaten Gründen häufiger. Die Gewohnheit, dass der einzelne Priester täglich zelebrierte, hängt innigstens mit den Aufkommen der Privatmessen im 6. Jahrhundert zusammen. In Rom begann man, an hervorgehobenen Heiligentagen der [[Vigil]]messe eine Messfeier am Tag folgen zu lassen. [[Leo der Große]] empfahl, in Wallfahrtsbasiliken an Konfluxtagen nach Bedarf mehrmals die [[Heilige Messe|Eucharistie]] zu feiern (Brief vom 21.Juli 445 an Patriarch Dioskur von Alexandrien: PL 54, 626f.). Das römische Vorbild sowie das zunehmende Bedürfnis nach [[Votivmesse]]n ließen die Bination in karolingischer Zeit zu einer anerkannten (Amalar; Walafrid Strabo) und verbreiteten Gewohnheit werden. Die vorkommenden Missbräuche der mehrmaliges Zelebration veranlassten im 11. und 12. Jahrhundert Verbote gegen die mehrmalige [[Zelebration]], die immer strenger und einengender wurden. 1022 verordnete die Synode von Seligenstadt, der Priester dürfe an einem Tag nur drei Messen feiern. Ähnliches war schon früher in England unter König Edgar († 975) bestimmt worden. Papst [[Alexander II.]] († 1073) verdammt die Priester, die aus unlautern Beweggründen mehr als eine Messe feiern, widersetzt sich aber einer zweiten Messe "ex devotione pro defunctis" (für die Verstorbenen) nicht. [[Innozenz III.]] verbot 1212 jedwede mehrmalige Zelebration. [[Honorius III.]] († 1227) erklärte, kein Priester, auch nicht der hohe Würdenträger, nicht einmal am [[Gründonnerstag]], dürfe binieren,. - Da die gregorianischen [[Sakramentarien]] am Weihnachtsfest drei Messen aufwiesen, hielt man auch außerhalb Roms die dreimalige Zelebration (Trination) an diesem Tage für erlaubt. Ebenfalls an [[Allerseelen]], eine Sitte, die ihren Ursprung in der [[Dominikaner]]provinz Aragonien um die Wende des 15. zum [[16. Jahrhundert]] hat (Zschr KathTheol 42 (1918] 74/113) und die [[Benedikt XIV.]] bereits 1748 für ganz [[Spanien]] und [[Portugal]] bestätigte.<ref> [[Michael Buchberger]] (Hg.): [[LThK]] 1. Auflage, Band 2 1931, Sp. 359-360; [[Walter Kasper]] (Hg.): [[LThK]] 3. Auflage, Band 2, Sp. 462.</ref><br />
<br />
===20. Jahrhundert===<br />
<br />
Unter dem Eindruck der vielen Kriegsopfer im [[1. Weltkrieg]] dehnte [[Papst]] [[Benedikt XV.]] die Trination an [[Allerseelen]] auf die ganze lateinische Kirche aus.<ref> [[Walter Kasper]] (Hg.): [[LThK]] 3. Auflage, Band 2, Sp. 462.</ref> Das [[Kirchenrecht]] 1917 ließ die mehrmalige Zelebration außer an [[Weihnachten]] und [[Allerseelen]] nur kraft besonderen [[Indult]]es zu (can 806 § 1) und bedroht absichtliche Übertretung mit [[Suspension]] von der Messfeier auf vom Oberhirten zu bestimmende Zeit (can 2321). Der Ortsoberhirte konnte die Binationserlaubnis erteilen, wenn nach seinem Ermessen wegen Mangels an Priestern an Sonn- und gebotenen Feiertagen ein beachtlicher Teil der Gläubigen der Heiligen Messe nicht beiwohnen könnte (can 806 § 2). Diese meist einem bestimmten Priester für die Bedürfnisse eines Ortes gewährte Erlaubnis hat den Charakter eines dinglichen Privilegs. Am Beginn des [[20. Jahrhundert]]s, hat der Heilige Stuhl vielfach zugestanden, dass die Oberhirten auch dreimalige Messfeier an einem Tag (Trination) sowie Bination an Wochentagen und entgegen can 824 § 2 die Annahme eines [[Messstipendium|Stipendiums]] für Binationsmessen gestatten können.<ref>Josef Höfer und [[Karl Rahner]] (Hg.): [[LThK]] 2. Auflage, Band 2, Sp. 479.</ref><br />
<br />
Laut Schreiben vom 22. März 1923 gewährte das Heilige Offizium den binierenden bzw. trinierenden Priestern in gewissen Fällen und unter bestimmten Umständen vermittels der Ortsordinarien die Erlaubnis, vor der zweiten, ja auch vor der dritten Messe eine flüssige, doch nicht alkoholische Stärkung zu sich zu nehmen.<ref> [[Michael Buchberger]] (Hg.): [[LThK]] 1. Auflage, Band 2 1931, Sp. 359-360.</ref> <br />
<br />
'''siehe:''' [[Ablution]] bei Bination und Trination.<br />
<br />
==Literatur==<br />
* C. Holböck: Die Bination Rom 1941.<br />
* [[Karl Rahner]]- A. Häußling: Die vielen Messen und das eine Opfer. Freiburg 1966.<br />
<br />
==Päpstliche Schreiben==<br />
'''[[Benedikt XV.]]'''<br />
* 10. August 1915 [[Konzilskongregation]]: ''Quum in constitutione apostolica'' Trination an [[Allerseelen]] ([[AAS]] VII [1915] 479-480).<br />
* 8. Mai 1920 [[Konzilskongregation]]: Schreiben ''Quum nuper'' Die Bination für das Volk ([[AAS]] XII [1920] 536-542).<br />
<br />
'''[[Pius XI.]]'''<br />
* 22. März 1923 [[Heiliges Offizium]]: Schreiben ''Optime novit'' über das eucharistische Fasten vor der Messe; Bination und Trination ([[AAS]] 15 [1923] 151-152).<br />
* 1. Februar 1933 [[Kongregation für die Orientalischen Kirchen |Heilige Kongregation für die Orientalische Kirche]]: Instruktion, Die Bination findet in der Ostkrírche Einzug.<br />
<br />
'''[[Pius XII.]]'''<br />
* [[6. Januar]] [[1953]] [[Heiliges Offizium]]: [[Instruktion]] ''[[Constitutio apostolica christus dominus|Constitutio apostolica Christus Dominus]]'' über die Einhaltung des [[Eucharistie|eucharistischen]] Fastens.<br />
<br />
* 1. Februar 1957 [[Ritenkongregation]] ''[[Dekret vom 1. Februar 1957|Dekret über]]'' Ergänzende Anordnungen zur Feier der [[Karwoche]]: "Am [[Karfreitag]] ist ebenso wie am [[Gründonnerstag]] und bei der Ostervigil Bination möglich, wenn ein [[Priester]] mehrere [[Pfarrei]]en betreut."<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]'''<br />
* 1983 [[Kirchenrecht]] can. 905, 951 § 1.<br />
* 16. Januar 1988 [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung]]: Instruktion Die Bination ist möglich, sofern "zwei oder mehr [[Pfarrei]]en anvertraut sind, in denen eine große Anzahl von Gläubigen an den Gottesdiensten teilnimmt".<br />
