https://www.kathpedia.de/api.php?action=feedcontributions&user=Albert&feedformat=atomkathPedia - Benutzerbeiträge [de]2024-03-28T15:46:48ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.32.6https://www.kathpedia.de/index.php?title=Rosenkranz&diff=45375Rosenkranz2008-09-14T11:00:46Z<p>Albert: /* Weblinks */</p>
<hr />
<div>[[Bild:foto_eines_rosenkranzes.jpg|thumb|Ein Rosenkranz]]<br />
Als '''Rosenkranz''' wird das Rosenkranzgebet und die bei diesem Gebet verwendete Zählkette bezeichnet.<br />
<br />
== Geschichliches ==<br />
Aus dem christlichen Altertum wird besonders von den Wüstenvätern und den Nachahmern ihrer [[Aszese]] eine Aneinanderreihung von Gebeten, vor allem des Herrengebetes, also des [[Vater unser]], berichtet. Zum Zählen der Gebetseinheiten benutzten sie Steinchen, geknotete Schnüre oder an einer Schnur aufgereite Fruchtkerne.<br />
<br />
Die Christen führten insbesondere in den entstehenden Klöstern die jüdische Tradition des Psalmengebets weiter. Wer des Lesens oder der griechischen bzw. lateinischen Sprache, in der die Psalmen gebetet wurden, nicht kundig war, suchte nach einem Ersatzgebet. Bedeutung gewann daher die Reihung des Vaterunsers als Ersatz für das Psalmenbeten; so wurden oftmals 150 Vaterunser entsprechend der Zahl der 150 Psalmen gebetet. Üblich war es, die 150 Gebete in drei Mal 50 zu unterteilen.<br />
<br />
Dieses Reihengebet wurde dann durch den marianischen Aspekt ergänzt. Seit dem 11./12. Jahrhundert wurde das [[Ave Maria]] (Gegrüßet seist du, Maria) immer mehr zu einem volkstümlichen Gebet, das in enger Anlehnung an die Heilige Schrift formuliert wurde. Statt 150 Vaterunser oder als Ergänzung dazu kamen als Volksgebet Gebetsreihen von 50 bzw. 150 Ave Maria auf.<br />
<br />
Der Trierer [[Kartäuser]] [[Adolf von Essen]] (1350-1439) führte den Brauch ein, während des Gebets von 50 Ave Maria über das Leben Jesu zu meditieren. Er nannte diese Gebetsform ''rosarium'' (Rosenkranz).<br />
<br />
Der Kartäuser [[Dominikus von Preußen]] (1382-1460), ebenfalls aus der Kartause Trier, fasste die Ereignisse des Lebens Jesu in 50 Schlusssätzen (''clausulae'') zusammen, die sich an den (damals allein üblichen) ersten Teil des Ave Maria anschlossen.<br />
<br />
[[bild:Rosenkranz.jpg|thumb|''Bartolomé Murillo'': <br> [[Muttergottes|Maria]] überreicht dem <br> hl. [[Dominikus]] den Rosenkranz]]<br />
<br />
Ebenfalls ein Kartäuser, [[Heinrich von Kalkar]] (1328-1408), teilte die Ave Maria in Zehnergruppen ein und fügte zu jeder Zehnergruppe ein Vaterunser hinzu. 1440 wurde noch das Glaubensbekenntnis ergänzt. Um 1500 wurde jeder Zehnerreihe noch ein Ehre sei dem Vater hinzugefügt. Durch Reduzierung auf 15 Geheimnisse (in der heutigen Gestalt um 1483 in Süddeutschland nachgewiesen, seit 1600 allgemein üblich: freudenreiche, schmerzhafte, glorreiche Geheimnisse) und durch Gliederung der Gebetsreihung in Zehnergruppen entstand so der heutige Rosenkranz. Die Beifügung der drei Ave mit dem Gebet um die drei göttlichen Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) erwuchs aus der nachtridentinischen Frömmigkeit. Offiziell festgelegt wurde die Gebetsweise des Rosenkranz durch das Breve ''Consueverunt'' Papst [[Pius V.|Pius' V.]] vom 17. September 1569.<br />
<br />
Zunächst war der Rosenkranz ein privates Gebet. Zum Gemeinschaftsgebet wurde er durch das Wirken des [[Dominikaner]]s [[Alanus de Rupe]] (1428-1475), der das Rosenkranzgebet zur Volkskatechese einsetzte. Er richtete seine Predigten anhand der ''clausulae'' aus und betete mit den Zuhörern vor oder nach seiner Predigt den Rosenkranz.<br />
<br />
Alanus de Rupe brachte auch die Legende in Umlauf, der hl. [[Dominikus]] habe den Rosenkranz von Maria als Waffe gegen die Albingenser offenbart bekommen.<br />
<br />
[[Papst Johannes Paul II.]] fügte dem Rosenkranz mit dem Apostolischen Schreiben ''Rosarium Virginis Mariae'' vom 16. Oktober 2002 die lichtreichen Geheimnisse hinzu. Diese nennen Glaubensgeheimnisse zwischen Kindheit und Leiden Jesu und ergänzen die drei klassischen Formen (freudenreicher, schmerzhafter und glorreicher Rosenkranz).<br />
<br />
'''Siehe auch:''' [[Rosenkranz-Sühnekreuzzug]]<br />
<br />
== Wie man den Rosenkranz betet ==<br />
<br />
Man beginnt am [[Kreuz]], während man es in der Hand hält, macht man das [[Kreuzzeichen]] und betet dann das [[Apostolisches Glaubensbekenntnis|Apostolische Glaubensbekenntnis]].<br />
<br />
Dann "rutscht" man mit den Fingern zur ersten Perle. Sie steht alleine. Dort betet man das<br />
[[Ehre sei dem Vater]] und das [[Vater unser]].<br />
<br />
Nun kommen 3 Perlen. An ihnen betet man je ein [[Ave Maria|Gegrüßet seist Du Maria]] mit den folgenden Einschüben:<br />
<br />
Jesus, der in uns den Glauben vermehre.<br><br />
Jesus, der in uns die Hoffnung stärke.<br><br />
Jesus, der in uns die Liebe entzünde.<br><br />
<br />
An der nächsten einzelnen Perle wiederum das [[Ehre sei dem Vater]] und [[Vater unser]].<br />
<br />
Nun gelangt man an die Hauptkette.<br />
An den ersten 10 gruppierten Perlen (auch erstes [[Gesätz]] genannt), betet man jeweils ein [[Ave Maria|Gegrüßet seist Du Maria]] mit dem ersten [[Geheimnis]] als Einschub.<br />
<br />
An der einzelnen Perle wieder ein [[Ehre sei dem Vater]].<br />
<br />
Dann (immer noch an der einzelnen Perle) ein [[Vater unser]].<br />
<br />
Beim nächsten Gesätz betet man wiederum 10 mal das [[Ave Maria|Gegrüßet seist Du Maria]], diesmal mit dem zweiten Geheimnis als Einschub. So geht es weiter bis man einmal an jeder Perle war. <br />
<br />
Am Schluß wird noch einmal das [[Ehre sei dem Vater]] und das Gebet nach dem Wunsch der Muttergottes gebetet.<br />
<br />
{| style="border:1px solid #8888aa; background-color:#f7f8ff;padding:5px;font-size:95%;"<br />
|<br />
<br />
Nach dem Wunsch der Muttergottes in [[Fatima]] wird heute von vielen Gläubigen nach jedem Gesätz, dem [[Ehre sei dem Vater]] folgend, dieses Gebet eingefügt:<br />
<br />
''O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden, bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die Deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.''<br />
<br />
oder auf Latein<br />
<br />
''O mi Jesu, remitte nobis peccata nostra, custodi nos ab igne inferi, attrahe omnes animas ad caelum praecipue illas maxime egentes misericordiae Tuae.''<br />
<br />
|}<br />
<br />
<br />
== Die Geheimnisse ==<br />
<br />
''Die Wochentagsangaben vor den Geheimnissen beruhen auf Empfehlungen des [[Vatikan]].''<br />
<br />
=== In Deutsch ===<br />
[[Bild:Rosenkranz_als_Herz.jpg|thumb|right|Der Rosenkranz – ein Herzensanliegen Mariens]]<br />
''Montags und Samstags''<br><br />
'''Die freudenreichen Geheimnisse'''<br><br />
<br />
Jesus, den Du, O Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast.<br><br />
Jesus, den Du, O Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast.<br><br />
Jesus, den Du, O Jungfrau, in Bethlehem geboren hast. <br><br />
Jesus, den Du, O Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast. <br><br />
Jesus, den Du, O Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast.<br><br />
<br />
<br />
''Donnerstags''<br><br />
'''Die lichtreichen Geheimnisse'''<br><br />
<br />
Jesus, der von Johannes getauft worden ist. <br><br />
Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat. <br><br />
Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat. <br><br />
Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist. <br><br />
Jesus, der uns die Eucharistie geschenkt hat.<br><br />
<br />
<br />
''Dienstags und Freitags''<br><br />
'''Die schmerzhaften Geheimnisse'''<br><br />
<br />
Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat.<br><br />
Jesus, der für uns gegeißelt worden ist.<br><br />
Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.<br><br />
Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.<br><br />
Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist.<br><br />
<br />
<br />
''Sonntags und Mittwochs''<br><br />
'''Die glorreichen Geheimnisse'''<br><br />
<br />
Jesus, der von den Toten auferstanden ist.<br><br />
Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist.<br><br />
Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat.<br><br />
Jesus, der Dich, O Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat.<br><br />
Jesus, der Dich, O Jungfrau, im Himmel gekrönt hat.<br><br />
<br />
<br />
----<br />
<br />
=== In Latein ===<br />
<br />
''In feria secunda et sabbato''<br><br />
'''In Rosario Gaudioso'''<br />
<br />
''Ad tria grana minora in initio adduntur''<br />
<br />
Qui adaugeat in nobis fidem<br><br />
Qui corroboret in nobis spem<br><br />
Qui perficiat in nobis caritatem<br><br />
<br />
''Ad singula grana minora quinque decadum expende totidem mysteria inserendo post nomen Jesus sequentia verba:''<br />
<br />
Quem, virgo per Spiritum Sanctum, concepisti (Mt 1:18, Lc 1:26-28)<br><br />
Quem visitando Elisabeth portasti (Lc 1:39-45)<br><br />
Quem, Virgo, genuisti (Lc 2:6-12)<br><br />
Quem in templo praesentasti (Lc 2:25-32)<br><br />
Quem in templo invenisti (Lc 2:41-50)<br><br />
<br />
<br />
''In feria quinta''<br><br />
'''In Rosario Luminoso'''<br />
<br />
''Ad tria grana minora in initio adduntur''<br />
<br />
Qui adaugeat in nobis fidem<br /><br />
Qui corroboret in nobis spem<br /><br />
Qui perficiat in nobis caritatem<br /><br />
<br />
''Ad singula grana minora quinque decadum expende totidem mysteria inserendo post nomen Jesus sequentia verba:''<br />
<br />
Qui apud Iordanem baptizatus est (Mt 3:13, Mc 1:9, In 1:29)<br /><br />
Qui ipsum revelavit apud Canense matrimonium (In 2:1-11)<br /><br />
Qui Regnum Dei annuntiavit<br /><br />
Qui transfiguratus est (Mt 17:1-8, Mc 9:2-9)<br /><br />
Qui Eucharistiam instituit (Apoc 12:1)<br /><br />
<br />
<br />
<br />
''In feria tertia et sexta''<br><br />
'''In Rosario Doloroso'''<br />
<br />
''Ad tria grana minora in initio adduntur''<br />
<br />
Qui intellectum nostrum illuminet<br><br />
Qui voluntatem nostram perficiat<br><br />
Qui memoriam nostram roboret<br><br />
<br />
''Ad singula grana minora quinque decadum expende totidem mysteria inserendo post nomen Jesus sequentia verba:''<br />
<br />
Qui pro nobis sanguinem sudavit (Lc 22:39-46)<br><br />
Qui pro nobis flagellatus est (Mt 27:26, Mc 15:6-15, In 19:1)<br><br />
Qui pro nobis spinis coronatus est (In 19:1-8)<br><br />
Qui pro nobis crucem baiulavit (In 19:16-22)<br><br />
Qui pro nobis crucifixus est (In 19:25-30)<br><br />
<br />
<br />
''In Dominicis et feria quarta''<br><br />
'''In Rosario Glorioso'''<br />
<br />
''Ad tria grana minora in initio adduntur''<br />
<br />
Qui cogitationes nostras dirigat<br><br />
Qui verba nostra moderetur<br><br />
Qui opera nostra gubernet<br><br />
<br />
''Ad singula grana minora quinque decadum expende totidem mysteria inserendo post nomen Jesus sequentia verba:''<br />
<br />
Qui resurrexit a mortuis (Mc 16:1-7)<br><br />
Qui in caelum ascendit (Lc 24:46-53)<br><br />
Qui Spiritum Sanctum misit (Acta 2:1-7)<br><br />
Qui te assumpsit (Ps 16:10)<br><br />
Qui te in caelis coronavit (Apoc 12:1)<br><br />
<br />
==Varianten==<br />
<br />
Das Kompendium zum Katechismus ([[KKK-K]]) bezeichnet die lat. Mysteria kürzer so:<br />
<br />
'''Rosarium'''<br />
<br />
''Mysteria gaudiosa''<br />
(in feria secunda et sabbato)<br />
<br />
- Annuntiatio.<br />
- Visitatio.<br />
- Nativitas.<br />
- Præsentatio.<br />
- Inventio in Templo.<br />
<br />
''Mysteria luminosa'' (nach [[Johannes Paul II.]])<br />
(in feria quinta)<br />
<br />
- Baptisma apud Iordanem.<br />
- Autorevelatio (apud Cananense matrimonium).<br />
- Regni Dei proclamatio (coniuncta cum invitamento ad conversionem).<br />
- Transfiguratio.<br />
- Eucharistiæ Institutio.<br />
<br />
''Mysteria dolorosa''<br />
(in feria tertia et feria sexta)<br />
<br />
- Agonia in Hortu.<br />
- Flagellatio.<br />
- Coronatio Spinis.<br />
- Baiulatio Crucis.<br />
- Crucifixio et Mors.<br />
<br />
''Mysteria gloriosa''<br />
(in feria quarta et Dominica)<br />
<br />
- Resurrectio.<br />
- Ascensio.<br />
- Descensus Spiritus Sancti.<br />
- Assumptio.<br />
- Coronatio in Cælo.<br />
<br />
*Im Laufe der Zeit sind '''Varianten''' des Rosenkranzgebets entwickelt worden, sowohl innerkatholisch als auch von protestantischen Religionsgemeinschaften.<br />
<br />
Die bekannteste innerkatholische Variante ist die ''Korone der Sieben Schmerzen''. Sie besteht aus sieben Gesätzen zu je einem Vaterunser und sieben Ave Maria. Bei jedem Gesätz wird über eine der sieben Schmerzen Marias meditiert.<br />
<br />
Der ''Christusrosenkranz'' ist eine protestantische Variante des katholischen Rosenkranzes. Statt des Ave Maria wird folgender Rahmenvers gebetet:<br />
<br />
:Gepriesen sei der Herr, der Allmächtige und Barmherzige, Gottes und Marien Sohn,<br />
<br />
: ''[Geheimnis einfügen]''.<br />
<br />
:Wir beten dich an an, Herr Jesus Christus und benedeien dich,<br />
:in deinem heiligen Kreuz hast du die Welt erlöst.<br />
<br />
In Anlehnung an den katholischen Rosenkranz sind auch andere Kranz- bzw. Wiederholungsgebete entstanden, beispielsweise die ''Anglican Prayer Beads'' oder die ''Perlen des Glaubens''.<br />
<br />
== Päpstliche Schreiben über den Rosenkranz ==<br />
*'''[[Pius V.]]''' führt als Dank für den Sieg der Seeschlacht von Lepanto ([[7. Oktober]] [[1571]]), indem das christliche Europa vom Islam bewahrt blieb, das Fest der „Maria vom Siege“ (ULF vom Rosenkranz, Rosenkranzfest) am 7. Oktober (1572) in den Römischen Kalender ein.<br />
<br />
*'''[[Clemens XI.]]''' Das Fest der „Maria vom Siege“ wird nach dem neuerlichen Sieg über die Türken in Ungarn 1716 auf die gesamte Kirche ausgedehnt und nun am ersten Sonntag im Oktober begangen. <br><br />
<br />
*'''[[Leo XIII.]]''' [[1. September]] [[1883]] [[Enzyklika]] „[[Supremi apostolatus]]“ Der Rosenkranz in Geschichte und Gegenwart. Anordnung, dass in jeder Pfarrkirche im Monat Oktober täglich der Rosenkranz und die lauretanische Litanei öffentlich gebetet werden.<br />
<br />
*[[24. Dezember]] [[1883]] Apostolischer Brief “[[Salutaris ille]]” Einfügung der Anrufung "Königin des heiligen Rosenkranzes, bitte für uns!" in die Lauretanische Litanei.<br />
<br />
*[[30. September]] [[1884]] Enzyklika „[[Superioare anno]]" Zur inneren und äußeren Form des Rosenkranzes.<br />
<br />
*[[20. September]] [[1885]] Ritenkongregation, Dekret über die [[Rosenkranzfeier im Monat Oktober für künftighin]].<br />
<br />
*[[26. August]] [[1886]] Dekret „[[Urbis et orbis]]“ über die diesjährige Andacht des Rosenkranzes im Monat Oktober.<br />
<br />
*[[31. Oktober]] [[1886]] [[Apostolisches Schreiben]] “Più a volte” an den Kardinal Vicar Lucidus M. Parocchi. Anordnung, dass in den Kirchen der Stadt Rom, welche der seligsten Jungfrau geweiht sind, täglich der Rosenkranz öffentlich gebetet werde.<br />
<br />
*[[11. September]] [[1887]] Ritenkongregation, Dekret über die Rosenkranzfeier im Oktober und [[Erhebung des Rosenkranzfestes zu einem Fest zweiten Ranges]].<br />
<br />
*[[20. September]] 1887 Enzyklika „"Vi è be noto"“ über den Rosenkranz und das öffentliche Leben.<br />
<br />
*[[22. September]] [[1891]] [[Enzyklika]] “ [[Octobri mense]]” Rosenkranzmonat.<br />
<br />
*[[8. September]] [[1892]] Enzyklika “[[Magnae dei matris]]” Der Rosenkranz als Schule des christlichen Tugendlebens.<br />
<br />
*[[8. September]] [[1893]] Enzyklika “[[Laetitiae sanctae]]” Der Rosenkranz als Heilmittel für das soziale Leben der Gesellschaft.<br />
<br />
* [[8. September]] [[1894]] Enzyklika “[[Iucunda semper expectatione]]” Der Rosenkranz als Verbindung von Betrachtung und Gebet.<br />
<br />
*[[5. September]] [[1895]] Enzyklika “[[Adiutricem populi christiani]]” Maria in der Kirche und die Einheit im Glauben, Rosenkranz.<br />
<br />
* [[20. September]] [[1896]] Enzyklika “[[Fidentem piumque]]” Der Rosenkranz als das Gebet der Beharrlichkeit zur Vermittlerin aller Gnaden.<br />
<br />
* [[12. September]] [[1897]] Enzyklika “[[Augustissimi virginis]]” Die Rosenkranzbruderschaft und die Engel des Himmels.<br />
<br />
* [[5. September]] [[1898]] Enzyklika “[[Diuturni temporis]]” Ausdehnung des Rosenkranzfestes auf die ganze Kirche.<br />
<br />
* [[8. September]] [[1901]] Apostolischer Brief „[[Parta humano generi]]“ Der Rosenkranz als Waffe gegen die Alten und neuen Irrlehren.<br />
<br />
*'''[[Pius X.]]''' legt das Rosenkranfest vom ersten Sonntag im Oktober wieder auf den 7. Oktober.<br />
<br />
*'''[[Benedikt XV.]]''' [[Codex Iuris Canonici]] (Kirchenrecht) gültig von 1917 bis 1983, can 125,2: Er zählt den Rosenkranz unter den täglichen geistlichen Übungen der [[Kleriker]] auf.<br />
<br />
*'''[[Pius XI.]]''' 2[[9. September]] [[1937]] [[Enzyklika]] „[[Ingravescentibus malis]]“ über das Gebet des Rosenkranzes als Zuflucht der Kirche.<br />
<br />
*'''[[Pius XII.]]''' [[15. September]] [[1951]] Enzyklika „[[Ingruentium malorum]]“ über das Gebet des Rosenkranzes in der Not der Zeit.<br />
<br />
*'''[[Johannes XXIII.]]''' 26.09.1959.Enzyklika über den Rosenkranz „Grata recordatio“ um für den [[Friede]]n, die [[Mission]]en zu beten und als Vorbereitung auf das Ökumenische Konzil.<br />
<br />
*[[28. September]] [[1960]] Brief „Lóttobre” Das Rosenkranzgebet im Monat Oktober.<br />
<br />
*[[29. September]] [[1961]] Apostolisches Schreiben (Brief) „Marialis rosarii" Der Rosenkranz als Gebet für den Frieden.<br />
<br />
*1962 Büchlein: Johannes XXIII., DAS ROSENKRANZGEBET, Die freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnisse, Herold Verlag Wien-München.<br />
<br />
*[[13. Dezember]] [[1962]] Apostolisches Schreiben “Oecumenicum concilium” Aufruf zum Rosenkranzgebet für das Konzil vom [[28. April]] [[1962]]. Papst Johannes XXIII. führt das Fest Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz zu Ehren unserer Lieben Frau von [[Fatima]] ein.<br />
<br />
* [[6. Januar]] [[1963]] Brief „Mirabilis ille“ in welchem die Priester und Gottgeweihten, die Jungfrauen und Gläubigen, zum individuellen und gemeinschaftlichem Gebet für das kommende Konzil aufgerufen werden. Dabei nennt Johannes XXIII. die Heilige Messe, das Brevier und den Rosenkranz.<br />
<br />
*'''[[Paul VI.]]''' [[30. April]] [[1965]] Enzyklika „[[Mense maio]]“ über den Maimonat, das Konzil und Aufruf zum Rosenkranzgebet.<br />
<br />
*1[[5. September]] [[1966]] [[Enzyklika]] “[[Christi matri rosarii]]” über das Gebet zur Muttergottes im Oktobermonat und Aufruf zum [[Friede]]n.<br />
<br />
*[[7. Oktober]] [[1969]] [[Apostolisches Schreiben]] „[[Recurrens mensis october]]“ Rosenkranzgebet für den [[Friede]]n.<br />
<br />
*[[1. Mai]] [[1971]] Brief an die Rektoren der Marianischen Heiligtümer.<br />
<br />
* [[2. August]] [[1971]] [[Apostolisches Schreiben]] zur Vierhundertjahrfeier des Schreibens Pius V. „Consueverunt romani pontifices“ der darin die traditionelle Form des Rosenkranzes erläutert und in gewisser Weise festgesetzt hat.<br />
<br />
* [[2. Februar]] [[1974]] [[Apostolisches Schreiben]] „[[Marialis cultus]]“ über die rechte Pflege der Marienverehrung.<br />
<br />
*'''[[Johannes Paul II.]]''' [[25. Januar]] [[1983]] [[Codex Iuris Canonici]] (Kirchenrecht), Verlag Butzon & Bercker Kevelaer.<br />
<br />
*[[11. Oktober]] [[1992]] [[KKK|KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE]]<br />
<br />
*[[17. Dezember]] [[2001]] [[Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie]]. Verlautbarungen des Apostolischen Stuhles ([[VAS]] 160).<br />
<br />
*[[16. Oktober]] [[2002]] [[Apostolisches Schreiben]] „[[Rosarium virginis mariae]]“ über den Rosenkranz ([[VAS]] 156).<br />
<br />
*'''[[Benedikt XVI.]]''' sagt im Angelusgebet vom 14. Oktober 2007, indem er an das 90. jährige Jubiläum der Erscheinungen in [[Fatima]] erinnert: „'''Alles wird möglich und leichter''', wenn man jene Selbsthingabe an [[Mutter Gottes|Maria]] lebt, die Jesus wollte ... Konkretes Zeichen dieses Auftrags ist das '''tägliche Gebet des Rosenkranzes'''“ (O.R. 19. Oktober 2007).<br />
<br />
==Literatur==<br />
*[[Johannes XXIII.]], Das Rosenkranzgebet Verlag herold Wien 1962<br />
* [[Romano Guardini]]: ''Der Rosenkranz Unserer Lieben Frau - Gedanken über das Rosenkranzgebet''. Würzburg 1940 (88 Seiten)<br />
* Heinrich Janssen: ''Perlen des Gebets. Der Rosenkranz, Hinführung und geistliche Deutung''. Freiburg i.Br. 2003.<br />
* Wilfried Kirsch: ''Handbuch des Rosenkranzes''. Wien 1950.<br />
* Karl Joseph Klinkhammer: ''Ein wunderbares Beten. So entstand der Rosenkranz''. Leutesdorf 1980.<br />
* Rainer Scherschel: ''Der Rosenkranz – das Jesusgebet des Westens''. Freiburg i.Br. 2. Aufl. 1982.<br />
* Benno Mikocki, Josef Bauer : ''Der Rosenkranz. Rhythmus des Himmels''. Sankt Ulrich Verlag; Auflage: 1 (September 2005)<br />
*Antonio Borelli Machado, Der Rosenkranz, Die Lösung unserer Zeit, Aktion Deutschland braucht Mariens Hilfe 1999 (1. Auflage; 94 Seiten) ISBN 3-9335550-02-5<br />
*[[Alfons Maria Weigl]] (Hsgr), Rosenkranzbeten im Lichte der heiligen Eucharistie (nach Vortägen des Bischof Josef Groß, Leitmeritz; Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]]; 48 Seiten).<br />
*Der Rosenkranz, Ein leuchtendes Gebet, [[Parvis-Verlag]] 2003 (48 Seiten), ISBN 3-907525-79-5<br />
<br />
==Weblinks==<br />
*[http://stjosef.at/artikel/rosenkranz_radiomaria.htm Der Rosenkranz - mit Maria zu Jesus]<br />
* [http://www.daniel-tibi.de/rosenkranz.html Der Rosenkranz – Betrachtung des Lebens Jesu mit den Augen Marias]<br />
*[http://www.adorare.de/rk15verheissungen.html Verheißungen der Rosenkranzkönigin zum Rosenkranzgebet]<br />
*[http://www.doktus.de/dok/48055/faltblatt-rosenkranz/download/pdf.html Rosenkranz-Anleitung] im PDF-Format<br />
*[http://www.doktus.de/dok/48053/faltblatt-christus-rosenkranz/download/pdf.html Texte des Christus-Rosenkranzes] im PDF-Format<br />
*[http://www.rosenkranz-beten.de/links/ Rund um den Rosenkranz]<br />
*[http://www.gebetskraft.de/Gebete/Rosenkranz/start_rosenkranz.htm Verschiedene Rosenkränze]<br />
*[http://www.doktus.de/dok/48054/faltblatt-rosarium-latinum/download/pdf.html Lateinischer Rosenkranz] im PDF-Format<br />
*[http://www.doktus.de/dok/48056/kurzanleitung-rosenkranzknuepfen/download/pdf.html Anleitung zum Knüpfen eines Rosenkranzes] im PDF-Format<br />
<br />
* Der Rosenkranz, Kathtube, Video von K-TV: [http://www.kathtube.com/video/2352/freudenreicher-rosenkranz Der freudenreiche] [http://www.kathtube.com/mediadetails.php?key=101da23b4f9d988ab4c1&title=Schmerzhafter+Rosenkranz Der schmerzhafte] [http://www.kathtube.com/video/2349/glorreicher-rosenkranz Der glorreiche], [http://www.kathtube.com/player.php?id=4195 Der freudenreiche lat. mit Papst Bemedikt]<br />
<br />
* [http://www.kathtube.com/player.php?id=4167 Kathtube, Dokument: Zusammenfassung der Aussagen über den Rosenkranz von Leo XIII. bis Johannes Paul II.]<br />
<br />
*[http://www.kathtube.com/mediadetails.php?key=9d5647896932c1425934 KATHTUBE: Video von "Pfaffenheini" über den Rosenkranz] <br />
<br />
{{GloriaTV|Rosenkranz}}<br />
<br />
[[Kategorie:Mariengebete]]<br />
[[Kategorie:Liturgische Gebete]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Jungfr%E4ulichkeit&diff=453742008-09-14T09:27:50Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Der bewusste Stand der '''Jungfräulichkeit''' ist der freiwillige dauernde Verzicht auf die [[Ehe]] (und damit auf jede geschlechtliche Befriedigung) aus religiösen Beweggründen, um (im Sinne von 1 Kor 7,32,35) frei zu sein für den Dienst [[Gott]]es. Die [[Ordensleute]] verpflichten sich durch ein eigenes [[Gelübde]] zur ewigen Jungfräulichkeit. Ähnliches gilt in der katholischen Kirche vom [[Zölibat]] der [[Kleriker]] (bei schon verheirateten Männer, die [[Diakon]]e werden, in der Weise, dass sie nach der Weihe keine ''weitere'' Ehe eingehen, auch nicht im Falle des Todes der Gattin). Es ist katholische Lehre, dass [[Jungfrau Maria|Maria immer Jungfrau]] ist.<br />
<br />
== Beweggründe der Jungfräulichkeit ==<br />
#[[Zölibat|um des Himmelreiches willen]]<br />
#um der Gemeinschaft willen (z.B. Verwandtschaft, Politik, Lehrer)<br />
<br />
Ehelos aus Schicksalsgründen zu bleiben, wie "es kam halt keine(r)" oder Krankheit, werden erst zur Jungfräulichkeit gezählt, wenn die Ehelosigkeit aus einem ehrbaren Grund (z.B. Sühne) absichtlich gewolllt wird.<br />
<br />
== Symbolik ==<br />
<br />
Die unverletzte Jungfräulichkeit wird in der weißen Lilie symbolisiert. Der heilige [[Josef von Nazareth|Josef]] wird meist mit ihr dargestellt oder auch [[Heilige]], welche wegen der Bewahrung der [[Keuschheit]] starben wie z.B. [[Maria Goretti]]. Die rote Lilie symbolisiert die wiedererlangte Reinheit.<br />
<br />
'''siehe auch:''' [[Jungfrauenweihe]]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Pius XII.]] [[Enzyklika]] [[Sacra virginitas]] über die Hochschätzung der Ehe und der Jungräulichkeit vom 25. März 1954.<br />
<br />
* [[Dietrich von Hildebrand]], [[Reinheit]] und Jungfräulichkeit, Verlag Josef Kösel & Friedrich Pustet München 1927.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.kathtube.com/player.php?id=4504 Kathtube, Dokument Die Enzyklika Sacra virginitas von Pius XII. zum Herunterladen]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Kirche]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Christentum&diff=45370Christentum2008-09-14T09:05:50Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Unter '''Christentum''' versteht man im allgemeinsten Sinn die christliche [[Religion]] als solche, einschließlich ihrer Anhänger (der Gläubigen) und der geglaubten Inhalte.<br />
<br />
Die christliche Religion ist nur im Hinblick auf [[Jesus Christus]] angemessen zu erfassen. Wer Christ ist, glaubt an den menschgewordenen Sohn Gottes, der die Menschen im Heiligen Geist zum himmlischen Vater führen will, und an seine [[Auferstehung]].<br />
<br />
Die katholische Kirche hält daran fest, dass ihr von Jesus Christus die Fülle der Heilsmittel anvertraut ist (vgl. [[Zweites Vatikanisches Konzil|2. Vatikanisches Konzil]], Dekret über den [[Ökumenismus]] "Unitatis redintegratio", Nr. 3). Aufgrund der [[Rechtfertigung]] durch den [[Glaube]]n in der [[Taufe]] gebührt auch den nichtkatholischen Gläubigen "der Ehrenname des Christen, und mit Recht werden sie von den Söhnen der katholischen Kirche als Brüder im Herrn anerkannt" (ebd.).<br />
<br />
Das Christentum ist vor allem drei Gründen im Römischen Reich innerhalb von knapp 300 Jahren zur führenden Religion geworden, da die Christen strikt gegen die Tötung ungeborener Kinder waren, dann, weil sie die Frauen als gleichwertige Personen ehrten und zum dritten, weil sie sich um die Armen und Bedürftigen kümmerten.<br />
<br />
[[Kategorie:Weltreligionen]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Wissenschaft&diff=45368Wissenschaft2008-09-14T08:59:53Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>{{Vorlage:Leiste Gaben des Heiligen Geistes}}<br />
<br />
'''Wissenschaft''' ist eine Gesamtheit von Erkenntnissen, welche durch '''systematisches''' sammeln, aufbewahren, lehren und überliefern geschieht.<br />
<br />
== Einteilung ==<br />
<br />
A) Universalwissenschaften, die, die Erstursachen aller Dinge suchen. <br />
Universalwissenschaften sind die [[Philosophie]], die mit Hilfe des menschlichen Verstandes forscht und der [[Theologie]], die sowohl durch den menschlichen Verstand als auch durch die göttliche [[Offenbarung]] nach den Erstursachen sucht.<br />
<br />
B) Einzelwissenschaften, die einen begrenzten Gegenstandsbereich behandeln z.B. die Physik.<br />
<br />
==Wissenschaft als Geistgabe==<br />
Die [[Gaben des Heiligen Geistes|Geistgabe der Wissenschaft]] erteilt dem Menschen das nötige Licht, um ein Gut von dem andern zu unterscheiden; sie lehrt das, was gewisser und sicherer ist, erwählen. Sie dringt in das Dunkelste ein und macht vollkommene Lehrmeister. Sie richtet sich gegen die Unwissenheit. Diese Gabe gehört zur [[Tugend]] des [[Glaube]]ns ([[Maria von Jesus zu Agreda]], Leben der jungfräulichen Gottesmutter Maria, Buch II, 13; Buch VII, 4+5).<br />
<br />
==Aussagen zur Wissenschaft==<br />
„Wissenschaft ohne [[Gewissen]] ist nichts als der Ruin der Seele!“ (Rabelais, Pantagruel, 8).<br />
<br />
[[Kategorie: Philosophie]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Homosexualit%E4t&diff=451872008-09-10T20:30:03Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Unter Homosexualität versteht man die "dauerhafte, dominierende erotische Anziehung zu Personen des gleichen Geschlechts, die oft (aber nicht notwendig) mit geschlechtlicher Aktivität" verbunden und der menschlichen Natur widerspricht. ([[NLChM]], S. 341) Als homosexuelle Handlungen bezeichnet man eine Art der [[Sodomie]] und versteht darunter die [[Sex|sexuelle]] Betätigung mit einer Person desselben Geschlechtes. Die Kirche lehrt, dass die Auslebung homosexueller Neigungen eine schwere [[Sünde]] ist. <br />
<br />
Das hybride griechisch/lateinische Wort existiert seit der Prägung durch Karl Maria Kertbeny im Jahre 1868 und wurde vor allem durch die ''Psychopathia sexualis'' von Richard von Krafft-Ebing seit 1886 verbreitet. Nach dem 2. Weltkrieg fand es auch Einzug in die katholische Moraltheologie.<br />
<br />
== Homosexualität im Katechismus ==<br />
<br />
Im Katechismus wird unter dem Thema "[[Keuschheit]] und Homosexualität" folgendes über Homosexualität ausgesagt:<br />
<br />
2357 „Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet, hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, ‚dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind’ (CDF, Erkl. ‚Persona humana’ 8). '''Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.“'''<br />
<br />
2358 „Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen haben tief sitzende '''homosexuelle Tendenzen'''. '''Diese Neigung, die objektiv ungeordnet ist''', stellt für die meisten von ihnen eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Verfasstheit erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.“<br />
<br />
2359 '''„Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen'''. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich – vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft –, durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.“<br />
<br />
== Homosexualität in der Bibel ==<br />
<br />
Die grundlegende Lehre der Ablehnung der ausgelebten Homosexualität gründet in der Bibel im Buch Genesis, wo klar grundgelegt wurde, dass Gott den Menschen als sein Abbild schuf. Er schuf sie als Mann und Frau (Vgl. Genesis 1 und 2). Alleine aus diesen zwei Kapitel kann man klar heraussehen, dass Homosexualität nicht Teil der gottgewollten Ordnung ist. <br />
<br />
Im Buch Levitikus (Kapitel 18 ff) wird explizit Homosexualität abgelehnt: "Du darfst nicht mit einem Mann (zakar=männliches Geschlecht) schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel." und "Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen, beide werden mit dem Tod bestraft, ihr Blut soll auf sie kommen."<br />
<br />
Eine weitere gewichtige Stelle im Alten Testament ist die Erzählung von Sodom und Gomorra in Genesis 18,19. Der katholische Neutestamentler [[Larry Hogan]], Direktor des Internationalen Theologischen Instituts in Gaming, schreibt dazu in einem Aufsatz: ''"Unbestreitbar ist, dass die Interpretation der Sünde von Sodom und Gomorra als homosexuelles Verhalten zu der in der Kirche und im allgemeinen Sprachgebrauch (Sodomie) am weitesten verbreiteten Auslegung wurde und dass sich auch der Judasbrief dieser Interpretation bedient. Ich zitiere und korrigiere im Anschluss daran die Übersetzung: 'Auch Sodom und Gomorra und ihre Nachbarstädte sind ein Beispiel: In ähnlicher Weise trieben sie Unzucht und wollten mit Wesen anderer Art verkehren; daher wurden sie mit ewigem Feuer bestraft.'Leider ist die Einheitsübersetzung irreführend. Die richtige Übersetzung lautet: "In ähnlicher Weise wie jene trieben sie Unzucht und wollten mit anderem Fleisch (sarkos heteras) verkehren". "Sarkos heteras" (griechisch) bedeutet "anderes Fleisch", nicht "Wesen anderer Art".'' (Larry Hogan, Homosexualität aus katholischer Sicht)<br />
<br />
Auch im Neuen Testament wird Homosexualität erwähnt: 1 Kor 6,9-11; 1 Tim 1,9f; Röm 1,18-28 und der Judasbrief 7. <br />
<br />
Im [[Römerbrief]] wird im ersten Kapitel in den Versen 26 und 27 Homosexualität klar abgelehnt: <br />
''26 Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen;<br />
27 ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung.''<br />
<br />
Zu den durch liberale Theologen versuchte Umdeutungen der Bibeltexte meinte Larry Hogan: "''Sehr oft werden Passagen aus der Bibel zitiert und neu interpretiert, ohne auf die Auslegungstradtion der Kirche Rücksicht zu nehmen. Dabei wird ein sehr wichtiges Prinzip der biblischen Interpretation vergessen, welches sowohl das 2. Vatikanische Konzil als auch die Päpstliche Bibelkommission betonten: 'Die Aufgabe aber, das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes unverbindlich zu erklären, ist nur dem lebendigen Lehramt der Kirche anvertraut, dessen Vollmacht im Namen Jesus Christi ausgeübt wird." Wenn es um die Auslegung einer Bibelstelle geht, ist es immer wichtig festzustellen, wie die Kirchenväter in den ersten Jahrhunderten diese Abschnitte verstanden haben. Sie waren diesen Schriften schließlich am nächsten! Ich finde es seltsam, dass die meisten modernen Kommentare, besonders in englischer und deutscher Sprache, die Kirchenväter ignorieren."'' (Larry Hogan, Homosexualität aus katholischer Sicht)<br />
<br />
== Ursachen der Homosexualität ==<br />
<br />
Die Kirche selbst hält sich bei Aussagen zu diesem Thema an die Wissenschaft. Die Ursachen für Homosexualität sind bis heute nicht geklärt.<br />
<br />
== Gesellschaftlicher Aspekt der Homosexualität ==<br />
<br />
Gelebte Homosexualität erscheint auch aus gesellschaftlichen Gründen wenig wünschenswert, da sie Nachkommenschaft aus ihrem Wesen heraus ausschließt.<br />
<br />
Am 24. November 2002 hat die vatikanische Kongregation für die Glaubenslehre unter Joseph Kardinal Ratzinger eine Lehrmäßige Note zu einigen Fragen über den Einsatz und das Verhalten der Katholiken im politischen Leben herausgegeben. Dort wird der Einsatz der Katholiken gefordert, wenn die politische Tätigkeit mit moralischen Prinzipien konfrontiert wird, die keine Abweichungen, Ausnahmen oder Kompromisse irgendwelcher Art zulassen. Dazu wird auf die zivilen Gesetze im Bereich der Abtreibung und Euthanasie und auf die Rechte des menschlichen Embryos verwiesen, die zu achten und zu verteidigen sind. Und dann wörtlich: „In analoger Weise muß der Schutz und die Förderung der Familie gewährleistet werden, '''die auf der monogamen Ehe zwischen Personen verschiedenen Geschlechts gründet''' und die in ihrer Einheit und Stabilität gegenüber den modernen Gesetzen über die Ehescheidung zu schützen ist. '''Andere Formen des Zusammenlebens können der Familie in keiner Weise rechtlich gleichgestellt werden noch als solche eine gesetzliche Anerkennung erhalten.'''“<br />
(Quelle: ''[http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_20021124_politica_ge.html LEHRMÄßIGE NOTE zu einigen Fragen über den Einsatz und das Verhalten der Katholiken im politischen Leben]'', 24. November 2002)<br />
<br />
== Päpstliche Schreiben ==<br />
<br />
*[[Johannes Paul II.]] 01.10.1986 Kongregation für die Glaubenslehre, Schreiben „Homosexualitas problema“ über die Seelsorge für homosexuellen Personen (AAS 79 [1987] 543-554; dt.: [[VAS]] 72).<br />
*23.07.1992 Kongregation für die Glaubenslehre, Einige Betrachtungen bezüglich der Antwort auf Gesetzesvorschläge zur Nicht-Diskriminierung homosexueller Personen (OR 24.7.1992).<br />
*25.3.1994 Päpstlicher Rat für die Familie: Schreiben an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen Europas über den Beschluss des Europaparlamentes in Bezug auf homosexuelle Paare.<br />
*17.03.2000 Päpstlicher Rat für die Familie, Erklärung zur Resolution des Europäischen Parlaments über die Gleichstellung der „faktischen Lebensgemeinschaften, einschließlich der homosexuellen, mit der Familie.<br />
*26.07.2000 Päpstlicher Rat für die Familie; Ehe, Familie und Faktische Lebensgemeinschaften [http://www.vatican.va/roman_curia/pontifical_councils/family/documents/rc_pc_family_doc_20001109_de-facto-unions_ge.html]<br />
*03.06.2003 Kongregation für die Glaubenslehre, Erwägung zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen (VAS 162) [http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_20030731_homosexual-unions_ge.html]<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Andreas Laun (Hg.), Homosexualität aus katholischer Sicht, Eichstätt 2001, ISBN -3-7721-0239-5<br />
* Josef Spindelböck: [http://www.stjosef.at/dokumente/kirche_und_homosexualitaet_moralhistorisch.htm Die sittliche Beurteilung der Homosexualität] - Moralhistorische Anmerkungen zum christlichen Standpunkt, April 2005<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.kathtube.com/mediadetails.php?key=e01860c877a916c0fc74 Kathtube, Video Kardinal Schönborn zur Homosexualität und Gesellschaft]<br />
* [http://www.kath.net/detail.php?id=19863 Homosexualität, eine Entwicklungsstörung]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Ethik]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Spiritus_Paraclitus_(Wortlaut)&diff=45178Spiritus Paraclitus (Wortlaut)2008-09-10T11:37:51Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''[[Bild: Christus-Bibel-Weinstock.JPG|thumb|right|Das WORT]]'''<br />
<br />
<center> [[Enzyklika]] </center><br />
{|align="center" cellpadding=5px;<br />
!bgcolor="yellow"|'''[[Spiritus paraclitus]]'''<br />
|-----<br />
{|align="center" <br />
<center>unsers [[Papst|Heiligen Vaters]] </center><br />
<center> [[Benedikt XV.]]</center><br />
<center> an alle Ehrwürdigen Brüder, die [[Patriarch|Patriarchen]], [[Primat|Primaten]], [[Erzbischof|Erzbischöfe]], [[Bischof|Bischöfe]] </center><br />
<center> und andere Ordinarien, welche in Gnade und Gemeinschaft mit dem [[Apostolischer Stuhl|Apostolischen Stuhl]] stehen </center><br />
<center> anlässlich der Fünfzehnhundertjahrfeier des Heimgangs des heiligen [[Hieronymus]] </center><br />
<center> ''' über die Inspiration der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] ''' </center><br />
<center> [[15. September]] [[1920]] </center><br />
<center> (Lateinischer Text: [[AAS]] XII [1920] ] -396-410-) </center><br />
<br />
(Quelle: Herder und &. Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung, Freiburg im Breisgau 1921, Lateinischer und deutscher Text, [[Imprimatur]] Friburgi Brisgoviae, die 28 Iulii 1921 † Carolus, Apps. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung [http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xv/encyclicals/documents/hf_ben-xv_enc_15091920_spiritus-paraclitus_en.html])<br />
<br />
'''Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
<br />
'''<center> Ehrwürdige Brüder, </center>'''<br />
<center> Gruß und Apostolischen Segen! </center><br />
<br />
==Einleitung==<br />
<br />
===Das Jubiläum des Heimganges des heiligen Hieronymus===<br />
<br />
'''1''' Während der Heilige Geist, der Beistand, das Menschengeschlecht mit den Heiligen Schriften ausstattete, um es in die göttlichen Geheimnisse einzuweihen, hat er auch im Verlauf der Jahrhunderte nicht wenige heilige und gelehrte Männer mit seiner Vorsehung erweckt, welche nicht nur verhüten sollten, dass jener himmlische Schatz ohne Frucht bleibe (1), sondern auch durch ihre Studien und Arbeiten den Christgläubigen den reichsten Trost aus den Schriften verschaffen sollten. Unter diesen nimmt nach dem übereinstimmenden Urteil aller wahrlich den ersten Platz der heilige Hieronymus ein, den die katholische Kirche als den größten, von Gott ihr geschenkten Lehrer zu Auslegung der Heiligen Schrift anerkennt und verehrt. Da wir demnächst die Vollendung des fünfzehnhundertsten Jahres seit dem Tage des Heimganges begehen, möchten Wir, ehrwürdige Brüder, diese einzigartige Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne dass Wir über den Ruhm und die Verdienste des Hieronymus in der biblischen Wissenschaft eigens ein Wort an euch richten. Wir erachten es als eine Pflicht Unseres apostolischen Amtes, dass Wir zur Förderung dieser edlen Wissenschaft das leuchtende Beispiel dieses großen Mannes als Vorbild hinstellen und die Mahnungen und Vorschriften, welche Unser Vorgänger seligen Angedenkens, Leo XIII. und Pius X., in dieser Angelegenheit zu großem Segen aufgestellt haben, mit Unserem apostolischen Ansehen bestätigen und den gegenwärtigen Zeitverhältnissen der Kirche näher anpassen. Denn der heilige Hieronymus, dieser wahrhaft katholische und im heiligen Gesetz reichbewanderte Mann (2), der Lehrmeister der Katholiken (3), zugleich ein Vorbild im Wandel und ein Lehrer der Welt (4), hat die katholische Lehre über die Heilige Schrift wunderbar erklärt und scharf verteidigt und bietet Uns so die zahlreichsten und schwerwiegendsten Gründe dar, die Wir ergreifen müssen, um die Kinder der Kirche, vor allem die Geistlichen, zu jener Ehrerbietigkeit gegen die Heilige Schrift zu ermahnen, welche mit frommer Lesung und anhaltendem Studium sich vereinigt.<br />
<br />
===Leben und Wirken des größten Auslegers der Heiligen Schrift===<br />
<br />
'''2''' Ihr wisst, ehrwürdige Brüder, dass der heilige Hieronymus zu Stridon, einem Städtchen, das ehemals an Dalmatien und Pannonien grenzte (5), geboren, von der Wiege auf mit katholischer Milch ernährt wurde (6), und dass er, nachdem er das Kleid Christi bei der heiligen Taufe in dieser heiligen Stadt empfangen hatte (7), während seines ganzen langen Lebens alle seine Kraft in den Dienst der Durchforschung, Auslegung und Sicherung der heiligen Bücher stellte. Zu Rom in lateinischer und griechischer Literatur unterrichtet, hatte er kaum die Schule der Rhetoren durchlaufen, als er, noch im Jünglingsalter stehend, es unternahm, den Propheten Abdias (Obadja) zu erklären. Bei dieser Übung des „jugendlichen Geistes“ (8) wuchs in ihm die Liebe zur Schrift dermaßen, dass er, als hätte er nach dem Gleichnis im Evangelium einen Schatz gefunden, alle Reichtümer dieser Welt (9) dagegen glaubte gering schätzen zu sollen. Daher schreckten ihn keine Härten, die sein Entschluss mit sich brachte, ab; Haus, Eltern, Schwester und Verwandte verließ er, ja selbst auf den gewohnten feineren Tisch leistete er Verzicht und siedelte in die heiligen Gegenden des Orients über, um die Reichtümer Christi und die Weisheit des Erlösers in ausgedehnterem Maße durch Lesung und Studium der Bibel sich zu verschaffen (10). Mehr als einmal beschreibt er selbst, wie viel Schweiß diese Bemühung ihn gekostet hat: „Von außergewöhnlichem Drang wurde ich hingerissen, aber ich enthielt mich von der Vermessenheit gewisser Leute, mich selbst zu belehren. Den Apollinaris von Laodizäa hörte ich zu Antiochia häufig und verehrte ihn, und obgleich er mich in der Heiligen Schrift unterrichtete, nahm ich doch seine strittige Lehre über den Sinn nicht an“ (11) <br />
<br />
'''3''' Von dort zog er sich in die abgelegene Gegend von Chalzis im östlichen Syrien zurück, sowohl um den Sinn des göttlichen Wortes vollkommener zu erkennen als auch zugleich, um die Triebe seines damaligen Lebensalters durch nachhaltiges Studium zu bemeistern. Dort schloss er sich an einen aus dem Judentum bekehrten christlichen Mitbruder als Schüler an, um die hebräische und aramäische Sprache zu erlernen. „Welche Mühsal ich dort auf mich genommen, welche Schwierigkeiten ich überstanden habe, wie oft ich hoffnungslos, wie oft ich aufhörte und im Lerneifer wieder begann, davon ist sowohl mein Gewissen Zeuge, der ich das durchmachte, als auch derjenigen, die meine Lebensweise teilten. Und ich danke Gott, dass ich aus dem bitteren Samen der Wissenschaft süße Früchte pflückte.“ (12) <br />
<br />
'''4''' Da aber das Gedränge der Häretiker nicht einmal in dieser Einsamkeit ihm Ruhe gönnte, begab er sich nach Konstantinopel, wo er den heiligen Gregor, den Gottesgelehrten, den Bischof jener Stadt, dessen Ruhm als Lehrer in voller Blüte stand, in der Erklärung der Heiligen Schrift fast drei Jahre lang zum Führer und Lehrer hatte; in dieser Zeit übertrug er die Homilien des Origenes zu den Propheten und das Chronikon des Eusebius ins Lateinische und verfasste eine Abhandlung über die Vision des Isaias von den Seraphim. Dringende Bedürfnisse der Kirche führten ihn aber dann nach Rom zurück. Da wurde er von Papst Damasus freundlich aufgenommen und bei der Leitung der kirchlichen Angelegenheiten beigezogen (13). Diese Aufgaben belasteten ihn sehr schwer; dennoch ließ er unter keinen Umständen davon ab, sowohl die heiligen Bücher zu studieren (14), Kodizes und miteinander zu vergleichen (15), als auch ihm vorgelegte Fragen zu lösen und Schüler beiderlei Geschlechts in der Kenntnis der Bibel einzuführen (16). <br />
<br />
'''5''' Das mühevollste Arbeitsgebiet aber, das ihm vom Papste übertragen wurde, war die Verbesserung der lateinischen Übersetzung des Neuen Testamentes. Diese hat er mit soviel Scharfsinn und Genauigkeit durchgeführt, dass gerade die neueren fachmännischen Beurteiler dieses Wissenszweiges das Werk des heiligen Hieronymus täglich mehr bewundern und höher schätzen. Während ihn aber all sein Denken und Sehnen an die heiligen Stätten Palästinas trug, zog Hieronymus sich von Damasus´ Tod nach Bethlehem zurück. Dort gründete er an der Geburtsstätte Christi ein Kloster, weihte sich ganz Gott und verwandte die ganze Zeit, die ihm vom Gebet übrig blieb, auf das Lernen und Lehren über die Heilige Schrift. „Denn ich reiste noch“, wie er von sich selbst bezeugt, „obwohl schon die grauen Haare über mein Haupt sich streuten und eher zum Lehrer als zum Schüler passten, doch noch nach Alexandrien und hörte den Didymus. Für vieles bin ich ihm dankbar. Ich lernte, was ich noch nicht wusste; was ich wusste, habe ich nicht verloren, auch wo jener eine abweichende Lehre vortrug. Die Leute glaubten, ich sei endlich mit dem Lernen am Ende; ich aber hatte wiederum in Jerusalem und Jericho, und zwar mit welcher Mühe und um welchen Preis, den Baraninas (17) nächtlicherweise als Lehrer bei mir. Denn er fürchtete sich vor den Juden und zeigte sich mir wie ein zweiter Nikodemus.“ <br />
<br />
'''6''' Aber auch mit dem Unterricht und den Unterweisungen dieser und anderer Lehrer ließ er sich nicht begnügen, sondern benutzte außerdem alle Hilfsmittel, welche zum Fortschritt nützlich waren. Nicht nur, dass er von Anfang an die besten Kodizes und Erklärungen der Heiligen Schrift sich verschafft hatte, auch die Bücher er Synagogen und die Schriftwerke der Bibliothek zu Cäsarea, welche Origenes und Eusebius gesammelt hatten, durchging er, um durch Vergleichung der Kodizes derselben mit den seinigen die echte Gestalt des biblischen Wortlautes und den wahren Sinn feststellen. Diesen vollständiger zu gewinnen, durchwanderte er Palästina in seiner ganzen Ausdehnung, da er fest davon überzeugt war, was er an Domino und Rogatianus schrieb: „In die Heilige Schrift wird klareren Einblick gewinnen, wer Judäa mit eigenen Augen gesehen hat und die Berichte der alten Städte und die alten Namen der Orte oder die abgeänderten kennen gelernt hat. Daher war es auch meine Sorge, dass ich mit gut gebildeten Hebräern mich der Mühe unterzog, das Land zu bereisen, dessen Name durch alle Kirchen Christi hallt.“ (18) <br />
<br />
'''7''' Hieronymus nährte daher mit jener lieblichen Speise die Seele ohne Unterlass, erklärte die Briefe Pauli, verbesserte die lateinischen Kodizes des Alten Testamentes nach dem griechischen Wortlaut, übersetzte fast alle Bücher aus dem hebräischen Text in die lateinische Sprache, täglich erörterte er vor den versammelten Mitbrüdern die heiligen Schriften, beantwortete die Briefe, welche von allen Seiten mit Anfragen über die Schrift bei ihm eintrafen, wies scharf die Kämpfer der katholischen Einheit und Lehre zurück, und – solche Gewalt hatte die Liebe zur Bibel über ihn – ließ vom Schreiben und Diktieren nicht eher ab, als bis seine Hände erstarrten und der Tod seine Stimme verstummen machte. So sparte er keine Mühe, weder Nachtwachen noch Kosten, und fuhr bis zum höchsten Greisenalter fort, im Gesetze des Herrn Tag und Nacht bei der Krippe zu betrachten. So ergoss er aus jener Einsamkeit auf die katholische Sache durch das Beispiel seines Lebens und seine Schriften größeren Segen, als wenn er zu Rom, in der Hauptstadt des Erdkreises, sein Leben verbracht hätte. <br />
<br />
==Inspiration und Irrtum in der Heilige Schrift==<br />
<br />
===Gott als oberster Urheber des gesamten Sinnes und aller Urteile der Heiligen Schrift===<br />
<br />
'''8''' Nachdem wir Leben und Wirken des Hieronymus knapp berührt haben, ehrwürdige Brüder, wollen wir zur Betrachtung seiner Lehre über die Würde und absolute Wahrheit der Heiligen Schrift gelangen. In dieser Sache wirst du fürwahr in den Schriften des größten Lehrers keine Seite finden, aus welcher nicht erhellte, dass er mit der gesamten katholischen Kirche fest und beständig an der Lehre hielt, dass die heiligen Bücher unter Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben sind, Gott zum Urheber haben und als solche der Kirche selbst übergeben worden sind (19). Ja, er versichert, dass die Bücher der Heiligen Schrift unter Eingebung, Darbietung oder Einprägung oder auch unter dem Vortrag des Heiligen Geistes verfasst worden, ja sogar von ihm geschrieben und herausgegeben worden sind. Aber er zweifelt daneben keineswegs daran, dass die einzelnen Schriftsteller derselben, jeder nach seiner Naturanlage und Geistesart, der Einsprechung Gottes frei gedient haben, denn er betont nicht bloß allgemein, was allen heiligen Schriftstellern gemeinsam ist, dass sie beim Schreiben dem Geist Gottes folgten, so dass Gott als oberster Urheber des gesamten Sinnes und aller Urteile der Heiligen Schrift anzusehen ist, sondern er unterscheidet auch genau, was einem jedem Schriftsteller eigentümlich ist. Denn er zeigt im einzelnen, wie ein jeder in der Anordnung des Stoffes, in der Sprache, in der Art und Weise, sich auszudrücken, seine eigenen Anlagen und Kräfte anwendet, so zwar, dass er einer jeden Eigenart und sozusagen die einzelnen Merkmale und Umrisse insbesondere bei den Propheten und beim Apostel Paulus zusammengefasst herausstellt. Diese Arbeitsgemeinschaft Gottes mit den Menschen zur Herstellung eines und desselben Werkes erläutert Hieronymus durch den Vergleich mit dem Künstler, der zur Fertigstellung einer Sache sich eines Gerätes oder Werkzeugs bedient. Alles, was die heiligen Schriftsteller aussprechen, sind Worte des Herrn, nicht ihre eigenen, und was er durch ihren Mund sagt, das hat der Herr gleichsam durch ein Werkzeug gesprochen.“ (20) <br />
<br />
===Die Einwirkung Gottes auf den heiligen Schriftsteller===<br />
<br />
'''9''' Wenn wir weiter untersuchen, wie diese Tat Gottes als der Hauptursache und seine Einwirkung auf den heiligen Schriftsteller zu verstehen sei, so dürfen wir erkennen, dass zwischen den Worten des heiligen Hieronymus und der gewöhnlichen Lehre der Kirche über die Eingebung (der heiligen Schrift durch den Heiligen Geist) gar kein Unterschied besteht, da er festhält, dass Gott durch Verleihung seiner Gnade dem Geiste des Schriftstellers die Erleuchtung darbiete, um an der Stelle Gottes die Wahrheit, um die es sich handelt, dem Volke vorzulegen; dass er außerdem den Willen bewege und zum Schreiben antreibe und ihm endlich in außerordentlicher und dauernder Weise zur Seite stehe, bis er das buch vollendet hat. Von diesem Standpunkt aus hauptsächlich leitet der heilige Mann die höchste Wertfülle und Würde der Schrift ab, deren Wissenschaft er einem kostbaren Schatze (21) und einer edlen Perle (22) vergleicht, und er erklärt, dass man in ihnen die Reichtümer Christi (23) und das Silber, womit das Haus Gottes geschmückt wird (24), finde.<br />
<br />
===Irrtümer===<br />
<br />
'''10''' Das alles überragende Ansehen derselben hielt er durch Wort und Beispiel derart hoch, dass er bei jeder Streitfrage, die auftauchte, zur Bibel als stets vollgültiger Waffenkammer seine Zuflucht nahm und die von dort erhobenen Zeugnisse als sicherste Beweisgründe, gegen die ein Aufkommen ausgeschlossen sei, verwandte, um die Irrtümer der Gegner zu widerlegen. So (schrieb) er gegen Helvidius, der die immerwährende Jungfrauschaft der Gottesmutter leugnete, klar und einfach: „Wie wir das, was geschrieben steht, nicht leugnen, so weisen wir das zurück, was nicht geschrieben steht. Wir glauben, dass Gott von der Jungfrau geboren wurde, weil wir es lesen. Dass Maria nach der Geburt (Jesu) die Ehe vollzogen habe, glauben wir nicht, weil wir es nicht lesen.“ (25) <br />
<br />
'''11''' Er gelobt, mit den gleichen Waffen gegen Jovinian für die katholische Lehre über den jungfräulichen Stand, die Beharrlichkeit, die Enthaltsamkeit und die Verdienstlichkeit der guten Werke aufs schärfste zu kämpfen: „Gegen seine einzelnen Aufstellungen werde ich mich zumeist mit Zeugnissen der Schrift erheben, damit der Beschwerdesüchtige nicht das Gerede aufbringen kann, er sei mehr durch die Beredsamkeit als durch die Kraft der Wahrheit überwunden worden.“ (26) <br />
<br />
'''12''' Und bei der Verteidigung seiner Bücher gegen denselben Häretiker schreibt er, „gleichsam als ob er anzugehen gewesen wäre, mir zu weichen, und nicht widerwillig und sich sträubend in die Bande der Wahrheit zu führen gewesen“ (27). Von der gesamten Heiligen Schrift sagt er im Kommentar zu Jeremias, an dessen Vollendung ihn der Tod hinderte: „Nicht dem Irrtum der Eltern und Vorfahren müssen wir folgen, sondern dem Ansehen der Heiligen Schrift und dem Befehl des lehrenden Gottes.“ (28) Weg und Art, gegen die Feinde zu kämpfen, lehrt er Fabiola so: „Wenn du in der Heiligen Schrift unterrichtet bist und ihre Gesetze und Zeugnisse als den Anschluss an die Wahrheit erkannt hast, dann wirst du mit den Gegnern kämpfen, wirst sie fesseln und gebunden in die Gefangenschaft führen, und aus den ehemaligen Feinden und Gefangenen wirst du Freie Gottes machen.“ (29) <br />
<br />
===Freiheit von Irrtum in der Heiligen Schrift===<br />
<br />
'''13''' Mit der göttlichen Eingebung der heiligen Bücher und ihrem höchsten Ansehen lehrt Hieronymus weiter auch deren Unversehrtheit und Freiheit von jedem Irrtum und jeder Täuschung als notwendige Folge, also so, wie er es als Überlieferung der Väter und allgemeinen Glauben in den berühmtesten Schulen des Morgen- und Abendlandes gelernt hatte. Und wirklich, als nach Beginn der ihm von Papst Damasus übertragenen Verbesserung des Neuen Testamentes einige Kleingeister ihn geflissentlich mit Vorwürfen überhäuften, weil er entgegen dem Ansehen der Vorfahren und der Meinung der ganzen Welt in den Evangelien etwas zu verbessern gesucht hätte, da antwortete er kurz, er sei nicht so stumpfsinnig und nicht so ganz ungebildet gewesen, dass er geglaubt hätte, dass an den Worten des Herrn etwas zu verbessern oder nicht von Gott eingegeben gewesen sei (30). Indem er aber die erste Vision des Ezechiel von den vier Evangelien auslegte, bemerkt er: „Dass der ganze Leib und auch der Rücken voll Augen war, das wird derjenige für gut heißen, der erkannt hat, dass in den Evangelien nichts ist, was nicht leuchtet und mit seinem Glanze die Welt erhellt, so dass selbst das, was klein und unbedeutend scheint, von der Hoheit des Heiligen Geistes umstrahlt ist.“ (31) <br />
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'''14''' Und was er dort von den Evangelien behauptet, das bekennt er von allen andern Worten des Herrn in seinen Kommentaren als Grundgesetz der katholischen Auslegung. An diesem Merkmal der Wahrheit wird gerade nach dem Mahnwort des Hieronymus der echte Prophet vom falschen unterschieden (32). Denn „die Worte des Herrn sind wahr, sein Reden ist Tat“ (33). Daher „kann die Schrift nicht lügen“ (34), und es ist Sünde, zu sagen, dass die Schrift lüge“ (35), ja dass sie nur einen Irrtum in der Benennung in ihren Worten zulasse (36). Der heilige Lehrer fügt überdies bei: Die Apostel verhielten sich anders als die übrigen Schriftsteller, nämlich die profanen; jene sagten immer nur Wahrheit, diese würden als Menschen in gewissen Dingen irren (37); und möge vieles, was in der Schrift gesagt wird, unglaublich scheinen, es sei dennoch wahr (38); in diesem Wort der Wahrheit könnten keine Berichte, keine Urteile vorkommen, die Miteinander in Widerspruch (39) ständen, nichts Zwiespältiges, nichts Abweichendes. Daher sei, was in der heiligen Schrift gegensätzlich scheine, beides wahr, obwohl es verschiedenartig sei (40). <br />
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'''15''' Da er diesem Grundsatz mutig treu blieb, wandte Hieronymus, wenn in der Heiligen Schrift etwas mit anderem nicht zu stimmen schien, alle Sorgfalt und Überlegung an, um die Frage zu enträtseln; wenn er die Sache nicht für genügend gelöst betrachtete, stellte er über dieselbe, wo sich Gelegenheit bot, wiederholt Untersuchungen an, bisweilen mit nicht gerade glücklichem Ausgang. Niemals jedoch beschuldigt er die heiligen Schriftsteller auch nur der geringsten Täuschung, „das freilich ist die Art der Gottlosen, des Celsus, Porphyrius, des Julianus“ (41). Hierin stimmt er völlig mit Augustinus überein. Dieser schrieb gerade an Hieronymus, dass er allein den heiligen Büchern diese Ehrfurcht und Achtung zolle, fest zu glauben, dass keinem ihrer Verfasser beim Schreiben irgendein Fehler eingeflossen sei; wenn daher er in diesen Schriften auf etwas stoße, was der Wahrheit zu widersprechen scheine, dann vermute er nicht dies, sondern dass entweder der Kodex fehlerhaft sei, oder dass der Übersetzer geirrt habe, oder dass er selbst die Sache nicht richtig verstehe. Dem fügt er das Folgende bei: „Ich glaube, dass auch Du, mein Mitbruder, nicht anders urteilst. Ich glaube durchaus nicht, dass Du Deine Bücher, sage ich, so gelesen sehen willst wie die der Propheten und der Apostel, bezüglich deren Schriften es frevelhaft wäre, zu zweifeln, dass sie von jedem Irrtum frei sind.“ (42) <br />
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'''16''' Durch diese Lehre des Hieronymus werden die Worte Unseres hochseligen Vorgängers Leo XIII. vortrefflich bekräftigt und beleuchtet, durch welche er den alten und beständigen Glauben der Kirche von der vollkommenen Freiheit der Heiligen Schrift von allen Irrtümern feierlich erklärt hat. „Die göttliche Eingebung ist von der Möglichkeit, dass in sie ein Irrtum sich einschleiche, so weit entfernt, dass sie nicht nur an sich jeden Irrtum ausschließt, sondern ihn mit solcher Notwendigkeit völlig ausschließt, als es nötig ist, dass Gott, die höchste Wahrheit, der Urheber keines Irrtums sein kann.“ (43) <br />
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'''17''' Mit Berufung auf die Erklärungen der Konzilien von Florenz und Trient, die auf der Kirchenversammlung vom Vatikan bekräftigt wurden, bemerkt er außerdem folgendes: „Daher ist es ganz ohne Bedeutung, dass der Heilige Geist Menschen gleichsam als Werkzeuge zum Schreiben beigezogen hat, wie wenn zwar nicht von dem ersten Urheber, wohl aber von den gotterleuchteten Schriftstellern etwas Irrtümliches hätte ausgehen können. Denn durch übernatürliche Kraft hat er sie so zum Schreiben angeregt und bewegt und ist ihnen beim Schreiben so beigestanden, dass sie alles das und nur das, was er aufgab, sowohl im Geiste richtig erfassten und treu niederschreiben wollten und passend mit unfehlbarer Richtigkeit ausdrückten; andernfalls wäre nicht er selber der Urheber der gesamten Heiligen Schrift.“ (44) <br />
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==Die Auslegung der Heiligen Schrift==<br />
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===Innerkatholisches, stolzes Selbstvertrauen auf das eigene Urteil===<br />
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'''18''' Es ist zu beklagen, ehrwürdige Brüder, dass obwohl diese Worte Unseres Vorgängers keinen Raum für Zweifel und Ausflüchte lassen, doch nicht nur Außenstehende, sondern auch Angehörige der katholischen Kirche, ja, was uns noch schwerere Seelennot zufügt, selbst geistliche und Professoren der theologischen Wissenschaften sich gefunden haben, welche im stolzen Selbstvertrauen auf das eigene Urteil das Lehramt der Kirche auf diesem Gebiete entweder offen abgelehnt oder heimlich bekämpft haben. Gewiss heißen Wir den Entschluss jener für gut, welche um sich und andern aus den Schwierigkeiten, die das heilige Buch darbietet, herauszuhelfen, zu deren Entkräftung voll Vertrauen auf alle Hilfsmittel des Studiums und der Kritik neue Wege und Gründe zu finden suchen; sie werden jedoch bedauerlich vom Ziele abirren, wenn sie die Vorschriften Unseres Vorgängers vernachlässigen und gewisse Grenzen und die von den Vätern aufgestellten Schranken überschreiten. <br />
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===Außerhalb der Grenzen bewegen sich die Neuerer===<br />
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'''19''' Innerhalb dieser Vorschriften und Grenzen bewegt sich keineswegs mehr die Meinung jener Neuerer, welche einen Unterschied zwischen einem der Heiligen Schrift in erster Linie zugehörigen Inhaltsteil oder dem religiösen und einer ihr in zweiter Linie zugehörigen oder profanen Teil machen und die göttliche Eingebung auf alle Aussagen der Heiligen Schrift, selbst auf die einzelnen Worte der Bibel sich beziehen lassen wollen, oder deren Wirkung und vor allem die Freiheit vom Irrtum und die vollkommene Wahrheit bloß auf den in erster Linie zugehörigen Teil, den religiösen, beschränken und einengen. Sie hegen die Meinung, dass nur das allein, was auf die Religion Bezug habe, von Gott in der Heiligen Schrift beabsichtigt und gelehrt werde; das übrige aber, was der weltlichen Wissenschaft zugehöre und der Offenbarungslehre nur wie ein äußeres Gewand diene, nur zugelassen werde und der Schwachheit des Schriftstellers unterworfen bleibe. Daher sei es kein Wunder, wenn man im physischen, geschichtlichen und ähnlichen Dingen in der Bibel auf recht vieles stoße, was mit dem Fortschritt unserer Zeit in den Wissenschaften durchaus nicht vereinbart werden könne. <br />
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'''20''' Manche behaupten, dass diese so aufgebrachten Meinungen mit den Vorschriften Unseres Vorgängers nicht in Widerspruch ständen, da dieser erklärt habe, der heilige Schriftsteller rede in natürlichen Dingen nach dem äußeren Schein, der ja täuschen könne. Wie gewagt, ja wie falsch diese Behauptung ist, geht klar aus den Worten des Papstes selbst hervor. Denn vom äußeren Schein der Dinge, dem nach dem Vorbild Augustins und Thomas´ von Aquin Leo XIII. mit größter Weisheit Rechnung zu tragen anwies, wird der Heiligen Schrift keinerlei Makel des Irrtums angetan, da ja der Sinn bei Erkenntnis jener Dinge, deren Erfassung ihm eigentümlich ist, keineswegs sich täuscht, das ist ein Lehrsatz der gesunden Philosophie. <br />
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'''21''' Außerdem hat Unser Vorgänger jede Unterscheidung zwischen Dingen, die in erster Linie, und solchen, die in zweiter Linie, wie sie sagen, zur Heiligen Schrift gehören, abgewiesen, jede Zweideutigkeit ausgeschlossen und gehörig gezeigt, dass die Meinung jener, welche glauben, „wenn es sich um die Wahrheit von Aussagen handelt, sei nicht so sehr zu untersuchen, was Gott gesagt hat, dass nicht eher abgewogen werde, aus welchem Grunde er es gesagt hat“, von der Wahrheit sich aufs weiteste entferne. Er lehrt, dass die göttliche Eingebung auf alle Teile der Bibel ohne Ausnahme und ohne Unterschied sich erstrecke und kein Irrtum dieses von Gott eingegebenen Wortlautes vorkommen könne. „Unrecht wird es in jedem Falle sein, die göttliche Eingebung nur auf einzelne Teile der Heiligen Schrift zu beschränken und zuzugeben, dass der heilige Verfasser selbst geirrt habe.“<br />
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===Die historische Wahrheit der Heiligen Schrift===<br />
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'''22''' Nicht weniger weichen diejenigen von der Lehre der Kirche ab, die durch das Zeugnis der Hieronymus und der anderen Väter bestätigt ist, ab, welche glauben, dass die historischen Teil der Heiligen Schrift nicht auf vollkommener Wahrheit beruhen, sondern nur auf einer beziehungsweisen (relativen), wie sie dieselbe nennen, und mit dem Volksglauben übereinstimmenden. Sie scheuen sich nicht, das gerade aus den Worten des Papstes Leo erheben zu wollen, weil er gesagt hat, dass die Grundssätze über die Beschreibung der Naturdinge auf die geschichtlichen Disziplinen übertragen werden können. Daher behaupten sie, dass die heiligen Schriftsteller, wie sie im Gebiet der Natur nach dem Augenscheine sich ausgesprochen hätten, so hätten sie die Geschehnisse ohne eigene Kunde erzählt, so wie sie nach allgemeinem Volksglauben oder falschen Zeugnissen anderer festzustehen schienen, und hätten weder die Quellen ihrer Wissenschaft angegeben noch die Erzählungen der andern zu den ihrigen gemacht. Warum sollten Wir eine gegen Unsern Vorgänger ganz ungerechte, falsche und irrtumsvolle Annahme weitläufig widerlegen? Wo ist denn die Ähnlichkeit der Naturdinge mit der Geschichte, wenn die Physik sich mit dem befasst, was sinnlich erscheint und daher mit den Erscheinungen übereinstimmen muss, während im Gegensatz das oberste Gesetz der Geschichte das ist, dass die Beschreibungen mit den Tatsachen, so wie sie sich wirklich zugetragen haben, übereinstimmen müssen? Würde man einmal die Meinung dieser annehmen, wie stände dann, noch von allem Falschen frei, jene Wahrheit der heiligen Erzählung unerschütterlich fest, von der Unser Vorgänger im ganzen Fortlauf des Wortlautes seines Rundschreibens erklärt, dass sie festgehalten werden müsse? <br />
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'''23''' Wenn er feststellt, dass auf die Geschichte und die verwandten Wissenschaften die gleichen Grundsätze mit Nutzen übertragen werden können, welche in den naturwissenschaftlichen Dingen statthaft sind, so hat er das nicht allgemein festgestellt, sondern gibt nur dazu Veranlassung, dass wir mit ähnlichem Verfahren an die Widerlegung der Täuschungen unserer Gegner uns machen und an die Verteidigung der geschichtlichen Zuverlässigkeit der Heiligen Schrift gegen die Angriffe derselben. <br />
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'''24''' Möchten nur die Freunde der Neuerungen hierbei Halt machen; aber diese gehen soweit, dass sie den Gelehrten von Stridon zur Verteidigung ihres Standpunktes anrufen, als hätte er die Ansicht vertreten, dass die geschichtliche Zuverlässigkeit und Anordnung in der Bibel nicht gemäß dem gewahrt würde, was war, sondern gemäß dem, was zu jener Zeit geglaubt wurde, und als hätte er das für das eigentliche Gesetz der Geschichte hingestellt (45). Man muss sich wundern, bis zu welchem Grade sie die Worte des Hieronymus zugunsten ihrer Aufstellungen verdrehen. Denn wer sollte nicht sehen, dass Hieronymus das lehrt, dass der heilige Schriftsteller sich nicht beim Bericht über die Geschehnisse als der Wahrheit unkundig einer falschen Volksmeinung anpasse, sondern bei Bezeichnung der Personen und Sache die die gemeinübliche Art sich auszudrücken befolge? Wie, wenn er den heiligen Joseph Vater Jesu nennt und den Sinn, den er mit dem Namen Vater verbindet, selbst im ganzen Verlauf der Erzählung nicht unklar zu erkennen gibt. Dies ist nach dem Geist des Hieronymus das wahre Gesetz der Geschichte, dass der Schriftsteller, wenn es sich um solche Benennungen handelt, unter Beseitigung jeder Gefahr des Irrtums die gewohnte Art des Irrtums, sich auszudrücken, einhalte, weil der Gebrauch Richtschnur und Regel des Ausdruckes ist. Wie, wenn unser Gewährsmann die Dinge, welche die Bibel als Geschehnisse erzählt, gleichwie die heilsnotwendigem Glauben anzunehmenden Lehren zu glauben verlangt? Und wirklich schreibt er im Kommentar zum Brief an Philemon das Folgende: „Was ich aber sage, ist dies: Es glaubt jemand an Gott, den Schöpfer; er kann nicht glauben, wenn er nicht zuvor geglaubt hat, das das wahr ist, was über seine Heiligen geschrieben ist.“ Er führt dann möglichst viele Beispiele aus dem Alten Testamente an und schließt so: „Wenn jemand dies und das übrige, was über die Heiligen geschrieben ist, nicht glaubt, so kann er an den Gott der Heiligen nicht glauben.“ (46) <br />
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'''25''' Hieronymus bekennt also überhaupt ganz dasselbe, was Augustinus, das Verständnis des ganzen christlichen Altertums zusammenfassend, schrieb: Was die Heilige Schrift von Henoch, Elias und Moses mit den sicheren und starken Beweisgründen ihres Glaubens zu höchster Stelle des Ansehens erhoben bezeugt, das glauben wir ... Wir glauben also nicht deshalb an die Geburt aus der Jungfrau Maria, weil (Christus) anders nicht im wahren Fleische sein und den Menschen erscheinen konnte (wie Faustus wollte), sondern weil es in der Schrift geschrieben steht, und wir weder Christen sein noch das Heil erlangen könnten, wenn wir ihr nicht glaubten (47). <br />
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===Untergrabung der überlieferten katholischen Lehre über die Heiligen Schrift===<br />
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'''26''' Der Heiligen Schrift fehlt es nicht an andern, die sie herabsetzen. Wir verstehen darunter jene, welche zwar innerhalb bestimmter Grenzen richtige Grundsätze so missbrauchen, dass sie die Grundlage der Wahrheit der Bibel erschüttern, die von den Vätern gemeinsam überlieferte katholische Lehre untergraben. Wenn Hieronymus noch lebte, so würde er sie mit jenem allerdings recht scharfen Geschosse seiner Beredsamkeit überschütten, weil sie mit Hintansetzung des Geistes und des Urteils der Kirche zu den sogenannten einschlussweisen Zitationen oder zu den Erzählungen, die nur dem Scheine nach geschichtlich sind, ihre Zuflucht nehmen, oder weil sie in den heiligen Büchern gewisse schriftstellerische Kunstformen des Schrifttums zu finden suchen, mit denen die Wahrheit des göttlichen Wortes sich nicht restlos und vollkommen vereinigen lässt, oder über den Ursprung der biblischen Bücher Meinungen aufstellen, dass deren Ansehen schwankt oder gänzlich untergeht. <br />
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'''27''' Was soll man doch nur von jenen halten, die bei Erklärung der Evangelien schon die menschliche Glaubwürdigkeit herabdrücken, die ihnen zukommt, die göttliche zerstören? Denn was Jesus Christus gesprochen und getan hat, das, meinen sie, sei nicht unverderbt und unverändert auf uns gekommen durch das Zeugnis derer, welche selbst Augen- und Ohrenzeugen waren es gewissenhaft beschrieben haben; sondern, zumal soweit es sich um das vierte Evangelium handelt, sei es zum Teil nur aus den Evangelisten hervorgegangen, welche vieles selbst ausgedacht und hinzugefügt hätten, teils sei es aus der Erzählung der Gläubigen einer anderen Zeit zusammengetragen. Daher seien aus zwei Quellen die Wasser in ein Bett zusammengeflossen und in ihm so enthalten, dass sie heute an keinem sichern Merkmal mehr zu unterscheiden sein. Hieronymus, Augustinus und die andern Lehrer der Kirche, haben die geschichtliche Zuverlässigkeit der Evangelien nicht so verstanden, von der jener, „der Augenzeuge war, Zeugnis abgelegt hat, und sein Zeugnis ist wahr. Und jener weiß, dass er Wahres berichtet, dass auch ihr glaubt“ (48). Nachdem Hieronymus die Häretiker, welche apokryphe Evangelien zusammengeschmiedet hatten, dafür getadelt hatte, dass sie es gewagt hatten, „mehr eine Erzählung zuzurichten als die geschichtliche Wahrheit darzulegen“ (49), schreibt er insbesondere wenigstens über die kanonischen Schriften im Gegensatz zu jenen: „Niemand zweifelt, dass geschehen sei, was geschrieben worden ist“ (50), immer wieder Augustinus beipflichtend, der von den Evangelien vortrefflich sagt: „Das ist wahr und über jenen treu und wahrhaft geschrieben, so dass jeder, der seinem Evangelium glaubt, von der Wahrheit unterrichtet, nicht von Lügen getäuscht wird.“ (51) <br />
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'''28''' Ihr seht nun, ehrwürdige Brüder, wie sehr ihr danach streben müsst, dass die ungesunde Freiheit der Meinungen, welche die Väter aufs sorgsamste geflohen haben, auch heute die Kinder der Kirche mit nicht geringer Achtsamkeit meiden. Das werdet ihr umso leichter erreichen, wenn ihr die Geistlichen und Laien, die euch der Heilige Geist zur Leitung unterstellt hat, davon überzeugt, dass Hieronymus und die anderen Kirchenväter diese Lehre von der Heiligen Schrift nirgendwo anders als in der Schule des göttlichen Meisters Jesus Christus gelernt haben. Denn was lesen wir anders von der Gesinnung des Herrn über die heilige Schrift? Unter seinen Worten bildet das „Es ist geschrieben“ und das „Es muss die Schrift erfüllt werden“ schon einen über jeden Einwand erhabenen Beweis, der allen Streitigkeiten ein Ende macht. <br />
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===Eine ungesunde Freiheit der Meinungen===<br />
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'''29''' Doch wir wollen bei dem Gegenstande einen Augenblick verweilen. Wer wüsste nicht oder hätte es vergessen, dass der Herr Jesus in den Reden an das Volk, sowohl am See Genezareth als in der Synagoge zu Nazareth und in der Stadt Kapharnaum, die Lehrstücke und die Beweisgründe für sie aus der heiligen Schrift nahm? Nahm er nicht im Streit mit den Pharisäern und Sadduzäern ebenfalls von dort her seine unbesiegten Waffen? Mochte er lehren oder Auseinandersetzungen halten, nahm er aus jedem beliebigen Teil der Schrift Lehrsprüche und Beispiele und führt sie als solche an, denen man notwendig glauben muss; hierbei beruft er sich, ohne Unterschiede zu machen, auf Jonas, die Niniviten, die Könige von Saba und Salomon, auf Elias und Elisäus, auf David, Noach, Lot und die Sodomiten und selbst auf die Frau des Lot (52). Für die Wahrheit der Heiligen Schrift legt er aber so nachdrücklich Zeugnis ab, dass er feierlich erklärt: „Kein Jota und kein Strichelchen vom Gesetz wird vergehen, bis alles geschieht“ (53), und: „Es kann die Schrift nicht aufgelöst werden“ (54), deshalb: „Wer eines von den kleinsten Geboten hier aufhebt und die Menschen so belehrt, der wird der geringste im Himmelreich genannt werden.“ (55) Damit die Apostel diese Lehre völlig in sich aufnehmen, „eröffnete“ er ihnen, die er bald auf Erden zurücklassen wollte, bevor er zum Vater im Himmel aufstieg, „den Sinn (derselben), damit sie die Schrift verständen, und sagte zu ihnen: So steht geschrieben, und so musste Christus leiden und am dritten Tage auferstehen.“ (56) <br />
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'''30''' Die Lehre des Hieronymus über den Wert und die Wahrheit der Heiligen Schrift ist also, um es mit einem Worte zu sagen, die Lehre Christi. Daher ermahnen wir alle Kinder der Kirche, insbesondere aber diejenigen, welche den geistlichen Nachwuchs in diesem Willenszweig ausbilden, nachdrücklich, dass sie die Wege des Lehrers von Stridon standhaften Geistes einhalten, dann werden sie ohne Zweifel diesen Schatz der heiligen Schrift selbst so hoch ehren, wie jener ihn gestellt hat, und aus seinem Besitz die erfreulichsten Früchte des Heiles gewinnen.<br />
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===Weitere Vorteile dem großen Lehrer als Führer und Meister zu folgen===<br />
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'''31''' Denn dass wir dem großen Lehrer als Führer und Meister folgen, das bringt nicht nur die obenerwähnten Vorteile, sondern dazu noch weitere, und zwar weder wenige noch unerhebliche. Wir möchten dieselben mit euch, ehrwürdige Brüder, kurz durchgehen. Da steht vor Unserem geistigen Auge, um mit dem Vorhaben zu beginnen, vor allem jene glühende Liebe zur Heiligen Schrift, die Hieronymus das ganze Leben hindurch durch sein Beispiel und mit dem Geiste Gottes erfüllten Worten gezeigt und in den Herzen der Gläubigen täglich mehr zu entfachen gesucht hat. „Liebe die Heilige Schrift“, so mahnt er in der Jungfrau Demestrias ersichtlich alle, „und die Weisheit wird dich lieben; liebe sie, und sie behütet dich; ehre sie, und sie umfängt dich. Dieses Geschmeide möge dir am Herzen und Ohr haften.“ (57) <br />
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'''32''' Wirklich hatte er durch die fortdauernde Lesung der Schrift und die Erforschung der Lehrsprüche und Worte eine solche Vertrautheit mit dem heiligen Buch erlangt wie kein anderer Schriftsteller im kirchlichen Altertum. Diesem biblischen Wissen, verbunden mit feinem Urteil, ist es zu verdanken, dass die von unserem Lehrer hergestellte Übersetzung der Vulgata nach dem Urteil aller unvoreingenommenen Richter alle andern alten Übersetzungen bei weitem überragt, da sie sichtlich den Urtyp sorgfältiger und eleganter wiedergibt. Die Vulgata selbst aber, welche das Konzil von Trient für authentisch erklärt und beim Lehren und beten anzuwenden vorschreibt, wünschen Wir herzlich, wenn Uns Gott in seiner Güte den Genuss dieses Lichtes so lange gewährt, auf Grund der Handschriften verbessert und wiederhergestellt zu sehen. Wir zweifeln nicht, dass aus diesem schwierigen und mühreichen Werk, das von Unserem hochseligen Vorgänger Pius X. den Mitgliedern des Benediktinerordens weise übertragen worden ist, für das Verständnis der Heiligen Schrift neue Sicherungen sich ergeben. <br />
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'''33''' Die Liebe zur Heiligen Schrift zeigt sich besonders auch in den Briefen des heiligen Hieronymus so augenfällig, dass dieselben wie Gewebe aus den göttlichen Worten selbst erscheine; und wie für den heiligen Bernhard nichts Wohlgeschmack besaß, was dem süßen Namen Jesu fern war, so hatte unser Gewährsmann an keinen Schriften Freude, welche des Lichtes der Heiligen Schrift entbehrten. Daher schrieb er an den heiligen Paulinus, einen Mann von einst senatorischen Rang und konsularischer Würde, der sich nicht lange vorher zum christlichen Glauben bekehrt hatte, das Folgende ganz offen: „Hättest Du diese Grundlage (nämlich die Kenntnis der Heiligen Schrift), ja würde sie als letzte Hand über Dein Werk geführt werden, dann hätten wir nichts Schöneres, nichts Gelehrteres, nichts in besserem Latein als Deine Bücher, ... Würde mit dieser Klugheit und Beredsamkeit das Studium oder das Verständnis der Heiligen Schrift sich vereinigen, dann würdest Du in Kürze die Höhe der Unsrigen besitzen.“ (58) <br />
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'''34''' Auf welche Weise aber dieser große Schatz, den der himmlische Vater seinen Kindern auf die Pilgerfahrt zum Troste mitgegeben hat, mit froher Hoffnung auf einen guten Ausgang zu suchen ist, das zeigt uns durch sein Beispiel gerade Hieronymus an. Er mahnt zuerst, dass wir mit sorgfältiger Vorbereitung und guter Willensstimmung uns an dieses Studium machen sollen. Denn um alle äußeren Hindernisse zu entfernen, welche ihn von seinem heiligen Vorsatze zurückhalten vermocht hätten, hat er selbst, nachdem er die Taufe empfangen hatte, jenen Mann nachgeahmt, der einen Schatz gefunden hatte und vor der Freude darüber hingibt, alles verkauft, was er hat, und jenen Acker kauft (59); er verzichtet auf die hinfälligen und eitlen Genüsse dieser Welt, suchte die Einsamkeit auf und ergab sich umso eifriger einer strengen Lebensweise, je mehr er erkannt hatte, dass er früher unter den Lockungen der Laster sein Heil gefährdet hatte. Doch nachdem diese Hindernisse beseitigt waren, erübrigte sicherlich noch, dass er sich nach der Wissenschaft Jesu Christi gestaltete und anzog, der sanftmütig und von Herzen demütig ist; hat er doch in sich selbst erfahren, was Augustinus nach eigenem Zeugnis im Beginne seiner Studien erlebt hat. Nachdem dieser als Jüngling in den Schriften Ciceros und anderer Autoren sich vertieft hatte und dann der Heiligen Schrift seine Aufmerksamkeit zuwenden wollte, „da schien sie mir“, wie er sagt, „nicht würdig, um der vornehmen Schreibart des Tullius an die Seite gestellt zu werden. Denn mein aufgeblasener Geist schreckte vor ihrem Äußeren zurück, und mein Scharfsinn drang noch nicht in ihr Inneres ein. Sie wollte mit den Kleinen wachsen. Ich jedoch verschmähte es, klein zu sein, und in aufgeblähtem Hochmut kam ich mir groß vor“ (60). Nicht anders ging es Hieronymus. Wenn er auch in die Einsamkeit zurückgezogen hatte, so fand er an den weltlichen Wissenschaften doch eine solche Freude, dass er den demütigen Christus in der Demut der Schrift noch nicht erkannte. „So fastete ich Armer“, sagt er, „in der Erwartung der Lesung Ciceros“. Nach vielen Nachtwachen, nach Tränenbächen, die die Erinnerung an die vergangenen Sünden aus dem innersten Herzen hervorbrechen ließ, wurde wieder Plautus zur Hand genommen. War ich dann einmal zu mir zurückgekehrt und hatte die Propheten zu lesen begonnen, da widerstand mir die kunstlose Redeweise, und weil ich mit meinen verblendeten Augen das Licht nicht sah, meinte ich, die Schuld liege nicht an meinen Augen, sondern an der Sonne.“ (61) <br />
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'''35''' Aber bald gewann er die Torheit des Kreuzes so lieb, dass er ein Beweis ist, wie viel eine demütige und fromme Geistesverfassung zum Verständnis der Bibel beiträgt. Da er sich bewusst war, dass wir zur Erklärung der Heiligen Schrift immer der Ankunft des heiligen Geistes bedürfen (62), und dass die Heilige Schrift nicht anders zu lesen und zu versehen ist, als wie der Sinn des Heiligen Geistes es erfordert, in dem sie geschrieben ist (63), so ruft der heilige Mann Gottes Hilfe und die Erleuchtung des Beistandes von oben flehentlich an und weiß dazu auch die Fürbitte der Freunde zu gewinnen; und wir lesen, da er Gottes Hilfe und dem Gebet der Brüder sowohl die Auslegungen der heiligen Bücher empfiehlt, die er begann, als bei denen, die er glücklich vollendet hatte, die Ausführung zuschrieb. <br />
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'''36''' Wie der Gnade Gottes, so überlässt er sich außerdem dem Ansehen der Väter, daß er sagen kann, er habe, was er gelernt, nicht von sich selber, d.h. vom Selbstvertrauen, dem schlechtesten Lehrer, sondern von den berühmten Männern in der Kirche gelernt (64); denn er gesteht, er habe, was die göttlichen Schriften angeht, niemals auf die eigene Kraft sich verlassen (65), und Theophilus, dem Bischof von Alexandrien, nennt er das Gesetz, nach welchem er sein leben und seine Studien eingerichtet habe, mit folgenden Worten: „Dennoch sollst du wissen, dass uns nichts mehr am Herzen gelegen gewesen sei, als die Rechte des Christen zu wahren und die Grenzen der Väter nicht zu überschreiten, und immer habe er daran sich erinnert, dass der Glaube der Römer vom Apostel und gelobt worden sei (66). <br />
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===Der Stuhl Petri===<br />
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'''37''' Der Kirche, der obersten, durch die römischen Päpste sprechenden Lehrerin, folgt er im Gehorsam von ganzem Herzen. Aus der abgelegenen Gegend Syriens, wo er vom Parteistreit der Häretiker bedrängt wurde, schreibt er, um die Streitfrage der Morgenländer über das Geheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit zur Entscheidung dem Römischen Stuhle vorzulegen, an Papst Damasus folgendermaßen: „Ich glaube daher, den Stuhl Petri und den vom Apostel, und gelobten Glauben befragen zu sollen und von dort für meine Seele jetzt Nahrung zu erbitten, wo ich einst das Kleid Christi empfangen habe. ... Ich folge keinem als erstem denn Christus, und so verbinde ich mich mit Deiner [[Seligkeit]], d.h. mit dem Stuhl Petri in Gemeinschaft. Ich weiß, dass auf diesem Felsen die Kirche auferbaut ist. ... Entscheidet, so bitte ich; wenn es gefällt, trage ich keine Scheu, drei Hypostasen zu erkennen; wenn Ihr befehlt, so soll nach dem Nizänum ein neues Bekenntnis aufgestellt werden, und mit ähnlichen Worten wie die Arianer wollen wir als Rechtgläubige das Bekenntnis aussprechen.“ (67) <br />
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'''38''' Endlich wiederholt er das herrliche Bekenntnis seines Glaubens in dem nächsten Briefe: „Ich inzwischen rufe: Wenn einer mit dem Stuhl Petri verbunden ist, so ist er auf meiner Seite.“ (68) Indem er diese Regel des Glaubens beim Studium der Schrift fortwährend einhielt, weist er eine gewisse falsche Erklärung der Heiligen Schrift mit diesem Beweisgrund allein schon zurück: „Aber das nimmt die Kirche Gottes nicht an“ (69); und das apokryphe Buch, das Vigilantius, der Häretiker, ihm entgegenheilt, verwirft er mit den kurzen Worten: „Dieses Buch habe ich niemals gelesen; wozu wäre es auch nötig, etwas zur Hand zu nehmen, das die Kirche nicht anerkennt?“ (70) Während er also für unversehrte Bewahrung des Glaubens so sorgsam war, kämpfte er auf entschiedenste mit denjenigen, welche von der Kirche abgefallen waren und die er wie seine eigenen Gegner betrachtete. „Ich will kurz antworten, dass ich niemals die Irrgläubigen geschont habe und allen Eifer daransetzte, dass die Feinde der Kirche auch seine Feinde würden“ (71) ; und als er an Rufinus schrieb, bemerkte er: „In einem kann ich mit Dir nicht übereinstimmen, nämlich, dass ich die Irrgläubigen schone, dass ich mich nicht als Katholiken erweise.“ (72) Dabei beklagte er dennoch ihren Abfall und betete, dass sie zu ihrer trauernden Mutter, der einzigen Bringerin des Heiles, zurückkehren möchten (73), und für diejenigen, welche die Kirche verlassen hatten und mit Preisgabe der Lehre des Heiligen Geistes dem eigenen Sinne folgten, betete er, dass sie doch mit ganzem Herzen sich zu Gott bekehren sollten (74). <br />
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===Weltförmige Neuerungen die Heilige Schrift auszulegen===<br />
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'''39''' Wenn jemals sonst, ehrwürdige Brüder, so müssen sie in unserer gegenwärtigen Zeit ganz besonders, wo nicht wenige das Ansehen und die Obergewalt Gottes in der Offenbarung und der Kirche im Lehramt hartnäckig herabsetzen, vom Geiste des großen Lehrers alle Mitglieder des geistlichen Standes und des christlichen Volkes erfüllt werden. Denn ihr wisst – wie schon Leo XIII. zum voraus gemahnt hatte-, „welches Geschlecht unter den Menschen zum Widerspruch erhebt und vordrängt, welchen Künsten und Waffen es vertraut“. Daher erweckt möglichst viele und geschickte Verteidiger der hochheiligen Sache überhaupt, die nicht nur gegen jene kämpfen, welche die ganze übernatürliche Ordnung leugnen und für die keine göttliche Offenbarung und Schrifteingebung besteht, sondern die auch mit jenen den Kampf aufnehmen, welche voll Begierde nach weltförmigen Neuerungen die Heilige Schrift ganz wie ein menschliches Buch auslegen sich erkühnen oder von den in der Kirche seit uralter Vorzeit festgehaltenen Lehrsätzen abweichen oder das kirchliche Lehramt dermaßen vernachlässigen, dass sie die Konstitutionen des Apostolischen Stuhles und die Dekrete der päpstlichen Bibelkommission gering schätzen oder stillschweigend übergehen oder sogar dieselben nach ihren eigenen Gunsten schlau oder mutwillig verdrehen. Möchten doch alle Katholiken die goldene Regel des großen Lehrers befolgen und dem Wort ihrer Mutter gehorsam innerhalb der alten Grenzen, die von den Vätern festgesetzt und von der Kirche bestätigt sind, bescheiden sich halten. <br />
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== Die Kleriker und die Heilige Schrift==<br />
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===Tägliche Lesung des göttlichen Wortes===<br />
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'''40''' Doch kehren wir zu unserem Gegenstand zurück. Die durch Frömmigkeit und Demut vorbereiteten Seelen lädt Hieronymus zum Studium der Bibel ein. Allen empfiehlt er fürs erste immer wieder die tägliche Lesung des göttlichen Wortes. „wenn unser Leib nicht der Sünde ergeben ist, so wird in uns die Weisheit eingehen: man übe den Sinn, man nähre täglich den Geist mit göttlicher Lesung.“ (75) Und zum Brief an die Epheser: „Mit allem Eifer sind daher die heiligen Schriften von uns zu lesen, und im Geiste des Herrn müssen wir Tag und Nacht betrachten, damit wir als erprobte Bankhalter wissen, welch Münze echt ist, welche unecht.“ (76) <br />
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'''41''' Von diesem allgemeinen Gesetz nimmt er auch die Frauen und Jungfrauen nicht aus. Lätaa, einer römischen Mutter, gibt er unter anderem die Erziehung ihrer Tochter folgende Vorschriften: Täglich soll sie dir ein bestimmtes Stoffmaß aus der Heiligen Schrift als gelernt nachweisen. ... Statt Geschmeide und Seide soll sie die heiligen Schriften lieben. ... Zuerst lerne sie das Psalterium, mit diesen Gesängen soll sie sich unterhalten, und mit den Sprichwörtern Salomons soll sie für das Leben unterrichtet werden. Am Prediger (Buch Kohelet) gewöhne sie sich daran, die Welt zu verachten, bei Job befolge sie die Beispiele der Tugend und Geduld. Dann mag sie zu den Evangelien übergehen, ohne sie je wieder aus den Händen zu legen. Die Geschichte der Apostel und Briefe der letzteren soll sie mit ganzer Hingebung des Herzens in sich aufnehmen. Hat sie dann ihr Herz mit diesen Schätzen erfüllt, dann nehme sie die Propheten in ihr Gedächtnis auf, die Bücher Moses´ und Josue mit den Richtern, die Bücher der Könige und der Chronik, die Esdras- und Estherrolle, als letztes lerne sie ohne Gefahr das Hohelied.“ (77) <br />
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'''42''' Nicht anders mahnt er die Jungfrau Eustochium: Lies recht häufig und lerne soviel als möglich. Wenn der Schlaf über dich kommt, sollst du noch das Buch in der Hand haben, und das ermüdete Angesicht sinke auf die heiligen Blätter nieder.“ (78) Als er dieser die Leichenrede für die Mutter Paula sandte, lobt er die heilige Frau gerade aus dem Grunde, weil sie zugleich mit ihrer Tochter sich im Studium der Heiligen Schrift so ausbildete, dass sie dieselbe durch und durch kannte und ihrem Gedächtnis eingeprägt hatte. Dazu fügt er bei: „Ich will noch etwas anderes sagen, was vielleicht den Nacheiferern unglaublich scheint. Die hebräische Sprache, welche ich von Jugend an mit vieler Mühe und vielem Schweiß teilweise gelernt habe und nicht aufhöre, unermüdlich zu durchdenken, damit ich nicht von ihr verlassen werde, wollte sie erlernen und hat es soweit gebracht, dass sie die Psalmen hebräisch sang und die Sprache frei von jeder Beimischung lateinischer Eigenart wiedergab. Bis heute sehen wir dies auch bei ihrer Tochter Eustochium.“ (79) <br />
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'''43''' Die heilige Marzella übergeht er ebenfalls nicht, welche gleichfalls die heilige Schrift sehr gut verstand (80). Wem aber entging es, welch großer Segen und Genuss aus der frommen Lesung der heiligen Bücher in die Seelen strömt? Denn jeder, der mit frommem Sinn, festem Glauben, demütigem Herzen und dem Willen zum (geistigen) Fortschritt an die Bibel herantritt, der wird dort jenes Brot finden und genießen, das vom Himmel herabgekommen ist. Er wird an sich selbst erfahren, was David mit den Worten aussprach: „Die verborgenen und geheimen Schätze deiner Weisheit hast du mir geoffenbart“ (81); denn dieser Tisch des göttlichen Wortes „enthält wahrlich die heilige Lehre, welche den rechten Glauben bildet und fest hineinführt bis zum Innern des Vorhanges, wo das Allerheiligste ist“ (82). Was an uns liegt, ehrwürdige Brüder, so werden wir unaufhörlich alle Christgläubigen, gestützt auf Hieronymus, ermahnen, dass sie insbesondere die heiligen Evangelien und ebenso die Apostelgeschichte und die Apostelbriefe in täglicher Lesung immer wieder durchgehen und in Fleisch und Blut aufzunehmen sich bemühen mögen. <br />
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'''44''' Daher wendet sich unser Denken bei dieser erhabenen Jahrhundertfeier mit Freude der Gesellschaft zu, welche den Namen des heiligen Hieronymus trägt. Wir tun es umso lieber, als Wir selbst am Beginn und Ausbau des Werkes Anteil genommen haben. Wie Wir die Fortschritte desselben in den vergangenen Tagen freudig mitangesehen haben, so wissen Wir auch, dass die kommenden nicht ausbleiben werden. Denn ihr wisst, ehrwürdige Brüder, dass diese Gesellschaft sich die Aufgabe gestellt hat, die vier Evangelien und die Apostelgeschichte möglichst weit zu verbreiten, so daß es keine christliche Familie mehr geben soll, die sie nicht besäße, und dass alle es sich zur Gewohnheit machen, täglich sie zu lesen und zu betrachten. Dieses Werk liegt uns wegen seines erprobten Segens warm am Herzen, und Wir wünschen dringend, dass Gesellschaften dieses Namens und dieser Bestrebung überall gegründet und an die römische angeschlossen werden, und dass sie in euren Diözesen sich überall ausbreiten. Auf dem gleichen Gebiete werden diejenigen um die katholische Sache sich sehr verdient machen, welche alle Bücher des Neuen Testamentes und ausgewählte Bücher aus dem Alten in passender und schöner Form herausgegeben und zu verbreiten besorgt waren und gegenwärtig besorgt sind. Sicher ist aus diesem Werk eine große Fülle des Segens in die Kirche Gottes ausgeströmt, da man nun schon in weit größerer Menge zu diesem Tische der himmlischen Lehre hinzutritt, den unser Herr durch seine Propheten, Apostel und Lehrer dem christlichen Erdkreis bereitet hat (83). <br />
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'''45''' Da Hieronymus das Studium der Heiligen Schrift von allen Christgläubigen verlangt, so fordert er es aber nunmehr mit größtem Nachdruck von denen, die das Joch Christi auf ihren Nacken geladen und zur Predigt des göttlichen Wortes von Gott berufen sind. Denn im Mönche Rustikus spricht er zu allen Geistlichen also: „Solange du in deinem Vaterland weilst, so halte deine Zelle für ein Paradies, pflücke die mannigfaltigen Früchte der Heiligen Schrift, das seien deine Genüsse, in sie versenke dich ... Nie soll von deiner Hand und deinen Augen das Buch fern sein, die Psalmen sollen wörtlich erlernt werden, das Gebet erleide keine Unterbrechung, der Geist sei wach und gehe sich keinen eitlen Gedanken preis.“ (84) Dem Priester Nepotian aber widmet er die Mahnung: „Lies häufig die Heilige Schrift, ja die heilige Lesung soll niemals aus deinen Händen gelegt werden. Lerne, was du lehren sollst. Bewahre den echten Vortrag, welcher der Lehre gemäß ist, dass du in der religiösen Lehre ermahnen und die Widersprechenden widerlegen kannst.“ (85) Als er aber zum Andenken des heiligen Paulinus die von Paulus seinen Schülern Timotheus und Titus über die Wissenschaft der Schrift überlieferten Gebote dargestellt hatte, fügte er das bei: „Ein heiliger Verzicht auf Bildung nützt nur sich selbst, und soviel er durch verdienstliches Leben zur Erbauung der Kirche Christi beiträgt, ebensoviel schadet sie, wenn sie auf Einreden keinen Widerstand leistet. Malachias (Maleachi) der Prophet oder vielmehr durch Malachias spricht der Herr: „Frage die Priester nach dem Gesetz. So sehr ist es Pflicht des Priesters, wenn gefragt wird, über das Gesetz Bescheid zu geben. Und im Deuteronomium lesen wir: Frage deinen Vater, und er wird es dir kundtun, deine Priester, und sie werden es dir sagen. ... Am Ende seiner heiligen Vision sagt Daniel, dass die Gerechten wie Sterne glänzen und die mit Verständnis begabten, d.h. die Gelehrten, wie das Firmament. Siehst du, was für ein großer Unterschied zwischen dem Ungebildetsein bei Gerechtigkeit und der Gerechtigkeit mit Gelehrsamkeit besteht? Die einen werden mit Sternen, die andern mit dem Himmel verglichen.“ (86) Den Bildungsmangel anderer Kleriker tadelt er auch in dem Brief an Marzella ironischerweise: „Im Bildungsmangel allein sehen jene die Heiligkeit, indem sie sich als Schüler der Fischer hinstellen, als ob sie deswegen gerecht wären, weil sie nicht wissen.“ (87) Doch nicht allein bei solchen Bildungsfremden, sondern auch bei Gelehrten Geistlichen gewahrte er, dass sie durch Unwissenheit in der Schrift sich versündigen, und schärft den Priestern mit ernstesten Worten ein, dass sie beständig in den heiligen Büchern sich üben müssen. <br />
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===Aufforderung an die Bischöfe, den Klerikern diese Erklärungen einzupflanzen===<br />
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'''46''' Wirkt, ehrwürdige Brüder, mit Eifer darauf hin, dass diese Erklärungen des heiligen Exegeten euren Klerikern und Priestern tief in Herz sich pflanzen. Denn eure Pflicht ist es in erster Linie, mit Sorgfalt sie zur Beachtung dessen zurückzurufen, was von ihnen der Geist des göttlichen Amtes, mit dem sie betraut sind, fordert, wenn anders sie sich dessen nicht unwürdig zeigen wollen. „Denn die Lippen des Priesters sollen die Wissenschaft hüten, man suche das Gesetz aus seinem Munde, weil er der Bote des Herrn der Heerscharen ist.“ (88) Sie sollen daher wissen, dass das Studium der Schrift weder vernachlässigt werden darf, noch auf anderem Wege in Angriff zu nehmen ist, als es Leo XIII. in dem Rundschreiben über das Bibelstudium mit Aufgebot größter Sorgfalt beschreibt. Diejenigen werden es hierin zu größerer Vollendung bringen, welche das Bibelinstitut besuchen, das nach dem Wunsche Leos XIII. unser letzter Vorgänger zum großen Segen der heiligen Kirche begründet hat. Die Erfahrung dieser zehn Jahre führt dafür den vollsten Beweis. Da indes die meisten diese nicht tun können, so bleibt es zu wünschen, dass ausgewählte Männer aus dem Welt- und Ordensklerus unter euren Anregung, ehrwürdige Brüder, und mit euerer Begünstigung von allen Seiten in dieser Stadt zusammenkommen, um sich der Beschäftigung mit dem Bibelstudium an Unserem Institut hinzugeben. Die Alumnen, die sich da sammeln, werden nicht alle aus einem und demselben Grund das Institut besuchen sollen. Die einen werden gemäß dem Zweck dieses großen Lyzeums die biblischen Studien so durchlaufen, dass sie hernach dieselben sowohl privatim als öffentlich als Schriftsteller oder Lehrer zu vertreten wissen, mögen sie als Lehrer an katholischen Schulen oder im Amt eines Schriftstellers auf dem Gebiet der katholischen Glaubenwahrheit deren Würde zu schützen in der Lage sein (89). Andere, die sich schon dem heiligen Dienst gewidmet haben, werden Gelegenheit finden, ein erweitertes Wissen über die Heilige Schrift, als der theologische Lehrkurs es bot, desgleichen über die großen Exegeten, die biblische Zeitgeschichte und Geographie sich zu verschaffen. Dieses Wissen zielt besonders auf die Praxis ab, dass sie nämlich tüchtige Diener des göttlichen Wortes werden, welche zu jedem guten Werk geübt sind (90). <br />
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'''47''' Ihr wisst, ehrwürdige Brüder, aus dem Beispiel und der Bedeutung des heiligen Hieronymus, mit welchen Tugenden ein jeder ausgerüstet sein muss, der sich an die Lesung und das Studium der Bibel heranmacht. Hören wir jetzt selbst als Lehrer, worauf die Erkenntnis der Heiligen Schrift abheben und was sie erstreben soll. In erster Linie ist in diesen Blättern das Brot zu suchen, aus welchem das Leben des Geistes Nahrung zur Vollkommenheit findet. Daher pflegte Hieronymus im Gesetze des Herrn Tag und Nacht zu betrachten und in der Heiligen Schrift Brot vom Himmel, himmlisches Manna, das alle Süßigkeit in sich enthält, zu verkosten (91). Wie könnte unser Geist diese Speise entbehren? Und wie könnte ein Geistlicher andere den Weg des Lebens lehren, wenn er die Betrachtung der Heiligen Schrift vernachlässigt und sich selbst nicht belehrt? Oder welche Art könnte jemand vertreten, dass er bei der Spendung der Gnadenmittel „ein Führer der Blinden, ein Licht für die, die in der Finsternis sind, ein Unterrichter der Unwissenden, ein Lehrer der Kinder im Besitz der ausgeprägten Wissenschaft und Wahrheit im Gesetze sei“ (92), wenn er diese Lehre des Gesetzes nicht reiflich erwägen wollte und dem Licht von oben den Zutritt verschließt? Ach, wie viele Diener des Heiligtums gehen, da sie die Lesung der Bibel hintansetzen, am Hunger zugrunde und lassen allzu viele andere zugrunde gehen, während geschrieben steht: „Die Kinder baten um Brot, und niemand war da, es ihnen zu brechen.“ (93) „Verödet ist das ganze Land, weil keiner ist, der in seinem Herzen nachdachte.“ (94) <br />
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'''48''' Dann muss man sachgemäß aus der Heiligen Schrift die Beweisgründe schöpfen, mit denen wir die Glaubenssätze erklären, bekräftigen und verteidigen. Wunderbar hat jener das geleistet im Kampfe gegen die Irrgläubigen seiner Zeit. Alle seine Werke zeigen reichlich, welche scharfen und kräftigen Waffen er den Stellen der Heiligen Schrift entnommen hat. Wenn unsere Schriftausleger ihm hierin nachahmen, dann wird sicher zutreffen, was Unser Vorgänger in dem Rundschreiben über das Studium der Heiligen Schrift als höchst wünschenswert und notwendig bezeichnet hat, nämlich da der Gebrauch der Heiligen Schrift auf den ganzen Betrieb der Theologie seine Wirkung übt und nahezu dessen Seele sei. <br />
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'''49''' Vorzüglich aber gehört die Anwendung der Heiligen Schrift dazu, das Amt der Verkündigung des Wortes Gottes heilig und fruchtbar zu verwalten. An dieser Stelle bekräftigen Wir sehr gerne mit den Worten des großen Lehrers die Vorschriften, die Wir in dem Rundschreiben Humani generis über die Predigt des Wortes Gottes erlassen haben. Wahrlich, der ausgezeichnete Ausleger empfiehlt so ernst und so häufig die tägliche Lesung der Heiligen Schrift allermeist dazu den Priestern, dass sie das Amt zu lehren und zu predigen würdig verwalten. Denn ihre Rede wird nichts an Bedeutung und Gewicht in sich tragen, noch auch Kraft zur Umwandlung der Seelen, wen sie nicht von der Heiligen Schrift gebildet und von ihr die Kraft und den Nachdruck hernimmt. „Die Predigt des Priesters sei mit der Lesung gewürzt.“ (95) „Denn was von der heiligen Schrift gesagt wir, das ist alles wie eine drohende Posaune und durchdringt mit starkem Schall das Ohr des Gläubigen.“ (96) „Nichts erschüttert ja so wie ein Beispiel aus der Heiligen Schrift.“ (97) <br />
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===Grundlage des Wortsinns===<br />
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'''50''' Was aber der Heilige über die Gesetze mitteilt, welche bei der Anwendung der Heiligen Schrift einzuhalten sind, das sollen die Priester, obwohl es zum größten Teil auch die Ausleger angeht, bei der Predigt des Wortes Gottes vor Augen haben. In erster Linie mahnt er, dass wir die Worte der Heiligen Schrift selbst sehr sorgfältig ins Auge fassen sollen, damit sicher feststeht, was der heilige Schriftsteller geschrieben hat. Denn jedermann weiß, dass Hieronymus, wenn es einmal nötig wurde, gewohnt war, an die älteste Handschrift heranzutreten, Auslegung mit Auslegung zu vergleichen, die Bedeutung der Worte zu prüfen, und wenn ein Irrtum sich eingeschlichen hatte, die Ursachen des Irrtums bloßzulegen, auf dass jeder Zweifel über die Lesart selbst beseitigt wurde. Darauf aber, lehrt er, seien Sinn und Inhalt, die den Worten zugrunde liegen, zu erforschen, „denn für den, welcher über die Heilige Schrift handelt, sind nicht so sehr die Worte als der Sinn das Wichtige“ (98). Bei Erforschung dieser Bedeutung ist gewiss Hieronymus, indem er die lateinischen Schriftsteller und auch manche von den Griechen der früheren Zeit nachahmte, wir Wir nicht in Abrede stellen, vielleicht mehr als gerechtfertigt anfangs der allegorischen Auslegeweise zugetan gewesen. Aber die Liebe zu den heiligen Büchern, die beständige Arbeit, die er aufbot, um sie durchzugeben und völlig zu erfassen, brachte es mit sich, dass er täglich in richtiger Schätzung des Wortsinns voranschritt und die gesunden Grundsätze auf diesem Gebiet vorlegte. Noch heute bereiten sie allen den sichern Weg, den vollen Sinn der heiligen Bücher herauszustellen. Daher wollen Wir sie kurz darlegen. Auf die wörtliche und geschichtliche Auslegung müssen wir zuerst unsere Aufmerksamkeit richten. „Ich halte den klugen Leser immer dazu an, dass er nicht sich mit überschwänglichen Auslegungen und solchen, welche abgerissen nach dem Geschmack derer, die sie bildeten, zurechtgemacht sind, zufrieden geben solle, sondern dass er das Vorangehende, das in der Mitte Stehende und das darauf Folgende beachte und alles in Verbindung setze, was geschrieben steht.“ (99) <br />
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'''51''' Dem fügt er bei, dass jede Auslegungsweise auf dem Wortsinn als seinem Fundament sich erheben müsse (100). „Selbst dann, wenn etwas in übertragenem Sinne herausgehoben wird, darf man nicht glauben, dass jener fehle. Denn häufig wird die Geschichte selbst im bildlichem Sinne vorgeführt und unter einem Bilde (die Wahrheit) verkündigt.“ (101) Diejenigen, welche meinen, unser Lehrer habe bei manchen Schriftstellern zugestanden, dass sie des Wortsinnes entbehrten, weist er selbst zurück: „Wir leugnen nicht den geschichtlichen Hergang, sondern ziehen nur den geistlichen Sinn vor.“ (102) Wenn aber der Wortsinn oder die geschichtliche Bedeutung festgestellt ist, durchforscht er die tieferen und höheren Sinne, um den Geist mit ausgesuchtem Mahle zu erquicken. Denn er lehrt vom Buche der Sprichwörter und erinnert oft an das gleiche bezüglich der übrigen Teile der Schrift, dass man nicht beim bloßen Wortsinn stehen bleiben soll, „sondern wie man in der Erde Gold, in der Nuss den Kern, in den rauen Schalen der Kastanien die verborgene Frucht sucht, so sei in ihnen tiefer nach dem göttlichen Sinn zu forschen“ (103). <br />
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'''52''' In der Belehrung an den heiligen Paulinus, „welche Wege in der Heiligen Schrift gehen solle“, sagt er deshalb: „Alles, was wir in den göttlichen Büchern lesen, strahlt und glänzt auch schon an seiner Rinde, aber süßer ist es im Mark. Wer den Kern essen will, muss die Nuss aufbrechen.“ (104) Immerhin unterlässt er es nicht, auch darauf hinzuweisen, welches Verfahren anzuwenden sei, wenn es um die Auffindung dieses inneren Sinnes handelt, „damit wir nicht beim Erstreben der geistlichen Reichtümer als Verächter der Armut des Geschichtlichen erscheinen“ (105). Daher missbilligt er nicht wenige mystische Auslegungen älterer Schriftsteller zumeist aus dem Grunde, weil sie gar nicht auf die Grundlage des Wortsinnes sich bewegen. „Alle seine Versprechungen, welche die heiligen Propheten mit ihrem Mund verkündigt haben, sollen nicht ein leerer Schall sein oder nur kräftige figürliche Bezeichnungen, sondern sie sollen auf festen Boden gestellt werden, und wenn sie von ihrem geschicklichen Boden aus erfasst sind, dann werden sie zum Höhepunkt des geistlichen Verständnisses gelangen.“ (106) <br />
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'''53''' Weise bemerkt er dabei, man dürfe vom Wege Christi und der Apostel nicht abweichen; obwohl diese das Alte Testament als die Vorbereitung des Neunen und dessen Schattenbild betrachten und daher viele Stellen vorbildlich (typisch) auslegen, so unterwerfen sie doch nicht alles einer vorbildlichen Auslegung. Zur Bekräftigung beruft er sich oft auf den Apostel Paulus, der zum Beispiel bei Auslegung der Geheimnisse in Adam und Eva ihre Schöpfung nicht leugnet, aber auf der Grundlage des geschichtlichen Vorganges das geistliche Verständnis auferbaut und sagt: „Deshalb wird der Mensch verlassen usw. (107) <br />
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===Die Ausleger der Heiligen Schrift und die Prediger===<br />
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'''54''' Mögen die Ausleger der Heiligen Schrift und die Prediger des Gotteswortes das Beispiel Christi und der Apostel befolgen und den Vorschriften Leos XIII. gehorchen, mögen sie das nicht vernachlässigen, was von den Vätern in die allegorische oder eine ähnliche Auffassung gedeutet wurde, besonders dann, wenn sie vom Wortsinn ausgehen und durch das Gewicht vieler Zeugen gestützt sind, mögen sie maßvoll und zurückhaltend von der wörtlichen Auslegung zur höheren sich erheben , dann werden sie mit Hieronymus erfahren, wie wahr das Wort des heiligen Paulus ist: „Die ganze von Gott eingegebene Schrift ist nützlich zur Belehrung, zur Rüge, zur Zurechtweisung, zur Zucht in der Gerechtigkeit“ (108), und aus dem unendlichen Schatz der Schrift werden sie reichliche Hilfsmittel an Beispielen und Lehren gewinnen, mit welchen sie fest und gewinnend Leben und Sitten der Gläubigen heilig zu gestalten vermögen.<br />
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'''55''' Mit Bezug auf das Verfahren bei der Auslegung und der Predigt stellte Hieronymus, da von den Ausspendern der Geheimnisse Gottes gefordert wird, dass jeder treu erfunden werde, als Hauptregel die auf, dass man an der „Wahrheit der Auslegung“ festhalten müsse, und „dass es die Pflicht des Auslegers sei, nicht das darzustellen, was er selbst wünschte, sondern was jener im Sinne hat, den er auslegt.“ (109) Er fügt aber bei, „es sei in der Kirche zu reden mit großer Gefahr verbunden, es möchte etwa durch verkehrte Auslegung aus dem Evangelium Christi das Evangelium eines Menschen werden“ (110). Ferner „wird bei der Erklärung der Heiligen Schrift nicht nach gewählten und rhetorischen Blumen geschmückten Worten gefragt, sondern nach Belehrung und nach der Einfalt der Wahrheit“ (111) Als er nach diesem Grundsatz seine Schriften abfasste, sprach er es offen aus, „dass er in seinen Kommentaren das Ziel verfolge, dass nicht seine Worte Lob ernten, sondern dass das, was von einem andern gut ausgesprochen ist, so verstanden werde, wie es ausgesprochen ist“ (112). Bei der Auslegung des göttlichen Wortes bedürfe es einer Sprache, welche, ohne viel Mühe zu verraten, „die Sache auseinandersetze, den Sinn erläutere, das Dunkle aufhelle, nicht aber einer solchen, welche durch den Schmuck der Worte prangt“ (113) <br />
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'''56''' Wir wollen hier mehrere Stellen des Hieronymus anführen, aus welchen hervorgeht, wie sehr ihm jene den Schönrednern eigene Beredsamkeit zuwider war, welche mit leerem Wortschwall und der Geläufigkeit im Sprechen eitlen Beifall zu erringen sucht. „Ich wünsche nicht“, mahnet er den Priester Nepotianus, dass du ein Schönredner seiest, ein Sprüchemacher und Schwätzer, sondern erfahren im Heilsgeheimnis und wohlunterrichtet in den Gnadengaben deines Gottes. Worte vorbringen und durch die Geläufigkeit im Sprechen beim ungebildeten Volke Bewunderung für sich erregen, ist Sache ungelehrter Leute.“ (114) „Alle, welche heute aus dem Kreise der wissenschaftlich Gebildeten zur Anstellung kommen, sorgen sich darum, nicht wie sie den Saft der Heiligen Schrift einschlürfen, sondern wie sie das Ohr des Volkes mit den Redeblumen der Schönredner ergötzen.“ (115) „Ich schweige von meinesgleichen, welche vielleicht nach dem Studium der weltlichen Wissenschaften an das Studium der Heiligen Schrift gelangt sind, mit kraftvoller Rede das Ohr des Volkes ergötzen und nun, was sie alles gesagt haben, für Gottes Gesetz halten und nicht wissen wollen, was die Propheten und Apostel gemeint haben, sondern ungeeignete Zeugnisse ihrer eigenen Meinung anpassen, als ob etwas großes wäre und nicht eine durchaus verwerfliche Art zu reden ist, die Aussprüche zu entstellen, und die Heilige Schrift, obwohl sie widerspricht, seiner Neigung anzupassen.“ (116) <br />
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'''57''' „Denn ohne das Gewicht der Heiligen Schrift würde die Geschwätzigkeit keinen Glauben finden, wenn es nicht den Anschein hätte, als ob solche ihre verkehrte Lehre mit göttlichen Zeugnissen erhärteten.“ (117) „Jedoch diese geschwätzige Beredsamkeit und wortreiche Unbildung weiß nichts Scharfes, nichts Kräftiges, nichts Belebendes auf, sondern ganz schlaff, ganz matt und weich wächst sie in Kohl und Kraut aus, die rasch verdorren und zusammenschrumpfen“ (118); die einfache Lehre des Evangeliums dagegen, ähnlich dem so kleinen Senfkörnlein, schießt nicht ins Kraut auf, sondern wächst zum Baum heran, so dass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen wohnen. Daher strebte er selbst in allem nach dieser heiligen, mit Klarheit und ganz ungesuchter Anmut verbundenen Einfachheit der Rede. „Mögen andere bestrebt sein, Lob nach Wunsch zu ernten und mit aufgeblasenen Backen dröhnende Worte ausspielen, mir genügt es, so zu sprechen, dass ich verstanden werde, und dass ich in der Erörterung über die Heilige Schrift die Einfachheit der Heiligen Schrift nachahme.“ (119) Denn „wenn die kirchliche Erklärung auch die Anmut der Rede an sich trägt, so soll sie doch dieselbe verbergen und sie fliehen, damit sie nicht zu müßigen Philosophenschulen und wenigen Schülern, sondern zum gesamten Menschengeschlechte rede“ (120). Wahrlich, wenn die jüngeren Priester diese Ratschläge und Vorschriften zur Tat machen und die älteren sie beständig vor Augen haben, dann werden sie, wie Wir vertrauen, den Seelen der Christgläubigen durch den heiligen Dienst den größten Segen bringen. <br />
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===Die süßen Früchte der Betrachtung und des Studiums der Heiligen Schrift===<br />
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'''58''' Es bleiben Uns nun noch, ehrwürdige Brüder, die „süßen Früchte“ zu erwähnen, welche Hieronymus „aus der bitteren Saat der Wissenschaft“ gepflückt hat; Wir hegen dabei die Hoffnung, dass die eurer Fürsorge unterstellten Priester und Gläubigen von seinem Beispiele zur Erprobung und Aneignung der Kraft der Heiligen Schrift sich aneifern lassen. Aber ihr sollt die großen und süßen geistigen Freuden, von denen der fromme Einsiedler überströmte, lieber aus seinem Munde als aus unsern Worten entnehmen. Hört daher, wie er über diese heilige Wissenschaft zu Paulinus, seinem Mitpriester, Genossen und Freund, spricht: „Ich bitte dich, teuerster Bruder, scheint es dir nicht, dass in diesen Beschäftigungen leben, diese Dinge betrachten, nichts anderes kennen, nichts anderes suchen schon hier auf Erden schon eine andere Wohnstätte des himmlischen Reiches sei?“ (121) <br />
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'''59''' An seine Schülerin Paula aber richtet er diese Frage: „Ich bitte dich, was ist heiliger als dieses Heiligtum? Was ist erfreulicher als diese Wonne? Welche Speise, welcher Honig ist ihr süßer als der, Gottes Weisheit zu erkennen, in sein Heiligtum einzutreten, in den Sinn des Schöpfers hineinzuschauen und die Reden deines Herrn, welche von den weisen dieser Welt verlacht werden, den mit geistlicher Weisheit Erfüllten dazulegen? Andere mögen ihre Schätze besitzen, aus Edelstein trinken, von Seide glänzen, am Beifall des Volkes sich ergötzen und durch mannigfaltige Vergnügungen ihre Reichtümer nicht erschöpfen können. Unsere Wonne soll es sein, im Gesetze des Herrn Tag und Nacht zu betrachten, anzuklopfen am Tore, das noch nicht offen steht, das Brot der Dreifaltigkeit empfangen und die Wogen der Welt, dem Herrn nachzuwandeln, mit Füßen treten.“ (122) An dieselbe Paula und ihre Tochter Eustochium richtet er im Kommentar zum Briefe an die Epheser die Worte: „Wenn es etwas gibt, Paula und Eustochium, was in diesem Leben den Weisen hält und inmitten der Bedrängnisse und Wirrsale des Lebens ihn den Gleichmut bewahren heißt, so glaube ich, dass dies in erster Linie die Betrachtung und das Studium der Heiligen Schrift ist.“ (123) <br />
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'''60''' Er selbst machte davon Gebrauch, und in den schweren Betrübnissen seiner Seele und harten körperlichen Erkrankungen genoss er dennoch den Trost des Friedens und inneren Freude. Diese Freude schöpfte er jedoch nicht in eitler und müßiger Vergnügung, sondern sie ging aus der Liebe hervor und gestaltete sich zur tätigen Liebe gegen die Kirche Gottes aus, welcher die Hut des göttlichen Wortes vom Herrn übertragen ist. Denn in den heiligen Schriften beider Testamente las er allenthalben das Lob der Kirche Gottes verkündet. Boten nicht die einzelnen glänzenden und heiligen Frauengestalten, welche im Alten Testamen eine ehrenvolle Stelle einnehmen, ein Abbild dieser Braut Christi dar? Dienten nicht das Priestertum und die Opfer, die Einrichtungen und Feierlichkeiten, ja fast alle Geschehnisse des Alten Testamentes noch mehr dazu, sie (schattenhaft) vorzubilden? Ja, sah er nicht die Weissagungen so vieler Psalmen und Propheten an der Kirche durch Gott erfüllt? Waren endlich die von Christus den Herrn und seinen Aposteln verkündeten, so großen Privilegien derselben Kirche ihm etwa nicht bekannt geworden? Sollte also in Hieronymus´ Seele das Studium der Heiligen Schrift die Liebe gegen die Braut Christi nicht täglich mehr entfacht haben? Wir haben bereits gesehen, ehrwürdige Brüder, mit welcher Ehrerbietung und mit welch feuriger Liebe er die römische Kirche und den Stuhl Petri ehrte; wir haben gesehen, wie scharf er die Gegner der Kirche bekämpfte. Als er seinem jüngeren Mitkämpfer, Augustinus, im gleichen Kampfe Beifall spendete und sich freute, dass er gemeinsam mit ihm den Neid der Häretiker auf sich geladen habe, redet er ihn so an: „Glück auf! Du wirst auf dem Erdkreis gefeiert. Die Katholiken verehren und begrüßen dich als den Wiederhersteller des alten Glaubens und, was ein Zeichen noch höheren Ruhmes ist, alle Häretiker verabscheuen sich und verfolgen mich mit gleichem Hass, um doch im Wunsch zu töten, die sie mit dem Schwert nicht töten können.“ (124) Trefflich bekräftigt dies Postumianus, der bei Sulpicius Severus über Hieronymus das Zeugnis ausspricht: „Der stete Kampf und der fortdauernde Streit gegen die Bösen rief den Hass der Verkehrten nach. Es hassen ihn die Häretiker, weil er nicht aufhört, sie zu bekämpfen, es hassen ihn Geistliche, weil er ihr Leben und ihre Vergehen tadelt. Aber alle Guten bewundern ihn durchaus und lieben ihn.“ (125) Unter diesem Hass der Häretiker und verkehrten Menschen hatte Hieronymus vieles und hart zu Tragendes auf sich geladen, am meisten damals, als die Pelagianer im Aufruhr das Kloster zu Bethlehem stürmten und verwüsteten. Aber alle Unannehmlickeiten und Beschimpfungen ertrug er gelassen und ließ den Mut nicht sinken, hätte er doch nicht gezögert, zum Schutz des christlichen Glaubens zu sterben. An Apronius schreibt er: „Das ist meine Freude, wenn ich höre, dass meine Söhne in Christus kämpfen; möge er selbst diesen Eifer in uns bestärken. Wir glauben ja an ihn, um für den Glauben an ihn selbst unser Blut freiwillig zu vergießen. Unser Haus ist, was die weltlichen Hilfsmittel angeht, durch die Verfolgungen der Häretiker gänzlich ausgeleert, durch Christi Gnade aber ist es voll von geistlichen Reichtümern. Denn es ist besser, Brot zu essen, als den Glauben zu verlieren.“ (126) <br />
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'''61''' Wie er nirgends dem Irrtum gestattete, ungestraft sich einzuschleichen, so bot er seine kraftvolle Beredsamkeit nicht minder eifrig gegen die Sittenverderbnis auf, um, soviel an ihm lag, „Christus eine herrliche Kirche ohne Makel und Runzel und solche Mängel darzubieten, damit sie heilig und fleckenlos sei“ (127). Wie heftig trat er gegen diejenigen auf, welche die priesterliche Würde durch einen schlechten Lebenswandel verletzen! Wie beredt erhob sich kein Tadel gegen die heidnischen Sitten, welche Rom selbst zum großen Teile ansteckten! Um diese Schwemmflut aller Laster und Untaten mit jedem Mittel einzudämmen, stellte er die Vortrefflichkeit und Schönheit der christlichen Tugenden entgegen, indem er ganz richtig annahm, dass nichts gegen das Böse so viel vermöge als die Liebe zu den besten Dingen; er drang darauf, dass die Jugend fromm und richtig unterrichtet werde; mit eindringlichem Zuraten ermahnte er die Verehelichten zur Reinheit und Heiligkeit des Lebens; den reineren Seelen träufelte er die Liebe zur Jungfräulichkeit ein; die mühsame, aber süße Strengheit eines innerlichen Lebens erhob er mit lautem Lobpreis; jenes erste Gesetz der christlichen Religion, nämlich das der Liebe, die mit Arbeit verbunden ist, mit dessen Beobachtung sich die menschliche Gesellschaft aus den Umwälzungen zur Ruhe und Ordnung glücklich zurückfinden sollte, schärfte er mit allem Eifer ein. Vortrefflich sind seine Worte über die Liebe an den heiligen Paulinus: „Der wahre Tempel Christi ist die Seele des Gläubigen, sie schmücke, sie kleide aus, ihr bringe deine Gaben, in sie nimm Christus auf. Was nützt es, wenn die Wände von Edelgestein glänzen und Christus im Armen Hungers stirbt!“ (128) <br />
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===Die Liebe zur Kirche und zu Christus===<br />
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'''62''' Das Gesetz der Arbeit empfahl er aber nicht nur in den Schriften, sondern durch das Beispiel seines Lebens allen so angelegentlich, dass Postumianus, der sechs Monate mit Hieronymus in der Stadt Bethlehem geweilt hatte, bei Sulpicius Severus bezeugt hat: „Er ist immer ganz in der Lesung, ganz in seine Bücher vertieft, nicht tags, nicht nachts ruht er, entweder liest er etwas, oder er schreibt.“ (129) Wie sehr er übrigens die Kirche liebte, ergibt sich aus seinen Kommentaren, in denen er keine Gelegenheit vorbeigehen lässt, die Braut Christi zu loben. So lesen wir z.B. in der Erklärung des Propheten Aggäus (Haggai): „Es ist gekommen das Auserwählte aus allen Völkern, und erfüllt ist mit Ehre das Haus des Herrn, das da ist die Kirche des lebendigen Gottes, die Säule und Grundfeste der Wahrheit. ... Durch diese Metalle wird die Kirche des Erlösers herrlicher, als einst die Synagoge war: aus diesen lebendigen Steinen wird das Haus Christi erbaut und ihm ewiger Friede gewährt.“ (130) Und bei Michäas (Micha): „Kommet, steigen wir hinauf zum Berg des Herrn. Der Aufstieg ist notwendig, damit man zum Hause des Gottes Jakobs gelangen könne, zur Kirche, welche das Haus des Herrn ist, die Säule und Grundfeste der Wahrheit.“ (131) Im Vorwort zum Kommentar in das Matthäusevangelium (heißt es): „Die Kirche ... isst durch das Wort des Herrn auf den Felsen gegründet. Sie hat der König hineingeführt in sein Gemach, zu ihr hat er durch die Öffnung eines verborgenen Abstiegs die Hand ausgestreckt.“ (132) <br />
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'''63''' Wie in den eben angeführten Stellen, so feiert meistenteils unser Lehrer Jesus den Herrn als aufs innigste mit der Kirche vereinigt. Da nämlich das Haupt vom geistlichen Leibe nicht getrennt werden kann, so vereint sich mit dem Eifer für die Kirche die Liebe zu Christus, der für die vorzügliche und allersüßeste Frucht der Wissenschaft von der Heiligen Schrift zu halten ist. Hieronymus hielt die Wissenschaft dieses heiligen Buches wahrlich mit solcher Überzeugung für den gewöhnlichen Weg, auf welchem es zur Erkenntnis und Liebe Christi geht, dass er sich nicht scheute, zu versichern: „Die Unwissenheit über die Heilige Schrift ist Unwissenheit über Christus.“ (133) Gleiches schreibt er an den heilige Paulina: „Was anderes könnte denn noch das Leben sein ohne die Wissenschaft von der Heiligen Schrift, durch welche eben Christus erkannt wird, der das Leben der Gläubigen ist?“ (134) Auf Christus nämlich wie auf ihr Zentrum zielen alle Blätter beider Testamente; und wo Hieronymus die Worte der Geheimen Offenbarung auslegt, welche vom Fluss und vom Holz des Lebens handeln, da ergeht er sich unter anderem in folgenden Worten: „Ein Strom geht aus vom Throne Gottes, das ist die Gnade des Heiligen Geistes, und diese Gnade des Heiligen Geistes ist in den heiligen Schriften (geborgen)., d.h. diesem Strom der Schriften. Dennoch hat dieser Fluss zwei Ufer, das Alte und das Neue Testament, und auf den beiden Seiten ist der Baum Christus gepflanzt.“ (135) <br />
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'''64''' Daher ist es kein Wunder, dass er alles, was in der Heiligen Schrift zu lesen steht, in frommer Betrachtung auf Christus zu beziehen pflegte: „Wenn ich das Evangelium lese und dort die Zeugnisse für das Gesetz sehe, die Zeugnisse für die Propheten, da betrachte ich allein Christus; Moses sehe ich so, die Propheten sehe ich so, dass ich einsehe, wie sie von Christus sprechen. Endlich, wenn ich an den Glanz Christi komme und ihn als strahlendes Licht hellen Sonnenglanzes ansehe, dann kann ich das Licht der Laterne nicht mehr sehen. Wenn du am Tag eine Laterne anzündest, kann sie leuchten? Wenn die Sonne leuchtet, dringt das Laternenlicht nicht hervor, so treten in der Gegenwart Christi Gesetz und Propheten nicht ins Licht. Ich tue dem Gesetz und den Propheten nicht Eintrag, lobe sie vielmehr, weil sie Christus predigen. Aber ich lese Gesetz und Propheten so, dass ich nicht bei Gesetz und Propheten stehen bleibe, sondern durch Gesetz und Propheten zu Christus vordringe.“ (136) <br />
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===Nachfolge Christi===<br />
<br />
'''65''' So sehen wir, dass derjenige, der überall Christus fromm suchte, durch die Erklärung der heiligen Schriften wunderbar zur Liebe und zum Verständnis Jesu des Herrn erhoben wurde, worin er jene kostbare Perle des Evangeliums fand: „Eine ist aber die kostbare Perle, das Wissen vom Erlöser und das verborgene Geheimnis seines Leidens und seiner Auferstehung.“ (137) Da er von dieser Liebe Christi entbrannt war, so geschah es, dass er arm und demütig mit Christus, im Geiste von aller irdischen Sorge frei und losgelöst, einzig Christus suchte, von seinem Geiste sich leiten ließ, mit ihm in innigster Vereinigung lebte, ihn in seinen Leiden an sich durch die Nachfolge abbildete und nichts sich mehr angelegen sein ließ, als mit Christus und für Christus zu leiden. Daher schrieb er, als er, durch die Beschwernisse und den Hass gottloser Menschen gereizt, nach dem Tod des Papstes Damasus Rom verlassen hatte und im Begriffe war, das Schiff zu befestigen: „Mögen mich einige für einen verbrecherischen Menschen halten, ganz von Lastern bedeckt, und möge das für meine Sünden noch etwas geringes sein, so tust Du doch gut, dass Du in deinem Geiste auch Böse für gut hältst. ... Ich danke meinem Gott, dass ich des Hasses der Welt würdig bin. Welches Maß von Bedrängnissen habe ich erduldet, der ich dem Kreuze diene! Man hat mit falscher Anklage den Verruf bewirkt; aber ich weiß durch schlechten und guten Ruf zum Himmelreich zu gelangen.“ (138) <br />
<br />
'''66''' Die heilige Jungfrau Eustochium ermunterte er zur Ertragung ähnlicher Beschwerden des Lebens für Christus so: „Groß ist die Mühe, aber groß auch der Lohn, wenn man das ist, was die Märtyrer waren, was die Apostel, ja was Christus war. ... Alles das, was wir ausgeführt haben, wird dem hart vorkommen, der Christus nicht liebt. Wer aber allen Glanz der Welt für Schmutz hält und alles unter der Sonne für eitel betrachtet, um Christus zu gewinnen, wer mit seinem Herrn gestorben und auferstanden ist und sein Fleisch mit seinen Lastern und Lüsten gekreuzigt hat, der wird gern ausrufen: Wer wird uns trennen von der Liebe Christi?“ (139) <br />
<br />
'''67''' Hieronymus gewann also aus der Lesung der heiligen Bücher die reichsten Früchte; daher strahlte ihm jenes innere Licht, durch welches er mehr und mehr zur Erkenntnis und Liebe Christi hingezogen wurde; daher gewann er jenen Geist des Gebetes, über welchen er so Schönes niedergeschrieben hat, daher jenen bewunderungswürdigen Umgang mit Christus, dessen Wonnen ihn ermutigten, den steilen Kreuzweg zur Erlangung der Siegespalme ohne Unterbrechung zu durchlaufen. Ebenso brannte seine Seele unaufhörlich von Liebesglut gegen das Allerheiligste Sakrament, da „niemand reicher ist als derjenige, welcher den Leib des Herrn im geflochtenen Korb, das Blut im Glase trägt“ (140); mit nicht geringerer Ehrerbietung und Zartheit verehrte er die Mutter Gottes, deren immerwährende Jungfräulichkeit er nach Kräften verteidigte; er war auch gewohnt, die Mutter Gottes als das edelste Beispiel aller Tugenden den Bräuten Christi zur Nachahmung vorzustellen (141). Daher wird sich niemand wundern, dass Hieronymus so sehr von jenen Orten Palästinas angezogen und gefesselt wurde, welche unser Erlöser und seine heiligste Mutter geweiht haben. Man kann seine Ansicht aus den Worten entnehmen, welche seine Schülerinnen Paula und Eustochium aus der Stadt Bethlehem an Marzella geschrieben haben: „Wo ist der Ausdruck, wo das Wort, mit welchem wir Dir die Geburtsgrotte des Erlösers darstellen können? Auch jene Krippe, in welcher er als Kindlein weinte, muss man eher mit Schweigen als mit schwachen Worten ehren. Wird also jener Tag kommen, wo wir in die Geburtsgrotte des Erlösers eintreten, am Grabe des Herrn mit der Schwester weinen dürfen, weinen mit der Mutter? Wo wir dann das Kreuzholz küssen und im Ölgarten mit dem auffahrenden Herrn uns in Wunsch und Geist erheben dürfen?“ (142) In der Erwägung dieser heiligen Erinnerungen führte Hieronymus fern von Rom für den Körper zwar ein recht hartes, für den Geist aber angenehmes Leben, so dass er ausrief: „Möchte Rom erhalten, was das die Stadt Rom an Heiligkeit übertreffende Bethlehem besitzt!“ (143)<br />
<br />
==Schluss==<br />
<br />
'''68''' Dass der Wunsch des heiligen Mannes erfüllt worden ist in anderer Weise, als er selbst es verstand, erfüllt Uns und die Bürger Roms mit Uns mit Freude; denn die Reliquien des heiligen Lehrers, die in jener Höhle geborgen waren, die er so lange bewohnt hatte und deren Besitz ein Ruhm der edlen Stadt Davids waren, diese besitzt jetzt das glückliche Rom, geborgen in der Basilika von Maria Maggiore bei der Krippe des Herrn selbst. Die Stimme ist verklungen, deren Hall einst aus der Einsamkeit hervordrang und vom ganzen katholischen Erdkreis gehört wurde, aber durch seine Schriften, die durch die ganze Welt die göttlichen Lichtquellen leuchten (144), spricht Hieronymus noch heute laut. Laut verkündet er die Wertgröße der Heiligen Schrift, ihre Unversehrtheit und geschichtliche Treue, die Süßigkeit der Früchte ihrer Lesung und Betrachtung. Laut erhebt er seine Stimme, auf dass die Kinder der Kirche alle zu einer des christlichen Namens würdigen Lebenshaltung zurückkehren uns sich vor dem Rückfall in heidnische Sitten, die in unseren Tagen fast wieder aufgelebt zu sein scheinen, rein und unversehrt bewahren. Laut verlangt er, dass der Stuhl Petri, zumal durch die Ergebenheit und den Eifer der Italiener, in deren Gebiet er nach Gottes Ratschluss gestellt ist, so in Ehren stehe und jene Freiheit genieße, welche die Würde des apostolischen Amtes und seine Ausübung selbst durchaus verlangen. Laut ruft er, dass jene christlichen Völker, welche von ihrer Mutter, der Kirche, in bedauernswerter Weise abgefallen sind, wiederum zu ihr die Zuflucht nehmen möchten, in der alle Hoffnung auf das ewige Heil hinterlegt ist. Möchten diesem Mahnruf vor allem die orientalischen Kirchen folgen, die schon allzu lange vom Stuhl Petri sich abgewandt haben. Denn als Hieronymus in jenen Gegenden lebte und Gregor von Nazianz und Didymus von Alexandrien zu Lehrern hatte, hat er die Lehre der morgenländischen Völker seiner Zeit mit dem bekannten Ausspruch umfasst: „Wenn jemand nicht in der Arche Noachs ist, wird er unter der Herrschaft der Sündflut untergehen.“ (145) Bedrohen heute die Wogen dieser Flut nicht alle menschlichen Einrichtungen, wenn nicht Gott sie abwehrt, mit Zerstörung? Denn was sollte fürwahr, wenn man Gott, den Urheber und Erhalter aller Dinge, hinwegnimmt, nicht zusammenstürzen? Was sollte dem Untergang entgehen, das Christus, der das Leben ist, von sich ausgeschlossen hat? Doch er, der einstens auf das Gebet der Jünger dem stürmischen Meere Ruhe gebot, kann das gleiche so schöne Geschenk des Friedens der durchwühlten menschlichen Gesellschaft wiedergeben. Dabei möge Hieronymus der Kirche Gottes zu Hilfe kommen, die er, weil er ihr mit größter Liebe zugetan war, gegen alle Angriffe der Gegner tatkräftig verteidigte; er möge durch seinen Schutz es erreichen, dass die Entzweiungen dem Willen Jesu Christi entsprechend beigelegt und „eine Herde und ein Hirt werden mögen“.<br />
<br />
'''69''' Was wir nun, ehrwürdige Brüder, am Ausgang des 15. Jahrhunderts seit dem Heimgang des großen Lehrers euch vorgelegt haben, das bringt ohne Zögern euerer Geistlichkeit und dem gläubigen Volk zur Kenntnis, damit sie nicht nur an der katholischen Lehre von der göttlichen Eingebung der Heiligen Schrift festhalten und sie verteidigen, sondern auch, damit sie mit größtem Eifer an den Grundsätzen festhalten, welche in dem Rundschreiben über das biblische Studium und in Unserem gegenwärtigen Rundschreiben vorgeschrieben sind. Inzwischen hegen Wir für alle Kinder der Kirche den Wunsch, dass sie, von der Süßigkeit der Heiligen Schrift durchdrungen und gekräftigt, die hochüberragende Weisheit Christi gewinnen. Als deren Unterpfand und zum Zeugnis Unseres Wohlwollens erteilen Wir euch, ehrwürdige Brüder, eurer gesamten Geistlichkeit und dem anvertrauten Volk in aller Liebe im Herrn den apostolischen Segen.<br />
<br />
<center> Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 15. September des Jahres 1920, </center><br />
<center> im siebten Jahre Unseres Pontifikates</center><br />
<br />
<center> [[Benedikt XV.]] [[Papst|PP.]] </center><br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
<br />
(1) Konzil von Trient, 5. Sitzung. Dekret über die Reform Kap. 1.<br />
<br />
(2) Sulpitius Severus, Dialog 1,7.<br />
<br />
(3) Kassian, Über die Menschwerdung 7,26.<br />
<br />
(4) Prosper von Aquitanien, Gesang von den Undankbaren, Vers 57.<br />
<br />
(5) Über die berühmten Männer 135.<br />
<br />
(6) Briefe 82, 2, 2.<br />
<br />
(7) Ebd. 15, 1, 1; 16, 2, 1.<br />
<br />
(8) Vorrede zum Proph Abdias (Obadja).<br />
<br />
(9) Zu Mt 13, 44.<br />
<br />
(10) Briefe 22, 30, 1.<br />
<br />
(11) Ebd. 84, 3, 1.<br />
<br />
(12) Ebd. 125, 12.<br />
<br />
(13) 123, 9 (10); 127, 7, 1.<br />
<br />
(14) Ebd. 127, 1f.<br />
<br />
(15) Briefe 36, 1; 32, 1.<br />
<br />
(16) Ebd. 45, 2; 126, 3; 127, 7.<br />
<br />
(17) Ebd. 84, 3, 1f.<br />
<br />
(18) Vorwort zum 1. Buch der Chronik.<br />
<br />
(19) Konzil vom Vatikan III. Konstitution vom katholischen Glauben Kap. 2.<br />
<br />
(20) Abhandlung zu Ps 88.<br />
<br />
(21 Zu Mt 13, 44. Abhandl. Zu Ps 77.<br />
<br />
(22) Zu Mt 13, 45ff.<br />
<br />
(23) Untersuchungen zum 1. Buch Moses, Vorrede.<br />
<br />
(24) Zum Proph. Aggäus (Haggai) 2,1 ff., zu Gal 2,10.<br />
<br />
(25) Gegen Helvidius 19.<br />
<br />
(26) Gegen Jovinian 1, 4.<br />
<br />
(27) Briefe 49 (48), 14, 1.<br />
<br />
(28) Zu Jr 9, 12ff.<br />
<br />
(29) Briefe 78, 30 (28).<br />
<br />
(30) Ebd. 27, 1, 1f.<br />
<br />
(31) Zu Ez 1,15ff.<br />
<br />
(32) Zu Mich 2,11f; 3,5ff.<br />
<br />
(33) Ebd. 4,1ff.<br />
<br />
(34) Zu Jr 31, 35ff.<br />
<br />
(35) Zu Nah 1,9.<br />
<br />
(36) Briefe 57, 7, 4.<br />
<br />
(37) Briefe 82,7, 2.<br />
<br />
(38) Ebd. 72, 2, 2.<br />
<br />
(39) Ebd. 18, 7, 4; vgl. ebd. 46, 6, 2.<br />
<br />
(40) Ebd. 36, 11, 2.<br />
<br />
(41) Ebd. 57, 9, 1.<br />
<br />
(42) Augustinus an Hieronymus s. Briefe des Hieronymus 116, 3.<br />
<br />
(43) Rundschreiben über das Bibelstudium (Sammlung Herder IV S. 92-155)<br />
<br />
(44) Ebd.<br />
<br />
(45) Zu Jr 23, 15 ff.; Mt 14,8; Gegen Helvidius 4.<br />
<br />
(46) Zu Phm 4.<br />
<br />
(47) Augustinus, Gegen Faustus 26, 3 f. 6 f.<br />
<br />
(48) Jo 19,35.<br />
<br />
(49) Zu Mt, Vorwort.<br />
<br />
(50) Briefe 78, 1, 1,; vgl. Zu Mk 1, 13-31.<br />
<br />
(51) Augustinus, Gegen Faustus 26,8.<br />
<br />
(52) Vgl. Mt 12, 3.39-42; Lk 17,26-29.32ff.<br />
<br />
(53) Mt 5,18.<br />
<br />
(54) Jo 10,35.<br />
<br />
(55) Mt 5,19.<br />
<br />
(56) Lk 24, 45 f.<br />
<br />
(57) Briefe 130, 20.<br />
<br />
(58) Briefe 58, 9, 2; 11, 2.<br />
<br />
(59) Mt 13,44.<br />
<br />
(60) Augustinus, Bekenntnisse 3,5; vgl. 8,12.<br />
<br />
(61) Briefe 22, 30, 2.<br />
<br />
(62) Zu Mich 1, 10, 15.<br />
<br />
(63) Zu Gal 5,19 ff.<br />
<br />
(64) Briefe 108, 26, 2.<br />
<br />
(65) An Domnio und Rogatian, Vorwort zu 1. Buch der Chronik.<br />
<br />
(66) Briefe 63,2.<br />
<br />
(67) Ebd. 15,1 1 2 4.<br />
<br />
(68) Ebd. 16, 2, 2.<br />
<br />
(69) Zu Dn 3,27.<br />
<br />
(70) Gegen Vigilantius 6.<br />
<br />
(71) Dialog mit Pelag., Vorrede 2.<br />
<br />
(72) Gegen Rufinus 3,43.<br />
<br />
(73) Zu Mich 1, 10 ff.<br />
<br />
(74) Zu Is 1, 6 Kap. 16, 1-5.<br />
<br />
(75) Zu Tit 3,9.<br />
<br />
(76) Zu Eph 4,31.<br />
<br />
(77) Briefe 107, 9 12.<br />
<br />
(78) Ebd. 22, 17, 2; vgl. 29, 2.<br />
<br />
(79) Briefe 108, 26.<br />
<br />
(80) Ebd. 127,7.<br />
<br />
(81) Ps 50,8.<br />
<br />
(82) Nachfolge Christi 4, 11, 4.<br />
<br />
(83) Nachfolge Christi 4, 11, 4.<br />
<br />
(84) Briefe 125, 7, 3; 11, 1.<br />
<br />
(85) Ebd. 52, 7, 1.<br />
<br />
(86) Briefe 53, 3 ff.<br />
<br />
(87) Ebd. 27, 1, 2.<br />
<br />
(88) Mal 2,7.<br />
<br />
(89) Pius X. im Rundschreiben Vinea electa vom 7. Mai 1909.<br />
<br />
(90) Vgl. 2 Tim. 3,17.<br />
<br />
(91) Abhandl. zu Ps 147.<br />
<br />
(92) Röm 2,19 f.<br />
<br />
(93) Klgl. 4,4.<br />
<br />
(94) Jr 12,11.<br />
<br />
(95) Briefe 52, 8, 1.<br />
<br />
(96) Zu Am 8, 3 ff.<br />
<br />
(97) Zu Zach 9, 15 f.<br />
<br />
(98) Briefe 29, 1, 3.<br />
<br />
(99) Zu Mt 25,13.<br />
<br />
(100) Zu Ez 38, 1 ff.; 41, 23 ff.; 42, 23 ff.; Zu Mk 1m 13-31. Briefe 129, 6 usw.<br />
<br />
(101) Zu Hab 3, 14.<br />
<br />
(102) Zu Mk 9, 1-7; Zu Ez 40, 24-27.<br />
<br />
(103) Zu Prd (Kohelet) 12, 9 f.<br />
<br />
(104) Briefe 58, 9, 1.<br />
<br />
(105) Zu Prd 2, 24 ff.<br />
<br />
(106) Zu Am 9, 6.<br />
<br />
(107) Zu Is 6, 1-7.<br />
<br />
(108) 2 Tim 3, 16.<br />
<br />
(109) Briefe 49 (48), 17, 7.<br />
<br />
(110) Zu Gal 1, 11 ff.<br />
<br />
(111) Zu Am, Vorwort zu 1, 3.<br />
<br />
(112) Zu Gal, Vorrede zu 1, 3.<br />
<br />
(113) Briefe 36, 14, 2; vgl. 140, 1, 2.<br />
<br />
(114) Briefe 52, 8, 1.<br />
<br />
(115) Dialog mit Luzifer 11.<br />
<br />
(116) Briefe 53, 7, 2.<br />
<br />
(117) Zu Tit 1, 10.<br />
<br />
(118) Zu Mt 13, 32.<br />
<br />
(119) Briefe 36, 14, 2.<br />
<br />
(120) Ebd. 48 (49), 4, 3.<br />
<br />
(121) Briefe 53, 10, 1.<br />
<br />
(122) Ebd. 30, 13.<br />
<br />
(123) Vorrede zum Brief an die Epheser.<br />
<br />
(124) Briefe 141, 2; vgl. 134, 1.<br />
<br />
(125) Postumianus bei Sulpicius Severus, Dialog 1, 9.<br />
<br />
(126 Briefe 139.<br />
<br />
(127) Eph 5, 27.<br />
<br />
(128) Briefe 58, 7, 1.<br />
<br />
(129) Postumianus bei Sulp. Sev., Dial. 1, 9.<br />
<br />
(130) Zu Agg 2,1 ff.<br />
<br />
(131) Zu Mich 4, 1 ff.<br />
<br />
(132) Zu Mt, Vorrede.<br />
<br />
(133) Vorrede zu Isaias; vgl. Abhandl. zu Ps 77.<br />
<br />
(134) Briefe 30, 7.<br />
<br />
(135) Abhandl. zu Ps 1.<br />
<br />
(136) Abhandl. zu Mk 9, 1-7.<br />
<br />
(137) Zu Mt 13, 45 f.<br />
<br />
(138) Briefe 45, ^1, 6.<br />
<br />
(139) Ebd. 22, 38 f.<br />
<br />
(140) Briefe 125, 20, 4.<br />
<br />
(141) Ebd. 22, 38, 3.<br />
<br />
(142) Ebd. 46, 11, 13.<br />
<br />
(143) Ebd. 54, 13, 6.<br />
<br />
(144) Kassian, Über die Menschwerdung 7, 26.<br />
<br />
(145) Briefe 15, 2, 1.<br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Ad_caeli_reginam_(Wortlaut)&diff=45177Ad caeli reginam (Wortlaut)2008-09-10T11:37:23Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div><center> [[Enzyklika]] </center><br />
{|align="center" cellpadding=5px;<br />
!bgcolor="silver"|'''[[Ad caeli reginam]]'''<br />
|-----<br />
{|align="center" <br />
<center> unseres [[Papst|Heiligen Vaters]] </center><br />
<center> [[Pius XII.]]</center><br />
<center> an alle Ehrwürdigen Brüder, die [[Patriarch|Patriarchen]], [[Primat|Primaten]], [[Erzbischof|Erzbischöfe]], [[Bischöfe]] </center><br />
<center> und die anderen Oberhirten, welche in [[Friede]]n und Gemeinschaft mit dem [[Apostolischer Stuhl|Apostolischen Stuhle]] leben </center><br />
'''<center> über das [[Maria Königin|Königtum Mariens]] und die Einführung des Festes </center>'''<br />
<center> [[11. Oktober]] [[1954]] </center><br />
<center> (Lateinischer Text: [[AAS]] XLVI [1954] -632-633-) </center><br />
<br />
(Quelle: Das päpstliche Rundschreiben über das Königtum Mariens, Verlag für kirchliches Schrifttum, Köln, S. 3-12; [[Imprimatur]], Coloniae, die 15 m. Novembris 1954, Jr. Nr. 4543 I/54 Teusch, vic. glis. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung [http://www.vatican.va/holy_father/pius_xii/encyclicals/documents/hf_p-xii_enc_11101954_ad-caeli-reginam_en.html] )<br />
<br />
'''Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
<br />
<center> Ehrwürdige Brüder, </center><br />
<center> Gruß und apostolischen Segen </center><br />
<br />
==Einleitung==<br />
<br />
'''1''' Seit den ersten Zeiten der Katholischen Kirche hat das christliche Volk an die Königin des Himmels Gebete und Gesänge des Lobes und der Liebe gerichtet, sowohl in glücklichen Zeiten als besonders auch in Perioden ernster Schwierigkeiten. Niemals wurde die Hoffnung getäuscht, die man der Mutter des göttlichen Königs Jesus Christus entgegenbrachte. Niemals wurde der Glaube wankend, der uns lehrte, dass die Jungfrau und Gottesmutter Maria mit mütterlichem Herzen über das Universum herrscht und dass sie gekrönt wurde mit einer königlichen Krone der Glorie in der himmlischen [[Seligkeit]].<br />
<br />
'''2''' Aber nach dem Unglück, welches vor Unseren Augen zahlreiche blühende Städte und Dörfer mit Ruinen bedeckt hat, sehen Wir mit Schmerzen das gefährliche Überhandnehmen so vieler sittlicher Missstände, sehen Wir gelegentlich selbst die Grundlagen der Gerechtigkeit untergraben, sehen Wir häufig den Triumph zerstörender Vergnügungen; und in dieser bedrohlichen und ungewissen Situation empfinden Wir eine sehr tiefe Angst. Darum eilen Wir mit Zutrauen zu Maria, Unserer Königin, und künden ihr nicht allein Unsere Liebe, sondern auch die Liebe aller Menschen, die sich des christlichen Namens rühmen.<br />
<br />
'''3''' Gerne erinnern Wir daran, dass Wir am (1). November des Heiligen Jahres 1950 in Gegenwart einer großen Zahl von Kardinälen, Bischöfen, Priestern und Gläubigen, die aus der ganzen Welt herbeigeströmt waren, das Dogma der Aufnahme der Heiligsten Jungfrau in den Himmel verkündet haben1, wo sie mit Leib und Seele mit ihrem einzigartigen Sohn unter den Chören der Engel und Heiligen herrscht. Weiter haben Wir bei Gelegenheit der Hundertjahrfeier der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis durch Pius IX., Unseren Vorgänger unvergesslichen Angedenkens, das augenblicklich noch laufende Marianische Jahr verkündet! (2). Zu Unserem großen Trost sehen Wir in diesem Augenblick, dass nicht nur in Rom, besonders in Santa Maria Maggiore die Volksscharen zusammenströmen, um ihr Vertrauen und ihre große Liebe gegenüber der Mutter des Himmels zu bekunden, sondern dass auch in allen Gegenden der Welt die Verehrung der Jungfrau und Gottesmutter mehr und mehr aufblüht und dass zahlreiche Wallfahrten betender Gläubigen zu den großen Heiligtümern Mariens stattfanden und noch stattfinden.<br />
<br />
'''4''' Und jedermann weiß, dass Wir bei allen Gelegenheiten, in den Ansprachen, bei den Audienzen und auch bei den Rundfunkbotschaften in die Ferne alle Gläubigen ermahnt haben, aus ganzem Herzen ihre gütige und mächtige Mutter zu lieben, wie es Kindern zukommt. Wir möchten hier erinnern an die Rundfunkbotschaft an das portugiesische Volk bei Gelegenheit der Krönung der wundertätigen Statue von Fatima (3) und dass Wir sie selbst die Botschaft vom „Königtum Mariens" genannt haben (4).<br />
<br />
'''5''' Wir möchten indessen gewissermaßen den Schlussstein auf diese Einzelerweise Unserer Verehrung der Mutter Gottes setzen, die das christliche Volk mit solchem Eifer aufgegriffen hat, und Wir möchten in glücklicher Weise das Marianische Jahr beschließen, das sich nun seinem Ende nähert, und auch den dringenden Bitten entsprechen, die aus allen Teilen der Welt zu Uns kommen. Darum haben Wir beschlossen, das liturgische Fest "der Heiligen Jungfrau Maria der Königin" einzusetzen.<br />
<br />
'''6''' Wir wollen dem christlichen Volk damit nicht eine neue Glaubenswahrheit vorstellen, denn der Titel selbst und die Gründe, welche die königliche Würde Mariens rechtfertigen, sind schon zu allen Zeiten überreich formuliert worden und finden sich in den alten Dokumenten der Kirche und in den liturgischen Büchern. <br />
<br />
'''7''' Wir möchten sie durch dieses Rundschreiben lediglich in Erinnerung rufen, um das Lob Unserer Himmlischen Mutter zu erneuern, um in allen Seelen eine glühende Liebe zu ihr zu entfachen und damit zu ihrem geistlichen Heil beizutragen.<br />
<br />
==Die Zeugnisse der Väter und Päpste==<br />
<br />
'''8''' Das christliche Volk hat auch in den vergangenen Jahrhunderten mit Recht geglaubt, dass diejenige, die den Sohn des Allerhöchsten gebar, der „im Hause Jakobs ewiglich herrschen wird" (5), als „Friedensfürst" (6), als „König der Könige und Herr der Herrsmer" (7), mehr wie jede andere Kreatur an Gnade und einzigartigen Privilegien empfangen hat. Er zog dabei die enge Verbindung in Betracht, welche die Mutter mit dem Sohn eint, und hat ohne Mühe die königliche Erhabenheit der Mutter Gottes über allem erkannt.<br />
<br />
'''9''' Deswegen ist es nicht erstaunlich, dass die alten kirchlichen Schriftsteller sich auf das Wort des HI. Erzengels Gabriel stützten, der verkündete, dass der Sohn Mariens ewig herrschen wird (8), und auf das Wort Elisabeths, welche ehrfurchtsvoll begrüßend sie „die Mutter meines Herrn" (9) nannte und bereits Maria als die „Mutter des Königs", „die Mutter des Herrn" bezeichnete. Sie wiesen klar daraufhin, dass kraft königlicher Würde ihres Sohnes sie selbst eine besondere Größe und Erhabenheit besitze.<br />
<br />
'''10''' Auch St. Ephrem hat in der Glut seiner poetischen Inspirationen sie sprechen lassen: „Möge der Himmel mich umschirmen; denn ich bin mehr geehrt als er. In der Tat war nicht der Himmel Deine Mutter, Du hast ihn vielmehr zu Deinem Throne gemacht. Wie viel mehr ist die Mutter des Königs der Ehren und der Verehrung wert als sein Thron" (10), und an einer anderen Stelle bittet er sie mit den Worten: „Erhabene Jungfrau und Patronin, Königin, Herrin, bewahre mich, beschütze mich, damit der Satan, der Urheber alles Bösen, nicht über mich frohlocke und der böse Feind nicht über mich triumphiere" (11).<br />
<br />
'''11''' Der Hl. Gregor von Nazianz nennt Maria „die Mutter des Königs des Universums", „die jungfräuliche Mutter, die den König der ganzen Welt geboren hat" (12). Prudentius erklärt, „dass diese Mutter sich verwundert, Gott als Mensch geboren zu haben und selbst als obersten König" (13). <br />
<br />
'''12''' Diese königliche Würde der seligsten Jungfrau Maria ist klar und deutlich bezeichnet durch die, welche sie „Fürstin", „Herrin" und „Königin" nennen. <br />
<br />
13 Schon in einer Homilie, die dem Origenes zugeschrieben wird, wird Maria von Elisabeth nicht allein „Mutter meines Herrn" genannt, sondern „meine Herrscherin" (14).<br />
<br />
'''14''' Die gleiche Idee leuchtet aus den folgenden Worten des HI. Hieronymus hervor, in welchen er unter den verschiedenen Deutungen des Namens Mariä zuletzt folgende aufführt: „Man muss wissen, das Maria auf Syrisch ,Herrscherin' bedeutet" (15). Nach ihm drückt der HI. Chrysologus den gleichen Gedanken in einer noch deutlicheren Weise aus: „Das hebräische Wort ,Maria' heißt auf Lateinisch ,Herrscherin'. Der Engel nennt sie ,Herrscherin', damit sie aufhören soll zu erbeben wie eine Dienerin, sie, welche die Autorität ihres Sohnes erlangt hat, zu gebären und Herrscherin genannt zu werden" (16).<br />
<br />
'''15''' Epiphanius, Bischof von Konstantinopel, sagt in seinem Schreiben an den Papst Hormisdas, dass man beten müsse, damit die Einheit der Kirche bewahrt bleibe „durch die Gnade der Heiligen und wesenseinen Dreifaltigkeit und durch die Fürsprache unserer Heiligen Herrin, der glorreichen Jungfrau Maria, der Mutter Gottes" (17).<br />
<br />
'''16''' Ein Autor der gleichen Zeit grüßt mit folgenden Worten die Heilige Jungfrau Maria, die zur Rechten Gottes sitzt, um sie zu bitten für uns zu beten: „Herrscherin der Sterblichen, Allerheiligste Mutter Gottes" (18).<br />
<br />
'''17''' Der Hl. Andreas von Kreta erkennt mehrmals der Jungfrau Maria die Würde der Königin zu; er schreibt z. B. „(Jesus) nimmt heute aus ihrer irdischen Wohnung die Königin des Menschengeschlechtes, seine immer jungfräuliche Mutter, in deren Schoß er, ohne aufzuhören Gott zu sein, menschliche Gestalt angenommen hat“ (19). <br />
<br />
'''18''' Und an anderer Stelle: „Königin des ganzen Menschengeschlechtes, im Sinne deines Namens in Wahrheit treu, welche, Gott allein aus" genommen, alles überragt" (20).<br />
<br />
19 Der HI. Germanus grüßt mit diesen Worten die demütige Jungfrau: „Setze Dich nieder, O Herrin, Dir kommt es in Wahrheit zu, dass Du an hoher Stelle herrschest, da Du Königin bist und glorreicher als alle Könige" (21). Er nennt sie auch: „Herrscherin aller Bewohner der Erde" (22).<br />
<br />
'''20''' Der HI. Johannes von Damaskus gibt ihr den Namen „Königin, Patronin, Herrscherin“ (23) und selbst „Herrscherin aller Kreatur" (24). Ein alter Schriftsteller der orientalischen Kirche nennt sie „glückliche Königin", „ewige Königin beim König, ihrem Sohn", deren „Haupt, weiß wie Schnee, mit goldenem Diadem geschmückt ist" (25).<br />
<br />
'''21''' Schließlich vereint der Hl. IIdefons von Toledo fast alle ihre Ehrentitel in diesem Gruß: „O meine Herrin, oberste Herrscherin, Mutter meines Herrschers, du regierst über mich ...Herrscherin unter den Dienern, Königin unter deinen Schwestern" (26).<br />
<br />
'''22''' Diesen und anderen ähnlichen und unzähligen Zeugnissen, die bis in die Frühzeit hinaufreichen, haben die Theologen der Kirche die Lehre entnommen, nach der sie die Allerseligste Jungfrau, Königin aller Kreaturen, Königin der Welt, Herrscherin des Universums nennen.<br />
<br />
'''23''' Die obersten Hirten der Kirche haben es als ihre Pflicht erachtet, durch ihre Anregungen und Predigten die Frömmigkeit des christlichen Volkes gegenüber seiner himmlischen Mutter und Königin zu billigen und zu ermutigen. Erinnern Wir noch, um nicht die Dokumente der letzten Päpste zu erwähnen: Seit dem 7. Jahrhundert nennt Unser Vorgänger, der Hl. Martin I., Maria „Unsere glorreiche Herrscherin und immerwährende Jungfrau" (27). Der HI. Agathon sagt von ihr in seinem Synodalschreiben an die Väter des 6. Ökumenischen Konzils: „Unsere Herrscherin, wahrhaft Gottesmutter im eigentlichen Sinne". (28) Im 8. Jahrhundert gibt Gregor II. in seinem Brief an den Patriarchen St. Germanus, der unter dem Beifall aller Väter des 7. Ökumenischen Konzils verlesen wurde, ihr den Titel: „Universale Herrscherin und wahrhafte Mutter Gottes" und „Herrscherin aller Christen" (29). <br />
<br />
'''24''' Wir erinnern schließlich noch daran, dass Unser Vorgänger unvergesslichen Angedenkens, Sixtus IV., mit Eifer die Lehre der Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau in seinem Apostolischen Brief „Cum praeexcelsa" (30) erwähnt und damit beginnt, Maria „die Königin der Himmels und der Erde" zu nennen, sowie bekräftigt, dass der oberste König ihr gewissermaßen seine Vollmacht übertragen habe (31). <br />
<br />
'''25''' Darum fasst der Heilige Alphons von Liguori alle die Zeugnisse der vergangenen Jahrhunderte zusammen und schreibt mit großer Verehrung: „Da die Jungfrau Maria zu dieser so großen Würde der Mutter Gottes erhoben wurde, hat die Kirche ihr mit gutem Recht den Titel der Königin zuerkannt" (32).<br />
<br />
== Die Zeugnisse der Liturgie==<br />
<br />
'''26''' Die heilige Liturgie hat als treuer Spiegel der von den Vorfahren überkommenen und im christlichen Volk, in Ost und West, durch die Jahrhunderte gewachsenen Lehre immer und bis heute ohne Unterlass die Lobpreisungen der Himmelskönigin gesungen.<br />
<br />
'''27''' Aus dem Orient erklingen die glühenden Akkorde: „O Mutter Gottes, heute bist Du zum Himmel aufgefahren im Triumphwagen der Cherubim, die Seraphim dienen Dir, die himmlischen Heerscharen neigen sich vor Dir" (33). <br />
<br />
'''28''' Und ferner: „O gerechter, o glücklicher (Joseph), auf Grund Deiner königlichen Herkunft wurdest Du auserwählt zum Bräutigam der reinen Königin, welche in wunderbarer Weise dem König Jesus das Leben gab“ (34). Ebenso: „Ich möchte ein Lied singen auf die Mutter und Königin, ich möchte mich ihr in Freuden nahen, um in Jubel ihre Wunder besingen ... O Herrscherin, unsere Zunge kann Dich nicht würdig preisen, denn Du bist erhabener als die Seraphim, die Du Christus, den König geboren hast... Heil Dir, o Königin der Welt, heil Dir, o Maria, unser aller Herrscherin" (35).<br />
<br />
'''29''' Im äthiopischen Messbuch liest man: „O Maria, Mittelpunkt des Universums... Du bist größer als die Cherubim mit ihren unzähligen Augen und die Seraphim mit ihren sechs Flügeln... Der Himmel und die Erde sind ganz erfüllt von Deiner Heiligkeit und Deiner Glorie" (36).<br />
<br />
'''30''' Die lateinische Kirche singt das alte und wohlvertraute Gebet des "Salve Regina" und die frohen Antiphonen „Ave, Regina caelorum“, „Regina coeli laetare“, und auch die von den Festen der heiligen Jungfrau: „Die Königin sitzt zu Deiner Rechten im goldenen Kleid, geziert mit mannigfaltigem Schmuck" (37). „Heute ist die Jungfrau Maria zum Himmel aufgestiegen (38): Freuet Euch, denn sie herrscht mit Christus auf ewig" (39). <br />
<br />
'''31''' Man muss unter anderem hier die Lauretanische Litanei hinzufügen, welche alle Tage das christliche Volk einlädt, mehrmals Maria mit dem Titel der Königin zu grüßen. Ebenso betrachten seit vielen Jahrhunderten die Christen das Himmel und Erde umfassende Reich Mariens beim Gebet des 5. Geheimnisses im glorreichen Rosenkranz, das man die mystische Krone der Himmelskönigin nennen kann.<br />
<br />
'''32''' Endlich stellt auch die Kunst, die auf christlichen Prinzipien sich gründet und von ihrem Geiste beseelt ist, die seit dem Konzil von Ephesus getreu die wahre und spontane Frömmigkeit der Gläubigen wiedergibt, Maria als Königin und Herrscherin dar, sitzend auf königlichem Thron, geschmückt mit königlichen Insignien, gekrönt mit einem Diadem, umgeben von der Schar der Engel und Heiligen. Sie zeigt, dass Maria nicht nur über der Natur, sondern auch über den Anfechtungen Satans steht. Die Ikonographie hat die königliche Würde der Allerseligsten Jungfrau Maria ausgedeutet und zeigt aus allen Epochen reiche Kunstwerke höchsten Wertes; sie ging soweit, dass sie den göttlichen Erlöser darstellte, wie er die Stirn seiner Mutter mit leuchtender Krone schmückt.<br />
<br />
'''33''' Die römischen Päpste haben es nicht unterlassen, diese Andacht des Volkes zu fördern, indem sie oft mit eigener Hand oder durch päpstliche Legaten die Bilder der Jungfrau krönten, die durch ihre öffentliche Verehrung besonders bekannt waren.<br />
<br />
== Die göttliche Mutterschaft - Grundlage des Königtums==<br />
<br />
'''34''' Wie Wir schon oben andeuteten, Ehrwürdige Brüder, beruht das Hauptargument, auf dem sich die königliche Würde Mariens gründet und das aus den Texten der alten Tradition und aus der heiligen Liturgie hervorleuchtet, ohne Zweifel auf ihrer göttlichen Mutterschaft. In der Tat sagt man in den heiligen Büchern über den von der Jungfrau geborenen Sohn: „Er wird Sohn des Allerhöchsten heißen und Gott der Herr wird ihm den Thron Davids, seines Vaters geben; er wird herrschen im Hause Jakobs ewiglich und seines Reiches wird kein Ende sein" (40); und weiterhin wird Maria genannt „Mutter des Herrn" (41). Folgerichtig ergibt sich daraus, dass sie selbst Königin ist, da sie einem Sohne das Leben gab, der seit dem Augenblick seiner Empfängnis, auf Grund der hypostatischen Union der menschlichen Natur mit dem (göttlichen) Wort, selbst als Mensch König und Herr aller Dinge ist. Der heilige Johannes von Damaskus schreibt somit zu Recht: „Sie ist wahrhaftig die Herrscherin der ganzen Schöpfung geworden, in dem Augenblick wo sie Mutter des Schöpfers wurde" (42), und der Erzengel Gabriel selbst kann der erste Herold der Königswürde Mariens genannt werden.<br />
<br />
'''35''' Indessen muss die seligste Jungfrau als Königin verkündet werden nicht allein auf Grund ihrer göttlichen Mutterschaft, sondern auch weil sie nach dem Willen Gottes in dem Werk unseres ewigen Heiles eine besonders hervorragende Rolle spielte. „Welcher schönere Gedanke" –schrieb unser unvergessliche Vorgänger Pius XI. –„könnte unserem Geist kommen: Christus ist unser König nicht allein durch das Recht der Geburt, sondern auch durch ein erworbenes Recht, nämlich durch die Erlösung? Möchten alle Menschen, die so leicht den Preis vergessen, den unser Erlöser entrichtet hat, sich daran erinnern: Ihr seid nicht mit Gold oder Silber oder vergänglichen Gütern losgekauft, sondern durch das kostbare Blut Christi, des unbefleckten und untadeligen Lammes (43). Wir gehören darum nicht mehr uns selbst (44), weil Christus uns mit einem großen Lösegeld erkauft hat" (45). <br />
<br />
'''36''' Bei der Vollendung der Erlösung wurde die Allerseligste Jungfrau sicher eng mit Christus verbunden; auch singt man mit gutem Recht in der heiligen Liturgie: „Die Heilige Maria, Königin des Himmels und Herrscherin der Welt, gebrochen von Schmerz stand sie neben dem Kreuz unseres Herrn Jesus Christus" (46). Und ein frommer Schüler des heiligen Anselmus konnte im Mittelalter schreiben: „Wie ... Gott, indem er alle Dinge durch seine Macht erschuf, der Vater und Herr von allem ist, so ist Maria die Mutter und Herrin von allem, indem sie alle Dinge durch ihre Verdienste erneuerte: Gott ist der Herr aller Dinge, weil er sie in ihrer eigenen Natur durch sein Machtwort begründete, und Maria ist Herrin aller Dinge, weil sie sie in ihrer ursprünglichen Würde erneuerte durch die Gnade, welche ihr zukam" (47). <br />
<br />
'''37''' Wahrlich „Wie Christus, da er uns losgekauft hat, unser Herr und unser König auf Grund besonderen Rechtes ist, so ist die Allerseligste Jungfrau gleichfalls unsere Königin und Herrin auf Grund der einzigartigen Weise, in der sie zu unserer Erlösung half; sie gab ihrem Sohne das Leben, opferte ihn freiwillig für uns und wünschte, erbat und erwirkte unser Heil in ganz besonderer Weise" (48).<br />
<br />
'''38''' Aus diesen Voraussetzungen lässt sich folgender Schluss ziehen: In dem Werk unseres geistlichen Heiles war Maria nach dem Willen Gottes dem Urheber des Heiles, Jesus Christus, beigegeben, und dies auf ähnliche Weise, wie Eva dem Urheber des Todes, Adam, beigegeben war; man kann also von unserer Erlösung sagen, dass sie sich in der Form einer gewissen Wiederholung („recapituiatio“) (49) vollzog, dergestalt, dass das Menschengeschlecht, dem Tode unterworfen durch eine Jungfrau, durch die Vermittlung einer Jungfrau auch wieder gerettet wurde. Man kann ferner sagen, dass diese glorreiche Herrscherin zur Mutter Gottes erwählt wurde, um in der Tat mit ihm bei der Erlösung des Menschengeschlechtes verbunden zu sein (50). Wahrlich „Sie war es, die, frei von jeder persönlichen oder Erbschuld, stets eng mit ihrem Sohn verbunden, ihn auf Golgatha dem ewigen Vater opferte und zugleich ihre Liebe und ihre mütterlichen Rechte wie eine neue Eva dahingab für die ganze Nachkommenschaft Adams, die durch dessen elenden Sturz befleckt war" (51). Man kann also mit Recht daraus schließen: Wie Christus, der neue Adam, unser König ist, da er nicht allein Gottes Sohn, sondern auch unser Erlöser ist, so kann man in einer gewissen Analogie ebenfalls sagen, dass die heilige Jungfrau Königin ist, nicht nur weil sie die Mutter Gottes ist, sondern auch weil sie, wie eine neue Eva, dem neuen Adam beigegeben war.<br />
<br />
'''39''' Es ist sicher, dass Jesus Christus als alleiniger Gott und Mensch im vollen, eigentlichen und absoluten Sinn König ist; dennoch nimmt auch Maria an seiner königlichen Würde teil, obschon in einer begrenzten und analogen Weise, da sie die Mutter Christi war, der Gott ist, und weil sie dem Werke des göttlichen Erlösers beigegeben ist in seinem Kampf gegen die Feinde und in seinem Triumph, den er über sie alle davontrug. Wahrlich erreicht sie durch diese Vereinigung mit Christus, dem König, eine so erhabene Würde, dass sie den Rang aller geschaffenen Dinge überragt.; aus dieser gleichen Vereinigung mit Christus fließt jene königliche Vollmacht, die Schätze des Reiches des göttlichen Erlösers auszuteilen; diese gleiche Vereinigung mit Christus ist schließlich die Quelle der unausschöpflichen Wirksamkeit ihrer mütterlichen Fürsprache beim Sohne und beim Vater.<br />
<br />
'''40''' Damit überragt die heilige Jungfrau ohne Zweifel an Würde die ganze Schöpfung. Sie besitzt bei ihrem Sohne den Vorrang vor allen. St. Sophronius singt: „Du endlich hast bei weitem alle Kreatur überragt. Was könnte es Erhabeneres geben, als eine solche Gnade, die Dir allein zuerteilt wurde nach dem Willen Gottes?" (52). Und St. Germanus geht noch weiter in seinem Lob: „Deine Würde stellt Dich an die Spitze aller Kreaturen, Deine Erhabenheit stellt Dich über die Engel" (53). St. Johannes von Damaskus schließlich kommt dazu, jenes Wort niederzuschreiben: „Der Unterschied zwischen den Dienern Gottes und seiner Mutter ist unendlich" (54).<br />
<br />
'''41''' Um uns zu helfen, die erhabene Würde zu verstehen, welche die Mutter Gottes über allen Kreaturen erlangt hat, können wir in Betracht ziehen, dass die heilige Jungfrau seit dem ersten Augenblick ihrer Empfängnis mit einer solchen Fülle von Gnade überhäuft wurde, wie sie die Gnade aller Heiligen übersteigt. Wie Unser Vorgänger Pius IX. seligen Angedenkens in seiner Bulle "IneffabiIis Deus. sagt.: „Vor allen Engeln und allen Heiligen hat der unaussprechliche Gott Maria freigebig mit allen himmlischen Gaben beschenkt, die im Schatz der Gottheit aufgehäuft sind; auch hat sie, immer bewahrt selbst vor dem kleinsten Flecken der Sünde, ganz schön und vollkommen, eine solche Fülle von Unschuld und Heiligkeit erlangt, wie man sie sich außer bei Gott größer nicht denken kann und die niemand außer Gott selbst erfassen wird" (55).<br />
<br />
'''42''' Und weiter hat die Allerseligste Jungfrau nicht allein nach Christus die oberste Stufe der Erhabenheit und Vollkommenheit erlangt, sondern sie nimmt in gewisser Weise auch teil an der mit Recht so genannten Herrschaft ihres Sohnes, unseres Erlösers, über den Geist und den Willen der Menschen. Wenn das göttliche Wort die Wunder vollbringt und seine Gnade spendet durch das Mittel seiner Menschheit, wenn er die Sakramente und die Heiligen gleichsam als Instrumente für das Heil der Seelen gebraucht, warum kann er sich nicht seiner allerheiligsten Mutter bedienen, um uns die Früchte der Erlösung zu spenden? „Wahrlich, mit mütterlichem Herzen - so sagt ebenfalls Unser Vorgänger Pius IX. - ist sie bekümmert um unser Heil, beschäftigt sie sich mit dem Menschengeschlecht, da sie vom Herrn zur Königin des Himmels und der Erde erhoben wurde und über den Chören der Engel und aller Heiligen zur Rechten ihres einzigen Sohnes, Jesus Christus unseres Herrn thront. Sie erlangt Gehör durch die Macht ihrer mütterlichen Fürbitte, sie erhält alles, was sie erfleht, und erfährt niemals Ablehnung" (56). Hierzu erklärt ein anderer Unserer Vorgänger, Leo XIII. seligen Angedenkens, dass die seligste Jungfrau Maria über eine „fast unbegrenzte Macht verfüge" (57), um Gnade zu erlangen, und der Heilige Pius X. fügt hinzu, dass Maria dieses Amt „sozusagen kraft mütterlichen Rechtes" (58) ausübe.<br />
<br />
'''43''' Mögen die gläubigen Christen sich rühmen, der Herrschaft der Jungfrau und Gottesmutter untergeben zu sein, die über königliche Macht verfügt und von mütterlicher Liebe entflammt ist. <br />
<br />
'''44''' Indessen möchten doch die Theologen und die Prediger des göttlichen Wortes bei der Behandlung der Fragen, welche die heilige Jungfrau betreffen, Sorge tragen, gewisse Abweichungen vom rechten Wege zu vermeiden, um nicht in einen doppelten Irrtum zu verfallen: sie mögen sich hüten vor unbegründeten Meinungen, deren übertriebene Ausdrücke die Grenzen der Wahrheit überschreiten, und ebenso vor einer übertriebenen Enge des Geistes da, wo es sich um diese einzigartige, erhabene und sogar fast göttliche Würde der Mutter Gottes handelt, die der engelgleiche Lehrer (Thomas v. A.) uns ihr zuzuerkennen heißt „auf Grund des unendlichen Gutes, welches Gott selbst ist" (59).<br />
<br />
'''45''' Im übrigen ist in diesem Punkte der christlichen Lehre wie auch in anderen die „unmittelbare und universale Norm der Wahrheit" für alle das lebendige Lehramt der Kirche, welches Christus errichtet hat, „auch um diejenigen Fragen aufzuhellen und zu erklären, die im Glaubensgut nur dunkel und gleichsam eingeschlossen enthalten sind" (60).<br />
<br />
== Anordnung des Festes==<br />
<br />
'''46''' Die Zeugnisse des christlichen Altertums, die Gebete der Liturgie, der eingeborene religiöse Sinn des christlichen Volkes haben uns die Erhabenheit der Jungfrau und Gottesmutter in ihrer königlichen Würde bezeugt. Wir haben ferner erwiesen, dass die von der Theologie aus dem Schatz des göttlichen Glaubens hergeleiteten Gründe in vollem Maße diese Wahrheit bestätigen. Durch so viele aufgeführte Zeugnisse formt sich ein Gleichklang, dessen Echo weithin tönt, um das erhabene Wesen und die königliche Würde der Mutter Gottes und der Menschen zu feiern, die „hinfort erhoben wurde zum himmlischen Königreich über die Chöre der Engel" (61).<br />
<br />
'''47''' Da Wir nun durch lange und reifliche Überlegungen die Überzeugung erlangt haben, dass es für die Kirche vorteilhaft sein wird, wenn diese sicher begründete Wahrheit wie ein besonders helles Licht auf einem Kandelaber klarer vor aller Augen leuchtet, verordnen und setzen Wir ein kraft Unserer Apostolischen Autorität das Fest Maria Königin, das man auf der ganzen Welt in jedem Jahr am 31.Mai feiern soll. Zugleich ordnen Wir an, dass man an diesem Tage die Weihe des Menschengeschlechtes an das Unbefleckte Herz der Allerseligsten Jungfrau Maria erneuern soll. In ihr ruht wahrlich eine lebendige Hoffnung, dass wir eine Ära des Glückes sich erheben sehen, die sich des christlichen Friedens und des Triumphes der Religion erfreuen wird.<br />
<br />
'''48''' Möchten darum alle gemeinsam mit größerem Vertrauen als früher sich dem Thron der Barmherzigkeit unserer Königin und Mutter nahen, um Hilfe in der Gefahr, Licht in der Finsternis, Trost in Schmerz und Tränen zu erflehen. Möchten vor allem die Menschen den Mut aufbringen, sich von der Knechtschaft der Sünde loszureißen und mit der Glut einer kindlichen Verehrung sich dem königlichen Szepter einer so großen Mutter für immer zu unterwerfen. Möchten ihre Heiligtümer erfüllt sein und ihre Feste gefeiert werden von der Menge der Gläubigen; möge die fromme Kette des Rosenkranzes in den Händen aller sein und, um ihr Lob zu singen, in den Kirchen, den Häusern, den Hospitälern, den Gefängnissen sowohl die kleinen Gruppen, als auch die großen Versammlungen der Gläubigen vereinen. Der Name Mariens, süßer als Nektar, kostbarer als irgendein Edelstein, sei Gegenstand größter Verehrung. Niemand möge blasphemische Schmähungen, Zeichen einer verderbten Seele, gegen diesen leuchtenden, so majestätischen und durch mütterliche Lieblichkeit verehrungswürdigen Namen aussprechen; man wage nicht einmal irgendetwas zu sagen, was einen Mangel an Ehrfurcht ihr gegenüber verraten würde.<br />
<br />
'''49''' Möchten doch alle in ihrer Weise sich Mühe geben, in ihren Herzen und in ihrem Leben mit wachem und aufmerksamem Eifer die großen Tugenden der Himmelskönigin, unserer viel geliebten Mutter nachzuahmen. Dann wird in der Tat die Folge sein, dass die Christen in der Nachfolge und zu Ehren einer so großen Königin sich endlich wahrhaft als Brüder fühlen werden und dass sie den Hass und die ungezügelte Sehnsucht nach Reichtum verbannen, die soziale Liebe üben, das Recht der Armen achten und den Frieden lieben werden. Niemand halte sich als Kind Mariens für würdig, unter ihren Schutz aufgenommen zu werden, wenn er nicht nach ihrem Beispiel gütig, gerecht und rein ist und wenn er nicht mit Liebe wahre Brüderlichkeit übt und ohne jemand Unrecht zu tun, im Gegenteil Hilfe und Trost bringt.<br />
<br />
'''50''' In vielen Ländern der Erde sind Menschen wegen ihres Bekenntnisses zum christlichen Glauben ungerecht verfolgt und aller göttlichen und menschlichen Rechte auf Freiheit beraubt. Bis zum Augenblick blieben alle berechtigten Bitten und wiederholten Proteste, diese Übel zu beheben, unwirksam. Möge die allmächtige Herrin aller Dinge und aller Zeiten, die die Gewalten unter ihren Fuß zwingt, diesen unschuldigen und schwergeprüften Kindern ihre barmherzigen Augen zuwenden, deren Blick Ruhe bringt, die Wolken und die Stürme vertreibt; möge sie auch ihnen verleihen, sich endlich ohne Verzögerung der ihnen zukommenden Freiheit zu erfreuen, damit sie offen ihre Religion ausüben können und, ganz im Dienste des Evangeliums, zugleich auch durch ihre Mitarbeit und das herrliche Beispiel ihrer Tugenden, die inmitten der Prüfungen leuchten, der Stärke und dem Fortschritt der irdischen Gemeinschaft dienstbar sind.<br />
<br />
'''51''' Wir glauben auch, dass das durch dieses Rundschreiben zu dem Zwecke eingesetzte Fest, dass alle die Milde und mütterliche Herrschaft der Gottesmutter erkennen und eifriger ehren, in hohem Maße dazu beitragen kann, den Frieden unter den Völkern, der fast täglich durch beunruhigende Ereignisse bedroht ist, zu bewahren, zu festigen und für immer zu begründen. Ist sie nicht der von Gott über die Wolken gesetzte Regenbogen zum Zeichen der Einheit und des Friedens? (62) „Betrachte den Regenbogen und preise den, der ihn gemacht hat; er leuchtet in Glanz, er umspannt den Himmel mit seinem funkelnden Kreis, und die Hände des Allerhöchsten haben ihn ausgespannt". (63) Wer immer also die Herrscherin der Engel und Menschen ehrt - und niemand glaube sich ausgenommen von diesem Tribut der Dankbarkeit und Liebe -, rufe sie an als die allzeit gegenwärtige Königin und Mittlerin des Friedens, er achte und verteidige den Frieden, der weder unbestrafte Ungerechtigkeit, noch zügellose Freizügigkeit ist, sondern wohlgeordnete Eintracht im Gehorsam gegenüber Gottes Willen. Die Ermahnungen und mütterlichen Weisungen der Jungfrau Maria gehen dahin, den Frieden zu bewahren und zu mehren.<br />
<br />
'''52''' In dem lebhaften Wunsch, dass die Königin und Mutter des christlichen Volkes diese Bitten erhöre, dass die durch Hass gespaltene Erde sich ihres Friedens erfreue und dass sie uns allen nach dieser Verbannung Jesus zeige, der unser Friede und unsere Freude für die Ewigkeit sein wird, erteilen wir Euch, Ehrwürdige Brüder, und Euren Gläubigen aus ganzem Herzen den Apostolischen Segen als Unterpfand der Hilfe des allmächtigen Gottes und als Erweis Unserer Zuneigung.<br />
<br />
<center> Gegeben zu Rom bei St. Peter, am Feste der Mutterschaft der Jungfrau Maria, </center><br />
<center> den 11. Oktober 1954, im 16. Jahre Unseres Pontifikates </center><br />
<br />
<center> [[Papst]] [[Pius XII.]] </center><br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
<br />
(1) Cfr. Constitutio Apostolica [[Munificentissimus Deus]]: A. A. S. XXXXII, 1950, p. 753 sq.<br />
<br />
(2) Cfr. Litt. Enc. [[Fulgens corona]]: A. A. S. XXXXV, 1953, p. 577 sq.<br />
<br />
(3) Cfr. A. A. S. XXXVIII, 1946, p. 264 sq.<br />
<br />
(4) Cfr. L´Osservatore Romano, d. 19 maii, a. 1946.<br />
<br />
(5) Luc. 1, 32.<br />
<br />
(6) Isai. 9, 6.<br />
<br />
(7) Apoc. 19, 16.<br />
<br />
(8) Cfr. Luc. 1, 32, 33.<br />
<br />
(9) Luc. 1, 43.<br />
<br />
(10) S. [[Ephrem]], Hymni de B. Maria, ed. Th. J. Lamy, t. II, Mechliniae, 1886, hymn. XIX, p.624.<br />
<br />
(11) Idem, Oratio ad Ss.mam Dei Matrem; Opera omnia. Ed. Assemani, t, III (graece), Romae, 1747, pag. 546.<br />
<br />
(12) S. Gregorius Nu., Poemata dogmatica, XVIII, v. 58: P. G. XXXVII, 485.<br />
<br />
(13) Prudentius, Dittochaeum, XXVII: P. L. LX, 102 A.<br />
<br />
(14) Hom. in S. Lucam, horn. VII; ed. Rauer, [[Origenes]]' Werke, t. IX, p. 48 (ex catena Macarii Chrysocephall). Cfr. P. G. XIII, 1902 D.<br />
<br />
(15) S. [[Hieronymus]], Liber de nominibus hebraeis: P. L. XXIII, 886.<br />
<br />
(16) S. [[Petrus Chrysologus]], Sermo 142, De Annuntiatione B. M. V.: P. L. III, 579 C, cfr. etiam 582 B; 584 A: “Reglna totius exstitit castitatls".<br />
<br />
(17) Relatio Eplphanii Ep. Constantin.: P. L. LXIII, 498 D.<br />
<br />
(18) Encomium In Dormitionem Ss.mae Deiparae (Inter opera S. Modesti): P. G. LXXXVI, 3306 <br />
B.<br />
<br />
(19) S. Andreas Cretensis, Homilia II in Dormitionem Ssmae Delparae: P. G. XCVII, 1979 B.<br />
<br />
(20) Id., Homilia III in Dormitionem Ssmae Deiparae: P. G. XCVII, 1099 A.<br />
<br />
(21) S. Germanus, in Praesentationem Ssmae Delparae, I: P. G. XCVIII, 303 A.<br />
<br />
(22) Id., In Praesentatlonem Ssmae Delparae, 11; P. G. XCVIII, 315 C.<br />
<br />
(23) S. [[Johannes Damaszenus]], Homilia I In Dormitionem B. M. V.: P. G. XCVI, 719 A.<br />
<br />
(24) Id., De Fide orthodoxa, I, IV, c. 14 : P. G. XLIV, 1158 B.<br />
<br />
(25) De laudibus Mariae (inter opera Venantii Fortunati): P. L. LXXXVIII, 282 B et 283 A<br />
<br />
(26) Ildefonsus Toletanus, De virginitate perpetua B. M. V.: P. L. XCVI, 58 AD .<br />
<br />
(27) S. Martinus I, Epist. XIV: P. L. LXXXVII, 199-200 A. .<br />
<br />
(28) 5 Agatho: P. L. LXXXVII, 1221 A.<br />
<br />
(29) Hardouin, Acta Conciliorum, IV, 234; 238; P. L. LXXXIX, 508 B.<br />
<br />
(30) [[Xystus IV.]], Bulla Cum praeexcelsa, d. d. 28 febr. a 1476.<br />
<br />
(31) [[Benedictus XIV.]], Bulla Gloriosae Dominae, d. d, 27 sept. a 1743.<br />
<br />
(32) S. Alfonso, Le glorie di Maria, p. I, c. I, § I.<br />
<br />
(33) Ex liturgia Armenorum: in festo Assumptionis, hymnus ad Matutinum.<br />
<br />
(34) Ex Menaeo (byzantino): Dominica post Natalem, in Canone, ad Matutinum.<br />
<br />
(35) Officium hymni Akatistos (in ritu byzantino).<br />
<br />
(36) Missale Aethiopicum, Anaphora Dominae nostrae Mariae, matris Dei.<br />
<br />
(37) Brev. Rom., Versiculus sexti Respons.<br />
<br />
(38) Festum Assumptionis; hymnus Laudum.<br />
<br />
(39) Ibidem, ad Magnificat II Vesp.<br />
<br />
(40) Luc; 1, 32, 33.<br />
<br />
(41) Ibid. I, 43.<br />
<br />
(42) S. Johannes Damascenus, De Fide orthodoxa, 1. IV, c. 14; P. G. XCIV, 1158 s., B.<br />
<br />
(43) 1 Petr. I, 18, 19.<br />
<br />
(44) 1 Cor., VI, 19.<br />
<br />
(45) [[Pius XI.]], Litt, Enc. [[Quas primas]]: A. A. s. XVII, 1925, p. 599.<br />
<br />
(46) Festum septum dolorum B. Mariae Virg., Tractus.<br />
<br />
(47) Eadmarus, De excellentia Virginis Mariae, c. 11; P. L. CLIX, 508 AB.<br />
<br />
(48) F. Suarez, De mysteriis vitae Christi, disp. XXII, sect. II (ed. Vives, XIX, 327).<br />
<br />
(49) S. [[Irenäus von Lyon]], Adv. haer., V, 19, 1: P. G. VII, 1175 B.<br />
<br />
(50) Pius XI, Epist. Auspicatus profecto: A. A. S. XXV, 1933, p. 80.<br />
<br />
(51) [[Pius XII.]], LItt. Enc. [[Mystici corporis]]: A. A. S. XXXV, 1943, p. 247.<br />
<br />
(52) S. Sophronius, In Annuntiationem Beatae Mariae Virginis: P. G. LXXXVII, 3238 D; 3242 A.<br />
<br />
(53) S. Germanus, Horn. II In Dormitionem Beatae Mariae Virginis: P. G. XCVIII, 354 B.<br />
<br />
(54) S. Ioannes Damascenus, Hom. I in Dormltionem Beatae Marlae VIrginis: P. G. XCVI, 715 A. <br />
<br />
(55) [[Pius IX.]], Bulla [[Ineffabilis Deus]]: Acta Pii IX, I, p. 597-598.<br />
<br />
(56) Ibid. p. 618.<br />
<br />
(57) [[Leo XIII.]], Litt. Enc. Adiutricem populi: A. A. 5., XXVIII, 1895-1896, p. 130.<br />
<br />
(58) [[Pius X.]], Litt. Enc. Ad diem illum: A. A. 5., XXXVI, 1903-1904, p. 455. <br />
<br />
(59) S. [[Thomas von Aquin]], Summa Theol., I, q. 25, a. 6, ad 4.<br />
<br />
(60) Pius XII, Litt. Enc. [[Humani generis]]: A. A. 5., XLII, 1950, p. 569.<br />
<br />
(61) Ex Brev. Rom.: Festum Assumptionia Beatae Marlae Virginis.<br />
<br />
(62) Cfr. Gen. 9,13.<br />
<br />
(63) Eccl. 43, 12-13.<br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Satis_cognitum_(Wortlaut)&diff=45176Satis cognitum (Wortlaut)2008-09-10T11:36:36Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div><center> [[Enzyklika]] </center><br />
{|align="center" cellpadding=5px;<br />
!bgcolor="silver"|'''[[Satis cognitum]]'''<br />
|-----<br />
{|align="center"<br />
<center> unseres [[Papst|Heiligen Vaters]] </center><br />
<center> [[Leo XIII.]] </center><br />
<center> durch göttliche Vorsehung Papst </center><br />
<center> an alle Ehrwürdigen Brüder, die [[Patriarchen]], [[Primaten]], [[Erzbischof|Erzbischöfe]], [[Bischöfe]] </center><br />
<center> der katholischen Welt, die in Gnade und Gemeinschaft mit dem [[Apostolischer Stuhl|Apostolischen Stuhle]] stehen </center><br />
<center> ''' über die Einheit der [[Kirche]] ''' </center><br />
<center> [[29. Juni]] [[1896]] </center><br />
<center> (Lateinischer Text: [[ASS]] XXVIII [1895-96] 708-739) </center><br />
<br />
(Quelle : Heilslehre der Kirche, Dokumente von Pius IX. bis Pius XII. Deutsche Ausgabe des französischen Originals von P. Cattin O.P. und H. Th. Conus O.P. besorgt von Anton Rohrbasser, Paulus Verlag Freiburg Schweiz 1953, S. 355-396; [[Imprimatur]] Friburgi Helv., die 22. maii 1953 L. Weber V. G; Die Nummerierung folgt der englischen Fassung [http://www.vatican.va/holy_father/leo_xiii/encyclicals/documents/hf_l-xiii_enc_29061896_satis-cognitum_en.html])<br />
<br />
''' Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
<br />
'''<center> Ehrwürdige Brüder, </center>'''<br />
'''<center> Gruß und Apostolischen Segen </center>'''<br />
<br />
==Einleitung==<br />
<br />
===Ziel: Vertiefung der Liebe zur Kirche===<br />
<br />
'''1''' Es ist Euch zur Genüge bekannt, dass der Wunsch, die Irrenden zu jener Herde zurückzuführen, welche der Gewalt Jesu Christi, des obersten Seelenhirten, untersteht, einen beträchtlichen Teil Unserer Gedanken und Sorgen ausmacht. Mit diesem Anliegen beschäftigt, glaubten Wir, zur Verwirklichung dieses Heilswerkes einen wesentlichen Beitrag leisten zu können, indem Wir das Bild der Kirche in ihren Hauptzügen darstellen. Der erste und beachtenswerteste dieser Züge ist jedoch die Einheit, die der göttliche Gründer der Kirche als Merkmal der Wahrheit und unüberwindlichen Kraft ihr für alle Zeiten eingeprägt hat. Wer die Kirche betrachtet, muss von der ihr angeborenen Schönheit und Pracht mächtig beeindruckt werden; und es ist wohl anzunehmen, dass bei Betrachtung der Kirche die Unwissenheit schwindet und diesbezügliche falsche Ansichten und Vorurteile überwunden werden. Ja, es kann sich sogar im Herzen der Menschen eine Liebe zur Kirche entzünden, ähnlich jener Liebe, mit der Jesus Christus sie um den Preis seines göttlichen Blutes erkauft und sich zur Braut auserkoren hat. Denn Christus hat die Kirche geliebt und sich selbst für sie dahingegeben (1).<br />
<br />
===Ziel: Rückführung der Getrennten=== <br />
<br />
Wer die Kirche bisher nicht recht erkannt oder aus eigener Schuld verlassen hat, muss die Rückkehr zur liebenden Mutter zwar nicht wie Christus mit dem eigenen Blut, aber doch mit einiger, wenn auch geringerer Mühe und Beschwerde bezahlen. Dabei wird es jedermann einleuchten, dass dieses Opfer dem Menschen nicht von Menschen, sondern durch Gottes Befehl und Anordnung auferlegt wurde. Aus eben diesem Grunde wird man auch mit Hilfe der göttlichen Gnade leicht an sich selber erfahren und einsehen, wie wahr Gottes Wort ist: Mein Joch ist sanft und meine Bürde ist leicht (2). Deshalb setzen Wir Unsere feste Hoffnung auf den Vater des Lichtes, von dem jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk herabkommt (3), und inständig bitten Wir ihn, der allein das Wachstum gibt (4), er möge Uns gnädig die Kraft der Überzeugung verleihen.<br />
<br />
== Gottes weise Vorsehung in der Kirche ==<br />
<br />
=== Durch die Menschwerdung wurde Gott sichtbar===<br />
<br />
'''2''' Obgleich Gott alles, was durch Geschöpfe zustande kommt, auch durch eigene Kraft vollbringen kann, so hat er doch im gnädigen Ratschluss seiner Vorsehung es vorgezogen, den Menschen seine Hilfe durch Menschen zukommen zu lassen; wie Gott in der rein natürlichen Ordnung die Menschen gewöhnlich nur mit Hilfe und unter Mitwirkung von Menschen zu ihrer naturgemäßen Vollendung gelangen lässt, ebenso verhält es sich in der übernatürlichen Ordnung mit der Heiligung und Rettung des Menschen. Nun aber ist es klar, dass der Mensch dem Mitmenschen nichts vermitteln kann, außer durch äußere und sinnlich wahrnehmbare Zeichen. Darum hat der Sohn Gottes die menschliche Natur angenommen, er, der sich, da er in Gottes Gestalt war ..., selbst entäußerte, Knechtsgestalt annahm und den Menschen gleich wurde (5). Auf diese Weise hat er während seines irdischen Daseins den Menschen seine Lehre und seine Gebote mündlich mitgeteilt.<br />
<br />
=== Wesen und Eigenart der Kirche===<br />
<br />
==== Zugleich sichtbar und unsichtbar====<br />
<br />
'''3''' Da sein göttliches Werk ewig und beständig sein sollte, hat er sich einige Jünger als Anhänger seiner Lehre zugesellt und sie mit seiner Gewalt ausgestattet; und nachdem er den Geist der Wahrheit vom Himmel auf sie herabgefleht hatte, befahl er ihnen, den Erdkreis zu durchwandern und seine Lehren und Vorschriften allen Völkern getreu zu verkünden, damit sich die Menschheit durch den Glauben an seine Lehre und durch den Gehorsam gegen seine Gesetze die Heiligkeit auf Erden und die ewige [[Seligkeit]] im Himmel erwerbe.<br />
<br />
===== Als Gottes Heilswerk unter den Menschen=====<br />
<br />
Auf diese Weise und nach diesen Grundsätzen ist die Kirche entstanden. Wenn wir ihren letzten Zweck sowie ihre zur Heiligkeit führende Wirksamkeit ins Auge fassen, so ist sie selbstverständlich rein geistiger Natur; wenn wir aber ihre Mitglieder betrachten, sowie die Mittel, wodurch uns die geistlichen Gaben zuteil werden, so tritt sie äußerlich und notwendigerweise sichtbar in Erscheinung: Das Predigtamt empfingen die Apostel durch sichtbare und hörbare Zeichen, und sie übten dieses Amt auch nur aus durch Worte und Taten, die gleichfalls sinnenfällig waren. So klang ihr Wort von außen an das Ohr und erweckte in den Seelen den Glauben: Der Glaube kommt aus dem Hören, das Hören aber von der Predigt des Wortes Jesu Christi (6). Dieser Glaube nun, der eine zustimmende Anerkennung der ersten und höchsten Wahrheit ist, vollzieht sich zwar an und für sich im Geiste, er muss jedoch nach außen hervortreten durch ein offenes Bekenntnis: Mit dem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber geschieht das Bekenntnis zum Heil (7). <br />
<br />
Ebenso gibt es nichts, was tiefer im Innern des Menschen verankert wäre, als die himmlische Gnade, welche die Heiligung bewirkt; die gewöhnlichen und vorzüglichsten Gnadenmittel hingegen sind äußerlich. Wir meinen die Sakramente, die von eigens beauftragten Menschen mittels bestimmter äußerer Handlungen gespendet werden. Jesus Christus befahl den Aposteln und ihren ständigen Nachfolgern, die Völker zu lehren und zu leiten; den Völkern aber befahl er, die Lehre der Apostel anzunehmen und sich ihrer Gewalt in Gehorsam zu unterwerfen. Jenes gegenseitige Verhältnis von Rechten und Pflichten konnte jedoch in der Gemeinschaft der Christen nicht Bestand haben, ja nicht einmal eingeführt werden ohne die Vermittlung der Sinne, die uns Kenntnis und Kunde von den Dingen geben.<br />
<br />
=====Als geheimnisvoller Leib Christi=====<br />
<br />
Aus diesem Grunde wird die Kirche in der Heiligen Schrift oft als Leib, und auch als Leib Christi bezeichnet: Ihr aber seid der Leib Christi (8). Gerade weil die Kirche ein Leib ist, ist sie mit den Augen wahrnehmbar; weil sie aber der Leib Christi ist, so ist sie ein lebendiger, selbsttätiger und wachsender Leib, denn Jesus Christus schützt und erhält ihn durch seine Kraft; ähnlich wie der Weinstock die mit ihm verbundenen Rebzweige nährt und fruchtbar macht. Und wie bei den Lebewesen das Lebensprinzip zwar unsichtbar und durchaus verborgen ist, sich aber deutlich offenbart in der Bewegung und Tätigkeit ihrer Glieder, so tritt auch in der Kirche das Prinzip des übernatürlichen Lebens klar in Erscheinung durch die Werke, die sie vollbringt.<br />
<br />
====Zugleich menschlich und göttlich====<br />
<br />
Daraus ergibt sich, dass jene in einem großen und gefährlichen Irrtum befangen sind, die sich nach Willkür eine verborgene und ganz unsichtbare Kirche ausdenken; genau wie jene, die in ihr irgendeine menschliche Anstalt sehen wollen mit einer Art äußerer Disziplin und einem äußeren Kultus, aber ohne immerwährende Vermittlung göttlicher Gnaden, ohne jene Zeichen, die täglich offenkundig dartun, dass die Kirche ihr Leben aus Gott empfängt.<br />
<br />
Die Kirche kann nämlich nicht eins ohne das andere sein; das wäre ebenso widersinnig wie die Behauptung, der Mensch sei nur Leib oder nur Seele. Die Vereinigung und Zusammengehörigkeit dieser zwei Bestandteile ist zum Wesen der wahren Kirche ebenso notwendig, wie etwa die innige Vereinigung von Seele und Leib für die menschliche Natur. Die Kirche ist nicht etwas Lebloses, sondern der mit übernatürlichem Leben ausgestattete Leib Christi. Christus, ihr Haupt und Vorbild, wäre auch nicht vollständig, wollten wir in ihm nur die sichtbare menschliche Natur erblicken, wie ein Photius und ein Nestorius, oder nur die unsichtbare göttliche Natur, wie die Monophysiten. Er ist vielmehr ein Wesen aus beiden<br />
und in beiden Naturen, der sichtbaren wie der unsichtbaren. So ist auch sein mystischer Leib nur deshalb die wahre Kirche, weil ihre sichtbaren Bestandteile Kraft und Leben empfangen aus den übernatürlichen Gnaden und jenen übrigen Gaben, aus denen ihr eigentümliches Wesen und ihre Natur hervorgeht.<br />
<br />
=====Zugleich zeitlich und überzeitlich=====<br />
<br />
Da aber die Kirche nach Gottes Willen und Anordnung so beschaffen ist, muss sie auch stets so beschaffen bleiben für alle Zeiten; andernfalls wäre sie nicht für alle Zeiten gegründet, und der Zweck, den sie anstrebt, wäre räumlich und zeitlich beschränkt; beides steht aber mit der Wahrheit in Widerspruch. Jene Verbindung von sichtbaren und unsichtbaren Bestandteilen muss so lange fortdauern, als die Kirche bestehen soll, denn sie gehört zum Wesen der Kirche und ist ihr durch Gottes Willen verliehen. Deshalb sagt der heilige Chrysostomus: „Trenne dich nicht von der Kirche, denn nichts ist so stark wie die Kirche. Die Kirche ist deine Hoffnung, die Kirche dein Heil, die Kirche dein Zufluchtsort. Sie steht höher als der Himmel und ist größer als die Erde. Sie altert nie, stets bleibt sie jung an Kraft. Um daher ihre Festigkeit und Dauerhaftigkeit zu schildern, nennt sie die Heilige Schrift einen Berg (9). Und Augustinus lehrt: „Sie (die Heiden) meinen, die christliche Religion werde nur auf bestimmte Zeit in dieser Welt bestehen, und dann nicht mehr sein. Sie wird aber bestehen, solange die Sonne auf- und untergeht, d. h. solange die Zeiten dauern, wird auch die Kirche Gottes, nämlich der mystische Leib Christi, auf Erden bestehen (10). An einer anderen Stelle sagt derselbe Lehrer: „Die Kirche wird wanken, wenn ihr Fundament wanken sollte; aber wie wäre es möglich, dass Christus wanken sollte? ... Solange Christus nicht wankt, wird sie in Ewigkeit nicht erschüttert. Wo sind jene, die sagen, die Kirche sei aus der Welt verschwunden, da die Kirche nicht einmal erschüttert werden kann?“ (11)<br />
<br />
==Christi Gründerwille bezüglich der Kirche==<br />
<br />
=== Christus gründete eine einzige Kirche===<br />
<br />
Wer die Wahrheit sucht, muss auf diesen Grundlehren aufbauen: Christus hat die Kirche gegründet und eingerichtet. Will man also untersuchen, welches ihr Wesen ist, so muss man vor allem wissen, was Christus gewollt und tatsächlich getan hat. Gemäß dieser Norm ist insbesondere die Einheit der Kirche zu bestimmen, von der Wir zum allgemeinen Nutzen in diesem Schreiben einiges sagen wollen. <br />
<br />
==== Richtiger Begriff von der Einheit ====<br />
<br />
'''4''' Tatsächlich geht die Einheit der wahren Kirche Jesu Christi nach jedermanns Urteil so klar aus den herrlichen und zahlreichen Zeugnissen der Heiligen Schrift hervor, dass kein Christ sie zu bestreiten wagt. Aber in der näheren Beurteilung und genaueren Bestimmung des Wesens dieser Einheit hat vielfacher Irrtum manche vom rechten Wege abgebracht. Nicht nur die Gründung der Kirche, sondern auch ihre Verfassung gehört zu den Werken, die aus einem freien Willensakt hervorgehen. Deshalb hat die Beurteilung sich einzig an das zu halten, was wirklich geschehen ist, und sie hat nicht zu untersuchen, welche Form die Einheit der Kirche etwa haben könnte, sondern welche Einheit ihr Stifter beabsichtigt hat.<br />
<br />
Fassen wir das ins Auge, was wirklich geschehen ist, so hat Christus die Kirche nicht in der Weise gebildet und gestaltet, als sollte sie eine Vereinigung von mehreren Gemeinschaften sein, die zwar einander in der Art ähnlich wären, sich aber von einander unterscheiden würden und nicht durch solche Bande geeint wären, welche die eine und einzige Kirche bilden könnten, in dem Sinne, wie wir im Glaubensbekenntnis sagen: „Ich glaube an die eine ... Kirche“.<br />
<br />
„Zur Einheit ist die Kirche ihrem Wesen nach bestimmt, da sie auch wirklich einzig und eins ist, aber die Irrlehrer wollen sie in viele Kirchen zerstückeln. Wir sagen also, die alte und katholische Kirche ist nur eine einzige ihrem Wesen und ihrer Überzeugung nach, ihrem Ursprung und ihrer Würde nach. Die erhabene Würde der Kirche wie der Grundgedanke ihres Aufbaues stammt übrigens aus der Einheit und übertrifft alles andere und hat nicht ihresgleichen“ (12). Als Jesus Christus von diesem mystischen Bau sprach, erwähnte er nur eine Kirche, er nannte sie Seine Kirche: Ich werde meine Kirche bauen (13). Jede andere außer dieser, welche auch immer man sich denken mag, kann die wahre Kirche Christi nicht sein, da sie nicht von Christus gestiftet ist.<br />
<br />
==== Begründung dieser Einheit=====<br />
<br />
Noch klarer leuchtet dies ein, wenn man den Plan des göttlichen Stifters ins Auge fasst. Was hat Christus der Herr mit der Kirche oder mit der Stiftung der Kirche bezweckt; welches war seine Absicht? Nur dieses eine: er wollte dasselbe Amt und denselben Auftrag, die er vom Vater empfangen, für immer der Kirche übertragen. Das hat er gewollt, das hat er auch tatsächlich ausgeführt. Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch (14). Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt (15). Nun besteht aber Christi Aufgabe darin, vom Wege des Unheils auf den Weg des Heiles zurückzuführen, was verloren war (16), das heißt nicht bloß einige Völker und Ortschaften, sondern die ganze Menschheit ohne Unterschied des Ortes und der Zeit: Der Menschensohn ist gekommen. .., damit die Welt durch ihn gerettet werde (17). Denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir selig werden sollen (18). Deshalb muss die Kirche das durch Jesus Christus erworbene Heil, sowie alle Gnaden, die daraus hervorgehen, allen Menschen und allen Zeiten in reichem Maße vermitteln. Eben darum muss sie gemäß dem Willen ihres Stifters in allen Weltteilen und für alle Zeiten dieselbe sein. Wenn es noch eine andere Kirche geben könnte, so müsste man die Grenzen der Erde verlassen und eine neue, unbekannte Menschheit ersinnen.<br />
<br />
Diese Eigenschaft der einen, alle Menschen aller Zonen und aller Zeiten umfassenden Kirche sah und prophezeite Isaias, als er in die Zukunft schauend die Gestalt eines Berges von gewaltigem Ausmaß erblickte, der das Bild des Hauses Gottes, d. h. der Kirche darstellte: Und in den letzten Zeiten wird der Berg des Hauses des Herrn auf dem Gipfel der Berge errichtet (19). Nun ist es aber nur ein Berg, der auf dem Gipfel der Berge steht; ein Haus des Herrn, zu dem einst alle Völker zusammenströmen, um zu erfahren, nach welchem Gesetze sie leben sollen: Und es werden hinströmen zu ihm alle Völker ... und sie werden sagen: Kommt, lasset uns hinaufsteigen zum Berge des Herrn und zum Hause Jakobs, und er wird uns seine Wege lehren, und wir werden wandeln auf seinen Pfaden (20). Optatus von Mileve bemerkt zu dieser Stelle: „ Es steht geschrieben beim Propheten Isaias: Von Sion wird das Gesetz ausgehen und von Jerusalem das Wort des Herrn. - Nicht also auf jenem Berge Sion sieht Isaias ein Tal, wohl aber auf dem heiligen Berg, der da ist die Kirche, die, soweit der Himmel reicht, über das ganze römische Reich hoch hinausragt ... Es ist also das geistige Sion der Kirche, in der Christus von Gott Vater zum König eingesetzt ist; sie ist über die ganze Erde verbreitet, auf der es somit nur eine katholische Kirche gibt“ (21). Und der heilige Augustinus sagt: „Was fällt mehr in die Augen als ein Berg? Aber es gibt auch Berge, die unbekannt sind, weil sie nur an einem Ort der Erde stehen ... Nicht so jener Berg, denn er hat die ganze Oberfläche der Erde eingenommen; von ihm heißt es, er stehe auf dem Gipfel der Berge“ (22).<br />
<br />
'''5''' Dazu kommt noch, dass der Sohn Gottes die Kirche zu seinem mystischen Leibe gemacht hat, mit dem er als das Haupt sich verband, ähnlich wie mit dem menschlichen Leibe, den er annahm, kraft des natürlichen Bandes auch ein entsprechendes Haupt verbunden ist. Wie er nur einen sterblichen Leib annahm, den er im Tod am Kreuze zum Opfer brachte, um den Lösepreis für die Rettung der Menschheit zu entrichten, so hat er auch nur einen mystischen Leib, in dem und durch den er uns Menschen heiligt und uns ewiges Heil verleiht. Ihn (Christus) hat er (Gott) zum Haupt gesetzt über die ganze Kirche, die sein Leib ist (23).<br />
<br />
Zerstreute und losgerissene Glieder können aber nicht einen Leib bilden, noch mit einem und demselben Haupte verbunden sein. Der heilige Paulus sagt allerdings: Alle Glieder des Leibes, obgleich ihrer viele sind, bilden doch nur einen Leib; so auch in Christus24. Deshalb, fügt er hinzu, ist der mystische Leib „zusammengefügt“ und „verbunden“: Christus ist das Haupt; von ihm aus ist der ganze Leib zusammengefügt und verbunden durch jedes einzelne Gelenk, das seinen Dienst tut nach der Kraft, die jedem einzelnen Gliede eigen ist (25). Darum können Glieder, die von den andern Gliedern getrennt und abgesondert sind, nicht mit ein und demselben Haupte verbunden sein: „Es gibt nur einen Gott, nur einen Christus, eine Kirche Christi, einen Glauben und ein Volk, durch das Band der Einheit zur wahren Einheit des Leibes verbunden. Diese Einheit kann nicht zerrissen werden, auch kann nicht der eine Leib durch Auflösung des Bandes zerteilt werden“, sagt der heilige Cyprian (26).<br />
<br />
Um die Einheit und Einzigkeit der Kirche noch besser zu veranschaulichen, vergleicht er sie mit einem lebendigen Leibe, dessen Glieder nur leben, solange sie mit dem Haupte verbunden sind und somit aus dem Haupte selbst die Lebenskraft beziehen; trennen sie sich, so müssen sie absterben. „Sie (die Kirche) kann selber nicht in Stücke zerrissen werden, wenn auch einzelne Glieder sich durch Verstümmelung abtrennen. Was sich vom Mutterstamme loslöst, kann abseits weder leben noch atmen“ (27). Welche Ähnlichkeit besteht denn zwischen einem toten Leibe und einem lebendigen? Kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehasst; er nährt und pflegt es vielmehr, wie auch Christus die Kirche; wir sind ja Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und seinem Gebein (28).<br />
<br />
==== Anerkennung der einen Kirche ist heilsnotwendig====<br />
<br />
Man muss sich also ein zweites, Christus ähnliches Haupt denken und einen zweiten Christus, wenn man sich außer der einen Kirche, welche der Leib Christi ist, noch eine zweite denken will. „Seht zu, was ihr vermeiden, was ihr tun, was ihr befürchten sollt! Es kommt vor, dass im menschlichen Leibe, oder vielmehr vom Leibe, ein Glied abgetrennt wird, eine Hand, ein Finger, ein Fuß. Folgt die Seele auch dem abgeschnittenen Gliede? Als es noch im Körper war, lebte es; nun verliert es das Leben. So ist auch der Christ noch katholisch, wenn er im Leibe (der Kirche) lebt; trennt er sich ab, wird er ein Häretiker. Der Geist folgt nicht dem abgeschnittenen Gliede“ (29).<br />
<br />
Es gibt also nur eine Kirche Christi und zwar für alle Zeiten. Wer abseits von ihr lebt, erfüllt nicht den Willen und die Vorschrift Christi; da er den Weg des Heiles verlassen hat, geht er dem Verderben entgegen. „Wer sich von der Kirche trennt, verbindet sich mit einer Ehebrecherin und hat kein Anrecht auf die Verheißungen der Kirche; wer die Kirche Christi im Stiche lässt, gelangt nicht zu den Belohnungen Christi ... Wer nicht zu dieser Einheit steht, hält das Gebot Gottes nicht, hält nicht den Glauben an den Vater und den Sohn, behält nicht das Leben und nicht das Heil“. (30)<br />
<br />
=== Christus wollte eine einige Kirche===<br />
<br />
'''6''' Er, der nur eine einzige Kirche gründete, hat sie auch einig gewollt, und zwar derart, dass alle, die zu ihr gehören sollten, durch die innigsten Bande miteinander vereinigt durchaus nur ein Volk, ein Reich, einen Leib ausmachen. Ein Leib und ein Geist, so wie ihr berufen seid zu einer Hoffnung eurer Bestimmung (31). Den diesbezüglichen Willen hat Christus kurz vor seinem Tode noch bestätigt und feierlich besiegelt, da er zum Vater betete: Nicht für sie allein bitte ich, sondern auch für jene, die einst auf ihr Wort hin an mich glauben werden..., damit auch sie in uns eins seien ..., damit sie vollkommen eins seien (32); Ja, eine so innige und vollkommene Einheit forderte er unter seinen Jüngern, dass sie in gewisser Beziehung seiner Einheit mit dem Vater gleichkomme: Ich bitte darum ..., dass sie alle eins seien wie du, Vater, in mir bist und ich in dir (33).<br />
<br />
==== Einigkeit im Glauben====<br />
<br />
Eine derart innige und unbedingte Eintracht muss jedoch die Übereinstimmung der Geister zur Grundlage haben. Alsdann wird von selbst die Eintracht im Willen und die Gleichförmigkeit im Handeln zustande kommen. Deshalb verlangte er gemäß seinem göttlichen Ratschluss in seiner Kirche die Einheit des Glaubens. Diese Tugend ist nämlich das erste Band zwischen uns und Gott, weshalb wir auch den Namen „Gläubige“ tragen. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe (34). Wie wir nur einen Herrn haben und nur eine Taufe, so sollen alle Christen auf der ganzen Welt nur einen Glauben haben. Deshalb bittet der Apostel Paulus nicht bloß, sondern beschwört die Christen geradezu, sie möchten doch alle dieselbe Gesinnung hegen und jegliche Meinungsverschiedenheit vermeiden: Brüder, ich beschwöre euch im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle dieselbe Sprache führet und keine Spaltungen bei euch duldet, seid vielmehr vollkommen einer Gesinnung und einer Lehre (35). Diese Worte bedürfen keiner Erklärung; sie sprechen deutlich genug.<br />
<br />
=====Einheitliche Glaubensregel: das Lehramt=====<br />
<br />
Übrigens sind auch alle, die sich Christen nennen, im allgemeinen darüber einig, dass der Glaube einheitlich sein muss. Es ist jedoch von höchstem Interesse und unbedingt notwendig, genau zu wissen, welches Gestalt und Form dieser Einheit ist; diesbezüglich täuschen sich viele. Aber auch hier, wie oben in einer ähnlichen Frage, darf man nicht nach persönlicher Meinung oder Mutmaßung entscheiden, sondern nach der Erkenntnis des tatsächlichen Sachverhaltes, indem man erforscht und feststellt, welches die Glaubenseinheit ist, die Jesus Christus angeordnet hat.<br />
<br />
'''7''' Die himmlische Lehre Jesu Christi ist zwar zum großen Teil unter göttlicher Eingebung schriftlich aufgezeichnet; wäre sie jedoch dem Menschengeiste allein überlassen, so hätte sie die Geister niemals zusammenführen können. Allzu leicht musste der Fall eintreten, dass diese Lehre verschiedenen und sich widersprechenden Erklärungen anheim fiel, nicht allein infolge der unergründlichen Geheimnisse des Lehrinhaltes, sondern ebenso sehr infolge der unterschiedlichen Fassungskraft des menschlichen Geistes, wie auch wegen der Verwirrung, welche die Leidenschaften anrichten, die stets nach verschiedenen Richtungen auseinander streben. Aus der Verschiedenheit der Erklärungen entsteht unvermeidlich die Verschiedenheit der Auffassungen; daraus folgen Lehrstreitigkeiten, Zwistigkeiten und Kämpfe, wie sie die Kirche schon in ihrer Frühzeit hereinbrechen sah. Irenäus schreibt über die Häretiker: „Sie anerkennen die Heilige Schrift, die Erklärung aber fälschen sie“ (36). Desgleichen Augustinus: „Die Irrlehren und andere Fälschungen des Dogmas, wodurch die Seelen umgarnt und ins Verderben gestürzt werden, sind nur dadurch entstanden, dass man die Schrift, die an sich gut ist, nicht gut versteht“ (37).<br />
<br />
Um nun die Geister zu einen, um Eintracht in der Lehre herbeizuführen und zu sichern, bedurfte es außer der Heiligen Schrift noch einer anderen Grundlage. Das ist eine Forderung der göttlichen Weisheit. Denn Gott konnte nicht die Einheit im Glauben wollen, ohne zugleich ein wirksames Mittel zur Bewahrung dieser Einheit vorzusehen. Die Heilige Schrift sagt dies übrigens mit klaren Worten, wie wir gleich sehen werden. Selbstverständlich ist Gottes Allmacht an nichts gebunden und durch nichts beschränkt, und alles steht ihr wie ein Werkzeug gefügig zu Diensten. Es gilt also zu untersuchen, welche von den vielen Grundlagen, die Christus zu Gebote standen, tatsächlich von ihm gewählt wurde. Zu diesem Zwecke müssen wir zurückgreifen auf die Anfänge des Christentums. <br />
<br />
'''8''' Wir erwähnen nur, was die Heilige Schrift sagt und was allgemein bekannt ist. Jesus Christus beweist seine Gottheit und seine göttliche Sendung durch die Kraft seiner Wunder; er unterrichtet mit Hingebung das Volk in den himmlischen Wahrheiten, er verlangt durchaus, dass man seiner Lehre Glauben schenke, unter Verheißung von ewigem Lohn und ewiger Strafe. Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so mögt ihr mir den Glauben verweigern (38). Hätte ich nicht die Werke unter ihnen getan, die kein anderer vollbracht, so hätten sie keine Sünde (39). Wenn, ich sie aber vollbringe, und ihr wollt mir nicht glauben, so glaubet doch den Werken (40). Was er immer befiehlt, befiehlt er mit derselben Autorität; wo er die Zustimmung des Verstandes fordert, nimmt er nichts aus. Wenn sie selig werden wollten, hatten also jene, die Jesus hörten, die Pflicht, nicht bloß seine gesamte Lehre im allgemeinen anzunehmen, sondern auch jeder einzelnen von ihm gelehrten Wahrheit innerlich restlos zuzustimmen. Es ist eben ein Widerspruch, behaupten zu wollen, man dürfe auch nur in einem einzigen Punkte Gott den Glauben verweigern.<br />
<br />
Als seine Rückkehr in den Himmel bevorstand, sandte er dann die Apostel aus, versehen mit derselben Gewalt, mit der er vom Vater gesandt worden war, und er trug ihnen auf, seine Lehre zu verbreiten: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Geht also hin und lehret alle Völker ... Lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe (41). Wer den Aposteln Gehör schenke, solle selig werden, wer nicht, werde verloren gehen: Wer glaubt und sich taufen lässt, wird selig werden, wer nicht glaubt, wird verdammt werden (42). Nun aber ist es der Vorsehung Gottes höchst angemessen, niemandem ein Amt, namentlich ein wichtiges und erhabenes Amt zu übertragen, ohne ihm zugleich die Kraft zu verleihen, es auch würdig zu verwalten; deshalb hat Jesus Christus versprochen, er werde seinen Aposteln den Geist der Wahrheit senden, der beständig bei ihnen bleiben solle: Wenn ich aber gehe, so werde ich ihn (den Tröster) zu euch senden ... Wenn jener Geist der Wahrheit kommt, wird er euch alle Wahrheit lehren (43). Und ich werde den Vater bitten; er wird euch einen anderen Tröster geben, den Geist der Wahrheit, damit er bei euch bleibe bis zum Ende der Zeiten (44). Er wird Zeugnis über mich ablegen, auch ihr sollt Zeugnis ablegen (45).<br />
<br />
Daher verordnete er, dass die Lehre der Apostel ebenso ehrerbietig anzunehmen und treu zu halten sei, wie seine eigene: Wer auf euch hört, hört auf mich, wer euch verachtet, der verachtet mich (46). Die Apostel sind also die Gesandten Christi, wie er selbst der Gesandte des Vaters ist: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch47, wie daher die Apostel und Jünger dem Worte Christi glauben mussten, so sollten auch alle jene den Aposteln glauben, denen sie kraft göttlichen Auftrages predigten. Wie es nicht erlaubt war, einen Punkt der Lehre Christi abzulehnen, ebenso wenig durfte eine Vorschrift der Apostellehre verworfen werden.<br />
<br />
Nachdem der Heilige Geist auf die Apostel herabgekommen war, erscholl tatsächlich ihre Stimme überall. Wohin sie ihren Fuß setzten, traten sie als unmittelbare Gesandte Jesu auf. Durch ihn (Jesus Christus) haben wir Gnade und das Apostelamt empfangen, um alle Völker dem Glauben gehorsam zu machen in seinem Namen (48). Und Gott tat überall durch Wunder die göttliche Sendung der Apostel kund: Jene aber gingen hin und predigten überall, und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte ihr Wort durch die darauffolgenden Wunder (49). Welches Wort? Doch jenes, das alles enthielt, was sie von ihrem Meister gelernt hatten; offen erklären sie ja, sie könnten von dem, was sie gesehen und gehört hätten, nicht schweigen.<br />
<br />
Wie wir bereits dargelegt haben, war jedoch das Amt der Apostel nicht derart, dass es mit den Aposteln untergehen oder mit der Zeit verschwinden konnte, war es doch für alle bestimmt und zum Heile der Menschheit gestiftet. Jesus befahl nämlich seinen Aposteln, das Evangelium der ganzen Schöpfung zu predigen (50) und seinen Namen vor Könige und Völker zu tragen (51) und seine Zeugen zu sein bis an die Grenzen der Erde (52). Überdies versprach er ihnen, er werde ihnen beistehen in der Verwaltung dieses hohen Amtes, nicht bloß auf einige Jahre oder Jahrhunderte, sondern für alle Zeiten bis zum Ende der Welt (53). Darum sagt Hieronymus: „Wer verspricht, er werde bis zum Ende der Welt bei seinen Jüngern bleiben, sagt damit auch, dass sie fortleben und dass er selber nie von den Gläubigen weichen werde“ (54). Wie konnte sich dies alles an den Aposteln bewahrheiten, waren sie doch als Menschen dem Tode unterworfen? Gott hatte folglich dafür gesorgt, dass das durch Jesus Christus gestiftete Lehramt nicht mit der Lebensdauer der Apostel sein Ende nehmen, sondern ewig fortdauern sollte.<br />
<br />
Wir sehen auch, wie dieses Lehramt weitergegeben wurde und gleichsam von Hand zu Hand überging. Denn die Apostel weihten Bischöfe und bezeichneten im einzelnen diejenigen, die ihnen zunächst im Dienste des Wortes (55) folgen sollten. Das ist jedoch nicht alles. Sie verpflichteten auch ihre Nachfolger, sich würdige Männer beizugesellen, die sie mit derselben Macht ausrüsten und mit demselben Predigtamt beauftragen sollten. Mein Sohn, sei du also stark in der Gnade, die ist in Christus Jesus; und was du von mir vor vielen Zeugen vernommen hast, das vertraue zuverlässigen Männern an, die befähigt sind, ihrerseits wieder andere zu belehren (56). Wie demnach Christus von Gott und die Apostel von Christus, so sind auch die Bischöfe und alle Nachfolger der Apostel von den Aposteln gesandt. „Die Apostel sind uns als Verkünder des Evangeliums durch unsern Herrn Jesus Christus gegeben. Jesus Christus aber ward von Gott gesandt. Christus also von Gott und die Apostel von Christus, beides geschah nach der Anordnung und nach dem Willen Gottes ... Durch die Länder und Städte zogen sie, predigten das Wort und, nachdem sie im Geiste die Erstlinge geprüft, stellten sie Bischöfe und Diakone auf zur Leitung jener, die später glauben würden ... Sie stellten die Genannten auf und gaben den Befehl, dass nach deren Tode wieder andere erprobte Männer ihr Amt übernehmen sollten“ (57).<br />
<br />
Einerseits muss also das Amt, alles zu lehren, was Christus gelehrt, ständig und unwandelbar fortdauern; anderseits ist aber auch beständig und unwandelbar die Pflicht, jene Lehre anzunehmen und zu bekennen. Cyprian (58) beleuchtet dies klar mit den Worten: „Wo unser Herr Jesus Christus im Evangelium jene als seine Feinde bezeichnet, die nicht mit ihm sind, hat er nicht von einer bestimmten Häresie gesprochen; er nennt vielmehr alle jene seine Feinde, die nicht mit ihm sind, nicht mit ihm sammeln, wohl aber seine Herde zerstreuen. Denn er sagt: Wer nicht mit mir ist, ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“ (59).<br />
<br />
===== Aufgabe der Kirche: Glaubensverkündigung=====<br />
<br />
'''9''' Ausgerüstet mit diesem Auftrag und eingedenk ihres Amtes, hat die Kirche auf nichts anderes größeren Eifer und größere Tatkraft verwandt, als auf die allseitige Verteidigung der Unversehrtheit des Glaubens. Deshalb hat sie alle jene, die in irgendeinem Punkte der Lehre nicht mit ihr übereinstimmten, alsbald des Hochverrates schuldig erklärt und aus ihrer Mitte ausgeschlossen. Die Arianer, Montanisten, Novatianer, Quartodezimaner und Eutychianer haben gewiss die katholische Lehre nicht ganz, sondern nur teilweise verworfen; wer wüsste aber nicht, dass sie als Häretiker verurteilt und aus dem Schoße der Kirche ausgestoßen wurden? In ähnlicher Weise sind alle verurteilt worden, die zu verschiedenen Zeiten als Urheber von Irrlehren aufgetreten sind. „Es gibt nichts Gefährlicheres als diese Irrlehrer; über alles reden sie zwar tadellos, mit einem Wörtchen aber verderben sie, wie mit einem Tröpflein Gift, den reinen und unverfälschten Glauben an die göttliche und folglich auch an die apostolische Überlieferung“ (60).<br />
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So hat die Kirche stets gehandelt, gestützt auf das einstimmige Urteil der Väter; diese waren immer der Überzeugung, es sei aus der katholischen Gemeinschaft ausgeschlossen und von der Kirche abgefallen, wer auch nur im geringsten von der durch das beglaubigte Lehramt vorgetragenen Lehre abgewichen sei. Epiphanius, Augustinus, Theodoret haben eine große Anzahl von Häresien ihrer Zeit aufgezählt. Augustinus meint, es könnten auch noch andere Irrlehren entstehen, und jeder, der auch nur einer einzigen zustimme, sei dadurch von der katholischen Einheit getrennt: „Nicht jeder, der jenen (aufgezählten Häresien) nicht zustimmt, darf sich infolgedessen schon als katholischen Christen betrachten und so nennen. Es können auch noch andere Häresien bestehen oder entstehen, die nicht in diesem Werke aufgezählt sind; wer sich irgendeiner von ihnen verschreibt, wäre kein katholischer Christ“ (61).<br />
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Diese von Gott vorgesehene Sicherung der Einheit, die hier zur Rede steht, betont der heilige Paulus im Brief an die Epheser. Darin ermahnt er sie vorerst nachdrücklich, die Eintracht der Herzen zu pflegen: Seid eifrig darauf bedacht, die Einheit des Geistes Zu erhalten durch das Band des Friedens (62); da aber eine vollkommene Einheit der Herzen in der Liebe unmöglich ist, wenn die Geister nicht im Glauben übereinstimmen, so will er, dass ein und derselbe Glaube alle beseele: Ein Herr, ein Glaube (63). Und zwar verlangt er eine so vollkommene Einheit im Glauben, dass jegliche Irrtumsgefahr gebannt sei: Dann sind wir nicht mehr unmündige Kinder, die sich schaukeln und tragen lassen von jedem Windhauch irgendeiner Lehre, durch der Menschen Trugspiel und durch die Arglist in der Kunst der Verführung (64). Und nach der Lehre des Apostels ist dies nicht nur auf kurze Zeit zu beobachten, sondern bis wir alle insgesamt zur Einheit des Glaubens gelangen ... zum Maße der Reife der Christusfülle (65). Wie aber hat Christus die Grundlage gelegt zum Aufbau und zur Sicherung dieser Einheit? Eben dadurch: Er bestimmte die einen zu Aposteln ..., andere zu Hirten und Lehrern; sie sollen die Heiligen zur Ausübung des Amtes bilden, zum Aufbau des Leibes Christi (66).<br />
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Daher haben auch seit den ältesten Zeiten die Lehrer und Väter diese Regel stets befolgt und einstimmig verteidigt. Origenes schreibt: „Sooft die Häretiker die kanonischen Schriften vorweisen, denen jeder Christ zustimmt und an die er glaubt, wollen sie damit sagen: Siehe bei uns daheim ist das Wort der Wahrheit ! - Aber wir dürfen ihnen keinen Glauben schenken, noch die erste und kirchliche Überlieferung preisgeben. Wir dürfen nichts anderes glauben, als was man uns auf Grund der Nachfolge in der Kirche Gottes überliefert hat“ (67). Hört den heiligen Irenäus: „Die wahre Erkenntnis ist die Lehre der Apostel ..., die der ununterbrochenen Nachfolge der Bischöfe gemäß ... als die volle Auslegung der Heiligen Schrift auf uns gekommen ist, ohne Entstellung und ohne Fälschung“ (68).<br />
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Tertullian seinerseits bekundet: „Es steht mithin fest, dass jede Lehre fürwahr zu halten ist, die mit jener der apostolischen Mutter- und Urkirche des Glaubens übereinstimmt. Denn eine solche Lehre enthält ohne Zweifel das, was die einzelnen Kirchen von den Aposteln, die Apostel von Christus, und Christus von Gott empfangen haben ... Wir stehen in Verbindung mit den apostolischen Kirchen, weil niemand von uns eine andere Lehre vertritt; und das ist das Kennzeichen der Wahrheit (69).<br />
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Ebenso lehrt Hilarius: Christus, der vom Schifflein aus predigt „deutet an, dass jene, die sich außerhalb der Kirche befinden, das Verständnis der göttlichen Lehre nicht haben können, denn das Schifflein ist das Bild der Kirche; wer draußen steht und wie unfruchtbarer und nutzloser Ufersand abseits liegt, kann also das Wort des Lebens, das nur in der Kirche niedergelegt ist und da gepredigt wird, nicht vernehmen“ (70).<br />
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Rufinus lobt Gregor von Nazianz und Basilius, „dass sie sich mit den Büchern der Heiligen Schrift allein beschäftigten, zum Verständnis derselben jedoch nicht dem eigenen Gutdünken, sondern den Schriften und der Autorität der Alten folgten, von denen auch erwiesen ist, dass sie die Regel zur Auslegung der Heiligen Schrift von den Nachfolgern der Apostel empfangen hatten“ (71).<br />
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===== Pflicht der Menschen: die Kirche hören=====<br />
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Aus dem Gesagten geht eindeutig hervor, dass Jesus Christus ein lebendiges, beglaubigtes und ewig fortdauerndes Lehramt in der Kirche eingesetzt hat, das er mit seiner Vollmacht ausstattete, mit dem Geist der Wahrheit ausrüstete und durch Wunder bestätigte; und er hat gewollt und aufs nachdrücklichste eingeschärft, man solle die Vorschriften dieses Lehramtes aufnehmen, wie wenn es seine eigenen wären. Sooft folglich dieses Lehramt erklärt, diese oder jene Wahrheit gehöre zum Inhalt der von Gott geoffenbarten Lehre, dann hat jedermann fest zu glauben, dass dies wahr ist; könnte das jemals falsch sein, so würde daraus folgen, was ein offensichtlicher Widerspruch ist, dass nämlich Gott selber der Urheber des Irrtums im Menschen wäre. „Herr, wenn das ein Irrtum ist, so sind wir durch dich betrogen“ (72). Ist demnach jeder Grund zum Zweifel ausgeschlossen, wie kann dann jemand auch nur eine einzige jener Wahrheiten verwerfen, ohne sich damit in offene Häresie hineinzustürzen, ohne sich von der Kirche zu trennen und mit dem einen Satz die ganze christliche Lehre zu verwerfen?<br />
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===== Wesen des Glaubens: Unteilbarkeit=====<br />
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Aus der Natur des Glaubens folgt, dass nichts ihm so sehr widerspricht, als wenn man das eine glaubt und das andere verwirft. Die Kirche lehrt nämlich, „dass der Glaube ... eine übernatürliche Tugend ist, durch die wir unter Anregung und mit Hilfe der Gnade Gottes seine Offenbarung für wahr halten, nicht wegen der natürlichen Vernunfteinsicht in den inneren Wahrheitsgehalt des Gegenstandes, sondern wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder sich täuschen noch andere irreführen kann“ (73). Wenn also von<br />
irgendeinem Gegenstande feststeht, dass er von Gott geoffenbart ist, und man nicht daran glaubt, so glaubt man überhaupt nichts mit göttlichem Glauben. Was nämlich der Apostel Jakobus bezüglich einer Sünde auf dem Gebiete der Sittlichkeit behauptet, das gilt auch von einem Irrtum auf dem Gebiete des Glaubens: Wer ... auch nur ein einziges Gebot ... übertritt, der versündigt sich gegen alle (74). Das gilt sogar in noch höherem Maße vom Glaubensirrtum. Von einem Menschen, der nur ein Gebot übertreten hat, kann man nämlich mit geringerem Recht behaupten, er habe das ganze Gesetz übertreten, weil er doch offenbar die Majestät des göttlichen Gesetzgebers nur dann verachtet haben kann, wenn er den ausgesprochenen Willen dazu hatte. Wer hingegen die geoffenbarten Wahrheiten auch nur in einem Punkte leugnet, streift in Wirklichkeit den Glauben ganz ab, da er sich weigert, Gott als die höchste Wahrheit und als den eigentlichen Beweggrund des Glaubens zu achten. „In vielem sind sie mit mir, in wenigem sind sie nicht mit mir; aber wegen dieses Wenigen, in dem sie nicht mit mir einig gehen, nützt ihnen das Viele nichts, worin sie mit mir sind“ (75).<br />
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Und mit Recht; denn jene, die von der christlichen Lehre nur das annehmen, was ihnen zusagt, stützen sich auf ihr eigenes Urteil, nicht auf den Glauben; sie weigern sich nämlich, ihre Gedanken in Zucht zu nehmen und sie Christus dienstbar zu machen (76), sie gehorchen mehr sich selbst als Gott. „Wenn ihr vom Evangelium nur glaubt, was ihr wollt, und ,was ihr nicht wollt,' nicht glaubt, so glaubt ihr weit mehr euch als dem Evangelium (77). Daher haben die Väter auf dem Vatikanischen Konzil nichts Neues bestimmt, sondern nur die göttliche Anordnung, die alte und beständige Lehre der Kirche sowie die Natur des Glaubens selbst befolgt, als sie erklärten: „Mit göttlichem und katholischem Glauben ist alles zu glauben, was im Wort Gottes, sei es geschrieben oder mündlich überliefert, enthalten ist und von der Kirche, sei es durch einen feierlichen Glaubensentscheid, sei es durch das ordentliche und allgemeine Lehramt, als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird“ (78).<br />
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===== Aufruf an alle Wahrheitssucher=====<br />
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Gott will also, das ist klar, in seiner Kirche die Einheit im Glauben; ferner ist nun klar, wie sie beschaffen sein soll und mittels welcher grundsätzlichen Maßnahme er sie sicherstellen will. Daher sei es Uns gestattet, allen, die ihr Ohr nicht absichtlich der Wahrheit verschließen, die Worte des heiligen Augustinus zuzurufen: „Da wir sehen, wie groß die Hilfe Gottes, wie herrlich der Fortgang und die Erfolge sind, wollen wir da noch zaudern, uns im Schoß seiner Kirche zu bergen, die sogar nach dem Zeugnis der ganzen Menschheit vorerst in ihrem apostolischen Stuhle und sodann durch die Aufeinanderfolge der Bischöfe einfachhin das höchste Ansehen erlangt hat trotz des Wutgeschreis der Irrlehrer, die teils durch die Stimme des Volkes, teils durch die Autorität der Konzilien, teils durch überzeugungsmächtige Wunder verurteilt wurden? Ihr den Vorrang streitig zu machen, ist höchste Gottlosigkeit oder gefährliche Anmaßung ... Und wenn man zur Aneignung irgendeiner Wissenschaft, mag sie noch so gering und leichtfasslich sein, einen Lehrmeister sucht, welcher Stolz wäre dann vermessener, als die Bücher der heiligen Geheimnisse entweder ohne Lehrmeister kennen lernen oder sie verwerfen zu wollen, ohne sie je kennen gelernt zu haben? (79)<br />
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==== Einigkeit in der apostolischen Hierarchie====<br />
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Zweifellos ist es also die Aufgabe der Kirche, die christliche Wahrheit zu schützen und sie ganz und unverfälscht zu verbreiten. Aber das ist durchaus noch nicht alles; nicht einmal der eigentliche Zweck, zu dem die Kirche gestiftet wurde, ist damit erschöpfend umschrieben. Jesus Christus hat sich nämlich für das Heil der Menschheit selber zum Opfer gebracht; auf dieses Heil bezog sich alles, was er lehrte und befahl; so hat er auch der Kirche den Auftrag gegeben, durch die Wahrheit der Lehre die Menschen zu heiligen und zur Seligkeit zu führen. Durch den Glauben allein kann jedoch dieser hohe und erhabene Zweck nicht erreicht werden; dazu muss noch kommen: einerseits die richtige und würdige Gottesverehrung, die vornehmlich im göttlichen Opfer und in der Spendung der Sakramente besteht; anderseits eine heilige Gesetzgebung und Zucht. Das alles muss die Kirche besitzen, da sie ja das Amt des Erlösers durch alle Zeiten fortführen soll; sie allein bietet der Menschheit eine in jeder Hinsicht restlos vollkommene Religion, wie sie Christus in der Kirche sozusagen verkörpert haben wollte; sie allein stellt jene Mittel zur Verfügung, die nach dem ordentlichen Plane der göttlichen Vorsehung heilsnotwendig sind.<br />
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'''10''' Wie schon die himmlische Wahrheit keineswegs der Willkür und dem Gutdünken jedes einzelnen Menschen aus geliefert, sondern nach der anfänglichen Verkündigung durch Jesus Christus dem von uns erwähnten Lehrkörper eigens anvertraut wurde, so wurden auch nicht die einzelnen Christen aus dem Volk, sondern die dazu auserwählten Männer mit der göttlichen Vollmacht betraut, die Geheimnisse Gottes zu vollziehen und zu verwalten; und zudem erhielten sie die Hirten- und Regierungsgewalt. So gilt nur für die Apostel und ihre rechtmäßigen Nachfolger, was Jesus Christus mit den Worten verheißen hat: Gehet hinaus in alle Welt, predigt das Evangelium (80) ... taufet sie (81) ... tut dies Zum Andenken an mich (82) ... Denen ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachgelassen (83). Ebenfalls nur den Aposteln und ihren rechtmäßigen Nachfolgern hat er aufgetragen, die Herde zu weiden, d. h. kraft ihrer Amtsgewalt die Gesamtheit aller Christen zu leiten, die ihrerseits, wie es sich von selbst versteht, jenen untertänig und gehorsam sein müssen. Alle diese Pflichten des apostolischen Amtes sind im Wort des heiligen Paulus zusammengefasst: So betrachte uns denn jedermann als Diener Christi und als Ausspender der Geheimnisse Gottes (84).<br />
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===== Die Kirche als vollkommene Gesellschaft=====<br />
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Darum hat auch Jesus Christus die Menschen aller Zeiten ausnahmslos berufen, ihm als ihrem Führer und Erlöser zu folgen; und zwar richtet sich diese Einladung nicht nur an jeden einzelnen für sich allein, sondern an alle gemeinsam, äußerlich und innerlich in der Gesinnung verbunden. Aus der großen Zahl von Menschen soll ein einziges Volk werden auf Grund eines gemeinsamen Rechtes: vereint im gleichen Glauben, im gleichen Ziel, durch dieselben Mittel zur Erlangung dieses Zieles, durch den Gehorsam gegenüber derselben Autorität. Somit hat er vollends in der Kirche jene Grundlage gelegt, auf der sich ganz von selbst ein gemeinschaftliches Leben zwischen den Menschen entwickelt, wodurch sie schon im natürlichen Bereich zur angemessenen Vollendung geführt werden. Christus traf diese Anordnung, damit alle, die Adoptivkinder Gottes werden wollen, die ihrer Würde entsprechende Heiligkeit erlangen und zu ihrem Heile sicherstellen können. Die Kirche ist daher, wie Wir bereits anderswo ausgeführt haben, der Menschen Führerin zum Himmel; und ihr ist von Gott das Amt übertragen, alles, was die Religion betrifft, selbst zu verwalten und anzuordnen sowie die christlichen Belange frei und ungehindert nach eigenem Ermessen zu wahren.<br />
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Man verkennt also die Kirche oder verleumdet sie, wenn man ihr nachsagt, sie wolle sich in die Angelegenheiten des Staates einmischen oder die Rechte der staatlichen Obrigkeit an sich reißen. Gott wollte, dass die Kirche hoch über jeder anderen menschlichen Gesellschaft stehe, denn ihr Zweck steht so hoch über der Bestimmung jeder anderen Gesellschaft, wie die göttliche Gnade über die Natur, wie die ewigen und unvergänglichen Güter über die irdischen hinausragen. Die Kirche ist mithin ihrem Ursprunge nach eine göttliche Gesellschaft; ihrem Zweck und den dazu führenden Mitteln nach übernatürlich; nur weil sie aus Menschen besteht, ist sie auch eine menschliche Gesellschaft.<br />
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===== Die Kirche untersteht einer Autorität=====<br />
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Deshalb stellen wir fest, dass sie in der Heiligen Schrift vielfach mit Ausdrücken bezeichnet wird, die einer vollkommenen Gesellschaft zukommen. Sie wird nicht nur das „Haus Gottes“, „ die Stadt auf dem Berge“, wohin alle Völker zusammenströmen sollen, genannt, sondern auch der „Schafstall", der nur einen Hirten hat, und in dem sich alle Schäflein Christi versammeln sollen; ja sogar „das Reich, das Gott gegründet", und das „Bestand haben wird in Ewigkeit"; endlich „der Leib Christi", der zwar geheimnisvoll, aber doch lebendig, schön geordnet und aus vielen Gliedern gebildet ist. Diese Glieder haben zwar nicht alle dieselbe Tätigkeit, sind jedoch untereinander durch das alles beherrschende und lenkende Haupt zusammengehalten.<br />
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Nun aber ist keine menschliche Gesellschaft denkbar ohne eine oberste Regierungsgewalt. Gewiss hat also Jesus Christus seiner Kirche eine höchste Obrigkeit verliehen, der sich alle Christen im Gehorsam unterwerfen müssen. Wie daher zur Einheit der Kirche, insofern sie der Zusammenschluss der Gläubigen ist, unbedingt die Einheit im Glauben gehört, so muss auch zur Einheit der Kirche, insofern sie eine von Gott gestiftete Gesellschaft ist, nach göttlichem Recht eine Einheit in der Regierung gehören, welche die Einheit des Ganzen herstellt und gewährleistet. „Die Einheit der Kirche ist unter zwei Gesichtspunkten zu betrachten: in der Verbindung und in den Beziehungen der Glieder der Kirche untereinander, und sodann in der Unterordnung aller Glieder der Kirche unter ein gemeinsames Haupt“ (85).<br />
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Daraus ergibt sich eindeutig, dass man sich nicht nur durch Häresie, sondern auch durch Schisma von der Kirche trennt. „Zwischen Häresie und Schisma besteht folgender Unterschied: Die Häresie vertritt eine falsche Lehre, das Schisma ist die Abspaltung von der Kirche wegen einer Meinungsverschiedenheit unter den Bischöfen“ (86). Damit stimmt die Aussage des heiligen Chrysostomus überein: „Ich sage und erkläre, es sei kein geringeres Übel, die Kirche zu spalten, als einer Irrlehre zu verfallen“ (87). Wenn folglich keine Häresie je erlaubt ist, so auch kein Schisma, mag es auch den Anschein des Rechtes für sich haben: „Es gibt nichts Schlimmeres als das Sakrileg des Schismas ..., es gibt keine berechtigte Notwendigkeit zur Aufteilung der Einheit“ (88).<br />
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====== Das göttliche Oberhaupt: Christus======<br />
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'''11''' Welches nun Wesen und Eigenart jener höchsten Gewalt ist, das kann man nur bestimmen, wenn man den Willen Jesu Christi erforscht und erkannt hat. Christus ist zweifellos König in Ewigkeit, und er fährt fort, vom Himmel aus auch unsichtbar sein Reich zu leiten und zu schützen. Da er aber ein sichtbares Reich wollte, musste er jemanden bezeichnen, um auf Erden seine Stelle zu vertreten, nachdem er selbst in den Himmel zurückgekehrt war. „Wenn nun jemand sagt, Christus sei das eine Haupt und der eine Hirt, wie er auch der eine Bräutigam der einen Kirche ist, so genügt diese Antwort nicht. Es ist zwar klar, dass Christus die Sakramente der Kirche spendet; er ist es, der tauft; er ist es, der die Sünden nachlässt; er ist der wahre Priester, der sich auf dem Altare des Kreuzes opferte und kraft dessen täglich sein Leib auf dem Altare konsekriert wird. Weil er aber nicht körperlich allen Gläubigen gegenwärtig sein kann, so hat er sich dennoch Diener erwählt, um durch deren Vermittlung die genannten Sakramente zu spenden, wie oben (Kap. 74) gesagt wurde. Aus demselben Grunde musste er, weil er seine leibliche Gegenwart der Kirche entziehen wollte, jemanden beauftragen, der an seiner Stelle die Sorge für die ganze Kirche übernehmen sollte. Darum hat er vor der Himmelfahrt zu Petrus gesagt: Weide meine Schafe“ (89).<br />
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====== Die menschlichen Stellvertreter: ======<br />
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====== Der heilige Petrus======<br />
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Jesus Christus hat demnach den heiligen Petrus zum obersten Lenker der Kirche bestimmt; und er ordnete an, dass dieses obrigkeitliche Amt, zum Heile aller für alle Zeiten eingesetzt, auf dessen Nachfolger übergehe, in denen somit Petrus durch seine Gewalt für immer fortleben sollte. Tatsächlich machte er jene große Verheißung nur dem heiligen Petrus, keinem andern: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen (90). „Zu Petrus sprach der Herr, zu ihm allein, um auf den einen die Einheit zu gründen“ (91). - Ohne ein Wort vorauszuschicken, nennt er des Apostels Vater und ihn selbst mit Namen (Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas (92); aber er will nicht, dass er weiterhin Simon genannt werde; er nimmt ihn schon kraft seiner Gewalt als den Seinigen für sich in Anspruch und gefällt sich darin, ihn mit dem passenden Vergleich auch Felsenmann (Petrus) zu nennen, da er auf ihn die Kirche bauen will“ (93).<br />
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'''12''' Aus diesen Worten folgt, dass die Kirche nach Gottes Willen und Befehl auf dem heiligen Petrus, wie das Gebäude auf seinem Fundamente, ruht. Nun aber gehört es zur Natur und Wirkung eines Fundamentes, dass es das Gebäude durch feste Verbindung der einzelnen Teile zusammenhalte und für das Ganze das notwendige Band der Unversehrtheit und Sicherheit bilde; wird das Fundament beseitigt, so stürzt das ganze Gebäude zusammen. Petrus hat also die Kirche zu stützen, zu schützen und durch ein unlösbares Band zu einigen und zu festigen. Wie könnte aber jemand dieser wichtigen Aufgabe genügen, ohne die Gewalt, zu befehlen, zu verbieten und zu richten, die wir wahrheitsgemäß und zutreffend als richterliche Vollmacht oder „Jurisdiktion“ bezeichnen? Kein Staat und kein öffentliches Gemeinwesen kann ohne diese Jurisdiktionsgewalt bestehen. Der Vorrang der Ehre und die schwache Vollmacht zu raten und zu mahnen, die man als Oberleitung oder „Direktion“ bezeichnet, nützt einer menschlichen Gesellschaft gar wenig und ist nicht imstande, ihr wahre Einheit und Festigkeit zu verleihen.<br />
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Jene volle Gewalt hingegen, von der Wir reden, ist ausgedrückt und bekräftigt durch die Worte: Und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen (94). – „Was werden sie nicht überwältigen? Die heilige Grundlage, worauf Christus die Kirche baut, oder die Kirche selber? Das Wort ist doppelsinnig. Oder gilt dies von bei den zugleich wie von einer und derselben Sache, vom Felsenfundament und von der Kirche? Ich halte dafür: die Pforten der Hölle werden weder den Felsen, auf den Christus die Kirche gründet, noch die Kirche überwältigen“ (95). Dieses göttliche Wort hat folgenden Sinn: Was immer für Gewaltmittel, was immer für Kunstgriffe die sichtbaren und unsichtbaren Feinde anwenden mögen, es wird ihnen nicht gelingen, die auf Petrus gestützte Kirche zu Fall zu bringen oder zugrunde zu richten. „Die Kirche, das Gebäude Christi, der mit Weisheit sein Haus auf Fels gebaut hat (96), ist für die Mächte der Hölle unerreichbar; sie überwinden zwar jeden, der abseits vom Felsen und von der Kirche steht, gegen die Kirche aber vermögen sie nichts“ (97). Gott hat mithin seine Kirche dem Petrus anvertraut, damit er sie stets unversehrt erhalte als unbesiegbarer Schutzpatron. Darum hat er ihn mit der nötigen Gewalt ausgestattet, denn wer eine Gesellschaft von Menschen tatsächlich und wirksam schützen soll, muss auch das Recht haben zu befehlen.<br />
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Ferner fügte Jesus hinzu: Und ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben (98). Ohne Zweifel spricht er hier weiterhin von der Kirche, die er kurz zuvor die Seine nennt, und die er auf Petrus als ihrem Fundamente errichten wollte. Die Kirche hat auffallende Ähnlichkeit sowohl mit einem Gebäude als auch mit einem Reiche, und jedermann weiß, dass die Schlüssel ein gebräuchliches Sinnbild für die oberste Gewalt sind. Wenn also Jesus dem Petrus die Schlüssel des Himmelreiches verspricht, so verheißt er ihm damit auch die Gewalt<br />
und die Rechtsvollmacht über die Kirche. „Der Sohn aber gab ihm (dem Petrus) den Auftrag, die Erkenntnis des Vaters und des Sohnes zu verbreiten; einem sterblichen Menschen übertrug er, indem er ihm die Schlüssel gab, alle Gewalt im Himmel; und dieser hat die Kirche über die weite Erde hin verbreitet und gezeigt, dass sie unerschütterlicher ist als der Himmel“ (99).<br />
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Damit stimmt das Folgende überein: Was immer du binden wirst auf Erden, wird auch im Himmel gebunden sein, und was immer du lösen wirst auf Erden, wird auch im Himmel gelöst sein (100). Die bildliche Redensart „binden und lösen“ bezeichnet das Recht, Gesetze zu erlassen, sowie die Gewalt zu richten und zu strafen. Diese Gewalt, heißt es ebendort, werde eine solche Ausdehnung und Wirkung haben, dass alle ihre Entscheide von Gott gutgeheißen werden. Es ist also diese Gewalt die höchste und eine vollkommen selbständige, weil keine auf Erden über ihr steht und sie die ganze Kirche umfasst sowie alles, was der Kirche anvertraut ist.<br />