* 2002 ''[[Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch]]'' (3. Auflage), [[Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch (Wortlaut)#II. DIE MESSE IN KONZELEBRATION|Nrn. 201.204]] ([[AEM]] 158).<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie:Heilige Messe]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Reform&diff=133972Reform2015-06-21T09:54:05Z<p>Claravallis: Zitat kenntlich gemacht</p>
<hr />
<div>'''Reform''' (lat. für re zurück; formatio Gestaltung: Wiederherstellung) bezeichnet in der [[Kirche]] eine Neugestaltung der gegenwärtigen Situation nach den Vorgaben der [[Tradition]] und der [[Bibel|Heiligen Schrift]].<br />
<br />
Mit Reform wird in der katholischen [[Kirchengeschichte]] ausschließlich der immer notwendige Einsatz für die Wiedergewinnung einer Christus und dem Anspruch der [[Kirche]] gemäßeren Form des Glaubenslebens (im [[Kirchenrecht]], [[Liturgie]] und [[Lehre]]). Das schließt Anpassungen an Erfordernisse der aktuellen Epoche nicht aus, aber Sinn der ''katholischen Reform'' ([[Konzil von Trient]], [[I. Vatikanum]], [[II. Vatikanum]]) ist nicht ''nur'' Ändern, "Erneuern" aus Prinzip oder als Selbstzweck. Auch akzeptiert das [[Evangelium]] kein Weltbild, wonach die Geschichte in einer selbsttätigen, alles bestimmenden "Evolution" befangen ist. Die Entwicklung des ''Reiches Gottes'' in der Geschichte ist immer am Werk und auch immer bedroht, bis zur [[Wiederkunft Christi|Wiederkunft des Herrn]].<br />
<br />
{{Zitat<br />
| Text=Jede wahre und dauernde Reform ging letzten Endes vom Heiligtum aus; von Menschen, die von der Liebe zu Gott und dem Nächsten entflammt und getrieben waren. Aus ihrer großmütigen Bereitschaft heraus, auf jeden Ruf Gottes zu hören und ihn zunächst in sich selbst zu verwirklichen, sind sie in Demut und mit der Selbstsicherheit von Berufenen zu Leuchten und Erneuerern ihrer Zeit herangewachsen. Wo der Reformeifer nicht aus dem reinen Schoß persönlicher Lauterkeit geboren wurde, sondern Ausdruck und Ausbruch leidenschaftlicher Anwandlungen war, hat er verwirrt, statt zu klären; niedergerissen, statt aufzubauen; ist er nicht selten der Ausgangspunkt für Irrwege gewesen, die verhängnisvoller waren als die Schäden, die man zu bessern beabsichtigte oder vorgab. Gewiss – Gottes Geist weht, wo Er will.<ref>{{B|Joh|3|8}} </ref> Er kann Sich aus Steinen Wegbereiter Seiner Absichten erwecken.<ref> {{B|Mt|3|9}} ; {{B|Lk|3|8}} </ref> Er wählt die Werkzeuge Seines Willens nach eigenen Plänen und nicht nach denen der Menschen. Aber Er, der die Kirche gegründet und sie im Pfingststurm ins Dasein gerufen hat, Er sprengt nicht das Grundgefüge der von Ihm selbst gewollten Heilsstiftung. Wer vom Geiste Gottes getrieben ist, hat von selbst die gebührende innere und äußere Haltung gegenüber der Kirche, der Edelfrucht am Baume des Kreuzes, dem Pfingstgeschenk des Gottesgeistes an die führungsbedürftige Welt.<br />
| Autor=[[Pius IX.]]<br />
| Quelle=Enzyklika [[Mit brennender Sorge]] [[Mit brennender Sorge (Wortlaut)#Richtige und falsche Reform|Nr. 23]]<br />
}}<br />
<br />
<br />
<br />
==Literatur==<br />
* [[Georg May]]: Echte und unechte Reform, Verbesserte Fassung eines Vortrags, der am 13. November 1977 in der Tonhalle zu St. Gallen gehalten wurde. [[Mediatrix Verlag]] Wien 1978 (204 Seiten; ISBN 3-85406-004-1; [[Sarto Verlag]] Stuttgart 2003 (155 Seiten; ISBN 3-932691-27-X).<br />
<br />
== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
<br />
[[Kategorie: Kirche]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Diskussion:Modernismus&diff=133971Diskussion:Modernismus2015-06-21T09:36:49Z<p>Claravallis: </p>
<hr />
<div>Opposition und Widerspruch sind zwei verschieden Dinge. Ich habe vor, Opposition, Gegensatz und Widerspruch in einem Artikel genau aufzuzeigen. --[[Benutzer:Albert|Albert]] 16:08, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
Na ja, aber das Wort "Widersprecher" klingt doch recht kurios??<br />
<br />
--[[Benutzer:Otterbeck|Otterbeck]] 19:48, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
Ja, das klingt ein bißchen out. Aber dann ... im Artikel. --[[Benutzer:Albert|Albert]] 20:06, 13. Jul 2008 (CEST)<br />
<br />
<br />
----<br />
"Dies unternahmen sie jedoch kurzschlüssig, einseitig und voreilig zugunsten der Wissenschaft bzw. ihres damaligen (heute überholten) Erkenntnisstandes." Dieses Urteil scheint mir im Ton unangemessen und in der Sacht pauschalisierend. --Claravallis 11:36, 21. Jun. 2015 (CEST)</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Modernismus&diff=133970Modernismus2015-06-21T09:32:32Z<p>Claravallis: Problematik des Begriffs</p>
<hr />
<div>Im ''engeren Sinne'' hat den Begriff '''Modernismus''' [[Papst]] [[Pius X.]] in seiner [[Enzyklika]] [[Pascendi]] von 1907 geprägt. Er nennt ihn dort das ''Sammelbecken aller Irrtümer'' ('''omnia haereseon collectum'''). Der Modernismus entwickele sich aus dem [[Protestantismus]] des 16. Jahrhunderts und führe zum [[Atheismus]] (vgl. auch [[I. Vatikanum]] [[Dei filius]] 4). <br />
<br />
In ''allgemeinerem Sprachgebrauch'' wird der Begriff ''Modernismus'' unterschiedslos und breit verwendet; und schließt so jede Geisteshaltung in so gen. "Neuerungssucht" im [[Naturalismus]], [[Liberalismus]], [[Neo-Modernismus]], [[Geist des Konzils]], [[Kirchenvolksbegehren]] , "[[Wir sind Kirche]]", "[[Kirche von unten]]" etc. mit ein. Als 'Erzhäretiker' der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kann man, aus dieser Sicht, [[Teilhard de Chardin]] betrachten, in der zweiten Hälfte und am Beginn des 21. Jahrhunderts etwa [[Hans Küng]].<br />
<br />
Die Verwendung des Begriffs ist in wissenschaftlichem Kontext problematisch, da er undifferenziert und wertend ist. Als Sammelbezeichnung umfasst er Ideen, die sich gegenseitig ausschließen (etwas Kommunismus und Liberalismus) und deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie als Neuerungen wahrgenommen und darum abgelehnt werden.<br />
<br />