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Diese Verheißung ging in Erfüllung, als Christus der Herr nach seiner Auferstehung Petrus dreimal fragte, ob er ihn mehr liebe als die anderen, und ihm den Befehl erteilte: Weide meine Lämmer ... weide meine Schafe (101). Alle ohne Ausnahme, die zu seiner Herde gehören sollten, übergab er dem Petrus als ihrem Hirten. „Der Herr weiß alles. Er fragt nicht, um zu lernen, sondern um zu lehren, wen er uns bei seiner Rückkehr in den Himmel als ,den Stellvertreter seiner Liebe hinterlassen wollte ... Und weil er (Petrus) von allen allein seine Liebe bekennt, wird er allen vorgesetzt ..., damit er die Vollkommenen als der noch Vollkommenere regiere“ (102). Nun aber bestehen Amt und Aufgabe des Hirten darin, der Herde ein Führer zu sein, ihr durch bekömmliche Weide Nahrung zu verschaffen, von ihr Gefahren fernzuhalten, sie vor Nachstellungen zu beschützen, sie gegen Gewalt zu verteidigen, mit einem Wort, sie zu regieren und zu leiten. Da Petrus der Herde Christi als Hirt vorgesetzt ist, so hat er die Gewalt erhalten, alle Menschen zu regieren, für deren Heil Christus sein Blut vergossen hat. „Warum hat er sein Blut vergossen? Um jene Schäflein zu erkaufen, die er dem Petrus und dessen Nachfolgern übergeben hat“ (103).<br />
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Da nun alle Christen in der Gemeinschaft des unveränderlichen Glaubens vereint sein müssen, hat Christus der Herr durch die Kraft seines Gebetes dem Petrus die Gnade erfleht, in der Verwaltung seines Amtes niemals im Glauben zu wanken: Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke (104) Außerdem hat er ihm den Auftrag gegeben, sooft die Zeitverhältnisse es forderten, seinen Brüdern Belehrung und Stärkung zuteil werden zu lassen: Stärke deine Brüder (105). Denselben, den Christus zum Fundament seiner Kirche gemacht, wollte er zur Säule des Glaubens machen. „Wie hätte er den Glauben desjenigen nicht stärken können, dem er aus eigener Machtvollkommenheit das Reich übergab, und den er, da er ihn Fels nannte, als Fundament der Kirche bezeichnete?“ (106)<br />
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Deshalb wollte Jesus auch einige bedeutungsvolle Titel, „die ihm wegen seiner Machtvollkommenheit eignen, mit Petrus teilen und gemeinsam haben“ (107), damit nämlich in der Gemeinschaftlichkeit der Namen auch die Gemeinschaft der Gewalt zum Ausdruck komme. So hat er, welcher der Eckstein ist, worauf das ganze Gebäude beruht und emporwächst zu einem heiligen Tempel im Herrn (108), den Petrus zum Felsen bestimmt, auf dem die Kirche ruhen sollte. „Durch das Wort: Du bist der Fels, ist er hoch geehrt worden. Obgleich er aber ein Fels ist, so ist er trotzdem nicht ein Fels wie Christus, sondern Fels als Petrus. Christus ist seinem Wesen nach ein unerschütterlicher Fels: Petrus aber erst durch den Felsen (Christus). Denn Jesus teilt seine Würden mit, erschöpft sich aber nicht ... Er ist Priester und macht Priester ..., er ist ein Fels und macht zum Felsen“ (109).<br />
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Christus ist ferner der König der Kirche, der den Schlüssel Davids hat, er schließt und niemand öffnet, er öffnet und niemand schließt" (110); dadurch, dass er dem Petrus die Schlüssel überreicht, erklärt er ihn auch zum Fürsten der Christenheit. Ebenso hat der oberste Hirt, der sich selbst den guten Hirten (111) nennt, den Petrus zum Hirten seiner Lämmer und Schafe bestellt: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe (112). Deshalb sagt Chrysostomus : „Er ragt unter den Aposteln hervor, er ist der Mund der Jünger und das Haupt ihrer Gemeinschaft ... Er spricht ihm zu, fürderhin Vertrauen zu haben, und nachdem die Erinnerung an die Verleumdung gleichsam ausgelöscht war, überträgt er ihm die Oberleitung der Brüder ... Er sagt ja: Wenn du mich liebst, dann stehe den Brüdern vor“ (113). Endlich hat er, der stärkt zu jedem guten Wort und Werk (114), den Petrus beauftragt, seine Brüder zu stärken. Mit Recht bemerkt daher Leo der Große: „Aus der ganzen Welt wird nur der eine Petrus bestimmt zum Oberhaupt aller auserwählten Völker, aller Apostel und aller Väter der Kirche; wenn auch im Volke Gottes viele Priester sind und viele Hirten, so herrscht doch im eigentlichen Sinne Petrus über alle jene, über die an erster Stelle auch Christus herrscht“ (115). Deshalb schreibt Gregor der Große an den Kaiser Mauritius Augustus: „Allen, die das Evangelium kennen, ist es klar, dass durch das Wort des Herrn dem Apostelfürsten Petrus die Sorge für die ganze Kirche übertragen wurde ... Siehe, er empfing die Schlüssel des Himmelreiches, ihm wird die Macht übertragen, zu binden und zu lösen, und er wird mit der Sorge und Oberleitung der ganzen Kirche betraut“ (116).<br />
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====== Die Päpste als Nachfolger im Primat======<br />
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'''13''' Weil diese oberste Autorität als Hauptbestandteil zur Verfassung und Organisation der Kirche gehört, und zwar als die Grundlage der Einheit und als Fundament ihrer dauernden Unversehrtheit, so durfte sie nicht mit dem heiligen Petrus untergehen, sondern musste sich auf seine Nachfolger von einem zum andern fortpflanzen: „Es bleibt also die Anordnung der Wahrheit bestehen, und der heilige Petrus lebt fort in der ihm als Fels verliehenen Kraft, und das einmal erfasste Steuerruder lässt er nicht mehr los“ (117).<br />
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Deshalb besitzen die Päpste, die dem Petrus auf dem römischen Bischofsstuhle folgen, kraft göttlichen Rechtes die höchste Gewalt in der Kirche. „Wir erklären, dass der römische Stuhl und der römische Papst den Primat innehat über die ganze Welt, dass der römische Papst der Nachfolger des heiligen Apostelfürsten Petrus und der wahre Stellvertreter sowie das Haupt der ganzen Kirche ist, der Vater und Lehrer aller Christen; dass ihm in der Person des heiligen Petrus durch unseren Herrn Jesus Christus die Vollmacht verliehen wurde, die ganze Kirche zu regieren und zu leiten, wie dies auch in den Verhandlungen der allgemeinen Kirchenversammlungen und in den heiligen Kirchensatzungen enthalten ist“ (118). Ähnlich äußert sich das IV. Laterankonzil: „Die römische Kirche besitzt gemäß der Anordnung Christi den Vorrang der ordentlichen Gewalt über alle anderen Kirchen, denn sie ist ja die Mutter und Lehrmeisterin aller Christen“ (119).<br />
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Vorausgegangen war schon die einhellige Auffassung des Altertums, das die römischen Päpste ohne jeden Zweifel als die rechtmäßigen Nachfolger des heiligen Petrus betrachtete und ehrte. Wer kennt nicht die zahlreichen und herrlichen Zeugnisse der Väter? Unter allen ragt jenes des heiligen Irenäus hervor, der sich folgendermaßen über die römische Kirche äußert: „Mit dieser Kirche müssen wegen ihres höheren Vorranges alle Kirchen in Einklang stehen“ (120).<br />
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Und Cyprian sagt gleichfalls von der römischen Kirche, sie sei „Wurzel und Mutterstamm der katholischen Kirche“ (121), sie sei „der Stuhl Petri und die Hauptkirche, von wo die Einheit des Priestertums ausgegangen ist“ (122). Er nennt sie „Stuhl Petri“, weil der Nachfolger Petri auf ihm sitzt; er nennt sie „Hauptkirche“ wegen des Vorranges, der dem Petrus und seinen rechtmäßigen Nachfolgern verliehen wurde; er sagt, von dort sei die Einheit ausgegangen, weil die römische Kirche die bewirkende Ursache der Einheit im Christentum ist.<br />
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Deshalb redet der heilige Hieronymus den Papst Damasus mit folgenden Worten an: „Ich rede mit dem Nachfolger des Fischers und mit dem Jünger des Kreuzes ... In enger Gemeinschaft schließe ich mich Eurer Heiligkeit an, d. h. dem Stuhle Petri. Ich weiß, auf diesem Felsen ist die Kirche aufgebaut“ (123). Den Katholiken pflegt er an der Gemeinschaft mit dem römischen Stuhle zu erkennen: „Wer mit dem Stuhle Petri verbunden ist, das ist mein Mann“ (124). Der heilige Augustinus legt ebenfalls Zeugnis ab dafür, „dass in der römischen Kirche der Vorrang des apostolischen Stuhles stets bestanden habe“ (125). Das sei kein Katholik, der vom römischen Glauben abweiche: „Man glaubt dir nicht, dass du den katholischen Glauben besitzest, da du nicht lehrst, man müsse den römischen Glauben befolgen“ (126). Ebenso der heilige Cyprian: „Mit Papst Cornelius in Gemeinschaft stehen, heißt mit der katholischen Kirche in Gemeinschaft stehen“ (127).<br />
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In ähnlicher Weise lehrt der Abt Maximus, es sei das Merkmal des wahren Glaubens und der wahren Gemeinschaft, dem römischen Papste untertan zu sein: „Wer daher kein Häretiker sein noch heißen will, braucht sich nicht erst vor diesem oder jenem zu rechtfertigen. Vor allem soll er sich schnell vor dem römischen Stuhle rechtfertigen. Ist dieser mit ihm zufrieden, so werden ihn alle überall als fromm und rechtgläubig betrachten. Ganz umsonst redet jener, der meinesgleichen überzeugen will und sich nicht vor dem Heiligen Vater der heiligen römischen Kirche, nämlich, vor dem apostolischen Stuhle, rechtfertigt und ihn anruft.“ (128) Der Grund hierfür liegt seines Erachtens darin, „dass dieser vom menschgewordenen Worte selber, nach der Lehre aller heiligen Kirchenversammlungen, gemäß der kirchlichen Satzungen und Bestimmungen, über alle heiligen Kirchen Gottes in der ganzen Welt in allem und durchwegs die Regierungsgewalt: erhalten hat und innehält, sowie die Vollmacht zu binden und zu lösen. Zugleich mit dem Papst bindet und löst auch im Himmel das Wort, das über alle himmlischen Heerscharen regiert“ (129).<br />
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An diesen christlichen Glauben, den nicht ein Volk oder eine Zeit, sondern alle Zeiten und das Morgenland so gut wie das Abendland stets anerkannt und hochgehalten haben, erinnert, ohne Widerspruch zu erfahren, der vom Papste delegierte Priester Philippus die Kirchenversammlung von Ephesus: „Es wird von niemandem angezweifelt, ja es ist allen Jahrhunderten bekannt, dass der heilige Petrus, der Fürst und das Haupt der Apostel die Säule des Glaubens und das Fundament der katholischen Kirche, von unserem Herrn Jesus<br />
Christus, dem Erlöser und Heiland der Welt, die Schlüssel des Reiches bekommen hat; zugleich ist ihm auch die Gewalt verliehen, Sünden zu lösen und zu behalten, ihm, der bis heute und für alle Zeiten in seinen Nachfolgern fortlebt und die richterliche Gewalt ausübt.“ (130) Allgemein bekannt ist ferner das Urteil der Kirchenversammlung von Chalzedon<br />
über den gleichen Gegenstand: „Petrus hat durch Leo ... gesprochen“ (131). Dieselbe Lehre hallt wider wie ein Echo auf der dritten Kirchenversammlung von Konstantinopel: „Der oberste Fürst der Apostel kämpfte mit uns: für uns trat ein sein Nacheiferer und Nachfolger auf dem Stuhle ... Es schien sein Schreiben nur Papier und Tinte zu sein, und doch sprach Petrus durch den Papst Agatho“ (132). In der katholischen Glaubensformel, die zu Anfang des 6. Jahrhunderts von Papst Hormisdas verfasst und von Kaiser Justinian sowie von den Patriarchen Epiphanius, Johannes und Mennas unterzeichnet wurde, findet sich in kräftiger Sprache die Erklärung: „Der Ausspruch unseres Herrn Jesus Christus: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, kann nicht unbeachtet bleiben... Was hier gesagt ist, hat sich tatsächlich erwiesen, da sich auf dem apostolischen Stuhle die katholische Religion stets makellos erhalten hat“ (133).<br />
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Wir wollen nicht alle Zeugnisse einzeln anführen; nur an das Glaubensbekenntnis sei erinnert, das Michael Paleologus auf dem zweiten Konzil von Lyon ablegte: „Die heilige römische Kirche besitzt den obersten, vollen Primat und die Regierungsgewalt über die ganze katholische Kirche. Sie hat ihn mit der ganzen Machtfülle vom Herrn selbst empfangen in der Person des heiligen Petrus, des Fürsten und Hauptes der Apostel, dessen Nachfolger der römische Papst ist; das anerkennt die römische Kirche in Wahrheit und in Demut. Und wie sie vor allen anderen die Wahrheit des Glaubens verteidigen muss, so müssen auch alle Fragen, die sich etwa bezüglich des Glaubens stellen, durch ihr Urteil entschieden werden“ (134).<br />
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======Die Bischöfe als Nachfolger der Apostel======<br />
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'''14''' Wenn auch die Gewalt des heiligen Petrus und seiner Nachfolger die vollste und höchste ist, so darf man doch nicht meinen, sie sei die einzige. Derselbe nämlich, der den heiligen Petrus zum Fundament der Kirche bestimmte, wählte sich auch zwölf, ... die er Apostel nannte. (135) Wie die Gewalt des heiligen Petrus im römischen Papste fortleben muss, genau so erben auch die Bischöfe als Nachfolger der Apostel die ordentliche Gewalt, so dass der Episkopat notwendigerweise zur inneren Verfassung der Kirche gehört. Wenn sie auch keine volle, allgemeine und höchste Gewalt besitzen, so sind sie doch nicht bloße Stellvertreter der römischen Päpste, denn eine eigene Gewalt und heißen im vollen Sinne des Wortes ordentliche Oberhirten der ihnen unterstellten<br />
Völker.<br />
<br />
Da aber Petrus nur einen Nachfolger hat, die Apostel hingegen deren viele, so geziemt es sich zu untersuchen, welches nach göttlicher Anordnung die Beziehungen der Bischöfe zum Papste sind. Die erste dieser Beziehungen besteht in der klaren und unzweifelhaften Pflicht der Bischöfe, in Gemeinschaft zu stehen mit dem Nachfolger Petri. Ist dieses Band zerrissen, so löst sich das christliche Volk selbst auf und zerstreut sich, so dass es in keiner Weise einen Leib und eine Herde bilden kann. „Das Heil der Kirche ist mit der Würde des Hohenpriesters verknüpft. Besitzt dieser nicht eine außerordentliche und alle überragende Gewalt, so werden in der Kirche ebenso viele Spaltungen entstehen, als Priester da sind“ (136).<br />
<br />
Daher gilt es, hier besonders folgendes zu bemerken: Nichts wurde den Aposteln unabhängig von Petrus verliehen, vieles jedoch dem Petrus eigens und unabhängig von den Aposteln. Der heilige Johannes Chrysostomus stellt bei der Erklärung des Ausspruches Christi (Joh. XXI 15) die Frage: „Warum wendet sich Christus diesbezüglich unter Übergehung der anderen Apostel nur an Petrus ?“ - Und er antwortet unumwunden: „Er war der vornehmste unter den Aposteln, er war der Mund der Jünger und das Haupt in ihrem Kreise“ (137). Er allein ist von Christus zum Fundament der Kirche bestimmt worden, ihm ist die Macht verliehen zu lösen und zu binden, ihm allein die Gewalt gegeben, die Herde zu weiden. Was dagegen die Apostel an Ansehen und Amtvollmachten erhielten, haben sie im Verein mit Petrus bekommen: „Wenn auch die göttliche Huld wollte, dass die anderen Apostel etwas mit Petrus gemeinsam besitzen sollten, so hat sie nie anders als durch ihn verliehen, was sie den anderen nicht verweigerte... Vieles hat er gewiss allein bekommen, nichts ist aber auf einen anderen übergegangen, ohne dass er seinen Anteil daran hatte“ (138).<br />
<br />
Daraus geht klar hervor, dass die Bischöfe ihrer Rechte und ihrer Regierungsgewalt verlustig gehen, wenn sie sich absichtlich von Petrus und seinen Nachfolgern trennen. Denn durch diese Trennung werden sie vom Fundament, auf dem das ganze Gebäude ruhen muss, losgelöst; somit sind sie auch von dem Gebäude selbst ausgeschlossen, und ebenso von dem Schafstall abgesondert, dessen Herr der oberste Hirte ist; sie sind aus dem Reiche ausgeschlossen, dessen Schlüssel dem Petrus allein von Gott übergeben wurden.<br />
<br />
Hieraus erkennen wir aufs neue den Plan und die Absicht Gottes bei der Gründung des Christentums. Da nämlich der göttliche Stifter wollte, dass die Kirche eins sei im Glauben, in der Verwaltung und in der Gemeinschaft, so wählte er sich den Petrus und seine Nachfolger zur Grundlage und zum Mittelpunkt dieser Einheit. Deshalb sagt der heilige Cyprian: „Der Beweis für den Glauben ist leicht, wenn man die Wahrheit kurz zusammenfasst. Der Herr sagt zu Petrus: Ich sage dir, du bist Petrus ... Auf einen einzigen baut er die Kirche. Und wenn er auch allen Aposteln nach seiner Auferstehung gleiche Gewalt verleiht, indem er spricht: Wie<br />
mich der Vater gesandt hat ..., ordnet er doch, um die Einheit zu offenbaren, kraft seiner Vollmacht einen Ursprung für diese Einheit an, die nur aus einem ihren Anfang nehmen sollte. (139) Ebenso Optatus von Mileve: „Du kannst nicht leugnen, dass du weißt: In der Stadt Rom ist zuerst dem Petrus der bischöfliche Stuhl verliehen worden, auf dem er als das Haupt aller Apostel saß; deshalb wurde er auch Kephas genannt. In diesem einen bischöflichen Stuhle sollte von allen die Einheit gewahrt werden, damit die übrigen Apostel nicht einzeln einen eigenen Lehrstuhl für sich beanspruchten; und jeder, der gegen den einzig dastehenden Lehrstuhl einen anderen aufstellen würde, sollte als Schismatiker und Sünder gelten“ (140). Danach ist auch jener Ausspruch des heiligen Cyprian zu erklären, die Häresie wie das Schisma entstehe daraus, dass man der obersten Gewalt den Gehorsam verweigere: „Aus keiner anderen Ursache sind die Häresien und Schismen entstanden, als daraus, dass man dem Priester Gottes nicht gehorchte und vergaß, dass zur selben Zeit in der Kirche nur ein Priester und nur ein Richter die Stelle Christi vertritt. (141)<br />
<br />
Niemand kann Anteil haben an der Autorität, wenn er nicht mit Petrus vereint ist; es ist nämlich unsinnig zu glauben, es könne jemand in der Kirche Vorsteher sein, wenn er selber außerhalb der Kirche steht. Aus diesem Grunde tadelte Optatus von Mileve die Donatisten: „Gegen diese Pforten (der Hölle) hat Petrus, unser Haupt, wie wir lesen, die Schlüssel des Heiles erhalten, denn zu ihm hat Christus gesagt: Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Was unterfangt ihr euch also, die Schlüssel des Himmelreiches an euch zu reißen, die ihr gegen den Stuhl Petri ... ankämpft?“ (142)<br />
<br />
'''15''' Der Stand der Bischöfe ist aber erst dann gemäß der Anordnung Christi als mit Petrus vereinigt anzusehen, wenn er dem Petrus untersteht und ihm gehorcht; sonst zerfällt er unvermeidlich in eine lose Menge, wo Verwirrung und Unordnung herrscht. Soll die Einheit des Glaubens und der Gemeinschaft wirklich gewahrt sein, so genügt es nicht, dass einer den Ehrenvorrang habe oder eine gewisse Sorge trage für die anderen; es ist vielmehr unbedingt eine wahre und zugleich höchste Autorität notwendig, der die ganze Gemeinschaft gehorcht. Welches war denn die Absicht des Gottessohnes, als er die Schlüssel des Himmelreiches allein dem Petrus versprach? Dass mit der Bezeichnung „Schlüssel“ an dieser Stelle der höchste Gipfel der Macht gemeint ist, daran lassen weder der biblische Sprachgebrauch noch auch die übereinstimmende Lehre der Väter keinen Zweifel zu. Man wüsste sonst nicht zu erklären, was dem Petrus im besonderen, und was den Aposteln im Verein mit Petrus verliehen worden ist. Verleiht die Vollmacht zu binden und zu weiden den Bischöfen, den Nachfolgern der Apostel, das Recht, ihr Volk mit wahrer Amtsgewalt zu regieren, so muss doch dieselbe Gewalt auch jenem dasselbe verleihen, dem von Gott das Amt übertragen wurde, die Lämmer und die Schafe zu weiden. „Christus hat Petrus nicht nur zum Hirten, sondern zum Hirten der Hirten auserkoren; Petrus weidet daher die Lämmer, er weidet auch die Schafe; er weidet die Kinder, er weidet auch die Mütter; er regiert die Untertanen, er regiert auch die Vorgesetzten, denn außer den Lämmern und den Schafen gibt es in der Kirche nichts“ (143).<br />
<br />
Daher stammen jene besonderen Titel, die von den Alten dem heiligen Petrus beigelegt wurden und den auf die höchste Stufe der Würde und Gewalt Erhobenen nachdrücklich preisen. Durchwegs nennen sie ihn den „Fürsten der Jüngerschar“, den „ Fürsten der Apostel“, „Führer dieses Chores“, „Mund aller Apostel“, „Haupt dieser Familie“, „Vorsteher der ganzen Welt“, den „Ersten unter den Aposteln“, „die Säule der Kirche“. <br />
<br />
Das alles sagt offenbar der heilige Bernhard mit seinen Worten an Papst Eugen: „Wer bist du? Der große Priester, der Hohepriester. Du bist der Fürst der Bischöfe, der Erbe der Apostel... Dir sind die Schlüssel gegeben, dir die Schafe anvertraut. Es gibt zwar noch andere Torhüter und Hirten; aber du bist dies umso glorreicher, als du beide Titel in einem weit höheren Sinne als die anderen ererbt hast. Jene haben die ihnen zugewiesenen Herden, jeder die seine; dir sind alle Herden anvertraut, dem einen als eine einzige. Du bist nicht nur der Hirt der Schafe, sondern auch der Hirten, du allein der eine Hirt aller Hirten. Du fragst, wie ich das beweise? Aus dem Worte des Herrn. Wem denn, ich sage nicht von den Bischöfen, sondern selbst von den Aposteln, sind alle Schafe so ganz ausnahmslos anvertraut? Petrus, wenn du mich liebst, so weide meine Schafe. Welche? Die Völker dieser oder jener Stadt, dieser oder jener Gegend, oder eines bestimmten Reiches? - Meine Schafe, sagte er. Wer sieht nicht, dass er damit nicht einige bezeichnete, sondern alle gemeint hat? Wo nichts unterschieden wird, wird auch nichts ausgenommen“ (144).<br />
<br />
Es ist falsch und widerspricht offensichtlich der Anordnung Gottes, wenn man meint, die einzelnen Bischöfe unterständen zwar der Gerichtsbarkeit der römischen Päpste, nicht aber alle in ihrer Gesamtheit. Das Wesen eines Fundamentes besteht nämlich darin, dem ganzen Gebäude Einheit und Festigkeit zu verleihen, mehr noch als den einzelnen Teilen. Bei unserem Gegenstand trifft das noch weit mehr zu, weil Christus der Herr durch die Tragkraft des Fundamentes erreichen wollte, dass die Mächte der Hölle die Kirche nicht überwältigen. Diese göttliche Verheißung ist nach der allgemeinen Ansicht von der Gesamtkirche zu verstehen, nicht von ihren einzelnen Teilen, die ja durch den Ansturm der Hölle überwunden werden können; es ist ja auch bei einigen Einzelfällen vorgekommen, dass sie tatsächlich überwunden wurden.<br />
<br />
Wer ferner der ganzen Herde vorangestellt ist, muss notwendig Gewalt haben nicht nur über die einzelnen zerstreuten Schafe, sondern über die vereinte Gesamtheit aller. Oder soll die Gesamtheit der Schafe den Hirten regieren und führen? Sind vielleicht die vereinten Nachfolger der Apostel das Fundament, auf das sich der Nachfolger Petri stützen muss, um standhaft zu sein? Wer die Schlüssel des Reiches in seiner Hand hält, der besitzt Rechts- und Amtsgewalt nicht bloß über die einzelnen Provinzen, sondern über die Gesamtheit aller; und ebenso wie die Bischöfe, jeder in seinem Sprengel, mit wahrer Amtsgewalt nicht nur über den einzelnen Privatmenschen herrschen, sondern über ihre ganze Herde, so haben auch die römischen Päpste, deren Amtsgewalt sich über die ganze Christenheit erstreckt, alle Teile des<br />
Ganzen, auch zusammen genommen, unter ihrer Gewalt und Oberherrschaft. Wie zur Genüge betont wurde, hat Christus der Herr dem Petrus und seinen Nachfolgern die Vollmacht verliehen, seine Stellvertreter zu sein und dieselbe Gewalt stets in der Kirche auszuüben, die er selbst während seines irdischen Daseins ausgeübt hat. Darf man dann sagen, das Apostelkollegium habe seinen Meister noch an Macht übertroffen?<br />
<br />
Diese Amtsgewalt über das Gesamtkollegium der Bischöfe, von der die Heilige Schrift in klaren Worten spricht, hat die Kirche zu jeder Zeit ohne Unterlass anerkannt und gelehrt. Dahin gehören die Äußerungen der Kirchenversammlungen: „Wir lesen, dass der römische Papst das Richteramt über die Bischöfe aller Kirchen ausgeübt hat; wir lesen aber nicht, dass er von irgend einem gerichtet wurde“ (145). Als Grund dafür wird angeführt, dass es „keine höhere Autorität gibt als die des apostolischen Stuhles“ (146).<br />
<br />
Deshalb gibt Papst Gelasius über die Beschlüsse der Kirchenversammlungen folgendes Urteil ab: „Wie das, was der oberste Lehrstuhl nicht bestätigt hat, überhaupt nicht zu Recht bestehen konnte, so hat die ganze Kirche angenommen, was er zu bestimmen sich entschloß“ (147). Tatsächlich war es stets das Amt der römischen Päpste, die Urteile und Beschlüsse der Kirchenversammlungen zu bestätigen. Die Entscheide des Afterkonzils von Ephesus hat Leo der Große für nichtig erklärt; Damasus jene des Konzils von Rimini; Hadrian I.<br />
jene des Konzils von Konstantinopel; der 28. Satz des Konzils von Chalzedon aber ist bekanntlich als ungültig unbeachtet geblieben, weil ihm die autoritative Billigung des apostolischen Stuhles verweigert wurde. Mit Recht behauptete demnach Leo X. auf dem V. Laterankonzil: „Nur der jeweils regierende römische Papst besitzt, kraft seiner Autorität über alle Konzilien, allein das volle Recht und die Macht, ein Konzil einzuberufen, zu verlegen und aufzulösen; das wird nicht nur durch das Zeugnis der Heiligen Schrift, die Aussagen der heiligen Väter und der römischen Päpste sowie durch die Erlasse der heiligen Kirchensatzungen mit aller Klarheit bestätigt, sondern auch durch das eigene Bekenntnis der Konzilien selbst“ (148). Es unterliegt also keinem Zweifel: die Schlüssel des Himmelreiches sind nur dem heiligen Petrus, die Macht zu binden und zu lösen auch den Aposteln im Verein mit Petrus verliehen; dafür zeugt die Heilige Schrift. Nirgends aber ist gesagt, woher die Apostel die höchste Gewalt ohne Petrus oder gegen Petrus empfangen haben sollten. Auf keinen Fall haben sie diese von Christus bekommen. Deshalb ist durch den Entscheid des Vatikanischen Konzils, Natur und Umfang des Primates der römischen Päpste betreffend, keine neu erfundene Ansicht, sondern ein alter und durch alle Jahrhunderte stets bezeugter Glaubenssatz ausgesprochen worden (149).<br />
<br />
Wenn auch dieselben Menschen in der Kirche einer doppelten Gewalt unterstehen, so richtet dieser Umstand in der Verwaltung doch keine Verwirrung an. So etwas zu denken, verbietet uns zunächst Gottes Weisheit, durch dessen Ratschluss diese Regierungsform eingeführt wurde. Außerdem ist zu bemerken, dass die Ordnung der Dinge und die gegenseitigen Beziehungen nur dann gestört werden, wenn bei einem Volk zwei Obrigkeiten nebeneinander gleich hoch stehen und keine der anderen unterstellt ist. Nun ist aber die Macht des römischen Papstes die höchste, sie erstreckt sich über die ganze Erde und ist vollkommen unabhängig. „Es ist ein Missstand, wenn zwei in gleicher Weise an die Spitze derselben Herde gestellt werden. Dass aber zwei, von denen der eine über dem andern steht, über dasselbe Volk herrschen, ist keineswegs unschicklich. In dieser Weise nun stehen unmittelbar über demselben Volke der Pfarrer, der Bischof und der Papst“ (150).<br />
<br />
Eingedenk ihrer Aufgabe bestreben sich übrigens die römischen Bischöfe, insbesondere all das zu erhalten, was in der Kirche nach Gottes Anordnung vorgesehen ist; wie sie daher ihre eigene Vollmacht mit der erforderlichen Sorgfalt in Schutz nehmen, so haben sie sich auch stets bemüht und werden sich noch weiterhin bemühen, die Autorität der Bischöfe zu wahren. Ja, was immer den Bischöfen an Ehre und Gehorsam erwiesen wird, das betrachten sie als sich selbst erwiesen. „Die Ehre der ganzen Kirche ist auch meine Ehre. Ich fühle mich stets wahrhaft geehrt, wenn allen und jedem die schuldige Ehre erwiesen wird“ (151).<br />
<br />
==Schluss: Mahnruf an die Gläubigen und Abseitsstehenden==<br />
<br />
'''16''' Hiermit haben Wir ein treues Bild und das wahre Antlitz der Kirche gezeichnet, so wie sie Gott selber eingerichtet hat. Über die Einheit haben Wir manches gesagt und zur Genüge erklärt, wie sie nach dem Willen des göttlichen Stifters beschaffen sein und kraft welcher Prinzipien sie erhalten werden soll.<br />
<br />
Wir zweifeln nicht daran, dass alle, die durch Gottes Gnade und Güte im Mutterschoße der Kirche als ihre Kinder leben, Unsere apostolische Stimme vernehmen werden. Meine Schafe hören auf meine Stimme. (152) Diese Darlegungen mögen sie veranlassen, sich noch besser zu unterrichten und noch bereitwilliger mit ihren zuständigen Hirten und durch sie mit dem obersten Hirten vereinigt zu bleiben, damit sie desto sicherer in dem einen Schafstalle ausharren und noch reichere Früchte des Heiles gewinnen.<br />
<br />
Wenn Wir jedoch hinschauen auf Jesus, den Urheber und Vollender des Glaubens (153), dessen Stelle Wir vertreten, dem würdevollen Amte freilich nicht gewachsen, so wird Unser Herz von seiner Liebe entflammt; und nicht ohne Grund machen Wir das Wort Christi auch zu dem Unsrigen: Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstalle sind, auch sie muss ich herbeiführen, und sie werden meine Stimme hören (154). Sie alle mögen doch auf Uns hören und sich Unserer väterlichen Liebe nicht entziehen; sie alle, die bedauern, dass die Gottlosigkeit mit Macht um sich greift; sie alle, die den Sohn Gottes und Erlöser der Menschheit Jesus Christus zwar kennen und bekennen, aber noch fern von seiner Braut im Irrtum befangen sind. Wer Christus annimmt, muss den ganzen Christus annehmen. „Haupt und Leib, das ist der ganze Christus. Der eingeborene Sohn Gottes ist das Haupt, die Kirche sein Leib; Bräutigam und Braut, zwei in einem Fleische. Alle, die bezüglich dieses Hauptes von der Heiligen Schrift abweichen, sind nicht in der Kirche, auch wenn sie überall sind, wo die Kirche ist. Und auch jene, die bezüglich dieses Hauptes mit der Heiligen Schrift einig gehen, aber keine Gemeinschaft haben mit der Einheit der Kirche, gehören nicht zur Kirche“ (155).<br />
<br />
Mit gleicher Liebe schlägt Unser Herz für jene, die vom Pesthauch der Gottlosigkeit nicht ganz verdorben, doch noch den wahren Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, zum Vater haben wollen. Diese mögen bedenken und vollends erkennen, dass sie nicht zu den Kindern Gottes gezählt werden können, wofern sie sich nicht Christus zum Bruder und die Kirche zur Mutter gewählt haben.<br />
<br />
Allen rufen Wir in wahrer Liebe die Worte des heiligen Augustinus zu: „Lasset uns lieben den Herrn unseren Gott, lasset uns lieben seine Kirche; jenen als unseren Vater, diese als unsere Mutter. Es sage doch keiner: ich gehe zwar zu den Götzenbildern, ich befrage die Besessenen und Wahrsager, aber die Kirche Gottes will ich nicht verlassen: ich bin Katholik. Du hältst zur Mutter, den Vater aber beleidigst du. Ein anderer wiederum sagt: Nein, ich befrage nicht den Wahrsager, ich gehe nicht zu einem Besessenen, ich forsche nicht in gotteslästerlichen Wahrsagungen, ich bete nicht die Dämonen an, ich diene nicht den Bildern von Stein; aber ich gehöre zu Donatus. Was nützt es dir, wenn du den Vater nicht beleidigst, da er doch die Kränkung der Mutter rächt? Was nützt es dir, wenn du den Herrn bekennst, Gott die Ehre gibst, ihn verkündest, seinen Sohn anerkennst, den bekennst, der zur Rechten des Vaters sitzt, seine Kirche aber lästerst? ... Wenn du einen Gönner hättest, dem du alle Tage zu Diensten wärest, beleidigtest aber seine Gattin durch eine schändliche Anklage, würdest du noch einmal sein Haus betreten dürfen? Haltet also, Geliebte, haltet alle einmütig treu zu Gott als eurem Vater und zur Kirche als eurer Mutter“ (156).<br />
<br />
Im vollen Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit, der die Herzen der Menschen am leichtesten rühren und bewegen kann, wann und wohin er will, empfehlen Wir angelegentlichst seiner Güte alle, die Wir in Unserer Darlegung im Auge hatten. Als Unterpfand der himmlischen Güter aber und als Zeichen Unseres Wohlwollens erteilen Wir Euch, geliebte Brüder, Eurem Klerus und Eurem Volke in großer Liebe den apostolischen Segen im Herrn.<br />
<br />
<center> Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 29. Juni 1896, </center><br />
<center> im neunzehnten Jahre Unseres Pontifikates. </center><br />
<br />
<center> [[Leo XIII.]] [[Papst|PP.]] </center><br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
(1) Eph 5,25.<br />
<br />
(2) Mt 11,30. <br />
<br />
(3) Jak 1,17.<br />
<br />
(4) 1 Kor 3,6.<br />
<br />
(5) Phil 9,6-7.<br />
<br />
(6) Röm 10,17.<br />
<br />
(7) Röm 10, 10.<br />
<br />
(8) 1 Kor 12, 27.<br />
<br />
(9) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. Je capto Eutropio n. 6. PG 52, 402.<br />
<br />
(10) AUGUSTINUS, In Psalm. LXXI, 8. PL 36, 906.<br />
<br />
(11) AUGUSTlNUS, Enarratio in Psalm. CIII, sermo II, 5. PL 37, 1353.<br />
<br />
(12) CLEMENS VON ALEX., Stromat. lib. VII cap. 17. CV 3, 76. PG 9, 551.<br />
<br />
(13) Mt 16, 18. <br />
<br />
(14) Joh 20, 21.<br />
<br />
(15) Joh 17, 18. <br />
<br />
(16) VgI. Mt. 18, 11.<br />
<br />
(17) Joh. 3, 17. <br />
<br />
(18) Apg. 4, 12.<br />
<br />
(19) Is 2, 2.<br />
<br />
(20) Is 2, 2-3.<br />
<br />
(21) OPTATUS VON MILEVE, De Schism. Donatist. lib. III 2. CV 26 (Edit. C. Ziwsa 1893) 70-<br />
71. PL 11, 995-997.<br />
<br />
(22) AUGUSTINUS, In epist. Joan. tract. I n. 13. PL 35, 1988.<br />
<br />
(23) Eph 1, 22-23.<br />
<br />
(24) 1 Kor 12, 12.<br />
<br />
(25) Eph 4, 15-16.<br />
<br />
(26) CYPRIANUS, De cath. Eccl. unitate n.23. CV 3, I, 231. PL 4, 517.<br />
<br />
(27) CYPRIANUS, De cath. Eccl. unitate n.23. CV 3, 1,231. PL 4, 517.<br />
<br />
(28) Eph 5, 29-30.<br />
<br />
(29) AUGUSTINUS, Sermo CCLXVII, n.4. PL 38, 1231.<br />
<br />
(30) CYPRIANUS, De cath. Eccl. unitate n. 6. CV 3, 1, 214. PL 4, 503.<br />
<br />
(31) Eph 4, 4. <br />
<br />
(32) Joh 17, 20, 21, 22.<br />
<br />
(33) Joh 17, 21. <br />
<br />
(34) Eph 4, 5.<br />
<br />
(35) 1 Kor. 1, 10.<br />
<br />
(36) IRENAEUS, Adversus haereses lib. III cap. 12 n. 12. PG 7, 906.<br />
<br />
(37) AUGUSTINUS, In Evang. Joan. tract. XVIII, cap. 5 n. 1. PL 35, 1536.<br />
<br />
(38) 1 Joh 10, 37. <br />
<br />
(39) Joh 15, 24.<br />
<br />
(40) 3 Joh 10, 38. <br />
<br />
(41) Mt 28, 18-20.<br />
<br />
(42) Mk 15, 16. <br />
<br />
(43) Joh 16, 7-13.<br />
<br />
(44) Joh 14, 16-17 <br />
<br />
(45) Joh 15, 26-27.<br />
<br />
(46) Lk 10, 16. <br />
<br />
(47) Joh 20, 21.<br />
<br />
(48) Röm 1, 5. <br />
<br />
(49) Mk 16, 20.<br />
<br />
(50) Vgl. Mk 16, 15. <br />
<br />
(51) Vgl. Apg 9, 15.<br />
<br />
(52) Vgl. Apg 1, 8.<br />
<br />
(53) Mt 28, 20.<br />
<br />
(54) HIERONYMUS, In Mt. IV, 28. PL 26, 218.<br />
<br />
(55) Apg 20, 24.<br />
<br />
(56) 2 Tim 2, 1-2.<br />
<br />
(57) CLEMENS VON ROM, Epist. I ad Cor., cap. 42-44. PG 1, 291-298.<br />
<br />
(58) CYPRIANUS, Epist. LXIX ad Magnum n. 1. CV 3, 2; 749-750, PL 3, 1138. <br />
<br />
(59) Lk 9, 23.<br />
<br />
(60) Der Verfasser des Tractatus de Fide orfhodoxa contra Arianos c.1 PL 17, 552.<br />
<br />
(61) AUGUSTINUS, De haeresibus n. 88. PL 42, 50.<br />
<br />
(62) Eph 4, 3. <br />
<br />
(63) Eph 4, 5.<br />
<br />
(64) Eph 4, 14. <br />
<br />
(65) Eph 4, 13.<br />
<br />
(66) Eph 4, 11-12.<br />
<br />
(67) ORIGINES, Serius veteris interpret. commentar. in Mt. n. 46. PG 13,l 1667.<br />
<br />
(68) lRENAEUS, Adversus haeresis, lib. IV cap. 33 n. 8. PG 7, 1077.<br />
<br />
(69) TERTULLIANUS, De praescript. cap. XXI. PL 2, 33.<br />
<br />
(70) HILARIUS, Comment. in Mt XIII 1. PL 9, 993.<br />
<br />
(71) RUFINUS, Hist. Eccl. lib. II cap.9. CV Eusebius, 2, 1014 (lib. XI c.9). PL 21, 518.<br />
<br />
(72) RICHARD VON ST. VIKTOR, De Trinit. lib. I cap. 2. PL 196, 891.<br />
<br />
(73) Vatikanisches Konzil, Sess. III cap. 3. Denzinger Nr. 1789.<br />
<br />
(74) Jak 2, 10.<br />
<br />
(75) AUGUSTlNUS, In Psalm. LIV n.19. PL 36, 641.<br />
<br />
(76) VgI. 2 Kor 10, 5.<br />
<br />
(77) AUGUSTlNUS, Contra Faustum Manichaeum lib. XVII cap. 3. CV 25, 1,486. PL 42, 342.<br />
<br />
(78) Vatikanisches Konzil, Sess. III cap.3. Denzinger Nr.1792.<br />
<br />
(79) AUGUSTINUS, De utilitate credendi cap. XVII n. 35. CV 25, 1, 45-46 PL 42, 91.<br />
<br />
(80) Mk 16, 15. <br />
<br />
(81) Mt 18, 19.<br />
<br />
(82) Lk 22, 19. 1 Kor 11, 24. <br />
<br />
(83) Joh 20, 23.<br />
<br />
(84) 1 Kor 4, 1.<br />
<br />
(85) THOMAS VON AQUIN, Sum. theol. II-II q.39 a. 1.<br />
<br />
(86) HIERONYMUS, Comment. in Epist. ad Titum III 10-11. PL 26, 598.<br />
<br />
(87) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. Xl in Epist. ad Ephes. n. 5. PG 62,87.<br />
<br />
(88) AUGUSTINUS, Contra epist. Parmeniani lib. II cap. II n.25. C 51, 76. PL 43, 69.<br />
<br />
(89) THOMAS VON AQUIN, Contra Gentiles lib. IV cap. 76.<br />
<br />
(90) Mt 16, 18.<br />
<br />
(91) PACIAN VON BARCELONA, Epist.III, ad Sempronium n. 11. PL 13,1071.<br />
<br />
(92) Mt 16, 17.<br />
<br />
(93) CYRILLUS VON ALEXANDRIEN, In Evang. Joan. lib. II, in cap. 1 v. 42. PG 73, 219.<br />
<br />
(94) Mt 16, 18.<br />
<br />
(95) ORIGENES, Comment. in Mt t. XII n.11. PG 13, 1003.<br />
<br />
(96) Mt 7, 24. <br />
<br />
(97) ORIGENES, Comment. in Mt t. XII n.11. PG 13, 1003-1006.<br />
<br />
(98) Mt 16, 19.<br />
<br />
(99) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. LIV in Mt n. 2. PG 5.8, 534-535.<br />
<br />
(100) Mt 16, 19.<br />
<br />
(101) Joh 21, 16-17.<br />
<br />
(102) AMBROSIUS, Exposit. in Evang. sec. Lucam, lib. X n. 175-176. CV 32, 4; 523-524. PL 15, 1848.<br />
<br />
(103) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, De sacerdotio lib. II. PG 48, 632.<br />
<br />
(104) Lk 22, 32.<br />
<br />
(105) Ebd.<br />
<br />
(106) AMBROSIUS, De fide lib. IV n. 56. PL 16, 628.<br />
<br />
(107) LEO MAGNUS, Sermo IV cap. 2. PL 54, 150.<br />
<br />
(108) Eph 2, 20-21.<br />
<br />
(109) Homil. de poenitentia n. 4, in appendice opp. S. Basilii. PG 31, 1483.<br />
<br />
(110) Offb 3, 7.<br />
<br />
(111) Joh 10, 11.<br />
<br />
(112) Joh 21, 16-17.<br />
<br />
(113) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. LXXXVIlI in Joan. n. 1. PG 59,478-479.<br />
<br />
(114) 2 Thess 2, 16.<br />
<br />
(115) LEO MAGNUS, Sermo IV cap. 2. PL 54, 149-150.<br />
<br />
(116) GREGORIUS MAGNUS, Epistolarum lib. v, epist. xx. PL 77, 745-746.<br />
<br />
(117) LEO MAGNUS, Sermo III cap. 3. PL 54, 146.<br />
<br />
(118) Konzil von Florenz, Decretum pro Graecis. Denzinger Nr. 694.<br />
<br />
(119) IV. Konzil vom Lateran, cap. 2. Denzinger Nr. 433.<br />
<br />
(120) IRENAEUS, Adversus haereses lib. III cap. 3 n. 2. PG 7, 849.<br />
<br />
(121) CYPRIANUS, Epist. XLVIII ad Cornelium n. 3. CV 3, 2, 607. PL 3, 710.<br />
<br />
(122) CYPRIANUS, Epist. LIX ad Cornelium n. 14. PL 3, 732.<br />
<br />
(123) HIERONYMUS, Epist. xv ad Damasum n. 2 CV 54, 63. PL 22, 355.<br />
<br />
(124) HIERONYMUS, Epist. XVI ad Damasum n. 2. CV 54, 69. PL 22, 359.<br />
<br />
(125) AUGUSTlNUS, Epist. XLIII n. 7. CV 34, 90. PL 33, 163.<br />
<br />
(126) AUGUSTINUS, (Der Verweis der Acta auf Sermo CXX n. 13 stimmt nicht; wir konnten die <br />
Quelle nicht ausfindig machen.)<br />
<br />
(127) CYPRIANUS, Epist. LV n. 1. CV 3, 2, 624. PL 3, 765.<br />
<br />
(128) Abt MAXIMUS, Defloratio ex epist. ad Petrum illustr. PL 129, 576.<br />
<br />
(129) Ders., 1. c.<br />
<br />
(130) Konzil von Ephesus, Actio III. Mansi 4, 1295.<br />
<br />
(131) Konzil von Chalzedon, Actio II. Mansi 6, 971.<br />
<br />
(132) Konzil von Konstantinopel, Actio XVIII. Mansi 11, 666.<br />
<br />
(133) Post Epist. XXVI ad omnes Episc. Hispan. n.4. Mansi 8, 467. PL 63, 460. Denzinger <br />
Nr.171.<br />
<br />
(134) Konzil von Lyon, Actio IV. Denzinger Nr. 466.<br />
<br />
(135) Lk 6, 13.<br />
<br />
(136) HIERONYMUS, Dial. contra Luciferianos n. 9. PL 23, 165.<br />
<br />
(137) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. LXXXVIII in Joan. n. 1. PG 59, 478.<br />
<br />
(138) LEO MAGNUS, Sermo IV cap. 2. PL 54, 150.<br />
<br />
(139) CYPRIANUS, De unitate Eccl. n. 4. CV 3, 1, 212. PL 4, 498.<br />
<br />
(140) OPTATUS VON MILEVE, De schism. Donatist. lib. II, 2. CV 26, 36. PL 11; 947.<br />
<br />
(141) CYPRIANUS, Epist. XII ad Cornelium n. 5. PL 3, 802.<br />
<br />
(142) OPTATUS VON MILEVE, De schism. Donatist. lib. II n. 4-5. CV 26,39. PL 11, 955-956.<br />
<br />
(143) BRUNO VON SEGNI, Comment. in Joan. III cap. 21 n. 55.<br />
<br />
(144) BERNHARD, De consideratione lib. II cap.8. PL 182, 751.<br />
<br />
(145) IV. Konzil von Konstantinopel, Actio VII. (HADRIAN ll., in allocutione III ad Synodum Romanum an. 869). Mansi 16, 126.<br />
<br />
(146) NIKOLAUS I., Epist. LXXXVl ad Michael. Imperat.: „Patet profecto Sedis Apostolicae, cuius auctoritate major non est, iudicium a nemine fore retractandum, neque cuiquam de eius liceat iudicare iudicio". PL 119, 954.<br />
<br />
(147) GELASIUS, Epist. XXVI ad Episcopos Dardoniae n. 5. PL 59, 67.<br />
<br />
(148) V. Konzil vom Lateran, Sess. XI. Mansi 32, 967. Denzinger Nr. 740.<br />
<br />
(149) VgI. Vatikan. Konzil, Sess. IV cap. 3. Denzinger Nr.1826.<br />
<br />
(150) THOMAS VON AQUIN, In IV. Sent. dist. XVII a.4, ad q.4 ad 3.<br />
<br />
(151) GREGORIUS MAGNUS, Epistolarum lib. VIII, epist. XXX ad Eulogium. PL 77, 933.<br />
<br />
(152) Joh 10, 27.<br />
<br />
(153) Hebr 12, 2.<br />
<br />
(154) Joh 10, 16.<br />
<br />
(155) AUGUSTINUS, De unitate Eccl. contra Donatist. cap. IV n. 7. CV 52, 238 (epist. ad catholicos). PL 43, 395.<br />
<br />
(156) AUGUSTINUS, Enarratio in Psalm. LXXXVIII, sermo II n. 14. PL37, 1140.<br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Eucharisticum_mysterium_(Wortlaut)&diff=45175Eucharisticum mysterium (Wortlaut)2008-09-10T11:36:02Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>[[Bild:EUCHARISTIE.jpg|thumb|right|EUCHARISTIE]]<br />
<br />
<center> [[Instruktion]] </center><br />
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!bgcolor="yellow"|'''[[Eucharisticum mysterium]]'''<br />
|-----<br />
{|align="center"<br />
<center> [[Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung|Heilige Ritenkongregation]] </center><br />
<center> unseres [[Papst|Heiligen Vaters]]</center><br />
<center> [[Paul VI.]]</center><br />
<center> ''' über die Feier und Verehrung des Geheimnisses der [[Eucharistie]] ''' </center><br />
<center> [[25. Mai]] [[1967]] (1)</center><br />
<center> (Lateinischer Text: [[AAS]] LIX [1967] 539-573) </center><br />
<br />
(Quelle: Kirchliches Amtsblatt für die Erzdiözese Paderborn, Herausgegeben von erzbischöflichen Generalvikariat, 110. Jahrgang [1967]).<br />
<br />
'''Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
<br />
==Vorwort==<br />
'''1. Neuere kirchliche Dokumente über das Geheimnis der Eucharistie'''<br />
Das Geheimnis der Eucharistie ist die eigentliche Mitte der heiligen Liturgie, ja des ganzen christlichen Lebens. Vom Heiligen Geiste erleuchtet bemüht sich daher die Kirche, in dieses Geheimnis immer tiefer einzudringen und mehr lind mehr aus ihm zu leben.<br />
In unserer Zeit hat das Zweite Vatikanische Konzil verschiedene bedeutsame Aspekte dieses Geheimnisses hervorgehoben.<br />
Die Konstitution über die Heilige Liturgie hat einige Erkenntnisse über Wesen und Bedeutung der Eucharistie in Erinnerung gerufen (1). Sie hat sodann Normen für eine Reform der Riten des Messopfers aufgestellt, damit die Feier dieses Geheimnisses die tätige und volle Teilnahme der Gläubigen fördere (2). Ferner hat sie die Praxis der Conzelebration und der Kommunion unter beiden Gestalten erweitert (3).<br />
Die Konstitution über die Kirche hat den inneren Zusammenhang zwischen der Eucharistie und dem Geheimnis der Kirche herausgestellt (4). In anderen Dokumenten schließlich hat das Konzil mehrfach die Bedeutung der Eucharistie für das Leben der Gläubigen betont (5) und unterstrichen, dass dieses Geheimnis die Kraft hat, den Sinn des menschlichen Wirkens und der gesamten Schöpfung deutlich zu machen, insofern in der Eucharistie ,,die unter der Pflege des Menschen gewachsenen Früchte der Natur in den Leib und das Blut des verherrlichten Herrn verwandelt werden“ (6).<br />
Papst Pius XII. hatte - vor allem durch seine Enzyklika Mediator Die (7) - den Weg zu diesen zahlreichen Äußerungen des Konzils vorbereitet. Papst Paul VI. erinnerte in der Enzyklika Mysterium Fidei (8) an die Bedeutung einzelner Teile der Lehre über die Eucharistie, besonders über die Realpräsenz Christi und die Verehrung, die diesem Sakrament auch außerhalb der Messe gebührt.<br />
<br />
'''2. Notwendigkeit einer Gesamtschau der Lehre dieser Dokumente'''<br />
<br />
Aus diesen Gründen werden in jüngster Zeit allenthalben in der Kirche einige Aspekte der überlieferten Lehre von der Eucharistie tiefer durchdacht und der Frömmigkeit der Gläubigen mit neuem Eifer dargeboten; dabei wirken Studien und Initiativen verschiedener Art zusammen, besonders auf dem Gebiet der Liturgie und der Heiligen Schrift.<br />
Es ist also notwendig, aus der Gesamtschau der in diesen Dokumenten enthaltenen Lehre die praktischen Normen abzuleiten, um aufzuzeigen, wie sich das christliche Volk diesem Geheimnis gegenüber verhalten soll, damit es jene Erkenntnis und Heiligkeit erlange, die das Konzil der Kirche aufgezeigt hat.<br />
Es ist nämlich von Bedeutung, dass das Geheimnis der Eucharistie unter voller Beachtung seiner verschiedenen Aspekte mit aller gebührenden Klarheit vor den Augen der Gläubigen aufleuchtet und dass die Beziehungen, die nach kirchlicher Lehre objektiv zwischen den einzelnen Aspekten dieses Geheimnisses bestehen, sich auch im Verständnis und Leben der Gläubigen auswirken.<br />
<br />
'''3. Die wichtigsten Lehren aus diesen Dokumenten'''<br />
<br />
Es wird hilfreich sein, aus den Lehrsätzen, die in den genannten Dokumenten der Kirche über das Geheimnis der Eucharistie enthalten sind, folgende anzuführen, da sie einen Einfluss auf die Haltung des christlichen Volkes diesem Geheimnis gegenüber ausüben und somit unmittelbar das Ziel dieser Instruktion betreffen.<br />
a) ,,Gottes Sohn hat in der mit sich geeinten menschlichen Natur durch seinen Tod und seine Auferstehung den Tod besiegt und so den Menschen erlöst und ihn umgestaltet zu einem neuen Geschöpf (vgl. Gal 6,15; 2 Kor 5,17). Indem er nämlich seinen Geist mitteilte, hat er seine Brüder, die er aus allen Völkern zusammenrief, in geheimnisvoller Weise gleichsam zu seinem Leib gemacht. In jenem Leibe strömt Christi Leben auf die Gläubigen über, die durch die Sakramente auf geheimnisvolle und doch wirkliche Weise mit Christus, der gelitten hat und verherrlicht ist, vereint werden“ (9).<br />
Daher ,,hat unser Erlöser beim letzten Abendmahl in der Nacht, da er überliefert wurde, das eucharistische Opfer seines Leibes und Blutes eingesetzt, um dadurch das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauern zu lassen und so der Kirche, seiner geliebten Braut, eine Gedächtnisfeier seines Todes und seiner Auferstehung anzuvertrauen: das Sakrament huldvollen Erbarmens, das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe, das Ostermahl, in dem Christus genossen, das Herz mit Gnade erfüllt und uns das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit gegeben wird“ (10).<br />
Daher ist die Messe - das Herrenmahl - zugleich und untrennbar:<br />
- das Opfer, durch welches das Opfer des Kreuzes fortdauert;<br />
- die Gedächtnisfeier des Todes und der Auferstehung des Herrn, der sagt: ,,Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19);<br />
- das heilige Mahl, bei dem das Volk Gottes durch die Kommunion des Leibes und Blutes des Herrn an den Gütern des österlichen Opfers teilnimmt, den neuen Bund, den Gott ein für allemal im Blute Christi mit den Menschen geschlossen hat, erneuert, und in Glaube und Hoffnung das endzeitliche Mahl im Reiche des Vaters im voraus zeichenhaft darstellt und bereits beginnt, und so den Tod des Herrn verkündet, ,,bis er kommt“ (11).<br />
b) In der Messe gehören also Opfer und heiliges Mahl so sehr zu demselben Geheimnis, dass das eine mit dem andern aufs engste zusammenhängt.<br />
Im Opfer der Messe wird nämlich der Herr geopfert, wenn ,,er beginnt, sakramental gegenwärtig zu sein als geistliche Speise der Gläubigen unter den Gestalten von Brot und Wein“ (12). Auch hat Christus der Kirche dieses Opfer dazu anvertraut, dass die Gläubigen in geistlicher Weise durch Glauben und Liebe, wie in sakramentaler Weise durch das Mahl der heiligen Kommunion daran teilnehmen. Die Teilnahme am Herrenmahl bedeutet immer Gemeinschaft mit Christus, der sich dem Vater für uns als Opfer darbringt (13.<br />
c) Die eucharistische Feier, die in der Messe vollzogen wird, ist nicht nur ein Handeln Christi, sondern auch der Kirche. In ihr lässt Christus das am Kreuz vollzogene Opfer in unblutiger Weise durch die Jahrhunderte fortdauern (14) und bringt sich selbst zum Heile der Welt durch den Dienst der Priester dem Vater dar (15). Die Kirche aber, Braut und Dienerin Christi, ist in der Verbindung mit ihm Priester und Opfergabe; sie bringt ihn dem Vater und sich selber ganz mit ihm dar (16).<br />
So sagt die Kirche vor allem im eucharistischen Hochgebet vereint mit Christus im Heiligen Geist dem Vater Dank für alle Güter, die er in der Schöpfung und in hervorragender Weise im österlichen Geheimnis den Menschen schenkt und bittet ihn um das Kommen seines Reiches.<br />
d) Daher ist keine Messe - wie übrigens auch keine andere liturgische Handlung - ein rein privates Tun, sondern sie ist Feier der Kirche als einer in verschiedene Stände und Ämter gegliederten Gemeinschaft, in der jeder einzelne gemäß seinem Stand und seinem Amt handelt. (17)<br />
e) Die Feier der Eucharistie im Messopfer ist in Wahrheit Ursprung und Ziel der Verehrung, die dem Altarsakrament außerhalb der Messe erwiesen wird. Denn die eucharistischen Gestalten, die nach der Messe übrigbleiben, haben nicht nur in der Messe ihren Ursprung, sondern werden überdies besonders zu dem Zweck aufbewahrt, dass die Gläubigen, die der Messe nicht beiwohnen können, durch die - in der rechten Verfassung empfangene - sakramentale Kommunion mit Christus und seinem Opfer, das in der Messe gefeiert wird, vereint werden (18).<br />
Daher ist das eucharistische Opfer Quelle und Gipfel des gesamten Gottesdienstes der Kirche und des ganzen christlichen Lebens (19). An diesem Opfer der Danksagung, der Versöhnung, der Bitte und des Lobes nehmen die Gläubigen in vollerem Maße teil, wenn sie nicht nur mit dem Priester aus ganzem Herzen die heilige Opfergabe und in ihr sich selber dem Vater darbringen, sondern auch diese selbe Opfergabe im Sakramente empfangen.<br />
f) Es steht ohne Zweifel fest, „dass alle Christgläubigen nach der Weise, wie sie stets in der katholischen Kirche geübt wurde, diesem heiligsten Sakrament bei der Verehrung die Huldigung der Anbetung erweisen, die man dem wahren Gott schuldet. Es ist nämlich keineswegs deshalb weniger anbetungswürdig, weil es von Christus dem Herrn eingesetzt wurde, damit es genossen werde“ (20). Darum ist nämlich im Sakrament, das aufbewahrt wird, er selbst anzubeten (21), da er wesentlich in ihm gegenwärtig ist, kraft jener Verwandlung von Brot und Wein, die gemäß dem Tridentinischen Konzil (22) zutreffend Wesensverwandlung (Transsubstantiation) genannt wird.<br />
g) Das eucharistische Geheimnis muss also in seiner ganzen Weite betrachtet werden: zunächst als Feier der Messe, dann auch als Verehrung der eucharistischen Gestalten, die nach der Messe aufbewahrt werden, um die Gnade des Opfers weiterwirken zu lassen (23).<br />
Aus diesen Grundsätzen müssen die Regeln für die praktische Ordnung der Verehrung abgeleitet werden, die diesem Sakrament auch nach der Messe geschuldet wird; desgleichen die Regeln, nach denen diese Verehrung mit der rechten Ordnung der Feier des Messopfers im Sinne der Vorschriften des Zweiten Vatikanischen Konzils und der anderen einschlägigen Dokumente des Apostolischen Stuhls in Einklang gebracht werden (24).<br />
<br />
'''4. Allgemeine Zielsetzung dieser Instruktion'''<br />
<br />
Aus diesen Gründen hat Papst Paul VI. den ,,Rat zur Durchführung der Konstitution über die Heilige Liturgie“ beauftragt, eine besondere Instruktion vorzubereiten. Sie sollte Anweisungen für die Praxis enthalten, die unter den gegenwärtigen Verhältnissen zweckdienlich erscheinen.<br />
Solche Anweisungen müssen vor allem das Ziel verfolgen, nicht nur allgemeine Grundsätze aufzustellen, die in der Katechese über das Geheimnis der Eucharistie dem Volke dargelegt werden sollen, sondern auch die Zeichen einsichtiger zu machen, unter denen die Eucharistie als Gedächtnisfeier des Herrn begangen und als bleibendes Sakrament in der Kirche verehrt wird.<br />
Gewiss erscheint dieses Geheimnis insofern hervorragend und einzigartig, als der Urheber der Heiligkeit selbst in ihm zugegen ist; doch hat es mit den anderen Sakramenten gemein, dass es Symbol einer heiligen Wirklichkeit und sichtbares Zeichen unsichtbarer Gnade ist (25). Es wird darum um so sicherer und wirksamer Geist und Leben der Gläubigen durchdringen, je treffender und deutlicher die Zeichen sind, unter denen es gefeiert und verehrt wird (26).<br />
<br />
==TEIL I Allgemeine Prinzipien, die bei der Unterweisung des Volkes über das Geheimnis der Eucharistie besonders zu beachten sind==<br />
<br />
'''5. Voraussetzungen bei den Seelsorgern, die dieses Geheimnis zu verkünden haben'''<br />
<br />
Damit das Geheimnis der Eucharistie Geist und Leben der Gläubigen allmählich durchdringe, ist eine angemessene Verkündigung notwendig.<br />
Um diese richtig zu gestalten, müssen die Seelsorger vor allem nicht nur die vollständige Glaubenslehre, die in den lehramtlichen Dokumenten enthalten ist, vor Augen haben, sondern in diesen Dingen auch mit dem Herzen tiefer in den Geist der Kirche eindringen und ihn sich im Leben zu eigen machen (27). Erst dann werden sie leicht entscheiden können, welche Aspekte dieses Geheimnisses im jeweiligen Fall den Gläubigen am ehesten entsprechen.<br />
Unter Berücksichtigung des oben unter Nr.3 Gesagten muss neben anderem Folgendes besonders beachtet werden.<br />
<br />
'''6. Das eucharistische Geheimnis als Mitte des gesamten Lebens der Kirche'''<br />
<br />
Die Verkündigung über die Eucharistie muss danach streben, den Gläubigen einzuprägen, dass die Eucharistiefeier wirklich die Mitte des ganzen christlichen Lebens ist, und zwar sowohl für die Gesamtkirche als auch für deren Ortsgemeinden. Denn ,,die übrigen Sakramente stehen mit der Eucharistie im Zusammenhang; auf die Eucharistie sind sie hingeordnet; das gilt auch für die anderen kirchlichen Dienste und für die Apostolatswerke. Die heilige Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, unser Osterlamm und das lebendige Brot. Durch sein Fleisch, das im Heiligen Geiste lebt und Leben schafft, spendet er den Menschen das Leben; so werden sie ermuntert und angeleitet, sich selbst, ihre Arbeiten und die ganze Schöpfung mit ihm darzubringen“ (28).<br />
Die Teilnahme am göttlichen Leben und die Einheit des Volkes Gottes, welche die Kirche zur Kirche machen, werden durch die Eucharistie sinnvoll bezeichnet und wunderbar bewirkt (29). In ihr gipfelt das Handeln, durch das Gott die Welt in Christus heiligt, wie auch die Verehrung, welche die Menschen Christus und mit ihm dem Vater im Heiligen Geiste erweisen (30). Ihre Feier ,,trägt in höchster Weise dazu bei, dass das Leben der Gläubigen Ausdruck und Offenbarung des Mysteriums Christi und des eigentlichen Wesens der wahren Kirche wird“ (31).<br />
<br />
'''7. Das eucharistische Geheimnis als Mitte der Ortskirche'''<br />
<br />
Durch die Eucharistie ,,lebt und wächst die Kirche immerfort. Diese Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen Ortsgemeinschaften der Gläubigen anwesend, die in der Verbundenheit mit ihren Hirten im Neuen Testament auch selbst Kirchen heißen. Sie sind nämlich je an ihrem Ort, im Heiligen Geist und mit großer Zuversicht (vgl. Thess 1,5), das von Gott gerufene neue Volk. In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen, ,auf dass durch Speise und Blut des Herrn die ganze Bruderschaft verbunden werde‘ (32). In jedweder Altargemeinschaft erscheint unter dem heiligen Dienstamt des Bischofs“ (33) oder eines Priesters, der den Bischof vertritt (34), ,,das Symbol jener Liebe und jener Einheit des mystischen Leibes, ohne die es kein Heil geben kann‘ (35). In diesen Gemeinden, auch wenn sie oft klein und arm sind oder in der Diaspora leben, ist Christus gegenwärtig, durch dessen Kraft die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche geeint wird. Denn ,nichts anderes wirkt die Teilnahme am Leib und Blut Christi, als dass wir in das übergehen, was wir empfangen‘36“37.<br />
<br />
'''8. Das eucharistische Geheimnis und die Einheit der Christen'''<br />
<br />
Die Seelsorger sollen außer den Aspekten, welche die kirchliche Gemeinschaft und die einzelnen Gläubigen betreffen, jenen Teil der Lehre sorgfältig beachten, in dem die Kirche erklärt, dass durch das Herrengedächtnis, wenn es seinem Willen entsprechend gefeiert wird, die Einheit aller, die an ihn glauben, bezeichnet und bewirkt wird (38). Gemäß dem Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus (39) sollen die Gläubigen zur rechten Wertschätzung der Reichtümer angeleitet werden, die in der eucharistischen Tradition der Feier des Herrenmahls bei den Brüdern der anderen christlichen Konfessionen erhalten sind. Denn ,,bei der Gedächtnisfeier des Todes und der Auferstehung des Herrn im Heiligen Abendmahl bekennen sie, dass hier die lebendige Gemeinschaft mit Christus bezeichnet wird, und sie erwarten seine glorreiche Wiederkunft“ (40). Jene aber, die das Sakrament der Weihe bewahrten, haben in der Feier der Eucharistie ,,mit ihrem Bischof vereint, Zutritt zu Gott dem Vater durch den Sohn, das fleischgewordene Wort, der gelitten hat und verherrlicht wurde, in der Ausgießung des Heiligen Geistes, und so erlangen sie Gemeinschaft mit der allerheiligsten Dreifaltigkeit, indem sie der ,göttlichen Natur teilhaftig geworden sind‘ (2 Petr 1,4). So baut sich auf und wächst durch die Feier der Eucharistie des Herrn in diesen Einzelkirchen die Kirche Gottes, und durch die Conzelebration wird ihre Gemeinschaft offenbar“ (41)<br />
Besonders bei der Feier des Geheimnisses der Einheit sollten alle Christen schmerzlich die Trennung empfinden, durch die sie voneinander geschieden sind. Sie sollen daher Gott bitten, dass alle Jünger Christi täglich mehr den wahren Sinn des eucharistischen Geheimnisses erfassen und dieses so feiern, dass sie, teilhaft geworden des Leibes Christi, ein Leib werden (vgl. 1 Kor 10, 17) ,,gefestigt durch dieselben Bande, durch die er selbst sie zusammengefügt wissen wollte“ (42).<br />
<br />
'''9. Verschiedene Weisen der Gegenwart Christi'''<br />
<br />
Damit die Gläubigen tiefer in das eucharistische Geheimnis eindringen, sollen sie auch über die hauptsächlichen Weisen belehrt werden, in denen der Herr selbst seiner Kirche in den liturgischen Feiern gegenwärtig ist (43).<br />
Gegenwärtig ist er in der Versammlung der Gläubigen, die in seinem Namen zusammenkommen (vgl. Mt 18,20). Gegenwärtig ist er auch in seinem Wort, da er selbst spricht, wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden.<br />
Im eucharistischen Opfer aber ist er gegenwärtig sowohl in der Person dessen, der den priesterlichen Dienst vollzieht - denn ,,derselbe bringt jetzt das Opfer dar, durch den Dienst der Priester, der sich einst am Kreuze selbst dargebracht hat“ (44) - wie auch, und zwar vor allem, unter den eucharistischen Gestalten (45). In diesem Sakrament ist Christus in einzigartiger Weise ganz und unversehrt zugegen, Gott und Mensch, wesentlich und dauernd. Diese Gegenwart Christi unter den Gestalten ,,wird wirklich genannt, nicht im ausschließlichen Sinn, als ob die anderen Gegenwartsweisen nicht wirklich wären, sondern im hervorhebenden Sinn“ (46).<br />
<br />
'''10. Die Verbindung zwischen Wortgottesdienst und Eucharistiefeier'''<br />
<br />
Die Seelsorger sollen daher ,,die Gläubigen mit Eifer belehren, an der ganzen Messe teilzunehmen“, indem sie die enge Beziehung zwischen dem Wortgottesdienst und der Feier des Herrenmahls aufzeigen, so dass die Gläubigen klar erkennen, dass diese beiden Teile einen einzigen Kultakt ausmachen (47). Denn ,,die Verwaltung der Sakramente fordert die Verkündigung des Wortes; sind sie doch Sakramente des Glaubens, der aus dem Wort hervorgeht und durch das Wort genährt wird“ (48). Dies gilt vor allem von der Messfeier. Ihr Wortgottesdienst zielt darauf ab, die enge Verbindung zwischen Verkünden und Hören des Wortes Gottes und dem eucharistischen Geheimnis auf besondere Weise zu fördern (49).<br />
Indem die Gläubigen das Wort Gottes hören, sollen sie erkennen, dass seine Wundertaten, die hier verkündet werden, ihren Höhepunkt im österlichen Geheimnis erreichen, dessen Gedächtnisfeier in der Messe sakramental begangen wird. Wenn die Gläubigen so das Wort Gottes aufnehmen, dann werden sie, von diesem Wort genährt, in Danksagung zur fruchtbringenden Teilnahme an den Geheimnissen des Heiles geführt. Auf diese Weise wird die Kirche durch das Brot des Lebens von den beiden Tischen des Wortes Gottes und des Leibes Christi genährt (50).<br />
<br />
'''11. Das allgemeine Priestertum und das Amtpriestertum bei der Eucharistiefeier'''<br />
<br />
Diese tätige und der Gemeinschaft zustehende Teilnahme wird um so bewusster und fruchtbarer sein, je klarer die Gläubigen die Stellung erfassen, die ihnen in der liturgischen Versammlung zukommt, und die Rolle erkennen, die sie in der eucharistischen Feier wahrzunehmen haben (51).<br />
In der Verkündigung soll daher die Lehre vom königlichen Priestertum dargelegt werden, kraft dessen die Gläubigen durch Wiedergeburt und Geistessalbung geweiht sind (52).<br />
Sodann sollen auch der Dienst des Amtpriestertums bei der Eucharistiefeier - das sich vom allgemeinen Priestertum der Gläubigen dem Wesen und nicht nur dem Grade nach unterscheidet (53) -, und die Rollen jener erläutert werden, die zu anderen Diensten beauftragt sind (54).<br />
<br />
'''12. Die tätige Teilnahme an der Messe'''<br />
<br />
Es soll also dargelegt werden, dass alle zur Eucharistie Versammelten jenes heilige Volk sind, das mit jenen, die ein besonderes liturgisches Amt ausüben, am gottesdienstlichen Handeln teilnimmt. Nur der Priester - insofern er die Stelle Christi vertritt - konsekriert Brot und Wein. Das Tun der Gläubigen bei der Eucharistiefeier besteht hingegen in folgendem: eingedenk des Leidens, der Auferstehung und der Herrlichkeit des Herrn sagen sie Gott Dank, sie bringen die unbefleckte Opfergabe nicht nur durch die Hände des Priesters, sondern auch gemeinsam mit ihm dar, und durch den Empfang des Herrenleibes wird ihre Gemeinschaft mit Gott und untereinander, zu der die Teilnahme am Messopfer führen muss, vollendet (55). Denn die vollkommenere Teilnahme an der Messe ist dann gegeben, wenn die Gläubigen recht vorbereitet in der Messe sakramental den Leib des Herrn empfangen, gehorsam seinen Worten: ,,Nehmet hin und esset“ (56).<br />
Wie das Leiden Christi selbst hat auch dieses Opfer, obwohl es für alle dargebracht wird, seine „Wirkung nur in denen, die in Glaube und Liebe dem Leiden Christi verbunden sind ... Doch ist es ihnen in höherem oder geringerem Maße heilbringend, je nach dem Grade ihrer Hingabe“ (57).<br />
Dies alles werde den Gläubigen so dargelegt, dass sie an der Messe selbst sowohl mit dem Herzen als auch nach außen hin tätig teilnehmen, gemäß den in der Liturgiekonstitution festgelegten allgemeinen Normen (58), die näher erläutert wurden in der Instruktion Inter Oecumenici vom 26. September 1964, der Instruktion Musicam sacram vom 5. März 1967 (59) und der Instruktion Tres abhinc annos vom 4. Mai 1967.<br />
<br />
'''13. Auswirkungen der Eucharistiefeier im täglichen Leben der Gläubigen'''<br />
<br />
Die Gläubigen sollen in ihrem Lebenswandel festhalten, was sie bei der Feier der Eucharistie im Glauben und im Sakrament empfangen haben. Gestärkt durch die himmlische Speise sollen sie sich bemühen, in der Teilhabe am Tod und an der Auferstehung des Herrn in ständiger Dankbarkeit zu leben. Daher soll jeder, nachdem er an der heiligen Messe teilgenommen hat, ,,bemüht sein, gute Werke zu tun, Gott zu gefallen, recht zu wandeln, für die Kirche da zu sein; er soll das tun, was er gelernt hat, und in der Frömmigkeit Fortschritte machen“ (60). Er möge danach streben, christlichen Geist in die Welt zu tragen und ,,überall, und zwar inmitten der menschlichen Schicksalsgemeinschaft“ (61) Zeuge Christi zu sein.<br />
Denn ,,die christliche Gemeinde wird nur auferbaut, wenn sie Wurzel und Angelpunkt in der Feier der Eucharistie hat. Von ihr muss darum alle Erziehung zum Geist der Gemeinschaft ihren Anfang nehmen“ (62).<br />
<br />
'''14. Die Messkatechese für Kinder'''<br />
<br />
Die mit der religiösen Unterweisung der Kinder Betrauten, vor allem die Eltern, der Pfarrer und die Lehrer, sollen dafür sorgen, dass sie bei der schrittweisen Einführung der Kinder in die Kenntnis der Heilsgeheimnisse (63) der Messkatechese gebührende Beachtung schenken. Die Eucharistie-Katechese soll dem Alter und der Auffassungskraft der Kinder angepasst sein und dahin streben, den Kindern durch die wichtigsten Riten und Gebete die Bedeutung der Messe zu erschließen, und zwar auch im Hinblick auf die Teilnahme am Leben der Kirche.<br />
Dies alles werde besonders beachtet, wenn es sich um die Vorbereitung der Kinder auf die Erstkommunion handelt, damit die erste Kommunion wirklich als die volle Eingliederung in den Leib Christi deutlich werde (64).<br />
<br />
'''15. Riten und Gebete als Ausgangspunkt der Messkatechese'''<br />
<br />
Das Konzil von Trient schreibt den Seelsorgern vor, häufig ,,selbst oder durch andere einzelne Messtexte auszulegen und dabei auch das Geheimnis dieses heiligen Opfers auszudeuten“ (65).<br />
Daher sollen die Seelsorger durch entsprechende Unterweisung die Gläubigen zum vollen Verständnis dieses Glaubensgeheimnisses führen. Diese soll von den Geheimnissen des Kirchenjahres und von den Riten und Gebeten der Feier ausgehen. Sie sollen deren Sinn, vor allem den des eucharistischen Hochgebetes erklären und zum tiefen Verständnis des Geheimnisses, das sie bezeichnen und bewirken, hinführen.<br />
<br />
==TEIL II Die Feier des Herrengedächtnisses ==<br />
===ALLGEMEINE REGELN FÜR DIE FEIER DES HERREN-GEDÄCHTNISSES IN DER GEMEINSCHAFT DER GLÄUBIGEN===<br />
<br />
'''16. Die Feier als Ausdruck der Einheit der Gemeinschaft'''<br />
<br />
Kraft der Taufe gibt es ,,nicht mehr Juden noch Heiden, nicht mehr Knechte noch Freie, nicht mehr Mann noch Frau“, sondern alle sind eins in Christus Jesus (vgl. Gal 3,28); darum stellt jene eucharistische Versammlung das Wesen der Kirche am besten dar, bei der sich Gläubige verschiedener Herkunft, verschiedenen Alters und Standes zusammenfinden.<br />
Diese Einheit der Gemeinde, die aus dem einen Brote kommt an dem alle teilhaben (vgl. 1 Kor 10, 17), ist hierarchisch geordnet und verlangt aus diesem Grunde, dass ,jeder, sei er Liturge oder Gläubiger, in der Ausübung seiner Aufgabe nur das und all das tut, was ihm aus der Natur der Sache und gemäß den liturgischen Regeln zukommt“ (66).<br />
Besonders beispielhaft wird diese Einheit sichtbar, wenn ,,das ganze heilige Gottesvolk voll und tätig ... an derselben Eucharistiefeier teilnimmt; in der Einheit des Gebetes und an dem einen Altar unter dem Vorsitz des Bischofs, der umgeben ist von seinem Presbyterium und den Dienern des Altares“ (67)<br />
<br />
'''17. Keine Zersplitterung und Ablenkung der Gemeinschaft der Gläubigen'''<br />
<br />
Bei den liturgischen Feiern muss vermieden werden, dass die Gemeinschaft sich zersplittert und dass sie abgelenkt wird. Daher sind zwei gleichzeitige liturgische Feiern in derselben Kirche zu vermeiden, da sie die Aufmerksamkeit des Volkes in verschiedene Richtungen lenken. Dies gilt in erster Linie für die Feier der Eucharistie. In den Gemeindemessen der Sonntage und gebotenen Feiertage soll jene Zersplitterung, wie sie durch die gleichzeitige Feier mehrerer Messen in der gleichen Kirche zu entstehen pflegt, sorgfältig vermieden werden. Nach Möglichkeit soll man es auch an den anderen Tagen so halten. Das beste Mittel, dies zu erreichen, ist nach geltendem Recht die Conzelebration der Priester, die zur selben Zeit die Messe feiern möchten (68).<br />
Man vermeide es, in derselben Kirche neben einer in der Gottesdienstordnung angekündigten Messe für das Volk gleichzeitig das Stundengebet im Chor oder in Gemeinschaft zu feiern, zu predigen, eine Taufe zu spenden oder eine Trauung zu halten.<br />
<br />
'''18. Pflege des Sinns für die Gesamtkirche und die örtliche Kirche'''<br />
<br />
Bei der Feier der Eucharistie soll das Verständnis für die Gemeinschaft so gefördert werden, dass ein jeder sich mit den Brüdern in der Gemeinschaft der örtlichen und der gesamten Kirche, ja sogar in gewissem Sinne mit allen Menschen verbunden weiß; denn im Opfer der Messe bringt Christus sich selber dar für das Heil der ganzen Welt, und die Versammlung der Gläubigen ist Abbild und Zeichen der Einheit des Menschengeschlechtes in Christus, der das Haupt ist (69).<br />
<br />
'''19. Einbeziehung der Fremden in die örtliche Eucharistiefeier'''<br />
<br />
Gläubige, die an der Feier der Eucharistie außerhalb ihrer Pfarrei teilnehmen, sollen die heiligen Handlungen in jener Form mitfeiern, wie sie in der Gemeinschaft des betreffenden Ortes üblich ist.<br />
Die Seelsorger sollen den Gläubigen aus anderen Gegenden durch geeignete Maßnahmen helfen, sich der Ortsgemeinde anzuschließen. Dafür sorge man vor allem in den Kirchen der großen Städte und an den Orten, an denen sehr viele Gläubige ihren Urlaub verbringen.<br />
Wo sich aber Fremde mit anderer Sprache oder Gläubige, die fern von ihrer Heimat leben müssen, in größerer Zahl aufhalten, sollen die Seelsorger es sich angelegen sein lassen, dass ihnen wenigstens bisweilen Gelegenheit gegeben wird, eine Messe mitzufeiern, wie es ihren Bräuchen entspricht. ,,Es soll jedoch Vorsorge getroffen werden, dass die Christgläubigen die ihnen zukommenden Teile des Mess-Ordinariums auch lateinisch miteinander sprechen oder singen können“ (70).<br />
<br />
'''20. Sorgfalt bei der Ausübung der liturgischen Ämter'''<br />
<br />
Um die rechte Ordnung der heiligen Feier und die tätige Teilnahme der Gläubigen zu fördern, soll jeder, der einen liturgischen Dienst ausübt, seine Aufgabe nicht nur den Normen der liturgischen Gesetzgebung entsprechend richtig ausführen, sondern durch sein ganzes Verhalten das Verständnis der heiligen Dinge den Gläubigen nahe bringen.<br />
Das Volk hat ein Recht darauf, in der Messe durch Verkündigung und Ausdeutung des Wortes Gottes genährt zu werden. Daher sollen die Priester nicht nur dann, wenn es vorgeschrieben ist oder angebracht erscheint, eine Homilie halten, sondern sie sollen auch dafür sorgen, dass das, was sie selbst oder andere im Vollzug ihres liturgischen Dienstes vortragen, so deutlich gesprochen oder gesungen werde, dass die Gläubigen die Worte und den Sinn verstehen, ja dass sie spontan antworten und mittun (71). Dazu sollen alle, die liturgische Dienste zu versehen haben, durch entsprechende Übungen vorbereitet werden, besonders in den Seminarien und Ordenshäusern.<br />
<br />
'''21. Der Kanon der Messe'''<br />
<br />
a) Auch in nicht-konzelebrierten Messen, die mit dem Volk gefeiert werden, kann der zelebrierende Priester, wenn es angezeigt erscheint, den Kanon mit vernehmlicher Stimme vortragen. In gesungenen Messen kann er jene Teile des Kanons singen, die gemäß dem Conzelebrationsritus gesungen werden können, entsprechend den Vorschriften der Instruktion Tres abhinc annos vom 4.5.1967, Nr.10.<br />
b) Die Konsekrationsworte sollen in herkömmlicher Weise durch ihre Drucktypen vom übrigen Text unterschieden und dadurch hervorgehoben werden.<br />
<br />
'''22. Radio- und Fernsehübertragung der Messe'''<br />
<br />
Wo in Übereinstimmung mit Art. 20 der Liturgiekonstitution die Messe durch Rundfunk oder Fernsehen übertragen wird, sollen die Ortsordinarien dafür sorgen, dass Gebet und Teilnahme der anwesenden Gläubigen nicht gestört werden. Darüber hinaus soll die Feier mit solcher Umsicht und Würde gestaltet werden, dass sie ein Vorbild für die Feier des heiligen Geheimnisses gemäß den Gesetzen der liturgischen Erneuerung sein kann (72).<br />
<br />
'''23. Fotografieren während der Eucharistiefeier'''<br />
<br />
Sorgfältig achte man darauf, dass der Brauch, fotografische Aufnahmen zu machen, die liturgische Feier - besonders die Messfeier - nicht störe. Wo jedoch ein vernünftiger Grund zum Fotografieren vorliegt, soll es mit großer Diskretion und entsprechend den vom Ortsordinarius festgelegten Normen geschehen.<br />
<br />
'''24. Die Bedeutung des Kirchenraumes für die sinnvolle Gestaltung der Messfeier'''<br />
<br />
,,Das Gotteshaus, in dem die heilige Eucharistie gefeiert und aufbewahrt wird, in dem die Gläubigen sich versammeln, und die Gegenwart des auf dem Opferaltar für uns dargebrachten Gottessohnes und Erlösers zur Hilfe und zum Trost der Gläubigen verehrt wird, soll schön sein, geeignet zu Gebet und heiliger Handlung“ (73).<br />
Die Seelsorger sollen sich bewusst sein, dass eine sinngemäße Gestaltung des heiligen Raumes zur rechten Feier und zur tätigen Teilnahme der Gläubigen erheblich beiträgt.<br />
Daher sollen die Vorschriften und Richtlinien ausgeführt werden, die in der Instruktion Inter Oecumenici (Nr.90-99) erlassen wurden über den Bau von Kirchen und ihre Anpassung an die erneuerte Liturgie, Errichtung und Schmuck von Altären, richtige Anordnung der Sitze für Zelebrant und Ministri, Herrichtung eines geeigneten Ortes für den Vortrag der heiligen Lesungen und schließlich die Anordnung der Plätze für die Gläubigen und den Sängerchor.<br />
Vor allem muss der Hauptaltar so angeordnet und gestaltet sein, dass er stets als ein Zeichen Christi erscheint, als der Ort, an dem die Heilsmysterien gefeiert werden, und gleichsam als die Ehrfurcht gebietende Mitte der versammelten Gemeinde. Man hüte sich davor, bei der Anpassung der Kirchen Kunstschätze achtlos zu beseitigen. Wenn jedoch Kunstschätze aus Gründen der liturgischen Erneuerung nach dem Urteil des Ortsordinarius und nach Beratung mit Fachleuten - gegebenenfalls im Einverständnis mit zuständigen Stellen - von ihren bisherigen Plätzen weggenommen werden müssen, so geschehe dies mit Klugheit und so, dass sie auch an ihrem neuen Platz in einer Weise aufgestellt werden, die ihrer Eigenart und Würde entspricht.<br />
Ferner sollen die Seelsorger bedenken, dass Stoff und Form der Paramente, bei denen es ,,mehr auf edle Schönheit als auf großen Aufwand ankommt“ (74), sehr zur Würde der liturgischen Feier beitragen.<br />
<br />
===DIE FEIERN AN SONN- UND WERKTAGEN===<br />
<br />
'''25. Die Eucharistiefeier am Sonntag'''<br />
<br />
Sooft sich die Gemeinde zur Feier der Eucharistie versammelt, verkündet sie den Tod und die Auferstehung des Herrn in der Hoffnung auf seine glorreiche Wiederkunft. Das bringt am besten die Versammlung am Sonntag zum Ausdruck, an jenem Tag der Woche nämlich, an dem der Herr von den Toten auferstanden ist und an dem nach apostolischer Überlieferung in besonderer Weise das österliche Geheimnis in der Eucharistie gefeiert wird (75).<br />
Damit die Gläubigen aber das Sonntagsgebot gerne befolgen und verstehen, warum die Kirche sie an jedem Sonntag zur Eucharistiefeier zusammenruft, soll ihnen von den Anfängen der christlichen Unterweisung an der Sonntag als der ,,Ur-Feiertag“ erklärt und nahegebracht werden (76), an dem sie sich versammeln, um das Wort Gottes zu hören und am österlichen Geheimnis teilzunehmen.<br />
Auch sollen Bestrebungen unterstützt werden, die dahin zielen, dass der Sonntag ,,auch ein Tag der Freude und der Muße sei“ (77).<br />
<br />
'''26. Die sonntägliche Feier mit dem Bischof und in der Pfarrei'''<br />
<br />
Der Sinn für die kirchliche Gemeinschaft, der in besonderer Weise durch die gemeinsame Messfeier am Sonntag genährt und ausgedrückt wird, soll sowohl in den Feiern mit dem Bischof, besonders in der Kathedralkirche, wie auch in der Pfarrgemeinde gefördert werden, deren Seelsorger die Stelle des Bischofs vertritt (78).<br />
Bei der Sonntagsfeier soll die aktive Teilnahme des ganzen Volkes, die sich im Gesang ausdrückt, mit Eifer gefördert werden, ja man soll, wenn es möglich ist, die gesungene Messe bevorzugen (79).<br />
Besonders an Sonn- und Festtagen müssen die Feiern, die in anderen Kirchen und Oratorien stattfinden, mit den Feiern der Pfarrkirche abgestimmt werden, so dass sie für die Seelsorge eine Hilfe bedeuten. Kleinere nichtpriesterliche Ordensgemeinschaften und ähnliche Gruppen, vor allem jene, die in der Pfarrei tätig sind, sollten an diesen Tagen in der Pfarrkirche die Messe mitfeiern.<br />
Was den zeitlichen Ansatz und die Anzahl der Pfarrmessen betrifft, so sind die Bedürfnisse der Pfarrgemeinde zu berücksichtigen. Die Zahl der Messen soll jedoch nicht so vermehrt werden, dass sie einer wirksamen Seelsorge schadet. Dies wäre zum Beispiel der Fall, wenn in Kirchen, die viel mehr Gläubige fassen können, wegen der Vielzahl der Messen sich jedes Mal nur kleine Gruppen einfänden, oder wenn aus dem gleichen Grunde die Priester derart mit Arbeit überlastet würden, dass sie nur unter großen Schwierigkeiten ihren Dienst versehen könnten.<br />
<br />
'''27. Messen für besondere Gruppen'''<br />
<br />
Damit an Sonn- und Festtagen die Einheit der Pfarrgemeinde in der Eucharistiefeier in Erscheinung trete, sollen die Messen für besondere Gruppen, zum Beispiel Vereine, nach Möglichkeit an Werktagen gehalten werden. Können sie aber nicht auf Werktage verlegt werden, dann ist dafür zu sorgen, dass die Einheit der Pfarrgemeinde dadurch gewahrt bleibt, dass man die besonderen Gruppen in die Feiern der Pfarrei einordnet.<br />
<br />
'''28. Feier der Sonn- und Festtagsmessen am Vorabend'''<br />
<br />
Wo mit Erlaubnis des Apostolischen Stuhles die Verpflichtung zur Teilnahme an der Sonntagsmesse am vorausgehenden Samstagabend erfüllt werden kann, sollen die Seelsorger die Gläubigen sorgfältig über die Bedeutung dieser Erlaubnis unterweisen und dafür sorgen, dass nicht der Sinn des Sonntags dadurch verdunkelt werde; denn diese Erlaubnis zielt daraufhin, dass die Gläubigen unter den heutigen Umständen den Tag der Auferstehung des Herrn leichter feiern können.<br />
Diese Messe darf nur am Abend des Samstags gefeiert werden zu der Zeit, die der Ortsordinarius festlegt. Entgegenstehende Erlaubnisse und Gewohnheiten sind abgeschafft.<br />
An diesen Vorabenden muss die Messe so gefeiert werden, wie sie im Kalendarium für den Sonntag vorgesehen ist, einschließlich Homilie und Gläubigengebet.<br />
Dasselbe gilt, wenn aus den gleichen Gründen die Messe am Vortage eines gebotenen Festtages erlaubt ist.a<br />
Als Abendmesse am Vortag von Pfingsten gilt die bisherige Vigilmesse (mit Credo). Ebenso gilt als Abendmesse am Vortag von Weihnachten die Messe der Vigil, die als Festmesse in weißen Paramenten gefeiert wird (mit Alleluja und Weihnachtspräfation). Die Abendmesse am Vortage des Ostersonntages darf nicht vor Einbruch der Dämmerung, wenigstens nicht vor Sonnenuntergang, begonnen werden. Es wird immer die Messe von der Osternacht gefeiert; diese Messe muss wegen ihrer besonderen Bedeutung im Kirchenjahr und im ganzen christlichen Leben mit den übrigen vorgeschriebenen Riten der Osternacht verbunden sein.<br />
Die Gläubigen, die auf diese Weise mit der Feier des Sonn- oder gebotenen Feiertages am Vorabend beginnen, können zur heiligen Kommunion gehen, auch wenn sie am Morgen schon kommuniziert haben. Wer ,,in der Messe der Ostervigil oder in der Mitternachtsmesse von Weihnachten kommuniziert hat, darf in der zweiten Ostermesse und in einer der Tagesmessen von Weihnachten noch einmal kommunizieren“ (80). Ebenso ,,können die Gläubigen, die am Gründonnerstag in der Messe der Ölweihe kommuniziert haben, in der Abendmesse desselben Tages wiederum kommunizieren“, gemäß den Vorschriften der Instruktion Tres abhinc annos vom 4. Mai 1967 Nr.14.<br />
<br />
'''29. Die Messfeier an Werktagen'''<br />
<br />
Die Gläubigen sollen eingeladen werden, auch werktags oft, womöglich täglich, an der Messe teilzunehmen.<br />
Dies wird vor allem für jene Werktage empfohlen, die besonders gefeiert werden sollen, hauptsächlich in der Fasten- und Adventszeit, an Herrenfesten mit geringerem liturgischem Rang, an bestimmten Marienfesten oder an anderen Heiligenfesten, die in der Gesamtkirche oder in der betreffenden Teilkirche besonders begangen werden.<br />
<br />
'''30. Messen bei religiösen Veranstaltungen'''<br />
<br />
Es ist sehr zu wünschen, dass Versammlungen oder Tagungen zur Förderung des christlichen Lebens und des Apostolates, religiöse Studientage und geistliche Übungen verschiedener Art so geplant werden, dass sie in der Feier der Eucharistie ihren Höhepunkt haben.<br />
<br />
===DIE HEILIGE KOMMUNION===<br />
'''31. Die Kommunion der Gläubigen in der Messe'''<br />
<br />
Durch die sakramentale Kommunion nehmen die Gläubigen an der Feier der Eucharistie auf eine vollkommenere Weise teil. Es wird sehr empfohlen, dass sie in der Regel innerhalb der Messe kommunizieren und zwar an der vom Ritus vorgesehenen Stelle, nämlich unmittelbar nach der Kommunion des zelebrierenden Priesters (81).<br />
Damit aber die Kommunion auch dem Zeichen nach klarer als Teilnahme am Opfer, das eben jetzt gefeiert wird, erscheine, ist dafür Sorge zu tragen, dass die Gläubigen Hostien empfangen, die in derselben Messe konsekriert worden sind (82).<br />
Es obliegt vor allem dem zelebrierenden Priester die Kommunion auszuteilen; er darf die Messe nicht fortsetzen, bevor die Kommunion der Gläubigen beendet ist. Wenn nötig können andere Priester oder Diakone dem zelebrierenden Priester helfen (83).<br />
<br />
'''32. Die Kommunion unter beiden Gestalten'''<br />
<br />
Die heilige Kommunion wird zu einem deutlicheren Zeichen, wenn sie unter beiden Gestalten empfangen wird. Denn in dieser Form ist das Zeichen des eucharistischen Mahles leichter erkennbar; es kommen klarer zum Ausdruck: die Absicht, dass der neue und ewige Bund im Blute des Herrn geschlossen werden sollte und die Beziehung zwischen dem eucharistischen Mahl und dem endzeitlichen Mahl im Reiche des Vaters (Mt 26,27-29). (Dabei bleiben die vom Konzil von Trient festgelegten Prinzipien bestehen (84), nach denen der ganze und ungeteilte Christus und das wahre Sakrament unter jeder der beiden Gestalten empfangen wird.)<br />
Kraft früheren Rechtes (85) und kraft dieser Instruktion dürfen deshalb nach dem Ermessen des Bischofs in Zukunft folgende Personen nach gebührender Unterweisung die Kelchkommunion empfangen:<br />
1. Neugetaufte Erwachsene in der Messe, die auf ihre Taufe folgt; neugefirmte Erwachsene in der Messe ihrer Firmung; Getaufte, die in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen werden;<br />
2. Brautleute in ihrer Brautmesse;<br />
3. Neugeweihte in ihrer Weihemesse;<br />
4. eine Äbtissin in der Messe ihrer Weihe; Jungfrauen in der Messe ihrer Jungfrauenweihe; Professen in der Messe ihrer ersten oder erneuerten Profess, sofern sie die Gelübde innerhalb der Messe ablegen oder erneuern;<br />
5. Laien-Missionshelfer in der Messe, in der sie öffentlich ihre Sendung erhalten; desgleichen andere, die innerhalb einer Messe eine kirchliche Sendung erhalten;<br />
6. bei der Spendung der Wegzehrung: der Kranke und alle Anwesenden, wenn die Messe in Übereinstimmung mit den rechtlichen Vorschriften im Hause des Kranken gefeiert wird:<br />
7. Diakone, Subdiakone und Altardiener, die in der Pontifikalmesse oder im feierlichen Amt ihren Dienst vollziehen;b<br />
8. bei Conzelebrationen:<br />
a) alle, auch Laien, die bei einer Conzelebration ein wirklich liturgisches Amt ausüben, sowie alle Seminar-Alumnen, die ihr beiwohnen;<br />
b) alle Mitglieder von Ordensgemeinschaften und anderen Vereinigungen mit Gelübden, Weihen oder Versprechen in ihren Kirchen; ferner alle, die sich Tag und Nacht in Häusern der genannten Gemeinschaften und Vereinigungen aufhalten;<br />
9. Priester, die an großen Feierlichkeiten teilnehmen und selbst nicht zelebrieren oder konzelebrieren können;<br />
10. alle Teilnehmer an geistlichen Übungen, in der Messe, die speziell für sie als Gemeinschaftsfeier gehalten wird; ebenso alle Teilnehmer einer Tagung mit pastoraler Thematik in der Messe, die sie in Gemeinschaft feiern;<br />
11. die unter Nr. 2 und 4 genannten Personen in der Jubiläumsmesse;<br />
12. Paten, Eltern, Ehegatte und Laienkatechisten eines getauften Erwachsenen bei der Taufmesse;<br />
13. Eltern, Verwandte sowie besondere Wohltäter eines Neupriesters, die an der Primizmesse teilnehmen.<br />
<br />
'''33. Die Kommunion außerhalb der Messe'''<br />
<br />
a) Die Gläubigen sollen angehalten werden, innerhalb der Eucharistiefeier zu kommunizieren. Die Priester sollen sich jedoch nicht weigern, jenen, die aus gerechtem Grund darum bäten (86), die heilige Kommunion auch außerhalb der Messe zu reichen. Dies kann auch am Nachmittag geschehen, und zwar mit Erlaubnis des Ortsordinarius gemäß den Vorschriften des Motu proprio Pastorale Munus, Nr. 4, beziehungsweise des höchsten Ordensoberen gemäß den Vorschriften des Reskriptes Cum admotae, Art. 1, Nr. 1 (87)c.<br />
b) Wenn die Kommunion zur vorgeschriebenen Zeit außerhalb der Messe ausgeteilt wird, kann gegebenenfalls vorher ein kurzer Wortgottesdienst gemäß den Anweisungen der Instruktion Inter Oecumenici gehalten werden (Nr.37, 39).<br />
c) Wenn kein Priester da ist, der die Messe feiern kann, aber die heilige Kommunion ausgeteilt wird, soll auch ein durch Indult des Apostolischen Stuhles dazu Bevollmächtigter den Ritus beachten, der von der zuständigen Autorität vorgeschrieben ist.<br />
<br />
'''34. Die Art des Kommunionempfanges'''<br />
<br />
a) Gemäß dem Brauch der Kirche können die Gläubigen die Kommunion kniend oder stehend empfangen. Man wähle gemäß den von der Bischofskonferenz aufgestellten Richtlinien die eine oder andere Art, unter Berücksichtigung der verschiedenen Umstände, besonders der räumlichen Gegebenheiten und der Zahl der Kommunizierenden. Die Gläubigen mögen sich bereitwillig an die Form halten, die ihnen von den Seelsorgern angegeben wird, damit die Kommunion wirklich ein Zeichen brüderlicher Einheit all derer sei, die vom gleichen Tische des Herrn gespeist werden.<br />
b) Wenn die Gläubigen kniend kommunizieren, so wird von ihnen kein weiteres Zeichen der Ehrfurcht vor dem heiligsten Sakrament verlangt, weil das Knien selbst schon Ausdruck der Anbetung ist.<br />
Wenn sie stehend kommunizieren, so wird angelegentlich empfohlen, dass sie beim prozessionsweisen Hinzutreten vor Empfang des Sakramentes eine gebührende Ehrfurchtsbezeigung machen; Ort und Zeitpunkt sollen so gewählt werden, dass Hinzutreten und Weggehen der Gläubigen nicht gestört werden.<br />
<br />
'''35. Bußsakrament und Kommunion'''<br />
<br />
Die Eucharistie soll den Gläubigen auch gedeutet werden „als Heilmittel, das uns von der täglichen Schuld befreit und vor Todsünden bewahrt“ (88). Es soll ihnen die rechte Weise aufgezeigt werden, wie sie die Teile der Messliturgie, die Bußcharakter haben, nutzen können.<br />
,,Demjenigen, der kommunizieren will, soll das Gebot ins Gedächtnis gerufen werden: ,Es prüfe sich der Mensch‘ (1 Kor 11,28). Aus der kirchlichen Gewohnheit ergibt sich, dass diese Prüfung notwendig ist; denn niemand, der sich einer schweren Sünde bewusst ist, darf ohne vorausgegangene sakramentale Beichte zur heiligen Eucharistie hinzutreten, auch wenn er Reue zu haben glaubt“ (89). ,,Wenn eine dringende Notwendigkeit zum Kommunionempfang vorliegt und keine Möglichkeit zur Beichte besteht, soll vorher ein Akt vollkommener Reue erweckt werden“ (90).<br />
Die Gläubigen sollen dringend dazu angehalten werden, außerhalb der Messe, vor allem zu den angesetzten Zeiten, zum Bußsakrament zu gehen, so dass sie es mit Ruhe und mit wirklichem Nutzen empfangen können und nicht von der tätigen Teilnahme an der Messe abgehalten werden. Wer täglich oder häufig zu kommunizieren pflegt, möge angeleitet werden, seinen Verhältnissen entsprechend in gleichmäßigen Zeitabständen das Bußsakrament zu empfangen.<br />
<br />
'''36. Die Kommunion bei feierlichen Anlässen'''<br />
<br />
Es ist sehr nützlich, dass die Gläubigen, jedes Mal wenn sie in neuer Weise oder in einem neuen Lebensstand im Weinberg des Vaters zu wirken beginnen, durch die sakramentale Kommunion am Opfer teilnehmen, um sich von neuem Gott zu weihen und den Bund mit ihm zu erneuern.<br />
Dafür kommen besonders etwa folgende Anlässe in Betracht die Erneuerung der Taufversprechen durch die Gemeinde in der Osternacht; die Erneuerung der Taufversprechen vor der Gemeinde durch die heranwachsende Jugend; die Trauung; die Ordensprofess oder religiöse Weihe; die Übernahme apostolischer Aufgaben.<br />
<br />
'''37. Häufige und tägliche Kommunion'''<br />
<br />
,,Es ist offensichtlich, dass durch den häufigen und täglichen Empfang der heiligen Eucharistie die Einheit mit Christus vertieft, das geistliche Leben gestärkt, die Seele reichlicher mit Tugendkraft erfüllt und das Unterpfand der ewigen [[Seligkeit]] dem Empfangenden sicherer geschenkt wird; daher sollen Pfarrer, Beichtväter und Prediger... das christliche Volk zu einem so frommen und heilsamen Brauch durch häufige Ermahnungen und mit viel Eifer anspornen“ (91).<br />
<br />
'''38. Das private Gebet nach der Kommunion'''<br />
<br />
Durch die Teilnahme am Leib und Blut des Herrn fließt die Gabe des Geistes wie lebendiges Wasser (vgl. Joh 7,37-39) reichlich den Einzelnen zu, vorausgesetzt, dass die heilige Kommunion sowohl sakramental als auch geistlich empfangen wird, nämlich im lebendigen Glauben, der durch die Liebe wirksam wird (92).<br />
Die Vereinigung mit Christus, auf die das Sakrament hingeordnet ist, soll nicht nur für die Zeit der Eucharistiefeier angestrebt werden, sondern muss das ganze christliche Leben umfassen, so dass die Gläubigen, die empfangene Gabe beständig im Glauben betrachtend, das tägliche Leben unter Leitung des Heiligen Geistes in der Haltung des Dankes leben und reiche Früchte der Liebe bringen.<br />
Damit sie leichter in dieser Danksagung, die in der Messe Gott in hervorragender Weise dargebracht wird, verharren, wird denen, die kommuniziert haben, empfohlen, eine gewisse Zeit im Gebet zu verweilen (93).<br />
<br />
'''39. Die Wegzehrung'''<br />
<br />
Die als Wegzehrung empfangene Kommunion ist anzusehen als ein besonderes Zeichen der Teilnahme am Geheimnis, das im Messopfer gefeiert wird, nämlich des Todes des Herrn und seines Hinüberganges zum Vater. Durch sie wird der Gläubige bei seinem Hinübergang aus diesem Leben durch den Leib Christi gestärkt. Er erhält das Unterpfand der Auferstehung.<br />
Daher sind die Gläubigen durch Gebot verpflichtet, in jeder Todesgefahr, wie immer sie auch verursacht sein mag, die heilige Kommunion zu empfangen (94). Die Seelsorger aber sollen darauf achten, dass der Empfang dieses Sakramentes nicht hinausgeschoben werde, sondern dass die Gläubigen die Stärkung dieses Sakramentes noch bei vollem Bewusstsein erhalten (95).<br />
Selbst wenn die Gläubigen am selben Tage schon einmal kommuniziert haben, so ist doch sehr zu raten, dass sie bei auftretender Todesgefahr erneut kommunizieren.<br />
<br />
'''40. Hauskommunion'''<br />
<br />
Es geziemt sich, diejenigen mit Eifer durch die Kommunion zu stärken, die an der gemeinsamen Eucharistiefeier nicht teilnehmen können; dann werden sie sich mit dieser Gemeinschaft verbunden und durch die Liebe der Brüder gestützt wissen.<br />
Die Seelsorger sollen sich darum bemühen, dass den Kranken und Alten, auch wenn sie nicht schwerkrank sind und nicht in Todesgefahr schweben, häufig, ja nach Möglichkeit sogar täglich, vor allem in der Osterzeit, Gelegenheit gegeben wird, die Eucharistie zu empfangen. Dies kann zu jeder Stunde geschehen.<br />
<br />
'''41. Die Kommunion nur unter der Gestalt des Weines'''<br />
<br />
Im Notfall ist es nach dem Ermessen des Bischofs erlaubt, die Eucharistie nur unter der Gestalt des Weines denen zu spenden, die sie nicht unter der Gestalt des Brotes empfangen können.<br />
In diesem Falle ist es mit Erlaubnis des Ordinarius gestattet, die Messe beim Kranken zu feiern.<br />
Wird die Messe jedoch nicht beim Kranken gefeiert, so soll das Blut des Herrn nach der Messe in einem entsprechend zugedeckten Kelch im Tabernakel aufbewahrt werden. Zum Kranken trage man es nur in einem Gefäß, das so verschlossen ist, dass die Gefahr des Verschüttens völlig ausgeschlossen ist. Bei der Darreichung des Sakramentes wähle man jeweils die geeignetste von den für die Spendung der Kommunion unter beiden Gestalten vorgesehenen Formen aus. Was nach der Spendung der Kommunion vom heiligen Blut übrig bleibt, soll vom Spender genossen werden, der auch für die nötigen Ablutionen besorgt sein muss.<br />
<br />
=== DIE EUCHARISTIEFEIER IN LEBEN UND DIENST DES BISCHOFS UND DES PRIESTERS===<br />
<br />
'''42. Die Eucharistiefeier in Leben und Dienst des Bischofs'''<br />
<br />
Die Eucharistiefeier drückt in besonderer Weise den öffentlichen und sozialen Charakter der liturgischen Handlungen der Kirche aus, ,,die das Sakrament der Einheit ist, nämlich das heilige Volk geeint und geordnet unter den Bischöfen“ (96)<br />
Daher ,,ist der Bischof, mit der Fülle des Weihesakramentes ausgezeichnet, Verwalter der Gnade des höchsten Priestertums, vorzüglich in der Eucharistie, die er selbst darbringt oder darbringen lässt ... Jede rechtmäßige Eucharistiefeier steht unter der Leitung des Bischofs, dem die Pflicht übertragen ist, den christlichen Gottesdienst der göttlichen Majestät darzubringen und zu betreuen gemäß den Geboten des Herrn und den Gesetzen der Kirche, die durch seine besondere Verfügung für die Diözese näher bestimmt werden“ (97). Jene Feier der Eucharistie, welcher der Bischof, von seinen Priestern und Dienern umgeben, vorsteht, und an der das ganze heilige Gottesvolk tätig teilnimmt, gilt als die hervorragende Manifestation der hierarchisch geordneten Kirche (98).<br />
<br />
'''43. Priesterliche Teilnahme der Priester an der Eucharistiefeier'''<br />
<br />
Bei der Feier der Eucharistie sind auch die Priester wegen eines besonderen Sakramentes - nämlich des Sakramentes der Weihe - mit einem eigenen Amt betraut. Denn auch sie ,,handeln als Verwalter der Sakramente, vor allem beim Messopfer, in besonderer Weise an Christi Statt“ (99). Daher ist es um der Zeichenhaftigkeit willen angemessen, dass sie an der Eucharistiefeier teilnehmen, indem sie das ihrer Weihe gemäße Amt ausüben (100), d.h. indem sie die Messe zelebrieren oder konzelebrieren und nicht nur nach Art der Laien kommunizieren.<br />
<br />
'''44. Die tägliche Messfeier'''<br />
<br />
„Im Mysterium des eucharistischen Opfers, dessen Darbringung die vornehmliche Aufgabe des Priesters ist, wird beständig das Werk unserer Erlösung vollzogen; darum wird seine tägliche Feier angelegentlich empfohlen; sie ist auch dann, wenn keine Gläubigen dabei sein können, ein Akt Christi und der Kirche“ (101), bei dem der Priester immer für das Heil des Volkes handelt.<br />
<br />
'''45. Beachtung der kirchlichen Vorschriften der Messfeier'''<br />
<br />
Außer der obersten kirchlichen Autorität und - nach Maßgabe des Rechtes - dem Bischof und den Bischofskonferenzen ist es, vor allem bei der Feier der Eucharistie, niemandem, auch nicht dem Priester, erlaubt, irgend etwas nach eigenem Gutdünken in der Liturgie hinzuzufügen, wegzunehmen oder zu ändern (102). Daher sei es den Priestern ein Herzensanliegen, der Feier der Eucharistie so vorzustehen, dass die Gläubigen erkennen, dass sie nicht an einem auf privater Autorität beruhenden Ritus teilnehmen (103), sondern am öffentlichen Gottesdienst der Kirche, dessen Ordnung Christus selbst den Aposteln und ihren Nachfolgern aufgetragen hat.<br />
<br />
'''46. Pastorale Gesichtspunkte für die Auswahl der Messform'''<br />
<br />
,,Es soll bei liturgischen Handlungen darüber gewacht werden, dass nicht nur die Gesetze des gültigen und erlaubten Vollzugs beachtet werden, sondern auch, dass die Gläubigen bewusst, tätig und mit geistlichem Gewinn daran teilnehmen“ (104). Daher sollen die Priester unter den rechtlich erlaubten Formen der Zehlebration im Einzelfall jene auswählen, die den Bedürfnissen und dem Nutzen sowie der Teilnahme der Gläubigen am besten zu entsprechen scheint.<br />
<br />
'''47. Conzelebration'''<br />
<br />
In der Conzelebration tritt die Einheit des Opfers und des Priestertums passend in Erscheinung, und so oft die Gläubigen aktiv daran teilnehmen, wird die Einheit des Volkes Gottes in einzigartiger Weise sichtbar (105), vor allem, wenn der Bischof der Feier vorsteht (106).<br />
Die Conzelebration bezeichnet und stärkt überdies die brüderlichen Bande unter den Priestern, weil ,,kraft der Gemeinsamkeit der heiligen Weihe und Sendung die Priester alle einander in ganz enger Brüderlichkeit verbunden sind“ (107).<br />
Daher ist es wünschenswert, dass die Priester - sofern die Bedürfnisse der Gläubigen (die immer mit pastoraler Sorge zu beachten sind) dem nicht entgegenstehen und das Recht des Priesters zur Einzelzelebration gewahrt bleibt - die Eucharistie in dieser hervorragenden Weise feiern, sowohl in den Priestergemeinschaften als auch bei Versammlungen, die zu festgesetzten Zeiten stattfinden und bei andern ähnlichen Gelegenheiten. Alle, die in Gemeinschaft leben oder an einer Kirche Dienst tun, sollen fremde Priester gerne zur Conzelebration einladen.<br />
Daher sollen die zuständigen Oberen die Conzelebration erleichtern, ja fördern, sofern nicht pastorale Notwendigkeiten oder ein anderer vernünftiger Grund etwas anderes verlangen.<br />
Die Erlaubnis der Conzelebration gilt auch für die Hauptmessen in den Kirchen, öffentlichen und halböffentlichen Oratorien der Seminarien, Kollegien und kirchlicher Institute sowie der priesterlichen Ordensgemeinschaften und Gesellschaften ohne Gelübde. Bei einer großen Zahl von Priestern kann der zuständige Obere auch erlauben, dass mehrmals am gleichen Tag eine Conzelebration stattfindet, die allerdings nur nacheinander oder an verschiedenen Orten gehalten werden darf.<br />
<br />
'''48. Herstellung des Brotes für die Conzelebration'''<br />
<br />
Wenn für die Conzelebration, gemäß den Normen des Ritus servandus in concelebratione Missae, Nr.17, größere Hostien hergestellt werden, ist dafür zu sorgen, dass sie im Einklang mit der Überlieferung in Form und Aussehen diesem erhabenen Geheimnis entsprechen.<br />
<br />
<br />
==TEIL III Die Verehrung der heiligen Eucharistie als eines fortdauernden Sakramentes ==<br />
<br />
===ZWECK DER AUFBEWAHRUNG DER EUCHARISTIE UND GEBET VOR DEM ALLERHEILIGSTEN SAKRAMENT ===<br />
<br />
'''49. Zweck der Aufbewahrung der heiligen Eucharistie außerhalb der Messe'''<br />
<br />
„Es ist angebracht, daran zu erinnern, dass der erste und ursprüngliche Zweck der Aufbewahrung der heiligen Gestalten außerhalb der Messe in der Kirche die Spendung der Wegzehrung ist; die Aufbewahrung dient in zweiter Linie der Kommunion außerhalb der Messe und der Anbetung unseres Herrn Jesus Christus, der unter diesen Gestalten verborgen ist“ (108). Denn ,,die Aufbewahrung der heiligen Gestalten für die Kranken ... führte zum löblichen Brauch, die himmlische, in den Kirchen aufbewahrte Speise zu verehren. Dieser eucharistische Anbetungskult ist einwandfrei und zuverlässig begründet“ (109), vor allem da ja der Glaube an die Realpräsenz des Herrn folgerichtig zur äußeren und öffentlichen Bezeugung <br />
<br />
'''50. Das Gebet vor dem Allerheiligsten Sakrament'''<br />
<br />
Die Gläubigen sollen bei der Verehrung des im Sakrament gegenwärtigen Christus daran denken, dass diese Gegenwart aus dem Opfer hervorgeht und auf die sakramentale und geistliche Kommunion hinzielt.<br />
Die Frömmigkeit, welche die Gläubigen zur heiligen Eucharistie hindrängt, bedeutet deshalb eine Ermunterung für sie, voll und ganz am österlichen Geheimnis teilzunehmen und dankbaren Sinnes auf das Geschenk dessen zu antworten, der durch seine Menschheit ununterbrochen göttliches Leben in die Glieder seines Leibes einströmen lässt (110). Indem sie bei Christus, dem Herrn, verweilen, erfreuen sie sich vertrauten Umgangs mit ihm, schütten vor ihm ihr Herz aus und beten für sich und alle die Ihrigen, für den Frieden und das Heil der Welt. Mit Christus bringen sie im Heiligen Geiste ihr ganzes Leben dem Vater dar und empfangen aus dieser erhabenen Verbindung Wachstum in Glaube, Hoffnung und Liebe. So wird in ihnen jene rechte innere Haltung genährt, mit der sie in gebührender Ehrfurcht das Gedächtnis des Herrn feiern und häufig das Brot empfangen können, das uns der Vater geschenkt hat.<br />
Die Gläubigen sollen es sich daher angelegen sein lassen, ihren Lebensumständen entsprechend Christus, den Herrn, im Sakrament zu verehren. Die Seelsorger aber sollen sie durch ihr Beispiel dazu hinführen und durch ihr Wort anleiten (111).<br />
<br />
'''51. Leichte Zugänglichkeit der Kirchen für die Gläubigen'''<br />
<br />
Die Seelsorger sollen veranlassen, dass alle Kirchen und öffentlichen Oratorien, in denen die heilige Eucharistie aufbewahrt wird, wenigstens mehrere Stunden am Morgen und am Abend geöffnet sind, damit die Gläubigen ohne Schwierigkeiten vor dem Allerheiligsten Sakrament beten können.<br />
<br />
===DER ORT DER AUFBEWAHRUNG DER HEILIGEN EUCRARISTIE===<br />
<br />
'''52. Der Tabernakel'''<br />
<br />
Wo die Eucharistie nach Maßgabe des Rechts aufbewahrt werden kann, darf sie längere Zeit oder dauernd nur auf einem einzigen Altar oder an einem einzigen Ort derselben Kirche aufbewahrt werden (112). Daher darf in der Regel eine Kirche nur einen einzigen Tabernakel haben; dieser muss fest und sicher sein (113).<br />
<br />
'''53. Die Sakramentskapelle'''<br />
<br />
Der Ort in einer Kirche oder in einem Oratorium, an dem die Eucharistie im Tabernakel aufbewahrt wird, soll eine wirklich hervorgehobene Stätte sein. Sie soll sich zugleich für das private Beten eignen, so dass die Gläubigen leicht und mit geistlichem Gewinn weiterhin auch in privater Andacht den Herrn im Sakrament verehren (114). Daher wird empfohlen, den Tabernakel nach Möglichkeit in einer vom Hauptraum der Kirche getrennten Kapelle aufzustellen, vor allem in jenen Kirchen, in denen häufig Trauungen und Begräbnisgottesdienste stattfinden und an jenen Orten, die wegen ihrer Kunstschätze oder geschichtlichen Denkmäler von vielen besucht werden.<br />
<br />
'''54. Der Tabernakel in der Mitte des Altares oder in einem anderen Teil der Kirche'''<br />
<br />
,,Die heilige Eucharistie soll in einem festen und sicheren Tabernakel in der Mitte des Hochaltares oder eines besonders ausgezeichneten Nebenaltares aufbewahrt werden. Wenn rechtmäßige Gewohnheiten vorliegen, und in besonderen Fällen, die vom Ortsordinarius anerkannt werden müssen, ist die Aufbewahrung der heiligen Eucharistie auch an einer anderen wirklich vornehmen und würdig hergerichteten Stelle der Kirche zulässig.<br />
Es ist erlaubt, die Messe zum Volk hin zu feiern, auch dann, wenn ein kleiner, passender Tabernakel auf dem Altar steht“ (115).<br />
<br />
'''55. Der Tabernakel auf dem Altar, an dem eine Gemeindemesse gefeiert wird'''<br />
<br />
Bei der Feier der Messe werden die hauptsächlichen Weisen, in denen Christus seiner Kirche gegenwärtig ist (116), nacheinander sichtbar: zunächst wird seine Gegenwart sichtbar schon in der Gemeinde der Gläubigen, die in seinem Namen versammelt sind; dann in seinem Worte, wenn die Schrift gelesen und ausgelegt wird; ebenso in der Person des Priesters; schließlich in besonderer Weise unter den eucharistischen Gestalten. Daher entspricht es vom Zeichen her gesehen eher dem Wesen der heiligen Feier, wenn nach Möglichkeit nicht schon zu Beginn der Messe infolge der Aufbewahrung der heiligen Gestalten im Tabernakel die eucharistische Gegenwart Christi gegeben ist, die doch Frucht der Konsekration ist und als solche erscheinen muss.<br />
<br />
'''56. Der Tabernakel bei Kirchenneubauten und bei der Umgestaltung bestehender Kirchen und Altäre'''<br />
<br />
Bei Kirchenneubauten verdienen die in Nr.52 und 54 aufgestellten Grundsätze sorgfältige Beachtung.<br />
Bestehende Kirchen und Altäre dürfen nur nach den Vorschriften der Nr.24 dieser Instruktion umgestaltet werden.<br />
<br />
<br />
'''57. Äußere Zeichen für die Gegenwart des Allerheiligsten Sakramentes im Tabernakel'''<br />
<br />
Es ist darauf zu achten, dass die Gegenwart der heiligen Eucharistie im Tabernakel den Gläubigen angezeigt wird durch das Konopeum oder in anderer Weise, die von der zuständigen Autorität festgelegt ist.<br />
Gemäß überliefertem Brauch soll als Zeichen der dem Herrn gebührenden Ehrfurcht in der Nähe des Tabernakels ständig eine Lampe brennen (117).<br />
<br />
=== EUCHARISTISCHE FRÖMMIGKEITSFORMEN UND ANDACHTEN ===<br />
<br />
'''58. ''' Die private und öffentliche Verehrung des Altarsakramentes auch außerhalb der Messe, die sich nach den von der rechtmäßigen Autorität und in der vorliegenden Instruktion aufgestellten Normen vollzieht, wird von der Kirche warm empfohlen, weil das eucharistische Opfer Quelle und Höhepunkt des gesamten christlichen Lebens ist (118).<br />
Was die Gestaltung derartiger Andachtsübungen und gottesdienstlicher Feiern betrifft, so müssen die Normen beachtet werden, die das Zweite Vatikanische Konzil für das Verhältnis zwischen der Liturgie und anderen Andachtsformen, die nicht zu ihr zählen, aufgestellt hat. Besonders beachte man die folgende Bestimmung: ,,Diese Übungen und Feiern sollen die liturgische Zeit gebührend berücksichtigen und so geordnet sein, dass sie mit der heiligen Liturgie zusammenstimmen, gewissermaßen aus ihr herausfließen und das Volk zu ihr hinführen; denn sie steht von Natur aus weit über ihnen“ (119).<br />
<br />
===EUCHARISTISCHE PROZESSIONEN===<br />
<br />
'''59. ''' Bei den Prozessionen, in denen die Eucharistie feierlich unter Gesang durch die Straßen getragen wird, vor allem an Fronleichnam, bekundet das christliche Volk öffentlich seinen Glauben und seine Verehrung gegenüber diesem Sakrament.<br />
Doch ist es Sache des Ortsordinarius, zu entscheiden, inwieweit solche Prozessionen unter den heutigen Umständen angebracht sind, wo sie stattfinden und wie sie gestaltet werden sollen, damit sie mit Würde und ohne Eintrag der dem heiligsten Sakrament geschuldeten Ehrfurcht gehalten werden können.<br />
<br />
=== DIE AUSSETZUNG DER HEILIGEN EUCHARISTIE===<br />
<br />
'''60. ''' Die Aussetzung der heiligen Eucharistie im Ziborium (Pyxis) oder in der Monstranz, führt die Gläubigen zum lebendigen Bewusstsein von der wunderbaren Gegenwart Christi und lädt sie ein, ihr Herz mit ihm zu vereinigen. Darum fördert sie in glücklicher Weise die Christus im Geist und in der Wahrheit geschuldete Verehrung.<br />
Es ist darauf zu achten, dass bei solchen Aussetzungen die Verehrung des heiligsten Sakramentes in ihrer Beziehung zur Messe in Zeichen deutlich wird. Deshalb empfiehlt es sich bei einer feierlicheren und längeren Aussetzung, dass sie am Ende der Messe erfolgt, in der die zur Exposition bestimmte Hostie konsekriert worden ist. Die Messe selbst wird mit ,,Benedicamus Domino“ beendet, der Schlusssegen entfällt. In der äußeren Form der Aussetzung (120) vermeide man sorgfältig alles, was irgendwie die Tatsache verdunkeln könnte, dass es der vornehmliche Wunsch Christi bei der Einsetzung der heiligen Eucharistie war, sie uns als Speise, Heilmittel und Stärkung darzubieten (121).<br />
<br />
'''61. Verbot der Messfeier vor ausgesetztem Allerheiligsten'''<br />
<br />
Während der Aussetzung des heiligsten Sakramentes ist es verboten, innerhalb des gleichen Kirchenraumes die Messe zu feiern. Bisher geltende gegenteilige Erlaubnisse und Gewohnheiten werden hiermit widerrufen, auch wenn sie besondere Erwähnung verdienen.<br />
Außer den in Nr.55 dieser Instruktion angegebenen Gründen gilt nämlich, dass die Feier des eucharistischen Geheimnisses bereits in vollkommenerer Weise jene innere Vereinigung einschließt, zu der die Aussetzung die Gläubigen hinführen will; deshalb bedarf die Eucharistiefeier einer solchen Hilfe nicht.<br />
Wird die Aussetzung des heiligsten Sakramentes auf einen ganzen Tag oder mehrere aufeinanderfolgende Tage ausgedehnt, so muss sie während der Feier der Messe unterbrochen werden, es sei denn, die Messe werde in einer vom Aussetzungsraum getrennten Kapelle gefeiert und wenigstens einige Gläubige setzten die Anbetung fort.<br />
Wenn irgendwo bei den Gläubigen Verwunderung darüber entstehen sollte, dass eine dieser Bestimmung entgegenstehende alte Gewohnheit unterbrochen wird, so setze der Ortsordinarius eine nicht zu lange Frist bis zur Durchführung fest, während derer die Gläubigen entsprechend belehrt werden sollen.<br />
<br />
'''62. Der Ritus der Aussetzung'''<br />
<br />
Handelt es sich um eine kurze Aussetzung, so werde das Ziborium oder die Monstranz auf die Mensa des Altares gestellt. Dauert die Aussetzung jedoch länger, kann an einem hervorgehobenen Platz ein Thron aufgestellt werden; man vermeide jedoch, dass er zu hoch und zu weit entfernt ist.d<br />
Während der Aussetzung soll alles so gestaltet werden, dass die Gläubigen in andächtigem Gebet ihre volle Aufmerksamkeit auf Christus den Herrn richten können.<br />
Um das innere Gebet anzuregen, können Schriftlesungen mit einer Homilie oder kurze Ansprachen gehalten werden, die zur größeren Hochschätzung des eucharistischen Geheimnisses führen. Es empfiehlt sich, dass die Gläubigen mit Gesängen dem Worte Gottes Antwort geben. Angebracht ist es, dass zu gegebener Zeit auch heiliges Schweigen eingehalten wird.e<br />
Am Ende der Aussetzung werde der Segen mit dem heiligsten Sakrament erteilt.f<br />
Wird die Muttersprache verwendet, so kann vor dem Segen anstelle des Hymnus Tantum ergo nach dem Ermessen der Bischofskonferenz ein anderer eucharistischer Gesang verwendet werden.<br />
<br />
'''63. Die jährliche feierliche Aussetzung'''<br />
<br />
In Kirchen, in denen ständig die heilige Eucharistie aufbewahrt wird, kann jährlich eine feierliche, längere Zeit (wenn auch mit Unterbrechungen) andauernde Aussetzung des heiligsten Sakramentes stattfinden, damit die Gemeinschaft am betreffenden Ort dieses Geheimnis mit größerer Hingabe betrachten und verehren kann.<br />
Eine solche Aussetzung mit Genehmigung des Ortsordinarius und gemäß den bestehenden Regeln gehalten - soll jedoch nur stattfinden, wenn eine entsprechend große Beteiligung der Gläubigen erwartet werden kann.<br />
<br />
'''64. Längere Aussetzungen'''<br />
<br />
In einer schweren und allgemeinen Not kann der Ortsordinarius anordnen, dass in vielbesuchten Kirchen vor dem ausgesetzten heiligsten Sakrament während eines längeren Zeitraumes (gegebenenfalls ohne Unterbrechung) Bittandachten gehalten werden.<br />
<br />
'''65. Unterbrechung der Aussetzung'''<br />
<br />
Wo mangels einer angemessenen Zahl von Betern die Aussetzung nicht ohne Unterbrechung gehalten werden kann, ist es erlaubt, das heiligste Sakrament zu vorher festgesetzten und bekannt gemachten Stunden, zu reponieren, jedoch nicht öfter als zweimal am Tag, z. B. zur Mittagszeit und während der Nacht.g<br />
Diese Reposition kann in einfacher Form und ohne Gesang erfolgen: Der Priester - mit Chorrock und Stola bekleidet - stellt nach kurzer Anbetung das heiligste Sakrament in den Tabernakel. In gleicher Form wird es zur vorgesehenen Zeit wieder ausgesetzt; nach kurzer Anbetung zieht sich der Priester zurück.<br />
<br />
'''66. Kurze Aussetzungen'''<br />
<br />
Auch kurze Aussetzungen des heiligsten Sakramentes, die nach den rechtlichen Vorschriften gehalten werden, sind so zu gestalten, dass vor dem Segen mit dem heiligsten Sakrament gegebenenfalls eine angemessene Zeit für die Lesung des Wortes Gottes, für Gesänge, Gebete und für Zeiten stillen Gebetes vorgesehen wird.<br />
Die Ortsordinarien sollen dafür sorgen, dass solche Aussetzungen des heiligsten Sakramentes immer und überall mit geziemender Ehrfurcht gehalten werden.<br />
Aussetzungen, die keinen anderen Zweck haben, als nach der Messe den Segen zu erteilen, sind verboten.<br />
<br />
=== EUCHARISTISCHE KONGRESSE===<br />
<br />
'''67. ''' Bei den eucharistischen Kongressen sollen die Gläubigen dieses hochheilige Geheimnis unter seinen verschiedenen Aspekten (vgl. Nr.3 dieser Instruktion) innerlich tiefer erfassen lernen. Sie sollen es gemäß den Normen des Zweiten Vatikanischen Konzils feiern und sie sollen es verehren durch längeres Privatgebet und durch Frömmigkeitsübungen, vor allem auch in einer feierlicheren Prozession, so jedoch, dass alle Frömmigkeitsformen in der festlichen Feier der Messe ihren Höhepunkt erreichen.<br />
Während des eucharistischen Kongresses wenigstens einer ganzen Region geziemt es sich, dass in einigen Kirchen ständige Anbetung gehalten wird<br />
<br />
Die vorliegende Instruktion hat Papst Paul VI. in einer dem Präfekten dieser Kongregation, Kardinal Arcadio M. Larraona, am 13. April 1967 gewährten Audienz approbiert und mit seiner Autorität bestätigt; er hat ihre Veröffentlichung angeordnet und festgesetzt, dass sie am 15. August 1967, am Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel, in Kraft trete.<br />
<br />
<center> Rom, am Fronleichnamsfest, den 25. Mai 1967</center> <br />
<center> Giacomo Kardinal Lercaro, Bischof von Blogna </center><br />
<center> Vorsitzender des Rates zur Ausführung der Konstitution über die heilige Liturgie </center><br />
<br />
<center> Arcadio M. Kardinal Larraona, Präfekt der Ritenkongregation </center><br />
<br />
<center> [[Fernando Antonelli]], Sekretär der Ritenkongregation </center><br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
<br />
(1) Vgl. [[2. Vatikanum|2. Vatikanisches Konzil]], [[Sacrosanctum concilium|Liturgiekonstitution]] Art. 2, 41, 47: AAS 56 (1964) 97 f, 111, 113.<br />
<br />
(2) Vgl. ebd. Art. 48-54, 56: AAS 56 (1964) 113-115.<br />
<br />
(3) Vgl. ebd. Art. 55, 57: AAS 56 (1964) 115 f.<br />
<br />
(4) Vgl. [[Lumen Gentium|Dogmat. Konstit. über die Kirche]] Art. 3, 7, 11, 26, 28, 50: AAS 57 (1965) 6, 9-11, 15 f, <br />
(31-36, 55-57.<br />
<br />
(5) Vgl. [[Unitatis redintegratio|Dekret über den Ökumenismus]] Art. 2, 15: AAS 57 (1965) 91 f, 101 f; Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche Art. 15, 30: AAS 58 (1966) 679 f, 688 f; Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 2, 5-8, 13 f, 18: AAS 58 (1966) 991-993, 997-1005, 1011-1014, 1018 f.<br />
<br />
(6) Vgl. [[Gaudium et spes|Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute]] Art. 38: AAS 58 (1966) 1055 f.<br />
<br />
(7) AAS 39 (1947) 547-572; vgl. Ansprache an die Teilnehmer des Internationalen Pastoralliturgischen Kongresses in Assisi am 22.9. 1956: AAS 48 (1956) 715-724.<br />
<br />
(8) AAS 57 (1965) 753-774.<br />
<br />
(9) 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konst. über die Kirche Art. 7: AAS 57 (1965) 9.<br />
<br />
(10) 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 47: AAS 56 (1964) 113.<br />
<br />
(11) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 6, 10, 47, 106: AAS 56 (1964) 100-102, 113, 126; Dekret über Leben und Dienst der Priester Art. 4: AAS 58 (1966) 995-997.<br />
<br />
(12) Papst [[Paul VI.]], Enzyklika [[Mysterium Fidei]]: AAS 57 (1965) 762.<br />
<br />
(13) Vgl. Papst [[Pius XII.]], Enzyklika [[Mediator Dei]]: AAS 39 (1947) 564-566.<br />
<br />
(14) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 47: AAS 56 (1964) 113.<br />
<br />
(15) Vgl. [[Konzil von Trient]], 22. Sitzung, [[Sacrosancta oecumenica (10)|Dekret über die Messe]] Kap. 1: Denz. 938 (1741).<br />
<br />
(16) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 11: AAS 57 (1965) 15 f; Liturgiekonstitution Art. 47 f: AAS 56 (1964) 113; [[Presbyterorum ordinis|Dekret über Dienst und Leben der Priester]] Art. 2, 5: AAS 58 (1966) 991-993, 997-999; Papst Pius XII., Enzyklika Mediator Dei: AAS 39 (1947) 552; Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium Fidei: AAS 57 (1965) 761.<br />
<br />
(17) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Litugiekonstitution Art. 26-28: AAS 56 (1964) 107; vgl. unten Nr. 44.<br />
<br />
(18) Vgl. unten Nr. 49.<br />
<br />
(19) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 11: AAS 57 (1965) 15 f; Liturgiekonstitution Art. 41: AAS 56 (1964) 111; Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 2, 5 f: AAS 58 (1966) 991-993, 997-999, 999-1001; Dekret über den Ökumenismus Art. 15: AAS 57 (1965) 101 f.<br />
<br />
(20) Konzil von Trient, 13. Sitzung, [[Sacrosancta oecumenica (3)|Dekret über die Eucharistie]] Kap. 5: Denz. 878 (1643).<br />
<br />
(21) Vgl. Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium Fidei: AAS 57 (1965) 769 f; Papst Pius XII., Enzyklika Mediator Dei: AAS 39 (1947) 569.<br />
<br />
(22) Vgl. 13. Sitzung, Dekret über die Eucharistie Kap. 4: Denz. 877 (1642); Kan. 2: Denz. 884 (1652).<br />
<br />
(23) Vgl. die oben genannten Dokumente, insofern sie alle über das Messopfer handeln; über beide Aspekte des Geheimnisses handeln: 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 5, 18: AAS 58 (1966) 997-999, 1018 f; Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium Fidei: AAS 57 (1965) 754; Papst Pius XII., Enzyklika Mediator Dei: AAS 39 (1947) 547-572; Ansprache an die Teilnehmer des Internationalen Pastoralliturgischen Kongresses zu Assisi am 22. 9. 1956: AAS 48 (1956) 715-723.<br />
<br />
(24) Vgl. Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium Fidei: AAS 57 (1965) 769-772; Papst Pius XII., Enzyklika Mediator Dei: AAS 39 (1947) 547-572; Ritenkongregation, Instr. [[De Musica sacra]] vom 3. 9. 1958: AAS 50 (1958) 630-663; Instr. Inter Oecumenici vom 26. 9. 1964: AAS 56 (1964) 877-900.<br />
<br />
(25) Vgl. Konzil von Trient, 13. Sitzung, Dekret über die Eucharistie Kap. 3: Denz. 876 (1639). Vgl. auch [[Thomas von Aquin]], Summa Theol. III, q. 60, a. 1.<br />
<br />
(26) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 33, 59: AAS 56 (1964) 108 f, 116.<br />
<br />
(27) Vgl. ebd. Art. 14, 17 f: AAS 56 (1964) 104 f.<br />
<br />
(28) 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 5: AAS 58 (1966) 997.<br />
<br />
(29) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dogm. Konstitution über die Kirche Art. 11: AAS (1965) 15 f; Dekret über den Ökumenismus Art. 2, 15: AAS 57 (1965) 91 f, 101 f.<br />
<br />
(30) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 10: AAS 56 (1964) 102.<br />
<br />
(31) Ebd. Art. 2: AAS 56 (1964) 97 f; vgl. auch Art. 41 a. a. O. 111.<br />
<br />
(32) [[Mozarabisches Gebet]]: PL 96, 759 B.<br />
<br />
(33) 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 26: AAS 57 (1965) 31.<br />
<br />
(34) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 42: AAS 56 (1964) 111 f.<br />
<br />
(35) Vgl. Thomas v. Aquin, Summa Theol. III q. 73, a. 3.<br />
<br />
(36) [[Leo der Große|Leo d. Gr.]], Sermo 63, 7: PL 54, 357 C.<br />
<br />
(37) 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 26: AAS 57 (1965) 31 f.<br />
<br />
(38) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 3, 7, 11, 26: AAS 57 (1965) 6, 9-11, 15 f, 31 f; Dekret über den Ökumenismus Art. 2: AAS 57 (1965) 91 f.<br />
<br />
(39) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über den Ökumenismus Art. 15 und 22: AAS 57 (1965) 101 f, 105 f.<br />
<br />
(40) Ebd. Art. 22: AAS 57 (1965) 106.<br />
<br />
(41) Ebd. Art. 15: AAS 57 (1965) 102.<br />
<br />
(42) Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium Fidei: AAS 57 (1965) 773.<br />
<br />
(43) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 7: AAS 56 (1964) 100 f.<br />
<br />
(44) Konzil von Trient, 22. Sitzung, Dekret über die Messe Kap. 2: Denz. 940 (1743).<br />
<br />
(45) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Litugiekonstitution Art. 7: AAS 56 (1964) 100 f.<br />
<br />
(46) Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium Fidei: AAS 57 (1965) 764.<br />
<br />
(47) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Litugiekonstitution Art. 56: AAS 56 (1964) 115.<br />
<br />
(48) 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 4: AAS 58 (1966) 995-997.<br />
<br />
(49) Vgl. ebd. Art. 4: AAS 58 (1966) 995-997; vgl. auch oben Nr. 3 dieser Instruktion.<br />
<br />
(50) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstititution über die göttliche Offenbarung Art. 21: AAS 58 (1966) 827 f.<br />
<br />
(51) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 14, 26, 30, 38: AAS 56 (1964) 104, 107 f, 110.<br />
<br />
(52) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 10: AAS 57 (1965) 14 f; Dekret über Leben und Dienst der Priester Art. 2: AAS 58 (1966) 991-993; Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium Fidei: AAS 57 (1965) 761.<br />
<br />
(53) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 10: AAS 57 (1965) 14 f; Dekret über Leben und Dienst der Priester Art. 2, 5: AAS 58 (1966) 991-993, 997-999.<br />
<br />
(54) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 28 f: AAS 56 (1964) 107 f.<br />
<br />
(55) Vgl. ebd. Art. 48, 106: AAS 56 (1964) 113, 126.<br />
<br />
(56) Vgl. ebd. Art. 55: AAS 56 (1964) 115.<br />
<br />
(57) Thomas von Aquin, Summa Theol. III, q. 79, a. 7, ad 2.<br />
<br />
(58) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 26-32: AAS 56 (1964) 107 f.<br />
<br />
(59) Vgl. Ritenkongregation, Instruktion [[Musicam Sacram]] vom 5. 3. 1967: AAS 59 (1967) 300-320.<br />
<br />
(60) [[Hippolyt]], [[Traditio Apostolica]] 21: ed. B. Botte, 1963, 58 f; vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 9 f: AAS 56 (1964) 101 f; [[Apostolicam actuositatem|Dekret über das Apostolat der Laien]] Art. 3: AAS 58 (1966) 839 f; [[Ad gentes|Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche]] Art. 39: AAS 58 (1966) 986 f ; Dekret über Dienst und Leben der Priester Art 5: AAS 58 (1966) 997-999.<br />
<br />
(61) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Art. 43: AAS 58 (1966) 1063.<br />
<br />
(62) 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 6: AAS 58 (1966) 1000.<br />
<br />
(63) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, [[Gravissimum educationis|Erklärung über die christliche Erziehung]] Art. 2: AAS 58 (1966) 730 f.<br />
<br />
(64) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 5:AAS 58 (1966) 997 f.<br />
<br />
(65) Konzil von Trient, 22. Sitzung, Dekret über die Messe Kap. 8: Denz. 946 (1749).<br />
<br />
(66) 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 28: AAS 56 (1964) 107.<br />
<br />
(67) Ebd. Art. 41: AAS 56 (1964) 111; vgl. Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 26: AAS 57 (1965) 31 f.<br />
<br />
(68) Vgl. Nr. 47 dieser Instruktion.<br />
<br />
(69) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 3: AAS 57 (1965) 6.<br />
<br />
(70) 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 54: AAS 56 (1964) 115.<br />
<br />
(71) Vgl. ebd. Art. 11: AAS 56 (1964) 102 f.<br />
<br />
(72) Vgl. Ritenkongregation, Instruktion Musicam Sacram vom 5. 3. 1967 Nr. 6, 8. u. 11; AAS 59 (1967) 302 f.<br />
<br />
(73) 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Leben und Dienst der Priester Art. 5: AAS 58 (1966) 998.<br />
<br />
(74) 2. Vatikanisches Konzil, Litugiekonstitution Art. 124: AAS 56 (1964) 131.<br />
<br />
(75) Vgl. ebd. Art. 6 und 106: AAS 56 (1964) 100, 126.<br />
<br />
(76) Vgl. ebd. Art. 106: AAS 56 (1964) 126.<br />
<br />
(77) Ebd.<br />
<br />
(78) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 41 f: AAS 56 (1964) 111 f; Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 28: AAS 57 (1965) 33-36; Dekret über Dienst und Leben der (Priester Art. 5: AAS 58 (1966) 997-999.<br />
<br />
(79) Vgl. Ritenkongregation, Instruktion Musicam Sacram vom 5. 3. 1967 Nr. 16 und 27: AAS 59 (1967) 305 und 308.<br />
a Auf eine Frage ,,hinsichtlich der Feier der Messe eines Sonntages oder gebotenen Feiertages, die am Vorabend gehalten wird“, wird in N 10 (1974) 222 f folgendermaßen geantwortet:<br />
Das Problem [...] taucht dann auf, wenn ein gebotenes Hochfest auf einen Samstag oder einen Montag fällt. Denn für den Abend des ersten Feiertages (samstags oder sonntags) tritt eine Okkurrenz zweier liturgischer Tage ein, weil ,,die Feier der Sonntage und der Hochfeste bereits am Abend des vorausgehenden Tages beginnt“ (vgl. Allgemeine Normen für das liturgische Jahr und den Kalender, Nr.3). In derselben Feier finden sich einerseits Gläubige ein, um der Verpflichtung zum Messbesuch des laufenden Tages nachzukommen, andere der des folgenden Tages. So kann es z.B. geschehen, dass am Abend des 4. Adventssonntags, falls dieser auf den 24. Dezember fällt, zugleich die Abendmesse vom Sonntag und die Vigilmesse gehalten werden. Falls genauso Weihnachten auf einen Samstag fällt, entsteht am Abend eine Okkurrenz zwischen der Weihnachtsmesse und der Vorabendmesse von der Heiligen Familie.<br />
Diese und ähnliche Fälle können nicht mittels allgemeiner Normen gelöst werden, weil verschiedene pastorale Notwendigkeiten und Gewohnheiten der Gläubigen bestehen.<br />
Deshalb werden die folgenden Hinweise gegeben:<br />
1. Der allgemeine Grundsatz für die Messfeier des gebotenen Feiertages am Vorabend ist der in Nr. 28 der Instruktion ,,Eucharisticum mysterium" genannte.<br />
2. Bei einer Okkurrenz eines Sonntags mit einem Hochfest kann die Unversehrtheit der Feier des ganzen liturgischen Tages im allgemeinen besser gewahrt bleiben, wenn man die Bestimmungen für die Vesper auch auf die Messfeier ausdehnt: ,,Wenn an einem Tag die Vesper des heutigen und die Vesper des folgenden Tages zusammentreffen, hat die Vesper jenes Tages den Vorrang, der im Verzeichnis der liturgischen Tage den höheren Rang innehat; bei gleichem Rang geht die Vesper des heutigen Tages vor“ (vgl. Allgemeine Normen für das liturgische Jahr und den Kalender, Nr.61).<br />
3. An der Vigil von Hochfesten, an denen eine besondere Vigilmesse gehalten wird (Weihnachten, Geburt des hl. Johannes des Täufer, Peter und Paul, Mariä Himmelfahrt), wird diese gefeiert, auch wenn sie auf einen Sonntag fällt.<br />
4. Mit Rücksicht auf die pastoralen Gegebenheiten soll die zu befolgende Praxis auf diözesaner Ebene am Jahresbeginn vom Ortsordinanus im Eigenkalender angegeben werden; gegebenenfalls sind die obigen Bestimmungen außer acht zu lassen, wenn aus pastoralen Gründen die Feier der einen oder anderen Messe empfehlenswerter zu sein scheint.<br />
<br />
(80) Ritenkongregation, Instruktion [[Inter Oecumenici]] vom 26. 9. 1964 Nr. 60: AAS 56 (1964) 891.<br />
<br />
(81) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 55: AAS 56 (1964) 115.<br />
<br />
(82) Vgl. ebd. Art. 55: AAS 56 (1964) 115: Römisches Messbuch, Ritus servandus vom 27.1.1965 Nr. 7.<br />
<br />
(83) Vgl. Ritenkongregation, Rubriken des römischen Breviers und Messbuches vom 26.7.1960 Nr. 502: AAS 52 (1960) 680.<br />
<br />
(84) Vgl. 21. Sitzung, [[Sacrosancta oecumenica (9)|Dekret über die eucharistische Kommunion]] Kap. 1-3:Denz. 930-932 (1726-1729).<br />
<br />
(85) Vgl. Ritus servandus bei der Austeilung der hl. Kommunion unter beiden Gestalten vom 7.3.1965 Nr.1.<br />
b Auf die vorgelegte Frage: „Wann kann die heilige Kommunion unter beiden Gestalten einem Priester gereicht werden, der schon zelebriert hat?“ wird in N 4 (1968) 133 folgendermaßen geantwortet:<br />
Es handelt sich hier um wirkliche Diakone und Subdiakone. Wenn daher ein Priester den Dienst eines Diakons oder Subdiakons ausübt und schon zelebriert hat oder noch zelebrieren wird, darf er die heilige Kommunion unter beiden Gestalten nicht empfangen. [Vgl. allerdings Nr.1376 dieses Bandes.]<br />
Im Falle der Conzelebration ist die Verfügung dagegen weitergefasst: „allen..., die einen wirklichen liturgischen Dienst ausüben“ (Nr. 32,8). In diesem Fall können alle, die einen liturgischen Dienst ausüben, zur heiligen Kommunion unter beiden Gestalten zugelassen werden, auch wenn sie Priester sind, die schon zelebriert haben oder noch zelebrieren werden.<br />
<br />
(86) Vgl. Papst Pius XII., Enzyklika Mediator Dei: AAS 39 (1947) 565 f. <br />
<br />
(87) Vgl. AAS 56 (1964) 7; AAS 59 (1967) 374.<br />
c Auf die vorgelegte Frage, „ob die bei der Kommunion außerhalb der Messe zu verwendenden Formeln (z.B. ,,Confiteor“, ,,Ecce Agnus Dei"...) verschieden sein sollen“, wird in N 6 (1970) 264 folgendermaßen geantwortet:<br />
Negativ. Bei der Austeilung der Kommunion außerhalb der Messe sollen dieselben Formeln verwendet werden, die im ,,Ordo Missae“ (Nr. 133-135) stehen. Das ,,Confiteor“ und die Absolution sollen nicht ausgelassen werden (O.M., Nr.3), solange nichts anderes angeordnet wird.<br />
<br />
(88) Konzil von Trient, 13. Sitzung, Dekret über die Eucharistie Kap. 2: Denz. 875 (1638); vgl. auch 22. Sitzung, Dekret über die Messe Kap. 1 f: Denz. 938 (1740), 940 (1743)<br />
<br />
(89) Konzil von Trient, 13. Sitzung, Dekret über die Eucharistie Kap. 7: Denz. 880 (1646-1647).<br />
<br />
(90) [[CIC]], Kan. 856.<br />
<br />
(91) Konzilskongregation, [[Sacra tridentina synodus|Dekret über den täglichen Empfang der hl. Eucharistie]] vom 20.12.1905 Nr. 6: ASS 38 (1905-1906) 405; Papst Pius XII., Enzyklika Mediator Dei: AAS 39 (1947) 565.<br />
<br />
(92) Vgl. Konzil von Trient, 13. Sitzung, Dekret über die Eucharistie Kap. 8: Denz. 881 (1648).<br />
<br />
(93) Vgl. Papst Pius XII., Enzyklika Mediator Dei: AAS 39 (1947) 566.<br />
<br />
(94) Vgl. CIC, Kan. 864, 1.<br />
<br />
(95) Vgl. CIC, Kan. 865.<br />
<br />
(96) 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 26: AAS 56 (1964) 107.<br />
<br />
(97) 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 26: AAS 57 (1965) 31 f.<br />
<br />
(98) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 41: AAS 56 (1964) 111.<br />
<br />
(99) 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 13: AAS 58 (1966) 1011; vgl. Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 28:AAS 57 (1965) 33-36.<br />
<br />
(100) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 28: AAS 56 (1964) 107.<br />
<br />
(101) 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 13: AAS 58 (1966) 1011 f; vgl. Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium Fidei: AAS 57 (1965) 762.<br />
<br />
(102) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 22 § 3: AAS 56 (1964)106.<br />
<br />
(103) Vgl. Thomas von Aquin, Summa Theol. IIa-IIae , q. 93, a. 1.<br />
<br />
(104) 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 11: AAS 56 (1964) 102 f; vgl. auch Art. 48: ebd. 113.<br />
<br />
(105) Vgl. ebd. Art. 57: AAS 56 (1964)115 f; Ritenkongregation, Allgem. Dekret Ecclesiae semper vom 7.3.1965: AAS 57 (1965) 410-412.<br />
<br />
(106) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 41: AAS 56 (1964) 111; Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 28: AAS 57 (1965) 33-36: Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 7: AAS 58 (1966) 1001-1003.<br />
<br />
(107) 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 28: AAS 57 (1965) 35; vgl. Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 8: AAS 58 (1966)1003-1005.<br />
<br />
(108) Sakramentenkongregation, Instruktion [[Quam plurimum]] vom 1.10.1949: AAS 41 (1949) 509 f; vgl. Konzil von Trient, 13. Sitzung, Dekret über die Eucharistie Kap. 6: Denz. 879 (1645); Papst Pius X., Dekret Sacra Tridentina Synodus vom 20.12.1905: Denz. 1981 (3375).<br />
<br />
(109) Papst Pius XII., Enzyklika Mediator Dei: AAS 39 (1947) 569.<br />
<br />
(110) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 5: AAS 58 (1966) 997-999.<br />
<br />
(111) Vgl. ebd. Art. 18: AAS 58 (1966) 1018 f.<br />
<br />
(112) Vgl. CIC, Kan. 1268 § 1.<br />
<br />
(113) Vgl. Ritenkongregation, Instruktion Inter Oecumenici vom 26.9. 1964 Nr. 95: AAS 56 (1964) 898; Sakramentenkongregation, Instruktion Nullo umquam tempore vom 28.5.1938 Nr.4: AAS 30 (1938) 199 f.<br />
<br />
(114) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dekret über Dienst und Leben der Priester Art. 18: AAS 58 (1966) 1018 f; Papst Paul VI., Enzyklika Mysterium Fidei: AAS 57 (1965) 771.<br />
<br />
(115) Ritenkongregation, Instruktion Inter Oecumenici vom 26.9.1964 Nr.95: AAS 56 (1964) 898.<br />
<br />
(116) Vgl. oben Nr. 9.<br />
<br />
(117) Vgl. CIC, Kan.1271.<br />
<br />
(118) Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Dogmat. Konstitution über die Kirche Art. 11: AAS 57 (1965) 15 f<br />
<br />
(119) 2. Vatikanisches Konzil, Liturgiekonstitution Art. 13: AAS 56 (1964) 103.<br />
<br />
(120) Vgl. unten Nr. 62.<br />
<br />
(121) Vgl. Papst Pius X., Dekret Sacra Tridentina Synodus vom 20. 12. 1905: Denz. 1981 (3375).<br />
d Auf die vorgelegte Frage: ,,Kann der Bischof erlauben, dass Schwestern das allerheiligste Sakrament zur Anbetung in der Monstranz aussetzen dürfen?" wird in N 6 (1970)104 folgendermaßen geantwortet:<br />
Negativ. Dies steht der Kongregation für den Gottesdienst zu. [Diese Anordnung wurde 1973 geändert; vgl. Nr. 3099 dieses Bandes.]<br />
e Auf die vorgelegte Frage: ,,Können während der Aussetzung des allerheiligsten Sakramentes Gebete zu Ehren der seligen Jungfrau Maria oder der Heiligen zugelassen werden?“ wird in N 4 (1968) 133 f folgendermaßen geantwortet:<br />
Bis jetzt war es in gewissen Gemeinschaften und Vereinigungen üblich, vor dem ausgesetzten Allerheiligsten Gebete zu Ehren der seligen Jungfrau Maria zu verrichten, beispielsweise den Rosenkranz, oder Bittgebete zu den Heiligen, z.B. die Allerheiligenlitanei, eine Novene zur Vorbereitung auf das Fest eines Heiligen usw.<br />
Nun taucht die Frage auf, ob das dem Buchstaben und dem Geist der Instruktion über Feier und Verehrung des Geheimnisses der Eucharistie entspricht.<br />
Einerseits wird bemerkt, dass im Text der Instruktion kein Verbot enthalten ist.<br />
Andererseits werden die Worte in Nr. 62 der Instruktion: ,,Während der Aussetzung ist alles so zu ordnen, dass die dem Gebet obliegenden Gläubigen an Christus den Herrn denken“, mehr im einschränkenden Sinn verstanden, so dass sie „... nur an Christus den Herrn denken“ bedeuten.<br />
Wenn sich auch das Wörtchen nur (unice) nicht im Text findet, so gibt eine solche Interpretation des Textes den Sinn des Gesetzes gut wieder. Das Ziel der gemeinsamen Anbetung vor dem ausgesetzten allerheiligsten Sakrament wird nämlich dann erreicht, wenn Gedanken und Gebet der Gläubigen durch heiliges Schweigen, Lesungen, besonders aus der Hl. Schrift, Gesänge und Gebete auf das eucharistische Geheimnis hingeordnet werden.<br />
Andere Andachtsübungen lenken - so gut und empfehlenswert sie auch sein mögen - die Aufmerksamkeit auf andere Objekte und sollen deshalb zu anderer Zeit verrichtet werden, etwa vor oder nach der Anbetung und dem sakramentalen Segen.<br />
Der Rosenkranz ist ein marianisches, nicht an Christus gerichtetes Gebet. Dagegen kann man nicht einwenden, dass beim Sprechen der Worte ,,Gegrüßt seist du, Maria“ die Geheimnisse Christi betrachtet werden sollen. Denn der wesentliche Teil dieser Gebetsform besteht aus der Wiederholung eines an die Jungfrau Maria gerichteten Gebetes. Diese fromme Gebetsübung bedürfte übrigens einer neuen Überlegung, damit eine vollere Übereinstimmung von Wort und Herz des Beters erreicht wird.<br />
Ebenso wird auf die vorgelegte Frage: „Kann vor dem ausgesetzten allerheiligsten Sakrament die Vesper gesungen werden?“ in N 4 (1968) 134 folgendermaßen geantwortet:<br />
Mancherorts pflegte man, besonders an Sonntagen, gleich nach der Vesper den eucharistischen Segen zu erteilen. Nach Erscheinen der Instruktion hat man gelegentlich folgende Ordnung eingeführt: Am Beginn geschieht die Aussetzung, dann wird die Vesper gesungen und am Schluss der Segen erteilt. Das scheint mit dem oben Gesagten nicht übereinzustimmen. Die Abfolge kann besser geordnet werden.<br />
Der eucharistische Segen darf nicht als Abschluss der Vesper erscheinen. Er kann am Sonntag nützlicher seinen Platz als selbständige liturgische Handlung haben, zu der die Gläubigen zur Verehrung Gottes eingeladen werden. Es kann daher nach der Vesper ausgesetzt und nach einiger Zeit der stillen Anbetung der Segen erteilt werden. Wenn während der Vesper eine Schriftlesung mit wiederholt werden zu müssen.<br />
Besser wäre es, wenn entsprechend den örtlichen und personellen Gegebenheiten zwischen der einen und der anderen liturgischen Handlung eine Zeitspanne eingeschoben würde.<br />
[In dem 1973 herausgegebenen Faszikel des Rituale Romanum ,,De sacra communione et de cultu mysterii eucharistici“, Nr.96, wird aber gesagt: ,,Wenn das heilige Sakrament über längere Zeit ausgesetzt ist, kann auch das Stundengebet davor verrichtet werden, vor allem die wichtigsten Horen.“<br />
f Auf die vorgelegte Frage: ,,Muss der Priester zur Erteilung des Segens mit der Pyxis diese mit dem über die Schultern gelegten Velum bedecken?" wird in N 5 (1969) 327 folgendermaßen geantwortet:<br />
Nach altem und übernommenem Brauch nimmt der Priester als Zeichen der Ehrfurcht die Pyxis oder die Monstranz mit vom Schultervelum bedeckten Händen. Dieser Brauch gilt aber nicht für die Bedeckung der Pyxis, die bei der Erteilung des Segens vielmehr den Gläubigen gezeigt werden soll, wie es auch bei Verwendung einer Monstranz geschieht. Deshalb scheint es der Echtheit des Vollzuges besser zu entsprechen, wenn auch die Pyxis beim eucharistischen Segen mit dem Velum umfasst, nicht aber bedeckt wird.<br />
g Auf die vorgelegte Frage: ,,Ist während der Predigt ein Schleier vor die Monstranz zu stellen?“ wird in N 4 (1968) 135 folgendermaßen geantwortet:<br />
Predigten vor dem Allerheiligsten sind verboten. ,,Die Homilie oder die kurzen Ermahnungen“, von denen die Instruktion spricht, sind keine Predigten, sondern kurze Erklärungen der gelesenen Texte, ,,die zu einer größeren Wertschätzung des eucharistischen Mysteriums führen sollen“. Während diese gehalten werden, braucht man keinen Schleier vor die Monstranz zu stellen, wie keiner vorgestellt wird, wenn Texte der Heiligen Schrift gelesen werden.<br />
Auf die vorgelegte Frage, ,,ob es erlaubt ist, bei längerer Aussetzung das allerheiligste Sakrament öfter als zweimal am Tag einzusetzen“, wird in N 4 (1968) 135 folgendermaßen geantwortet:<br />
Die Schwierigkeit kommt daher, dass es bei den heutigen Gegebenheiten schwer ist, durch mehrere Stunden ständig eine größere Beteiligung zu erreichen, sondern nur zu bestimmten Zeiten, z. B. frühmorgens, mittags und in den Abendstunden. Der Sinn des Gesetzes ist es, zu vermeiden, dass bei feierlicher Aussetzung, vielleicht auch mit einem gewissen äußeren Aufwand, nur der eine oder andere Anbeter anwesend ist. Es scheint nach Möglichkeit günstiger, zu bestimmten Stunden gemeinsame Anbetungszeiten festzusetzen und eine größere Zahl von Anbetern zusammenzurufen, als die Anbeter in kleinen Gruppen auf die verschiedenen Stunden zu verteilen. Für diesen Fall kann das allerheiligste Sakrament während der Nacht und zweimal am Tag reponiert werden, während es ausgesetzt ist, wenn die Gläubigen zahlreich anwesend sind. Eine öftere Repositio soll vermieden werden.<br />
In Ordensgemeinschaften, die satzungsgemäß ewige Anbetung haben, scheint es nicht dem Gesetz zu widersprechen, dass außer den Anbetungszeiten der ganzen Gemeinschaft nur wenige Ordensangehörige nacheinander vor dem Allerheiligsten Anbetung halten.<br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Sacra_virginitas_(Wortlaut)&diff=45174Sacra virginitas (Wortlaut)2008-09-10T11:35:33Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div><center> [[Enzyklika]] </center><br />
{|align="center" cellpadding=5px;<br />
!bgcolor="silver"|'''[[Sacra virginitas]]'''<br />
|-----<br />
{|align="center"<br />
<center> unseres [[Papst|Heiligen Vaters]]</center><br />
<center> [[Pius XII.]] </center><br />
<center> an die Ehrwürdigen Brüder, die [[Patriarch|Patriarchen]], [[Primat|Primaten]], [[Erzbischof|Erzbischöfe]], [[Bischof|Bischöfe]] </center><br />
<center> und die sonstigen Oberhirten, die in Frieden und Gemeinschaft mit dem [[Apostolischer Stuhl|Apostolischen Stuhle]] leben </center><br />
<center> '''über die heilige [[Jungfräulichkeit]] ''' </center><br />
<center> [[25. März]] [[1954]] </center><br />
<center> (Lateinischer Text: [[AAS]] XLVI [1954] 161-191) </center><br />
<br />
(Quelle: Offizielle deutsche Übersetzung, Johannes-Verlag Leutesdorf am Rhein 1955 (3. Auflage); [[Imprimatur]] N 165/55. Treveris, die 30 m. Novembris 1955 Dr. Weins, Vicarius Generalis. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung [http://www.vatican.va/holy_father/pius_xii/encyclicals/documents/hf_p-xii_enc_25031954_sacra-virginitas_en.html])<br />
<br />
'''Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
<br />
'''<center> Ehrwürdige Brüder, </center>'''<br />
'''<center> Gruß und Apostolischen Segen </center>'''<br />
<br />
==Einleitung==<br />
<br />
===Der christliche Ursprung der Jungfräulichkeit===<br />
<br />
'''1''' Die heilige Jungfräulichkeit und die vollkommene, dem Dienst Gottes geweihte Keuschheit gehören ohne Zweifel zu den kostbarsten Schätzen, die der Stifter der Kirche der von ihm gegründeten Gemeinschaft gleichsam als Erbe hinterlassen hat. <br />
<br />
'''2''' Aus diesem Grund haben die heiligen Väter erklärt, die immerwährende Jungfräulichkeit sei ein hohes, von der christlichen Religion eingeführtes Gut. Sie bemerken mit Recht; dass die alten Heiden den Vestalinnen einen solchen Lebenswandel nur für eine bestimmte Zeit auferlegten (1); dass, wenn im Alten Testament Bewahrung und Schutz der Jungfräulichkeit vorgeschrieben werden, dies nur als Forderung für die Zeit vor der Ehe gelte (2); und außerdem – so schreibt Ambrosius (3) – „lesen wir, dass auch im Tempel von Jerusalem Jungfrauen waren. Doch was sagt der Apostel ? ,Alles, was mit ihnen geschah, war sinnbildlich (4), als Vorzeichen für Künftiges.” <br />
<br />
'''3''' Schon seit dem apostolischen Zeitalter gedeiht und blüht diese Tugend im Garten der Kirche. Wenn in der Apostelgeschichte (5) berichtet. wird, dass die vier Töchter des Diakons Philippus Jungfrauen gewesen seien, so wird damit sicher nicht so sehr auf die Jugend als vielmehr auf ihren Lebensstand hingewiesen. Nicht viel später erwähnt Ignatius von Antiochien (6) grüßend die Jungfrauen, die, zusammen mit den Witwen, schon einen nicht unbeträchtlichen Teil der Christengemeinde von Smyrna ausmachten. Und im zweiten Jahrhundert – so bezeugt der heilige Justinus – ”gibt es viele Sechzig- und Siebzigjährige beiderlei Geschlechtes, die, von Kindheit an im Geiste Christi erzogen, sich unversehrt bewahren“ (7). Nach und nach wuchs die Zahl der Männer und Frauen, die ihre Keuschheit Gott weihten; in gleicher Weise gewann ihre Stellung und Aufgabe in der Kirche nicht wenig an Bedeutung, wie Wir ausführlich in Unserer Apostolischen Konstitution ”Sponsa Christi” dargelegt haben (8). <br />
<br />
'''4''' Ferner haben die heiligen Väter – wie Cyprianus, Athanasius, Ambrosius, Johannes Chrysostomus, Hieronymus, Augustinus und nicht wenige andere – in ihren Schriften über die Jungfräulichkeit diese mit dem höchsten Lob bedacht. Diese Lehre der Kirchenväter, im Laufe der Jahrhunderte von den Kirchenlehrern und den Lehrern der christlichen Vollkommenheit noch ausgebaut, trägt in der Tat unter den Christen beiderlei Geschlechts viel bei zur Weckung oder, nachdem er schon gefasst ist, zur Festigung des Entschlusses, sich in vollkommener Keuschheit Gott zu weihen und in ihr bis zum Tode zu verharren. <br />
<br />
'''5''' Unzählbar ist die Schar derer, die seit den Anfängen der Kirche bis auf unsere Zeit ihre Keuschheit Gott dargebracht haben, sei es, dass sie ihre Jungfräulichkeit unberührt bewahrten, sei es, dass sie nach dem Tode ihres Ehegefährten Gott ihren Witwenstand dauernd weihten, sei es, dass sie ihre Sünden bereuend, ein völlig keusches Leben wählten; alle aber hervorragend durch den gleichen, einmütigen Entschluss, für immer um Gottes willen volle geschlechtliche Enthaltsamkeit zu beobachten. Was also die Kirchenväter über die Hoheit und das Verdienst der Jungfräulichkeit lehrten, soll für sie alle Einladung, Festigung und Bestärkung sein, dass sie unentwegt in dem dargebrachten Opfer beharren und nichts, auch nicht das Geringste, von dem auf Gottes Altar gelegten Ganzopfer wegnehmen und für sich beanspruchen. <br />
<br />
'''6''' Wenn aber eines der drei Gelübde des Ordensstandes (9) auf dieser vollkommenen Keuschheit beruht und wenn diese von den Klerikern mit den höheren Weihen in der lateinischen Kirche (10) und von den Mitgliedern, der Weltlichen Institute (11) verlangt wird, so blüht sie gleichwohl auch bei nicht wenigen, die ganz dem Laienstand angehören. Gibt es doch Männer und Frauen, die zwar nicht dem öffentlichen Stand der Vollkommenheit zugehören, die aber dennoch kraft ihres Entschlusses oder eines Privatgelübdes der Ehe und der geschlechtlichen Befriedigung vollständig entsagen, um mit größerer Freiheit dem Nächsten dienen sowie leichter und inniger ihren Geist mit Gott vereinen zu können.<br />
<br />
===A. Zweck des Rundschreibens===<br />
<br />
'''7''' Allen und den einzelnen dieser geliebten Söhne und Töchter, die irgendwie Leib und Seele Gott geweiht haben, gilt Unser väterliches Wohlwollen, und Wir ermahnen sie eindringlichst, ihren heiligen Entschluss zu festigen und sorgsam auszuführen. <br />
<br />
'''8''' Nun gibt es aber heute manche, die diesbezüglich vom rechten Weg abweichen und die Ehe so sehr erheben, dass sie ihr tatsächlich den Vorzug vor der Jungfräulichkeit geben und damit die gottgeweihte Keuschheit und den kirchlichen Zölibat herabsetzen. Darum verlangt es die Verantwortung des apostolischen Amtes von Uns, dass Wir die Lehre von den hohen Aufgaben der Jungfräulichkeit gerade heute darlegen und sichern, um die katholische Wahrheit gegen jene Irrtümer zu verteidigen.<br />
<br />
==I. Wesen und Würde der Jungfräulichkeit==<br />
<br />
===A. Die Lehre Jesu===<br />
<br />
'''9''' Vor allem glauben Wir darauf hinweisen zu sollen, dass die Kirche die Hauptpunkte ihrer Lehre über die Jungfräulichkeit den Worten ihres göttlichen Bräutigams selber entnommen hat. <br />
<br />
'''10''' Als den Jüngern die in der Rede ihres Meisters ausgesprochenen Bindungen und Bürden der Ehe sehr schwer erschienen und sie zu ihm gesagt hatten: „Wenn es zwischen Mann und Frau so steht, ist es ja besser, nicht zu heiraten“ (12), da antwortete Jesus Christus, nicht alle würden dies fassen, sondern nur die, denen es gegeben sei; manche würden durch ein Gebrechen der Natur, andere durch Gewalt und Bosheit der Menschen von der Ehe abgehalten; wieder andere aber würden sich aus freiem Willen und Antrieb ihrer enthalten, und zwar „um des Himmelreiches willen”; dann schloss er mit den Worten: ”Wer es fassen kann, der fasse es (13)”. <br />
<br />
====a) Auf Lebenszeit====<br />
<br />
'''11''' In diesem Satz spricht also der göttliche Meister nicht von den körperlichen Hindernissen gegen eine Eheschließung, sondern von dem geistigen Entschluss des freien Willens, für immer der Ehe und der geschlechtlichen Befriedigung zu entsagen. Wenn er nämlich die freiwillig Ehelosen mit denen vergleicht, die von Natur oder durch Menschengewalt zum gleichen Verzicht gezwungen werden, lehrt uns, damit der göttliche Erlöser nicht gerade dies, dass zur wahren Vollkommenheit der Keuschheit ihre immerwährende Dauer gehört ?<br />
<br />
====b) Um des Himmelreiches willen====<br />
<br />
'''12''' Dazu kommt – wie die heiligen Väter und die Kirchenlehrer vortrefflich dargelegt haben –, dass die Jungfräulichkeit nur dann eine christliche Tugend ist, wenn wir sie ”um des Himmelreiches willen” (14) auf uns nehmen; das heißt, nur dann, wenn wir diesen Lebensstand ergreifen, um uns umso leichter den göttlichen Dingen widmen zu können, um einmal um so sicherer die ewige [[Seligkeit]] zu erreichen und um schließlich um so unbeschwerter auch die anderen mit voller Hingabe zum Himmelreich führen zu können. <br />
<br />
'''13''' Es können also nicht diejenigen beiderlei Geschlechtes die Ehre der christlichen Jungfräulichkeit für sich beanspruchen, die sich aus übergroßer Selbstsucht der Ehe enthalten oder aus Scheu vor deren Lasten, wie der heilige Augustinus bemerkt (15), und auch nicht jene, die nach Pharisäerart die Unversehrtheit ihres Leibes hochmütig zur Schau tragen möchten; schon das Konzil von Gangra verwirft es ja, dass der Jungfräuliche oder Enthaltsame sich von der Ehe wie von etwas zu Verabscheuendem fernhalte und nicht vielmehr gerade wegen der Schönheit und Heiligkeit der Jungfräulichkeit (16). <br />
<br />
===B. Die Lehre des heiligen Paulus===<br />
<br />
==== a) Auf den Herrn bezogen====<br />
<br />
'''14''' Überdies bemerkt der Völkerapostel unter göttlicher Eingebung: „Der Unverheiratete ist um die Sache des Herrn besorgt, wie er dem Herrn gefalle ... Die unverheiratete Frau und die Jungfrau ist besorgt um die Sache des Herrn und will heilig sein an Leib und Seele (17).” <br />
<br />
'''15''' Dies ist also der Leitgedanke und der Hauptgrund der christlichen Jungfräulichkeit: auf das Göttliche allein hinzustreben und bedacht zu sein; Gott in allem gefallen zu wollen; mit Hingebung an ihn zu denken; ihm Leib und Seele ganz zu weihen. <br />
<br />
===C. Die Lehre der Väter===<br />
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====a) Weihe an Gott====<br />
<br />
'''16''' So haben die heiligen Väter jederzeit den Ausspruch Jesu Christi und die Lehre des Völkerapostels gedeutet. Von den Anfängen der Kirche an haben sie die Jungfräulichkeit als eine Gott dargebrachte Weihe des Leibes und der Seele betrachtet. Deshalb verlangt der heilige Cyprian von den Jungfrauen: „Jene, die sich Christus geweiht und, der fleischlichen Begierde entsagend, mit Leib und Seele Gott anheim gegeben haben, ... sollen sich nur für Gott schmücken und ihm allein zu gefallen suchen (18)”. Noch weiter geht der Bischof von Hippo, wenn er erklärt: „Nicht um ihrer selbst willen wird die Jungfräulichkeit geehrt, sondern weil sie Gott geweiht ist... Und wir preisen an den Jungfrauen nicht,: dass sie solche sind, sondern dass sie durch heilige Enthaltsamkeit Gott geweihte Jungfrauen sind (19).” Die beiden Fürsten der theologischen Wissenschaft – Thomas von Aquin (20) und Bonaventura (21) – lehren mit Berufung auf den heiligen Augustinus, dass die Jungfräulichkeit nur dann die Festigkeit einer Tugend besitze, wenn sie aus der Übernahme des Gelübdes hervorgehe, sie für immer unverletzt zu bewahren. Tatsächlich verwirklichen jene am meisten und am vollkommensten den Ausspruch Christi über den dauernden Verzicht auf die Ehe, die sich durch ein ewiges Gelübde dazu verpflichten. Und man kann nicht mit Recht behaupten, dass der Vorsatz jener, die sich einen Weg zum Widerruf offen halten wollen, besser und vollkommener sei. <br />
<br />
====b) Geistige Ehe====<br />
<br />
'''17''' Dieses Band vollkommener Keuschheit betrachteten die heiligen Väter als eine Art geistiger Ehe, wodurch die Seele mit Christus vereinigt wird; einige gingen daher so weit, dass sie in diesem Fall die Verletzung des gegebenen Wortes dem Ehebruch gleichachteten (22). So schreibt der heilige Athanasius, die katholische Kirche pflege jene Bräute Christi zu nennen, die sich durch die Tugend der Jungfräulichkeit auszeichneten (23). Und der heilige Ambrosius, der eigens über die gottgeweihte Jungfrau schreibt, stellt den Satz auf: „Jungfrau ist, wer sich Gott vermählt (24).” Noch mehr: Wie aus den Schriften gerade des Mailänder Kirchenlehrers hervorgeht (25), war schon vom vierten Jahrhundert an der Ritus der Jungfrauenweihe jenem sehr ähnlich, den die Kirche in unseren Tagen bei der Einsegnung der Ehe anwendet (26). <br />
<br />
'''18''' Aus dem gleichen Grunde ermahnen die heiligen Väter die Jungfrauen, ihrem göttlichen Bräutigam eine größere Liebe entgegenzubringen, als sie es dem gegenüber täten, mit dem sie sich ehelich verbunden hätten, und seinem Willen jederzeit im Denken und Handeln zu willfahren (27). So schreibt ihnen zum Beispiel der heilige Augustinus: „Liebt aus ganzem Herzen den Schönsten unter den Menschenkindern: ihr seid dafür frei; euer Herz ist nicht behindert durch eheliche Bindungen... Wenn ihr also den Ehegefährten eine große Liebe schulden würdet, wie innig müsst ihr dann den lieben, um dessentwillen ihr keine Ehegefährten haben wolltet? Ganz eurem Herzen soll er eingeprägt sein, der für euch ans Kreuz geheftet wurde (28).” Dies entspricht übrigens auch den Gesinnungen und Vorsätzen, welche die Kirche selbst von den Jungfrauen am Tage ihrer rituellen Weihe an Gott erwartet, wenn sie ihnen die folgenden Worte nahe legt: „Das Reich der Welt und allen irdischen Schmuck habe ich verschmäht um der Liebe unseres Herrn Jesus Christus willen, den ich schaute, den ich liebte, an den ich glaubte, den ich mir erkor (29).” Nichts anderes also als die Liebe zu ihm drängt die Jungfrau mit sanfter Gewalt dazu, ihren Leib und ihre Seele ganz dem göttlichen Heiland zu weihen, wie auch der heilige Methodius, Bischof von Olympus, ihr die herrlichen Worte in den Mund legt: ”Du selbst, Christus, bist mir alles. Für dich bewahre ich mich keusch, und mit brennender Lampe in den Händen eile ich dir, mein Bräutigam, entgegen (30).” Die Liebe zu Christus ist es darum, die die Jungfrau veranlasst, sich hinter Klostermauern zu flüchten und dort für immer zu bleiben, um sich freier und leichter dem himmlischen Bräutigam zu widmen und ihn zu lieben; sie drängt und treibt sie an, die Werke der Barmherzigkeit für den Nächsten bis zum Tode mit allen Kräften auszuüben. <br />
<br />
====c) Verähnlichung mit dem jungfräulichen Christus====<br />
<br />
'''19''' Von jenen Männern aber, „die sich nicht mit Frauen eingelassen haben und jungfräulich sind (31)“, versichert der Apostel Johannes: „Sie folgen dem Lamme, wohin es geht (32).” Bedenken wir darum die Mahnung, die ihnen allen der heilige Augustinus erteilt: „Folgt dem Lamme; denn auch des Lammes Fleisch ist jungfräulich ... Mit Recht folgt ihr ihm durch Jungfräulichkeit des Herzens und des Fleisches, wohin es geht. Was heißt folgen anders als nachahmen? Christus hat ja für uns gelitten und uns ein Beispiel hinterlassen, wie der Apostel Petrus sagt, „dass wir in seine Fußstapfen treten” (33). Alle diese Jünger und Bräute Christi haben den Stand der Jungfräulichkeit umfangen, wie der heilige Bonaventura erklärt, „wegen der Gleichförmigkeit mit Christus dem Bräutigam, dem dieser Stand die jungfräulichen Seelen gleichgestaltet” (34). Ihrer glühenden Liebe zu Christus konnte es nämlich nicht genügen, durch seelische Bande mit ihm vereinigt zu werden, sondern es war notwendig für sie, die gleiche Liebe in der Nachahmung seiner Tugenden zu bewähren und ganz besonders in der Gleichförmigkeit mit seinem Leben, das ganz zum Guten und zum Heil des Menschengeschlechtes gelebt war. Wenn die Priester, die Ordensmänner und die Ordensfrauen wie alle jene, die in irgendeiner Form sieh dem göttlichen Dienste geweiht haben, die vollkommene Keuschheit üben, so geschieht dies wahrhaftig deshalb, weil ihr göttlicher Meister jungfräulich war bis zu seinem Lebensende. So ruft der heilige Fulgentius aus: „Dieser ist aber der eingeborene Sohn Gottes, der eingeborene Sohn auch der Jungfrau, der eine Bräutigam aller gottgeweihten Jungfrauen, der heiligen Jungfraulichkeit Frucht, Zier und Gabe, er, den die heilige Jungfräulichkeit körperlich gebar, dem die heilige Jungfräulichkeit sich geistig vermählt, von dem die heilige Jungfräulichkeit befruchtet wird, dass sie unberührt beharre, von dem sie geschmückt wird, dass sie schön bleibe, von dem sie gekrönt wird, dass sie immerdar glorreich herrsche (35). <br />
<br />
===D. Nähere theologische Begründung===<br />
<br />
====a) Freiheit für den Dienst Gottes====<br />
<br />
'''20''' An dieser Stelle, ehrwürdige Brüder, halten Wir es für angebracht, näher zu begründen und eingehender zu erklären, wieso die Liebe Christi hochherzige Seelen zum Verzicht auf die Ehe bewegt und welche geheimnisvollen Beziehungen zwischen der Jungfräulichkeit und der Vollkommenheit christlicher Liebe bestehen. Schon in dem vorhin angeführten Ausspruch Jesu Christi wird angedeutet, dass ein vollständiger Verzicht auf die Ehe die Menschen von deren schweren Aufgaben und Pflichten befreit. Auf Eingebung des Geistes Gottes legt der Völkerapostel den Grund dieser Befreiung mit folgenden Worten dar: „Ich möchte, dass ihr ohne Sorge seid... Der Verheiratete ist aber um weltliche Dinge besorgt, wie er der Frau gefalle. So ist er geteilt (36).” Wozu jedoch zu bemerken ist: Der Apostel missbilligt hier nicht die Männer, die um ihre Frauen besorgt sind, und er tadelt nicht die Frauen, die ihren Gatten zu gefallen sich bestreben; er sagt vielmehr nur, dass ihre Seelen zwischen Gatten- und Gottesliebe geteilt und von zwiespältigen Sorgen bedrängt sind, durch die sie es, infolge der Pflichten des Zusammenlebens, nicht leicht haben, sich der Betrachtung göttlicher Dinge zu widmen. Denn die ihnen auferlegte Pflicht der Ehe gebietet klar: „Die zwei werden ein Fleisch sein (37).” Die Eheleute sind ja in traurigen wie in frohen Tagen durch gegenseitige Bande verknüpft (38)”. So ist es leicht zu verstehen, warum jene, die sich dem göttlichen Dienst hinzugeben wünschen, den jungfräulichen Lebensstand wie eine Art Befreiung erwählen, nämlich um vollständiger Gott dienen und zum Wohl des Nächsten mit allen Kräften beitragen zu können. Um Beispiele anzuführen: Wie hätte denn der wunderbare Künder der Wahrheit des Evangeliums, der heilige Franz Xaver, wie hätte der barmherzige Vater der Armen, der heilige Vinzenz von Paul, der erfinderische Erzieher der Jugend, der heilige Johannes Bosco, und die unermüdliche „Mutter der Auswanderer”, die heilige Franziska Xaveria Cabrini, wie hätten sie die ungeheuren Mühen und Arbeiten bewältigen können; wenn sie für die körperliche und seelische Wohlfahrt eines Gatten und einer Nachkommenschaft hätten sorgen müssen? <br />
<br />
====b) Erhebung des Geistes====<br />
<br />
'''21''' Es gibt noch einen weiteren Grund, weswegen alle jene, die sich ganz Gott und dem Heil des Nächsten hinzugeben verlangen, den jungfräulichen Stand auf sich nehmen. Es ist jener, den die heiligen Väter anführten, wenn sie von den Vorteilen derer handelten, die sich gänzlich der sinnlichen Lust deshalb enthalten, damit sie mehr für die Erhebungen und Freuden des geistlichen Lebens befähigt seien. Ohne Zweifel – so haben auch sie es klar ausgesprochen – ist die Lust, die naturgemäß aus der Ehe entsteht, in sich nicht zu verwerfen; die keusche Ehe ist vielmehr durch ein besonderes Sakrament geadelt und geweiht. Gleichwohl ist ebenso zuzugeben, dass die niederen Fähigkeiten der menschlichen Natur seit dem traurigen Fall Adams der rechten Vernunft widerstreiten und zuweilen den Menschen auch zu unehrbarem Tun verleiten. „Der Gebrauch der Ehe”, so schreibt der engelgleiche Lehrer, „zieht den Geist davon ab, sich gänzlich dem Dienste Gottes hinzugeben (39).”<br />
<br />
====c) Sinn des Zölibatgesetzes====<br />
<br />
'''22''' Damit die Diener des Heiligtums diese geistige Freiheit des Leibes und der Seele erlangen und nicht in irdische Geschäfte verstrickt seien, verlangt die lateinische Kirche von ihnen, dass sie freiwillig und gern der Verpflichtung vollkommener Keuschheit folgen (40). „Wenn”, wie von Unserem hochseligen Vorgänger Pius XI. gesagt wurde, „dieses Gesetz die Kleriker der orientalischen Kirche nicht schlechthin verpflichtet, so wird doch auch bei ihnen der kirchliche Zölibat in Ehren gehalten; und zuweilen, zumal wenn es sich um die höchsten Stufen der Hierarchie handelt, wird er notwendig gefordert und vorgeschrieben (41).” <br />
<br />
'''23''' Es ist ferner zu erwägen, dass die Verwalter der heiligen Geheimnisse nicht nur deshalb sich ganz der Ehe enthalten, weil sie ein apostolisches Amt versehen, sondern ebenso weil sie dem Altar dienen. Wenn schon die Priester des Alten Testamentes, während sie den Tempeldienst versahen, vom Gebrauch der Ehe abstanden, damit sie nicht wie die übrigen Menschen vom Gesetz als unrein erklärt würden (42), um wie viel mehr geziemt es sich, dass die Diener Jesu Christi, die täglich das eucharistische Opfer darbringen, in ständiger Keuschheit leben? Zur Enthaltsamkeit der Priester nimmt der hl. Petrus Damiani Stellung mit der mahnenden Frage: „Wenn also unser Erlöser die Blüte unversehrter Reinheit so sehr geschätzt hat, dass er nicht allein aus jungfräulichem Schoß geboren, sondern auch von einem jungfräulichen Nährvater in die Arme geschlossen wurde, und dies, da er noch als Kind in der Wiege weinte, von wem, so frage ich in allem Ernst, will er jetzt seinen Leib berühren lassen, da er schon in unermesslicher Macht im Himmel herrscht (43)” <br />
<br />
====d) Vorrang der Jungfräulichkeit vor der Ehe====<br />
<br />
'''24''' Auch aus diesem Grund vor allem muss gesagt werden, was die klare Lehre der Kirche ist, dass die heilige Jungfräulichkeit durch ihren hohen Wert die Ehe überrage. Dies hatte schon der göttliche Heiland seinen Jüngern als Rat für ein vollkommeneres Leben nahegelegt (44); und der Apostel Paulus sagte zwar von dem Vater, der seine Tochter in die Ehe gibt: „Er tut wohl daran”, fügte aber sogleich hinzu: „Und wer sich nicht verheiratet, handelt besser (45).” Zum Vergleich der Ehe mit der Jungfräulichkeit gibt derselbe Apostel seine Meinung mehr als einmal, besonders aber mit diesen Worten kund: „Ich wollte, ihr wäret alle wie ich... Den Unverheirateten und den Witwen aber sage ich: Sie tun gut, wenn sie so bleiben wie ich (46).” Wenn also die Jungfräulichkeit, wie Wir schrieben, höher steht als die Ehe, so hat dies zweifellos in erster Linie seinen Grund darin, da sie auf einen höheren Zweck hingeordnet ist´(47); ferner auch darin, dass sie höchst wirksam beiträgt zur gänzlichen Hingabe an den Dienst Gottes, während dagegen die Seele des in die Bande und Geschäfte der Ehe verwickelten Menschen mehr oder weniger ”geteilt” ist (48). <br />
<br />
====e) Die Früchte der Jungfräulichkeit für die Kirche====<br />
<br />
'''25''' Wenn wir sodann auf die Menge der Früchte schauen, die aus der Jungfräulichkeit erwachsen, so wird ihre Vortrefflichkeit sicher in noch helleres Licht gestellt: „Denn an der Frucht erkennt man den Baum (49).“ <br />
<br />
====f) Apostolat und Caritas====<br />
<br />
'''26''' Wenden Wir nun den Blick auf die unzählbare Schar der Jungfräulichen und auf das Heer der Apostel, die vom ersten Zeitalter der Kirche an bis heute sich der Ehe enthalten haben, um leichter und vollständiger aus Liebe zu Christus dem Heil des Nächsten zu leben, und die auf diese Weise die staunenswerten Werke der Religion und Nächstenliebe gefördert haben, so werden Wir unwillkürlich von hoher und beglückender Freude erfüllt. Wenn Wir Geziemenderweise nichts von den Verdiensten und apostolischen Früchten jener wegnehmen wollen, die, in den Reihen der Katholischen Aktion kämpfend, durch ihr frommes Bemühen auch solche erreichen können, an die nicht selten Priester, und Ordensleute beiderlei Geschlechts nicht herankommen, so wissen Wir doch, dass diesen letzten jene Werke der Nächstenliebe zweifellos zum größeren Teil zuzuschreiben sind. Sie nämlich begleiten und leiten hochherzig das Leben der Menschen jeden Alters und jeden Standes, und wenn sie ermüdet oder krank zusammenbrechen, übergeben sie die Fortführung ihrer heiligen Aufgabe anderen als Erbteil. So geschieht es nicht selten, dass ein kaum geborenes Kind von jungfräulichen Händen in Empfang genommen wird und dass ihm nichts fehlt von dem, was sonst die Mutter selbst mit inniger Liebe ihm erweisen könnte; größer geworden und zum Gebrauch der Vernunft gelangt, wird es jenen zur Erziehung anvertraut, damit sie seinen Verstand über die Vorschriften der christlichen Lehre unterrichten, seinen Geist in den entsprechenden Fächern ausbilden und seine Charakteranlagen in die rechte Bahn lenken. Wenn jemand sich elend fühlt oder von Krankheit befallen wird, nehmen die sich seiner an, die, von Christi Liebe getrieben, seine Gesundheit durch sorgsame Betreuung und passende Heilmittel zu kräftigen sich mühen; wenn er seine Eltern verliert, wenn er von äußerer Not und seelischem Elend betroffen wird, wenn er ins Gefängnis gebracht wird: es fehlt ihm nicht an Trost und Hilfe, sondern Diener des Heiligtums, Ordensmänner, gottgeweihte Jungfrauen schauen erbarmend auf ihn wie auf ein krankes Glied des mystischen Leibes Jesu Christi und rufen sich die Worte des göttlichen Heilands in Erinnerung: „Ich war hungrig, und ihr gabt Mir zu essen; durstig, und ihr gabt Mir zu trinken. Ich war fremd, und ihr habt Mich beherbergt; nackt, und ihr habt Mich bekleidet. Ich war krank, und ihr habt Mich besucht; gefangen, und ihr seid zu Mir gekommen... Wahrlich, Ich sage euch , was ihr einem dieser Meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr Mir getan (50).” Was sollen Wir aber erst sagen zum Lob der Künder des Wortes Gottes, die, fern von ihrer Heimat, die Massen der Ungläubigen unter schwersten Mühen zum christlichen Glauben bekehren? Was über die gottgeweihten Bräute Christi, die ihnen kostbare Hilfsarbeit leisten? Ihnen allen, den einzelnen und ihrer Gesamtheit, sollen die Worte gelten, die Wir in dem apostolischen Mahnwort „Menti Nostrae” geschrieben haben und die Wir hier gerne wiederholen: „Geschweige denn, dass der Priester durch das Zölibatgesetz des Amtes und der Aufgabe des Vaters verlustig geht, mehrt er sie vielmehr ins Ungemessene, da er nicht für dieses irdische und hinfällige Leben Nachkommenschaft ins Dasein ruft, sondern für das himmlische und ewig bleibende (51).” <br />
<br />
====g) Gebet und Opfer====<br />
<br />
'''27''' Überdies ist die Jungfräulichkeit nicht nur fruchtbar durch die Unternehmungen und Werke nach außen, denen sich jene leichter und vollständiger widmen können, die den jungfräulichen Gebot und Lebensstand ergreifen, sondern auch durch die Form der vollkommenen Liebe zu den Mitmenschen, nämlich durch die inbrünstigen Fürbitten für sie und durch die freiwillige Übernahme schwerer Opfer zum gleichen Zweck. Dem haben ja die Diener Gottes und die Bräute Jesu Christi ihr ganzes Leben gewidmet, jene Männer und Frauen besonders, die ihre Jahre hinter Klostermauern verbringen. <br />
<br />
====h) Glanz der Heiligkeit====<br />
<br />
'''28''' Endlich bezeugt die Christus geweihte Jungfräulichkeit schon durch sich selbst einen solchen Glauben an das, was das Himmelreich betrifft, und beweist sie eine solche Liebe zum göttlichen Heiland, dass es nicht verwunderlich ist, wenn sie reiche Früchte der Heiligkeit hervorbringt. Kaum zu zählen sind die Jungfrauen und alle jene, die sich dem Apostolat hingeben, vollkommener Keuschheit befleißen und durch ihren ganz gottgefälligen Wandel eine Zierde der Kirche bilden. Die Jungfräulichkeit gibt ja eine solche innere geistige Kraft, dass sie, wenn nötig, auch zum Martyrium anzuspornen vermag. Dies bezeugt offenkundig die Geschichte, die allen so viele siegreiche Scharen von Jungfrauen zur Bewunderung vor Augen stellt, angefangen von der Römerin Agnes bis zu Maria Goretti. <br />
<br />
'''29''' Nicht ohne Grund wird die Jungfräulichkeit eine engelgleiche Tugend genannt, wie der heilige Cyprian mit vollem Recht in einem Schreiben an die Jungfrauen behauptet: „Was wir sein werden, das habt ihr schon zu sein begonnen. Ihr besitzt die Herrlichkeit der Auferstehung schon in dieser Welt fest und schreitet durch die Welt, ohne von ihr angesteckt zu werden. Indem ihr beharrlich keusch und jungfräulich bleibt, seid ihr den Engeln gleich ( HYPERLINK \l "Anmerkung052" 52),” Der Seele, die nach einem ganz reinen Leben dürstet und von brennendem Verlangen nach dem Himmelreich erfüllt ist, bietet sich die Jungfräulichkeit dar „als eine kostbare Perle”, um derentwillen jemand „seine ganze Habe verkauft und sie erwarb” (53). Jene aber, die in der Ehe leben, und sogar diejenigen, die sich im Sumpf der Laster wälzen, bewundern nicht selten, wenn sie Jungfrauen gewahr werden, den Glanz ihrer leuchtenden Reinheit und fühlen den Drang nach einem Ziel, das über die Sinnenfreuden hinausliegt. Das behauptet der Aquinate, wenn er schreibt: „Der Jungfräulichkeit... wird die höchste Schönheit zugeschrieben“ (54), und das ist sicher der Grund, weshalb die Jungfrauen durch ihr Beispiel alle anziehen. Bekunden nicht außerdem all diese Männer und Frauen durch ihre vollkommene Keuschheit ganz deutlich, dass die Herrschaft der Seele über die Triebe des Leibes eine Wirkung der göttlichen Hilfe und ein Zeichen kraftvoller Tugend ist?<br />
<br />
====i) Abbild der bräutlichen Kirche====<br />
<br />
'''30''' Besonders möchten Wir das erwägen, was die köstlichste Frucht der Jungfräulichkeit ist, dass nämlich die Jungfrauen die vollkommene Jungfräulichkeit der Mutter Kirche selbst sowie die Heiligkeit ihrer eigenen innigen Verbindung mit Christus offenbaren und gleichsam vor Augen führen. Die Worte, die der Bischof beim Ritus der Jungfrauenweihe gebraucht, indem er sich bittend an Gott wendet, wurden sehr weise gerade aus diesem Grunde geschrieben: „damit es mehr in die Höhe strebende Seelen gäbe, die in dem, was Mann und Frau betrifft, die Ehe ablehnen, sich nach der Hingabe an Gott sehnen, nicht nachahmen, was sich in der Ehe vollzieht, sondern schätzen, was durch die Ehe vorgebildet wird (55).”<br />
<br />
'''31''' Dass die Jungfrauen lebendige Bilder jener vollkommenen Unversehrtheit sind, in der die Kirche mit ihrem göttlichen Bräutigam verbunden ist, gereicht ihnen wahrlich zu höchster Ehre; dass sie aber zugleich ein wunderbares Zeichen jener blühenden Heiligkeit und geistlichen Fruchtbarkeit sind, wodurch die von Jesus Christus gegründete Gemeinschaft sich auszeichnet, das verursacht in Wahrheit dieser Gemeinschaft überquellende Freude. Hierüber schreibt sehr gut Cyprian: „Die Jungfräulichkeit ist die Blüte des kirchlichen Wachstums, Zierde und Schmuck der Begnadeten, beglückende Anlage, unversehrtes und unverdorbenes Werk des Lobes und der Ehre, Gottes Bild, das der Heiligkeit des Herrn entspricht, der erlauchtere Teil der Herde Christi. Durch sie und in ihnen erblüht weiterhin der Mutter Kirche herrliche Fruchtbarkeit: und je mehr die Jungfräulichkeit an Zahl wächst, desto größer ist die Freude der Mutter (56).” <br />
<br />
==II. Verteidigung der Jungfräulichkeit gegen falsche Lehren==<br />
<br />
'''32''' Diese Lehre, wonach die Jungfräulichkeit und der Zölibat klar den Vorrang haben und höher stehen als die Ehe, wurde, wie Wir sagten, schon vom göttlichen Erlöser und vom Völkerapostel verkündet: ebenso wurde sie auf dem Konzil von Trient (57) feierlich als Glaubenssatz definiert und allezeit von den heiligen Vätern und den Kirchenlehrern einmütig erklärt. Wie ferner Unsere Vorgänger, haben auch Wir selbst, sooft sich Gelegenheit bot, sie immer und immer wieder dargelegt und eindringlich empfohlen. Da es jedoch in jüngster Zeit nicht an solchen fehlte, die eben diese von den Vätern der Kirche überlieferte Lehre bekämpften, nicht ohne schwere Gefahr und ohne Schaden für die Gläubigen, so hielten Wir im Bewusstsein Unserer Pflicht es für angezeigt, den Gegenstand neuerdings in diesem Rundschreiben zusammenzufassen sowie die Irrtümer aufzudecken und zu verwerfen, die häufig unter dem falschen Schein des Wahren vorgetragen werden. <br />
<br />
=== a) Überbetonung des Geschlechtstriebes===<br />
<br />
'''33''' Vor allem ist es zweifellos ein Abweichen vom allgemeinen gesunden Denken der rechtschaffenen Menschen, das die Kirche immer in Ehren hielt, wenn man den natürlichen Geschlechtstrieb als die zentrale und beherrschende Neigung des Menschenganzen betrachtet und daraus den Schluss zieht, der Mensch könne nicht sein ganzes Leben lang diesen Trieb beherrschen ohne schwere Gefahr, Lebenselemente seines Körpers und besonders die Nerven in Unordnung zu bringen und damit das Gleichgewicht der menschlichen Person zu schädigen. <br />
<br />
'''34''' Wie der heilige Thomas mit vollem Recht bemerkt, ist die in der Seele am tiefsten verwurzelte Strebung in Wirklichkeit der Selbsterhaltungstrieb, während der aus der geschlechtlichen Anlage stammende Trieb den zweiten Platz einnimmt. Außerdem gehört es zum Befehlsbereich der menschlichen Vernunft, die das einzigartige Vorrecht unserer Natur ist, diese inneren Regungen und Triebe zu zähmen und sie durch ihre geordnete Beherrschung zu veredeln (58). <br />
<br />
'''35''' Freilich, seit der ersten Sünde Adams suchen leider die in Unordnung geratenen körperlichen Fähigkeiten und Begierden nicht nur über die Sinne, sondern auch über den Geist zu herrschen, indem sie das Denken trüben und den Willen schwächen. Doch die Gnade Jesu Christi wird uns durch die Sakramente hauptsächlich dazu gegeben; dass wir, im Geiste lebend, den Leib dienstbar mache (59). Die Tugend der Keuschheit verlangt nicht von uns, dass wir den Stachel der Begierde nicht fühlen, sondern dass wir sie vielmehr der rechten Vernunft und dem Gesetz der Gnade unterordnen und aus allen Kräften nach dem streben, was im menschlichen und christlichen Leben das Edlere ist. <br />
<br />
'''36''' Um die Herrschaft der Seele über die körperlichen Sinne vollkommen zu erlangen, ist es nicht genug, sich nur der Akte zu enthalten, die unmittelbar gegen die Keuschheit sind; es ist auch unbedingt notwendig, willig und großmütig alles aufzugeben, was den Akten dieser Tugend mehr oder weniger entfernt entgegen ist; denn dann herrscht die Seele vollständig im Leibe, und dann kann sie ihr geistiges Leben in Frieden und Freiheit entfalten. Wer unter denen, die auf dem Boden der katholischen Religion stehen, sähe darum nicht, dass die vollkommene Keuschheit und Jungfräulichkeit dem natürlichen Wachstum der Männer und Frauen und dem natürlichen Fortschritt nicht nur nicht entgegensteht, vielmehr dies alles in hohem Maße steigert und veredelt? <br />
<br />
=== b) Überschätzung der Ehe===<br />
<br />
'''37''' Vor kurzem haben Wir zu Unserer Betrübnis den Satz jener verwerfen müssen, die sich bis zur Aufstellung versteigen, dass die Ehe das einzige sei, was das natürliche Wachstum der menschlichen Person und ihre gebührende Vervollkommnung gewährleisten könne (60). Einige behaupten nämlich, die im Sakrament der Ehe „ex opere operato“ gegebene göttliche Gnade mache den Gebrauch der Ehe in der Weise heilig, dass er ein Werkzeug werde, um die einzelnen Seelen wirksamer als selbst die Jungfräulichkeit mit Gott zu verbinden, da ja die christliche Ehe, nicht aber die Jungfräulichkeit, ein Sakrament sei. Diese Lehre brandmarken Wir als falsch und schädlich. Gewiss vermittelt jenes Sakrament den Brautleuten göttliche Gnade zur rechten Erfüllung der ehelichen Pflichten; gewiss bestärkt es die Bande gegenseitiger Liebe, von denen dieselben umschlungen werden; aber es ist nicht dazu eingesetzt, dass es den Gebrauch der Ehe gleichsam zu einem Werkzeug mache, das an sich geeigneter wäre, die Eheleute seelisch durch das Band der Liebe mit Gott selbst zu verbinden (61). <br />
<br />
'''38''' Gesteht nicht vielmehr der Apostel Paulus den Eheleuten das Recht zu, sich zeitweilig vom Gebrauch der Ehe zu enthalten, um dem Gebet obzuliegen (62), und zwar deshalb, weil solche Enthaltsamkeit die Seele freier macht, wenn sie sich den ewigen Dingen und dem Bittgebet vor Gott hingeben möchte? <br />
<br />
'''39''' Man kann endlich auch nicht behaupten, wie es einige tun, die „gegenseitige Hilfe“ (63), welche die Vermählten in der christlichen Ehe suchen, sei ein vollkommeneres Mittel zur Selbstheiligung als die Einsamkeit des Herzens, wie sie es nennen, der Jungfrauen und Ehelosen. Denn wenn auch alle im Stande vollkommener Keuschheit Lebenden auf menschliche Liebe dieser Art verzichtet haben, so kann doch deshalb von ihnen nicht behauptet werden, sie hätten durch diesen Verzicht ihre menschliche Persönlichkeit gleichsam vermindert oder beraubt. Empfangen sie doch von dem Spender aller himmlischen Gaben selbst eine geistliche Gabe, welche die von den Eheleuten einander geleistete „gegenseitige Hilfe” gewaltig übertrifft. Da sie sich ja ganz dem weihen, der ihr Ursprung ist und der sie selbst an seinem göttlichen Leben teilnehmen lässt, so entäußern sie sich nicht, sondern bereichern sich im höchsten Grade. Wer den, wenn nicht die jungfräulichen Menschen, kann in einem wahren Sinn jenes wundervolle Wort des heiligen Paulus auf sich anwenden: „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir (64)“? <br />
<br />
'''40''' Darum urteilt die Kirche sehr weise, dass die Ehelosigkeit der Priester festzuhalten sei; sie weiß nämlich, dass dieselbe eine Quelle geistlicher Gnaden ist und bleiben wird, Gnaden, die den Priester immer enger mit Gott verbinden.<br />
<br />
=== c) Überschätzung des Laienstandes===<br />
<br />
'''41''' Wir halten es fernerhin für angebracht, kurz den Irrtum derer zu berühren, die in der Absicht, Jugendliche von den Seminarien und Mädchen von den Ordensinstituten fernzuhalten, ihnen einzureden suchen, die Kirche brauche heute die Hilfe und den Tugendeinsatz der Christen, die als Eheleute das Leben mit den anderen Menschen in der Welt teilten, notwendiger als den der Priester und gottgeweihten Jungfrauen, die durch ihr Keuschheitsgelübde – der menschlichen Gesellschaft gleichsam entzogen würden. Dass diese Ansicht, ehrwürdige Brüder, durchaus falsch und äußerst gefährlich ist, muss jeder sehen. <br />
<br />
=== d) Verkennung des sozialen Wertes der Jungfräulichkeit===<br />
<br />
'''42''' Wir wollen gewiss nicht in Abrede stellen, dass katholische Eheleute, gleichgültig wo sie sind und in welchen Verhältnissen sie stehen, durch das Beispiel ihres christlichen Lebens und das Zeugnis ihrer Tugend reiche und heilsame Früchte bringen können. Wer aber deshalb den Rat gibt, es sei wünschenswerter, in der Ehe zu leben, als sich ganz Gott zu weihen, der verwirrt und verkehrt zweifellos die rechte Ordnung der Dinge. Es ist Unser dringender Wunsch; ehrwürdige Brüder, dass die schon Vermählten und die Brautleute unterrichtet werden über ihre schwere Verpflichtung, nicht nur die bereits vorhandene oder zukünftige Nachkommenschaft gut und sorgfältig zu erziehen, sondern auch durch das Bekenntnis ihres Glaubens und das Beispiel ihres Lebens die Mitmenschen nach Vermögen zu fördern. Denen aber, die darauf ausgehen, junge Menschen vom Eintritt ins Seminar oder in religiöse Orden und Genossenschaften und von der Ablegung der heiligen Gelübde dadurch abzuhalten, dass sie ihnen zureden, sie könnten in der Ehe als Familienväter und Familienmütter durch ein offenes und für alle Welt sichtbares Bekenntnis ihres christlichen Lebens höhere religiöse Werte erreichen, ihnen allen können Wir aus der Gewissensverpflichtung, die Uns Unser Amt auferlegt, Unseren scharfen Tadel nicht ersparen. Sie würden wahrlich besser und richtiger daran tun, die zahllosen Eheleute mit aller Hingabe anzuspornen zu Werken eines eifrig mithelfenden Laienapostolates, als dass sie die jungen Menschen - heute leider nicht viele - , die sich dem Dienst Gottes weihen wollen, von der Jungfräulichkeit abzuhalten sich bemühen. Dazu schreibt treffend der heilige Ambrosius: „Immer war es die gnadenvolle Aufgabe der Priester, den Samen der Unschuld auszustreuen und die Sehnsucht nach der Jungfräulichkeit zu wecken (65). <br />
<br />
'''43''' „Wir glauben auch daran erinnern zu sollen, dass die Behauptung irrig und falsch ist, nach der diejenigen, die sich vollkommener Keuschheit geweiht haben, sozusagen außerhalb der menschlichen Gesellschaft ständen. Sind denn die gottgeweihten Jungfrauen, die ihr Leben dem Dienst der Armen und Kranken ohne Unterschied der Herkunft, der sozialen Stellung oder des Glaubensbekenntnisses widmen, nicht mit deren Elend und deren Schmerzen innig verbunden und fühlen sie nicht eine so zarte Liebe zu ihnen, als ob sie ihre Mütter wären? Und übt nicht der Priester nach dem Beispiel seines göttlichen Meisters das Amt des Guten Hirten aus, der seine Schafe kennt und sie bei Namen nennt (66)? Nun haben aber diese Priester und Ordensleute aus der von ihnen geübten vollkommenen Keuschheit die Kraft, allem zu entsagen und alle mit der Liebe Christi zu lieben. Und auch die, die ein beschauliches Leben führen, tragen durch ihr Gebet und ihre Fürbitte wie auch durch das Opfer ihrer selbst, das sie Gott darbieten für das Heil der übrigen, wahrhaftig viel zum Wohl der Kirche bei; ja, wenn sie sich bei der heutigen Lage der Dinge auch den Werken des Apostolates und der Nächstenliebe widmen, nach den Grundsätzen, die Wir in dem Apostolischen Schreiben ”Sponsa Christi (67)” aufstellten, verdienen sie auch deshalb höchste Anerkennung; man kann auch nicht sagen, dass sie der menschlichen Gemeinschaft fern stehen, wo sie doch in dieser zweifachen Weise für das geistliche Wohl der Mitmenschen arbeiten. <br />
<br />
==III. Praktische Folgerung==<br />
<br />
'''44''' Nun kommen Wir, ehrwürdige Brüder, zu den praktischen Folgerungen, die sich aus der Lehre der Kirche über die hohe Bedeutung der Jungfräulichkeit ergeben. <br />
<br />
=== a) Nicht der einzige Weg===<br />
<br />
'''45''' Vor allem ist offen zu erklären: Aus der höheren Vollkommenheit, die der Jungfräulichkeit gegenüber der Ehe zuzuerkennen ist, folgt nicht, dass jene zur Erreichung der christlichen Vollkommenheit notwendig ist. <br />
<br />
'''46''' Es kann auch ohne die gottgeweihte Keuschheit eine wirkliche Heiligkeit des Lebens geben; das bezeugt die große Zahl heiliger Männer und Frauen, welche die öffentliche Verehrung der Kirche genießen und die treue Ehegatten gewesen sind und als ausgezeichnete Familienväter und Familienmütter ein herrliches Beispiel gegeben haben; ja, es kommt nicht selten vor, dass man Eheleute trifft, die mit großem Eifer nach christlicher Vollkommenheit streben. <br />
<br />
=== b) Rat===<br />
<br />
'''47''' Außerdem ist zu bemerken, dass Gott nicht alle Christen durch ein Gebot zur Jungfräulichkeit bestimmt, wie es ja auch der heilige Paulus lehrt: „Was die Jungfrauen betrifft, so habe ich kein Gebot vom Herrn, ich gebe aber einen Rat (68).” Zur Wahl vollkommener Keuschheit werden wir nur durch einen Rat bewogen, da sie ja die, „denen es gegeben ist” (69), sicherer und leichter zu der von ihnen erstrebten evangelischen Vollkommenheit und zum himmlischen Reich zu führen vermag; darum wird sie, wie der heilige Ambrosius richtig bemerkt, nicht auferlegt, sondern vorgelegt (70). <br />
<br />
=== c) Freie Entscheidung===<br />
<br />
'''48''' Darum verlangt einerseits die vollkommene Keuschheit von den Christen die freie Entscheidung, bevor sie sich Gott ganz anbieten und weihen; anderseits erbittet sie von Gott selbst das übernatürliche Geschenk und die übernatürliche Gnade (71). Schon der göttliche Erlöser erinnert uns daran mit folgenden Worten: „Nicht alle fassen dieses, sondern nur die, denen es gegeben ist. Wer es fassen kann, der fasse es (72).” In aufmerksamer Erwägung dieser Worte Christi ermahnt der heilige Hieronymus alle, dass „jeder seine Kräfte berechne, ob er die Vorschriften der Jungfräulichkeit und Keuschheit erfüllen könne. Denn an sich ist die Keuschheit liebreizend und anziehend für jeden. Es sind aber die Kräfte in Betracht zu ziehen, damit der, der es fassen kann, es fasse. Die Stimme des Herrn klingt wie mahnend und seine Soldaten zum Lohn der Keuschheit anfeuernd. Wer es fassen kann, der fasse es: wer kämpfen kann, der kämpfe, der überwinde und triumphiere (73).” <br />
<br />
=== d) Schwierigkeit===<br />
<br />
'''49''' Die Jungfräulichkeit ist nämlich eine schwierige Tugend. Um sie zu üben, ist nicht nur der feste und ausdrückliche Vorsatz notwendig, ganz und für immer auf die rechtmäßigen Freuden der Ehe zu verzichten, sondern auch über die widerstrebenden körperlichen und seelischen Regungen ständig zu wachen, sie in mühevollem Ringen zu zähmen und zu beschwichtigen, die Lockungen der Welt zu fliehen und die Angriffe des bösen Feindes zurückzuschlagen. Wie wahr ist darum das Wort des heiligen Chrysostomus: „Wurzeln und auch Frucht der Jungfräulichkeit ist eine vita crucifixa, ein Leben des Gekreuzigtseins (74).” Denn die Jungfräulichkeit ist nach dem heiligen Ambrosius eine Art Opfer und der jungfräuliche Mensch selbst ein Opfer der Züchtigkeit, ein Opfer der Keuschheit (75)”. Der heilige Bischof Methodius von Olympus vergleicht die Jungfrauen sogar mit den Blutzeugen (76), und der heilige Gregor der Große lehrt, die vollkommene Keuschheit ersetze das Martyrium: ”Denn, wenn es auch keine Verfolgung gibt, so hat doch unsere friedliche Zeit ihr Martyrium, da wir ja, wenn wir auch unseren Hals nicht dem Schwert des Henkers ausliefern, in unserem Herzen mit dem geistigen Messer unsere fleischlichen Begierden töten (77).” Darum verlangt die gottgeweihte Keuschheit tapfere und vornehme Seelen, die „des Himmelreiches wegen (78)” zu kämpfen und zu siegen bereit sind. <br />
<br />
'''50''' Bevor sie darum diesen äußerst steilen Weg einschlagen, sollen alle, die aus Erfahrung wissen, dass sie auf diesem Gebiet an allzu großer Schwäche leiden, mit Demut die Mahnung des Apostels Paulus hören: „Wenn sie aber nicht enthaltsam sein können, so mögen sie heiraten. Es ist doch besser zu heiraten, als (vor Begierde) zu brennen (79).” Für viele ist nämlich die Last ständiger Enthaltsamkeit zu schwer, als dass man sie ihnen anraten könnte. Ebenso sollen die Priester, die das wichtige Amt haben, mit ihrem Rat den jungen Menschen zu helfen, die versichern, dass sie sine gewisse Neigung zum Priestertum oder zum Ordensstand verspüren, diese enthalten, die Frage sorgfältig zu prüfen, damit sie keinen Weg einschlagen, von dem nicht zu hoffen ist, dass sie ihn sicher und glücklich bis zum Ende zurücklegen können. Die Tauglichkeit dazu sollen sie klug abwägen und auch, sooft es sich nahe legt, das Urteil erfahrener Männer hören; wenn aber dann, besonders nach den Erfahrungen des früheren Lebens, ein ernster Zweifel ungelöst bleibt, sollen sie ihren ganzen Einfluss einsetzen, dass die Bewerber von der Wahl des Standes der vollkommenen Keuschheit abstehen und nicht zu den heiligen Weihen oder den Ordensgelübden zugelassen werden. <br />
<br />
=== e) Nicht unmöglich===<br />
<br />
'''51''' Wenn die gottgeweihte Keuschheit auch eine schwierige Tugend ist, so kann sie trotzdem treu und vollkommen von denen beobachtet werden, die der Einladung Jesu Christi nach sorgfältiger Überlegung großmütig entsprechen und alles ihnen Mögliche zur Erreichung dieses Zieles tun. Nachdem sie nämlich einmal den Stand der Jungfräulichkeit oder der Ehelosigkeit erwählt haben, werden sie von Gott dieses Gnadengeschenk erhalten, mit dessen Hilfe sie ihren Vorsatz durchführen können. Wenn darum einige „glauben, die Gabe der Keuschheit (auch wenn sie sie gelobt haben) nicht zu besitzen (80)”, so sollen sie deshalb nicht behaupten, sie könnten ihren Verpflichtungen hierin nicht entsprechen; „denn ,Gott befiehlt nichts Unmögliches, sondern wenn er befiehlt, mahnt er, zu tun, was du kannst (81), und zu erbitten, was du nicht kannst’, und er hilft, damit du es kannst´ (82).” An diese trostvolle Wahrheit erinnern Wir auch die, deren Wille durch nervöse Störungen geschwächt ist, und denen manche Ärzte, zuweilen auch katholische – unter der schönklingenden Begründung, sie könnten ohne Schaden für ihr seelisches Gleichgewicht die Keuschheit nicht bewahren –, allzu leicht den Rat geben, sich von dieser Verpflichtung befreien zu lassen. Wie viel nützlicher und angebrachter ist es, solchen Kranken nur Festigung ihres Willens zu helfen und sie daran zu erinnern, dass auch ihnen die Keuschheit nicht unmöglich sei nach dem Wort des Apostels: ”Gott ist getreu. Er lässt euch nicht über eure Kraft versucht werden, sondern schafft mit der Versuchung auch den guten Ausgang, dass ihr sie bestehen könnt (83).” <br />
<br />
'''52''' Hilfsmittel, die uns vom göttlichen Erlöser selbst empfohlen wurden, unsere Tugend wirksam zu schützen, sind die aufmerksame und ständige Wachsamkeit, mit der wir alles leisten, was in unserer Macht steht; außerdem das anhaltende Gebet, mit dem wir von Gott erbitten, was wir bei unserer Schwäche nicht erreichen können: „Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet; der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach (84).” <br />
<br />
=== f) Wachsamkeit===<br />
<br />
Eine solche Wachsamkeit, die sich auf jeden Augenblick unseres Lebens und auch auf jeden Umstand erstreckt, ist uns unumgänglich notwendig: „Denn des Fleisch gelüstet wider den Geist und der Geist wider das Fleisch (85).” Wenn jemand aber in etwa, wenn auch nur wenig, den körperlichen Regungen nachgibt, so wird er merken, dass er leicht zu den „Werken des Fleisches”, die der Apostel aufzählt (86), und zu noch beschämenderen und hässlicheren menschlichen Lastern kommt. <br />
<br />
'''53''' Darum tut es Not, besonders auf die Regungen der Begierden und der Sinne zu achten und diese auch in freiwilliger Lebensstrenge und mit körperlicher Züchtigung so zu bezähmen, dass wir sie der rechten Vernunft und dem Gesetz Gottes unterwerfen: „Die aber Christus angehören, haben ihr Fleisch mit seinen Lüsten und Begierden ans Kreuz geschlagen (87).” Auch der Völkerapostel gesteht von sich selbst: „Ich züchtige meinen Leib und mache ihn mir dienstbar, damit ich nicht etwa, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verworfen werde (88).” Alle heiligen Männer und heiligen Frauen wachten sorgsam über die Regungen ihrer Sinne und Begierden und nahmen sie zuweilen in harte Zucht, nach der Lehre des göttlichen Meisters selbst: „Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn also dein rechtes Auge dir zum Ärgernis wird, so reiße es aus und wirf es von dir. Denn es ist besser, eines deiner Glieder geht verloren, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird (89).” In dieser Mahnung verlangt der Erlöser – wir klar ersichtlich ist – vor allem das, dass wir der Sünde nicht einmal in Gedanken nachgeben und dass wir festen Willens alles von uns fernhalten, was diese schönste Tugend auch nur im geringsten beflecken könnte. In diesem Punkt kann keine Sorgfalt, keine Strenge zu groß sein. Wenn eine schwache Gesundheit oder andere Gründe jemandem keine größeren körperlichen Strengheiten gestatten, so entschuldigen sie ihn doch niemals von der Wachsamkeit und inneren Selbstüberwindung. <br />
<br />
'''54''' Hierzu ist noch zu bemerken, was übrigens auch Lehre der heiligen Väter (90) und Kirchenlehrer (91) ist, dass unser Bemühen, die Lockungen der Sünde und den Anreiz der Begierden zu überwinden, am leichtesten gelingt, wenn wir nicht geradenwegs den Kampf gegen sie aufnehmen, sondern sie vielmehr nach Kräften fliehen. Zum Schutz der Keuschheit vermag nach dem Wort des heiligen Hieronymus die Flucht mehr als der offene Kampf: „Ich fliehe, um nicht zu unterliegen (92).” Diese Flucht nun ist so zu verstehen, dass wir nicht nur die Gelegenheit zur Sünde sorgfältig meiden, sondern vor allem auch in derartigen Kämpfen Herz und Sinn auf das richten, was Gott ist, ganz auf ihn eingestellt, dem wir unsere Jungfräulichkeit gelobt haben. „Schaut auf die Schönheit eures Geliebten!“ mahnt der heilige Augustinus (93).<br />
<br />
=== g) Falsche Weltoffenheit===<br />
<br />
'''55''' Diese, Flucht und eifrige Wachsamkeit, durch die wir uns sorgfältig von den Gelegenheiten zur Sünde entfernen müssen, wurden von den heiligen Männern und Frauen aller Zeiten für die beste Art gehalten, auf diesem Gebiet zum Siege zu kommen; heute jedoch scheinen nicht alle dieser Ansicht zu sein. Manche meinen nämlich, alle Christen, besonders aber die Diener des Heiligtums, seien nicht wie in den früheren Zeiten von der Welt abzusondern, wie sie sich ausdrücken, sondern sie müssten in der Welt stehen und darum notwendigerweise das Wagnis auf sich nehmen und ihre Reinheit auf die Probe stellen, damit sich auf diese Weise klar zeige, ob sie eine starke Wiederstandskraft haben oder nicht; darum sollten die jungen Kleriker alles sehen, um sich daran zu gewöhnen, alles gelassenen Sinnes anzuschauen und sich unempfindlich zu machen gegenüber allen Reizen. Darum behaupten sie auch unbedenklich, die jungen Leute könnten ohne Scheu frei alles anschauen was sich ihnen darbiete; sie könnten das Kino besuchen, auch von der kirchlichen Zensur verbotene Filme; sie könnten alle Zeitschriften einsehen, auch die unsittlichen; ja, auch die Liebesromane lesen, die im Verzeichnis der verbotenen Bücher aufgeführt werden oder schon vom Naturrecht verboten sind. Dies halten sie für erlaubt, weil sie urteilen, diese Schauspiele und Schriften seien heute die Geistesnahrung der großen Masse, deren Denken und Fühlen die verstehen müssten, die ihr helfen wollten. Es ist aber leicht einzusehen, dass dies ein falscher und äußerst schädlicher Grundsatz für die Heranbildung des Klerus und für die Anleitung zur Heiligung des ihm anvertrauten Berufs ist. Denn, „wer die Gefahr liebt, kommt darin um“ (94); hierhin passt gut die Mahnung des heiligen Augustinus: „Behauptet nicht, ihr habet reine Herzen, wenn ihr unreine Augen habt, da das unreine Auge der Bote eines unreinen Herzens ist (95).” <br />
<br />
'''56''' Zweifellos hat diese unheilvolle Handlungsweise ihren Grund in einer großen Gedankenverwirrung. Wohl hat Christus der Herr zu den Aposteln gesprochen: „Ich habe euch in die Welt gesandt” (96); aber vorher hatte er von ihnen gesagt: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch Ich nicht von der Welt bin” (97), und er bat seinen himmlischen Vater: „Ich bitte nicht, dass Du sie aus der Welt nimmst, sondern dass Du sie vor dem Bösen bewahrst (98).” Um die Priester von den bösen Reizen fernzuhalten, mit denen alle, die mitten in der Welt leben, leicht in Berührung kommen können, hat die Kirche, die genau nach den Grundsätzen Christi lebt, geeignete und weise Richtlinien (99) aufgestellt, durch welche die Heiligkeit ihres Lebens genügend von den Sorgen und Vergnügungen der Weltmenschen ferngehalten wird. <br />
<br />
=== h) Seminarerziehung===<br />
<br />
'''57''' Weil nun der junge Klerus zum geistlichen Leben und zur Vollkommenheit des Priesters oder Ordensmannes erzogen werden soll, ist er noch mit mehr Grund von der Unruhe der Welt fernzuhalten, bevor er hervortritt, seinen Kampf zu kämpfen; er soll für längere Zeit Aufnahme finden im Priesterseminar oder im Studienhaus seines Ordens, um dort gewissenhaft unterwiesen und sorgfältig darin geschult zu werden, allmählich und klug an die Gegenwartsfragen heranzutreten und sie kennen zu lernen nach den Richtlinien, die Wir selbst in der Apostolischen Unterweisung ”Menti Nostrae” gegeben haben (100). Denn welcher Baumgärtner wird seine Setzlinge, die wohl gute Auslese, aber noch zart sind, darum dem Unwetter aussetzen, damit sie eine Probe ihrer Stärke lieferten, die sie überhaupt noch nicht besitzen? Zöglinge eines Priesterseminars und junge Ordensleute sind aber mit einer jungen und zarten Baumpflanzung zu vergleichen, die man noch schützen und Schritt für Schritt auf Widerstand und Kampf schulen muss. <br />
<br />
=== i) Schamhaftigkeit===<br />
<br />
'''58''' Richtiger sicher und nützlicher handeln die Erzieher der zum Heiligtum berufenen Jugend, wenn sie dem Gemüt der jungen Menschen die Vorschriften christlicher Schamhaftigkeit einschärfen, die so machtvoll die jungfräuliche Unversehrtheit bewahrt und die man wirklich die Klugheit der Keuschheit nennen kann. Die Schamheftigkeit sieht ja die hereinbrechende Gefahr voraus, sie verbietet, sich der Gefahr auszusetzen, und gebietet, auch den Umständen aus dem Wege zu gehen, die ein weniger Kluger nicht flieht. Schlechte und weniger ehrbare Reden liebt sie nicht, vor Unziemlichkeiten, auch nur im Kleinen, scheut sie zurück und hütet sich sorgfältig vor verdächtiger Vertraulichkeit mit Personen des anderen Geschlechtes, da sie den Geist bestimmt, dem Körper die gebührende Ehrfurcht zu erweisen, weil er Glied Christi (101) und Tempel des Heiligen Geistes ist (102). Wer das christliche Zartgefühl besitzt, verabscheut jede Sünde der Unreinheit und zieht sich sofort von ihr zurück, sooft er von ihren Lockungen angezogen wird. <br />
<br />
=== j) Aufklärung===<br />
<br />
'''59''' Die Schamhaftigkeit legt dann auch den Eltern und Erziehern geeignete Worte nahe und gibt sie ihnen an die Hand, um damit das Gewissen der Jugend in Dingen der Herzensreinheit zu bilden. „Deshalb ist”, wie Wir vor nicht langer Zeit in einer Ansprache bemerkten, „dieses Zartgefühl nicht so zu verstehen, als ob es einem ständigen Schweigen über diesen Gegenstand gleichkomme und bei der sittlichen Erziehung nicht einmal in ruhig-nüchterner und vorsichtiger Weise je von ihm die Rede sei (103).” Doch halten es heute manche Lehrer und Erzieher allzu oft für ihre Aufgabe, unschuldige Knaben und Mädchen in die Geheimnisse des Werdens des menschlichen Lebens einzuführen auf eine Weise, die ihre Schamhaftigkeit verletzt. Es sind auf diesem Gebiet der richtige Takt und das richtige Maß anzuwenden, wie sie von der christlichen Schamhaftigkeit gefordert werden. <br />
<br />
=== k) Demut===<br />
<br />
'''60''' Dieses keusche Zartgefühl aber wird von der Gottesfurcht genährt, das heißt von jener Kindesfurcht, die, begründet auf der Tugend tiefer christlicher Demut, uns vor allem, was Sünde ist; achtsamst zurückschrecken lässt; Unser Vorgänger, der heilige Papst Klemens I., drückt diesen Gedanken so aus: „Wer im Fleische keusch ist, rühme sich nicht, da er weiß, dass jemand anders ihm diese Gabe schenkt (104).” Was aber die christliche Demut für die Bewahrung der Jungfräulichkeit bedeutet, hat vielleicht niemand lichtvoller gelehrt als der heilige Augustinus: „Weil die ständige Enthaltsamkeit”, so sagt er, „und vor allem die Jungfräulichkeit ein großes Gut darstellt in den Heiligen Gottes, ist mit größter Wachsamkeit darauf zu achten, dass sie nicht durch Stolz zugrunde gerichtet werde ... In dem Maß, wie ich die Größe des Gutes sehe, hebe ich für seinen Verlust Angst vor dem Dieb, dem Stolz. Nur Gott also bewacht das Gut der Jungfräulichkeit, Er, der es selbst geschenkt hat, und ,Gott ist Liebe’ (105). Damit ist die Liebe der Beschützer der Jungfräulichkeit; der Standort dieses Beschützers aber ist die Demut (106).<br />
<br />
'''61''' Etwas anderes ist darüber hinaus sehr zu berücksichtigen, dass nämlich zur Bewahrung der unversehrten Reinheit weder die Wachsamkeit noch das Zartgefühl genügen. Es sind da Hilfen nötig, die wesentlich über die Kräfte der Natur hinausgehen: das Gebet zu Gott, die Sakramente der Buße und der Eucharistie sowie die warme Liebe zur Gottesmutter. <br />
<br />
=== l) Ständiges Gebet===<br />
<br />
'''62''' Nie darf man vergessen, dass die vollkommene Keuschheit ein erhabenes Geschenk Gottes ist. Hierzu bemerkt treffend der heilige Hieronymus: „Denen ist es gegeben worden (107), die darum gebeten haben, die danach verlangten, die sich bemühten, es zu empfangen. Jedem nämlich, der bittet, wird gegeben, und der sucht, wird finden, und der anklopft, dem wird aufgetan werden (108).” Vom frommen Gebet, so fügt der heilige Ambrosius hinzu, hängt die beständige Treue der Jungfrauen gegen den göttlichen Bräutigam ab (109). Und der heilige Alfons von Liguori, der inbrünstige Beter, lehrt, es gebe kein notwendigeres und sichereres Mittel zur Überwindung der Versuchungen gegen die schöne Tugend der Reinheit, als sich sofort im Gebet zu Gott zu flüchten (110). <br />
<br />
=== m) Buße und Eucharistie===<br />
<br />
'''63''' Doch muss zum Gebet das Sakrament der Buße kommen, das, häufig und eifrig als geistliches Heilmittel benutzt, uns reinigt und heilt; ebenso das Nährbrot der heiligen Eucharistie, die ja nach der Versicherung Unseres unvergesslichen Vorgängers, Papst Leos XIII., das beste „Mittel gegen die Begierde” ist (111). Je reiner und keuscher das Herz ist, um so mehr verlangt es nach diesem Brot, aus dem es die Kraft schöpft zum Widerstand gegen alle Reize zur Sünde der Unreinheit, und durch das es immer, enger mit dem göttlichen Bräutigam verbunden wird: „Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, der bleibt in Mir und Ich in ihm (112).” <br />
<br />
=== n) Marienverehrung===<br />
<br />
'''64''' Ein wirklich ausgezeichneter und im Laufe der Jahrhunderte immer und immer wieder durch Erfahrung erprobter Weg, die unversehrte und vollkommene Reinheit zu bewahren und zu pflegen, ist die gediegene und glühende Liebe zur jungfräulichen Gottesmutter. Sie umfasst sozusagen alle anderen Kraftquellen; denn wer von ihr ehrlich und tief durchdrungen ist, der fühlt sich zweifellos heilsam angetrieben, zu wachen, zu beten, zur Beichte zu gehen und sich dem Tisch des Herrn zu nahen. Darum ermuntern Wir in väterlicher Liebe alle Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, sich unter den besonderen Schutz der hehren Gottesmutter zu stellen, der Jungfrau der Jungfrauen, „der Lehrerin der Jungfräulichkeit”, nach einem Wort des heiligen Ambrosius (113); sie ist die mächtige Mutter besonders für jene, die sich ganz dem Dienste Gottes geweiht haben. <br />
<br />
'''65''' Dass die Jungfräulichkeit durch sie ihren Anfang nahm, bemerkt schon der heilige Athanasius (114), und der heilige Augustinus lehrt es mit den Worten: „Die Würde der Jungfräulichkeit nahm ihren Ursprung von der Mutter des Herrn (115).” Nach dem Vorbild des heiligen Athanasius (116) stellt der heilige Ambrosius das Leben der Jungfrau Maria den Jungfrauen als Muster hin: Eifert ihr nach, meine Töchter ... (117). Es sei euch Mariens Leben ein ausdrucksvolles Bild der Jungfräulichkeit, aus dem, wie aus einem Spiegel, die Schönheit der Keuschheit und das Wesen der Tugend widerstrahle. Dorther nehmt für euer Leben das Vorbild, in dem wie in einem Idealbild die Lehren der Rechtschaffenheit ausgedrückt liegen und zeigen, was ihr verbessern, was ihr ausprägen, woran ihr festhalten sollt... Sie ist das Bild der Jungfräulichkeit. So war Maria, dass ihr einziges Leben Richtschnur ist für alle...(118). Maria soll also die Lebensordnung gestalten (119).” Ihre Gnade ist so reich, dass sie nicht nur die eigene Jungfräulichkeit bewahrte, sondern auch die von ihr Heimgesuchten mit dem Ehrenzeichen der Unversehrtheit beschenkte (120).” Wie berechtigt ist daher auch der andere Ausspruch des heiligen Ambrosius: „Welch ein Reichtum ist doch die Jungfräulichkeit Mariens (121)!” Wegen dieses Reichtums ist auch für die Ordensschwestern, die Ordensmänner und Priester von heute die Betrachtung der Jungfrauschaft Mariens von großem Nutzen, um der Keuschheit des eigenen Standes treuer und vollkommener nachzuleben. <br />
<br />
'''66''' Ihr sollt euch aber, geliebte Söhne und Töchter, nicht damit begnügen, die Tugenden der Allerseligsten Jungfrau Maria zu betrachten; flieht mit größtem Vertrauen zu ihr nach dem Rat des heiligen Bernhard, der mahnt: ”Suchen wir die Gnade, und suchen wir sie durch Maria (122).” Stellt ihr ganz besonders die Sorge für euer geistliches Leben und eure Vervollkommnung jetzt im Laufe des Marianischen Jahres anheim, nach dem Beispiel des heiligen Hieronymus, der sagte: „Meine Jungfräulichkeit ist geweiht in Maria und Christus (123).” <br />
<br />
== IV. Schlussmahnung==<br />
<br />
'''67''' In den großen Schwierigkeiten, die heute die Kirche meistern muss, erfüllt es Uns, den Obersten Hirten, mit tiefem Trost, ehrwürdige Brüder, sehen zu können, dass die Jungfräulichkeit in ihrer Blüte über die ganze Welt hin auch heute, wie in früheren Zeiten, in hohen Ehren steht, wenn sie euch, wie erwähnt, von Irrtümern angegriffen wird, die aber, so hoffen Wir, vorübergehend sind und bald verschwinden werden. <br />
<br />
=== a) An die Erzieher===<br />
<br />
'''68''' Trotzdem gestehen Wir, dass Unsere Freude in etwa von Trauer überschattet ist: Wir wissen nämlich, dass in nicht wenigen Ländein die Zahl derer von Tag zu Tag abnimmt, die auf göttlichen Ruf hin den Stand eines jungfräulichen Lebens erwählen. Da Wir die besonderen Gründe dafür bereits oben ausführten, brauchen Wir die Frage nicht wieder zu berühren. Wir vertrauen aber darauf, dass die Jugenderzieher, die in dieser Frage geirrt haben, ihre Irrtümer möglichst bald erkennen und davon abrücken; darum sollen sie es sich euch angelegen sein lassen, sie wiedergutzumachen, und alles daransetzen, denen, die sich durch übernatürlichen inneren Zug zum Priestertum oder zum Ordensleben berufen fühlen und die ihrer Sorge anvertraut sind, mit allen Mitteln zu helfen, ihr hohes Ziel zu erreichen. Möge es gelingen, dass neue und größere Scharen von Priestern, Ordensmännern und Ordensschwestern, an Zahl und Tugend den gegenwärtigen Bedürfnissen der Kirche gewachsen, möglichst bald ausziehen, den Weinberg des Herrn zu bebauen. <br />
<br />
=== b) An die Eltern===<br />
<br />
'''69''' Wir ermahnen ferner, wie es das Bewusstsein Unseres apostolischen Amtes erheischt, die Familienväter und -mütter, dem Dienste Gottes gern die Kinder zu opfern, die dazu berufen sind. Wenn ihnen das einige Last, Trauer und Widerstreben verursacht, dann sollen sie aufmerksam die Worte bedenken, die der heilige Ambrosius an die Mütter von Mailand richtete: „Von so manchen Jungfrauen weiß ich, dass sie entschlossen sind, aber dass sie von ihren Müttern darin gehindert werden, auch nur aus dem Hause zu gehen... Wenn eure Töchter einem Menschen ihre Liebe schenken wollten, so könnten sie nach dem Gesetz den wählen, den sie wünschen. Wenn sie also Menschen wählen dürfen, sollten sie denn Gott nicht wählen dürfen (124)?”<br />
<br />
'''70''' ”Die Eltern mögen bedenken, welche Ehre es für sie ist, zu sehen, wie ihr Sohn zum Priester geweiht wird oder ihre Tochter dem göttlichen Bräutigam ihre Jungfräulichkeit gelobt. Über die gottgeweihten Jungfrauen sagt derselbe Bischof von Mailand: „Ihr habt es gehört, ihr Eltern..., eine Jungfrau ist ein Geschenk Gottes, eine Weihegabe des Vaters, ein Priesterdienst der Keuschheit. Eine Jungfrau ist eine Opfergabe der Mutter, täglich dargebracht zur Versöhnung der Macht Gottes (125).” <br />
<br />
'''71''' Bevor Wir nun aber, ehrwürdige Brüder, zum Ende Unseres Rundschreibens kommen, möchten Wir Unsere ganze Aufmerksamkeit in besonderer Weise den Männern und Frauen zuwenden, die, dem Dienste Gottes geweiht, in nicht wenigen Ländern harte und unheilvolle Verfolgungen erdulden. Sie sollen sich die gottgeweihten Jungfrauen der Urkirche zum Beispiel nehmen, die für ihre Jungfräulichkeit starkmütig und unbesiegt ins Martyrium gingen (126). <br />
<br />
=== c) An die Verfolgten===<br />
<br />
'''72''' Sie alle sollen in ihrem einmal gefassten heiligen Entschluss, Christus zu dienen, tapferen Herzens ”bis zum Tode” (127) ausharren und sich vor Augen halten, dass ihre Ängste, Drangsale und Gebete überaus wertvoll sind vor Gott, um sein Reich in ihrer Heimat und in der gesamten Kirche aufzurichten; ebenso sollen sie gewiss sein, dass die, welche ”dem Lamme folgen, wohin es geht” (128), in Ewigkeit ein ”neues Lied” (129) singen werden, das kein anderer singen kann. <br />
<br />
'''73''' Gegen sie, die Priester sowohl wie die Ordensmänner und gottgeweihten Jungfrauen, die ihren Glauben standhaft bekennen bis zum Martyrium, hegen Wir in Unserem Herzen Gefühle väterlicher Liebe und väterlichen Mitgefühls. Und nicht nur für sie, sondern für alle, die sich in irgendeinem Teil der Welt dem Dienste Gottes hingeben und weihen, bitten Wir flehentlich zu Gott, dass er sie ermutige, stärke und tröste; und euch, ehrwürdige Brüder, mahnen Wir eindringlich, jeden einzelnen und alle zusammen wie euch eure Gläubigen, mit Uns im Gebet ihnen den göttlichen Trost, die göttliche Gaben und Hilfen zu erbitten, deren sie alle so notwendig bedürfen. <br />
<br />
'''74''' Vermittler dieser göttlichen Gaben und Beweis Unseres besonderen Wohlwollens soll der Apostolische Segen sein, den Wir euch, ehrwürdige Brüder, den übrigen Dienern des Heiligtums und den gottgeweihten Jungfrauen, besonders aber denen, ”die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen” (130), und allen euren Christgläubigen aus der Fülle des Herzens im Herrn erteilen. <br />
<br />
<center> Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 25. März, dem Feste Mariä Verkündigung, </center><br />
<center> im Jahre, 1954, dem sechzehnten Unseres Pontifikats </center><br />
<br />
<center> [[Pius XII.]] [[Papst|PP.]] </center><br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
<br />
<br />
(1) Vgl. S. Ambr., De virginibus, lib. I, c. 4. n. 15; De virginitate, c. 3, n. 13; P.L. XVI, 193, 269.<br />
<br />
(2) Vgl. Ex 22, 16-17; Dt 22, 23-29; Sir 42, 9.<br />
<br />
(3) S. Ambros., De virginibus, lib. I, c. 3, n. 12; P.L. XVI, 192. <br />
<br />
(4) 1 Kor 10, 11. <br />
<br />
(5) Apg 21, 9. <br />
<br />
(6) Vgl. Ign. Antioch., Ep. ad Smyrn., c. 13; ad. Funk-Diekamp, Patres Apostolici, vol. I, p. 286. <br />
<br />
(7) S. Justin., Apol. I pro christ., c. 15; P.G. Vl, 349. <br />
<br />
(8) Vgl. Const. Apost. Sponsa Christi., A.A.S. XLIII, 1951, pp. 5-8. <br />
<br />
(9) Vgl. C.I.C., can. 487. <br />
<br />
(10) Vgl. C.I.C., can. 132, § 1.<br />
<br />
(11) Vgl. Const. Apost. [[Provida mater]], art. III, § 2; A.A.S. XXXIX, 1947, p. 121. <br />
<br />
(12) Mt 19, 10. <br />
<br />
(13) Mt 19, 11-12. <br />
<br />
(14) Mt 19, 12. <br />
<br />
(15) S. Augustin., De sancta virginitate, c. 22; P.L. XL, 407. <br />
<br />
(16) Vgl. Can. 9; Mansi, Coll. concil., II, 1096. <br />
<br />
(17) 1 Kor 1, 32, 34. <br />
<br />
(18) S. Cypr., De habitu virginum, 4; P.L IV, 443. <br />
<br />
(19) Augustin., De sancta virginitate, cc. 8, 11 ; P.L XL, 409, 401.<br />
<br />
(20) S. Thom., Summa Th., II-II, q. l52, a. 3, ad 4. <br />
<br />
(21) S. Bonav., de perfectione evangelica, q. 3, a. 3, sol. 5. <br />
<br />
(22) Vgl. S. Cypr., De habitu virginum, c. 20; P.L IV,459.<br />
<br />
(23) Vgl. S. Athan., Apol. Ad Constant., 33; P.G. XXV, 640.<br />
<br />
(24) S. Ambr., De virginibus, lib; I, c. 8, n. 52; P.L. XVI, 202.<br />
<br />
(25) Vgl. Daselbst, lib. III, cc.1-3, nn.1-14; De institutione virginis, c. 11, nn. 104-114; P.L. XVI, 219-224, 333-336. <br />
<br />
(26) Vgl. Sacramentarium Leoninum, XXX; P.L. LV, 129; Pontificale Romanum; De benedictione et consecratione virginum. <br />
<br />
(27) Vgl. S. Cypr., De habitu virginum, c. 4 et 22; P.L IV, 443-444 et 462 ; S. Ambr., De viginibus, lib. I, c. 7, N. 37; P.L. XVI, 199.<br />
<br />
(28) S. Augustin., De sancta virginitate, cc. 54-55; P.L. XL, 428. <br />
<br />
(29) Pontificale Romanum: De benedictione et consecratione virginum. <br />
<br />
(30) S. Methodius Olympi, Convivium decem virginum, orat. XI, c. 2; P. G. XVIII, 206. <br />
<br />
(31) Offb 14, 4.<br />
<br />
(32) Offb 14, 4.<br />
<br />
(33) 1 Petr 2, 21; S. Augustin, De sancta virginitate, c. 27; P.L. XL, 411. <br />
<br />
(34) S. Bonav., De perfectione evangelica, q. 3, a. 3. <br />
<br />
(35) S. Fulgent., Epist. 3, c. 4, n. 6; P.L. LXV, 326. <br />
<br />
(36) 1 Kor 7, 32 – 33. <br />
<br />
(37) Gn 2, 24; vgl. Mt 19, 5. <br />
<br />
(38) Vgl. 1 Kor 7, 39. <br />
<br />
(39) S. Thom., Summa Th., II-II, q. 186, a. 4. <br />
<br />
(40) Vgl. C.I.C., can. 132, § 1. <br />
<br />
(41) Vgl. Litt. Enc. [[Ad catholici sacerdotii]] fastigium, A.A.S. XXVIII, 1936, 24-25.<br />
<br />
(42) Vgl. Lv 15,16-17; 22, 4; 1 Sm 21, 5-7; vgl. S. Siric. Papa, Ep. ad Himer. 7; P.L. LVI, 558-559.<br />
<br />
(43) S. Petr. Dam., De coelibatu sacerdotum, c. 3; P.L. CXLV, 384. <br />
<br />
(44) Vgl. Mt 19,10-11. <br />
<br />
(45) 1 Kor 7, 38. <br />
<br />
(46) 1 Kor 7, 7-8; vgl. 1 u. 26. <br />
<br />
(47) Vgl. S. Thom., Summa Th., II-II, q. 152, aa. 3-4. <br />
<br />
(48) Vgl. 1 Kor 7, 33. <br />
<br />
(49) Mt 12, 33. <br />
<br />
(50) Mt 25, 35-36 u. 40. <br />
<br />
(51) A.A.S. XLI I, 1950, p. 663. <br />
<br />
(52) S. Cypr., De habitu virginum, 22; P.L. IV, 462; vgl. S. Ambr., De virginibus, lib. I, c. 8, n. 52; P.L. XVI, 202. <br />
<br />
(53) Mt 13, 46. <br />
<br />
(54) S. Thom., Summa Th., II-II, q. 152, a. 5. <br />
<br />
(55) Pontificale Romanum: De benedictione et consecrratione virginum. <br />
<br />
(56) S. Cypr., De habitu virginum, 3; P.L. IV, 443. <br />
<br />
(57) Sess. XXlV, can. 10. <br />
<br />
(58) Vgl. S. Thom., Summa Th., I-II, q. 94, a. 2. <br />
<br />
(59) Vgl. Gal. 5, 25; 1 Kor 9, 27. <br />
<br />
(60) Vgl. Allocutio ad Moderatrices supremas Ordinum et Institutorum Religiosarum, d. 15 Septembris 1952; A.A.S. XLIV, 1952, p. 824. <br />
<br />
(61) Vgl. Decretum S. Officii, De matrimonii finibus, d. 1 Aprilis 1944; A.A.S. XXXVI, 1944, p. 103.<br />
<br />
(62) Vgl. 1 Kor 7, 5. <br />
<br />
(63) Vgl. C.I.C., can. 1013, § l. <br />
<br />
(64) Gal 2, 20. <br />
<br />
(65) S. Ambr., De virginitate, c. 5, n. 26; P.L. XVI, 272. <br />
<br />
(66) Vgl. Jo 10, 14; 10, 3. <br />
<br />
(67) Vgl. A.A.S. XLIII, 1951, p. 20. <br />
<br />
(68) 1 Kor. 7, 25.<br />
<br />
(69) Mt 19, 11. <br />
<br />
(70) S. Ambr., De viduis, c. 12, n. 72; P.L. XVI, 256; vgl. S. Cypr., De habitu virginum, c. 23; P.L. IV, 463.<br />
<br />
(71) Vgl. 1 Kor 7, 7.<br />
<br />
(72) Mt 19, 11-12.<br />
<br />
(73) S. Hieronym., Comment. in Matth., XIX, 12; P.L. XXVI, 136. <br />
<br />
(74) S. Joann. Chrysost., De virginitate, 80; P.G. XLVIII, 592. <br />
<br />
(75) S. Ambr., De virginitate, lib. I, c. 11, n. 65; P.L. XVI, 206. <br />
<br />
(76) Vgl. S. Methodius Olympi, Convivium decem virginum, orat. Vll, c. 3; P. G. XVIII, 128-129. <br />
<br />
(77) S. Gregor., Hom. in Evang., lib. I, hom. 3, n. 4; P.L. LXXVI, 1089. <br />
<br />
(78) Mi 19, 12. <br />
<br />
(79) 1 Kor 7, 9. <br />
<br />
(80) Vgl. Conc. Trid., sess. XXIV, can. 9, <br />
<br />
(81) Vgl. S. August., De natura et gratia, c. 43, n. 50; P.L. XLIV, 271. <br />
<br />
(82) Conc. Trid., sess. VI, c. 11. <br />
<br />
(83) 1 Kor 10, 13. <br />
<br />
(84) Mt 26, 41. <br />
<br />
(85) Gal 5, 17. <br />
<br />
(86) Vgl. Gal 5, 19 – 21. <br />
<br />
(87) Gal 5, 24. <br />
<br />
(88) 1 Kor 9, 27. <br />
<br />
(89) Mt 5, 28-29. <br />
<br />
(90) Vgl. S. Caesar. Arelat., Sermo 41; ed. G. Morin, Maredsous, 1937, vol. I, p. 172. <br />
<br />
(91) Vgl. S. Thomas, In Ep. I ad Cor. VI, lect. 3; S. Franciscus Sales, Introduction à la vie dévote, part. IV, c. 7; S. Alphonsus a Liguori, La vera sponsa di Gesu Cristo, c. 1; n. 16; c. 15, n. 10. <br />
<br />
(92) S. Hieronym., Contra Vigilant., 16; P.L. XXIII, 352. <br />
<br />
(93) S. Augustin., De sancta virginitate, c. 54; P.L. XL., 428. <br />
<br />
(94) Sir 3, 27. <br />
<br />
(95) S. Augustin., Epist. 211, n. 10; P.L. XXXIII, 961. <br />
<br />
(96) Jo 17, 18. <br />
<br />
(97) Jo 17, 16. <br />
<br />
(98) Jo 17, 15. <br />
<br />
(99) Vgl. C.I.C., can. 124-142; vgl. S. Pius PP. X, Exhort. ad clar. cath., Haerent animo. A.S.S. XLI, 1908, pp. 565-573; Pius PP. XI, Litt. enc., Ad catholici sacerdotii fastigium, A.A.S; XXVIII, 1936, pp. 23-30; Pius XII, Adhort. apost. Menti Nostrae. A.A.S. XLII, 1950, pp. 692-694. <br />
<br />
(100) Vgl. A.A.S. XLII, 1950, pp. 690-691. <br />
<br />
(101) Vgl. 1 Kor 4, 15.<br />
<br />
(102) 1 Kor 4, 19. <br />
<br />
(103) Alloc. Magis quam mentis, d. 23 sept, a. 1951,; A.A.S. XLIII,1951, p. 736. <br />
<br />
(104) S. Clemens Rom., Ad Corinthioe, XXXVIIII, 2; ed. Funk-Diekamp, Patres Apostolici, vol. I, p. 148. <br />
<br />
(105) 1 Jo 4, 8. <br />
<br />
(106) S. Augustin., De sancta virginitate, cc. 33, 51; P.L. XL, 45, 42d; vgl, cc. 31, 32, 38; 412-415, 419. <br />
<br />
(107) VgI. Mt 19,11. <br />
<br />
(108) Vgt. Mt 7, 8; S. Hieron., Comm. in Matth., XIX, 11; P.L. XXVI, 135. <br />
<br />
(109) Vgl. S. Ambros., De virginibus, 1ib. III, c. 4, nn. 18-20; P.L. XVI, 225. <br />
<br />
(110) Vgl. S. Alphonsus a Ligouri, Pratica di amar Gesu Cristo, c. 17, nn. 7-16.<br />
<br />
(111) Leo Xlll, Encylica [[Mirae caritatis]], d. 28 Maii, a. 1902; A.L. XXII, pp. 1902, 1903. <br />
<br />
(112) Jo d, 57. <br />
<br />
(113) S. Ambros., De institutione virginis, c. 6, n. 46; P.L. XVI, 320. <br />
<br />
(114) Vgl. S. Athanas., De virginitate, ed. Th. Lefort, Muséon, XLII, 1929, p. 247. <br />
<br />
(115) S. Augustin., Serm. 51, c. 16, n. 26; P. L. XXXVIII, 348. <br />
<br />
(116) Vgl. S. Athanas., De virginitate, ed Th. Lefort, Museon, XLII, 1929, p. 244.<br />
<br />
(117) S. Ambros., De institutione virginis, c. 14, n. 87 ; P.L. XVI, 328. <br />
<br />
(118) S. Ambros., De virginibus, lib. II, c. 2, n. 6, 15; P.L XVI, 208, 210. <br />
<br />
(119) S. Ambros., De virginibus, lib. Il, c. 3, n. 19 ; P. L. XVI, 211. <br />
<br />
(120) S. Ambros., De institutione virginis, c. 7, n. 50; P. L. XVI, 319. <br />
<br />
(121) S. Ambros., De institutione virginis, c. 13, n. 81; P. L XVI, 339. <br />
<br />
(122) S. Bernard, In nativitate B. Mariae Virginis, Sermo de aquaeductu, nn; 8; P.L. 183, 441. <br />
<br />
(123) S. Hieronym., Epist. 22, n. 18; P.L. XXII, 405. <br />
<br />
(124) S. Ambroa., De virginibus, lib. I, c. 10, n. 58; P.L. XVI, 205. <br />
<br />
(125) S. Ambros., De virginibus, lib. I, e. 7, n. 32; P.L. XVI, 198. <br />
<br />
(126) Vgl. S. Ambros., De virginibus, lib. II, c, 4, n. 32; P.L. XVI, 215-216. <br />
<br />
(127) Phil 2, 18. <br />
<br />
(128) Offb 14, 4. <br />
<br />
(129) Offb 14, 3. <br />
<br />
(130) Mt 5, 10.<br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Laetitiae_sanctae_(Wortlaut)&diff=45173Laetitiae sanctae (Wortlaut)2008-09-10T11:34:53Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Rosenkranz_als_Herz.jpg|thumb|right|]]<br />
<br />
<center> [[Enzyklika]] </center><br />
{|align="center" cellpadding=5px;<br />
!bgcolor="pink"|'''[[Laetitiae sanctae]]'''<br />
|-----<br />
{|align="center"<br />
<center> unseres [[Papst|Heiligen Vaters]] </center><br />
<center> [[Leo XIII.]] </center><br />
<center> durch göttliche Vorsehung Papst </center><br />
<center> an die Ehrwürdigen Brüder. die [[Patriarch|Patriarchen]], [[Primat|Primaten]], [[Erzbischof|Erzbischöfe]], [[Bischof|Bischöfe]] </center><br />
<center> der katholischen Welt, die in Gnade und Gemeinschaft mit dem [[Apostolischer Stuhl|Apostolischen Stuhle]] stehen </center><br />
<center> ''' Der [[Rosenkranz]] ist das Heilmittel für das soziale Leben der Gesellschaft ''' </center><br />
<center> [[8. September]] [[1893]] </center><br />
<center> (Lateinischer Text: [[ASS]] XXVI [1893-1994] 194-198) </center><br />
<br />
(Quelle: Rundschreiben Leo XIII., Vierte Sammlung, Lateinischer und deutscher Text, [[Herder Verlag|Herder´sche Verlagsbuchhandlung]], übersetzt durch den päpstlichen Hausprälaten Professor Hettinger, Freiburg im Breisgau 1904.Die Nummerangabe ist der englischen Fassung [http://www.vatican.va/holy_father/leo_xiii/encyclicals/documents/hf_l-xiii_enc_08091893_laetitiae-sanctae_en.html] angeglichen. Die Überschriften wurden aus: Rudolf Graber, Die marianischen Weltrundschreiben der Päpste in den letzten hundert Jahren, Echter-Verlag Würzburg 19542 (Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]]) entnommen)<br />
<br />
''' Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
<br />
'''<center> Ehrwürdige Brüder, </center>'''<br />
'''<center> Gruß und Apostolischen Segen </center>'''<br />
<br />
==Dankbarkeit des Papstes gegenüber der Gottesmutter==<br />
<br />
''' 1''' Die heilige Freude, welche Uns die glückliche Feier Unseres fünfzigjährigen Bischofsjubiläums verursachte, wurde in überaus angenehmer Weise dadurch erhöht, daß Wir sie, wie ein Vater mit seinen Kindern, unter allgemeiner Teilnahme der Völker der ganzen katholischen Welt begingen, wobei die schönste Kundgebung des Glaubens und der Liebe erfolgte. Hierbei erkennen und preisen Wir mit stets neuem Dankgefühle den Ratschluß der göttlichen Vorsehung, der das höchste Wohlwollen gegen Uns selbst bekundet und nicht geringen Nutzen für die Kirche Gottes stiften wird. <br />
<br />
''' 2''' Nicht weniger sehnt sich das Herz darnach, die erhabene Mutter Gottes als beste Vermittlerin dieser Wohltat mit Lobsprüchen zu begrüßen und zu erheben. Denn ihre ausgezeichnete Liebe, die Wir selbst in einer langen und wechselvollen Lebenszeit auf vielerlei Weise augenscheinlich erfahren haben, strahlt von Tag zu Tag in hellerem Lichte vor Unseren Augen, erfüllt die Seele mit Entzücken und stärkt sie mit übermenschlichen Vertrauen. Wir vermeinen die Stimme der Himmelskönigin selbst zu vernehmen, wie sie Uns in den bedrückendsten Zeitverhältnissen der Kirche gütig aufrichtet, wie sie Uns durch die Fülle ihres Rates zu den beabsichtigten Unternehmungen für das gemeinsame Heil beisteht, aber auch auffordert, daß Wir die Frömmigkeit und die Pflege jeglicher Tugend im christlichen Volke erwecken. Solchen Wünschen zu entsprechen, galt Uns schon früher als angenehme und heilige Pflicht. Unter den Früchten aber, welche Unsere Mahnungen unter ihre Schutze erzielten, verdient der außerordentliche Zuwachs der hochheiligen Rosenkranzandacht besondere Erwähnung. Zu diesem Zwecke wurden fromme Bruderschaften teils gefördert, teils neu errichtet, gelehrte und zeitgemäße Schriften unter dem Volke verbreitet, ja sogar herrliche Werke der schönen Künste geschaffen. – Jetzt aber, wo Wir gleichsam dieselbe Stimme der höchst besorgten Mutter vernehmen, indem sie dazu drängt: „Rufe und lasse nicht ab“, wollen Wir abermals über den Marianischen Rosenkranz zu Euch, Ehrwürdige Brüder, sprechen, da der Monat Oktober herannaht, den Wir unter der Gewährung von hl. Ablässen durch die so angenehme Andacht eben dieses Rosenkranzes geweiht haben. <br />
<br />
==Der Rosenkranz und die Zeitübel==<br />
<br />
Doch soll Unsere Rede zunächst nicht darauf abzielen, daß Wir dem an sich ganz vortrefflichen Gebet weiteres Lob spenden oder die Gläubigen zu seiner gewissenhafteren Übung anspornen, sondern Wir wollen über einige vortreffliche Güter handeln, die daraus geschöpft werden können und die zugleich der Lage der Zeit und der Menschen höchst angemessen sind. Denn Wir hegen die feste Überzeugung, daß die Rosenkranzandacht, wenn sie in solcher Weise die rechte Pflege findet, daß sie die ihr innewohnende Kraft und Macht zu entfalten vermag, nicht bloß für einzelne Personen, sondern auch für das ganze Staatswesen den größten Nutzen stiften wird. <br />
<br />
''' 3''' Jedermann ist bekannt, wieviel Wir gemäß Unseres höchsten apostolischen Amtes zum staatsbürgerlichen Wohle beizutragen bemüht waren und fürderhin mit Gottes Hilfe beizutragen bereit sind. Denn die Träger der Gewalt haben Wir oftmals ermahnt, daß sie nur solche Gesetze geben und zur Ausführung bringen sollten, welche der gerechten Richtschnur des göttlichen Geistes entsprechen. Die Staatsbürger aber, welche die übrigen durch Talent, Verdienste oder vornehme Geburt und Glücksgüter überragen, haben Wir häufig aufgefordert, in gemeinsamer Beratung und mit vereinten Kräften die höchsten und wichtigsten Interessen des Staates zu schützen und zu fördern. – Leider aber gibt es zu viele Anlässe, durch welche beidem jetzigen Stande der bürgerlichen Gesellschaft die Bande der öffentlichen Zucht gelockert und die Völker von der rechten Bahn der Ehrbarkeit und Sittlichkeit abgezogen werden. Drei Hauptübel sind es nach Unserem dafürhalten vornehmlich, welche zum Verderben der gemeinsamen Wohlfahrt ausschlagen, nämlich: Widerwille gegen ein bescheidenes und arbeitssames Leben, Scheu vor Leiden, Vergessenheit auf die von uns erhofften künftigen Güter.<br />
<br />
==Die Abneigung vor einer einfachen schlichten Lebensführung==<br />
<br />
''' 4''' Wir beklagen es – und das geben gerne und mit Bedauern sogar jene Leute zu, welche dem Rationalismus und dem Utilitätsprinzip huldigen – als eine Hauptkrankheit der menschlichen Gesellschaft, daß die Pflichten und Tugenden vernachlässigt werden, welche die Perlen des schlichten und gewöhnlichen Standes sind. <br />
<br />
''' 5''' Denn daher kommt im häuslichen Verkehr die trotzige Verweigerung des von Natur schuldigen Gehorsams seitens der Kinder, die sich gegen alle Zucht sträuben, wenn sie nicht mit Genuß und Weichlichkeit verbunden ist. Daher entziehen sich die Arbeiter ihren Gewerben, scheuen die Anstrengung, schauen, unzufrieden mit ihrem Lose, nach Höherem empor und verlangen in ihrer Kurzsichtigkeit Gütergleichheit. Ähnliches gilt von der Sucht vieler, den heimatlichen Boden zu verlassen und das Geräusch der Städte und ihre verlockenden und verschwenderischen Genüsse aufzusuchen. Daher herrscht sein Gleichgewicht unter den Ständen des Staates; alles wankt, die Gemüter werden von Eifersucht und Neid gequält, das Recht wird öffentlich mit Füßen getreten. Endlich stören Leute, die sich in ihrer Hoffnung getäuscht sehen, durch Aufruhr und Rotten die öffentliche Ruhe und widersetzen sich jenen, deren Pflicht es ist, den Frieden zu schützen. <br />
<br />
==Die Lehre des freudenreichen Rosenkranzes==<br />
<br />
''' 6''' Gegen diese Übel möge Heilung beim Marianischen Rosenkranz gesucht werden, der zugleich in einer bestimmten Gebetsordnung und in frommer Erwägung der Geheimnisse Christi des Erlösers und seiner Mutter besteht. Die „freudenreichen Geheimnisse“ sollen nämlich gehörig und volkstümlich erklärt und wie Tugendgemälde und Musterbilder den Augen der Menschen vorgestellt werden. Jedermann wird daraus klar ersehen, welch reichliche und leichtfassliche Fülle von Lehren sie enthalten, welche die Herzen mit wunderbarer Lieblichkeit anziehen und zur sittlichen Gestaltung des Lebens dienen. – Da gewahrt man das Haus von Nazareth, eine irdische und göttliche Wohnung der Heiligkeit. Welch großes Musterbild täglichen Wandels findet sich hier! Welch durchaus vollkommenes Ideal häuslicher Lebensgemeinschaft! Einfachheit und Reinheit der Sitten herrscht hier, beständige Eintracht der Gemüter, keine Störung der Ordnung, gegenseitige Hochachtung, kurz die Liebe, nicht jene übertünchte und trügerische, sondern eine solche, welche bei unablässiger Pflichterfüllung unversehrt und lebensfrisch bleibt, ja sogar die Augen der Beobachter entzückt. Dort besteht zwar das Streben, das zur Nahrung und Kleidung Nötige zu erwerben, aber das geschieht im Schweiße des Angesichtes und in einer Gemütsverfassung von solchen, die mit Wenigem zufrieden sind und eher auf weniger Bedürfnisse als auf größerem Besitz ausgehen. Zu alldem kommt noch die größte Seelenruhe und die gleiche Herzensfreude, welche die zwei beständigen Begleiterinnen eines guten Gewissens sind. – Sobald die Beispiele dieser Tugenden, nämlich der Bescheidenheit und Demut, der Arbeitsfreudigkeit und des Wohlwollens gegen den Nächsten, der Sorgfalt in Verrichtung unscheinbarer Pflichten des täglichen Lebens und andere Beispiele der Art, allmählich von den Gemütern erfasst werden und sich tief einprägen, wird in ihnen sicher allmählich auch die erwünschte Sinnesänderung und sittliche Besserung eintreten. Dann werden die Berufsarbeiten niemals jemand verächtlich und lästig werden, sondern vielmehr jedem angenehm und erfreulich sein; ja das Pflichtgefühl wird, mit einer gewissen Wonne versüßt, einen stärkern Sporn zur Rechtschaffenheit erhalten. Infolge dessen wird eine allseitige Milderung der Sitten eintreten, das häusliche Zusammenleben wird mit Liebe und Wonne verbunden sein, der Umgang mit den Nebenmenschen wird an aufrichtiger Hochachtung und Liebe noch mehr gewinnen. Wenn all diese Segnungen von dem einzelnen Menschen weithin in den Familien, in die Städte, unter ein gesamtes Volk übertragen werden, so daß sich hiernach die Lebensführung einrichtet, so springt in die Augen, welche bedeutenden Vorteile für den Staat hieraus erwachsen werden.<br />
<br />
==Die Opferscheu==<br />
<br />
''' 7''' Der zweite, höchst unheilvolle Übelstand, den Wir niemals genug beklagen können, weil er die Herzen von Tag zu Tag in weitern Kreisen verschlechtert und vergiftet, besteht in der Scheu vor dem Schmerz, in der energischen Abwehr von Widerwärtigkeiten und Trübsal. Denn der größte Teil der Menschen betrachtet die Ruhe und Geistesfreiheit nicht mehr, wie es sich gebührt, als die für jene bestimmte Belohnung, welche sich der Übung der Tugend unterziehen, ohne sich von Gefahren und Anstrengungen besiegen zu lassen, sondern sie sinnen auf eine eingebildete Vervollkommnung des Staates, in welchem jede Unannehmlichkeit beseitigt und der Genuß der Ergötzlichkeiten dieses Lebens in Masse aufgehäuft werden soll. Eine weitere Folge dieser heftigen und ungezügelten Lust nach [[Glückseligkeit]] ist die Gefahr, daß die natürlichen Fähigkeiten erschüttert werden. Wenn diese auch nicht gänzlich verfallen, so werden sie doch so geschwächt, so daß sie den Leiden des Lebens entmutigt ausweichen und auf elende Weise unterliegen. <br />
<br />
==Die Lehre des schmerzhaften Rosenkranzes==<br />
<br />
''' 8''' Auch in dieser gefahrvollen Lage ist bedeutende Hilfe zur Kräftigung der Geister (so gewaltig ist die Macht des Beispiels) von dem Marianischen Rosenkranz zu erwarten, wenn die sogenn. schmerzhaften Geheimnisse schon vom frühesten Kindesalter an und hernach ununterbrochen in stiller und süßer Betrachtung erwogen werden. Wir sehen an ihnen, wie Christus, „der Urheber und Vollender unseres Glaubens, anfing zu wirken und zu lehren“, damit wir die Beispiele für das, was er unserem Geschlechte über die Erduldung von Mühsalen und Schmerzen gelehrt hat, von seiner Person selbst hernehmen könnten, und zwar so, daß er die Ertragung all dessen, was am schwersten auszuhalten ist, mit großer Bereitwilligkeit für sich selbst übernommen hat. Von Traurigkeit sehen wir ihn erschöpft bis zu dem Grade, daß er an allen Gliedern von Blut, wie von Schweiß, triefte. Wir sehen ihn gleich einem Räuber mit Stricken gebunden, dem Gerichte der Verworfensten sich unterziehen, mit Verwünschungen, Schmähungen und falschen Anklagen überhäuft. Wir sehen ihn mit Geißeln geschlagen, mit Dornen gekrönt, ans Kreuz geheftet, des längern Lebens für unwürdig erachtet, schuldig, unter dem Zuruf der Volksschar zu sterben. Dazu erwägen wir noch den Kummer seiner heiligsten Mutter, deren Seele „ein Schwert des Schmerzes“ nicht bloß berührte, sondern durchbohrte, auf daß sie die Mutter der Schmerzen hieße und wäre. – In der Tat, wer solche Tugendmuster häufig im Geiste erwägt und nicht bloß mit dem Liebesauge betrachtet, wie sehr wird dessen Seele zur Nachahmung erglühen! <br />
<br />
''' 9''' Mag ihm auch „die Erde verflucht sein, Dornen und Disteln tragen“, mag sein Geist von Trübsal niedergedrückt, der Leib von Krankheit gequält sein, kein Übel wird es geben, sei es durch die Missgunst der Menschen oder den Groll der Dämonen herbeigeführt, keinen öffentlichen oder privaten Schicksalsschlag, den er nicht in geduldiger Ertragung überwindet. Daher ist das Wort richtig,: „Wacker handeln und leiden ist christlich“; denn der Christ, der mit Recht als solcher gelten will, muß notwendig dem Dulder Christus nachfolgen. Unter Geduld aber verstehen wir nicht eitle Prunksucht eines gegen Schmerz unempfindsamen Gemütes, wie sie manchen Philosophen des Altertums eigen war, sondern eine Eigenschaft, die sich an jenem ein Beispiel nimmt, der um die ihm vorliegende Freude das Kreuz erduldete, ohne die Schmach zu achten“ (Hebr. 12,2), und von ihm geeignete Gnadenhilfe begehrt, sich gegen Widerwärtigkeiten durchaus nicht sträubt, ja sogar darüber frohlockt und Leiden, so groß sie auch seien, für Gewinn erachtet. Unter den Katholiken fanden sich, ja finden sich noch, die ausgezeichnetsten Jünger dieser Lehre, zahlreiche Männer und Frauen aus jenem Lande und Stande, die in den Fußstapfen Christi des Herrn wandelnd alle Unbilden und Kränkungen für die Tugend der Religion übernahmen, indem sie das bekannte Wort des Didymus mehr in der Tat als dem Klange nach auf sich anwandten: „Auch wir wollen hingehen und mit ihm sterben“ (Joh. 11,16). <br />
<br />
''' 10''' Diese Tatsachen hervorragender Standhaftigkeit mögen sich in glänzender Art und großer Zahl noch mehr entfalten und aus ihnen Schutz für den Staat, Kraft und Ruhm für die Kirche erwachsen!<br />
<br />
==Die reine Diesseitseinstellung==<br />
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''' 11''' Das dritte Hauptübel, für das ein Heilmittel zu suchen ist, tritt am meisten bei unseren Zeitgenossen hervor. Denn in der früheren Zeit liebten die Menschen die irdischen Güter wohl auch, sogar allzu verkehrt, in der Regel jedoch verschmähten sie die himmlischen nicht gänzlich. Selbst einsichtsvolle Heiden lehrten, daß uns dieses Leben als Herberge, nicht als Heimat gegeben ist, als zeitweiliger Aufenthaltsort, nicht als Wohnstätte. Die jetzt lebenden Menschen aber jagen, obwohl sie im christlichen Gesetz unterrichtet sind, meistenteils den flüchtigen Gütern der gegenwärtigen Zeit in der Art nach, daß sie das bessere Heimatland in der Seligkeit des ewigen Lebens nicht bloß auf ihrem Gedächtnis schwinden lassen, sondern zur größten Schande gänzlich ausgelöscht und vertilgt wissen wollen, während der Apostel Paulus vergeblich mahnt: „Wir haben hier keine bleibende Wohnstätte, sondern trachten nach der zukünftigen.“ (Hebr. 13,14) <br />
<br />
''' 12''' Wenn man nach den Ursachen dieser Erscheinung fragt, ergibt sich vor allem, daß viele die Meinung hegen, durch den Gedanken an die Zukunft werde die Liebe zum irdischen Vaterlande geschädigt und das Gedeihen des Staates beeinträchtigt. Aber nichts ist in der Tat gehässiger als dies, nichts einfältiger. Denn die Güter unserer künftigen Hoffnung sind nicht von solcher Beschaffenheit, daß sie den Geist der Menschen in der Art an sich ziehen, daß sie denselben von der Sorge um die gegenwärtigen Güter vollständig abwendig machen; hat ja auch Christus, als er das Reich Gottes zu suchen gebot, allerdings in erster Linie dieses verlangt, aber nicht so, daß wir das Übrige verabsäumen sollten. Denn wenn der Genuß der irdischen Dinge und die daraus sich ergebenden ehrbaren Vergnügungen zur Mehrung oder Belohnung der Tugenden dienlich sind; ferner wenn der Glanze und die Pflege des irdischen Staates, wodurch die menschliche Gesellschaft eine großartige Verherrlichung gewinnt, den Glanz und die Pflege des himmlischen Staates nachahmt: so liegt für vernunftbegabte Wesen nichts Ungeziemendes oder den göttlichen Ratschlüssen Widerstreitendes vor. Denn Gott ist in gleicher Weise der Urheber der Natur und der Gnade. Er will nicht, daß die eine der andern hinderlich sei und daß sie sich wechselseitig befehden, sondern daß sie in einem freundschaftlichen Bündnisse zusammengehen zu dem Zweck, daß wir unter der Führung beider jene unsterbliche Glückseligkeit, zu der wir Sterbliche geboren sind, gewissermaßen auf einem bequemen Wege dereinst erlangen. <br />
<br />
''' 13''' Doch die vergnügungssüchtigen, nur in der Selbstliebe befangenen Menschen, die all ihr Sinnen und Trachten in niedriger Gesinnung auf das Vergängliche richten und die Erhebung zum Höheren nicht fähig sind, sind weit entfernt, sich vom Genuß der sichtbaren Güter zum Verlangen der ewigen zu erschwingen, vielmehr verlieren sie den Aufblick zur Seligkeit gänzlich und sinken zu einer schmachvoll tiefen Stufe herab. Denn Gottes Walten könnte den Menschen mit keiner härtern Strafe treffen,, als wenn er ihn sein ganzes Leben über nach den Lockungen der Lustbarkeiten und die ewig dauernden Güter vergessen lässt. <br />