"''Extreme Meinungen traditionalistischer oder modernistischer Art an den Rändern der Kirche berühren sich oft. Statt Aggressivitäten gegen Papst und Bischöfe zu pflegen, wenn diese nicht den Eigenwilligkeiten von Randgruppen gefügig sind, soll für jeden katholischen Christen ein „sentire cum ecclesia“ Richtlinie sein, nämlich ein Denken, Fühlen und Handeln mit der Kirche.''" ([[Bischof]] [[Gerhard Ludwig Müller]])<br />
<br />
== Modernismusstreit (1907) ==<br />
<br />
Zurück zum Ausgangspunkt: Die von [[Pius X.]] so genannten Modernisten, von denen fast jeder jedoch behauptete, das päpstliche Verdikt habe ihn nur partiell betroffen, versuchten um 1900 die wissenschaftlichen Erkenntnisse des [[19. Jahrhundert]]s mit der religiösen Tradition zu vereinbaren. Dies unternahmen sie jedoch kurzschlüssig, einseitig und voreilig zugunsten der [[Wissenschaft]] bzw. ihres damaligen (heute überholten) Erkenntnisstandes.<br />
<br />
Während sich fast alle verdächtigten Theologen alsbald unterwarfen und die generelle Berechtigung des päpstlichen Eingreifens anerkannten, leisteten der Engländer [[George Tyrrell]], der Italiener [[Ernesto Buonauiti]] und vor allem der wirkungsmächtigste Vertreter des Modernismus, der frz. Priester [[Alfred Loisy]], erbitterten Widerstand. Weniger heftige Bestrebungen eines Ausgleichs mit der modernen Welt wurden im deutschen Sprachraum unter dem Stichwort "[[Reformkatholizismus]]" bekannt.<br />
<br />
Bereits im Jahr 1909 bekannte sich der (im Vorjahr) exkommunizierte Loisy als gescheitert und wandte sich weiterreichenden religionsphilosophischen Untersuchungen zu, beharrte aber zeitlebens auf der Richtigkeit seiner Position, die heute allgemein nicht mehr als wissenschaftlich beurteilt wird. Der optimistische [[Humanismus]], der die liberalen Vertreter des Modernismus kennzeichnete, erlebte mit dem I. Weltkrieg eine so tiefgreifende Erschütterung, dass der Gegenwart das heile Selbstbild der "guten alten Zeit" kaum noch vorstellbar ist. <br />
<br />
Eine Triebfeder für theologisch-wissenschaftliche Ausgleichsversuche übereilter Art war sicherlich auch, dem modernen Lebensgefühl gegenüber nicht abseits stehen zu wollen. Einige Anliegen des so gen. "Modernismus" wurden in nachfolgenden Jahrzehnten auch vom kirchlichen [[Lehramt]] aufgegriffen, insbesondere hinsichtlich der Bibelwissenschaft und der Dogmengeschichte.<br />
<br />
Hierfür ist von Bedeutung, dass Pius X. keineswegs verurteilt hat, dass die Kirche ''durch ihre Amtsträger'' zu Anpassungen an die Erfordernisse der Zeit befugt ist. Im Gegenteil: Er selbst hat die umfänglichsten Reformmaßnahmen seit dem [[Tridentinum]] veranlasst. Die Enzyklika ''Pascendi'' war auch, trotz mancher feuriger Aussprüche, nicht gegen die Wissenschaft gerichtet, sondern vielmehr gegen ''falsche'', scheinbare Wissenschaftlichkeit, die ihre veränderlichen Erkenntnisse zum Kriterium der Wahrheit macht.<br />
<br />
==Moralischer, rechtlicher und sozialer Modernismus==<br />
In der Ansprache [[Sollemnis conventus]] vom 24. Juni 1939 an die [[Kleriker]] von [[Rom]]<br />
(Nr. 9) sagte auch [[Pius XII.]], dass ein gewisser Relativismus (der von [[Pius XI.]] dem dogmatischen Modernismus gleichgestellt, streng verurteilt und als „moralischer, rechtlicher und sozialer Modernismus“ bezeichnet wurde), anerkenne nicht mehr die Norm des Wahren und Falschen, des Guten und Bösen als unveränderliches [[Sittengesetz]]. Er will vielmehr die ständig sich wandelnden Bedürfnisse der Individuen, der Klassen und Staaten zum obersten Prinzip erheben.<br />
<br />
== Modernismus und II. Vatikanum ==<br />
<br />
Kritiker des von Papst [[Johannes XXIII.]] einberufenen II. Vatikanischen Konzils behaupten, dieses habe aber den "Kampf" gegen neue Erscheinungsformen des Modernismus aufgegeben, damit die Identität der katholischen [[Religion]] preisgegeben und die Kirche massiv geschwächt. Demgegenüber findet sich in den Texten des II. Vatikanums (und auch im Lehramt der neueren Päpste) kein greifbarer Beleg für eine im Sinne des Modernismusstreits explizit "modernistische" Position. Die Botschaft des Konzils gestattet jedoch keine allein ''antimodern'' motivierte Definition katholischer Identität, da diese dem Missionsauftrag der Kirche widerstreiten würde. Die um ihres öffentlichen Auftrags willen erforderliche Selbstkorrektur des [[Katholizismus]] hat das Konzil, mitunter durch päpstliche Eingriffe seitens [[Paul VI.]], in den Kontext der Tradition der Kirche aller Jahrhunderte einzufügen gewusst. Heutige Leser der Dokumente können z.B., ohne Rückgriff auf wissenschaftliche Kommentierungen, kaum noch erkennen, welches die heftig umstrittenen Positionen waren, etwa in [[Dei Verbum]], [[Lumen Gentium]] oder [[Gaudium et spes]]. Den Konzilsaussagen fehlte allerdings ein Kriterium für Maß und Methode erforderlicher [[Traditionskritik]] ebenso wie Maßstäbe andererseits notwendiger [[Intransigenz]], so dass die Auslegung des Konzils zur wichtigsten Aufgabe für die nachkonziliaren Päpste wurde. Insbesondere die umfangreiche Lehr- und Reisetätigkeit von [[Johannes Paul II.]] hat hier zuvor vermisste Klarheit geschaffen. Bestimmte Projekte, die häufig mit dem ''Geist des Konzils'' in Verbindung gebracht wurden, fanden dadurch keine päpstliche Billigung (z.B. [[Priester]]ehe, [[Frauenordination]], [[Ehe]]scheidung). Die Hinwendung der Kirche zu einem ''integralen Humanismus'' ([[Jacques Maritain]], 1936) und zum ''interreligiösen Dialog'' wurde so aber weiter intensiviert. <br />
<br />