<br />
==Die Lehre des glorreichen Rosenkranzes==<br />
<br />
''' 14''' Dieser Gefahr wird jedoch in der Tat jener entrückt sein, der beim frommen Gebrauche des Rosenkranzes die in ihm vorkommenden „glorreichen Geheimnisse“ in aufmerksame und wiederholte Erwägung zieht. Das sind nämlich diejenigen Geheimnisse, in welchen dem christlichen Geiste hellleuchtendes Licht vorangetragen wird, um jene Güter zu schauen, die sich zwar dem Anblicke der Augen entziehen, die aber Gott nach unserem festen Glauben denen bereitet hat, die ihn lieben. Aus ihnen lernen wir, daß der Tod kein Untergang sei, der alles beseitigt und zerstört, sondern nur eine Wanderschaft und ein Umtausch des Lebens. Wir lernen, daß allen die Bahn zum Himmel offen steht, und wenn wir Christus dorthin zurückkehren sehen, denken wir an seine selige Verheißung: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten.“ Wir lernen, daß es dereinst eine Zeit gibt, wo „Gott jede Träne von unseren Augen abwischt, und keine Trauer, keine Klage, kein Schmerz mehr sein wird.“ Sondern „wir werden immer mit dem Herrn sein, Gott ähnlich, weil wir ihn schauen werden, so wie er ist, trunken von dem Strome seiner Seligkeit, Mitbürger der Heiligen“ in der hochheiligen Gemeinschaft unserer erhabenen Königin und Mutter Maria. – Indem die Seele dies erwägt, muß sie erglühen und das Wort des heiligen Mannes wiederholen: „Wir widerlich ist die Erde, wenn ich den Himmel betrachte!“ sie muß den Trost genießen, „daß die augenblickliche und leichte Last unserer Trübsal eine schwerwiegende ewige Herrlichkeit in uns wirke.“ <br />
<br />
''' 15''' Denn das ist die einzige Methode, die Gegenwart mit der Ewigkeit, den irdischen Staat mit dem himmlischen geeignet zu verbinden; auf diesem Wege allein werden starke und erhabene Charaktere großgezogen. Wenn sich diese auf eine große Zahl belaufen, bleibt die Würde und Hoheit des Staates bestehen, in Blüte steht das Wahre, Gute und Schöne, nach jenem Ideal ausgeprägt, welches das höchste Prinzip und die unversiegliche Quelle aller Wahrheit, Güte und Schönheit ist. <br />
<br />
==Die Rosenkranzbruderschaften==<br />
<br />
''' 16''' Nun können alle sehen, was wir als Satz obenan gestellt haben, wie reich an Nutzen die Kraft des Marianischen Rosenkranzes sei, welch wunderbaren Einfluß er übe, um die Übel der Zeit zu heilen, um die schwersten Schäden des Staates fernzuhalten. – Diese Kraft aber werden, wie leicht ersichtlich ist, in reichlichem Ma0e vornehmlich jene empfinden, die aufgenommen in die heilige Rosenkranzbruderschaft durch besondere wechselseitige brüderliche Liebe und Hingebung an die hochheilige Jungfrau sich vor allen andern empfehlen. Denn diese Genossenschaften sind durch das Ansehen der Päpste gutgeheißen, von ihnen mit Privilegien und Ablässen beschenkt, werden in gebührender Ordnung durch das Vorsteheramt geleitet, haben zu bestimmten Zeiten ihre Versammlungen und sind mit den besten Hilfsmitteln ausgerüstet, durch die sie religiös gedeihen und zum Vorteil der menschlichen Gesellschaft beitragen. Das sind gleichsam die Kriegsscharen, welche die Kämpfe Christi durch seine hochheiligen Geheimnisse bestehen, unter dem Schutze und der Leitung der Himmelkönigin. Wie gnädig sie auf ihre Bittgebete, Andachten, Festzüge Hilfe leistet, das trat allezeit klar zu Tage, in großartiger Weise bei den Eginadischen Inseln. <br />
<br />
''' 17''' Daher ist es angemessen, mit großem Eifer und Anstrengung die Gründung, Erweiterung und Leitung solcher Bruderschaften zu betreiben, und das sollen, sagen Wir, nicht allein die Zöglinge des Vaters Dominikus tun, obwohl sie das nach ihrer Schule in ausgezeichneter Weise schuldig sind, sondern auch alle übrigen Seelsorger, besonders in den heiligen Tempeln, wo jene bereits rechtmäßig errichtet sind. Unser besonderer Wunsch ist es, daß auch jene für diesen Zweck arbeiten, welche sich heiligen Unternehmungen widmen, um die Lehre Christi unter wilden Völkerstämmen einzuführen, oder auch bei gebildeten Nationen zu befestigen. – Wenn Ihr selbst alle hierzu ermuntert, so zweifeln Wir durchaus nicht, daß es viele eifrig gesinnte Christgläubige gibt, welche der genannten Bruderschaft beitreten und besonders auch darnach streben, die auseinandergesetzten innern Güter zu erreichen, nämlich jene, in welchen die Einrichtung und gewissermaßen das Wesen des Rosenkranzes besteht. Von dem Beispiele der Mitglieder aber wird eine größere Verehrung und Liebe gegen die Rosenkranzandacht selbst auf die übrigen Gläubigen ausströmen. So erweckt und angeregt werden sie weitere Sorgfalt anwenden, daß sie nach Unserem sehnlichsten Wunsche der reichen Fülle eben dieser Heilsgüter teilhaftig werden. <br />
<br />
''' 18''' Das ist also die Hoffnung, welche Uns voranleuchtet, durch sie lassen wir uns leiten, und sie ist bei den gewaltigen Schäden des Staatswesens Unser großer Trost. Damit sich diese glücklich erfülle, das möge die Erfinderin und Lehrerin des Rosenkranzes selbst, nämlich Maria, die Mutter Gottes und der Menschen, durch ihre Fürbitte erreichen. Wir hegen das feste Vertrauen, daß durch Eure gemeinsame Bemühung, Ehrwürdige Brüder, Unsere Belehrungen und Wünsche zum Wohlergehen der Familien, zum Frieden der Völker und zum allgemeinen Wohle gereichen. <br />
<br />
''' 19''' Inzwischen erteilen Wir jedem von Euch, der Geistlichkeit und Eurem Volke als Unterpfand der göttlichen Gabe und als Zeugnis Unseres Wohlwollens von ganzem Herzen im Herrn den Apostolischen Segen.<br />
<br />
<center> Gegeben zu Rom bei St. Peter, den 8. September des Jahres 1893, </center><br />
<center> dem sechzehnten Unseres Pontifikates </center><br />
<br />
<center> [[Leo XIII.]] [[Papst|PP.]] </center><br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Heiligsprechung&diff=45172Heiligsprechung2008-09-10T11:34:20Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Die '''Heiligsprechung''' bzw. '''Kanonisation''' bezeichnet den Akt, durch den der [[Papst]] verkündet, dass eine Person in das Verzeichnis der im öffentlichen Kult der Kirche verehrungswürdigen Personen aufgenommen wird.<br />
Das setzt die Feststellung voraus, dass nichts gegen die Annahme spricht, dass die Seele dieses Menschen bereits in der Gemeinschaft mit [[Gott]] und den Heiligen im Himmel ist und für uns eintritt. Dies schließt mit ein, dass nicht mehr ''für'' das Seelenheil dieser Person gebetet werden braucht, sondern mit dieser oder zu dieser, insbesondere in Messfeiern zu Ehren dieser/dieses Heiligen an seinem liturgischen Festtag. <br />
<br />
Die Fürbitte für die Person erübrigt sich zwar, da nun bereits vermutet werden darf, dass sich die Person nicht mehr im [[Purgatorium]] (Fegefeuer, Reinigungsort) befindet. Wichtig ist hierbei aber: Die Person gelangt nicht Kraft der Heiligsprechung in den [[Himmel]], das heißt sie wird nicht durch den Papst „in den Himmel versetzt“, sondern es wird verkündet: Diese Person darf liturgisch verehrt werden, da nach erfolgreicher Prüfung als gesichert gilt, dass sie ''am Ziel'' ist. Jedoch ist kein Gläubiger verpflichtet, einen bestimmten Heiligen zu verehren. Die heiliggesprochene Person ist ein '''Heiliger''' bzw. Heilige im förmlichen Sinne. Jedoich hofft und betet die Kirche, dass auch unter den zahllosen treuen Christen aller Jahrhunderte ein großer, unbekannter Teil gleichfalls die ewige [[Seligkeit]] erreicht hat.<br />
<br />
Das kirchenrechtliche Heiligsprechungsverfahren ist eine relativ späte Entwicklung der Kirchengeschichte. Ursprünglich entstand der Kult spontan aus dem Volk heraus, das an die Gräber der Märtyrer zog, um dort zu bitten und zu beten. Auch heute noch ist aber die wirkliche Verehrung im gläubigen Volk ("Ruf der Heiligkeit") die erste Voraussetzung für die Aufnahme eimes [[Seligsprechung]]sprozesses, der der Kanonisation zwingend vorausgehen muss. Insofern haben Ordensgründer/innen und andere Gründer von kirchlichen Instituten einen tatsächlichen Vorsprung, da ihre jeweiligen Anhänger und Nachfolger den Kult des Gründers fördern können. Eine Heiligsprechung durch "Stimmungsmache" zu erzwingen, das ist aber nach wie vor nicht möglich.<br />
<br />
Wenn auch nicht im strengen Sinne einer dogmatischen Definition, so gilt die päpstliche Entscheidung über die Kanonisation aber als unfehlbar und irreversibel. Das gilt aber nicht für Seligsprechungen, durch die nur für einen Teil der Kirche die Verehrung des Seligen gutgeheißen wird, ohne dass dieser bereits zum öffentlichen Kult der ganzen Kirche zählt. <br />
<br />
[[Kategorie:Heilige|!]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Evangelica_testificatio_(Wortlaut)&diff=45171Evangelica testificatio (Wortlaut)2008-09-10T11:33:23Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div><center> [[Apostolisches Schreiben|Apostolischen Lehrschreibens]] </center><br />
{|align="center" cellpadding=5px;<br />
!bgcolor="silver"|'''[[Evangelica testificatio]]'''<br />
|-----<br />
{|align="center" <br />
<center> unseres [[Papst|Heiligen Vaters]] </center><br />
<center> [[Paul VI.]]</center><br />
<center> an die Mitglieder aller [[Orden]]sfamilien auf dem katholischen Erdkreis </center><br />
'''<center> über die Erneuerung des Ordenslebens nach den Weisungen des [[II. Vatikanum|Zweiten Vatikanischen Konzils]]. </center>'''<br />
<center> [[29. Juni]] [[1971]] </center><br />
<center> (Lateinischer Text: [[AAS]] LXIIII [1971] 497-526) </center><br />
<br />
(Quelle: [[Nachkonziliare Dokumentation]] – im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, Band 36, lateinisch und deutscher Text, S. 64-125, Paulinus-Verlag Trier 1970; [[Imprimatur]] Nr. 3/73 Treveris, die 10.1.1973 Israel d. m. Vicarius Generalis. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung [http://www.vatican.va/holy_father/paul_vi/apost_exhortations/documents/hf_p-vi_exh_19710629_evangelica-testificatio_en.html]).<br />
<br />
'''Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
<br />
'''<center> LIEBE SÖHNE UND TÖCHTER IN CHRISTUS </center>'''<br />
'''<center> GRUSS EUCH UND APOSTOLISCHER SEGEN! </center>'''<br />
<br />
== EINLEITUNG ==<br />
<br />
'''1''' Das evangelische Zeugnis des Ordenslebens offenbart vor den Augen der Menschen deutlich und nachdrücklich, dass die Liebe zu Gott den Vorrang hat. Für diese Tatsache muss man dem Heiligen Geist danken. In aller Einfachheit möchten Wir, wie es auch Unser letzter Vorgänger Johannes XXIII. am Vorabend des II. Ökumenischen Vatikanischen Konzils getan hat (1), Euch versichern, welche Hoffnung in Uns und auch in allen Hirten und Gläubigen der Kirche die geistliche Hochherzigkeit jener Männer und Frauen erweckt, die ihr Leben Gott geweiht haben, indem sie den Geist und die äußere Lebensform der evangelischen Räte verwirklichen. Wir möchten Euch auch helfen, den von Euch eingeschlagenen Weg der Nachfolge Christi in Treue zu den Lehren des II. Vatikanischen Konzils fortzusetzen.<br />
<br />
'''2''' Wir möchten so der Unruhe, der inneren Unsicherheit und Unbeständigkeit entgegenwirken, die manche an den Tag legen. Wir möchten aber auch denen Mut machen, die an der wahren Erneuerung des Ordenslebens arbeiten. Gewisse allzu kühn und willkürlich vorgenommene Veränderungen, übertriebenes Misstrauen gegenüber der Vergangenheit, auch wenn sie von der Weisheit und Lebenskraft kirchlicher Traditionen zeugt, eine Geisteshaltung, die allzu sehr geneigt ist, sich eilig den großen Wandlungen anzupassen, von denen unsere Zeit erschüttert wird: all das mag wohl manche bewogen haben, eigentümliche Formen des Ordenslebens für überholt zu halten. Sind nicht manche so weit gegangen, unter ganz und gar ungerechtfertigter Berufung auf das Konzil das Wesen des Ordenslebens selbst zur Diskussion zu stellen? Es steht aber fest, dass das Konzil gerade dieser „besonderen Gnadengabe" einen einzigartigen Platz im Leben der Kirche zuerkannt hat, insofern jene, die diese Gnadengabe empfangen haben, mehr „dem jungfräulichen und armen Leben angeglichen" werden, „das Christus der Herr für sich selbst gewählt und das auch seine jungfräuliche Mutter gelebt hat (2)". Außerdem zeigt das Konzil Wege zur Erneuerung dieser Gnadengabe gemäß den Lehren des Evangeliums (3).<br />
<br />
'''3''' Die Überlieferung der Kirche - muss man daran erinnern? - kennt von Anfang an dieses außerordentliche Zeugnis eines unermüdlichen Eifers im Suchen nach Gott, einer einzigartigen und ungeteilten Liebe zu Christus und eines radikalen Einsatzes für das Wachsen seines Reiches. Fehlt dieses sichtbare Zeichen, dann besteht die Gefahr, dass die Liebe erkaltet, von der die ganze Kirche lebt, jene Heilsbotschaft des Evangeliums, die dem normalen menschlichen Denken so entgegengesetzt ist, ihre Kraft verliert, und das Salz des Glaubens in einer heute immer weltlicl1er werdenden Welt schal wird.<br />
<br />
Von den ersten Jahrhunderten an erweckte der Heilige Geist neben den Märtyrern, die in heroischer Weise Christus bekannten, die bewundernswürdige Glaubensstärke der Jünger, Jungfrauen und Einsiedler. Das war schon eine erste Andeutung des Ordenslebens, das sich allmählich herausbildete, in einer fortschreitenden Entwicklung aufblühte und sich in die verschiedenen Formen des gemeinsamen oder einsiedlerischen Lebens entfaltete. So erhielt die drängende Einladung Christi eine Antwort: „Niemand verlässt Haus oder Frau, Geschwister oder Eltern oder Kinder um des Reiches Gottes willen, ohne Vielfaches zu empfangen schon in dieser Welt und in der zukünftigen Welt das ewige Leben (4)."<br />
<br />
Wer wagte zu behaupten, dass diese Einladung nicht mehr die gleiche Kraft und Lebendigkeit habe? Dass die Kirche solche hervorragenden Zeugen übernatürlicher Christusliebe entbehren könne? Dass die Welt ohne Schaden das Erlöschen solcher Leuchten hinnehmen könne, die das Reich Gottes mit einer Freiheit verkünden, die durch keine Hindernisse belastet und täglich von Tausenden Söhnen und Töchtern der Kirche gelebt wird?<br />
<br />
'''4''' Liebe Söhne und Töchter! Ihr lebt nach den evangelischen Räten und wollt so Christus in größerer Freiheit nachfolgen und ihn gänzlich nachahmen. Euer ganzes Leben gehört Gott durch eine besondere Weihe, die in der Taufweihe wurzelt und diese deutlicher zum Ausdruck bringt. Begreift die außerordentliche Hochschätzung und Liebe, die Wir Euch im Namen Christi entgegenbringen! Wir empfehlen Euch unseren geliebten Brüdern im Bischofsamt, die sich zusammen mit den Priestern, ihren Mitarbeitern im Priestertum, dem Ordensleben gegenüber im Gewissen verantwortlich wissen. Wir bitten auch alle Laien, denen „eigentlich, wenn auch nicht ausschließlich, weltliche Aufgaben und Tätigkeiten zustehen (5)", zu begreifen, wie wirksam sie von Euch aufgefordert werden, auch selbst nach der Heiligkeit zu streben, zu der sie selbst durch ihre Taufe in Christus zur Ehre des Vaters berufen sind (6).<br />
<br />
'''5''' Sicherlich erweisen sich viele äußere Formen, die die Gründer der Orden und Kongregationen eingeführt haben, heute als überholt. Vieles, was sich im Laufe der Jahrhunderte anhäufte, hat das Ordensleben belastet und erstarren lassen. Davon muss es befreit werden. Anpassung ist nötig. Neue Formen können mit Zustimmung der Kirche gesucht und eingeführt werden. Der größere Teil der Ordensgemeinschaften bemüht sich schon seit mehreren Jahren mit Eifer darum. Neuartige Konstitutionen und Regeln wurden - manchmal allzu kühn - probeweise eingeführt. Wir wissen darum und beobachten aufmerksam diese vom Konzil geforderten Erneuerungsbemühungen (7).<br />
<br />
'''6''' Wie können Wir Euch helfen, bei diesem dynamischen Geschehen, bei dem immer die Gefahr besteht, dass der Geist der Welt sich mit dem Wirken des Heiligen Geistes vermischt, mit der notwendigen kritischen Einstellung an die anstehenden Sachfragen heranzugehen? Wie ist das Wesentliche sicherzustellen oder im dauernden Bemühen festzuhalten? Wie soll man die Erfahrungen der Vergangenheit und die Erkenntnisse unserer Zeit ins eigene Leben umsetzen, damit diese Art des evangelischen Lebens gestärkt wird?<br />
<br />
Gemäß der besonderen Verantwortung des Amtes, das Gott Uns in der Kirche übertragen hat, nämlich „Unsere Brüder zu stärken (8)", wollen Wir Euch anspornen, mit größerer Zuversicht und froherem Vertrauen den Weg fortzusetzen, den Ihr gewählt habt. Euer Leben wird geprägt vom „Streben nach vollkommener Liebe (9)“. Müsst Ihr Euch dabei nicht von der Bereitschaft leiten lassen, vorbehaltlos dem Heiligen Geist zu gehorchen, der Euch durch sein Wirken in der Kirche zur Freiheit der Kinder Gottes ruft (10)?<br />
<br />
==DAS ORDENSLEBEN==<br />
<br />
'''7''' Liebe Söhne und Töchter! In Freiheit habt Ihr auf den Anruf des Heiligen Geistes geantwortet und Euch darauf festgelegt, Christus in Ganzhingabe nachzufolgen. Die evangelischen Räte der gottgeweihten Keuschheit, der Armut und des Gehorsams sind nun Euer Lebensgesetz. Im Blick auf diese evangelischen Räte betont nun das Konzil: „Die Autorität der Kirche selbst hat unter Leitung des Heiligen Geistes für ihre Auslegung, die Regelung ihrer Übung und die Festsetzung entsprechender dauerhafter Lebensformen gesorgt (11)." Auf folgende Weise anerkennt es diese und erklärt die Lebensform für berechtigt, die durch die Profess auf die evangelischen Räte begründet wird: „Durch die Gelübde oder andere heilige Bindungen, die jeweils in ihrer Eigenart den Gelübden ähnlich sind, verpflichtet sich der Christgläubige zu den drei genannten evangelischen Räten und gibt sich dadurch dem über alles geliebten Gott vollständig zu eigen... Er ist zwar durch die Taufe der Sünde gestorben und Gott geweiht; um aber reichere Frucht aus der Taufgnade empfangen zu können, will er durch die Verpflichtung auf die evangelischen Räte in der Kirche von den Hindernissen, die ihn von der Glut der Liebe und der Vollkommenheit der Gottesverehrung zurückhalten könnten, frei werden und wird dem göttlichen Dienst inniger geweiht. Die Weihe ist aber um so vollkommener, je mehr sie durch die Festigkeit und Beständigkeit der Bande die unlösliche Verbindung Christi mit seiner Braut, der Kirche darstellt (12)."<br />
<br />
Diese Lehre des Konzils stellt die Größe des Geschenkes klar heraus, das Ihr selbst in freier Entscheidung gemacht habt. Dieses Geschenk ist - ähnlich dem Gnadengeschenk Christi an seine Kirche - absolut und unwiderruflich. Um des Himmelreiches willen habt Ihr Christus hochherzig und ohne jeden Vorbehalt Eure Liebeskraft, den Wunsch nach Besitz und die freie Verfügung über Euer Leben geweiht, Güter, die dem Menschen so viel bedeuten. Darin besteht Eure Weihe. Sie wird vollzogen in der Kirche und durch ihre Vermittlung, sei es durch den Dienst derer, die an ihrer Stelle die Ordensprofess entgegennehmen, sei es durch den Dienst der christlichen Gemeinschaft, die diejenigen liebevoll anerkennt, aufnimmt, fördert und schützt, die sich in ihrer Mitte selbst zu einem lebendigen Zeichen machen, „das alle Glieder der Kirche wirksam zur eifrigen Erfüllung der Pflichten ihrer christlichen Berufung hinziehen kann und soll", da der Ordensstand ja „mehr die himmlischen Güter, die schon in dieser Zeit gegenwärtig sind", allen Gläubigen kundmacht (13).<br />
<br />
'''8''' Manche von Euch sind zum sogenannten beschaulichen Leben berufen. Eine unwiderstehlich lockende Kraft zieht Euch zum Herrn hin. Von Gott ergriffen, überlasst Ihr Euch seinem allmächtigen Wirken, durch das Ihr zu ihm emporgehoben und in ihn umgewandelt werdet. So werdet Ihr zu der ewigen Schau bereitet, die unsere gemeinsame Berufung ist. Könnt Ihr aber auf diesem Wege voranschreiten und die Euch beseelende Gnadengabe treu bewahren, wenn Ihr nicht aus ganzem Herzen und mit Eurem ganzen Leben, bewegt von der dynamischen Kraft der Liebe, dem Ruf folgt, der Euch beständig auf Gott ausrichtet? Seht daher in jeder anderen Betätigung, der Ihr Euch zu widmen habt - etwa Umgang mit den Mitbrüdern oder Mitschwestern, unbezahlte oder bezahlte Arbeit, die notwendige Entspannung und dergleichen - ein Zeugnis Eurer innigen Verbindung mit Gott. Gebt dieses Zeugnis vor ihm, damit er Euch jene Lauterkeit einer alles in einer Einheit zusammenfassenden inneren Ausrichtung schenkt, die so notwendig ist, wenn man mit ihm zur Zeit des Gebetes verbunden sein will. So tragt Ihr zur Ausbreitung des Gottesreiches bei durch das Zeugnis Eures Lebens und „durch eine geheimnisvolle apostolische Fruchtbarkeit (14)".<br />
<br />
'''9''' Andere widmen sich der zentralen Aufgabe des Apostolates. Sie verkünden das Wort Gottes all denen, mit denen sie nach dem Willen Gottes zusammentreffen, und leiten sie zum Glauben an. Diese Gnadengabe verlangt einen vertrauten Umgang mit Gott. Nur aus ihm heraus könnt Ihr die Botschaft vom menschgewordenen Wort verkünden, indem Ihr Euch einer Sprache bedient, die die Menschen verstehen können. Wie notwendig ist es deshalb, dass Euer ganzes Leben Euch zu Schicksalsgenossen seines Leidens, seines Todes und seiner Herrlichkeit macht (15)!<br />
<br />
'''10''' Macht nicht auch dann, wenn Euch Eure Berufung andere Bereiche im Dienst an den Menschen zuweist - wie Seelsorge, Mission, Unterricht, karitative Arbeit und ähnliches - vor allem die Kraft eines gottverbundenen Herzens diese Dienste fruchtbar, und zwar im Sinne einer Verbindung mit Gott, die „im Verborgenen geschieht (16)"? Müssen nicht in Treue zur Lehre des Konzils "... die Mitglieder aller Institute..., da sie zuerst und einzig Gott suchen, die Kontemplation, durch die sie ihm im Geist und im Herzen anhangen, mit apostolischer Liebe verbinden, die sie dem Erlösungswerk zugesellt und zur Ausbreitung des Reiches Gottes drängt (17)“?<br />
<br />
'''11''' Nur so könnt Ihr je nach dem besonderen Charisma Eurer von Gott in der Kirche berufenen Gründer und Gründerinnen die Menschen zur Annahme der göttlichen Wahrheit und Liebe führen. Das Konzil schärft mit Recht den Ordensmännern und Ordensfrauen die Pflicht ein, den Geist der Gründer und Gründerinnen, ihre am Evangelium ausgerichteten Zielsetzungen und das Beispiel ihrer Heiligkeit treu zu bewahren. Das muss als eine Grundlinie bei der jetzt zu verwirklichenden Erneuerung anerkannt werden; es ist auch eines der sichersten Kriterien für das, was jedes Institut in Angriff nehmen muß (18). Denn das Charisma des Ordenslebens geht ja in keiner Weise auf das „Drängen des Blutes und das Wollen des Fleisches (19)" oder eine Mentalität zurück, die sich „dieser Welt angleicht (20)". Es ist vielmehr Frucht des Heiligen Geistes, der immer in der Kirche wirksam ist.<br />
<br />
'''12''' Genau daraus erwächst jeder Ordensgemeinschaft ihre je eigene Dynamik. Denn wenn sich auch die göttliche Berufung je nach Orts- und Zeitumständen erneuert und verschiedene Gestalt annimmt, so fordert sie doch eine gewisse sich durchhaltende Grundrichtung. Die ihr entsprechende innere Begeisterung lässt im Leben der Menschen verschiedene Grundtypen der Verwirklichung erkennen, für die man sich entscheiden muss. Die Treue zu den Forderungen, die sich aus diesen Grundtypen ergeben, ist gewissermaßen der Prüfstein für die Echtheit eines Ordenslebens. Wir dürfen allerdings auch Folgendes nicht vergessen: Jede menschliche Institution ist der Gefahr der Erstarrung und einer unfruchtbaren Observanzentreue ausgesetzt. Die sorgfältige äußere Beobachtung der Gesetze genügt noch nicht, um die Bedeutung eines Lebens und seine kontinuierliche Verwirklichung sicherzustellen. Deshalb müssen alle äußeren Formen immer neu durch jenen inneren Eifer mit Leben erfüllt werden, ohne den sie bald zu einer allzu schweren Last werden.<br />
<br />
In der Verschiedenheit der Lebensformen, die jedem Institut sein eigenes Gesicht geben und in der Fülle der Gnade Christi (21) gründen, ist die Nachfolge Christi nach der Lehre des Evangeliums als oberste Regel und sicherste Norm für das Ordensleben anzusehen. Hat sich nicht aus dem Bemühen um diese Nachfolge im Laufe der Jahrhunderte die Forderung nach einem keuschen, armen und gehorsamen Leben ergeben?<br />
<br />
== DIE EINZELNEN GELÜBDE==<br />
<br />
'''13''' Nur die Liebe zu Gott - es muss wiederholt werden - drängt die Menschen am stärksten zur Verwirklichung der Keuschheit. Diese Liebe zu Gott verlangt so gebieterisch die Bruderliebe, dass der Ordenschrist in tieferer Weise im Herzen Christi in Verbindung mit den Mitmenschen lebt. Unter dieser Voraussetzung ist die Hingabe, in der sich jemand Gott und den Mitmenschen schenkt, Quelle einer ruhigen Ausgeglichenheit. Die zwischenmenschliche Liebe und die Ehe sollen nicht herabgesetzt werden. Denn letztere ist ja nach dem Glauben Bild und Teilhabe an der Liebesvereinigung Christi mit der Kirche (22). Doch die gottgeweihte Keuschheit bringt diese Einheit unmittelbarer zum Ausdruck und verwirklicht jenes Hinauswachsen über sich selbst, um das sich alle menschliche Liebe bemühen muss. Gerade in unserer Zeit, in der die menschliche Liebe mehr denn je von „zerstörender Erotik (23)" bedroht wird, muss .die Keuschheit in ihrer Bedeutung voll und ganz erfasst und redlich und hochherzig gelebt werden. Die Keuschheit ist eine ganz und gar positive Tugend. Sie gibt Zeugnis für eine Liebe, die Gott den ersten Platz einräumt. Sie ist ein erhabenes und eindeutiges Zeichen für das Geheimnis der Verbindung des Mystischen Leibes mit seinem Haupt, der Braut mit ihrem ewigen Bräutigam. Schließlich wirkt sie auf den Menschen zurück, prägt ihn tiefinnerlich und wandelt ihn zu einer gewissen geheimnisvollen Ähnlichkeit mit Christus.<br />
<br />
'''14''' Liebe Söhne und Töchter! Deshalb müsst Ihr der christlichen geistlichen Praxis der gottgeweihten Keuschheit ihre ganze wirksame Kraft zurückgeben. Wenn diese Tugend um des Himmelreiches willen wirklich gelebt wird, macht sie das Herz des Menschen frei und wird so „zu einem Zeichen und einem Antrieb der Liebe und einer besonderen Quelle geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt (24)". Auch wenn sie von dieser Welt nicht immer anerkannt wird, wird sie in ihr doch geheimnisvoll wirksam.<br />
<br />
'''15''' Es muss unsere unerschütterliche Überzeugung sein: Bedeutung und Fruchtbarkeit der aus Liebe zu Gott in der religiösen Ehelosigkeit bewahrten Keuschheit gründen letztlich im Worte Gottes, in der Lehre Christi, im Leben seiner jungfräulichen Mutter und in der von der Kirche immer wieder betonten apostolischen Tradition. Es geht bei dieser Keuschheit um eine kostbare Gnadengabe, die der Vater einzelnen gewährt. Infolge der menschlichen Schwäche ist es eine zerbrechliche und leicht verwundbare Gnadengabe. Deshalb ist sie dem Widerspruch eines rein natürlichen Denkens ausgesetzt und kann teilweise von denen nicht begriffen werden, denen im Licht des menschgewordenen Wortes noch nicht bewusst geworden ist, dass „wer sein Leben verliert" um seinetwillen, „es finden wird (25).<br />
<br />
'''16''' Keusch in der Nachfolge Christi, bemüht Ihr Euch nach seinem Beispiel auch um ein Leben in Armut, was den Gebrauch der zum täglichen Lebensunterhalt notwendigen Güter dieser Welt angeht. Gerade zu diesem Punkt stellen Euch die Menschen unserer Zeit besonders dringliche Fragen. Sicherlich haben die Ordensgemeinschaften eine besonders wichtige Aufgabe überall dort zu erfüllen, wo es um die Werke der Barmherzigkeit, die Hilfe für die Notleidenden und die soziale Gerechtigkeit geht. Die in diesen Bereichen tätigen Institute müssen immer die Forderungen des Evangeliums im Auge behalten. Das wird dazu führen, dass sie sich der heutigen Nöte annehmen.<br />
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'''17''' Der „Notschrei der Armen (26)" war niemals drängender als heute. Ihr hört ihn von Menschen, die selbst arm sind und von gemeinsamer Not niedergedrückt werden. Ist Christus nicht gekommen, um auf den Hilferuf dieser gleichsam bevorrechtigten Kinder Gottes zu antworten (27)? Ist er nicht so weit gegangen, ihnen gleich zu werden (28)? In einer mit großer Schnelligkeit sich entwickelnden Welt gibt es weiterhin das Massenelend und die Not der einzelnen. Diese Tatsache fordert nachdrücklich eine „Umstellung der Gesinnung und Haltung (29)“. Das gilt besonders für Euch, die Ihr Christus in größerer Angleichung in seiner irdischen Entäußerung nachfolgt (30). Wie Wir wissen, hat diese Aufforderung ein so aufrüttelndes und starkes Echo gefunden, dass einige von Euch sich hier und da zu einem gewaltsamen Vorgehen aufgerufen fühlen. Aber könnt Ihr als Jünger Christi einen anderen Weg einschlagen als den, den er selbst gegangen ist? Ihr wisst, dass dieser Weg nicht in der Verkündigung politischer oder rein innerweltlicher Meinungen und deren Verwirklichung besteht; er ist vielmehr Aufruf zur Herzensumkehr, zur Befreiung von jeder Art irdischer Hindernisse, zur Liebe.<br />
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'''18''' Wie antwortet Ihr nun in Eurem Leben auf diesen Notschrei der Armen? Vor allem verbietet er Euch, dass Ihr Euch da, wo es um soziale Ungerechtigkeit geht, neutral verhaltet. Er verpflichtet Euch dazu, das Gewissen der Menschen wachzurütteln angesichts des tiefen Elends und der von Evangelium und Kirche verkündeten Forderungen der sozialen Gerechtigkeit. Einige drängt er dazu, die Lebensbedingungen der Armen und ihre bittere Not zu teilen. Ebenso ruft er viele Institute dazu auf, bestimmte Tätigkeitsbereiche so umzustrukturieren, dass sie den Armen dienen, was übrigens schon von vielen großzügig geschehen ist. Schließlich fordert er von Euch einen Gebrauch der materiellen Güter, der sich nach den Erfordernissen der von Euch zu erfüllenden Aufgaben richtet. Ihr müsst auch in Eurem täglichen Leben innere und äußere Beweise einer echten Armut geben.<br />
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'''19''' Welches Zeugnis aber gibt ein Ordenschrist, der sich inmitten einer Welt und Zivilisation, die durch ein Staunen erregendes und fast unbegrenztes Wachstum im Bereich der materiellen Güter gekennzeichnet ist, von der Sorge um die eigene Bequemlichkeit leiten lässt und es für richtig findet, unterschiedslos und maßlos alles zu gebrauchen, was ihm zur Verfügung steht? Heute befinden sich viele in der erhöhten Gefahr, sich von der verlockenden Sicherheit des Besitzes, des Wissens und der Macht blenden zu lassen. Da sollt Ihr nach Gottes Ruf in besonderer Weise das christliche Gewissen in der Welt sein. Ihr sollt die Menschen daran erinnern, dass ihr wahrer und echter Fortschritt im Eingehen auf ihre Berufung besteht, „als Kinder am Leben des lebendigen Gottes, des Vaters aller Menschen, teilzunehmen (31)".<br />
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'''20''' Ihr kennt auch die beklagenswerte Lage so vieler Menschen, die unter dem erbarmungslosen Joch einer Arbeit stehen, die nur auf Gewinn aus ist, um sich Genuss und Konsum leisten zu können, die dann manchmal wiederum eine unmenschliche Anspannung der Lebenskräfte fordern. Es ist eine zentrale Aufgabe Eurer Armut, den tiefmenschlichen Sinn einer Arbeit zu bezeugen, die in innerer Freiheit geleistet wird und ihre natürliche Bedeutung darin hat, Hilfe zum Lebensunterhalt und Dienst zu sein. Hat nicht das Konzil sehr zutreffend gesagt, dass Ihr notwendigerweise dem „gemeinsamen Gesetz der Arbeit (32)" verpflichtet seid? Es ist Eure Aufgabe, durch Eure Arbeit für Euren eigenen Lebensunterhalt und den Eurer Brüder und Schwestern zu sorgen und die Armen zu unterstützen. Doch darf Eure Tätigkeit nicht im Widerspruch stehen zur besonderen Berufung Eurer verschiedenen Institute. Auch dürfen die Euch eigenen Tätigkeiten nicht auf Dauer durch andere Arbeiten ersetzt werden. Das hätte notwendigerweise zur Folge, dass Ihr zum Schaden des Ordenslebens auf irgendeine Art eine weltliche Lebensweise annehmen würdet. Achtet deshalb sorgfältig auf den Geist, der Euch bewegt. Wie groß wäre der Zusammenbruch, wenn Ihr meinen würdet, Eure Beliebtheit würde sich nur nach dem Lohn richten, den Ihr bei einer profanen Tätigkeit verdient?<br />
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'''21''' Die heute so nachdrücklich betonte Notwendigkeit einer brüderlichen Gemeinschaft muss ihre ganze evangelische Kraft behalten. In der „Zwölfapostellehre" heißt es: „Wenn ihr an den ewigen Gütern gemeinsam Anteil habt, um wie viel mehr müsst ihr dann die vergänglichen teilen (33)." Soweit die Armut als Gütergemeinschaft, die auch den Lohn umfasst, im Leben verwirklicht wird, bezeugt sie die geistliche Gemeinschaft, in der Ihr untereinander verbunden seid. Diese Gütergemeinschaft ist eine deutliche Mahnung an alle Reichen und erleichtert auch das Los Eurer notleidenden Brüder und Schwestern. Das berechtigte Anliegen, Entscheidungen im materiellen Bereich selbstverantwortlich zu fällen, bekundet sich nicht im Verfügen über die eigenen Einkünfte, sondern im brüderlichen Teilen des gemeinsamen Besitzes. Die konkreten Verwirklichungsformen der Armut des einzelnen und jeder Gemeinschaft hängen aber von der Art des Institutes und der jeweiligen Gehorsamspraxis ab. So wird auch je nach dem besonderen Charakter der einzelnen Berufung die Unterordnung verwirklicht, die zu jeder Form der Armut dazugehört.<br />
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'''22''' Liebe Söhne und Töchter! Wenn Ihr die heutige Welt in Verbindung mit Christus erlebt, ist Euch klar, wie sehr ihre Nöte Eure Armut fordern und auf ihre bessere Verwirklichung drängen. Wenn Ihr nun selbstverständlich auch auf die Menschen, unter denen Ihr lebt, Rücksicht nehmen und Euch in Eurem Lebensstil ihnen anpassen müsst, so darf Eure Armut dennoch nicht einfach hin Angleichung an diese Umgebung sein. Ihre zeugnisgebende Kraft gewinnt sie –i n Treue zu Eurer eigenen Berufung - aus dem großherzigen Eingehen auf die Forderung des Evangeliums und nicht aus einem gewissen allzu bequemen und oberflächlichen Bestreben, Armut zu demonstrieren. Jedoch ist in der äußeren Lebensgestaltung alles zu vermeiden, was nach Überkultivierung und Eitelkeit aussieht. Unter Umständen kann das Ablegen des Ordenskleides sinnvoll sein - das erkennen Wir an. Doch können Wir nicht verschweigen, wie sehr es angebracht ist, dass das Gewand der Ordensmänner und Ordensfrauen, wie das Konzil es gewollt hat, ein Zeichen ihrer Weihe ist (34) und sich von offensichtlich weltlichen Formen der Kleidung irgendwie unterscheidet.<br />
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'''23''' Die gleiche Treue wird auch im Lichte des Glaubens und entsprechend der einladenden Kraft der Liebe Christi in Eurem Gehorsamsgelübde wirksam. Durch dieses Gelübde opfert Ihr Euren Willen ganz und gar und fügt Euch entschlossener und sicherer dem Heilsplan ein. Ihr folgt dabei dem Beispiel Christi, der gekommen ist, den Willen des Vaters zu erfüllen. Ihr seid ihm verbunden, der „durch sein Leiden Gehorsam gelernt und den Brüdern gedient hat". So „verpflichtet ihr euch noch enger dem Dienst an der Kirche" und an den Brüdern (35).<br />
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'''24''' Der evangelische Zug zur Brüderlichkeit wurde vom Konzil deutlich herausgestellt. Auf ihm hat sich die Kirche als „Volk Gottes" beschrieben, in welchem die Hierarchie den Gliedern Christi dient, die in gleicher Liebe miteinander verbunden sind (36). Im Ordensstand wird, wie in der ganzen Kirche, das gleiche österliche Geheimnis Christi gelebt. Der tiefste Sinn des Gehorsams wird deutlich in der Fülle dieses Geheimnisses von Tod und Auferstehung, in dem sich die übernatürliche Bestimmung des Menschen voll verwirklicht. Denn der Mensch kommt durch Opfer, Leid und Tod zum wahren Leben.<br />
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Unter den Brüdern oder Schwestern die Autorität ausüben, bedeutet deshalb, ihnen zu dienen (37) nach dem Beispiel dessen, der „sein Leben hingab als Lösepreis für die vielen (38)".<br />
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'''25''' Die Ausübung der Autorität und der Gehorsam, die beide dem allgemeinen Wohl dienen, haben auf ihre je besondere und einander ergänzende Weise Anteil am Opfer Christi. Die Träger der Autorität müssen in den Brüdern oder Schwestern dem liebevollen Heilsplan des Vaters dienen. Die einzelnen Ordensleute, die sich ihren Weisungen unterordnen, folgen dem Beispiel unseres Meisters (39) und haben so teil am Heilswerk. Deshalb stehen sich Autorität und Freiheit des einzelnen nicht im Wege. Sie bemühen sich gemeinsam um die Erfüllung des Willens Gottes. Diesen suchen sie zu erkennen im vertrauensvollen brüderlichen Gespräch zwischen dem Oberen und seinem Mitbruder, soweit es um persönliche Angelegenheiten geht, oder durch eine Besprechung allgemeiner Art, wenn die anstehenden Fragen die gesamte Kommunität berühren. Dabei sollen sich die Teilnehmer vor hitziger Erregung hüten und auch nicht versuchen, interessante Tagesmeinungen auf Kosten des tieferen Sinnes des Ordenslebens durchzusetzen. Alle, vor allem aber die Oberen und diejenigen, die ein besonderes Amt im Kreise ihrer Brüder oder Schwestern innehaben, haben die Pflicht, die für unsere Kommunitäten so notwendige Glaubenssicherheit zu stärken. Ziel solcher Besprechungen ist es ja nicht, die Glaubenssicherheit in Frage zu stellen, sondern tiefer in sie hineinzuwachsen und sie nach den Erfordernissen unserer Zeit ins tägliche Leben umzusetzen. Die gemeinsamen Überlegungen müssen gegebenenfalls ihren Abschluss finden mit der Entscheidung der Oberen, deren Gegenwart und Anerkennung in jeder Kommunität unbedingt notwendig ist.<br />
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'''26''' Die heutigen Verhältnisse beeinflussen selbstverständlich auch Eure Gehorsamspraxis. Viele arbeiten teilweise außerhalb des Klosters und übernehmen Aufgaben, für die sie auf Grund einer Spezialausbildung befähigt sind. Andere schließen sich Teams an, die sich einer bestimmten Aufgabe widmen und sich selbst leiten. Damit sind Gefahren gegeben. Sind diese Umstände dazu angetan, den Sinn für den Gehorsam zu vertiefen und zu seiner Übung anzuspornen? Damit all das wirklich Nutzen bringt, müssen verschiedene Bedingungen beachtet werden. Vor allem muss geklärt werden, ob die übernommene Aufgabe mit dem Zweck des Institutes vereinbar ist. Es ist auch angebracht, die einzelnen Bereiche genau abzugrenzen. Vor allem aber geht es darum, von der Arbeit außerhalb zum Gemeinschaftsleben mit seinen Forderungen zurückzukehren. Dabei ist dafür zu sorgen, dass die volle Wirksamkeit all der Elemente sichergestellt wird, die zu einem echten Ordensleben gehören. Es gehört zu den vornehmlichen Pflichten der Oberen, den Brüdern und Schwestern in der Ordensgemeinschaft die Voraussetzungen für ihr spirituelles Leben zu schaffen. Diese Aufgabe können sie nur erfüllen, wenn die gesamte Gemeinschaft vertrauensvoll mitarbeitet.<br />
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'''27''' Das sei noch gesagt: Je mehr Ihr Euch Euren Aufgaben widmet, desto notwendiger ist es, Eure Ganzhingabe in ihrer vollen Bedeutung zu erneuern. Der Herr verlangt von jedem, „sein Leben zu verlieren", wenn er ihm nachfolgen wiIl (40). Ihr geht auf diese Forderung ein, wenn Ihr die Weisungen Eurer Oberen annehmt und in ihnen einen Schutz für Eure Ordensprofess seht, welche „die Ganzhingabe Eures Willens gleichsam als Opfer Eurer selbst an Gott ist (41)". Der christliche Gehorsam ist vollkommene und bedingungslose Unterwerfung unter den göttlichen Willen. Euer Gehorsam ist noch strenger, weil Ihr Euch durch ihn in besonderer Weise Gott geweiht habt und weil die von Euch übernommenen Pflichten Eure Wahlmöglichkeit begrenzen. Euer jetziges Leben gründet in einem in voller Freiheit vollzogenen Akt. Ihn müsst Ihr durch Entfaltung von Eigeninitiative oder im Eingehen auf die Weisungen der Oberen immer wieder neu beleben. Das Konzil zählt zu den Segensgütern des Ordensstandes „eine Freiheit, die durch den Gehorsam gefestigt wird (42)" und betont, dass „der klösterliche Gehorsam, weit entfernt davon, die Würde der menschlichen Person zu mindern, diese durch die größer gewordene Freiheit der Kinder Gottes zur Reife führt (43)".<br />
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'''28''' Es ist nun möglich, dass die Autorität eines Oberen und das Gewissen eines Ordenschristen, „dieses Heiligtum, in dem der Mensch allein mit Gott ist und wo sich Gottes Stimme vernehmen lässt (44)", miteinander in Konflikt geraten. Hier muss daran erinnert werden, dass das Gewissen nicht die einzige und alleinige Norm für den sittlichen Wert der Handlungen ist, die es anregt. Es muss sich nämlich an objektiven Normen ausrichten, und wenn es nötig ist, muss es korrigiert und richtig gebildet werden. Abgesehen davon, dass etwas verlangt wird, was den Gesetzen Gottes oder den Konstitutionen des Institutes deutlich widerspricht oder mit Sicherheit zu einem schweren Nachteil führt - in solchen Fällen erlischt nämlich die Gehorsamspflicht -, betreffen die Entscheidungen eines Oberen ein Gebiet, in dem das Urteil über das, was das größere Gut ist, je nach dem Gesichtspunkt verschieden sein kann. Aus der Tatsache, dass das Befohlene wirklich das geringere Gut zu sein scheint, zu folgern, es sei nicht berechtigt und gegen das Gewissen, hieße wirklichkeitsfremd sein und nicht begreifen, dass es im menschlichen Leben viel Dunkelheit gibt und viele Dinge zwei Seiten haben. Außerdem fügt die Verweigerung des Gehorsams dem Gemeinwohl häufig schweren Schaden zu. Deshalb soll der Ordenschrist nicht leichtfertig behaupten, das Urteil seines Gewissens stehe im Widerspruch zu der Entscheidung des Oberen. Ein solcher Ausnahmefall wird zuweilen nach dem Vorbild Christi, „der aus seinem Leiden Gehorsam gelernt hat (45)", echtes inneres Leid mit sich bringen.<br />
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'''29''' Diese Darlegungen sollen erkennen lassen, welchen Grad an Selbstverleugnung das Ordensleben erfordert. Deshalb müsst Ihr etwas von dem inneren Drang spüren, der den Herrn dem Kreuz entgegengehen ließ, zu jener „Taufe, mit der er getauft werden musste", wo jenes Feuer sich entzündete, das auch Euch ergreift (46). Ihr müsst Euch sehnen nach jener „Torheit", die uns allen der heilige Paulus wünscht, weil sie allein uns weise macht (47). Möge das Kreuz für Euch dasselbe bedeuten, was es für Christus bedeutete: das Ja zur höchsten Liebe. Besteht nicht eine gewisse geheimnisvoll notwendige Verbindung zwischen Verzicht und Freude, Opfer und Größe, Zucht und geistlicher Freiheit?<br />
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== FESTE LEBENSORDNUNGEN UND GEMEINSCHAFTSLEBEN==<br />
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'''30''' Söhne und Töchter in Christus Jesus! Es ist heutzutage tatsächlich schwierig, eine Lebensform zu finden, die mit diesen Forderungen vereinbar ist. Zuviel Gegenteiliges zieht Euch an und drängt Euch, eine vor allem nach menschlichirdischem Denken erfolgreiche Tätigkeit zu suchen. Es ist aber gerade Euch aufgetragen, bei allem ein frohes und ausgeglichenes ernsthaftes Wesen zu zeigen, indem Ihr die Schwierigkeiten, die Eure Tätigkeit und die gesellschaftlichen Verhältnisse mit sich bringen, annehmt und die Härten des Lebens mit all seiner beängstigenden Unsicherheit ertragt. Seht darin Akte der Selbstverleugnung, die für die Fülle des christlichen Lebens so notwendig sind. Denn die Ordensleute „streben auf dem engeren Wege nach Heiligkeit (48)". Euer religiöser Eifer lässt inmitten aller großen und kleinen Sorgen und Beschwernisse des Lebens das Kreuz Christi erkennen und hilft Euch, es in Glaube und Liebe anzunehmen.<br />
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'''31''' Unter dieser Voraussetzung werdet Ihr auch das Zeugnis geben, das das Volk Gottes von Euch erwartet. Es kann dann in Euch Männer und Frauen sehen, die ein Leben in Armut mit seinen unbekannten Lebensumständen wagen können, denen Schlichtheit und Demut etwas bedeuten, die den Frieden lieben und sich auf keine Kompromisse einlassen, die sich um volle Selbstverleugnung und Loslösung von den irdischen Dingen bemühen, Männer und Frauen, die zugleich frei und gehorsam, eifrig und beharrlich, sanftmütig und stark in der Festigkeit ihres Glaubens sind. Diese Gnade gewährt Euch Christus in dem Maße, als Ihr Euch selbst ihm in unwiderruflicher Hingabe voll und ganz schenkt. Das wird Euch durch viele Ordensmänner und Ordensfrauen bezeugt, die in unserer Zeit großmütig und bereitwillig für Christus gelitten haben. Wir bewundern sie in aller Öffentlichkeit und empfehlen ihr Beispiel allen zur Nachahmung.<br />
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'''32''' Dabei werden Euch feste äußere Lebensformen sehr hilfreich sein. Sie wurden auf Grund der Erfahrung eingeführt, die jedes Institut entsprechend seiner besonderen Berufung gemacht hat. Die gleiche Erfahrung hat zu ihrer verschiedenen Ausformung geführt und legt eine kontinuierliche Weiterentwicklung nahe. Auch wenn diese Lebensformen sehr verschieden sind, so haben sie dennoch alle die Formung des inneren Menschen zum Ziel. Die Sorge um die Stärkung dieses inneren Menschen hilft Euch auch, zu erkennen, welche Lebensformen bei der Vielfalt der heutigen Anregungen die geeignetsten sind. Allzu großes Verlangen nach flexibler Beweglichkeit und schöpferischer Freiheit kann dazu führen, dass auch das kleinste Stückchen fester Ordnung in den Lebensgewohnheiten, wie es das Leben in der Gemeinschaft und der geistliche Fortschritt ihrer Glieder normalerweise fordern, als Unbeweglichkeit angeprangert wird. Unüberlegter Eifer, der sich auf die Bruderliebe und die angeblichen Anstöße des Heiligen Geistes beruft, kann Institute in den Untergang führen.<br />
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'''33''' Deshalb ist - wie Ihr aus Erfahrung wisst - I die große Bedeutung des gemeinsamen Lebens nicht zu unterschätzen, wenn es um das tägliche Bemühen geht, den gespaltenen und in sich zerrissenen Menschen auf dem Weg seiner Berufung zu leiten und seine verschiedenen Strebungen spirituell zu integrieren. Lässt sich das Herz nicht oft von vergänglichen Dingen gefangen nehmen? Viele von Euch müssen ihr Leben, wenigstens teilweise, in einer Welt verbringen, die die Tendenz hat, den Menschen sich selbst zu entfremden und seine Verbundenheit mit Gott und zugleich auch seine innere geistliche Einheit zu gefährden. Ihr müsst Gott auch in einem Leben zu finden lernen, das von einem immer schneller werdenden Rhythmus, vom Lärm und der Geschäftigkeit und dem Reiz vergänglicher Güter geprägt ist.<br />
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'''34''' Wer sieht nicht deutlich, welche große Hilfe bei der Erlangung der Verbindung mit Gott eine brüderliche oder schwesterliche Gemeinschaft in der Gleichmäßigkeit eines Lebens nach einer freiwillig übernommenen festen Ordnung bietet? Auf diese Hilfe scheint mehr und mehr jeder angewiesen zu sein, der im biblischen Sinne „zu seinem Herzen zurückkehrt (49)". In diesem Ausdruck liegt etwas von der Tiefe unserer Empfindungen, Gedanken und Überlegungen. Er ist erfüllt vom Gespür für das Unendliche, Absolute und unsere ewige Berufung. In der heutigen Verwirrung müssen die Ordensleute einen Menschen verkörpern, der in kraftvoller Ausrichtung auf Gott als sein eigentliches Ziel durch die Konzentration seiner Fähigkeiten, die Läuterung des Herzens und die Entwicklung geistlicher Sinne in echter Weise Tiefe und Zielstrebigkeit seines Lebens in Gott miteinander verbunden hat und deutlich zum Ausdruck bringt.<br />
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'''35''' In dem Maße, wie Ihr Euch äußeren Tätigkeiten widmet, müsst Ihr Euch auch zu einem Leben im Verborgenen zurückziehen, in dem Ihr Euch den göttlichen Dingen widmet. Dadurch werdet Ihr innerlich gestärkt. Wenn Ihr Euch wirklich um Gottes willen Eurer Aufgabe widmet, spürt Ihr die Notwendigkeit, eine bestimmte Zeit zurückgezogen zu leben, die Ihr dann gemeinsam mit Euren Brüdern und Schwestern zu einer Zeit geistlicher Fülle machen werdet. Angesichts der im heutigen Leben unverhältnismäßig hohen Arbeitsbelastung und geistigen Anspannung sollte man über die täglichen Gebetszeiten hinaus solchen längeren Zeiten der Zurückgezogenheit eine besondere Bedeutung beimessen. Diese Zeiten kann man je nach Umständen und Art Eurer Berufung verschieden festlegen. Falls Eure Niederlassungen großzügig brüderliche Gastfreundschaft üben, müsst Ihr deren Art und Umfang so regeln, dass alle sinnleere Betriebsamkeit vermieden wird und Eure Gäste leichter zu einer tiefen Verbindung mit Gott gelangen können.<br />
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'''36''' Das ist der Wert und die Bedeutung der Lebensgewohnheiten, die die Ordnung Eures alltäglichen Lebens bestimmen. Ein waches und lebendiges Gewissen wird sie nicht nur von der Verpflichtung der Regel her sehen. Es wird sie vielmehr nach ihrem Nutzen für ein echtes geistliches Leben beurteilen. Es ist allerdings notwendig, darauf hinzuweisen, dass die Lebensformen des Ordenslebens über eine intellektuelle Unterweisung und eine bloße Willensschulung hinaus eine echte Einführung und Einübung verlangen. Nur dann wächst der Mensch in seinem Herzen in ein christliches Leben nach den Seligpreisungen des Evangeliums<br />
hinein.<br />
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'''37''' Das Konzil sieht in der „erprobten Lehre zur Erlangung der Vollkommenheit (50)“ ein Erbe der Ordensgemeinschaften und einen sehr wichtigen Besitz, den sie auch weitergeben müssen. Da diese Vollkommenheit in einem dauernden Wachstum in der Liebe zu Gott und unseren Brüdern besteht, muss diese Lehre eindeutig eine Lebenslehre sein, die in die Praxis des Lebens umzusetzen ist. Deshalb dürfen sich die Überlegungen und Experimente der Institute nicht allein auf gewisse Anpassungen beschränken, die angesichts der gewandelten Welt durchzuführen sind, sie müssen vielmehr auch dazu beitragen, die so notwendigen wirksamen Hilfsmittel für ein Leben wiederzuentdecken, das ganz von der Liebe zu Gott und den Mitmenschen geprägt wird.<br />
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'''38''' Darum obliegt es sowohl den Gemeinschaften wie auch ihren einzelnen Mitgliedern, mehr und mehr einen sogenannten „psychischen" Zustand hinter sich zu lassen und in ein echt „geistliches" Leben hineinzuwachsen (51). Der „neue Mensch", von dem der heilige Paulus spricht, ist gleichsam die volle Gestalt Christi in der Kirche und zugleich Teilnahme an jener Fülle, die jedem einzelnen Christen zukommt. Euer Bemühen um dieses Leben schafft in Euren Ordensgemeinschaften die Voraussetzungen dafür, dass der Same des göttlichen Lebens, der durch die Taufe in Euch eingesenkt wurde, aufblüht, und durch Eure im Leben verwirklichte Weihe reiche Früchte heranreifen können.<br />
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'''39''' Auch wenn Ihr wie jeder Christ an menschlicher Unvollkommenheit leidet, bemüht Ihr Euch doch, die geeigneten Lebensbedingungen für den geistlichen Fortschritt eines jeden Mitgliedes zu schaffen. Das gelingt nur, wenn die Beziehungen zu Euren Brüdern, auch in ihren gewöhnlichen und alltäglichen Äußerungen, im Herrn vertieft werden. Die Bruderliebe muss gleichsam eine Hoffnung sein, die überall da wirksam wird, wo wir die anderen mit unserer brüderlichen Hilfeleistung fördern. Ihre Echtheit zeigt sich in der Freude und Schlichtheit, mit der sich alle zu erkennen bemühen, was jedem einzelnen am Herzen liegt (52). Liegt es nicht am Mangel an Güte und Freundlichkeit, wenn gewisse Ordensleute offensichtlich ihr Gemeinschaftsleben, das sie doch fördern sollte, als Last empfinden? Der einer bestimmten Gemeinschaft eigene Geist, freundschaftliche Beziehungen, brüderliche Zusammenarbeit im gleichen Apostolat und die gegenseitige Unterstützung in einem gemeinsamen Leben, zu dem man sich entschlossen hat, um Christus besser zu dienen, haben zweifellos eine große Bedeutung für die Art des täglichen Umgangs miteinander.<br />
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'''40''' Aus diesen Überlegungen gehen heute manche Tendenzen auf die Errichtung kleinerer Kommunitäten. Eine gewisse spontane Reaktion gegen die Zusammenballung einander unbekannter Menschen in den Städten, die Notwendigkeit, die Wohnverhältnisse der Gemeinschaft den kleinen Wohnungen in den heutigen Städten anzugleichen, der Wille, den Menschen, denen das Evangelium verkündet werden soll, auch in ihren Lebensbedingungen näher zu stehen, all das führt bestimmte Institute dazu, die Errichtung zahlenmäßig kleiner Kommunitäten ins Auge zu fassen. Diese können tatsächlich engere Beziehungen unter den Ordensleuten und eine wechselseitige und brüderliche Übernahme von Verantwortung fördern. Aber wenn auch ein gewisses, noch etwas unklares Lebensmodell die Bildung eines religiösen Klimas begünstigen kann, so soll man doch nicht fälschlicherweise glauben, das würde genügen, um dieses spirituelle Klima zu fördern und wachsen zu lassen. Es liegt auf der Hand, dass kleine Gemeinschaften kein leichtes Leben ermöglichen, sondern eher größere Anforderungen an die Mitglieder stellen.<br />
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'''41''' Außerdem entsprechen zahlenmäßig große Kommunitäten in besonderer Weise den Bedürfnissen vieler Ordenschristen. Ihre Errichtung kann auch gefordert werden von der Art eines Dienstes im karitativen Bereich, von bestimmten wissenschaftlichen Aufgaben, oder auch von der Eigenart des kontemplativen oder monastischen Lebens. In ihnen sollte aber immer die Einheit des Herzens und des Geistes herrschen, die dem geistlichen und übernatürlichen Ziel entspricht, nach dem man strebt. Unabhängig davon, ob die Kommunitäten groß oder klein sind, werden übrigens nur diejenigen für ihre Mitglieder eine Hilfe bedeuten, in denen der Geist des Evangeliums beständig lebendig ist, die sich im Gebet stärken und sich auszeichnen durch eine großzügige Abtötung des alten Menschen, durch die für das Wachstum des neuen Menschen so notwendige Zucht und die Fruchtbarkeit, die sich aus dem Kreuzesopfer ergibt.<br />
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== DAS GEBETSLEBEN==<br />
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'''42''' Liebe Ordensmänner und Ordensfrauen! Ihr möchtet doch den von ganzem Herzen kennen lernen, den Ihr liebt und den Menschen bringen wollt. Das Gebet verbindet Euch mit ihm! Wenn Ihr im Augenblick keinen Geschmack mehr daran findet, dann weckt in Euch die Sehnsucht, Euch wieder demütig dem Gebet zuzuwenden. Vergesst nicht die Lehre der Geschichte, nach der sich an der Treue zum Gebet oder seiner Vernachlässigung die lebendige Kraft des Ordenslebens oder sein Untergang ablesen lassen.<br />
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'''43''' Das Gebet ist Bemühen um einen vertrauten Umgang mit Gott. Es ist Eifer für die Anbetung und Bereitschaft zur Fürbitte. Die Geschichte der christlichen Heiligkeit zeigt deutlich die Fruchtbarkeit des Gebetes, in dem sich Gott dem Herzen und dem Geist seiner Diener offenbart. Die vielfältigen Gaben des Geistes bewirken alle jene vertraute und echte Erfahrung Gottes, ohne die wir die große Bedeutung des christlichen Lebens und des Ordenslebens nicht erfassen können und auch nicht die Kraft besitzen, durchdrungen von einer frohen, niemals enttäuschenden Hoffnung, in ihm zu wachsen.<br />
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'''44''' Der Heilige Geist schenkt Euch auch die Gnade, Gott in den Herzen der Mitmenschen zu finden, die er Euch wie Brüder zu lieben lehrt. Der gleiche Heilige Geist hilft Euch auch, die Zeichen seiner Liebe in den Ereignissen des Lebens zu erkennen. Wenn wir nur vom Geist des Gebetes durchdrungen sind, erleuchtet uns der Geist Jesu und erfüllt uns mit seiner Weisheit, wenn wir demütig die Menschen und die Dinge dieser Welt betrachten.<br />
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'''45''' Das gestörte Gleichgewicht „zwischen den kollektiven Lebensbedingungen und den Voraussetzungen für ein persönliches Denken oder sogar eines besinnlichen Lebens (53)" ist eines der Übel unserer Zeit. Viele Menschen, unter ihnen auch viele Jugendliche, sehen keinen Sinn mehr in ihrem Leben und suchen sehnsuchtsvoll, die kontemplative Dimension in ihrem Leben zu entdecken. Sie wissen nicht, dass Christus in der Kirche auf ihre Sehnsucht antworten kann. Angesichts dieser Lage müsst Ihr Euch Rechenschaft darüber geben, was die Menschen mit Recht von Euch erwarten, die Ihr Euch ausdrücklich dazu verpflichtet habt, mit Eurem Leben dem göttlichen Wort zu dienen, „dem wahren Licht, das jeden Menschen erleuchtet (54)".<br />
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Seid Euch deshalb der Bedeutung des Gebetes für Euer Leben bewusst. Lernt es, Euch ihm mit Eifer zu widmen. Das treue tägliche Beten muss für jeden und jede von Euch oberste Pflicht sein. Deshalb müsst Ihr ihm in Euren Konstitutionen und in der Praxis Eures Lebens den ersten Platz einräumen.<br />
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'''46''' Der innerliche Mensch spürt, dass die Liebe zu Gott geradezu Zeiten des Schweigens fordert. Er braucht normalerweise die Einsamkeit, um Gott zu hören, „der zu seinem Herzen spricht (55)". Man muss allerdings vor einem Schweigen warnen, das nur im Fehlen von Lärm und Gerede besteht. Daraus kann der Mensch keine Kraft schöpfen, da es keinen geistlichen Wert hat. Es kann sogar der Bruderliebe Abbruch tun, wenn sich zur gleichen Zeit der Kontakt mit anderen als notwendig herausstellen würde. Echtes Suchen nach inniger Gottverbundenheit fordert notwendig das Schweigen des ganzen Menschen. Das gilt für die, die in Lärm und Getriebe Gott finden müssen und auch für die kontemplativ Lebenden (56). Diese Stille ist notwendige Voraussetzung für eine Haltung, die sich in Glaube, Hoffnung und Liebe zu Gott für die Gaben des Heiligen Geistes öffnet, wie auch für eine Bruderliebe, die für das Geheimnis des anderen offen ist. <br />
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'''47''' Müssen Wir endlich noch an die einzigartige Bedeutung der Liturgie der Kirche für das Leben in Euren Gemeinschaften erinnern, deren Mittelpunkt das eucharistische Opfer ist, bei dem inneres Gebet und äußerer Kult sich vereinen (57)? In Eurer I eigenen Ordensprofess seid Ihr von der Kirche in enger Verbindung mit dem Eucharistischen Opfer Gott geweiht worden (58). Diese Hingabe Eurer selbst muss Tag für Tag verwirklicht und dauernd erneuert werden. Eine wichtige Quelle dafür ist die Teilnahme am Leib und Blut Christi, durch die Euer Verlangen nach einer wahren und echten Liebe, die bis zum Opfer des Lebens geht, genährt werden soll (59).<br />
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'''48''' Ihr habt Euch im Namen Christi zusammengefunden. Die Eucharistie, „das Sakrament huldvollen Erbarmens, das Zeichen der Einheit, das Band der Liebe (60)", ist selbstverständlicher Mittelpunkt Eurer Gemeinschaften. Es ist deshalb sinnvoll, dass sie sich sichtbar um eine Kapelle scharen, in der die Gegenwart der Heiligsten Eucharistie das zum Ausdruck bringt und zugleich bewirkt, was vornehmste Aufgabe jeder Ordensgemeinschaft und überhaupt jeder christlichen Gemeinschaft ist. Die Eucharistie, in der wir unaufhörlich den Tod und die Auferstehung des Herrn verkünden und uns auf seine Wiederkunft in Herrlichkeit vorbereiten, erinnert Euch immer wieder neu an die leiblichen und seelischen Schmerzen, von denen Christus gequält wurde, die er aber freiwillig auf sich nahm bis hinein in den Todeskampf und den Tod am Kreuz. Seht in den Drangsalen Eures Lebens eine Gelegenheit, zusammen mit Christus all die Not und die ungerechten Qualen, die man Euren Brüdern zufügt, und deren Sinn man nur im Licht des Glaubens aus dem Opfer Christi erkennen kann, zusammen mit Christus zu tragen und dem Vater aufzuopfern.<br />
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'''49''' So ist die heutige Welt mitten in Eurem dem Gebet und dem Opfer geweihten Leben gegenwärtig. Das Konzil erklärt nachdrücklich: „Keiner darf meinen, die Ordensleute würden durch ihre Weihe den Menschen fremd oder für die irdische Gesellschaft nutzlos. Denn wenn sie auch zuweilen ihren Zeitgenossen nicht unmittelbar hilfreich sind, haben sie diese doch auf tiefere Weise in der innersten Liebe Christi gegenwärtig und wirken geistlich mit ihnen zusammen, dass der Bau der irdischen Gesellschaft immer in Gott gründe und auf ihn ausgerichtet sei und seine Erbauer nicht vergeblich arbeiten (61)."<br />
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'''50''' Die Ordensleute nehmen allerdings nur dann an der Erfüllung des Auftrages der Kirche teil, wenn sie, wie das Konzil dringend mahnt, die Erneuerungsbestrebungen auf biblischem, liturgischem, dogmatischem, pastoralem, ökumenischem, missionarischem und sozialem Gebiet (62)" bejahen und fördern. Widmet Euch mit Interesse den Fragen der Pastoral und der praktischen Seelsorge, immer freilich „unter Wahrung der Eigenart jedes Institutes". Bleibt Euch bewusst, dass die Exemtion vornehmlich den inner klösterlichen Bereich betrifft und Euch nicht von der zuständigen Jurisdiktion der Bischöfe befreit, der Ihr unterstellt seid, „soweit die Ausübung ihres Hirtenauftrages und eine geordnete Seelsorge dies verlangen (63)". Im übrigen müsst Ihr Euch mehr als andere ständig bewusst sein, dass sich im Tun der Kirche das Heilswerk Christi für die Menschen fortsetzt, wenn Ihr nur Christus auf seinem Lebensweg<br />
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folgt, der alles dem Vater zuführt: „Alles gehört euch... Ihr aber gehört Christus und Christus Gott (64)." Der Ruf Gottes führt Euch ja auf eine sehr unmittelbare und wirksame Art auf den Weg zum ewigen Reich. Durch Eure geistlichen Kämpfe, die in keinem echten Ordensleben vermieden werden können, legt Ihr „ein deutliches und hervorragendes Zeugnis dafür ab, dass die Welt nicht ohne den Geist der Seligpreisungen verwandelt und Gott dargebracht werden kann (65)".<br />
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== ABSCHLIESSENDE MAHNUNGEN==<br />
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'''51''' Liebe Söhne und Töchter in Christus! Es gehört zur Erneuerung des Ordenslebens, Formen, die nicht seine Substanz berühren, den Veränderungen anzupassen, die mit wachsender Schnelligkeit und immer größer werdendem Umfang die Lebensbedingungen jedes Menschen beeinflussen. Dabei können die von der Kirche anerkannten „dauerhaften Lebensformen" nur bewahrt werden(66), wenn Ihr Euch im Geiste der echten und unverkürzten besonderen Berufung Eurer Institute erneuert. Für jedes Lebewesen besteht die Anpassung an seine Umwelt nicht in der Aufgabe seiner Identität, sondern darin, dass es sich selbst aus seiner eigenen Lebenskraft heraus stärkt. In tiefer Kenntnis der Strebungen und Anliegen der heutigen Menschen müsst Ihr darauf hinarbeiten, dass Euch aus Euren eigenen Wurzeln heraus neue und frische Kraft zufließt. Auch gerade im Blick auf die vorhandenen Schwierigkeiten ist das eine Aufgabe, die einen Menschen begeistern kann.<br />
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'''52''' Uns beunruhigt sehr stark die Frage, wie man die evangelische Botschaft in der profanen Welt heimisch machen kann, in der die Menschenmassen leben, und wie man in den Ordnungen und Bereichen sich verhalten muss, wo eine neue Kultur des Geistes entsteht und Menschen heranwachsen, die der Überzeugung sind, sie bedürften der Erlösung nicht. Da aber alle zur Schau des Heilsgeheimnisses berufen sind, begreift Ihr, welche Verantwortung auf dem Leben jedes einzelnen von Euch ruht und welcher Anstoß für Euren apostolischen Eifer von diesen Problemen ausgeht! Liebe Ordensmänner und Ordensfrauen! Entsprechend der göttlichen Berufung Eurer geistlichen Gemeinschaften müsst Ihr wachen Geistes die Nöte der heutigen Menschen, ihre Schwierigkeiten und Anstrengungen ins Auge fassen und in ihrer Mitte in Gebet und Arbeit die Wirksamkeit der Frohbotschaft der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens bezeugen. Das Bemühen der gesamten Menschheitsfamilie um die Verwirklichung einer größeren Brüderlichkeit im Zusammenleben der einzelnen und der Völker erfordert vor allem eine Wandlung im Bereich der Lebensweise, der Gesinnung und des Gewissens. Darum muss sich das gesamte Volk Gottes, Ihr aber in besonderer Weise bemühen. Könnt Ihr aber diesen Auftrag richtig erfüllen, wenn es in Euch nicht die Freude am übernatürlichen gibt, die aus einer gewissen Gotteserfahrung kommt? Daraus wird deutlich, dass die echte Erneuerung des Ordenslebens eine große Bedeutung für die Erneuerung in Kirche und Welt hat.<br />
<br />
'''53''' Gerade heute braucht die Welt Männer und Frauen, die so an das Wort des Herrn, seine Auferstehung und das ewige Leben glauben, dass sie ihr ganzes irdisches Leben darauf verwenden, die Wirklichkeit jener Liebe zu bezeugen, die allen Menschen angeboten wird. Die Kirche wurde im Laufe ihrer Geschichte immer wieder gestärkt und erneuert durch das heilige Leben so vieler Ordensmänner und Ordensfrauen, die auf je verschiedene Art die evangelische Vollkommenheit verwirklichten und durch ihr Leben die unendliche Liebe und Christus unseren Herrn bezeugten. Ist in dieser Gnadengabe nicht auch für die Menschen unserer Zeit so etwas wie ein belebender göttlicher Hauch und eine Art Selbstbefreiung zu sehen, die die ewige und vollkommene [[Seligkeit]] andeuten? Haltet nach der göttlichen Freude dieser Seligkeit Ausschau, bekennt Euch von neuem zu den Wahrheiten des Glaubens, sucht die Nöte dieser Welt aus dem Glauben heraus in christlicher Weise zu verstehen und verwirklicht so großmütig die Anforderungen Eurer Berufung in Eurem Leben. Es ist Zeit, soweit nötig mit aller Sorgfalt Euer Gewissen zu korrigieren und Euer ganzes Leben zu überprüfen, um zu einer größeren Treue zu Eurer Berufung zu gelangen.<br />
<br />
'''54''' Wir blicken auf Euch mit der gleichen Güte und Liebe wie Christus, der seine Jünger „eine kleine Herde" nannte und ihnen verhieß, dem Vater habe es gefallen, ihnen das Reich zu geben (67). Wir bitten Euch nachdrücklich: Bewahrt Euch die „Einfalt der Kleinen", von denen das Evangelium spricht. Bemüht Euch um sie in der verborgenen und vertrauten Begegnung mit Christus und im Umgang mit Euren Brüdern. Ihr erfahrt dann, wie Euer Herz „aufjubelt im Heiligen Geist" in einer Freude, die denen eigen ist, die in die Geheimnisse des Reiches eingeweiht sind. Strebt nicht danach, zu den „Weisen und Klugen" zu zählen, zu deren Vermehrung heute alles beiträgt, denen aber diese Geheimnisse verborgen bleiben (68). Seid in Wahrheit arm und sanftmütig, dürstet nach der Heiligkeit, seid barmherzig und bewahrt Euch ein reines Herz, seid schließlich Menschen, durch die die Welt den Frieden Gottes erkennt (69).<br />
<br />
'''55''' Die Freude darüber, dass Ihr für immer dem Herrn gehört, ist eine unvergleichliche Frucht des Heiligen Geistes. Ihr kostet jetzt schon davon. Schaut, durchdrungen von dieser Freude, die Euch Christus auch in Anfechtungen bewahren wird, vertrauensvoll in die Zukunft. Die Art, wie diese Freude von Euren Kommunitäten ausstrahlt, wird allen beweisen, dass der von Euch übernommene Lebensstand Euch hilft, durch den dreifachen Verzicht, der zur Ordensprofess gehört, die ganze Fülle des Lebens in Christus zu finden. Wenn dann die Jugendlichen auf Euch und Euer Leben schauen, werden sie die Einladung verstehen können, die Jesus auch unter ihnen unaufhörlich ergehen lässt (70). Das Konzil sagt in diesem Zusammenhang: „Die Ordensleute sollen sich bewusst sein, dass das Beispiel ihres eigenen Lebens die beste Empfehlung ihres Instituts und eine Einladung zum Ordensieben ist (71)."<br />
<br />
Sicherlich werden auch die Bischöfe, die Priester, die Eltern und christlichen Erzieher, die Euch mit Hochachtung und Liebe begegnen, viele dafür begeistern, sich Euch anzuschließen und so auf den Anruf Christi zu antworten, der nie in den Herzen seiner Jünger verstummt.<br />
<br />
'''56''' Die liebevolle Mutter unseres Herrn, nach deren Vorbild Ihr Euch Gott geweiht habt, möge Euch für Euer tägliches Leben jene unvergängliche Freude erflehen, die nur Jesus schenken kann. Möge Euer nach ihrem Vorbild gestaltetes Leben Zeugnis geben „von jener mütterlichen Liebe, von der alle beseelt sein müssen, die in der apostolischen Sendung der Kirche zur Wiedergeburt der Menschen mitwirken (72)". Liebe Söhne und Töchter! Die Freude des Herrn präge Euer gottgeweihtes Leben, und seine Liebe mache es fruchtbar. In seinem Namen erteilen Wir Euch von ganzem Herzen den Apostolischen Segen.<br />
<br />
<center> Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 29. Juni 1971, </center><br />
<center> dem Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus, </center><br />
<center> im neunten Jahre Unseres Pontifikates </center><br />
<br />
<center> [[Papst]] [[Paul VI.]] </center><br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
<br />
(1) Aufruf des Heiligen Vaters, OK 4 (1963) 1-10; Herder-Korrespondenz 16 (196112) 549-552.<br />
<br />
(2) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ über die KIRCHE 21.11.1964 (AAS LVII [1965] 5-67, Nr. 46).<br />
<br />
(3) Vgl. Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965 (AAS LVIII [1966] 702-712).<br />
<br />
(4) Lk 18, 29-30.<br />
<br />
(5) Pastorale Konstitution „GAUDIUM ET SPES“ über die KIRCHE in der Welt von heute Nr. 43.; 7.12.1965.<br />
<br />
(6) Vgl. Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“, Kapitel V.<br />
<br />
(7) Vgl. Motu proprio „ECCLESIAE SANCTAE“ Ausführungsbestimmungen zu den Dekreten Hirtenamt der Bischöfe, Dienst und Leben der Priester, Zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens, Missionstätigkeit in der Kirche. 6.8.1966 (AAS LVIII [1966] 757-787; Nachkonziliare Dokumentation (lat.+dt.) Band 36, Nr. 3; <br />
Kongregation für die Ordensleute und Säkularinstitute, Instruktion „RENOVATIONIS CAUSAM“ über die zeitgemäße Erneuerung der Ausbildung zum Ordensleben 6.1.1969 (AAS LXI [1969] 108 ff; Nachkonziliare Dokumentation [lat.+dt.] Band 17 <br />
<br />
(8) Lk 22,32.<br />
<br />
(9) Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 1.<br />
<br />
(10) Vgl. Gal 5, 13; 2 Kor 3, 17.<br />
<br />
(11) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 43.<br />
<br />
(12) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 44.<br />
<br />
(13) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 44.<br />
<br />
(14) Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 7.<br />
<br />
(15) Vgl. Phil 3,10-11.<br />
<br />
(16) Mt 6, 6.<br />
<br />
(17) Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 5.<br />
<br />
(18) Vgl. Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 45; PC Nr. 2b.<br />
<br />
(19) Joh 1, 13.<br />
<br />
(20) Röm 12, 2.<br />
<br />
(21) Vgl. 1 Kor 12, 12-30.<br />
<br />
(22) Vgl. Pastorale Konstitution „GAUDIUM ET SPES“ über die KIRCHE in der Welt von heute, Nr. 48; vgl. Eph 5,25.32.<br />
<br />
(23) Vgl. Allocutio ad sodales consociationum v. d. “Equipes Notre-Dame" e variis nationibus, habita die 4 mensis Maii, anno 1970, n. 4: A.A.S. 62 (1970), p. 429.<br />
<br />
(24) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 42.<br />
<br />
(25) Vgl. Mt 10, 39; 16, 25; Mk 8, 35; Lk 9, 24; Joh 12, 25.<br />
<br />
(26) Vgl. Ps 9, 13; Job 34,28; Koh 21,13.<br />
<br />
(27) Vgl. Lk 4, 18; 6, 20.<br />
<br />
(28) Vgl. Mt 25, 35-40.<br />
<br />
(29) Pastorale Konstitution „GAUDIUM ET SPES“ über die KIRCHE in der Welt von heute, Nr. 63.<br />
<br />
(30) Vgl. Mt 19,21; 2 Kor 8, 9.<br />
<br />
(31) Enzyklika „POPULORUM PROGRESSIO“ an die Bischöfe, Priester, Ordensleute, die Gläubigen der katholischen Welt und an alle Menschen guten Willens über den Fortschritt der Völker 26.3.1967 (AAS LIX [1967] 257-299; Nachkonziliare Dokumentation [lat.+dt.] Band 4).<br />
<br />
(32) Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 13.<br />
<br />
(33) IV, 8, Patres Apostolici, I, rec. Fr. X. Funk, Tübingen 19012.<br />
<br />
(34) Vgl. Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 17.<br />
<br />
(35) Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 14; vgl. Joh 4,34; 5,30; 10,15-18; Hebr 5,8; 10,7; Ps 40 (39) 8-9.<br />
<br />
(36) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“, Kapitel I-III.<br />
<br />
(37) Vgl. Lk 22,26-27; Joh 13,14.<br />
<br />
(38) Vgl. Mt 20,28; Phil 2,8.<br />
<br />
(39) Vgl. Lk 2, 51.<br />
<br />
(40) Lk 9, 23-24.<br />
<br />
(41) Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 14.<br />
<br />
(42) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 43.<br />
<br />
(43) Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 14.<br />
<br />
(44) Pastorale Konstitution „GAUDIUM ET SPES“ über die KIRCHE in der Welt von heute, Nr. 16.<br />
<br />
(45) Hebr 5, 8.<br />
<br />
(46) Lk 12, 49-50.<br />
<br />
(47) 1 Kor 3, 18-19.<br />
<br />
(48) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 13.<br />
<br />
(49) Is 46, 8.<br />
<br />
(50) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 43.<br />
<br />
(51) Vgl. 1 Kor 2, 14-15.<br />
<br />
(52) Vgl. Gal 6,2.<br />
<br />
(53) Pastorale Konstitution „GAUDIUM ET SPES“ über die KIRCHE in der Welt von heute, Nr. 8.<br />
<br />
(54) Joh 1,9.<br />
<br />
(55) Hos 2, 14.<br />
<br />
(56) VgI. die Instruktion Venite seorsum, Nachkonziliare Dokumentation (lat.+dt.) Band 23. Hat das kontemplative Leben heute noch Sinn und Bedeutung? Ein Brief, GuL 40 (1967) 459--462.<br />
<br />
(57) Vgl. Konstitution „SACROSANCTUM CONCILIUM“ (SC) über die heilige Liturgie 4.12.1963 (AAS LV I [1964] 97-138).<br />
<br />
(58) VgI. Ordo Professionis Religiosae.<br />
<br />
(59) VgI. 71 Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 15.<br />
<br />
(60) Konstitution „SACROSANCTUM CONCILIUM“ über die heilige Liturgie 4.12.1963 (AAS LV I [1964] 97-138) Nr. 47.<br />
<br />
(61) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 46.<br />
<br />
(62) Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 2c.<br />
<br />
(63) Dekret „CHRISTUS DOMINUS“ über die Hirtenaufgabe der Bischöfe 28.10.1965 (AAS LVII [1966] p. 691, Nr. 35,3).<br />
<br />
(64) 1 Kor 3,22-23.<br />
<br />
(65) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 31.<br />
<br />
(66) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 43.<br />
<br />
(67) Lk 12,32.<br />
<br />
(68) Vgl. Lk 10.21.<br />
<br />
(69) Vgl. Mt 5, 3-11.<br />
<br />
(70) Vgl. Mt 19,11-12; 1 Kor 7,34.<br />
<br />
(71) Dekret „PERFECTAE CARITATIS“ über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens 28.10.1965, Nr. 24.<br />
<br />
(72) Dogmatische Konstitution „LUMEN GENTIUM“ Nr. 65.<br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Gaudete_in_Domino_(Wortlaut)&diff=45170Gaudete in Domino (Wortlaut)2008-09-10T11:32:51Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div><center> [[Apostolisches Schreiben]] </center><br />
{|align="center" cellpadding=5px;<br />
!bgcolor="silver"|'''[[Gaudete in domino]]'''<br />
|-----<br />
{|align="center" <br />
<center> unseres [[Papst|Heiligen Vaters]]</center><br />
<center> [[Paul VI.]]</center><br />
<center> an den Episkopat, den [[Klerus]] und die Gläubigen der ganzen Welt </center><br />
''' <center> über die christliche Freude </center>'''<br />
<center> [[9. Mai]] [[1975]] </center><br />
<center> (Lateinischer Text: [[AAS]] LXVII [1976] 289-322) </center><br />
<br />
(Quelle: Papst Paul VI., Über die christliche Freude, Apostolisches Schreiben „Gaudete in Domino“, Johannes Verlag, Leutesdorf am Rhein 1975, Deutsche Übersetzung des Vatikans, mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]])<br />
<br />
'''Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
'''<center> Ehrwürdige Brüder, </center>'''<br />
'''<center> geliebte Söhne und Töchter ! </center>'''<br />
<br />
'''<center> Gruß und Apostolischen Segen ! </center>'''<br />
<br />
== Einladung zur Freude == <br />
<br />
'''<center> Freut euch im Herrn, </center>'''<br />
'''<center> denn nahe ist er allen, </center>'''<br />
'''<center> die in Treue zu ihm flehen. (1) </center>'''<br />
<br />
<br />
'''<center> Liebe Brüder, Söhne und Töchter in Christus ! </center>'''<br />
<br />
'''1''' In diesem Heiligen Jahr haben Wir das Volk Gottes schon wiederholt gemahnt, sich der Gnade dieses Jubiläums in froher Bereitschaft zu öffnen. Wie ihr wisst, ist Unsere Einladung im Kern ein Aufruf zur inneren Erneuerung und zur Versöhnung in Christus. Es geht hierbei um das Heil der Menschen, um die Fülle ihres Glücks. Im gegenwärtigen Augenblick, da die Gläubigen in aller Welt sich vorbereiten, das Fest der Ankunft des Heiligen Geistes zu feiern, laden Wir euch ein, von ihm dieses Geschenk der Freude zu erflehen. <br />
<br />
'''2''' Wir selbst wissen sehr wohl, dass sich der Dienst der Versöhnung unter zahlreichen Widersprüchlichkeiten und Schwierigkeiten vollzieht (2). Aber dennoch: Wir wissen Uns zu ihm gedrängt und dabei getragen von der Freude im Heiligen Geist. Und weiter: auch für Uns, für die ganze Kirche gilt ohne Einschränkung das vertrauensvolle Wort des Apostels Paulus an seine Gemeinde in Korinth: „Ihr seid zum Mitsterben und Mitleben in unseren Herzen. Ich habe großes Vertrauen zu euch... Trotz all unserer Not bin ich mit Trost und übergroßer Freude erfüllt" (3). Ja, auch die Liebe drängt Uns zur Einladung an euch, an der Überfülle dieser Freude teilzuhaben, die ein Geschenk des Heiligen Geistes ist (4).<br />
<br />
'''3''' Darum erschien es Uns als eine frohe innere Verpflichtung, in diesem Jahr der Gnade anlässlich des Pfingstfestes ein Apostolisches Mahnschreiben an Euch zu richten, das der christlichen Freude, der Freude im Heiligen Geist gilt. Wir möchten einen Hymnus auf die Freude in Gott anstimmen, der in der ganzen Welt widerhalle: die Liebe, uns im Heiligen Geist geschenkt, soll zusammen mit ihrer Frucht, der Freude, die Herzen der Menschen erfüllen (5). Es ist Unser Wunsch, dass ihr mit einstimmt in unseren Hymnus, zur geistlichen Tröstung der Kirche und all jener Menschen, die ihr Herz der Feier dieses Ereignisses öffnen wollen.<br />
<br />
==Die Sehnsucht aller Menschen nach innerer Freude==<br />
<br />
'''4''' Man würde die christliche Freude nicht gebührend preisen, wenn man nicht offen wäre für das äußere und innere Zeugnis, welches Gott, der Schöpfer, von sich selbst im Werk seiner Schöpfung gibt: „Und Gott sah, dass es gut war" (6). Noch ehe sich Gott in der Offenbarung persönlich kundtat, sprach er Menschen an durch ein Weltall, welches ein Werk der Macht, der Weisheit und der Liebe ist. So führte er den Verstand und das Herz seiner Geschöpfe zu einer Begegnung in Freude und zugleich in der Wahrheit. Darum muss man aufmerksam hinhören auf den Ruf, der aus dem Herzen des Menschen emporsteigt, vom ersten Staunen des Kindes bis zur heiteren Abgeklärtheit des Alters; er ist wie eine Vorahnung des göttlichen Geheimnisses.<br />
<br />
'''5''' Wenn der Mensch in der Welt zum Bewusstsein erwacht, erfährt er sich da nicht in seinem natürlichen Streben, die Welt zu erkennen und sie durch seinen Verstand in Besitz zu nehmen, als ein Wesen, welches dort auch seine Erfüllung und sein Glück finden möchte? In diesem Glück aber gibt es, wie jeder weiß, mehrere Grade. Seine lauterste Form ist die Freude oder das „Glück" im strengen Sinn, wenn der Mensch auf der Ebene seiner höheren Fakultäten im Besitz eines erkannten und geliebten Gutes inneren Frieden und Erfüllung findet (7). So empfindet der Mensch Freude, wenn er sich in Harmonie mit der ihn umgebenden Natur befindet, und vor allem in der Begegnung, Solidarität und Gemeinschaft mit anderen. In noch weit höherem Maße erfährt er geistige Freude und Glück, wenn sein Geist in den Besitz Gottes gelangt, den er als höchstes und unwandelbares Gut erkennt und liebt (8). Dichter, Künstler, Denker, aber auch einfache Männer und Frauen, sofern sie sich nur einem gewissen inneren Licht öffnen, können, wie schon in den Zeiten vor Christus, so auch heute und mitten unter uns etwas von der Freude Gottes in sich erfahren.<br />
<br />
'''6''' Aber wie könnte man zugleich nicht auch sehen, dass die Freude immer unvollkommen, zerbrechlich und bedroht bleibt? Es erscheint als befremdlicher Widerspruch, wenn das Bewusstsein von dem, was über alle flüchtigen Vergnügen hinaus das wahre Glück begründet, zugleich auch die Gewissheit einschließt, dass es kein vollkommenes Glück gibt. Die Erfahrung der Grenzen, die jede Generation immer wieder selbst macht, drängt dazu, den stets vorhandenen unermesslichen Abstand zwischen der Wirklichkeit und dem Streben nach dem Unendlichen in den Blick zu nehmen und darüber nachzusinnen.<br />
<br />
'''7''' Dieser Widerspruch, diese Schwierigkeit, die Freude zu finden, erscheint Uns in unserer heutigen Zeit besonders verschärft. Darin liegt der Grund für Unsere Botschaft. Die technische Gesellschaft konnte die Gelegenheiten zum Vergnügen vervielfachen, aber die Übel sind zu zahlreich, als dass Freude aufkommen könnte. Denn die Freude erwächst aus anderen Gründen. Sie ist etwas Geistiges. An Geld, Komfort, Hygiene und materieller Sicherheit mangelt es oft nicht; aber dennoch bleiben Überdruss, mürrische Stimmung und Traurigkeit unglücklicherweise das Los vieler. Dies steigert sich nicht selten bis zu Angst und Verzweiflung, die sich durch scheinbare Sorglosigkeit, rauschenden Genuss gegenwärtigen Glücks und durch künstliche Paradiese nicht vertreiben lassen. Spürt man etwa die Ohnmacht, den industriellen Fortschritt in den Griff zu bekommen und die Gesellschaft in menschenwürdiger Weise zu gestalten? Oder handelt es sich eher um Einsamkeit, um einen ungestillten Hunger nach Liebe und Anteilnahme, um eine undeutlich gefühlte innere Leere? Im übrigen lasten äußeres und inneres Leid oft nur zu sehr auf den Menschen. Zu viele verhungern, werden Opfer sinnloser Kämpfe oder sind entwurzelt. All dies Elend ist vielleicht nicht schlimmer als in früheren Zeiten. Aber es nimmt weltweite Ausmaße an. Es ist besser bekannt und uns nahegebracht durch die Massenmedien, zumindest ebenso wie die Erfahrungen von Glück. Das Ausmaß an Elend ist bedrückend, wobei nur zu oft keine entsprechende menschliche Lösung dafür sichtbar wird.<br />
<br />
'''8''' Diese Lage der Dinge soll Uns indes nicht daran hindern, von der Freude zu sprechen, auf die Freude zu hoffen. Gerade inmitten all ihrer Not müssen die Menschen von heute die Freude entdecken und deren frohen Klang vernehmen. Wir nehmen tiefen Anteil am Schmerz all derer, über die sich angesichts des Elends und vieler Leiden der Schleier der Traurigkeit gelegt hat. Insbesondere denken Wir an alle, die mittellos, ohne Hilfe, ohne Freunde sind und ihre menschlichen Hoffnungen in nichts zerrinnen sehen. Mehr als je sind sie in Unser Gebet und Unser Mitgefühl hineingenommen. Gewiss möchten Wir niemanden traurig stimmen. Ganz im Gegenteil, Wir möchten nach Mitteln suchen, die geeignet sind, Licht in das Dunkel zu bringen. Sie scheinen Uns von dreifacher Art zu sein. <br />
<br />
'''9''' Es ist offenkundig, dass die Menschen ihre Anstrengungen vereinigen müssen, um wenigstens ein Mindestmaß an Unterstützung, Wohlfahrt, Sicherheit und Gerechtigkeit zu schaffen, denn diese sind für die zahlreichen, vom Unglück heimgesuchten Menschengruppen unerlässliche Vorraussetzungen für das Glück. Eine solche Aktion der Solidarität wäre bereits ein Werk Gottes; und sie entspricht dem Gebot Christi. Schon eine solche Aktion könnte Frieden stiften, die Hoffnung wieder lebendig machen, die Gemeinschaft stärken und den Weg zur Freude öffnen, sowohl für den, der gibt, wie für den, der empfängt, denn es gibt mehr Glück zu schenken als zu empfangen (9). Wie oft, liebe Brüder, Söhne und Töchter, haben Wir euch aufgerufen, alles daran zu setzen, die Erde wohnlicher und brüderlicher zu gestalten und ohne Verzug Gerechtigkeit und Liebe Wirklichkeit werden zu lassen zur ganzheitlichen Entfaltung aller! Die Konzilskonstitution "Gaudium et Spes" und zahlreiche päpstliche Dokumente haben schon auf diesen Punkt hingewiesen. Wenn es auch nicht direkt zu dem Thema gehört, das Wir hier behandeln: man sollte sich sehr wohl davor hüten, diese erste Pflicht der Liebe zum Nächsten außer acht zu lassen, denn sonst wäre es töricht, überhaupt von Freude zu sprechen.<br />
<br />
'''10''' Ferner bedarf es eines geduldigen erzieherischen Bemühens, um zu lernen oder wiederum zu lernen, ganz schlicht die vielfachen Anlässe für den Menschen zur Freude zu verkosten, die der Schöpfer schon auf unseren Weg gelegt hat: überschäumende Freude über das Dasein und das Leben; Freude der lauteren und geheiligten Liebe; Freude, die Frieden schenkt, über die Natur- und die Stille; manchmal herbe, aber echte Freude über gut geleistete Arbeit; Freude und Genugtuung über die Erfüllung einer Pflicht; die lichte und klare Freude des Reinen, des Dienenden und dessen, der brüderlich Anteil nimmt; die anfordernde Freude des Opfers. Der Christ kann sie noch läutern, sie vervollkommnen und erhöhen; aber er sollte sie nicht verschmähen. Die christliche Freude setzt einen Menschen voraus, der zu natürlichen Freuden fähig ist. Oft genug ist Christus von diesen Freuden bei der Verkündigung des Reiches Gottes ausgegangen.<br />
<br />
'''11''' Aber das Thema dieses Mahnschreibens liegt tiefer, denn das Problem scheint Uns in erster Linie auf der Ebene des Geistes zu liegen. Gerade in seiner Seele sieht sich der Mensch außerstande, die Leiden und das vielfältige Elend unserer Zeit innerlich anzunehmen. Ja, sie drücken ihn nieder, und zwar um so mehr, je weniger er den Sinn des Lebens sieht und je unsicherer er über sich selbst sowie über seine transzendente Berufung und Bestimmung wird. Er hat das Universum und jetzt auch die Menschheit des Bezugs zum Heiligen beraubt und nicht selten das lebendige Band zwischen sich und Gott zerschnitten. Der Wert der Dinge und die Hoffnung sind nicht mehr hinreichend gesichert. Gott scheint ihm eine abstrakte und überflüssige Idee zu sein. Ohne es aussprechen zu können, wird ihm das Schweigen Gottes zu einer Last. Ja, die Kälte und das Dunkel haben ihren Ort vor allem im Herzen des Menschen, wo müde Traurigkeit herrscht. Man kann in diesem Zusammenhang von der Trauer der Nichtglaubenden sprechen, da der menschliche Geist, der nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen ist und deshalb von Natur her auf ihn als sein einziges höchstes Gut hin ausgerichtet ist, ihn ohne Glauben nicht klar zu erkennen und nicht zu lieben vermag. Folglich kann er auch nicht die Freude erfahren, die die Erkenntnis Gottes, selbst wenn sie unvollkommen bleibt, und jene Gewissheit vermitteln, dass uns mit ihm ein Band verbindet, das nicht einmal der Tod zu zerreißen vermag. Wer erinnert sich nicht der Worte des heiligen Augustinus: „Du hast uns für dich erschaffen, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir" (10). Der Mensch kann also nur dadurch dass er sich von der Sünde abwendet und wieder Gott nähert, wirklich der geistigen Freude teilhaftig werden. Es besteht kein Zweifel: „Fleisch und Blut“ sind dazu nicht fähig (11). Aber die Offenbarung vermag diesen Horizont zu öffnen und die Gnade ist fähig, diese Umkehr Wirklichkeit werden zu lassen. Unsere Einladung ist gerade darauf gerichtet, zu den Quellen der christlichen Freude zurückzukehren. Wie könnten wir jedoch dazu in der Lage sein, wenn wir uns nicht auf den göttlichen Heilsplan besännen und auf die Frohbotschaft von seiner Liebe hörten?<br />
<br />
==Ankündigung der christlichen Freude im Alten Testament==<br />
<br />
'''12''' Die christliche Freude ist in ihrem Wesen nach innere Teilhabe an dem unergründlichen, zugleich göttlichen und menschlichen Herzen des verherrlichten Herrn, Jesus Christus. Seit Gott der Vater in der Geschichte zu offenbaren begann, welchen Heilsplan er in Jesus Christus gefasst hatte, um ihn in der Fülle der Zeiten zu verwirklichen (12), wird diese Freude im Volk Gottes, solange sein eigentliches Wesen nicht völlig enthüllt ist, auf geheimnisvolle Weise verkündet.<br />
<br />
'''13''' Abraham, im Blick auf die zukünftige Erfüllung der Verheißung herausgerufen aus seiner Heimat und hoffend gegen alle Hoffnung, empfängt so seit der Geburt seines Sohnes Isaak die prophetischen Erstlingsgaben dieser Freude (13). Sie erhält eine neue innere Dimension durch eine Probe auf den Tod, da ihm dieser einzige Sohn lebendig zurückgegeben wird - ein Vorbild der Auferstehung dessen, der kommen muss, des eingeborenen Sohnes Gottes, der das erlösende Opfer auf sich nimmt. Abraham jubelte vor Freude beim Gedanken, den Tag Christi, den Tag des Heiles zu schauen: „Er sah ihn und freute sich" (14).<br />
<br />
'''14''' Im Laufe der langen prophetischen Geschichte des alten Israel wächst die Freude über das Heil und teilt sich weiter mit. Sie hält sich durch und steht immer wieder, unzerstörbar, neu auf, trotz der tragischen Prüfungen, die das auserwählte Volk wegen seiner schuldhaften Treubrüche durchmachen muss, und trotz der Verfolgungen von außen, die es seinem Gott abspenstig machen wollen. Diese Freude, immer bedroht und immer wieder neu erwachend, ist bezeichnend für das Volk, das Abraham zum Vater hat.<br />
<br />
'''15''' Es geht stets um eine Freude bringende Erfahrung von Befreiung und Wiederaufrichtung - wenigstens der Verheißung nach - die ihren Ursprung in der barmherzigen Liebe Gottes zu seinem auserwählten Volk haben. Für dieses Volk erfüllt er aus reiner Gnade und durch wunderbare Macht die Verheißungen des Bundesschlusses. So ist es auch mit der Freude über das mosaische Pascha, ein Vorbild eschatologischer Befreiung, die in Christus im österlichen Kontext des neuen und ewigen Bundes Wirklichkeit werden wird. Weiter geht es um die sehr lebendige Freude über das Leben mit Gott und für Gott, die immer wieder in den Psalmen besungen wird. Schließlich und vor allem geht es um die Freude der übernatürlichen Herrlichkeit, die dem neuen Jerusalem verheißen ist, das aus der Verbannung zurückgekauft wurde und von Gott mit geheimnisvoller Tiefe geliebt wird.<br />
<br />
'''16''' Der letzte Sinn dieser unerhört überschwänglichen Erlöserliebe kann indes erst aufscheinen in der Stunde des neuen Ostern und des neuen Exodus. Dann wird das Volk Gottes durch den Tod und die Auferstehung des leidenden Gottesknechtes hindurch von dieser Welt zum Vater geführt, vom vorbildhaften Jerusalem hier auf Erden zum Jerusalem der anderen Welt: „Zum Lohn dafür, dass du verlassen warst und gehasst, so dass dich niemand besuchte, mache ich dich zum ewigen Stolz, zum Grund der Freude für alle Geschlechter ... Wie der Jüngling sich mit der Jungfrau vermählt, so wird dein Schöpfer mit dir verbunden sein, und wie der Bräutigam an der Braut sich erfreut, so freut an dir sich dein Gott“ (15).<br />
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==Die Freude, Dach der Lehre des Neuen Testamentes==<br />
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'''17''' Diese herrlichen Verheißungen haben jahrhundertelang und auch in den härtesten Prüfungen die mystische Hoffnung des alten Israel aufrechterhalten. Dieses hat sie seinerseits der Kirche Jesu Christi weitergegeben, so dass wir ihm einige der reinsten Ausprägungen der Freude in unseren Freudenliedern verdanken. Gemäß dem Glauben und der christlichen Erfahrung des Geistes ist dieser Friede, den Gott schenkt und der sich wie ein Strom, der über die Ufer tritt, ausweitet, wenn einmal die Zeit des „Trostes" kommt (16), an die Ankunft und Gegenwart Christi gebunden.<br />
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'''18''' Von dieser Freude, die der Herr bringt, ist niemand ausgeschlossen. Die große Freude, die der Engel in der Heiligen Nacht verkündet, ist tatsächlich dem ganzen Volke zugedacht (17), dem Volk Israel, das damals sehnsüchtig auf einen Retter wartete, wie auch dem unübersehbar zahlreichen Volk jener Menschen, die im Laufe der Zeit diese Botschaft annehmen und sich bemühen, nach ihr zu leben. Als erste hatte die Jungfrau Maria vom Erzengel Gabriel davon Kunde erhalten, und ihr Magnifikat war bereits das Freudenlied aller Demütigen. Die freudenreichen Geheimnisse stellen uns daher jedes Mal, wenn wir den Rosenkranz beten, neu vor das unaussprechliche Ereignis, das Zentrum und Gipfel der Geschichte ist: das Kommen des Emmanuel, Gott mit uns, auf diese Erde. Johannes der Täufer, der das wartende Israel auf ihn hinweisen sollte, war im Schoß seiner Mutter vor Freude aufgehüpft, als Jesus sich ihm näherte (18). Und als Jesus schließlich sein öffentliches Leben beginnt, „freut sich" Johannes "gar sehr über die Stimme des Bräutigams" (19).<br />
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'''19''' Betrachten wir nun ein wenig die Person Jesu im Verlauf seines irdischen Lebens. Er hat in seiner Menschheit unsere Freuden erfahren. Er hat offenbar eine breite Skala menschlicher Freuden kennengelernt, geschätzt und geteilt, einfache tägliche Freuden, wie sie jedem zugänglich sind. Die Tiefe seines Innenlebens hat keineswegs seinen Blick für das Konkrete abgestumpft, nicht seine Empfindungsfähigkeit beeinträchtigt. Er bewundert die Vögel des Himmels und die, Lilien des Feldes. In ihm wiederholt sich auf unmittelbare Weise der Blick Gottes auf die Schöpfung am Morgenrot der Geschichte. Gern hebt er die Freude des Sämanns und des Schnitters hervor, die Freude des Mannes, der einen verborgenen Schatz findet, die des Hirten, der sein Schaf, oder die der Frau, die ihr verlorenes Geldstück wiederfindet, die Freude der zum Fest geladenen Gäste, die Freude bei einer Hochzeit, die Freude des Vaters, der seinen Sohn, von einem Leben der Verschwendung endlich heimgekehrt, aufnimmt, und die der Frau, die ein Kind zur Welt bringt. Diese menschlichen Freuden sind für Jesus von solch hoher Bedeutung, da sie für ihn die Zeichen der geistlichen Freuden des Reiches Gottes sind: Freude jener Menschen, die in dieses Reich eintreten, dorthin zurückkehren oder dort arbeiten; Freude des Vaters, der sie empfängt. Auch Jesus selbst zeigt seinerseits Genugtuung Zärtlichkeit, als er Kindern begegnet, die zu ihm kommen wollen, als er einen Reichen Jüngling trifft, der gewissenhaft und bestrebt ist, noch mehr zu tun; als er zu Freunden kommt, die ihm ihr Haus öffnen wie Marta, Maria und Lazarus. Eine Freude ist es für ihn vor allem, wenn er erlebt, dass man das Wort aufnimmt, seine Reichtümer opfert, dass eine Sünderin oder ein Zöllner wie Zachäus sich bekehrt, dass eine Witwe sich trotz ihrer Not zum Geben entschließt. Er jubelt vor Freude, als er feststellt, dass den Kleinen und Demütigen die Botschaft vom Reich geoffenbart wird, während sie den Weisen und Klugen verborgen bleibt (20).<br />
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'''20''' Ja, weil Christus „wie wir als Mensch gelebt hat, in allem uns gleich, außer der Sünde" (21), so hat er auch die gefühlsmäßigen und geistlichen Freuden als Gabe Gottes erfahren und angenommen. Er verkündete rastlos „den Armen die Botschaft vom Heil, den Trauernden Freude“ (22). Das Lukasevangelium bezeugt in besonderer Weise diesen Anlass zur Freude. Alle Wunder Jesu und seine Verzeihung schenkenden Worte sind ebenso viele Zeichen für die Güte Gottes: das ganze Volk aber freute sich über all die herrlichen Taten, die durch ihn geschahen (23), und gab Gott die Ehre. Für den Christen geht es wie für Jesus darum, die menschlichen Freuden, die der Schöpfer ihm gewährt, zu leben, in Danksagung vor dem Vater.<br />
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'''21''' Hier muss man freilich das Geheimnis der unergründlichen Freude, die in Christus lebt und ihm eigen ist, gebührend beachten. Vor allem das Johannesevangelium hebt davon ein wenig den Schleier empor, indem es uns die innigsten und persönlichsten Worte des menschgewordenen Gottessohnes überliefert. Wenn Jesus einen solchen Frieden, eine derartige Sicherheit und Zuversicht, Freude und Verfügbarkeit ausstrahlt, dann ist das in der unaussprechlichen Liebe begründet, mit der er sich von seinem Vater geliebt weiß. Seit seiner Taufe an den Ufern des Jordan wird diese Liebe, die vom ersten Augenblick seiner Menschwerdung in ihm gegenwärtig ist, offenbar: „Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich mein Wohlgefallen“ (24). Diese Gewissheit ist dem Bewusstsein Jesu unauslöschlich eingeprägt. Es ist eine Gegenwart, aufgrund der er sich nie allein fühlt (25). Ein innerstes Wissen erfüllt ihn: „Der Vater kennt mich, und ich kenne den Vater“ (26). Es ist ein ständiger und vorbehaltloser Austausch: „Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein“ (27). Der Vater hat dem Sohn die Gewalt übertragen, zu richten und über sein Leben zu verfügen. Es ist ein gegenseitiges Einwohnen: „Ich bin im Vater, und der Vater ist in mir“ (28). Umgekehrt schenkt auch der Sohn dem Vater eine Liebe ohne Grenzen: „Ich liebe den Vater und tue, wie es der Vater mir aufgetragen hat“ (29). Er tut stets, was dem Vater gefällt: dies ist sogar seine „Speise“ (30). Seine Verfügbarkeit reicht bis zur Hingabe seines menschlichen Lebens und sein Vertrauen bis zur Gewissheit zurückzuerhalten: „Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben gebe, um es wieder zu nehmen“ (31). In diesem Sinn freut er sich sogar, dass er zum Vater gehen darf. Es handelt sich bei Jesus nicht um ein oberflächliches Sich-bewusst-Werden, es ist vielmehr der Widerschein von jener Liebe in seinem menschlichen Bewusstsein, die er von jeher als Gott im Schoße des Vaters kennt: „Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (32). Gemeint ist jene nicht mitteilbare Liebesbeziehung, die mit seiner Existenz als Sohn gegeben ist und das Geheimnis des trinitarischen Lebens bildet: der Vater erscheint darin als derjenige, der sich dem Sohn schenkt, ohne Vorbehalt und unaufhörlich, aus überströmender hochherziger Freude; der Sohn hingegen als der, welcher sich auf gleiche Weise dem Vater hinschenkt, in überströmend dankbarer Freude, im Heiligen Geist.<br />
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'''22''' Die Jünger und alle, die an Christus glauben sind aufgerufen, an dieser Freude teilzunehmen. Jesus will, dass sie seine Freude in Fülle in sich tragen (33): „Im habe ihnen deinen Namen geoffenbart und werde ihn offenbaren, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen“ (34).<br />
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'''23''' Diese Freude, in der Liebe Gottes zu verweilen, beginnt schon hier auf Erden. Es ist die Freude des Reiches Gottes. Sie wird aber nur auf einem steilen Weg geschenkt, der vollkommenes, uneingeschränktes Vertrauen in den Vater und den Sohn und eine Vorliebe für das Reich Gottes erfordert. Die Botschaft Jesu verheißt vor allem Freude, eine anspruchsvolle Freude. Wird sie nicht in den Seligpreisungen offenbar? „Wohl euch, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Wohl euch, die ihr jetzt hungert; denn ihr werdet satt werden. Wohl euch, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen“ (35) ,<br />
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'''24''' Geheimnisvollerweise ist Christus selbst damit einverstanden, durch die Hände der Gottlosen (36) und sogar an einem Kreuze zu sterben, um so aus dem Herzen des Menschen die Sünde der Selbstgefälligkeit herauszureißen und dem Vater seinen grenzenlosen kindlichen Gehorsam zu bezeugen. Der Vater ließ es aber nicht zu, dass der Tod ihn in seiner Macht behielt. Die Auferstehung Jesu ist das Siegel des Vaters, das den unendlichen Wert des Opfers des Sohnes bestätigt; sie ist zugleich der Beweis für die Treue des Vaters, wie es Christus selber vor seinem Leiden als Gebet ausgesprochen hatte: „Vater, verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche“ (37). Von nun an lebt Jesus für immer in der Herrlichkeit des Vaters, und deshalb wurden auch die Jünger, als sie am Abend des Ostertages den Herrn sahen, mit einer Freude erfüllt, die nichts mehr in ihnen auszulöschen vermochte.<br />
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'''25''' Freilich, hier auf Erden kann die wirkliche Freude des Gottesreiches nur aus der gemeinsamen Feier des Todes und der Auferstehung des Herrn entspringen. Es ist das Paradox der christlichen Existenz, das zugleich in einzigartiger Weise das Dasein des Menschen deutet: weder Prüfungen noch Leiden sind uns in dieser Welt genommen, sie gewinnen aber einen neuen Sinn in der Gewissheit, auf diese Weise an der Erlösung, die der Herr gewirkt hat, teilzunehmen und dadurch seine Herrlichkeit zu erlangen. Deshalb ist der Christ, wenn er die Schwierigkeiten des allen gemeinsamen menschlichen Geschicks erleidet, nicht genötigt, bei der Suche seines Weges gleichsam im Finstern herumzutappen noch im Tod das Ende seiner Hoffnungen zu erblicken. Wie es schon der Prophet verkündet hat, gilt von ihm vielmehr: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, leuchtet ein Licht auf. Du erregst lauten Jubel und schenkst große Freude“ (38). Das „Exsultet“ der Osternacht besingt ein Geheimnis, das über alle Hoffnungen der Propheten hinaus Wirklichkeit geworden ist: in der beglückenden Verkündigung der Auferstehung ist selbst das Leid des Menschen verklärt, während die Fülle der Freude sich aus dem Sieg des Gekreuzigten, aus seinem durchbohrten Herzen, aus seinem verklärten Leib erhebt und alle Finsternisse der Herzen erhellt: „Et nox illuminatio mea in deliciis meis“ (39). <br />
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'''26''' Die Osterfreude ist nicht nur die Freude einer möglichen Verklärung: sie ist die Freude über eine neue Gegenwart und Nähe des auferstandenen Christus, der den Seinen den Heiligen Geist mitteilt, damit er fortan immer bei ihnen bleibe. Der Heilige Geist ist der Kirche mitgeteilt worden als unerschöpfliches Prinzip ihrer Freude als Braut des erhöhten Christus. Er ruft ihr durch den Dienst der Gnade und Wahrheit, der von den Nachfolgern der Apostel ausgeübt wird, die Lehre des Herrn selbst in Erinnerung. Er weckt in ihr das göttliche Leben und das Apostolat. Und der Christ weiß, dass dieser Geist im Verlauf der Geschichte niemals ausgelöscht werden kann. Die Quelle der Hoffnung, die uns das Pfingstfest offenbarte, wird nie versiegen.<br />
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'''27''' Der Heilige Geist, der vom Vater und Sohn ausgeht, deren gegenseitige Liebe er ist, wurde also dem Volk des Neuen Bundes mitgeteilt und jeder Seele, die für sein Wirken im Inneren aufgeschlossen ist. Er nimmt in uns seine Wohnung als süßer Seelengast, „dulcis hospes animae“ (40). Mit ihm wohnen im Herzen der Menschen der Vater und der Sohn (41). Der Heilige Geist erweckt darin ein Gebet voll kindlichen Vertrauens, das aus der innersten Tiefe der Seele emporsteigt und sich in Lobpreis, in Dank, Sühne und in fürbittendem Flehen äußert. So können wir die wahrhaft geistliche Freude verkosten, die eine Frucht des Heiligen Geistes ist (42). Sie besteht darin, dass der menschliche Geist im Besitz des dreifaltigen Gottes, der durch den Glauben erkannt und mit der Liebe geliebt wird, die in ihm selbst ihren Ursprung hat, Ruhe und innerste Erfüllung findet. Eine solche Freude prägt seitdem alle christlichen Tugenden. Die kleinen menschlichen Freuden, die in unserem Leben gleichsam Hinweise auf eine erhabenere Wirklichkeit sind werden verklärt.<br />
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'''28''' Diese Freude wird hier auf Erden immer ein gewisses Maß schmerzlicher Prüfung enthalten wie bei jener Frau, die in Geburtswehen lag; das Gefühl einer gewissen Verlassenheit wird sich einstellen, ähnlich der eines verwaisten Kindes: Klagen und Weinen, während die Welt eine hämische Genugtuung darüber zur Schau trägt. Aber die Traurigkeit der Jünger, die nicht nach Art der Welt, sondern nach der Art Gottes trauern, wird sich alsbald in eine geistliche Freude verwandeln, die ihnen niemand mehr nehmen kann (43).<br />
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'''29''' Solcher Art ist die christliche Existenz und zumal das apostolische Leben. Weil das letztere von einer drängenden Liebe zum Herrn und zu den Brüdern getragen ist, entfaltet es sich notwendig im Zeichen des Paschaopfers; es geht aus Liebe in den Tod und durch den Tod zum Leben und zur Liebe. Von daher ergibt sich die besondere Situation des Christen und vor allem des Apostels, der „Vorbild der Herde" (44) sein soll und sich in Freiheit mit dem Leiden des Erlösers verbinden soll. Sie entspricht somit dem, was im Evangelium als das Gesetz der christlichen [[Seligkeit]] in Weiterführung des Schicksals der Propheten umschrieben ist: „Wohl euch, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt" (45).<br />
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'''30''' Immer wieder müssen wir leider in unserer Zeit, die so sehr von der Illusion eines falschen Glückes bedroht ist, die Unfähigkeit des „psychischen“ Menschen feststellen, das anzunehmen, „was vom Geist Gottes kommt. Torheit ist es für ihn, und er kann es nicht verstehen, weil es nur durch den Geist geprüft werden kann“ (46).<br />
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'''31''' Die Welt - jene, die den Geist der Wahrheit nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt - nimmt nur das Äußere der Dinge wahr. Sie bedenkt nur die Trübsal und Armut des Jüngers, während dieser selber in seiner eigentlichen Tiefe in der Freude lebt, weil er Gemeinschaft hat mit dem Vater und seinem Sohn, Jesus Christus.<br />
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==Die Freude im Herzen der Heiligen==<br />
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'''32''' Dies ist, liebe Brüder, Söhne und Töchter, die freudvolle Hoffnung, die aus den Quellen des Gotteswortes geschöpft wird. Nach zwanzig Jahrhunderten ist diese Quelle der Freude in der Kirche nicht versiegt, vor allem nicht im Herzen der Heiligen. Es drängt Uns, hier einige Bespiele und Stimmen dieser geistlichen Erfahrungen aufzuzeigen: sie erhellt das Geheimnis der christlichen Freude je nach Verschiedenheit der Charismen und der besonderen Berufung.<br />
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'''33''' An erster Stelle steht die Jungfrau Maria, die Gnadenvolle, die Mutter des Erlöser. Sie hat den Ruf von oben aufgenommen, sie ist die Magd des Herrn, die Braut des Heiligen Geistes, die Mutter des ewigen Sohnes; sie bringt ihre Freude zum Ausdruck bei ihrer Base Elisabeth, die ihren Glauben preist: „Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter ... von nun an preisen mich selig alle Geschlechter" (47). Mehr noch als alle anderen Geschöpfe hat sie es erkannt, dass Gott Wundertaten vollbringt: sein Name ist heilig, er zeigt seine Barmherzigkeit, er erhebt die Niedrigen, er steht in Treue zu seinen Verheißungen. Ihr äußeres Leben weicht in keiner Weise von dem Verlauf eines gewöhnlichen Lebens ab, aber sie betrachtet die kleinsten Zeichen Gottes und erwägt sie in ihrem Herzen. Keineswegs bleiben ihr die Leiden erspart: sie steht unter dem Kreuz und nimmt in hervorragendem Maße als Mutter der Schmerzen Anteil am Opfer des unschuldigen Gottesknechtes. Aber sie ist auch ganz und gar offen für die Freude der Auferstehung; sie ist mit Leib und Seele aufgenommen in die Herrlichkeit des Himmels. Sie ist die zuerst Erlöste, die Unbefleckte vom Augenblick ihrer Empfängnis an; sie ist die unvergleichliche Wohnung des Heiligen Geistes; in ihr hat der Erlöser der Menschen sein Zelt aufgeschlagen; sie ist gleicher Weise die vielgeliebte Tochter des allmächtigen Gottes und in Christus die Mutter aller. Sie ist das vollkommene Urbild der Kirche auf Erden und in der Herrlichkeit des Himmels. Welch wunderbaren Widerhall finden in ihrer einzigartigen Existenz als Tochter Israels die prophetischen Worte vom neuen Jerusalem: „Laut will ich frohlocken über den Herrn. Meine Seele jubelt in meinem Gott. Denn er hat mich gehüllt in Gewande des Heiles, mir umgelegt der Gerechtigkeit Mantel, wie einer Braut, die ihr Geschmeide sich anlegt" (48). An der Seite Christi vereint sie in sich alle Freude, die der Kirche verheißen ist: „Mater plena sanctae laetitiae - Mutter voll heiliger Freude.“ Deshalb wenden sich ihre Kinder auf Erden zu Recht an sie, die die Mutter der Hoffnung und der Gnade ist, und rufen sie als die Ursache ihrer Freude an: „Causa nostrae laetitiae.“<br />
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'''34''' Nach Maria finden wir den Ausdruck der Freude in seiner reinsten Form und größten Intensität dort, wo das Kreuz Jesu Christi am allermeisten mit hingebungsvoller Liebe umfasst wird: bei den Märtyrern, denen der Heilige Geist, selbst inmitten der Prüfung, sehnsuchtsvolles Warten auf die Ankunft des Bräutigams eingibt. Der heilige Stephanus, der gestorben ist, indem er den Himmel offen sah, ist der erste dieser unzähligen Zeugen Christi. Wie viele sind doch jene, die auch heute noch in manchen Ländern alles für Christus auf sich nehmen und daher mit dem heiligen Ignatius von Antiochien sprechen könnten: „Obwohl ich gut lebe und gesund bin, schreibe ich euch mit dem Wunsch zu sterben. Mein Wunsch auf Erden ist es, gekreuzigt zu werden: in mir ist kein Funken von Liebe zur Erde mehr, sondern in mir ist lebendiges Wasser, das rauscht und mir zuruft in meinem Innern: ,Komm heim zum Vater' " (49). Deshalb stammen auch die Stärke der Kirche, ihre Gewissheit zu siegen, ihre heitere Zuversicht, bei der Feier des Kampfes der Märtyrer, aus der Tatsache, dass sie darin die herrliche Fruchtbarkeit des Kreuzes sieht. Deshalb schreibt auch Unser Vorgänger Leo der Große, indem er das Martyrium der heiligen Apostel Petrus und Paulus, die mit diesem Heiligen Stuhl zuinnerst verbunden sind, rühmend hervorhebt: „Kostbar ist in den Augen Gottes der Tod seiner Heiligen, und keine Art von Grausamkeit kann eine Religion vernichten, die auf dem Geheimnis des Kreuzes Christi gründet. Die Kirche wird durch die Verfolgungen nicht kleiner, sondern sie wächst durch sie; der Acker des Herrn rüstet sich ohne Unterlass zu immer reicherer Ernte, da die Weizenkörner, die allein in das Erdreich gesenkt werden, sich vermehren, wenn sie emporsprießen" (50).<br />
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'''35''' Im Hause des Vaters gibt es aber viele Wohnungen und für jene, deren Herz der Heilige Geist vollkommen in Besitz genommen hat, viele Arten zu sterben und dadurch der heiligen Freude der Auferstehung teilhaft zu werden. Das Blutvergießen ist nicht der einzige Weg. Doch schließt der Kampf für das Himmelreich notwendigerweise den Durchgang durch eine Leidenszeit der Liebe ein, worüber die Lehrmeister des geistlichen Lebens in hervorragender Weise zu sprechen verstanden haben. Und hier begegnen sich, über die Verschiedenheit ihrer Tradition im Bereich der Mystik hinweg, die Erfahrungen über das geistliche Leben im Osten wie im Westen. Sie bezeugen denselben Weg der Seele: „Per crucem ad lucem – durch das Kreuz zum Licht“, und von dieser Welt zum Vater, durch das lebendigmachende Wehen des Geistes.<br />
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'''36''' Ein jeder dieser Lehrmeister geistlichen Lebens hat uns eine Botschaft über die Freude hinterlassen. Die orientalischen Kirchenväter bieten eine Fülle von Zeugnissen für diese Freude im Heiligen Geist. Origenes hat zum Beispiel oft die Freude desjenigen beschrieben, der Jesus auf innige und vertraute Weise kennenlernt: „Seine Seele wird wie die des greisen Simeon mit Jubel erfüllt. Im Tempel, der die Kirche ist, hält er Jesus in seinen Armen. Er frohlockt in der Fülle des Heiles, da er den trägt, in dem Gott die Welt mit sich versöhnt hat" (51). Im Mittelalter bemüht sich unter vielen anderen ein Lehrmeister des geistlichen Lebens aus dem Orient, Nikolaos Kabasilas, darum, zu zeigen, wie die Liebe Gottes für ihn selbst die höchste Form der Freude hervorbringt (52). Aus dem Abendland genügt es, unter den vielen, die auf dem Weg der Heiligkeit und der Freude Schule gemacht haben, nur einige Namen zu nennen: den heiligen Augustinus, heiligen Bernhard, heiligen Dominikus, heiligen Ignatius von Loyola, heiligen Johannes vom Kreuz, die heilige Teresa von Avila, den heiligen Franz von Sales, heiligen Johannes Bosco.<br />
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'''37''' Wir wollen drei Gestalten besonders herausgreifen, die heute noch auf die Gesamtheit des christlichen Volkes eine große Anziehungskraft ausüben. An erster Stelle der demütige Arme von Assisi. Zahlreiche Pilger des Heiligen Jahres geben sich Mühe, seinen Spuren zu folgen. Nachdem er alles um des Herrn willen verlassen hatte, hat er durch die heilige Armut sozusagen etwas von jener ursprünglichen Seligkeit wiedergefunden, als die Welt heil aus den Händen des Schöpfers hervorgegangen ist. In der äußersten Armut, fast schon erblindet, konnte er seinen unvergesslichen Preisgesang der Schöpfung anstimmen, den Lobgesang der Schwester Sonne, der ganzen Natur, die für ihn gleichsam transparent und zum lauteren Spiegelbild der göttlichen Herrlichkeit geworden ist. Er empfindet selbst Freude angesichts des Kommens „unseres Bruders, des leiblichen Todes": "Selig diejenigen, die deinem heiligsten Willen gleichförmig geworden sind ..."<br />
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'''38''' In der uns näher liegenden Zeit ist es die heilige Theresia von Lisieux, die uns auf den mutigen Weg hinweist, sich ganz in die Hände Gottes fallen zu lassen, dem sie ihre eigene Armseligkeit anvertraut. Doch ist ihr deshalb das Gefühl der Gottverlassenheit nicht unbekannt, von dem unser Jahrhundert auf seine Weise seine bittere Erfahrung macht: „Manchmal scheint das kleine Vögelchen" (mit dem sie sich selbst vergleicht) "nicht zu glauben, dass es etwas anderes gibt als die Wolken, die es einhüllen ... Das ist der Augenblick vollkommener Freude für das arme, schwache Wesen... Welches Glück für es, dort zu bleiben, auch wenn seine Augen nach dem unsichtbaren Licht Ausschau halten, das sich seinem Glauben entzieht" (53). <br />
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'''39''' Wie sollte man schließlich nicht auch an das Vorbild des seligen Maximilian Kolbe erinnern, eines echten Jüngers des heiligen Franziskus! Sein Bild erstrahlt für unsere Generation. In den sehr tragischen Ereignissen, die unsere Zeit mit so viel Blut befleckt haben, hat er freiwillig sein Leben hingegeben, um einen unbekannten Bruder zu retten. Zeugen berichten uns, dass sein innerer Friede, seine Gelassenheit und seine Freude aus einem Ort voller Entbehrungen und Leiden, der gewöhnlich ein Bild der Hölle war, für seine Leidensgenossen und für ihn selbst in gewisser Weise einen Vorhof zum ewigen Leben gemacht hat.<br />
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'''40''' Im Leben der Kinder der Kirche ist diese Teilnahme an der Freude des Herrn untrennbar mit der Feier des eucharistischen Geheimnisses verbunden, bei der sie seinen Leib zur Speise und sein Blut zum Trank erhalten. Denn auf diese Weise werden sie als Pilger gestärkt für den Weg zur Ewigkeit und empfangen schon hier sakramental die Verheißungen der eschatologischen Freude.<br />
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'''41''' In dieser Sicht kann die umfassende und tiefe Freude, die sich hier auf Erden in den Herzen der wahrhaft Glaubenden ausbreitet, nicht anders erscheinen als etwas, das sich von selbst mitteilt, genauso wie das Leben und die Liebe, für die sie ein glücklicher Vorbote ist. Sie hat ihren Ursprung in der Verbindung der Menschen mit Gott und zielt auf eine immer umfassendere Gemeinschaft hin. Sie wird niemals den, der sie verkostet, dazu verleiten, sich auf sich selbst zu beschränken. Sie gibt dem Herzen eine wahrhaft katholische Offenheit zur Welt und zu den Menschen und erfüllt es gleichzeitig mit der Sehnsucht nach den ewigen Gütern. Sie vertieft bei den Gläubigen das Bewusstsein, in der Verbannung zu leben; aber sie warnt sie auch vor der Versuchung, den Ort ihres Kampfes für das Kommen des Gottesreiches zu verlassen. Sie treibt sie an, in Eile hinzustreben zur himmlischen Vollendung der Hochzeit des Lammes. Sie lebt im Spannungsfeld zwischen dem Augenblick irdischer Drangsal und dem Frieden der ewigen Heimat, gemäß dem Schweregesetz des Geistes: „Wenn wir also jetzt, wo wir bloß das Unterpfand haben, Abba, Vater, rufen, was wird dann erst geschehen, wenn wir nach der Auferstehung ihn von Angesicht zu Angesicht schauen werden, wenn alle Glieder in überströmender Freude den Jubelhymnus anstimmen und den preisen werden, der sie von den Toten auferweckt und mit dem ewigen Leben beschenkt hat? Denn wenn schon das Unterpfand dadurch, dass es den Menschen umfängt, ihn rufen lässt: Abba, Vater, was wird dann die gesamte Gnade des Geistes bewirken, die dem Menschen von Gott verliehen werden wird? Sie wird uns ihm ähnlich machen und vollenden nach dem Willen des Vaters, denn sie wird den Menschen nach dem Bild und Gleichnis Gottes schaffen“ (54). Hier auf Erden gewähren uns die Heiligen einen Vorgeschmack dieses Bildes und Gleichnisses Gottes.<br />
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== Eine Freude für das ganze Volk==<br />
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'''42''' Wenn wir diese Stimme der Heiligen in ihrer Vielfalt und in ihrem Gleichklang gehört haben, haben wir da etwa die Lage der menschlichen Gesellschaft in der Gegenwart vergessen, die, wie es den Anschein hat, so wenig den übernatürlichen Gütern zugewandt ist? Haben wir vielleicht das religiöse Streben der Christen in unserer Zeit überbewertet? Oder haben wir Unser Schreiben nur einem kleinen Kreis von Weisen und Gebildeten vorbehalten? Wir können und dürfen dabei nicht vergessen, dass das Evangelium mit seiner so bescheidenen äußeren Pracht und mit seinem tiefen Inhalt vor allem den Armen und Kleinen verkündet worden ist. Wir haben gewiss diesen strahlenden Horizont der christlichen Freude euch nicht etwa mit dem Gedanken vor Augen geführt, jemanden von euch, liebe Brüder, Söhne und Töchter, zu entmutigen, die ihr euch im Herzen angesprochen fühlt, wenn Gottes Anruf euch trifft.<br />
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'''43''' Ganz im Gegenteil, Wir empfinden, dass Unsere Freude wie die eure nicht vollkommen ist, wenn wir uns nicht voll Vertrauen hinwenden „zum Anführer und Vollender des Glaubens. Vor ihm lag die Freude. Statt ihrer erduldete er den Kreuzestod, ohne der Schmach zu achten. Nun sitzt er zur Rechten des Thrones Gottes. Ja, betrachtet ihn, der von den Sündern so schweren Widerspruch gegen sich ertrug. Dann werdet ihr nicht ermatten und nicht den Mut sinken lassen" (55).<br />
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'''44''' Die Einladung Gottvaters, voll teilzunehmen an der Freude Abrahams und an der ewigen Hochzeitsfeier des Lammes, ist ein Ruf, der sich an alle richtet. Jeder Mensch, insofern er hinhören will und sich bereit macht, kann ihn in der Tiefe seines Herzens vernehmen, vor allem in diesem Heiligen Jahr, wo die Kirche die Schatzkammern der göttlichen Barmherzigkeit in einer besonderen Weise öffnet. „Denn euch und euren Kindern gilt die Verheißung, aber auch allen Fernstehenden, soviel ihrer der Herr unser Gott berufen wird" (56).<br />
<br />
'''45''' Wir möchten nicht an das Volk Gottes in abstrakter Weise denken. Unser Blick geht zunächst vor allem hin zur Welt der Kinder. Sie alle finden in der Liebe ihrer Mitmenschen die Geborgenheit, derer sie bedürfen; sie haben die Fähigkeit aufzunehmen, zu staunen, zu vertrauen, ganz spontan zu schenken. Sie sind zur Freude des Evangeliums fähig. Wer in das Himmelreich eingehen will, muss insbesondere, so sagt uns Jesus, auf sie schauen (57).<br />
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'''46''' Wir möchten Uns aber mehr noch an all diejenigen wenden, die im familiären, beruflichen und sozialen Bereich volle Verantwortung tragen. Die Last ihrer Aufgabe in einer so sehr in Bewegung geratenen Welt nimmt ihnen häufig die Möglichkeit, die täglichen Freuden zu genießen. Es gibt sie aber dennoch. Der Heilige Geist will ihnen helfen, sie wiederzufinden, sie zu läutern und ihrer teilhaftig zu werden.<br />
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'''47''' Wir denken an alle, die leiden; Wir denken an jene, die am Abend ihres Lebens angelangt sind. Die Freude Gottes klopft an die Tür ihrer körperlichen und seelischen Gebrechen, sicher nicht aus Ironie, sondern um hier ihr paradox erscheinendes Werk der Verklärung zu wirken.<br />
<br />
'''48''' Unsere Gedanken und Unser Herz wenden sich gleichermaßen auch all denen zu, die jenseits der sichtbaren Sphäre des Gottesvolkes leben. Wenn sie ihr Leben nach den grundlegendsten Forderungen ihres Gewissens ausrichten, das der Widerhall der Stimme Gottes ist, sind sie auf dem Weg der Freude.<br />
<br />
'''49''' Doch das Gottesvolk kann nicht ohne Führung auf seinem Weg voranschreiten. Es gibt daher die Hirten, die Theologen, die Lehrmeister des geistlichen Lebens, die Priester und all jene, die mit ihnen an der Erhaltung und Förderung des Lebens der christlichen Gemeinden mitarbeiten. Ihre Sendung besteht darin, ihren Brüdern zu helfen, den Weg der christlichen Freude einzuschlagen, inmitten der Gegebenheiten, die ihr Leben bestimmen und denen sie nicht aus dem Weg gehen können.<br />
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'''50''' Ja, es ist die unendliche Liebe Gottes, die diejenigen, die aus den verschiedenen Himmelsrichtungen - wer auch immer sie sind, nah oder noch fern - in diesem Heiligen Jahr herbeiströmen, dazu aufruft, ihren Weg auf die himmlische Stadt zu lenken. Und weil alle, an die sich der Ruf richtet - wir alle insgesamt -, mehr oder minder Sünder sind und bleiben, müssen wir noch heute aufhören, unser Herz zu verhärten, um die Stimme des Herrn zu vernehmen und sein Angebot zur großen Vergebung anzunehmen, die Jeremia vorherverkündet hat: „Ich reinige sie von all ihrer Schuld, die sie gegen mich begangen haben, und vergebe ihnen alle ihre Missetaten, wodurch sie gegen mich gesündigt haben und mir untreu geworden sind. Jerusalem wird mir ein Wonnename sein, zu Ruhm und Ehre bei allen Völkern der Erde“ (58). Und wie diese Verheißung der Vergebung und alle anderen Verheißungen ihren Sinn letztlich im Erlösungsopfer Christi erhalten, des leidenden Gottesknechtes, ist er es und nur er allein, der uns zu sagen vermag in diesem für das Leben der Menschheit so entscheidenden Augenblick: Bekehret euch und glaubt an das Evangelium" (59). Der Herr möchte uns vor allem innewerden lassen, dass die geforderte Bekehrung keineswegs eine Rückkehr zu Vergangenem ist, so wie es bei der Sünde der Fall ist. Sie ist im Gegenteil, wenn sie in die Wege geleitet wird, ein Fortschritt in der wahren Freiheit und in der Freude. Sie ist die Antwort auf eine Einladung zum Glauben, die vom Herrn in Liebe, in Achtung, aber doch mit aller Dringlichkeit ergeht: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmet mein Joch auf euch und lernt von mir, denn im bin sanftmütig und demütig von Herzen, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen (60).<br />
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'''51''' In der Tat, welche Last drückt mehr zu Boden als die der Sünde? Welches Elend vereinsamt mehr als das des verlorenen Sohnes, wie der heilige Lukas es so eindrucksvoll beschreibt? Welche Begegnung hinterlässt dagegen einen tieferen Eindruck als die zwischen dem geduldigen und erbarmungsvollen Vater und dem Sohn, der zum Leben zurückgefunden hat? „Es wird mehr Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen" (61). Wer ist aber ohne Sünde außer Christus und seine unbefleckte Mutter. Deshalb ist das Heilige Jahr --- Verheißung frohen Jubels für das ganze Volk mit der Einladung, durch die Buße zum Vater zurückzukehren, auch ein Aufruf, den Sinn und die Übung des Sakramentes der Wiederversöhnung neu zu entdecken. Als Erbe der besten religiösen Überlieferung möchten Wir den Gläubigen und ihren Hirten in Erinnerung rufen, dass die Anklage der schweren Sünden notwendig ist und dass die häufige Beichte eine bevorzugte Quelle der Heiligkeit, des Friedens und der Freude darstellt.<br />
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== Die Freude und Hoffnung im Herzen der Jugend==<br />
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'''52''' Ohne Abstriche von der Eindringlichkeit Unserer Botschaft an das ganze Volk Gottes zu machen, möchten Wir Uns jedoch die Zeit nehmen, Uns ausführlich und mit besonderer Hoffnung an die Welt der Jugend zu richten.<br />
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'''53''' Wenn doch die im Heiligen Geist erneuerte Kirche tatsächlich in gewissem Sinn die wahre Jugend der Welt bildet, warum sollte sie sich dann nicht - solange sie nur ihrem Wesen und ihrer Sendung treu bleibt - spontan und mit Vorzug in der Gestalt derer wiedererkennen, welche sich als Träger des Lebens und der Hoffnung fühlen, beauftragt, der Gegenwart die Zukunft zu sichern? Und umgekehrt: wieso sollten sich jene, die in sich intensiver die Dynamik des Lebens erfassen, in der Erwartung der Zukunft leben und den Anspruch echter Erneuerung verspüren, nicht in geheimer Harmonie mit einer vom Geiste Christi beseelten Kirche befinden? Warum sollten sie nicht von ihr die Vermittlung des Geheimnisses ihrer ewigen Jugend erwarten und<br />
damit die Freude ihrer eigenen Jugend?<br />
<br />
'''54''' Wir meinen, zu Recht und in der Tat besteht eine solche Entsprechung, wenn auch nicht immer sichtbar, so doch mit Sicherheit in der Tiefe wirksam, trotz mancher oberflächlicher Gegensätze. Das ist der Grund, weshalb Wir Uns in diesem Mahnschreiben über die christliche Freude von Herz und Sinn gedrängt fühlen, Uns mit aller Bestimmtheit heutigen Jugend zuzuwenden. Wir tun es im Namen Christi und seiner Kirche, von der er selbst ungeachtet aller menschlichen Schwäche will, „dass sie herrlich erstrahle, ohne Flecken oder Falten oder sonst etwas dergleichen, dass sie heilig sei und ohne Fehl“ (62).<br />
<br />
'''55''' Damit geben wir jedoch keineswegs einem sentimentalen Kult nach. Allein unter dem Gesichtspunkt der Zeit betrachtet, ist die Jugend vergänglich wie ein Hauch. Der Kult, den man um sie macht, wird bald zu Nostalgie und Anlass zu Spott. Das gilt jedoch nicht dafür, was die geistliche Bedeutung dieser Zeit der Gnade betrifft, welche eine authentisch gelebte Jugend darstellt. Was Unsere Aufmerksamkeit anzieht, ist wesentlich die sicherlich vorübergehende und vielfach bedrohte, doch darum nicht weniger bedeutsame und voll großartiger Möglichkeiten steckende Entsprechung zwischen dem Aufbruch eines Wesens, das sich von Natur aus den Forderungen und Notwendigkeiten seiner hohen menschlichen Berufung öffnet, und der Dynamik des Heiligen Geistes, aus der die Kirche unerschöpflich ihre eigene Jugend empfängt, die grundsätzliche Treue zu sich selbst und darin ihre lebendige Schaffenskraft. Aus dieser Begegnung zwischen dem menschlichen Wesen, das für einige entscheidende Jahre die Verfügbarkeit der Jugend besitzt, und der Kirche in ihrer bleibenden geistigen Jugend, erhebt sich mit Notwendigkeit höchst beglückende Freude und die vielversprechende Hoffnung, dass sie fruchtbar ist.<br />
<br />
'''56''' Die Kirche als Volk Gottes auf der Pilgerschaft zum kommenden Reich des Herrn muss selbst sich Dauer verleihen, das heißt sich in der Generationenfolge der Menschheit jeweils erneuern können; das ist für sie eine Vorbedingung der Fruchtbarkeit, ja einfach eine Lebensbedingung.<br />
<br />
'''57''' Es ist darum wichtig, dass in jedem Augenblick ihrer Geschichte die sich neu erhebende Generation irgendwie die Hoffnung der vorigen Generation aufgreift, die Hoffnung der Kirche: nämlich ohne Unterlass die Gnade Gottes weiterzugeben, die Wahrheit und das Leben. Darum müssen in jeder neuen Generation die jungen Christen in vollem Bewusstsein und bedingungslos den von ihnen im Taufsakrament geschlossenen und im Sakrament der Firmung bekräftigten Bund ratifizieren.<br />
<br />
'''58''' In dieser Hinsicht verläuft unsere Epoche tiefster Umwälzung nicht ohne große Schwierigkeiten für die Kirche. Wir sind Uns dessen lebhaft bewusst, der Wir mit dem ganzen Bischofskollegium „die Sorge um alle Gemeinden" (63) und um ihre nahe Zukunft tragen. Doch halten Wir gleichzeitig im Glauben und in der Hoffnung, die nie trügt (64), dafür, dass die Gnade dem Volk Gottes nie mangelt, und wünschen, dass auch dieses sich nie der Gnade verweigert und nicht - wie manche heute versucht sind - das Erbe der Wahrheit und Heiligkeit verschmäht, das bis zu diesem entscheidenden Augenblick seiner jahrhundertelangen Geschichte bewahrt wurde. Und hier - gerade darum geht es – glauben Wir, allen Grund zu haben, der christlichen Jugend zu vertrauen; Sie wird der Kirche nicht fehlen, wenn es in der Kirche genügend Ältere gibt, die fähig sind, sie zu verstehen, zu lieben, zu führen und ihr eine Zukunft zu erschließen, indem sie ihr in aller Treue die bleibende Wahrheit überantwortet. Dann betreten ihrerseits neue, entschlossene und glühende Arbeiter für die geistliche und apostolische Aufgabe<br />
die Felder, die reif sind zur Ernte, und es werden sich Sämann und Schnitter zugleich freuen in der Freude des Himmelreiches (65).<br />
<br />
'''59''' In der Tat scheint Uns die gegenwärtige Krise der Welt, die durch eine große Verwirrung vieler Jugendlicher gekennzeichnet ist, zu einem guten Teil einen senilen, ja anachronistischen Zug zu verraten, das Gesicht einer merkantilen, hedonistischen und materialistischen Gesellschaft, die immer noch versucht, sich als Träger der Zukunft auszugeben. Gegen diese Illusion hat die instinktive Reaktion zahlreicher Jugendlicher, selbst in ihren Auswüchsen, eine bestimmte Bedeutung. Diese Generation steht in Erwartung von etwas ganz anderem. Plötzlich aller schützenden Tradition beraubt, dann bitter enttäuscht durch die innere Hohlheit und geistige Leere falscher Neuheiten, atheistischer Ideologien und gewisser gefährlicher Mystizismen, ist sie sich selbst überlassen: wird sie nicht dazu kommen, die dauerhafte und unverbrüchliche Neuheit des in Christus geoffenbarten Geheimnisses Gottes zu entdecken, beziehungsweise wiederzuentdecken? Hat nicht Christus, nach der wunderbaren Formulierung des heiligen Irenäus, „alle Neuheit gebracht, indem er sich selbst brachte“ (66)?<br />
<br />
'''60''' Darum möchten Wir euch, den jungen Christen dieser Zeit, Hoffnung der Kirche von morgen, ausdrücklich diese Feier der geistlichen Freude zueignen. Herzlich laden Wir euch ein, ein Gespür für den inneren Anruf zu entwickeln, der an euch ergeht. Wir drängen euch, die Augen zu erheben, euer Herz, eure neuen Kräfte: erhebt sie zu den Gipfeln eignet euch die Energien zur Erhebung der Seele an! Wir möchten euch diese Versicherung geben: so schwächend vielleicht das heute allgemein verbreitete Vorurteil ist, der menschliche Geist sei unfähig, die ewige und lebendigmachende Wahrheit zu finden, so tief und so befreiend ist die Freude der schließlich in der Kirche erkannten göttlichen Wahrheit: „gaudium de veritate“ (67). Diese Freude ist euch angeboten. Sie schenkt sich dem, der sie genügend liebt, um sie ohne Unterlass zu suchen. Wenn ihr euch bereitmacht, sie anzunehmen und zu verbreiten, sichert ihr gemeinsam eure eigene Vollendung in Christus und die nächste geschichtliche Stunde des Volkes Gottes.<br />
<br />
==Die Freude des Pilgers in diesem Heiligen Jahr==<br />
<br />
'''61''' In diese Wanderschaft des ganzen Gottesvolkes fügt sich auf natürliche Weise das Heilige Jahr mit seiner Pilgerfahrt ein. Man erlangt die Gnade des Jubiläums nämlich, indem man aufbricht und sich in Glaube, Hoffnung und Liebe auf den Weg zu Gott begibt. Wir haben die Möglichkeiten und die zeitliche Einteilung dieses Jubiläums vielfältiger gestaltet und dadurch beabsichtigt, für jeden die Teilnahme möglichst zu erleichtern. Das Wesentliche bleibt jedoch die innere Entscheidung, als Jünger Christi, als Glied der katholischen und apostolischen Kirche und gemäß der Intention dieser Kirche persönlicher Weise auf den Anruf des Geistes antworten. Alles übrige gehört in den Bereich der Zeichen und der Mittel. Die gewünschte Pilgerfahrt ist für das Gottesvolk insgesamt und für jeden einzelnen inmitten dieses Volkes in der Tat ein Aufbruch, ein österliches Ereignis, das heißt ein Durchgang zu jenem inneren Ort, wo der Vater, der Sohn und der Heilige Geist ihn in ihre eigene innerste Gemeinschaft und göttliche Einheit aufnehmen. Jesus sagt: Wenn einer mich liebt, „wird mein Vater ihn lieben, und wir werden kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (68). Um dieser Gegenwart teilhaftig zu werden, ist es stets notwendig, sich seiner selbst als Geschöpf und Kind Gottes in verstärktem Maße bewusst zu werden.<br />
<br />
'''62''' Besagt dieses nicht eine innere Erneuerung von der Art, wie sie das letzte Konzil im Grunde beabsichtigt hat? (69) Es ist gewiss ein Werk des Geistes, ein Geschenk von Pfingsten. Auch muss man bei Unserem Vorgänger Johannes XXIII. eine prophetische Intuition anerkennen, der sich als eine Frucht des Konzils eine Art neuen pfingstlichen Erwachens erhoffte (70). Wir selbst haben Uns die gleiche Sichtweise und dieselben Erwartungen zu eigen machen wollen. Nicht als ob Pfingsten im gesamten Geschichtsverlauf der Kirche jemals seine Aktualität verloren hätte; doch sind die Nöte und Gefahren dieses Jahrhunderts so groß, die Horizonte einer Menschheit, die sich auf eine weltweite Koexistenz hinbewegt und sie noch nicht zu verwirklichen vermag, von solcher Weite, dass es für sie nur in einer neuen Vermittlung der Gabe Gottes wirkliches Heil geben kann. Möge also der Schöpfergeist kommen, das Angesicht der Erde zu erneuern! In diesem Heiligen Jahr müssen wir uns irgendwie auf den Weg nach „Jerusalem" begeben, als Pilger, die von dem demütigen Verlangen beseelt sind, die Kraft aus der Höhe wirksamer zu empfangen.<br />
<br />
'''63''' Wir haben euch in diesem Heiligen Jahr eingeladen, tatsächlich oder im Geiste und in der Meinung eine Pilgerfahrt nach Rom, das heißt in das Zentrum der katholischen Kirche zu machen. Es ist aber nur allzu deutlich, dass Rom nicht das Ziel unserer Pilgerfahrt in der Zeit darstellt. Keine irdische Heilige Stadt kann ein solches Ziel sein. Dieses liegt jenseits dieser Welt, in der Tiefe des Geheimnisses Gottes verborgen, das für uns noch nicht sichtbar ist. Denn wir wandeln noch im Glauben, nicht im klaren Schauen, und was wir sein werden, ist noch nicht offenbar. Das neue Jerusalem, von dem wir schon jetzt Bürger und Kinder sind (71), ist jenes in der Höhe, das von Gott herniedersteigt. Von dieser einzigen endgültigen Stadt haben wir noch nicht den Glanz geschaut, es sei denn nur wie in einem Spiegel auf undeutliche Weise, indem wir am prophetischen Wort festhalten. Wir sind aber schon jetzt deren Bürger oder sind dazu eingeladen, es zu werden. Jede geistliche Pilgerfahrt erhält von dieser letzten Bestimmung her ihren inneren Sinn.<br />
<br />
'''64''' In solcher Weise ist das Jerusalem von den Psalmisten gepriesen worden. Jesus selbst und Maria, seine Mutter, haben auf Erden, als sie nach Jerusalem hinaufgingen, die Gesänge von Sion gesungen als der „Krone der Schönheit, Wonne der ganzen Erde“ (72). Es ist aber nun mehr Christus, von dem das himmlische Jerusalem seine Anziehungskraft erhält. Er ist es, zu dem wir auf unserem inneren Weg unterwegs sind.<br />
<br />
'''65''' So gilt es auch von Rom, wo die heiligen Apostel Petrus und Paulus durch das Blut ihr letztes Zeugnis abgelegt haben. Die Berufung von Rom ist apostolischen Ursprungs, und das Amt, das Uns zur Ausübung übertragen worden ist, ist ein Dienst zum Wohle der gesamten Kirche und der Menschheit. Aber es ist ein unersetzbarer Dienst, denn es hat der Weisheit Gottes gefallen, das Rom von Petrus und Paulus sozusagen auf jenen Weg zu stellen, der zur ewigen Stadt führt, dadurch dass sie beschloss, die Schlüssel des Himmelreiches Petrus zu übertragen, der in sich das Bischofskollegium eint.<br />
<br />
'''66''' Das, was hier gegenwärtig ist, nicht aufgrund menschlichen Willens, sondern durch das freie Gnadengeschenk des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, ist die soliditas Petri (die Festigkeit Petri), die Unser Vorgänger Leo der Große mit unvergleichlichen Worten preist: „Der heilige Petrus hört nicht auf, seinem Sitz vorzustehen, und bewahrt eine nie endende Gemeinschaft mit dem Hohenpriester. Die Festigkeit, die er von dem Felsen erhalten hat, der Christus ist, teilt er, nachdem er selbst zum Felsen geworden ist, in gleicher Weise seinen Erben mit; und überall, wo sich eine gewisse Festigkeit zeigt, offenbart sich ohne Zweifel die Kraft des Hirten... Hier im Apostelfürsten ist in voller Kraft und Leben jene Liebe zu Gott und zu den Menschen, die weder die Einkerkerung im Gefängnis noch die Ketten, weder den Druck der Masse noch die Drohungen von Königen gefürchtet hat; und dasselbe gilt von seinem unbesiegbaren Glauben, der im Kampf keinen Fuß breit gewichen ist und auch im Sieg nicht nachgelassen hat“ (73).<br />
<br />
'''67''' Wir hegen zu jeder Zeit, mehr aber noch in dieser katholischen Feier des Heiligen Jahres den Wunsch, dass ihr zusammen mit Uns, sei es in Rom oder in der ganzen Kirche, die sich zu einem Leben im Einklang mit der in Rom bewahrten authentischen Tradition verpflichtet weiß, erfahren möget (74), "wie gut und wie schön es doch ist, wenn Brüder in Eintracht beisammen wohnen“ (75).<br />
<br />
'''68''' Gemeinsame, wahrhaft übernatürliche Freude, ein Geschenk des Geistes der Einheit und der Liebe, ist nur dort wirklich möglich, wo die Predigt des Glaubens ohne Vorbehalte entsprechend der apostolischen Norm angenommen wird. Diesen Glauben hütet nämlich die katholische Kirche, „obwohl sie über die ganze Welt hin verstreut ist, so sorgfältig, als ob sie in einem einzigen Hause wohnen würde, und sie glaubt ihn so einmütig, als ob sie nur eine Seele und ein Herz besäße; in vollkommener Übereinstimmung predigt sie ihn, lehrt und überliefert sie ihn, als ob sie nur einen einzigen Mund hätte“ (76).<br />
<br />
'''69''' Dieses „einzige Haus", dieses „eine Herz“ und diese „eine Seele“, dieser „einzige Mund“ sind es, die für die Kirche und für die Menschheit insgesamt unerlässlich sind, damit sich hienieden im Einklang mit dem Jerusalem in der Höhe das neue Lied, der Hymnus der göttlichen Freude erheben kann. Dies ist auch der Grund, warum Wir selbst demütig, geduldig und mit Ausdauer - wenn auch vielleicht von vielen nicht verstanden - Zeugnis ablegen müssen für den vom Herrn empfangenen Auftrag, die Herde zu leiten und unsere Brüder zu bestärken“ (77). Aber auf vielfältige Weise erfahren auch Wir, dass Wir Unsererseits durch unsere Brüder, sogar allein schon durch den Gedanken an euch alle, darin bestärkt werden, Unsere apostolische Sendung zum Dienst der Universalkirche und zur Ehre Gottes des Vaters zu erfüllen.<br />
<br />
==Schluss==<br />
<br />
'''70''' Wir haben geglaubt, in der Mitte dieses Heiligen Jahres treu den Eingebungen des Heiligen Geistes zu folgen, wenn Wir die Christen dazu ermahnen, zu den Quellen der Freude zurückzukehren.<br />
<br />
'''71''' Liebe Brüder, Söhne und Töchter, ist es nicht natürlich, dass uns Freude erfüllt, wenn wir in unseren Herzen gläubig hierfür die grundlegenden Motive betrachten oder neu entdecken, die wahrhaft einfach sind: Gott hat so sehr die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingegeben hat; er hört nicht auf, uns durch seinen Geist, durch seine Gegenwart mit seinem Wohlwollen zu umgeben, und mit seinem Leben zu durchdringen; auch befinden wir uns auf dem Weg zur beseligenden Verklärung unserer Existenz als Folge der Auferstehung Jesu. Es wäre in der Tat recht seltsam, wenn uns diese Frohbotschaft, die das Alleluja der Kirche hervorruft, uns nicht den Anblick von Erlösten geben wollte. Die Freude darüber, ein Christ, mit der Kirche verbunden, „in Christus“, im Stand der Gnade Gottes zu sein, ist in der Tat imstande, das Herz des Menschen zu erfüllen. Ist es nicht gerade dieser innere Jubel, der dem Tagebuch Pascals eine erschütternde Note verleiht: „Freude, Freude, Freude, Tränen der Freude?“ Und wie viele erleuchtete Schriftsteller - Wir denken zum Beispiel an Georges Bernanos -drücken nicht auch in unserer Zeit in neuer Form diese christliche Freude der Kleinen und Demütigen aus, die überall in einer Welt aufleuchtet, welche vom Schweigen Gottes spricht?<br />
<br />
'''72''' Die Freude entsteht immer von einem bestimmten Blick auf den Menschen und auf Gott. „Ist dein Auge gesund, so hat dein ganzer Leib Licht“ (78). Wir berühren hier die ursprüngliche und unveräußerliche Dimension der menschlichen Person: ihre Berufung zum Glück geht immer über die Wege der Erkenntnis und der Liebe, der Kontemplation und der Aktion. Könntet ihr doch das Edelste, was sich in der Seele eures Bruders findet, und diese göttliche Gegenwart, die dem menschlichen Herzen so nahe ist, wieder miteinander verbinden!<br />
<br />
'''73''' Mögen deshalb Unsere Söhne und Töchter, die in gewissen Gruppen aufbegehren, die übermäßige systematische und zerstörerische Kritik aufgeben! Ohne auf eine realistische Sicht zu verzichten, sollten die christlichen Gemeinschaften Orte des Optimismus werden, wo alle ihre Mitglieder sich entschlossen darum bemühen, von den Personen und Ereignissen die jeweils positive Seite zu entdecken! „Die Liebe hat am Unrecht kein Gefallen, sondern<br />
sie freut sich mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, duldet alles“ (79).<br />
<br />
'''74''' Die Erziehung zu einer solchen Sichtweise ist nur eine psychologische Angelegenheit. Sie ist gleichermaßen eine Frucht des Heiligen Geistes. Dieser Geist, der in Fülle in der Person Jesu Christi wohnt, machte ihn während seines Erdenlebens empfänglich für die Freuden des täglichen Lebens, so zartfühlend und überzeugend, um dadurch auch die Sünder wieder auf den Weg einer erneuerten Jugend des Herzens und des Geistes zurückzuführen! Dies ist derselbe Geist, der die Jungfrau Maria und alle Heiligen beseelt hat. Es ist derselbe Geist, der noch heute so vielen Christen die Freude vermittelt, jeden Tag ihre besondere Berufung in dem Frieden und der Hoffnung zu leben, die alle Enttäuschungen und Leiden übersteigen. Es ist der Pfingstgeist der heute überaus zahlreiche Jünger Christi auf den Weg des Gebetes führt, in der Freude eines kindlichen Gotteslobes und zum demütigen und frohen Dienst für die Entrechteten und die Verstoßenen in unserer Gesellschaft. Denn die Freude kann nicht vom Teilen mit den anderen getrennt werden.<br />
<br />
'''75''' Dieser positive Blick auf die Personen und die Dinge, der eine Frucht eines geläuterten menschlichen Geistes und des Heiligen Geistes ist, findet bei den Christen eine bevorzugte Kraftquelle: die Feier des österlichen Geheimnisses Jesu. In seinem Leiden, seinem Tode und seiner Auferstehung fasst Christus die Geschichte jedes Menschen und aller Menschen mit der Last ihrer Leiden und Sünden und mit ihren Möglichkeiten zur Erneuerung und zur Heiligkeit zusammen. Das ist der Grund dafür, dass Unser abschließendes Wort in diesem Mahnschreiben ein Aufruf an alle Verantwortlichen und geistlichen Leiter der christlichen Gemeinschaften ist: sie sollen sich nicht scheuen, gelegen oder ungelegen, auf die treue und frohe Teilnahme der Gläubigen an der sonntäglichen Eucharistiefeier nachdrücklich hinzuweisen. Wie können sie diese Begegnung, dieses Festmahl vernachlässigen, das uns Jesus in seiner Liebe bereitet? Ebenso, dass die Vorbereitung jedes Mal entsprechend würdig und festlich sei! Es ist der gekreuzigte auferstandene Christus, der durch die Reihen seiner Jünger geht, um sie mit sich in die Erneuerung seiner Auferstehung zu führen. Es ist hienieden des Liebesbundes zwischen Gott und seinem Volk: Zeichen und Quelle der christlichen Freude und Vorbereitung auf das ewige Fest.<br />
<br />
'''76''' Möge der Vater, der Sohn und der Heilige Geist euch dorthin geleiten! Dazu erteilen Wir euch von ganzem Herzen Unseren Apostolischen Segen.<br />
<br />
<center> Gegeben zu Rom, bei St. Peter, am 9. Mai 1975, </center><br />
<center> dem zwölften Jahr Unseres Pontifikates </center><br />
<br />
<center> [[Paul VI.]] [[Papst|PP.]] </center><br />
<br />
==Anmerkungen==<br />
<br />
(1) Vgl. Phil 4,4-5; Ps 145,18.<br />
<br />
(2) Vgl. Unser Apostolisches Mahnschreiben [[Paterna cum benevolentiae]], AAS 67 (1975), S. 5-23.<br />
<br />
(3) 2 Kor 7,3-4.<br />
<br />
(4) Vgl. Gal 5,22.<br />
<br />
(5) Vgl. Röm 5,5.<br />
<br />
(6) Gen 1,10.12.18.21.25.31.<br />
<br />
(7) Vgl. [[Thomas von Aquin]], Summa Theologica, I-IIae, q. 31, a. 3.<br />
<br />
(8) Vgl. Thomas v. Aquin, ebd., II-IIae, q. 28, a. 1 u. 4.<br />
<br />
(9) Vgl. Apg 20,35.<br />
<br />
(10) [[Augustinus]], Bekenntnisse, 1,1; CSEL, 33, S. 1.<br />
<br />
(11) Vgl. Mt 16,17.<br />
<br />
(12) Vgl. Eph 1,9-10.<br />
<br />
(13) Vgl. Gen 21, 1-7; Röm 4,18.<br />
<br />
(14) Joh 8,56.<br />
<br />
(15) Vgl. Jes 69, 15; 62,5; Vgl. Gal 4,27; Offb 21, 1-4.<br />
<br />
(16) Vgl. Jes 40,1; 66,13.<br />
<br />
(17) Vgl. Lk 2,10.<br />
<br />
(18) Vgl. Lk 1,44.<br />
<br />
(19) Joh 3,29.<br />
<br />
(20) Vgl. Lk 10,21.<br />
<br />
(21) [[Eucharistisches Hochgebet]] IV; vgl. Hebr 4,15.<br />
<br />
(22) Lk 4,18.<br />
<br />
(23) Vgl. Lk 13,17.<br />
<br />
(24) Lk 3,22.<br />
<br />
(25) Joh 16,32.<br />
<br />
(26) Joh 10,15.<br />
<br />
(27) Joh 17,10.<br />
<br />
(28) Joh 14,10.<br />
<br />
(29) Joh 14,31.<br />
<br />
(30) Vgl. Joh 8,29; 4,34.<br />
<br />
(31) Joh 10,17.<br />
<br />
(32) Joh 17,24.<br />
<br />
(33) Vgl. Joh 17,13.<br />
<br />
(34) Joh 17,26.<br />
<br />
(35) Lk 6,20-21.<br />
<br />
(36) Vgl. Apg 2,23.<br />
<br />
(37) Joh 17,1.<br />
<br />
(38) Jes 9, 1-2.<br />
<br />
(39) Oster-[[Exsultet]].<br />
<br />
(40) Sequenz von [[Pfingsten]].<br />
<br />
(41) Vgl. Joh 14,23.<br />
<br />
(42) Vgl. Röm 14,17; Gal 5,22.<br />
<br />
(43) Vgl. Joh 16,20-22; 2 Kor 1,4; 7,46.<br />
<br />
(44) 1 Petr 5,3.<br />
<br />
(45) Mt 5,11-12.<br />
<br />
(46) 1 Kor 2,14.<br />
<br />
(47) Lk 1,46-48.<br />
<br />
(48) Jes 61,10.<br />
<br />
(49) Brief an die Römer, 7,2; Patres Apostolici, ed. Funk, I, Tübingen 19012, S. 261.<br />
<br />
(50) Sermo 82, Zum Jahrestag der [[Apostel]] [[Petrus]] und [[Paulus]], 6: PL 54, 426.<br />
<br />
(51) In Lucam, Pred. 15: PG 13, 1838-1839.<br />
<br />
(52) Vgl. [[Nikolaos Kabasilas]], De Vita in christo, VII: PG 150, 703-715.<br />
<br />
(53) Brief 175, Autobiographische Manuskripte, Lisieux 1956, S. 52.<br />
<br />
(54) [[Irenäus von Lyon]], Adversus haereses, V, 8,1: PG 7, 1142.<br />
<br />
(55) Hebr 12,2-3.<br />
<br />
(56) Apg 2,39.<br />
<br />
(57) Vgl. Mk 10, 14-15.<br />
<br />
(58) Jer 33,8-9.<br />
<br />
(59) Mk 1,15.<br />
<br />
(60) Mt 11,28-29.<br />
<br />
(61) Lk 15,7.<br />
<br />
(62) Eph 5,27.<br />
<br />
(63) 2 Kor 11,28.<br />
<br />
(64) Vgl. Röm 5,5.<br />
<br />
(65) Vgl. Joh 4,35-36.<br />
<br />
(66) Irenäus, Adversus haereses, IV, 34, 1: PG 7, 1083.<br />
<br />
(67) Augustinus, Bekenntnisse, X, 23: CSEL, 33, S. 252.<br />
<br />
(68) Joh 14,23.<br />
<br />
(69) Vgl. Paul VI., Ansprache zur Eröffnung der zweiten Session des Konzils, 1. Teil, 29. Sept. 1963: AAS 55 (1963), S. 845 ff. ; Enzyklika [[Ecclesiam Suam]] : AAS 56 (1964) S. 612-615.<br />
<br />
(70) [[Johannes XXIII.]], Ansprache zum Abschluss der ersten Session, 3. Teil, 8. Dez. 1983: AAS 55 (1963), S. 38 ff.<br />
<br />
(71) Vgl. Gal 4,26.<br />
<br />
(72) Ps 50,2 ; 48,3.<br />
<br />
(73) Sermo V, Ansprache am Jahrstag seiner Papstwahl, 4: PL 54, 155-156.<br />
<br />
(74) Vgl. Irenäus, Adversus haereses, II, 3,2: PG 7, 848-849.<br />
<br />
(75) Ps 133,1.<br />
<br />
(76) Adversus haereses, I, 10,2: PG 7, 551.<br />
<br />
(77) Vgl. Lk 22,32.<br />
<br />
(78) Lk 11,34.<br />
<br />
(79) 1 Kor 13, 6-7.<br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Libertas_praestantissimum_(Wortlaut)&diff=45169Libertas praestantissimum (Wortlaut)2008-09-10T11:32:26Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div><center> [[Enzyklika]] </center><br />
{|align="center" cellpadding=5px;<br />
!bgcolor="brown"|'''[[Libertas praestantissimum]]'''<br />
|-----<br />
{|align="center" <br />
<center> unseres [[Papst|Heiligen Vaters]]</center><br />
<center> [[Leo XIII.]]</center><br />
<center> an die [[Patriarch|Patriarchen]], [[Primat|Primaten]], [[Erzbischof|Erzbischöfe]], [[Bischof|Bischöfe]] </center><br />
<center> der katholischen Welt, welche in [[Friede]]n und Gemeinschaft mit dem [[Apostolischer Stuhl|Apostolischen Stuhle]] steben, </center><br />
'''<center> über die Freiheit und den Irrtum des [[Liberalismus]] </center>'''<br />
<center> [[20. Juni]] [[1888]] </center><br />
<center> (Lateinischer Text: [[ASS]] XX [1887] 593-613) </center><br />
<br />
(Quelle: Leo XIII. - Lumen De Caelo. Erweiterte Ausgabe des „Leo XIII. der Lehrer der Welt". Praktische Ausgabe der wichtigsten Rundschreiben Leo XIII. und Pius XI. in deutscher Sprache (in deutschen Buchstaben) Herausgegeben von Carl Ulitzka, Päpstlicher Hausprälat, Authentische deutsche Fassung, Ratibor 1934, S. 96-119. Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]]. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung [http://www.vatican.va/holy_father/leo_xiii/encyclicals/documents/hf_l-xiii_enc_20061888_libertas_en.html Die englische Fassung auf der Vatikanseite]) <br />
<br />
'''Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
<br />
<center> Ehrwürdige Brüder, </center><br />
<center>Gruß und apostolischen Segen </center><br />
<br />
==Einleitung==<br />
<br />
===Der Mensch besitzt die Gabe der Willensfreiheit===<br />
<br />
'''1''' Die Freiheit, diese äußerste wertvolle Gabe der Natur, kommt nur dem Wesen zu, welche den Gebrauch der Intelligenz oder Vernunft besitzen. Sie verleiht dem Menschen jene Würde, wodurch er sich selbst in der Hand hat bei seinen Entschlüssen, und so Herr über seine eigenen Handlungen wird. Es kommt aber sehr darauf an, wie man sich dieser Würde bedient, da aus dem Gebrauch der Freiheit die höchsten Güter, aber auch die größten Übel erwachsen. Gewiss steht es in den Menschen Macht, der Vernunft zu gehorchen, das sittlich Gute zu wählen und geraden Wegs sein höchstes Ziel zu verfolgen. Doch kann er auch nach jeder Richtung hin abirren: er kann einem trügerischen Scheingute folgen und so die sittliche Ordnung stören und sich freiwillig ins Verderben stürzen<br />
<br />
===Christus hat diese Freiheit veredelt===<br />
<br />
Jesus Christus, der Erlöser des Menschengeschlechtes, der die ursprüngliche Würde der Natur wiederherstellte und vervollkommnete, hat hierdurch den Willen des Menschen selbst außerordentlich gestählt, und durch die Gnadenhilfe hienieden, wie durch die versprochene ewige [[Seligkeit]] im [[Himmel]] ihn auf nach Höheres hingelenkt. In ähnlicher Weise hat sich die Katholische Kirche um dieses hohe Gut der Natur verdient gemacht und wird stets ihre Verdienste um dasselbe haben, da ihr ja die Aufgabe geworden ist, die uns durch Jesus Christus verliehenen Wohltaten durch alle Zeiten hindurch dem Menschengeschlechte zu vermitteln. Nichtsdestoweniger gibt es viele, welche glauben, die Kirche sei eine Feindin der menschlichen Freiheit. Schuld an dieser Erscheinung ist ein gewisses verkehrtes und falsches Urteil über die Freiheit selbst. Jene fälschen nämlich den richtigen Begriff der Freiheit oder dehnen ihn über Gebühr aus, so dass sie sehr vieles in den Bereich der Freiheit verweisen, worin der Mensch, nach dem Urteil der gesunden Vernunft, nicht frei sein kann.<br />
<br />
===Nicht alles an den „modernen“ Freiheiten ist gut===<br />
<br />
'''2''' An anderer Stelle haben Wir, namentlich in dem Rundschreiben „Immortale Dei“, von den sogenannten modernen Freiheiten gesprochen und das Richtige vom Falschen geschieden; zugleich haben Wir gezeigt, wie das, was an jenen Freiheiten Gutes sich findet, so alt ist wie die Wahrheit selbst, und wie die Kirche dieses zu allen Zeiten freudig anerkannt hat und immer praktisch anzuwenden pflegte. Was Neues hinzukam, bildet, wenn Wir es auf den Wahrheitsgehalt prüfen, einen gewissen verdorbenen Bestandteil, der seinen Ursprung in den wirren Zeitverhältnissen und in einer wahren Sucht nach Neuerungen hat.<br />
<br />
Da jedoch viele hartnäckig an der Meinung festhalten, als seien jene Freiheiten auch in dem, was sie Verdorbenes enthalten, die höchste Zier unseres Jahrhunderts und das notwendige Fundament, auf dem sie Staaten ruhen, in dem Maße, dass ohne sie eine vollkommene Staatsregierung nicht denkbar sei, darum erscheint es Uns mit Rücksicht auf das öffentliche Wohl notwendig, diese Frage besonders zu erörtern.<br />
<br />
==Die sittliche Freiheit==<br />
<br />
'''3''' Wir sprachen direkt von der sittlichen Freiheit, wie wir sie wohl bei den Einzelpersonen als auch beim Staatsleben finden. - <br />
<br />
===Vernunft und Glaube sagen, dass der Mensch die natürliche Willensfreiheit besitzt===<br />
<br />
Zunächst dürfte es doch gut sein, einiges über die natürliche Freiheit vorauszuschicken, da sie, obgleich von der sittlichen Freiheit gänzlich verschieden, doch die ursprüngliche Quelle ist, aus welcher jegliche Art von Freiheit von selbst aus eigener Kraft sich herleitet. Nach dem allgemeinen Urteil und auch der gemeinsamen Überzeugung – welche ganz sicher die Stimme der Natur ist -, findet sich dieselbe nur in den mit Verstand und Vernunft begabten Wesen; in ihr liegt vor allem der Grund, warum der Mensch in Wahrheit der Herr seiner Handlungen genannt werden muss. Mit vollem Recht! Denn während die anderen Lebewesen nur durch ihre Sinne geleitet werden und instinktmäßig finden, was ihnen nützlich, und fliehen, was ihnen schädlich ist, so bedient sich der Mensch bei jeder seinen Handlungen der Vernunft als Führerin. Die Vernunft aber erkennt, dass alle Güter dieser Welt, insgesamt oder einzeln genommen, sein und auch nicht sein können; und eben hierdurch sieht sie ein, dass uns keins von allen unbedingt notwendig ist und verleiht damit dem Willen die Macht, frei zu Wählen, was ihm gefällt.<br />
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Über diese sogenannte Kontingenz (Nicht-Notwendigkeit) der genannten Güter steht aber deshalb dem Menschen ein Urteil zu, weil er eine ihrer Natur nach einfache, geistige und des Denkens fähige Seele hat. Dieser Geist steht aber wegen dieser seiner Beschaffenheit nicht aus der Körperwelt, noch hängt er in seiner Existenz von ihr ab; vielmehr ist er unmittelbar von Gott erschaffen, ist hoch erhaben über den den Körpern eigentümlichen Daseinsform, und hat seine Lebens- und Handlungsweise. Erkennt er vermöge seiner Urteilskraft die unwandelbaren und notwendigen Ideen des Wahren und Guten, so sieht er ein, dass jene Einzelgüter ihm durchaus nicht notwendig sind. Da also der menschliche Geist existiert, ohne mit Körperlichem vermischt zu sein, und er hierdurch die Denkkraft besitzt, so bildet dieses das sicherste Fundament für die natürliche Freiheit. <br />
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'''4''' Wie die Einfachheit, Geistigkeit und Unsterblichkeit der menschlichen Seele, so verkündet auch niemand lauter die Freiheit und verteidigt sie standhafter als die Katholische Kirche, welche zu jeder Zeit beide Wahrheiten als Dogmen gelehrt hat und noch heute beschützt. Und damit noch nicht genug: die Kirche hat auch gegenüber den Irrlehrern und Neuerungssüchtigen Menschen die Verteidigung der Freiheit übernommen und dadurch dieses so hohe Gut des Menschen vor dem Verderben gerettet. Mit welchem Eifer sie auf diesem Gebiete die unsinnigen Bestrebungen der Manichäer und anderer zurückgewiesen, davon legen die Geschichtsbücher Zeugnis ab; wie mutig und wie siegreich sie auf dem Konzil von Trient und später gegen die Jansenisten für die menschliche Willensfreiheit kämpfte, ist allgemein bekannt; sie duldete zu keiner Zeit und an keinem Orte, dass sich der Fatalismus einnistete.<br />
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===Das Wesen der Freiheit besteht in dem Vermögen zu wählen===<br />
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'''5''' Diejenigen besitzen, wie Wir gesagt, also Freiheit, die mit Vernunft und Verstand begabt sind; sie ist, wenn wir ihr Wesen betrachten, nichts anderes als die Fähigkeit, Zweckdienliches zu wählen. Wer nämlich eines unter vielen auswählen kann, der ist Herr seiner Handlungen.<br />
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Weil nun alles, was wir zur Erreichung eines Zweckes wählen, ein Gut ist, das wir ein nützliches zu nennen pflegen, da ferner jedes Gut seiner Natur nach das Verlangen erregt, so ist die Freiheit eine Fähigkeit des Willens oder vielmehr der Wille selbst, insofern er, wenn er handelt, zu wählen vermag. Niemals jedoch wird der Wille angeregt, wenn nicht die Erkenntnis des Verstandes gleichsam wie eine Fackel ihm voranleuchtet; ein Gut nämlich, wonach der Wille verlangt, kann nur ein Gut sein, insofern es von dem Verstande als solches erkannt wird. Und dies um so mehr, als bei jedem Willensakt das Urteil sowohl über die Wahrheit der Güter als noch darüber, welches Gut den anderen vorzuziehen ist, immer der Wahl vorausgeht.<br />
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Urteilen ist aber Sache des Verstandes und nicht des Willens, darüber besteht kein Zweifel. Wenn also die Freiheit eine Fähigkeit des Willens ist, der seinem Wesen nach ein Begehren bedeutet, das der Vernunft gehorcht, so folgt daraus, dass auch die Freiheit, wie der Wille selbst, sich nur erstrecken kann auf ein Gut, das vom Verstande erkannt wird. Beide Vermögen sind aber unvollkommen; es kann mithin geschehen, und es geschieht auch oft, dass der Verstand dem Willen ein Gut vorstellt, das keineswegs ein wahres Gut ist, das vielmehr nur den trügerischen Schein des Guten besitzt, nachdem es alsdann der Wille verlangt.<br />
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===Die Freiheit zu sündigen ist eine Unvollkommenheit===<br />
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'''6''' Sich irren können und sich wirklich irren ist ein Fehler, der die Unvollkommenheit unseres Verstandes beweist; wenn auch das Verlangen nach einem trügerischen und nur scheinbaren Gute ein Beweis unserer Freiheit ist, wie auch krank sein noch ein Beweis des Lebens ist, so ist jenes Verlangen doch ein gewisser Mangel der Freiheit. Dadurch also, dass der Wille vom Verstande abhängig ist, verdirbt er, wenn er etwas der gesunden Vernunft Widersprechendes anstrebt, durch diesen Fehler die Freiheit in der Wurzel und begeht einen Missbrauch derselben. Aus eben diesem Grunde besitzt Gott, der unendlich Vollkommene, der die höchste Weisheit und die wesenhafte Güte selbst ist, die höchste Freiheit und kann das sittlich Böse in keiner Weise wollen; ebenso wenig können es die Seligen des Himmels, da sie die Anschauung des höchsten Gutes besitzen. Sehr richtig haben der heilige Augustinus und andere den Pelagianern gegenüber bemerkt: wenn das Vermögen zu sündigen zum Wesen und zur Vollkommenheit der Freiheit gehörte, so wären Gott, Jesus Christus, die Engel und Seligen, denen allen dieses Vermögen fehlt, entweder nicht frei, oder doch weniger vollkommen, als der unvollkommene Mensch, so lange er auf Erden wandelt. Über dieses Thema hat der englische Lehrer (Thomas von Aquin) sich nochmals des Weiteren ausgesprochen, woraus mit zwingender Folgerichtigkeit hervorgeht, dass die Fähigkeit zu sündigen keine Freiheit ist, sondern Knechtschaft. Sehr scharfsinnig bemerkt er zu den Worten Christi unseres Herrn: „Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht!“ (Joh 8, 34): „Jedes ist das, was ihm seiner Natur nach zukommt. Wenn es also von einem anderen, was außer ihm liegt, bewegt wird, handelt es nicht aus sich, sondern infolge der Einwirkung eines anderen; das aber ist knechtisch. Der Mensch ist seiner Natur nach ein vernünftiges Wesen. Wenn er sich also von seiner Vernunft leiten lässt, so wird er aus eigenem Antrieb bewegt und handelt selbstständig; das ist ein Zeichen der Freiheit; wenn er aber sündigt, so handelt er nicht nach seiner Vernunft und wird alsdann gleichsam von einem anderen bewegt und von fremden Schranken beengt: und darum heißt es, wer Sünde tut, ist der Sünde Knecht.“<br />
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Selbst die Philosophie der Alten hat dies klar genug erkannt; insbesondere jene, welche lehrten: nur der Weise ist frei; für einen Weisen hielten sie aber nur den, der gelernt hatte, stets naturgemäß zu handeln, d.h. sittlich und tugendhaft.<br />
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===Das Gesetz ist ein Schutz der Freiheit===<br />
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'''7''' Da es sich so mit der menschlichen Freiheit verhält, so musste sie gestählt werden durch entsprechende Hilfs- und Schutzmittel, durch welche ihre ganze Tätigkeit auf das Gute hin- und vom Bösen abgelenkt werde; widrigenfalls hätte die Willensfreiheit dem Menschen zum großen Schaden gereichen können. <br />
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====Es ist die Ordnung der Vernunft====<br />
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Zunächst war also das Gesetz notwendig, jene Regel für das, was zu tun und zu lassen ist; hiervon kann bei einem Lebewesen keine Rede sein, welche mit Notwendigkeit handeln, weil sie bei all ihrem Tun dem Drange der Natur folgen und anders überhaupt sich nicht betätigen können. Die vernünftigen Wesen jedoch haben eben deswegen, weil sie Freiheit besitzen, es in der Gewalt zu handeln oder nicht zu handeln, so oder anders zu handeln; sie wählen ja, was sie wollen und es geht der Wahl jenes Urteil der Vernunft voraus. Dieses Urteil sagt nicht bloß, was der Natur nach sittlich, was unsittlich ist, sondern auch was gut und zu tun ist, sowie was schlecht und zu meiden ist; die Vernunft schreibt nämlich dem Willen vor, wonach er verlangen darf, und was er zu meiden hat, damit der Mensch dereinstens sein letztes Ziel erreichen kann, auf welches alles hingeordnet ist werden muss. Diese Ordnung der Vernunft heiß Gesetz.<br />
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Der letzte Grund, warum dem Menschen ein Gesetz notwendig ist, liegt mithin in dem freien Willen; unsere Willensentschlüsse sollen nämlich mit der rechten Vernunft im Einklang stehen. <br />
Nichts ist deshalb so falsch und so unsinnig, wie die Behauptung, der Mensch dürfe die Fessel des Gesetzes nicht tragen, weil er von Natur aus frei ist. Wenn das wahr wäre, so würde daraus notwendig folgen, zur Freiheit gehöre, dass sie mit der Vernunft nicht zu tun habe; gerade das Gegenteil ist zweifellos richtig: deshalb muss der Mensch durch das Gesetz geleitet werden, weil er von Natur aus frei ist. Auf diese Weise wird das Gesetz für den Menschen ein Führer bei all seinen Handlungen: es lockt ihn zum Guten durch den Lohn den es verspricht, und schreckt ihn vom Bösen ab durch die Androhung von Strafe.<br />
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==== Das Naturgesetz ist Gottes Stimme, das ewige Gesetz====<br />
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'''8''' Ein solches Gesetz ist an erster Stelle das Naturgesetz, welches geschrieben steht und eingegraben ist in die Seele jedes einzelnen Menschen; es ist nämlich die menschliche Vernunft selbst, die da das Gute befiehlt und das Böse verbietet.<br />
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Diesem Gebote der menschlichen Vernunft kann aber die Bedeutung eines Gesetzes nur zukommen, weil es die Stimme und die Dolmetscherin jener höheren Vernunft ist, der unser Geist und unsere Freiheit zu gehorchen hat. Da die Macht des Gesetzes darin besteht, Pflichten aufzuerlegen und Rechte zu erteilen, so beruht sie ganz auf der Autorität, d.h. in der wahren Gewalt, sowohl Pflichten und Rechte zu bestimmen, als durch Strafe und Lohn den Befehlen die Sanktion zu verleihen. Es ist klar, dies alles könnte beim Menschen nicht geschehen, wenn nicht Gott es wäre, der als oberster Gesetzgeber ihm für seine Handlungen diese Norm gegeben. Daraus folgt,, dass das Naturgesetz ein und dasselbe ist wie das ewige Gesetz, welches den vernünftigen Wesen angeboren ist und sie hinlenkt, so zu handeln, wie es dem Ziele des Menschen entspricht; es ist nämlich die ewige Vernunft Gottes selbst, des Schöpfers und Lenkers der ganzen Welt.<br />
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==== Eine Hilfe des Gesetzes ist die Gnade====<br />
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Mit dieser Regel für unser Handeln und diesem Zügel gegen die Sünde sind durch Gottes Güte noch einige besondere Schutzmittel verbunden, die sehr geeignet sind, den menschlichen Willen zu kräftigen und zu leiten. Unter diesen ragt an erster Stelle die Macht des göttlichen Gnade hervor; dadurch dass sie den Verstand erleuchtet und den Willen zu heilsamer Standhaftigkeit stählt, so dass dieser stets zum sittlich Guten angetrieben wird, bewirkt sie, dass wir leichter und sicherer den richtigen Gebrauch unserer angebornen Freiheit machen. Es ist also durchaus falsch, wenn man behauptet, dass durch die Einwirkung Gottes unsere Willensakte weniger frei würden; denn die Kraft der göttlichen Gnade wirkt innerlich im Menschen und zwar ganz entsprechend seiner natürlichen Neigung, da sie von dem Urheber unserer Seele und unserer Freiheit ausgeht, von dem jedes Wesen seiner Natur entsprechend bewegt wird. Ja gerade dadurch, bemerkt der englische Lehrer, dass die Einwirkung vom Schöpfer der Natur ausgeht, ist sie in wunderbarer Weise wie geschaffen und geeignet, jegliche Natur in ihrem Wesen zu schützen, und deren eigentümliche Handlungsweise, Kraft und Wirksamkeit zu erhalten. <br />
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====Für das soziale Leben tritt das menschliche Gesetz hinzu====<br />
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'''9''' Was hier von der Freiheit des einzelnen Individuums gesagt ist, kann ohne Mühe auf jene angewandt werden, die in gesellschaftlichem Verbande leben. Was nämlich Vernunft und Naturgesetz für die einzelnen Menschen bedeuten, das besorgt in der Gesellschaft das zum Gemeinwohl aller Bürger erlassene menschliche Gesetz.<br />
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===== Es bezieht sich entweder direkt auf das Naturgesetz=====<br />
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Einige aus diesen menschlichen Gesetzen beziehen sich auf das,, was von natur aus gut oder böse ist; sie gebieten das eine zu tun und das andere zu lassen und fügen gleichzeitig die notwendige Sanktion (Lohn oder Strafe) hinzu.<br />
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Die Quelle dieser Gesetze ist aber keineswegs die menschliche Gesellschaft, denn die Gesellschaft ist nicht der Ursprung der menschlichen Natur, folglich entscheidet sie auch nicht, was der Natur entsprechend d.h. gut, noch was der Natur widersprechend d.h. böse ist. Gut und Böse ist vielmehr früher als die menschliche Gesellschaft und hat seinen Ursprung durchaus nur in dem Naturgesetz und infolge dessen in dem ewigen Gesetz. Die Gebote des Naturgesetzes also besitzen, wenn sie auch unter die menschlichen Gesetze aufgenommen sind, nicht bloß die Bedeutung eines menschlichen Gesetzes, sie sind vielmehr ausgerüstet mit jener viel höheren und erhabenen Gewalt, welche von dem Naturgesetze selbst und dem ewigen Gesetze ausgeht. Und in Bezug auf diese Art Gesetze ist es eben das Amt des bürgerlichen Gesetzgebers, unter Anwendung der allgemeinen Rechtsordnung der Bürger in Gehorsam zu erhalten, die Bösen aber und die unruhigen Element zu zügeln, damit sie vom Bösen abgeschreckt und zum Rechten hingelenkt werden, oder dem gesamten Volke doch wenigstens nicht zum Ärgernis und zum Schaden gereichen.<br />
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=====Oder es erklärt genauer das Naturgesetz=====<br />
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'''10''' Andere Gesetze der bürgerlichen Obrigkeit aber fließen nicht unmittelbar und zunächst aus dem Naturrecht ab, sondern in weiterem Abstande und indirekt; sie behandeln verschiedene Dinge, für welche die Natur nur im allgemeinen und ohne genauere Detaillierung Sorge getragen hat. So befiehlt z.B. das Naturgesetz, dass die Bürger sorgen müssen für die öffentliche Ruhe und Wohlfahrt; wie viel sie beisteuern müssen, in welcher Weise, was sie zu leisten haben, wird nicht durch das Naturgesetz, sondern durch menschliche Weisheit genauer bestimmt. Hat man nach dem Maßstabe menschlicher Klugheit solche bestimmte Lebensregeln gefunden, und werden dieselben von der gesetzmäßigen Obrigkeit vorgeschrieben, so bilden sie ein menschliches Gesetz im eigentlichen Sinne des Wortes. Dieses Gesetz gebietet, dass alle Bürger zusammenwirken zum gemeinsamen Zweck der Gesellschaft, es verbietet, davon abzuweichen; insofern es nämlich dem Naturgesetze auf dem Fuße folgt und mit ihm im Einklange steht, führt es zum sittlich Guten und schreckt vom Bösen ab. Daraus erkennt jeder, dass die Norm und Regel nicht bloß für die Freiheit des Individuums, sondern auch des Staates und jeglicher menschlicher Gesellschaft unbedingt in dem ewigen Gesetze Gottes beruht. In einer menschlichen Gesellschaft besteht also die wahre Freiheit nicht darin, dass du kannst, was dir beliebt, denn daraus würde ja nur die größte Verwirrung und Unordnung entstehen und der Staat zu Grunde gerichtet werden, sondern vielmehr darin, dass du vermittels der bürgerlichen Gesetze desto leichter nach den Geboten des Naturgesetzes zu leben vermagst. <br />
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=====Die Staatsgesetze sollen uns fördern in der Erfüllung des ewigen Gesetzes=====<br />
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Die Freiheit der Vorgesetzten besteht also auch nicht darin, dass sie frech und willkürlich befehlen können, was ebenso schändlich als für den Staat verderblich wäre; die wahre Autorität der menschlichen Gesetze soll darin bestehen, dass man sieht, wie sie ein Ausfluss des eigen Gesetzes sind, und dass sie nicht vorschreiben, was nicht in ihm als der Quelle jeglichen Rechtes enthalten ist. Sehr weise bemerkt hierzu Augustinus (De lib. Arb. I, 6, n. 15): „Ich glaube, du erkennst auch, dass in jenem zeitlichen (Gesetze) nichts gerecht und gesetzmäßig ist, wenn es die Menschen nicht aus dem ewigen (Gesetze) genommen haben. Würde also irgend eine Obrigkeit etwas befehlen, das im Widerspruch stände mit den Grundsätzen der gesunden Vernunft und dem Staate schädlich wäre, so hätte es keine Gesetzeskraft, weil es keine Regel der Gerechtigkeit wäre und die Menschen jenem Gute entfremden würde, wofür die menschliche Gesellschaft doch da ist.<br />
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====Alle Gesetzeskraft stammt von Gott====<br />
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'''11''' Ob die menschliche Freiheit in dem Individuum oder in der Gesellschaft, ob sie denen, die befehlen, oder in denen, die gehorchen, betrachtet wird, zu ihrem Wesen gehört notwendig, dass sie jener höchsten und ewigen Vernunft unterworfen ist, die nichts anderes ist als die Autorität Gottes, der befiehlt und verbietet. Diese gesetzmäßigste Gewalt Gottes über die Menschen hebt so wenig die Freiheit auf oder mindert sie, dass sie dieselbe vielmehr schützt und vervollkommnet. Die wahre Vollkommenheit jeglichen Wesens besteht ja darin, dass es nach seinem Ziele strebt und es erreicht; das höchste Ziel aber, das der Mensch in seiner Freiheit anstreben soll, ist Gott.<br />
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===Die Kirche war stets eine Schützerin dieser Freiheit===<br />
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'''12''' Diese so wahren und so erhabenen Grundsätze, welche wir selbst mit dem bloßen Licht unserer Vernunft erkennen, hat die Kirche, durch das Beispiel und die Worte ihres göttlichen Stifters belehrt, allüberallhin verbreitet und festgehalten; niemals hat sie aufgehört, nach diesen Lehren ihr Amt zu bemessen und die christlichen Völker zu unterrichten. Auf dem sittlichen Gebiete überragen die Gebote des Evangeliums nicht bloß alle Weisheit der Heiden, sie rufen auch den Menschen auf zu einer den alten unbekannten sittlichen Vollkommenheit und leiten ihn dazu an, bringen ihn Gott näher und verleihen ihm dadurch eine viel vollkommenere Freiheit.<br />
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====Darum schaffte sie die Sklaverei ab====<br />
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So besaß die Kirche augenscheinlich stets eine au0erordentliche Macht, die bürgerliche und politische Freiheit der Völker zu schützen und zu schirmen Es geht hier nicht an, ihre Verdienste nach dieser Richtung hin aufzuzählen. Es genügt daran zu erinnern, dass hauptsächlich durch die Bemühungen und die wohltätige Mitwirkung der Kirche die Sklaverei abgeschafft wurde, jene alte Schmach der heidnischen Völker. Die Rechtsgleichheit aller, wie die wahre Brüderlichkeit der Menschen untereinander, hat Jesus Christus zuerst vor allen anderen gepredigt; die Stimme seiner Apostel war nur das Echo dieser Lehre, da sie predigten: es sein kein Jude mehr, noch Grieche, noch Barbar, noch Scythe, sondern alle seinen Brüder in Christus. So groß und so bekannt ist der Einfluss der Kirche in dieser Beziehung, dass dort, wohin immer sie ihren Fuß setzt, erfahrungsgemäß die Wildheit der Bewohner nicht lange mehr bestehen kann; es folgt gar bald auf Grausamkeit Milde und auf Finsternis der Barbarei das Licht der Wahrheit. Die Kirche hat aber nie nachgelassen, auch den bereits zivilisierten Völkern große Wohltaten dadurch zu erweisen, dass sie der Willkür gottloser Menschen sich entgegenstellte, oder dass sie Unschuldige und Schwache vor drohendem Unheil bewahrte, oder endlich dadurch, dass sie sich redlich bemühte, in den Staaten eine solche Verfassung zur Herrschaft zu bringen, welche die Guten wegen ihrer Gerechtigkeit hochschätzten, die Fremden aber wegen ihrer Stärke fürchteten.<br />
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====Sie lehrt, dass es keine Pflicht ist, einer ungesetzlichen Obrigkeit zu gehorchen====<br />
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'''13''' Außerdem ist es zweifellos eine strenge Pflicht, der Autorität die schuldige Ehrfurcht zu bezeigen und sich den gerechten Gesetzen in Gehorsam zu unterwerfen: so werden die guten Bürger vermittels der Macht und Wachsamkeit bei Ausübung der Gesetze von Ungerechtigkeiten von seiten der Übeltäter beschützt. Die rechtmäßige Gewalt stammt von Gott, und wer der Gewalt widersteht, widersteht dem Willen Gottes; auf diese Weise erhält der Gehorsam eine ganz erhabene Würde, da er der gerechtesten und höchsten Autorität geleistet wird. Wo aber das Recht zu befehlen nicht vorhanden ist, oder wo etwas befohlen wird, was der Vernunft, dem ewigen Gesetze, dem Gebote Gottes zuwider ist, ist es recht, nicht zu gehorchen, nämlich den Menschen nicht zu gehorchen, damit Gott der schuldige Gehorsam geleistet werde. Hierdurch ist der Tyrannei der Zugang versperrt und die weltliche Obrigkeit angewiesen, dass sie nicht alles an sich ziehe, dem einzelnen Bürger sind seine Rechte gewahrt, ebenso der Familie wie allen Mitgliedern des Staatswesens; jedem wird das Maß seiner wahren Freiheit gegeben, das wie wir gezeigt haben, darin besteht, dass ein jeder nach den Gesetzen und nach der gesunden Vernunft leben kann.<br />
<br />
==Ein Feind der Freiheit ist der Liberalismus==<br />
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'''14''' Wenn man, so oft überhaupt von Freiheit die Rede ist, darunter die gesetzmäßige und sittliche Freiheit verstände, wie die gesunde Vernunft und unsere Darlegung sie erwiesen haben, würde niemand es wagen, die Kirche zu tadeln. Leider geschieht es,, indem man ihr in höchst ungerechter Weise den Vorwurf macht, sie wäre eine Feindin der Freiheit des Einzelnen oder des Staates. Sehr viele Folgen dem Beispiele Luzifers, der das gottlose Wort sprach: „Ich werde nicht dienen“, und streben im Namen der Freiheit eine unsinnige Zügellosigkeit an. Dazu gehören die Anhänger jener so weit verbreiteten und so mächtigen Sekte, die Liberale genannt werden wollen, indem sie ihren Namen von der Freiheit (libertus) herleiten.<br />
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===Das Dogma des Rationalismus ist die Autonomie der Vernunft===<br />
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'''15''' In der Tat, was die Naturalisten oder Rationalisten in der Philosophie anstreben, das wollen auf dem Gebiete der Moral und des bürgerlichen Lebens die Anhänger des Liberalismus erreichen, indem sie von den Naturalisten aufgestellten Grundsätze in die Moral und das Leben einführen. Die Grundidee des ganzen Rationalismus ist aber die Oberherrlichkeit der menschlichen Vernunft, welche der göttlichen und ewigen Vernunft den Gehorsam verweigert, sich für unabhängig erklärt uns sich selbst zum obersten Prinzip, zur Quelle und zum Richter aller Wahrheit aufwirft.<br />
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====Er lehrt die unabhängige Moral====<br />
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Die genannten Anhänger des Liberalismus erklären also, dass es keine göttliche Gewalt über uns gebe, der wir im Leben zu gehorchen hätten, jeder sei vielmehr sich selbst Gesetz. Daraus ist jene sogenannte unabhängige Lebensanschauung entstanden, welche unter dem Scheine der Freiheit den Willen von der Heilighaltung der Gebote Gottes befreit, dem Menschen aber eine grenzenlose Zügellosigkeit zu gewähren pflegt.<br />
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====Der Volkswille sei höchstes Gesetz====<br />
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Es ist leicht vorauszusehen, wohin dies alles besonders in der menschlichen Gesellschaft führen muss. Steht einmal die Überzeugung fest, dass der Mensch niemanden untersteht, so folgt von selbst, dass die Ursache, durch welche eine bürgerliche oder staatliche Vereinigung zustande kommt, nicht in einer Macht, die außer oder über dem Menschen steht, zu suchen ist, sondern einzig und allein in dem freien Willen der Einzelnen; dann stammt die öffentliche Gewalt ebenfalls in ihrem letzten Ursprung vom Volke; und da die Vernunft des Einzelnen die einzige Führerin und Norm des Privatlebens ist, so muss folgerichtig die Vernunft der Gesamtheit die Norm für das öffentliche Leben bilden. Infolgedessen hat die größere Masse auch die größere Macht und die Majorität des Volkes ist es, welche die öffentliche Rechte und Pflichten bestimmt.<br />
====Diese Lehre ist unvernünftig====<br />
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Aus dem Gesagten folgt, wie unvernünftig dies ist. Es widerspricht absolut der Natur, nicht bloß des Menschen, sondern auch aller anderen Geschöpfe, wenn man kein Band annehmen will, das den einzelnen Menschen oder die bürgerliche Gesellschaft mit Gott dem Schöpfer und somit mit dem höchsten Gesetzgeber aller verknüpft. Denn alle geschaffenen Dinge müssen notwendigerweise mit der Ursache ihres Daseins in irgend einem Zusammenhange stehen; es gehört zum Wesen der Dinge, ja es gereicht zur Vervollkommnung jedes Wesens, die Stelle und Stufe einzunehmen, welche die natürliche Ordnung verlangt: dass nämlich das Niedere dem Höheren unterworfen sei und ihm gehorche.<br />
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====Diese Lehre ist gefährlich für den Staat====<br />
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'''16''' Außerdem ist jene Lehre für den Einzelnen wie für die Staaten äußerst verhängnisvoll; denn in der Tat, wenn die menschliche Vernunft einzig und allein über Gut und Bös zu entscheiden hat, wird jeder Unterschied zwischen Gut und Bös aufgehoben; es würde das Unsittliche vom Sittlichen sich nicht dem Wesen nach unterscheiden, der Unterschied wäre von der Meinung und dem Urteil des Einzelnen abhängig, was gefiele, wäre auch erlaubt. Diese sittliche Ordnung, die zur Bezähmung und Unterdrückung der stürmischen Leidenschaften fast keine Macht besitzt, würde von selbst zu jeglicher Sittenverderbnis führen. Im öffentlichen Leben löst sich alsdann die obrigkeitliche Gewalt los von ihrem wahren und natürlichen Fundamente, auf dem allein ihre ganze Macht der Förderung des Gemeinwohles beruht. Das Gesetz, das zu bestimmen hat, was zu tun und zu lassen ist der Willkür der Masse überantwortet, was leicht zur Tyrannei führen kann. Ist einmal die Oberherrlichkeit Gottes über den Menschen und über die menschliche Gesellschaft abgeschafft, so folgt von selbst, dass es öffentlich keine Religion mehr gibt und alles, was auf Religion bezug hat, gänzlich vernachlässigt werden wird. Ebenso wird die Menge, gestützt auf ihre vermeintliche Gewalt, leicht zu Empörung und Aufruhr sich erheben, und sind die Bande der Pflicht und des Gewissens zerrissen, so bleibt nichts als die rohe Gewalt mehr übrig, die aber für sich allein nicht stark genug ist, die Volksleidenschaft zu zügeln. Zur Genüge dies bewiesen durch den ständigen Kampf gegen die Sozialisten und andere aufrührerische Sekten, die schon daran sind, die Fundamente der Staaten zu erschüttern.<br />
<br />
Es mögen also vorurteilsfreie Männer selbst entscheiden, ob solche Lehren dazu beitragen, dem Menschen die wahre und seiner würdige Freiheit zu erhalten, oder ob sie vielmehr diese verdrehen und ganz zu Grunde richten.<br />
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===Der halbe Liberalismus ist ein Widerspruch===<br />
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'''17''' Es ist gewiss, dass nicht alle Anhänger des Liberalismus diesen Ansichten voll und ganz zustimmen, da sie doch durch ihre Ungeheuerlichkeit Schrecken einflößen und, wie wir gesehen haben, offenbar falsch sind und die Wurzel der allergrößten Übel bilden. Gezwungen durch die Macht der Wahrheit, gestehen manche ein, ja behaupten es mit Nachdruck, das sei eine falsche Freiheit und werde zur Zügellosigkeit, wenn sie es in ihrem Ungestüm wagt, Wahrheit und Gerechtigkeit zu missachten. Deshalb müsse sie stets von der gesunden Vernunft gelenkt und geleitet werden und müsse sich folgerichtig auch beugen vor dem Naturgesetz und dem ewigen göttlichen Gesetze. Aber hier, glauben sie, müsse man stehen bleiben, und leugnen, dass der freie Mensch sich auch den Gesetzen zu unterworfen habe, die Gott auf eine andere Weise als durch die natürliche Vernunft uns vorschreibe.<br />
<br />
Doch in diesen Worten widersprechen sie sich selbst. Denn ist es wahr, was jene auch zugeben, und was von keinem vernünftigerweise geleugnet werden kann, dass wir dem Willen Gottes, des Gesetzgebers, zu gehorchen haben, weil der ganze Mensch in Gottes Gewalt steht und zu Gott hinstrebt, ist das wahr, so folgt daraus, dass keiner der gesetzgebenden Autorität Gottes Maß und Weise vorschreiben kann, ohne sich gegen den schuldigen Gehorsam zu verfehlen. Ja, wenn der menschliche Geist in seiner Anmaßung so weit geht, dass er selbst bestimmen will, welches und wie groß die Rechte Gottes und welches die Pflichten des Menschen sind, so hat er mehr dem Scheine als der Wirklichkeit nach eine wahre Ehrfurcht vor den göttlichen Gesetzen, und an Stelle der Autorität und Vorsehung Gottes gilt ihm nur noch sein eigener Wille. Als unsere Lebensnorm haben wir mithin in ständiger Ehrerbietigkeit sowohl das ewige Gesetz, als alle jene einzelnen Gebote zu betrachten, die der unendlich weise und allmächtige Gott nach der von ihm gewählten Weise gegeben hat; wir können sie an klaren und unzweifelbaren Merkmalen sicher erkennen. Und dies umso mehr, da jene Art von Gesetzen vollkommen mit unserer Vernunft harmonieren und das Naturgesetz vervollkommnen, da sie mit dem ewigen Gesetz sowohl den Ursprung als auch den Gesetzgeber gemeinsam haben. Diese Gesetze enthalten nämlich eine Belehrung Gottes selbst an uns, der uns gnädig lenkt und leitet, damit nicht unser Geist und Wille auf Abwege gerate. So muss denn heilig und unverletzt vereinigt bleiben, was nicht getrennt werden darf noch kann, und in allem müssen wir, wie die natürliche Vernunft es vorschreibt, Gott gehorsam und zu Diensten ergeben sein. <br />
<br />
===Der gemäßigte Liberalismus ist falsch===<br />
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====Er will nur das Privatleben Gott unterstellen====<br />
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'''18''' Etwas gemäßigter sind, aber ebenso widersprechen sich jene, die behaupten, das Leben und die Moral des Privatmannes haben sich nach dem Willen der göttlichen Gesetze zu richten, nicht aber das öffentliche Leben im Staate; es sei erlaubt, in der Staatsverwaltung von den Geboten Gottes abzuweichen, auch brauche man bei der Gesetzgebung auf sie keinerlei Rücksicht zu nehmen. Daraus ergibt sich jene verhängnisvolle Folgerung, Staat du Kirche seien zu trennen.<br />
<br />
====Auch der Staat hat die Gebote Gottes zu befolgen====<br />
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Doch ist nicht schwer einzusehen, wie töricht diese Behauptung ist. Die natur selbst belehrt uns, dass der Staat den Bürgern die Mittel und Wege darbieten muss zu einem sittlichen Leben, d.h. zu einem Leben nach Gottes Gesetzen, weil Gott der Ursprung aller Sittlichkeit und Gerechtigkeit ist; es ist demnach der größte Widerspruch, zu behaupten, der Staat habe sich um diese Gesetze nicht zu kümmern, oder er dürfe sogar gegen sie etwas bestimmen. <br />
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Außerdem hat die staatliche Obrigkeit die Pflicht, nicht bloß für die äußere Wohlfahrt und äußeren Angelegenheiten, sondern ganz besonders durch weise Gesetzgebung für die geistigen Güter Sorge zu tragen. Wir können uns aber nichts denken, was so sehr geeignet ist, diese Güter zu fördern als jene Gesetze, welche Gott zum Urheber haben; deshalb missbrauchen jene, die bei der Staatsregierung keine Rücksicht auf die göttlichen Gesetze nehmen, die politische Macht entgegen ihrer Bestimmung und gegen das Gebot der Natur. Aber, wie Wir schon des öfteren erwähnt haben, noch wichtiger ist es, dass die bürgerliche Gewalt und die geistliche zuweilen einander entgegenkommen müssen, obgleich die bürgerliche Gewalt nicht dasselbe nächste Ziel im Auge haben noch dieselben Wege einschlagen kann, wie die geistliche. Sie besitzen nämlich beide Gewalt über dieselben Untertanen, und nicht selten müssen sie beide über dieselbe Sache bestimmen, wenngleich nicht in derselben Weise. So oft dieses stattfindet, muss es, da ein berechtigter Konflikt nicht möglich ist du dem allweisen Willen Gottes offenkundig zuwiderläuft, eine bestimmte Regel geben, durch welche die Ursache des Konfliktes und Zwiespaltes aufgehoben und ein einmütiges Vorgehen in diesen Sachen erzielt wird. Nicht mit Unrecht kann man diese Vereinigung vergleichen mit jener, welche zwischen Leib und Seele besteht und beiden zum Segen gereicht; die Trennung ist namentlich für den Leib gefährlich, denn sie raubt ihm das Leben.<br />
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==Die „modernen“ Freiheiten==<br />
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'''19''' Um dies noch besser zu erkennen, müssen wir die verschiedenen Auswüchse der Freiheit, wie sie als Forderungen unserer Zeit genannt werden, im einzelnen genauer betrachten.<br />
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===Die Kultusfreiheit===<br />
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Richten wir zuerst unser Augenmerk auf das, was für die Einzelnen verlangt wird und was so sehr der Tugend der Religion widerstreitet, nämlich auf die sogenannte Kultusfreiheit. Sie besteht in ihrem innersten Wesen darin, dass es einem jedem überlassen bleibe, eine beliebige Religion oder auch gar keine zu bekennen<br />
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====Der Mensch hat die Pflicht, der wahren Religion sich anzuschließen====<br />
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'''20''' Und dennoch gibt es unter allen Pflichten des Menschen keine, die so erhaben und so heilig ist, wie die Pflicht, die uns Frömmigkeit und Gottesverehrung gebietet. Es folgt dies notwendig daraus, dass wir stets in der Gewalt Gottes sind, durch Gottes Willen und Vorsehung geleitet werden und zu ihm zurückkehren müssen, von dem wir ausgegangen sind.<br />
<br />
Dazu kommt, dass es keine wahre Tugend ohne Religion geben kann. Die Religion ist nämlich eine sittliche Tugend, welche jene Pflichten umfasst, die sich auf das beziehen, was uns zu Gott hinführt, insofern er das höchste und letzte Gut ist; deshalb ist die Religion, „welche sich in dem bestätigt, was direkt und unmittelbar auf die Ehre Gottes gerichtet ist“ (Thomas Summa Theol. II. II. q. 81. a. 6), die Fürstin und Leiterin aller Tugenden. Wenn aber die Frage aufgeworfen wird, welcher von den vielen und sich widerstreitenden Religionen wir zu folgen haben, so antworten Vernunft und Natur: jene, die Gott vorgeschrieben hat. Die Menschen können sie an gewissen äußern Merkmalen erkennen, mit denen die Vorsehung Gottes sie ausgezeichnet hat, da ein Irrtum im einer so wichtigen Sache von den schlimmsten Folgen sein müsste. Jene Freiheit also, von der Wir hier reden, würde dem Menschen das Recht zugestehen, die heiligste Pflicht ungestraft zu verletzten und zu vergessen. Wir sagten schon, dass dies keine Freiheit ist, sondern das Verderben der Freiheit und die Knechtschaft des Geistes, der unter die Gewalt der Sünde geraten ist. <br />
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====Der „moderne“ Staat handelt, als ob er keine Pflichten gegen Gott habe====<br />
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'''21''' Wird diese Freiheit betrachtet, wie sie im Staatsleben sich darstellt, so behauptet sie, der Staat habe keinerlei Grund, Gott zu verehren und öffentliche Gottesverehrung zu wünschen; kein Kultus dürfe dem andern vorgezogen werden, alle seien gleichberechtigt anzusehen; auch sei auf das Volk keine Rücksicht zu nehmen, selbst da nicht, wo das Volk sich zur katholischen Religion bekennt. Dies könnte nur der Fall sein, wenn es wahr wäre, dass die bürgerliche Gesellschaft keine Pflichten gegen Gott besäße oder dieselben ungestraft verletzen könnte. Beides ist offenbar falsch; denn es kann nicht bezweifelt werden, dass die bürgerliche Gesellschaft durch Gottes Willen entstanden ist, mag man ihre Bestandteile, oder ihre Form, d.h. die Autorität, oder ihre Ursache oder endlich den großen Nutzen betrachten, den sie in reichem Maße den Menschen darbietet. Gott schuf den Menschen als gesellschaftliches Wesen und stellte ihn unter seinesgleichen, damit er das, was seine Natur verlangt, er aber allein nicht erlangen kann, in Gemeinschaft mit anderen sich erwerbe. Deshalb muss die bürgerliche Gesellschaft als Gesellschaft Gott als ihren Vater und Urheber anerkennen und sich seiner Macht und Oberherrlichkeit in Ehrfurcht unterwerfen. Ein gottloser Staat oder, was schließlich auf Gottesleugnung hinausläuft, ein Staat, der, wie man sagt, gegen alle Religionen gleichmäßig wohlwollend gesinnt ist und allen ohne Unterschied die gleichen Rechte zuerkennt, versündigt sich gegen die Gerechtigkeit wie gegen die gesunde Vernunft.<br />
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====Der Staat hat die wahre Religion zu fördern====<br />
<br />
Da im Staate notwendigerweise Einheit im religiösen Bekenntnisse bestehen muss, so hat er sich zu der Religion zu bekennen, welche die einzig wahre ist; diese ist, namentlich in katholischen Staaten, nicht schwer zu erkennen, da an ihr die Merkmale der Wahrheit hervorleuchten. Diejenigen, die an der Spitze des Staates stehen, müssen demnach diese Religion erhalten und beschützen, wenn anders sie in kluger und nützlicher Weise das Wohl aller Bürger, wie es ihre Pflicht ist, fördern wollen. Die öffentliche Gewalt ist zum Wohle der Untertanen eingesetzt: und wenn sie auch zunächst die Aufgabe hat, die Bürger der irdischen Wohlfahrt des Lebens entgegenzuführen, so soll sie doch nicht die Erlangung jenes höchsten und letzten Gutes, in dessen Besitz die ewige Seligkeit des Menschen besteht, erschweren, sondern erleichtern; das könnten sie aber nicht, wenn sie die Religion vernachlässigen.<br />
<br />
====Dies gereicht dem Staate nur zum Segen====<br />
<br />
'''22''' Aber das haben Wir schon an anderer Stelle ausführlich besprochen; für jetzt wollen Wir nur dies eine bemerken, dass eine solche Freiheit dem Herrscher wie den Untertanen höchst verderblich ist. Die Religion dagegen verbreitet einen wunderbaren Segen, da sie den Ursprung der Gewalt von Gott selbst herleitet und den Fürsten aufs nachdrücklichste einschärft, ihren Pflichten eingedenk zu sein, nichts Ungerechtes und Hartes zu befehlen, mit Milde und gewissermaßen mit väterlicher Liebe zu regieren. Die Religion will auch, dass die Bürger der rechtmäßigen Obrigkeit als der Bevollmächtigten Gottes untertänig sein sollen; sie verknüpft die Untertanen mit der Obrigkeit nicht allein durch das Band des Gehorsams, sondern auch durch das Band der Ehrfurcht und Liebe; sie verbietet den Aufruhr sowie jeden Versuch, die Ordnung und öffentliche Ruhe zu stören; beides gibt ja nur Veranlassung, die Freiheit der Bürger noch mehr einzuschränken. Wir wollen schweigen davon, wie viel die Religion zur Sittlichkeit beiträgt und wie viel die Sittlichkeit zur wahren Freiheit; denn die Vernunft beweist es, und die Geschichte bestätigt es: je sittlicher ein Staat ist, um so freier, reicher und mächtiger ist er auch.<br />
<br />
===Die Rede- und Pressefreiheit===<br />
<br />
====Lüge und Laster haben kein Recht====<br />
<br />
'''23''' Betrachten wir nun auch in Kürze die Rede- und Pressefreiheit. Wir brauchen kaum zu erwähnen, dass eine solche unbeschränkte, alles Maß und alle Schranken überschreitende Freiheit kein Recht auf Existenz besitzen kann. Das Recht ist nämlich eine sittliche Macht, und es ist daher töricht zu glauben, dasselbe sei von der Natur unterschiedslos und in gleichem Maße sowohl der Wahrheit wie der Lüge, der Sittlichkeit wie dem Laster verliehen. Es besteht ein Recht: das, was wahr und sittlich ist, frei und weise im Staat auszubreiten, damit es möglichst vielen zu gute komme; mit Recht unterdrückt aber die Obrigkeit, so viel sie kann, lügenhafte Meinungen, diese größte Pest des Geistes, wie auch Laster, welche die Seelen und die Sitten verderben, damit sie nicht zum Schaden des Staates um sich greifen. <br />
<br />
====Der Staat hat das Volk vor verderblichen Irrtümern zu bewahren====<br />
<br />
Es ist in der Ordnung, dass durch die Autorität der Gesetze auch die Irrtümer eines ausschweifenden Geistes, die das unerfahrene Volk geradezu vergewaltigen, ebenso kräftig unterdrückt werden, wie die mit offener Gewalt an den Schwächeren verübten Ungerechtigkeiten. Und dies umso mehr, da sich der weitaus größere Teil des Volkes vor diesen Scheingründen und verfänglichen Trugschlüssen, namentlich wenn sie der Leidenschaft schmeicheln, gar nicht oder doch nur sehr scher zu schützen vermag. Wird unbeschränkte Rede- und Pressefreiheit gestattet, so bleibt nicht mehr heilig und unverletzt; es werden selbst die höchsten und sichersten Urteile unserer natürlichen Vernunft nicht verschont bleiben, trotzdem sie doch das gemeinsame und kostbarste Erbgut des Menschengeschlechtes bilden. Wenn so allmählich die Wahrheit verdunkelt worden ist, gewinnen leicht vielfache und verderbliche Irrtümer die Oberhand. Die Zügellosigkeit wird dabei gerade so viel gewinnen, als die Freiheit Schaden leiden muss; die Freiheit ist eben um so größer und um so gesicherter, je festere Zügel der Zuchtlosigkeit angelegt werden.<br />
<br />
Über Fragen, in welchen Gott oder die Kirche kein letztes Wort gesprochen hat, welche Gott der freien Aussprache überlassen hat, kann jeder denken, was er will. Was er für recht hält, mag er auch aussprechen, das ist nicht von der Natur verboten, denn diese Freiheit verleitet niemals die Menschen zur Unterdrückung der Wahrheit, vielmehr verhilft sie uns oft dazu, die Wahrheit zu finden und ans Licht zu ziehen.<br />
<br />
===Die Lehrfreiheit===<br />
<br />
'''24''' Ähnlich ist die sogenannte Lehrfreiheit zu beurteilen<br />
<br />
====Für den Irrtum gibt es keine Freiheit====<br />
<br />
Es ist klar, nur die Wahrheit hat das Recht, in den Geist einzudringen, da in ihr allein das Ziel und die Vervollkommnung der intelligenten Wesen liegt; daher darf im Unterricht nur die Wahrheit vorgetragen werden, mag es sich um solche handeln, die die Wahrheit noch nicht kennen oder um solche, die sie schon wissen: den einen soll der Unterricht die Erkenntnis der Wahrheit bringen, bei den anderen soll er sie schützen. Aus eben demselben Grunde ist es offenbar die Pflicht der Lehrer, den Irrtum aus dem Geiste zu verbannen und den Weg zu falschen Meinungen durch solide Grundsätze abzuschneiden. Es ist also klar, dass jene Freiheit, von der die Rede ist, der gesunden Vernunft widerspricht und nur geeignet ist, die Geister im Innersten zu verderben, insofern sie unbeschränkte Lehrfreiheit beansprucht. Ohne Pflichtverletzung kann der Staat diese Zügellosigkeit den Bürgern nicht gestatten. Dies gilt umso mehr, weil der Einfluss des Lehrers bei seinen Zuhörern ein großer ist, und der Schüler selbst selten für sich allein beurteilen kann, ob das richtig ist, was der Lehrer vorträgt.<br />
<br />
====Der Staat hat die natürlichen Wahrheiten zu schützen====<br />
<br />
'''25''' Deshalb muss auch diese Freiheit, soll sie eine sittliche sein, in bestimmten Grenzen gehalten werden, damit das Lehramt nicht ungestraft zu einer Quelle des Verderbens ausarten könne. Die Wahrheiten, über die allein sich der Unterricht zu erstrecken hat, sind teils natürliche, teils übernatürliche. Die natürlichen Wahrheiten, als da sind die obersten Grundsätze der Vernunft sowie die nächsten Schlussfolgerungen aus ihnen, bilden gleichsam das gemeinsame Erbgut des Menschengeschlechtes. Da auf ihnen wie auf dem festesten Fundamente Sitte, Gerechtigkeit und Religion wie auch das Band der menschlichen Gesellschaft beruht, so gibt es nichts gottloseres und unsinnigeres, als dieses Fundament ungestraft schädigen oder zerstören lassen zu wollen.<br />
<br />
====Die übernatürlichen Wahrheiten sind der Kirche anvertraut====<br />
<br />
'''26''' Mit derselben Ehrerbietigkeit ist jener so große und so heilige Schatz von Wahrheiten zu bewahren, die wir durch Gottes Offenbarung kennen. Mit vielen und klaren Beweisen haben die Apologeten oft die Hauptwahrheiten zusammengestellt, wie z.B. die Existenz einer göttlichen Offenbarung, die Menschwerdung des eingeborenen Sohnes Gottes, „welcher kam, um der Wahrheit Zeugnis zu geben;“ die Einsetzung der Kirche als einer vollkommenen Gesellschaft, deren Haupt Christus selbst ist, und der er versprochen hat, bei ihr zu bleiben bis zum Ende der Welt. Dieser Gesellschaft hat er alle Wahrheiten, die er selbst gelehrt, anvertraut mit dem ausgesprochenen Willen, dass sie diese Wahrheiten bewahre, schütze und mit vollgültiger Autorität erkläre: zugleich hat er befohlen, dass alle Völker seine Kirche, wie ihn selbst hören sollen; die Zuwiderhandelnden soll ewiges Verderben treffen. Daraus ergibt sich, dass der Mensch an Gott seinen besten und zuverlässigsten Lehrer findet, der da die Quelle und der Ursprung aller Wahrheit ist, wie an dem Eingeborenen, der im Schoße des Vaters ist, der da ist der Weg, die Wahrheit, das Leben und das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, und auf dessen Wort alle gelehrig hören müssen: „Und sie werden alle gerne von Gott belehrt sein“ (Joh 6, 45).<br />
<br />
'''27''' Auf dem Gebiete des Glaubens und der Sitten hat Gott die Kirche zur Teilnahme am göttlichen Lehramte bestimmt und sie nach seinem göttlichen Wohlgefallen mit Unfehlbarkeit ausgerüstet; deshalb ist sie die höchste und zuverlässigste Lehrerin der Menschen und besitzt das unverletzliche Recht auf Lehrfreiheit. In der Tat hat die Kirche, deren Lebenskraft in den von Gott empfangenen Lehren besteht, keine dringendere Sorge, als die, das ihr von Gott übertragene Amt auch treulich zu verwalten; und mächtiger, als alle sie umgehenden Hindernisse, hat sie niemals den Kampf für ihre Lehrfreiheit aufgegeben. So geschah es, dass der Erdkreis dem kläglichen Aberglauben entrissen und zur Weisheit des Christentums wie neugeschaffen, empor geführt wurde.<br />
<br />
Die Vernunft lehrt aber deutlich, dass die geoffenbarten göttlichen Wahrheiten und die natürlichen sich nicht widersprechen können, so dass, was jenen widerspricht, dadurch auch falsch sein muss. Darum ist das göttliche Lehramt nicht nur kein Hindernis für die Forschung und den wissenschaftlichen Forschritt, noch verzögert es irgendwie die Entwicklung der menschlichen Kultur, sondern verleiht ihnen vielmehr reichliches Licht und sicheren Schutz. Aus eben demselben Grunde trägt sie nicht wenig bei zur Vervollkommnung der menschlichen Freiheit, da es die Lehre Jesu Christi unseres Erlösers ist, dass der Mensch durch die Wahrheit frei werde. „Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Joh 8, 32).<br />
<br />
====Vernunft und Glaube verlangen Einschränkung der Lehrfreiheit====<br />
<br />
Es ist also kein Grund vorhanden, dass sich die wahre Freiheit beklagen könnte, noch auch können der Wissenschaft, sofern sie diesen Namen verdient, jene gerechten und notwendigen Gesetze schwer fallen, welche die Lehre des Einzelnen Schranken setzen, wie sie Kirche und Vernunft übereinstimmend fördern. <br />
<br />
'''28''' Wenn auch die Kirche hierin besonders und zu allermeist den Schutz des christlichen Glaubens im Auge hat, so sucht sie doch auch jede menschliche Wissenschaft zu pflegen und zu heben. Den Beweis liefert dafür die Erfahrung allenthalben. Die schönen Wissenschaften sind ja nach wirklich gut und lobenswert und wert, dass man sie eifrig betreibt. Außerdem trägt jede Art von Gelehrsamkeit, welche die rechte Vernunft erworben hat, und welche der Wirklichkeit entspricht, sehr viel bei zur Beleuchtung jener Wahrheiten, welche wir auf das Wort Gottes hin glauben. In der Tat, es ist das hohe Verdienst der Kirche, die Denkmäler der Weisheit des Altertums ruhmvoll erhalten zu haben, der Wissenschaft eine Zufluchtsstätte eröffnet, den Wettkampf der Geister immer von neuem angespornt und mit großem Eifer die Künste gepflegt zu haben, mit welchen die Bildung unserer Zeit so gerne sich schmückt.<br />
<br />
====Der freien Forschung bleibt ein großes Feld====<br />
<br />
Endlich dürfen wir nicht vergessen, dass noch ein sehr weites Feld offen steht, auf welchem die menschliche Tätigkeit sich ausdehnen und die Geister sich ungehindert üben können. Hierher gehören alle jene Fragen, die mit der Glaubens- und christlichen Sittenlehre nicht in notwendigem Zusammenhange stehen, oder über welche jeder Gelehrte seine Ansicht voll und frei beibehalten kann, weil die Kirche mit ihrer Autorität nicht für die eine oder andere eintritt, oder jene Fragen, in welchen die Kirche kein Urteil gefällt, sondern ausdrücklich die Sache den Gelehrten zur weiteren Untersuchung überlassen hat. <br />
<br />
====Der Liberalismus will für sich Freiheit, aber nicht für die Kirche====<br />
<br />
'''29''' Aus all diesem erkennen wir, was von jener Art Freiheit zu halten ist, welche die Anhänger des Liberalismus mit stets gleichem Eifer erstreben und anpreisen. Auf der anderen Seite verlangen sie für sich und den Staat eine solche Zügellosigkeit, dass sie sich nicht scheuen, jedem verderblichen Irrtum Tür und Tor zu öffnen; auf der anderen Seite hindern sie in vielfacher Weise die Kirche und beschränken ihre Freiheit so viel als nur möglich, obgleich sie von der Lehre der Kirche keinen Schaden zu fürchten haben, wohl aber große Vorteile sich versprechen könnten. <br />
<br />
===Die Gewissensfreiheit===<br />
<br />
====Die falsche und die wahre Gewissensfreiheit====<br />
<br />
'''30''' Viel gepriesen wird auch die sogenannte Gewissensfreiheit. Wird sie in dem Sinne verstanden, dass jeder nach seinem Belieben Gott verehren oder auch nicht verehren mag, so ist sie durch das bereits Gesagte hinlänglich abgetan. Aber man kann sie auch in dem Sinn auffassen, dass es dem Bürger im Staate ungehindert gestattet sein soll, nach seiner Gewissenspflicht Gottes Willen zu erfüllen und dessen Gebote zu halten. Das ist jene wahre Freiheit, wie sie den Kindern Gottes wohl ansteht, welche die Würde der menschlichen Person aufs heiligste schützt und nicht Gewalt noch Zwang duldet. Diese Freiheit haben die Apostel sich standhaft gewahrt, die Apologeten durch ihre Schriften für unverletzlich erklärt, und die Martyrer in unübersehbarer Zahl mit ihrem Blute geweiht. Und mit Recht! Dem diese christliche Freiheit anerkennt die so hohe und heilige Oberherrlichkeit Gottes über die Menschen, aber ebenso auch di erste und höchste Pflicht der Menschen, die sie gegen Gott haben. Sie hat nichts gemein mit jenen aufrührerischen und unbotmäßigen Geiste, und nie darf man von ihr denken, als wolle sie der öffentlichen Gewalt den Gehorsam verweigern: denn zu befehlen und die Ausführung des Befehles zu verlangen, hat die menschliche Gewalt nur insofern das Recht, als sie nicht in Widerspruch gerät mit Gottes Gewalt und nur in den Grenzen der von Gott gesetzten Ordnung sich hält. Sollte aber etwas befohlen werden, was dem Willen Gottes offenbar widerspricht, so wiche dieser Befehl von jener Ordnung ab und geriete in Konflikt mit der Autorität Gottes: und da wäre es recht, nicht zu gehorchen.<br />
<br />
====Der Liberalismus knebelt die wahre Gewissensfreiheit====<br />
<br />
'''31''' Die Anhänger des Liberalismus, welche der weltlichen Obrigkeit eine oberhirtliche und unbegrenzte Gewalt zuerkennen und behaupten, der Mensch habe in seinem Leben auf Gott keine Rücksicht zu nehmen, wollen von einem Zusammenhang der Freiheit mit Sittlichkeit und Religion durchaus nichts wissen; was immer zum Schutze dieser Freiheit geschieht, wird als Rechtsverletzung und als Staatsverbrechen gebrandmarkt. Wollten sie sagen, was sie wirklich meinen, so gäbe es keine noch so ungeheuerliche Gewalt, der man nicht gehorchen und die man nicht ertragen müsste. <br />
<br />
==Die wahre Toleranz==<br />
<br />
'''32''' Die Kirche wünscht von Herzen, dass die oben berührten christlichen Grundsätze alle Zweige des Staatslebens ganz durchdringen möchten. In ihnen liegt eine überaus große Heilkraft gegen die vielen und großen Übel unserer Zeit, die großenteils aus jenen vielgepriesenen Freiheiten entstanden sind, in denen man die Quelle des Heiles und des Ruhmes gefunden zu haben glaubte. Der Erfolg hat diese Hoffnung zerstört. An Stelle der süßen und heilbringenden Früchte sind bittere und verdorbene gewachsen. Sucht man ein Heilmittel, so möge es gesucht werden in der Rückkehr zu den gesunden lehren, von denen allein man die Erhaltung der Ordnung und somit den Schutz der Freiheit zuversichtlich erwarten kann. <br />
<br />
===Toleranz darf zuweilen geübt werden===<br />
<br />
'''33''' Nichtsdestoweniger hat die Kirche ein mütterliches Auge für die menschliche Schwäche, die sich so gewaltig geltend macht, und sie verkennt nicht die Richtung, in welcher in unseren Tagen die Geister und Verhältnisse treiben. Obgleich sie nur der Wahrheit und Sittlichkeit Rechte zuerkennt, so hat sie doch nicht dagegen, dass die öffentliche Gewalt etwas duldet, was der Wahrheit und Gerechtigkeit zuwider ist, wenn es sich darum handelt, ein größeres Übel zu verhindern oder ein wahres Gut zu erlangen oder zu schützen. Selbst der unendliche, gütige Gott, der alles kann, duldet in seiner weisen Vorsehung manches Übel in der Welt, teils damit nicht größere Güter verhindert werden, teils damit nicht noch größere Übel entstehen. Die Staatsregierungen sollen hierin dem Regierer der Welt nachahmen: Da die menschliche Obrigkeit nun einmal nicht alle Übel verhindern kann, muss sie „manches dulden und ungestraft dahingehen lassen, was aber durch Gottes Vorsehung bestraft wird und zwar mit Recht“ (Augustinus, de lib. Arb. I. 6. n. n. 14).<br />
<br />
===Toleranz darf das Übel nicht gut heißen===<br />
<br />
Wenn auch das menschliche Gesetz unter solchen umständen um des Gemeinwohles willen – und nur aus diesem Grunde – ein Übel dulden kann oder sogar folgen muss, so darf es doch nie das Übel gutgeheißen oder in sich wollen; denn das Übel ist der Mangel eines Gutes und widerspricht mithin dem Gemeinwohl, das der Gesetzgeber anstreben und schützen muss, so viel er nur kann. Auch hierin hat sich das menschliche Gesetz Gott zum Vorbild zu nehmen, der dadurch, dass er Böses in der Welt zulässt, „weder will, dass Böses geschieht, noch will, dass das Böse nicht geschehe, sondern zulässt, dass es geschehe; und das ist gut“ (Thomas I. q. 19. a. 9 ad 3). Diese Worte des englischen Lehrers enthalten kurz die ganz Lehre von der Zulassung des Bösen.<br />
<br />
===Diese Duldung darf nicht die Grenzen der Klugheit überschreiten===<br />
<br />
'''34''' Aber, wenn man die Sache richtig beurteilen will, muss man zugeben, dass ein Staat um so weiter von seinem Ideale sich entfernet, je mehr er Böses zulassen muss; deshalb muss die Duldung des Bösen, da sie zu den Geboten der politischen Klugheit gehört, unbedingt in jenen Grenzen sich halten, welche der Zweck des Staates, d.h. das Gemeinwohl, verlangt. Wenn sie dem öffentlichen Wohle schadet und noch größere Übel verursacht, so darf sie folgerichtig nicht angewendet werden weil unter solchen Umständen kein Gut mehr erreicht wird. Wenn es aber geschieht, dass die Kirche unter besonders gearteten staatlichen Verhältnissen, bei gewissen modernen Freiheiten schweigt – nicht als ob sie diese an sich wünschte, sondern weil sie glaubt, die Duldung sei das Beste – so würde sie, wenn die Verhältnisse sich bessern würden, sich ihrer Freiheit wieder bedienen, um durch Rat, Mahnung und Bitten, wie es das von Gott ihr aufgetragene Amt erheischt, für das ewige Heil der Menschen Sorge zu tragen. Es bleibt ewig wahr: jene Freiheit, die allen gewährt wird und unterschiedslos sich über alles erstreckt, ist, dass der Irrtum dasselbe Recht besitze wie die Wahrheit.<br />
<br />
===Der Liberalismus huldigt einer falschen Toleranz===<br />
<br />
'''35''' Was aber die Toleranz betrifft, so welchen die Anhänger des Liberalismus himmelweit ab von dem gerechten und klugen Vorgehen der Kirche. Indem sie den Bürgern in all den Dingen, von denen wir geredet; unbegrenzte Zügellosigkeit gewähren, überschreiten sie alles Maß und gelangen schließlich dahin, dass sie der Sittlichkeit und Wahrheit nicht mehr Recht zuzuerkennen scheinen als dem Irrtum und der Unsittlichkeit. Die Kirche wird als unduldsam und hart geschmäht, sie die Säule und Grundfeste der Wahrheit und unfehlbare Lehrerin der Sitten, weil sie diese Art von zügelloser und schmachvoller Toleranz stets pflichtmäßig verwirft und für unerlaubt erklärt. Bei diesem Beginnen merken jene Liberalen nicht einmal, dass sie lästern, was sie loben sollten. Während sie sich mit der Toleranz brüsten, kommt es oft vor, dass sie zurückhaltend und karg sind, wo es sich um die katholische Sache handelt; und eben dieselben, die nach allen Seiten reichlich Freiheit gewähren, verweigern sie vielfach der Kirche.<br />
<br />
==Zusammenfassung der Lehre über die Freiheit==<br />
<br />
'''36''' Fassen wir der Klarheit halber die ganze Ausführung mit ihren Folgerungen der Hauptsache nach kurz zusammen, so ist der Kern der Sache dieser: es ist notwendige Wahrheit, dass der ganze Mensch vollkommen und zu jeder Zeit in der Hand Gottes ist; deshalb kann eine menschliche Freiheit, die nicht Gott unterworfen und seinen Willen nicht untertan ist, nicht gedacht werden.<br />
<br />
===Der konsequente Liberalismus leugnet die Oberherrlichkeit Gottes===<br />
<br />
Die Oberherrlichkeit Gottes leugnen oder sich ihr nicht fügen wollen, ist nicht das Zeichen des freien Mannes, sondern des Empörers, der seine Freiheit missbraucht; gerade aus dieser Gesinnung entsteht und in ihr besteht der Grundirrtum des Liberalismus. Er hat aber verschiedene Formen. Der Wille kann in verschiedener Weise und in verschiedenem Maße den Gehorsam verweigern, den er Gott oder den Stellvertretern der göttlichen Gewalt schuldet.<br />
<br />
'''37''' Die Oberherrlichkeit Gottes, des Allerhöchsten, vollständig verachten und jeden Gehorsam einfachhin im öffentlichen wie im privaten und häuslichen Leben verweigern, ist der schlimmste Missbrauch der Freiheit und darum die schlechteste Art des Liberalismus; von dieser gilt durchaus alles, was wir bis jetzt gegen ihn gesagt haben.<br />
<br />
=== Der gemäßigtere Liberalismus fordert Trennung von Kirche und Staat===<br />
<br />
'''38''' Ihm zunächst steht die Lehre jener, welche zwar zugeben, dass wir uns Gott, dem Schöpfer und Herrn der Welt, unterwerfen müssen, da ja durch seinen Willen die ganze Natur hervorgebracht sei; aber sie weisen sie durch die Autorität Gottes uns auferlegten Gesetze in Sachen des Glaubens und der Sitte, welche die Vernunft aus sich nicht erkennt, in kecker Weise zurück, oder sie behaupten wenigstens, man habe sie namentlich im öffentlichen Staatsleben, nicht zu berücksichtigen. Wir haben oben gezeigt, wie sehr sie im Unrecht sind und wie offenbar sie sich widersprechen. Aus dieser Lehre entspringt, wie aus ihrer Hauptquelle, jene verderbliche Lehre von der Trennung von Kirche und Staat. Und doch ist es klar, dass diese beiden Gewalten, wenn auch nach Aufgabe und Würde verschieden, unter sich durch einträchtiges Handeln und wechselseitige Dienstleistung harmonieren müssen. <br />
<br />
====Einige wollen die Kirche ganz ignorieren====<br />
<br />
'''39''' Diese Art des Liberalismus teilt sich in zwei Richtungen. Manche verlangen, der Staat solle ganz und gar von der Kirche getrennt sein, in dem Sinne, dass alle Rechtsverhältnisse der Bürger, alle Einrichtungen, Sitten, Gesetze, Staatsämter, aller Jugend-Unterricht keine Rücksicht auf die Kirche nehmen, wie wenn sie gar nicht existierte; höchstens will man den einzelnen Bürgern gestatten, nach Belieben im Privatleben ihre Religion auszuüben. Gegen diese richtet sich die ganze Macht unserer Beweise, mit denen Wir die Ansicht von der Trennung der kirchlichen und staatlichen Angelegenheiten bekämpft haben. Wir fügen nur noch hinzu, dass es unsinnig ist, zu sagen, der einzelne Bürger habe die Kirche zu respektieren, die Gesamtheit der Bürger aber nicht.<br />
<br />
====Andere wollen der Kirche ihre Rechte absprechen====<br />
<br />
'''40''' Die anderen sind nicht dagegen, dass die Kirche existiere; sie können auch nicht dagegen sein. Sie rauben ihr aber den ihr eignen Charakter und die ihr zukommenden Rechte einer vollkommenen Gesellschaft; sie behaupten, sie habe nicht das Recht, Gesetze zu erlassen, zu richten und zu bestrafen, sie dürfe nur jene, die sich ihr aus eigenem Antriebe und freiwillig unterwerfen, ermahnen, beraten und leiten. Sie erstellen also durch ihre Lehre den Charakter dieser Gesellschaft, sie schwächen und beschränken ihre Autorität, ihr Lehramt und ihre ganze Wirksamkeit; die Staatsgewalt aber heben sie so hoch empor, dass sie der staatlichen Macht und Botmäßigkeit auch die Kirche unterwerfen, als wäre sie bloß eine jener freien Vereinigung von Bürgern.<br />
<br />
Zur Widerlegung dieser Ansicht genügen jene Beweisgründe, welche den Apologeten geläufig und von Uns nicht übergangen sind, namentlich in dem Rundschreiben Immortale Die (Die Kirche und der Staat), aus denen hervorgeht: es ist von Gott angeordnet, dass die Kirche alles Macht besitze, welche zum Wesen und zu den Rechten einer rechtmäßigen, höchsten und in jeder Hinsicht vollkommenen Gesellschaft gehört.<br />
<br />
===Das Staatskirchentum ist zu verwerfen===<br />
<br />
'''41''' Viele endlich wollen keine Trennung von Kirche und Staat; aber sie meinen, man müsse darauf hinarbeiten, dass die Kirche sich den Zeitverhältnissen fügen und sich beugen und anschmiegen müsse an das, was die heutige Staatsklugheit in der Staatsverwaltung verlangt. Diese Ansicht ist falsch, so lange es sich um eine gewisse Billigkeit handelt, welche sich mit der Wahrheit und Gerechtigkeit verträgt; wenn nämlich die Kirche im Hinblick auf einen großen Vorteil sich nachgiebig zeigt und den Zeitverhältnissen sich anpasst, so weit sie es ohne Verletzung ihres heiligen Amtes vermag. Aber anders fällt unser Urteil aus, wenn es sich um Dinge und Lehren handelt, welche die veränderten Sitten und ein falsches Urteil gegen alles Recht eingeführt haben. Keine Zeit kann der Religion, der Wahrheit und der Gerechtigkeit entbehren. Da aber befohlen, dass die Kirche diese höchsten und heiligsten Dinge zu schützen hat, so gibt es nichts Verkehrteres, als zu verlangen, die Kirche solle Irrtum und Ungerechtigkeit stillschweigend dulden oder nachsichtig sein gegen das, was der Religion schadet.<br />
<br />
===Es ist unerlaubt, die „modernen“ Freiheiten schrankenlos zu gewähren===<br />
<br />
'''42''' Aus dem Gesagten ergibt sich, dass es niemals erlaubt ist, die Gedankenfreiheit, Pressefreiheit, Lehrfreiheit, sowie unterschiedslose Religionsfreiheit zu fordern, zu verteidigen, oder zu gewähren, als seien dies ebenso viele Rechte, welche die Natur dem Menschen verliehen habe. Hätte die Natur diese Rechte verliehen, so wäre es erlaubt, Gottes Oberherrlichkeit zu bestreiten, und der menschlichen Freiheit könnten durch kein Gesetz Schranken gezogen werden. – Ebenso folgt aus dem Gesagten, dass jene Freiheiten, wenn vernünftige Gründe vorhanden sind, geduldet werden können, unter der Bedingung, dass sie nicht schrankenlos sind, auch dass sie nicht in Zügellosigkeit und Frechheit ausarten. Wo aber diese Freiheiten eingeführt sind, da sollen die Bürger sie nur Benutzen, um recht zu handeln und darüber denken, was die Kirche darüber denkt. Jede Freiheit kann nur insoweit als eine rechtmäßige betrachtet werden, als sie eine größere Möglichkeit zum sittlichen handeln bietet; sonst nie.<br />
<br />
===Die Menschen sind nicht an eine bestimmte Staatform gebunden===<br />
<br />
'''43''' Dort, wo die Staatsgewalt die Untertanen bedrückt und ausbeutet, so dass die Bürgerschaft unter ungerechter Gewalt seufzt oder die Kirche ihrer gebührenden Freiheit beraubt wird, da ist es erlaubt, eine andere Staatsverfassung anzustreben, in welcher Freiheit gewährt wird; hier verlangt man nicht nach jener maßlosen und falschen Freiheit, sondern es wird eine Milderung zum Wohle aller gesucht und dies geschieht nur deshalb, damit dort, wo dem Bösen Freiheit gelassen wird, einem nicht auch noch die Möglichkeit genommen wird, das Gute zu tun. <br />
<br />
'''44''' Auch ist es keine Pflichtverletzung, lieber eine Staatsverfassung zu haben, welche durch eine Volksvertretung gemäßigt ist, solange dabei die katholische Lehre von dem Ursprung und der Anwendung der Staatsgewalt gewahrt bleibt. Die Kirche verwirft keine jener verschiedenen Staatsformen, solange sie aus sich geeignet sind, das Gemeinwohl zu besorgen; sie verlangt aber, dass die einzelnen Verfassungen, wie es ja auch die Natur verlangt, ohne Rechtsverletzung zustande kommen namentlich unter Wahrung der kirchlichen Rechte. <br />
<br />
'''45''' Es ist gut, sich am öffentlichen Leben zu beteiligen, außer wenn es irgendwo wegen der besonderen Staats- und Zeitverhältnisse verboten ist; ja die Kirche billigt es sehr, das die Einzelnen ihre Kräfte in den Dienst des Gesamtwohles stellen, und so viel als sie können zum Schutze, zur Erhaltung und zur Blüte des Staates beitragen. <br />
<br />
'''46''' Auch das verurteilt die Kirche nicht, dass ihr Volk keinem Auswärtigen noch einen Herrn im eigenen Lande dienen will, solange die Gerechtigkeit dabei gewahrt bleibt. Auch tadelt sie die nicht, welche dahin streben, dass die Staaten nach ihren eigenen Gesetzen leben und den Bürgern die größtmögliche Gelegenheit gegeben wird, ihre Lage zu verbessern. Die Kirche war stets die treueste Förderin der maßvoll gehaltenen bürgerlichen Freiheiten. Zeugen dafür sind vor allem die italienischen Städte. Zur Zeit, als die heilsame Macht der Kirche alle Verhältnisse des Gemeinwesens ungehindert durchdrang, haben sie vermöge ihrer Munizipalverwaltung eine Zeit der Blüte, des Reichtums und des Ruhmes gehabt.<br />
<br />
==Ausblick zu Gott==<br />
<br />
'''47''' Ehrwürdige Brüder, Wir vertrauen, dass das, was Wir hier Unserm apostolischen Amte gemäß Euch im Lichte des Glaubens und der Vernunft gelehrt haben, reichliche Frucht in Zukunft tragen werde, zumal wenn Ihr Uns unterstützt.<br />
<br />
Wir aber erheben in der Demut Unseres Herzens unsere Augen zu Gott und bitten ihn inständig, er möge den Menschen gnädig das Licht seiner Weisheit und seines Rates verleihen, damit sie doch in Kraft dieser himmlischen Gnaden in diesen hochwichtigen Fragen die Wahrheit erkennen und demgemäss ihr privates und öffentliches Leben zu jeder Zeit mit ungebeugter Standhaftigkeit auch noch der Wahrheit einrichten.<br />
<br />
Als Unterpfand dieser himmlischen Gaben und zum Zeichen Unseres Wohlwollens erteilen Wir Euch, Ehrwürdige Brüder, Eurem Klerus und Eurem Volke, dem Ihr vorsteht, gern den Apostolischen Segen im Herrn.<br />
<br />
<center> Gegeben zu Rom bei St. Peter, den 20. Juni 1888, </center><br />
<center> im elften Jahre Unseres Pontifikates </center><br />
<br />
<center> [[Leo XIII.]] [[Papst|PP.]] </center><br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Hymnos_Ak%E1thistos&diff=451682008-09-10T11:31:33Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Emmanuel-Ikone.jpg|thumb| Die Gottesgebärerin]]<br />
<br />
Der '''[[Hymnus]] "Akáthistos"''' gilt als die älteste und schönste Mariendichtung und wird seit über 1200 Jahren in der Ostkirche gebetet und gesungen. <br />
<br />
In verschiedenen Entstehungsgeschichten mischen sich byzantinische und heidnische Historie und Legende und berichten von seiner gewaltigen Kraft bei der Abwehr von Angriffen auf das christliche Byzanz-Konstantinopel. G. G. Meersseman O.P.hat die wissenschaftlichen Aspekte der Entstehungsgeschichte und damit zusammenhängend vermutbarer Autorschaft dargestellt. Das traditionelle Attribut a-káhistos bedeutet, "nicht im Sitzen" zu singen und betont das Hervorragende gerade dieses Hymnos' im Gegensatz zu anderen, gewöhnlich sitzend wiedergegebenen. Im ersten (Strophen 1-6) und zweiten (7-12) Viertel orientiert sich der Text weitgehend am Lukas-Evangelium, verwendet daneben geringfügig verschiedene Apokryphen und setzt mit einer Fülle von "Begrüßungen" der Mutter Gottes den Englischen Gruß Gabriels fort. Das dritte (Strophen 13-18) und vierte (19-24) Viertel meditieren über das neue Schöpfungswunder der [[Menschwerdung]] Christi aus Maria und über die Wirkungen dieses seines Erlösungswerkes durch die Zeiten bis zu den beispiellosen Gedankengängen einer umgreif enden kosmischen Frömmigkeit. Hier können sich urchristlich chaldäische [[Weisheit]] und Erkenntnisse des Raumfahrtzeitalters dialogisch ergänzen. <br />
<br />
Erbarmen, Wegweisung und [[Fürbitte]] - Grundtypen der Marienikonen - bestimmen auch die Dimensionen der tiefsten Marienandacht. Ihre 24 Strophen beginnen im Griechischen nacheinander mit sämtlichen Buchstaben des Alphabets. Strophe für Strophe erweist eine geradezu schöpferische Synthese von Paradoxien als dichterisches Prinzip. Diese Tatsache lässt den uralten Text aber zugleich in lebendigem Bezug zur Gegenwart vernehmen. Erfahren wir doch selbst ein Leben voller Widersprüche in Fragen nach dem Diesseits wie nach dem Jenseits. In einer vergleichsweise ähnlich angespannten Existenz muss sich also schon der griechische Dichter - wer immer es nun sei - erlebt haben, als er die Mittel seiner Sprache und des seinerzeitigen Bildungsbewusstseins beschwor, Unwahrscheinliches und Widersprüchliches provokativ zu formulieren, um es alsdann im Lichte christlichen Glaubens zu meditieren: "Sei gegrüßt, Unversöhnliches hast du versöhnt. "<br />
<br />
Der erste und zweite Teil erzählt die Heilsgeschichte; der dritte und vierte Teil ist theologisch-dogmatischer Natur und preist die neue Schöpfung, die durch Inkarnation und Erlösung geschieht. Es kann jeder Teil separat gebetet werden. Am Ende jeden Teils endet man<br />
dann mit dem Schlussgebet. <br />
<br />
==Vorspann==<br />
'''Ist ein [[Priester]] gegenwärtig, beginnt man folgendermaßen: ''' <br><br />
'''P: ''' Gepriesen sei unser + [[Gott]] allezeit, jetzt und immerdar und von [[Ewigkeit]] zu Ewigkeit. <br><br />
'''A: ''' Amen.<br />
<br />
'''Ist kein Priester gegenwärtig, beginnt man wie folgt: ''' <br><br />
Im Namen des [[Gott Vater|Vaters,]] des[[ Jesus Christus|Sohnes]] und des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]]. [[Amen]]. (dreimal)<br />
<br />
Durch die [[Gebet]]e unserer heiligen Väter, Herr Jesus Christus, erbarme Dich unser.<br />
<br />
Ehre sei + Dir, unser Gott, Ehre sei Dir. <br><br />
Himmlischer [[Christus König|König]], Tröster, Geist der Wahrheit,* der Du überall bist und alles erfüllst,* Schatzkammer aller guten Gaben und Spender des Lebens.* Komm und nimm Wohnung in uns,* reinige uns von jeglichem Makel* und rette, o Guter, unsere Seelen. Heiliger + Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser. (dreimal)<br />
<br />
Ehre sei dem + Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste,* jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.<br />
<br />
Allheilige [[Dreifaltigkeit]], erbarme Dich unser,* Herr, mach uns rein von unseren Sünden.* Gebieter, vergib unsere Verfehlungen,* Heiliger, blick auf uns hernieder und heile unsere Schwächen* um Deines Namens Willen.<br />
<br />
Herr, erbarme Dich. (dreimal)<br />
<br />
Ehre sei dem + Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste,* jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.<br />
<br />
Vater unser im Himmel,* geheiligt werde dein Name.* Dein Reich komme.* Dein Wille geschehe,* wie im Himmel, so auf Erden.* Unser tägliches Brot gib uns heute.* Und vergib uns unsere Schuld,* wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.* Und führe uns nicht in Versuchung,* sondern erlöse uns von dem Bösen. <br />
<br />
'''Nur wenn ein Priester gegenwärtig ist: ''' <br><br />
'''P: ''' Denn Dein ist das Reich, die Macht und die Herrlichkeit, des Vaters + und des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. <br><br />
'''A: ''' Amen.<br />
<br />
==Hier beginnt der eigentliche Hymnos "Akáthistos"==<br />
<br />
Unbesiegbare Heerführerin, dir gelten die Lieder des Sieges! Aus der Gefahr befreit, bringt deine Stadt, Gottesgebärerin, dir Hymnen des Dankes entgegen. Du, von unwiderstehlicher Macht, befreie mich von jeder Gefahr, damit<br />
ich dir zurufen kann: <br><br />
'''A: ''' Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter!<br />
<br />
===1. Teil Die Verkündigung des Herrn (Lk 1,26-38)===<br />
<br />
'''P: ''' Aus dem [[Himmel]] her trat ein [[Erzengel Gabriel|Erzengel]] in die Welt des Sichtbaren, der [[Gottesmutter]] den Freudengruß zu sagen. Und als er dich mit seinem leiblosen Wort zugleich leibhaft werden sah, o Herr, da stand er außerstande und jubelte ihr zu: Sei gegrüßt, durch dich leuchtet das Heil hervor; sei gegrüßt, dunkel wird das Unheil vor dir. <br />
<br />
Sei gegrüßt, den gefallenen [[Adam]] richtest du wieder auf; <br><br />
sei gegrüßt, von ihren Tränen erlösest du Eva. <br><br />
Sei gegrüßt, allem menschlichen Überlegen hoch überlegen bist du; <br><br />
sei gegrüßt, so abgrundtief erschauen dich die [[Engel]] nicht einmal. <br><br />
Sei gegrüßt, von Uranfang des Friedefürsten Thron; <br><br />
sei gegrüßt, denn du trägst den, der alles erträgt. <br><br />
Sei gegrüßt, du Stern, der offenbart die Sonne; <br><br />
sei gegrüßt, aus deinem Leib wird Gott der Menschensohn. <br><br />
Sei gegrüßt, aus dir wird die [[Schöpfung]] neu geboren; <br><br />
sei gegrüßt, durch dich wirkt der [[Schöpfer]] ungeboren als Kind. <br><br />
Sei gegrüßt,* du [[Jungfrau Maria|jungfräuliche Mutter]]!<br />
<br />
'''P: ''' So ganz ihres lauteren [[Wesen]]s inne bekannte sie vor Gabriel: Das Wunder deiner Rede vermag ich nicht wahrzuhaben; denn mit Jauchzen kündest du mir die göttliche Erwählung an: [[Halleluja]], Halleluja,* Halleluja!<br />
<br />
'''P: ''' Die unerkannte Kunde zu erkunden suchend, flehte die Jungfrau zum Gottesdiener: Wie es mir möglich sei, aus meinem unversehrten Leibe Gottes Sohn zu gebären, das sollst du mir sagen! Jener aber sprach voll Schauer, umso mehr ihr verkündend:<br />
<br />
Sei gegrüßt, der geheimnisvolle Ratschluss ist dir anvertraut; <br><br />
sei gegrüßt, Vertrauende, da es des Schweigens bedarf. <br><br />
Sei gegrüßt, der [[Wunder]] Christi bist du der Anbeginn; <br><br />
sei gegrüßt, der Inbegriff von allen seinen Lehren bist du. <br><br />
Sei gegrüßt, Himmelsleiter, darauf Gott herniederstieg; <br><br />
sei gegrüßt, unsere Brücke von der Erde zum Himmelreich. <br><br />
Sei gegrüßt, von den Engeln wieder und wieder erwogenes Wunder; <br><br />
sei gegrüßt, du für die Widersacher heillose Wunde. <br><br />
Sei gegrüßt, empfangen hast du unsagbar das Licht; <br><br />
sei gegrüßt, niemanden hast du gelehrt, wie solches geschieht. <br><br />
Sei gegrüßt, die der Weisen Weisheit übertrifft; <br><br />
sei gegrüßt, die der Gläubigen Glauben vertieft. <br><br />
Sei gegrüßt,* du jungfräuliche Mutter!<br />
<br />
'''P: ''' Da überschattete die Kraft des Allerhöchsten die Unvermählte, und ihren mütterlichen Schoß ließ sie einen würdigen Nährboden werden allen, die Erlösung ernten wollen, indem sie also singen: Halleluja, Halleluja,* Halleluja!<br />
<br />
'''Besuch Mariens bei Elisabeth (Lk 1,39-56) ''' <br><br />
'''P: ''' Da Maria Gott empfangen, eilte sie zu Elisabeth. Deren Ungeborenes erkannte sogleich ihren liebenden Gruß und freute sich ihrer Freude, als sänge es der Mutter Gottes: <br />
<br />
Sei gegrüßt, Reis des nie verdorrenden Stammes; <br><br />
sei gegrüßt, reich bist du an lauterer Frucht. <br><br />
Sei gegrüßt, du ernährst den, der uns Nahrung gewährt; <br><br />
sei gegrüßt, du geleitest zum Leben den, der unser Leben leitet. <br><br />
Sei gegrüßt, solchen Reichtum des Erbarmens ziehst du auf deiner Flur; <br><br />
sei gegrüßt, wie von einem Altar hebst du den Segen der Versöhnung. <br><br />
Sei gegrüßt, dass du dem Leibe Stärkung in Fülle gewährst; <br><br />
sei gegrüßt, dass du den Seelen die bergende Hülle bereitest. <br><br />
Sei gegrüßt, des Lobgesanges Weihe; <br><br />
sei gegrüßt, du Aussöhnung für das unendliche All. <br><br />
Sei gegrüßt, du bist Gottes Wohlgefallen bei den Sterblichen; <br><br />
sei gegrüßt, der Sterblichen Fürbitte bei Gott bist du. <br><br />
Sei gegrüßt,* du jungfräuliche Mutter!<br />
<br />
'''Die Zweifel des heiligen Josef (Mt 1,18-21) ''' <br><br />
'''P: ''' Ein innerer Ansturm zweideutiger Gedanken verwirrte den besonnenen Josef. Er, der dich als die Unvermählte kannte, tadelte dich im Argwohn hinterlistiger Verbindung, du ohne Fehl. Als er aber deiner Erwählung vom Heiligen Geiste gewahr wurde, sprach er: Halleluja, Halleluja,* Halleluja!<br />
<br />
===2. Teil Die Anbetung der Hirten (Lk 2,8-20)===<br />
<br />
'''P: ''' Aus den Jubelchören der Engel vernahmen die Hirten die fleischgewordene Gegenwart Christi. Wie zu einem Hirten liefen sie zu ihm und sahen das Lamm Gottes unschuldig in Mariens Schoße weiden. Da jubelten auch sie:<br />
<br />
Sei gegrüßt, des [[Agnus Dei|Lammes]] Mutter und des Hirten; <br><br />
sei gegrüßt, Hürde der geistigen Schafe <br><br />
Sei gegrüßt, du beschützest vor den unerkannten Gegnern; <br><br />
sei gegrüßt, du erschließest das Heiligtum des Paradieses. <br><br />
Sei gegrüßt, die [[Himmel]] jauchzen mit der [[Erde]]; <br><br />
sei gegrüßt, in Christus frohlocken alle Geschöpfe. <br><br />
Sei gegrüßt, durch dich sind die [[Apostel]] mündig geworden; <br><br />
sei gegrüßt, an dir haben die Märtyrer Gleichmut gewonnen. <br><br />
Sei gegrüßt, du starker Halt des Glaubens; <br><br />
sei gegrüßt, du lichte Offenbarung der Gnade. <br><br />
Sei gegrüßt, durch dich wird die Unterwelt entmachtet; <br><br />
sei gegrüßt, von dir sind wir im Glauben ermächtigt. <br><br />
Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter!<br />
<br />
'''Die Anbetung der Sterndeuter (Mt 2,1-12) ''' <br><br />
'''P: ''' Einen Stern beachteten die Weisen, der sie auf Gott hin deutete. Sie vermochten dessen Weisung zu folgen und hielten sich daran gleichwie an eine Fackel. So fanden sie den Herrschenden-Mächtigen. Nun ihm nahe, sagten sie dem Unnahbaren ihre Liebe zu: Halleluja, Halleluja,. Halleluja!<br />
<br />
'''P: ''' Die den Stern deuten, sahen in den Händen der Jungfrau den, der mit seiner Hand die Menschen gebildet. Eingedenk dessen, dass er in Knechtesgestalt jedoch ihr Gebieter sei, trachteten sie mit ihren ehrenden Gaben ihm zu dienen und der Benedeiten zu huldigen:<br />
<br />
Sei gegrüßt, Mutter des allerheiligsten Sternes; <br><br />
sei gegrüßt, Morgenglanz des mystischen Lebens. <br><br />
Sei gegrüßt, den glühenden Irrtum löschest du aus; <br><br />
sei gegrüßt, allen der [[Dreifaltigkeit]] Geweihten zeigst du ihre Majestät. <br><br />
Sei gegrüßt, Gewalt verwirfst du und Unmenschlichkeit; <br><br />
sei gegrüßt, in Christus schauen wir den Menschenfreund als Herrn. <br><br />
Sei gegrüßt, du befreist uns von heidnischem Götzendienst; <br><br />
sei gegrüßt, du bewahrst uns vor der Ausgeburt der Zwietracht. <br><br />
Sei gegrüßt, du setzest der Anbetung des Feuers ein Ende; <br><br />
sei gegrüßt, du befreist die von Begierden Besessenen. <br><br />
Sei gegrüßt, den Gläubigen weisest du den Weg zur Weisheit; <br><br />
sei gegrüßt, alle Wesen erfüllst du mit [[Seligkeit]]. <br><br />
Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter!<br />
<br />
'''P: ''' Zu gotterfüllten Kindern geworden, kehrten die Seher zurück nach Babyion und erfüllten dort die Prophezeiung, indem sie allen dich als den Messias verkündeten. Herodes, den Heuchler, verließen sie, der Lob zu singen nicht verstand: Halleluja, Halleluja,* Halleluja!<br />
<br />
'''Die Flucht nach Ägypten (Mt 2,13-15) ''' <br><br />