Nicht jede Annäherung an wissenschaftliche und gesellschaftliche Fortschritte ist aber zugleich [[Häresie]]. Selbst der [[Syllabus]] von 1864, der von Kritikern immer wieder zur Beweisführung angeführt wird, verurteilte ''Zeitirrtümer'' der Jahre um 1864, nicht ''ewige'' Irrtümer aller Zeiten. Unzulässig ist es auch, aus einem lehramtlich nachrangigen Dokument (hier der Enzyklika [[Quanta cura]] von Papst [[Pius IX.]] beigefügt), das methodisch die (stets interpretationsbedürftige) Verurteilung von ''irrtumsbehafteten Sätzen'' vollzog (ohne im gleichen Umfang eine Positionsbestimmung positiv vorzunehmen), einen allzeit verbindlichen Grundriss einer Art von katholischer [[Ideologie]] herzuleiten. Denn die aktuelle Missbilligung bestimmter Formulierungen enthält ''keine'' positiv verbindliche Definition der "Gegen-Sätze".<br />
<br />
== Lehramt und Traditionskritik ==<br />
<br />
Das kirchliche Lehramt spricht die Wahrheit der Religion notwendig anhand einzelner Konfliktfälle aus. Nicht jede Teilaussage innerhalb des Klärungsprozesses hat also das gleiche Gewicht. Trotzdem war die ''wesentliche'' Hauptrichtung der Position der Päpste schon des 19. Jahrhunderts, bis zu Pius X., von erstaunlichem Weitblick getragen. Keine andere Institution hat mit ähnlicher Deutlichkeit die Gefahren der [[Moderne]] vorhergesehen, die in den Verbrechen totalitärer Gewaltstaaten bald zum Durchbruch kamen. Da die päpstliche Perspektive immer eine pastorale ist, mussten theologische Konzepte, die einem falschen Bild vom Menschen und seines ''religiösen Bewusstseins'' (und damit letztlich der totalitären Versuchung) zuarbeiten, zurückgewiesen werden. Die Funktion des päpstlich-bischöflichen Lehramts ist ''nicht'' über jedwede Kritik erhaben, aber doch ist sie für den Weg der Kirche durch die Zeit völlig ''unverzichtbar'', wie es [[John Henry Newman]] anhand seines eigenen Lebensweges ('Apologia pro vita sua') wohl bis heute unübertroffen dargestellt hat. <br />
<br />
Die immer wieder erforderlichen Korrekturen des kirchlichen Lehramts zugunsten der Theologie betreffen also ''nur'' den (jeweils als kontraproduktiv erwiesenen) "Überschuss" an defensiver Haltung oder auch den "Überschuss" an als untauglich erwiesenen Innovationen. Keineswegs ist das Lehramt aber ''a priori'' in der Rolle des defensiven "Nachzüglers", der allmählich den autonomen Erkenntnisfortschritt der Theologie gutheißen muss. Nicht zuletzt der ''Schock der Moderne'' selbst (die humanitären Katastrophen des [[20. Jahrhundert]]s) haben gezeigt, dass die Kirche mit der Botschaft des Konzils von 1962 bis 1965 eine zeitgemäße Antwort auf die [[Krise des Humanismus]] geben konnte.<br />
<br />
== Konfession und Religionsfreiheit ==<br />
<br />
Da die heutige antimoderne Kritik (seitens kleiner Randgruppen der Christenheit) vor allem die Billigung der [[Religionsfreiheit]] im Staat durch Konzil und Päpste angreift, hat sogar sie zu einer weiteren Durchdringung dieses Grundproblems im ''Dialog mit der Moderne'' beigetragen. Provoziert durch die Folgen der frz. Revolution von 1789, die zunächst ein Konzept der [[Menschenrechte]] förderte, das auf ''dogmatischer Ebene'' mit der Religion in aggressive Konkurrenz trat, hat die Kirche seither, in mehreren Schritten, eine zunehmend klare Unterscheidung der ''beiden'' ihr zustehenden Wirkungsbereiche (geistlich und weltlich) geleistet.<br />
<br />
Der zunächst defensiv antimoderne Kurs im 19. Jh. hat das Papsttum zur Konzentration auf seine eigentlich geistliche, aber ''universale Sendung'' zurückgeführt. Diese kann aber nicht hinnehmen, dass die Moderne die Religionsausübung weithin als Privatsache auffasst, wie es mit der [[Reformation]] seinen Anfang nahm. ''Weil'' (nicht: obwohl!) die katholische Religion einen öffentlichen Anspruch erhebt, muss sie sich aber von der Konkurrenz um politische [[Macht]] im Staat freimachen. Solange die Kirche eine "Partei" unter vielen in der Gesellschaft ist, kann sie dem Wort und Sakrament Christi nämlich keine allgemeine Geltung verschaffen. Während der Modernismus im Ergebnis auf die Abschaffung der Kirche zielte (jedenfalls ihrer Amtsverfassung), zugunsten privater Religiosität in der Gesellschaft, befähigt die Lehre des II. Vatikanums (insb. in [[Lumen Gentium]] und [[Dei Verbum]]), ganz entgegengesetzt, zur besseren gesellschaftlichen Wirksamkeit der Religion, indem sie auf die Durchsetzungskraft ''der Wahrheit selber'' vertraut, ohne Zuhilfenahme von Machtmitteln oder Privilegien (in der politischen Ordnung). Soweit die Kirche der Geburtsort der menschlichen Person ist, mithin ihrer Freiheit, betont sie heute ein zentrales [[Dogma]]: Glaube und Taufe setzen ein persönliches Bekenntnis voraus. In einer Weise, die das [[Antlitz Christi]] deutlicher hervortreten lässt, soll das Glaubensleben, unverwechselbar mit allen anderen Religionen oder Weltanschauungen, glaubwürdig sein.<br />
<br />
== Ausblick ==<br />
<br />
Die weitere Fundierung dieser ''zugleich'' modernen und katholischen Einsichtenn könnte zum zentralen Thema für den öffentlichen Diskurs der Gegenwart werden, da die Gefahren der Moderne eine tragfähige Antwort fordern. Diese Antwort setzt ''Gewissheit'' voraus, also Wahrheit, aber auch ''Entscheidung'', also Freiheit. Im Ergebnis wird sich erweisen, dass der Katholizismus, vielleicht als einzige Konfession, zu einer dialogischen [[Toleranz]] in der offenen Gesellschaft befähigt ist. Diese Befähigung bildet keine falschen Synthesen (vgl. "[[Weltethos]]"), bringt aber den unverzichtbaren [[Absolutheitsanspruch]] der Religion einerseits mit der Achtung vor abweichenden Überzeugungen andererseits zum Ausgleich. Die Kirche der Zukunft wird also als eine Gemeinschaft freiwilliger [[Nachfolge Christi]] leben und wirken. <br />
<br />
Diesen vielleicht wichtigsten Erkenntnisfortschritt des 20. Jahrhunderts hat der Kampf gegen den Modernismus erst ermöglicht. Denn die zu kurzschlüssig konzipierte "Kapitulation" vor der Moderne um 1900 gefährdete die Religion insgesamt. Die wissenschaftliche Theologie deutscher Prägung geht mit diesem Erfolg aber noch zu defensiv um. Allerdings führt es am Problem vorbei, jedwede modernere Theologie schlicht dem Argwohn auszusetzen, dahinter verberge sich nichts anderes als ein [[Neo-Modernismus]]. Denn die heutige Problematik ist anders und tiefgreifender als die ''nur innertheologische'' "Modernismus-Krise" um 1900 (die kaum je die Frömmigkeit des Volkes berührte). Das hatte schon Papst [[Paul VI.]] in seiner Enzyklika [[Ecclesiam suam]] zum Ausdruck gebracht (1964).<br />