'''P: ''' Nach Ägypten hast du das Feuer der Wahrheit getragen, das Dunkel des Irrwahns hat sich verflüchtigt. Dir, Erretter, unterlagen seine Götzen, da sie an deiner Macht nichts vermochten. Die aber so befreit waren, dankten der Gottesgebärerin: <br />
<br />
Sei gegrüßt, du erneuerst die Würde des Menschen; <br><br />
sei gegrüßt, zu Grunde gehen lässt du die Verführer. <br><br />
Sei gegrüßt, zertreten hast du den betrogenen Betrüger; <br><br />
sei gegrüßt, die vergötterten Abgötter hast du entthront. <br><br />
Sei gegrüßt, du Meer, das verschlungen die Welt der Pharaonen; <br><br />
sei gegrüßt, du Fels, daran getrunken, die nach Leben dürsten. <br><br />
Sei gegrüßt, Flammenzeichen, welches die Umnachteten geführt; <br><br />
sei gegrüßt, du Schutzmantel um aller Welt Drangsal. <br><br />
Sei gegrüßt, du Nahrung, die das Manna abgelöst; <br><br />
sei gegrüßt, denn du dienst mit heiliger Speise. <br><br />
Sei gegrüßt, du Land der Verheißungen; <br><br />
sei gegrüßt, daraus Milch und Honig fließt. <br><br />
Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter.<br />
<br />
'''Die Darstellung Jesu im Tempel (Lk 2,25-35) ''' <br><br />
'''P: ''' Als Simeon bestimmt war, vor der Schwelle zwischen Zeit und Ewigkeit zu stehen, da wurdest du, o Herr, als Kind ihm dargereicht. Er aber schaute zudem den vollkommenen Gott in dir. Außer sich vor Staunen über dein unvorstellbares Dasein rief er aus: Halleluja, Halleluja,. Halleluja!<br />
<br />
===3. Teil Das Mysterium der Menschwerdung des Schöpfers===<br />
''' P: ''' Eine neue [[Schöpfung]] brachte der [[Schöpfer]] hervor, die so noch nie war, da er uns erschien, die wir von ihm geschaffen. Aus dem jungfräulichen Schoß stammt er und behütet ihn, wie er war: - rein, auf dass wir das Wunder wahrhaben und mit Lobgesang<br />
die Gottesmutter preisen:<br />
<br />
Sei gegrüßt, Blüte der Unvergänglichkeit; <br><br />
sei gegrüßt, Sieg der Gewaltlosigkeit. <br><br />
Sei gegrüßt, der Auferstehung leuchtende Spur; <br><br />
sei gegrüßt, den Engeln gleich lebst du im Lichtschein. <br><br />
Sei gegrüßt, herrlich fruchtender Baum, der die Gläubigen labt; <br><br />
sei gegrüßt, schützendes Laubdach, darunter viele sich bergen. <br><br />
Sei gegrüßt, den Ziellosen hast du den Weg gewiesen; <br><br />
sei gegrüßt, anheimgestellt hast du den Unfreien die Freiheit. <br><br />
Sei gegrüßt, ehrfürchtig stehst du vor dem AlI-Richter; <br><br />
sei gegrüßt, in dir findet unser Fehlen Beistand bei ihm. <br><br />
Sei gegrüßt, denen, die ohne Zuversicht wandern, bist du ein Gewand; <br><br />
sei gegrüßt, dein Lieben ist über alles Verlangen groß. <br><br />
Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter!<br />
<br />
''' P: ''' Solch ungewöhnlicher Geburt nachsinnend werden wir dem Gewöhnlichen mehr und mehr entwöhnt und wenden unser Sinnen zum Himmel. Denn der Gewaltige hat die Schwäche des Menschseins auf sich genommen, damit er aus der Tiefe führe, die als Herrn ihn glauben: Halleluja, Halleluja,* Halleluja!<br />
<br />
''' P: ''' Ganz war er eins mit uns bis in den Tod und war seiner Gottheit doch gar nie entkleidet. Nicht dass er etwa von einem Ort hin zu einem andern ging; sondern hernieder kam das unumschränkte Wort in der Niederkunft der Jungfrau. Uns neigt sie sich zu: Sei gegrüßt, Raum Gottes, den der Raum nicht zu fassen vermag;<br />
<br />
sei gegrüßt, Zugang zum unverfügbaren Geheimnis. <br><br />
Sei gegrüßt, den Ungläubigen ein widersprüchliches Gerücht; <br><br />
sei gegrüßt, den Gläubigen ein unwidersprochenes Rühmen. <br><br />
Sei gegrüßt, du auserwähltes Gefährt dessen über den Cherubim; <br><br />
sei gegrüßt, du erlesenes Gefäß dessen über den Seraphim. <br><br />
Sei gegrüßt, Unversöhnliches hast du versöhnt; <br><br />
sei gegrüßt, jungfräulich hast du geboren. <br><br />
Sei gegrüßt, vergänglich geworden ist durch dich unser Vergehen; <br><br />
sei gegrüßt, das Paradies hast du wieder zugänglich gemacht. <br><br />
Sei gegrüßt, du bist der Schlüssel zu Christi Königreich; <br><br />
sei gegrüßt, du nährst die Hoffnung auf die ewige Güte. <br><br />
Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter!<br />
<br />
''' Engel erschauern vor dem Geheimnis der Inkarnation''' <br><br />
''' P: ''' Durch und durch erschauerten die Engel vor dem gewaltigen Geschehen deiner Menschwerdung. Sie nämlich schauten den Unzugänglichen vordem als Gott, nun aber als Menschen zugänglich allen, wie er mitten unter uns wohnt und von uns allen hört: Halleluja, Halleluja,. Halleluja!<br />
<br />
''' Maria thront über den Rhetoren''' <br><br />
''' P: ''' Sprachlos werden die wortwendigen Redner vor dir, o Gottesmutter. Solcher Ohnmacht versagt sich das Wort: wie du jungfräulich gebären konntest. Staunend schauen wir das Geheimnis des Glaubens: <br />
<br />
Sei gegrüßt, du Gefäß der Weisheit Gottes; <br><br />
sei gegrüßt, du Gemach seiner Vorsehung. <br><br />
Sei gegrüßt, Philosophen hast du an die Grenzen geführt; <br><br />
sei gegrüßt, Wissensforschern hast du das Unerforschliche gezeigt. <br><br />
Sei gegrüßt, denn die gelehrten Streiter schwindelte; <br><br />
sei gegrüßt, denn die Mythendichter schwanden dahin. <br><br />
Sei gegrüßt, spitzfindige Denkgeflechte hast du zerrissen; <br><br />
sei gegrüßt, gefüllt hast du die Netze der Fischer. <br><br />
Sei gegrüßt, aus unbekanntem Abgrund hast du uns herausgeführt; <br><br />
sei gegrüßt, bereichert hast du viele an Erkenntnis. <br><br />
Sei gegrüßt, du rettendes Schiff derer, die erstreben das Heil; <br><br />
sei gegrüßt, du Hafen derer, die das Leben erfahren. <br><br />
Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter! <br />
<br />
'''Gott will seine Schöpfung erlösen''' <br><br />
'''P: ''' Der All-Herrscher hat sich erboten, das Universum seiner Schöpfung zu erlösen. Unser Gott, unser Hirte, erschien uns als Lamm. Ihn, der sich für uns und uns zu seinesgleichen bestimmt hat, beten wir an: Halleluja, Halleluja,* Halleluja!<br />
<br />
===4. Teil Maria thront über den Jungfrauen===<br />
'''P: ''' Bei dir, jungfräuliche Gottesgebärerin, sind die Jungfrauen geborgen und alle, die zu dir Zuflucht nehmen. Denn des Himmels und der Erde Schöpfer schmückte dich, Reine, da er in dir als seiner Mutter wohnte und alle lehrte, dir zuzurufen.<br />
<br />
Sei gegrüßt, du Pfeiler der Reinheit; <br><br />
sei gegrüßt, du Pforte zum Erlösungswerk. <br><br />
Sei gegrüßt, durch dich wird der menschliche Geist neu geprägt; <br><br />
sei gegrüßt, du stattest ihn aus mit göttlicher Gnade. <br><br />
Sei gegrüßt, denn du überzeugst jene, die das Vergangene betrog; <br><br />
sei gegrüßt, denn du begeisterst die Entgeisterten. <br><br />
Sei gegrüßt, weil du vernichtest, was die Seelen verdirbt; <br><br />
sei gegrüßt, weil du den gebierst, der Lauterkeit sät. <br><br />
Sei gegrüßt, du Brautgemach des unversehrten Verlöbnisses; <br><br />
sei gegrüßt, die sich ihm vertrauen, die vertraust du dem Herrn. <br><br />
Sei gegrüßt, du keusches Leitbild der Heranwachsenden; <br><br />
sei gegrüßt, bräutlich geleitest du heilige Seelen. <br><br />
Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter!<br />
<br />
'''Maria thront über den Sängern''' <br><br />
'''P: ''' Jeglicher Lobgesang vermisst sich vergebens, das Ausmaß deines unendlichen Erbarmens zu ermessen. Könnten wir dir selbst eben so viele Loblieder opfern, wie Sandkörner sind, Heiliger König, nichts vermochten wir zu vollenden, dem angemessen, was du uns geschenkt hast, die wir zu dir rufen: Halleluja, Halleluja,. Halleluja!<br />
<br />
'''P:''' Im leuchtenden Strahlen kleide den Verblendeten erschienen, schauen wir die Heilige Jungfrau. Seit sie das ewige Feuer ergriffen, führt sie auf immer zur Gotteserkenntnis, strahlenden Blickes den Geist erleuchtend. Wir huldigen ihr mit Rufen:<br />
<br />
Sei gegrüßt, du Morgenstern der geistigen Sonne; <br><br />
sei gegrüßt, du Lichtträger des Allerheiligsten. <br><br />
Sei gegrüßt, du Wetterstrahl, der unsere Seelen trifft; <br><br />
sei gegrüßt, wie vor dem Donnergroll entsetzen sich die Feinde. <br><br />
Sei gegrüßt, du bringst die himmlische Erleuchtung ans Licht; <br><br />
sei gegrüßt, denn dir entquillt, was überquellend uns tränkt. <br><br />
Sei gegrüßt, das heilende Bad stellst du vor; <br><br />
sei gegrüßt, den Makel der Sünde nimmst du fort. <br><br />
Sei gegrüßt, du Schale, darin das Gewissen geläutert; <br><br />
sei gegrüßt, du Kelch, daraus Jubel geschenkt. <br><br />
Sei gegrüßt, du mystische Rose, daraus uns Christus entströmt; <br><br />
sei gegrüßt, du der Inbrunst kostbarer Odem. <br><br />
Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter! <br />
<br />
'''Christus zerreißt den Schuldbrief''' <br><br />
'''P: ''' Weil er aus Liebe alle begnadigen wollte, welche der Strafe schuldig sind, kam ureigens er, der alle Menschen freispricht, heim als ein Fremder zu denen, welche fern seiner Gnade lebten. Und als er so den Schuldbrief zerriss, hörte er aus aller Munde: Halleluja, Halleluja,. Halleluja!<br />
<br />
'''Maria thront über den Heiligen und Priestern''' <br><br />
'''P: ''' Deinem Sohn Lob singend wollen wir alle auch dich als lebendiges Heiligtum preisen, o Gottesgebärerin. Der in deinem Leibe gewohnt hat, der mit seiner Hand alles zusammenhält, der Herr hat dich geheiligt, dich verherrlicht und uns gelehrt, dir zu singen:<br />
<br />
Sei gegrüßt, du Tempel Gottes und des Wortes; <br><br />
sei gegrüßt, heilig bist du über allen Heiligen. <br><br />
Sei gegrüßt, du vom Heiligen Geiste vergoldeter, Schrein; <br><br />
sei gegrüßt, du unschätzbarer Quell des Lebens. <br><br />
Sei gegrüßt, du Ehrenkrone aller, die Gott fürchten; <br><br />
sei gegrüßt, rühmend erhöhst du priesterliche Diener. <br><br />
Sei gegrüßt, bei dir ist die Kirche geborgen; <br><br />
sei gegrüßt, des Reiches uneinnehmbare Mauer. <br><br />
Sei gegrüßt, du setzest Zeichen der Überwindung; <br><br />
sei gegrüßt, durch dich fallen die feind Gesinnten ab. <br><br />
Sei gegrüßt, meine Seele geleitest du; <br><br />
sei gegrüßt, meinen Leib machst du heil. <br><br />
Sei gegrüßt, du jungfräuliche Mutter!<br />
<br />
'''Schlußgebet''' <br><br />
'''P: ''' Du über alles gepriesene Mutter hast geboren das allen Heiligen heiligste Wort. Nimm auf, was wir hier und jetzt vor dich bringen, von allem Missgeschick uns zu befreien, und bewahre uns vor zukünftiger Strafe, die wir einig beten: Halleluja, Halleluja,* Halleluja!<br />
<br />
'''Ist ein Priester gegenwärtig, endet das Gebet wie folgt:<br />
<br />
'''P: ''' Weisheit. <br><br />
'''A: ''' Geehrter als die Cherubim* und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim,* unversehrt hast du das göttliche Wort geboren:* du wahrhaft Gottesgebärerin, sei hochgepriesen.<br />
<br />
'''P: ''' Ehre sei + Dir, Christus, Gott, unsere Hoffnung, Ehre sei Dir. <br><br />
'''A: ''' Ehre sei dem + Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Herr, erbarme Dich, Herr, erbarme Dich, Herr, erbarme Dich. Gib den Segen.<br />
<br />
'''P: ''' Christus, unser wahrer Gott, durch die Fürsprache Seiner allreinen Mutter, der heiligen, glorreichen und allverehrten Apostel, unserer gotttragenden Väter und aller Heiligen, erbarme sich und errette uns, denn Er ist gütig und liebt die Menschen. <br><br />
'''A: ''' Amen.<br />
<br />
'''Ist kein Priester gegenwärtig, endet man wie folgt: ''' <br><br />
Durch die Gebete unserer heiligen Väter, Herr Jesus Christus, erbarme Dich unser. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. (dreimal)<br />
<br />
==Vollkommener Ablass==<br />
Ein vollkommener Ablass wird demjenigen Christgläubigen gewährt, der den Hymnus "Akathistos" oder das Offizium "Paraklesis" andächtig betet in einer Kirche oder einer öffentlichen Kapelle oder auch in der Familie, einer religiösen Gemeinschaft, einer christlichen<br />
Vereinigung und überhaupt, wenn mehrere zu einem ehrenvollen Zweck zusammenkommen; in anderen Fällen ist es ein Teilablass. (EI 1999, Nr. 23, § 1, S. 681)<br />
<br />
"Um den vollkommenen Ablass zu gewinnen, ist es nicht erforderlich, den gesamten Hymnos ,Akáthistos' zu beten; es genügt das ununterbrochene Gebet irgendeines Teiles gemäß rechtmäßiger Gewohnheit" (EI 1999, Nr. 23, S. 69).<br />
<br />
Bislang galten diese Ablassgewährungen nur für Angehörige von Orientalischen Rituskirchen (vgl. HA 1989, Nr. 48, § 4, S. 56). Nun können auch die Christen der Westkirche den damit verbundenen [[Ablass]] gewinnen. Dies begründet das Ablassbuch wie folgt: »Kraft ihrer Katholizität“bringen die einzelnen Teile der Kirche ihre eigenen Gaben den übrigen Teilen und der ganzen Kirche hinzu", so dass das Ganze und die einzelnen Teile gefördert werden (»Lumen gentium« 13) hinsichtlich der universellen geistlichen Gaben der göttlichen Freigebigkeit. So ist es gekommen, dass die Gebete aus verschiedenen orientalischen Traditionen auch bei den Gläubigen des lateinischen Ritus, besonders in den letzten Jahren, Verbreitung fanden und mit keinem geringen Vorteil für die religiöse Frömmigkeit, sei es die private, sei es die öffentliche, in Gebrauch kamen.« (EI 1999, Nr. 23, S. 68)<br />
<br />
'''Aus:''' Peter Christoph Düren, Der Ablass in Lehre und Praxis, Die vollkommenen Ablässe der Katholischen Kirche, [[Stella Maris Verlag]], Buttenwiesen 2000 (2. Auflage; Mit kirchlicher [[Druckerlaubnis]] des Bischöflichen Ordinariates Augsburg, Nr. 1225 vom 30. März 2000 Prälat Konstantin Kohler, Generalvikar) ISBN 3-934225-04-7<br />
<br />
==Päpstliches zum Hymnos==<br />
*[[13. Februar]] [[1988]] Apostolische Pönitentiarie, Dekret „Inter alios ritus“ in dem die Rezitation des Hymnus „Akathistos“ mit einem Ablass verbunden wird ([[AAS]] 89 [1988] 508 f).<br />
*[[31. Mai]] [[1991]] Apostolische Pönitentiarie, Dekret „Mater christi“ über die Erlangung eines vollkommen Ablasses für alle Christen, die den Hymnus „Akathistos“ in einer Kirche oder Kapelle oder in der Familie, einer geistlichen Gemeinschaft oder Genossenschaft andächtig beten ([[AAS]] 83 [1991] 627 f).<br />
<br />
==Weblinks==<br />
*CD Hymnos „Akathistos“ (39 min.) [[Miriam Verlag]] <br />
* [http://www.kreuzgang.org/dload.php?action=file&file_id=29&sid=47cf3ff7e7f98213959e243ec326ed45 Hymnus Akáthistos als pdf-Download]<br />
<br />
[[Kategorie:Hymnen]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Fegefeuer&diff=45166Fegefeuer2008-09-10T11:30:38Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Das '''Fegefeuer''' wird auch '''Reinigungsort''' (''Purgatorium'') genannt und ist ein Zustand nach dem Tod, in den diejenigen kommen, die zwar das ewige [[Heil]] im [[Himmel]] erlangen, aber noch einer Läuterung bedürfen, um in die ewige [[Seligkeit]] eintreten zu dürfen. Die Menschen auf Erden können für die [[Arme Seelen|Armen Seelen]] im Fegefeuer beten. Dadurch kann die Reinigung beschleunigt bzw. abgekürzt werden.<br />
<br />
Da Gott das ewige Heil der Menschen will, ist die Läuterung notwendig, weil nichts Unreines in den Himmel und in die Gegenwart Gottes gelangen kann (Offb 21,27). Mag ein Mensch auch in der Vergebung seiner [[Todsünde]]n sterben, kann immer noch viel Unreinheit in ihm sein, verursacht durch [[lässliche Sünde]]n und aus bereits vergebenen Sünden resultierenden zeitlichen Strafen. <br />
<br />
Nach [[Augustinus von Hippo|Augustinus]] ''erleiden manche Menschen die zeitlichen Sündenstrafen bereits alle im irdischen Leben, manche nach dem Tod, manche im Leben und nach dem Tod; aber alle erleiden sie vor dem Jüngsten Gericht'' (Civitas Dei, Gottesstaat). Zwischen dem persönlichen und dem Jüngsten [[Gericht]] wird die Seele von allen verbliebenen Folgen der Sünde gereinigt: ''Ich sage dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.'' (Lk 12,59).<br />
<br />
== Der [[Katechismus der Katholischen Kirche]] ==<br />
<br />
'''1030''' Wer in der [[Gnade]] und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die [[Heiligkeit]] zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu können.<br />
<br />
'''1031''' Die Kirche nennt diese abschließende Läuterung der Auserwählten, die von der Bestrafung der Verdammten völlig verschieden ist, Purgatorium [Fegefeuer]. Sie hat die Glaubenslehre in bezug auf das Purgatorium vor allem auf den Konzilien von Florenz [Vgl. DS 1304] und Trient [Vgl. DS 1820; 1580] formuliert. Im Anschluss an gewisse Schrifttexte [Vgl. z.B. 1 Kor 3,15, 1 Petr 1,7] spricht die Überlieferung der Kirche von einem Läuterungsfeuer (Vgl. dazu auch 954, 1472):<br />
<br />
„Man muß glauben, daß es vor dem Gericht für gewisse leichte Sünden noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, daß, wenn jemand wider den Heiligen Geist lästert, ihm ‚weder in dieser noch in der zukünftigen Welt‘ vergeben wird (Mt 12,32). Aus diesem Ausspruch geht hervor, daß einige Sünden in dieser, andere in jener Welt nachgelassen werden können“ ([[Gregor I.]] d. Gr., dial. 4,39).<br />
<br />
'''1032''' Diese Lehre stützt sich auch auf die Praxis, für die Verstorbenen zu beten, von der schon die Heilige Schrift spricht: „Darum veranstaltete [[Judas der Makkabäer]] das [[Sühnopfer]] für die Verstorbenen, damit sie von der Sünde befreit werden“ (2 Makk 12,45). Schon seit frühester Zeit hat die [[Kirche]] das Andenken an die Verstorbenen in Ehren gehalten und für sie Fürbitten und insbesondere das eucharistische Opfer [Vgl. DS 856] dargebracht, damit sie geläutert werden und zur beseligenden Gottesschau gelangen können. Die Kirche empfiehlt auch Almosen, [[Ablässe]] und Bußwerke zugunsten der Verstorbenen (Vgl. dazu auch 958, 1371, 1479).<br />
<br />
„Bringen wir ihnen Hilfe und halten wir ein Gedächtnis an sie. Wenn doch die Söhne [[Ijob]]s durch das von ihrem Vater dargebrachte Opfer geläutert wurden [Vgl. Ijob 1,5], wie sollten wir dann daran zweifeln, daß unsere Opfergaben für die Toten ihnen Trost bringen? Zögern wir nicht, den Verstorbenen Hilfe zu bringen und unsere Gebete für sie aufzuopfern“ ([[Johannes Chrysostomus]], hom. in 1 Cor. 41,5).<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
*[[Ferdinand Holböck]], Die Theologin des [[Fegefeuer|Fegfeuers]], Hl. [[Katharina von Genua]], [[Christiana Verlag]], Stein am Rhein 1991 (2. Auflage), ISBN 3-7171-0769-0<br />
<br />
*Ferdinand Holböck, Fegfeuer - Leiden, Freuden und Freunde der Armen Seelen [[Christiana Verlag]] Stein am Rhein 1992 (5. Auflage; Kirchliche [[Druckerlaubnis]] Erzbischöfliches Ordinariat Salzburg 3. Mai 1977 (Zl. 362/77), ISBN 3-7171-0709-7<br />
<br />
'''siehe auch:''' Enzyklika [[Spe Salvi]], [[Letzte Dinge]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.vatican.va/archive/DEU0035/__P2T.HTM Im Katechismus der Katholischen Kirche]<br />
<br />
[[Kategorie:Eschatologie]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Engel&diff=45165Engel2008-09-10T11:30:03Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Engel-Tabernakel.jpg|thumb|right|Die Engel sind dort, wo CHRISTUS ist]]<br />
'''Engel''' (gr. ''angelos'', lat. ''angelus''; ''Bote'') sind Geschöpfe welche Verstand und freien Willen, aber keinen Leib haben. Gott hat die Engel erschaffen, dass sie Gott anbeten, ihn lieben, ihm dienen, und die Menschen beschützen. D <br />
<br />
== Existenz der Engel ==<br />
Gott erschuf am Anfang der Zeit geistige Wesen (Engel) aus dem Nichts. Diese Lehre wurde durch das [[4. Laterankonzil|Vierte Laterankonzil]] und das [[Erstes Vatikanisches Konzil|Erste Vatikanische Konzil]] bekräftigt.<br />
<br />
In der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]] werden neun Chöre der Engel genannt: <br />
* Seraphim, Cherubim und Throne (Jes 6, 2 /Gen 3, 24 /Kol 1,16)<br />
* Herrschaften, Gewalten und Fürsten (Eph 1, 21)<br />
*Mächte (Kräfte), Erzengel ([[Erzengel Michael]], [[Erzengel Gabriel]], [[Erzengel Raphael]]) und Engel.<br />
<br />
Gemäß der Hl. Schrift ist die Anzahl der Engel sehr groß (Hebr. 12,22; Dtn 7,10; Offb 5,11; Mt 26,35).<br />
<br />
Von allem Anfang an war der Glaube an Engel im Christentum verankert. Die frühchristlichen Apologeten erwähnen in ihren Schriften schon die Engel (z.B. [[Justin]], Apol. I 6; [[Athenagoras]], Suppl. 10). Um 500 verfasste Pseudo-Dionysius Areopagita die erste Monographie über die Engel mit dem Titel: ''De coelesti hierarchia'' (Über die himmlische Hierarchie). Die Heiligen [[Augustinus]] und [[Gregor I.|Gregor der Große]] befassten sich eingehend mit der Engellehre. Die [[Liturgie]] gibt ebenfalls Zeugnis vom Glauben an die Engel.<br />
<br />
Die Existenz der Engel wurde zu [[Jesus|Jesu]] Zeiten von den [[Sadduzäer]]n geleugnet (Apg 23,8).<br />
<br />
== Wesen der Engel ==<br />
Die Engel sind rein geistige Wesen, im Unterschied zu den Menschen, deren Natur sich aus Geist und Körper zusammensetzt. Das Vierte Laterankonzil und das Erste Vatikanische Konzil unterscheiden ausdrücklich eine geistige Schöpfung und eine körperliche Schöpfung und setzen die geistige Schöpfung mit den Engeln gleich.<br />
<br />
== Der [[Katechismus der Katholischen Kirche]] ==<br />
'''Die Existenz der Engel – eine Glaubenswahrheit'''<br><br />
'''328''' Dass es geistige, körperlose Wesen gibt, die von der Heiligen Schrift für gewöhnlich „Engel“ genannt werden, ist eine Glaubenswahrheit. Das bezeugt die Schrift ebenso klar wie die Einmütigkeit der Überlieferung.<br />
<br />
'''Wer sind sie?''' <br><br />
'''329''' Der hl. Augustinus sagt: „,Engel‘ bezeichnet das Amt, nicht die Natur. Fragst du nach seiner Natur, so ist er ein Geist; fragst du nach dem Amt, so ist er ein Engel: seinem Wesen nach ist er ein Geist, seinem Handeln nach ein Engel“ (Psal. 103,1,15). Ihrem ganzen Sein nach sind die Engel Diener und Boten Gottes. Weil sie „beständig das Antlitz meines Vaters sehen, der im Himmel ist“ (Mt 18,10), sind sie „Vollstrecker seiner Befehle, seinen Worten gehorsam“ (Ps 103,20).<br />
<br />
'''330''' Als rein geistige Geschöpfe haben sie Verstand und Willen; sie sind personale [Vgl. Pius XII.: DS 3891] und unsterbliche [Vgl. Lk 20,36] Wesen. Sie überragen alle sichtbaren Geschöpfe an Vollkommenheit. Der Glanz ihrer Herrlichkeit zeugt davon [Vgl. Dtn 10,9–12].<br />
<br />
'''Christus „mit all seinen Engeln“'''<br><br />
'''331''' Christus ist das Zentrum der Engelwelt. Es sind seine Engel: „Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm .. (Mt 25,31). Sie sind sein, weil sie durch ihn und auf ihn hin erschaffen sind: „Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen“ (Kol 1,16). Sie sind erst recht deshalb sein, weil er sie zu Boten seines Heilsplanes gemacht hat: „Sind sie nicht alle nur dienende Geister, ausgesandt, um denen zu helfen, die das Heil erben sollen?“ (Hebr 1,14) (Vgl. dazu auch 291).<br />
<br />
'''332''' Sie sind da, seit der Welterschaffung [Vgl. Ijob 38,7, wo die Engel „Gottessöhne“ genannt werden] und im Laufe der ganzen Heilsgeschichte; sie künden von ferne oder von nahe das Heil in und dienen dem göttlichen Plan, es zu verwirklichen. Sie schließen das irdische Paradies ab [Vgl. Gen 3,24], beschützen Lot [Vgl. Gen 19], retten Hagar und ihr Kind [Vgl. Gen 21,17], gebieten der Hand Abrahams Einhalt [Vgl. Gen 22,11], teilen dem Volk das Gesetz mit [Vgl. Apg 7,53], führen das Gottesvolk [Vgl. Ex 23,20–23], kündigen Geburten [Vgl. Ri 13] und Berufungen an [Vgl. Ri 6,11–24; Jes 6,6], stehen den Propheten bei [Vgl. 1 Kön 19,5], um nur einige Beispiele zu nennen. Schließlich erscheint der Engel Gabriel, um die Geburt des Vorläufers und die Geburt Jesu selbst anzukündigen [Vgl. Lk 1,11.26].<br />
<br />
'''333''' Von der Menschwerdung bis zur Himmelfahrt ist das Leben des fleischgewordenen Wortes von der Anbetung und dem Dienst der Engel umgeben. Als Gott „den Erstgeborenen in die Welt einführt, sagt er: ,Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen“‘ (Hebr 1,6). Ihr Lobgesang bei der Geburt Christi – „Ehre sei Gott ...“ (Lk 2,14) – klingt im Lobpreis der Kirche weiter. Sie beschützen Jesus im Kindesalter [Vgl. Mt 1,20; 2,13.19], dienen ihm in der Wüste [Vgl. Mk,12; Mt 4,11], stärken ihn in der Todesangst [Vgl. Lk 22,43], und sie hätten ihn auch – wie einst Israel [Vgl. 2 Makk 10,29–30; 11,8] – aus der Hand der Feinde retten können [Vgl. Mt 26,53]. Die Engel sind es auch, die „evangelisieren“ (Lk 2, 10), indem sie die frohe Botschaft der Menschwerdung [Vgl. Lk 2,8–14] und der Auferstehung [Vgl. Mk 16,5–7] Christi verkünden. Bei der Wiederkunft Christi, die sie ankündigen [Vgl. Apg 1,10–11], werden sie ihn begleiten und ihm bei seinem Gericht dienen [Vgl. Mt 13,41; 25,31; Lk 12,8–9] (Vgl. dazu auch 559).<br />
<br />
'''Die Engel im Leben der Kirche'''<br><br />
'''334''' Bis zur Wiederkunft Christi kommt die geheimnisvolle, mächtige Hilfe der Engel dem ganzen Leben der [[Kirche]] zugute [Vgl. Apg 5, 18–20; 8,26–29; 10,3–8; 12, 6–11; 27,23–25].<br />
<br />
'''335''' In ihrer [[Liturgie]] vereint sich die Kirche mit den Engeln, um den dreimal heiligen Gott anzubeten [Vgl. MR, „Sanctus“]; sie bittet um deren Beistand [So im „Supplices te rogamus ...“ des römischen Hochgebetes, im „In paradisum deducant te angeli ...“ der Bestattungsliturgie und auch im „Cherubinischen Hymnus“ der Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus] und feiert insbesondere das Gedächtnis gewisser Engel (der heiligen [[Michael]], [[Gabriel]] und [[Raphael]] und der heiligen Schutzengel). (Vgl. dazu auch 1138)<br />
<br />
'''Die Prüfung der Engel'''<br><br />
'''311''' Die Engel und die Menschen, intelligente und freie Geschöpfe, müssen ihrer letzten Bestimmung aus freier Wahl entgegengehen und ihr aus Liebe den Vorzug geben. Sie können darum auch vom Weg abirren und sie haben auch tatsächlich gesündigt. So ist das moralische Übel in die Welt gekommen, das unvergleichlich schlimmer ist als das physische Übel. Gott ist auf keine Weise, weder direkt noch indirekt, die Ursache des moralischen Übels [Vgl. Augustinus, lib. 1,1,1; Thomas v. A., s. th. 1–2,79, 1]. Er läßt es jedoch zu, da er die Freiheit seines Geschöpfes achtet, und er weiß auf geheimnisvolle Weise Gutes daraus zu ziehen (Vgl. dazu auch 396, 1849):<br />
<br />
„Der allmächtige Gott ... könnte in seiner unendlichen Güte unmöglich irgend etwas Böses in seinen Werken dulden, wenn er nicht dermaßen allmächtig und gut wäre, dass er auch aus dem Bösen Gutes zu ziehen vermöchte“ (Augustinus, enchir. 11,3).<br />
<br />
'''392:''' Die Schrift spricht von einer Sünde der gefallenen Engel (2 Petr 2,4). Ihr "Sündenfall" besteht in der freien Entscheidung dieser geschaffenen Geister, die GOTT und sein Reich von Grund auf und unwiderruflich zurückwiesen. Wir vernehmen einen Widerhall dieser [[Rebellion]] in dem, was der Versucher zu , unseren [[Stammeltern]] sagte: "Ihr werdet sein wie GOTT " (Gen 3,5). Der [[Teufel]] ist "Sünder von Anfang an" (1 loh 3,8), "der Vater der Lüge" (loh 8,44). <br />
<br />
'''393:''' Wegen des unwiderruflichen Charakters ihrer Entscheidung und nicht wegen eines Versagens des unendlichen göttlichen Erbarmens kann die [[Sünde]] der Engel nicht vergeben werden. „Es gibt für sie nach dem Abfall keine Reue, so wenig wie für die Menschen nach dem Tode“ (Johannes v. Damaskus, f.o. 2,4).<br />
<br />
<br />
Gott hat die stolzen Engel bestraft indem er sie verworfen und in die [[Hölle]] verstoßen hat. (2 Petr. 2,4). Die verworfenen Engel werden böse Geister oder [[Teufel]] genannt. <br />
<br />
Gott hat die gut gebliebenen Engel mit der ewigen [[Seligkeit]] im [[Himmel]] belohnt. Die Engel haben durch ihre Prüfung den Himmel verdient, wie wir im Rituale Romanum des Papstes Pius V lesen: Der Heilige Erzengel Michael habe verdient, Führer der Himmlischen Heerscharen zu werden.<br />
<br />
Die guten Engel sind den Menschen wohlgesinnt: <br />
* sie lieben die Menschen <br />
* sie beschützen die Menschen an Leib und [[Seele]] <br />
* sie mahnen die Menschen zum Guten und bitten für sie. <br />
Die Engel, welche Gott besonders zum Schutz der Menschen bestimmt hat, werden [[Schutzengel]] genannt.<br />
<br />
== Engelgruppen in der Heiligen Schrift ==<br />
<br />
Vier Lebewesen (Ez 1,5-1,28 / Offb 4,7). Sie werden den Vier Evangelien zugeordnet.<br />
<br />
Die sieben Geister vor Gottes Thron (Offb 1,4 / 4,5 / 5,6).<br />
<br />
Sieben Gemeindeengel (Offb 1,20 / Kap 2+3).<br />
<br />
Vier Engel an den Ecken der Erde, die die Vier Winde festhalten (Offb 7,1 / Mk 13,27).<br />
<br />
Sieben Posaunenengel (Offb Kap 8-11).<br />
<br />
Vier Engel, die am Euphrat gefesselt sind (Offb 9,14).<br />
<br />
Drei Engel, die das Gericht ankündigen (Offb 14,6-13).<br />
<br />
Drei Ernteengel (Offb 14,14-16).<br />
<br />
Sieben Zornschalenengel (Offb Kap 15+16).<br />
<br />
Zwölf Engel auf den Toren des Himmlischen Jersalem (Offb 21,9 - 22,5).<br />
<br />
Schutzengel der Tabernakel (im Gebetsbüchlein "Tag- und Nachtgebete")<br />
<br />
== Engelpräfation ==<br />
In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, Allmächtiger Vater, zu danken und in der Herrlichkeit der Engel Deine Macht und Größe zu preisen. Denn Dir gereicht es zur Verherrlichung und zum Lob, wenn wir sie ehren, die Du erschaffen hast. An ihrem Glanz und ihrer Würde erkennen wir, wie groß und über alle Geschöpfe erhaben Du selbsr bist. Dich, den ewigen Gott, rühmen sie ohne Ende durch unsern Herrn Jesus Christus. Mit ihrem Lobgesang lass auch unsere Stimmen sich vereinen und voll Ehrfurcht rufen: '''Heilig''', '''Heilig''', '''Heilig''' ...<br />
<br />
'''siehe [[Schutzengel]]'''<br />
<br />
== Literatur ==<br />
*Georg Blasko, Die angelologischen Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils, herausgegeben von Prof. Dr. Walter Waitz Innsbruck (ohne Datum; Zusammenfassung der kirchlichen [[Tradition]] des Denzinger-Hünermann).<br />
<br />
*Giovanni Siena, Pater Pio: Das ist die Stunde der Engel L´Archangelo Verlag 1976 (im Auftrage P. Pios geschrieben; Mit kirchlicher [[Druckgenehmigung]]).<br />
<br />
*Maria Pia Giudici, Die Engel - in der Heiligen Schrift und im christlichen Leben, Verlag [[Grignion Verlag]] Altötting 1996 ([[Imprimatur]] Rom, 4. Juni 1996 Remigio Ragonesi, Viceger.).<br />
<br />
*[[Ferdinand Holböck]], Vereint mit den [[Engel]]n und Heiligen, [[Christiana Verlag]] Stein am Rhein 1984 (1. Auflage; Die kirchliche [[Druckerlaubnis]] erteilte das Erzbischöfliche Ordinariat Salzburg. Zl 1051/83, 10. November 1983). ISBN 3-7171-0855-7<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.himmelsboten.de/ Himmelsboten]<br />
*[http://www.karl-leisner-jugend.de/Engel.htm Engel - Geheimnisvolle Wesen (Karl-Leisner-Jugend)]<br />
*[http://www.exorzismus.net/engel.htm Engel auf exorzismus.net] (u.a. mit den Engel-Katechesen von Papst [[Johannes Paul II.]])<br />
*[http://www.marianische-liga.de/engel.html Die kirchliche Engellehre (Marianische Liga)]<br />
*[http://www.gebetskraft.de/Engel/start_engel.htm Gebete zu den Engeln]<br />
*[http://www.opusangelorum.org Werk der Heiligen Engel]<br />
* [http://www.kathtube.com/mediadetails.php?key=65c253d7a9202c5b7b4e Kathtube, Audio: Von guten Mächten treu und still umgeben]<br />
<br />
[[Kategorie:Schöpfungslehre]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Z%F6libat&diff=451642008-09-10T11:29:29Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Zölibat''', der (lat. Coelibatus, von ''coelebs'' = unvermählt) – ist die vom katholischen Priester oder Ordensangehörigen, sowie bisweilen auch von Laien freiwillig übernommene Verpflichtung, die [[Keuschheit]] in Form der lebenslangen Ehelosigkeit zu bewahren. Die lateinische Kirche hat den Zölibat auch kirchenrechtlich seit Papst [[Gregor VII.]] im 11. Jahrhundert zur Bedingung für das Priesteramt gemacht.<br />
<br />
== Biblische Grundlagen ==<br />
<br />
Im Neuen Testament ([[Evangelium nach Matthäus|Matthäus]] 19, 12) wird von Christus eine dreifache Ehelosigkeit unterschieden: „Denn es gibt Ehelose, die vom Mutterleib so geboren sind, und es gibt Ehelose, die von Menschen eheunfähig gemacht wurden, und es gibt Ehelose, die um des Himmelreiches willen sich der Ehe enthalten“. Letztere Form der Ehelosigkeit gilt als Merkmal besonderer [[Christusnachfolge]] in der katholischen Kirche. Christus empfiehlt einigen die Ehelosigkeit: „Wer es fassen kann, der fasse es!“ (Matthäus 19, 12). Ferner ist bei [[Lukas]] (18, 29) eine Stelle überliefert, in der Christus denjenigen ewiges Leben verheißt, die um des Himmelreiches willen alles verlassen haben (auch die eigene Frau). Paulus stellt im 1. Korintherbrief fest, dass nur der Unverheiratete ganz frei ist für den Dienst Gottes (7, 32-35). Die [[Apostel]] waren, bevor sie Christus folgten und alles verließen, mit Ausnahme des [[Johannes]] verheiratet. So ist zum Beispiel von der Schwiegermutter des [[Petrus (Apostel)|Petrus]] in den biblischen Texten die Rede. Einige Apostel reisten später auch in Begleitung einer Frau. Paulus berichtet im Ersten [[Brief an die Korinther]] (9, 4 – 6): „Haben wir nicht das Recht, eine gläubige Frau mitzunehmen, wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie [[Kephas]]?“ <br />
<br />
== Jesus lebte ehelos ==<br />
<br />
[[Christus]] – in allem Vorbild – lebte ehelos, hat die Ehe aber durch seine Teilnahme an der [[Hochzeit zu Kana]] geheiligt. Er unterrichtete die [[Jünger]] bei verschiedenen Gelegenheiten über [[Ehe]] und Ehelosigkeit, wobei er auch die eheliche Treue forderte. Einige Jünger äußerten als Reaktion auf die Ansichten der [[Pharisäer]] über [[Scheidung]] und Scheidebrief, dass es nicht gut sei zu heiraten. <br />
Die umfangreichsten Ausführungen zu Ehe und [[Jungfräulichkeit]] finden sich im ersten Paulus-Brief an die Korinther (7, 1–12). Paulus stellt seine eigene Ehelosigkeit in der Nachfolge Christi als Beispiel hin: „Den Unverheirateten und den Verwitweten aber sage ich: Es ist gut für sie, wenn sie so bleiben wie auch ich. Können sie aber nicht enthaltsam sein, so sollen sie heiraten. Denn besser ist es, zu heiraten als zu brennen.“<br />
In jüngster Zeit wurde die Ehelosigkeit Jesu Christi im Roman „[[Sakrileg]]“ (engl. „The Da Vinci Code“) von Dan Brown in Abrede gestellt. Die These einer Heirat Jesu mit [[Maria Magdalena]] kann aus den Evangelien nicht belegt werden. Die Thesen in „Sakrileg“ sind reine Erfindung oder Fiktion. Sie sind genährt von Gedanken der [[Gnosis]], die auf nicht-belegten Erleuchtungen einzelner aufbaut.<br />
<br />
== Das II. Vatikanische Konzil über den Zölibat ==<br />
<br />
'''Dekret über die Ausbildung der Priester “OPTATAM TOTIUS” vom 28.10.1965 Nr. 10.''' Die Alumnen, die gemäß den heiligen und festen Gesetzen ihres eigenen Ritus die verehrungswürdige Tradition des priesterlichen Zölibats auf sich nehmen, sollen mit großer Sorgfalt auf diesen Stand hin erzogen werden: sie verzichten darin um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12) auf die eheliche Gemeinschaft, hangen dem Herrn mit ungeteilter Liebe an (Vgl. [[Pius XII.]], Enz. [[Sacra virginitas]], 25. März 1954: AAS 46 (1954), 165 ff.), wie sie dem Neuen Bund in besonderer Weise entspricht; sie geben Zeugnis für die Auferstehung in der künftigen Welt (vgl. Lk 20,36; [[Cyprian]], De habitu virginum) und gewinnen besonders wirksame Hilfe zur ständigen Übung jener vollkommenen Liebe, die sie in ihrer priesterlichen Arbeit allen alles werden lässt (PL 4, 475; [[Ambrosius]], De virginibus l, 8, 52: PL 16, 202f; Vgl. Pius XII., Adhort. Apost. [[Menti nostræ]]: AAS 42 (1950), 663). Sie sollen tief davon durchdrungen sein, wie dankbar sie diesen Stand entgegennehmen sollen, nicht etwa bloß als eine Vorschrift kirchlicher Gesetzgebung, sondern als ein kostbares Geschenk Gottes, das sie in Demut erbitten und dem sie mit der erweckenden und helfenden Gnade des Heiligen Geistes frei und großherzig zu entsprechen suchen sollen. Um die Pflichten und die Würde der christlichen Ehe, die ein Bild der Liebe zwischen Christus und seiner Kirche ist (vgl. Eph 5,32 f.), sollen die Alumnen gebührend wissen; sie sollen aber klar den Vorrang der Christus geweihten Jungfräulichkeit erkennen (Vgl. Pius XII., Enz. Sacra virginitas, a.a.O. 170-174), so dass sie nach reiflich überlegter Wahl und mit Hochherzigkeit sich in ganzer Hingabe von Leib und Seele dem Herrn weihen. Auf die Gefahren, die ihrer Keuschheit besonders in der gegenwärtigen Gesellschaft drohen, sollen sie hingewiesen werden (Vgl. Pius XII., Adhort. Apost. Menti nostræ, a.a.O. 664.690 f.). Sie müssen lernen, sich durch geeignete göttliche und menschliche Hilfsmittel zu schützen und den Verzicht auf die Ehe so in ihr Dasein zu integrieren, dass sie in ihrem Leben und in ihrer Wirksamkeit vom Zölibat her nicht nur keinen Schaden nehmen, vielmehr eine vollkommenere Herrschaft über Leib und Seele und eine höhere menschliche Reife gewinnen und die [[Seligkeit]] des Evangeliums tiefer erfahren. <br />
<br />
'''Dekret über Dienst und Leben der Priester “PRESBYTERORUM ORDINIS” vom 7.12.1965 Nr. 16:''' Die Kirche hat die vollkommene und ständige Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen, die von Christus dem Herrn empfohlen (vgl. Mt 19,12), in allen Jahrhunderten bis heute von nicht wenigen Gläubigen gern angenommen und lobenswert geübt worden ist, besonders im Hinblick auf das priesterliche Leben immer hoch eingeschätzt. Ist sie doch ein Zeichen und zugleich ein Antrieb der Hirtenliebe und ein besonderer Quell geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt. (Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche [[Lumen gentium]], Nr. 42: AAS 57 (1965), 47-49) Zwar ist sie nicht vom Wesen des Priestertums selbst gefordert, wie die Praxis der frühesten Kirche (vgl. 1 Tim 3,2-5; Tit 1,6.) und die Tradition der Ostkirchen zeigt, wo es neben solchen, die aus gnadenhafter Berufung zusammen mit allen Bischöfen das ehelose Leben erwählen, auch hochverdiente Priester im Ehestand gibt. Wenn diese Heilige Synode dennoch den kirchlichen Zölibat empfiehlt, will sie in keiner Weise jene andere Ordnung ändern, die in den Ostkirchen rechtmäßig Geltung hat; vielmehr ermahnt sie voll Liebe diejenigen, die als Verheiratete das Priestertum empfingen, sie möchten in ihrer heiligen Berufung ausharren und weiterhin mit ganzer Hingabe ihr Leben für die ihnen anvertraute Herde einsetzen (vgl. [[Pius XI.]], Enz. [[Ad catholici sacerdotii]], 20. Dez. 1935: AAS 28 (1936), 28). Der Zölibat ist jedoch in vielfacher Hinsicht dem Priestertum angemessen. Die priesterliche Sendung ist nämlich gänzlich dem Dienst an der neuen Menschheit geweiht, die Christus, der Überwinder des Todes, durch seinen Geist in der Welt erweckt, die ihren Ursprung "nicht aus dem Blut, nicht aus dem Wollen des Fleisches noch aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott" (Joh 1,13) hat. Durch die Jungfräulichkeit und die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen (vgl. Mt 19,12) werden die Priester in neuer und vorzüglicher Weise Christus geweiht; sie hangen ihm leichter ungeteilten Herzens an (vgl. 1 Kor 7,32-34), schenken sich freier in ihm und durch ihn dem Dienst für Gott und die Menschen, dienen ungehinderter seinem Reich und dem Werk der Wiedergeburt aus Gott und werden so noch mehr befähigt, die Vaterschaft in Christus tiefer zu verstehen. Auf diese Weise bezeugen sie also vor den Menschen, dass sie sich in ungeteilter Hingabe der ihnen anvertrauten Aufgabe widmen wollen, nämlich die Gläubigen einem Mann zu vermählen und sie als keusche Jungfrau Christus zuzuführen (vgl. 2 Kor 11,2); so weisen sie auf jenen geheimnisvollen [[Ehebund]] hin, der von Gott begründet ist und im anderen Leben ins volle Licht treten wird, in welchem die Kirche Christus zum einzigen Bräutigam hat (Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 42.44; Dekret über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens [[Perfectæ caritatis]], Nr. 12). Darüber hinaus sind sie ein lebendiges Zeichen der zukünftigen, schon jetzt in Glaube und Liebe anwesenden Welt, in der die Auferstandenen weder freien noch gefreit werden (vgl. Lk 20,35-36; Pius XI., Enz. Ad catholici sacerdotii, 20. Dez. 1935; Pius XII., Enz. Sacra virginitas, 25. März 1954). Der so im Geheimnis Christi und seiner Sendung begründete Zölibat wurde zunächst den Priestern empfohlen und schließlich in der lateinischen Kirche allen, die die heilige Weihe empfangen sollten, als Gesetz auferlegt. Diese Heilige Synode billigt und bekräftigt von neuem das Gesetz für jene, die zum Priestertum ausersehen sind, wobei ihr der Geist das Vertrauen gibt, dass der Vater die Berufung zum ehelosen Leben, das ja dem neutestamentlichen Priestertum so angemessen ist, großzügig geben wird, wenn nur diejenigen, die durch das Sakrament der Weihe am Priestertum Christi teilhaben, zusammen mit der ganzen Kirche demütig und inständig darum bitten. Das Konzil mahnt daher alle Priester, die im Vertrauen auf Gottes Gnade in freier Entscheidung nach Christi Vorbild den Zölibat auf sich genommen haben, ihm großmütig und mit ganzem Herzen anzuhangen und treu in diesem Stand auszuhalten in der Erkenntnis der hohen Gnadengabe, die ihnen vom Vater gegeben wurde und die der Herr so offenkundig gepriesen hat (vgl. Mt 19,11.). Sie sollen dabei immer jene Geheimnisse vor Augen haben, die durch sie bezeichnet werden und ihre Erfüllung finden. Und je mehr in der heutigen Welt viele Menschen ein Leben in vollkommener Enthaltsamkeit für unmöglich halten, um so demütiger und beharrlicher werden die Priester und mit ihnen die ganze Kirche die Gabe der Beständigkeit und Treue erflehen, die denen niemals verweigert wird, die um sie bitten. Zugleich werden sie alle übernatürlichen und natürlichen Hilfen anwenden, die jedem zur Verfügung stehen; sie sollen vor allem die durch die Erfahrung der Kirche bewährten aszetischen Verhaltensweisen, die in der modernen Welt nicht weniger notwendig sind, befolgen. So bittet diese Heilige Synode nicht nur die Priester, sondern alle Gläubigen, sie möchten sich die kostbare Gabe des priesterlichen Zölibates ein wirkliches Anliegen sein lassen, und alle mögen Gott bitten, dass er dieses Geschenk seiner Kirche stets in Fülle zukommen lasse. <br />
<br />
'''17.''' Im freundschaftlichen und brüderlichen Verkehr untereinander und mit den übrigen Menschen haben die Priester Gelegenheit, die menschlichen Werte zu pflegen und die irdischen Güter als Geschenke Gottes zu würdigen. Mitten in der Welt sollen sie dennoch immer wissen, dass sie nach dem Wort unseres Herrn und Meisters nicht von der Welt sind (vgl. Joh 17,14-16.). Wenn sie also die Dinge der Welt so gebrauchen, als gebrauchten sie sie nicht (vgl. 1 Kor 7,31), dann werden sie zu jener Freiheit von aller ungeordneten Anhänglichkeit und Sorge gelangen, durch die sie gelehrig für die Stimme Gottes im täglichen Leben werden. Aus solcher Freiheit und Gelehrigkeit erwächst das geistliche Unterscheidungsvermögen, durch das man die rechte Haltung zur Welt und ihren Gütern findet. Diese Haltung ist deshalb von großer Bedeutung für die Priester, weil sich ja die Sendung der Kirche inmitten der Welt vollzieht und die geschaffenen Güter zum Reifen der menschlichen Persönlichkeit unerläßlich sind. So seien sie also dankbar für alles, was ihnen der himmlische Vater für eine rechte Lebensführung in die Hand gibt. Doch sollen sie alles, was ihnen begegnet, im Licht des Glaubens prüfen, damit sie es richtig gebrauchen lernen, wie es dem Willen Gottes entspricht, und ablehnen, was ihrer Sendung im Weg steht. Denn die Priester, deren "Anteil und Erbe" der Herr ist (Num 18,20), dürfen die zeitlichen Güter nur in dem Rahmen gebrauchen, der ihnen durch die Lehre Christi des Herrn und von der Weisung der Kirche gesteckt ist.<br />
<br />
== Zölibat des Priesters im Kirchenrecht ==<br />
<br />
Die Ehelosigkeit oder der Zölibat ist im [[Kirchenrecht]] der katholischen Kirche, dem [[Codex Iuris Canonici]] von 1983, für Kleriker (Bischöfe, Priester) verpflichtend vorgeschrieben. Personen, die das [[Weihesakrament]] erhalten haben, können deshalb nicht heiraten. Die Verletzung des Keuschheitsgebots ist eine Entweihung und gilt als Sakrileg (Gottesraub). Die Vorschriften des Kirchenrechts zum Zölibat könnten theoretisch geändert werden, weil sie nicht göttlichen Rechts sind.<br />
Die Ehelosigkeit ist zum Beispiel in der Ostkirche bei Amtsträgern nicht geboten (außer bei Bischöfen), ist aber hoch angesehen. Im [[Katechismus der Katholischen Kirche]] (KKK) ist festgehalten:<br />
„In den Ostkirchen gilt seit Jahrhunderten eine andere Ordnung: Während die Bischöfe ausschließlich unter Unverheirateten ausgewählt werden, können verheiratete Männer zu Diakonen und Priestern geweiht werden. ... Übrigens steht der Priesterzölibat in den Ostkirchen sehr in Ehren, und zahlreiche Priester haben ihn um des Gottesreiches willen freiwillig gewählt. Im Osten wie im Westen kann, wer das Sakrament der Weihe empfangen hat, nicht mehr heiraten.“ (KKK Nr. 1580)<br />
In der lateinischen Kirche gilt Canon 277 Paragraph 1 des neuen Kirchenrechts, das von Papst Johannes Paul II. erlassen worden ist: "Die Kleriker sind verpflichtet, wegen des Himmelreichs eine vollkommene und ewige Enthaltsamkeit zu bewahren, sind also zum Zölibat angehalten, der ein besonderes Geschenk Gottes ist." Es wurde von Papst Johannes Paul II. (1978–2005) erlassen. <br />
<br />
== Der Zölibat im Katechismus der Katholischen Kirche ==<br />
'''1579''' Mit Ausnahme der ständigen Diakone werden alle geweihten Amtsträger der lateinischen Kirche normalerweise aus den gläubigen Männern gewählt, die zölibatär leben und den Willen haben, den Zölibat „um des Hirnmeireiches willen“ (Mt 19,12) beizubehalten. Dazu berufen, sich ungeteilt dem Herrn und seiner „Sache“ zu widmen [Vgl. 1 Kor 7,32], geben sie sich ganz Gott und den Menschen hin. Der Zölibat ist ein Zeichen des neuen Lebens, zu dessen Dienst der Diener der Kirche geweiht wird; mit freudigem Herzen auf sich genommen, kündigt er strahlend das Reich Gottes an [Vgl. PO 16] (Vgl. dazu auch 1618, 2233).<br />
<br />
'''1580''' In den Ostkirchen gilt seit Jahrhunderten eine andere Ordnung: Während die Bischöfe ausschließlich unter Unverheirateten ausgewählt werden, können verheiratete Männer zu Diakonen und Priestern geweiht werden. Diese Praxis wird schon seit langem als rechtmäßig erachtet; diese Priester üben im Schoß ihrer Gemeinden ein fruchtbares Dienstamt aus [Vgl. PO 16]. Übrigens steht der Priesterzölibat in den Ostkirchen sehr in Ehren, und zahlreiche Priester haben ihn um des Gottesreiches willen freiwillig gewählt. Im Osten wie im Westen kann, wer das Sakrament der Weihe empfangen hat, nicht mehr heiraten.<br />
<br />
'''1599''' In der lateinischen Kirche wird die Weihe zum Presbyterat normalerweise nur solchen Kandidaten gespendet, die bereit sind, freiwillig den Zölibat auf sich zu nehmen, und die öffentlich ihren Willen bekunden, an ihm festzuhalten aus Liebe zum Reich Gottes und um den Menschen zu dienen.<br />
<br />
== Jüngere päpstliche Schreiben über den Zölibat ==<br />
<br />
Papst [[Paul VI.]] nutzte die '''Enzyklika''' ''Sacerdotalis Coelibatus'' (Über den Priester-Zölibat) vom 24. Juni 1967 erneut für eine Empfehlung des Zölibats. Er riet den Amtsträgern ferner die ehelose Enthaltsamkeit;<br />
<br />
Nr. 77: "''Mit ängstlicher Sorgfalt auf die Ganzhingabe an Christus bedacht, soll sich der Priester vor Gefühlserregungen hüten, die einen Zustand auslösen, der vom Geist nicht mehr genügend erleuchtet und geleitet wird; und er soll solche '''wirklich gefährliche''' Neigungen des Herzens '''nicht unter dem Vorwand''' geistlicher und seelsorglicher Verpflichtungen rechtfertigen.''" Es folgt ein Abschnitt über ''mannhafte Aszese'' (Wortlaut: siehe unten). <br />
<br />
<br />
Also: [[Unzucht]] – verstanden als Geschlechtsverkehr zwischen Personen, die nicht verheiratet sind – ist nicht mit Ehelosigkeit zu vereinbaren, wie bisweilen argumentiert wird. Diese Deutung der Ehelosigkeit, verstanden als „Ehe ohne Trauschein“ widerspricht dem kirchlichen Verständnis der Ehelosigkeit. Vielmehr ist Unzucht als Verstoß gegen die guten Sitten von zölibatär lebenden Menschen ein besonderes Ärgernis in der Kirche. <br />
<br />
Auch in ''Pastores dabo vobis'' (Hirten werde ich euch geben), einem Apostolischen Schreiben von Papst [[Johannes Paul II.]] über die Priester-Ausbildung, spielt der Zölibat eine wichtige Rolle. Als innere Haltung erfordert die Ehelosigkeit auch Keuschheit, ebenso wie diese Tugend für die christlichen Ehe gilt. Begrifflich ist die Keuschheit von der Jungfräulichkeit zu unterscheiden, die lebenslängliche Enthaltsamkeit bedeutet. Lebenslange Jungfräulichkeit gilt als besonderes Gnadengeschenk Gottes. Sie wurde zum Beispiel [[Maria|Maria, der Mutter Jesu]] verliehen. Durch ein besonderes Wunder war in ihr immerwährende [[Jungfräulichkeit]] und Mutterschaft verbunden.<br />
<br />
== [[Bischofssynode]]n zum Zölibat ==<br />
*30.09.- 06.11.1971 '''II. Ordentliche Generalversammlung''' der Weltbischofssynode in Rom. Die Mehrheit der Bischöfe plädiert für die Beibehaltung des Zölibats, auch die Weihe von "bewährten verheirateten Männern" ("viri probati") in Notlagen wird abschlägig beschieden. <br />
*02.- 23.10.2005 '''XI. Ordentliche Generalversammlung''' der Weltbischofssynode in Rom zum Thema „Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche" Ca. 4/5 der Bischöfe sprach sich erneut für den Zölibat der Priester aus.<br />
<br />
== Ehelosigkeit als Lebensstil ==<br />
Nicht nur Personen, die das Weihesakrament empfangen haben, auch Ordensleute und bisweilen Laien, etwa in katholischen Vereinigungen, entschließen sich freiwillig zur Ehelosigkeit. Der Sonderfall einer dauernden freiwilligen Enthaltsamkeit beider Ehepartner innerhalb der Ehe wird [[Josephsehe]] genannt, weil die Beziehung von [[Maria]] und [[Joseph]] als Vorbild gilt. Sie wird von der Kirche aber nicht als Lebensform empfohlen, da die dauerhafte Verweigerung der Geschlechtlichkeit in einer Ehe im Normalfall Ausdruck eine schweren Beziehungsstörung ist.<br />
Der Mensch ist auch nach kirchlichem Verständnis vom Zustand gelebter Keuschheit per se überfordert. „Wer argumentiert, das Jungfräulichkeitsgelübde sei eine unmenschliche Forderung hat im Grunde genommen recht. Dass dieser Zustand unnatürlich ist, heißt jedoch nicht, dass er auch widernatürlich sein muss. Ich nenne ihn übernatürlich“ (Henri Boulard). Übernatürlich bedeutet, dass nach dem Verständnis der Kirche ein göttliches Wirken in Form von Gnade oder gar eine göttliche Berufung zur Ehelosigkeit vorausgesetzt wird.<br />
Eine Aufhebung der Zölibatsverpflichtung für das Priesteramt würde an der freiwilligen Verpflichtung zur Ehelosigkeit der Ordensleute oder Ordenspriester nichts ändern.<br />
<br />
== Diskussion über die Zölibatsverpflichtung ==<br />
<br />
Diskutiert wird in der katholischen Kirche, ob nicht durch Zulassung Verheirateter zum Priesteramt und damit durch Abänderung der Zölibatspflicht für [[Diözesanpriester]] zumindest der [[Priestermangel]] verringert werden kann. Das Beispiel der evangelischen Kirche, in der die Amtsträger heiraten können, zeigt aber, dass sich dadurch keine entscheidende Wende in der Pastoral einstellt. Den vermuteten Problemen mit der Ehelosigkeit von Interessenten am Priesteramt in der katholischen Kirche entsprechen offenbar in Art und Umfang die Ehe-Schwierigkeiten der Amtsträger anderer Konfessionen, weil auch die Ehe nicht vor Abwegen und Entgleisungen schützt. „''Daher zögern nichtkatholische Kirchenleitungen, ihre Regelungen als Ideal zu empfehlen, mit dem alle Probleme gelöst wären''“ (Heinz-Joachim Fischer). Auch eine Bischofssynode der Kirche von 1971 kam zu dem Schluss, dass der priesterliche Dienst am besten durch Unverheiratete ausgeübt werde. So gen. "Opportunitätsargumente" wie Wahrung von Eigentumsrechten, Freiheit der Kirche bei der Ämtervergabe, Verfügbarkeit für seelsorgliche Zwecke sind ebenfalls von Bedeutung.<br />
<br />
== Zölibat und Geschichte ==<br />
<br />
Die Ehelosigkeit war im Alten Testament unbekannt. In kirchlichen Dokumenten taucht die Verpflichtung erstmals im Jahr 306 nach Christus in Texten der [[Synode von Elvira]] (bei Granada/Spanien) auf. Ein Synodentext schrieb den im Dienst stehenden Klerikern vor, „sich von ihren Gattinnen zu enthalten und keine Kinder mehr zu zeugen“. Diese Vorschrift wurde von Papst [[Siricius]] im Jahr 385 auf die ganz Kirche ausgedehnt. Die Synode von Neucäsare im Jahre 314 beschloss bereits die Absetzung dessen, der als Priester heiratete. <br />
<br />
Im vierten Jahrhundert schreibt der Heilige [[Hieronymus]] in der bekannten Stelle gegen Vigilantius: "Was tun die Kirchen des Orients, was die von Ägypten oder was tut der Apostolische Stuhl? Diese akzeptieren nur Jungfräuliche oder Enthaltsame als Priester, oder wenn sie Ehefrauen haben, hören sie doch auf, ein eheliches Leben zu führen." (Vgl. Hieronymus, Contra Vigilantium, PL 23.)<br />
<br />
Im Mittelalter war der Zölibat bei der Besetzung von Fürstenämtern durch Bischöfe von großer Bedeutung ([[Ottonisches Reichskirchensystem]]). Der König sicherte sich durch Besetzung der Fürstentümer mit Zölibatären weitgehende Einflussmöglichkeiten beim Tod des Amtsinhabers.<br />
Das [[Konzil von Trient]] verteidigt im 16. Jahrhundert den Zölibat gegen die Reformatoren. [[Martin Luther]], zuvor Mönch und Priester, heiratete 41-jährig am 13. Juni 1525 die 26 Jahre alte frühere Zisterzienser-Nonne [[Katharina von Bora]]. Hierdurch wurde die Frage der Ehelosigkeit der Priester zu einem Streitpunkt und Unterscheidungsmerkmal der beiden christlichen Konfessionen.<br />
<br />
== Fehlverhalten von zölibatär lebenden Menschen ==<br />
<br />
Der Skandal von Übergriffen auf Minderjährige oder gleichgeschlechtliche Beziehungen von Priestern in den Vereinigten Staaten haben zu der Vermutungen geführt, das Gebot der ehelosen Enthaltsamkeit habe sie auf derartige Abwege gebracht. „In offenen westlichen Gesellschaften, wo Geschlechtlichkeit allgegenwärtig ist, nähren solche Vorkommnisse den Verdacht der unkontrollierbaren Verklemmtheit und den Zweifel über einen Personenkreis, der sich dieser allgemeinen Tendenz des öffentlichen Lebens entziehen, gar verweigern will.“ (Heinz-Joachim Fischer) Dieser Generalverdacht erweist sich aber als ungerechtfertigt angesichts von Zehn- und Hunderttausenden von Männern und Frauen, die trotz oder gerade wegen der Enthaltsamkeit im Pastoraldienst oder der Seelsorge „eine ausgereifte Persönlichkeit entwickelt haben“ (Johannes B. Torello). Zudem steht die öffentliche Diskussion von unzüchtigem Fehlverhalten der Amtsträger der Kirche in einer unguten Tradition, die im Nationalsozialismus als Teil einer Strategie gegen die katholische Kirche in Deutschland geschichtlich bereits einen Höhepunkt gefunden hatte. Angriffe gegen den Zölibat kamen in dieser Zeit auch durch die Überbetonung eugenischer Werte zustande. Dessen ungeachtet sind die Bischöfe aufgefordert, in allen Fällen mit berechtigtem Fehlverhalten die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, einschließlich einer Einschaltung der zivilen Gerichtsbarkeit. Besondere Vorsicht muss in diesen Fragen deshalb walten, weil auch Fälle von ungerechtfertigten Vorwürfen bereits beträchtlichen Schaden angerichtet haben (Kampagne des US-Senders CNN gegen [[Joseph Kardinal Bernardin]], Erzbischof von Chicago, aufgrund einer falschen Zeugenaussage) .<br />
Ehe und Ehelosigkeit stehen sich als Lebensstile wegen der dazu erforderlichen Treue zu einer einmal getroffenen Entscheidung im Prinzip näher als unverbindliche oder ausschweifende Lebensformen.<br />
<br />
== Zitat ==<br />
'''Papst Johannes XXIII.,''' Ansprache an die Römische Synode, 26. Januar 1960; cfr. AAS (52), 1960, S. 226: „Vor allem betrübt es Uns, dass ... manche irrtümlich wähnen, die Katholische Kirche habe vor oder halte es für angebracht, das Gesetz des kirchlichen Zölibats abzuschaffen, das Jahrhunderte hindurch der herrliche und strahlende Schmuck des Priestertums war und ist. Das Gesetz des Zölibats und die Sorge um seine treue Beobachtung erinnern immer wieder an die denkwürdigen und berühmten Auseinandersetzungen jener Zeiten, in denen die Kirche Gottes hart zu kämpfen hatte und einen dreifachen Sieg davontrug; denn es ist das Kennzeichen für den '''Sieg der Kirche Christi''', alle Kräfte aufzubieten, '''um frei, rein und katholisch''' zu sein." (Vgl. [[Sacerdotalis coelibatus]] Nr. 37 (Fn. 76).)<br />
<br />
== Päpstliche Schreiben ==<br />
<br />
* Zweites Vatikanisches Konzil: Dekret „[http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_decree_19651207_presbyterorum-ordinis_ge.html ''Presbyterorum ordinis'']“. 7. Dezember 1965<br />
<br />
* Papst Paul VI.: [[Enzyklika]] '''[[Sacerdotalis coelibatus]]''' (über den Zölibat des Priesters); [[24. Juni]] [[1967]]<br />
<br />
* II. Ordentliche [[Bischofssynode]], Dokument [[Ultimis temporis]] [[30. September]] bis [[6. November]] [[1971]].<br />
<br />
* Papst Johannes Paul II.: Apostolisches Schreiben über die Priester-Ausbildung „[http://www.clerus.net/clerus/dati/1999-10/08-5/PDB.rtf.html ''Pastores dabo vobis'']“ (Hirten werde ich euch geben), 7. April 1992 (auch als pdf: [http://www.priesterseminare.org/wp-content/uploads/pdf/Pastores_dabo_vobis.pdf])<br />
<br />
* Kongregation für das katholische Bildungswesen, Erziehungsrichtlinien für die Ausbildung zum Priesterzölibat [[11. April]] [[1974]].<br />
<br />
* ''Katechismus der Katholischen Kirche''. Oldenbourg, Benno, Paulusverlag, Veritas, 1993, ISBN 3-486-560005-0 (online: [http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_INDEX.HTM], [http://www.stjosef.at/index.htm?kkk/index.html~mainFrame])<br />
<br />
* Direktorium [[Dives ecclesia]] für den Dienst und das Leben der Priester vom [[31. Januar]] [[1994]]. Nn: 57. Fester Wille der Kirche, 58. Theologisch-spirituelle Begründung des Zölibats, 59. Das Beispiel Jesu, 60. Schwierigkeiten und Einwände.<br />
<br />
* ''Katechismus der Katholischen Kirche. Kompendium''. Pattloch, 2005, ISBN 978-3-629-02140-3 (online: [http://www.vatican.va/archive/compendium_ccc/documents/archive_2005_compendium-ccc_ge.html])<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* Michael Buchberger, Hermann Schäufele: ''Lexikon für Theologie und Kirche'' (LThK), hrsg. von Josef Häfer und Karl Rahner: Zölibat, Band 10, Seite 1395, Freiburg 1965, ISBN 3-451-20756-7<br />
<br />
== Sekundärliteratur ==<br />
<br />
* Johann Adam Möhler, Dieter Hattrup (Hrsg): ''Vom Geist des Zölibates''. Bonifatius, <sup>2</sup>2001, ISBN 3-87088-720-6<br />
<br />
* Darrel L. Bock: ''Die Sakrileg-Verschwörung. Fakten und Hintergründe zum Roman von Dan Brown''. Brunnen, 2006, ISBN 3-7655-1926-X<br />
<br />
* Klaus M. Becker, Jürgen Eberle (Hrsg): ''Der Zölibat des Priesters'': EOS, St. Ottilien 1995, ISBN 978-3880968790<br />
<br />
* Stefan Heid: ''Zölibat in der frühen Kirche''. Schöningh, Paderborn <sup>3</sup>2003, ISBN 978-3506739261<br />
<br />
* Wunibald Müller: ''Liebe und Zölibat. Wie ehelos leben gelingen kann''. Topos Plus, 2000, ISBN 978-3786783527<br />
<br />
* [[Alvaro del Portillo]]: ''Der Zölibat des Priesters''. Adamas, Köln 1973, ISBN 978-3920007120<br />
<br />
* [[Dietrich von Hildebrand]]: „Zölibat und Glaubenskrise“, Verlag Josef Habbel Regensburg 1970.<br />
<br />
* Johannes B. Torelló: ''Zölibat und Persönlichkeit oder: die affektive Reife des Priesters''. Adamas, Köln 1975, ISBN 978-3920007090<br />
<br />
* Hans C. Zander: ''Zehn Argumente für den Zölibat''. Patmos, 2006, ISBN 978-3491694316<br />
<br />
* Anselm Grün: ''Ehelos – des Lebens wegen''. Vier-Türme, <sup>9</sup>2003, ISBN 978-3878683988<br />
<br />
* Alfons Maria Kardinal Stickler: ''Der Klerikerzölibat. Seine Entwicklungsgeschichte und seine theologischen Grundlagen''. Kirche heute, Abensberg, 1993, ISBN 978-3930309085 <br />
<br />
* Klaus Demmer: ''Zumutungen aus dem Ewigen. Gedanken zum priesterlichen Zölibat''. Herder, Freiburg, 1991, ISBN 978-3451223594<br />
<br />
'''Publikationen in Zeitungen'''<br />
<br />
* Henri Boulard SJ: ''Der Glanz des priesterlichen Zölibats''. In: [http://www.kirche-heute.de/khframe.html KIRCHE heute], 2006, Nr. 2, S. 8 ff.<br />
<br />
* Heinz-Joachim Fischer: ''Eine Quelle der Stärke und der Schwäche''. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. September 2004, S. 10 [http://fazarchiv.faz.net/webcgi?START=A20&DOKM=1027414_FAZ_0&WID=99933-1190877-00709_7 online (kostenpflichtig)]<br />
<br />
* Thomas Mc Govern: ''Der priesterliche Zölibat in historischer Perspektive''. In: Forum Katholische Theologie 14 (1998), Seiten 18-40 und 99-123<br />
<br />
* Libero Gerosa: '' Jungfräulichkeit und kanonisches Recht. Zur kirchlichen Bedeutung des Standes der Jungfrauen''. In: Internationale katholische Zeitschrift Communio 25 (1996), Seiten 23-33<br />
<br />
* Heinz Kruse: ''Eheverzicht im Neuen Testament und in der Frühkirche''. In: Forum Katholische Theologie 1 (1985), Seiten 94-116<br />
<br />
'''siehe''' [[Jungfräulichkeit]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
[http://www.kathtube.com/mediadetails.php?key=dc363c65499ee942ab8c KATHTUBE: Berufungsvideo der US-Bischofskonferenz]<br />
<br />
[[Kategorie:Eschatologie]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Liebe&diff=45163Liebe2008-09-10T11:29:04Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>{{Vorlage:Leiste Die göttlichen Tugenden}}<br />
{{Vorlage:Leiste Die zwölf Früchte des Heiligen Geistes}}<br />
<br />
Die '''Liebe''' und der Tod sind die großen Geheimnisse menschlicher Existenz, "aufgeklärt" durch Jesus Christus. Christliche oder vollkommene Liebe ist seither die [[Tugend]], durch die wir, in der Kraft des Heiligen Geistes, Gott um seiner selbst willen zu lieben vermögen. <br />
<br />
== Begriff ==<br />
Die Regungen der Liebe sind das Wohlgefallen und das Wohlwollen. Das Wohlgefallen findet an dem guten und unendlich vollkommenen Gott gefallen. Aus ihm heraus fliesst Wohlwollen, indem man alles erhalten und fördern will, was Gott freut. Ausdruck wohlwollender Gesinnung gegen Gott sind das Lob Gottes, die Erfüllung von Gottes [[Dekalog|Geboten]] und Ratschlägen und die Sorge, dass auch andere Gottes Willen tun wollen. Die Kirche kennt die zwei Gebote der Liebe, die sie zu den [[Formeln der katholischen Lehre]] zählt.<br />
<br />
Die Liebe gehört zu den drei göttlichen Tugenden: [[Glauben | Glaube]], [[Hoffnung]] und Liebe. [[Thomas von Aquin]] bezeichnet die Liebe sogar als die "Königin der Tugenden", der [[Gregor der Grosse]], als die Mutter und Hüterin aller Tugenden; denn im Unterschied zu Glaube und Hoffnung, deren Wachstum durch die Schau Gottes in der ewigen [[Seligkeit]] (''visio beatifica'') eine Grenze gesetzt ist, kann die Liebe gleichsam bis ins Unendliche in der Ewigkeit weiterwachsen.<br />
<br />
Die wahre Gottesliebe schützt den gläubigen Menschen vor Niedergeschlagenheit und irdischer Trauer.<br />
<br />
Die [[Römisch-Katholische Kirche]] kennt Liebe als die erste Frucht des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] (Quelle: Kompendium Katechismus der Katholischen Kirche, [[KKKK]]).<br />
<br />
=== Liebe als Wesen Gottes===<br />
Gott "hat" nicht die Liebe, Er '''ist''' die Liebe – die Basis dafür ist die Eigenschaft [[Gott]]es, in Sich selbst [[Dreifaltigkeit|dreifaltig]] zu sein, denn nur dadurch kann Er in Sich selbst Liebe sein.<br />
Der [[Gott_Vater|Vater]] ist die Hingabe die den Anfang macht, der [[Jesus|Sohn]] ist die Liebe die antwortet, der [[Heiliger_Geist|Hl. Geist]] ist die Liebesfülle des Vaters und des Sohnes die überfließt. Jede Form der menschlichen Liebe ist schon eine (zumindest natürliche) Antwort auf die Liebe Gottes. <br />
<br />
Vater, Sohn und Heiliger Geist ist Liebe auf "Augenhöhe", auf gleicher Ebene. Ähnlich möchte Gott auch uns führen: Er lädt uns ein, Ihn in dieser Weise zu lieben – das ist nur möglich durch das Überfließen des Heiligen Geistes auf uns, der uns übernatürlich auf die Ebene der (geschaffenen) Sohneswürde anhebt. Die natürlichweise unterscheiden wir drei Formen der Liebe: [[Eros]], [[Philia]] und [[Agape]] bzw. [[Agape|Caritas]]<br />
<br />
===Gottesliebe - Nächstenliebe - Selbstliebe===<br />
Nicht immer in der Geschichte unseres Glaubens wurde auf eine rechte Ausgewogenheit der drei Ausrichtungen der Liebe Wert gelegt, obwohl es sich hier um das [[Hauptgebot]] handelt. <br />
<br />
''Luk. 10:27 Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. '' <br />
<br />
Die Liebe Gottes ([[Agape|Caritas]]), die uns bedingungslos und unverdient geschenkt ist, macht uns nicht nur fähig Ihn zu lieben sondern auch, uns selbst anzunehmen; und da Gott uns liebt, dürfen wir uns selbst auch in gebührender Weise lieben. Selbst-Liebe darf man jedoch nicht mit Selbst-Sucht, Egoismus, verwechseln. Eine erste Grunderfahrung der Liebe stellt die Liebe der Eltern dar. Sie ist in hohem Maße Basis für eine gesunde menschliche Entwicklung. Selbst die Wissenschaft hat erkannt, dass Kinder, denen die elterliche Liebe komplett vorenthalten wurde (Heimkinder in kommunistischen Ländern) nicht lebensfähig sind.<br />
<br />
Was man selbst nicht mag, mag man auch nicht verschenken: Erst wenn man sich selbst auch in der eigenen Fehlerhaftigkeit angenommen hat, ist man fähig, sich zu verschenken in der Liebe zu einem "Du", und weiter dann in der sich schenkenden Liebe zum Nächsten, die nicht mehr auf eine Gegenleistung wartet, die [[Agape|Caritas]] ist. Dazu wiederum müssen wir immer offener werden für die Liebe Gottes, die dann in uns und durch uns wirkt. Gott wird dann weiters jede Liebestat, die wir dem Nächsten tun, annehmen, als sei sie für Ihn getan worden. Im Tun der Nächstenliebe werden wir auch selbst wiederum mit der Liebe Gottes beschenkt, die unser Leben immer reicher macht.<br />
<br />
Im Volksmund gängig ist auch der Begriff der "Helfenden Liebe", den sich die Kaiserswerther Schwestern zum Wahlspruch machten. Für [[Benedikt XVI.]] wird die hingebende Liebe als Agape bezeichnet; die Liebe dessen, der ausschließlich das "Wohl des anderen" sucht.<br />
<br />
==Biblische Hinweise==<br />
"Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer." (Ho 6,6).<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] Erste [[Enzyklika]] [[Deus caritas est]] (Gott ist die Liebe) vom 25. Dezember 2005.<br />
* Giafranco Ravasi, ''Über die Liebe'', Verlag Neue Stadt München (124 Seiten)<br />
<br />
'''siehe auch:''' [[Gebote der Liebe]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.gloria.tv/?video=xcpfilwiyxuix25chwxm Gloria.tv Hymnus Ubi caritas von Deflué]<br />
<br />
* [http://www.gloria.tv/?video=nikmhj1r414j6mzk4w7p Gloria.tv, Hymnus Ubi caritas]<br />
<br />
[[Kategorie:Früchte des Heiligen Geistes|!01]]<br />
[[Kategorie:Tugenden]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Pr%E4destination&diff=451622008-09-10T11:28:42Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Unter '''Prädestination''' versteht man den ewigen göttlichen Willensratschluss im Hinblick auf die himmlische [[Seligkeit]]. Der gegensätzliche Begriff ist die [[Reprobation]].<br />
<br />
== Begriff ==<br />
<br />
Im weiteren Sinn ist unter Prädestination jeder göttliche Willensratschluss in Bezug auf alles gemeint. Im engeren Sinn meint man die göttliche "Vorherbestimmung" auf das Endziel der Menschen. Es geht darum, ob jemand die himmlische Seligkeit erreicht oder verdammt wird.<br />
<br />
== Lehre der Kirche ==<br />
<br />
Die Kirche lehrt, dass Gott durch seinen ewigen Willensratschluss vorherbestimmt hat, wer die ewige Seligkeit erreichen wird und wer nicht. Diese Lehre wird z.B. vom [[Konzil von Trient]] vorausgesetzt (vgl. L. Ott, Grundriß der katholischen Dogmatik).<br />
In der Bibel findet man dazu im [[Römerbrief]] (Kapitel 8,29) einen Hinweis: "Denn alle, die er im voraus erkannt hat, hat er auch im voraus dazu bestimmt, an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben, damit dieser der Erstgeborene von vielen Brüdern sei."<br />
<br />
Unter anderem hat der heilige [[Augustinus]] die Lehre gegen die [[Pelagianer]] und [[Semipelagianer]] verteidigt: "Den Glauben an diese Vorherbestimmung, der jetzt gegen neue Irrlehrer mit neuem Eifer verteidigt wird, hat die Kirche zu allen Zeiten gehabt." (De Dono persev. 23, 65)<br />
<br />
== Problem der Prädestinationslehre und Lösungsvorschläge ==<br />
<br />
Die Schwierigkeit der Prädestinationslehre liegt in dem Gedanken, ob der ewige Prädestinationsratschlusses Gottes mit Rücksicht oder ohne Rücksicht auf die Verdienste des Menschen gefasst worden ist. <br />
<br />
Zu diesem Denkproblem gab es in der Kirchengeschichte zwei Lösungsansätze, die beide kirchlich zulässig sind:<br />
<br />
=== Absolute Prädestination ===<br />
<br />
Die Thomisten, Augustianer, Skotisten und auch einzelne Molinisten (Suarez, Bellarmin) lehrten eine absolute Prädestination, das heißt eine Prädestination ante praevisa merita. Inhaltlich wird damit gesagt, dass Gott bereits vorherbestimmmt, wer gerettet wird und dass diejenigen Personen dann auch die Zuteilung der notwendigen Gnaden zur Ausführung dieses göttlichen Willens bekommen. <br />
<br />
=== Bedingte Prädestination ===<br />
<br />
Die Molinisten und der heilige [[Franz von Sales]] lehrten eine bedingte Prädestination. Bei diesem Ansatz sieht Gott voraus, wie sich der freie Wille des Menschen in den verschiedensten Gnadenordnungen verhalten würde. Gott weiß mit der scientia visionis unfehlbar voraus, was der Mensch aus den Gnaden macht, und bestimmt ihn daher zur Seligkeit.<br />
<br />
== Eigenschaften der Prädestination ==<br />
<br />
Die Prädestination hat zwei Grundeigenschaften:<br />
<br />
=== Unabänderlichkeit ===<br />
<br />
Der Prädestinationsratschluss ist unabänderlich. Der Dogmatiker Ludwig Ott meint in diesem Hinblick, dass man im Gegensatz zu der von Thomas von Aquin vertretenen rigoristischen Anschauung, dass die Zahl der Prädestinierten geringer als die Zahl der [[Reprobierten]] sei, annehmen darf, dass das Reich Christi nicht kleiner als das Reich Satans ist.<br />
<br />
=== Ungewissheit ===<br />
<br />
Im Konzil von Trient wird gesagt, dass man nur auf Grund einer besonderen Offenbarung Gewissheit erlangen kann, ob tatsächlich jemand prädestiniert ist. Die Kirche lehrt weiters, dass es Zeichen der Vorherbestimmung gibt, die wenigstens mit großer Wahrscheinlichkeit auf die tatsächliche Prädestination schließen lassen. Darunter sind z.B. die Übungen der in den acht Seligkeiten empfohlenen Tugenden, häufiger Empfang der hl. Eucharistie, Nächstenliebe, Liebe zu Christus und zur Kirche, Verehrung der Muttergottes gemeint.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
*Ludwig Ott: ''Grundriß der Dogmatik.'' Freiburg 1959; Neuauflage Bonn 2005<br />
*R. Garrigou-Langrage: ''La prédistination des saints et la grace.''<br />
<br />
[[Kategorie:Schöpfungslehre]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Syllabus_errorum_(Wortlaut)&diff=45161Syllabus errorum (Wortlaut)2008-09-10T11:28:17Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Allgemeiner Hinweis:''' ''Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramstexte, dürfen nicht als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der Vatikanseite [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm] können als offiziell angesehen werden (Schreiben der [[Libreria Editrice Vaticana]] vom 21. Januar 2008).''<br />
<br />
<br />
[[Syllabus]] Pius’ IX. bzw. Sammlung von Irrtümern, die in verschiedenen<br />
Verlautbarungen Pius’ IX. geächtet wurden. Nach langer Vorarbeit wurde der Text, zum 10. Jahrestag der Definition des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis, herausgegeben am 8. Dez. 1864.<br />
<br />
<br />
=== § I. [[Pantheismus]], [[Naturalismus]] und absoluter Rationalismus. ===<br />
<br />
<br />
1. Es gibt kein höchstes, allweises und allvorsehendes von dieser Gesamtheit der Dinge unterschiedenes göttliches Wesen, und [[Gott]] ist eins mit der Natur, daher dem Wechsel unterworfen, und Gott wird in der Tat im Menschen und in der Welt. Alles ist Gott und hat das eigentliche Wesen Gottes; und Eines und dasselbe ist Gott mit der Welt, daher auch der Geist mit der Materie, die <br />
Notwendigkeit mit der Freiheit, das Wahre mit dem Falschen, das Gute mit dem Bösen, das Gerechte mit dem Ungerechten. <br />
<br />
2. Jede Einwirkung Gottes auf die Menschen und die Welt ist zu leugnen. <br />
<br />
3. Die menschliche Vernunft ist ohne alle Rücksicht auf Gott der einzige Schiedsrichter über wahr und falsch, gut und böse; sie ist sich selbst Gesetz und reicht mit ihren natürlichen Kräften hin, für das Wohl der Menschen und der Völker zu sorgen. <br />
<br />
4. Alle Wahrheiten der Religion fließen aus der natürlichen Kraft der menschlichen Vernunft; daher ist die Vernunft die vorzüglichste Norm, durch welche der Mensch die Erkenntnis aller Wahrheiten jeglicher Art erlangen kann und soll. <br />
<br />
5. Die göttliche Offenbarung ist unvollkommen und daher einem fortwährenden und unbegrenzten Fortschritt unterworfen, der dem Fortschreiten der menschlichen Vernunft entspricht. <br />
<br />
6. Der christliche Glaube widerstrebt der menschlichen Vernunft und die göttliche Offenbarung nützt nicht allein nichts, sondern sie schadet auch der Vervollkommung des Menschen. <br />
<br />
7. Die in der Heiligen Schrift berichteten und erzählten Prophezeiungen und Wunder sind Erfindungen der Dichter, und die Geheimnisses des christlichen Glaubens die Summe philosophischer Forschungen; und in den Büchern beider Testamente sind mythische Erfindungen enthalten; und Jesus Christus selbst ist eine mythische Erdichtung.<br />
<br />
=== § II. Gemäßigter Rationalismus. ===<br />
<br />
<br />
8. Da die menschliche Vernunft der Religion selbst gleichzustellen ist, darum sind die theologischen Disziplinen gerade ebenso wie die philosophischen zu behandeln. <br />
<br />
9. Alle Dogmen der christlichen Religion ohne Unterschied sind Gegenstand der natürlichen [[Wissenschaft]] oder der [[Philosophie]]: und die bloß historisch gebildete menschliche Vernunft kann aus ihren natürlichen Kräften und Prinzipien zu der wahren Erkenntnis in Betreff aller, auch der dunkelsten Dogmen gelangen, wenn nur diese Dogmen der Vernunft selbst als Gegenstand vorgelegt gewesen sind. <br />
<br />
10. Da etwas anderes der Philosoph und etwas anderes die Philosophie ist, so hat jener das Recht und die Pflicht, sich der Autorität, welche er für die wahre erkannt hat, zu unterwerfen; aber die Philosophie kann und darf nicht sich irgendeiner Autorität unterwerfen. <br />
<br />
11. Die Kirche darf sich nicht allein gegen keine Philosophie wenden, sondern muß auch die Irrtümer dieser Philosophie dulden und es ihr überlassen, dass sie sich selbst verbessere. <br />
<br />
12. Die Dekrete des Apostolischen Stuhles und der römischen Kongregationen hindern den freien Fortschritt der Wissenschaft. <br />
<br />
13. Die Methode und die Prinzipien, nach welchen die alten scholastischen Lehrer die Theologie ausgebildet haben, stimmen mit den Bedürfnissen unserer Zeit und mit dem Fortschritte der Wissenschaften keineswegs überein <br />
<br />
14. Die Philosophie muß behandelt werden ohne Rücksicht auf die übernatürliche Offenbarung.<br />
<br />
=== § III. [[Indifferentismus]], Latitudinarismus. ===<br />
<br />
<br />
15. Es steht jedem Menschen frei, jene [[Religion]] anzunehmen und zu bekennen, welche jemand, durch das Licht der Vernunft geführt, für die wahre hält. <br />
<br />
16. Die Menschen können bei der Übung jedweder Religion den Weg des ewigen Heiles finden und die ewige [[Seligkeit]] erlangen. <br />
<br />
17. Wenigstens darf wohl auf die ewige Seligkeit aller jener gehofft werden, welche in der wahren Kirche Christi keineswegs leben. <br />
<br />
18. Der Protestantismus ist nichts anderes, als eine verschiedene Form derselben wahren christlichen Religion, in welcher es ebenso gut, als in der katholischen Kirche gegeben ist, Gott wohlgefällig zu sein.<br />
<br />
=== § IV. [[Sozialismus]], [[Kommunismus]], [[geheime Gesellschaften]], Bibelgesellschaften, liberale Kleriker-Vereine.* ===<br />
<br />
[* Hier verweist die Originalfassung nur auf andere Kundgebungen des Papstes.]<br />
<br />
=== § V. Irrtümer über die Kirche und ihre Rechte. ===<br />
<br />
<br />
19. Die [[Kirche]] ist nicht eine wahre und vollkommene, völlig freie [[Gesellschaft]] und steht nicht auf ihren eigenen und beständigen, von ihrem göttlichen Stifter ihr verliehenen Rechten, sondern es ist Sache der Staatsgewalt, zu bestimmen, welches die Rechte der Kirche und welches die Schranken seien, innerhalb der sie diese Rechte ausüben könne. <br />
<br />
20. Die Kirchengewalt darf ihre Autorität nicht ohne Erlaubnis und Zustimmung der Staatsgewalt ausüben. <br />
<br />
21. Die Kirche hat nicht die Macht, dogmatisch zu entscheiden, dass die Religion der katholischen Kirche die einzig wahre Religion sei. <br />
<br />
22. Die Verpflichtung, welche katholische Lehrer und Schriftsteller durchaus bindet, ist nur auf das beschränkt, was von dem unfehlbaren Ausspruch der Kirche als Glaubenssatz für alle zu glauben vorgestellt wird. <br />
<br />
23. Die Römischen Päpste und die Allgemeinen Konzilien haben die Grenzen ihrer Gewalt überschritten, Rechte der Fürsten usurpiert und auch in Festsetzung der Glaubens- und Sittenlehren geirrt.<br />
<br />
24. Die Kirche hat nicht Macht, äußeren Zwang anzuwenden, noch irgend eine zeitliche direkte oder indirekte Gewalt. <br />
<br />
25. Außer der dem Episkopat inhärierenden Gewalt ist ihm eine andere zeitliche Gewalt von der weltlichen Regierung entweder ausdrücklich oder stillschweigend verliehen und daher von der Staatsregierung nach Belieben zurückzunehmen. <br />
<br />
26. Die Kirche hat kein angeborenes und legitimes Recht auf Erwerb und Besitz. <br />
<br />
27. Die geweihten Diener der Kirche und der Römische Papst selbst sind von aller Leitung und Herrschaft über weltliche Dinge durchwegs auszuschließen. <br />
<br />
28. Die Bischöfe dürfen ohne Erlaubnis der Staatsregierung nicht einmal apostolische Schreiben veröffentlichen. <br />
<br />
29. Die vom Papst verliehenen Gnaden müssen für ungültig angesehen werden, wenn sie nicht durch die Staatsregierung nachgesucht worden sind. <br />
<br />
30. Die Immunität der Kirche und der kirchlichen Personen hatte ihren Ursprung vom Zivilrecht. <br />
<br />
31. Die geistliche Gerichtsbarkeit für zeitliche Zivil- wie Kriminal-Angelegenheiten der Geistlichen ist durchaus abzuschaffen, auch ohne Befragen und gegen den Einspruch des Apostolischen Stuhles. <br />
<br />
32. Ohne alle Verletzung des natürlichen Rechtes und der Billigkeit kann die persönliche Befreiung der Kleriker vom Militärdienst abgeschafft werden, und diese Abschaffung verlangt sogar der staatliche Fortschritt namentlich in einer nach der Form einer freieren Regierung eingerichteten Gesellschaft. <br />
<br />
33. Es gehört nicht einzig zur kirchlichen Jurisdiktionsgewalt, aus eigenem angeborenem Rechte die theologischen Studien zu leiten. <br />
<br />
34. Die Lehre, welche den Römischen Papst einem freien und in der ganzen Kirche seine Macht ausübenden Fürsten vergleicht, ist eine Lehre, die im Mittelalter vorherrschte. <br />
<br />
35. Nichts verbietet, durch Beschluß eines Allgemeinen Konzils oder durch die Tat aller Völker das Pontifikat von dem Römischen Bischof und von Rom auf einen anderen Bischof und eine andere Stadt zu übertragen. <br />
<br />
36. Die Entscheidung eines National-Konzils läßt keine weitere Erörterung zu, und die Staatsregierung kann eine Sache bis zu dieser Entscheidung bringen. <br />
<br />
37. Es können Nationalkirchen errichtet werden, welcher der Autorität des Römischen Papstes entzogen und von ihr völlig getrennt sind. <br />
<br />
38. Zur Trennung der Kirche in eine morgenländische und abendländische hat die übermäßige Willkür der Römischen Päpste beigetragen.<br />
<br />
=== § VI. Irrtümer über die [[bürgerliche Gesellschaft]] sowohl an sich, als in ihren Beziehungen zur Kirche. ===<br />
<br />
<br />
39. Der [[Staat]] besitzt als der Ursprung und die Quelle aller Rechte ein schrankenloses Recht. <br />
<br />
40. Die Lehre der katholischen Kirche ist dem Wohl und Vorteil der menschlichen Gesellschaft zuwider. <br />
<br />
41. Die Staatsgewalt hat, selbst wenn sie von einem ungläubigen Fürsten ausgeübt wird, ein indirektes, negatives Recht in religiösen Dingen; sie hat also nicht nur das Recht des 'Exequatur', sondern auch das der 'appellatio', welche 'ab abusu' genannt wird. (= der Berufung gegen kirchliche Verfügungen an staatliche Behörden wegen angeblichen Mißbrauchs der kirchlichen Gewalt) <br />
<br />
42. Im Konflikt der Gesetze beider Gewalten geht das weltliche Recht vor. <br />
<br />
43. Die Laien-Gewalt hat die Macht, feierliche Verträge (vulgo Konkordate), die über die Ausübung der zur kirchlichen Immunität gehörigen Rechte mit dem Heiligen Stuhle geschlossen wurden, ohne dessen Einwilligung, ja sogar gegen seinen Widerspruch zu beschränken, für nichtig zu erklären und außer Kraft zu setzen. <br />
<br />
44. Die Staatsgewalt kann sich in Sachen der Religion, der Sittenzucht und des geistlichen Regiments mischen. Sie kann also über die Weisungen urteilen, welche die Hirten der Kirche ihrem Amte gemäß zur Norm der Gewissen erlassen, und kann sogar über die Verwaltung der heiligen Sakramente und über die zu deren Empfang nötigen Dispositionen entscheiden. <br />
<br />
45. Die ganze Leitung der öffentlichen Schulen, in denen die Jugend eines christlichen Staates erzogen wird, nur die bischöflichen Seminarien in einiger Beziehung ausgenommen, kann und muß der Staatsgewalt zukommen, und zwar so, dass kein Recht irgendeiner anderen Autorität sich in die Schulzucht, in die Anordnung der Studien, in die Verleihung der Grade und in die Wahl und die Approbation der Lehrer zu mischen, anerkannt werde. <br />
<br />
46. Ja, sogar in den Klerikal-Seminarien unterliegt die anzuwendende Methode der Studien der Staatsgewalt. <br />
<br />
47. Die beste Staatseinrichtung erfordert, dass die Volksschulen, die allen Kindern jeder Volksklasse zugänglich sind, und überhaupt alle öffentlichen Anstalten, welche für den höheren wissenschaftlichen Unterricht und die Erziehung der Jugend bestimmt sind, aller Autorität der Kirche enthoben und vollständig der Leitung der weltlichen und politischen Autorität unterworfen seien nach dem Belieben der Regierungen und nach Maßgabe der landläufigen Meinungen der Zeit. <br />
<br />
48. Katholische Männer können sich eine Art von [[Jugend]]bildung gefallen lassen, die von dem katholischen Glauben und der Gewalt der Kirche getrennt ist, und welche nur die Kenntnis der natürlichen Dinge und die Zwecke des irdischen sozialen Lebens ausschließlich oder doch als Hauptziel im Auge hat. <br />
<br />
49. Die Staatsgewalt kann es verhindern, dass die Bischöfe und gläubigen Völker mit dem Römischen Papste frei und gegenseitig verkehren. <br />
<br />
50. Die Laien-Obrigkeit hat von sich aus das Recht, Bischöfe zu präsentieren und kann von ihnen verlangen, dass sie die Verwaltung ihrer Diözesen antreten, bevor sie vom Heiligen Stuhl die kanonische Einsetzung und apostolische Schreiben erhalten. <br />
<br />
51. Die Laien-Regierung hat sogar das Recht, die Bischöfe der Ausübung ihres oberhirtlichen Amtes zu entheben, und ist nicht verpflichtet, in dem, was den Episkopat und die Einsetzung der Bischöfe betrifft, dem Römischen Papste zu gehorchen. <br />
<br />
52. Eine Regierung kann aus eigenem Rechte das von der Kirche vorgeschriebene Alter für die Ablegung von Gelübden sowohl bei Männern als auch bei Frauen abändern und allen Ordensgenossenschaften verbieten, ohne ihre Erlaubnis jemanden zur Ablegung der feierlichen Gelübde zuzulassen. <br />
<br />
53. Die Gesetze sind abzuschaffen, welche den Schutz der religiösen Orden, ihrer Pflichten und Rechte betreffen; die staatliche Regierung kann sogar Allen Unterstützungen gewähren, welche den gewählten Ordensstand verlassen und ihre feierlichen Gelübde brechen wollen; ebenso kann sie Ordenshäuser, Kollegiatkirchen und einfache geistliche Pfründen, sogar wenn sie dem Patronatsrechte unterstehen, ganz unterdrücken und ihre Güter und Einkünfte der staatlichen Verwaltung und Verfügung unterwerfen und <br />
überweisen. <br />
<br />
54. Könige und Fürsten sind nicht nur von der Jurisdiktion der Kirche ausgenommen, sondern stehen auch bei Entscheidung von Jurisdiktionsfragen über der Kirche. <br />
<br />
55. Die Kirche ist vom Staate, der Staat von der Kirche zu trennen.<br />
<br />
=== § VII. Irrtümer über das natürliche und das christliche [[Sittengesetz]]. ===<br />
<br />
<br />
56. Die Sittengesetze bedürfen der göttlichen Sanktion nicht, und es ist gar nicht notwendig, dass die menschlichen Gesetze mit dem natürlichen Rechte in Übereinstimmung gebracht werden oder ihre verpflichtende Kraft von Gott erhalten. <br />
<br />
57. Philosophie und philosophische Ethik, sowie die bürgerlichen Gesetze können und sollen von der göttlichen und kirchlichen Autorität abweichen. <br />
<br />
58. Es sind keine anderen Kräfte anzuerkennen, als die im Stoffe ruhenden; und alle Zucht der Sitte und Ehrbarkeit ist in die Aufhäufung und Vermehrung von Reichtümern auf jedwede Art und in den Genuß der Vergnügungen zu setzen. <br />
<br />
59. Das Recht besteht in der materiellen Tatsache; alle Pflichten der Menschen sind ein leerer Name, und alle menschlichen Taten haben Rechtskraft. <br />
<br />
60. Die [[Autorität]] ist nichts anderes als die Zahl und die Summe der materiellen Kräfte. <br />
<br />
61. Die vom Glück begleitete Ungerechtigkeit der Tat bringt der Heiligkeit des Rechtes keinen Schaden. <br />
<br />
62. Das sogenannte 'Nichtinterventionsprinzip' ist zu verkünden und zu beobachten. <br />
<br />
63. Man darf den rechtmäßigen Fürsten den Gehorsam versagen, ja sogar gegen sie aufstehen. <br />
<br />
64. Der Bruch jedes noch so heiligen Eides und jede verbrecherische und schändliche, dem ewigen Gesetze zuwiderlaufende Handlung sind nicht nur nicht verdammenswert, sondern durchaus erlaubt und sogar höchst lobenswert, wenn sie aus Liebe zum Vaterlande geschehen.<br />
<br />
=== § VIII. Irrtümer über die christliche [[Ehe]]. ===<br />
<br />
<br />
65. Es kann auf keine Weise geduldet werden, dass Christus die Ehe zur Würde eines [[Sakrament]]es erhoben habe. <br />
<br />
66. Das Sakrament der Ehe ist etwas bloß zu dem Vertrage Hinzukommendes und von ihm zu Trennendes, und das Sakrament selbst liegt einzig und allein in der ehelichen Einsegnung. <br />
<br />
67. Nach dem Naturrecht ist das Eheband nicht unauflöslich und in verschiedenen Fällen kann die Ehescheidung im eigentlichen Sinne durch die weltliche Behörde gesetzlich ausgesprochen werden. <br />
<br />
68. Die Kirche hat nicht die Gewalt, trennende Ehehindernisse aufzustellen, sondern diese Gewalt steht der weltlichen Behörde zu, von welcher die bestehenden Hindernisse aufzuheben sind. <br />
<br />
69. Die Kirche hat erst in späteren Jahrhunderten angefangen, trennende Ehehindernisse aufzustellen, nicht aus eigenem, sondern aus dem ihr von der weltlichen Gewalt übertragenen Recht. <br />
<br />
70. Die tridentinischen Canones, welche das Anathem über jene verhängen, die das Recht der Kirche zur Aufstellung trennender Ehehindernisse zu leugnen wagen, sind teils nicht dogmatischer Natur, teils von jener übertragenen Gewalt zu verstehen. <br />
<br />
71. Die tridentinische Form bei Strafe der Ungültigkeit ist unverbindlich, wo das staatliche Gesetz eine andere Form vorschreibt und von dieser neuen Form die Gültigkeit der Ehe abhängig macht. <br />
<br />
72. [[Bonifacius VIII.]] hat zuerst erklärt, dass das bei der Ordination (= den höheren Weihen) abgelegte Keuschheitsgelübde die Ehe nichtig mache. <br />
<br />
73. Kraft eines bloßen Zivil-Vertrages kann unter Christen eine wahre Ehe bestehen, und es ist falsch, dass entweder der Ehevertrag zwischen Christen stets ein Sakrament sei, oder dass auch der Vertrag nichtig sei, wenn das Sakrament davon ausgeschlossen wird. <br />
<br />
74. Ehesachen und Sponsalien gehören ihrer eigenen Natur nach vor das weltliche Gericht.<br />
<br />
''N.B. Hierher gehören noch zwei andere Irrtümer; über die Abschaffung der Ehelosigkeit der Geistlichen, und darüber, dass der Ehestand dem jungfräulichen Stand vorzuziehen sei. Der erste ist in der Enzyklika vom 9. November 1846, der andere in dem Apostolischen Schreiben vom 10. Juni 1851 verworfen.''<br />
<br />
=== § IX. Irrtümer über die weltliche Herrschaft des Römischen Papstes. ===<br />
<br />
<br />
75. Über die Vereinbarkeit der zeitlichen Herrschaft mit der geistlichen streiten sich die Söhne der christlichen und katholischen Kirche. <br />
<br />
76. Die Abschaffung der weltlichen Herrschaft, die der Apostolische Stuhl besitzt, würde zur Freiheit und zum Glück der Kirche sehr viel beitragen. <br />
<br />
''N.B. Außer diesen ausdrücklich hervorgehobenen Irrtümern werden noch mehrere andere ''implicite'' verworfen durch die Vorhaltung und Feststellung der Lehre, an welcher alle Katholiken festhalten sollen. Diese Lehre wird einleuchtend behandelt in den Allocutionen vom 20. April 1849, vom 20. Mai 1850, dem Apostolischen Schreiben vom 26. März 1860, den Allocutionen vom 28. September 1860, 18. März 1861 und 9. Juni 1862.''<br />
<br />
=== § X. Irrtümer, welche sich auf den [[Liberalismus]] unserer Tage beziehen. ===<br />
<br />
<br />
77. In unserer Zeit ist es nicht mehr nützlich, dass die katholische Religion als einzige Staatsreligion unter Ausschluss aller anderen Kulte gehalten werde. <br />
<br />
78. Es war daher gut getan, in gewissen katholischen Ländern den Einwanderern gesetzlich die freie Ausübung ihres Kultus zu garantieren. <br />
<br />
79. Denn es ist ja falsch, dass die staatliche Freiheit der Kulte und die allen gewährte Vollmacht, was immer für Meinungen und Ansichten offen und öffentlich kund zu geben, zur leichteren Verderbnis der Sitten und zur Verbreitung der Pest des Indifferentismus führen. (79) <br />
<br />
80. Der Römische Papst kann und soll sich mit dem Fortschritt, dem Liberalismus und der gegenwärtigen Zivilisation versöhnen und vergleichen.<br />
<br />
[[Kategorie:Irrlehren]]<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Abtei_Mariastein&diff=45160Abtei Mariastein2008-09-10T11:27:45Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Mariastein''' ist eine [[Benediktiner]]abtei und ein bedeutender Schweizer [[Marienwallfahrtsorte|Marienwallfahrtsort]] am Fusse des Passwangs, politische Gemeinde Metzerlen-Mariastein, Kanton Solothurn, [[Bistum Basel|Diözese Basel]]. ([http://map.search.ch/mariastein/klosterplatz Lage]). Ursprünglich war das Kloster in '''Beinwil''' gegründet worden. Im Juli 2008 wurde Peter Kanisius von Sury von [[Bischof]] [[Kurt Koch]] zum 41. Abt von Beinwil und 18. von Mariastein geweht. Er folgt auf Abt Lukas Schenker.<br />
<br />
Wallfahrtsort U.L Frau im Stein, Abtei zum heiligen Diakon und Blutzeugen [[Vinzenz von Valencia|Vinzenz]], [[Basilica Minor]]<br />
<br />
Patrozinien: [[Allerheiligen|Alle Heiligen]], hl. [[Vinzenz von Valencia|Vinzenz]]<br />
<br />
== Eckdaten ==<br />
[[Bild:Mariastein_überMauer.jpg|thumb|right|Kloster Mariastein (SO)]]<br />
*um 1100 Gegründet in Beinwil<br />
*1147 erste urkundliche Erwähnung<br />
*1338 unter der Jurisdiktion des Bischofs von Basel<br />
*1647 bzw. 1653 Beitritt zur Schweiz<br />
*1648 nach Mariastein verlegt<br />
*1874 vom Staat "reorganisiert" (faktisch aufgehoben)<br />
*1970/71 wiederhergestellt<br />
<br />
== Kloster in Beinwil ==<br />
<br />
Der Ursprung der Wallfahrt von Mariastein und der Ursprung seiner Klostergeschichte hängen nicht miteinander zusammen. Während nach der Legende die [[Wallfahrt]] aufs Jahr 1380 zurückgeht, wurde der [[Benediktiner]]-[[Konvent]], dem im Laufe der Zeit die Obhut des [[Gnadenort]]es anvertraut wurde, schon ums Jahr 1100 in Beinwil (SO) gegründet.<br />
<br />
Die materielle Stiftung wird vier "vornehmen Männern" aus lokalem Adel zugeschrieben (Notker, Oudelhard, Burkhard und Udalrich), deren Zugehörigkeit nicht mit Sicherheit festgelegt werden kann, während die geistige Stiftung durch das Reformkloster [[Hirsau]] im Schwarzwald erfolgte. Stifter und erster Abt war Esso. <br />
<br />
Bei seiner Gründung erhielt das Kloster Mariastein Besitzungen in nahen und entfernteren Dörfern. 1147 wurde das Kloster mit all seinem Besitz von Papst Eugen III. bestätigt und unter den Schutz des hl. [[Petrus (Apostel)|Petrus]] gestellt und ihm die [[Exemtion]] erteilt. 1152 gab Friedrich I. dem Kloster einen Schirmbrief. Dem Kloster war vom 12. Jh. bis Mitte des 13. Jh. ein Frauenkonvent angeschlossen<br />
<br />
Es gibt nur wenige Urkunden über die frühere Zeit. Beim großen Basler Erdbeben (1356) wurde auch das Kloster zerstört. Nur wenig blieb übrig, aber auch dieses ging mit allen Ornamenten und Glocken durch einen Brand zugrunde. Mehrmals wurde es geplündert, so am 31. Oktober 1445 von Peter von Mörsperg, dann wieder am 26. November 1491, am 13. März 1499 und 1525 durch die aufständischen Bauern. Am 14. Februar 1555 starb der [[Konvent]] aus. <br />
<br />
Die Verwaltung des Klostergutes und die [[Seelsorge]] in Beinwil besorgte ein von Solothurn ernannter [[Administrator]]. Durch Vermittlung Solothurns wurde [[Einsiedeln]] gebeten, das Kloster wieder zu bevölkern. Einsiedeln schickte als Administrator P. Wolfgang Spiess, der mit einigen anderen Einsiedler Konventualen am 22. April 1589 in Beinwil ankam. Nach seinem Tode, am 15. Februar 1614, waren noch zwei Einsiedler Administratoren. Dann übernahm P. Urs Buri vom Kloster [[Rheinau]] die Leitung und brachte die junge Siedlung wieder zu neuer Blüte, so dass nach seinem Tode 1633 der Konvent von Beinwil wieder einen Abt aus den eigenen Brüdern wählen konnte, Abt Fintan Kiefer, von Solothurn.<br />
<br />
Am 22. April 1636 übernahm das Kloster Beinwil die [[Gnadenstätte]] in Mariastein und schickte vorläufig zwei Patres zur Besorgung des hl. Dienstes. Indessen reifte in Beinwil der Entschluß, das Kloster aus dem entlegenen Lüsseltal nach Mariastein zu verlegen.<br />
<br />
== Wallfahrt zu U.L. Frau im Stein==<br />
<br />
1434 wird erstmals eine Kapelle "im Stein" erwähnt. Die Legende gibt als Entstehungsgrund der Marienwallfahrt ein Fallwunder an: Nach der Legende stürzte ein Kind aus der Grotte, wo jetzt die Gnadenkapelle ist, über die 50 m hohe Felswand und wurde, wie das Kind beteuerte, von Maria wunderbar gerettet. Die Kunde verbreitete sich bald und sofort begann auch der Zulauf des gläubigen Volkes. Die ersten urkundlichen Mitteilungen gibt das [[Konzil von Basel]] (1442), indem es den Bitten des Arnold von Rotberg nachgebend, einen Priester bestätigte zur Besorgung der Wallfahrt, und den damaligen Generalvikar mit der Ausführung des Beschlusses betraute.<br />
<br />
Nachdem durch eine Feuersbrunst das aufblühende Mariastein zerstört war, übergab der Basler Bischof 1471 die Wallfahrt den [[Augustiner]]n von Basel. 1520 verließen sie freiwillig Mariastein, denn die Wirren der [[Reformation]] bedrohten den Wallfahrtsort mit dem Untergang. Aber durch die Umsicht des Priesters Jakob Augspurger, der 1534 nach Mariastein kam, konnte es vor dem Untergang gerettet werden.<br />
<br />
Unterdessen war das Kloster unter die Herrschaft von Solothurn gekommen und Schultheiß und Rat von Solothurn waren dafür besorgt, dass der Gnadenort blühe und gedeihe und berief deshalb die Patres von Beinwil. Nachdem noch verschiedene Vorarbeiten und Verhandlungen gemacht waren, wurde 1645 mit dem Klosterbau in Mariastein begonnen und am 12. November '''1648''' fand die feierliche Übersiedlung des Konventes Beinwil nach Mariastein statt. 1655 wurde die Kirche eingeweiht vom Basler Fürstbischof Johannes von Schönau.<br />
<br />
=== Gebet zur Mutter des Trostes in Mariastein ===<br />
<br />
Wenn ich meine Blicke wende <br><br />
Zu Maria himmelwärts, <br><br />
Zu ihr meine Seufzer sende, <br><br />
Fließt mir Trost ins bange Herz.<br />
<br />
Holde Mutter, Du, o Reine, <br><br />
Sprich für uns bei Deinem Sohn; <br><br />
Sei uns gnädig hier im Steine, <br><br />
Hier an Deinem Gnadenthron.<br />
<br />
Unser Kreuz wir freudig tragen <br><br />
Hier in dieser Prüfungszeit; <br><br />
Wollen nie im Leiden klagen, <br><br />
Führt es ja zur [[Seligkeit]].<br />
<br />
Süßes Herz Mariä, sei meine Rettung!<br />
<br />
== Kloster in Mariastein ==<br />
<br />
=== Blüte und Niedergang ===<br />
[[Bild:Mariastein_Rückseite.jpg|thumb|right|Kloster Mariastein (SO) - Rückseite]]<br />
Das Kloster entwickelte sich. Durch den Eintritt junger, hervorragender Mitglieder und unter der Leitung tüchtige Äbte kam Mariastein immer mehr zu Ansehen.<br />
<br />
Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution brachen böse Zeiten für Mariastein herein. Obwohl die Patres sich nicht in Politik einmischten, sahen die Revolutionäre die religöse Tätigkeit der Patres nicht gern, welche mit großem Eifer die zuströmenden Volksscharen trösteten, unterrichteten, ihnen die hl. [[Sakramente]] spendeten, die sie in der Heimat nicht mehr empfangen konnten. Auf Betreiben der Revolutionäre bei der Solothurner Regierung mußten die Nicht-Solothurner Konventualen am 21. Oktober 1797 Mariastein verlassen, nachher mußte der Abt weichen und nach dem Einmarsch der Franzosen mußte am 21. März 1798 der ganze Konvent fort. Kloster und Kirche wurden geschlossen, der Gottesdienst verboten und alles, was transportabel war, wurde verkauft. <br />
<br />
=== Wiedereröffnung ===<br />
<br />
Die Mönche verteilten sich in die badischen und württembergischen Benediktinerklöster. Der Abt, Hieronymus Brunner, wohnte bald hier, bald dort bis es ihm 1802 gelang das Klostergut für 17'000 Franken zurückzukaufen und seine Mönche heimzuführen.<br />
<br />
Nach einer neuerlichen kurzen Blüte brachte 1830 ein politischer Umschwung im Kanton Solothurn dem Kloster neben Sondersteuern und Inventarisationen eine erschwerte Aufnahme von Novizen. Die Ablegung der Ordensgelübde war vollständig von der Genehmigung der Regierung und von einem Staatsexamen abhängig. Das Staatsexamen aber konnte erst abgelegt werden nach vollendetem Studium, und so mußte ein Novize 6-7 Jahre warten, bis er endgültig in den Klosterverband aufgenommen werden konnte. 30 Jahre dauerte das Verbot. Der Pesonalstand ging zurück. 17 Personen starben in dieser Zeit, und nur 3 neue traten ein.<br />
<br />
=== Aufhebung und Exil ===<br />
<br />
Während des [[Kulturkampf]]es ergab sich '''1874''' das Angebot eines Abtausches der Güter in der Schweiz gegen solche im Elsass. Dieser Plan veranlasste den Kanton Solothurn, dem Kloster die Vermögensverwaltung ganz zu entziehen, mit dem Argument, das Kloster wolle sein Vermögen ins Ausland schleppen. Am 18. September beschloß der Kantonsrat mit 70 gegen 31 Stimmen die Aufhebung des Klosters und am 4. Oktober stimmte das Volk über das Schicksal von Mariastein ab. 8352 stimmten für die Aufhebung und 5909 dagegen. Alle Güter des Klosters wurden vekauft, der Gewinn vom Staat einbehalten, während die kirchlichen Sachen sowie Archiv und Bibliothek nach Solothurn verschleppt wurden. Die Patres erhielten eine kleine Pension, und am 17. März 1875 wurden sie gewaltsam aus dem Kloster vertrieben; nur zwei Patres durften zur Besorgung der Wallfahrt bleiben.<br />
<br />
Die vertriebenen Mariasteiner Mönche wurden von Behörde und Bewohnern des Städtchens Delle (Frankreich, nahe der Schweizer Grenze) eingeladen und herzlich aufgenommmen. Dort wurde das Kloster neu erbaut und im Herbst 1875 eine Klosterschule eröffnet. 1901 musste das Kloster in Delle aber infolge neuer staatlicher Gesetze wieder aufgegeben werden. <br />
<br />
Nach einem Jahre ohne Heimat fanden die Mariasteiner eine Zufluchtsstätte im österreichischen Dürrnberg bei Hallein (bei Salzburg), wo sie 1902-1906 wirkten. Die Entfernung von der Schweiz, wo immer noch ein Teil der Konventualen in Mariastein und den dem Kloster inkorporierten Pfarreien tätig waren, war jedoch zu weit und der Verkehr mit den in der Schweiz wohnenden Mitbrüdern zu umständlich. Der Zuzug schweizerischer Kandidaten war sehr spärlich und für die Dauer unwahrscheinlich. Deshalb gründete Abt Augustin Rothenflue am 4. Oktober 1906, nach vielen Bemühungen, das St. Gallusstift am Fuße des Gebhardsberges in Bregenz, auf dem Boden, wo einst der hl. [[Gallus]] wirkte. Gleichzeitig übernahm der Konvent von Mariastein die Leitung des Kollegiums Karl Borromäus in Altdorf (Kanton Uri, Schweiz). 1941 wurde der Konvent durch den Nationalsozialismus aus Bregenz vertrieben. Die Schweizer durften sich asylrechtlich wieder in Mariastein niederlassen.<br />
<br />
=== Wiederherstellung ===<br />
'''1970/71''' wurde das Kloster Mariastein vom Kanton Solothurn staatsrechtlich wiederhergestellt und die Klosteranlage wurde einer baulichen Gesamterneuerung unterzogen.<br />
<br />
Primärquelle: [http://helvetia-catholica.blogspot.com/ Helvetia Catholica]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.kloster-mariastein.ch/ Benediktinerkloster Mariastein]<br />
* {{HLS|http://hls-dhs-dss.ch/textes/d/D11487.php}}<br />
* [http://helvetia-catholica.blogspot.com/2006/03/die-abtei-mariastein-ihre-geschichte.html#links Klostergeschichte von P. Willibald Beerli OSB]<br />
* [http://www.kath.de/gruenewald/kloster/mariastein.htm Klosterführer Matthias Grünewald-Verlag]<br />
* [http://www.lochstein.de/hoehlen/Ch/mariastein/mariastein.htm Die Höhle Mariastein bei Basel]<br />
<br />
[[Kategorie:Wallfahrtsorte]]<br />
[[Kategorie:Klöster]]<br />
[[Kategorie:Bistum Basel]]<br />
[[Kategorie:Benediktiner]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Argumente_f%FCr_die_Wahrheit_der_katholischen_Religion&diff=451592008-09-10T11:26:57Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Von den Wahrheiten, welche imstande sind die Neugier des Menschen zu fesseln, ist die Existenz Gottes die bedeutendste. Sie ist die Grundlage jeglicher Religion. Bevor man glauben kann, muss man die Gewissheit haben, dass Gott existiert. Wer mit Sicherheit wissen will, ob Gott existiert, muss aber auch bereit sein, alles zu tun, was Gott von ihm verlangt, wenn er ihn erkannt hat. Andernfalls riskiert er, dass sein schlechtes Gewissen so viel Einwände findet, dass er es niemals schafft, die Wahrheit zu erkennen. Ein aufrichtiger Mensch muss folgendes Gebet sprechen können: "Mein Gott, wenn es dich gibt, gewähre mir, dass ich dich erkennen kann." <br />
<br />
Jeder Mensch hat die schwerwiegende Pflicht, gegenüber sich selbst und seinen Mitmenschen, die Argumente für den Glauben gewissenhaft zu studieren; und wenn er zur Wahrheit gelangt ist, sich zu ihr zu bekennen und ihr in seiner Lebensweise treu zu sein.<br />
<br />
Es gibt zahlreiche Beweise für die Existenz Gottes und seiner Offenbarung. Der hier angeführte beruht auf gesicherten Grundlagen, die Sie selbst überprüfen können. Dieser Beweis ist konsequent. Er stellt sieben Behauptungen auf, von denen eine auf der anderen aufbaut.<br />
<br />
= Gibt es einen Gott? =<br />
== Jede Ordnung beweist das Vorhandensein einer Intelligenz ==<br />
Alle [[Menschen]] können aufgrund ihrer Vernunft erkennen, dass eine komplexe Ordnung notwendigerweise auf das Wirken einer Intelligenz schließen lässt. Niemand wird ein mit Sorgfalt erstelltes Werk dem Zufall oder einer blinden Entwicklung zuschreiben, zum Beispiel eine Zeitung, eine Uhr, ein Haus... Und je komplizierter und vollendeter eine Ordnung ist, desto größer muss die Intelligenz ihres Urhebers sein.<br />
<br />
== Es gibt eine Ordnung im Universum ==<br />
In der sichtbaren Welt besteht eine ausserordentlich ausgeklügelte, durchgängige und nützliche Ordnung: eine Ordnung von erhabener Schönheit. Die Naturwissenschaften legen Zeugnis dafür ab: Die Geologie, die Botanik, die Zoologie, die Chemie, die Physik, die Astronomie, die Physiologie, die Anatomie und andere zeigen die Gesetzmässigkeiten und die Ordnung in der Natur auf. <br />
<br />
Ein Beispiel: die Luft besteht aus einem Teil Sauerstoff und vier Teilen Stickstoff. Eine anders zusammengesetzte Mischung wäre für die Existenz der Lebewesen gefährlich. Durch welchen Mechanismus bleibt die Zusammensetzung der Luft konstant? Jede Atmung, jede Verbrennung, jeder organische Abbau benötigt Sauerstoff. Durch die Atmung von Tieren und die Verwesung von Pflanzen wird Kohlendioxid freigesetzt. Dieses ist für die Grünpflanzen lebenswichtig. Die Pflanzen absorbieren das Kohlendioxid beständig, wandeln es um und setzen als Nebenprodukt wiederum Sauerstoff frei. Auf diese Weise bleibt die Zusammensetzung der Luft seit Jahrtausenden konstant und bietet dadurch die notwendigen Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen.<br />
<br />
== Die Ordnung, die wir im Universum feststellen, beweist die Existenz einer übergeordneten Intelligenz ==<br />
Wie wir festgestellt haben, beweist jede Ordnung das Vorhandensein einer Intelligenz. Demnach beweist die Ordnung in der Natur, wie sie sich in den Naturwissenschaften manifestiert, die Existenz eines höheren Wesens, auch wenn gewisse Phänomene ungeklärt bleiben (zum Beispiel das Leiden und der Tod).<br />
<br />
== Die die Welt ordnende Intelligenz ist notwendigerweise auch die schöpferische ==<br />
In einem vom Menschen geschaffenen Gegenstand sind die einzelnen Teile im Hinblick auf ihre Eigenschaften ausgewählt, aber sie sind nie vollkommen allen Gegebenheiten angepaßt. Und man muss ständig Mängel korrigieren, indem man zusätzliche Komponenten hinzufügt. Zum Beispiel schützen die Dachziegel das Haus vor Regen, aber sie halten nicht von allein, sie benötigen Balken und Sparren, und die Gesamtheit der Belastung von Ziegeln und Balken erfordert stärkere Mauern, usw... Daher die Möglichkeit eines Fortschritts ohne Grenzen für Geräte, die von Menschen hergestellt werden. Man hält den Fortschritt nicht auf, sagt man... <br />
<br />
In der Natur dagegen passen die Elemente, die zur Komposition ihrer Ordnung gehören, in perfekter Weise untereinander und zum Ganzen zusammen. Bei einem Baum zum Beispiel tragen die Wurzeln, der Stamm, die Zweige, die Blätter, die Blüten, die Früchte zu einem vollendeten Ganzen bei. Man braucht nichts Neues zur Vervollständigung zu erfinden, es ist keine wesentliche Verbesserung möglich. Im Gegensatz dazu kann ein künstliches Bein niemals so vollkommen sein wie ein natürliches. Warum dieser Unterschied?<br />
<br />
Wenn bei einem Menschenwerk die Einzelteile nie ganz vollständig der festgesetzten Ordnung entsprechen, dann deshalb, weil der Urheber der Ordnung nicht auch der Urheber der einzelnen Bestandteile ist. Und wenn bei etwas in der Natur Vorhandenem die Bestandteile ausnahmslos und fehlerfrei einer bestehenden Ordnung angehören, so bedeutet das, dass der Schöpfer dieser Ordnung auch der Schöpfer der einzelnen Bestandteile ist. Er hat sie voll und ganz geschaffen, was bedeutet, dass er sie aus dem Nichts geformt hat; anders gesagt, er ist ihr Schöpfer.<br />
<br />
== Die schöpferische und ordnende Intelligenz der Welt verfügt über eine unendliche Macht; sie wird Gott genannt ==<br />
Nur eine unendlich große Macht kann das unermeßliche Mißverhältnis überwinden, das zwischen dem Nichts und einem geschaffenen Wesen besteht. Nehmen wir einen Vergleich aus der Mathematik. Um von ½ die Zahl 1 zu erhalten, muß man ½ mit 2 multiplizieren; 2 x ½ = 1. Um von 1/100 die Zahl 1 zu erhalten , muß man 1/100 mit 100 multiplizieren; 100 x 1/100 = 1. Um von 1/10000 die Zahl 1 zu erhalten, muß man 1/10000 mit 10000 multiplizieren; 10000 x 1/10000 = 1, usw ... Je kleiner die erste Zahl ist und je mehr sie sich Null nähert, desto größer muß der Multiplikator sein, um das Resultat Eins zu erhalten. Wenn die erste Zahl sich Null nähert, muß der Multiplikator gegen unendlich gehen. Wenn auch die Unendlichkeit, die die Abwesenheit jeder Grenze voraussetzt, niemals durch Additionen und Multiplikationen erreicht werden kann, so kann man doch mit Sicherheit sagen, dass es eine unendliche Macht geben muß, um vom Nichts zu irgendeinem Wesen zu gelangen . Diese unendliche Macht kann nur in einem unendlichen Sein bestehen. Nun kann aber dem unendlichen Sein per Definition nichts zur Vollkommenheit fehlen; es ist unendlich weise , unendlich gut, unendlich glückselig usw... Es gibt nur einen Unendlichen, denn wenn es mehrere gäbe, könnte man sie voneinander unterscheiden durch das Fehlen vollkommener Eigenschaften, die bei den andern vorhanden sind: sie wären also nicht unendlich. Dieses unendliche Sein ist einmalig , man nennt es : '''GOTT'''.<br />
<br />
= Hat Gott den Menschen eine Religion offenbart? =<br />
Es stellt sich die Frage, ob sich Gott den Menschen zu erkennen gegeben hat, und ob er ihnen mitgeteilt hat, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollen - die Frage, ob er ihnen eine Religion geoffenbart hat. Zunächst eine Anmerkung: wenn Gott den Menschen eine Religion geoffenbart hat mit Wahrheiten, welche mit dem Verstand allein nicht zu erkennen sind, so ist diese Religion notwendigerweise einmalig. Da er die Wahrheit selber ist, kann er nicht mehrere Religionen geoffenbart haben, deren Dogmen (grundlegende Wahrheiten) sich widersprechen. Daraus folgt, dass wenn zwei Religionen sich widersprechende Wahrheiten lehren, mindestens eine von ihnen falsch ist. Zum Beispiel da, wo der Muslim sagt: "Jesus Christus ist nicht Gott", sagt der Katholik: "Jesus Christus ist Gott". Wenn eine Behauptung wahr ist, so ist eine widersprüchliche Behauptung falsch: entweder ist Christus Gott oder er ist nicht Gott.<br />
<br />
Nun hat aber Gott gesprochen. Noch viel mehr als das: <br />
''"Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat."'' (Joh 3,16). <br />
Die geschichtliche Existenz von '''JESUS CHRISTUS''' ist von keinem ernsthaften Historiker geleugnet worden; die Apostel sind davon Augenzeugen, aber sie ist auch bezeugt durch Autoren, , Heiden oder Juden, die Zeitgenossen von Jesus Christus waren (Tacitus, [[Flavius Josephus]] ...). Die Evangelien, historische Berichte vom Leben und von der Unterweisung Jesu Christi, wie auch von seinem Tod und seiner Auferstehung, wurden zwischen den Jahren 40 und 100 von Aposteln (dem hl. Matthäus und dem hl. Johannes) verfaßt, oder von ihren direkten Mitarbeitern (von den hl. Evangelisten Markus und Lukas). Ihre Echtheit ist unbestreitbar: sie wird bestätigt durch das Alter und die übereinstimmenden Handschriften, die bis auf uns überkommen sind. Ihre Glaubwürdigkeit ist durch das Martyrium der Apostel bezeugt und durch die zahlreichen Jünger, Zeitgenossen von Jesus , die lieber Marter und Tod erduldeten, als ihrem Glauben abtrünnig zu werden.<br />
<br />
Nun lehren uns aber die Evangelien in aller Klarheit, dass Jesus Christus von sich gesagt hat, er sei Gottes einziger Sohn, und dass er diese Behauptung durch Wunder bewiesen hat, vor allem durch seine eigene Auferstehung (siehe Mt 16,16; Joh 10,30-38; Joh 17,21-22; Joh 20,19-29 usw.). Wir können also mit aller Sicherheit folgern, dass Jesus Gottes Sohn ist, er selbst Gott und dem Vater gleich: <br />
'''''"Ich und der Vater sind eins"''''' (Joh 10,30). <br />
Folglich müssen wir uns Christus unterwerfen.<br />
<br />
= Hat Christus eine Kirche gegründet? Was ist diese Kirche? =<br />
Ja , Christus hat eine sichtbare Gemeinschaft gegründet, die Kirche. Diese ist berufen, seine Sendung bis ans Ende der Zeiten weiterzuführen und alle Menschen in der Wahrheit zu vereinen. In der Tat sagt unser Herr in Gegenwart der anderen Apostel zum hl. Petrus : <br />
''"Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich '''meine Kirche''' bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen."''(Mt 16,18).<br />
<br />
Diese Kirche steht unter der Autorität der Apostel, die von Jesus einen dreifachen Auftrag bekommen haben:<br />
*'''lehren:''' ''"Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern"'' (Mt 28,19). ''"Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat"'',sagt Jesus (Lk 10,16).<br />
*'''leiten:''' ''"Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein."'' (Mt 18,18).<br />
*'''heiligen:''' vornehmlich durch die Sakramente : ''"Tauft alle Völker auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."'' (Mt 28,19); ''"Tut dies zu meinem Gedächtnis."'' (Lk 22,19).<br />
<br />
Diese Kirche ist eine monarchische Gesellschaft mit dem hl. Petrus als Oberhaupt. Jesus Christus hat nur zu diesem einzigen Apostel gesagt: <br />
''"Du bist Petrus..."'' (Mt 16,18: siehe oben),<br />
''"Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt (...), stärke deine Brüder"'' (Lk 22,32); <br />
''"Weide meine Schafe"'' (Joh 21,17).<br />
<br />
Die Vorrechte des hl. Petrus und der Apostel sind auf ihre Nachfolger, den Papst und die Bischöfe, übertragen worden nach den Worten, die Jesus an sie richtet:<br />
''"Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."'' (Mt 28,20).<br />
Nun ist es aber so, dass nur die Katholische Kirche alle charakteristischen Merkmale der Kirche Christi bewahrt hat, wie wir im folgenden Beweis sehen werden. Dazu gehört in erster Linie auch der Gehorsam dem Papst gegenüber.<br />
<br />
== Zusätzliche Beweise ==<br />
<ol><br />
<li>'''Die Existenz der Katholischen Kirche ist ein moralisches Wunder.'''<br />
<p><br />
Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel, eines der grundlegenden Glaubenszeugnisse der Urkirche, enthält die folgende Formulierung, welche die Katholiken der ganzen Welt jeden Sonntag in der Heiligen Messe wiederholen: '''"Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche".''' Diese vier Kennzeichen finden sich heute nur in der römisch-katholischen Kirche. Das noch nach 2000jährigem Bestehen, was ein moralisches Wunder ist.<br />
</p><ul><br />
<li>'''Einig:''' Die katholische Kirche ist eine durch ihre Glaubenslehre in sich geeinte Kirche. Die Gläubigen aller Völker und Nationen bekennen das gleiche Credo. Der Gegenstand des Glaubens ist für alle gleich: es sind dies die Wahrheiten, welche das Lehramt der Kirche verkündet. Einen Überblick über diese Wahrheiten gibt der Katechismus der Katholischen Kirche, der 1993 erschienen ist.<br />
<p><br />
Die katholische Kirche ist eins durch ihre Obrigkeit. Das Bischofskollegium (gegenwärtig ungefähr 4200 Mitglieder) bewahrt seine Einheit durch seine Verbindung mit dem römischen Pontifex, dem Papst, dem Stellvertreter von Jesus Christus.<br />
</p><p><br />
Diese Einheit steht im starken Gegensatz zu der Aufsplitterung der anderen christlichen Konfessionen. Es gibt 17 autokephale, das heißt unabhängige, orthodoxe Kirchen, hunderte von Konfessionen berufen sich auf den Protestantismus (mit großen Unterschieden in bezug auf Glaubens- und Sittenlehre).<br />
</p><br />
<li>'''Heilig:''' Alle gebildeten Menschen erkennen die große Heiligkeit der katholischen Sittenlehre (selbst solche, die sagen, sie seien unfähig, gemäß diesen Grundsätzen zu leben) in bezug auf die Gebote,die Ratschläge zur Vollkommenheit und die mächtigen Heilsmittel, welche allen zur Verfügung stehen: Gottesdienst, Sakramente, religiöses Leben. Die Heiligkeit der kanonisierten Heiligen, die vom Papst nach eingehenden Nachforschungen heilig gesprochen wurden, ist geradezu heroisch. Bis in unsere Tage beweisen zahlreiche Gläubige heldenhafte Tugend, indem sie aus Liebe zu Christus und aus Treue zu seiner Kirche das Martyrium auf sich nehmen. Die Heiligkeit wird im Stillen Tag für Tag gelebt von einer sehr großen Zahl von Priestern im Zölibat, von Ordensmännern und -frauen, welche die die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams leben, und von sehr vielen Laien. Keine andere Gesellschaft besitzt so viele Merkmale der Heiligkeit; das ist ein moralisches Wunder.<br />
<br />
<li>'''Katholisch:''' Die Römische Kirche ist katholisch, das heißt universell; sie erstreckt sich über die ganze Erde (nahezu eine Milliarde von Gläubigen). Ein besonderes Kennzeichen ist auch ihre Unabhängigkeit von politischer Macht. Die Verbindung von solcher Einheit und Universalität, diese Katholizität, übersteigt menschliches Können. Sie ist ein moralisches Wunder. In der Tat es so: je zahlreicher und verschiedenartiger die Mitglieder einer Gesellschaft sind, desto schwieriger ist es, ihre Einheit zu verwirklichen. Die Katholiken der verschiedenen Völker bekennen das gleiche Credo, trotz der tiefgreifenden Unterschiede von Sprache, Zivilisation, Kultur, ungeachtet des Festhaltens der Menschen an ihren eigenen Meinungen. Trotz des auf sie ausgeübten Druckes und trotz der Einflüsse verschiedenster Art bewahrt die Römische Kirche ihre hierarchische Einheit. Dies ist ein Zeichen göttlichen Beistandes. Nur Gottes Wirken kann eine solche Einheit inmitten so großer Verschiedenheit bewirken und erhalten. Die anderen Religionen haben keine derartige Universalität verbunden mit einer solchen Einheit.<br />
<br />