<br />
Denn Verfechter eines seinerseits ideologisch geprägten ''Toleranzdogmas'' sehen sich weiterhin außerstande, den Anspruch Jesu, so wie ''die Kirche'' ihn vertritt, in der Öffentlichkeit zu dulden. Die Überzeugungsarbeit hat hier wohl erst begonnen. Sie ist aber nach den komplementären Vorarbeiten sowohl der "Pius-Päpste" wie der Konzilspäpste und ihrer Nachfolger nicht aussichtslos. Neue Impulse gab hierzu auch die Vorlesung, die Papst [[Benedikt XVI.]] am 12. September 2006 in [[Regensburg]] hielt sowie seine [[Sapienza-Rede]], die für den 17. Januar 2008 vorbereitet war.<br />
<br />
== Päpstliche Schreiben ==<br />
'''[[Pius X.]]'''<br />
* 8. Juli 1907 [[Heiliges Offizium]] [[Dekret]] [[Lamentabili sane exitu]] (Der so gen. Kleine [[Syllabus]]) <br />
* [[8. September]] [[1907]] [[Enzyklika]] [[Pascendi dominici gregis]] über die Modernisten.<br />
* [[18. November]] [[1907]] [[Motu proprio]] [[Praestantia scripturae]] über die [[Exkommunikation]] modernistischer Widersprecher gegen seine o.g. beiden Erlasse;<br />
* [[21. April]] [[1909]] Enzyklika [[Communium rerum]] über den heiligen [[Anselm von Canterbury|Anselm, Erzbischof von Canterbury]] zum 800jährigen Jubiläum seines Todestages.<br />
* [[26. Mai]] [[1910]] Enzyklika [[Editae saepe]] zur Dreihundertjahrfeier der Heiligsprechung des [[Karl Borromäus]].<br />
<br />
'''[[Benedikt XV.]]'''<br />
*1. November 1914 Enzyklika [[Ad beatissimi apostolorum]], [[Ad beatissimi apostolorum (Wortlaut)#Irrtumsfrei und Gehorsam|Nr. 25]].<br />
<br />
'''[[Pius XI.]]'''<br />
* 23. Dezember 1922 Enzyklika [[Ubi arcano dei consilio]], [[Ubi arcano dei consilio (Wortlaut)#Warnung vor dem „rechtlichen und sozialen Modernismus|Nr. 59-62]].<br />
<br />
'''[[Pius XII.]]'''<br />
* 12. August 1950 Enzyklika [[Humani generis]] (Warnung vor falscher Philosophie, ohne Lehrverurteilungen)<br />
<br />
'''[[Johannes XXIII.]]'''<br />
* 29. Juni 1959 Enzyklika [[Ad petri cathedram]] (Bekräftigung der Mahnungen der Vorgänger)<br />
<br />
'''[[Paul VI.]]'''<br />
* 6. August 1964 Enzyklika [[Ecclesiam suam]] (Warnung vor größerer Krise)<br />
<br />
'''[[Johannes Paul II.]]'''<br />
* 14. September 1998 Enzyklika [[Fides et ratio]] (Bekräftigung der richtigen [[Philosophie]])<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Walter Lang]]: ''Der Modernismus als Gefährdung des christlichen [[Glaube]]ns''. [[Stella Maris Verlag]] Buttenwiesen 2004 (264 Seiten; ISBN 3-934225-34-9).<br />
* [[Henri de Lubac]]: ''Zwanzig Jahre danach. Ein Gespräch über Buchstabe und Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils'', München (Neue Stadt) 1985.<br />
* [[Rudolf Graber]]: ''Athanasius und die Kirche unserer Zeit, zu seinem 1600. Todestag'', [[Josef Kral Verlag]] Abensberg 1974.<br />
*[[Norbert Trippen]]: ''Theologie und Lehramt im Konflikt. Die kirchlichen Maßnahmen gegen den Modernismus im Jahre 1907 und ihre Auswirkungen in Deutschland'', Freiburg i.Br. 1977.<br />
*Claus Arnold: ''Kleine Geschichte des Modernismus'', Freiburg i.Br. (Herder), 2007.<br />
* Dr. Georg Reinhold: Der alte und der neue [[Glaube]]. [[Josef Habbel Verlag]] 1924 (Zwei Bände in einem Buche 396/420 Seiten).<br />
<br />
==Weblinks ==<br />
* [http://www.catholicapologetics.info/modernproblems/modernism/index.htm Die größte aller Häresien ]<br />
* "[[Kongress Freude am Glauben]]", Referent: [[Wilhelm Imkamp]]: [http://www.horeb.org/xyz/podcast/s_event/20130831s1100.mp3 :"Der Modernismus als Herausforderung im Jahr des Glaubens. Geschichtliche Anmerkungen zu einem bleibenden Problem"]<br />
* [http://www.kath-info.de/modernismus.html Modernismus] bei [[Kath-info]]<br />
<br />
[[Kategorie:Irrlehren]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Karl-Heinz_Wiesemann&diff=133969Karl-Heinz Wiesemann2015-06-21T09:03:45Z<p>Claravallis: </p>
<hr />
<div>'''[[Image:WB_Wiesemann.jpg|thumb|left|Bischof Karl-Heinz Wiesemann]]'''<br />
<br />
'''Karl-Heinz Wiesemann''' (*[[1960]] in Herford) ist seit dem 2. März 2008 [[Bischof]] von [[Bistum Speyer |Speyer]].<br />
<br />
== Biografie ==<br />
[[Karl]]-[[Heinz]] Wiesemann wurde am 1. August 1960 in [[Herford]] geboren. Sein Abitur legte er 1979 im Widukind-Gymnasium in [[Enger]] ab. Nach dem Studium der [[Philosophie]] und [[Theologie]] in Paderborn und [[Rom]] wurde er am 10. Oktober 1985 in Rom durch den [[Wien|Wiener]] [[Erzbischof]] und [[Kardinal]] [[Franz König]] zum [[Priester]] geweiht.<br />
<br />
Von 1986 bis 1990 wirkte er als Vikar in der Gemeinde St. Petri, [[Geseke]].<br />
<br />
Von 1990 bis 1995 hielt er sich zu weiteren Studien in [[Rom]] auf, die er mit der Promotion zum Dr. theol. abschloss. Seine Dissertation trägt den Titel „Zerspringender Akkord. Das Zusammenspiel von Theologie und Mystik bei [[Karl Adam]], [[Romano Guardini]] und [[Erich Przywara]] als theologische Fuge“.<br />
<br />
Seit 1994 wirkte Wiesemann zunächst als Pfarradministrator und seit 1996 als Pfarrer in der Gemeinde St. Maria Magdalena in Menden-Bösperde. Im Jahr 1995 wurde er zum Dekanatskatecheten für das Dekanat [[Menden]] ernannt. Erzbischof [[Johannes Joachim Degenhardt]] ernannte Pfarrer Dr. Wiesemann 1999 zum [[Propst]] der Pfarrei ''St. Petrus und Andreas'' in [[Brilon]].<br />
<br />
Von Papst [[Johannes Paul II.]] wurde er am 4. Juli 2002 zum [[Titularbischof]] von Macriana minor und [[Weihbischof]] von [[Erzbistum Paderborn | Paderborn]] ernannt. Die Bischofsweihe empfing er am 8. September 2002 im Paderborner Dom. Da der Stuhl des Paderborner Erzbischofs nach dem Tod von Erzbischof Johannes Joachim Kardinal Degenhardt zu diesem Zeitpunkt vakant war, spendete ihm der [[Bistum Erfurt | Erfurter]] Bischof Dr. [[Joachim Wanke]] als dienstältester Suffraganbischof der mitteldeutschen Kirchenprovinz die Bischofsweihe.<br />
<br />
Weihbischof Dr. Wiesemann wirkte zunächst als [[Bischofsvikar]] für Priesterfortbildung, für die [[Institute des geweihten Lebens]] und für die [[Gesellschaft apostolischen Lebens | Gesellschaften des apostolischen Lebens]].<br />
<br />
Nach seiner Ernennung zum Wirklichen Geistlichen Rat und [[Domkapitular]] (2003) war er seit 2004 [[Bischofsvikar]] für Priesterfortbildung und Berufungspastoral sowie für Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur.<br />
<br />
In der [[Deutsche Bischofskonferenz|Deutschen Bischofskonferenz]] ist er Mitglied der [[Ökumene]]- sowie der [[Liturgie]]kommission.<br />
<br />
Am 19. Dezember 2007 wurde er von Papst [[Benedikt XVI.]] zum [[Bischof]] von [[Bistum Speyer | Speyer]] ernannt, Nachfolger des aus Altersgründen im Februar 2007 zurückgetretenen Bischofs Dr. [[Anton Schlembach]]. Am 2. März 2008 wurde er in sein Amt eingeführt.<br />
<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{CathHier|http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bwies.html}}<br />
{{PND|121935892}}<br />
{{KathNet|Wiesemann}}<br />
<br />
[[Kategorie:Bischöfe Deutschland|Wiesemann, Karl-Heinz]]<br />
[[Kategorie:Erzbistum Paderborn|Wiesemann, Karl-Heinz]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Karl_Lehmann&diff=133968Karl Lehmann2015-06-21T09:02:15Z<p>Claravallis: sinnentstellende Überschrift ersetzt</p>
<hr />
<div>'''Karl Kardinal Lehmann''' (* [[16. Mai]] [[1936]] in Sigmaringen) ist seit dem 2. Oktober 1983 [[Bischof]] von [[Bistum Mainz|Mainz]] und war von 1987 bis 2008 Vorsitzender der [[DBK|Deutschen Bischofskonferenz]]. 2001 wurde er zum [[Kardinal]] ernannt. <br />
== Biografie ==<br />
=== Akademische Laufbahn ===<br />
[[Karl]] Lehmann wurde am 16. Mai 1936 in Sigmaringen geboren. Von 1956 bis 1964 studierte er an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br. und am [[Collegium Germanicum et Hungaricum]] in [[Rom]] [[Philosophie]] und [[Theologie]]. In Rom wurde Lehmann auch 1962 an der päpstlichen Universität [[Gregoriana]] zum Doktor der Philosophie promoviert, mit einer viel beachteten Arbeit über [[Martin Heidegger]].<br />
<br />
Im Jahr 1963 wurde er von [[Julius Döpfner|Julius Kardinal Döpfner]] zum [[Priester]] [[Priesterweihe|geweiht]].<br />
<br />
Während des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] war Lehmann als mithelfender Berater des Theologen [[Karl Rahner]] tätig, dessen wissenschaftlicher Assistent er später wurde. Nach dem Konzil promovierte Lehmann 1967 zum Doktor der Theologie (mit einer Arbeit über das biblische Zeugnis der Auferstehung Jesu), 1968 wurde er ohne Habilitation zum Professor für [[Dogmatik]] an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz berufen; 1971 wechselte er nach Freiburg wo er neben dem Lehrstuhl für Dogmatik auch den Lehrstuhl für Ökumenische Theologie innehatte. Zu seinen früheren Doktoranden zählen die beiden Kurienkardinäle [[Paul Josef Cordes]] und [[Gerhard Ludwig Müller]].<br />
<br />
=== Bischof von Mainz, Kardinal ===<br />
Das Mainzer Domkapitel wählte Lehmann am 21. Juni 1983 zum Nachfolger von [[Hermann Volk|Hermann Kardinal Volk]]. Am 2. Oktober wurde er von diesem im Mainzer Dom zum Bischof geweiht. Sein Wahlspruch lautet: ''State in Fide'' - Steht fest im Glauben!. <br />
<br />
[[Image:Lehmann.jpg|thumb|right|Kardinal Karl Lehmann]]1987 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt und in diesem Amt zuletzt im Jahr 2005 bestätigt. Am 28. Januar 2001 ernannte ihn Papst [[Johannes Paul II.]] zum Kardinal mit der [[Titelkirche]] ''San Leone I''. Der persönlich moderat-konservative Lehmann hat in einer ganzen Reihe von problematischen Fragen innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz mit Erfolg eine Linie der Vermittlung und Integration divergierender Auffassungen vertreten. Leitmotiv seines Wirkens war es dabei, die Funktion der Kirche im öffentlichen Raum der Bundesrepublik Deutschland kraftvoll zu erhalten und zu fördern. Kritiker sahen in diesem Kurs zu wenig "Zeugnis" gegenüber der Welt während andere, namhaft besonders [[Hans Küng]], dem Kardinal vorwarfen, dem römischen Amt keinen Widerstand entgegen zu setzen.<br />
<br />
Am 18. Februar 2008 trat Lehmann, gesundheitlich angegriffen, als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz zurück.<br />
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Für Aufsehen und heftige Kritik quer durch die deutsche Öffentlichkeit sorgte Bischof Lehmann im Mai 2009, als bekannt wurde, dass er sich weigerte, gemeinsam mit dem islamischen Schriftsteller und Religionswissenschaftler [[Navid Kermani]] den Hessischen Kulturpreis für Verdienste im interreligiösen Dialog entgegenzunehmen. <br />
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== Ehrungen ==<br />
Karl Lehmann ist Träger zahlreicher Ehrendoktorwürden und Honorarprofessor der Universitäten in Mainz und Freiburg. Nach seiner Erhebung zum Kardinal wurde er außerdem Ehrenbürger der Stadt Mainz. Anlässlich des 70. Geburtstags erschien 2006 eine Festschrift, in der zahlreiche Persönlichkeiten des bundesdeutschen öffentlichen Lebens ihre Glück- und Segenswünsche zum Ausdruck brachten, u.a. auch Altbundeskanzler [[Helmut Kohl]].<br />
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==Meinungen Lehmanns==<br />
===Gekreuzigte Liebe zu Kirche Gottes===<br />