<li>'''Apostolisch:''' Die katholische Kirche ist apostolisch, weil sie auf die Apostel gegründet ist. Diese sind die auserwählten Zeugen und von Christus selbst beauftragt und ausgesandt (Mk 3,13-14; Eph 2,20). Mit Hilfe des Heiligen Geistes, der in ihr wohnt, bewahrt die Kirche die Lehre, das ihr anvertraute Gut des Glaubens, und gibt sie weiter. Die protestantischen Kirchen und Konfessionen und die anglikanische Kirche stehen nicht mehr in der apostolischen Nachfolge, weil sie keine gültigen Bischofsweihen mehr vollziehen, welche sie mit den Aposteln verbindet. Die orthodoxen Kirchen haben zwar die [[apostolische Sukzession]] bewahrt, aber verweigern sich dem römischen Pontifex unterzuordnen, wie es sich gehört. Diese Konfessionen besitzen noch teilweise Mittel zur Heiligung durch das, was sie von der verkündeten Offenbarung noch bewahrt haben (2. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen gentium 8); aber ihre Lehren weisen dogmatische und ethische Mängel auf, wegen ihres Bruches mit der lebendigen Tradition. Darum müssen wir beten, dass alle zur Einheit des Katholizismus gelangen, damit nur noch '''eine Herde und ein Hirt''' (Joh 10,16) bestehe.<br />
<p><br />
Die Apostolizität der Katholischen Kirche zeigt sich auch in ihrer missionarischen Ausbreitung und im Heldenmut all jener Priester, Ordensleute und Laien, die sich dafür einsetzen, in den noch nicht lange evangelisierten Kontinenten (Asien, Afrika) Seelen für Christus zu gewinnen ohne Aussicht auf einen andern Lohn als das Himmelreich.</p><br />
</ul><p></p><br />
<li>'''Die physischen Wunder bestätigen, dass der Katholizismus die wahre Religion ist.'''<br />
<p><br />
Gott ist so gütig, den Seelen zu helfen, die Wahrheit zu erkennen, indem er physische Wunder vollbringt (plötzliche und unerklärliche Heilungen, die gänzlich aus dem Rahmen der natürlichen Gesetze fallen) - zum Beispiel in Lourdes, wo es jedes Jahr außergewöhnliche Heilungen gibt, die von unparteiischen Instanzen bezeugt werden. Die Religion, welche von Gott durch Wunder gutgeheißen wird, ist heilig. Die Katholische Kirche verkündet beständig, dass sie die Hüterin des von Gott geoffenbarten Wortes ist (2. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Dei Verbum 12,3). Wenn sie sich darin täuschen würde, hätte der gütige und weise Gott sie nicht bestätigt; und er hätte nicht zugelassen, dass die Menschen einem unüberwindlichen Irrtum verfallen. Also kommt die Katholische Kirche, und sie allein, wirklich von Gott.<br />
</p></ol><br />
<br />
== Antwort auf zwei geläufige Einwände ==<br />
<ol><br />
<li>'''Gewisse Religionen (Judaismus, Islam, Hinduismus, Buddhismus usw...) sind mehrere hundert Jahre alt und haben fast genausoviel Anhänger wie die katholische Kirche.'''<br />
<p><br />
'''Antwort:''' Diese Religionen beinhalten mehr oder weniger schwere Irrtümer über Gott, die Sittenlehre und die ewige Bestimmung des Menschen, welche immer schädlich sind für die Seelen. Daneben haben sie auch Anteil an einigen Wahrheiten, welche die religiösen Bedürfnisse der Menschen teilweise befriedigen (vornehmlich die Religionen, die sich auf die Offenbarung Gottes im Alten Testament stützen). Die Sehnsucht nach dem Absoluten und die Religiosität, die vom Schöpfer in die Seele des Menschen eingeprägt sind, erklären Erfolg und Bestand der Religionen. Aber die Rolle des Teufels darf nicht verschwiegen werden, denn er ist bemüht, die Menschen in die Irre zu leiten und sie zu verführen (vgl. Joh 8,44), und er erreicht sein Ziel nur zu oft durch das Einverständnis, das er bei ihnen findet (als Folge der Erbsünde). Religionen mit einer weniger strengen Sittenlehre als der Katholizismus, die sich mehr oder weniger mit den Untugenden abfinden, finden dadurch leicht Anhänger, vor allem wenn sie von weltlicher Macht unterstützt werden. Die größere oder kleinere Anzahl der Gläubigen ist kein Kriterium für die Wahrheit.<br />
</p><p><br />
Es gibt Menschen, die durch unüberwindliche Unwissenheit daran gehindert werden, sich den wahren Glauben zu eigen zu machen, die aber von Herzen ernsthaft die Wahrheit suchen und die sich bemühen (mit Hilfe der göttlichen Gnade) den Willen Gottes zu tun, so wie es ihnen ihr Gewissen anzeigt. Beten wir darum, dass Gott sie an sich zieht und zum Ewigen Heil führt, indem er sie auf geheimnisvolle Weise zu Gliedern seiner Kirche macht.</p><br />
<br />
<li>'''In der Welt gibt es viel Leid und Elend. Wie kann ein unendlich guter Gott das zulassen?'''<br />
<p><br />
'''Antwort:''' Gott hat uns geschaffen, damit wir glücklich seien, und er hat uns in einen übernatürlichen Stand erhoben, damit wir auf immer an seiner unendlichen [[Glückseligkeit]] teilhaben können. Aber die Ausführung dieses Planes setzt die Freiheit des Menschen voraus; in Freiheit sollen wir Gott lieben, mit der unentbehrlichen Hilfe seiner Gnade. Nun haben aber unsere Voreltern, Adam und Eva, ihre Freiheit mißbraucht und sind vom Teufel angestiftet gegen Gott ungehorsam geworden (Gen 3). Sie wollten sein wie Gott, aber ohne ihn, und nicht so, wie Gott es gewollt hatte: das ist die Erbsünde, die erste Sünde, die die Menschheit befallen hat und die von Generation zu Generation weitergegeben wird, mit tragischen Folgen: Verlust des Standes der Heiligkeit und der ursprünglichen Gerechtigkeit des Menschen, Unwissenheit, Begierde. Von da ab hat die Sünde in der Welt geherrscht mit ihren Auswirkungen: Leiden, Tod und alles Übel in der Welt.<br />
</p><p><br />
In seiner unendlichen Weisheit und Güte hat Gott das zugelassen. Im Heilsplan seiner Barmherzigkeit wollte er die Menschwerdung und den Sühnetod seines Sohnes, um alle Menschen zurückzugewinnen und jenen das ewige Heil zu verleihen, die es wollen: den Himmel. Die Erlösung durch Jesus Christus schafft weder Leiden noch Elend aus der Welt, aber sie verwandelt diese Prüfungen, indem sie dem Menschen die notwendige Gnade verleiht, sie zu überwinden und so einen glänzenden und endgültigen Sieg davonzutragen (vgl. Lk 21,19; Joh 16,20; Hebr 12,4-13; Jak 5,10-11; usw...). Die Schwierigkeiten, welche wir zu bestehen haben, vermehren unsere Verdienste, und damit auch unsere zukünftige Glorie. Aus diesen Übeln weiß unser Herrgott das Allerbeste zu machen:''"Bei denen, die Gott lieben, führt er alles zum Guten"'', sagt der hl. Paulus (Röm 8,28). ''"Denn der allmächtige Gott (...) in seiner Allmacht und Güte, würde kein Übel in seinen Werken bestehen lassen, wenn er nicht Böses in Gutes verwandeln könnte."'' (Hl. Augustinus, Enchiridion, 11,3) </p></ol><br />
<br />
= Praktische Schlussfolgerung: Wohin führt unser Weg? =<br />
<ol><br />
<li>'''Was ist die Hauptsache?''' Gott hat uns aus Liebe erschaffen, damit wir in alle Ewigkeit an seiner göttlichen [[Seligkeit]] teilhaben können. Zu diesem Zweck hat er uns die kostbare Gabe der Freiheit geschenkt, damit wir auf seinen Plan für uns, mit einer durch nichts erzwungenen Liebe antworten. Wenn wir uns das Glück des Himmels wünschen, erlangen wir es, indem wir hier auf Erden mit Hilfe der Gnade die göttlichen Gebote halten. Aber wenn wir es nicht wollen, erreichen wir es nicht, denn Gott achtet unsere Freiheit; das wird die ewige Unglückseligkeit der Hölle sein, der Wurm, der nagt und nicht stirbt, das Feuer, das nicht erlischt (Mk 9,48), wovon Jesus so oft gesprochen hat (Vgl. Mt 5,22.29; 13,42.50; 25,41).<br />
<p>Infolge der Erbsünde neigt unsere Natur dem Bösen zu; es ist also notwendig, dass wir uns mit aller Kraft bemühen, der Hölle zu entgehen und unsere Seele zu retten. Das nennt man: sich um sein Heil mühen (Phil 2,12).</p><br />
<br />
<li>'''Wann wird über die Frage unserer Seligkeit entschieden?''' Am Tage unseres Todes, dem unmittelbar Gottes Richterspruch folgt. Wann sterben wir? Wenn wir am wenigsten daran denken: ''"Haltet euch bereit"'', sagt Jesus zu uns. ''"Das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn."'' (Mt 7,14). Die große Anzahl derer, die die Sache des ewigen Heils vernachlässigen, ist keine Rechtfertigung für sie.<br />
<br />
<li>'''Wie können wir gerettet werden?''' Durch den Glauben an Jesus Christus, die Eingliederung in seine Kirche, den Empfang der Sakramente (Taufe, Eucharistie, Buße usw...) und die Beachtung der Gebote. Aber wir sind schwach und die Treue zu Christus kann es erfordern, dass wir unser Leben hingeben. Daher sind zwei Bedingungen notwendig, um die unentbehrliche Gnade von oben zu erhalten:<br />
<ul><br />
<li>'''Die Demut:''' Der hl. Bernhard nennt sie "das Fundament und die Bewacherin aller Tugenden". Unsere Schwachheit, unsere Nichtswürdigkeit, unsere Ohnmacht einzusehen ist die Vorbedingung zur Freundschaft mit Gott und seiner göttlichen Hilfe. Jesus gibt uns dafür ein erhabenes Beispiel, er demütigte sich bis zum Tod am Kreuz (siehe die Ermahnung und den Hymnus im Brief des hl. Paulus an die Philipper: 2,1-4 und 5-11).<br />
<br />
<li>'''Das Gebet:''' <br />
''"Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet"'', sagt uns Christus (Mt 7,7). Das Gebet muß demütig, vertrauensvoll und beharrlich sein. "Wer betet, wird sicherlich gerettet; wer nicht betet, verdammt sich sicherlich" (hl. Alphons von Liguori). Die Kirche empfiehlt ganz besonders, zu der Fürbitte der Heiligen Jungfrau MARIA und des Heiligen JOSEF Zuflucht zu nehmen.<br />
<p><br />
JESUS CHRISTUS versichert uns: <br />
''"Alles kann, wer glaubt."'' (Mk 9,23). Wir dürfen auch vertrauen auf eine andere Zusage Christi: ''"Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht."'' (Mt 11,30), und wir sollten auf die Empfehlung des hl. Benedikt hören und ''"niemals an der Barmherzigkeit Gottes verzweifeln"'' (RB 4)<br />
</p></ul></ol><br />
<br />
= Quellenangabe =<br />
<br />
Wir danken den Mönchen der Abtei Saint-Joseph de Clairval für die Erlaubnis, diesen Artikel zu übersetzen. Das Original heisst: [http://www.clairval.com/lettres/fr/textes/preuves_fr.htm Preuves de la réligion catholique]. Dieser Text ist eine Neuübersetzung des französischen Originals unter Berücksichtigung einer älteren deutschen Übersetzung.<br />
<br />
<br />
Die Abtei Saint-Joseph de Clairval verschickt übrigens auf Anfrage einen monatlichen [http://www.clairval.com/lettre.cgi?language=DE Rundbrief] mit Lebensbeschreibungen von Heiligen, den wir gerne empfehlen.<br />
<br />
= Weitere Links =<br />
<br />
Weitere ähnliche inhaltliche Angebote:<p><br />
1. [http://www.glaubensgeheimnis.de Argumente für die Wahrheit der katholischen Religion] (der Priester Dr. Pytlik hat das Angebot der oben genannten Abtei überarbeitet und inhaltlich ergänzt)<br />
<br />
[[Kategorie:Kirche]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Argumente_f%FCr_die_Wahrheit_der_katholischen_Religion&diff=451582008-09-10T11:26:31Z<p>Albert: /* Antwort auf zwei geläufige Einwände */</p>
<hr />
<div>Von den Wahrheiten, welche imstande sind die Neugier des Menschen zu fesseln, ist die Existenz Gottes die bedeutendste. Sie ist die Grundlage jeglicher Religion. Bevor man glauben kann, muss man die Gewissheit haben, dass Gott existiert. Wer mit Sicherheit wissen will, ob Gott existiert, muss aber auch bereit sein, alles zu tun, was Gott von ihm verlangt, wenn er ihn erkannt hat. Andernfalls riskiert er, dass sein schlechtes Gewissen so viel Einwände findet, dass er es niemals schafft, die Wahrheit zu erkennen. Ein aufrichtiger Mensch muss folgendes Gebet sprechen können: "Mein Gott, wenn es dich gibt, gewähre mir, dass ich dich erkennen kann." <br />
<br />
Jeder Mensch hat die schwerwiegende Pflicht, gegenüber sich selbst und seinen Mitmenschen, die Argumente für den Glauben gewissenhaft zu studieren; und wenn er zur Wahrheit gelangt ist, sich zu ihr zu bekennen und ihr in seiner Lebensweise treu zu sein.<br />
<br />
Es gibt zahlreiche Beweise für die Existenz Gottes und seiner Offenbarung. Der hier angeführte beruht auf gesicherten Grundlagen, die Sie selbst überprüfen können. Dieser Beweis ist konsequent. Er stellt sieben Behauptungen auf, von denen eine auf der anderen aufbaut.<br />
<br />
= Gibt es einen Gott? =<br />
== Jede Ordnung beweist das Vorhandensein einer Intelligenz ==<br />
Alle [[Menschen]] können aufgrund ihrer Vernunft erkennen, dass eine komplexe Ordnung notwendigerweise auf das Wirken einer Intelligenz schließen lässt. Niemand wird ein mit Sorgfalt erstelltes Werk dem Zufall oder einer blinden Entwicklung zuschreiben, zum Beispiel eine Zeitung, eine Uhr, ein Haus... Und je komplizierter und vollendeter eine Ordnung ist, desto größer muss die Intelligenz ihres Urhebers sein.<br />
<br />
== Es gibt eine Ordnung im Universum ==<br />
In der sichtbaren Welt besteht eine ausserordentlich ausgeklügelte, durchgängige und nützliche Ordnung: eine Ordnung von erhabener Schönheit. Die Naturwissenschaften legen Zeugnis dafür ab: Die Geologie, die Botanik, die Zoologie, die Chemie, die Physik, die Astronomie, die Physiologie, die Anatomie und andere zeigen die Gesetzmässigkeiten und die Ordnung in der Natur auf. <br />
<br />
Ein Beispiel: die Luft besteht aus einem Teil Sauerstoff und vier Teilen Stickstoff. Eine anders zusammengesetzte Mischung wäre für die Existenz der Lebewesen gefährlich. Durch welchen Mechanismus bleibt die Zusammensetzung der Luft konstant? Jede Atmung, jede Verbrennung, jeder organische Abbau benötigt Sauerstoff. Durch die Atmung von Tieren und die Verwesung von Pflanzen wird Kohlendioxid freigesetzt. Dieses ist für die Grünpflanzen lebenswichtig. Die Pflanzen absorbieren das Kohlendioxid beständig, wandeln es um und setzen als Nebenprodukt wiederum Sauerstoff frei. Auf diese Weise bleibt die Zusammensetzung der Luft seit Jahrtausenden konstant und bietet dadurch die notwendigen Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen.<br />
<br />
== Die Ordnung, die wir im Universum feststellen, beweist die Existenz einer übergeordneten Intelligenz ==<br />
Wie wir festgestellt haben, beweist jede Ordnung das Vorhandensein einer Intelligenz. Demnach beweist die Ordnung in der Natur, wie sie sich in den Naturwissenschaften manifestiert, die Existenz eines höheren Wesens, auch wenn gewisse Phänomene ungeklärt bleiben (zum Beispiel das Leiden und der Tod).<br />
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== Die die Welt ordnende Intelligenz ist notwendigerweise auch die schöpferische ==<br />
In einem vom Menschen geschaffenen Gegenstand sind die einzelnen Teile im Hinblick auf ihre Eigenschaften ausgewählt, aber sie sind nie vollkommen allen Gegebenheiten angepaßt. Und man muss ständig Mängel korrigieren, indem man zusätzliche Komponenten hinzufügt. Zum Beispiel schützen die Dachziegel das Haus vor Regen, aber sie halten nicht von allein, sie benötigen Balken und Sparren, und die Gesamtheit der Belastung von Ziegeln und Balken erfordert stärkere Mauern, usw... Daher die Möglichkeit eines Fortschritts ohne Grenzen für Geräte, die von Menschen hergestellt werden. Man hält den Fortschritt nicht auf, sagt man... <br />
<br />
In der Natur dagegen passen die Elemente, die zur Komposition ihrer Ordnung gehören, in perfekter Weise untereinander und zum Ganzen zusammen. Bei einem Baum zum Beispiel tragen die Wurzeln, der Stamm, die Zweige, die Blätter, die Blüten, die Früchte zu einem vollendeten Ganzen bei. Man braucht nichts Neues zur Vervollständigung zu erfinden, es ist keine wesentliche Verbesserung möglich. Im Gegensatz dazu kann ein künstliches Bein niemals so vollkommen sein wie ein natürliches. Warum dieser Unterschied?<br />
<br />
Wenn bei einem Menschenwerk die Einzelteile nie ganz vollständig der festgesetzten Ordnung entsprechen, dann deshalb, weil der Urheber der Ordnung nicht auch der Urheber der einzelnen Bestandteile ist. Und wenn bei etwas in der Natur Vorhandenem die Bestandteile ausnahmslos und fehlerfrei einer bestehenden Ordnung angehören, so bedeutet das, dass der Schöpfer dieser Ordnung auch der Schöpfer der einzelnen Bestandteile ist. Er hat sie voll und ganz geschaffen, was bedeutet, dass er sie aus dem Nichts geformt hat; anders gesagt, er ist ihr Schöpfer.<br />
<br />
== Die schöpferische und ordnende Intelligenz der Welt verfügt über eine unendliche Macht; sie wird Gott genannt ==<br />
Nur eine unendlich große Macht kann das unermeßliche Mißverhältnis überwinden, das zwischen dem Nichts und einem geschaffenen Wesen besteht. Nehmen wir einen Vergleich aus der Mathematik. Um von ½ die Zahl 1 zu erhalten, muß man ½ mit 2 multiplizieren; 2 x ½ = 1. Um von 1/100 die Zahl 1 zu erhalten , muß man 1/100 mit 100 multiplizieren; 100 x 1/100 = 1. Um von 1/10000 die Zahl 1 zu erhalten, muß man 1/10000 mit 10000 multiplizieren; 10000 x 1/10000 = 1, usw ... Je kleiner die erste Zahl ist und je mehr sie sich Null nähert, desto größer muß der Multiplikator sein, um das Resultat Eins zu erhalten. Wenn die erste Zahl sich Null nähert, muß der Multiplikator gegen unendlich gehen. Wenn auch die Unendlichkeit, die die Abwesenheit jeder Grenze voraussetzt, niemals durch Additionen und Multiplikationen erreicht werden kann, so kann man doch mit Sicherheit sagen, dass es eine unendliche Macht geben muß, um vom Nichts zu irgendeinem Wesen zu gelangen . Diese unendliche Macht kann nur in einem unendlichen Sein bestehen. Nun kann aber dem unendlichen Sein per Definition nichts zur Vollkommenheit fehlen; es ist unendlich weise , unendlich gut, unendlich glückselig usw... Es gibt nur einen Unendlichen, denn wenn es mehrere gäbe, könnte man sie voneinander unterscheiden durch das Fehlen vollkommener Eigenschaften, die bei den andern vorhanden sind: sie wären also nicht unendlich. Dieses unendliche Sein ist einmalig , man nennt es : '''GOTT'''.<br />
<br />
= Hat Gott den Menschen eine Religion offenbart? =<br />
Es stellt sich die Frage, ob sich Gott den Menschen zu erkennen gegeben hat, und ob er ihnen mitgeteilt hat, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollen - die Frage, ob er ihnen eine Religion geoffenbart hat. Zunächst eine Anmerkung: wenn Gott den Menschen eine Religion geoffenbart hat mit Wahrheiten, welche mit dem Verstand allein nicht zu erkennen sind, so ist diese Religion notwendigerweise einmalig. Da er die Wahrheit selber ist, kann er nicht mehrere Religionen geoffenbart haben, deren Dogmen (grundlegende Wahrheiten) sich widersprechen. Daraus folgt, dass wenn zwei Religionen sich widersprechende Wahrheiten lehren, mindestens eine von ihnen falsch ist. Zum Beispiel da, wo der Muslim sagt: "Jesus Christus ist nicht Gott", sagt der Katholik: "Jesus Christus ist Gott". Wenn eine Behauptung wahr ist, so ist eine widersprüchliche Behauptung falsch: entweder ist Christus Gott oder er ist nicht Gott.<br />
<br />
Nun hat aber Gott gesprochen. Noch viel mehr als das: <br />
''"Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat."'' (Joh 3,16). <br />
Die geschichtliche Existenz von '''JESUS CHRISTUS''' ist von keinem ernsthaften Historiker geleugnet worden; die Apostel sind davon Augenzeugen, aber sie ist auch bezeugt durch Autoren, , Heiden oder Juden, die Zeitgenossen von Jesus Christus waren (Tacitus, [[Flavius Josephus]] ...). Die Evangelien, historische Berichte vom Leben und von der Unterweisung Jesu Christi, wie auch von seinem Tod und seiner Auferstehung, wurden zwischen den Jahren 40 und 100 von Aposteln (dem hl. Matthäus und dem hl. Johannes) verfaßt, oder von ihren direkten Mitarbeitern (von den hl. Evangelisten Markus und Lukas). Ihre Echtheit ist unbestreitbar: sie wird bestätigt durch das Alter und die übereinstimmenden Handschriften, die bis auf uns überkommen sind. Ihre Glaubwürdigkeit ist durch das Martyrium der Apostel bezeugt und durch die zahlreichen Jünger, Zeitgenossen von Jesus , die lieber Marter und Tod erduldeten, als ihrem Glauben abtrünnig zu werden.<br />
<br />
Nun lehren uns aber die Evangelien in aller Klarheit, dass Jesus Christus von sich gesagt hat, er sei Gottes einziger Sohn, und dass er diese Behauptung durch Wunder bewiesen hat, vor allem durch seine eigene Auferstehung (siehe Mt 16,16; Joh 10,30-38; Joh 17,21-22; Joh 20,19-29 usw.). Wir können also mit aller Sicherheit folgern, dass Jesus Gottes Sohn ist, er selbst Gott und dem Vater gleich: <br />
'''''"Ich und der Vater sind eins"''''' (Joh 10,30). <br />
Folglich müssen wir uns Christus unterwerfen.<br />
<br />
= Hat Christus eine Kirche gegründet? Was ist diese Kirche? =<br />
Ja , Christus hat eine sichtbare Gemeinschaft gegründet, die Kirche. Diese ist berufen, seine Sendung bis ans Ende der Zeiten weiterzuführen und alle Menschen in der Wahrheit zu vereinen. In der Tat sagt unser Herr in Gegenwart der anderen Apostel zum hl. Petrus : <br />
''"Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich '''meine Kirche''' bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen."''(Mt 16,18).<br />
<br />
Diese Kirche steht unter der Autorität der Apostel, die von Jesus einen dreifachen Auftrag bekommen haben:<br />
*'''lehren:''' ''"Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern"'' (Mt 28,19). ''"Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat"'',sagt Jesus (Lk 10,16).<br />
*'''leiten:''' ''"Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein."'' (Mt 18,18).<br />
*'''heiligen:''' vornehmlich durch die Sakramente : ''"Tauft alle Völker auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."'' (Mt 28,19); ''"Tut dies zu meinem Gedächtnis."'' (Lk 22,19).<br />
<br />
Diese Kirche ist eine monarchische Gesellschaft mit dem hl. Petrus als Oberhaupt. Jesus Christus hat nur zu diesem einzigen Apostel gesagt: <br />
''"Du bist Petrus..."'' (Mt 16,18: siehe oben),<br />
''"Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt (...), stärke deine Brüder"'' (Lk 22,32); <br />
''"Weide meine Schafe"'' (Joh 21,17).<br />
<br />
Die Vorrechte des hl. Petrus und der Apostel sind auf ihre Nachfolger, den Papst und die Bischöfe, übertragen worden nach den Worten, die Jesus an sie richtet:<br />
''"Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt."'' (Mt 28,20).<br />
Nun ist es aber so, dass nur die Katholische Kirche alle charakteristischen Merkmale der Kirche Christi bewahrt hat, wie wir im folgenden Beweis sehen werden. Dazu gehört in erster Linie auch der Gehorsam dem Papst gegenüber.<br />
<br />
== Zusätzliche Beweise ==<br />
<ol><br />
<li>'''Die Existenz der Katholischen Kirche ist ein moralisches Wunder.'''<br />
<p><br />
Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel, eines der grundlegenden Glaubenszeugnisse der Urkirche, enthält die folgende Formulierung, welche die Katholiken der ganzen Welt jeden Sonntag in der Heiligen Messe wiederholen: '''"Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche".''' Diese vier Kennzeichen finden sich heute nur in der römisch-katholischen Kirche. Das noch nach 2000jährigem Bestehen, was ein moralisches Wunder ist.<br />
</p><ul><br />
<li>'''Einig:''' Die katholische Kirche ist eine durch ihre Glaubenslehre in sich geeinte Kirche. Die Gläubigen aller Völker und Nationen bekennen das gleiche Credo. Der Gegenstand des Glaubens ist für alle gleich: es sind dies die Wahrheiten, welche das Lehramt der Kirche verkündet. Einen Überblick über diese Wahrheiten gibt der Katechismus der Katholischen Kirche, der 1993 erschienen ist.<br />
<p><br />
Die katholische Kirche ist eins durch ihre Obrigkeit. Das Bischofskollegium (gegenwärtig ungefähr 4200 Mitglieder) bewahrt seine Einheit durch seine Verbindung mit dem römischen Pontifex, dem Papst, dem Stellvertreter von Jesus Christus.<br />
</p><p><br />
Diese Einheit steht im starken Gegensatz zu der Aufsplitterung der anderen christlichen Konfessionen. Es gibt 17 autokephale, das heißt unabhängige, orthodoxe Kirchen, hunderte von Konfessionen berufen sich auf den Protestantismus (mit großen Unterschieden in bezug auf Glaubens- und Sittenlehre).<br />
</p><br />
<li>'''Heilig:''' Alle gebildeten Menschen erkennen die große Heiligkeit der katholischen Sittenlehre (selbst solche, die sagen, sie seien unfähig, gemäß diesen Grundsätzen zu leben) in bezug auf die Gebote,die Ratschläge zur Vollkommenheit und die mächtigen Heilsmittel, welche allen zur Verfügung stehen: Gottesdienst, Sakramente, religiöses Leben. Die Heiligkeit der kanonisierten Heiligen, die vom Papst nach eingehenden Nachforschungen heilig gesprochen wurden, ist geradezu heroisch. Bis in unsere Tage beweisen zahlreiche Gläubige heldenhafte Tugend, indem sie aus Liebe zu Christus und aus Treue zu seiner Kirche das Martyrium auf sich nehmen. Die Heiligkeit wird im Stillen Tag für Tag gelebt von einer sehr großen Zahl von Priestern im Zölibat, von Ordensmännern und -frauen, welche die die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams leben, und von sehr vielen Laien. Keine andere Gesellschaft besitzt so viele Merkmale der Heiligkeit; das ist ein moralisches Wunder.<br />
<br />
<li>'''Katholisch:''' Die Römische Kirche ist katholisch, das heißt universell; sie erstreckt sich über die ganze Erde (nahezu eine Milliarde von Gläubigen). Ein besonderes Kennzeichen ist auch ihre Unabhängigkeit von politischer Macht. Die Verbindung von solcher Einheit und Universalität, diese Katholizität, übersteigt menschliches Können. Sie ist ein moralisches Wunder. In der Tat es so: je zahlreicher und verschiedenartiger die Mitglieder einer Gesellschaft sind, desto schwieriger ist es, ihre Einheit zu verwirklichen. Die Katholiken der verschiedenen Völker bekennen das gleiche Credo, trotz der tiefgreifenden Unterschiede von Sprache, Zivilisation, Kultur, ungeachtet des Festhaltens der Menschen an ihren eigenen Meinungen. Trotz des auf sie ausgeübten Druckes und trotz der Einflüsse verschiedenster Art bewahrt die Römische Kirche ihre hierarchische Einheit. Dies ist ein Zeichen göttlichen Beistandes. Nur Gottes Wirken kann eine solche Einheit inmitten so großer Verschiedenheit bewirken und erhalten. Die anderen Religionen haben keine derartige Universalität verbunden mit einer solchen Einheit.<br />
<br />
<li>'''Apostolisch:''' Die katholische Kirche ist apostolisch, weil sie auf die Apostel gegründet ist. Diese sind die auserwählten Zeugen und von Christus selbst beauftragt und ausgesandt (Mk 3,13-14; Eph 2,20). Mit Hilfe des Heiligen Geistes, der in ihr wohnt, bewahrt die Kirche die Lehre, das ihr anvertraute Gut des Glaubens, und gibt sie weiter. Die protestantischen Kirchen und Konfessionen und die anglikanische Kirche stehen nicht mehr in der apostolischen Nachfolge, weil sie keine gültigen Bischofsweihen mehr vollziehen, welche sie mit den Aposteln verbindet. Die orthodoxen Kirchen haben zwar die [[apostolische Sukzession]] bewahrt, aber verweigern sich dem römischen Pontifex unterzuordnen, wie es sich gehört. Diese Konfessionen besitzen noch teilweise Mittel zur Heiligung durch das, was sie von der verkündeten Offenbarung noch bewahrt haben (2. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen gentium 8); aber ihre Lehren weisen dogmatische und ethische Mängel auf, wegen ihres Bruches mit der lebendigen Tradition. Darum müssen wir beten, dass alle zur Einheit des Katholizismus gelangen, damit nur noch '''eine Herde und ein Hirt''' (Joh 10,16) bestehe.<br />
<p><br />
Die Apostolizität der Katholischen Kirche zeigt sich auch in ihrer missionarischen Ausbreitung und im Heldenmut all jener Priester, Ordensleute und Laien, die sich dafür einsetzen, in den noch nicht lange evangelisierten Kontinenten (Asien, Afrika) Seelen für Christus zu gewinnen ohne Aussicht auf einen andern Lohn als das Himmelreich.</p><br />
</ul><p></p><br />
<li>'''Die physischen Wunder bestätigen, dass der Katholizismus die wahre Religion ist.'''<br />
<p><br />
Gott ist so gütig, den Seelen zu helfen, die Wahrheit zu erkennen, indem er physische Wunder vollbringt (plötzliche und unerklärliche Heilungen, die gänzlich aus dem Rahmen der natürlichen Gesetze fallen) - zum Beispiel in Lourdes, wo es jedes Jahr außergewöhnliche Heilungen gibt, die von unparteiischen Instanzen bezeugt werden. Die Religion, welche von Gott durch Wunder gutgeheißen wird, ist heilig. Die Katholische Kirche verkündet beständig, dass sie die Hüterin des von Gott geoffenbarten Wortes ist (2. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Dei Verbum 12,3). Wenn sie sich darin täuschen würde, hätte der gütige und weise Gott sie nicht bestätigt; und er hätte nicht zugelassen, dass die Menschen einem unüberwindlichen Irrtum verfallen. Also kommt die Katholische Kirche, und sie allein, wirklich von Gott.<br />
</p></ol><br />
<br />
== Antwort auf zwei geläufige Einwände ==<br />
<ol><br />
<li>'''Gewisse Religionen (Judaismus, Islam, Hinduismus, Buddhismus usw...) sind mehrere hundert Jahre alt und haben fast genausoviel Anhänger wie die katholische Kirche.'''<br />
<p><br />
'''Antwort:''' Diese Religionen beinhalten mehr oder weniger schwere Irrtümer über Gott, die Sittenlehre und die ewige Bestimmung des Menschen, welche immer schädlich sind für die Seelen. Daneben haben sie auch Anteil an einigen Wahrheiten, welche die religiösen Bedürfnisse der Menschen teilweise befriedigen (vornehmlich die Religionen, die sich auf die Offenbarung Gottes im Alten Testament stützen). Die Sehnsucht nach dem Absoluten und die Religiosität, die vom Schöpfer in die Seele des Menschen eingeprägt sind, erklären Erfolg und Bestand der Religionen. Aber die Rolle des Teufels darf nicht verschwiegen werden, denn er ist bemüht, die Menschen in die Irre zu leiten und sie zu verführen (vgl. Joh 8,44), und er erreicht sein Ziel nur zu oft durch das Einverständnis, das er bei ihnen findet (als Folge der Erbsünde). Religionen mit einer weniger strengen Sittenlehre als der Katholizismus, die sich mehr oder weniger mit den Untugenden abfinden, finden dadurch leicht Anhänger, vor allem wenn sie von weltlicher Macht unterstützt werden. Die größere oder kleinere Anzahl der Gläubigen ist kein Kriterium für die Wahrheit.<br />
</p><p><br />
Es gibt Menschen, die durch unüberwindliche Unwissenheit daran gehindert werden, sich den wahren Glauben zu eigen zu machen, die aber von Herzen ernsthaft die Wahrheit suchen und die sich bemühen (mit Hilfe der göttlichen Gnade) den Willen Gottes zu tun, so wie es ihnen ihr Gewissen anzeigt. Beten wir darum, dass Gott sie an sich zieht und zum Ewigen Heil führt, indem er sie auf geheimnisvolle Weise zu Gliedern seiner Kirche macht.</p><br />
<br />
<li>'''In der Welt gibt es viel Leid und Elend. Wie kann ein unendlich guter Gott das zulassen?'''<br />
<p><br />
'''Antwort:''' Gott hat uns geschaffen, damit wir glücklich seien, und er hat uns in einen übernatürlichen Stand erhoben, damit wir auf immer an seiner unendlichen [[Glückseligkeit]] teilhaben können. Aber die Ausführung dieses Planes setzt die Freiheit des Menschen voraus; in Freiheit sollen wir Gott lieben, mit der unentbehrlichen Hilfe seiner Gnade. Nun haben aber unsere Voreltern, Adam und Eva, ihre Freiheit mißbraucht und sind vom Teufel angestiftet gegen Gott ungehorsam geworden (Gen 3). Sie wollten sein wie Gott, aber ohne ihn, und nicht so, wie Gott es gewollt hatte: das ist die Erbsünde, die erste Sünde, die die Menschheit befallen hat und die von Generation zu Generation weitergegeben wird, mit tragischen Folgen: Verlust des Standes der Heiligkeit und der ursprünglichen Gerechtigkeit des Menschen, Unwissenheit, Begierde. Von da ab hat die Sünde in der Welt geherrscht mit ihren Auswirkungen: Leiden, Tod und alles Übel in der Welt.<br />
</p><p><br />
In seiner unendlichen Weisheit und Güte hat Gott das zugelassen. Im Heilsplan seiner Barmherzigkeit wollte er die Menschwerdung und den Sühnetod seines Sohnes, um alle Menschen zurückzugewinnen und jenen das ewige Heil zu verleihen, die es wollen: den Himmel. Die Erlösung durch Jesus Christus schafft weder Leiden noch Elend aus der Welt, aber sie verwandelt diese Prüfungen, indem sie dem Menschen die notwendige Gnade verleiht, sie zu überwinden und so einen glänzenden und endgültigen Sieg davonzutragen (vgl. Lk 21,19; Joh 16,20; Hebr 12,4-13; Jak 5,10-11; usw...). Die Schwierigkeiten, welche wir zu bestehen haben, vermehren unsere Verdienste, und damit auch unsere zukünftige Glorie. Aus diesen Übeln weiß unser Herrgott das Allerbeste zu machen:''"Bei denen, die Gott lieben, führt er alles zum Guten"'', sagt der hl. Paulus (Röm 8,28). ''"Denn der allmächtige Gott (...) in seiner Allmacht und Güte, würde kein Übel in seinen Werken bestehen lassen, wenn er nicht Böses in Gutes verwandeln könnte."'' (Hl. Augustinus, Enchiridion, 11,3) </p></ol><br />
<br />
= Praktische Schlussfolgerung: Wohin führt unser Weg? =<br />
<ol><br />
<li>'''Was ist die Hauptsache?''' Gott hat uns aus Liebe erschaffen, damit wir in alle Ewigkeit an seiner göttlichen Seligkeit teilhaben können. Zu diesem Zweck hat er uns die kostbare Gabe der Freiheit geschenkt, damit wir auf seinen Plan für uns, mit einer durch nichts erzwungenen Liebe antworten. Wenn wir uns das Glück des Himmels wünschen, erlangen wir es, indem wir hier auf Erden mit Hilfe der Gnade die göttlichen Gebote halten. Aber wenn wir es nicht wollen, erreichen wir es nicht, denn Gott achtet unsere Freiheit; das wird die ewige Unglückseligkeit der Hölle sein, der Wurm, der nagt und nicht stirbt, das Feuer, das nicht erlischt (Mk 9,48), wovon Jesus so oft gesprochen hat (Vgl. Mt 5,22.29; 13,42.50; 25,41).<br />
<p>Infolge der Erbsünde neigt unsere Natur dem Bösen zu; es ist also notwendig, dass wir uns mit aller Kraft bemühen, der Hölle zu entgehen und unsere Seele zu retten. Das nennt man: sich um sein Heil mühen (Phil 2,12).</p><br />
<br />
<li>'''Wann wird über die Frage unserer Seligkeit entschieden?''' Am Tage unseres Todes, dem unmittelbar Gottes Richterspruch folgt. Wann sterben wir? Wenn wir am wenigsten daran denken: ''"Haltet euch bereit"'', sagt Jesus zu uns. ''"Das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn."'' (Mt 7,14). Die große Anzahl derer, die die Sache des ewigen Heils vernachlässigen, ist keine Rechtfertigung für sie.<br />
<br />
<li>'''Wie können wir gerettet werden?''' Durch den Glauben an Jesus Christus, die Eingliederung in seine Kirche, den Empfang der Sakramente (Taufe, Eucharistie, Buße usw...) und die Beachtung der Gebote. Aber wir sind schwach und die Treue zu Christus kann es erfordern, dass wir unser Leben hingeben. Daher sind zwei Bedingungen notwendig, um die unentbehrliche Gnade von oben zu erhalten:<br />
<ul><br />
<li>'''Die Demut:''' Der hl. Bernhard nennt sie "das Fundament und die Bewacherin aller Tugenden". Unsere Schwachheit, unsere Nichtswürdigkeit, unsere Ohnmacht einzusehen ist die Vorbedingung zur Freundschaft mit Gott und seiner göttlichen Hilfe. Jesus gibt uns dafür ein erhabenes Beispiel, er demütigte sich bis zum Tod am Kreuz (siehe die Ermahnung und den Hymnus im Brief des hl. Paulus an die Philipper: 2,1-4 und 5-11).<br />
<br />
<li>'''Das Gebet:''' <br />
''"Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet"'', sagt uns Christus (Mt 7,7). Das Gebet muß demütig, vertrauensvoll und beharrlich sein. "Wer betet, wird sicherlich gerettet; wer nicht betet, verdammt sich sicherlich" (hl. Alphons von Liguori). Die Kirche empfiehlt ganz besonders, zu der Fürbitte der Heiligen Jungfrau MARIA und des Heiligen JOSEF Zuflucht zu nehmen.<br />
<p><br />
JESUS CHRISTUS versichert uns: <br />
''"Alles kann, wer glaubt."'' (Mk 9,23). Wir dürfen auch vertrauen auf eine andere Zusage Christi: ''"Mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht."'' (Mt 11,30), und wir sollten auf die Empfehlung des hl. Benedikt hören und ''"niemals an der Barmherzigkeit Gottes verzweifeln"'' (RB 4)<br />
</p></ul></ol><br />
<br />
= Quellenangabe =<br />
<br />
Wir danken den Mönchen der Abtei Saint-Joseph de Clairval für die Erlaubnis, diesen Artikel zu übersetzen. Das Original heisst: [http://www.clairval.com/lettres/fr/textes/preuves_fr.htm Preuves de la réligion catholique]. Dieser Text ist eine Neuübersetzung des französischen Originals unter Berücksichtigung einer älteren deutschen Übersetzung.<br />
<br />
<br />
Die Abtei Saint-Joseph de Clairval verschickt übrigens auf Anfrage einen monatlichen [http://www.clairval.com/lettre.cgi?language=DE Rundbrief] mit Lebensbeschreibungen von Heiligen, den wir gerne empfehlen.<br />
<br />
= Weitere Links =<br />
<br />
Weitere ähnliche inhaltliche Angebote:<p><br />
1. [http://www.glaubensgeheimnis.de Argumente für die Wahrheit der katholischen Religion] (der Priester Dr. Pytlik hat das Angebot der oben genannten Abtei überarbeitet und inhaltlich ergänzt)<br />
<br />
[[Kategorie:Kirche]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Gl%FCckseligkeit&diff=451572008-09-10T11:06:46Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>#redirect [[Seligkeit]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Heiligen_Schrift&diff=45156Heiligen Schrift2008-09-10T11:06:08Z<p>Albert: Deklinations-Redirect wegen der Häufigkeit des Vorkommens</p>
<hr />
<div>#redirect [[Heilige Schrift]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Seligkeit&diff=45155Seligkeit2008-09-10T11:05:00Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>''' Seligkeit ''' ist der vollkommene, sichere, unverlierbare Besitz des höchsten Gutes unter Ausschluss allen Übels. Für den Menschen kann das höchste Gut nur [[Gott]] sein, und der vollkommene Besitz des höchsten Gutes kann nur in der Erkenntnis und Liebe Gottes und der sie begleitenden Freude bestehen. <br />
<br />
==Die Natürliche Seligkeit==<br />
In einer natürlichen Weltordnung wäre die Seligkeit des Menschen eine rein natürliche, d. h. sie wäre auf jenes Maß von Glück und [[Friede]]n beschränkt, das in der natürlichen (aus der Betrachtung der Geschöpfe gewonnenen) Gotteserkenntnis und der aus ihr fließenden Liebe enthalten sein kann. Nach manchen Theologen wird diese den ungetauft gestorbenen Kindern im Jenseits zuteil. <br />
<br />
==Die Übernatürliche Seligkeit==<br />
In der gegenwärtigen Ordnung ist das verpflichtende Endziel der Menschen die übernatürliche Teilnahme an der Seligkeit des Dreifaltigen Gottes durch die unmittelbare Vereinigung mit ihm, die Anschauung Gottes (''visio beatifica''), zu der wir als Glieder Christi in der [[Gemeinschaft der Heiligen]] im [[Himmel]] gerufen sind (1 Jo 3, 17f 14; 1 Kor 13, 12ff; I. Vatikanisches Konzil, Sess. 3 can. 3, Dz. 1808, Benedikt XII., Constitutio [[Benedictus Deus]]", 29. 1. 1336, Dz. 530 u. a.).<br />
<br />
Die Seligkeit des Menschen wird daher tatsächlich eine übernatürliche sein. Sie bedeutet für ihn selbst die volle Entfaltung aller seelischen Fähigkeiten unter dem Einfluss der Gnade und des sie ergänzenden Lichtes der Herrlichkeit, dessen Auswirkungen nach der Wiedervereinigung der Seele mit dem Leib auch die Sinne ergreifen. <br />
<br />
Der wesentliche Gegenstand dieser Schau ist der Dreifaltige Gott, wie er in sich ist. Zu ihr<br />
kommt als nicht wesentlich (akzidentell) hinzu die Erkenntnis und Freude über geschaffene Güter, entsprechend der besonderen Beziehung des einzelnen zur Welt. Die Seligkeit muss ewig und unverlierbar sein, und die Seligen müssen um diese Ewigkeit und Unverlierbarkeit wissen, da zusammen mit der Furcht vor dem Verlust vollkommener Besitz des höchsten Gutes nicht besteht. Daraus ergibt sich. dass die Seligen weder sündigen noch jemals sündigen können (Unsündlichkeit), da jede Sünde Trennung von Gott oder wenigstens Minderung der Gottvereinigung mit sich bringen würde.<br />
<br />
== Grad der Seligkeit ==<br />
Der Grad der Seligkeit ist je nach dem Maße der Gnade und des Verdienstes verschieden, denn sie wird nach der Schrift und den Äußerungen späterer Konzilien als Lohn gegeben (Mt 5. 12; 25,34-46; 24,45-48 u. a.; Konzil v. Trient Sess. 6 can. 22, Dz. 842). Der Lohngedanke widerspricht nicht der Selbstlosigkeit der Gottesliebe, denn die Verherrlichung Gottes ist die Beseligung des Menschen, so dass diese jene einschließt. Eine Zunahme der Seligkeit nach der Auferstehung ist gewiss. Über das „Wie“ hat der ältere [[Thomas von Aquin]] eine andere Meinung als der jüngere. Während er in seinem Frühwerk, dem Sentenzenkommentar, eine Zunahme der Seligkeit an Ausdehnung und Grad der Erkenntnis und Liebe annimmt, verteidigt er in seiner Summa theologica nur eine größere Ausbreitung durch Übergreifen der Seligkeit auf den Leib. <br />
<br />
== Bedeutung der Glückseligkeit==<br />
Die Bedeutung der christliche Lehre von der Glückseligkeit liegt darin, dass im Lichte dieses Zieles und um dieser Vollendung willen das irdische Leben sinnvoll erscheint. Die Gewissheit, dass das Leben erst nach dem Tode zu seiner Fülle gelangt, verleiht dem Menschen erhöhte Kraft, daraufhin alles zu wagen. Der Gedanke an die Befriedigung auch des natürlich-edlen Verlangens im übernatürlichen Glück verbietet es dem Christen, den Verlust eines irdischen Gutes, einschIießlich des Lebens oder des äußeren Zusammenseins mit anderen Menschen. als endgültig zu betrachten. Die christliche Glückseligkeitslehre ist die Grundlage der christlichen [[Hoffnung]]. <br />
<br />
==Die christliche Glückseligkeit im [[KKK]] (1720-1724) und der [[Heiligen Schrift]]==<br />
<br />
Das Neue Testament verwendet mehrere Ausdrücke, um die Glückseligkeit zu bezeichnen, zu der Gott den Menschen beruft: das Kommen des Reiches Gottes [Vgl. Mt 4,17]; die Schau Gottes: „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8) [Vgl. 1 Joh 3,2; 1 Kor 13,12]; das Eingehen in die Freude des Herrn [Vgl. Mt 25,21.23] und das Eintreten in die Ruhe Gottes [Vgl. Hebr 4,7–11] (Vgl. dazu auch 1027).<br />
<br />
„Da werden wir feiern und schauen, schauen und lieben, lieben und preisen. Ja, so wird es am Ende endlos sein. Denn was für ein Ziel haben wir, wenn nicht das, zum Reich zu gelangen, das kein Ende haben wird?“ ([[Augustinus]], civ. 22,30).<br />
<br />
Gott hat uns ins Dasein gerufen, damit wir ihn erkennen, ihm dienen, ihn lieben und so ins Paradies gelangen. Die Seligkeit gibt uns Anteil „an der göttlichen Natur“ (2 Petr 1,4) und am ewigen Leben [Vgl. Joh 17,3]. Mit ihr tritt der Mensch in die Herrlichkeit Christi ein [Vgl. Röm 8,18] und in die Wonne des dreifaltigen Lebens (Vgl. dazu auch 260).<br />
<br />
Solche Seligkeit übersteigt den Verstand und die Kräfte des Menschen. Sie wird durch die Gnade Gottes geschenkt. Darum nennt man sie übernatürlich, wie die Gnade, die den Menschen auf den Eintritt in die Freude Gottes vorbereitet (Vgl. dazu auch 1028).<br />
<br />
„‚Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.‘ In seiner Größe und unaussprechlichen Herrlichkeit wird zwar ‚niemand Gott schauen und leben‘, denn unfassbar ist der Vater. In seiner Liebe, Menschenfreundlichkeit und Allmacht aber geht er so weit, dass er denen, die ihn lieben, das Vorrecht gewährt, Gott zu schauen ... ‚Denn was den Menschen unmöglich ist, ist Gott möglich’“ (Irenäus, hær. 4,20,5) (Vgl. dazu auch 294).<br />
<br />
Die verheißene Seligkeit stellt uns vor wichtige sittliche Entscheidungen. Sie lädt uns ein, unser Herz von bösen Trieben zu läutern und danach zu streben, Gott über alles zu lieben. Sie lehrt uns: Das wahre Glück liegt nicht in Reichtum und Wohlstand, nicht in Ruhm und Macht, auch nicht in einem menschlichen Werk – mag dieses auch noch so wertvoll sein wie etwa die Wissenschaften, die Technik und die Kunst – und auch in keinem Geschöpf, sondern einzig in Gott, dem Quell alles Guten und aller Liebe (Vgl. dazu auch 2519, 227).<br />
<br />
„Vor dem Reichtum beugen alle die Knie; ihm huldigt die Menge, die ganze Masse der Menschen instinktiv. Sie bemessen das Glück nach dem Vermögen, und nach dem Vermögen bemessen sie auch das Ansehen ... All das kommt aus der Überzeugung, dass man mit dem Reichtum alles könne. Reichtum ist eines der heutigen Idole, und die Bekanntheit ein anderes ... Die allgemeine Bekanntheit, die Tatsache, dass man bekannt ist und in der Welt Aufsehen erregt (was man ein Presserenommee nennen könnte), ist nun zu etwas in sich Gutem geworden, zu einem höchsten Gut, zu einem Gegenstand wahrer Verehrung“ (J. H. Newman, mix. 5: Über die Heiligkeit).<br />
<br />
Der [[Dekalog]], die [[Bergpredigt]] und die Lehre der Apostel weisen uns den Weg, der zum Reich des [[Himmel]]s führt. Wir gehen diesen Weg Schritt für Schritt in den alltäglichen Verrichtungen, gestützt durch die Gnade des Heiligen Geistes. Durch das Wirken des Wortes Christi tragen wir in der Kirche allmählich Früchte zur Ehre Gottes [Vgl. das Gleichnis vom Sämann: Mt 13,3–23].<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Eschatologie]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Sacramentum_caritatis&diff=45148Sacramentum caritatis2008-09-09T19:47:41Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Nach den Anfangsworten '''Sacramentum caritatis''' wird das Nachsynodale [[Apostolische Schreiben]] von [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] über die [[Eucharistie]] zitiert. Es wurde unter dem Datum vom 22. Februar 2007 als Ausarbeitung zur [[Bischofssynode]] von 2005 publiziert.<br />
<br />
Unter deutlicher Berücksichtigung der von der Synode erarbeiteten Vorlagen behandelt der Papst die Eucharistie in Lehre, Feier und Leben der Kirche.<br />
<br />
'''Siehe auch''' [[Liste von Lehramtstexten]]<br />
<br />
== Weblink ==<br />
* [http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/apost_exhortations/documents/hf_ben-xvi_exh_20070222_sacramentum-caritatis_ge.html Die deutsche Fassung auf der Vatikanseite]<br />
<br />
{{Kathtube|Sacramentum+caritatis}}<br />
<br />
* [http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/apost_exhortations/documents/hf_ben-xvi_exh_20070222_sacramentum-caritatis_lt.html Die lateinische Fassung auf der Vatikanseite]<br />
<br />
* [http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/apost_exhortations/documents/hf_ben-xvi_exh_20070222_sacramentum-caritatis_en.html Die englische Fassung auf der Vatikanseite]<br />
<br />
[[Kategorie:Lehramtstexte]]<br />
[[Kategorie:Eucharistie]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Konrad_Sterninger&diff=45147Konrad Sterninger2008-09-09T19:45:27Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Pfarrer '''Konrad Sterninger''' (* [[18. Mai]] [[1948]] in Bruck a.d. Mur) ist ein bekannter Priester aus der Diözese [[Graz-Seckau]] und Wallfahrtsleiter der Kirche [[Frauenberg - Maria Rehkogel]]<br />
<br />
== Biografie ==<br />
<br />
Konrad Sterninger wurde am 18. Mai 1948 in Bruck a.d.Mur geboren und wohnte anschließend im Elternhaus in Allerheiligen im Mürztal. Nach der Matura und dem Militärdienst begann Sterninger das Theologiestudium in Graz. Es folgte der Eintritt ins Grazer Priesterseminar. Während des Studiums kam die Berufung ins bischöfliche Knabenseminar als Präfekt. Hier blieb er bis zum Abschluß des Studiums und noch ein Jahr als Priester. Im Jahr 1973 erfolgte die Priesterweihe durch Bischof [[Johann Weber]]. Es folgte die erste Kaplansstelle in in Fohnsdorf in der Obersteiermark bis zum Jahre 1978. Von 1978 bis 1988 war Steringer Kaplan in der Grazer Stadtpfarre Graz-Straßgang. Sterninger war in dieser Zeit auch mit der [[Charismatischen Erneuerung]] sehr verbunden. Von <br />
1988 bis 1994 war Sterninger bei den [[Zisterziensern]] im [[Stift Rein]]. Über diese Zeit sagt er selbst: "Es war die Zeit der Erfahrung mit dem Mönchtum im Geiste der Heiligen Benedikt und Bernhard. Wie brannte der Hl.Bernhard vom Verlangen, Christus den Menschen zu bringen. In ihm sah ich die Verwirklichung eines missionarischen Mönchtums." 1994 übernimmt Sterninger die Wallfahrtskirche [[Frauenberg - Maria Rehkogel]] und wird dort Pfarrer und Wallfahrtsleiter. Seit einigen Jahren ist Sterninger auch in Graz zuständiger Priester für die [[Hl. Messe im überlieferten Ritus]], die jede Woche mit Erlaubnis von Bischof [[Egon Kapellari]] in der Hl. Geist Kirche in Graz gefeiert werden.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* [http://www.sterninger.at www.sterninger.at]<br />
{{Kathtube|Sterninger}}<br />
{{GloriaTV|Sterninger}}<br />
<br />
[[Kategorie:Diözese Graz-Seckau|Sterninger, Konrad]]<br />
[[Kategorie:Personen Österreich|Sterninger, Konrad]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Konrad_Sterninger&diff=45146Konrad Sterninger2008-09-09T19:23:30Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Pfarrer '''Konrad Sterninger''' (* [[18. Mai]] [[1948]] in Bruck a.d. Mur) ist ein bekannter Priester aus der Diözese [[Graz-Seckau]] und Wallfahrtsleiter der Kirche [[Frauenberg - Maria Rehkogel]]<br />
<br />
== Biografie ==<br />
<br />
Konrad Sterninger wurde am 18. Mai 1948 in Bruck a.d.Mur geboren und wohnte anschließend im Elternhaus in Allerheiligen im Mürztal. Nach der Matura und dem Militärdienst begann Sterninger das Theologiestudium in Graz. Es folgte der Eintritt ins Grazer Priesterseminar. Während des Studiums kam die Berufung ins bischöfliche Knabenseminar als Präfekt. Hier blieb er bis zum Abschluß des Studiums und noch ein Jahr als Priester. Im Jahr 1973 erfolgte die Priesterweihe durch Bischof [[Johann Weber]]. Es folgte die erste Kaplansstelle in in Fohnsdorf in der Obersteiermark bis zum Jahre 1978. Von 1978 bis 1988 war Steringer Kaplan in der Grazer Stadtpfarre Graz-Straßgang. Sterninger war in dieser Zeit auch mit der [[Charismatischen Erneuerung]] sehr verbunden. Von <br />
1988 bis 1994 war Sterninger bei den [[Zisterziensern]] im [[Stift Rein]]. Über diese Zeit sagt er selbst: "Es war die Zeit der Erfahrung mit dem Mönchtum im Geiste der Heiligen Benedikt und Bernhard. Wie brannte der Hl.Bernhard vom Verlangen, Christus den Menschen zu bringen. In ihm sah ich die Verwirklichung eines missionarischen Mönchtums." 1994 übernimmt Sterninger die Wallfahrtskirche [[Frauenberg - Maria Rehkogel]] und wird dort Pfarrer und Wallfahrtsleiter. Seit einigen Jahren ist Sterninger auch in Graz zuständiger Priester für die [[Hl. Messe im überlieferten Ritus]], die jede Woche mit Erlaubnis von Bischof [[Egon Kapellari]] in der Hl. Geist Kirche in Graz gefeiert werden.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* [http://www.sterninger.at www.sterninger.at]<br />
{{Kathtube|Konrad+Sterninger}}<br />
{{GloriaTV|Konrad+Sterninger}}<br />
<br />
[[Kategorie:Diözese Graz-Seckau|Sterninger, Konrad]]<br />
[[Kategorie:Personen Österreich|Sterninger, Konrad]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Servi_Jesu_et_Mariae&diff=45145Servi Jesu et Mariae2008-09-09T18:58:31Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Die '''Servi Jesu et Mariae (SJM''') ist eine Kongregation päpstlichen Rechts, die ihren Hauptsitz in Blindenmarkt in der [[Diözese St. Pölten]] hat. Pater Anton Bentlage ist seit dem 8. Juli 2008 der zweite Generalobere der Kongregation.<br />
<br />
Gegründet wurde die SJM am [[1988]] in Mussenhausen – Diözese Augsburg von P. [[Andreas Hönisch]] (1930-2008), einem ehemaligen [[Jesuiten]], der auch der erste Generalobere war. Ihre definitive Errichtung erfolgte am [[16. Juli]] [[1994]] aufgrund der Befürwortung durch den St. Pöltner Diözesanbischof [[Kurt Krenn]] durch die päpstliche Kommission "[[Ecclesia Dei]]". Die Servi Jesu et Mariae verließen ihre Niederlassung in Mussenhausen und fanden im niederösterreichischen Blindenmarkt Heimat, welcher nun Hauptsitz ist.<br />
<br />
Kennzeichend für die Liturgie der SJM ist es, dass ihre Priester die Hl. Messe sowohl nach der ordentlichen Form des [[Römischer Ritus|Römischen Ritus]] von 1969 als auch nach der außerordentlichen Form des Missale Romanum von 1962 zelebrieren.<br />
<br />
Der junge und aufstrebende Orden ist eine neojesuitische Gründung im Geist des heiligen [[Ignatius von Loyola]]. Mitglieder des Ordens arbeiten in deutschen und österreichischen Pfarreien sowie in [[Kasachstan]], Albanien, Rumänien, der Ukraine und Frankreich. Neben der Pfarrseelsorge bietet die Gemeinschaft [[Exerzitien]], religiöse Bildungskreise und Katechesen an. Sie ist auch in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert, führt ein Internat in Norddeutschland und begleitet die Gruppenarbeit der ‘Katholischen Pfadfinderschaft Europas’. Der Orden ist auch im Lebensschutz und Presseapostolat tätig und führt einen eigenen philosophisch-theologischen Lehrbetrieb. Er hat einen eigenen Verlag [http://sjm-verlag.de/], der unter dem Patronat des heiligen [[Maximilian Kolbe]] steht.<br />
<br />
Die Kongregation zählte im Januar 2008 28 Priester, 3 Diakone, 11 Studenten, 4 Novizen und einen Bruder.<br />
<br />
==Weblink==<br />
* [http://sjm-congregation.org Homepage der SJM]<br />
<br />
* {{GloriaTV|Servi+Jesu+et+Mariae}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kongregationen]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Weihwasser&diff=45139Weihwasser2008-09-09T16:02:37Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Das '''Weihwasser''' zählt zu den [[Sakramentalien]]. Es besteht aus zwei verschiedenen Stoffen: '''Wasser''' und '''Salz'''. Zum Weihwasser wird es erst durch den '''[[Segen]]''' des Priesters.<br />
<br />
== Symbolik der Bestandteile ==<br />
* '''Wasser''': das Wasser hat die Wirkung zu reinigen und zu heiligen. Auch in vielen nichtchristlichen Religionen und Kulturen gibt es Reinigungs- und Weiheriten, die mit dem Gebrauch von Wasser verbunden sind. Die [[Bibel|Hl. Schrift]] zeigt uns unzählige mit Wasser verknüpfte Begebenheiten und Wunder. Für das Volk Israel hat das Wasser beim Durchzug durch das Rote Meer eine besonder Bedeutung erlangt: den Abschied von einem Leben in der Sklaverei Ägyptens. <br />
<br />
* '''Salz''': das Salz hat die Fähigkeit Verderbliches vor der Fäulnis zu bewahren und Geschmack zu verleihen. Salz war von alters her so hochgeschätzt und kostbar, dass man beim Salz sogar Schwüre geleistet hat. Im Altertum gab es auch die Gewohnheit, dem Gast Brot und Salz als Zeichen der Freundschaft anzubieten. In der Hl. Schrift finden wir die Bezeichnung für die Apostel als "Salz der Erde" und "Licht der Welt".<br />
<br />
* '''Weihe''': ein Geschöpf oder eine Substanz weihen bedeutet, sie Gott hinzureichen, sie mit Gott zu verbinden (und so dem Zugriff Satans zu entziehen). Das Weihegebet der Kirche ist daher zweierlei: Exorzismen und Benediktionen.<br />
<br />
Beim gläubigen Volk ist besonders das '''Dreikönigswasser''' und das '''Osterwasser''' sehr beliebt.<br />
<br />
== Weihwasser und Taufe ==<br />
Beim Kreuzzeichen mit Weihwasser erneuern wir unser [[Taufe|Taufversprechen]], sozusagen eine Taufe im Kleinen. Es ist einerseits Symbol unserer Bitte, dass Gott uns rein machen möge, und andererseits unser fester Entschluss, "Ägypten" hinter uns zu lassen und aufzubrechen ins Land Gottes, in ein entschiedenes Christsein.<br />
<br />
== Weihwasser und Segen ==<br />
Es ist ein alter christlicher Brauch, sich selbst (und als Eltern eben die Kinder) jeden Morgen durch ein Kreuzzeichen dem Segen Gottes zu empfehlen. <br />
<br />
Eltern sind aufgrund ihrer schöpferischen Sendung und durch ihre Teilhabe an der priesterlichen Sendung im Sakrament der Ehe (als Stellvertreter Gottes für ihre Kinder) ganz besonders zum Segnen berufen. Sagt dóch der Hl. Cyprian: "Legt die Krone nicht ab, ihr Eltern! Legt die Stola nicht weg, ihr Könige und Hohepriester der Familie!" <br />
<br />
Der Volksmund lehrt uns: "Elternsegen geht über Berg und Tal und findet die Kinder überall"<br />
<br />
== Weihwasser und die Armen Seelen ==<br />
Das Regionalkonzil zu Nantes um das Jahr 900 greift eine alte Überlieferung der Kirche auf und hält unter anderem fest, dass die Priester unter Gebet für die Verstorbenen die Gräber auf den Friedhöfen mit Weihwasser besprengen sollen. Auf diese Weise wird den Armen Seelen im Fegefeuer, die ja auch zum Leib der Kirche gehören, die versöhnende und fürbittende Kraft des Weihwassers zugute. Auch der gläubige Christ kann im persönlichen Gebet Weihwasser aussprengen und mit einem Kreuzzeichen und kurzen Gebet für die Verstorbenen bitten. <br />
<br />
Vielerorts wird am [[Allerseelen|Allerseelentag]] eine feierliche Gräbersegnung am Friedhof abgehalten.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Schütze und segne Dich und die Deinen mit Weihbrunn! - Pfr. [[Alfons Maria Weigl]] /Verl. St.Grignion, Altötting<br />
<br />
* "Weihwasser" - Inge & Horst Obereder / [[Mediatrix-Verlag]] ISBN 3-854061722<br />
<br />
* Da Weihwasser und andere christliche Heilmittel (144 Seiten) [[Parvis-Verlag]].<br />
<br />
[[Kategorie:Sakramentalien]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Maria_Valtorta&diff=45138Maria Valtorta2008-09-09T15:57:08Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Maria Valtorta''' wurde am 14. März 1897 in Caserta in der Nähe von Neapel geboren. Sie war das einzige Kind von Giuseppe Valtorta (1862-1935), einem Berufsoffizier der italienischen Armee und seiner Ehefrau Iside Fioranzi (1861-1943), die Französischlehrerin war. Während ihrer Schulzeit fiel Maria Valtorta durch hohe sprachliche Begabung, Phantasie und stilistische Gewandtheit auf. Nach ihrer Schulzeit war sie – während des 1. Weltkrieges – als Krankenschwester tätig. Später trat sie in die katholische Aktion ein und widmete sich dort der Jugendarbeit und hielt Vorträge. Wegen eines schweren Rückenleidens konnte sie ab 1934 das Bett nicht mehr verlassen. Nach dem Willen Jesu, zu dem sie schon in ihrer Kindheit ein inniges Verhältnis hatte, opferte sie ihre schweren körperlichen und seelischen Leiden für Kirche und Welt auf. Auf Anweisung ihres Seelenführers verfasste sie im Jahre 1943 mit erzählerischer Lebendigkeit und tiefem Empfindungsvermögen eine Autobiographie, die ihre lebensbejahende, temperamentvolle Natur und ihre Fähigkeit zu religiöser Hingabe zeigt. Noch im selben Jahr erhielt sie die ersten Visionen über das Leben Jesu, die sie mit ihrer eigenen Fähigkeit der Beobachtung und Empfindung und nach Diktaten Jesu niederschrieb. In den folgenden Jahren entstanden so insgesamt 714 Kapitel, in denen Personen und Ereignisse eine zeitlich und räumlich zusammenhängende Einheit bilden. Die Niederschrift ist in deutscher Sprache als zwölfbändiges Werk: „Der Gottmensch“ erhältlich. Heimgegangen ist sie am 12. Oktober 1961. <br />
<br />
Maria Valtortas Werk "Der Gottmensch" ist von der Kirche nicht offiziell approbiert, doch hat sich Papst [[Pius XII.]] 1948 darüber anerkennend geäußert: "Veröffentlicht dieses Werk, so wie es ist. Wer es liest, wird es verstehen." Jedoch setzte es das Heilige Offizium unter Papst [[Johannes XXIII.]] am 5. Januar 1960 auf den "Index der verbotenen Bücher" →([[Druckerlaubnis]]). Wenn es als Erbauungsbuch, Jesus besser kennen zu lernen, verwendet wird, sollte feststehen, dass ein Urteil über das Werk oder einer Teilaussage immer der Heiligen Kirche vorbehalten bleibt.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Der Gottmensch, Leben und Leiden unseres Herrn Jesus Christus, Centro Editoriale Valtortiano, (deutsch 12 Bände) erhältlich beim [[Parvis-Verlag]].<br />
<br />
* Das Morgenrot einer Neuen Zeit, Offenbarungen Jesu an Maria Valtorta (200 Seiten) [[Parvis-Verlag]].<br />
<br />
* Maria Valtorta - Autobiographie (448 Seiten) [[Parvis-Verlag]].<br />
<br />
* Gabriel Roschini, Die Mutter Gottes in den Schriften Maria Valtortas (432 Seiten) [[Parvis-Verlag]].<br />
<br />
* Maria Valtorta - die Hefte 1943 (704 Seiten; Diktate Gottes und Heiliger zum Zweiten Weltkrieg) [[Parvis-Verlag]].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
*[http://www.fatima.ch/Seiten/Seite6.htm Alphabetisches Stichwort-Verzeichnis: „Der Gottmensch"]<br />
*[http://www.parvis.ch Das Deutschsprachige zwölfbändige Werk „Der Gottmensch“ kann beim Parvis Verlag erworben werden]<br />
<br />
[[Kategorie:Personen Italien|Valtorta, Maria]]<br />
[[Kategorie:Privatoffenbarungen]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Gaben_des_Heiligen_Geistes&diff=45137Gaben des Heiligen Geistes2008-09-09T15:41:22Z<p>Albert: /* Literatur */</p>
<hr />
<div>Die Sieben '''Gaben des Heiligen Geistes''' sind begründet in Jes 11,2:<br><br />
''Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.''<br />
<br />
Der Prophet Jesaja erwähnt sechs Geistesgaben: die Weisheit und fünf weitere Gaben, welche die einzelnen Befähigungen aufzählen, welche die Weisheit mitteilt. Dass aus der Sechszahl beim Propheten Jesaja die Siebenzahl in der Liturgie geworden ist, hängt mit der [[Septuaginta]]-Übersetzung zusammen: die Übersetzer wollten die religiöse Haltung, welche im hebräischen Wort ''yir'áh'' (Angst, Schauern) liegt durch zwei verschiedene Wörter veranschaulichen: Furcht und Frömmigkeit.<br />
<br />
Die Sieben Gaben des Heiligen Geistes sind besondere Gnadengaben, die der Heilige Geist bei der Rechtfertigung in der Seele wirkt. Diese Gaben gehören für die [[Römisch-Katholische Kirche]] zu den [[Formeln der katholischen Lehre]] und sind: <br />
<br />
<br />
*Die '''Gabe des [[Verstand]]es''' (oder Erkenntnis) gibt Licht, göttliche Dinge zu erforschen und zu verstehen trotz der Schwerfälligkeit und Trägheit unseres Verstandes. Sie ist ein besonderes Licht zu tiefer Durchdringung der Gegenstände, die sich dem Verstande darbieten. Diese Gabe gehöret zur Tugend des [[Glaube]]ns. <br />
*Die '''Gabe der [[Weisheit]]''' verleiht der Seele einen gewissen Geschmack, durch den sie Göttliches und Menschliches ohne Täuschung unterscheidet und jedem seinen Wert beilegt, im Gegensatz zu dem Geschmack, der von der menschlichen Torheit und Unwissenheit stammt. Sie bewirkt, dass wir in allem nach dem Vollkommensten streben. Diese Gabe gehört zur Tugend der [[Liebe]]. <br />
*Die Gabe des Verstandes braucht die '''Gabe der Stärke''', damit sie entschlossen alles ausführt, was der Verstand als das Vollkommenste erkannt hat. Die Schwierigkeiten oder Hindernisse werden durch die Stärke überwunden, indem die Seele sich lieber jeder Anstrengung und Mühe unterzieht, als dass sie sich des wahren und höchsten Gutes berauben ließe. Sie verbannt die ungeregelte Furcht und stärkt die Schwäche. Sie gehört zur gleichnamigen Tugend (des [[Starkmu]]tes),<br />
*Die '''Gabe des [[Rat]]es''' leitet auf dem rechten Weg und hält die menschliche Voreiligkeit zurück. Sie ist gegen die Unklugheit gerichtet und gehört zur Tugend der [[Klugheit]]. Sie wählt die angemessensten Mittel zum Guten. <br />
*Die '''Gabe der [[Wissenschaft]]''' erteilt dem Menschen das nötige Licht, um ein Gut von dem andern zu unterscheiden; sie lehrt das, was gewisser und sicherer ist, erwählen. Sie dringt in das Dunkelste ein und macht vollkommene Lehrmeister. Sie richtet sich gegen die Unwissenheit. Diese Gabe gehört zur Tugend des [[Glaube]]ns. <br />
*Die '''Gabe der [[Frömmigkeit]]''' macht das Herz milde und sanft, benimmt ihm die Härte und schützt es vor Gottvergessenheit und Gefühllosigkeit. Sie macht die Seele mit sanfter Gewalt zu allem geneigt, was zum Dienste Gottes und zum geistlichen Wohle des Nächsten gehört, und zwar so, dass man es aus einem heiligen, vollkommenen und tugendhaften Beweggrunde tut. Sie gehört zur Tugend der [[Gottesverehrung]]<br />
*Die '''Gabe der [[Furcht des Herrn]]''' bewahrt und besiegelt sämtliche Gaben. Sie bewegt das Herz, alles zu fliehen, was unvollkommen und vermessen ist und mit der Tugend nicht übereinstimmt. Sie ist der Seele eine Art Schutzmauer. Die wahre, heilige Furcht hindert die Seele nicht, die Wohltaten des Allerhöchsten sehr wohl zu kennen. Im Gegenteil, sie führt sie dahin, Gott aus allen Kräften dafür zu danken und sich selbst auf liebliche Weise bis in den Staub zu verdemütigen im Gegensatz zur Hoffart. Sie bezieht sich auf die [[Demut]]<br />
<br />
==Literatur==<br />
* [[Maria von Jesus zu Agreda]], Leben der jungfräulichen [[Gottesmutter]] Maria, Buch II, 13; Buch VII, 4+5.<br />
<br />
*Teresia Renata de Spiritu Sancto, Von den Gaben und Früchten des Heiligen Geistes, [[Herder Verlag]] Freiburg 1951 ([[Imprimatur]] Freiburg im Breisgau 2. März 1951 † Burger Generalvikar).<br />
<br />
*[[Rudolf Graber]], Die Gaben des Heiligen Geistes, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1936 ([[Imprimatur]] Ratisbonae, die 3. Februarii 1936 Dr. Höchst Vic. Gen.).<br />
<br />
* P. L. Lécuru, Die 7 Gaben des Heiligen Geistes, (142 Seiten) [[Parvis-Verlag]].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
{{GloriaTV|Gaben%20des%20Heiligen%20Geistes}}<br />
{{Kathtube|Gaben%20des%20Heiligen%20Geistes}}<br />
[[Kategorie:Gaben des Heiligen Geistes|!]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Marthe_Robin&diff=45136Marthe Robin2008-09-09T15:34:10Z<p>Albert: /* Literatur */</p>
<hr />
<div>'''Marthe Robin''' (* [[13. März]] [[1902]] in Châteauneuf-de-Galaure, † am [[6. Februar]] [[1981]] ebd.) war eine französische Mystikerin. Sie empfing die [[Wundmale]] Jesu, die [[Stigmata]] und ernährte sich 50 Jahre lang nur von der hl. [[Eucharistie]]. Sie gilt als geistliche Gründerin der [[Foyers de Charité]]. Mittelbar hat sie auf vielfältige Weise eine Erneuerung in der Kirche angeregt, die als ein „neues Pfingsten“ der Kirche in der Welt von heute mehr und mehr spürbar wird. <br />
<br />
== Leben == <br />
<br />
Geboren wurde Marthe Robin am 13. März 1902 als sechstes Kind einer Bauernfamilie in Châteauneuf-de-Galaure (Departement Drôme, Frankreich), südlich von Lyon. Die Hl. [[Taufe]] erhielt sie am 5. April 1902 in der Kirche von St. Bonnet-de-Galaure. <br />
<br />
Ihre Eltern, Joseph Robin und Amélie-Célestine Chosson, besaßen ein kleines, bescheidenes Haus mit Landwirtschaft auf einer Anhöhe von Châteauneuf-de-Galaure mit dreizehn Hektar Land. Bei gutem Wetter hat man von dort eine schöne Aussicht auf die Alpen und das Jura-Gebirge. Die Familie lebte in einfachen Verhältnissen. Auch die Kinder mussten schon früh am Bauernhof der Eltern mithelfen, je nach Alter und Fähigkeiten. <br />
<br />
Als Marthe ein Jahr alt war, brach in der Familie Robin eine Typhus-Epidemie aus, von der fünf Mitglieder der Familie betroffen waren, die zweitjüngste Schwester Clémente verstarb am Typhus-Fieber. Auch Marthe war dem Tod nahe, aber sie erholte sich allmählich. Jedoch blieb sie von nun an in ihrer Gesundheit sehr stark geschwächt. <br />
<br />
Aufgrund ihres Zustandes konnte Marthe die Schule im Ort, zu der sie 2 km zu Fuß ins Tal gehen musste, von 1909 an, nie regelmässig besuchen. Den Schulbesuch brach sie 1914 ab. Sie erhielt kein Abschlusszeugnis und widmete sich weiterhin den Arbeiten auf dem Hof der Familie. Marthe ahnt noch nicht, welche Leiden auf sie zukommen werden. <br />
<br />
Gefirmt wurde Marthe im Jahr 1911. <br />
Ihre erste hl. [[Kommunion]] empfing sie erst ein Jahr später, am [[15. August]] [[1912]]. Das war für sie eine „sehr zärtliche Begegnung“, wie sie selbst beschreibt. Weiters sagte sie: ''„Ich denke der Herr muss damals von mir Besitz ergriffen haben.“'' <br />
<br />
Von dieser Begegnung an entfaltete sich auch der Glaube und das Gebetsleben des einfachen, unscheinbaren Mädchens, der angehenden Bäuerin, immer mehr. Ihre Eltern waren nicht sehr religiös, sie praktizierten ihren Glauben nicht.<br />
<br />
== Krankheit und Leidensweg ==<br />
<br />
Durch eine Gehirnhautentzündung im Jahre 1918 verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand zusehends. Besondere Behandlungen und Medikamente, die sich Marthe durch den Verkauf ihrer Näh- und Stickhandarbeiten leisten kann, bringen nicht die gewünschte Heilung. Kurzfristig verbessert sich 1921 ihr Zustand, und sie kann auf Krücken gehen. Sie hofft und kämpft. Doch der Zustand sollte sich wiederum verschlechtern. <br />
<br />
Am [[25. März]] [[1922]] erscheint ihr die [[Muttergottes]], die sie fortan trösten, anleiten und in ihre Berufung einführen wird. <br />
1927, als sie wieder einmal an der Schwelle des Todes stand, erschien ihr die hl. [[Therese von Lisieux]] und erläutert ihre [[Berufung]]: Sie soll die [[Mission]] der "kleinen Thérèse" im 20. Jahrhundert fortführen. <br />
<br />
Ab dem 25. März [[1929]] waren Marthes Beine gelähmt – seit dem 2. Februar 1929 auch ihre Hände (Tetraplegie). Durch die Lähmung verkrampfen sich ihre Beine – sie sind in sich unter ihrem Körper zurückgebogen. Sie konnte nur noch den Kopf und einzelne Finger bewegen. Sie leidet an Kopfschmerzen und Magenkrämpfen. Marthe, die eigentlich Karmelitin werden wollte, verbrachte die letzte 50 Jahre ihres Lebens im Bett. <br />
<br />
<br />
'''Hingabe an Jesus'''<br />
<br />
In dieser schweren Zeit des gesundheitlichen Zusammenbruchs, nach langen Kämpfen und Widerständen dieses Leiden anzunehmen, kam Marthe jedoch durch Gottes Gnade zu einer außergewöhnlichen Vertiefung ihres Glaubenslebens. Sie erkannte, dass der durch ihre Krankheit bedingte Leidensweg, indem sie ihn Jesus aufopferte, fruchtbar gemacht werden konnte. Dies fiel ihr in keinster Weise leicht, doch sie fand die Bereitschaft, ihr Leiden in den Dienst der Kirche zu stellen, und dass sie durch ihr Leiden mit Jesu Leiden vereint sein kann. <br />
<br />
Am 15. Oktober 1925 weihte sie ihr Leben Gott und trat am 3. November 1928 in den Dritten Orden des hl. [[Franziskus]] ein, ehe sie 1930 die [[Jungfrauenweihe]] vollzog. <br />
<br />
<br />
'''Ihr selbstverfasstes Weihegebet:''' <br />
<br />
''„Nimm und empfange alles, Jesus. Heute an diesem Tag liefere ich mich Dir aus, vorbehaltlos und unwiderrruflich. <br><br />
Gott der Liebe, nimm mein Gedächtnis und alle seine Erinnerungen, <br />
nimm meinen Verstand und mache, dass er nur zu Deiner größeren Ehre diene. <br><br />
Nimm meinen Willen ganz und gar, ich lösche ihn für immer in Deinem Willen aus. <br><br />
Nein, nicht mehr was ich will, o geliebter Jesus, <br />
sondern immer alles, was Du willst. <br><br />
Herr, nimm und heilige alle meine Worte, alle meine Handlungen, alle meine Wünsche. <br><br />
Mit Liebe nehme ich alles an, was von dir kommt. <br><br />
Mühsal, Freude, Schmerz, Trost, Trockenheit, Verlassenheit, Einsamkeit, <br />
Verachtung, Demütigung, Arbeit, Leiden, Prüfung. <br><br />
Alles was von dir kommt, alles was du bist, oh Jesus.“'' <br />
<br />
<br />
<br />
Marthe hat weiters diverse Gebete und Betrachtungen verfasst – einst selbst geschrieben, später diktierte sie diese. <br />
<br />
Überdies versagten die Verdauungsorgane, sie konnte keine Nahrung und keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen, sie ernährte sich nur noch von der hl. Eucharistie. Diese wurde ihr zwei mal pro Woche am Abend durch ihren Seelenführer, Kanonikus Finot (Direktor der Freien Schule zu Lyon) gereicht. <br />
<br />
Nach dem Empfang der hl. [[Kommunion]], sowie jeden Freitag, geriet Marthe oft in Ekstase und durchlebte das Leiden Christi in der [[Passion]] am eigenen Leibe, die 48 Stunden dauerte und bis zum Sonntag anhielt (abklingend erst durch die Bemühungen ihres Seelenführers). <br />
<br />
Die äußeren Zeichen Ihrer Leidensnachfolge waren die Stigmata - sie erlitt Wundmale an Stirn, Gesicht, Händen und Brust. <br />
Marthe: ''„Alle Christen haben am Leiden Christi teilzunehmen. Sie haben in ihrem Körper das zu vollenden, was an der Passion des ganzen Christus noch fehlt. Ich bin nur ein Zeichen, den Christen das in Erinnerung zu rufen.“'' <br />
<br />
Zwischen 1939-1940 verliert Marthe ihr Augenlicht sie ist von nun an auch blind. Marthe: ''"Jesus hat mir meine Augen gefordert".''<br />
<br />
So schrieb sie im Jänner 1931 in ihrem Tagebuch: ''„Nach Jahren der Ängste, der Sünden, nach vielen physischen und moralischen Prüfungen habe ich gewagt, mich für Jesus zu entscheiden.“'' <br />
<br />
Ihr wurde schließlich auch die Gnade der Schauung zuteil, seien es gewisse Begebenheiten in der Ferne, oder das Gewissen ihres Gesprächspartners. <br />
<br />
Sie bekommt in ihrem völlig dunklen Zimmer (sie vertrug kein Licht mehr) zahlreiche Besuche von Priestern, Geistlichen, Lehrern, Laien, Dorfbewohnern – ob jung oder alt; von nah und fern. Besonders mag sie die Kinder. Die Menschen vertrauen ihr ihre Sorgen, Probleme und Fragen an – Marthe versucht jeden einzelnen persönlich zu ermutigen, spricht ihnen Trost und Rat zu. Der Menschenstrom wollte kein Ende nehmen, ehe der Zutritt zu ihr völlig untersagt wurde. Seither war es schwer, noch zu ihr zu gelangen. Laut den Aussagen von Besuchern aber, war sie eine große Hörerin, die mehr zuhörte als sprach. Sie hatte auch ein gutes Gedächtnis und erinnerte sich an Gespräche, die Jahre lang zurücklagen. Dies war auch ein Ausdruck ihrer großen Liebe. <br />
Hatte sie einmal keine Besucher, ließ sie sich die zahlreichen Briefe, die sie erreichten, vorlesen. <br />
<br />
Schließlich verstirbt Marthe Robin am 6. Februar 1981. <br />
Zu ihrer Beerdigung am 12. Februar 1981 kommen 6 Bischöfe, ca. 7.000 Menschen aus aller Welt – selbst die Hostien sind zu wenig, um jedem gereicht werden zu können.<br />
<br />
== Bedeutung == <br />
<br />
Marthe Robin trug wesentlich zum Entstehen neuer, geistlicher (Ordens-) Gemeinschaften bei. Sie ist vor allem in Frankreich sehr bekannt und gilt als Schlüsselfigur des 19. Jahrhunderts in der Glaubenserneuerung Frankreichs und Europas. <br />
<br />
<br />
'''Gründung der Schulen und der Foyers de Charité''' <br />
<br />
In Marthe reifte während ihrer Leidenszeit nach und nach der Wunsch, eine christliche Mädchenschule (später folgten eine Realschule und eine Haushaltungsschule) zu eröffnen, um jungen Menschen den Glauben näher zu bringen. Nach Besprechungen mit dem Priester Père Faure öffnete diese Schule am 12. Oktober 1934 mit sieben Schülerinnen ihre Pforten. Marthe wurde klar, dass dies der Anfang eines großen, gottgewollten Werkes sein sollte. <br />
<br />
Eine weitere göttliche Inspiration war es, sogenannte „Foyers de lumière, de charité et d’amour“, kurz: "[[Foyers de Charité]]“ (''franz.:'' „Brandherde“/Feuerstellen des Lichts, der Barmherzigkeit und der Liebe) zu gründen. Ziel sollte es sein, den Menschen eine tiefere Begegnung mit Gott durch [[Exerzitien]] (meist Schweigeexerzitien) zu ermöglichen. Ein Zentrum, eine Gemeinschaft von Männern und Frauen (Laien), die mit einem Priester, dem „Foyervater“ (Père), der das Foyer geistlich leitet und die einzelnen Personen begleitet, zusammenleben. <br />
<br />
Marthe teilte dem Priester der Diözese Lyon, Père Georges Finet, in einer Begegnung am 10. Februar 1936 ihr Vorhaben mit. Wenige Monate später, am 7. September 1936 begannen mit P. Georges Finet die ersten Schweigexerzitien (5-tägig) im ersten Foyer in Châteauneuf de Galaure. Es schlossen sich immer mehr Laienmitglieder dem [[Foyer de Charité]] an, bis die Räumlichkeiten in der Schule nicht mehr ausreichten und 1939 ein eigenes Gebäude dafür erbaut wurde, welches 1947 seine Pforten öffnete. <br />
<br />
Im Jahr 1980 wird auch ein Seniorenhaus („''Saint Joseph''“) in Châteauneuf errichtet, da sich Marthe auch ein fürsorgliches Haus für die älteren Menschen wünschte. <br />
<br />
Inzwischen gibt es weltweit knapp 80 Foyers in Europa, Afrika, Asien und Amerika. Weitere Foyers sind im Entstehen. <br />
<br />
Durch ihre Ermutigung und bedeutsamer Gespräche, hatte sie auch Einfluss auf die Entstehung einiger neuen, geistlichen Gemeinschaften, wie beispielsweise: <br />
<br />
* [[Gemeinschaft Emmanuel]]<br />
* [[Gemeinschaft der Seligpreisungen]] <br />
* [[Gemeinschaft vom Hl. Johannes]] <br />
* [[Kleine Schwestern und Brüder von Charles de Foucauld]]<br />
* etc.<br />
<br />
== Zitate == <br />
<br />
"Es scheint mir, dass das Herz, <br />
das erfüllt ist von Vertrauen dasjenige ist, das,<br />
fasziniert von der unendlichen Macht der göttlichen Liebe, nicht zulässt,<br />
dass das menschlich Unmögliche seine Hoffnung beschränkt,<br />
sondern sein Vertrauen mit der Unermesslichkeit der Liebe nährt,<br />
mit Unendlichkeit, und von Gott mit ruhiger Gewissheit unendlich mehr erwartet,<br />
als wir erhoffen oder erträumen können."<br />
<br />
"Ich leide", aber im bin glücklich, meine Leiden für das Vaterland anbieten zu können, für die Sünder und für die Kirche." <br />
<br />
Über Menschen, die anderen Schmerz hinzufügten: <br />
"Wie sehr müssen doch auch diese Menschen leiden! Man muss für sie beten". <br />
<br />
„Unser Leben in dieser Welt ist eine Messe. Jede Seele ist eine Hostie.“<br />
<br />
„Das Wort ist Fleisch geworden: Es konnte nicht mehr geben; es wollte nicht weniger geben. Die Liebe hat die Worte überholt.“<br />
<br />
„Es ist besser, mit der Kirche verspätet zu sein, als der Zeit voraus und gegen sie.“<br />
„Das heilige Herz Jesu am Kreuz ist die unverletzbare Wohnung, die ich mir auf Erden erwählt habe.“<br />
<br />
== Gebete == <br />
<br />
O vielgeliebte Mutter,<br />
die du so gut die Wege der Heiligkeit und der Liebe kennst, <br />
lehre uns Geist uns Herz oft zur Dreieinigkeit zu erheben,<br />
und auf sie unsere ehrfurchtsvolle und liebende Aufmerksamkeit zu richten. <br />
Und da du mit uns den Weg zum ewigen Leben gehst, <br />
bleibe uns schwachen Pilgern nahe,<br />
und lass uns in deiner mütterlichen Liebe geborgen sein. <br />
<br />
Wende uns deinen erbarmenden Blick zu, <br />
ziehe uns in deine Klarheit, <br />
überflute uns mit deiner milden Zartheit, <br />
trage uns in das Licht und in die Liebe, <br />
trage uns immer weiter und höher in die Herrlichkeit des Himmels! <br />
<br />
Erbitte uns, dass nichts jemals unseren Frieden trüben <br />
und nichts uns der Gegenwart Gottes entreißen möge.<br />
Lass uns jeden Augenblick<br />
immer weiter in die Tiefen der erhabenen Geheimnisse vordringen, <br />
bis zu dem Tag, da unsere Seele in das Licht des dreieinen Gottes eingehen <br />
und alles in der ewigen Liebe und Einheit schauen wird. <br />
Amen.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
* [[Jean Guitton]], ''Portrait de Marthe Robin'', Paris 1985 (3. Aufl. 2003)<br />
<br />
* Bernard Peyrous, Das Leben der Mystikerin Marthe Robin. [[Parvis-Verlag]] (352 Seiten)<br />
<br />
* Das Leben der Mystikerin Marthe Robin, Ein Nachschlagewerk verfasst vom Postultor des Seligsprechunngsprozesses [[Parvis-Verlag]].<br />
<br />
== Weblinks == <br />
* [http://www.marthe-robin.de/ Marthe Robin] (deutsche Internetpräsenz)<br />
* [http://www.foyer-chateauneuf.com/ Foyer Chateauneuf]<br />
* [http://www.foyer-de-charite.com/ Foyers de Charité]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie:Personen Frankreich|Robin, Marthe]]<br />
[[Kategorie:Privatoffenbarungen]]<br />
[[Kategorie:Mystiker]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Ludwig_Gschwind&diff=45131Ludwig Gschwind2008-09-09T14:36:00Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Ludwig Gschwind''' (*[[1940]]) ist Landpfarrer von Ursberg in Mindelzell und [[Dekan]] im Dekanat Krumbach. Er ist ständiger Mitarbeiter bei mehreren Zeitungen und Zeitschriften. Er ist regelmäßiger Referent bei [[Radio Horeb]] und mehrmaliger Referent bei der [[Theologische Sommerakademie Augsburg|Theologischen Sommerakademie Augsburg]].<br />
<br />
Gschwind wuchs in Nördlingen, Diözese Augsburg, auf. Er studierte [[Philosophie]] und [[Theologie]] an der Hochschule der Diözese in Dillingen an der Donau. 1968 erhielt er die [[Priesterweihe]] und wurde nach seinen Kaplansjahren in Augsburg und Weißenhorn [[Pfarrer]] in Balzhausen und Mindelzell. Seit 1985 ist er Dekan im Dekanat Krumbach. Er ist ständiger Mitarbeiter bei mehreren Zeitungen und Zeitschriften. Bekannt sind seine Buchveröffentlichungen im [[St. Ulrich Verlag]] Augsburg, die aus der Praxis seines priesterlichen Dienstes gewachsen sind.<br />
<br />
==Buchveröffentlichungen im [[St. Ulrich Verlag]] Augsburg ==<br />
<br />
* „Die [[Heilige Messe]] – Symbole, Farben, Handlungen“, „Heiliger Geist – Gaben, Tröstungen, Früchte“.<br />
<br />
* Die Heilige Messe mitfeiern (Januar 2006)<br />
<br />
* Perlen für [[Maria von Nazareth|Maria]]: Die Kraft des Rosenkranzes (Juni 2008)<br />
<br />
* Maria, dich lieben (Juni 2007)<br />
<br />
* [[Heiliger Geist]]. Gaben, Tröstungen, Früchte (Mai 2002)<br />
<br />
* Bitte für uns! Geschichten um [[Heilige]] und ihre Patronate (Juli 2002)<br />
<br />
* Geheimnis des [[Glaube]]ns (1996)<br />
<br />
* Der Herr der Zeit (September 1999)<br />
<br />
* Das Kreuz. Zeichen Christi (Februar 2004)<br />
<br />
* Glauben feiern. Christliche Bräuche im ganzen Jahr (Oktober 2001)<br />
<br />
* [[Sakrament|Zeichen des Heils]] (September 2000)<br />
<br />
* Maria - Mutter der Kirche von Gerhard Stumpf, Ursula Bleyenberg, [[Viktor Josef Dammertz]], und Ludwig Gschwind von [[Initiativkreis katholischer Laien und Priester]] in d. Diözese Augsburg (30. November 2004)<br />
<br />
* Lob sei Dir, Christus [[Herder Verlag]], Freiburg (Broschiert - 1994)<br />
<br />
* Maria Dich lieben (mit der Gottesmutter durch Kirchenjahr; 143 Seiten) erhätlich bei [[Mediatrix-Verlag]]<br />
<br />
==Weblinks==<br />
*{{PND|119144026}}<br />
<br />
[[Kategorie:Theologen Deutschland|Gschwind, Ludwig]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Charles_de_Foucauld&diff=45130Charles de Foucauld2008-09-09T14:34:09Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>[[Bild:Charles de Foucauld..JPG |thumb|right|Charles de Foucauld]]<br />
Charles Eugène Vicompte de Foucauld (* [[15. September]] [[1858]] in Strassburg/Frankreich, + [[1. Dezember]] [[1916]]) war ein französischer Einsiedler, der in der Wüste Algeriens den Armen diente. Er wurde 2005 seliggesprochen.<br />
<br />
<br />
== Leben == <br />
<br />
Charles Eugène Vicompte de Foucauld wurde 1858 in Strassburg/Frankreich geboren. Nach dem Tod seiner Eltern (1864), eine der reichsten Adelsfamilien Frankreichs, von denen er einen Großteil erbte, wuchs er bei seinen Großeltern auf. <br />
<br />
Durch das große Erbe seiner Eltern hatte er Reichtum und Anerkennung, er führte ein ausschweifendes Leben und hatte keine große Beziehung zum zum christlichen Lebensstil. <br />
<br />
Sechs Jahre (ab 1876) diente er im Militärdienst als Offizier, ehe er sich in den Jahren 1883-1884 auf eine Reise nach Marokko begibt. <br />
<br />
Dort erfuhr er an den frommen Menschen den Glauben an Gott, welcher ihn von da an beeindruckte. Er ahnte, „dass es etwas Größeres und Wahreres geben musste jenseits der Geschäftigkeit der Welt".<br />
<br />
Durch diese Erfahrungen entstand auch sein Buch „Erkundungsfahrt durch Marokko“. <br />
<br />
In Paris lernt er später Abbé Huvelin kennen, den er bittet, ihm die christliche Religion nahezubringen. Abbé Huvelin forderte ihn zuerst jedoch auf, zu beichten. <br />
<br />
Charles’ Glaube an [[Jesus]] Christus wird vertieft und bald ändert sich vieles in seinem Leben. Er spürt den Ruf und tritt in den [[Orden]] der [[Trappisten]] ein, wo er von 1890 bis 1897 in Notre Dame de Neiges/Ardèche, sowie in Akbès (Syrien) seine [[Nachfolge]] lebt. <br />
<br />
Doch er vernahm immer deutlicher, dass seine [[Berufung]] eine andere sei. <br />
Einen Tag vor seiner ewigen [[Profess]] (1897) verlässt er den Orden und macht sich alleine auf dem Weg nach [[Nazareth]]. Dort lebte er drei Jahre lang in Einfachheit, mit Arbeit und Gebet, als [[Mönch]] in einem Kloster der [[Klarissen]]. <br />
<br />
Im Jahr 1901 wurde er zum [[Priester]] geweiht. <br />
Danach geht er nach Béni Abbès (Algerien), wo er eine [[Einsiedelei]] gründet. Doch sein Weg sollte ihn noch an andere Orte, zu anderen Menschen führen. 1905 ging Charles, der sich auch „Kleiner Bruder Karl von Jesus“ nannte, nach Tamanrasset zu den [[Tuareg]] im Hoggar-Gebirge, wo er den Armen und Bedürftigen hilft. <br />
<br />
Fünf Jahre später, 1910, baut er auf dem Assekrem eine neue Einsiedelei. <br />
Charles erlernte auch die Tuareg-Sprache und erstellte ein Wörterbuch. <br />
<br />
Die Gewalt des 1. Weltkrieges erreichte auch das Hoggar-Gebirge in der Sahara. <br />
Am 1. Dezember 1916 wurde Charles von aufständischen Männern, die nach Wertsachen und Waffen suchten überfallen und erschossen. <br />
<br />
[[Image:CharlesdeFoucauld.jpg|thumb|right|Charles de Foucauld]]<br />
== Kanonisation ==<br />
Seine Seligsprechung erfolgte am 13. November 2005 in Rom. <br />
<br />
== Gedenktag == <br />
Als Gedenktag ist ihm der 1. Dezember zugeordnet. <br />
<br />
== Ordensgründung == <br />
<br />
Durch die plötzliche Ermordung konnte Charles seinen Wunsch einen eigenen Orden zu gründen, nicht mehr nachkommen. Im Jahre [[1936]] gründete jedoch René Voillaume, auf den basiernden Grundlagen und Ideen Charles’, dessen Leben ihn faszinierte, die Gemeinschaft „[[Kleine Brüder Jesu]]“. Im Jahre 1939 wurden durch Magdeleine Hutin auch die „[[Kleinen Schwestern Jesu]]“ gegründet. Die Mitglieder der Gemeinschaft leben zumeist mitten unter den Menschen, zumeist in normalen Mietwohnungen und gehen ihren normalen Berufstätigkeiten nach. 1963 wurde dann die Gemeinschaft "[[Kleine Schwestern vom Evangelium ]]" gegründet. Innerhalb der geistlichen Familie Charles de Foucaulds leben sie ein kontemplativ-missionarisches Ordensleben mitten in der Welt und widmen sich vor allem der Evangelisierung der Armen und am Rande Stehenden. Es entstanden durch dieses Charisma auch einige Laien- sowie eine Priestergemeinschaft.<br />
<br />
== Gebete == <br />
<br />
Mein Vater, ich überlasse mich Dir. <br />
Mach mit mir, was Dir gefällt.<br />
<br />
Was du auch mit mir tun magst, ich danke Dir.<br />
Zu allem bin ich bereit, alles nehme ich an.<br />
Wenn nur Dein Wille sich an mir erfüllt<br />
und an allen Deinen Geschöpfen,<br />
so ersehne ich weiter nichts, mein Gott.<br />
In Deine Hände lege ich meine Seele;<br />
Ich gebe sie Dir, mein Gott,<br />
mit der ganzen Liebe meines Herzens,<br />
<br />
weil ich Dich liebe, und weil diese Liebe mich treibt,<br />
mich Dir hinzugeben, mich in Deine Hände zu legen,<br />
ohne Maß, mit einem grenzenlosen Vertrauen;<br />
denn Du bist mein VATER.<br />
<br />
''(Gebet der Hingabe von Charles de Foucauld)'' <br />
<br />
== Zitate == <br />
<br />
<br />
"Es gibt, glaube ich, im ganzen Evangelium kein Wort, das auf mich einen größeren Einfluss gehabt hat und das mein Leben auf tiefere Weise verändert hat als dieses: „All das, was ihr für den Geringsten meiner Brüder tut, habt ihr für mich getan.“ Wenn ich daran denke, dass diese Worte aus dem Mund Jesu, dem ewigen Worte Gottes stammen, und dass es derselbe Mund ist, der da sagt: „Dies ist mein Leib, ... dies ist mein Blut.“ Wie sehr sehe ich mich dann dazu berufen, Jesus vor allem in diesen Kleinen, den Geringsten zu suchen und zu lieben." <br />
<br />
"Jeder, der liebt, möchte dem Geliebten ähnlich werden; das ist das Geheimnis meines Lebens. Ich habe mein Herz an diesen Jesus von Nazareth verloren, der vor 1900 Jahren gekreuzigt worden ist; mein ganzes Leben lang versuche ich, ihm ähnlich zu werden."<br />
<br />
"Mit unserem ganzen Sein müssen wir das Evangelium von den Dächern rufen, in unserer ganzen Person soll Jesus lebendig sein, in unserem Handeln, in unserem Leben soll das Evangelium aufscheinen."<br />
<br />
"Das Evangelium lesen und immer wieder lesen, ohne Unterlass, um immer mehr den Geist, die Taten, die Worte, die Gedanken Jesu vor Augen zu haben, um zu denken, zu sprechen, zu handeln wie Jesus, um dem Beispiel und den Weisungen Jesu zu folgen."<br />
<br />
== Literatur ==<br />
*Rene Voillaume, Mitten in der Welt, Charles de Foucauld und seine kleinen Brüder, Herder-Bücherei 1960 ([[Imprimatur]] Freiburg im Breisgau, den 10. März 1955 Generalvikar Hirt)<br />
<br />
== Medien ==<br />
* Ter Tod des weißen Marabut, Dokumentarischer Sielfilm (DVD in Farbe) - Leben des Charles de Foucauld erhätlich bei [[Mediatrix-Verlag]].<br />
<br />
== Weblinks == <br />
* [http://www.charlesdefoucauld.org Charles de Foucauld (französische Seite)] <br />
* [http://www.charlesdefoucauld.de Charles de Foucald (deutsche Seite)] <br />
* [http://www.kleineschwesternjesu.net/ Kleine Schwestern Jesu von Charles de Foucauld]<br />
* [http://www.kleine-schwestern-vom-evangelium.org/ Kleine Schwestern vom Evangelium ]<br />
[[Kategorie:Selige]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Charles&diff=45129Charles2008-09-09T14:28:18Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Charles''' ist ein männlicher Vorname.<br />
<br />
'''Selige und Heilige'''<br />
* Hl. [[Charles de Foucauld]]<br />
<br />
'''Weitere Namensträger'''<br />
* [[Charles Journet]]<br />
* [[Charles Moeller]]<br />
* [[Charles Maurras]]<br />
<br />
'''siehe auch:''' [[:Kategorie:Heilige]] und [[:Kategorie:Selige]]<br />
<br />
{{Begriffsklärung}}</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Therese_von_Lisieux&diff=45128Therese von Lisieux2008-09-09T14:18:31Z<p>Albert: /* Literatur */</p>
<hr />
<div>[[Image:TheresevonLisieux.jpg|thumb|right| Thérèse Martin]]<br />
<br />
'''Thérèse de Lisieux''' (* [[2. Januar]] [[1873]] in Alençon, Frankreich; † [[30. September]] [[1897]] in Lisieux, Frankreich) war eine bekannte Karmelitin, die 1925 heilig gesprochen wurde und 1997 zur [[Kirchenlehrer]]in ernannt wurde.<br />
<br />
== Biographie ==<br />
<br />
Die Hl. ''Theresia von Lisieux'' [[OCD]] (auch: Therese vom Kinde Jesu und vom heiligsten Antlitz) wurde am 2. Januar 1873 als ''Thérèse Martin'' in Alencon (Normandie, Frankreich) geboren. Sie war die Tochter von Zélie und Louis Martin und das Jüngste von neun Kindern, fünf starben im Kindesalter. Vater und Mutter hatten sich in ihrer Jugend zu einem Ordensleben hingezogen gefühlt. Frau Zélie Martin leitete später 24 Jahre lang ein Unternehmen der Fabrikation von Alenconspitzen, Louis Martin widmete sich nach der Hochzeit ihrem Geschäft und gab seinen Beruf als Juwelier auf. <br />
<br />
Die hl. Therese trat, nach einer ungewöhnlich frommen Kindheit, 1888 bereits mit 15 Jahren in den [[Karmel]] von Lisieux ein. Anlässlich einer Rompilgerfahrt hat sie die Sondererlaubnis von Papst [[Leo XIII.]] zu erwirken versucht, der aber die letzte Entscheidung in der Zuständigkeit des Bischofs beließ. Dieser stimmte dem frühen Beitritt schließlich zu. Das klösterliche Leben verlief eher unauffällig, wiewohl Therese von ihrer Oberin zu besonderen Aufgaben herangezogen wurde, etwa in der Betreuung der Novizinnen. Zeitweilig war ihre leibliche Schwester zugleich ihre Oberin, bis die aristokratische frühere Oberin wieder die Leitung des Karmel übernahm. Im Auftrag beider fertigte sie mehrere Manuskripte über ihren geistlichen Weg an, die von ihren Schwestern nach ihrem frühen Tod redigiert herausgegeben wurde. <br />
<br />
=== Verehrung ===<br />
[[Image:ThLisieux.jpg|thumb|left|''Je ferai tomber une pluie des roses.'']]Am 30. September 1897 starb sie, nach einem langen Leidensweg, der mit ihrem Akt der Ganzhingabe vom 9. Juni 1895 begann, an Tuberkulose. Das unter dem Titel "''Histoire d'une ame''" 1898 herausgegebene Buch trat einen unvergleichlichen Siegeszug an, da es die christliche Wahrheit der Liebe neu für alle erschloss. Berichte von Hundertausenden von Gebetserhörungen machten als ihr "Rosenregen" die normannische Ordensfrau sehr rasch weltbekannt. Die ''Geschichte einer Seele'' ist das wohl meistverbreitete (geistliche) Buch französischer Sprache (außer der Bibel). <br />
<br />
[[Bild: Therese_von_Lisieux.JPG|thumb|right| Die heilige Therese vom KINDE JESU]]<br />
<br />
Bereits am 17. Mai 1925 wurde Therese durch Papst [[Pius XI.]] heiliggesprochen, der sie als "Stern seines Pontifikats" verehrte. Ihr Kult verbreitete sich zwischen den Kriegen weltweit; 1997 wurde sie zur [[Kirchenlehrer]]in ernannt, obwohl (oder weil) ihr schriftlicher Nachlass (nur) "etwa die Hälfte eines russischen Romans" umfasst (so: [[Jean Guitton]]). Sie ist Patronin der [[Mission]]en. Ihr Gedenktag ist am 1. Oktober. <br />
<br />
In Anlehnung an den "kleinen Weg" ihrer [[Spiritualität]] wird die Hl. Therese auch die "kleine Therese" genannt, die Hl. [[Theresia von Avila]] hingegen die "große Teresa".<br />
<br />
== Zitate von Therese von Lisieux == <br />
<br />
*"Ich werde meinen Himmel damit verbringen, auf Erden Gutes zu tun!"<br />
<br />
*"Im Herzen der Kirche, meiner Mutter, will ich Liebe sein."<br />
<br />
*"Im Himmel wird man nie einem gleichgültigen Blick begegnen, denn alle Auserwählten werden wissen, dass sie die Gnaden, mit deren Hilfe sie ihre Kronen erworben haben, einander verdanken."<br />
<br />
== Seligsprechung ihrer Eltern ==<br />
Die Eltern der [[Kirchenlehrer]]in [[Louis Martin]] und [[Zelie Martin]] werden am 19. Oktober 2008 in der Basilika Saint-Therese in Lisieux seliggesprochen.<br />
<br />
== Literatur == <br />
<br />
Auf deutsch:<br />
* Therese vom Kinde Jesus: ''Selbstbiographische Schriften''. Einsiedeln 1988, ISBN 3-265-10203-3<br />
* Geschichte einer Seele, Die Heilige von Lisieux erzählt aus ihrem Leben (Selbstbiografie; 247 Seiten) erhältlich bei [[Mediatrix-Verlag]].<br />
* Therese Martin: ''Briefe''. Leutesdorf 1976, ISBN 3-7794-0634-9<br />
* Therese Martin: ''Ich gehe ins Leben ein. Letzte Gespräche der Heiligen von Lisieux''. Leutesdorf 1998, ISBN 3-7794-0718-3<br />
<br />
== Sekundärliteratur ==<br />
<br />
*[[Waltraud Herbstrith]]: ''Therese von Lisieux'', München 1997. <br />
*[[Jean Guitton]]: ''Le génie de Thérèse de Lisieux'', Paris 1995.<br />
*Ingeborg Obereder: ''Therese – eine Freundin für immer'', Linz 2006. (Neuauflage)<br />
<br />
== Päpstliche Schreiben ==<br />
<br />
*[[Johannes Paul II.]], [[Apostolische Schreiben|Apostolisches Schreibens]] [[Divini amoris scientia]] zur Proklamation der heiligen [[Theresia]] vom Kinde Jesus und vom Heiligen Antlitz zur [[Kirchenlehrer]]in vom [[19. Oktober]] [[1997]] .<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
* {{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/t/therese_v_l.shtml}}<br />
* {{CathEnc|http://www.newadvent.org/cathen/17721a.htm}}<br />
* [http://www.theresevonlisieux.de/startseite.htm www.theresevonlisieux.de]<br />
* [http://www.theresienwerk.de/index.php?load=start www.theresienwerk.de]<br />
* {{Clairval|http://www.clairval.com/lettres/de/98/p2119816997.htm}}<br />
<br />
[[Kategorie:Heilige]]<br />
[[Kategorie:Kirchenlehrer]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Mariengebete&diff=45127Mariengebete2008-09-09T14:13:23Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Mariengebete''' sind Gebete zur Jungfrau und [[Gottesmutter]] [[Maria]].<br />
<br />
Die Gebete richten sich immer als Bitte an Maria. Sie möge Ihren Sohn bitten und wie ein Mama beim Vater Fürsprache einlegen. Diese Form des Gebetes findet sich in der Heiligen Schrift vorgebildet z.B. [[Ave Maria]] (Lk 1,28; 1,48;; ).<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* Marienlob, Andachten zur [[Gottesmutter]], B. Kühlen Verlag, erhältlich bei [[Mediatrix-Verlag]]<br />
<br />
* Mutter Gottes wir rufen zu Dir (Sammlung von Marienliedern; 183 Seiten) erhältlich bei [[Mediatrix-Verlag]]<br />
<br />
[[Kategorie:Mariengebete|!]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Leo_Scheffczyk&diff=45126Leo Scheffczyk2008-09-09T13:52:36Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Leo Kardinal Scheffczyk''' (*[[21. Februar]] [[1920]] in Beuthen (Oberschlesien), † [[8. Dezember]] [[2005]] in München) war katholischer Theologe im Fach [[Dogmatik]]. <br />
<br />
[[Image:Scheffczyk.jpg|thumb|left|Kardinal Leo Scheffczyk]]Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er 1938 in Breslau das Theologiestudium, das er drei Jahre später wegen Einberufung zum Wehrdienst unterbrechen musste. Nach Kriegsgefangenschaft in Norwegen nahm er in Freising wiederum das Studium auf und wurde am 29. Juni 1947 von Kardinal [[Michael Faulhaber]] in Freising zum [[Priester]] geweiht.<br />
<br />
Nach kurzer Kaplanstätigkeit in Grafing bei München arbeitete er als Subregens an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Königstein im Taunus, vollendete dort im Jahr 1950 seine Doktorarbeit in [[Kirchengeschichte]] und wirkte an dieser [[Priesterausbildung]]sstätte von 1952 bis 1959 als akademischer Lehrer. In dieser Zeit schrieb er unter der Leitung von Prof. Dr. [[Michael Schmaus]] seine Habilitationsschrift mit dem Titel: ''Das Mariengeheimnis in Frömmigkeit und Lehre der Karolingerzeit''. Nach sechsjähriger Lehrtätigkeit als Professor für [[Dogmatik]] in Tübingen wurde er 1965 zum Nachfolger von Michael Schmaus nach München berufen, wo er zwanzig Jahre lang anerkannt gründliche akademische Arbeit in Lehre und Forschung leistete.<br />
<br />
Auch nach seiner Emeritierung im Jahre 1985 setzte der Verstorbene sein unermüdliches Schaffen fort. Aus seiner Feder stammen über 1.200 Veröffentlichungen. Er war Mitglied der Päpstlichen Marianischen Akademie, der Päpstlichen Internationalen Theologischen Akademie und des Päpstlichen Rates für die Familie, ferner theologischer Berater der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Die [[Universität von Navarra]] verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Sein priesterliches Wirken zeichnete sich aus durch eine reichhaltige Vortrags- und Predigttätigkeit, aber auch durch Beratung und Hilfestellung in theologischen, geistlichen und persönlichen Fragen, sowie durch jahrzehntelange seelsorgliche Tätigkeit im Münchner Bürgerheim.<br />
<br />
Papst [[Johannes Paul II.]] erhob Scheffczyk, in Anerkennung seiner herausragenden theologischen Leistung, im Jahr 2001 zum Kardinal.<br />
<br />
== Literatur (Auswahl) ==<br />
*Maria, Mutter und Gefährtin Christi (360 Seiten; erhältlich bei [[Mediatrix-Verlag]]).<br />
*''Die Theologie und die Wissenschaften'', Aschaffenburg 1979.<br />
<br />
==Weblinks==<br />
*[http://www.daswerk-fso.org/home.html Homepage]<br />
*{{PND|118754254}}<br />
*{{BBKL|http://www.bautz.de/bbkl/s/s1/scheffczyk_l.shtml}}<br />
<br />
[[Kategorie:Kardinäle (verstorben)|Scheffczyk, Leo]]<br />
[[Kategorie: Theologen Deutschland|Scheffczyk, Leo]]<br />
[[Kategorie:Dogmatiker|Scheffczyk, Leo]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Kirchenjahr&diff=45125Kirchenjahr2008-09-09T13:49:00Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Als Kirchenjahr wird das [[Kalendarium]] der [[Kirche]] bezeichnet. Es beginnt am Vorabend zum 1. [[Advent]] und endet mit dem Samstag der 34. Woche im [[Jahreskreis]]. Unterschieden werden innerhalb des Kirchenjahres verschiedene Festkreise: [[Weihnachtsfestkreis]], [[Osterfestkreis]] und die allgemeine Kirchenjahreszeit, auch Zeit im Jahreskreis genannt.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
*[[Benedikt Baur]], Werde Licht !, Liturgische Betrachtungen an den Sonn- und Wochentagen des Kirchenjahres, Herder & Co. G.m.b.H. Verlagsbuchhandlung Freiburg im Breisgau 1942 (6. Auflage). Band I, Advents- und Weihnachtszeit; Band II. Osterfestkreis, Sonntag Septuagesima bis Pfingsten; Band III. Osterfestkreis, die Nachpfingstzeit (Jeweils mit [[Imprimatur]]).<br />
<br />
* [[Pius Parsch]], Das Jahr des Heiles, Klosterneuenburger Liturgiekalender, Verlag Volksliturgisches Apostolat Klosterneuenburg b. Wien, I. Band:: Weihnachtsteil; II. Band: Osterteil; III. Band: Nachpfingstteil (jeweils mit [[Druckerlaubnis]] d. erb. Ordinariates Wien vom 28.8.1937, Z. 6768).<br />
<br />
*[[Gabriel AS. Maria Magdalena]], Geheimnis der Gottesfreundschaft, Betrachtungen über das innere Leben für alle Tage des Jahres, Lins-Verlag, A-6804 Feldkirch; Erster Band: vom ersten Sonntag im [[Advent]] bis zum Karsamstag: Zweiter Band: vom Ostersonntag bis zum Sonntag nach [[Pfingsten]]; Dritter Band: vom zehnten bis zum letzten Sonntag nach Pfingsten (jeweils mit [[Imprimatur]] Freiburg im Breisgau)<br />
<br />
*Aemilia Löhr, Das Herrenjahr, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1955 (6. Auflage; [[Imprimatur]] Ratisbonae, die 28 Januarii 1955 J Baldauf Vic. Gen)<br />
<br />
* [[Ludwig Gschwind]], Maria Dich lieben (mit der Gottesmutter durch Kirchenjahr; 143 Seiten) erhätlich bei [[Mediatrix-Verlag]].<br />
<br />
[[Kategorie: Kirchliches Festjahr|!]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Ludwig_Gschwind&diff=45124Ludwig Gschwind2008-09-09T13:47:07Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Ludwig Gschwind''' (*[[1940]]) ist Landpfarrer und [[Dekan]] im Dekanat Krumbach. Er ist ständiger Mitarbeiter bei mehreren Zeitungen und Zeitschriften. Er ist regelmäßiger Referent bei [[Radio Horeb]] und mehrmaliger Referent bei der [[Theologische Sommerakademie Augsburg|Theologischen Sommerakademie Augsburg]].<br />
<br />
Gschwind wuchs in Nördlingen, Diözese Augsburg, auf. Er studierte [[Philosophie]] und [[Theologie]] an der Hochschule der Diözese in Dillingen an der Donau. 1968 erhielt er die [[Priesterweihe]] und wurde nach seinen Kaplansjahren in Augsburg und Weißenhorn [[Pfarrer]] in Balzhausen und Mindelzell. Seit 1985 ist er Dekan im Dekanat Krumbach. Er ist ständiger Mitarbeiter bei mehreren Zeitungen und Zeitschriften. Bekannt sind seine Buchveröffentlichungen im [[St. Ulrich Verlag]] Augsburg, die aus der Praxis seines priesterlichen Dienstes gewachsen sind.<br />
<br />
==Buchveröffentlichungen im [[St. Ulrich Verlag]] Augsburg ==<br />
<br />
* „Die [[Heilige Messe]] – Symbole, Farben, Handlungen“, „Heiliger Geist – Gaben, Tröstungen, Früchte“.<br />
<br />
* Die Heilige Messe mitfeiern (Januar 2006)<br />
<br />
* Perlen für [[Maria von Nazareth|Maria]]: Die Kraft des Rosenkranzes (Juni 2008)<br />
<br />
* Maria, dich lieben (Juni 2007)<br />
<br />
* [[Heiliger Geist]]. Gaben, Tröstungen, Früchte (Mai 2002)<br />
<br />
* Bitte für uns! Geschichten um [[Heilige]] und ihre Patronate (Juli 2002)<br />
<br />
* Geheimnis des [[Glaube]]ns (1996)<br />
<br />
* Der Herr der Zeit (September 1999)<br />
<br />
* Das Kreuz. Zeichen Christi (Februar 2004)<br />
<br />
* Glauben feiern. Christliche Bräuche im ganzen Jahr (Oktober 2001)<br />
<br />
* [[Sakrament|Zeichen des Heils]] (September 2000)<br />
<br />
* Maria - Mutter der Kirche von Gerhard Stumpf, Ursula Bleyenberg, [[Viktor Josef Dammertz]], und Ludwig Gschwind von [[Initiativkreis katholischer Laien und Priester]] in d. Diözese Augsburg (30. November 2004)<br />
<br />
* Lob sei Dir, Christus [[Herder Verlag]], Freiburg (Broschiert - 1994)<br />
<br />
* Maria Dich lieben (mit der Gottesmutter durch Kirchenjahr; 143 Seiten) erhätlich bei [[Mediatrix-Verlag]]<br />
<br />
==Weblinks==<br />
*{{PND|119144026}}<br />
<br />
[[Kategorie:Theologen Deutschland|Gschwind, Ludwig]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Wunder&diff=45123Wunder2008-09-09T09:38:16Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>'''Wunder''' ist ein von [[Gott]] unmittelbar durch [[Engel]] oder Menschen (Heilige) gewirkter übernatürlicher Vorgang, für den entweder alle geschaffenen Kräfte schlechthin unzureichend sind (z. B. eine Totenerweckung) oder der nur die innerweltlichen Naturkräfte, und zwar entweder<br />
schlechthin oder in der Art, in der er sich vollzieht (z. B. eine plötzliche Heilung auf ein bloßes Wort hin), übersteigt. Das Wunder ist darum seiner Natur nach ein Zeichen, dass Gott handelt, und kann darum als Erkenntniszeichen (Kriterium) der [[Offenbarung]] dienen, wenn es<br />
feststeht, dass es von Gott zur Bestätigung der Offenbarung gewirkt ist. Das ist z. B. der Fall bei der [[Auferstehung]] [[Christi]], auf die Jesus sich vorher ausdrüktlich als Zeichen seiner göttlichen Sendung berufen hatte. Wunder im weiteren Sinne, die nicht alle geschaffenen Kräfte übersteigen, können sowohl von den Engeln wie von den bösen Geistern ([[Teufel]]) gewirkt werden und können deshalb nur aus dem Ziel und den Umständen richtig beurteilt werden. Die Wunder als Ausnahme von der Auswirkung der allgemeinen Naturgesetze stehen nicht mit der<br />
[[Weisheit]] und Unveränderlichkeit Gottes im Widerspruch, da er sie als absoluter Herr der Naturordnung von Ewigkeit her beschlossen hat.<br />
<br />
Gemäß der Verheißungen des [[Prophet]]en [[Jesaja]] ist das Auftreten des [[Messias]] an seinen '''Zeichenhandlungen''' und Wundern erkennbar. <br />
<br />
''"Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein: blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien."'' (Jes 42,6b-7) Als der [[Johannes der Täufer]] unsicher in der Beurteilung des Wirkens [[Jesus Christus|Jesu]] ist, schickt er seine Jünger zu ihm. Jesus lässt Johannes ausrichten: ''"Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet."'' (Mt 11,5) Jesu Wunder- und Zeichenhandlungen und seine Lehre gehören untrennbar zusammen. Die Wunder sind eine Veranschaulichung seiner Lehre.<br />
<br />
Auch in der heutigen Zeit treten immer noch Wunder auf, vor allem an Wallfahrtsorten (z.B. sind in [[Lourdes]] rd. 7000 dokumentiert, aber nur ca 67 offiziell approbiert). Bevor ein solches Wunder von der katholischen Kirche ''anerkannt'' wird, muss erst geprüft werden, ob keine einfache wissenschaftliche Erklärung vorliegt. In der heutigen Lesart ist ein Wunder dann eingetreten, wenn ein Vorkommnis auf natürliche Weise nicht erklärt werden kann.<br />
<br />
Auch im Zusammenmhang mit der Verehrung vieler Heiliger wird von Hunderttausenden von [[Gebet]]serhörungen berichtet (etwa bei [[Therese von Lisieux]] oder [[Pater Pio]]), darunter auch viele Wunder. Allerdings ist die Zahl der Wunder ''im Verhältnis zu den Bitten der Menschen'' immer klein, da diese nunmal ''Zeichen'' der Gottesherrschaft sind; diese ist aber ''[[Gottesherrschaft]]'' und nicht "Serviceagentur".<br />
<br />
Zur Heiligsprechung einer Person wird von der Kirche ein Wunder verlangt.<br />
<br />
'''siehe auch:''' [[Eucharistisches Wunder]]<br />
<br />
=== Literatur ===<br />
<br />
*[[Wilhelm Schamoni]], ''Wunder sind Tatsachen'', 1971.<br />
<br />
[[Kategorie:Theologie]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Eucharistisches_Wunder&diff=45122Eucharistisches Wunder2008-09-09T09:36:02Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Ein '''eucharistisches [[Wunder]]''' bestätigt die [[Transsubstantiation|Wesensverwandlung]] des Brotes und des Weines in den [[Eucharistie|Leib]] und das [[Kostbares Blut Jesu Christi|Kostbare Blut Jesu Christi]] in der [[Heilige Messe|Heiligen Messe]]. Das verwandelte Brot wird - z.B. beim Eucharistischen Wunder von [[Lanciano]] - zu Fleisch (Herzmuskel), der Wein zu rötlichem Blut. Bei anderen Eucharistischen Wundern wurden auch andere übernatürliche Ereignisse beobachtet und bezeugt. <br />
<br />
Eucharistische Wunder gelten hier als '''Bestätigung des katholischen, bzw. biblischen Eucharistieverständnisses''', da sich hierbei die Substanz des Brotes oder Weines verwandelt. Das Wunder von [[Lanciano]] ist wohl das bekannteste Eucharistische Wunder.<br />
<br />
== Literatur ==<br />
*Maria Haesele, Eucharistische Wunder aus aller Welt, [[Christiana Verlag]] Stein am Rhein [http://www.christiana.ch/abashop?i=8g8FhNQFPDyTxsgFXd7d&s=18&p=productdetail&sku=73] (3. Auflage; [[Imprimatur]] Dr. Josef Capmany, Vicario Episcopal), ISBN 3-7171-0645-7 <br />
* Franz Weiss, Gottes Blut (192 Seiten) erhältlich beim [[Mediatrix-Verlag]].<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://web246m.dynamic-kunden.ch/maria/eucharistische.wunder.html Eucharistische Wunder]<br />
<br />
[[Kategorie:Eucharistische Wunder|!]]<br />
[[Kategorie:Eucharistie]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Liebe&diff=45121Liebe2008-09-09T09:08:38Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>{{Vorlage:Leiste Die göttlichen Tugenden}}<br />
{{Vorlage:Leiste Die zwölf Früchte des Heiligen Geistes}}<br />
<br />
Die '''Liebe''' und der Tod sind die großen Geheimnisse menschlicher Existenz, "aufgeklärt" durch Jesus Christus. Christliche oder vollkommene Liebe ist seither die [[Tugend]], durch die wir, in der Kraft des Heiligen Geistes, Gott um seiner selbst willen zu lieben vermögen. <br />
<br />
== Begriff ==<br />
Die Regungen der Liebe sind das Wohlgefallen und das Wohlwollen. Das Wohlgefallen findet an dem guten und unendlich vollkommenen Gott gefallen. Aus ihm heraus fliesst Wohlwollen, indem man alles erhalten und fördern will, was Gott freut. Ausdruck wohlwollender Gesinnung gegen Gott sind das Lob Gottes, die Erfüllung von Gottes [[Dekalog|Geboten]] und Ratschlägen und die Sorge, dass auch andere Gottes Willen tun wollen. Die Kirche kennt die zwei Gebote der Liebe, die sie zu den [[Formeln der katholischen Lehre]] zählt.<br />
<br />
Die Liebe gehört zu den drei göttlichen Tugenden: [[Glauben | Glaube]], [[Hoffnung]] und Liebe. [[Thomas von Aquin]] bezeichnet die Liebe sogar als die "Königin der Tugenden", der [[Gregor der Grosse]], als die Mutter und Hüterin aller Tugenden; denn im Unterschied zu Glaube und Hoffnung, deren Wachstum durch die Schau Gottes in der ewigen Seligkeit (''visio beatifica'') eine Grenze gesetzt ist, kann die Liebe gleichsam bis ins Unendliche in der Ewigkeit weiterwachsen.<br />
<br />
Die wahre Gottesliebe schützt den gläubigen Menschen vor Niedergeschlagenheit und irdischer Trauer.<br />
<br />
Die [[Römisch-Katholische Kirche]] kennt Liebe als die erste Frucht des [[Heiliger Geist|Heiligen Geistes]] (Quelle: Kompendium Katechismus der Katholischen Kirche, [[KKKK]]).<br />
<br />
=== Liebe als Wesen Gottes===<br />
Gott "hat" nicht die Liebe, Er '''ist''' die Liebe – die Basis dafür ist die Eigenschaft [[Gott]]es, in Sich selbst [[Dreifaltigkeit|dreifaltig]] zu sein, denn nur dadurch kann Er in Sich selbst Liebe sein.<br />
Der [[Gott_Vater|Vater]] ist die Hingabe die den Anfang macht, der [[Jesus|Sohn]] ist die Liebe die antwortet, der [[Heiliger_Geist|Hl. Geist]] ist die Liebesfülle des Vaters und des Sohnes die überfließt. Jede Form der menschlichen Liebe ist schon eine (zumindest natürliche) Antwort auf die Liebe Gottes. <br />
<br />
Vater, Sohn und Heiliger Geist ist Liebe auf "Augenhöhe", auf gleicher Ebene. Ähnlich möchte Gott auch uns führen: Er lädt uns ein, Ihn in dieser Weise zu lieben – das ist nur möglich durch das Überfließen des Heiligen Geistes auf uns, der uns übernatürlich auf die Ebene der (geschaffenen) Sohneswürde anhebt. Die natürlichweise unterscheiden wir drei Formen der Liebe: [[Eros]], [[Philia]] und [[Agape]] bzw. [[Agape|Caritas]]<br />
<br />
===Gottesliebe - Nächstenliebe - Selbstliebe===<br />
Nicht immer in der Geschichte unseres Glaubens wurde auf eine rechte Ausgewogenheit der drei Ausrichtungen der Liebe Wert gelegt, obwohl es sich hier um das [[Hauptgebot]] handelt. <br />
<br />
''Luk. 10:27 Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. '' <br />
<br />
Die Liebe Gottes ([[Agape|Caritas]]), die uns bedingungslos und unverdient geschenkt ist, macht uns nicht nur fähig Ihn zu lieben sondern auch, uns selbst anzunehmen; und da Gott uns liebt, dürfen wir uns selbst auch in gebührender Weise lieben. Selbst-Liebe darf man jedoch nicht mit Selbst-Sucht, Egoismus, verwechseln. Eine erste Grunderfahrung der Liebe stellt die Liebe der Eltern dar. Sie ist in hohem Maße Basis für eine gesunde menschliche Entwicklung. Selbst die Wissenschaft hat erkannt, dass Kinder, denen die elterliche Liebe komplett vorenthalten wurde (Heimkinder in kommunistischen Ländern) nicht lebensfähig sind.<br />
<br />
Was man selbst nicht mag, mag man auch nicht verschenken: Erst wenn man sich selbst auch in der eigenen Fehlerhaftigkeit angenommen hat, ist man fähig, sich zu verschenken in der Liebe zu einem "Du", und weiter dann in der sich schenkenden Liebe zum Nächsten, die nicht mehr auf eine Gegenleistung wartet, die [[Agape|Caritas]] ist. Dazu wiederum müssen wir immer offener werden für die Liebe Gottes, die dann in uns und durch uns wirkt. Gott wird dann weiters jede Liebestat, die wir dem Nächsten tun, annehmen, als sei sie für Ihn getan worden. Im Tun der Nächstenliebe werden wir auch selbst wiederum mit der Liebe Gottes beschenkt, die unser Leben immer reicher macht.<br />
<br />
Im Volksmund gängig ist auch der Begriff der "Helfenden Liebe", den sich die Kaiserswerther Schwestern zum Wahlspruch machten. Für [[Benedikt XVI.]] wird die hingebende Liebe als Agape bezeichnet; die Liebe dessen, der ausschließlich das "Wohl des anderen" sucht.<br />
<br />
==Biblische Hinweise==<br />
"Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer." (Ho 6,6).<br />
<br />
== Literatur ==<br />
* [[Papst]] [[Benedikt XVI.]] Erste [[Enzyklika]] [[Deus caritas est]] (Gott ist die Liebe) vom 25. Dezember 2005.<br />
* Giafranco Ravasi, ''Über die Liebe'', Verlag Neue Stadt München (124 Seiten)<br />
<br />
'''siehe auch:''' [[Gebote der Liebe]]<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
* [http://www.gloria.tv/?video=xcpfilwiyxuix25chwxm Gloria.tv Hymnus Ubi caritas von Deflué]<br />
<br />
* [http://www.gloria.tv/?video=nikmhj1r414j6mzk4w7p Gloria.tv, Hymnus Ubi caritas]<br />
<br />
[[Kategorie:Früchte des Heiligen Geistes|!01]]<br />
[[Kategorie:Tugenden]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Vorlage:Hauptseite/Gew%FCnschte_Artikel&diff=451202008-09-09T08:46:34Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>[[Corpus thomisticum]]<br />
- [[Directorium catecheticum generale]]<br />
- [[Mitleid|Compassio]]<br />
- [[Deutscher Orden]]<br />
<br />
<br />
<noinclude><div align="right">[[Kathpedia:Kirchenrecht|weitere]]</div></noinclude></div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Islam&diff=45119Islam2008-09-09T08:40:21Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Der '''Islam''' als eine der großen [[Weltreligion]]en geht auf den Propheten Mohammed (* [[571]] in Mekka; † [[8. Juni]] [[632]] in Medina) zurück. Dabei existieren heute zwei Hauptrichtungen, der sunnitische und der schiitische Islam.<br />
<br />
==Ursprung==<br />
Die islamische Religion verwertet Quellen aus dem [[Altes Testament|Alten]] und dem [[Neues Testament|Neuen Testament]], stellt jedoch als einzigartige und endgültige Offenbarung Gottes jene heraus, die - wie Moslems glauben - an den Propheten Mohammed ergangen ist. Der Koran als heiliges Buch des Islam ist gemäß verbreiteter muslimischer Auffassung eine gleichsam vom Himmel gefallene Offenbarung Gottes, die in keiner Weise hinterfragt werden darf.<br />
<br />
==Lehre==<br />
Der Islam lehrt einen starren [[Monotheismus]]; der christliche Glaube an die [[Dreifaltigkeit]] wird als angebliche Vielgötterei abgelehnt. Der Moraltheologe Anselm Günthör geht dabei davon aus, dass der Islam die Trinität missdeutet (vgl. "Sind alle Religionen gleich?").<br />
<br />
Der Islam ruht auf "fünf Säulen":<br />
* Glaubensbekenntnis (Schahada): "Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet." <br />
* Gebet (Salat): fünfmal täglich in Richtung Mekka <br />
* Almosen (Zakat): eine Gabe bzw. eine Steuer für die Bedürftigen und Notleidenden<br />
* Fasten (Saum): Der Islam kennt den Fastenmonat Ramadan<br />
* Pilgerreise (Hadsch): Wallfahrt nach Mekka; mindestens einmal im Leben<br />
<br />
Wer all dies befolgt, gilt als guter Muslim.<br />
<br />
==Gesellschaftspolitische Dimension==<br />
Das Verhältnis des Islam zur Gewalt ist bis in die Gegenwart nicht durch Gegenstand theoretischer Kontroverse (Stichwort "Heiliger Krieg"), sondern gibt aufgrund der Militanz radikalislamischer Gruppen auch des öfteren Anlass zu kriegerischen und terroristischen Auseinandersetzungen.<br />
<br />
==Zitate==<br />
*''"Der Schöpfer der Himmel und der Erde, woher sollte Er ein Kind haben, wo Er keine Gefährtin hat?"'' (Sure 6,101)<br />
<br />
== Literatur ==<br />
<br />
*Murad W. Hofmann, Der Koran. Das heilige Buch des Islam, ISBN 978-3424014983 <br />
*Henryk M. Broder, Hurra, wir kapitulieren! Von der Lust am Einknicken, ISBN 978-3937989204 <br />
*Ergun M. Caner, Leben hinter dem Schleier, Frauen in der Welt des Islam, ISBN 978-3894379940<br />
*Mark A. Gabriel, Islam und Terrorismus, ISBN 3-935197-39-X <br />
<br />
==Weblinks==<br />
*[http://www.die-tagespost.de/Archiv/titel_anzeige.asp?ID=35461 Hohe Persönlichkeiten des Islam laden Christen zur Zusammenarbeit ein - ein Bericht der "Tagespost"]<br />
*[http://www.kathtube.com/mediadetails.php?key=24ce3738f6650239a9df KATHTUBE: Zeugnis einer iranischen Konvertitin, die katholische Christin wurde]<br />
<br />
<br />
[[Kategorie: Islam|!]]</div>Alberthttps://www.kathpedia.de/index.php?title=Loretto-Gemeinschaft&diff=45118Loretto-Gemeinschaft2008-09-09T08:38:19Z<p>Albert: </p>
<hr />
<div>Die '''Loretto-Gemeinschaft''' startete 1987. Drei Studenten trafen sich, nach einer [[Wallfahrt]] zum Bosnischen Marienwallfahrtsort [[Medjugorje]], in einer Studenten-WG in Wien regelmäßig zum [[Gebet]]. Sie beteten den [[Rosenkranz]], sangen [[Lobpreis]]lieder und vertrauten [[Gott]] in freien Gebeten ihren Dank und ihre Bitten an. Dieser Gebetskreis wuchs schnell, und bald wurden auch in anderen Städten Österreichs solche Loretto-Gebetskreise gegründet.<br />
<br />
Im laufe der Zeit entwickelte sich bei vielen Gebetskreis Besuchern der Wunsch nach mehr Verbindlichkeit und Gemeinschaft im geistlichen Leben. Daraus entstand die Loretto-Gemeinschaft. Heute betreibt die Loretto Gemeinschaft verschiedene Apostolate, das sind Aufgaben wie z.B.: Gebetskreise, Familiensonntage, Abende der Barmherzigkeit, Fest der Jugend zu [[Pfingsten]] in Salzburg, usw. <br />
<br />
Der Name [[Loretto]] kommt vom italienischen Wallfahrtsort Loreto in deutscher Schreibweise. Dort steht das Haus von Nazareth in dem [[Josef von nazareth|Josef]], [[Gottesmutter|Maria]] und [[Jesus]] gelebt haben. Es soll auch das Haus gewesen sein, in dem der Engel Gabriel die Geburt Jesu an Maria verkündet hat. <br />
<br />
Die Loretto Gemeinschaft will in ihren Apostolaten Räume schaffen, in denen Menschen Gott begegnen können, und so wie Maria, Ja sagen können zum Willen Gottes. Die Mitglieder der Loretto Gemeinschaft leben „mitten in der Welt“, sie gehen ihren normalen Berufen nach, so wie auch die Heilige Familie in Nazareth gelebt hat. Sie verpflichten sich zu einem verbindlicheren Gebetsleben, zu einem Leben in Gemeinschaft, das als Kern die regelmäßigen Treffen in den Hausgemeinschaften hat, und zu einer Teilnahme an den Apostolaten.<br />
<br />
Die Loretto Gemeinschaft ist eine katholische Laienbewegung in Österreich. Die kirchliche Anerkennung wird angestrebt.<br />
<br />
== Weblinks ==<br />
<br />
[http://www.loretto.at Homepage]<br />
<br />
[http://www.duc-in-altum.net/ Duc in Altum]<br />
<br />
[[Kategorie:Movimenti]]</div>Albert