Kardinal Lehmann forderte angesichts von Enttäuschungen und Skandalen im Oktober 2010 auf, der Kirche treu zu bleiben, nicht nur weil sie als Glaubensgemeinschaft eine geistige Heimat sei, sondern „weil diese nicht nur eine menschliche Institution, sondern die [[Kirche]] [[Gott]]es, des Herrn, ist“ ... Wir haben die Kirche zu sehr als unsere Unternehmung gesehen, auf die wir stolz sind oder derer wir uns schämen. Weil wir fast alles machen und produzieren können, betrachten wir auch die Kirche weitaus in den Perspektiven ihrer menschlichen Herstellbarkeit. Nein, sie ist zuerst die geschichtliche Stätte, wo Gottes unergründliche [[Liebe]] zum Menschen auf dem [[Antlitz Christi|Antlitz Jesu Christi]] aufleuchtet.“ Und weiter: „Eintreten für das ''ungeschmälerte [[Evangelium]]'' und [[gehorsam]]-geduldiges Bleiben in der konkreten Kirche – das gehört zum christlichen Auftrag. Es ist die [[Kreuz|gekreuzigte]] [[Liebe]] zur Kirche, und an ihr erkennt man die Früchte.“ <ref> Referat zum Auftakt der zweitägigen Beratungen der Diözesanversammlung im Bistum Mainz am 8. Oktober 2010: unter der Überschrift „In welcher Kirche leben wir? Unsere Erfahrungen und unser Bild von Kirche heute“ [http://www.katholisch.de/Nachricht.aspx?NId=5025]</ref><br />
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===Notwendigkeit von Reformen===<br />
Nach den Missbrauchskandalen im Jahre 2010, meint Bischof Lehmann, nun sei wohl die Zeit gekommen, die Empfängnisverhütung, die Zulassung verheirateter Männer zum [[Priesteramt]], die Stellung geschiedener Wiederverheirateter oder die Zulassung nichtkatholischer Christen zur [[Eucharistie]] endlich „mit Mut anzugehen“. <ref> [http://www.kath.net/detail.php?id=28541 Von der Heiligkeit des Mutes 16. Oktober 2010]</ref> <br />
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== Zitate==<br />
[[Peter Hünermann]] lässt in einem Band über ''das Konzil und die Zeichen der Zeit'' (von 2006) Karl Lehmann u.a. so zu Wort kommen:<br />
* ''"Wir lassen uns durch die Besinnung auf das Konzil an ein geistiges und geistliches Erbe erinnern, das wir der Vergesslichkeit unserer schnelllebigen Gesellschaft entreißen und in Dankbarkeit neu annehmen wollen. Solche Erinnerung führt uns durch Verkrustungen aller Art wieder zurück zu den unverbrauchten Quellen christlichen Lebens, vor allem zum Wort Gottes. So kann die Erinnerung neue schöpferische Kräfte entbinden, die faszinierender und wagemutiger sind als die neuesten Moden des Zeitgeistes, die morgen schon wieder von gestern sind. In diesem Sinne ist '''das Gedächtnis des Konzils ein herausforderndes Abenteuer, das die Wachheit und Bereitschaft, die Umkehrfähigkeit und die Sensibilität unseres Glaubens''' auf die Probe stellt."''<br />
* "Es ist viel besser, wir sind eine schlagkräftige Minderheit, als dass wir eine lahme Mehrheit sind'' ([[Radio Vatikan]], 27. April 2008).<br />
* "Er ist einer der gebildetsten Menschen, die in Deutschland herumlaufen, um es einmal salopp zu sagen" (Bundeskanzler [[Helmut Kohl]]). <br />
<br />
== Werke ==<br />
*''Zuversicht aus dem Glauben'' (= Eröffnungsreferate* zu den Herbstvollversammlungen der dt. Bischofskonferenz 1988-2004), Freiburg 2006. [*Darin das Referat von 1993 zu [[Humanae vitae]].]<br />
*''[[Albertus Magnus]] und die Theologie'' (= Lectio Albertina Nr. 8, Münster 2006), Regensburg 2008 (16 S.).<br />
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== Weblinks ==<br />
*[http://dbk.de/imperia/md/content/schriften/dbk4.vorsitzender/vo_15.pdf Karl Lehmann: Erinnerung Umkehr Versöhnung (1990). Texte anlässlich des 50. Jahrestages des Kriegsausbruchs 1939]<br />
*[http://www.teol.de/luther.htm Lehmann und Martin Luther]<br />
*[http://www.dradio.de/dlf/sendungen/idw_dlf/919730/ Interview der Woche (DLF 15. Feb. 2009) K.L. über Konzil, Lefebvre etc.]<br />
{{KathNet|Lehmann}}<br />
<br />
== Kontakt ==<br />
<br />
Kardinal Karl Lehmann: bischof.lehmann@bistum-mainz.de <br />
<br />
{{Navigation Bischof|VG=[[Hermann Volk|Hermann Kardinal Volk]]|Bistum=Mainz|VON-BIS=1983 -|NF=---}}<br />
{{Navigation |VG=[[Joseph Höffner|Joseph Kardinal Höffner]]|Amt=[[Deutsche Bischofskonferenz|Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz]]|VON-BIS=1987 - 2008|NF=[[Robert Zollitsch]]}}<br />
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== Anmerkungen ==<br />
<references /><br />
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[[Kategorie:Kardinäle|Lehmann, Karl]]<br />
[[Kategorie:Bischöfe Deutschland|Lehmann, Karl]]<br />
[[Kategorie:Bistum Mainz |Lehmann, Karl]]</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Diskussion:Peter_H%FCnermann&diff=1339672015-06-21T08:59:26Z<p>Claravallis: </p>
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<div>* Zitat: " ...gewissermaßen zum "Sprachrohr" der Mehrheitsmentalität der deutschen Theologieprofessoren aufgerückt ( die es nicht ertragen können, dass sie zwar ihre "Wissenschaft" ruiniert haben, ersatzweise aber nicht restlos das Kommando in der Kirche übernehmen können); ..." Zitatende. <br />
<br />
Mein lieber Schwan! Sachlichkeit ist in kathpedia nicht erwünscht, oder? Gruß --[[Benutzer:Damaris|Damaris]] 21:51, 7. Aug 2008 (CEST)<br />
<br />
*Zitat:"...Anmerkung: Synodale Prozesse? Die kommen möglicherweise zu kurz im kirchlichen Leben. Jedoch werfen Ereignisse wie 2008 um die Kirche von England nicht gerade ein gutes Licht auf diese "Prozesse", die allzu leicht manipuliert werden können. Diese Fremdsteuerung durch ein makaberes silentium obsequiosum gegenüber der drohenden Diktatur des Relativismus (vgl. DH 3883 ff.) müsste einmütig von allen "Synodalen" vermieden werden. Gottlob enden auch diese Prozesse schließlich vor dem Jüngsten Gericht." Zitatende<br />
<br />
Gehört die im Zitat offensiv mitgeteilte Meinung des Autors wirklich in eine katholische Enzyklopädie. Ich muss mich Damaris anschließen; Sachliche Darstellung sollte oberstes Gebot bleiben, in keinem Fall sollte Verbitterung durchscheinen wie oben. Gruß--LaudaSion 08.08.08<br />
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Ich kann Damaris und LaudaSion nur zustimmen. Der Text ist kein Lexikonartikel. Niemand muss mit allem einer Meinung sein, aber Peter Hünermann genießt international sehr hohe Anerkennung. Darum ist ein vorsichtiges uns abwägendes Urteilen wichtig. Ich habe zumindest das "polemisiert" herausgenommen. Aber eigenlich sollte jemand, der Hünermann wirklich gut kennt, sich diesen Text einmal gründlich vornehmen. Gruß -- Claravallis 21.06.2015</div>Claravallishttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Peter_H%FCnermann&diff=1339662015-06-21T08:50:35Z<p>Claravallis: </p>
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<div>'''Peter Hünermann''' (*[[8. März]] [[1929]]), Gründungs- und Ehrenpräsident der Europäischen Gesellschaft für (kath.) Theologen, ist ein emeritierter Theologieprofessor in [[Tübingen]] und bekannt geworden als Mitherausgeber des Enchiridion [[Denzinger-Hünermann]]. Seine Lehre vom "doppelten Lehramt" (der Bischöfe einerseits, der Theologen andererseits, vgl. [[Donum veritatis]]) ist als untauglicher Versuch der anti-[[sakrament]]alen, [[hierarchie]]feindlichen "Machtergreifung" im Namen der [[Wissenschaft]] von der [[Glaubenskongregation]] schon 1990 verurteilt worden. <br />
<br />
Hünermann wendet sich immer noch gegen [[Joseph Ratzinger]]: Zitate:<br />
<br />
*''Papst und Bischöfe sind weder inspiriert, noch empfangen sie Offenbarungen. Der verheißene Beistand des Geistes bewahrt sie nicht davor, auch in der Lehrverkündigung Dummheiten und Einseitigkeiten aufzusitzen'' (Hünermann, 1999).<br />
<br />
*''Die bisher schärfste Kritik kam von Peter Hünermann, dem emeritierten Tübinger Dogmatiker. Die Glaubenskongregation, so empört sich Hünermann, habe »im Grunde immer noch die Struktur einer frühneuzeitlichen Zensurbehörde«. (....) Obendrein stellt er die Frage, ob die Notifikation [gegen [[Jon Sobrino]]] »auch das neue Modell für die Theologie-Politik Benedikts XVI.« sei. »Das wäre fatal.«'' (Vgl. DIE ZEIT, 10. Mai 2007.)<br />
<br />
*"Der renommierte Tübinger Theologe Peter Hünermann hat Papst Benedikt XVI. einen ''"skandalösen Amtsmissbrauch"'' vorgeworfen. Die Aufhebung der [[Exkommunikation]] von vier Traditionalisten-Bischöfen verstoße ''"in gravierender Weise gegen Glauben und Sitten"'', kritisiert Hünermann in der "[[Herder-Korrespondenz]]" (Märzausgabe 2009), im [[Katholisches Sonntagsblatt]] (22. Februar 2009) zweifelt er an der kirchenrechtlichen Gültigkeit. Denn die Bischöfe der [[Priesterbruderschaft St. Pius]] leugneten weiterhin Grundaussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). ''"Es stellt sich die Frage, ob ein Papst von einem gültig zustande gekommenen Konzil dispensieren kann, so dass dieses Konzil lediglich mit Aussparung wesentlicher Aussagen angenommen wird. Die Antwort ist ein glattes Nein"'', erklärte Hünermann. Der Papst habe das Vertrauen der Gläubigen ''"zutiefst erschüttert. Zugleich bringt er durch seine Entscheidung die Kirche in die Gefahr, Bischöfe und Priester zu haben (....), die sich nicht zu Glauben und Sitte der katholischen Kirche bekennen."'' Hünermann forderte den Vatikan auf, den Amtsmissbrauch einzugestehen und zu korrigieren. Nur dadurch könne der Papst seine öffentliche Handlungsfreiheit zurückgewinnen. ''"Die Kirche steht vor einem Scherbenhaufen ungeheuren Ausmaßes."'' (Vgl. ORF.at 20.02.2009.)<br />
<br />
=== "Synodale Prozesse" ===<br />
<br />
Hünermann verschweigt, dass diese Lehrverkündigung seitens der Deutschen Fakultäten seit ca. 1968, als sogar die Herder-Korrespondenz es aufgab, römische Dokumente noch abzudrucken, kaum noch zur Kenntnis genommen wird; allenfalls in Form von mediengerecht aufbereiteten "kritischen" Schlagzeilen bzw. tendenziöser Sekundärliteratur. Weltweit ist man jedoch für die Leistungsfähigkeit des nachkonziliaren Lehramts zunehmend dankbar.<br />
<br />
Oder im Sprachcode der Fakultäten: ''In ökumenischer Absicht befürwortet Hünermann eine gemäßigte Relativierung von [[Dogma]] und [[Lehramt]] zugunsten dezentraler, synodaler Prozesse.''<br />
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Hünermann hat mittels eines 5-bändigen Neukommentars des [[II. Vatikanum]] vergeblich versucht, dessen Umdeutung in ein "befreiendes Ereignis" (statt eines Aktes höchster [[Autorität]]) zu zementieren.<br />
<br />
'''Über Hünermann:'''<br />
<br />
*''Eine Theologie, die ihre Berechtigung nicht zuletzt über eine [[Hermeneutik]] der Rezeption und Kommunikabilität definiert, könnte darum bei fortschreitendem Relevanzverlust in der gesellschaftlichen und universitären Öffentlichkeit eine ganz eigentümliche Falsifikation erfahren.'' ([[Thomas Marschler]], [[DT]] 14.10.2003.)<br />
<br />
=== Werke (Auswahl) ===<br />
* Die Dokumente des [[II. Vatikanum|Zweiten Vatikanischen Konzils]], [[Latein]]isch-deutscher Text, Studienausgabe, [[Herder Verlag]] (956 Seiten).<br />
<br />
* Herder's Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil, 5 Bde., hg. von Bernd Jochen Hilberath / Peter Hünermann, Freiburg 2004/5 ISBN 3451285614<br />
<br />
* Gott im Aufbruch. Die Provokation der lateinamerikanischen Theologie, hg. mit G.-D. Fischer, Freiburg - Basel - Wien 1974<br />
<br />
* Dogmatische Prinzipienlehre, Münster 2003.<br />
<br />
* Herausgeber des deutschsprachigen [[Enchiridion Symbolorum]], begr. von [[Heinrich Denzinger]] Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen [[Herder Verlag]], Freiburg, 2005, 40., aktualisierte Auflage, ISBN 3-451-28520-7<br />
<br />
'''siehe auch:''' [[Geist des Konzils]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{PND|118857851}}<br />
{{KathNet|Peter%20H%FCnermann}}<br />
<br />
[[Kategorie:Theologen Deutschland|Hünermann, Peter]]<br />
[[Kategorie:Dogmatiker|Hünermann, Peter]]</div>Claravallis